MQ Management und Qualität

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Offizielles Organ der SAQ Swiss Association for Quality | www.saq.ch

07/2020| CHF 14.30 / € 13,50

Das Magazin für integrierte Managementsysteme

Erfolgreiche Produktentwicklung 07 Smarte Technologien für den Energiemarkt 18 Krisen-Check: Empfehlungen von Risikoforschern 22

Bild: Federico Beccari/Unsplash

Leitfaden: Prädiktive Wartungssysteme 26

Frische Strategien für die Energiewirtschaft


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INHALT/APROPOS

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Covid-19 und die Qualität von Bildung

Flash «Requirements Engineering ist Enabler für Qualität» Thomas Berner

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Business Excellence Know-how für erfolgreiche Produktentwicklung Christoph Wolf Schlüssel zu agilen Geschäftsprozessen Peter Acél Wie es mit der Mitarbeiterführung nach dem Lockdown weitergeht Joachim Simon

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Branchenfokus Per Smartphone sicher durch die Energienetze René Meier Die Smart Grid Roadmap des BFE Michael Merz

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SAQ/SAQ-Qualicon ag Verbandsnachrichten

Stromhandel unter Nachbarn Marcel Hegetschweiler

Ein erstes Zwischenresümee nach drei Monaten fällt positiv aus. Die Lernkurve auf beiden Seiten war enorm. Und besonders schön bei all diesen Herausforderungen war die unterstützende und fehlerfreundliche Kultur, die das Voneinanderlernen auf unseren digitalen Expeditionen ins Zentrum gestellt hat. Diese gilt es weiterhin zu pflegen, um die Qualität digital unterstützter Lehr-/Lernprozesse kontinuierlich weiterzuentwickeln. Für die Zukunft stellen sich nun spannende Fragen aus diesem Lernfeld: Was macht die Qualität von Präsenz- und was die Qualität von digitalem Unterricht aus? Und zu welchem Preis würden wir auf welche Dinge verzichten? Hier gilt es genau hinzuschauen, was wir künftig über Bord werfen und was wir weiter beibehalten wollen, weil es massgeblich zur Qualität von Bildung beiträgt und weil es uns dies wert ist.

I–VIII

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Risiken managen Krisen: Empfehlungen von Risikoforschern 22 Michael Merz Aus Fehlern lernen Von Jens O. Meissner

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Qualität sichern Leitfaden zur Entwicklung vorausschauender Wartungssysteme Pressedienst RWTH Aachen

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Un guide de développement de systèmes de maintenance prévisionnelle 27 RWTH Aix-la-Chapelle Kontinuierliche Konformität Perdita Backes und Gerd Paulus

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Weiteres ... Szene Marketplace Produktenews Agenda/Impressum

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Covid-19 hat die digitale Transformation vielerorts immens beschleunigt. Für uns als Hochschule stand die digitale Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen im Fokus, wobei Letzteres bei Weitem kein neues Thema ist. Nur blieb dieses Mal einfach keine Wahl, ob und wann welche digitalen Medien eingeführt werden und dies zudem unter höchstmöglichem Zeitdruck. Ob Dozierende, Studierende oder Weiterbildungsteilnehmende, wir waren alle gefordert, uns nicht nur in viele neue IT-Tools und -Systeme einzuarbeiten, sondern via digitale Medien auch eine bereichernde Lernumgebung zu schaffen, trotz Distanz den Kontakt zu halten und die Interaktion mit und unter den Studierenden zu pflegen.

Branchenfokus Was bringen BlockchainTechnologien dem Energiemarkt? Alexandre Juncker, SNV

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Martina Zölch SAQ-Vorstandsmitglied und Leiterin Institut für Personalmanagement und Organisation an der Fachhochschule Nordwestschweiz


4 FLASH

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Internationale Konferenz «RE’20» in Zürich

«Requirements Engineering ist Enabler für Qualität» Vom 31. August bis zum 4. September findet in Zürich die 28. International Requirements Engineering Conference (RE’20) statt. Vertreter aus Wissenschaft und Industrie treffen sich dort zu einem fachlichen Austausch in einer Disziplin, die einer fehlerarmen Entwicklung immer komplexerer Systeme dient. Thomas Berner

Requirements Engineering ist gemäss IREB (International Requirements Engineering Board) das systematische Spezifizieren und Verwalten von Anforderungen mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Interesseneigner (Stakeholder) zu verstehen und das Risiko zu minimieren, ein System zu entwickeln, welches diese Bedürfnisse nicht erfüllt. Die erfolgreiche Entwicklung und Evolution von Systemen oder Produkten hängt letztlich davon ab, dass man sich vorher Gedanken macht, welche Anforderungen zu erfüllen sind, und überprüft, ob das System die Bedürfnisse auch wirklich abdeckt. Wir sprachen darüber mit Prof. Dr. Samuel Fricker (Fachhochschule Nordwestschweiz) und Prof. Dr. Martin Glinz (Universität Zürich), welche die diesjährige Konferenz, an der sich auch die SAQ beteiligt, präsidieren. Herr Fricker, Herr Glinz: Weshalb kommt dem Requirements Engineering eine derartige Bedeutung zu? Martin Glinz: Requirements Engineering ist eigentlich eine Massnahme des Risikomanagements. Es geht darum, zu verhindern, dass man ein falsches Produkt entwickelt. Das heisst, man muss sich im Vorfeld Gedanken machen, was man eigentlich entwickeln will, um den Anwendern überhaupt einen Nutzen vermitteln zu können. Dies spielt auch in der agilen Produktentwicklung eine grosse Rolle, wenn nicht zu viele Iterationen am Schluss

nur für den Papierkorb bestimmt sein sollen. Natürlich besteht auch eine enge Verzahnung mit dem Qualitätsmanagement: Requirements Engineering ist der Enabler für Qualität. Samuel Fricker: Requirements Engineering erlebe ich als Werkzeug für Innovation. Oft wird Innovation angestossen, um mit neuen Ansätzen bestimmte Qualitäten von Dienstleistungen oder Produkten zu verbessern. Derzeit arbeite ich etwa an einem Projekt, das Cybersicherheit so weit vereinfacht, dass auch IT-ferne Kleinstunternehmen damit umgehen können. Im Zentrum unserer Arbeit steht dabei das Gestalten von leichtgewichtigen Schnittstellen und Abstimmen von Anforderungen mit verschiedenen Akteuren, um die Sicherheit dieser Unternehmen trotz bzw. dank der Einfachheit der Lösung gewährleisten zu können. Wo liegen derzeit die besonderen Herausforderungen ans Requirements Engineering? Martin Glinz: Die besonderen Herausforderungen fallen dort an, wo verschiedene Anforderungen zusammenkommen. Das sehen wir etwa im klassischen Systems Engineering: Dieses ist zusehends Software-getrieben. Requirements Engineering hat im Systems Engineering schon immer eine Rolle gespielt. Mit der Digitalisierung nimmt die Komplexität der Systeme erheblich zu, und damit auch die Bedeutung des Requirements Engineering. Samuel Fricker: Es geht auch um die Interaktion zwischen den Menschen und Syste-

Bild: zVg

Prof. Dr. Martin Glinz, emeritierter Professor und Leiter der Requirements Engineering Research Group am Institut für Informatik der Universität Zürich.

men. Das Beobachten solcher Interaktionen, kombiniert mit Feedback der Nutzer, lässt neue Möglichkeiten entstehen, die Nutzung von Systemen besser zu verstehen und daraus zu lernen. Es ist eine neue Generation von Software-basierten Dienstleistungen entstanden, welche mit solchem datengetriebenen Requirements Engineering ganze Industrien verändert haben. Zur Konferenz RE’20: Weshalb findet diese nun in Zürich statt? Weil die Schweiz besonders führend ist im Bereich Requirements Engineering? Martin Glinz: Der Veranstaltungsort wechselt im Turnus zwischen Amerika, Europa und dem Rest der Welt. Dieses Jahr ist Europa an der Reihe. Der Lenkungsausschuss der REKonferenz holt jeweils von möglichen Organisatoren Offerten ein. Wir wurden vor zwei Jahren angefragt und erhielten Ende 2018 den Zuschlag für die diesjährige Konferenz. Ein langer Vorlauf, der jetzt quasi auf der Zielgeraden durch Corona massiv gestört worden ist? Martin Glinz: In der Tat. Wir stellten rasch fest, dass eine Verschiebung auf einen späteren Termin keine sinnvolle Option ist. Wir haben dann entschieden, am vorgesehenen Termin festzuhalten und je ein Szenario für eine virtuelle und eine hybride Konferenz zu entwickeln – je nachdem, was die Bestimmungen des Bundes dann zulassen. Aktuell zeichnet sich eine Hybrid-Konferenz mit physischen und virtuellen Anteilen als die wahrscheinliche Lösung ab. Samuel Fricker: Die Nutzung des digitalen Kanals hat den Vorteil, dass wir damit


Wen trifft man nun an der RE’20 und um welche Themen geht es konkret? Martin Glinz: Die Konferenz ist ein Treffpunkt sowohl für die akademische Community im Requirements Engineering (RE) wie auch für RE-Praktiker in der Industrie. Für Industriefachleute führen wir einen eigenen Industrietag mit hochkarätigem Programm durch. Samuel Fricker: Die RE’20 richtet sich an Personen, die in irgendeiner Form in Requirements Engineering involviert sind. Sie

ist aber keine «Grundausbildung» in diesem Gebiet, sondern möchte topaktuelles Wissen im RE verbreiten und die Praxis mit neuen Ideen stimulieren, auch für IREB-zertifizierte Personen. Der Industrietag (Programm siehe S. 9, Anm. d. Red.) baut auf den Ideen des ehemaligen RE-Forums der SAQ auf. Können Sie schon einen Ausblick auf einige Highlights der Konferenz geben? Martin Glinz: Das Motto lautet «Requirements Engineering for a Digital World». Danach richten sich auch die diesjährigen Keynote-Speaker. Samuel Fricker: Wir werden viel über Machine Learning hören und erfahren, wie sich Requirements Engineering im Zeitalter der künstlichen Intelligenz verändert. Es geht auch um den Umgang mit neuen Herausforderungen, etwa wenn sich Systeme gegenüber gewissen Nutzergruppen unfair verhalten. Es rücken also neue Fragen in den Fokus, wo es auch um die Ethik geht.

Bild: zVg

auch Leute erreichen, die wir mit einer physischen Tagung nicht erreichen können. Das physische Treffen ermöglicht Networking. Mit dem digitalen Kanal sind wir erreichbar für Requirements-Engineering-Fachleute und Business-Analysten, die nicht reisen können. Auch prüfen wir Video-Blogs und Diskussionsforen, die auch über die Veranstaltung hinaus genutzt werden und das Weiterentwickeln des Requirements Engineering ermöglichen.

Dr. Samuel Fricker, Stellvertretender Leiter des Instituts für Interaktive Technologien an der FHNW und Dozent für Requirements Engineering.

Martin Glinz: Entsprechend interdisziplinär sind auch die Keynotes ausgewählt. Es geht um Ethik und Innovation bis hin zu technischen Vorträgen, etwa zur Agilität der Business-Analyse im industriellen Kontext. Samuel Fricker: Und ebenfalls nicht zu vergessen – mit grosser Relevanz auch für die Schweiz: die DSGVO. Viele Arbeiten im Requirements Engineering befassen sich aktuell damit, wie mit veränderten regulatorischen Gegebenheiten umgegangen werden kann. ■ Diese Thematik ist derzeit sehr aktuell.

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6 SZENE

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«Die Schweiz ist in den vergangenen Monaten – rechnerisch gesehen – produktiver geworden», heisst es eingangs in einem Beitrag in der vom Schweizerischen Gewerbeverband (sgv) veröffentlichten «Schweizerischen Gewerbezeitung». Darin geht die Zeitung für KMU diesem für einen Krisenzeitraum erstaunlichen Phänomen nach. Während des Lockdowns sei die Wirtschaftsleistung der Schweiz um etwa 10 Prozent gesunken, heisst es im Bericht. Die für die Erzeugung des entsprechenden Bruttoinlandprodukts (BIP) erforderliche Arbeitsleistung sei gleichzeitig jedoch um 25 Prozent zurückgegangen. Dies bedeute, dass die Schweiz während des Lockdowns profitabler gewirtschaftet habe als vorher, schreibt die Zeitung. Denn bei gleichbleibender Produktivität hätten BIP und die für seine Erzeugung notwendige Arbeitsleistung im selben Verhältnis abnehmen müssen. Im Beitrag wird die erzielte Produktivitätssteigerung auf fast 20 Prozent beziffert. Dies zeige, dass die Schweiz «Potenziale zur Produktivitätssteigerung» habe, wird dort weiter erläutert. Sie müssten ihm zufolge auch deswegen

Bild: Unsplash Randy Graf

Pandemie mache Wirtschaft produktiver

Während des Lockdowns sei die Wirtschaftsleistung der Schweiz um etwa 10 Prozent gesunken und doch waren die Schweizerinnen und Schweizer produktiver, heisst es im Bericht des Schweizerischen Gewerbeverbands (sgv). genutzt werden, weil die Schweiz im Bereich Produktivitätssteigerung im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren drohe. Zudem profitierten von erhöhter Produktivität insbesondere diejenigen, «welche von der Corona-Krise am stärksten betroffen sind». (Quelle: sgv)

Der Mann, der das Zwei-Grad-Ziel erfand, wird 70

Bild: Wikipedia

Der ehemalige Direktor des Institutes für Klimafolgenforschung in Potsdam, Hans Joachim Schellnhuber

Der Physiker Hans Joachim Schellnhuber brachte das Konzept der Kippelemente beziehungsweise Kipppunkte in die Klimaforschung ein. Zuvor war man davon ausgegangen, dass die Veränderungen im Erdsystem sich mit allmählicher Erwärmung langsam und stetig entwickeln. «Es gibt aber Kippelemente, bei denen sich der Wechsel ab einer bestimmten Temperatur abrupt und unumkehrbar vollzieht», unterstreicht Schellnhuber.

Neue Experten für die Lauterkeitskommission Während die Kammermitglieder vom Stiftungsrat gewählt werden, kann die Lauterkeitskommission die beratenden Experten/innen aus Bundesämtern, Fachstellen und Verbänden sowie Branchenspezialisten/innen in eigener Verantwortung bestimmen. Das geschieht jeweils in einer der beiden Plenumssitzungen aller drei Kammern. Am 6. Mai 2020 wurden drei Experten/innen verabschiedet und zwei neu gewählt. Stefan Szabo vom Institut für Geistiges Eigentum (IGE) löst als Spezialist im Bereich Immaterialgüterrecht und Swissness Emmanuel Meyer ab, der die SLK als IGE-Experte während acht Jahren äusserst kompetent und engagiert unterstützt hat. Ebenfalls neu ist Roman Gertsch, COO & Co-Founder der Agentur Kingfluencers. Interimistisch stellt sich Andreas Häuptli, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Medien, in den Dienst der fairen Werbung; bis ein definitiver Ersatz gefunden ist, löst er Mirjam Teitler ab, die seit 2016 als scharfsinnige Expertin für Printmedien geamtet hat. Ebenfalls zurückgetreten ist Lorenzo Cicco als engagierter Experte für TV-Werbung; er wird zu einem späteren Zeitpunkt ersetzt. www.faire-werbung.ch

Dazu gehöre das Abschmelzen der Eisschilde, das Versiegen des Golfstroms oder das Entgleisen des indischen Sommermonsuns. Auch das heute völkerrechtlich anerkannte und auf der Pariser Klimakonferenz von fast allen Staaten der Welt beschlossene Ziel, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, geht auf ihn zurück. Am 7. Juni 2020 wurde der Physiker 70 Jahre alt. (Quelle: RND)

Kommunal- und Stadtverkehr erhält zwei neue Standards Der Verkehr ist die Achillesferse fast jeder Stadt. Er soll auch für ein Viertel der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich sein. Angesichts des steigenden Energiebedarfs muss jedoch noch einiges getan werden, um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen. Kürzlich wurden neue ISOStandards veröffentlicht, die einem intelligenten und effizienten Verkehr in bestehenden und neuen städtischen Gebieten Rechnung tragen sollen. ISO 37161 «Smart Community infrastructures – Guidance on smart transport for energy saving in

transport services (Intelligente Gemeinschaftsinfrastrukturen – Leitfaden für intelligenten Transport zur Energieeinsparung bei Transportdienstleistungen)» bietet Transportorganisationen, lokalen und nationalen Regierungen und allen anderen Akteuren der Branche eine Anleitung, wie der Energieverbrauch beim Transport für Passagiere, Zustellung, Fracht und Postdienste reduziert werden kann. Sie enthält Energiesparoptionen sowie Empfehlungen zur Wartung und Überwachung der Massnahmen. Die Norm wird ergänzt durch

ISO 37162 «Intelligente kommunale Infrastrukturen – Intelligenter Transport für neu entstehende Gebiete», die Stadtplanern neuer Entwicklungen und Gebiete dabei hilft, Transportdienstleistungen zu implementieren, die nicht nur den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen, sondern auch Fragen der Nachhaltigkeit berücksichtigen. (mm)

www.iso.org/news/ref2490.html


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Requirements Engineering

Know-how für erfolgreiche Produktentwicklung Die richtigen Features für neue und bestehende Produkte so schnell wie möglich und mit guter Qualität auf den Markt zu bringen ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Dabei unterstützen Business-Analysten bzw. Requirements Engineers die Arbeit von Produktmanagern. Doch was muss man in diesem Bereich wissen, um erfolgreich Produkte entwickeln zu können? Christoph Wolf

IREB (International Requirements Engineering Board) und IIBA (International Institute for Business Analysis) haben beide weit verbreitete Good Practices zu Requirements Engineering und Business-Analyse herausgebracht, auf deren Basis Schulungen und Zertifizierungen durchgeführt werden. Nun stellt sich die Frage, welcher Ansatz für welche Situation besser geeignet ist.

Der BABOK Guide Ziel des IIBA ist es, Business-Analyse zu fördern. Dazu hat es den Leitfaden zum Business Analysis Body of Knowledge®, kurz BABOK Guide® herausgebracht. Der BABOK Guide beschreibt ein Framework für die Aufgaben in der Business-Analyse und versucht damit, einen Standard zu setzen. Er dient als Grundlage für sechs Zertifizierungen: – ECBA (Entry Certificate in Business Analysis) – CCBA (Certification of Capability in Business Analysis) – CBAP (Certified Business Analysis Professional)

Christoph Wolf ist Principal Consultant & Trainer bei SwissQ Consulting AG. www.SwissQ.it

– AAC (Agile Analysis Certification) – CCA (Certificate in Cybersecurity) – CDBA (Certificate in Business Data Analytics) Die ersten drei Zertifizierungen sind für Einsteiger, Fortgeschrittene (2–3 Jahre Erfahrung) und Experten (ca. 5 Jahre Erfahrung in Business-Analyse). Die Zertifizierung in Agile baut auf der Agile Extension des BABOK Guide auf. Die letzten beiden sind Spezialzertifizierungen. Für die Vorbereitungen zu den Zertifizierungen ist teilweise sehr grosser Aufwand nötig. IIBA teilt im BABOK Guide die Business-Analyse in sechs Wissensgebiete ein, die verschiedene Aufgabe beinhalten.

Abbildung 1: Wissensgebiete im BABOK Guide

Für jede Aufgabe (z.B. Durchführung der Erhebung) beschreibt der BABOK Guide den Input (z.B. die Planung der Erhebung), mögliche Techniken (z.B. Brainstorming, Workshops), involvierte Stakeholder (z.B. Kunde, Experten) sowie das Resultat (z.B. das dokumentierte Ergebnis der Erhebung). Die Techniken beschreibt der BABOK Guide ausführlich in einem eigenen Kapitel inklusive der Punkte, die man bei der Anwendung beachten sollte. Des Weiteren erklärt er die Kompetenzen, die ein Business-Analyst mitbringen sollte. Die Aufgaben und Techniken sind sehr formal und prozesslastig beschrieben. Insgesamt bietet der BABOK Guide eine sehr umfangreiche Beschreibung davon, wie Business-Analysten arbeiten können – allerdings eher auf einer theoretischen Ebene, was aber auch üblich für einen (Quasi-)Standard ist. Er ist also eher für erfahrene Requirements Engineers und Business-Analysten geeignet als für Anfänger.

Certified Professional for Requirements Engineering Das IREB (International Requirements Engineering Board) gibt den Lehrplan für CPRE (Certified Professional for Requirements Engineering) heraus. Es gibt aktuell einen allgemeinen Grundlagenkurs (Foundation Level), einen Einführungskurs in agiles Requirements Engineering (RE@Agile Primer) und vier Advanced-Level-Kurse: Anforderungserhebung (Elicitation), Modellierung, Anforderungsmanagement und agiles Requirements Engineering (RE@Agile). Während der Foundation Level und der Primer einen guten Überblick über die Themen des (agilen) Requirements Engineering geben und geeignet sind, ein ge-


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Abbildung 2: Ausbildungsplan CPRE

meinsames Verständnis zu vermitteln, gehen die Module des Advanced Levels detaillierter auf einzelne Themen ein. Die Advanced Levels setzen mehrjährige Berufserfahrung in der Thematik voraus. Im Foundation Level, zu dem es auch das Buch «Basiswissen Requirements Engineering» gibt, wird der komplette Anforderungslebenszyklus behandelt, von der Ab-

grenzung des Scopes bis zu Anforderungen ermitteln, dokumentieren, prüfen, abstimmen und verwalten. Der Foundation Level ist auf die tägliche Arbeit des Requirements Engineer ausgerichtet. Allerdings werden die Themen nicht in der Tiefe behandelt. Dafür gibt es dann die Advanced-Module, für die ein Foundation-Level-Zertifikat Voraussetzung ist.

