Schlossseiten Magazin Herbst/Winter 2020

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AUSGABE 02/2020 • € 9,80

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Kranz Fensterbau, Seite 102

EDITORIAL SCHLOSSSEITEN – AUSGABE 02/2020

Liebe Leserinnen und Leser der SCHLOSSSEITEN, Sie haben sie nun vor sich liegen – die bis dato seitenstärkste Ausgabe des SCHLOSSSEITEN Magazins, die wir jemals produziert haben. Und wir sind verdammt stolz darauf, denn in diesen ungewissen Zeiten größer zu werden ist nicht selbstverständlich. Ich habe dies einem unheimlich tollen Team zu verdanken, genauso wie all jenen Menschen, die ihre Schlösser, Häuser und Werkstätten etc. jedes Mal für uns öffnen. Last, but not least gilt mein herzlicher Dank selbstverständlich ebenso unseren treuen Inserenten! Und los geht es mit einer sehr bunten Herbst/Winter-Ausgabe 2020/2021. Nachdem wir nun (wieder einmal) mehr Zeit zu Hause verbringen sollten, haben wir uns dem Thema Interior gewidmet und Einrichtungsexperten wie Rolf Wacha, Brigitte Kühberger, Vera Eisl von Les Tissus Colbert Salzburg und Chiara Reichl von KA International dazu interviewt, wie man sein Eigenheim verschönert. In Birkfeld in der Steiermark trafen wir die Familie Posch, die seit Generationen auf Bauernmöbel spezialisiert ist und deren Ruf ihr bis nach Deutschland und Italien vorauseilt. Schon viele haben sich absichtlich in das beschauliche Joglland „verirrt“, um bei Familie Posch Tische, Bauernkästen, Truhen, Kruzifixe, Teppiche, Keramiken, Gläser und geflochtene Körbe für das Eigenheim zu erwerben. Auch die Mitglieder der Familie Osmann, die das Schloss Haggenberg erworben hat und Schritt für Schritt für die Nachwelt erhält, haben wir in Nieder-

österreich besucht. Sie haben uns verraten, wer aller bereits Partys auf dem Schloss feierte und mit wem sie sich das Schloss gerne teilen, nachzulesen ab Seite X. Das Gut Wagram von Martina und Clemens Strobl hat sich in den letzten zwei Jahren zu einer einzigartigen Wirkungsstätte entwickelt. Hier wird Wein produziert, gelebt und verkostet – allerdings nur an Professionals, die von den Hausherren in ihr renoviertes Wirtschaftsgebäude des alten Schlosses Mitterstockstall eingeladen werden, um den Spirit der Unternehmer zu spüren und zu schmecken. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 138. Wie man vorbildlich ein Palais am Starnberger See renoviert, können Sie auf Seite 154 sehen. Das European Heritage Project leistet ganze Arbeit in Deutschland. Außerdem hat es uns diesmal bis nach Hessen zum Fürstenpaar Isenburg verschlagen. Die beiden waren so nett und haben aus dem Nähkästchen geplaudert und uns über ihre Liebesgeschichte und das Pendeln zwischen Operationssaal und Schloss erzählt. Unsere Redakteurin Clarissa Mayer-Heinisch und Beatrice Tourou verbindet die Liebe zu den Pferden – die eine liebt den Reitsport, die andere hat einen Mann, der jedes Wochenende Polo spielt. Daraus ergab sich für die aktuelle Ausgabe ein 20-seitiges Polo-Special. Auch Mode kommt natürlich nicht zu kurz: Die Marken Lena Hoschek, Anton Meyer und Stassny laden ein zu einer Modenschau in Printform. Bei uns sind der Herbst und der Winter bunt und fröhlich, und wir hoffen, auch Sie genießen diese Ausgabe genauso wie wir. Lisa Gasteiger-Rabenstein

SCHLOSSSEITEN

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INHALT 138 GUT WAGRAM

12 SCHLOSS BIRSTEIN

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SCHLOSS BIRSTEIN

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KÜCHENSCHLACHTEN

Ein modernes Märchen wird wahr

Der Zeitgeist steckt in der Elektronik und im Komfort

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INSPIRATIONEN FÜR IHRE KÜCHE

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MOZARTWOCHE 2021

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LES TISSUS COLBERT

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RESTAURANT BRUNNAUER

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GROSSES WELTTHEATER

Der Stoffhimmel in Salzburg

100 Jahre Salzburger Festspiele

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VORHANG AUF BEI TRACHTEN STASSNY

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BILDHARMONIEN

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WILD AUF WILD

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FARBE UND FORM TRIFFT AUF FUNKTION

