„ICH WILL NICHT IMMER SO STRANGE UND KONTROLLIERT SEIN“
INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
ALS ICH DAS ERSTE MAL VON HOWIE UND GRIECHENLAND HÖRTE, WAR MIR SOFORT KLAR, DASS ICH DIESES BESONDERE PAAR KENNENLERNEN MUSSTE. NACH 8 JAHREN BEZIEHUNG WOHNEN SIE MIT KATZE EMELIE IN EINEM KLEINEN HÄUSCHEN MIT GARTEN AM OLDENBURGER STADTRAND UND WÜNSCHEN SICH FÜR DIE ZUKUNFT, NICHT NUR KREATIVER ARBEITEN ZU KÖNNEN, SONDERN AUCH EIN KIND ZU ADOPTIEREN. DIE KLASSISCHE ROLLENVERTEILUNG GIBT ES NATÜRLICH AUCH IM HAUS DER QUEENS. SIE MACHT UNS GRIECHISCHEN MOKKA, WÄHREND ER UNS REDE UND ANTWORT STEHT. WELCOME TO `THE NEW NORMAL´ FROM GERMANY.
JA N - H A U K E R E E N T S CSM bei ELAXY
GEORGE SARIKIRIAKIDIS Filialleiter bei Salamander
Herzlichen Dank für die Einladung. Seit so gut und stellt Euch einfach mal vor. Mein Name ist George Sarikiriakidis und ich wohne seit 5 Jahren in Oldenburg. Als ich hier her gezogen bin, habe ich erst einige Nebenjobs gemacht. An der Tankstelle gearbeitet, dann ins Kino gegangen und war außerdem noch im Logistikbereich tätig. Jetzt arbeite ich als F ilialleitung in einem Schuhhaus. Bist Du auf der Arbeit ein Anderer? Ich habe natürlich Verantwortung und ich sag mal so, man muss schon ein wenig Arschloch sein. Also schon ganz anders als Privat. Man darf nicht zu freundlich sein und alles erlauben, dann wird man als F ilialleitung nicht ernst genommen. Wie ist es bei Dir Howie? Ich heiße Jan-Hauke Rehms, werde aber Howie genannt und das schon von klein an. Entstanden ist das durch meine Schwestern, die damals immer ´Ein Colt für alle Fälle´ mit Howie und Colt Seavers geguckt haben. Die haben damals schon gesagt das ich später so aussehen würde wie Howie, seitdem hieß ich dann so und selbst die Lehrer haben mich so genannt. Ich arbeite im Kundensupport in der Qualitätssicherung für eine Finanzsoftware Firma, die erstellen Software für Banken. Dort bin ich seit 5 Jahren tätig und wohnen tuh ich nun seit 10 Jahren in Oldenburg. Gebürtig bin ich Ostfriese und auf einem Bauernhof groß geworden, auf einem Schweine Mastbetrieb. Ich habe zwei ältere Schwestern, wo ich oft leiden musste, aber dadurch auch das Nesthäkchen in der Familie war. Im Job bin ich, die Zicke glaube ich, weil viele nicht die Arbeitsweise erfüllen die ich an den Support und die Qualitätssicherung einer Finanzsoftwarefirma erwarte. Das bringt mich oft in Konfrontation mit der Abteilungsleitung und mit dem Teamleiter und mit Kollegen, weil ich denen auch knallhart sage „So geht das gar nicht“. Funktioniert es denn dann, wenn Du Deine Ansagen machst? Kurze Zeit ja, aber bei den meisten fehlt da einfach der Horizont das dauerhaft durchzuhalten. Motivation, das ist bei mir eigentlich so drinnen. Deswegen ergibt sich da gerade auch eine berufliche Veränderung, weil ich das nicht mehr mitmache. Welcher Aspekt deiner körperlichen Erscheinung trügt wohl am meisten? Meine Größe und mein selbstsicheres Auftreten in manchen Situationen, trügt wohl am meisten. EPICULTURA #2013
Magst Du die Gesellschaft in der wir leben oder zeigen die Leute noch mit dem Finger auf einen? Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Im Ausland empfinde ich es überhaupt nicht so, aber hier in Deutschland finde ich es schon eher schwierig. Hast Du irgendein Vorbilder, einen Menschen mit dem Du Dich am ehesten vergleichen würdest? Mit Madonna würde ich mich wohl am ehesten vergleichen. Als ich ihre Biografie gelesen habe, habe ich mich in vielen Dingen wieder gefunden. Ihre Lebenseinstellung und Devise, einfach durchzuhalten und gewisse Ziele im Leben zu verfolgen, sich da nicht reinzureden zu lassen und auch daran festzuhalten, egal was jemand anderes sagt. Was wärst Du bereit an Dir zu ändern? Ich müsste mehr Ratschläge annehmen, in manchen Situationen zumindest. Ich habe schon oft dafür gebüßt, sag ich mal, wenn ich nicht auf andere Leute gehört habe, aber dadurch ist man auch erwachsener geworden. An was denkst Ihr denn, wenn Ihr Zukunftspläne schmiedet? An so was wie ein Häuschen, Kinder auf jeden Fall, die würden wir gerne adoptieren wollen. Einen sicheren Job, gutes Einkommen um sich was leisten zu können auf jeden Fall. In den Urlaub fahren zu können und das reicht eigentlich schon, finde ich. Was heißt, das reicht schon. Das ist ja schon sehr viel. Das ist so mein Ziele. Das sind ja auch schon sehr familiäre Ziele. Durch George ist das halt so, dass er mir auch sehr viel Freiraum gibt. Nicht immer, ich kann nicht mehr all das machen, was ich vorher auch machen konnte, aber wir sind schon relativ frei und ich weiß auch, dass ich viele Sachen machen könnte. Er wäre dann vielleicht kurz sauer, aber danach wäre alles wieder gut. Meistens fehlt dann die letzte Konsequenz, da wir sind schon sehr aufeinander eingespielt sind. Das gibt mir schon eine gewisse Sicherheit, dass ich sage kann, man kann so was machen. Es gibt aber auch oft Momente, dass ich sag: „Ich schieße sie über den Jordan...“. Was war das beste Ereignis, dass Ihr gemeinsam erlebt habt? Wir haben so viele Ereignisse. Was war denn das Beste? Ein schönes Ereignis war zB als wir auf Lanzarote waren und gerade fünfjähriges hatten. Wir saßen draußen auf der Terrasse und es war ein Feuerwerk.
R: Howie sitzt links, George halt rechts.
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L: Seit 8 Jahren sind die Beiden nun ein ein Paar.
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INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
Irgendjemand hat ´ne Party geschmissen, direkt über uns. Das war einfach total passend. Ja wir haben so viele Ereignisse. Was auch total cool war, war mit diesem Wakeboarden und dann ist das übergegangen in Paragliding. Das war in Mexiko und einfach mega. Da sind wir mit den Jet-Ski mitten auf dem Meer an der Küste von Mexiko. Von da aus sind wir an dieser Stange Wakeboard gefahren, aber mit ´nem Schirm hinten dran. Als sie uns dann los gelassen haben, ist im gleichen Moment der Schirm hoch gegangen und wir diesem Flugzeug hinterher geflogen. Da gibts auch Fotos von, mega cool. Das war eigentlich so das beste Ereignis. Dieser Schuss, du wirst nach hinten gedrückt und dann gehst du in die Luft. Da hab ich richtig von Herzen gelacht und das hatte ich selten in letzter Zeit. Aber der ganze Urlaub war der Knaller. HERZINFAKT! Aber würdest du das noch mal machen? JAAA! Sie hat ja geschrien wie ne irre. Mein Gurt, ich flieg raus! Ich stürze ab! Guck mal wie hoch wir sind! Die haben uns vergessen! Das war echt hoch! Man konnte aber auch ALLES von oben sehen! Hier sind schon Wolken!!! Das war echt krass und dann dieser Gurt zwischen den Beinen und Howie der nicht antwortet. Ich war total entspannt. Außer dem ständigen Gejammer (...) und dann als wir gelandet sind, hieß es „Ahhh, das war ja so toll“. Das war ja auch schön, aber ich würde es wohl nicht wieder machen. Was ist das netteste Kompliment, dass Ihr in letzter Zeit bekommen habt? Beruflich habe ich gerade ein großes Lob von der Geschäftsführung und auch meinem Vorgesetzten bekommen. Das hätte ich nicht so eingeschätzt, da die Geschäftsführung erst kurz da ist… Aber von denen bin ich auch echt beeindruckt, weil die auch private Dinge über mich wissen. Die wissen das ich vor kurzem noch in einer Discothek gearbeitet habe, dass ich da jetzt aber nicht mehr bin. Die bekommen auch schon viel mit was ich jetzt nicht so erwartet hätte, bei 220 Mitarbeitern. Ich habe schon Kontakt zu gewissen Leuten in der ersten Führungsebene. Es ist halt so das ich vielleicht schon ein wenig Eindruck hinterlassen habe und die dann auch über mich sprechen. Ich bin vertrieblich sehr versiert und auch sage, was ich über manche Dinge denke, klar und offen und auch ohne zu verschönern. Das wird sehr an mir geschätzt, aber das habe ich halt so nicht erwartet. (...) George hat auch bei der Arbeit Lob bekommen und ich bin stolz auf Sie. Griechenland ist aus der Krise erwacht. Apropos, ist es schwerer für Euch etwas anzufangen oder zu beenden? Etwas zu beenden! Definitiv! Obwohl, es ist jetzt schon blöd, dass ich das jetzt bei jeder Antwort sage, aber das sehe ich auch wieder in zweierlei Sicht. Ich kann auch schnell was beenden, wenn mich etwas total nervt, weil ich sehe, dass etwas keinen Erfolg hat, dann beende ich das auch ganz schnell. Dann bin ich kein Mensch der da immer dauerhaft dran fest hängt oder sich professionelle Hilfe holt quasi, damit das beendet ist. Ich will dann auch ´nen Punkt hinter
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INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
R: Sie verbinden nicht nur viele gemeinsame Erlebnisse, sondern auch der selbe Geschmack
machen. Manche Dinge dann zu beenden, ist nicht so einfach. Aber doch, du machst das schon. Aber es ist auch schwer was anzufangen. Ich habe immer viele Idee und viele Richtungen die ich gehen will. Das ist halt dann die andere Sicht. Wann lauft Ihr zur Bestform auf, während einer Krise oder erst wenn Ihr zur Ruhe kommt? Ich brauch Stress. Wenn ich den nicht hab, dann mach ich mir den. Ich brauch eher meine Ruhe, aber ich hab nie meine Ruhe. Aber wann du mehr Kraft hast, ist ja die Frage. Wenn etwas kurz davor ist zu eskalieren oder wenn du tiefen entspannt auf dem Sofa liegst? Auch. Na ja, ich sehe das anders. Wenn Stress ist und sie zur Arbeit muss, rennt sie wie so ne Irre. Entspann dich mal. Was ist Euch denn lieber, schnell und lässig oder langsam und sorgfältig? Langsam und sorgfältig, würde ich sagen. Du zu mir oder ich zu dir? Ne ich über mich, eigentlich. Du bist schnell und... Ich bin eher schnell und lässig. Ich jammere danach zwar gerne rum aber eigentlich geht mir alles gut von der Hand. Pflegt ihr noch Kontakte zu alten Schulfreunden? Ich habe schon Kontakt zu ein paar Leuten, aber nicht das man sagen kann man ist befreundet. Kaum noch, aber manche ziehen jetzt nach Oldenburg und ich denke, dass der Kontakt da auch wieder enger wird, aber sonst ist das eher eingeschlafen, was rein Schule angeht. Ich hatte aber eh kaum Freunde in der Schule, eher ältere Freunde drum herum. Klassentreffen würde ich auf jeden Fall hingehen und sollte es mal eins geben, wäre ich wohl auch derjenige der es organisiert. Ich war auch immer Klassensprecher. Ich hatte niemals die Chance Klassensprecher zu werden. Ich musste immer ganz vorne sitzen. Ganz vorne und alleine... nur Scheiße gebaut. Wie gesellschaftsfähig seit Ihr heute? Ja auf jeden Fall. Eigentlich kann man mich überall hinstellen, ich finde immer Gespräche. Allein schon durch Körpergröße. Das ist glaube ich, überall so, dass ich da in der Gesellschaft schnell involviert bin aber auch manchmal sehr schnell genervt bin, aufgrund der Größe. Also so Jahrmärkte, Oldenburger Kramermarkt komme ich EPICULTURA #2013
