FLUCHT- UND WAHLHEIMAT
„VOM RABENVATER UND SEINER HEILIGEN SCHAR“
DIETER PANUS UND SEINE DREI RABENVÖGEL GIJAFFI THE WARRIOR, BERTI UND BERTRAND HABEN EINE LANGE REISE HINTER SICH. GANZ AUS HEIDELBERG SIND SIE DIESEN FRÜHLING MIT DEM RADEL NACH HAMBURG GEKOMMEN. WAS FÜR MANCHE AUF DEN ERSTEN BLICK NACH TIERQUÄLEREI AUSSEHEN MAG, IST EINE INNIGE BEZIEHUNG ZWISCHEN DEM KAUZIGEN BAYERN UND SEINEN VÖGELN. NACHDEM ER SIE VERLETZT AUFGEFUNDEN UND AUFGEPÄPPELT HAT, BEGLEITEN SIE IHN SCHON SEIT EINIGEN JAHREN. WER DAS BEFLÜGELNDE QUARTETT AUF SEINER REISE UNTERSTÜTZEN WOLLTE, KONNTE FÜR NUR EINEN EURO NEUIGKEITEN-BILDER KAUFEN, DIE VON IHREN ABENTEUERN ERZÄHLEN. ZWEI WOCHEN NACH UNSERER BEGEGNUNG HAT DIE POLIZEI HAMBURG DIE RABEN SICHERGESTELLT. DIETER HAT VERSTÄNDLICHERWEISE „ERHEBLICHEN WIDERSTAND“ GELEISTET. DIE VÖGEL WURDEN IN EIN TIERHEIM GEBRACHT. DIE WASSERSCHUTZPOLIZEI ERMITTELT NUN GEGEN DEN RABENVATER WEGEN VERSTÖSSEN GEGEN DAS TIERSCHUTZGESETZ UND WIDERSTANDS GEGEN VOLLSTRECKUNGSBEAMTE.
KO N A R A I N B O W Lebenskünstler
EPICULTURA #2013
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EPICULTURA #2013
L: Ein Mann geht mit einem Fahrrad voller Gepäck, einem schmutzigen Schultornister und drei Raben über den Jungfernstieg. R: Einer der Raben beäugt mich kritisch, als ich mich mit Dieter unterhalte.
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L: Dieter´s Kleidung ist verschmutz und seine Lederjacke von den scharfen Krallen zerrissen. Er nennt das seine Arbeitskleidung. R: Die Raben sind an lange Schnürsenkel gebunden, damit sie nicht vom Arm flattern. Berti kann leider nicht fliegen.
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EPICULTURA #2013
L: ´Gijaffi the warrior´ ist der Älteste der drei Vögel und wohl auch der Erfahrenste. R: Dieter erklärt die Bedeutung seines Neuigkeitenbildes, dass er für nur 1 € an Passanten verkauft.
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L: Außer mit Fleischi füttert Dieter die Vögel mit Weintrauben und dicken Würmern. R: Als Dieter Berti gefunden hat, war seine Kralle bereits verkrüppelt. Er saß immer zu seiner Linken oder auf dem Fahrradlenker.
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„WENN VORURTEILE SICH BESTÄTIGEN UND WAS DARAN GUT IST“
INTERVIEW > MOUSSA DIENG
SEIT SEINEM STUDIUM ARBEITET MOUSSA IM SOZIALEN BEREICH. ALS NACHTWACHE IN DER JUGENDHILFE BRACHTE ER SICH VIEL IN SEINEM STADTTEIL EIN UND IST NUN ALS LEITER EINES ASYLBEWERBERHEIMS IN BREMEN TÄTIG. NICHT NUR, DASS ER SICH SEHR GUT IM PARAGRAPHENJUNGLE AUSKENNT, ER WEISS DIE MENSCHEN UND IHRE DENKWEISEN LEICHT EINZUSCHÄTZEN UND FINDET IMMER DIE RICHTIGE MASSNAHME. WELCHE DAS SIND UND WAS FÜR IHN INTEGRATION BEDEUTET, ERZÄHLT ER UNS IM INTERVIEW.
