Foto: © Tacoli privat
INTERVIEW
Ludovico Tacoli – Geschäftsführer der Guts- & Forstverwaltung Fridau
ALLES ÜBER CHRISTBAUMZUCHT WAS SIE SCHON IMMER WISSEN WOLLTEN
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ie Guts- & Forstverwaltung Fridau und damit Graf Alexander Tacoli samt Familie beliefert österreichweit etliche Ortschaften, viele Kirchen und Hunderte Haushalte mit Christbäumen aus ihrem Wald. Was es darüber Interessantes zu wissen gibt, hat das Team von SCHLOSSSEITEN beim Profi erfragt.
Christbaum verkauft wird? Und wie plant ihr vor, damit zur rechten Zeit eine ausreichende Menge an Bäumen verfügbar ist? Der durchschnittliche Baum ist, wenn er verkauft wird, circa 2,2 Meter hoch und bei gutem Boden 8 Jahre alt. Die Planung erfolgt anhand von Statistiken und Erfahrungen. Bis jetzt sind uns die Bäume noch nicht ausgegangen.
SCHLOSSSEITEN: Die Guts- & Forstverwaltung Fridau ist landauf, landab für das Schlagen und Liefern wunderschöner Christbäume bekannt. Welche Baumarten eignen sich besonders als Christbäume? Ludovico Tacoli: Als Baumart eignet sich die Normann-Tanne (Abies nordmanniana) sehr gut, die ursprünglich aus dem Kaukasus kommt. Sie wächst in Österreich bestens und ist außerdem sehr robust. Vor allem die starken Äste ermöglichen es, den unterschiedlichsten Christbaumschmuck herzustellen. Ab einer Größe von 3,5 m eignet sich die Colorado-Tanne (Abies concolor) sehr gut. Dieser Baum ist wild gewachsen und ähnelt dem richtigen amerikanischen Weihnachtsbaum. Die Concolor hat im Gegensatz zur Tanne einen extremen Tannengeruch, sprich, man bekommt den „Wald im Wohnzimmer“.
Wachsen eure Christbäume einfach irgendwo im Wald oder werden dafür extra Kulturen angelegt? Der Christbaum ist offiziell ein landwirtschaftliches Produkt, genau wie Weizen, Mais und so weiter. Da eine Fichte, eine Tanne oder dergleichen meist 80 Jahre und älter werden kann, darf man laut Forstgesetz keinen Baum vor der Hiebsreife ernten. Um dies zu umgehen, werden Christbäume in eigens ausgewiesenen Kulturen angepflanzt.
Man hört immer wieder, dass Christbäume ihre Nadeln länger behalten, wenn sie in der richtigen Mondphase geschlagen werden. Ist das tatsächlich so und wie geht ihr diesbezüglich vor? Ja, der alte Glaube hat sich in der Tat bewahrheitet! Es ist eine Kombination von Wetter und Mond. Leider ist es in der jetzigen Zeit immer schwieriger, mit dem Wetter zu schneiden, aber mit dem Mond geht immer. Eine Bauernregel besagt „nach dem ersten Frost des Jahres und drei Tage vor dem ersten Vollmond“, jedoch friert es in den meisten Teilen nicht vor Mitte/Ende Dezember. Das ist die große Herausforderung: kein Frost mehr und immer weniger Wasser im November/Dezember. Wie alt ist ein Baum durchschnittlich, wenn er als
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Brauchen die Christbäume bis zum Schlagen eine besondere Behandlung? Wie ein Baum im Garten. Stellen Sie sich einfach vor, Sie haben einen Baum im Garten stehen. Damit dieser schön wird, sprechen Sie mit ihm, so wie viele Gärtner mit ihren Pflanzen sprechen. Wir rufen halt in den Wald hinein. Jeden Namen der Bäumen kenne ich auch nicht – aber jeder Baum kennt mich! Die Guts- & Forstverwaltung Fridau liefert Christbäume bis an die Haustür. Welche wichtigsten Regeln gelten für die Kunden, um die Bäume bis zum Heiligen Abend und auch noch darüber hinaus frisch und grün zu erhalten? Am besten ist es, den Baum bis zum Schmücken draußen liegen zu lassen und der Witterung auszusetzen. Einen Tag vor dem Schmücken lässt man den Baum dann abtrocknen und stellt ihn ins Wasser – so hat man lange Freude mit dem Christbaum. Das Wasser aus den Weihnachtsbaumständern nimmt der Baum auf und verdunstet dieses über die Nadeln, die wiederum ätherische Öle freisetzen.