mir nicht komisch vor aber das ist dann so penetrant und so nervig, das können viele die dann da mit mir unterwegs sind bestätigen. Da nervt mich die Gesellschaft schon, weil die dann auch zu offen sind und sehr viel getrunken haben und dann auch nur noch Sprüche über die Größe machen. Dann bin ich auch nicht mehr gesellschaftsfähig, dann will ich da auch weg. Also so blöd das auch klingt, ich will jetzt nicht davon laufen oder ich such mir ´ne Ecke wo ich mich hinsetzen kann aber es nervt mich dann so dermaßen. Erst ist es lustig aber ab einem gewissen Zeitpunkt aber wenn man dann so durch die Mengen geht, 100 Leute kommen dir quasi in 10 Minuten entgegen, das nervt. Habt Ihr selber Vorurteile oder wird man mit der Zeit immer toleranter? Ich selber habe auch Vorurteile, aber nur in manchen Situationen. Ich stecke zwar niemanden in Schubladen, dafür hab ich einfach schon zu viel erlebt, dass ich die Leute auch anders einschätzen kann und auch George da in die richtige Richtung weise. Auch dadurch, dass ich vom Land komme und in die Stadt gezogen bin, da merkt man schon den Unterschied. Momentan arbeite ich ja in Jeva und die Leute sind da schon anders als hier in Oldenburg. Allein das Verhalten oder wie sie die Wichtigkeit mancher Dinge sehen. Hier ist ein 30. Geburtstag von einem Nachbarn und man geht rüber und gratuliert. Dort wird ein Kranz gemacht und getrunken. Da herrscht zwar mehr Geselligkeit aber manchmal finde ich schon, dass einem dieses Stadtleben besser tut, weil man einfach klarer ist und seine gewissen Freiheiten hat. Man kann sich mit Freunden treffen wann immer man will oder in die Stadt gehen und das geht auf dem Land nicht so einfach. Deswegen glaube ich auch, dass ich mich verändert habe, als ich nach Oldenburg gegangen bin, dass ich freier geworden bin und das auch aufgrund der Sexualität. Das ist auch das was ich gesucht habe und der ausschlaggebende Grund dafür, dass ich sofort ausgezogen bin. Ich war 18 und dann bin ich weg. Aber nicht, weil es schlimm war zu Hause. Was war denn die wichtigste Lektion, die du seit dem Auszug von zu Hause gelernt habt? Das Leben auch mal zu genießen und nicht immer so strange oder kontrolliert zu sein. Wie sehen Eure gemeinsamen Abende so aus? DVD ausleihen, was zu essen kochen oder mit Freunden essen gehen. Richtig ausgehen tun wir in letzter Zeit weniger. Wir haben bis vor kurzem beide noch in
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INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
der Gastronomie gearbeitet und genießen es erst mal Freitag´s und Samstag´s zu Hause zu sein. So blöd das kling, Fenster zu putzen, zum Markt zu fahren, einfach mal alles in Ruhe machen zu können und Zeit für sich zu haben. Der Garten ist auch noch ein Hobby und wenn dann gerade alles fertig ist, fange ich wieder an alles umzureißen und neu zu machen. Wann ist für Euch die beste Zeit des Tages? Abends, wenn wir zusammen auf dem Sofa liegen. Da kann man gut abschalten. Wir brauchen dann so ne Stunde für uns, um runter zu kommen, aber dann essen wir gemeinsam oder reden über die Arbeit. Gerade in letzter Zeit, da sich viel verändert hat, aber dann finden wir auch schnell zu uns und den Abstand zur Arbeit. In welchem Kinostreifen hättet Ihr gerne die Hauptrollen gespielt? ´Dirty Dancing´ (...) ´Der Teufel trägt Prada´ als Meryl Streep natürlich. In so eine Rolle würde ich gerne mal schlüpfen, aber das werde ich irgendwann mal machen, vielleicht als Frau auf den CSD oder so. Was haltet Ihr von den ganzen Diskussionen über die Gleichstellung? Jeder sollte das machen, was er für richtig hält, sein Leben so leben, wie er sich glücklich fühlt und sich darin nicht so sehr beeinflussen lassen. Die Gleichstellung finde ich mittlerweile ein bisschen übertrieben und auch diese ganze Thematisierung, weil es wirklich wichtigere Themen gibt als das. Klar ist das ein wichtiges Thema, aber das soll endlich mal beschlossen werden und gut. Ich finde es auch ein Unding, dass immer noch so lange die Hand davor gehalten wird. Seit ´Sie´ im Bundeskanzleramt ist, ist nicht wirklich viel passiert und das obwohl ich Sie damals gewählt habe, mit Westerwelle zusammen. Das kann ich jetzt ja offen zugeben, weil ich damals einfach gehofft habe, dass Westerwelle Kombination Merkel, die vorher gesagt hat: „Auf jeden Fall ist die Gleichberechtigung zwischen Schwulen und Lesben ein Thema“, dass aber nicht so umgesetzt hat. Deswegen kriegt sie jetzt auch ihr Fett weg bei der nächsten Wahl, aber sonst geht es uns schon sehr gut mit ihr. Was steht Euch im Weg, wenn Ihr ein Kind adoptieren wollt? Das ist teuer und schwierig, aber da kämpfen jetzt ja auch alle für, das wäre dann der zweite Weg. Jetzt sind wir gleichberechtigt im Lohnsteuerbereich und auch wenn wir jetzt heiraten würden, Witwen- und Waisenrenten berechtigt. Das steht uns dann auch zu. Was ist Eure größte ´begründete´ Angst? Das meine Emelie überfahren wird.
L: Die kleine Zaubermaus Emelie.
Welche ist vielleicht ´unbegründet´? Spinnen und Wespen, bei so was bekomme ich Panik. Aber du siehst das doch gar nicht als unbegründet. Du hast doch nen Grund dafür, weswegen du Angst hast. Eigentlich, nein ich darf ja nicht für George antworten (...) Eigentlich hat Sie unbegründete Angst vor anderen Menschen oder besser gesagt, vor gewissen Leuten oder gewissen Situationen. Obwohl es eigentlich vollkommen unbegründet ist. Aber Sie macht sich dann total irre und macht mich dann total verrückt.
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INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
Aber wenn es dann soweit ist, hab ich damit kein Problem mehr. Dann läuft das auch, aber... Es wird vier Stunden Aufstand gemacht, wenn wir zu meinen Eltern fahren und meine Tante aus Kanada oder so kommt, dann rastet sie aus: „Ich will da nicht hin!“, „Was soll ich denn sagen?“, „Guck mal wie ich aussehe.“, „Ich bleib im Auto sitzen. Park woanders!“. Ja weil er fragt mich: „Hast du Lust dahin zu fahren?“ und ich sage: „Nein!“ und wir fahren trotzdem dahin. Was fragt er mich denn dann? Weil es eine unbegründete Angst ist von ihm. Wenn er dann da ist, steht er im Mittelpunkt und alle haben sie ihn lieb und sie freut sich des Lebens. „War das ein schöner Tag“, heißt es dann wenn wir zurück fahren. Ja das muss ich ja sagen. (...) Nein nein. Würdet Ihr manchmal gerne Gedanken lesen können?
Ja! Ja! Klar würde ich gerne Gedanken lesen können, aber eigentlich auch nicht immer. Manchmal will ich das gar nicht wissen, aber manchmal kann ich das auch. Bei Leuten die ich länger kenne, weiß ich was sie denken und kann das dann schon gut einschätzen. George und ich zB brauchen uns eigentlich nicht mal mehr anzugucken und wir wissen schon, was los ist. Das Telefon klingelt mitten in der Nacht. Wer ist dran? Meine Mutter. 100%ig Howie´s Mutter. Entweder, weil sie mir was erzählen will oder weil etwas Schlimmes passiert ist, aber meisten auch nur aus ihrer Sicht ´etwas Schlimmes´ passiert ist. Ja! Also es ist dann schon schlimm, was passiert ist, aber es ist nicht so schlimm, dass man mitten in der Nacht anrufen muss. Ja! „Was ich dir noch erzählen wollte. Von der Tante Hannelore damals, weißt du noch...?“ Ja! Ja! Ja! Mitten in der Nacht, stundenlang und die legt nicht auf... „Die Tochter, die hat ja ein Kind bekommen. Auf jeden Fall davon die Oma, die ist jetzt gestorben. Jetzt hat das Kind gar keine Oma mehr.“ Das ist Howies Mutter. Meine ist immer gelangweilt. Das Gespräch dauert auch nicht lange, immer nur 2-3 Minuten, dann sind wir schon fertig. EPICULTURA #2013
Aber meistens auch nur, weil sie im Restaurant steht. Und jeden Tag arbeitet und überhaupt keine Zeit hat. Sie ist einfach ein Arbeitstier. Hättet Ihr gerne in einer anderen Zeitalter gelebt? Ich hätte gern in den 60ern gelebt. Ich glaube, dass dort alles sehr unbeschwert war. Man hätte zwar die Entwicklung in diesen letzten Jahren noch mitbekommen, aber wäre in einem Alter gewesen, wo man nicht immer mit dem Fluss schwimmen muss. Ich finde, die heutige Zeit ist für viele sehr anstrengend und fordernd geworden. Einmal dieser Konsumdruck, der eine hat dies der andere hat das, von den Klamotten her und von der Wohnung her, einfach alles. Früher war es einfach so, man hatte sein zu Hause und man hat gelebt. Entweder traf man sich abends auf den Dorfplatz oder ist tanzen gegangen. Man ist mit seinem Cadillac durch die Gegend gefahren und es war einfach alles entspannter. Es gab keine Handys, aber rauschende Radios. In der Zeit hätte ich wirklich gerne gelebt. Allein die Klamotten aus dieser Zeit finde ich einfach nur cool, diese Cocktail Kleider und hochgesteckten Haare. Diese Zeit fand ich total gut. Dann hätte ich dies jetzt alles sicher entspannter empfunden. Ich hätte den Krieg nicht mitbekommen, sag ich jetzt mal, aber ich wäre trotzdem auch in einer wirtschaftsreichen Zeit groß geworden. Wo man sich auch viel mehr aufbauen konnte. Ich finde das heute alles sehr schwierig und kompliziert. Von vielen wird dir Angst gemacht. Es fängt schon bei Kleinigkeiten an, wenn man ein Haus baut oder kauft. Früher war das selbstverständlich, aber heute wird dir das nur ausgeredet: „Fang das nicht an. Wenn du erst mal eine Wand aufreißt...“, halt diese Angstmacherei. Früher war das anders. Da kamen alle her und haben mit angepackt und dir Mut zugesprochen. Also die meisten Leute in Griechenland haben Häuser. Es ist einfach zu viel passiert. Es gibt viele Unruhen, und das beunruhigt mich auch. Da hätte ich mir früher ein schöneres Leben vorgestellt. Also, wenn ich das jetzt so sehe, was in Ägypten los ist oder die ´Pussy Riot´ eingesperrt werden und all solche Sachen. Klar, dass gab es früher auch schon, aber das wir heute noch so leben müssen, naja. Was beunruhigt Euch am meisten? Natürlich kann man auch nicht die ganze Welt steuern, denke ich mir auch, aber ich hab es jetzt in Kreta oder überhaupt in Griechenland erlebt. Da wird denen der Papandreou hingesetzt und der ist dann halt derjenige der alles entscheidet. Wenn er dann Fehlentscheidungen trifft, ist das halt so. Da gibts das nicht sowie hier
R: Howie´s ausgeprägtes Erscheinungsbild spiegelt sich in der ganzen Wohnung wieder.