– Elicitation: Hier stehen Anforderungsquellen sowie die Erhebungs- und Konfliktlösungstechniken im Vordergrund. – Requirements Modelling: In diesem Kurs wird die Modellierungen von Anforderungen vertieft. – Requirements Management: Mit Themen wie Priorisierung, Versionierung, Reporting oder Verfolgbarkeit von Anforderungen.

Des compétences pour un développement de produit réussi L’introduction sur le marché de fonctionnalités adéquates pour un produit neuf ou existant aussi rapidement que possible et dans une bonne qualité constitue un avantage décisif. Dans ce cadre, les analystes d’affaires ou les ingénieurs en exigences soutiennent le travail des responsables de produits. L’IREB (International Requirements Engineering Board) et l’IIBA (International Institute for Business Analysis) ont établi de bonnes pratiques largement répandues en matière d’analyse d’affaires et d’ingénierie des exigences sur lesquelles reposent des formations et des certifications. L’objectif de l’IIBA est de promouvoir les analyses d’affaires. Pour cela, il a publié le Guide sur la structure des connaissances de l’analyse d’affaires® (BABOK Guide®). Le BABOK Guide définit un cadre pour les tâches d’analyse d’affaires et tente ainsi d’établir une norme en la matière. Il sert de base pour six certifications: – ECBA (Entry Certificate in Business Analysis) – CCBA (Certification of Capability in Business Analysis) – CBAP (Certified Business Analysis Professional) – AAC (Agile Analysis Certification) – CCA (Certificate in Cybersecurity) – CDBA (Certificate in Business Data Analytics) Les trois premières certifications sont destinées aux analystes débutants, avancés (deux à trois

ans d’expérience) et experts (environ cinq ans d’expérience en analyse d’affaires). La certification AAC repose sur l’extension Agile du BABOK Guide. Les deux dernières sont des certifications spécialisées. La préparation aux certifications peut exiger un travail très conséquent. L’IREB, quant à lui, fournit le plan de formation pour le titre de «Professionel Certifié en Ingénierie des Exigences» (CPRE). Il existe actuellement une formation de base générale (Foundation Level), un cours introductif d’ingénierie des exigences agile (RE@Agile Primer) et quatre formations de niveau avancé: élucidation (Elictation), modélisation, gestion des exigences et ingénierie des exigences agile (RE@Agile). Tandis que les formations «Foundation Level» et «Primer» donnent une bonne vue d’ensemble des thèmes de l’ingénierie des exigences (agile) et servent à donner une compréhension globale du sujet, les modules du niveau avancé approfondissent les différents thèmes. Les niveaux avancés exigent plusieurs années d’expérience dans le domaine. Pour les débutants dans le domaine de l’analyse d’affaires et de l’ingénierie des exigences, le niveau CPRE Foundation Level est recommandé. Il en est de même pour les autres personnes intéressées par les exigences telles que les responsables de projets, les testeurs ou les chefs de

produits. La certification RE@Agile Primer est également indiquée pour les personnes de ces groupes cibles si elles travaillent dans le domaine de l’agilité. La formation CPRE Advanced Level Elicitation est destinée à tous ceux qui désirent approfondir leurs connaissances concernant la collecte des exigences et la gestion de conflits. Pour les collaborateurs fortement impliqués dans la gestion des exigences, la formation consacrée à ce sujet est très utile. En revanche, les personnes fortement impliquées dans la modélisation de processus, les exigences ou les systèmes peuvent se demander s’il n’est pas préférable d’opter directement pour une certification spécialisée au lieu du niveau avancé en modélisation des exigences. Pour les chefs de produits ou analystes d’affaires agiles, le module de niveau avancé RE@Agile est assurément intéressant. Ceux-ci peuvent également consulter l’extension Agile du BABOK Guide. Il existe toutefois de la littérature plus axée sur la pratique. Pour les responsables de l’ingénierie des exigences ou pour mettre en place ou améliorer des processus et méthodes d’analyse d’affaires, le BABOK Guide constitue une base idéale. Lors de l’implémentation, ils pourront ensuite adapter les processus à leurs propres besoins et en supprimer certains.


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– RE@Agile: Besonderheiten des Requirements Engineering im agilen Projektumfeld inklusive Backlog-Management und agile Skalierung. Für das Bestehen der Prüfung im Foundation Level des CPRE reicht es aus, wenn man schon etwas Erfahrung mit Requirements Engineering hat, nach Bedarf eine Schulung besucht und im offiziellen Begleitbuch die Themen, die man noch nicht so gut kennt, vertieft. Der Vorteil der Schulungen liegt klar in der Möglichkeit zum Austausch zwischen den Kursteilnehmenden und der Illustration durch konkrete Alltagsbeispiele. Bei den Advanced Levels ist mehr Erfahrung und Aufwand nötig, da man noch eine Hausarbeit im Anschluss an die bestandene Prüfung schreiben muss. Insgesamt muss man inklusive Schulung ca. sieben Tage Aufwand einplanen.

Know-how-Aufbau à la carte Wie sollte man nun das jeweils benötigte Wissen aufbauen? Für Einsteiger in die Themen Business Analysis und Requirements Engineering empfiehlt sich der CPRE Foundation Level. Dies gilt auch für andere an Anforderungen interessierte Personen wie Projektleiter, Tester oder Product Owner. Für diese Zielgruppen ist, wenn sie im agilen Umfeld arbeiten, auch der RE@Agile Primer sinnvoll. Der CPRE Advanced Level Elicitation eignet sich für alle, die ihr Wissen in der Erhebung von Anforderungen und im Konflikt-

management vertiefen möchten. Für Mitarbeiter, die stark in der Verwaltung von Anforderungen involviert sind, ist Requirements Management sehr nützlich. Wenn man stark in die Modellierung von Prozessen, Anforderungen oder Systemen involviert ist, stellt sich dagegen die Frage, ob man anstatt des Advanced Levels Requirements Modeling nicht lieber gleich eine Spezialzertifizierung anstrebt. Wer als Product Owner oder agiler Business-Analyst arbeitet, für den ist sicherlich der Advanced Level RE@Agile interessant. Zusätzlich kann man einen Blick in die «Agile Extension to the BABOK Guide» werfen. Hier gibt es aber auch praxisnähere Literatur. Wenn es darum geht, als Verantwortlicher für Requirements Engineering oder Business-Analyse Prozesse und Methoden einzuführen oder zu verbessern, bildet der BABOK Guide eine ideale Grundlage. Bei der Implementierung können dann die Prozesse an die eigenen Bedürfnisse angepasst und einige weggelassen werden. Wir sehen aber, im Gegensatz zu CPRESchulungen und -Zertifizierungen, wenig Bedarf an Schulungen oder Zertifizierungen des IIBA, da der Aufwand sehr gross ist und die Nachfrage im deutschsprachigen Raum gering ist. Für einen Manager im Bereich Business-Analyse, einen internen Prozessspezialisten in einer grösseren Firma oder einen sehr erfahrenen Requirements Engineer, der noch tiefer einsteigen möchte, kann eine sol-

che Schulung bzw. Zertifizierung jedoch sehr wohl sinnvoll sein.

Zusammenfassung Gute, qualitativ hochwertige Anforderungen sind entscheidend für erfolgreiche Produkte. Die richtige Anwendung, Methoden und Techniken im Requirements Engineering und der Business-Analyse sind der Schlüssel dazu. Diese können unter anderem in Schulungen erworben werden. Und das entsprechende Zertifikat zeigt, dass sich der Zertifizierte intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Hier sind die CPRE-Zertifizierun■ gen sehr zu empfehlen.

Literatur A Guide to the Business Analysis Body of Knowledge® (BABOK® Guide), IIBA: www.iiba.org/ Lehrpläne und Handbücher des IREB: www.ireb.org/de/ downloads/ Klaus Pohl und Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering, dpunkt.verlag GmbH, 2015 Christoph Wolf: The Business Analysis Center of Excellence. In RE Magazine, IREB: re-magazine.ireb.org/articles/ the-business-analysis-center, 2015

Requirements Engineering für eine digitale Welt digitalen Welt stehen im Fokus, wie der Umgang mit Unsicherheit, das Schaffen von Transparenz und die Aufrechterhaltung des Vertrauens.

Der Übergang zu einer digitalen Welt bringt zahlreiche Herausforderungen für das Requirements Engineering (RE) mit sich. Dazu gehören etwa die Gewinnung von Anforderungen aus dem Feedback der Benutzer, die Verflechtung von Anforderungen mit dem digitalen Design in innovativen Produkten oder die Frage, wie Anforderungen für intelligente und selbstlernende Systeme spezifiziert und validiert werden können. Auch allgemeine Probleme während des Übergangs zu einer

IEEE International Requirements Engineering Conference Die IEEE International Requirements Engineering Conference RE’20 (siehe Interview auf S. 4/5) ist die wichtigste Konferenz zum Requirements Engineering, auf der Forscher, Praktiker, Studierende und Dozierende zusammenkommen, um die neuesten Innovationen, Trends, Erfahrungen und Probleme im Bereich des RE vorzustellen und zu diskutieren. Sie findet vom 31. August bis 4. September in Zürich statt. Zum Programm gehört auch der Industry Day am 1. September. Folgende Referate geben den Teilnehmern einen Einblick in die Praxis im modernen Requirements Engineering:

– Business Analysis Agility: How business analysis works with agile development (Suzanne Robertson, Atlantic Systems Guild, UK) – On the way to trustworthy highly-automated CPS — Some thoughts on safety and security requirements in the age of autonomous systems and machine learning (Thorsten Weyer, University of Duisburg-Essen, Germany) – Designing adaptive digital ecosystems (Ian Thomas, Fujitsu RunMyProcess, UK) – Agile requires IoT in our minds (Sara Bertone, Zurich Insurance, Switzerland) – Requirements engineering for the «smart» AI world: the digital realm of Digital Twins and contextual business applications (Ethan Hadar, Accenture Labs, Israel) www.re20.org


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Business Process Management im Zeitalter der Agilität

Schlüssel zu agilen Geschäftsprozessen Volatile Märkte, steigende Komplexität und Variantenvielfalt haben dazu geführt, dass wir als Unternehmensberater zunehmend nach Unterstützung zur Bildung einer agilen Organisation angefragt werden. Agilität ist dabei ein Modebegriff und steht für Beweglichkeit und Schlagkräftigkeit. Die grundsätzliche Herausforderung ist: Wie wird eine traditionelle, hierarchisch organisierte Firma zu einer agilen und zukunftsgerechten Organisation?

Peter Acél

Agilität kann nicht durch die Anwendung einer Methode und mit etwas Umorganisation erreicht werden. Sie ist neben der Kundenorientierung ein entscheidender Teil der Firmenkultur. Agilität wird in erster Linie bestimmt durch: – Führungsverständnis vom Chef als Moderator und Enabler – dezentrale Entscheidungsfreiheit; Auftrag Kompetenz Verantwortung (AKV) – Selbstorganisation durch wechselnde Rollen je nach Aufgabe – kollaborative und interdisziplinäre Arbeitsprozesse mit netzförmigem Kompetenzenmix statt funktionaler und sequenzieller «Gärtchen» – klar definierte Kunden-Servicelevels und eine bewirtschaftete Flexibilität

Dr. Peter Acél ist CEO der Dr. Acél & Partner AG und CMC-zertifizierter Unternehmensberater. Seine Kompetenzfelder sind: Logistikstrategien, Produktionsoptimierung, Fabrikplanung und Betriebsorganisation. Seit 1993 hat er an der ETH Zürich diverse Lehraufträge: Betriebliche Simulation, Arbeitsplatzgestaltung und Fabrikplanung. Dr. Peter Acél ist zudem technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperte und Autor von mehreren Publikationen zu Logistik, industrieller Produktion und Unternehmensführung.

Die Umsetzung greift tief ins Denken sowie Handeln ein. Als Voraussetzung sind auch die i.d.R. fünf Geschäftsprozesse entsprechend anzupassen (vgl. Abb. 1).

Definition der Agilität Ein allgemein gültiges Verständnis von Agilität gibt es, trotz mehrjähriger Verwendung des Begriffs, noch nicht. Häufig assoziierte Inhalte sind Beweglichkeit, Schlagkräftigkeit, Entkrustung, Verlassen von Gewohntem sowie resiliente Prozesse (robust im positiven Sinn).

Abb. 1: Die fünf Geschäftsprozesse.

Für mich bedeutet Agilität bewirtschaftete Flexibilität, um stufengerecht optimal zu handeln. Agilität ist nicht Aktionismus oder Improvisation mit unklaren Arbeitsprozessen, sondern ein Agieren mit definierten Handlungsoptionen. Ein Risiko bei der Einführung gelebter Agilität ist das Trennen von alten, lieb gewonnenen Gewohnheiten und die Dezentralisierung von Verantwortung. Besonders dem mittleren und höheren Kader sowie den Patrons fällt das Loslassen oft schwer. Agilität kann nicht verordnet werden – Veränderung der Firmenkultur braucht Zeit.

Bewirtschaftete Flexibilität Jedes Unternehmen hat über die Jahre viele aufgeschobene Problemlösungen als Kompromisse sowie auch verdeckte Reserven angesammelt. Es handelt sich dabei einerseits um ein menschliches Bedürfnis, um im Zweifelsfall nicht schlecht «dazustehen», oder andererseits um Ersatzprozesse. Ersatzprozesse entstehen häufig durch partielle und/oder vorübergehende Probleme. Beispiele dafür sind Zusatzkontrollen mit und ohne Unterschrift; KPI-Auswertungen ohne Konsequenzen; Information an zusätzliche Mitarbeitende, um nicht allein schuld zu sein. Diese Aufwände können in definierte Flexibilität umgewandelt werden. Verdeckte Reserven, wie operativer Komfort sowie Sicherheiten, werden offengelegt und dann bewusst als Flexibilität eingesetzt. Diese aus den Reserven gewonnene Flexibilität wird durch weitere Möglichkeiten er-


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gänzt, wie z.B. Arbeitszeitmodelle, temporäre Mitarbeitende, Outsourcen, Verschieben von allgemeinen Tätigkeiten, Priorisieren von Produkten oder Kunden. Zur Festlegung der Flexibilitätsoptionen werden die bestehenden Reserven sowie die weiteren Möglichkeiten gesammelt, auf Konsequenzen, notwendigen Vorlauf, Kosten etc. bewertet und priorisiert, um sie bei Bedarf gezielt schnell sowie stufenweise anzuwenden. Erfahrungen aus anderen Firmen, externe Impulse und Unterstützung sowie ein methodisches Repertoire helfen beim Offenlegen, Loslassen und Ergänzen.

Beispiel Produktentwicklung Grosse Produktinnovationen werden immer von Änderungen in Geschäftsmodellen und Prozessen begleitet. Am Beispiel Produktentwicklung lässt sich diese Herausforderung gut aufzeigen. Ein genereller Trend ist die Entmaterialisierung der physischen Produkte. Daraus folgt auch eine Verschiebung der Erlöse von den physischen Produkten hin zu begleitenden Services. Diese Services sind der neue Kern des Produkts und lassen sich oft, auch nach dem Erwerb des Produkts, durch zusätzliche Funktionen käuflich erweitern.

«Veränderung der

»

Firmenkultur braucht Zeit.

90 % aller Industriefirmen bieten in den nächsten fünf Jahren Produkte an, die im Internet of Things (IoT) gemäss 4.0 vernetzt sind. Kaum eine Organisationseinheit ist heute so massiven Veränderungen ausgesetzt wie die Entwicklungsabteilungen. Während früher die Entwicklungsarbeit beim Start der Produktion abgeschlossen war, werden smarte Produkte nach dem Verkauf durch Updates laufend verbessert und erweitert. Die Vernetzung von Hard- und Software dient der Produkterweiterung (smarte Produkte), ist eine wichtige Grundlage für added Services (smarte Services) und damit Teil der Marktdifferenzierung. Die Massstäbe zur Beurteilung von Entwicklungsarbeit sind dabei recht unterschiedlich: In der Softwareentwicklung gilt Marktnähe durch Schnelligkeit und in der Hardwareentwicklung gilt Fehlerfreiheit aus Angst vor Haftung. Dadurch ist die parallele Produktentwicklung mit Abstimmung von Soft- und Hardware mit recht unterschiedlichen Zyklen sowie Arbeitsweisen und Kulturen eine grosse Herausforderung. Dem muss

Abb. 2: Schema eines Auftragszentrums.

mit Agilität in der Denkhaltung begegnet werden. Voraussetzungen dafür sind Demokratisierung von Führung, gemischte Teams, angepasstes Projektmanagement etc.

Beispiel Auftragszentrum Die übliche Planung und Steuerung der Auftragserfüllung erfolgten sehr funktional. Damit entstehen Schnittstellen, Verantwortungsübergänge und lange Entscheidungswege. Der neue Ansatz ist, dass ein Team mit 6–8 Mitarbeitenden alle diese Tätigkeiten integral übernimmt. Dazu gehören Produktionsplanung (PP), Materialwirtschaft (MW) inkl. operativen Einkaufs, Produktionssteuerung (PS), Steuerung der internen und externen Logistik sowie, je nach Ausgestaltung der Schnittstelle zum Verkauf, Teile des Verkaufsinnendienstes. Dabei wird die gesamte Verantwortung und Kompetenz an einem Ort zusammengefasst (vgl. Abb. 2). Das Ergebnis sind klare und in einem definierten Team zusammengefasste AKVs. Dabei sinkt der Koordinationsaufwand, Entscheide erfolgen agiler und weniger Ressourcen werden benötigt. Die Erfahrung zeigt, es entsteht nach einer kurzen Zeit aus heterogenen, voneinander lernenden Teammitgliedern eine schlagkräftige Einheit.

Prozesse unter Industrie 4.0 Arbeitsprozesse sollten aus den übergeordneten Geschäftsprozessen abgeleitet werden. Die Kern- und Hilfsprozesse sind unter Beachtung der zu bewirtschafteten Flexibilität zu entwickeln. In der 4.0-Transformation existieren bereits viele Bausteine. Sie helfen u. a. der Transparenz, z.B. durch integrierte Datensammlung und -analyse. Oder durch einen digitalen Zwilling mit unterstützender, künstlicher Intelligenz (KI) zur zeitnahen Auswahl von Handlungsoptionen. Werkzeuge zur Datenanalyse bestehen und werden zunehmend benutzerfreundlicher. Künstliche Intelligenz liefert erste,

noch nicht immer nachvollziehbare Ergebnisse. Trotzdem geht es mit der digitalen Transformation nicht so schnell und integral vorwärts wie angekündigt. Gesellschaftliche Brüche wie aktuell durch die Corona-Pandemie beschleunigen die 4.0-Umsetzung.

«Agilität als Teil der

»

Firmenkultur ist ein Muss. Fazit

Veränderung braucht eine Zielrichtung und beinhaltet Unsicherheiten. In der Schweiz haben wir den Hang, lange zu warten, aber dann, wenn der Druck gross ist, sind wir recht gut im Meistern von Herausforderungen. Erfolgreiche Firmen müssen sich im Vorfeld agil auf Risiken und Chancen vorbereiten, evtl. auch mit Hilfe von aussen. Jeder muss mit jeglicher Art von Veränderungen leben. Je stärker die Zukunft von der heutigen Situation abweicht, desto weniger dienen bisherige Erfahrungen als Orientierung. Wenn dies auch noch schnell passiert, wird es sehr herausfordernd. Agilität als Teil der Firmenkultur ist ein Muss. Es gilt, die Zukunft bewusst zu gestalten und eine bewirtschaftete Flexibilität zu etablieren. Prozessanpassungen werden durch das Umfeld erzwungen; Change ist heute die Regel. Die Frage ist nur, proaktiv, reaktiv oder passiv – und wer bestimmt: der VR oder die Bank? Es liegt an Ihnen! ■


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Sechs Tipps

Wie es mit der Mitarbeiterführung nach dem Lockdown weitergeht Mit der Lockerung des Lockdowns kehren viele Mitarbeiter, die bisher in Kurzarbeit waren oder im Homeoffice arbeiteten, wieder an ihre «normalen» Arbeitsstätten zurück – oft mit gemischten Gefühlen. Das macht das Führen der Mitarbeiter schwierig. Joachim Simon

Die Lebenswelten der Mitarbeiter von Unternehmen sind verschieden, auch ihre biografisch bedingten Erfahrungen und Wertesysteme. Deshalb reagieren sie auch auf dieselben Ereignisse emotional verschieden. Das zeigt sich gerade in Ausnahmesituationen wie der Corona-Krise. Während die einen in den zurückliegenden Wochen unter anderem aufgrund der Bilder aus italienischen Kliniken, überspitzt formuliert, ihr baldiges Lebensende befürchteten, genossen andere die Lockdownbedingte Auszeit und das schöne Wetter und dachten: Auch diese Katastrophe geht vorüber. Mit diesen Gefühlsextremen wurden die Personalverantwortlichen bzw. Führungskräfte in den Wochen nach dem Lockdown meist nur mittelbar konfrontiert, denn häufig waren ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit oder im Homeoffice tätig. Doch nun kehren sie zunehmend wieder an ihre Arbeitsstätten im Betrieb zurück.

