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Erfolgsverwöhnt: Reese Witherspoon

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Raus in die Natur

Raus in die Natur

REESE WITHERSPOON

Von wegen Blondchen. Reese rockt Hollywood

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TEXT: JULIA PÜHRINGER

Reese Witherspoon war eine der bestbezahlten Schauspielerinnen der Welt. Dann ist sie erst so richtig durchgestartet: als Film- und Serienproduzentin. Es hagelte Hits und Preise.

Auszeichnung für die beste Serie („Big Little Lies“) bei den Critics’ Choice Awards 2018 : Laura Dern, Produzent Gregg Fienberg, Nicole Kidman, Alexander Skarsgård und Reese Witherspoon mit den Produzenten Bruna Papandrea and Per Saari

DER HIT BIG LITTLE LIES

Selbst ist die Frau: Reese Witherspoon produziert leiwande Frauenrollen einfach selbst – mit durchschlagendem Erfolg. DIE ÖFFENTLICHE Wahrnehmung von Reese Witherspoon begann zumindest aus europäischer Perspektive mit einer Reihe von Missverständnissen. „Eiskalte Engel“, die slick-stylishe BlockbusterVerflmung von „Gefährliche Liebschaften“ (jedes Outfit eine Cover-Strecke) aus dem Jahr 1999, wurde als Beginn der Weltkarriere eines jungen Schauspielers namens Ryan Phillippe fehlinterpretiert. Seine Co-Darstellerin neben „Bufy“-Star Sarah Michelle Gellar war Reese Witherspoon, die in „Eiskalte Engel“ eine mehr oder weniger unschuldige Blondine spielte. Mit Phillippe war sie kurz später verheiratet, zwei Kinder später geschieden, ab und zu sieht man ihn noch in B-Trillern. Ryan wer noch mal?

Kultrolle Elle Woods

Das zweite Missverständnis: Europa war nicht bereit für „Natürlich blond“, der Kinohit von 2001 um Jusstudentin Elle Woods, bereits heute noch sehr meme- und giftauglich. Reese Witherspoon geht darin auf eine Eliteuni, um einen Typen zu beeindrucken, und stößt mit knallpinkem Karacho auf allerhand Widerstände, um letztlich zu erkennen, dass es nicht lohnt, sich für einen Typen zum Afen zu machen, aber dass Erfolg durchaus glücklich machen kann. Als „quirlig“ beschrieb man Witherspoon und vermisste den Hintersinn und übersah dabei trotz fettem Kinoerfolg einen Kultflm in the making.

Oscar-reif

2005 war es das mitreißende JohnnyCash-Biopic „Walk the Line“, das Witherspoon in der Rolle von June Carter Cash in die nächste Liga katapultierte. Dabei war Witherspoon da längst ein Vollprof. 1976 in New Orleans, Louisiana, geboren, ist sie ein echtes Kind der Südstaaten, die CountryRolle von June Carter Cash war ihr also quasi in die Wiege gelegt. Schon als Kind war sie in Werbespots zu sehen, trat bei Talentshows an und hatte erste Filmrollen. Kurz nach dem Schulabschluss studierte sie in Stanford Englische Literatur, aber dann war der Ruf von Hollywood doch zu laut. „Pleasantville“, „Election“ (erste Golden-Globe-Nominierung) und „Sweet Home Alabama“ zementierten ihr Rollenfach als freundliche Begleiterscheinung.

Die Zweit-Karriere

Allerdings: Wer dachte, mit dem Oscar für „Walk the Line“ und einem Aufstieg ins ernste Fach wäre karrieretechnisch der letzte Schritt getan, hatte sich gewaltig getäuscht. Reese Witherspoon hatte Großes vor. Bereits im Jahr 2000 hatte sie ihre erste Filmproduktionsfirma gegründet und sowohl „Natürlich blond 2“ als auch den Film „Penelope“ selbst produziert. Nach mehreren vernachlässigbaren Komödien war es das Projekt „Wild“, das für Furore sorgte. Die Verflmung des autobiografschen Buchs von Cheryl Strayed

Perfektes Hausmütterchen? Von wegen: Reese Witherspoon spielt in „Little Fires Everywhere“ auch mit ihrem Südstaatenimage.

Das Duell zweier Mütter (Kerry Washington und Reese Witherspoon) steht in der Serie „Little Fires Everywhere“ im Mittelpunkt. Einer ihrer ersten Filmhits: Legally Blonde

DER START: LEGALLY BLONDE

LITTLE FIRES EVERYWHERE

Reese Witherspoon als gut betuchte und durchorganisierte Mutter in „Little Fires Everywhere“. Die Amazon-Prime-Miniserie beruht auf einem Roman von Celeste Ng.

OSCAR FÜR WALK THE LINE

Oscar-Rolle: als June Carter Cash in „Walk the Line“

über eine junge Frau, die auf einer einsamen Wanderung ihr Leben sortiert, produzierte Witherspoon selbst, die Hauptrolle spielte sie auch gleich, die Kritik war begeistert. Ernste Rollen abseits vom Mainstream? Klar konnte sie das. Und wenn man ihr die Rollen nicht anbot, dann schuf sie sie ab sofort eben selbst. Im selben Jahr produzierte Witherspoon den Thriller „Gone Girl“ nach dem Bestseller von Gillian Flynn, der mit Ben Afeck und Rosamund Pike zum Kinoerfolg wurde.

Show-Masterin

Aber jetzt ist es genug? Weit gefehlt. Witherspoon machte ab sofort in Fernsehserien. Stoffe über spannende und vielschichtige Frauen fehlten (nicht die überstrapazierten „starken Frauen“, sondern die komplexen), aber Witherspoon fand sie, nicht nur für ihre eigene Show „Shine On with Reese“, für die sie mit kulturellen Ikonen wie Dolly Parton, Ava DuVernay, P!nk und America Ferrera sprach, sondern auch für die Serie „Big Little Lies“. Die siebenteilige Verflmung des Romans von Liane Moriarty ist entrisch wie unterhaltsam und hat mit Nicole Kidman (Co-Produzentin), Shailene Woodley, Alexander Skarsgård und Zoë Kravitz ein wahres Star-Ensemble, in der zweiten Staffel kam noch Meryl Streep als höllische Schwiegermutter dazu. Die nächsten Serien am Start waren „Te Morning Show“ (mit Jennifer Aniston und Steve Carell), „Truth Be Told“ mit Octavia Spencer sowie heuer „Little Fires Everywhere“ nach dem Roman von Celeste Ng mit Kerry Washington.

Next Level

Der Preisregen ist fx, und das Imperium der Reese Witherspoon bereits mit den nächsten Erfolgen beschäftigt: „Legally Blonde 3“ (Drehbuch von Mindy Kaling) steht schon mal fest, ihre nächsten Serien- und Filmprojekte reißen ihr Anbieter wie Apple TV+, Amazon Prime und Netfix aus der Hand. Mag schon sein, dass man James Brown mal als „hardest working man in show business“ bezeichnet hat, die „hardest working woman in show business“ ist jedenfalls Frau Witherspoon, so viel steht fest – und das nächste Kapitel ihrer Karriere ist noch längst

info

nicht geschrieben. Hut ab! ///

Reese Witherspoon gestreamt

„Little Fires Everywhere“ läuft auf Amazon Prime, dort gibt’s auch Witherspoon-Klassiker wie „Natürlich blond“, „Eiskalte Engel“ und „Sweet Alabama“. „Big Little Lies“ ist auf Sky zu sehen. „Shine On with Reese“ gibt’s auf Netfix, auch „Walk the Line“ und „Liebe zu Besuch“.

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