DIE HEUTIGE ZEIT IST ANSTRENGEND UND FORDERND 63
INTERVIEW > HOWIE & GEORGE
in Deutschland mit Abstimmungen und den vier Jahren Amtszeit. Die Griechen müssen darunter leiden, wenn da dann nur Fehlentscheidungen getroffen werden, das ganze Geld aus EU-Geldern verprasst wird und Schafe von einem Land aufs andere gescheucht werden. Leider ist das halt alles von oben herab bestimmt. Da hätte die Regierung auch besser prüfen können und erkennen müssen, dass der Weinhandel und Oliven-Export vorbei ist, aber ist halt blöd gelaufen. Aber ich finde sowieso, dass viele sowie Putin und wer weiß ich noch, einfach gestürzt werden müssen. Es ist unmenschlich wie die sich verhalten und was für neue Gesetze jetzt alleine gegen Homosexuelle erlassen wurden. Wenn man als ein schwules Pärchen Hand in Hand durch Russland läufst, muss man 25.000 € Strafe zahlen oder sechs Monate Erzwingungshaft erdulden. Also die haben doch echt nen Knall. Schöner Schlusssatz! Den lassen wir gerne so stehen. Ich bedanke mich für die wunderebare Zeit, die mit Euch verbringen durfte und wünsch Euch für die Zukunft ganz viel Liebe! Audio Interview Howie & George Nr. 04
L: Two Female Impersonators Backstage N.Y.C. 1961 © The Estate of Diane Arbus R: Homage to Diane Arbus - Affinities Oldenburg 2013 © Sylvia Motyl
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„DAS KÖRPERGEFÜHL IST EIN ANDERES“
INTERVIEW > NIKOLA
DAS NIKOLA EIGENTLICH KEINE HAARE HAT, FÄLLT NICHT JEDEM SOFORT AUF UND WENN DOCH, VERMUTEN ALLE GLEICH DAS SCHLIMMSTE. DAS SIE NICHT KRANK IST, SONDERN ´NUR´ KREISRUNDER HAARAUSFALL HAT, VERSTECKT SIE LIEBER UNTER EINER PERÜCKE, ANSTATT SICH KOMISCHEN BLICKEN AUSZUSETZEN. WIE ES KOMMT, DASS SIE SICH DURCH IHRE TATTOOS WIEDER GANZ NORMAL FÜHLT UND WIESO SIE LIEBER VERACHTET ANSTATT BEMITLEIDET WIRD, VERRÄT SIE UNS IM GESPRÄCH.
NIKOLA Soziologiestudentin
Wir fangen wieder ganz förmlich an. Stell Dich uns einfach mal vor. Ich bin Nikola, 24 und studiere Soziologie im 4. Semester. Vorher habe ich eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht, nach der Ausbildung dann gearbeitet und angefangen zu studieren. Jetzt im September gehe ich für zwei Auslandssemester nach Brasilien und lerne dafür gerade Portugiesisch. Was interessiert Dich am meisten an Deinem Studiengang? Was ich immer schon ganz spannend fand, aber auch echt schwierig ist, weil es schon viel behandelt wurde, sind Gender-Studies. Mein liebstes Seminar in der Uni hingegen beleuchtete das Mensch-Tier Verhältnis. Darin ging es viel um den Konsum und die Ausbeutung von Tieren. Das fand ich auch ganz spannend, aber ich weiß noch nicht, in welche Richtung sich das alles entwickeln wird. Ich würde gerne den Master in Kriminologie machen, aber das gibt es nur in Hamburg, nirgendwo sonst in Deutschland und ja, es gibt nur 30 Plätze und gefühlt Millionen Bewerber. Ob ich den Schnitt von 1,2 hinbekomme, weiß ich auch noch nicht. Interessant wäre es auf jeden Fall, gerade im Hinblick Kriminologie in Brasilien. Ich werde in Recife sein, das ist im Bundesstaat Pernambuco im Nordosten an der Küste und da ist das ein großes Problem in der Stadt. Wäre vielleicht auch ein Thema für die Bachelor-Arbeit, aber die Themenfindung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Das klingt doch sehr spannend. Es wäre vor allem etwas Sicheres für die Zukunft. Klingt jetzt vielleicht irgendwie blöd und spießig, aber gerade Soziologen haben den Ruf Taxifahrer zu werden. Ja, Taxifahrer, Barleute oder Türmenschen. Ist bestimmt spannend, aber nicht mein Berufsziel, weil ich etwas Sicheres, Festes haben möchte. Ich will nicht selbständig sein und auch nicht in die Wissenschaft. Was ich auf jeden Fall machen könnte, wäre was im Personalwesen, gerade wegen der kaufmännischen Ausbildung. Da war ich bereits eingesetzt und das würde passen, aber interessant ist vielleicht wieder was anderes. Ich studiere nicht für den Bachelor, für irgendeinen Job, ich habe bereits eine Ausbildung abgeschlossen, ich könnte arbeiten, aber mich interessiert das einfach. Ich möchte halt jetzt studieren, wo ich jung bin und das auf Vollzeit und nicht neben dem Beruf. Ich glaub, man hat nicht immer soviel Zeit im Leben, jetzt auszugehen zum Beispiel, da muss man finanziell etwas kürzer treten. Das ist halt so, aber ist es auf jeden Fall wert.
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Du bist ja noch recht jung, aber inwieweit hat das dein Leben beeinflusst, dass Du keine Haare hast? Ich bin jetzt 24,5 und mit Ende 11 ging das los, also mehr als die Hälfte meines Lebens tatsächlich. Was mir gar nicht so lange vorkommt. Als Kind hatte ich auch Haare, relativ dicke Zöpfe und dicke Augenbrauen. Stellenweise war es dann aber ganz schlimm und schon arg sichtbar. Da war ich so in der sechsten Klasse, was nicht so cool war, weil man in der Pubertät ohnehin Probleme mit sich und seinem Körper hat. Dann kamen noch die Reaktion von seinen Mitschülern, die mich gemobbt haben, das war ganz furchtbar. Stellst man sich dann vor, wie es wäre, ganz ´normal´ zu sein? Ich bin froh, dass es während der Kindheit nicht war, weil ich sehr unbeschwert groß werden konnte. Während die Unbeschwertheit in der Jugend tatsächlich ein bisschen verloren ging. Gerade beim Element Wasser. Ich komme vom Leistungsschwimmen und springe nicht Kopf über ins Wasser, weil ich das Gefühl habe, dass Menschen die mich eigentlich sehr lange kennen, komisch gucken könnten. Ich weiß nicht wieso. Dieses Jahr habe ich es aber geschafft ohne Haare im Freibad ins Wasser zu springen, das war das schönste überhaupt. Das man sich selber die Sachen irgendwie nimmt, die man liebt, nur weil andere Leute einen komisch angucken könnten oder man nur meint, die gucken einen komisch an. Vielleicht tun sie es ja nicht mal. Aber auch gerade als Frau, bist du zu dick, bist du zu dünn, egal, du wirst von den Jungs gehänselt. Im schlimmsten Fall hast du einen ´fetten Arsch´. Natürlich war ich nicht fett und der Hintern ist jetzt um einiges breiter und sieht super aus, aber als Jugendliche mit 12, 13 Jahren geht das ja schon los. Gerade das Frauenbild ist sehr körperfixiert. Allein wenn du als Kind begrüßt wirst, heißt es: „Du siehst ja hübsch aus“ und „Du bist ja eine Süße“. Keine anderen Attribute, Eigenschaften, Charakterzüge werden hervorgehoben. Es geht ja immer nur um das Äußere. Ich habe eine besonders hübsche und smarte Freundin, die auch was drauf hat. Die sagt immer: „Du bist so ein hübsches Mädel“ und klar ist das ein Kompliment, aber ich denke mir dann immer, ich hab zu Hause selber ´nen Spiegel, ich weiß doch auch, dass ich nicht total scheiße aussehe. Ist das wirklich eine Qualität die man hervorheben muss, obwohl man ihr eh schwer entsprechen kann? Ich wollte dem Bild lange Zeit entsprechen, eben diesem weiblichen Bild mit den Haaren und allem. Letztendlich geboren aus einer Unsicherheit heraus. Eigentlich sollte mich das nicht interessieren, aber es ist wie es ist.
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INTERVIEW > NIKOLA
Gerade weil ich einen so körperfixierten Sport mache, es ist ja schon Bodybuilding, nicht auf einer schweren Klasse, aber ich will meinen Körper formen und das man meine Muskeln sieht. Ich will ihn schön haben, (...) einen schönen, knackigen Arsch haben und dafür reiße ich ihn mir gerne auf. Ich haue so richtig rein, obwohl der Körper dabei nicht im Vorderfrund steht, um anderen zu gefallen, nein, es ist ein gutes Körpergefühl. Ich selber fühle mich einfach stark und gesund.
ERWACHSENE GUCKEN NICHT, SIE STARREN
Dich stört es also auch nicht mehr, dem Idealbild der Gesellschaft nicht entsprechen zu können? Ich will dem auch gar nicht entsprechen, inzwischen aus Prinzip schon nicht mal mehr. Ich sehe das nicht ein und das ist auch nicht meine Lebensaufgabe, dem gesellschaftlichen Bild zu entsprechen. Da hab ich richtig eine Allergie gegen und ich mag es auch nicht, wenn andere Menschen es machen. Da dreh ich richtig durch, die werden mir schnell unsympathisch zB „Nee, das ist mir nicht weiblich genug“. Ich verhalte mich gegen meine Wünsche, weil es könnte ja anderen Leuten gefallen. Ich kann das nicht leiden. Damit hat sich die Frage, was Du von der Gesellschaft hältst, schon erübrigt. Zeigen die Menschen auch mit dem Finger auf dich? Ja das tun Menschen schon mal direkt vor deiner Nase in Bus und Bahn. Da hatte Sie doch glatt entdeckt, die scheint eine Perücke zu tragen, Skandal! Direkt Vierer-Sitz im Bus gegenüber. Sie tuschelte dann mit ihrem Typen und hat ihm bestimmt gesagt: „Nicht hingucken, die hat bestimmt eine Perücke auf.“ Was macht er natürlich? Trotzdem gucken. „Was? Wo Perücke?“ und sagt das auch noch laut. Für Sie natürlich mega peinlich. Ich total genervt, weil sie eh schon die ganze Zeit guckte. Da habe ich Sie angesprochen und gefragt, ob Sie ein Problem hat. „Nee, nee, wieso?“, hätte Sie nicht und Sie würde gar nicht über mich reden. Sag ich: „Seh ich auch noch blöd aus? ich hab doch die Blicke bemerkt und das ja auch gerade mitbekommen. Dann sagt Sie: „Muss das denn jetzt sein?“ und „Es dreht sich nicht alles um dich!“. Dann greift die mich auch noch an, weil ich Sie angesprochen habe und Sie sich ertappt gefühlt hat. Als die beiden dann an der nächste Station ausgestiegen sind, hat er erst mal einen dafür auf den Deckel bekommen, dass er es laut angesprochen hat. Also letztendlich wirklich armselig. Wenn Kinder einen fragen: „Oh Mama, guck mal“ oder am Strand, wenn ich sie nicht auf habe. Mein Gott, das sind Kinder. Die sind interessiert, die sehen etwas, was sie nicht kennen und fragen nach und das ist ja auch in Ordnung. Erwachsene aber gucken nicht, sie starren, Die einen, die einen wirklich angucken und dann hast du Blickkontakt und guckst zurück und wartest und guckst schon so fragend „Ist irgendwas?“, die gucken dann sogar böse zurück, weil sie sich ertappt fühlen und schämen sich auch gar nicht. Die meisten Leute aber gucken heimlich, die wissen schon so „Hey, ich sollte vielleicht nicht so gucken“, aber tippen ihren Partner an und zeigen dann auf mich. Du denkst so „Alter, ich seh euch! Ist gut oder?“. Unglaublich manchmal. Ich muss aber auch sagen, dass es seit dem Tattoo weniger geworden ist. Wenn ich dann mal am Strand liege, keine Haare und die entsprechende Statur, dann glauben die Menschen ja schon, dass es gewollt ist und gucken anders.