Joachim Simon ist Führungskräftetrainer und -coach. Mit dem von ihm konzipierten Online-Programm «Egoleading» können (angehende) Führungskräfte die Skills trainieren, die sie im digitalen Zeitalter zum Führen von Menschen und Unternehmenseinheiten brauchen. www.joachimsimon.info

Tipp 1: Machen Sie sich die Unterschiedlichkeit der Lebens- und Erfahrungswelt der Rückkehrer bewusst. Hierüber freuen sich manche «Rückkehrer», andere haben gemischte Gefühle, wenn nicht gar Angst – zum Beispiel, – weil sie sich vor einer Infektion am Arbeitsplatz fürchten oder – weil zu Hause ihre Kinder sind, deren Schulen noch geschlossen sind, oder – weil sie sich fragen: Wie geht es im Betrieb weiter? Welche Veränderungen kommen auf mich zu? Eventuell sogar Arbeitslosigkeit? Machen Sie sich die Unterschiedlichkeit des Lebens und Erlebens Ihrer Mitarbeiter bewusst, denn nur dann können Sie angemessen hierauf reagieren.

Tipp 2: Stellen Sie sich darauf ein, dass Spannungen entstehen und zuweilen die Emotionen hochkochen. Nicht selten wird das unterschiedliche Wahrnehmen und Empfinden zu Spannungen in der Belegschaft führen. So berichten Personalverantwortliche zum Beispiel, dass die Mitarbeiter ihrer Unternehmen recht kontrovers darüber debattieren, inwieweit in der Nach-Corona-Zeit ein Arbeiten im Homeoffice noch möglich sein sollte. Oder dass die

Produktionsmitarbeiter sich verärgert darüber zeigen, dass sie schon «antanzen» müssen, während die Büromitarbeiter noch im Homeoffice sind. Auf solche Debatten müssen sich die Führungskräfte und HR-Abteilungen einstellen; ausserdem darauf, dass die Mitarbeiter emotional sensibler als in der Zeit vor dem Lockdown reagieren.

Tipp 3: Rechnen Sie damit, dass Mitarbeiter ihre Gefühle nicht offen zeigen, sondern «Scheingefechte» führen. Mitarbeiter wissen meist aus Erfahrung: Wenn eine Person in Unternehmen Gefühle zeigt, wird dies von ihren Gesprächspartnern oft als Schwäche interpretiert. Deshalb sind sie bemüht, am Arbeitsplatz wenig emotionale Betroffenheit zu zeigen. Sie verbergen ihre Empfindungen hinter scheinbar rationalen Argumenten.

«Stehen Sie dazu, dass auch Sie nur ein Mensch aus Fleisch und Blut sind.» Deshalb wird in Unternehmen oft endlos über Kleinigkeiten diskutiert. Und erreichen die Personen so ihre Ziele nicht, dann versuchen sie dies häufig über Umwege – zum Beispiel, indem sie bewusst Beschlüsse fehlinterpretieren und Aufgaben vergessen. Rechnen Sie mit einem solchen Ausweichverhalten.

Tipp 4: Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Mitarbeitern und zeigen Sie ihnen, dass Sie ihre Bedenken ernst nehmen. Die Gefahr, dass Mitarbeiter ein Ausweichverhalten zeigen, ist umso grösser, je unsicherer sie ihre Situation empfinden. Suchen Sie deshalb aktiv das Gespräch mit den Mitarbeitern. Sprechen Sie mit ihnen, soweit möglich, offen darüber, in welcher Situation sich das Unternehmen befindet und was dies für sie bedeutet – zum Beispiel, indem Sie sagen: «Unser Betrieb hat aktuell die Probleme A und B und steht vor den Herausforderungen C und D. Das heisst für uns, dass ….» Stehen Sie zudem dazu, dass auch Sie nur ein Mensch aus Fleisch und Blut sind, zum Beispiel, indem Sie zu den Mitarbeitern sagen: «Auch ich stehe momentan unter Druck. Legt deshalb bitte nicht jedes Wort


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Quelle: Omni Matryx / Pixabay.com

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Sie ist immer noch da: die latente Furcht vor dem Coronavirus. Das verlangt viel Fingerspitzengefühl bei der Mitarbeiterführung.

und jede unwirsche Reaktion von mir auf die Goldwaage.» Erklären Sie ihnen zudem immer wieder, dass auch die Top-Entscheider in Ihrem Unternehmen nur bedingt wissen, wie es weitergeht und sozusagen auf Sicht fahren. Dies sollten Sie speziell dann tun, wenn Planungen mal wieder über Bord geworfen werden. Sonst schürt dies die Ängste und den Unmut der Mitarbeiter.

Tipps 5: Machen Sie sich bewusst, dass es auch Ihre Aufgabe ist, Ihren Mitarbeitern einen emotionalen Halt zu bieten. In manchen Branchen gehen die Top-Entscheider davon aus, dass die Umsätze ihrer Unternehmen langfristig um 20 oder gar 30 Prozent sinken. Deshalb stehen bei ihren Meetings auch Themen auf der Agenda wie: – Sollen wir gewisse Geschäftsbereiche schliessen? – Müssen wir Mitarbeiter entlassen? Dies kommunizieren die Top-Manager jedoch noch nicht öffentlich (auch an die ihnen nachgeordneten Führungskräfte), weil sie sich in folgender Zwangslage befinden: Ein vorzeitiges Publikwerden ihrer Erwägungen könnte negative Folgen für das Unternehmen haben – zum Beispiel für dessen Kundenbeziehungen, Image, Finanzierungsmöglichkeiten usw.

Also können Sie als Führungskraft in einer «Sandwich-Position» solche Entscheidungen nicht gänzlich ausschliessen. Stehen Sie in den Gesprächen mit den Mitarbeitern dazu, dass Sie nicht mit 100-prozentiger Sicherheit wissen, wie es weitergeht; versprechen Sie ihnen aber: «Ich informiere euch über alle Sachverhalte, die euch betreffen, so früh wie mir möglich.» Seien Sie sich dabei jedoch bewusst: Ihre Funktion als Führungskraft ist es auch, Ihren verunsicherten Mitarbeitern Halt zu bieten. Sie sollten also im Mitarbeiterkontakt, soweit möglich, auch stets die Zuversicht ausstrahlen: «Wir schaffen es, wenn …» Das erfordert von Ihnen zuweilen eine gewisse Schauspielerei. Versuchen Sie aber bei Ihren öffentlichen Verlautbarungen, soweit möglich, bei der Wahrheit zu bleiben, auch um Ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren.

Tipp 6: Machen Sie sich Ihr Wertesystem bewusst und reflektieren Sie regelmässig Ihr Verhalten. Wichtig ist es in den kommenden Wochen und Monaten, dass Führungskräfte – gerade weil sie selbst unter Druck stehen – regelmässig reflektieren: – Was ist mein Wertesystem und was kennzeichnet meine Lebens- und Arbeitssituation? Und:

– Wodurch unterscheiden sich diese von meinem Gegenüber? Sonst ist die Gefahr gross, dass Sie auf Verhaltensweisen oder emotionale Äusserungen Ihres Gegenübers, die Sie irritieren, irrational oder mit Killerphrasen reagieren, wie: «Nun regen Sie sich mal nicht so auf.» Solche Aussagen verletzen das Gegenüber. Sie zerstören letztlich das, was sich Führungskräfte von ihren Mitarbeitern wünschen: – Identifikation mit ihrer Aufgabe sowie dem Unternehmen und – die Bereitschaft, sich hierfür zu engagieren.

«Mitarbeiter reagieren emotional sensibler als vor dem Lockdown.» Wichtig ist eine Reflektion des eigenen Wertesystems auch, damit Sie einen inneren Kompass haben, um Ihr Verhalten zu reflektieren und bei Bedarf neu zu justieren. Denn klar ist: Mit Situationen und Herausforderungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben, werden Sie in den kommenden Monaten noch oft konfrontiert. Also brauchen Sie einen inneren Kompass. Sonst schwanken Sie nicht nur aus Mitarbeitersicht wie ein Rohr im Wind. ■


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«Smart Energies»

Per Smartphone sicher durch die Energienetze Die Energiewende stellt die Energieversorger vor Herausforderungen, denen sie auch mit einer Smartphone-App begegnen wollen. Das mobile und intelligente System analysiert eine Vielzahl von Daten in Stromnetzen, um das Überwachen und Schalten der Netze zu erleichtern. Hierbei werden insbesondere die Arbeitsabläufe der Techniker-Teams koordiniert und sicherer gemacht. René Meier

Die Betriebsführung der Stromnetze, welche bisher überschaubar war, gestaltet sich mit der Energiewende für die Energieversorger immer komplexer. Bisher erfolgte die Stromversorgung prinzipiell top-down von den erzeugenden Kraftwerken über Unterwerke und Transformatorenstationen zu den Verbrauchern. Die Kraftwerke produzierten Strom kontinuierlich und verbrauchergerecht mehr oder weniger tageszeit- und wetterunabhängig.

produzieren dezentralisiert Strom, jedoch nicht bei Windstille. Biomassekraftwerke erzeugen Energie auf landwirtschaftlichen Bertrieben. Diese dezentralisierten Stromquellen haben Folgen für die Energiewerke. Neue Messstellen müssen installiert, zusätzliche Leitungen müssen gelegt, die Kapazität bestehender Leitungen muss vergrössert werden, und zusätzlich erzeugter Strom muss an Verbraucher verteilt werden. Viele der neuen Messstellen dürften intelligente Smart Meter sein, die den Energieversorgern zusätzliche Informationen über den Stromverbrauch individueller Gebäude liefern.

Komplexe Energienetze Doch schon heute ist alles anders, die Energieerzeugung wird zunehmend dezentralisiert – und die Energiewende, wie sie in der Energiestrategie 2050 des Bundesrates formuliert ist, führt zu einer erheblich komplexeren Stromversorgung. Es entsteht eine Vielzahl von dezentralisierten Energieerzeugern, welche in die Stromnetzte eingebunden werden müssen. Gebäude werden mit Sonnenkollektoren ausgerüstet, um bei Sonnenschein Strom zu produzieren. Windräder

René Meier leitet die Mobile and Smart Systems Research Group an der Hochschule Luzern.

«Die Energiestrategie 2050 führt zu einer erheblich komplexeren Stromversorgung.» Somit werden einerseits die Stromnetze erheblich stärker an ihre Grenzen belastet und damit werden wesentlich mehr Schaltungen im Netz notwendig. Auf der anderen Seite ist das Wissen über die Stromnetze bei den Mitarbeitern der Energieversorgungsunternehmen (EVU) deutlich kleiner als bisher, da heute die Fluktuation der Mitarbeiter zunehmend höher ist. Aufgrund des steigenden Kostendrucks verfügen viele EVU auch über eine kleiner werdende Anzahl von Mitarbeitern. Eine spezifische Unterstützung der Mit-

Die von Forschenden des Departements Informatik entwickelte Smartphone-App erleichtert das Überwachen und Schalten des Energienetzes und macht Arbeiten an Trafostationen sicherer.

arbeiter beim Unterhalt und beim Schalten der Stromnetzte wird somit unerlässlich, um die Energieversorgung und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu gewährleisten.

Intelligente Arbeitsunterstützung Bisher hat sich ein Mitarbeiter vor einer Schaltung im Stromnetz einen entsprechenden Schaltablauf zusammengestellt und dokumentiert. Meistens kam dabei ein einfaches Dokument als Arbeitsanweisung in Form eines Schaltprogramms zu dem technischen Mitarbeiter, der schlussendlich die Schaltung ausführte. Ein auf diese Art erstelltes Schaltprogramm ist in keiner Weise optimiert und die verlangten Sicherheitsstandards bei der Ausführung der Schaltungen hängen vom Wissen des Verfassers über die Anlagenbeschaffenheit ab. Viele EVU reagieren heute auf diese Situation, indem sie bei jeder Schaltung die maximalen Sicherheitsvorkehrungen verlangen, auch wenn diese aufgrund des Anlagentyps nicht notwendig wären. Wenn zudem eine komplexe Schaltung mehrere Techniker-Teams voraussetzt,


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um effizient arbeiten zu können, ist die Kommunikation zwischen den Teams sehr anspruchsvoll und aufwendig. Die Smartphone-App «Smart Energies» bietet hier mehrere Ansätze für Verbesserungen. Smart Energies analysiert schaltungsrelevante Daten in Stromnetzen, um sichere Arbeitsabläufe für Techniker-Teams automatisch zu generieren. Smart Energies generiert personalisierte, geführte Arbeitsabläufe für Schaltungen im Stromnetz, sogenannte Workflows, welche die individuellen, möglicherweise parallelen Aktivitäten der einzelnen Teams planen und grafisch aufzeigen. Diese Workflows werden automatisch generiert, basierend auf der Analyse von Daten, welche aus bestehenden Leittechniksystemen bezogen werden. Bei der Berechnung der Workflows kommen innovative Optimierungsalgorithmen aus dem Bereich Machine Learning zum Einsatz, wie Job Shop Scheduling und Travelling Salesman. Somit kann die Einsatzdauer der Mitarbeiter minimiert und gleichzeitig die Sicherheit erhöht werden, da die einzelnen Aktivitäten der Teams synchronisiert sind. Nach diesem Pro-

zess ist auch genau planbar, wie lange der ganze Einsatz der Mitarbeiter dauern wird. Dadurch können Schaltungen mit weniger Reserven geplant und die Dauer möglicher Ausschaltungen minimiert werden. Die einzelnen Elemente eines Workflows werden in einem Baukastensystem automatisch zu geführten und synchronisierten Arbeitsabläufen zusammengesetzt. Vorbereitung im Werk – Anfahrt – (Schutz-)Vorbereitung vor Ort – sichere Schaltung – Zusatzaufträge – Rückmeldung – Rapportieren. Die eigenen Eigenschaften jedes Elements werden hierbei berücksichtig. Manche Elemente müssen mit anderen Teams synchronisiert werden, andere nur angezeigt werden, wieder andere vom Nutzer quittiert werden. Manche können zeitlich unterbrochen werden, andere müssen zwingend abgeschlossen werden.

Sicheres Arbeiten Durch die grafischen Schnittstellen auf einem Smartphone können Teams zudem jederzeit den aktuellen Arbeitsfortschritt der Kollegen abrufen. Da Teams einzelne Arbeitsschritte

En sécurité sur les réseaux électriques par smartphone La production d’énergie est de plus en plus décentralisée. Les sources d’énergie décentralisées ont des conséquences pour les fournisseurs d’énergie. Ils doivent installer de nouveaux points de mesure, poser des lignes supplémentaires, augmenter la capacité des lignes existantes et distribuer l’électricité produite aux consommateurs. Bon nombre des nouveaux points de mesure devraient être des compteurs intelligents qui transmettent aux fournisseurs d’énergie des informations supplémentaires sur la consommation d’électricité de bâtiments individuels. Cela poussera encore plus les réseaux électriques jusqu’à leurs limites et nécessitera donc beaucoup plus de manœuvres sur le réseau. Jusqu’à présent, avant une manœuvre dans le réseau électrique, un collaborateur rassemblait et documentait une séquence de commutation correspondante. Le plus souvent, à titre d’instruction de travail, un simple document sous forme d’un programme de commutation était envoyé au technicien qui réalisait la manœuvre. Un programme de commutation créé de cette façon n’est en aucun cas optimisé et les normes de sécurité requises pour l’exécution des manœuvres dépendent de la connaissance des caractéristiques du système par le rédacteur. L’application pour smartphone «Smart Energies» offre désormais plusieurs pistes d’amélioration. Smart Energies analyse les données relatives aux manœuvres dans les réseaux électriques afin de générer automatiquement des procédures de travail sûres pour les équipes de techniciens. Smart Energies génère des procédures personnalisées et guidées, appelées «workflows», pour les manœuvres sur le réseau électrique. Ils planifient et affichent dans des graphiques les activités individuelles, éventuellement parallèles, de chaque équipe. Ces workflows sont générés automatiquement sur la base de l’analyse des données fournies par les systèmes de commande existants. Des algorithmes d’optimisation innovants issus du domaine du Machine Learning, tels que Job Shop Scheduling (séquençage des tâches) et Travelling Salesman (problème du voyageur de commerce), sont utilisés pour calculer les workflows. Ainsi, la durée d’intervention du personnel peut être minimisée et, en même temps, la sécurité peut être accrue, car les différentes activités des équipes sont synchronisées. Ce processus permet également de planifier avec précision la durée de l’ensemble de l’intervention des collaborateurs. Cela signifie que les manœuvres peuvent être planifiées avec moins de réserves et que la durée des éventuelles interruptions peut être réduite au minimum.

quittieren, sobald sie abgeschlossen sind, kann die Zentrale den aktuellen Arbeitsfortschritt aller Teams abrufen, auch im Gefahrenfall, und bei Bedarf zusätzliche Anweisungen an die Teams weiterleiten. Bei unvorhergesehenen und somit ungeplanten Ereignissen werden die Workflows automatisch neu synchronisiert und allen Teams (und natür-

«Arbeitsabläufe werden vor Ort, personalisiert und interaktiv unterstützt.» lich auch der Zentrale) kommuniziert, sodass sicheres Arbeiten auch unter solchen Umständen gewährleistet wird. Die effektiv ausgeführten Aktivitäten werden lückenlos aufgezeichnet und können nach Vollendung eines Schaltauftrags in den Arbeitsbericht integriert werden. Weiter unterstützt Smart Energies die Mitarbeiter bei der Handhabung der Komplexität der Anlagen und der Vielfalt der Geräte, die in den Schaltstationen über mehrere Jahrzehnte verbaut wurden. Um sicherzustellen, dass ein Techniker am richtigen Gerät schaltet, werden diese mit Informations-Tags ausgerüstet, die von der App gescannt werden und bei Bedarf zusätzliche Hinweise liefern können. Eine interaktive und personalisierte Dokumentenverwaltungsfunktion erlaubt den Zugriff auf die relevanten Schutzrichtlinien und Gerätedatenblätter jederzeit und am richtigen Ort. Smart Energies war das fehlende Element zu den Betriebsführungssystemen der Energieversorgungsunternehmen. Die Smartphone-App bietet den Mitarbeitern der Energieversorger maximale Unterstützung im Bereich der Schaltungen und der Arbeiten vor Ort. Arbeitsabläufe werden vor Ort, personalisiert und interaktiv unterstützt, sei es im Bereich der zeitlichen Optimierung bzw. der zeitlichen Planbarkeit, sei es bei einer maximalen Versorgungssicherheit und Personensicherheit. ■


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Energie-Monitoring

1. 2.

Die Smart Grid Roadmap des BFE

3.

Die Energiewirtschaft (Strom/Gas; Cyber Security; Digitale Innovation). Etablierung eines regelmässigen, strukturierten Austausches zwischen Interessengruppen, Verwaltung und Politik zur Moderation des Digitalisierungsprozesses und zur zeitnahen Wissensdiffusion. Analyse der «Eckpunkte Digitalisierung» (Daten – Cyber – Digital Innovation) im Energiesektor.

Energiewirtschaft – wie geht es weiter? Wir formen unsere Gebäude und danach formen sie uns, lautet ein Zitat von Churchill. Doch inwiefern gehen wir mit Gebäude- und Energiedaten um? Könnte es sein, dass digitale Mess- und Monitoringsysteme unsere Energiewirtschaft revolutionieren? Das Bundesamt für Energie BFE verfolgt die digitalen Entwicklungen seit einiger Zeit, so z.B. im Bereich «Intelligente Netze». Michael Merz

Quelle: Wikipedia

So wurden im Rahmen der Energiestrategie 2050 Grundlagen für die Einführung von intelligenten Messsystemen (Smart Meter) erstellt. Darüber hinaus wurde die nationale Smart Grid Roadmap erarbeitet. Sie ist der Fahrplan für die Weiterentwicklung der schweizweiten Netze im Kontext neuer und digitalen Technologien. Wesentliche Punkte sind der Einsatz von flexiblen Smart Metern, und steuerbare Netzelemente. Solche Grundlagen fliessen nun in wichtige Regulierungen ein.

Am 20. April 2020 präsentierte das BFE die «Dialogplattform Digitalisierung», wobei der sogenannte Kick-off um die vernetzte Energiewirtschaft und um erste Aussichten und gegenwärtige Aktivitäten auf Gemeinde-Ebene kreiste. Experten wie Matthias Galus, Leiter Digital Innovation Office BFE, thematisierte am Kick-off die Barrieren, die notwendigen Initiativen und Projekte sowie die regulatorischen Massnahmen zur Unterstützung der Digitalisierung («für die Dekarbonisierung und Transformation») im Energiesektor. Die gesetzen Hauptziele (Roadmap 2020–2022) betreffen dabei:

Die Ergebnisse werden zwar erst im Herbst 2020 erwartet, allerdings betonten die BFEVerantwortlichen am Kick-off den Einbezug von zentralen und dezentralen Energiesystemen. Zurzeit wird ein Anlagen- und Flexibilitätsregister erstellt, an der Datenqualität und am -zugang gearbeitet. Ergänzend sollen eine Kosten-Nutzen-Analyse folgen und die Rollen von Gemeinden, Verantwortlichkeiten und die Datenkanäle (Datenfolgeabschät■ zung und Sicherheit) definiert werden. Mehr zur Energie-Standardisierung und zu den Smart-Metering-Initiativen findet man beim Bundesamt für Energie BFE (Stichworte: Versorgung und Digitalisierung). www.bfe.admin.ch

L’industrie de l’énergie – quelle est la prochaine étape? Bien que les résultats ne soient pas attendus avant l’automne 2020, les responsables de la réunion de lancement de l’OFEN ont souligné l’inclusion des systèmes énergétiques centralisés et décentralisés. Un registre des atouts et de la flexibilité est actuellement mis en place et des travaux sont en cours sur la qualité et l’accès aux données. En outre, une analyse coûts-avantages devrait suivre et les rôles des municipalités, les responsabilités et les canaux de données (évaluation de l’impact des données et sécurité) devraient être définis. Pour plus d’informations sur les initiatives de normalisation et de comptage intelligent de l’énergie, voir l’Office fédéral de l’énergie OFEN (mots-clés: approvisionnement et numérisation) www.bfe.admin.ch (Traduit avec www.DeepL.com/Translator version gratuite)

Die Südfassade des Bundeshauses, von der Monbijoubrücke aus gesehen.