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INTERIEUR-INSPIRATIONEN FÜR HERBST UND WINTER

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DER LODEN

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SCHLOSS HAGGENBERG

6

SCHLOSSSEITEN

24 KÜCHENSCHLACHTEN

In Memoriam Dr. Wolfgang Hohenwallner

Im Schlosswirt zu Anif

Rolf Wacha Salzburg

Kolumne von Chiara Reichel

Ein Haus mit sieben Siegeln


Andreas Gall

S T I L L E & N AT U R A L S LU X U S I N D E N S C H LO S S F U S C H L S E E H ÄU S E L N Wenn die Temperaturen langsam kühler werden, die Wälder ihr herbstliches Farbenkleid überziehen, dann ist es wieder an der Zeit Körper, Geist und Seele eine erholsame Auszeit zu gönnen! Die herbstliche Morgenstimmung ist magisch, wenn man den Blick von den exklusiven Seehäuseln über den Fuschlsee schweifen lässt. Hier genießen Sie das Beste zweier Welten. Liebevolle Details verbunden mit höchster Servicequalität zeichnen die Atmosphäre an diesem Rückzugsort am Fuschlsee aus. Ein Ort, getragen von seiner märchenhaften Geschichte, beginnend im Jahr 1450. Fest verwurzelt in der Region und doch offen für Neues. Und wo Abschalten & Energie tanken leichtfällt sowie das genussvolle Leben in den Vordergrund gestellt wird. Die sechs gemütlichen Seehäuseln spiegeln sich im Wasser des Fuschlsees wider und präsentieren sich in einer eleganten Symbiose zwischen Privatsphäre und stilvollem Schlossambiente. Genuss zuzubereiten, ist eine Kunst. Eine Kunst, die im Schlossrestaurant die Handschrift von Johannes Fuchs trägt und von jedem Gast als ganz besonderes Highlight erlebt wird. Ausgezeichnet mit 3-Gault-Millau-Hauben verstehen er und sein Team es perfekt, den Gaumen mit den besten Produkten aus der Heimat und mit Offenheit für internationale Trends zu schmeicheln.

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INHALT 154 DAS PALAIS SONNENHOF 174 POLO SPECIAL

102

KRANZ FENSTERBAU

Das Fenster zu Tradition und Qualität

DAS PALAIS SONNENHOF The European Heritage Project, Teil 2

110 NEUER GLANZ IN ALTEN MAUERN Zu Besuch bei Brigitte Kühberger

162 VerSCHLOSSen Die verborgenen Adelssitze rund um Wien

118

Ein Märchenschloss mitten in der Großstadt

166 POSCH ANTIKE BAUERNMÖBEL

Die Birkfelder Kunstkammer

126 HAUSFREUNDE Studio Eliste by Pia Clodi 132 138

STIFT MELK Benediktiner in Österreich, Teil 4

GUT WAGRAM Handmade Wine

152 SCHLOSSVERSICHERUNGEN

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90 SCHLOSS HAGGENBERG

Da ist einer, der kennt sich aus

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POLO SPECIAL

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Modestrecke am Pferd

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INHALT 118 POSCH BAUERNMÖBEL 102 KRANZ FENSTERBAU

196 HERBSTSPAZIERGANG

Modehighlights für Jung und Alt

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KLASSIK KOMMT NIE AUS DER MODE Lena Hoschek und Markus Meindl

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EINE HOMMAGE AN VAN GOGH

220 BUCHEMPFEHLUNGEN 222 AUSZEIT Kolumne von Beatrice Tourou 224 IMPRESSUM magazin.sc

208 DIE GESCHICHTE DES CHRISTBAUMS CHRISTBAUMZUCHT TACOLI

212 STEUERTIPPS Für Land- und Forstwirtschaft 218

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Blick auf das Neue Schloss: Der zentrale Bau der heutigen Anlage stammt aus den Jahren 1764–1768. 12 SCHLOSSSEITEN


SCHLOSS BIRSTEIN Ein modernes Märchen wird wahr

SCHLOSSSEITEN

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Foto: Schloss Birstein Foto: Schloss Birstein

Ein imposanter Springbrunnen dominiert die Gartenanlage in der Mitte des Hofes.

Der Kapellenbau säumt auf der Südseite den Eingang in den Innenhof der Kernburg, der umschlossen wird vom Küchenbau im Westen, dem neuen Bau im Osten und dem Neuen Schloss im Norden. Drei Treppentürme wurden nachträglich an die Gebäudeteile angesetzt und ermöglichen einen Zugang zu allen Schlossteilen. 14 SCHLOSSSEITEN


Foto: Cécile Fürstenberg

Fürstin Sarah und Fürst Alexander im Weißen Saal des Neuen Schlosses

SCHLOSS BIRSTEIN

Ein modernes Märchen wird wahr Das Schloss Birstein am nordöstlichen Rand des Main-Kinzig-Kreises in Hessen ist seit dem Jahre 1517 die Residenz der Fürsten von Isenburg. Im Laufe der Zeit kam es ständig zu Umbauten und wurden Neubauten hinzugefügt, bis aus der ehemaligen Burg das heutige repräsentative Schloss entstand, das zu den national wertvollen Kulturgütern zählt.