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INTERVIEW > NIKOLA
Die gucken, registrieren – Ah, keine Haare, voll so eine hier Metalltussi mit Glatze, so ein Szenegedöns und gucken nicht weiter hin. Das ist weitaus entspannter, als Leute die ab und zu tuscheln oder gaffen. Hast Du ein Vorbilde oder jemanden den Du bewunderst? Also ich versuche meinem eigenen Idealbild zu entsprechen, denn sobald man versucht anderen nachzueifern, entfernt man sich zu sehr von sich selbst. Es gibt Menschen, die ich unglaublich gut finde. Wenn man zB Künstler nimmt. Ich höre eigentlich so Hardcore Metal Kram, aber wen ich unglaublich mag, ist Robin, die Schwedin. Die macht ja so eine Mischung aus Hip-Hop und Pop oder so. Das ist von der Musik her (...) klar geht es auch um Liebe und Gefühle, aber eigentlich geht es um weit mehr als das, was man Frauen zuschreibt. Es dreht sich immer als um Männer, bei ihr halt eben nicht. Mal ´ne ganz andere Sichtweise, die find ich ganz entspannt. Sehr selbstbewusst und auch erfolgreich damit. Ihr ist es vollkommen egal, was andere von ihr denken. Irgendwie zieht sie sich auch beschissen an, aber Sie mag es und trägt es mit Stolz. Ja und Sie tanzt. Ein guter Ausdruckstanz. Scheiß drauf, was die anderen denken. Sie will keinen anderen Menschen gefallen, insbesondere schon gar nicht Männern. Also ist Sie in der Hinsicht schon ein Vorbild, obwohl ich sonst ja viel härtere Sachen höre. Wie war deine Schulzeit und musstest Du Dich da viel verteidigen? Ja schon, aber dabei ging es nicht einmal um mich, sondern um meine Freundin. Sie hatte einen Autounfall und Narben im Gesicht und als sie sie beleidig haben, habe ich nur rot gesehen. Wir hatten nur uns zwei, sonst niemanden. Sie haben immer „Narbenfresse“ zu ihr gesagt und das war natürlich ein gefundenes Fressen: Glatzkopf und Narbenfresse. Da habe ich tatsächlich, das einzige mal in meinem Leben, jemandem mit der Faust geschlagen. Hat aber gesessen. Ich habe keinen Ärger bekommen, auch wenn ich natürlich weiß, dass es nicht richtig war. In dem Moment ging es einfach nicht mehr. Die sechste Klasse war ganz schlimm. Ich durfte die Schule nicht wechseln, weil meine Noten zu gut waren, aber ich hätte natürlich noch besser sein können. Das zog dann noch mehr Hass auf mich. Ein paar die aktiv sind und eine Menge die nichts sagen. Wie war der Rest Deiner Schulzeit? In der 7. Klasse habe ich Latein gewählt und ja, wie das Klischee es so will, waren das dann eher friedliche EPICULTURA #2013
Menschen. Die uncoolen Kinder haben Latein gewählt und dann war eigentlich alles gut. Meine Haare kamen tatsächlich auch wieder, wuchsen ganz gut nach, stellenweise war hier und da was, aber das konnte man mit einem Seitenscheitel gut verdecken. Ich habe sie ganz lange wachsen lassen und man hat fast nichts mehr davon gesehen, außer die Augenbrauen, die halt nicht wieder kamen. Wimpern hatte ich erst noch. Als ich dann so 17, 18 war, wurde es wieder doller, im Seitenbereich und an der Schläfe. Ich habe versucht, es mit einem Tuch zu kaschieren, was auch ging, weil hinten noch Haare waren, aber zur Bewerbungszeit, kurz vor dem Abi (...) so kann man zu keinem Gespräch gehen. Die denken du hast Krebs, du bist krank. Sie dürfen dich das ja nicht fragen, können abnur Vermutungen anstellen, dass du nicht vertrauenserweckend aussiehst und zuverlässig zur Arbeit erscheinst. Deshalb haben dann meine Eltern und ich eine Perücke angeschafft. Damit war es zumindest unsichtbar, weil ich zwischenzeitlich ja noch ein paar Wimpern hatte. Jetzt ist halt tatsächlich gar nichts mehr da, also kein einziges Haar am Körper, nicht mal in der Nase. Tja, so ist das halt verlaufen und ich glaube auch nicht, dass sie wieder kommen. Wie war dasfür Dich, als die Haare wieder kamen? In der Zeit zwischen 13 und 17 waren Haare da und ich hatte einen ganz tollen Freund in dieser Zeit, das war super. Ich hatte auch die Hoffnung, dass sie bleiben, aber als die Wimpernhaare ausfielen, war es eher unwahrscheinlich. Jetzt ist es so wie es ist. Hast Du Dich auch gefragt, wieso gerade Du? Ja, das ist DIE Frage. Ich habe mich schon als Kind ganz viel damit auseinander gesetzt. „Warum gerade ich und nicht die Anderen.“ Was habe ich falsch gemacht?“ Man glaub ja dann doch als junger Mensch so ein bisschen an Karma, eventuell. Man versucht, immer alles richtig zu machen. Zeitgleich dieses Schuldgefühl, weil es so vielen Menchen schlimmer als mir geht, ich habe etwas zu essen, ich lebe in Deutschland, im der Westlichen Welt, ich habe Bildung, ich habe ein Dach über dem Kopf, Eltern die mich lieben, also keine zerrüttete Familie. Eigentlich sollte es mir gut gehen. Ich sollte nicht so rumjammern. Man macht sich selber noch einen Vorwurf wie undankbar man ist. Anderseits denke ich, wenn man die Leute anguckt, meint man zu wissen, dass sie sorgenfreier leben. Natürlich hat jeder sein Päckchen so zu tragen, aber man weiß ja schon, dieses eine Päckchen ist ein bisschen schwerer als das Andere. Hat ein bisschen gebraucht, um mich damit abzufinden. Bis vor einem Jahr vielleicht, da ging es los, dass ich damit tatsächlich klar kam.
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Woran merkst Du das? Damals hatte ich eine schöne Figur, ich war schön schlank, trotzdem habe ich mich dick gefühlt. Ich mochte mich selber überhaupt nicht, hatte übelst das Problem mit meinem Körper, aber mit 16 ist das vielleicht so. Jetzt bin ich um einiges schwerer und „massiger“ und habe mich nie besser gefühlt. Es geht mir super. Ich mag mich so, wie ich bin. Meinen Körper finde ich ganz toll, bis auf die Sache mit den Haaren. (...) Wäre schön, wenn sie wieder da wären. Ich finde es aber nicht mehr so schlimm wie früher. Das ganze zurecht zupfen hat mir schon sehr viel Stress bereitet. Jetzt sehe ich das irgendwie entspannter, vielleicht bin ich auch durch den Sport selbstbewusster geworden. Das wäre meine nächste Frage. Wenn man über etwas die Macht verliert, sucht man sich etwas, dass man kontrollieren kann? Auf jeden Fall, das muss man machen. Das Körpergefühl ist ein ganz anderes. Ich könnte nie im Leben hungern, um schlank zu sein. Es geht mir nicht in den Kopf, wie das funktioniert. Mit 16 war es irgendwie hart dran, dass ich tatsächlich mit dem Essen gehadert habe, dass ich aufgeschrieben habe, was ich esse und das ging schon in die gefährlich, falsche Richtung. Als ich mich halbwegs wieder einbekommen habe, habe ich viel Sport gemacht, das war es dann glaube ich auch, was den Knoten gelöst hat. Jetzt, mit dem Sport, ist das schon eine Möglichkeit, Kontrolle zu bewahren. Ich kann es nicht beeinflussen, was mit den Haaren passiert. Ich kann mich auf den Kopf stellen, das ändert sich nicht. Da kannst du nichts gegen tun, außer dich mit dir selber abzufinden. Beim Kraftsport und Pumpen und Co. veränderst du deinen Körper bewusst. Du weißt, wenn du dies und jenes durchziehst, dann passieren gewisse Veränderungen, die auch sichtbar werden. Du hast das Gefühl zurück, Kontrolle über deinen Körper zu haben. Manche werden magersüchtig und ich pumpe halt. Das ist irgendwie der gleiche Effekt, nur das es letztendlich wesentlich gesünder ist, als das andere. Gibt es noch andere Sportarten, die dir gefallen? Sport habe ich schon immer gemacht, als Kind sowieso und schwimmen tu ich seit ich 6 bin, auch schon im Schwimmverein. Ich bin die ganze Jugend über in der Leistungsgruppe geschwommen und das bis zum Abi. Dann habe ich damit aufgehört, auch wegen den Haaren, weil ich den Stress in den Umkleiden umgehen wollte. Da habe ich lieber Sport am Land gemacht, wo ich die Perücke nicht abnehmen und mich offenbaren musste. Parallel war ich noch bei McFit angemeldet, hab EPICULTURA #2013
aber nur bisschen trainiert, so nebenbei, als ich da nach dem Abi als Servicekraft gearbeitet hab. Als ich dann einen vernünftigen Plan bekam, hat es mich dann angefixt. Ja, das wird schon zu ´ner kleinen Sucht, das mit den Pumpen und jetzt sind es ca 4,5 Jahr, die ich das so durchziehe. Das tut dem Selbstbewusstsein doch sicher gut? Ja auf jeden Fall. Ist schon sehr befriedigend, niemanden fragen zu müssen, ob einem jemand was tragen soll. Jetzt ist es echt entspannt und ich bin bei jedem Umzug willkommen. Dieses Jahr sind es schon acht gewesen.Highlight war letztes Mal bei einer Freundin. Da waren zwar viele nette Helfer, aber eben nicht so fit, weil sie nach dem Nachtdienst kamen. Ich hab mit einer Anderen die Sofateile hochgeschleppt und ein Freund hat uns dann bei der Waschmaschine geholfen. Sie war mega dankbar und hat sich total gefreut. Ich dachte mir: „Super, verbrennst du auch noch ein paar Kalorien. Auch gut.“ Ich bin danach noch zum Training gegangen. Das hat sie total umgehauen. Ich finde es total schön zu merken, ich bin fit, mein Körper kriegt das hin. Ich esse seit geraumer Zeit auch kein Fleisch mehr und seit zwei Jahren bin ich nicht mehr ernsthaft krank gewesen. Es wird immer besser, vorher war ich immer wieder mal angeschlagen, wegen einer Erkältung oder so, das artet dann immer ganz schnell aus, mit Bronchitis, weil ich auch Asthma habe. Es geht mir einfach viel besser so, das ist ein sehr schönes Körpergefühl. Ich habe das Gefühl, ich könnte alles bewältigen. Das weiß ich zwar nicht genau, aber man fühlt sich generell stärker. Auf jeden Fall körperlich und vielleicht auch ein bisschen im Kopf, dass man sich anderen Menschen gegenüber einfach selbstbewusster verhält. Beim Sport zB, da sind ja hauptsächlich Männer und die sind nicht immer ganz pflegeleicht. Da nehme ich mir auch das Recht heraus, sie anzupampen, wenn das was nicht in Ordnung ist. Ich habe da auch keine Angst. Allein körperlich erweckt man einen anderen Eindruck, als wenn man ein kleines, dünnes Mädchen ist. Das gefällt mir gar nicht. Ich mag das sportlich eh lieber, als dieses super dürre. Klar verschiebt sich auch mit der Zeit ein bisschen die Wahrnehmungen, was breit ist und was nicht, das ist mir schon klar. Ich sehe schon meine Muskeln und ich weiß auch wie es auf andere wirkt. Ich sehe mich aber nicht dünn. Ich sehe nicht in den Spiegel und denke mir, es könnte noch mehr werden. Ich sehe es und genau so sehe ich auch aus. Ich fühle mich nicht schmal. Die Wahrnehmungsverschiebung hat zumindest in meinem Kopf noch nicht eingesetzt. Vielleicht kommt es ja noch, ich weiß es nicht.