Kolumne

BranchenBenchmark setzen Swissness, Qualität und Wertehaltung sind die Erfolgstreiber der Schweizer KMU und der Grosskonzerne, die ihren Stamm und Sitz in der Schweiz haben. Die Topmanager branchenweit sind sich mehrheitlich einig, was darunter zu verstehen ist. Die Gesetzgebung sorgt für klare Regeln für die Verwendung von Schweizer Herkunftsangaben für Werbezwecke. Wo es keine gesetzliche Regelung gibt, hat sich das Common understanding etabliert. Anders scheint dies beim Human Capital zu sein. Hier franst die gemeinsame Auffassung aus, insbesondere dann, wenn es um die Aus- und Weiterbildung oder die Qualifikation geht. Die grossen Unternehmen schaffen ihre eigenen professionellen Systeme und Schulungslehrgänge, zum Beispiel in der Medizintechnik oder in der Pharmaindustrie. Auch im Bereich Qualität und Operational Excellence werden unkoordiniert, verschiedene Ausbildungskurse an Fachhochschulen und in Ausbildungszentren angeboten. Statt eines Wettbewerbs, wäre es für alle Beteiligten von Vorteil, wenn sich die Industriezweige in ihrem Bereich auf eine gemeinsame Lösung einigen könnten. Auch bei unterschiedlichen Lehrgängen wäre eine einheitliche Prüfung, nach vereinbarten Standards möglich. Ein solches Prüfungssystem bietet die SAQ Swiss Association for Quality mit ihren Zertifikaten an. Das Personenzertifikat schafft Transparenz, Vergleichbarkeit und die gegenseitige Anerkennung. Dabei bleiben die MQ | 7/2020

Établir une référence pour l’industrie

>> Dr. Marlyse Roulin, Geschäftsführerin / Directrice SAQ Unternehmen und Ausbildungszentren frei in der Wahl, wie sie ihre Ausbildung gestalten. Die erfolgreich absolvierte Prüfung bildet einen branchenweiten Benchmark und die Basis für einen globalen Austausch von Personal. Ein Zertifikat motiviert zur beruflichen Weiterbildung und ist gleichzeitig ein Gewinn für die Karriereplanung der Arbeitnehmenden.

SAQ verfügt über das Fachwissen und die Akkreditierungen, um zusammen mit Akteuren der Branche spezifische Anforderungsprofile für Personenzertifikate zu erstellen und diese zu prüfen. Beispielsweise die Personenzertifizierung «Kundenberater Bank», die 2012 ursprünglich von einem grossen Schweizer Bankinstitut zusammen mit der SAQ initiiert wurde, wird heute vom Bankensektor gefördert und von der Schweizerischen Bankiervereinigung empfohlen.

Swissness, la qualité et les valeurs sont les moteurs du succès des PME et des grandes entreprises suisses qui ont leur siège et leur direction en Suisse. La majorité des cadres supérieurs de l’industrie s’accordent sur ce que cela signifie. La législation garantit des règles claires pour l’utilisation des indications d’origine suisse à des fins publicitaires. En l’absence de réglementation légale, une entente commune s’est établie.

La SAQ possède l’expertise et les accréditations nécessaires pour travailler avec les acteurs de l’industrie afin d’élaborer et de vérifier les exigences spécifiques pour des certificats de personnes. La certification de personnes «Conseiller clientèle banque», initiée à l’origine en 2012 par un grand établissement bancaire suisse en collaboration avec la SAQ, est désormais promue par le secteur bancaire et recommandée par l’Association suisse des banquiers

Il semble que ce soit différent pour le capital humain. Ici, la vision commune s’est effilochée, surtout lorsqu’il s’agit d’éducation et de formation continues ou de qualifications. Les grandes entreprises créent leurs propres systèmes professionnels et leurs propres cours de formation, par exemple dans la technologie des produits médicaux ou de l’industrie pharmaceutique. De même dans le domaine de la qualité et de l’excellence opérationnelle, diverses formations non coordonnées fleurissent dans les hautes écoles et les centres de formations continues. Au lieu de lutter contre la concurrence, il faudrait un cooperation. Il serait souhaitable que les industries puissent s’entendre sur une solution commune dans leur domaine. Même s’il existe différents cours, un examen uniforme, selon des normes convenues, serait possible. La SAQ Swiss Association for Quality propose, avec ses certificats, un tel système d’examen. Le certificat de personnes (aussi appelé certification de compétences) crée la transparence, la comparabilité et la reconnaissance mutuelle, tout en laissant la liberté aux entreprises et aux institutions de formation sur les formats et la façon de dispenser leurs formations. La réussite de l’examen fournit une référence pour l’ensemble du secteur et la base d’un échange mondial de personnel. Un certificat motive la formation professionnelle continue et constitue en même temps un atout considérable pour la planification de la carrière des employés. I


Personenzertifizierungg

SAQ Personenzertifikate – stark nachgefragte ExpertenLeistungsausweise >> Während ein Diplom in der Regel ein erfolgreich abgeschlossenes Studium belegt, bestätigt ein Zertifikat Fakten zu einem Objekt, einer Person, einer beruflichen Funktion oder einer Organisation. Die SAQ Swiss Association for Quality zertifiziert seit mehr als 50 Jahren Personen und bietet von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle (SAS) nach SN EN 17024 akkreditierte Personenzertifizierungen für die berufliche Qualifikation an. Mit zunehmender Komplexität von Berufsfeldern und der Spezialisierung von Stellenprofilen gewinnt dieser ergänzende Leistungsausweis bei der Karriereplanung noch mehr an Bedeutung. Personenzertifizierungen machen theoretisches Wissen und praktische Fertigkeiten sichtbar, transparent und international vergleichbar. Ein SAQ Zertifikat weist die Person als Experte in ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Bestimmte Zertifikate sind unbegrenzt gültig (beispielsweise IT-Zertifikat ISTQB Certified Tester). Andere wiederum müssen nach einem vordefinierten Rhythmus mittels Nachweise erneuert werden (beispielsweise Umweltmanager, Kundenberater Bank oder ähnlich). Die Rezertifizierung garantiert Dritten auch in komplexen Arbeitsgebieten, dass das Knowhow des Inhabers auf dem letzten Stand ist.

Ein Benchmark für die Bankbranche Das Herzstück der SAQ Personenzertifizierungen bildet das SAQ eigene Zertifizierungssystem «Kundenberater Bank». Dieses Zertifizierungssystem ist nach dem Standard ISO/IEC 17024:2012 bei der Schweizerischen Akkreditierungsstelle SAS akkreditiert. Gefördert von der Bankenindustrie und empfohII

len von der Schweizerischen Bankiervereinigung finden seit 2012 Kundenberater-Zertifizierungen statt. Die Zusammenarbeit zwischen Branche und Zertifizierungsstelle ist mustergültig aufgebaut. Die Branche bestimmt praxisnah und aktuell die Inhalte des Qualifikationsverfahrens für die sechs rollenspezifischen Zertifizierungsprogramme, währendem die Zertifizierungsstelle diese Anforderungen neutral und mit

gleichbleibender Qualität umsetzt. Dank diesem optimalen Fundament etablierte sich die Zertifizierung Kundenberater Bank als gemeinsamer Industriestandard und geniesst branchenweit eine hohe Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Aktuell halten 13’240 Kundenberaterinnen und Kundenberater von über 70 in der Schweiz tätigen Banken ein gültiges SAQ Zertifikat Kundenberater Bank.

Qualitätsmanagement – ein Beruf im Wandel Das Verständnis von Qualität hat sich in den letzten Jahren hin zur Werthaltung einer Unternehmung entwickelt. Die Anforderungen an das Qualitätsmanagement umfassen heute die Bereiche Sicherheit, Risiko, Gesundheit, Agilität, Kultur und Umwelt. Die SAQ zertifiziert

Ausbildungen im gesamten Fachbereich und stimmt die Anforderungen auf internationaler Ebene mit der European Organization for Quality (EOQ) ab (siehe Kasten). Über ihre Tochtergesellschaften ARIAQ und SAQQualicon bietet sie Lehrgänge an, die auf die Prüfung vorbereiten.

Spezialisten für die Informatik In der Informatik ist ein Fähigkeitsausweis für ein Spezialgebiet bei einem Stellenwechsel oder Karriereschritt oft der entscheidende Pluspunkt. Die SAQ bietet für die Schweiz, im Lizenzverfahren mit internationalen IT-Boards, ein breites Zertifikats Portfolio in diesem Bereich an. Die Leistungsausweise reichen vom Expertenwissen für Software-Architekten, -Tester und IT Produkt Manager, Requirements Engineering, Usability and User Experience bis zur Kenntnis der grundlegenden Begriffe und Prozesse, die einem IT-Auftraggeber (Manager, Designer, Marketingfachleute und andere Benutzer) als kompetente Gesprächspartner dienen. Im vergangenen Jahr stellte die

Die SAQ Personenzertifikate im Überblick Informatik International anerkannte Zertifikate: – Certified Professional for Requirements Engineering IREB – ISTQB Certified Tester – Certified Software Product Manager ISPMA – Certified Professional for Usability and User Experience CPUX – Certified Professional for Software Architecture iSAQB

Kundenberater Bank – Zertifizierter Privatkundenberater – Zertifizierter Individualkundenberater

– – – –

Zertifizierter KMU Kundenberater Certified Corporate Banker CCoB Certified Wealth Management Advisor CWMA Zertifizierter Affluent Kundenberater

Qualitätsmanagement – – – – – – –

Qualitätsprüfer Prüfplaner Qualitätstechniker Quality Engineer Qualitäts- und Prozessmanager Qualitätsmanager Medizintechnik Quality Auditor

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<< Das Zertifikat ist oft der entscheidende Vorteil eines Kandidaten bei der Wahl in einen Verwaltungsrat. Es gibt dem KMU-Vorstand die Gewissheit, dass alle nötigen theoretischen Grundkenntnisse erworben wurden. >> Philipp Hauri, Schulleiter AKAD Business

SAQ im Informatikbereich 1292 Zertifikate aus. Diese Zertifikate sind international anerkannt. Unter anderem ist die SAQ für die Schweiz und Frankreich im Lizenzverfahren beim IREB (International Requirements Engineering Board) akkreditiert und ermächtigt, Prüfungen durchzuführen und Zertifikate auszustellen. Seit Beginn ist die Schweiz mit der Anzahl abgelegter Prüfungen für den «Certified Professional for Requirements Engineering» ein wichtiger Lizenzpartner des International Requirements Engineering Boards.

Qualitätsnachweis auch für andere Berufe und Branchen Im 2018 lancierte pr suisse, der Schweizerische Public Relations Verband, zusammen mit der SAQ das Personenzertifikat «Certified Consultant in Strategic Communication». Das Zertifikat weist die PR-Fachleute als erfahrene Kommunikationsexpertinnen und -experten in Strategie, Beratung und Führung aus – unabhängig vom absolvierten Bildungs- und Weiterbildungsweg. Das Konzept und die Anforderungen zur Prüfungszulassung basieren auf den vom Berufsverband erstellten Kompetenzprofilen, welche für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Kommunikationsbranche notwendig sind. Im Rahmen ihrer Lehrgänge für Berufsfachleute und Manager die sich weiterentwickeln wollen, hat AKAD Business den Lehrgang Zertifizierter Verwaltungsrat SAQ geschaffen. Das Seminar mit anschliessender Prüfung hilft jungen oder künftigen KMU-Verwaltungsräten mögliche Lücken im Fähigkeitsportfolio zu schliessen und verleiht ihnen das Gütesiegel der

Europäische Anerkennung 1994 wurde die SAQ Swiss Association for Quality als erste Mitgliederorganisation von der European Organization for Quality (EOQ) akkreditiert und ist seither berechtigt europaweit anerkannte EOQ Personenzertifikate zu erteilen. Die EOQ ist ein internationales, hauptsächlich in Europa tätiges Netzwerk von Mitgliedsorganisationen, in dem Unternehmen und Experten mit Kenntnissen auf den Gebieten der Qualität, des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit sowie des Umweltmanagements und der sozialen Unternehmensverantwortung zusammengeschlossen sind. Sie steht in engem Dialog mit der Europäischen Gemeinschaft und nimmt aktiv an der Arbeit europäischer und internationaler Organisationen teil, die sich auf die Entwicklung und Förderung von Qualität, Personenzertifizierung und den damit zusammenhängenden Fragen spezialisiert haben. Dabei wirkt sie an internationalen Normungsprojekten bei ISO, CASCO, IAF und IPC mit.

geforderten Kompetenz. Weitere Zertifikate können als Spezialist/in für Social Media und digitales Marketing sowie im Inkassowesen erworben werden. Die SAQ bietet interessierten Berufs- und Branchenverbänden ihre Unterstützung für die gemeinsame Erarbeitung der Anforderungsprofile für neue

Lean & Six Sigma

Corporate & Business

– Lean Six Sigma – Yellow Belt – Lean Six Sigma – Green Belt – Lean Six Sigma – Black Belt

– Verwaltungsrätin/Verwaltungsrat SAQ – Certified Consultant in Strategic Communication SAQ – Spezialist/in Social Media und digitales Marketing SAQ – Inkasso Spezialist/in SAQ

Risikomanagement – Risikomanager

SAQ Zertifikate an. Damit setzen sie im internationalen Wettbewerb um die besten Talente mit einheitlichen Standards einen gemeinsamen, branchenweiten Benchmark für die Vergleichbarkeit und die gegenseitige Anerkennung, nicht zuletzt auch als Basis für einen globalen Austausch von Personal und Management.

SAQ Swiss Association for Quality Stauffacherstrasse 65/42 CH-3014 Bern T +41 (0)31 330 99 00 pc@saq.ch www.saq.ch

Umweltmanagement – Umweltauditor – Umweltmanager

Arbeitssicherheit – Spezialist/in der Arbeitssicherheit

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Certification de personnes p

Les certificats de personnes de la SAQ: des attestations de per formance très prisées >> Tandis qu’un diplôme atteste en général d’études réussies, un certificat confirme des faits relatifs à un objet, une personne, une fonction professionnelle ou une organisation. La SAQ Swiss Association for Quality est spécialisée dans la certification de personnes depuis plus de 50 ans et propose des certifications accréditées par le Service d’accréditation suisse (SAS) selon la norme SN EN 17024 pour la qualification professionnelle de personnes. Etant donné la complexité croissante des domaines professionnels et la spécialisation des profils d’emploi, cette attestation de performance complémentaire gagne en importance dans la planification des carrières. Les certifications de personnes rendent visibles, transparentes et comparables au niveau international les connaissances théoriques et les aptitudes pratiques. Un certificat SAQ confère à son titulaire le statut d’expert dans son activité professionnelle. Certains certificats sont valables sans limitation de durée (p. ex. le certificat informatique ISTQB Certified Tester). D’autres doivent être renouvelés selon un rythme prédéfini par le biais de justificatifs (p. ex. responsable environnement, conseiller clientèle dans le secteur bancaire, etc.). La recertification garantit à des tiers, également dans les domaines professionnels complexes, que les compétences des titulaires sont à jour.

Une référence pour le secteur bancaire Au cœur de la certification de personnes de la SAQ se trouve le propre système de certification de la SAQ «conseiller clientèle banque». Celui-ci est accrédité par le Service d’accréditation suisse (SAS) selon la norme ISO/ IEC 17024:2012. IV

Promu par le secteur bancaire et recommandé par l’Association suisse des banquiers, le certificat de conseiller clientèle est délivré depuis 2012. La collaboration entre la branche et l’organisme de certification fonctionne de manière exemplaire. La branche détermine le contenu de la procédure de qualification pour les six programmes de certification spécifiques à des rôles de façon pra-

tique et actuelle, tandis que l’organisme de certification met en œuvre ces exigences avec neutralité et une qualité constante. Grâce à ce fondement optimal, le certificat de conseiller clientèle banque s’est établi en tant que norme commune et jouit d’une grande crédibilité et de la confiance de l’ensemble du secteur. Actuellement, 13’240 conseillers et conseillères de plus de 70 banques présentes en Suisse disposent d’un certificat SAQ valable de conseiller clientèle banque.

Gestion de la qualité: un métier en mutation Le concept de qualité a évolué au cours de ces dernières années pour s’orienter vers le système de valeurs des entreprises. Aujourd’hui, les exigences posées à la gestion de la qualité

englobent les domaines de la sécurité, du risque, de la santé, de l’agilité, de la culture et de l’environnement. La SAQ certifie des formations dans l’ensemble de cette spécialité et coordonne les exigences au niveau international avec l’European Organization for Quality (EOQ) (voir encadré). Par l’intermédiaire de ses filiales ARIAQ et SAQ-Qualicon, elle propose des formations qui préparent aux examens.

Spécialistes en informatique En cas de changement de poste ou de carrière dans l’informatique, un certificat d’aptitudes dans un domaine spécifique constitue souvent l’atout décisif. La SAQ propose pour la Suisse, dans le cadre d’un système de licences octroyées par des organisations internationales spécialisées dans l’informatique, une vaste gamme de certificats dans ce domaine. Les attestations de performance vont des profils d’experts, tels qu’architecte logiciel, testeur de logiciels et responsable de produits IT, ingénierie des exigences, fonctionnalité et expérience utilisateur, jusqu’à la maîtrise des

La Certification de personnes de la SAQ en un coup Informatique Certificats au niveau international: – Certified Professional for Requirements Engineering IREB – ISTQB Certified Tester – Certified Software Product Manager ISPMA – Certified Professional for Usability and User Experience CPUX – Certified Professional for Software Architecture iSAQB

Certificats bancaires – Conseiller clientèle privée certifié – Conseiller clientèle individuelle certifié

– – – –

Conseiller clientèle PME certifié Certified Corporate Banker CCoB Certified Wealth Management Advisor CWMA Conseiller clientèle affluent certifié

Gestion de la Qualité – – – –

Répondant et Opérateur qualité (TQbase) Contrôleur qualité (TQ1) Analyste qualité (TQ2) Responsable Systèmes de Management Intégrés (TQ3) – Agent système de management intégré – Agent système de management intégré – santé et social

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Reconnaissance européenne En 1994, la SAQ a été accréditée en tant que première organisation membre de l’European Organization for Quality (EOQ) et est depuis lors habilitée à délivrer des certificats de personnes EOQ reconnus partout en Europe. L’EOQ est un réseau d’organisations international principalement présent en Europe qui regroupe des entreprises et des experts disposant de connaissances dans les domaines de la qualité, de la protection du travail et de la sécurité au travail ainsi que de la gestion de l’environnement et de la responsabilité sociale des entreprises. Elle entretient un dialogue étroit avec la Communauté européenne et participe activement au travail des organisations européennes et internationales spécialisées dans le développement et l’encouragement de la qualité, de la certification de personnes et les questions y afférentes. Dans ce cadre, elle contribue à des projets de normalisation internationaux au sein de l’ISO, du CASCO, de l’IAF et de l’IPC.

notions et processus de base nécessaires à un mandataire de projets informatiques (manager, designer, spécialiste en marketing ou autre utilisateur) pour être un interlocuteur compétent. L’an dernier, la SAQ a délivré 1292 certificats dans le domaine de l’informatique. Ces certificats sont reconnus à

l’échelle internationale. La SAQ est entre autres accréditée par l’IREB (International Requirements Engineering Board) en Suisse et en France dans le cadre d’un système d’octroi de licences et habilitée à faire passer des examens ainsi qu’à délivrer des certificats. La SAQ constitue depuis le début un important par-

tenaire pour l’IREB en termes de nombre d’examens passés pour le titre de «Certified Professional for Requirements Engineering».

Un certificat de qualité également pour d’autres métiers et secteurs En 2018, pr suisse, l’Association Suisse de Relations Publiques, a lancé le certificat de personnes de «Conseiller en communication certifié» en collaboration avec la SAQ. Le certificat confère aux spécialistes des RP le statut d’experts et d’expertes en communication en matière de stratégie, de conseil et de direction, indépendamment de leur parcours de formation et de formation continue. Le concept et les conditions d’admission à l’examen se basent sur les profils de compétences nécessaires à une activité dans le secteur de la communication établis par l’association professionnelle. Dans le cadre de ses formations destinées aux professionnels et aux managers désireux d’évoluer, AKAD Business a créé la formation de membre du conseil d’administration certifié SAQ. Le séminaire combiné avec un examen aide les jeunes ou fu-

d’œil – Agent Métrologue – TM1 – Responsable Métrologue – TM2 – Spécialiste qualité et affaires réglementaires pour dispositifs médicaux – Auditeur de Systèmes de Management Intégrés (TQ4)

Gestion des risques

Lean & Six Sigma

Sécurité

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– Spécialiste de la sécurité au travail

Lean Six Sigma – Green Belt Lean Six Sigma – Black Belt Chef de projet Lean Production Chef de projet Lean Services

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– Manager des risques

Gestion de l’environnement – Gestionnaire en management environnemental

<< Le certificat est souvent l’avantage décisif d’un candidat à l’élection d‘un conseil d’administration. Elle donne au conseil d’administration des PME la certitude que toutes les connaissances théoriques de base nécessaires ont été acquises. >> Philipp Hauri, directeur AKAD Business

turs membres du conseil d’administration de PME à combler les éventuelles lacunes dans leur palette d’aptitudes et valide les compétences requises par un label de qualité. D’autres certificats, tels que celui de spécialiste en médias sociaux et marketing digital ainsi qu’en recouvrement, peuvent être obtenus. La SAQ propose son expertise aux associations professionnelles et sectorielles intéressées pour l’établissement conjoint des profils d’exigences de nouveaux certificats SAQ. Dans un contexte de concurrence internationale pour l’acquisition des meilleurs talents, les normes uniques permettent ainsi aux partenaires d’établir une référence commune à l’échelle sectorielle en vue de la comparabilité et de la reconnaissance réciproque, mais aussi en tant que base pour un échange international de personnel et de cadres.