B

ei einem Besuch auf Schloss Birstein erlebt man die lange und bewegte Geschichte, die in jedem Raum zu spüren ist. Liebevoll restau­riert und den Bedürfnissen einer jungen Familie angepasst, wurde dennoch die Tradition, bestehend aus alter Kunst, antiken Möbeln und Porzellan, von dem schon viele Generationen gegessen und getrunken haben, komplett erhalten. Hier gibt es keine praktische bulthaup Küche, moderne Sofaecken oder Hobbyräume mit Fitnessgeräten. Beim Betreten des Schlosses fühlt man sich wie auf

einer Zeitreise in die Vergangenheit. Imposante Kronleuchter und Porzellanleuchter, alte Bibliotheken mit literarischen Urgesteinen, endlose Gänge und atemberaubende Säle, die an prunkvolle Feste mit riesigen Kerzenleuchtern und an eine Gesellschaft in barocker Abendgarderobe erinnern. Fürst Alexander und Fürstin Sarah führen uns durch ihre privaten Gemächer und erzählen über die Geschichte des Schlosses, über ihr romantisches Kennenlernen im bayerischen Chiemgau und geben Antwort auf unsere Frage, wie sich ihr modernes Leben mit den alten Traditionen vereinbaren lässt.

SCHLOSSSEITEN

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Fotos: Schloss Birstein

Fürstin Sarah hat große Visionen für die Zukunft von Schloss Birstein.

Blick in den Weißen Saal des Neuen Schlosses

Eine elegant geschwungene Treppe führt in den ersten Stock, wo sich unter anderem der 16 SCHLOSSSEITEN historische Stucksaal befindet.

Blick durch das Eingangstor zum Schloss Birstein


Foto: Cécile Fürstenberg

Das glückliche Fürstenpaar im Weißen Saal des Neuen Schlosses

SCHLOSSSEITEN

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Fotos: Schloss Birstein

Der Weiße Saal wurde 1997 mit Blattgold und Goldfarbe renoviert. Am Tag des offenen Denkmals gibt es Konzerte mit über 200 Sitzplätzen.

SCHLOSSSEITEN: Liebe Fürstin, wie sah Ihr Leben aus, bevor Sie Alexander Fürst Isenburg geheiratet haben? Fürstin Sarah: Ich arbeitete als plastische und ästhetische Chirurgin im Klinikum Bogenhausen in München. Meine Wohnung am Englischen Garten mit Balkon und Blick ins Grüne habe ich geliebt. Die meiste Zeit verbrachte ich in der Klinik, auch viele Nachtschichten gehörten zu meinem Alltag. Außerdem hatte ich berufliche Pläne, für ein Jahr nach Südamerika zu gehen. Heiraten und eine Familie gründen standen zu dieser Zeit überhaupt nicht auf meiner Agenda. Unverhofft kommt oft? Fürstin Sarah: Das kann man so sagen. An einem sonnigen Tag im Juli 2013 lag ich im Garten meiner Familie im Chiemgau und erholte mich von einem anstrengenden Nachtdienst. Plötzlich kam ein unerwarteter Besucher, der sich für ein Haus am See in Bayern interessierte. Genauer gesagt, wollte er unser Haus erwerben. Dass er zwar nicht unser Haus kaufen würde, dafür aber schon ein Jahr später mein Ehemann werden sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber der stattliche Unbekannte war mir sofort sympathisch. Gott sei Dank kam die Einladung zum Mittagessen schon wenig später, und so ging alles sehr schnell und wir verliebten uns ineinander.

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Am 12. Juli 2014 haben Sie in der Klosterkirche Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee geheiratet. Seit der Hochzeit wohnen Sie gemeinsam im Barockschloss. Was hat sich dadurch verändert? Fürst Alexander: Bevor Sarah zu mir nach Birstein gezogen ist, habe ich allein im Schloss gewohnt. Meine Eltern haben mir die Verantwortung bereits 2007 komplett übertragen und sind nach München gezogen. Mein Bruder Viktor lebt mit seiner Familie ebenfalls in München. Meine drei Schwestern Katha­ rina, Isabelle und Sophie haben in Familien mit traditionsreichen Schlössern eingeheiratet. Schon als Junggeselle habe ich viele Jagden organisiert, Feste gefeiert und immer Gäste eingeladen. Einsam war ich somit nie, dennoch gehört zu einem Leben in einem geschichtsträchtigen Zuhause auch eine Familie mit vielen Kindern. Ich bin überglücklich, mit Sarah eine liebevolle Ehefrau und Mutter für unsere drei Kinder gefunden zu haben. Endlich ist das Leben im Schloss wieder mit fröhlichem Kinderlachen erfüllt. Wir hoffen sehr, dass unsere Kinder eines Tages ebenfalls die Traditionen in Birstein fortführen werden. Fürstin Sarah: Ich habe mich trotz der überwältigenden Größe des Schlosses sofort zu Hause gefühlt. Das ehemalige Standesamt, in dem wir auch geheiratet haben, wurde zuerst zu meinem Büro und ist heute das rosa Mädchenzimmer. Alles war mir durch die vielen


