
4 minute read
Wichtig isch: Es hoast ned i war, es hoast i bin gsi!
from uffe. umme. ahe.
Immer wieder sieht man Gruppen von Touristen mit einer Kamera durch Feldkirch spazieren. Sie fotografieren den Dom, die Schattenburg und die schönen Gassen. Das Ergebnis sind viele malerische Bilder. Aber was ist eigentlich mit dem Feldkirch hinter der Postkartenidylle? Mit dem Feldkirch in dem man lebt, wohnt, arbeitet, liebt, streitet und sich versöhnt? Mit dem Feldkirch der Feldkircher? Wir wagen einen Versuch diese Fragen zu klären.
Advertisement
Mark, was bedeutet dir Feldkirch?
Definitiv Heimat – Feldkirch ist eigentlich alles für mich. Es wirkt vielleicht klein, aber als Stadt funktioniert sehr vieles super zusammen. Egal was man braucht, man hat alles in unmittelbarer Nähe. Man merkt einfach, dass unsere Stadt sehr bemüht ist, sich weiterzuentwickeln und einen Raum zu schaffen, an dem man sich wohlfühlen kann. Darum haben wir hier eine super Lebensqualität.
Wenn du jetzt Feldkirch oder auch Vorarlberg mit anderen Orten in Österreich vergleichen würdest …
Also gleich vorweg: ich bin absolut kein Großstadtkind. Natürlich ist es eine interessante Erfahrung in größeren Städten zu sein, aber ich komm einfach immer wieder gern nach Hause. Hier bringst du mich nicht weg. Ich könnte mir nicht vorstellen außerhalb von Vorarlberg zu leben. Jeder sagt wahrscheinlich, dass der Ort an dem er lebt der Beste ist – aber wir haben eben recht. Gerade wenn man Familie hat, merkt man was man alles an Feldkirch und allgemein an Vorarlberg hat.
Was hat deine Kindheit in Feldkirch geprägt?
Als Kind sind natürlich Plätze wie die Schattenburg einfach ein Erlebnis, die restliche Stadt sieht man einfach als großen Spielplatz und da hat uns dann die Umgebung noch besser gefallen. Vor allem am Ardetzenberg waren wir oft im Wald unterwegs. Wir sind einfach raus um neue Plätze und Orte zu entdecken und sie zu unseren zu machen.
Hast du auch jetzt noch einen Lieblingsort?
Ich bin immer noch gern in den Rüttenen bei den Badeseen. Und in der Stadt selber? Dort bin ich hauptsächlich um Leute zu treffen. Wo das dann genau ist, kommt wirklich darauf an, mit wem ich unterwegs bin. Mit meinen Eltern geh ich natürlich nicht in die gleiche Bar, wie mit meinen Kollegen. Das ist ja das tolle an Feldkirch… wir haben hier eine super Mischung in der Gastronomie, für jeden ist was dabei
Wenn wir gerade beim Thema Gastronomie sind, was zeichnet da Feldkirch aus?
Wenn ich mit den Gastronomen, die ich kenne, eine Runde plaudere, hab ich nie das Gefühl, dass das Konkurrenzdenken im Vordergrund steht. Hier ist ein Punkt wo man unsere Mentalität spürt, dieses Miteinander, was uns schon sehr wichtig ist. Weil wir ja nicht sehr groß sind, kennt man sich einfach untereinander. Das lässt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen, auch wenn wir alle etwas eigen sind, aber wer ist das nicht.
Jetzt zu „z’fealdkirch. behind the postcard“. Wie bist du zu diesem Projekt gekommen?
Das ist eigentlich ganz einfach: da meine Hobbys Grafik, Zeichnen und Fotografieren sind und ich meine Stadt liebe, hat sich das alles harmonisch zu einem Projekt zusammengefügt. Mir war auch wichtig etwas zu erschaffen, das komplett von mir stammt.
Was wolltest du hauptsächlich damit erreichen?
Mein Ziel war das richtige Feldkirch zu zeigen. Das Feldkirch, welches man nur kennt wenn man hier auch lebt. Wenn du dieses Buch einem Tourist gibst, der wird auch nach einer Woche nicht viele Orte wiedererkennen, denn selbst Feldkircher kommen bei manchen Fotos ins Grübeln. Und mit einer Stadt ist es doch wie mit einer Beziehung. Da gibt es nicht nur gute Tage, es gibt eben manchmal Streit und Reibereien. Das ist an diesem Ort genauso. Es gibt die vorzeigbaren, beliebten Plätze, aber wenn es nichts Banales oder auch Hässliches gäbe, würde es das Schöne auch nicht geben. Das wollte ich zeigen.