MO U S S A D I E N G Sozialarbeiter
Erzähl uns einfach mal ein bisschen von Deinem Lebenslauf. Ich bin Moussa Dieng, 29 Jahre alt und in Bremen geboren. Ich habe Abitur gemacht und dann eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Als ich gemerkt habe, dass mein Beruf nichts mehr für mich ist, hat meine Mutter mir vorgeschlagen, dass ich meine soziale Ader doch zu meinem Beruf machen sollte, da ich eh schon immer mit schwierigen Leuten zutun hatte. Als ich darüber nachgedacht habe, habe ich festgestellt, dass ich nicht nur gerne rede, sondern auch Ratschläge gebe. So habe ich mich entschieden diesen Weg zu gehen. Ich habe dann ein Studium auf Lehramt angefangen, was mir nicht wirklich zugesagt hat. Da ich aber schon in dieser Richtung bleiben wollte, habe ich mir überlegt Sozialpädagogik zu studieren, Lehrer zu werden und schließlich auch ein Praktikum in der Jugendhilfe gemacht. Da habe ich gemerkt, dass dies mein Traumberuf ist. Als ich das dann weiter gemacht habe, habe ich die richtig Motivation und Ehrgeiz entwickelt und verschiedene Berufszweige ausprobiert wie Soziale Arbeit mit den Schwerpunkten auf Kinder und Jugendhilfe, Migration, Integration. Während meines Bachelors habe ich beim Jugend Migrationsdienst gearbeitet und bei der St. Johannes Kinder- und Jugendhilfe als Nachtbereitschaft. Als ich dann mit meinem Master fertig geworden bin, habe ich beide Jobs aufgegeben und in einem anderen Heim die Leitung übernommen. Hier bin ich nun seit dem 01.09.2012. Was ist Dir am Wichtigsten bei der Arbeit? Bei der Arbeit ist für mich wichtig, dass ich mit Menschen in Kontakt gehe, dass ich sie so behandle wie sie sind, aber auch nicht zu tief auf ihre Schwächen und Probleme achte, sondern sie eher im hier und jetzt betrachte, die Vergangenheit außen vor lasse, um auch kein Mitleid zu entwickeln. Verständnis entwickle ich gerne für vergangene Geschichten, aber ich vertiefe mich nicht zu sehr darin, da ich jeden gleich ansehen will. Wichtig ist mir noch, dass ich auch selbst voran komme, dass ich kreativ arbeiten kann und freie Gestaltungsmöglichkeiten habe und natürlich meine Arbeit gut mache. Ich habe schnell gelernt, dass ich einiges liegen lassen muss. Genau das Gegenteil von dem was mir früher immer sehr wichtig war. Anders kann man das in diesem Beruf aber nicht machen, sonst sitzt man da rund um die Uhr. Man muss Leute auch mal weg schicken und sagen ich bin morgen erst wieder da. Ich habe aber auch gelernt nicht für jedes kleine Ding gelobt zu werden, das war früher ein wichtiger Punkt. Ich brauchte für alles eine Bestätigung und hier ist das EPICULTURA #2013
halt nicht mehr so. Ich habe gelernt, das einfach für mich selber zu machen und das ganz ohne Lob. Durch meine vorherigen Leiter wurde ich immer sehr verhätschelt, aber heute kann ich viel besser damit umgehen. Außerdem habe ich noch gelernt auf Zeit zu arbeiten und an meine Grenzen zu gehen. Mit Mobbing oder mit Rassismus auf der Arbeit umzugehen. Sehr vieles habe ich also gelernt. Haben sich Deine Vorurteile abgebaut oder eher bestätigt? Nee, die haben sich eher total bestätigt. Nicht im negativen Sinne, aber die Klischees haben sich einfach gefestigt. Ein gutes Beispiel dafür war die Fahrt in den Magic Park Verden. Das war eine organisierter Ausflug, der um 9 Uhr starten sollte. Den Einen haben wir schon extra gesagt, der Bus startet um halb 9, damit sie fertig sind. Die anderen standen schon um 7 Uhr Morgens da, weil sie bereits am Abend zuvor getroffen und durchgemacht haben. Kurz bevor wir also los wollen, der Motor lief schon, kamen sie dann und haben sich im rennen noch angezogen und die Kinder noch am Wickel. Das war ein richtig schönes Klischee-Bild, das wir da abgegeben haben. Das war schon lustig. Welche Klischees sind Dir die Liebsten? Die Afrikanerinnen kommen gerne mal zu spät, vor allem zu jedem Waschtermin. Oder gerade heute hatte ich zwei Anträge auszufüllen, Termine 9 und 9.30 Uhr, um das nicht in die Sprechzeiten fallen zu lassen. Wann ist die eine gekommen? Viertel nach 12 und die andere um 20 nach 2. Ein anderes Thema ist das Diebstahl-Klischee. Natürlich gibt es immer und überall Ausnahmen aber der Großteil derer die klauen sagt auch, dass sie das bereits gelernt haben, als sie zwei Jahre alt waren. Wenn sie etwas geklaut haben, gab es von der Mutter ein gut gemacht. Das steckt einfach drin. Wenn du was haben willst, dann musst du das klauen. Iranerinnen hingegen sind alle politisch verfolgt, teilweise aus religiösen Gründen, wenn sie z.B. zum Christentum wechseln. Im Iran droht ihnen die Todesstrafe, dass muss man sich erst mal vorstellen. Liebend gerne ausdiskutieren sie alles aus und machen manchmal aus einer Mücke ´nen Elefanten. Da wird abgestimmt wohin die Erbsen in den Kühlschrank kommen oder wer welchen Schrank bekommt. Alles sehr demokratisch, das lieben sie so an Deutschland. Die Roma, egal aus welchem Land sie kommen, werden von dort vertrieben. Das finde ich schon ganz schön heftig. Sie werden einfach raus geprügelt. Man denkt
R: Herr Dieng im Büro.