DU KANNST NICHTS TUN, AUSSER DICH MIT DIR SELBST ABZUFINDEN
Was haben deine Tattoos für eine Bedeutung und werden das noch mehr? Das werden auf jeden Fall noch mehr. Ist natürlich alles eine Frage des Geldes. Ist ja recht teuer und wenn ich könnte, wäre ich schon ein wenig voller. Momentan arbeite ich an der rechten Seite, weil ich sie nicht so verstreut haben möchte. Auf dem rechten Oberschenkel vorne, auf dem Quatrizeps, habe ich eine Nixe drauf. Die hat auch keine Haare. Ist jetzt nicht unbedingt ein Ebenbild von mir, das fragen mich ganz viele, aber was haben Haare auf einem Wasserwesen zu suchen? Eigentlich gar nichts. Sie ist auch keine Meerjungfrau, das ist auch nochmal ein Unterschied. Meerjungfrauen warten ja auf die Erlösung durch den Mann, um ihr Schicksal zu erfüllen, erst dann sind sie komplett. So ist zumindest die Sage und das geht mir gegen den Strich. Bei der Nixe gibt es einen Unterschied. Sie ist ja nicht wirklich böse, aber schon eigenständiger und ich brauche halt auch nicht erlöst zu werden. Das war mir schon wichtig, dass sie nicht aussieht wie eine Meerjungfrau und deshalb auch keine Haare hat. Der abgetrennte Männerkopf in ihrer Hand, der blutige, mit dem ´P´ auf der Stirn, dass ist das geköpfte Patr iarchat, wo ich total gegen bin und das ist mir ganz wichtig. Bist Du immer so eine Powerfrau oder trügt dein starkes Äußeres auch manchmal? Powerfrau, das sagt man so leicht aber was in einem vorgeht, das ist halt noch eine andere Geschichte. Ich höre immer „Du bist so selbstbewusst und ja (...) weiß gar nicht ob ich das könnte, wenn ich das so hätte, wie du“, aber ich denke mir, dass das schon hart antrainiert ist, keine Schwächen zu zeigen, wenn man sich eh schon schwach fühlt. Natürlich ist man innerlich doch schwach und hat Zweifel und ist unzufrieden aber anders geht es nun mal nicht. Du wirkst selbstbewusst und positiv auf Menschen und kriegst entsprechend Rückmeldung oder du bist ein Trauerkloß und keiner nimmt dich für voll, weil du nur Mitleid willst. Das will ja auch kein Mensch. Meinst Du `ohne Haare´ ein Problem im Job? Ja, ja, die Menschen wissen ja nicht was mit mir los ist, bis man es ihnen erklärt. Erst gucken sie komisch, wissen nicht damit umzugehen oder wohin sie gucken sollen. Selbst wenn sie merken, dass ich eine Perücke trage, schwankt der Blick immer zwischen Augen und Haaransatz. Sie wollen zwar nicht hingucken, aber sie müssen, sie können einfach nicht anders. Das merkt man natürlich auch. Man wird schon anders behandelt, zumindest im Bewerbungsgespräch. Im Büro, da sieht es mit den Kollegen vielleicht ganz anders aus, aber im Personalwesen ist es schon so ne Sache. Da hast du mit Firmen zutun und musst das Unternehmen nach außen hin präsentiert und ich weiß nicht, ob das okay wäre. Zwar habe ich noch mit niemanden darüber geredet, aber ich denke schon, dass ein normaler Mensch, wenn er Äußerlich nicht komisch aussieht und somit weniger Probleme hervorruft, bevorzugt wird. Allein in Nebenjobs, zB im Service, war es immer ein Problem. Kein Mensch will Essen von jemanden, der krank aussieht.
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Was wäre, wenn du es direkt ansprechen würdest? Manche fühlen sich dann sicher überrumpelt. Einige wollen sich erst gar nicht damit auseinander setzen. Bei Anderen würde es bestimmt cool laufen, aber ich hätte da schon Hemmungen vor, weil du dem Gegenüber ja nicht das Gefühl geben darfst, die Kontrolle zu verlieren. Das ist denen ihr Job. Dann nehme ich ihnen die Kontrolle und mache mich gleich unbeliebt. Schwieriges Thema. Wenn ich ohne Haare antanzen würde, dann würde ich es schon erklären, aber die Perücke anzusprechen, wahrscheinlich eher nicht. Natürlich habe ich es noch nicht ausprobiert, ich studiere im Moment ja noch, aber ich habe da schon meine Bedenken. Als nächstes kommt das Praktikum und da werde ich auf jeden Fall Haare aufsetzen, weil ich dann ja auch in Brasilien sein werde, eine andere Sprache sprechen muss, nein, das ist halt der einfachere Weg zu sagen: Ich nehme eine Perücke und verstecke das. Fühlst Du Dich mit Haaren wohler? Ich bin schon ein anderer Mensch. Eine Freundin, die ich im Studium kennengelernt habe, hat mal was ganz liebes gesagt. Sie hat das alles relativ schnell mitgekriegt und hatte auch nie ein Problem damit. Als sie mich dann einmal ohne gesehen hat, war sie ganz erstaunt und meinte: „Du sieht ganz anders aus, aber ich find´s ganz gut.“ Als ich dann eine Woche später wieder in einer Vorlesung mit Haaren neben ihr saß, guckte sie mich so komisch von der Seite an. Ich fragte sie was los ist, und sie sagte: „Das bist irgendwie gar nicht du, die hier neben mir sitzt.“ Sie hatte mich halt nur einmal ohne Haare gesehen und hatte sofort mich gesehen. Das fand ich echt schön. Sicher wird es mir nach heute genauso gehen. Gewöhnt man sich irgendwann an die Perücke? Naja, ich habe sie nun seit fünf oder sechs Jahre und bekomme es immer noch nicht gebacken, rechtzeitig los zu kommen. Jedes Mal mache ich mich fertig, zieh mich an, mach mir das Gesicht und dann fällt mir ein: „Scheisse, ich muß noch die Haare aufsetzen“ und verpasse dann schon wieder die Bahn. Das passiert mir ständig. Ich lerne es auch wirklich nicht, diese zehn Minuten einzuplanen. Das aufzusetzen, das dann auch alles sitzt, einen Zopf zu machen oder so. Ich kriege es nicht hin, weil ich im Kopf dieses Ding einfach nicht drin habe. Tasche packen, anziehen, Zeit planen, - Ach scheisse, die Haare. Setzt Du sie Zuhause immer gleich ab? Wenn ich weiß, ich gehe nicht mehr aus dem Haus, dann ist das Erste was ich mache die Haare abnehmen. Aber EPICULTURA #2013
wenn ich weiß, dass ich in zwei Stunden wieder raus gehe, dann lasse ich die Haare drauf, sonst sitzen sie nicht mehr so gut. Wenn ich sie ganz lange auf lasse, und morgens schon außer Haus bin und abends noch feiern gehe, sie quasi 24 Stunden lang drauf habe, dann drehst du irgendwann durch. Das Kopfkratzen ist halt unangenehm, es piekt, aber du kommst nicht ran. Du kannst dich nicht richtig kratzen, nur schön vorsichtig, weil du sie ja nicht kaputt machen willst. Der Vorteil überwiegt aber dann doch, weil die Leute nicht komisch gucken und man nicht auffällt. Was glaubst Du, wieso wollen wir nicht auffallen? Wir wollen zumindest nicht abgelehnt werden, auf so eine doofe Art und Weise. Wenn ich auffallen möchte, trage ich eine kurze Hose, damit man die Tattoos sieht. Das ist mir dann bewusst und sagt ja auch schon was über mich aus. Die Message erkennt zwar keiner auf dem Bein, aber ich habe ja noch eins hinten am Oberschenkel und im Nacken, das relativ präsent ist, auch wenn ich angezogen bin. Auf dem Arm das Kleine, das rutscht noch so durch, das haben viele. Dann hast Du noch Deine Tunnel. Man könnte doch meinen, die Glatze gehört zu deinem Stil. Die Tunnel sind na noch relativ klein und größer mache sie auch nicht, weil das drückt und das Ohr auch ein bisschen verformt. Das ist doof, aber da habe ich mir ausgewählt das Leute mich angucken. Ich symbolisiere ja Zugehörigkeit zu einer gewissen Sparte, so ein bisschen zu einer Szene, in der ich mich bewege. Aber nicht total offensichtlich. Ich bin nicht im Gesicht gepierct, ich bin nicht total rockig angezogen, sondern relativ normal und sportlich. Ich bin auch eher so ein Mädchentyp, ein MächenMädchen und dementsprechend sind auch meine Outfits, aber ohne Haare wirkt das Ganze nicht so richtig und passt mir selbst nicht ganz ins Bild. Wenn ich jetzt so punkmäßig herumlaufen würde, dann fällt auch die Glatze nicht großartig auf, aber das bin ich nun mal nicht. Ich bin dann doch eher feminin. Das ist schwierig. Stehen lange Haare nach wie vor für Weiblichkeit? Ja Haare gehören zu einer Frau dazu. Es ist ja nicht nur, dass die Gesellschaft das sagt, sondern (...) selbst wenn ich kurze Haare oder einen Kurzhaarschnitt hätte; kurze Haare hatte als Kind ja immer; hätte ich kein Problem damit. Dann ist es aber gewollt und gehört halt so. Auch wenn sie raspelkurz wären, rasiert sind, dann sieht man ja immer noch Haare auf dem Kopf. Da ich keine freie Entscheidung darüber habe, macht es das glaub ich so schwierig, also kleistere ich mich jetzt mit Tattoos zu
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und sage den Leuten: „Kuckt mich doch mal an, Glotz doch, mir egal, ja ich bin ein tätowierter Assi!“. Das ist doch auch in Ordnung, besser als „Oh, da kommt eine Krebskranke“ oder „Was ist denn mit der?“. Das ist zumindest das, was immer alle sofort denken. Das macht für mich schon einen großen Unterschied.