SAQ Swiss Association for Quality Stauffacherstrasse 65/42 CH-3014 Bern T +41 (0)31 330 99 00 pc@saq.ch www.saq.ch V


Personenzertifizierungg

SAQ Zertifizierung schafft mehr Transparenz im PR-Bereich

somit auch attestiert, dass er immer über das aktuelle Knowhow verfügt, dies stellt eine substanzielle Abgrenzung zu traditionellen Lehrgängen dar.

>> Ein Gespräch mit Alberto Stival, Präsident pr suisse (Schweizerischer Public Relations Verband) über die Vorteile des SAQ Zertifikats für Kommunikationsberater.

Über alles gesehen, wie verhält sich beim Erwerb eines Zertifikats der Aufwand zum Ertrag? Es handelt sich um einen sehr fairen trade off. Nehmen wir das Beispiel der PR-Zertifizierung: wer schon seit längerer Zeit in dieser Branche aktiv ist und die oben erwähnten Voraussetzungen erfüllt, sollte die Prüfung ohne grossen Aufwand bewältigen können. Das erlangte Diplom, welches dank der zugrundeliegenden ISO-Norm auch international anerkannt wird, versetzt den Inhaber in einen Senior-Expertenstatus und trägt damit zur eigenen Arbeitsmarktfähigkeit bei.

>> Alberto Stival Warum hat sich der PR-Berufsverband pr suisse entschieden, diese Zertifizierungen einzuführen? Als Verband sehen wir darin eine Chance, um unsere Branche und den entsprechenden Beruf aufzuwerten und gleichzeitig unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ihre Kompetenzen zertifizieren zu lassen. Wir leben im Zeitalter der Kommunikation mit dem zugrundeliegenden Rohstoff Information. Unsere Aktivitäten als Kommunikationsexperten sind deswegen äusserst wichtig und entsprechend ist auch eine hohe Professionalität unumgänglich. Tatsache ist, dass die Komplexität der Kommunikationsberufe oft unterschätzt wird – ein Qualitätsstandard, wie es eine Zertifizierung laut ISONorm für die Kommunikationsberater sein kann – soll helfen mehr Transparenz zu schaffen. Die Kommunikationsbranche kennt ja bereits das eidgenössische Diplom für ihre Fachleute, VI

warum braucht es da noch ein zusätzliches Zertifikat? Die eidgenössischen Prüfungen – das heisst die Höhere Fachprüfung für erwiesene und erfahrene Kommunikationsspezialisten und die Berufsprüfung für jüngere Fachleute – weisen ein theoretisches und praxisorientiertes Wissen aus und stossen im Markt seit jeher auf eine positive Resonanz. Die Höhere Fachprüfung wird ab 2022 im neuen Kleid, das heisst zusammengelegt mit derjenigen von Kommunikation Schweiz (ks/cs) mit neuer Prüfungsordnung und Wegleitung ange-

<< Mit der SAQ-Zertifizierung werden persönliche Kompetenzen auf höchstem Beratungsniveau ausgewiesen. >>

boten und entspricht der Entwicklung der Branche. Beide Weiterbildungen führen zu eidgenössischen Titeln. Mit der SAQ Zertifizierung hingegen werden persönliche Kompetenzen auf höchstem Beratungsniveau ausgewiesen. Die Personenzertifizierung ist somit nicht die Zertifizierung einer Weiterbildung, sondern von einer persönlichen Fähigkeit Gelerntes, Praktiziertes und Erfahrenes schnell und effizient umzusetzen. Das Bewerbungsdossier besteht aus dem Nachweis von Aus- und Weiterbildungsab-

schlüssen und dem beruflichen Lebenslauf der Kandidaten. Die Zulassung wird nach einem Punktesystem berechnet und eine Rezertifizierung alle fünf Jahre ist Pflicht. Welchen Bezug haben Sie persönlich zu den Personenzertifikaten von SAQ? Ich kenne die Personenzertifikate sehr gut. So hatte ich letztes Jahr selbst die Gelegenheit die SAQ Zertifizierung für Verwaltungsräte zu erlangen, was für mich eine Bereicherung und eine sehr positive Erfahrung war. Ausserdem durfte ich in den letzten Jahren viele Banken bei der Einführung der Zertifizierung ihrer Kundenberater begleiten. Was ich bei diesen ISO-Zertifizierungen äusserst schätze ist die Nachhaltigkeit des Titels: durch regelmässige Rezertifizierungs-Massnahmen wird ein ständiges «Up to Date» verlangt. Dem Inhaber wird

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Business Excellence

Auf dem Weg zu Excellence Im Anschluss an ein erfolgreiches Assessment durfte die SAQ folgende Organisationen auszeichnen und gratuliert herzlich:

EFQM Anerkennung für Excellence (R4E) 5 Stern

EFQM Verpflichtung zu Excellence (C2E) 2 Stern

– MRI Zürich

– FSP Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen MQ | 7/2020


Certification de personnes p

Qualité, formation et certification dans l’industrie horlogère >> Questions posées à Raphael Dubey responsable de formation dans l’industrie horlogère. J’ai envie de répondre les deux, cela va dépendre du besoin. S’il faut sensibiliser un collaborateur sur une thématique, une formation courte pourrait suffire. Par contre, s’il faut développer des nouvelles connaissances et être capable de les transférer dans son environnement professionnel, il faudra immanquablement des formations plus longues. Pour exprimer cela, j’utilise souvent l’expression: «on en a pour son argent». >> Raphael Dubey Monsieur Dubey vous soutenez sans relâche une Qualité qui est déjà exceptionnelle dans le domaine horloger. Pourquoi apportez-vous toujours autant d’attention à la qualité? Nous pourrions faire l’analogie avec la roue de Deming (ou roue PDCA), si l’impulsion n’est pas donnée pour amener de l’amélioration continue et s’il manque la cale, nous pourrions stagner ou au pire régresser. Il s’agit d’un effort constant. D’ailleurs la cale pourrait être représentée par la formation continue des collaborateurs. De plus, le domaine de la Qualité évolue avec des nouvelles approches, des nouveaux outils, de nouvelles normes, etc. il faut donc constamment se former pour rester à la pointe. Selon vous, faut-il proposer des cursus de formation de plusieurs jours liée à la qualité ou à la résolution de problèmes? Ou une simple formation ponctuelle de quelques heures «sur le tas» pourrait-elle suffire? MQ | 7/2020

Dans le cadre de la formation continue, vous appréciez tout particulièrement celles ou ceux qui valident leurs compétences par l’obtention d’un certificat. Pourquoi un certificat est important à vos yeux? La certification de personne à plusieurs avantages. Déjà pour l’apprenant, c’est un signe de reconnaissance et de motivation. Cela va également profiter à son employabilité et à sa polyvalence. Il a été également prouvé que les participants sont plus impliqués et investis dans les formations certifiantes. L’entreprise en tire également des bénéfices, le certificat permet de valider des connaissances ou compétences requises pour une fonction. Dans certain cas, les certifications sont même obligatoires pour réaliser des activités spécifiques (par exemple en salle blanche). La SAQ propose une série de certificats que vous connaissez bien. Par exemple les formations Technicien Qualité de base ou

TQ-base, TQ1, TQ2, etc. sont des cursus amenant les participants à l’obtention d’un certificat délivré par la SAQ. Pourquoi appréciez-vous autant ces certificats? J’apprécie les certificats proposés par la SAQ car ils sont reconnus dans l’industrie horlogère. Il n’est pas rare de voir des offres d’emplois faisant références aux certifications SAQ. Au-delà du certificat, les formations proposées sont en lien avec la réalité du terrain du domaine industriel et de plus en plus du domaine des services. Les formateurs ont une grande expérience professionnelle et amènent une réelle plus-value. J’apprécie également le fait que les apprenants venant d’horizons différents soient mélangés dans les formations. Cela permet d’échanger sur les pratiques de chacun. Quel avenir voyez-vous pour les certificats SAQ? Les certifications reconnues dans le domaine de la Qualité proposées par la SAQ étaient sans concurrences en Suisse Romande ces dernières décennies. Ce qui n’est plus vrai aujourd’hui, de nombreuses certifications académiques et professionnelles dans le domaine de la Qualité et du Lean voient le jour (Par exemple le CFC de Qualiticien). Il va falloir faire face à ce marché qui devient concurrentiel en tirant son épingle du jeu en restant proche du terrain, à l’écoute des clients et en innovant sur les cursus de formation proposés. Peut-être qu’à l’avenir la SAQ pourrait également se rapprocher des formations

académiques en proposant par exemple un brevet fédéral dans le domaine de la Qualité, à bon entendeur! La SAQ délivre ses certificats sous l’autorisation du Service d’Accréditation Suisse (SAS). Cela est-il un avantage à vos yeux? Oui bien entendu, cela donne du crédit et garantit un niveau qualitatif des certifications. D’autant plus que je connais les critères du SAS et je sais qu’ils sont très poussés. Les certificats SAQ liés à la qualité sont délivrés par la SAQ mais les formations sont assurées par ARIAQ en Suisse romande. Voyez-vous un avantage à ce découplage dans le processus de certification? Oui j’y vois un avantage: l’impartialité. Si l’ARIAQ était à la fois chargé de former et de certifier cela pourrait poser des problèmes d’intégrité. Si je fais la comparaison avec les audits de certification ISO, ce n’est pas l’organisme ISO qui va réaliser les audits mais une entreprise tierce accréditée. Un certain nombre de certificats SAQ sont reconnus par l’European Organisation for Quality (EOQ). Ce lien avec l’Europe apporte-t-il un avantage particulier pour une industrie dont les activités de production sont essentiellement basées en Suisse? Ceci n’est pas un critère déterminent pour l’industrie horlogère. Mais cela est intéressant pour les participants qui viennent de l’étranger ou qui souhaitent partir à l’étranger, ils pourront faire reconnaitre leur certificat dans la zone Euro.

Questions posées par Raphaël Granges, Directeur ARIAQ VII


Weiterbildungg

Aktuelle Weiterbildungsangebote der SAQ-QUALICON AG

Qualitäts- und Prozessmanager

Lean Six Sigma Green Belt

ist…

ist…

das Label für alle, die sich professionell mit Qualität und Prozessen beschäftigen und für besbessere Ergebnisse in ihrer Firma sorgen. Grundlagen, ISO 9001, Stakeholderanalyse, kontinuierliche Verbesserung KVP, Kennzahlen und Menschen – alles dabei im dreiteiligen Gesamtpaket.

der Gürtel für alle, deren Herz für Verbesserung im Lean Six Sigma-Takt schlägt. Six Sigma, Lean Management, Prozessanalyse, angewandangewand te Statistik, Statistical Process Control SPC und Praxistag bei der Swisscom – alles dabei. Start 17.9.2020

Start 17.8., 12.10. und 18.11.2020

VIII

CAS Quality Assurance Life Cycle

CAS Risk and Safety Management

ist…

ist…

Die Schatzkarte für die Helden der QualitätssicheQualitätssiche rung. Anforderungsmanagement, QualitätsvorausQualitätsvorausplanung, Prüfplanung, Quality Assurance über den gesamten Lebenszyklus, Non-Conformance-MaNon-Conformance-Ma nagement, Umgang mit Daten – alles für Produkte und Dienstleistungen, alles dabei.

der Ritterschlag für alle, die professionell auf Nummer sicher gehen und nicht in Fallen taptap pen wollen, die man schon von Weitem hätte bemerken können. Sicherheitsmanagement, Risikomanagement, Business Continuity MaMa nagement und Sicherheitskultur – alles dabei.

Start 23.10.2020

Start 30.10.2020

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PUBLIREPORTAGE 17

QM für KMU

Optimieren mit System Mit der Software-Entwicklungsfirma Synprovis als Partner optimieren KMU nicht nur Prozesse, sondern ihr ganzes Unternehmen mit System. Dahinter steht die führende QM-Software Improve, die als Gesamtlösung fürs Qualitätswesen am Frontend durch einzigartige Einfachheit begeistert.

Lassen wir kurz einige CEOs von ImproveAnwenderfirmen zu Wort kommen: «Fakten statt Bauchgefühl», «versandete Probleme waren gestern», «man sucht nicht, man findet», «ohne Improve wären viele Audits nicht mehr bestehbar». Diese Statements bringen auf den Punkt, worauf die Synprovis GmbH beim Qualitätsmanagement abzielt: andere Ansätze bei der Softwareentwicklung, die Gesamtschau auf den Q-Kosmos sowie explizite Einfachheit am Frontend.

Denken in «Ereignissen» Synprovis setzt bei «Ereignissen» an, wie z. B. Kundenreklamationen, interne Abweichungen oder Lieferantenfehler. «Abweichungen begreifen wir als wertvolle Informationsquelle für die Verbesserung von Prozessen», sagt CEO Hubert Geisseler. Der ereignisorientierte Softwareaufbau lässt komplexe Aufgabenstellungen für den Endanwender sehr einfach

Kundennähe gehört neben Qualität und Flexibilität zu den Synprovis-Grundwerten. Die jährliche Erfa-Tagung ist ein wichtiges Instrument des Austausches mit den Kunden.

erscheinen. Jedes Ereignis steht unmittelbar als Menupunkt auf der Oberfläche zur Verfügung; das zeitraubende Suchen in komplizierten Verzeichnisbäumen entfällt. Über alle Ereignisse hinweg ist die Improve-Oberfläche nach der Struktur «Erfassen, Entscheiden, Erledigen, Verbessern» aufgebaut. Das erleichtert die konkrete Qualitätsoptimierung für alle Beteiligten markant.

QM-Software macht Furore Mit europaweit über 300 Installationen zählt Improve für Experten inzwischen zu den führenden QM-Tools. Warum? Zum einen macht modernste Webtechnologie den Kunden hoch flexibel bezüglich Endgeräten und Einsatzorten; weder bei der Erstinstallation noch bei Updates sind die Client-Arbeitsplätze tangiert. «In Expansionssituationen u/o bei filialisierten Unternehmensstrukturen spielt die Software ihre ganze Stärke aus», betont Hubert Geisseler. Die unproblematische Mehrsprachigkeit und die vollständige Abbildung aller qualitätsrelevanten Aufgaben sind wesentliche Stichworte dazu. Umfassend eingesetzt, kann Improve gar als integriertes Managementsystem dienen. Unternehmensseitig setzt Synprovis auf topqualifizierte Mitarbeitende und auf eine partnerschaftliche Beziehung zu den Auftraggebern. An der jährlichen Erfa-Tagung definiert man gemeinsam neue SoftwareModule und Funktionen. Dabei implementiert Synprovis die mehrheitsfähigen Erweiterungen. ■

Hubert Geisseler CEO Synprovis GmbH Firmendaten – Gründungsjahr: 2002 – Inhabergeführt durch Hubert Geisseler – Position: führende Spezialistin für gewinnbringendes QM im KMU-Bereich – Produkt: QM-Software Improve – Mitarbeitende: 6 – Ausstrahlung: Schweiz, Deutschland, Österreich Leitgedanken – Grundwerte: durchgängig hohe Qualitätsstandards, ausgeprägte Kundennähe und überdurchschnittliche Flexibilität, auch indem wir ohne Wiederverkäufer-System agieren – Jeder Softwareentwickler ist gleichzeitig Projektleiter − «Fronterfahrung und Praxisbezug» kombiniert – Wir wenden die QM-Gedanken auch auf uns selbst an und sind entsprechend zertifiziert. Kunden, Referenzen – Europaweit über 300 Improve-Installationen, vornehmlich in KMU – Überwiegend Produktionsunternehmen sowie einige Dienstleistungs- und Handelsfirmen – Referenz-Beispiele: Abnox AG, Diener AG, Gifas-Electric GmbH, Lagerhäuser Aarau AG, Nova Werke AG, Thomann Nutzfahrzeuge AG, Zweifel Pomy-Chips AG, Herbert Hänchen GmbH & Co. KG (D), ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co. KG (A) Synprovis GmbH Spillgässli 33, 6205 Eich/Schweiz T +41 41 785 20 70 kontakt@synprovis.ch, www.synprovis.ch


18 FOKUS ENERGIEWIRTSCHAFT

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Distributed-Ledger-Technologien

Was bringen Blockchain-Technologien dem Energiemarkt? Die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) unterstützt die Entwicklung einer neuen internationalen Norm für Distributed-Ledger-Technologien (DLT) im Energiemarkt. Es handelt sich um die erste Blockchain-Initiative für die Stromerzeugung und den Stromhandel. Die Schweiz steht bei dieser Entwicklung an vorderster Front, und eine der treibenden Kräfte ist SNV-Experte Alexandre Juncker, der uns hier eine kurze Einführung ins Energie- und Blockchain-Umfeld gibt.

modell des Übertragungsnetzes wahrscheinlich stark betroffen sein, wenn Energie vermehrt lokal produziert und genutzt wird.

Blockchain auf den Punkt gebracht Distributed Ledger Technologies (DLTs), wie z.B. Blockchain, organisieren eine Anzahl von Peer-to-Peer-Netzwerkteilnehmern, sodass sie sich über Ereignisse, die innerhalb des Netzwerks stattfinden, verständigen können. DLTs werden mit einer Software implementiert, die diese Peers verbindet und einen

«Zwei Parteien, die sich nicht a priori kennen, können Handel treiben.» Konsensalgorithmus mit anderen Knoten ausführt. Die Interaktionen und Validierungen beruhen auf kryptografischen Beweisen. Daher sind die Transaktionen und Informationen, die in der Blockchain registriert werden, sicher nicht manipulierbar und unveränderlich.

Alexandre Juncker, SNV-Experte

Das Aufkommen erneuerbarer Energiequellen prägt die Zukunft des Energiemarktes. Es ist wenig vorstellbar, dass die Energieerzeugung künftig nur auf Sonnen-, Wind- und Wasserkraft beruhen wird. Bis deren Speicherung kostengünstig wird, müssen geeignete dekarbonisierte Alternativen wie die Kernkraft als Teil des Stromnetzes die Grundlast in der Nacht liefern und wenn kein Wind weht. Dennoch hat die Dezentralisierung der Energieproduktion bereits begonnen und setzt den Umbau des Netzes fort. Sie wird Auswirkungen auf die Marktteilnehmer haben, die an der Stromerzeugung beteiligt sind, so wird es beispielsweise mehr kleine Anlagen geben als bisher. In der Folge entsteht ein neues Segment von Geschäftsmodellen für die Energieproduktion, weil einzelne Solarpanel-Installationen zusammengelegt und als virtuelle Kraftwerke verwaltet werden können. Ebenso wird das Geschäfts-

Bild: zVg

Alexandre Juncker ist Distributed Ledger Technologies Lead bei Alpiq und seit vier Jahren SNV-Experte.

Die grosse Verschiebung, ausgelöst durch die dezentralisierte Energieproduktion, wird auch die Schweiz durch DLT-Technologien erweitern.


ENERGIEWIRTSCHAFT FOKUS 19

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Zwei Parteien, die sich weder a priori kennen noch einander vertrauen, können miteinander handeln, ohne dass eine dritte Partei erforderlich ist.

Bahnbrechende Wertschöpfungskette im Energiemarkt DLTs schaffen eine gesamte Umgebung für die Ausführung von Transaktionen und die Verarbeitung von Informationen. Sie sind in der Lage, Softwareprogramme darauf auszuführen, die als Schnittstelle zu den Geschäftsteilnehmern dienen und die gesamte Wertschöpfungskette der Stromerzeugung und des Stromhandels unterstützen können. Ohne die Notwendigkeit einer dritten Partei können auch Abrechnungen zwischen den Marktteilnehmern automatisiert werden, eine Kernfunktion von DLTs, die eine Vereinfachung der Administration verspricht. DLTs können als eine blosse Kopie der bestehenden Prozesse auf einer dezentralen Plattform angesehen werden. Letztlich wird quasi nur nur ein stringentes Abrechnungssystem geschaffen und genutzt.

Hohes Mass an Transparenz und Rückverfolgbarkeit Über die Steigerung der Unternehmenseffizienz hinaus werden Blockchain-Systeme die Energieindustrie weiter verändern. Ihre Transparenz und Rückverfolgbarkeit verspricht eine deutliche Verbesserung des Sektors. Insbesondere wird Energie während ihres gesamten Lebenszyklus rückverfolgbar sein. Technisch gesehen, bedeutet dies, dass das Hauptbuch aufzeichnet, welche Anlage zu einem bestimmten Zeitpunkt wie viel elektrische Energie produziert und wer sie vom Netz verbraucht hat. Sobald es möglich sein wird, dass jeder Teilnehmer systematisch sagen kann, wer wofür bezahlt, werden die Zahlungen der Verbraucher auf direkterem Weg an diejenigen Produzenten fliessen, die auch von der Bevölkerung bevorzugt werden. Diese Markteffizienz ist wünschenswert, und sie ist der Weg, wie Blockchain zur Transformation des Energiesektors beitragen wird.