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INTERVIEW > MOUSSA DIENG
immer, was ist denn Vertreibung? Ja dein Haus wird nicht mehr mit Strom versorgt, dein Müll wird nicht mehr abgeholt, du wirst nicht mehr von der Polizei oder den Ämtern versorgt, niemand beachtet dich oder du wirst beschimpf und dein Haus mit Steinen beworfen, bis du irgendwann das Land verlässt. Das ist Vertreibung, auch wenn wir uns das gar nicht richtig vorstellen können. Das sind alles aber keine diskriminierende Klischees, sondern bestimmte Eigenschaften, die Menschen verschiedener Nationalitäten haben und wenn jemand die nicht hat, dann fällt er aus dem Raster und damit gleich auf. Genauso ist es ja auch bei mir. Das erste Mal sehen sie jemanden der auch einen Migrationshintergrund hat, also wittern sie schon mal kein Rassismus, den viele Mitarbeiter über die Jahre auch entwickeln. In diesem Beruf sollte man ja schon nichts gegen Ausländer haben, das wäre dann wirklich der falsche Job für einen. Aber ich muss auch sagen, allein durch Kommunikation lassen sich viele Missverständnisse schnell wieder aus dem Weg räumen. Zumindest kann man dann verstehen, warum der Eine oder andere immer mitten ins Gespräch platzt. Ein Nicken bedeutet bei mir z.B. Ich habe dich gesehen, wird aber oft als du darfst rein kommen verstanden. Fühlst Du Dich akzeptiert? Ja ich denke, ich werde sehr akzeptiert. Ich komm gut an, weil ich mich einfach auch sehr gut auskenne. Ich bin menschlich und geduldig, aber ich mache manchmal auch ein wenig zu viel. Oft kommen dann Heimbewohner wegen Kleinigkeiten und dadurch verunselbstständigen sie dann auch wieder. Da muss man halt so ein gutes Mittelmaß finden. Außerdem bin ich immer echt, auch wenn ich genervt bin, dann sag ich das auch. Dann ist das so und alle wissen, dass sie das auch nicht persönlich zu nehmen haben, weil ich einfach nur gestresst bin. Was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen? Eigentlich bin ich da sehr pessimistisch eingestellt, deswegen würde ich mir dumm vorkommen, wenn ich sagen würde, ich würde mir eine offen Welt wünschen oder so was, weil ich das für völlig unrealistisch halte. Ich erwarte gar nichts von der Zukunft und schon gar nicht gesellschaftlich gesehen. Es wird sich nichts verbessern. Eine Verbesserung wäre toll, in alle Richtungen mehr Offenheit und Toleranz, aber daran glaube ich nicht. Natürlich wäre es schön, wenn mehr Gleichheit herrschen würde, aber das denke ich, wird automatisch irgendwann so kommen. Alleine schon wie viele Asylbewerber EPICULTURA #2013
ich im letzten Jahr rein geholt oder Platz durch neue Wohnungen geschaffen habe. Es kommen ja auch immer wieder Menschen nach und wenn der Trend so weiter geht, wird sich unsere Gesellschaft sowieso immer mehr vermischen. Ein kleines blondes Mädchen, das sieht man nur noch sehr selten, das fällt ja mittlerweile schon auf. Früher war es genau anders herum. Alle waren Blond und wenn jemand schwarze Haare hatte, viel der natürlich auf. Mindestens ein Elternteil hat heute irgendwo einen ausländischen Ursprung und das hat man mittlerweile ja schon fast überall. Diese Offenheit wird ganz von selbst kommen. Minderheiten werden zu Mehrheiten, das ist einfach so. Wenn diese Menschen dann die Mehrheit sind, wird das auch nicht mehr so ungewöhnlich sein. Dann herrscht nicht mehr diese Angst untereinander. Oft ist es nur dieses Fremde, ja einfach Unbekannten, dass man nicht einschätzen kann und dann seinem menschlichen Trieb folgt. Ich kenne das nicht, deswegen bin ich erst mal vorsichtig, skeptisch und beobachte. Wenn ich in den Medien dann so einen Scheiß höre, von wegen Ausländer begehen viel mehr Verbrechen dies und das. Das sind verfälschte Statistiken. Das Thema hatte ich in meiner Masterthesis. Es gibt tausende von Gesetzen, die kann ein Deutscher gar nicht brechen. Er kann z.B. nicht gegen das Ausländerrecht verstoßen und das macht jeder der hier einreist, weil er noch keine keine Papiere hat. Da