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Editorial
PETRA REGER Höchste Zeit, Lösungen zu fordern
Explodierende Baumaterialpreise versalzen dem Neubausektor gehörig die Suppe. Zwar musste die Branche das bereits mit Beginn der Covid19Pandemie hinnehmen –die aktuellen Preise klettern jedoch auf ein neues Allzeithoch. Laut Statistischem Bundesamt wurde im Mai eine Steigerung von 17,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet. Im Wohnungsneubau habe es eine solche Entwicklung zuletzt im Jahr 1970 gegeben. Laut werden deshalb die Rufe nach einer Vereinbarung zur Stoffpreisgleitung sowie ein nationaler Bau und Rohstoffgipfel.
ines steht unweigerlich fest: Satte Energiepreise, die Inflation sowie weiterhin gestörte Lieferketten haben die Bauwirtschaft schmerzlich getroffen – und das bei voller Fahrt. Denn die Auftragsbücher bleiben gefüllt und auch die Stimmung innerhalb der Branche zehrt noch immer von der Notwendigkeit, hierzulande »wie die Weltmeister« bauen zu müssen. Was auf den zweiten Blick außerdem klar wird: »Für die Bauunternehmen bedeuten die steigenden Preise aber keine Ertragssteigerung«, so Tim Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Die Baupreissteigerungen seien Ergebnis der gewaltig hohen Materialpreise, auf denen die Unternehmen laut Müller entweder sitzen bleiben, oder Investoren künftig Abstand von neuen Projekten nehmen würden. Ein ähnliches Bild zeichnet Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB): »Die immens steigenden Baustoffkosten, die seriöse Kalkulationen für die Unternehmen immer schwieriger machen, zeigen uns, dass wir schnellstens eine nationale Rohstoff- und Energiestrategie für verschiedene Baustoffe und Materialien brauchen.« Man dürfe, so Pakleppa weiter, nicht länger von Importen abhängig sein und müsse alles dafür tun, um resilienter gegen Krisen zu werden.
Laut HDB habe allein der Erzeugerpreisindex für Stahl im Mai binnen Jahresfrist um bis zu 94 %, bei Bauholz um 34 % und bei Dämmwolle um 20 % zugelegt. »Hinzu kommt, dass Lieferanten kaum noch Preiszusagen machen. Eine Angebotsabgabe
ist daher mit erheblichem Risiko verbunden«, ergänzt Tim Oliver Müller. Die Bauunternehmer wüssten schlichtweg nicht, ob die ursprüngliche Kalkulation zu Baubeginn noch Bestand habe, oder ob sie auf den gestiegenen Kosten sitzen bleiben würden. Der Branchenkenner rät deshalb zu einer Stoffpreisgleitung sowie einer Vereinheitlichung der Landesbauordnung, etwa, um den Einsatz industrieller Fertigungsmethoden zu fördern, damit die Baukosten im Wohnungsbau gesenkt werden. Grundsätzlich muss zu diesem Zeitpunkt wohl gesagt sein, dass auch die Bauwirtschaft als Dampflock der deutschen Wirtschaft auf Unvorhersehbarkeiten zuschlittert. In den Kaninchenbau darf sie sich auch und gerade jetzt aber nicht flüchten. Deutlich wird das aktuell bei den Maschinen- und Baumaschinenherstellern, die ebenfalls mit drastisch gestiegenen Materialpreisen und Lieferproblemen zu kämpfen haben, sich gleichzeitig aber auf den Aufbau wie Erhalt ihrer Zukunftsfähigkeit konzentrieren: Unter der Rubrik »ImBlickpunkt« lesen Sie zum einen, wie sich VolvoCE im Rahmen der »VolvoDays« im schwedischen Eskilstuna mit neu konzipierten Maschinen und Dienstleistungen aufstellt und dabei Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt rückt. Zum anderen war die Redaktion anlässlich der Husqvarna-Jubiläums-Roadshow im Ausbildungszentrum »AGV Bau Saar« in SaarbrüIm Wohnungsneubau hat es eine cken und hat den engagierten Baunachwuchs dabei begleitet, die Produktneuheiten des Herstellers live solche Preisentwicklung zuletzt vor Ort unter praxisnahen Bedingungen in Augenim Jahr 1970 gegeben. schein zu nehmen. In beiden Fällen lautete die Devise: »Zwar auf Sicht fahren, aber am Ball dran bleiben.« Sollten Sie zu unseren Themen in dieser Aus gabe Anregungen haben oder Wünsche, schreiben Sie uns unter baumagazin@sbm-verlag.de. Wir freuen uns über jede Zuschrift. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre. Dan Windhorst Chefredakteur