Der Spieler im Hintergrund und nicht der Stürmer Wie wird Blockchain den Alltag der KMU in Zukunft verändern? Man darf davon ausgehen, dass die Veränderungen so gering wie möglich bleiben werden. Typischerweise sollte ein Händler immer darauf bedacht sein, den richtigen Preis und Zeitpunkt für den Kauf oder

Quel est l’avantage des technologies de blockchain pour le marché de l’énergie? L’Association Suisse de Normalisation (SNV) soutient le développement d’une nouvelle norme internationale pour les technologies du registre distribué (DLT) sur le marché de l’énergie. Il s’agit de la première initiative concernant la blockchain pour la production et le commerce d’électricité. La Suisse joue un rôle de pionnier en la matière. Les DLT organisent une série d’acteurs d’un réseau pair-à-pair afin qu’ils puissent se comprendre au sujet d’événements qui se produisent au sein du réseau. De tels systèmes ouvrent la voie vers une augmentation de l’efficacité des entreprises. En plus de la hausse de l’efficacité des entreprises, les systèmes de blockchain auront également une influence sur le secteur de l’énergie. En particulier, l’énergie sera traçable tout au long de son cycle de vie. Sur le plan technique, cela signifie que le grand livre enregistre la quantité d’énergie électrique produite par chaque installation à un moment déterminé et où cette énergie est consommée à partir du réseau. Dès que chaque acteur pourra déterminer systématiquement pour quoi il paie, les paiements des consommateurs iront directement aux producteurs privilégiés par la population. Cette efficacité du marché est souhaitable et elle représente la façon dont la blockchain va contribuer à la transformation du secteur de l’énergie. En l’absence d’un système commun dans ce domaine, nous nous retrouverions avec une multitude de protocoles correspondant uniquement à un segment étroit de la chaîne de création de valeur mais inaptes à soutenir les autres cas d’utilisation et à communiquer avec les segments adjacents. Dans ce cas, nous ne serions pas parvenus à exploiter véritablement le potentiel prometteur de la blockchain. www.snv.ch

Verkauf von Strom zu wählen, unabhängig von der Art der Infrastruktur, die zur Dokumentation und Abwicklung des Handels dient. Natürlich werden sich einige Abteilungen von Unternehmen, die mit der neuen Plattform arbeiten, verändern oder sogar ganz wegfallen. Bei der Einführung von DLT geht es grundsätzlich darum, die Geschäftsprozesse auf die neue Infrastruktur umzustellen. Auf dem Weg dahin sollten wir die Gelegenheit

«Kein gemeinsames System würde in einer Vielzahl von Protokollen enden.» nutzen, wo immer möglich zu rationalisieren und die Rückverfolgbarkeit miteinzubeziehen, mehr nicht. Die Blockchain sollte eher ein Rückgrat sein, das tief in den Informationssystemen liegt, von dem die Anwender kaum etwas sehen.

Blockchain fördert die kohlenstofffreie Stromversorgung Unabhängig davon, wie ein Konsens über die Blockchain erzielt wird, soll sie zur Unterstützung der Unternehmen und ihrer Schnittstellen eingesetzt werden, um die Märkte effizienter zu machen und dadurch die kohlenstofffreie Stromerzeugung zu begünstigen oder zumindest die Instrumente dafür bereitzu-

stellen. Es versteht sich von selbst, dass ein energieintensiver Proof of Work wie bei Bitcoin als Konsensmechanismus nicht infrage kommt – die Blockchain der Industrie muss auf energiesparende Alternativen setzen.

Alle an einen Tisch holen und das gemeinsame Vorgehen festlegen Eine DLT-Plattform ist ein Protokoll mit universellem Anspruch. Alle Akteure, die versuchen, ihre Lösung voranzutreiben, haben den Ehrgeiz, alle Marktteilnehmer mit an Bord zu nehmen. Mit Unterstützung der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) als Governance-Plattform sollen alle Marktteilnehmer in der Energiewirtschaft an einen Tisch gebracht werden, um eine gemeinsame Infrastruktur und ein gemeinsames System zu definieren, das von allen akzeptiert werden kann. Wenn wir kein gemeinsames System schaffen, würden wir mit einer Vielzahl von Protokollen enden, die nur auf einem engen Segment der Wertschöpfungskette laufen, nicht aber für die Unterstützung der übrigen Anwendungsfälle ausgelegt sind und kaum mit den benachbarten Segmenten sprechen können. In diesem Fall wäre es uns nicht gelungen, das vielversprechende Potenzial der Blockchain wirklich zu nutzen. ■

www.snv.ch


20 FOKUS ENERGIEWIRTSCHAFT

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Blockchain-Technologie auf dem Energiemarkt

Stromhandel unter Nachbarn In Walenstadt wurde im Rahmen eines Pilotprojekts ein lokaler Strommarkt unter 37 Parteien voll automatisiert über eine Blockchain erprobt. Mit der anstehenden Revision des Stromversorgungsgesetzes will der Bundesrat den Strommarkt bald für alle Kunden öffnen. Damit könnten lokale Strommärkte und die erneuerbare Stromproduktion einen Boom erleben. Marcel Hegetschweiler

Im Quartier Schwemmiweg in Walenstadt wurde mit Strom gehandelt – automatisch über eine Blockchain. Insgesamt 37 Parteien hatten sich im Schwemmiweg zum gemäss Eigenaussage «ersten lokalen Strommarkt der Schweiz» zusammengeschlossen – 28 Produzenten mit einer eigenen Solarstromanlage und 9 reine Konsumenten. Und so funktionierte die blockchainbasierte Strombörse: Das lokale Energieversorgungsunternehmen Wasser- und Elektrizitätswerk Walenstadt stellte sein Verteilnetz zur Verfügung und kaufte oder lieferte Strom, wenn im Schwemmiweg gerade zu viel oder zu wenig produziert wurde. Die Konsumenten gaben ihrerseits über ein Webportal ihre Preispräferenzen an. Die Produzenten wiederum, die gleichzeitig auch als Konsumenten agierten, gaben auf diesem an, zu welchen Bedingungen sie ihren überschüssigen Solarstrom im Quartier abgeben wollten. Der Rest lief vollautomatisch über die Blockchain: Spezielle Stromzähler – sogenannte Smart Meter, die Daten digital senden und empfangen können und als Schnittstellen zur Blockchain dienen – massen den Stromverbrauch sowie die Produktion der beteiligten Parteien und

Marcel Hegetschweiler ist Journalist und Texter in Zürich. www.marcelhegetschweiler.ch

sandten diese Informationen an die Blockchain, die alle Teilnehmenden miteinander verband. In diese Datenkette, eine Art dezentrales digitales Logbuch, wurden via Smart Meter und Webportal alle Informationen – von den Stromständen über die Präferenzen der Teilnehmenden bis hin zu den gehandelten Strommengen und den dazugehörigen Preisen – geschrieben. Die Blockchain glich die Informationen der Parteien anschliessend

miteinander ab, brachte die geeigneten Parteien zusammen und gab schlussendlich die Stromverkäufe frei.

Erfolgreicher Pilotversuch Im vergangenen Januar ging die Feldphase von «Quartierstrom» erfolgreich zu Ende. «Das System lief stabil», so das Fazit von Irene Bättig, Mediensprecherin von Quartierstrom. Demnächst erscheine der Schlussbericht zum Projekt, das vom Bundesamt für Energie im Rahmen des Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprogramms vom Bundesamt für Energie gefördert wurde. Nur so war es überhaupt möglich, einen solchen lokalen Strommarkt in der Praxis zu erproben, denn laut Gesetz ist dies heute noch nicht zulässig. Am Projekt beteiligt waren diverse Organisationen – unter anderem die Universität St. Gallen mit ihrem Bosch IoT-Lab, die ETH Zürich und die Unternehmen Supercomputing Systems und Swibi.

Zusammenschluss zu Eigenverbrauch Seit 2018 können sich Bewohner eines Gebäudes oder eines Areals in einem Zusammenschluss zu Eigenverbrauch (ZEV) organisieren. Produzieren die privaten Solarstromproduzenten mehr Strom, als sie im ZEV verbrauchen, können sie diesen ins lokale Verteilernetz einspeisen. Dafür bekommen sie vom jeweiligen lokalen Energieversorger eine

Bildquelle: WEW

Das Quartier Schwemmiweg in Walenstadt, in dem ein lokaler Strommarkt erprobt wurde


ENERGIEWIRTSCHAFT FOKUS 21

Vergütung. Diese Vergütungstarife für ins Netz eingespeiste Energie aus einer Photovoltaik-Anlage mit 10 kVA Leistung variieren jedoch je nach Energieversorgungsunternehmen stark. «Die Vergütung für diesen überschüssigen Strom ist in der Tat je nach Region unterschiedlich», bestätigt Irene Bättig von Quartierstrom. «Ziel eines lokalen Strommarktes wie Quartierstrom ist es, dass die Solarstromproduzenten einen höheren Erlös für ihren überschüssigen Strom erzielen und der Bau von Solaranlagen so attraktiver wird.»

Blockchain im Einsatz Als zu Beginn dieses Jahres das Projekt Quartierstrom in Walenstadt zu Ende ging, konnte ein ZEV im Kanton Aargau seine ersten autarken Stunden feiern. Auch bei der Überbauung «Im Erlifeld» in Unterentfelden bei Aarau kommt die Blockchain-Technologie zum Einsatz, allerdings nur beim Verrechnungsprozess des Stroms. Mit Strom gehandelt wird im Erlifeld nicht. Die neun Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 90 Wohnungen sind mit Luft-, Wasser- und Wärmepumpen zum Heizen, Kühlen und fürs Warmwasser ausgerüstet. Auf allen Dächern sind Photovoltaikanlagen installiert. Vermieter und Mieter rechnen ihre Stromgeschäfte vollautomatisch über die Plattform Ormera ab, die über die private Blockchain von PostFinance und Swisscom läuft. «Wenn sich Parteien dazu entschieden haben, Solarstrom gemeinsam zu nutzen, bietet Ormera diesen eine Plattform, die es ihnen vereinfacht, den Solarstrom untereinander zu verrechnen», erklärt Angela Bönzli, Marketing Managerin beim Start-up Ormera AG. Die Plattform bewerkstellige dies, indem sie den gesamten Verrechnungsprozess – vom Ablesen des Stromzählers über die Tarifberechnung bis hin zum Kontoabzug – automatisiere. «Für die Nutzer von Ormera fällt der gesamte administrative Aufwand weg. Sie können lediglich die Produktions- und Verbrauchsdaten sowie die berechneten Tarife auf einem Dashboard verfolgen und so ihr Konsumverhalten optimieren.» Wie Quartierstrom will auch Ormera die dezentrale Stromproduktion fördern: Durch die vereinfachte Abrechnungslösung von Ormera sollen mehr Leute zu einem ZEV animiert werden. «Wir helfen ihnen, die administrativen Hürden zu bewältigen», so Bönzli. Die Verbreitung von ZEVs hängt laut Fabian Baerlocher, Co-CEO von Ormera, dabei aber nicht zuletzt auch von den lokalen Energieversorgern selbst ab: «Generell kann jeder

Grafik: Quartierstrom

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Der Eigenverbrauch in den Haushalten der Produzenten und der im Quartier verkaufte Strom lagen absolut gesehen über die gesamte Pilotphase in einer ähnlichen Grössenordnung.

Bauherr einen ZEV gründen. Einige Netzbetreiber bieten jedoch innovative und vor allem einfache und direkte Unterstützung zur Bildung von ZEVs an, andere sind jedoch eher konservativ, was zu grösseren administrativen Herausforderungen führen kann.»

Öffnung des Strommarkts? Warum sollten sich die Energieversorger aber überhaupt um lokale Strommärkte wie Quartierstrom oder ZEVs wie die Überbauung Erlifeld interessieren? Ist es dem Stromgeschäft nicht abträglich, wenn viele kleine private Stromproduzenten auch Strom anbieten? «Der Energiehandel ist für uns bereits heute nicht mehr interessant – er bringt null Wertschöpfung», beantwortet Christian Dürr, Geschäftsleiter des Wasser- und Elektrizitätswerk Walenstadt, die Gretchenfrage in einem auf dem Quartierstrom-Blog veröffentlichten Interview. Er sehe seine Rolle in Zukunft vermehrt als Infrastrukturbetreiber – nicht nur der lokalen Verteilnetze, sondern auch in Gebäuden. «Dabei können wir auch als Energiedienstleister auftreten, der die Systeme überwacht, optimiert und ein ganzheitliches Energiemanagement übernimmt.» Bleibt die Frage, ob künftig allen Konsumenten der freie Stromhandel über Plattformen wie diejenige des Projekts Quartierstrom erlaubt sein wird. «Der Strommarkt ist in der Schweiz noch nicht für alle Konsumenten, sondern nur für die Grossen offen», sagt dazu Matthias Galus, Leiter Digital Innovation Office vom Bundesamt für Energie. Der ZEV biete zwar eine beschränkte Interaktion zwischen lokalen Produzenten und lokalen Kleinverbrauchern. Das Energieversorgungsunternehmen bleibe aber – ausserhalb des

Eigenverbrauchs – der zwischengeschaltete Mittelsmann, solange es keine volle Strommarktöffnung gebe. Allerdings wolle der Bundesrat mit der Revision des Stromversorgungsgesetzes den Strommarkt bald für alle Kunden öffnen. Dies kann gemäss Bundesrat den dezentralen Handel und so die dezentrale Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erhöhen und gleichzeitig besser in den Strommarkt integrieren. «Das dürfte aber noch ein paar Jahre dauern», so Galus. «Im Vergleich zu der schnellen Entwicklung digitaler Lösungen also eher lange». In der Zwischenzeit werde das Digital Innovation Office die Weiterentwicklung von Blockchain-Lösungen im Energiemarkt weiter unterstützen, damit die involvierten Parteien in Zukunft besser werden zusammenspielen können.

Taugliches Geschäftsmodell Der lokale Strommarkt im Schwemmiweg läuft derweil im Nachfolgeprojekt Quartierstrom 2.0 weiter, mit automatisierter Preisbildung und ohne Blockchain. Ein Antrag für ein wissenschaftliches Folgeprojekt ist unterwegs. Weitere gesetzliche Anstösse hin zu einer dezentralen Energieversorgung wären sowohl für den «Quartierstrom» aus Walenstadt als auch für andere zukünftige lokale Energiemärkte bitter nötig, denn: «Unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist kaum ein attraktives Geschäftsmodell für lokale Energiemärkte möglich», so Irene Bättig von Quartierstrom. Dies hätten die verschiedenen Versuche zur Entwicklung von möglichen Businessmodellen für lokale Strommärkte beim Projekt Quartierstrom gezeigt. ■


22 RISIKEN MANAGEN

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Risikoforschung

Krisen: Empfehlungen von Risikoforschern Führende Risikoforscher aus der Westschweiz und aus Deutschland gehen in einem im «Journal of Risk Research» erschienen Artikel auf die Treiber und Schlüsselfaktoren einer Pandemie ein. Darüber hinaus geben sie konkrete Empfehlungen, wie wir uns für künftige Krisen besser vorbereiten können.

Michael Merz

Risikoforschende gaben schon vor der eigentlichen Corona-Krise Empfehlungen ab. Gleichwohl, obschon es frühzeitige Warnungen vor einer exponentiell wachsenden Pandemie gab, wirkten die meisten politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger erst unvorbereitet oder zögerlich, und erst als sich COVID-19 von China aus im März 2020 in der ganzen Welt ausbreitete, konsultierte man Risikoexperten. Inzwischen hat die Krise zu beispiellosen Einschränkungen geführt und die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Trotz der weltweit anhaltenden Pandemie gehen Menschen auf die Strasse, fordern allgemein mehr Wohl für sich ein, und in Industrie und Wirtschaft machen

neue digitale Technik- und Fortschrittslösungen die Runde. Die Westschweizer Aengus Collins, Marie-Valentine Florin – beide an der EPF Lausanne im International Risk Governance Center tätig – und der deutsche IASS-Direktor Ortwin Renn präsentieren in ihrem Artikel «COVID-19 risk governance: drivers, responses and lessons to be learned», der im April 2020 im «Journal of Risk Research» erschienen ist, die eigentlichen Schlüsselfaktoren von Krisen. Im Folgenden die Erkenntnisse der Risikoforschenden und Empfehlungen, wie sich unsere hochtechnisierte Gesellschaft besser gegen Krisen rüstet.

Ein Rahmenwerk für die Krise Der Artikel gibt einen Überblick über die Ausbreitung von COVID-19 und beschreibt sechs

Symbolbild: Unsplash

Seit dem Ausbruch von COVID-19 kennt man Extremfälle, wie etwa Lieferengpässe wegen Hamsterkäufen. Doch die Risikoforschung weist auf grössere Gefahren hin.

Ursachen der Krise: die exponentielle Infektionsrate, die internationale Verflechtung, mangelnde Kapazitäten der Gesundheitssysteme in vielen Ländern, Kompetenzwirrwarr und fehlende Weitsicht bei vielen staatlichen Behörden, die Schwierigkeiten, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Shutdowns parallel zu den gesundheitlichen Folgen zu bedenken, sowie die von der Finanzkrise von 2008 herrührenden Schwächen im Kapitalmarkt. Bei der Entwicklung von Lösungsvorschlägen nutzt das Autorenteam das von Ortwin Renn mitentwickelte Rahmenwerk des International Risk Governance Councils. So gilt es, mehr Kapazitäten für eine global wirksame wissenschaftlich-technische Bewertung der Risiken zu schaffen, um vor allem zuverlässige Frühwarnsysteme bereitzustellen. Die neu entwickelte Forschung bedarf der ergänzenden Analyse der Risikowahrnehmung – also der individuellen und gesellschaftlichen Meinungen, Sorgen und Wünsche. Denn nur wenn man diese kennt und beherzigt, kann man effektive Krisenkommunikation betreiben und entsprechend wirksame Verhaltensvorschriften erlassen.

«Eine Schlüsselaufgabe für

Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ist die Risikoevaluierung.

»

Eine Schlüsselaufgabe für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ist die Risikoevaluierung: Ob und in welchem Umfang sind Massnahmen zur Risikominderung notwendig? Welche Zielkonflikte treten bei der Gestaltung von Massnahmen und Einschränkungen auf und wie lassen sich diese nach anerkannten ethischen Kriterien auch bei weitgehender Unsicherheit auflösen? Aus der Evaluierung folgen dann bewertete Optionen für das Risikomanagement. Es geht um kollektiv verbindliche Entscheidungen über Massnahmen, um insgesamt das Leid der betroffenen Bevölkerung zu minimieren. Es umfasst auch Strategien zur Verringerung unerwünschter Nebenwirkungen. Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung der Krise ist eine abgestimmte Krisen- und Risikokommunikation, deren Wirksamkeit von kommunikationswissenschaftlicher Fundierung und professioneller Umsetzung abhängt.


RISIKEN MANAGEN 23

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Die Forschenden leiteten zehn Empfehlungen ab: 1. Risiken an der Quelle abfangen: also im Fall von Pandemien die Möglichkeit verringern, dass Viren vom Tier auf den Menschen übertragen werden. 2. Auf Warnungen reagieren: Dazu gehören die Überprüfung nationaler und internationaler Risikobewertungen, ausserdem müssen im Voraus bessere Schutzvorkehrungen für Risiken mit besonders gravierenden Auswirkungen ausgearbeitet werden. 3. Zielkonflikte beachten: Massnahmen zur Verringerung eines bestimmten Risikos haben Auswirkungen auf andere Risiken. Unerwünschte Nebenwirkungen müssen in die Risikobewertung einfliessen. 4. Rolle von Technologie berücksichtigen: Wie können maschinelles Lernen und andere Technologien bei der Pandemiebewertung, -vorsorge und -reaktion von Nutzen sein? 5. In Resilienz investieren: Gewinne an organisatorischer Effizienz haben kriti-

sche Systeme wie das Gesundheitswesen anfällig gemacht. Nun muss deren Belastbarkeit gestärkt werden, etwa durch Verringerung von Abhängigkeiten bei wichtigen Produkten und Dienstleistungen. 6. Konzentration auf die wichtigsten Knoten im System: Im Fall einer Pandemie ist eine frühzeitige Einschränkung des Flugverkehrs wirkungsvoll. Für solche Massnahmen könnte ein globaler Notfallfonds eingerichtet werden. 7. Stärkung der Verknüpfung von Wissenschaft und Politik: Länder, in denen die Übermittlung von Informationen und Empfehlungen aus der Wissenschaft an die Politik gut funktioniert hat, waren erfolgreicher in der Bekämpfung des Coronavirus. 8. Staatliche Kapazitäten aufbauen: Der Umgang mit systemischen Risiken sollte eher als kontinuierlicher Bestandteil guter Regierungsführung denn als Reaktion auf Notfälle aufgefasst werden.

9. Bessere Kommunikation: Die Kommunikation zu COVID-19 war in einer Reihe von Ländern langsam oder fehlerhaft. Eine Lösung hierfür wäre die Einrichtung nationaler und internationaler Risikoinformations- und Kommunikationseinheiten. 10. Über gesellschaftliche Brüche reflektieren: Die Corona-Krise zwingt Menschen und Organisationen, mit neuen Lebens- und Arbeitsmustern zu experimentieren. Jetzt ist es an der Zeit, zu überlegen, welche Veränderungen langfristig als wünschenswert beibehalten ■ werden sollten.

Literaturhinweis: Aengus Collins, Marie-Valentine Florin & Ortwin Renn: «COVID-19 risk governance: drivers, responses and lessons to be learned, Journal of Risk Research» (2020, DOI: 10.1080/13669877.2020.1760332)

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24 RISIKEN MANAGEN

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Risikomanagement in Extremsituationen

Aus Fehlern lernen Die Fehlerkultur ist unser teils verborgenes Skript, mit Fehlentwicklungen umzugehen. Im vorliegenden Beitrag wird anhand des Beispiels vom technischen Tauchen gezeigt, wie der Weg zur psychologischen Sicherheit gestaltet werden kann. Dies mag als Anregung für den Transfer in die betriebliche Praxis dienen.