er ein Flüchtling ist, also ein unerlaubt eingereister Mensch, begeht er in diesem Moment schon eine Straftat, für die er auch 600€ zahlen muss, von nichts! Aber wenn du diese ausländerrechtlichen Statistiken raus nimmst, dann sind Menschen mit Migrationshintergrund nämlich weniger straffällig als Deutsche. Die Medien leisten den größten Beitrag dazu. Sie suchen sich die Brennpunkte aus und zeigen auch nur das was die Leute sehen wollen. Wen interessiert der anständige Türke, der sein Stipendium hat? Wen interessiert das? Wer will das im Fernsehen sehen? Die Leute sehen nur das was Unruhe stiftet, und ihnen Angst macht. Eigentlich ist das doch nur Hetzerei was da passiert. Das ist genauso mit Jugendlichen. Sie werden verhetzt ohne Ende und bei Ausländern ist das halt auch so. Sie werden immer schlecht dargestellt und wenn du gar keine kennst, dann denkst du natürlich auch, dass alle kriminell oder gewalttätig sind. Von daher trübt das ja auch noch mal das Bild ungemein. Die meisten Asylbewerberheime liegen in Randbezirken, woran liegt das? Aber das hat noch einen ganz anderen Grund. Es sollen gerade neue Asylbewerberheime errichtet werden aber
MINDERHEITEN WERDEN ZU MEHRHEITEN, DAS IST EINFACH SO
die Stadtteile gehen auf die Barrikaden. Wenn die hören, dass ein Asylbewerberheim, auch nur in der Nähe einer Schule hinkommen soll, dann hört sich das immer an, als ob eine Forensische Anstalt in der Nähe eines Kindergarten errichten werden soll. Das ist dann einfach dieses nicht angenommen werden und sich durchkämpfen müssen. Da hinten stört es niemanden. Da sagt niemand was. Da gibt es keine Lobby, die dagegen an stinkt. Deswegen sind es auch immer die benachteiligten Stadtteile, weil wenig Leute Anwälte haben. Das ist auch ganz klar in Schwachhausen, einem gehobenen Mittelklasse Stadtteil in Bremen der Fall. Da ist der halbe Stadtteil erst mal zum Anwalt gerannt, als sie den Zeitungsartikel über die Eröffnung gelesen haben. So was können sich Gröpelinger nicht leisten. Von daher wird ein solches Heim eher dahin gebaut aber einfach nur, weil die Menschen dort sich nicht durchsetzen können. Die Stadtteile die zu reich sind, da kriegt man das schlecht rein. Hast du dafür ein Beispiel? Als für drei Monate dann eines in Schwachhausen errichtet wurde, hat Schwachhausen gesagt „Das halten wir doch durch, wir engagieren uns richtig.“ 60 Leute haben sich ehrenamtlich gemeldet, Kühlschränke und Spielzeug gespendet. Dann stand in der Zeitung: Schwachhausen gerät in Bewegung. Das war aber halt nur, weil sie gedacht haben Ach für drei Monate wirft das ja nochmal ein gutes Licht auf unseren Stadtteil, aber als die drei Monate vorbei waren und der Standort verlängert wurde, zack, sind erst mal alle Ehrenamtlichen wieder ausgetreten. Dann war aber auch Schluss mit Lustig. Jetzt akzeptieren sie es gerade noch so aber auch nur, weil sie immer hingehalten werden und wir natürlich auf Zeit spielen. „Ja wann wird das denn jetzt hier wieder dicht gemacht?“ Also Schwachhausen wird langsam unruhig und mit derer Engagement ist langsam auch vorbei. An so was liegt es jedenfalls, dass Asylbewerberheime an Randgebiete verlegt werden. Was wäre Deiner Meinung nach sinnvoll? Es würde viel mehr bringen, wenn die Leute sich einbringen dürften. Wenn sie arbeiten, gleich was machen und selbstständig sein dürften. Sie müssen eine Zeit lang in den Heimen wohnen. Früher mussten man vier Jahre in so einem Heim wohnen bis man ausziehen durfte. In Minizimmern. Vier Jahre. Da wirst du ja verrückt. Nicht zur Schule gehen. Keiner Arbeit nachgehen. Nix. Ich finde die Option sollte gegen sein, dass wenn du hier ankommst und eine Unterkunft hast, dich jemand betreut, du eingebunden werden kannst aber dann freiwillig, wenn du den Zeitpunkt siehst und gehen kannst. Du sitzt da: „Ja, was mache ich denn jetzt?“. Dann fängst du an zu dealen und irgendwelche Sachen zu machen, um A an Geld zu kommen, weil du von den Asylbewerberleistungen dein Leben nicht bestreiten kannst. Das geht einfach nicht. Das sind einfach so Sachen, die eher gemacht werden müssen. Für alle Kinder Schulplätze, das klappt noch so grade aber Kitaplätze wären noch viel wichtiger. So, die Kitas wollen die Kinder nicht aber es müsste, sagen wir mal 3-4 feste Kitaplätze innerhalb von 20 geben. Es müsste fast schon eine Asylquote geben, die sie dann einfach integrieren müssten. E