UNGLAUBLICH ERSCHRECKEND, WIE ANDERS MAN BEHANDELT WIRD
Das man Dich für Krebskrank hält, ist natürlich hart. Gab es da ein bestimmstes Erlebnis? Ja, ich war auf Rügen und hab dort Urlaub gemacht. Ganz spießig in der Ferienwohnung vom Chef meines Papas. Ich war morgens joggen, ohne Haare aber mit so einem Sporttuch auf, weil ich erst mal die Perücke nicht strapazieren wollte und es da auch niemanden interessieren würde, wie ich da längs laufe. Bei fremden Leuten gehts dann doch und ist auch beim Sport einfach angenehmer. Ich hab jedenfallss nur Geld eingesteckt, um auf dem Rückweg Brötchen zu holen. Beim Bäcker dann drin, war es relativ voll und ich gerade total außer Atem, da haben mich schon alle vorgelassen. Ich war ganz irritiert, aber dachte mir „Ja super, wenn die mich alle vorlassen. Dankeschön“. Als ich bestellt habe, war die Kassiererin unglaublich freundlich und hat mit lieber Miene die Brötchen in die Tüte getan. Nicht schnippisch und schnell, hat sich ganz viel Zeit gelassen, Geld kassiert, mir einen guten Appetit gewünscht und einen besonders schönen Tag. Ich habe nur noch wohlwollend genickt. Beim raus gehen haben alle für mich Platz gemacht, als würde ich gleich umkippen. Ich habe mich echt gewundert, war ganz irritiert, weil ich solche Reaktionen mit einem Tuch auf dem Kopf eigentlich nicht bekomme. Ich war ja auch schon öfter im Freibad damit. Am nächsten Tag sind wir dann durch Zufall an einem Kurheim für Krebskranke vorbei gefahren und da wurde mir alles klar. Die dachten halt alle: „Das arme Mädchen, so jung und schon Krebs. Die hat nicht mehr lange.“. Die haben wohl wirklich gedacht, ich habe es besonders eilig beim Bäcker, weil ich ja sowieso kaum noch Zeit habe. War irgendwie witzig, aber auch unglaublich erschreckend zu sehen, wie anders man doch behandelt wird. Das geht mir jedenfalls am meisten gegen den Strich. Ich merke es ja auch, wenn ich wegen den Tattoos verachtend angeguckt werde, aber das ist jedenfalls besser als bemitleidet zu werden. Das finde ich besonders schlimm, weil es mir ja eigentlich recht gut geht. Wie hart muss es dann für Leute sein, die wirklich krank sind und ernste Probleme haben, quasi um ihr Leben fürchten müssen. Bemitleidet zu werden ist also schlimmer als verachtet zu werden? Ja, auf jeden Fall. Interessiert schauen zB wenn jemand kurz hinguckt und denkt „Ah, die hat keine Haare.“, ist es ok. Anstrengend sind aber die Leute, die starren und versuchen durch Blicke heraus finden, was da jetzt los ist. Fragen tun sie natürlich nicht. Sie suchen dann nach einer offensichtlichen Krankheit. Es wird geschaut: Sieht sie schwach aus? Hat sie Augenringe (...) keine Ahnung, blasse Haut wegen der Chemo, die sie vermuten. Bemitleidend ist immer unheimlich anstrengend, weil ich dann echt genervt bin. Selbst wenn ich Krebs hätte, würde mir diese Blicke auch nichts bringen, ganz im Gegenteil.
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ICH FÜHLE MICH EINFACH STARK UND GESUND
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Was für ein Verhalten würdest Du Dir wünschen? Ich versuche Leute, die offensichtlich krebskrank sind oder andere optische oder ´soziale´ Mängel haben, an denen sich die Gesellschaft gerne aufhängt, nicht zubeachten, gerade weil ich diese Erfahrung selber machen musste. Ich weiß, das fällt bestimmt auch auf, dass jemand stupide im Bus aus dem Fenster guckt, als geradeaus zu schauen aber das finde ich angenehmer, als wenn man dauernd angestarrt wird. Wenn ich Leute sehe, die ganz offensichtlich Kreisrunden Haarausfall haben, versuche ich das auch zu vermeiden. Wenn ich sie jetzt ansehen und anlächeln würde, so nach dem Motto „Ja ey, ich kenne dein Problem“, würden sie es nicht rallen, weil ich ja Haare auf habe, also würden sie sich auch nur doof angeguckt fühlen. Was interessiert mich das auch, ob jemand ein Kopftuch auf hat oder besonders dick ist, oder (...) weiß ich nicht, irgendwelche Narben im Gesicht hat oder irgendwas. Ist ja egal. Dadurch dass ich gucke, wird’s ja nicht spannender das Ding. Bist Du durch Deinen ´Makel´ toleranter als andere Menschen? Das glaube ich schon. Ich falle ja auch nicht unbedingt so auf, wie jemand der einen dicken Leberfleck im Gesicht hat, aber jeder hat halt an irgendwelchen vermeintlichen Fehlern zu knabbern. Ich habe Verständnis dafür, dass manche Leute vielleicht etwas unfreundlich gucken, weil ich den ´Sprich mich nicht an - Blick´ selber drauf habe. Ich guck lieber ein bisschen böse, dann lassen die Leute einen in Ruhe, vermeiden den Blickkontakt und gucken weg. Außerdem haben manche damit jeden Tag zu tun und ich kann verstehen, wie genervt man von der Gesellschaft wird. Ich versuche schon zu überlegen „Mensch, warum verhält sich ein Mensch, wie er sich verhält?“. Ich muss nicht immer den Grund wissen, wieso jetzt jemand total arschig drauf ist. Viele sind einfach unsicher, die lasse ich dann zufrieden. Mit der Zeit findet man dann raus, ob man sich versteht oder nicht. Es gab schon Leute, die ganz ablehnend auf mich reagiert haben, ohne ersichtlichen Grund. Da steckte dann wieder Unsicherheit hinter und ein kleines Problem mit sich selbst. Oft sind es aber auch schlechte Erfahrungen, die diese Menschen nicht loslassen und dann dauert es halt ne Weile bis man warm wird. Mir gings damals sogar ein bisschen ähnlich. Wenn mir zB jemand ein Kompliment zu meinen Haaren gemacht hat, weil meine Perücke ja schön lang war, habe ich gedacht, das ist ironisch gemeint, die wollen mich verarschen. Hab echt „Ja danke“ gesagt und mich weggedreht. Ich konnte früher nicht einschätzen, ob es eine Beleidigung oder ernst gemeint war. Es ist mir schon sehr schwer gefallen generell Komplimente
anzunehmen. Man hat immer das Gefühl, (...) irgendwo nicht so ganz reinzupassen. In Gruppen habe ich mich immer ein bisschen abgesondert. Im Laufe der Pubertät war das sehr stark, inzwischen finde ich mich schnell in Gruppen rein. Am Anfang mochte ich das einfach nicht so gerne. Du reagierst auf ein Kommentar entsprechend und die denken sich dann: „Warum ist sie so unfreundlich?“. Ich hab mich halt selber ein bisschen wieder erkannt und da muss man sich halt überlegen, dass man Menschen einfach so nimmt, wie sie sind. Wie groß ist da der Kampf mit sich selbst? Ich kann ja nicht beeinflussen, wie andere Menschen mich angucken oder über mich denken, aber was ich beeinflussen kann, ist, wie ich es aufnehme und darauf ragiere. Egal was für eine tolle Perücken ich mir jetzt auf den Kopf setze, top unauffällig oder was auch immer, dass ändert nichts an der Tatsache, dass keine Haare da sind und es macht mich auch nicht glücklich. Das Einzige was ich eben versuchen kann ist, mich selber anders zu sehen und das ich die Reaktion von anderen Menschen nicht an mich ran lasse, weil sie eigentlich nicht Teil meines Lebens sind. Das sind irgendwelche fremden Menschen und aus meinem Freundeskreis findet das nun keiner schlimm, wirklich Keiner. Natürlich würden sie sich freuen, wenn es mir besser ginge, wenn ich meine Haare wieder hätte, aber inzwischen ist mir das gar nicht mehr so wichtig, weil ich mich mittlerweile damit abfinden kann. Was ist die wichtigste Lektion, die Du mit der Zeit gelernt hast? Das mir die Blicke und Meinungen anderer Menschen so am Arsch vorbei gehen und nur ich beeinflussen kann, was ich denke. Nur darum gehts es doch eigentlich, wie ich mich sehe und das ich glücklich bin und nicht, ob ich anderen Menschen gefalle oder für sie ´normal´ aussehe. Das ist nicht Ziel meines Lebens. Da ich daran gerade arbeiten, hab ich mich auch dazu entschieden die Fotos ohne Haare zu machen, das halt zu üben, ohne Haare raus zu gehen, damit ich in meinen Auslandssemestern in Brasilien das dann auch kann. Quasi, ein Neuanfang in einem neuen Land. Ich muss dann natürlich mal gucken, ob ich es auch schaffe, wenn ich wiederkomme, aber dann denke ich vielleicht nochmal ganz anders, vielleicht sogar auch noch ein bisschen selbstbewusster. Wie gehen andere mit deinem bereits vorhandenen Selbstbewusstsein um? Also, ich würde mich schon als Feministin bezeichnen. Ich habe nichts gegen Weiblichkeit, ich finde sie sogar sehr schön. Ich kleide mich ja auch gerne weiblich, aber
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IRGENDWAS SPRICHT IMMER GEGEN DAS WEIBLICHKEITSBILD
so ein bisschen witzig finde ich es schon, wie Leute auf mich reagieren, wenn ich mal nichts auf dem Kopf habe. Sie sind irritiert, wissen nicht wo sie mich einzuordnen sollen, finden mich vom Körper her schon attraktiv und trotzdem ist da etwas, was gegen ihr Weiblichkeitsbild spricht. Es ist schon sehr interessant, besonders am Strand habe ich solche Erfahrungen gemacht. Kommst da hin mit Haaren und Bikini, wirst angeguckt, denkst dir „Gefällt denen wohl.“ Dann nimmst du die Haare ab und die Kinnlade ist unten, obwohl sie dich eben gerade noch sehr attraktive fanden, oder immer noch finden, aber irgendwie fehlt dir dann was. Man sieht ihnen das regelrecht an, dass sie nicht damit umgehen können. Und wie ist es mit Komplimenten? Kannst Du heute damit besser umgehen als früher? Ja also ein sehr guter Freund hat mich mal gefragt, ob ich ihm das zeigen würde. Die Begründung war, dass er gerne mal mich sehen würde, weil ich ja erst ohne Haare, ich selbst wäre. Das hat er richtig schön gesagt und das hat mir auch viel bedeutet. Wenn ich mich Zuhause im Spiegel angucke, beim vorbei gehen oder so, dann sehe ich mich ja auch anders, als wenn ich mich fertig mache, um rauszugehen. In welchen Momenten ist Dir die Perücke lästig? Ich überleg immer zweimal, setz ich jetzt kurz die Haare auf oder verzichte ich auf Eis und Schokolade? Ganz ganz selten geh ich mal nur mit Mütze und Kapuze los, aber meistens hab ich keinen Bock und keinen Nerv mir für eine Tafel Schokolade die Haare aufzusetzen. Nicht weil ich sag, dass das irgendwie anstrengend wäre und ich ewig dafür brauche; das geht in einer Minute die zurecht zu zuppeln; sondern weil ich mich dann darüber ärgere, dass ich mich von anderen Menschen so beeinflussen lasse, dass ich mir jetzt keine Schokolade kaufen kann. Da ärgere ich mich jedes Mal darüber, aber eigentlich auch nur über mich selbst, dass ich das nicht schon allein aus Prinzip mache, einfach ohne raus zu gehen. Dir Haare aufzusetzen bedeutet also schon, Dich für andere zu ändern? Das ist aber ja auch der einfache Weg und schon ein bisschen egoistisch, damit ich weniger Probleme damit hab. So vermeide ich doofe Blicke und bin in dem Moment einfach entspannter. Das ist für mich wichtiger. Ja und auch die Annehmlichkeiten, die das Ding so mit sich bringt. Im Winter muss ich sagen, hätte ich vermutlich eh eine Mütze auf, aber im Sommer ist es dann doch sehr unangenehm, aber das Unkomplizierte überwiegt EPICULTURA #2013
dann doch, um den Widrigkeiten so ein bisschen aus dem Weg gehen. Du hast die Möglichkeit hättest in die Zukunft zu schauen, würdest Du Dich trauen? Mmmmhh, sehr schwierig. Ich glaube, meinen eigenen Tod würde ich nicht sehen wollen. Das macht uns glaube ich auch verrückt. Andererseits würde es mich schon interessieren, ob ich in zehn Jahren jetzt Haare habe oder auch nicht. Ich würde mir gerne ein Kopftattoo machen lassen, allerdings nicht, wenn die Haare wiederkommen. Weil: 1. Kostet es Geld, 2. Tut es unglaublich weh und 3. Sieht man es dann eh nicht, wenn die Haare wieder da sind. Würde man mir jetzt sagen, sie kommen nie nie wieder, im ganzen Leben nicht, dann würde ich ganz anders damit umgehen und würde es vielleicht doch machen. Jetzt hab ich aber ja immer noch ein bisschen die Hoffnung, dass sie vielleicht wieder kommen, nach einer Schwangerschaft oder was auch immer den Körper verändert. Das würde ich schon gerne wissen, wie es diesbezüglich aussieht, aber alles andere nicht. Den Rest vom Leben bekomme ich schon hin, also da habe ich überhaupt keine Angst. Wo lebst du, in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft? Ich würde glatt behaupten, dass ich bis vor wenigen Jahren echt hart in der Vergangenheit gelebt und an sehr vielen Dingen festgehalten habe. Es fiel mir schwer los zu lassen, aber seit ich halt Single bin, geht es mir sehr, sehr gut. Gerade jetzt und inbesondere in Hinblick auf Brasilien, denke ich stark darüber nach, was passiert in Zukunft? Wie wird das aussehen, wenn ich zurück komme? Was werde ich machen? Werde ich den Master machen oder wo treibt es mich hin? Im Moment lebe ich aber eher in der Gegenwart. Es macht einen etwas unsicher über die Zukunft nachzudenken, wenn man nicht weiß, was einen erwartet. Es wird irgendetwas kommen, es wird auch alles hinhauen, da bin ich mir ziemlich sicher, aber den Moment sollte man lieber genießen. Deswegen mache ich mein Studium lieber jetzt, weil ich jetzt jung bin und jetzt Zeit habe zu reisen und auch jetzt Zeit habe, Dinge zu behandeln und zu lesen, die mich interessieren. Tatsächlich ist das auch das Ziel meines Studiums gewesen und nicht der Abschluss und meine Zukunft. Wer weiß, ob ich die erlebe und wer weiß, wie gesund ich dann bin. Schön ja, jetzt arbeiten und Geld verdienen, damit man dann eh keine Rente bekommt. Wenn ich 65 bin, muss ich garantiert arbeiten. Es sei denn, ich bin stinkreich, aus welchen Gründen auch immer und was ich eigentlich nicht mal anstrebe.