Die Fehlerkultur ist im Risikomanagement eines der grossen Dauerthemen. Kultur bedeutet, dass man mit Vorstellungen umgehen muss, die implizit sind und sich im Hintergrund abspielen. Das sieht man beispielsweise bei der unterschiedlichen Auslegung von Sicherheitsprotokollen vor dem Hintergrund verschiedener Landeskulturen, Geschlechter und Altersgruppen. Die Fehlerkultur ist unser teils verborgenes Skript, mit Fehlentwicklungen umzugehen. Dies wird markant deutlich, wenn man ein riskantes und eben meist nicht oder nur semi-professionell gemanagtes Feld herbeizieht und analysiert. In diesem Beitrag ist dies das «technische Tauchen», also das Tauchen über die Sporttauchgrenzen hinaus: Tiefen über 40 Meter, Tauchgänge in Höhlen und Wracks über mehrere Stunden hinweg mit grossen Ansprüchen an die Dekompression beim Auftauchen. Ein winziger Fehler hat hier unweigerlich schwerste Konsequenzen für die Beteiligten. Wie nun setzen technisch Tauchende die Fehlerkultur in ihrer anspruchsvollen Praxis um?

Die Architektur von Unfällen Beim technischen Tauchen sind die Unfallumstände im Grunde relativ klar. Nur zu gut ist jedem die Unfallpyramide bekannt, die auch in der Tauchunfallberichterstattung gern herangezogen wird.

Jens O. Meissner Prof. Dr. rer. pol., ist Professor für Organisationale Resilienz und Leiter des interdisziplinären Zukunftslabors CreaLab an der Hochschule Luzern. Er forscht in den Bereichen Hochzuverlässigkeit und Interdisziplinarität. Er ist Lehrbeauftragter an mehreren Hochschulen und Vorstandsmitglied des Netzwerks Risikomanagement e.V.

Die Pyramide macht deutlich, dass hinter jedem tödlichen Unfall ein Vielfaches an schwerwiegenden Vorfällen und nochmal ein Vielfaches an medizinischen Behandlungen steckt. Und darunter 3000 Hilfeleistungen, die im Normalfall nicht sonderlich gut erfasst werden. Die jährlich erscheinenden Unfallberichte von Fachverbänden sind Versuche, ein höheres Risikobewusstsein zu erzeugen. Aber werden diese auch wirklich als Lernchance genutzt? Sieht man sich die Unfallinterpretationen an, so findet man meist triviale Empfehlungen, die der eigentlichen Entwicklung nur bedingt gerecht werden. Bei der häufig zu lesenden Empfehlung «Tauche nie allein!» wird beispielsweise nie thematisiert, warum Tauchende überhaupt allein unterwegs waren. Und es ist arg einfach, sich nur auf die Regel zu berufen, aber nicht den Ursachen auf den

Viele Domänen sind eben «nicht die Luftfahrt» Fehlentwicklungen schlüpfen quasi durch alle Schutzbarrieren hindurch. Keine Checkliste kann sie aufhalten, kein Protokoll vermeiden. Aber Schutzmassnahmen können die Wahrscheinlichkeit steigern, dass die Fehlentwicklung nicht durchmarschiert. Nur: Schutzmassnahmen sind nicht umsonst. Sie kosten mindestens Zeit und Aufmerksamkeit. Passieren Fehler und werden Schuldige getadelt, lädt dies ein, Fehler zu verheimlichen. Somit werden Ursachen von Fehlern nicht bemerkt oder nur

Die Beinahe-Unfall-Pyramide 1

Unfälle/Accidents

Tödlicher Unfall/ Accident mortel

30

Unfälle mit Ausfalltagen/ Accidents avec arrêt de travail

300 Medizinische Behandlung / Traitement médical

Near miss

3000 Erste-Hilfe-Leistungen / Soins de premiers secours 30 000 Unsichere Zustände – Handlungen/ Conditions d’insécurité – Actions dangereuses

Quelle: Austrian Near Miss Association 2012; ftu-Jahresbericht 2018

Von Jens O. Meissner

Grund zu gehen. Dies ist bei jeder Unfallanalyse der Fall: Bevor es zu hypothetisch wird, beenden die Unfallanalysten meist ihren Bericht, weil ihnen sonst Unsachlichkeit vorgeworfen werden könnte. Dies wurde im Kaizen und Lean Management übrigens durch die «5-Why-Methode» längst gelöst, bei der jede Fehlentwicklung mit der fünffachen WarumFrage nach den Ursachen durchaus hypothetische Antworten ergründen lässt. Ebenfalls sehr gut bekannt ist das sogenannte Swiss Cheese Model der Fehlervermeidung von James Reason aus den 1970er-Jahren, das die Fehlerentstehung anschaulich illustriert. Abstrakt gesprochen, haben Fehlentwicklungen immer einen systemisch-komplexen, nie aber einen linear nachvollziehbaren Hintergrund. Zwar gibt es eine Fehlerkette, wie aber der «latente Fehler» angestossen wurde, verbleibt in der Regel im Dunkeln (Beispiel: Der verunfallte 60-jährige Tauchende, der auf alles geachtet hat, ausser darauf, dass seine körperliche Fitness nicht mehr die eines Zwanzigjährigen ist.)


Quelle: R. Heuzeroth

Das «Swiss-Cheese-Modell» – über die Stufen der Fehlerentstehung Eine Kette von Systemproblemen/Fehlern führt zum Zwischenfall Fehler

Beispiel: OP-Sicherheit

Nicht funktionierende Schutzbarrieren (Löcher)

Keine Markierung OP-Checkliste Bild: zVg

Jens O. Meissner (links) an einem Tauch-Briefing.

Vollständige Akte Dokumentation Patientenarmband

oberflächlich behandelt. Dies schadet langfristig, denn die Fehler passieren wieder. In der Luftfahrt oder der Medizin verursachen Fehlentwicklungen beträchtliche Schäden. Daher ist es dort umso wichtiger, die Anzahl der Fehler möglichst zu reduzieren. Dies wird unter anderem mit dem Crew Resource Management versucht. In diesen Schulungen werden beispielsweise die Teambildung, das Situationsbewusstsein und Stressmanagement gestärkt. Wer im technischen Bereich tauchen geht, wird nie einen Sicherheitsstandard wie in der professionellen Luftfahrt erreichen. Und dies gilt leider auch für zahlreiche andere operative Umgebungen (man denke an Theaterbühnen!). Wo auch immer: Es wird immer eine Entscheidung sein, die auch die Wirtschaftlichkeit der Checks in Betracht zieht. Daran scheitern die meisten Checklisten im betrieblichen Umfeld: Sie sind zu lang und für einen effektiven und effizienten Einsatz denkbar ungeeignet. Eine gute Checkliste führt Personen gemeinsam durch ein komplexes Problem. Eine gute Checkliste im technischen Tauchen gäbe Anleitung zur gemeinsamen Überprüfung des Tauchsystems. Dies wird aber im Grunde meistens nicht umgesetzt. Die Checklisten, die dem Autor bekannt sind, enthalten in der Regel lediglich Prüfpunkte, damit man nichts vergisst. Das ist notwendig, aber nicht ausreichend.

Fehlerkultur – auf dem Weg zur psychologischen Sicherheit Für die Gestaltung der Fehlerkultur ist unerlässlich, sich mit der Fehlerkultur im Team auseinanderzusetzen, um sie als Lernchance zu nutzen. Hierzu gilt es, Folgendes zu berücksichtigen: – Fehlerkultur ist immer auch implizit; wichtig ist, beobachtetes Verhalten persönlich anzusprechen und zu diskutieren. Dieser Aspekt ist wichtig zu wissen, weil die Vielzahl der Diskussionen über (Tauch-)Unfälle in den Online-Medien eben nicht spezifisch an eine implizite Kultur zurückgebunden werden kann. Es ergibt nur dann Sinn, wenn man beispielsweise einen Unfallbericht nimmt und ihn im eigenen Team diskutiert, auswertet und konkret für das eigene Team Konsequenzen zieht.

Keine direkte Übergabe an Transportdienst Patient an Schleuse nicht nach seinem Namen gefragt Kein Patientenarmband

Verfahrensanweisung Kommunikationsregeln OP-Team

«Time-out» vor Schnitt nicht durchgeführt

– Communities sind die Quellen latenter Fehler und latenter Sicherheit: Eine Fehlerkultur ist an spezifische Gruppen und Teams gebunden und abhängig vom sozialen Kontext der Community. Ein hoher Testosteronspiegel und eine hohe Machtdistanz werden Fehlerbesprechung sicher erschweren. Machohaftes Verhalten verhindert oft eine positive Fehlerkultur. Wer kennt nicht die an Maskulinität nicht zu übertreffenden Musterexemplare, die aber auch beim diplomatischsten Ansprechen von problematischem Verhalten knallrot anlaufen und ihr Heil in der Flucht suchen? Fehler im Team anzusprechen erfordert 1. Mut: Besonders sehr stark hierarchisch strukturierte Umfelder bringen durchaus Führungspersonen (Tauchlehrer) hervor, die sich nicht ohne Weiteres von einem Mitarbeiter (Tauchschüler) kritisieren lassen. 2. Reflexivität: Fehlentwicklungen sind immer systemisch und damit ein Produkt der Bedingungen. Wenn beispielsweise jemand einen Fehler beobachtet hat und diesen erst im Nachhinein kritisiert, so stellt sich die Frage, warum dies nicht früher angemerkt wurde. 3. Geeignete Umgebung: Kritik will angebracht sein. Dafür braucht es Zeit und den geeigneten Zeitpunkt. Besonders fundamentale Kritik wird tendenziell nicht in einer kurzen Nachbesprechung geäussert werden. Und für faktenintensive Diskussionen über die besten Fachzusammenhänge ist das Bier am Abend denkbar ungeeignet. Ein guter Zeitpunkt liegt vermutlich irgendwo dazwischen, in einer wenig hektischen Situation. 4. Eine offene Zukunft: Sind Partner nur für einen Moment aufeinander angewiesen, so ist es normal, dass besonders tiefgreifende Kritik ausbleibt. Das ändert sich, wenn man auch künftig gemeinsame Fortschritte machen möchte. Eine offene

Zwischenfall

Zukunft ist also nötig, um die Gesamtresilienz im Team zu erhöhen. – Auf die innere Stimme hören: Dies betrifft nicht nur persönliches, dem schlechten Wissen unterliegendes Fehlverhalten, sondern insbesondere auch den Team-Gruppenzwang. Im Übrigen erreicht man erst «Mindfulness», wenn die «Stimme» gemeinsam getragen wird. – Ständig Gelegenheit zum Sensibilisieren schaffen: Verteilen von Informationen, welche die Fehlerkultur überhaupt thematisieren und die im Team sichtbar machen, wer was über welche Verhaltensabweichungen denkt. Systeme immunisieren sich sehr schnell gegenüber Sicherheitsthemen. Daher ist es notwendig, immer wieder verschiedene Formen zu suchen, über die ein Austausch möglich wird, z.B. mal über Druckmaterial, mal in einem Workshop, mal in einer gemeinsamen Übung. Sind diese letzten Schritte erreicht und in der Teamkultur etabliert, so spricht HarvardProfessorin Amy Edmondson von der notwendigen «psychologischen Sicherheit», die gemeinsames Lernen und Bearbeiten der Fehlerkultur möglich macht. In diesem moralischen Sinne: Viel Erfolg bei der Kulturgestaltung! ■ Dieser Fachartikel erscheint in einer MQSerie, die von Expertinnen und Experten des Netzwerks Risikomanagement beigesteuert wird. www.netzwerk-risikomanagement.ch

Fachliteratur Edmonson, A. (1999): Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams, Administrative Science Quarterly, Vol. 44, No. 2 (Jun., 1999), pp. 350-383. Edmonson, A. (2020): Die angstfreie Organisation: Wie Sie psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz für mehr Entwicklung, Lernen und Innovation schaffen. Verlag Franz Vahlen, München. Reason, J. T. (2008): The Human Contribution: Unsafe Acts, Accidents and Heroic Recoveries. Ashgate Publishing, Aldershot, UK.


26 QUALITÄT SICHERN

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Predictive Maintenance

Leitfaden zur Entwicklung vorausschauender Wartungssysteme Um entsprechende Stillstände zu verhindern, müssen Maschinen, Anlagen oder Fortbewegungsmittel rechtzeitig gewartet werden, bevor kritische Komponenten versagen und es zu Produktionsausfällen kommt. Text: Pressedienst RWTH Aachen

Vorausschauende Wartungssysteme schienen noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten lediglich in Science-Fiction-Filmen möglich. Durch verbesserte und günstigere Sensor-, Übertragungs- und Datenspeichertechnik ist die vorausschauende Wartung von Produktionsprozessen, Predictive Maintenance genannt, heute schon in einigen Branchen Realität und zeigt hohe Potenziale im Kontext von Industrie 4.0 auf.

Handlungsleitfaden erarbeitet Unternehmen sollten heute eigenständig vorausschauende Wartungssysteme und Dienstleistungen im Bereich von Predictive Maintenance entwickeln und anbieten können. Zu diesem Zweck hat die Abteilung Unternehmensentwicklung des Lehrstuhls für Produktionssystematik am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Serienproduzenten und Werkzeugbaubetrieben einen generischen Handlungsleitfaden erarbeitet. Dabei ist für die erfolgreiche Anwendung von Predictive Maintenance eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Serienproduzenten und Werkzeugbaubetrieben unabdingbar, um die Vorteile aus Werkzeug- und Prozesswissen synergetisch in der Serienproduktion zu vereinen.

Zur Zielgruppe des Leitfadens zählen insbesondere Unternehmen, die vermehrt werkzeugbedingte Ausfälle in ihrer Serienproduktion durch wiederholte unvorhergesehene Störeinflüsse verzeichnen. Predictive Maintenance kann ihnen helfen, Störfälle wie Werkzeugversagen zu prognostizieren und darauf basierend konkrete Massnahmen abzuleiten. Für Werkzeugbaubetriebe ergibt sich dadurch die Chance, ihr bestehendes Dienstleistungsportfolio um Predictive-Maintenance-Lösungen zu erweitern, um den Kundennutzen über den gesamten Lebenszyklus des Werkzeugs signifikant zu steigern und zusätzliche Geschäftsfelder zu erschliessen.

Vorgehen für unternehmensspezifische Umsetzung Die Funktionsweise von Predictive Maintenance beruht auf der Erhebung, Übertragung, Speicherung und echtzeitnahen Verwertung umfangreicher Datenmengen. Auf Basis komplexer Analyseverfahren und Algorithmen können Abweichungen in den aufgenommenen Betriebsparametern eines MaschineWerkzeug-Systems identifiziert und notwendige Wartungen antizipiert werden. Da sowohl die technische Umsetzung als auch die Einbettung der technischen Lösungen in das bestehende Produkt- und Serviceportfolio oftmals grosse Herausforderungen für Serien-

produzenten und Werkzeugbaubetriebe darstellen, liegt dem Leitfaden eine umfassende Studie zugrunde, die neben konkreten Forschungsergebnissen auch auf Expertenwissen der teilnehmenden Partner aus der Industrie beruht. Der generische Leitfaden stellt dabei in drei Phasen mit insgesamt sechs Schritten ein systematisches Vorgehen zur Entwicklung von Predictive-Maintenance-Lösungen dar. Im Rahmen der Analysephase werden zunächst alle relevanten Voraussetzungen und Anforderungen an eine Predictive-Maintenance-Lösung aufgenommen. Diese werden in der Gestaltungsphase in werkzeug-, infrastruktur- und dienstleistungsseitige Lösungen überführt. Abschliessend erfolgt in der Umsetzungsphase die Inbetriebnahme, das Anlernen des Algorithmus sowie die Definition von Interaktionspunkten und Workflows.

Verfügbarkeit der Maschinen erhöhen Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Einsatz einer Predictive-Maintenance-Lösung grosse Potenziale zur Erhöhung der Maschinenverfügbarkeit bietet. Dieses Potenzial liegt insbesondere in einer signifikanten Reduktion ungeplanter Ausfälle bei gleichzeitiger Verringerung von Instandhaltungskosten durch besser planbare, zustandsgerechte Instandhaltung in der Serienproduktion. Durch die Bereitstellung entsprechender Dienstleistungen bietet sich Werkzeugbaubetrieben die Möglichkeit, das Angebot auszuweiten, sich wirksam vom Wettbewerb zu differenzieren und ihre Profitabilität zu steigern. Durch den kooperativen Aufbau von Predictive-Maintenance-Lösungen können folglich beide Seiten gleichermassen von entsprechenden Dienstleistungskonzepten profitieren. ■


QUALITÄT SICHERN 27

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Maintenance prévisionnelle

© Foto: Shutterstock

Serienproduktion in der Automobilbranche.

Un guide de développement de systèmes de maintenance prévisionnelle

Afin d’éviter les arrêts, les machines, installations ou moyens de locomotion doivent être entretenus en dû temps, avant que des composants critiques ne tombent en panne et que des pertes de production ne se produisent. Texte: RWTH Aix-la-Chapelle

Il y a quelques années, les systèmes de maintenance prévisionnelle relevaient encore des films de science-fiction. Grâce à des technologies de capteurs, de transfert et de stockage des données améliorés et moins coûteux, la maintenance prévisionnelle des processus de production, également appelée «Predictive Maintenance», fait aujourd’hui partie de la réalité dans certaines branches et présente un fort potentiel dans le contexte de l’Industrie 4.0.

prises qui accusent de nombreuses pertes liées aux outils dans leur production en série en raison de perturbations répétées et imprévues. La maintenance prévisionnelle peut les aider à prévoir les incidents tels que les défaillances d’outils et à déduire des mesures concrètes à partir de ces prévisions. Cela donne l’opportunité aux constructeurs d’outils d’ajouter à leur portefeuille de prestations actuel des solutions de maintenance prévisionnelle, afin d’accroître considérablement l’utilité du client au cours de toute la durée de vie de l’outil et d’exploiter des domaines d’activité supplémentaires.

Un guide a été élaboré Aujourd’hui, les entreprises devraient être en mesure de développer et de proposer des systèmes et des prestations de maintenance prévisionnelle de façon autonome. À cet effet, le laboratoire de machines-outils de l’Université technique de Rhénanie-Westphalie (RWTH) à Aix-la-Chapelle a élaboré un guide en collaboration avec différents producteurs en série et constructeurs d’outils. En effet, une collaboration étroite dans un esprit de partenariat entre les producteurs en série et les constructeurs d’outils est indispensable pour une mise en œuvre réussie de la maintenance prévisionnelle, afin de profiter des synergies et de réunir les avantages des connaissances concernant les outils et les processus dans la production en série. Le guide est notamment destiné aux entre-

Procédure pour une mise en œuvre spécifique à l’entreprise Le fonctionnement de la maintenance prévisionnelle repose sur la collecte, le transfert, l’enregistrement et l’analyse en temps réel de grandes quantités de données. Sur la base de procédés d’analyse et d’algorithmes complexes, il est possible d’identifier les écarts dans les paramètres d’exploitation enregistrés d’un système de machine-outil et d’anticiper les maintenances nécessaires. Tant la mise en œuvre technique que l’intégration des solutions techniques dans le portefeuille de produits et services existants représentent souvent des défis importants pour les producteurs en série et les constructeurs d’outils. C’est pourquoi le guide repose sur une vaste étude basée sur des résul-

tats de recherche concrets mais aussi sur le savoir d’experts des partenaires participants issus de l’industrie. Le guide présente en trois phases et six étapes au total une procédure systématique permettant de développer une maintenance prévisionnelle. La phase d’analyse consiste tout d’abord à répertorier toutes les conditions et exigences pertinentes pour mettre en place une solution de maintenance prévisionnelle. Celles-ci seront converties en solutions au niveau des outils, des infrastructures et des services lors de la phase de conception. Ensuite, la phase de mise en œuvre consiste en la mise en service, l’apprentissage de l’algorithme ainsi que la définition des points d’interaction et des flux de travail.

Meilleure disponibilité des machines Les résultats de l’étude montrent que l’utilisation d’une solution de maintenance prévisionnelle offre un grand potentiel d’augmentation de la disponibilité des machines. Ce potentiel consiste en particulier en une réduction significative des arrêts imprévus et une réduction simultanée des coûts d’entretien résultant d’une maintenance mieux planifiée en fonction de l’état des machines dans le cadre de la production en série. La fourniture des prestations correspondantes donne aux constructeurs d’outils la possibilité de développer leur offre, de se différencier par rapport à la concurrence et d’accroître leur rentabilité. Grâce au développement coopératif des solutions de maintenance prévisionnelle, les parties peuvent dès lors toutes deux bénéficier des concepts de prestation correspondants. ■


28 QUALITÄT SICHERN

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Auch Prüflabore sind nicht von den strengen Kontrollen ausgenommen und müssen entsprechende Qualitätsmanagementsysteme im Betrieb implementieren.

Quelle: Pixabay.com

Qualitätsmanagement im Bereich Pharma und Labor

Kontinuierliche Konformität GxP-Richtlinien und ISO-Normen begleiten Unternehmen aus der Gesundheits- und Versorgungsbranche bereits seit vielen Jahren. Dabei steht ein gemeinsames Ziel an oberster Stelle: die Sicherheit von Patienten und Konsumenten. Hierfür wird ein hoher Qualitätsstandard und lückenlose Nachvollziehbarkeit vorausgesetzt. Zunehmend richtet sich dabei der Fokus auf die Integrität von Daten (Data Integrity). Durch sie werden Unternehmen und Labore zur Etablierung eines kontinuierlich überwachten Qualitätssicherungssystems verpflichtet.