Wie wichtig ist es dir, das „richtige Feldkirch“, wie du es nennst, zu kennen?
Das finde ich sehr, sehr wichtig, weil es genau diese Sachen sind, die einen Ort wirklich ausmachen. Meine Lebensqualität wird nicht mehr oder weniger, weil unser Wahrzeichen die Schattenburg ist. Natürlich freut es mich, dass so was tolles erhalt ist, aber das beeinflusst einen nicht im Alltag, das macht einen nicht aus. Dich macht aus wo du läufst, welche Ecken und Plätze du kennst, an welchen Orten du Zeit verbringst – also wo du aufwächst und lebst. Das ist dann das, was die Stadt zu deiner macht.
In einem Bericht über dein Buch stand, dass du auch vorhandene Klischees und Problemthemen aufzeigen wolltest.
Natürlich gibt es wie an jedem Ort Gerüchte und Geschichten, die hinter vorgehaltener Hand erzählt werden, teilweise auch zurecht. Aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass doch nicht alles so schwarz/weiß und einfach sein kann. Bei uns sind manche Probleme einfach im Alltag nicht so sichtbar, zum Beispiel der Drogenkonsum. Unsere Größe spielt da sicher eine entscheidende Rolle. Man kennt einander eben ziemlich schnell, da machen Gerüchte und Vermutung fast wie beim Dorfklatsch schneller als einem manchmal lieb ist die Runde. Und was man ganz klar sagen muss, bei gewissen Dingen leben wir auch das Klischee vom schön und sauberen „Ländle“. Aber eine heile Welt gibt es eben an keinem Ort.
Wie hast du deine Motive dann genau ausgewählt?
Zuerst habe ich geschaut welche Orte wirklich typisch für Feldkirch sind und einfach ins Buch müssen. Als nächstes wollte ich Orte zeigen, die wirklich nur ein Feldkircher kennt oder von denen er weiß, dass es sie gibt. Ein Beispiel wäre da die Pathologie im Landeskrankenhaus. Und dann gibt es eben noch die etwas versteckteren Plätze. Was diese Orte so faszinierend macht, ist deren Aussage: der kleine Innenhof oder die schmale Seitengasse kennt jemand vielleicht, weil er dort wohnt, ein anderer, weil er sich im Schneegestöber verlaufen hat. Der gleiche Ort, aber zwei komplett andere Bedeutungen.
Was war der beste Moment während des Projektes?
Definitiv wenn sich ein Feldkircher ein Bild angeschaut hat und dann wirklich anfing zu überlegen: Wo war das jetzt nochmal ganz genau? Die Idee hat mir einfach gut gefallen, dass beim Durchblättern der Fotos eigene Erinnerungen wieder aufkommen und gemeinsam Geschichten ausgetauscht werden. So nach dem Moto: „Kennst du das Lokal noch? Da sind wir einmal gehörig abgestürzt.“
Wenn man übers Ländle spricht, dann auch über unseren Dialekt. Wie wichtig ist dir dein Dialekt?
Sehr wichtig. Nicht nur, dass man bei uns in Vorarlberg in fast jeder Situation Dialekt spricht. Es ist schon besonders, dass auf vergleichsweise so kleinem Raum bald jede Ortschaft ihre sprachlichen Unterschiede und Eigenheiten hat. Am Entscheidendsten für einen selber ist der spezielle Dialekt von deinem Heimatort. Ich finde es wichtig die vorhandenen Wörter wirklich zu benutzen, speziell auch die älteren Ausdrücke. Wenn ich das nicht leben könnte, würde ich mich eingeschränkt fühlen, denn es macht einen riesigen Unterschied, ob ich etwas im Dialekt ausdrücken kann oder ins Hochdeutsche wechseln würde. Das gehört einfach zu uns Gsibergern dazu, das ist für uns ein Kulturgut.
Was möchtest du noch loswerden?
Wichtig ist, das darf man echt nie vergessen: „Es hoast ned i war, es hoaßt i bin gsi!“