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Deswegen will ich jetzt das Jahr in Brasilien genießen. Das Stipendium, das ich bekommen habe, ausnutzen und Erfahrungen mitnehmen. Gerade verweigere ich mich an die Zukunft zu denken.
NUR MIT MIR ALLEINE FÜHLE ICH MICH NIE EINSAM
Das wird sicher ein interessantes Jahr. Wie wohl fühlst Du Dich in Gesellschafts von Fremden? Würde ja nie jemand denken, wenn ich jetzt so antworte, weil ich eigentlich sehr kommunikativ bin und sehr offen auf Menschen zugehe und auch mit fremden Leuten sehr, sehr schnell Bekanntschaften knüpfe und diese auch pflege, aber eigentlich bin ich total der Eigenbrötler. Ich wohne gerne in meiner Ein-Zimmer-Wohnung und nicht in einer WG. Ich bin super gerne, ganz langweilig am Freitagabend alleine Zuhause, fange an um Mitternacht sinnlos Sachen zu sortieren oder zu backen, weil ich meine, ich muss das jetzt unbedingt machen. Wie ich halt Bock habe, ohne dass mir jemand rein redet. Ich will dann aber auch keinen Besuch bei mir haben, telefonieren oder großartig skypen. Ein bisschen Nachrichten schreiben ist okay, aber nur solange ich dann meine Ruhe habe. Ich habe sehr gerne und sehr viel meine Ruhe. Bei Leuten, mit denen ich auf einer Wellenlänge und unglaublich gerne zusammen bin, bewege ich mich dann am liebsten außerhalb von der durchschnittlichen Gesellschaft. Aber ich finde halt, es kommt natürlich immer auf die Personen drauf an. Die meisten Gruppen sind immer sehr oberflächlich und leben meist unreflektiert vor sich hin. Da fühle ich mich, trotz der Gesellschaft, unglaublich einsam. Mit mir alleine fühle ich mich alleine, aber nicht einsam. Das ist ja schon ein Unterschied. Bei vielen Leuten so ein oberflächliches Herumgeplänkel, da denkst du manchmal „Mensch, die haben es noch nicht gerallt im Leben.“ Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass ich, durch das, was ich erleben musste, schon einen Vorteil ziehen kann, weil ich gewisse Seiten im Leben kennengelernt habe, die andere nicht sehen und deshalb einen anderen Blickwinkel habe und technisch reflektierter über Dinge nachdenke. Ist es für Dich schwieriger, etwas anzufangen oder doch zu beenden? Beenden. Obwohl ich auch so ein ´Verdränger´ bin und ein ´Aufschieber´. Etwas anzufangen zwar auch, aber beenden fällt schwieriger. Ich mache nicht umsonst den Führerschein zum zweiten Mal. Hab vor fünf Jahren schon mal angefangen. Erst keine Zeit, dann wieder kein Geld mehr. Ich habe eigentlich auch keinen Bock auf Auto fahren, aber man braucht ihn halt. Ist nur ein Mittel zum Zweck. Nee, auf jeden Fall beenden, glaube ich. Ich fange zu viel an. Sachen zu sortieren oder kriege einen kreativen Ausbruch und dann liegen da Perlen/ Stoffreste, alles Müll was man zum basteln braucht, monatelang bei mir auf dem Boden. Und wann läufst Du zu Bestform auf? Also ich bin so ein ´Auf-den-Letzter-Drücker-Mensch´. Bis jetzt ist auch immer gut hingehauen, ob Uni und Schultechnisch. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass meine Leistungen nun doch ein bisschen besser wären, wenn ich eher anfangen würde, aber ich kriege es trotzdem nicht hin, auch wenn ich es genau weiß. Zur Höchstform wahrscheinlich unter Stress. Wenn ich Ruhe habe, genieße ich auch die Ruhe und da halse ich
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INTERVIEW > NIKOLA
DAS IST MEIN LEBEN UND ICH GEHE IMMER VOR
mir nichts auf. Wenn ich nichts zu tun habe, dann mache ich den ganzen Tag nichts, dann schaffe ich dementsprechend auch nichts, auch wenn ich Zeit habe. Die Zeit wo ich arbeiten muss, Uni habe, Sport, alles mögliche, schaffe ich tatsächlich mehr, als in den Ruhezeiten. Das heißt aber nicht, dass das andere besser geht. Worin liegen denn noch Deine Schwächen? Was sind deine Laster? Ich nehme immer alles sehr persönlich, aber ich finde, dass das eigentlich keine Schwäche ist. Ich bin so richtig sehr sensibel und nehme mir alles sehr zu Herzen. Mich beschäftigt so etwas dann ewig, ganz kleine unterschwellige Dinge, wo andere sagen: „mhh“, aber ich finde es eigentlich schon fast keine Schwäche, eigentlich ist es positiv. Ich finde es sollten mehr Menschen ein bisschen sensibler sein. Ich bin manchmal auch echt ungeduldig und sehr rechthaberisch, ja sehr. Aber nur wenn ich der festen Überzeugung bin, dass ich auch Recht habe. Dann kann ich auch die Klappe nicht halten, dann sage ich das auch. Ich korrigiere Menschen auch sehr häufig, ganz schlimm, bin n Grammatik-Nazi, was nicht immer gut ankommt. Finde aber gleichzeitig, dass die Leute sich eigentlich freuen sollten, dass ich sie korrigiere, weil dann haben sie auch was zu lernen. Das nimmt bloß nicht jeder Mensch so unbedingt an. Richtig schlimm. Ich kann es nicht leiden, wenn man falsch schreibt oder redet, ich korrigiere dann auch sofort und ich freue mich, wenn jemand auch mich korrigiert. Welcher Versuchung kann Du nicht widerstehen? Essen. Lecker, gutes Essen. Dem wahrscheinlich nicht. Ich würde eher dem Essen nachgeben und dann noch eine Runde mehr joggen oder am nächsten Tag noch früher aufstehen, weil ich mich ein Kardio ran hänge, als das Essen wegzulassen. Das ist meine Schwäche. Das ist auch der Punkt, wenn man sich zwingen muss, zum Sport zu gehen. Ich kann nicht leben ohne Sport. Ich bekomme schlechte Laune, wenn ich Pausentage habe. Heute zum Beispiel, weil ja morgen meine Führerscheinprüfung ist drehe ich durch, weil eigentlich unbedingt will. Meine Beine sagen, wir müssen jetzt etwas machen, aber ich kann ja nicht. Ja da bekomme ich richtig schlechte Laune. Ja, Kriege werden vor dem Kühlschrank geführt oder vor dem Supermarktregal. Kaufst du die Schokolade wirklich, dann ist sie Zuhause, dann kannst du sie essen, aber wenn ich sie gar nicht erst kaufe, dann isst du sie nicht. Also naschen tust Du auch noch ganz gerne? Ich liebe es, besonders Eis. Wegen meiner Allergie esse EPICULTURA #2013
ich zur Zeit allerdings nur Fruchteis. Dann gibt’s meist nur Ziegen-Schokoeis, das ist ja auch okay, aber ist nicht so cool. Bei Vegans, dem veganen Supermarkt, gibt es Eis auf Kokosbasis, auch ohne Soja, ohne Lupinen, ´Chocolat-Brownie-Walnut-irgendwas´, also das ist mit Brownie Stücken. Ich habe noch nie so etwas gegessen, meine Geschmacksnerven sind abgedreht. Ich habe mir dann vier von diesen Packungen gekauft und die kostet acht Euro, also das sind 32 Euro für Eis. Die haben auch bestimmt drei Wochen gehalten, weil ich mich total am Riemen gerissen habe. An dem Abend habe ich aber bestimmt 400 Gramm Eis gegessen, so verschiedene Sorten mit Karamell und so und ich konnte es auch mal alles essen, was selten ist. Das war schon geil. Ich habe zu der Zeit echt einen Kilo zugenommen, aber es war mir egal. Jetzt würde ich mir natürlich nur eine Packung holen, ist ja auch eine Preisfrage. Ich bin so froh, dass es so teuer ist. Wäre es günstiger, würde ich viel zu viel davon fressen. Ich habe Leute nie verstanden, was die mit dem Eis haben, aber ich habe es gegessen und es war Facebook-Post würdig, was ich sonst nie mache. Entscheidest Du Dich eher für das Richtige oder für das Aufregende? Wie risikofreudig bist Du? Eher für das Aufregende. Kommt immer ein bisschen drauf an, welchen Menschen man dabei verletzen würde. Wenn das Wichtige sind, dann eher das Richtige, aber sonst eher das Aufregende. Ja (...) Hauptsache mir geht es gut, tatsächlich. Wer mir fremd ist, ist mir relativ egal. Ich gehe immer vor. Immer, das ist mein Leben. Das tut mir leid, wenn die dann ein Problem damit haben, da kann ich aber nichts für. Wie bist Du sonst so? Schnell und lässig oder langsam und sorgfältig? Schnell und lässig. Ganz entspannt. Ich habe ja das Problem, mich zu lange auf Sachen zu konzentrieren. Das bekomme ich irgendwie nicht hin. Eine so lange Aufmerksamkeitspanne habe ich nicht. Das muss schon was ganz Tolles sein. Deswegen vielleicht auch Kraftsport, kurze, schnelle Sätze, absehbar. Ich weiß genau, das kommt dann, dann, dann... durchziehen, fertig. Ausdauersport, laufen, du läufst, läufst, läufst. Hausarbeiten sind auch so ein Ding, ich habe einmal in meinem ganzen Studium eine geschrieben, eine einzige in vier Semestern. Immer die Seminare genommen, wo man Referate machen musste. Ich bekomme es nicht hin, mich aufzuraffen. Du kannst keine Hausaufgaben in zwei Nächten schreiben. Ein Essay kannst du in einer Nacht fertig schreiben, meine Hausarbeit habe ich original in zwei Tagen geschrieben. Thema „Theoretische,
