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Do kond Erineriga and Kindheit widr zruck.
from uffe. umme. ahe.
Es gibt Orte, die haben einfach eine besondere Bedeutung. Oft ist es schwer auch für sich selber herauszufinden, warum gerade dieser Platz für einen so wichtig ist. Für eine Gegend habe ich nach einer Antwort gesucht, und gefunden.
1999, Herbst „Alle bereit?“
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„Sind die Kinder auch warm genug angezogen, draußen in den Feldern zieht es.“ „Und Taschentücher, Mützen und Handschuhe nicht vergessen!“
An was Erwachsene immer alles denken müssen – mein Cousin und ich sind schon längst bereit. Nach einer gefühlten Ewigkeit, als Vierjährige rennt einem die Zeit noch nicht davon, brechen wir mit Oma und Opa zu einem Spaziergang in die Tostner Hub, von uns nur „Huab“ genannt, auf. Zu diesem Ort an der Grenze zu Liechtenstein, am Rand von Feldkirch. Felder, ein paar Wege und seit 2011 weiter draußen ein See, eingezwängt zwischen dem Schellenberg auf der einen und dem Hausberg von Feldkirch (Älpele) auf der anderen Seite.
Für uns ist es hier perfekt um herumzutoben und gemeinsam draußen Zeit zu verbringen. Uns werden beim Spazieren Geschichten erzählt und mit einer schier unendlichen Geduld und Nachsicht, wie es nur Großeltern aufbringen können, jede „Und warum?“ Frage beantwortet. Auf dem Rückweg wollen wir, die Abenteurer von morgen, noch schnell beim Friedhof von St. Michael vorbeischauen. Als eine der wenigen Kirchen Vorarlbergs besitzt sie noch ein Beinhaus, welches in die Friedhofsmauer eingebettet ist.
Nun reden die Erwachsen auf einmal leiser, hier ist es ruhig und hier sind auch, was wir natürlich am spannendsten fanden die Schädel. Sie faszinieren uns einfach, wecken Ideen in uns. Wer waren sie, was ist mit ihnen passiert?

Beinhaus in der Friedhofsmauer
Sarah Wehinger
2019, Winter
Obwohl nicht wirklich abgelegen, Häuser sind immer in Sichtweite, stellt sich für mich in der Huab immer schnell das Gefühl von Einsamkeit ein. Wenn der erste Schnee gefallen ist, der die Umgebungsgeräusche dämpft, und dichter Nebel über die Felder kriecht, sind auch die Blicke auf die umliegenden Häuser verschleiert – dann wird dieser Ort noch mehr zum Ruhepol, zum Rückzugsort. Es fühlt sich für mich wie ein Ausbrechen aus dem Alltag an, ein wenig bleibt die Zeit dort draußen immer stehen. Dort können meine Gedanken ungesehen Gestalt annehmen, dort kann ich in Ruhe ein Buch lesen. Am Egelsee, der teilweise schon in Liechtenstein liegt, könnte ich stundenlang die Natur und die Tiere beobachten. Dieser See war ursprunglich ein Gletschersee, wurde aber um 1830 trockengelegt. Dank einer Vereinbarung mit Liechtenstein wurde er wieder reaktiviert, auch für den Hochwasserschutz.

der Egelsee
Sarah Wehinger
Wenn man schon mal da ist… An diesem Ort kann ich immer in Ruhe nachdenken. Nicht selten lege ich auf dem Weg zurück in die wirkliche Welt einen Stopp bei den Schädeln auf dem Friedhof ein und sag hallo zu meinen alten Bekannten, die hervorragend zuhören können.