INTERVIEW > SANDI SANDKUCHEN
GIVING UP, HURTS THE MOST
Jetzt haben wir von ziemlich schlechten Erfahrungen gehört. Wie sieht es aus mit Positiven? Was war so das Netteste, dass man zu dir gesagt hat? Also auf Tätowierungen bezogen, fällt mir nichts ein. Positiv ist es nur für mich alleine, weil mir meine Tätowierungen was bedeuten und für was stehen und meine Persönlickeit unterstreichen. Und das soll ja auch nur mir etwas geben und nicht anderen Leuten. Im Winter hat man mehr seine Ruhe, weil man weniger davon sieht. Hast Du Vorbilder oder gibt es einen Menschen mit dem Du Dich gerne vergleichen würdest? Also „Vorbilder,“ in dem Sinne eher nit, aber meine Schwester ist für mich ein tolles Beispiel, weil sie ein sehr gechillter, ausgeglichener Mensch ist. In vielen Momenten erwische ich mich wo ich lieber wie sie handeln würde. Man verfällt schnell in alte Muster. Ich finde sie für ihr Alter sehr reif, in vielen Dingen im Leben stehend. Auch Beziehungstechnisch ist sie mir um einiges voraus. Wenn ich noch mal eine Beziehung in meinem Leben haben sollte, dann nur so. Auf so halbe Kompromisse lasse ich mich nicht mehr ein. Das klingt straight. Wärst Du bereit etwas an Dir zu ändern? Dinge sollte man nur für sich selber ändern. Kleinigkeiten ändern, im Sinne von „Mach mal die Zahnpastatube morgens zu“, solche Geschichten, die natürlich gerne, wenn ich meinem Gegenüber, ob das Arbeitskollegen sind oder Freunde oder dem Partner, damit das Leben leichter machen kann. Aber Charaktereigenschaften nur, wenn mich das auch stört. Also das mit dem Ändern, das kommt ja auch mit der Zeit und wenn dir irgendwas auffällt, änderst du es ja automatisch. Wenns irgendwann ein Thema wird, dann wird’s wohl Zeit. Das hast du schön gesagt. Apropo ändern, welchen Namen hättest Du Dir selbst gegeben? Cindy oder Jaqueline vielleicht? Nee, Jottes Willen. Wenn die Kinder mal älter werden. Die Armen. Hannah find ich schön. Ob ich ihn mir selber gegeben hätte, schwierig, Geschmäcker verändern sich. Bei nem Mädchen Namen für mein Kind fallen mir paar ein und Hannah mag ich einfach. Kann man ja nit erklären. Denke ist ein normaler, harmloser Name.
EPICULTURA #2013
Wenn Du die Möglichkeit hättest einen Blick in die Zukunft zu werfen, würdest Du Dich trauen? Trauen vielleicht schon, aber ich will es nicht wissen. Ich finds spannender, Wege zu gehen. „If you don`t know which way you are going, any road can take you there“ Und wenn ich jetzt ein Bild von mir sehen würde mit 4 schreienden Kindern weiss ich nicht, ob ich dem nächsten Typen, den ich daten würde, so unvoreingenommen gegenübertreten könnte. Ich habe keinen Schimmer, wo ich in einem Monat bin und erst recht nicht, wo ich in einem Jahr bin und das finde ich ganz toll. Das hat mir früher Angst gemacht, da wollte ich immer alles genau wissen und verstehen, alles voraus kalkulieren. Jetzt finde ich es, im Gegenteil, schöner, nicht zu wissen was genau passiert, weil nur so ist dein Leben spannend, interessant und lebenswert. Also denkst Du nicht soviel an die Zukunft? Natürlich plant man einige Sachen, man kann nicht komplett, wie gesagt, in den Tag hineinleben, den Job kündigen und kucken, wann das Geld zu Ende geht, aber ich versuche schon eher hineinzuleben. Man hat ja gerne Sachen, die man verschiebt „Ja, mache ich nächstes Jahr.“, „Kümmere ich mich nächsten Monat drum.“, „Hat ja noch Zeit“. Wieso machst du es nicht jetzt? Worauf wartest du denn? Das Leben kann so schnell vorbei sein. Man kann natürlich nicht komplett alles machen was man will, aber man sollte mehr in der Gegenwart leben. Klar, Vergangenheit spielt eine Rolle, Zukunft spielt eine Rolle, aber die Gegenwart sollte den größten Part einnehmen. Wie schwer tust Du Dir mit Entscheidungen? Etwas zu beenden fällt mir relativ schwer, weil das ja auch bedeutet, irgendwie aufzugeben. Hab das sogar tätowiert: „Giving up, hurts the most“. Etwas aufzugeben ist für immer der größte Schmerz, weil man sich damit ja auch sein eigenes Versagen eingestehen muss. Und dann fängt man an, nach zu denken. Ich habe nicht so viel Ehrgeiz, kann also an sich schon schnell Dinge hinwerfen, aber im Großen und Ganzen denkt man doch viel nach „hätte man“ und „könnte man“ Dinge starten ist erst mal schön und gut, aber man gelang doch schneller an seine Grenzen , als man vorher denkt.