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INTERVIEW > MOUSSA DIENG
Natürlich müssten sie auch Arbeiten dürfen, dann könnten die Leute nicht mehr behaupten, dass sie faul sind und dem Staat auf Tasche liegen. Die meisten wollen was machen und dürfen nicht. Die denken sich auch ´Was ist das denn für ein komisches Land? Ich bin gesund. Ich bin jung. Ich komme hier her und ich darf nicht arbeiten? Und die geben mir Geld! Dabei haben natürlich manche das Gefühl, wir müssen zu viel davon haben. Das wirft natürlich ein falsches Bild auf den Staat und verzieht die Bewohner. Also sollten sie die Leute, die können, sich doch einfach einbringen lassen. Sie dürfen nicht Arbeiten, weil...? Ja da musst du die Politik mal fragen. Da gibt es nur einen Grund und der wäre, dass das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist und man nicht weiß, ob sie bleiben. Sie sollen ja auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen hier her kommen, dass steckt wohl dahinter. Vielleicht wollen sie aber auch sehen, wie lange Flüchtlinge es aushalten eine Zeit lang gering zu Leben bevor sie wieder zurück in ihr Heimatland gehen. Das ist vielleicht auch einfach eine Testphase aber begründet wird das mit nichts. Na, wie bescheidene Aussichten. Ich bedanke mich auf jeden Fall recht herzlich bei Dir und deinen Bewohnern, dass Ihr mich so freundlich empfangen habt und hoffe natürlich für uns alle, dass sich doch noch, besser spät als nie, etwas verändern wird. Und wenns vorerst nur in unseren Köpfen ist. Audio Interview Moussa Dieng Nr. 07
R: Alltag im Heim. Moussa macht Hausbesuche, eine Frau kümmert sich um die Wäsche und ein Kind hüpft durch die Flure.
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L: Das Stärkere gewinnt. R: Der Klügere kämpf erst gar nicht.
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L: Die erste Freundschaft im neuen Heim. R: Die Großmutter hält stolz ihren Enkel in die Kamera.
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D: Das Nachbardach.
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L: Das letze Foto im Heim. Die Familie zieht bald in eine eigene Wohnung. R: Die Dame des Hauses bat uns sofort Kekse an uns schenkte uns ein Lächeln.
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L: Ein serbischer Junge sitzt alleine in seinem Zimmer. Die Tür ist weit geöffnetet. Seine Familie ist unterwegs. R: Das Trikot hat er von Werder Bremen gesponsort bekommen. Sport ist eine gute Ablenkung.
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L: Erwünscht sind wir überall, eine Mutter mit ihren beiden Jungs. R: Das Gleiche gilt auch bei den Nachbarn, obwohl wir gerade bei der Hausarbeit stören.
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L: Da der Platz begrenzt ist, muss alles in ein Zimmer passen. R: Vater und Sohn.
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L: Noch nie hat sich jemand so über ein Foto gefreut. Die Kleine strahlt über beide Ohren. RockOn Püppi! R: Papas ganzer Stolz.
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D: Moussa hat für die Kleinen einen Mal-Kurs ins Leben gerufen. Die Nachfrage ist groß.
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L: Eine jugoslawische Mutter mit ihrer Tochter auf dem Arm. R: Das kleine Mädchen ist noch etwas skeptisch.
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L: Ein kleine Junge, mit einem Faden-Vorhang zwischen den Fingern. R: Bei muslimischen Familien zieht man sich die Schuhe aus, bevor man den Teppich betritt.
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