Perdita Backes und Gerd Paulus

Gleich, ob ein Unternehmen künstliche Herzklappen herstellt (ISO 13489), ein Medika-

Dr. Perdita Backes ist tätig bei Isomehr GmbH in Saarbrücken. Das Unternehmen gehört seit 2019 zu Advanced Project Services GmbH (s.u.). Dr. Gerd Paulus ist Managing Partner bei Advanced Project Services GmbH mit Sitz in Therwil BL. Das Unternehmen berät Firmen der pharmazeutisch-chemischen Industrie zu verschiedenen regulatorischen und operativen Themen.

ment produziert (GMP), präklinische Daten erhebt (GLP) oder Laborwerte aus medizinischen oder Umweltuntersuchungen ermittelt (ISO 15189 bzw. 17025) – es wird durch gesetzliche und industrielle Vorgaben begleitet. Die Versorgung des Patienten oder Konsumenten steht dabei im Vordergrund.

Die Angst vor Überregulierung Die Prämisse klingt erstaunlich einfach. Die Unternehmen halten gesetzliche und industrielle Qualitätsmanagementstandards ein,

überwachen und verbessern ihre Prozesse und zeigen in regelmässigen Inspektionen durch autorisierte Behörden die Funktionalität und Wirksamkeit ihres Qualitätssystems. Am Ende steht ein Patient, der auf dieses Kontrollsystem vertrauen kann. Wir alle könnten dieser Patient sein. Wir alle wissen aber auch, dass jedes System seine Schwachstellen hat, die auf Kostenreduktion oder auf Minimalismus zurückzuführen sind. Die Etablierung von Kontrollmechanismen zur Identifizierung potenzieller Fehlerquellen gehört daher zu einer übergreifenden Forderung der relevanten Regularien. Trotzdem schrecken Unternehmen vor der Umsetzung kontinuierlicher Verbesserungsmassnahmen oftmals zurück. Zu gross ist die Angst, durch Überregulierung handlungsunfähig zu werden. Oft werden Verbesserungsmassnahmen erst dann ergriffen, wenn das nächste Überwachungsaudit angekündigt wird. Mit grossem Ressourcenaufwand, personell und oft auch finanziell, sollen schnellstmöglich die Versäumnisse der letzten Zeit nachgeholt werden. Ein solches Vorgehen kostet Geld und Nerven und birgt Risiken. Unbedacht eingeführte Prozesse sind oftmals ineffizient und ineffektiv. Als Konsequenz sinkt die Akzeptanz des Qualitätsmanagementsystems in der Belegschaft. Werden dem Unternehmen während einer Überwachungsinspektion aufgrund unzureichender Massnahmen grössere bis gravierende Mängel in der Konformität mit den relevanten Richtlinien und Normen bescheinigt, kann dies vom Aussetzen bis zum Entzug der Konformitätsbescheinigung bzw. Akkreditierung führen. Trotzdem ist die Scheu, sich mit kontinuierlichen Konformitätssystemen auseinanderzusetzen, gross.

Kontinuierliche Konformitätssysteme setzen eine gute Planung voraus Qualitätssicherung ist ein integraler Bestandteil von Qualitätsmanagementsystemen und damit ein Werkzeug im Führungssystem jedes Labors oder Unternehmens. Dennoch wird Qualitätssicherung immer wieder als Gegenpol zum Produktivprozess gesehen statt als Managementwerkzeug. Gern kürt mancher Budgetverantwortliche den Konformitätserhalt zum Stolperstein für den Produktivprozess; dabei waren in vielen Fällen die internen Prozesse von Beginn an ineffizient. Wie Investitionsstau im Bereich Compliance ein Unternehmen lähmen kann, sei an


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dem folgenden Beispiel erläutert. Seit 2014 hat sich der Bereich Pharma IT Compliance dynamisch weiterentwickelt. Daraus resultieren z.B. Forderungen nach der Lenkung elektronischer Daten sowie die Risikobewertung der EinflĂźsse auf die Datenintegrität. Die potenzielle Konsequenz fĂźr die Patientensicherheit kann gerade hier einschneidend sein. Elektronische Daten beruhen auf veränderbaren und damit manipulierbaren Datensätzen. Zu Beginn dieser Entwicklungsphase konnte man trotz Nutzung computergestĂźtzter Systeme noch argumentieren, mit Papierrohdaten als primäres Dokumentationsmedium zu arbeiten. Auf diese Weise liess sich zum Beispiel die Thematik ÂŤAudit TrailÂť dokumentarisch nur streifen. Im Jahre 2018 wurde unserem Team diese Argumentation im Rahmen eines Mock-Audits im Vorfeld einer Inspektion von einem Unternehmen erneut präsentiert. Wir mussten im Zuge dieses Audits feststellen, dass seit Jahren keine internen Massnahmen zum Erhalt der IT-Compliance erfolgt waren und u.a. auch die Themen Ă„nderungskontrolle, CAPA (Corrective and Preventive Actions) und Risikobewertung stiefmĂźtterlich behandelt worden waren. Eine Regelung, die Unternehmen Zeit geben sollte, den Umgang mit elektronischen Rohdaten in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren, war als BegrĂźndung fĂźr einen Innovationsstopp missbraucht worden. Was in den Monaten bis zur Inspektion erfolgte, kann man unter dem Ăœberbegriff ÂŤAuflĂśsung des regulatorischen Innovations-

stausÂť zusammenfassen. Der finanzielle Aufwand stieg in diesem Zeitraum erheblich an. Eine kontinuierliche Anpassung der Prozesse an veränderte regulatorische Anforderungen Ăźber die letzten Jahre verteilt hätte Ăźberwiegend mit internen Ressourcen erfolgen kĂśnnen. Die Inspektion wurde letztlich mit Bravour bestanden – wir hoffen, dass der betriebswirtschaftliche Aufwand der TaskForce-Aktionen unter ÂŤLessons learnedÂť abgespeichert wurde.

Je nach Unternehmen kann ein betrieblicher Kulturwandel nÜtig sein. Verbesserungen und Neuerungen bedeuten kurzfristig immer zusätzliche Arbeit. Dabei lässt sich diese durch gezielten Einsatz von Projektmanagementwerkzeugen in laufende Arbeitsprozesse integrieren. Wichtig ist dabei, dass die Teilnahme am Verbesserungsprozess zur Routinearbeit jedes Mitarbeiters gehÜrt. So werden Neuerungen nicht mehr als Belastung empfunden, sondern als positiver Beitrag zur Zukunft des Unternehmens. Dies setzt eine offene und ungehemmte Kommunikationsstruktur voraus. Eine zentrale Rolle fällt hier der Unternehmensleitung und dem Personal der Qualitätssicherung zu. Mitarbeiter mßssen aktiv an der Gestaltung des Qualitätsmanagementsystems beteiligt werden,

um von ihrem Detailwissen zu profitieren und die DurchfĂźhrbarkeit zu gewährleisten. So kann u.a. Ăœberregulierung und damit die Angst vor Verbesserungsprozessen verhindert werden. Dies setzt allerdings eine gewisse Grundeinstellung aller Beteiligten voraus. Je nach Unternehmen kann ein betrieblicher Kulturwandel nĂśtig sein. Ohne den Willen der Unternehmensleitung, diesen umzusetzen, funktioniert es nicht.

BehĂśrdliche Ăœberwachung als Teil des Prozesses Unabhängig vom Qualitätsmanagementsystem bietet eine konsequente Einhaltung dieses Vorgehens auf lange Sicht die MĂśglichkeit, den Zeitaufwand fĂźr Verbesserungsmassnahmen Ăźberschaubar zu halten. Routine verkĂźrzt die Vorbereitungsphase fĂźr jedes neue Projekt. Dadurch werden Zeit, Ressourcen und Kosten eingespart. Der Aufwand, vor behĂśrdlichen Inspektionen das System auf Schwachstellen zu untersuchen, wird reduziert und entfällt im Optimalfall ganz. Der Gesamtprozess der Ăœberwachung ist dann keine Zäsur mehr, sondern nur ein weiteres Glied im kontinuierlichen Konformitätsprozess. â–

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30 PRODUKTENEWS

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Kollaborative Roboter

KiBox optimiert Flugzeugmotoren Bei der Entwicklung einer neuen Generation von Motoren für Kleinflugzeuge hatte die deutsche Continental Aerospace Technologies GmbH die bei Testflügen gesammelten Daten erst nach der

Bild: Kistler

Urheber: Omron

Mit Cobots lässt sich eine hohe Flexibilität in der Produktion erreichen. Die Aufgaben, die sie übernehmen, sind vielfältig und reichen von einfachen Pick-and-Place-Anwendungen beim Teile-Handling, Sortieren und Palettieren über Maschinenbestückung bis hin zum Kommissionieren, Verpacken und Prüfen. Die kollaborativen Roboter von Omron liefern ein gutes Beispiel dafür, wie vielseitig und unkompliziert sogenannte Cobots heute sind. Ob Automobil-, Halbleiter-, Lebensmittel-, Verpackungs- oder Kosmetikindustrie, in unterschiedlichen Ausführungen sind sie für den Einsatz in praktisch jeder Umgebung geeignet. Dank der Flowchart-basierten Programmierung, einer intuitiven HMI-Schnittstelle und einfachen Teach-Funktionen sind fast keine Vorkenntnisse bei der Programmierung erforderlich. Ähnlich wie bei einer Powerpoint-Präsentation kann der Anwender komplette Funktionsblöcke zusammensetzen und die vordefinierten Attribute mit den gewünschten Parametern füllen. Die Cobots verfügen zudem optional über ein integriertes Kamera-, Bildverarbeitungs- und Beleuchtungssystem, mit dem sie Produkte exakt erfassen. omron.ch

Für die Entwicklung effizienterer Flugzeugmotoren setzt Continental Aerospace die KiBox von Kistler ein. Das Indiziersystem liefert auch unter Flugbedingungen Testdaten, die in Echtzeit ausgelesen werden können.

Landung auswerten können. Hier hätten Kollegen ihm Kistler empfohlen, wird David Dörner, Projektmanager Test & Applikation bei der Continental Aerospace Technologies GmbH, in einer Mitteilung von Kistler zitiert. «So bin ich auf die KiBox aufmerksam geworden.» Mit acht Messkanälen verfügte die KiBox zudem über doppelt so viele Eingänge wie das vorherige Gerät. Für die Anforderungen von Continental Aerospace musste die KiBox auch in Höhen mit einem Umgebungsdruck von nur 375 Millibar und Minusgraden im zweistelligen Bereich zurechtkommen. Die KiBox habe dies «ohne Komplikationen» bewerkstelligt und «sich auf ganzer Linie» bewährt, schreibt Kistler. Kunde Continental Aerospace habe die zunächst geliehene KiBox bereits nach wenigen Tests erworben. www.kistler.com

HeiQ: Test bestätigt Virenblocker Die Schlierer Textiltechnologiefirma HeiQ Materials AG hat eine Technologie entwickelt, durch welche Textilien gegen Viren geschützt werden, auch gegen Formen des Coronavirus. In einer neuen Testreihe des Peter Doherty Institute for Infection and Immunity aus Melbourne ist nun die Wirksamkeit der Technologie HeiQ Viroblock NPJ03 gegen das für COVID-19 verantwortliche Virus SARS-CoV-2 getestet worden. Mit der Technologie behandelter Stoff konnte eine Reduktion des Virus um 99,9 Prozent erreichen. Nachdem zuvor bereits die Wirksamkeit der HeiQ-Technologie gegenüber anderen Corona-

viren nachgewiesen wurde, haben die Forscher des Doherty Institute, ein Gemeinschaftsunternehmen von Universität Melbourne und Royal Melbourne Hospital, nun die Wirkung gegenüber SARS-CoV-2 untersucht. Dazu haben sie die reale Wechselwirkung kleiner Aerosoltröpfchen simuliert, welche die Kleidung kontaminiert haben. Eine Virusprobe wurde dazu 30 Minuten lang mit dem Stoff in Kontakt gebracht. Die mit der HeiQ-Technologie behandelte Stoffprobe wies nach 30 Minuten eine Reduktion des Virus um 99,9 Prozent auf. heiq.com

Ärzte forschen erfolgreich gegen Antibiotikaresistenz Forschende Ärzte des Kantonsspitals St. Gallen haben mit Kollegen der Universitätsspitäler Genf und Lausanne nachgewiesen, dass die Mindestdauer von sieben Tagen Antibiotikaeinnahme in der Regel genügt. Das Risiko einer Antibiotikaresistenz solle so verringert werden. Zu Forschungs-

zwecken wurden 504 Patienten mit einer Blutvergiftung unterschiedlich lang untersucht. Die multizentrische Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert. Die Ergebnisse wurden am 2. Juni im «Journal of the American Medical Association» veröffentlicht.

Allen Nutzern steht damit eine weitere App zur Verfügung, die für noch höhere Datensicherheit im Office wie im Homeoffice sorgt. Die Open-SourceSoftware lässt sich mit nur einem Klick in den Private-Cloud-Server integrieren und ermöglicht

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Hoheit mit Passwörter-Cloud Das Tech-Start-up Uniki nutzt nur einen PasswortManager, um gleichzeitig die Hoheit über alle Daten zu bewahren. Der Schlüssel ist deren PrivateCloud-Server ELLY, der ab sofort auch die Anbindung des Passwort-Managers Bitwarden bietet.

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AGENDA/VORSCHAU

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IMPRESSUM

Vorträge/Tagungen/Seminare Das Magazin für integrierte Managementsysteme

Anlässe Schweiz Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der nach wie vor geltenden Einschränkungen für grosse Präsenzveranstaltungen sind die Angaben ohne Gewähr. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an die Veranstalter.

Corporate Digital Responsibility Unternehmerische Verantwortung im Zeitalter der Digitalisierung 5. August 2020, 11.00 bis 11.45 Uhr Online en.systain.com

Lean-Management-Grundlagen inkl. Praxistag Verschaffen Sie sich einen Überblick im Lean Management 17. bis 19. August 2020, Glattbrugg www.sgo.ch

EFQM Certified Foundation Course (Webinar) Offizieller zertifizierter EFQM-Grundkurs auf der Basis des neuen EFQM-Modells 2020. In Zusammenarbeit mit SAQ. 18. August 2020 (Studienstart) www.hslu.ch/bex

Studiengang zum Auditor Umweltmanagement Umwelt und Wirtschaftlichkeit. Zwei Kursmodule 24. Juni 2020, Winterthur www.snv.ch

EFQM Certified Assessor Transformation Training Offizielles EFQM Certified Assessor Training auf der Grundlage des neuen EFQM-Modells 2020 für Assessoren auf der Basis des Modells 2013. In Zusammenarbeit mit SAQ. 27. bis 28. Aug. 2020, Luzern 29. bis 30. Okt. 2020, Luzern www.hslu.ch/bex

Anlässe international Circular Economy Entrepreneurs Der Hub für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz 17. September 2020, Interlaken sef.events

EFQM-Modell 2020 Sie erhalten die relevanten Infos zur Modellrevision 2020. 11. September 2020 26. Oktober 2020 swiss-excellence-forum.ch

EFQM Excellence Assessor Training Offizielles EFQM Assessor Training auf der Grundlage des neuen EFQM-Modells 2020. In Zusmmenarbeit mit SAQ. 14. bis 16. Okt. 2020, Hochschule Luzern www.hslu.ch/bex

Vorschau: Corporate Social Responsibility (CSR) Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung im Unternehmen 22.10. und 23.10.2020, Feusisberg www.zfu.ch

Zukunfts-Workshop Leadership Reflexion und Self-Management 21. bis 23. Oktober 2020 www.swiss-excellence-forum.ch

ArbeitsSicherheit Schweiz Fachmesse für Arbeits- und Gesundheitsschutz 10. bis 12. November 2020, Bern www.arbeits-sicherheit-schweiz.ch

Lean Six Sigma Yellow Belt Überblick über die ManagementMethode Lean Six Sigma. 30. November 2020, Glattbrugg www.sgo.ch

Qualitätsbeauftragter (TÜV) Online-Lehrgang: Aufbau und Organisation eines QM-Systems gemäss DIN EN ISO 9001:2015 Einstieg jederzeit möglich www.tuv.com/seminar-09620 (Modul 1) www.tuv.com/seminar-09623 (Modul 2)

Quality Management Modular Course Concept – Quality Management. E.g.: Quality management methods (E-Learnings): – The Ishikawa QM method – The «5 Whys» QM method – The 7 basic tools of quality www.tuev-sued.de

Weiterbildung per Fernstudium Qualitätsbeauftragter TÜV, Qualitätsmanager TÜV, Qualitätsauditor TÜV Beginn: jederzeit www.fernschule-weber.de

QM-Ausbildung Komplettlehrgänge für Qualitätsmanager Beginn: monatlich www.cqa.de

Verschoben: analytica 2020 Die Weltleitmesse für die erfolgreiche Präsentation innovativer Labortechnik und zukunftweisender Biotechnologie. Neu: 19. bis 22. Oktober 2020, München www.analytica.de

Verschoben: Automatica 2020 The Leading Exhibition for Smart Automation and Robotics Neu: 8. bis 11. Dezember 2020, München www.automatica-munich.com

34. Control

Swiss Green Economy Symposium

Thema «One step ahead» Neues Datum: 21. April 2021, Luzern www.swissleancongress.ch

Die internationale Fachmesse für Qualitätssicherung, die vom 5. bis 8. Mai in Stuttgart hätte stattfinden sollen, wurde wegen des Coronavirus abgesagt bzw. auf kommendes Jahr verschoben: 4. bis 7. Mai 2021, Stuttgart www.control-messe.de

Innovative Lösungen 1. September 2020, Winterthur www.sges.ch

Weiterbildungsseminar Responsible Leadership

IFAT – neuer Termin erst 30. Mai bis 3. Juni 2022

Immer wieder sind Führungskräfte in Skandale verwickelt. Datum auf Anfrage www.zhaw.ch

Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19) in Europa sieht sich die Weltleitmesse in München gezwungen, die IFAT 2020 auf Mai 2022 zu verschieben. www.ifat.de

RE'20 28th IEEE International Requirements Engineering Conference 31.8. bis 4.9.2020, Zürich www.re20.org

Swiss Lean Congress

49. Jahrgang erscheint 10 x jährlich Schweiz: ISSN 1422-6634 Deutschland: ISSN 1862-2623

Offizielles Organ der SAQ Swiss Association for Quality Stauffacherstrasse 65/42, 3014 Bern T 031 330 99 00, www.saq.ch Herausgeber SAQ/Galledia Fachmedien AG Druckauflage 6970 Ex. Verkaufte Auflage 2620 Ex. (wemf-beglaubigt) Redaktion Thomas Berner, lic. phil. I (MA) Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil T +41 58 344 97 37 thomas.berner@galledia.ch Michael Merz T +41 58 344 98 64 michael.merz@galledia.ch Produktion Galledia Print AG, CH-9230 Flawil

Schweiz Verlag Galledia Fachmedien AG Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich T +41 (0) 58 344 98 98 www.galledia.ch Verlagsmanager: Stefan Zimmermann Werbemarkt Galledia Fachmedien AG Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil Ornella Assalve, Mediaberatung T +41 (0) 58 344 97 69 ornella.assalve@galledia.ch Abonnenten-Service Galledia Fachmedien AG Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil T +41 (0) 58 344 95 64 abo.mq@galledia.ch, www.galledia.ch Einzelnummer Jahresabonnement Ausland

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Deutschland, Österreich Werbemarkt Galledia Fachmedien AG Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil Ornella Assalve, Mediaberatung T +41 (0) 58 344 97 69 ornella.assalve@galledia.ch Abonnenten-Service TÜV Media GmbH Am Grauen Stein, D-51105 Köln Iris Weinmeister T 0221 806-3520, F -3510 iris.weinmeister@de.tuv.com Einzelnummer Jahresabonnement

EUR 13.50 EUR 115.—

Die Kündigung des Abonnements ist mit einer Frist von 6 Wochen zum 31. Dezember möglich und schriftlich an den Verlag TÜV Media GmbH zu richten. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Weitere Titel der Galledia: Organisator, m&k, IMMOBILIEN Business, SicherheitsForum, Forum Sécurité, Safety-Plus, Reach, Intelligent Bauen, Moto Sport Schweiz, Moto Sport Suisse, TÖFF, AutoSprintCH, carrossier, TIR transNews, Modellflugsport, St. Galler Bauer, Thurgauer Bauer, UmweltPerspektiven


Stellen Sie sich vor, Sie rufen eine Hotline an und es nimmt tatsächlich jemand ab.

Rolf Häusler, Leiter Qualität und Sicherheit, IB Wohlen AG, Wohlen. «Ich mag es, dass die Hotline so zackig ist! Das ist mir wichtig.» IQSoft ist seit vielen Jahren mit grossem Abstand die Nummer Eins unter den Schweizer Qualitätsmanagementprogrammen. Einerseits liegt das natürlich an der vielfältigen Klasse unserer modularen Software. Ausserdem entwickeln wir IQSoft seit 25 Jahren laufend weiter. Und schon genau so lange sind alle allgemeinen Updates kostenlos. So weit, so einzigartig. Und doch werden Ihnen einige unserer Kunden sagen: «Alles schön und gut. Aber wissen Sie, was für mich wirklich zählt? Die Qualität der IQS-Hotline. Einen schnelleren Service habe ich IQS AG Untere Brühlstrasse 21 Postfach CH-4800 Zofingen Phone +41 62 745 10 45 Fax +41 62 745 10 55 info@iqs.ch www.iqs.ch

noch nicht erlebt.» Wir sagen dazu einfach: Dankeschön. Wir sind herzlich gerne für Sie da! Für weitere Infos: www.iqs.ch oder +41 62 745 10 45.

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