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Zit goht ned spurlos an da Ort vorbei.

Es heißt doch, ohne die Vergangenheit gibt es keine Gegenwart und keine Zukunft. Die meisten Orte haben eine spannende Geschichte zu erzählen, man muss nur zuhören. Probieren wir es doch mal aus.

Es war einmal

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Jeder Ort verändert sich und Menschen ändern Orte. Wenn man so durch eine Stadt spaziert, ist es im Normalfall schwer herauszufinden was mal war. Gut, ein paar Zeitzeugen, wie die Reste der Stadtmauer und die erhaltenen Türme, lassen erahnen wie Feldkirch früher aussah. Wenn man beginnt nachzuforschen und in Archiven durch altes Bildmaterial stöbert, erkennt man aber erst was sich alles getan hat und wie Feldkirch besonders in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist.

Auf der Straße ein Birnbaum

Ein Beispiel für Vergänglichkeit: der Ort, an dem ich mit meinem Cousin früher durch die Wiese gelaufen bin, im hohen Gras Höhlen und Gänge gebaut und auf besagte Birnenbäume geklettert bin, ist einer Wohnsiedlung gewichen. Der Prozess ging eher schleichend vonstatten. Zuerst wurden Straßen asphaltiert, ein paar Bäume blieben verschont. Wie man sich vorstellen kann, ein Paradies für uns Kinder. Wir machten die Straßen zu unserer ganz privaten Rennstrecke. Dann stand auf einmal ein Haus, dann ein Wohnblock, dann noch ein Haus. Mittlerweile ist die Rennstrecke verschwunden.

Was war früher da?

Manchmal sieht man den Orten und den Gebäuden ihre Geschichte an, sie sind mit Malereien und Infos verziert. Wenn man heute am Montforthaus vorbeiläuft, sieht man nur ein modernes Gebäude, welches 2015 erbaut wurde. Über die Vorgeschichte dieses Ortes lässt sich aber beim bloßen Betrachten nichts sagen. Erst durch einen Blick ins Archiv erfährt man spannende Dinge. Der Spatenstich für die Volkshalle wurde 1926 gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Name in Stadthalle abgeändert. 1973 wurde sie durch einen Brand zerstört und 1975 neu errichtet. 2013 wurde die Halle abgebrochen und das neue moderne Montforthaus entstand.

Manchmol siat ma da Ort und da Gebäude ihre Gschicht ah.

Im Kehr

Sarah Wehinger

Sich erinnern

An den gerade gezeigten Beispielen sieht man, dass sich Orte ändern, aber auch Bestand haben können. Aber wie es war, früher in Feldkirch zu leben, das erzählt dir kein Gebäude und kein nüchternes Geschichtsbuch. Für mich sind da die besten Quellen Oma und Opa.

Wenn wir zusammensitzen, gemütlich plaudern und sie von den mittlerweile verschwundenen Villen, den Straßen, gesäumt mit Bäumen und den damals noch vorhanden Gastgärten direkt in der Stadt erzählen, wird für mich das vergangene Feldkirch wieder zum Leben erweckt. Es ist einfach was anderes, von Ereignissen direkt zu erfahren und nicht anonym in Büchern darüber zu lesen. Je mehr sie mir erzählen, desto mehr fällt ihnen ein. Es ist spannend zu erfahren, wie die Situation in den Geschäften nach dem Zweiten Weltkrieg war. Damals gab es keine Massenware, geschweige denn Verkaufsketten, aber viele kleine Läden.

Das was damals als selbstverständlich betrachtet wurde, hat sich geändert. Die wenigsten können sich heutzutage vorstellen alle Besorgungen zu Fuß zu erledigen, das meiste Gemüse auch selbst anzubauen und alles selber einzukochen. Ich hätt nie gedacht, dass neben dem Montforthaus im Winter früher der Eislaufplatz gebaut wurde. Keine Halle, Banden aus Schnee. Oder, dass es nach dem Krieg üblich war, das Essen selber ins Gasthaus mitzunehmen und man nur wegen den Getränken dorthin ging. Wer kann sich wirklich vorstellen wie es im Jahr 1945 gewesen sein muss, plötzlich den Fliegeralarm zu hören, nach Hause zu rennen und sich auf einem Hügel unter Felsvorsprüngen zu verstecken. Und wie muss es gewesen sein, die zerbombten Gebäude zu sehen, von einem Moment auf den anderen waren einige zerstört. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert und wir kommen auf Geschichten aus der jüngeren Vergangenheit zu sprechen.

Es isch hald all widr schö an d’Zit mit da Enkile zruck zum denka.

Der Pulverturm

Sarah Wehinger

Gemeinsam erzählen sie mir von den wunderschönen Sommertagen mit meinem Cousin im Garten, ein paar Leintücher für eine Hütte waren genug, unsere Fantasie machte alles mögliche daraus. Ich freue mich schon auf das nächste Gespräch um meine Familie und Feldkirch noch besser kennenzulernen.

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