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CHRISTBAUMZUCHT TACOLI

Ludovico Tacoli – Geschäftsführer der Guts- & Forstverwaltung Fridau

Foto: © Tacoli privat

ALLES ÜBER CHRISTBAUMZUCHT WAS SIE SCHON IMMER WISSEN WOLLTEN

Die Guts- & Forstverwaltung Fridau und damit Graf Alexander Tacoli samt Familie beliefert österreichweit etliche Ortschaften, viele Kirchen und Hunderte Haushalte mit Christbäumen aus ihrem Wald. Was es darüber Interessantes zu wissen gibt, hat das Team von SCHLOSSSEITEN beim Profi erfragt.

SCHLOSSSEITEN: Die Guts- & Forstverwaltung Fridau ist landauf, landab für das Schlagen und Liefern wunderschöner Christbäume bekannt. Welche Baumarten eignen sich besonders als Christbäume?

Ludovico Tacoli: Als Baumart eignet sich die Normann-Tanne (Abies nordmanniana) sehr gut, die ursprünglich aus dem Kaukasus kommt. Sie wächst in Österreich bestens und ist außerdem sehr robust. Vor allem die starken Äste ermöglichen es, den unterschiedlichsten Christbaumschmuck herzustellen. Ab einer Größe von 3,5 m eignet sich die Colorado-Tanne (Abies concolor) sehr gut. Dieser Baum ist wild gewachsen und ähnelt dem richtigen amerikanischen Weihnachtsbaum. Die Concolor hat im Gegensatz zur Tanne einen extremen Tannengeruch, sprich, man bekommt den „Wald im Wohnzimmer“.

Man hört immer wieder, dass Christbäume ihre Nadeln länger behalten, wenn sie in der richtigen Mondphase geschlagen werden. Ist das tatsächlich so und wie geht ihr diesbezüglich vor?

Ja, der alte Glaube hat sich in der Tat bewahrheitet! Es ist eine Kombination von Wetter und Mond. Leider ist es in der jetzigen Zeit immer schwieriger, mit dem Wetter zu schneiden, aber mit dem Mond geht immer. Eine Bauernregel besagt „nach dem ersten Frost des Jahres und drei Tage vor dem ersten Vollmond“, jedoch friert es in den meisten Teilen nicht vor Mitte/Ende Dezember. Das ist die große Herausforderung: kein Frost mehr und immer weniger Wasser im November/Dezember.

Christbaum verkauft wird? Und wie plant ihr vor, damit zur rechten Zeit eine ausreichende Menge an Bäumen verfügbar ist?

Der durchschnittliche Baum ist, wenn er verkauft wird, circa 2,2 Meter hoch und bei gutem Boden 8 Jahre alt. Die Planung erfolgt anhand von Statistiken und Erfahrungen.

Bis jetzt sind uns die Bäume noch nicht ausgegangen.

Wie alt ist ein Baum durchschnittlich, wenn er als Wachsen eure Christbäume einfach irgendwo im Wald oder werden dafür extra Kulturen angelegt?

Der Christbaum ist offiziell ein landwirtschaftliches Produkt, genau wie Weizen, Mais und so weiter. Da eine Fichte, eine Tanne oder dergleichen meist 80 Jahre und älter werden kann, darf man laut Forstgesetz keinen Baum vor der Hiebsreife ernten. Um dies zu umgehen, werden Christbäume in eigens ausgewiesenen Kulturen angepflanzt.

Brauchen die Christbäume bis zum Schlagen eine besondere Behandlung?

Wie ein Baum im Garten. Stellen Sie sich einfach vor, Sie haben einen Baum im Garten stehen. Damit dieser schön wird, sprechen Sie mit ihm, so wie viele Gärtner mit ihren Pflanzen sprechen. Wir rufen halt in den Wald hinein. Jeden Namen der Bäumen kenne ich auch nicht – aber jeder Baum kennt mich!

Die Guts- & Forstverwaltung Fridau liefert Christbäume bis an die Haustür. Welche wichtigsten Regeln gelten für die Kunden, um die Bäume bis zum Heiligen Abend und auch noch darüber hinaus frisch und grün zu erhalten?

Am besten ist es, den Baum bis zum Schmücken draußen liegen zu lassen und der Witterung auszusetzen. Einen Tag vor dem Schmücken lässt man den Baum dann abtrocknen und stellt ihn ins Wasser – so hat man lange Freude mit dem Christbaum. Das Wasser aus den Weihnachtsbaumständern nimmt der Baum auf und verdunstet dieses über die Nadeln, die wiederum ätherische Öle freisetzen.

Ihr seid ein Familienbetrieb. Wer von euch ist für die Christbäume verantwortlich und wie viele Mitarbeiter sind damit beschäftigt?

In einem Familienbetrieb ist keiner zur Gänze nicht verantwortlich – jeder trägt eine Mitverantwortung. In der Weihnachtszeit beschäftigen wir ca. 15–25 Personen.

Und wie viele Christbäume liefert ihr in guten Jahren aus? Etliche von ihnen verschenkt ihr ja auch großzügigerweise. An wen gehen diese?

Einen Großteil unserer Christbäume spenden wir an die Sozialmärkte, viele gehen auch an das Rote Kreuz und an Kinderwohnheime.

Wann und wie bestellt man und wann wird geliefert?

Bestellt wird das ganz Jahr über, entweder per E-Mail an office@tacoli.com, per WhatsApp unter 0664 8209340 oder per Telefon unter 0800 4042412, wie es dem Kunden am besten passt. Viele Leute kommen auch im Sommer zu uns und suchen sich ihren Baum direkt in der Kultur aus! Geliefert wird zum Wunschtermin des Kunden, außerdem wird lokal der Christbaum mit Pferdekraft zugestellt.

Was macht euch am Christbaumverkauf besondere Freude?

Bäume verschenken zu dürfen … die Kinder mit ihren großen, leuchtenden Augen! Aber es ist auch schön, am 24. Dezember Fotos von unbekannten Kunden und ihrem geschmückten Christbaum zu bekommen, die sich auf diesem Weg bedanken. Einfach herrlich!

Text: Hannelore Lensing & Clarissa Mayer-Heinisch

BUCHTIPP

Christbaumkulturen Christbaumkulturen stellen für viele Landwirte einen arbeitsintensiven Spezialbereich dar, der jedoch bei richtiger Pflege und Vermarktung gute Erlöschancen verspricht.

Dieses Buch gibt über die fachgerechte Pflege und Aufzucht schön gewachsener Christbäume umfassend Auskunft. Es beschreibt alle geeigneten Baumarten und ihre speziellen Pflegebedürfnisse wie Düngung, Schnitt und Schädlingsbekämpfung. Darüber hinaus wird die fachmännische Einbringung und erfolgreiche Vermarktung der Bäume ausführlich behandelt.

Der Autor: Ing. Gottfried Fließer ist einer der erfolgreichsten und erfahrensten Christbaumproduzenten Österreichs.

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