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Editorial

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Im Blickpunkt

Im Blickpunkt

Wunsch und Wirklichkeit

IMELDA WEIDHAAS

Der vom Bundeswirtschaftsministerium im Mai vorgelegte »Arbeitsplan Energieeffizienz« liest sich wie ein Konjunkturprogramm für die Bauwirtschaft. Spätestens 2024 sollen 500 000 Wärmepumpen pro Jahr installiert werden und so Gas- und Ölheizungen sukzessive ablösen. Solardächer sollen zum Standard werden. Die Förderung der KfW-Bank soll insbesondere auf die Sanierung bestehender Häuser und Wohnungen ausgerichtet werden und alte Fenster, Türen und Heizungsanlagen ersetzen helfen. Dass diese durchaus wünschenswerten Veränderungen an der Realität scheitern könnten, erwähnt der »Arbeitsplan Energieeffizienz« indirekt, wenn er etwa von einem »Aufbauprogramm Wärmepumpe« spricht, das Anreize für Handwerksbetriebe schaffen soll, um an Weiterbildungen zu Planung und Einbau von Wärmepumpen teilzunehmen. Die knappen Ressourcen im Handwerk müssten zielgerichtet in die Heizungssanierung gelenkt werden.

Wie knapp diese Ressourcen sind, hat vor Kurzem Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), in einem ausführlichen Interview mit der Funke Mediengruppe erläutert. »Dem Handwerk in Deutschland fehlen mindestens eine Viertelmillion qualifizierte Fachkräfte«, so der ZDH-Präsident. 15 000 bis 20 000 Ausbildungsplätze pro Jahr blieben unbesetzt. Hans Peter Wollseifer macht dafür auch eine Zweiklassengesellschaft im Bildungsbereich verantwortlich. Während die Politik in den vergangenen Jahren Milliarden in den Hochschulbereich investiert habe, wurde die berufliche Bildung auch finanziell vernachlässigt. »Wir brauchen dringend eine Bildungswende, damit Klima- und Energiewende gelingen können«, so Wollseifer. von der Politik formulierten Ziele, etwa den Bau von 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr, nicht leisten. Ähnliches gilt für die Umrüstung auf Wärmepumpen und Solardächer. Hans Peter Wollseifer nennt ein Beispiel: »Wer ein Solarpanel für sein Dach möchte, sollte damit rechnen, dass er vor Dezember keinen Handwerker bekommt. Es gibt die Produkte in der Menge nicht so schnell, und die Aufträge stauen sich.«

Eine Entspannung der Lage dürfte nicht von heute auf morgen eintreten – der Krieg in der Ukraine, die steigende Inflation, die Lieferkettenprobleme werden uns noch länger beschäftigen. Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen und Sie mit aktuellen Brancheninformationen versorgen. In dieser Themengesamtausgabe beleuchten wir das gesamte Spektrum der Baustoffbranche. In unserem Blickpunkt steht diesmal der bekannte Werkzeughersteller Flex im Fokus – er feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. In unserem einmal jährlich erscheinenden Sonderteil »Die branchenSPEZIALISTEN« präsentieren sich zudem wichtige Unternehmen der BaustoffBranche mit ihren Produkten und Dienstleistungen – kompakt zusammengefasst auf 24 Seiten.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

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