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Editorial
Stark bewölkt mit einzelnen Sonnenstrahlen
PETRA REGER
Die gute Nachricht zuerst: Trotz anhaltend hoher Inflation und Energiekrise ist die deutsche Wirtschaft im 3. Quartal zur Überraschung aller Experten um 0,3 Prozent gewachsen. Dafür verantwortlich war vor allem der private Konsum – die Kauflust ist den Deutschen auch bei Inflationsraten von rund 10 Prozent anscheinend doch noch nicht ganz abhandengekommen. Und auch eine Umfrage des Ifo-Instituts macht Hoffnung: Die Existenzangst in der Wirtschaft ist aktuell deutlich geringer als zur Hochphase der Corona-Pandemie. Fürchteten im Juni 2020 noch 21,8 Prozent der Unternehmen eine Pleite, lag dieser Wert zuletzt bei 7,5 Prozent.
Ungeachtet dessen steuern wir wohl 2023 auf eine Rezession zu. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat seine Umsatzprognose für das laufende Jahr zuletzt deutlich gesenkt. Ging man zur Jahresmitte noch von einem Rückgang von bis zu zwei Prozent aus, so erwartet der Verband jetzt ein reales Minus von fünf Prozent für das Gesamtjahr. Zur aktuellen Situation erläutert Verbandspräsident Peter Hübner: »Die Unternehmen selbst rechnen nicht in preisbereinigten (realen), sondern in tagesaktuellen (nominalen) Preisen, weshalb sie weiterhin hohe positive Umsätze ausweisen. Auch der Auftragsbestand ist noch relativ hoch. Der Effekt, dass für das gleiche Geld inflationsbedingt aber weniger Bauleistung erbracht wird, trifft vor allem die Auftraggeber. Diese können künftig mit dem gleichen Geld weniger Projekte umsetzen, die aber heute und in Zukunft dringend gebraucht werden. Zudem schaffen die starken Preissteigerungen bei Baumaterial und Energie, der Zinsanstieg sowie höhere Lebenshaltungskosten ein zunehmend unsicheres Marktumfeld für private und öffentliche Bauherren. Schon heute führt dies zu einem Rückgang beim Auftragseingang sowie zu Stornierungen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau.« Abgesehen von der Preis- und Energieproblematik wird das Wachstum in Deutschland langfristig aber vor allem von der demografischen Entwicklung gebremst. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen allmählich ins Rentenalter, der jetzt schon akute Mangel an Fachkräften wird sich verstärken. Eine aktuelle Studie von Boston Consulting hat ausgerechnet, dass Deutschland durch fehlende Fachkräfte jährlich 86 Mrd. Euro an Wirtschaftsleistung verloren gehen. Als Ausweg sehen die Macher der Studie die gezielte Anwerbung von Arbeitskräften aus Ländern, in denen die Bevölkerung noch wächst. Und selbst bei einer angenommenen Einwanderung von bis zu 400 000 Menschen pro Jahr würde die Zahl der arbeitsfähigen Menschen in Deutschland bis 2035 um drei Millionen zurückgehen.
Wir widmen uns in dieser Ausgabe schwerpunktmäßig den Außengewerken – u. a. waren wir zu Besuch bei dem innovativen Ziegelhersteller Kellerer in Oberbayern. Unser Top-Thema behandelt diesmal das Thema Dach & Holzbau. Außerdem lesen Sie Neuheiten aus den Bereichen Rohbau, Fassade, Außenanlagen (inklusive eines Rückblicks auf die GaLaBau in Nürnberg), IT am Bau sowie Werkzeuge & Befestigungstechnik. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Peter Lang Redakteur