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vergleichende Aspekte Mensch-Tier Verhältnis“. Das war ein super Seminar, aber es liegt mir einfach nicht. Deswegen wird mir halt manchmal vorgeworfen, etwas schluderig zu sein. Das stimmt auch, es sei denn, es sind Sachen wo ich wirklich Herz dran hab, da mache ich es schon ordentlich. Kochen zB nicht so gern, aber beim Backen sieht man halt das Ergebnis. Das kann man schön machen und sich darüber freuen. Da bin ich ganz sorgfältig, da bin ich nicht schluderig. Wenn ich Geschenke einpacke, da muss es ganz perfekt sein, aber sonst bin ich schon eher der Chaot. Ich weiß ja genau, wo was ist, aber kein Mensch findest sich zurecht. Ich weiß genau, dass unter meinem Klamottenhaufen halt noch mein Impfpass liegt. Der liegt da. Ich weiß ja, dass er da liegt. Was er da macht? Keine Ahnungm, aber mit meinem Häufchen-System komme ich gut zurecht. Hast Du noch Freunde aus der Schulzeit? Eher nicht. Die Eine ganz enge, die kenne ich auch schon aus der Grundschulzeit. Die ist vom Schwimmen, jetzt allerding in Barcelona und studiert da. Also leider weit weg, aber wenn sie hier wäre, würden wir uns sehr oft sehen. Ist sie aber nicht. Die Andere kenne ich auch schon seit meinen Kindheitstagen. Die Nachbarin, hat mit mir zusammen Abi gemacht. Das sind so die beiden Engsten aus der Schule, ja. Die werden auch nie weggehen. Das ist konstant. Meine beste Freundin war ursprünglich auch meine Nachbarin. Wir sehen uns aber sehr selten, obwohl sie in Hamburg wohnt. Einmal in drei Monaten oder so. Witzigerweise Ist es dann immer wie vorher. Das ist nie abgerissen, auch wenn man sich lange nicht gesehen hat. Witzigerweise verstehe ich mich nach der Schulzeit mit einigen Menschen, die ich auf Partys getroffen habe auf einmal sehr gut. Dann heißt es: „Warum haben wir eigentlich nie vorher was miteinander zu tun gehabt?“, „Ja, weiß es nicht, du hast einfach nie mit mir geredet, keine Ahnung.“. Ich habe mich vielleicht selber ein bisschen abgeschottet, auch wegen der Haargeschichte. Ich wollte das auch nicht so wirklich. Jetzt bin ich vielleicht ein bisschen offener und die sind auf einmal ganz überrascht. Ich bekomme sogar Freundschaftsanfragen von Leuten, da dachte ich mir: „Was?“, hab das fotografiert und einer Freundin geschickt. „Ist nicht dein Ernst!“, schreibt sie. Gab´s denn auch mal die eine oder andere Entschuldigung? Jein. So eine raus gekitzelte Entschuldigung. Das war zur Studienreise. Das Mädchen, die das hart gemacht hat, war mit mir in der Grundschule. Die war jedenfalls mit einem Typen zusammen, der mit mir im Sport LK war und der fand die alten Geschichten auch nicht so witzig. Sie so: „Ja, ich dachte, das ist wegen deiner Milchallergie, dass dir die Haare ausfallen“ und ich so „Willst du mich verarschen. Du bist 19 Jahre alt und glaubst, dass jemandem dem die Haare ausfallen, weil er Milch trinkt, er noch weiter Milch trinkt?“. Letztendlich kam raus, dass sie immer ein bisschen eifersüchtig war, weil ich auch noch andere Freunde hatte und sie dachte, ich mag sie nicht mehr. Was überhaupt nicht der Fall war. Sie hat jedenfalls nie nachgefragt, was los ist und andere noch dazu angestachelt, aber dann mochte sie mich auf einmal doch ganz gerne.
EPICULTURA #2013
OFT SCHOTTET MAN SICH SELBER AB
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Was berührt dich denn sonst? Hast du irgendwelche (un)begründeten Ängste? Was ist unbegründet, kann ja immer was passieren. Ich habe unglaubliche Angst, dass Menschen die mir nahe stehen, sterben. Zum Beispiel, wenn ich mir vorstelle, ich höre das Herz von jemanden, würde ich unglaublich Angst bekommen, dass der mir weg stirbt. Ich weiß nicht wieso, aber dieses Herz ist so endlich, das ist irgendein Muskel der mit irgendeinem bescheuerten Stromreflex schlägt, ohne eigenes Hirn. Das schlägt, warum auch immer, kann aber auch einfach aufhören. Das habe ich bei mir selber halt auch. Ich habe mich einmal eingecremt, war in meiner Brust, war so ein bisschen in Eile und es hat relativ schnell geschlagen. Ich habe dann meine Hand darauf gelegt und hab still gehalten und hatte auf einmal Angst ohne Ende. So eine richtig tiefsitzende Angst, dass ich jeden Moment umkippen oder am nächsten Morgen nicht aufwachen könnte. Das gibt es ja. Warum schlägt denn das eigentlich? Wie lange noch und ist das nicht viel zu angestrengt, die ganze Zeit so oft zu schlagen? Das jagt mir echt unheimliche Angst ein, obwohl das eigentlich unbegründet ist, weil ich ja kein Herzproblem oder sowas habe. Ich denke da nicht gerne drüber nach, weil ich dann durchdrehen könnte. Ich hatte echt das Gefühl, ich könnte jeden Moment sterben, nur weil ich mein Herz schlagen gehört habe. Und überhaupt ist das totaler Schwachsinn, aber man fühlt sich so (...) Man hat soviel in seinem Kopf und es ist soviel Bewusstsein da und es ist halt doch nur ein matschiger Körper, der aus komischen Knochen und Muskeln besteht und darin existiert man. Wenn man den nicht mehr hat, dann ist man nicht mehr da. Das ist doch irgendwie schlimm. Eine begründete Angst hab ich aber auch noch. Ich weiß ja, dass wenn ich nach Brasilien gehe, ich meine Omi nicht mehr wiedersehe. Sie hat Lungenkrebs und ich weiß ganz genau, dass wenn ich wegfahre und wiederkomme, ist sie nicht mehr da. Ich habe mich schon dabei erwischt, ob ich nicht das besser fände, wenn sie vor Abflug stirbt, damit ich das verarbeiten kann, aber das will ich mir auch nicht wünschen, mit der selben Begründung. Sie wird sterben, da bin ich nicht da. Da werde ich nicht zur Trauerfeier gehen können, gar nichts. Ich hatte es noch nie, dass ich mich bewusst von jemandem verabschieden konnte, was eine super Chance ist, eigentlich für einen zu sagen: „Okay, ich rede noch einmal mit ihr über das, was ich machen möchte.“. Bei ihr
bin ich ja inzwischen alt genug. Beim Opi war das ganz plötzlich, da dachten wir er wird wieder ganz gesund und dann ist er doch umgekippt. Und die Eltern von meinem damaligen, langjährigen Freund die sind beide gestorben nach einer Zeit, aber das war auch plötzlich. Jetzt wo dir bewusst wird, du kannst dich verabschieden, weißt du gar nicht, wie du damit umgehen sollst. Ich habe das Gefühl ich sehe sie zu wenig, aber andererseits, wenn ich jeden Tag bei ihr auf der Matte stehe, geht ja auch nicht. (...) Ist also irgendwie komisch. Natürlich werde ich sie jetzt öfter sehen, aber das hätte ich auch gemacht, wenn ich nicht wüsste, dass sie stirbt. Sie will jetzt noch die Hochzeit meiner Schwester miterleben, dann ist sie happy. Das Telefon klingelt mitten in der Nacht, wer ist dran? Da ist es eh auf lautlos. (...) Wenn es auf laut ist, wer ist dran? Mitten in der Nacht, meine Eltern und es ist etwas schlimmes passiert. Horror-Vorstellung. Irgendwelche besoffenen Freunde: „Bist du auch feiern?“. „Nein, ich schlafe gerade.“ Wann ist für Dich die beste Stunde des Tages? Wenn ich morgens beim Sport bin. Richtig geil, sieben Uhr morgens beim Sport bin und los legen kann. Da hast du deine Ruhe. Gestern Abend war ich und ich hätte mich sofort umdrehen können. Aggressionen ohne Ende. Würde mich nicht wundern, wenn ich da mal jemanden umbringe „Von ner Hantel erschlagen“ . Eigentlich generell morgens. Wenn man mal im Bett chillen kann oder wenn man beim Sport ist. (..) Gibt es ein besonderes Ereignis, dass Dir bis heute in Erinnerung geblieben ist? Es gibt eine Menge. Ich war gerade vor kurzem bei meiner Freundin in Oldenburg. Sie ist im neunten Monat schwanger und ich hab sie vorher noch nicht gesehen. Sie kommt eigentlich aus Klagenfurt und war da nur die Family besuchen. Ja, kugelrunder Bauch und total unwirklich, dieses Baby das von innen dagegen tritt, da bekomme ich gleich Tränen in den Augen, das war so schön. Ich habe sie eh schon lange nicht mehr gesehen und wenn ich jetzt auf Facebook ihrem Kugelbauch sehe, muss ich anfangen zu heulen. Einfach nur, weil ich das so schön finde und mich so sehr darüber freue. Das war echt, wirklich richtig schön.
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Was schätzen wohl Deine Freunde an Dir? Also von meinen Freundinnen, weiß ich ja was sie an mir zu schätzen, sagen sie ja auch. Ich schätze, dass ich ehrlich bin und dass ich halt loyal bin. Solche Charaktereigenschaften eben. Dass ich eben Mitgefühl habe, vielleicht nicht übertrieben viel, aber (...) doch manchmal zu viel, aber ich habe es halt eben. Aber das zeige ich auch nur Menschen, denen man näher steht. Alles andere ist doch oberflächlich. Klar, nicht jeder kann mich total gut kennen. Wenn Du unsichtbar wärst, wo würdest Du dich so rumtreiben? Wenn ich unsichtbar wäre (...) Ich will keine Menschen bespitzeln. Ich glaube, ich würde einfach generell so durch die Gegend laufen und Leute beobachten, ohne das sie sich beobachtet fühlen. Menschen sind anders, wenn sie alleine sind. Ich glaube, das findet wohl jeder interessant. Ich glaube, ich würde mich gerne in die Restaurantküche stellen, von meinem Lieblingsrestaurant. Mal gucken, ob ich es dann immer noch so lecker finde. Wenn Du Dir eine Fähigkeit aussuchen könntest, fliegen zu können oder unter Wasser nicht atmen zu müssen, welche würdest Du wählen? Ohhh (..) so schwierig. Das habe ich mich schon oft gefragt, ohne Mist. Ich habe als Kind immer geträumt, dass ich fliegen kann, das halte ich fest, aber mit Schwimmbewegungen. Ich bin in der Luft so brustmäßig nach vorne geschwommen. Auch mit Badekappe auf, ohne die ging das nicht. Natürlich mit Schwimmbrille auf. Deshalb habe ich mir ganz oft Gedanken darüber gemacht, ohne Mist, ganz oft. Ich würde mega gerne fliegen können. Das wäre richtig geil, aber unter Wasser atmen, das ist (...) Ja aber das habe ich mir auch oft gewünscht, unter Wasser so leben zu können. Gerade als Kind fand ich das schon unglaublich cool. Kannst abtauchen und hast Deine Ruhe. Das ist wirklich Abgeschiedenheit und Stille, die ich sehr schätze. Wobei fliegen ist ja auch was. Ich kann mich da nicht entscheiden. Muss ich? Ja! Dann wähle ich das Leben unter Wasser. Da hast du deine Ruhe vor den ganzen Idioten. Schöne Begründung. Vielen Dank für den super tollen Tag am Meer... Fluss... Elbe! Audio Interview Nikola Nr. 05
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