Festlich eingedeckter Roter SCHLOSSSEITEN Saal aus dem Klassizismus 19


Foto: Cécile Fürstenberg

Fürstin Sarah und Fürst Alexander im Rokoko-Saal mit grüner Seidenbespannung 20

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Besuche hier schon vor meinem Einzug sehr vertraut. Mit dem richtigen Menschen an seiner Seite fühlt man sich überall zu Hause. Sie sind nun wirklich keine „Fürstin auf der Erbse“. Wie vereinbaren Sie ein Leben als plastische und ästhetische Chirurgin, Schlossherrin, Ehefrau und Mutter? Fürstin Sarah: Es ist alles eine Frage der Organisation. Da wir zwischen München und Birstein pendeln, haben wir an beiden Orten Nannys, die uns mit den Kindern helfen. Zwei Wochen im Monat operiere ich in unserer Praxis in München, den Rest des Monats sind wir in Birstein und kümmern uns darum, das Leben im Schloss in Schwung zu halten. An den Nachmittagen beginnt der lustige Teil des Tages und wir gehen mit den Kindern in den Schwimmkurs, zum Tennis­ unterricht oder einfach nur Eis essen und spazieren. Schlossherrin als „Hauptberuf“ mit all den dazugehörigen Aufgaben ist schon eine große Herausforderung. Sie sind noch Chirurgin mit eigener Praxis. Füllt Sie das Schlossleben allein nicht komplett aus? Fürstin Sarah: Ein Schloss zu bewohnen ist eine enorme Verantwortung und große Aufgabe. Ständig hat man irgendetwas zu renovieren, der Park muss bearbeitet werden und der Wald verlangt ebenfalls viel Zeit und Aufwand. Dazu gibt es regelmäßig histori-

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sche Führungen durch das Schloss. Außerdem hatten wir ein Standesamt in einem der Säle, wo früher auch schon Hochzeiten stattgefunden haben. Die Aufgaben im Schloss teilen wir uns auf. Alexander ist für die gesamte Forstwirtschaft, die Jagden und die Verwaltung verantwortlich, ich kümmere mich um das Personal und die Renovierungen. Zusätzlich haben Sie die Patentrechte für die Marke myHYPPP®. Erzählen Sie uns mehr dazu? Fürstin Sarah: In unserer Praxis Neuhann-Lorenz & Isenburg, die ich gemeinsam mit meiner Mutter in München leite, haben wir uns auf das Bekämpfen der Hautalterung – chirurgisch und mit bioaktiven, körpereigenen Wirkstoffen – spezialisiert. Mit der Marke myHYPPP® haben wir ein hochmodernes und wissenschaftlich getestetes Verfahren entwickelt und zum Patent angemeldet. Mit einer Blutentnahme der Patienten simulieren wir eine Wunde und gewinnen dadurch den zentralen Bestandteil aller Hypoxie-präkonditionierten Produkte (HYPPP). Die namensgebenden körpereigenen und zellfreien HYPPP-Faktoren enthalten Wachstumsfaktoren in einer für die Hautregeneration und Hauterneuerung optimalen Zusammensetzung und Konzentration. So werden die Hautalterung und die Regenerationsmechanismen auf natürlichem Weg positiv beeinflusst.

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Fotos: Schloss Birstein

Die Schlossbibliothek: Hier sind die großen Werke der Weltliteratur vertreten.

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Welche Pläne haben Sie für Schloss Birstein für die Zukunft? Fürst Alexander: Ein aktuelles Projekt ist die Restaurierung und der Umbau des Schlosses. Ab 2021 möchten wir Schloss Birstein vermehrt für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Geplant sind Hochzeiten, Firmenevents, Weihnachtsmärkte und private Feste. Es wird neue Gästezimmer mit eigenen Bädern und bequemen Matratzen geben, aber wir werden kein modernes Schloss Birstein eröffnen. Tradition und historische Ausstattung bleiben erhalten – mit antiken Möbeln, Ahnengemälden, einer alten Bibliothek, der herrschaftlichen Küche mit Gasherd, einer freitragenden Steintreppe mit einem schmiedeeisernen Geländer, dem Grünen Rokokosaal mit feinen Stuckaturen sowie dem Festsaal mit hochrangigen Staffagemalereien.

Wege vom Wohnzimmer in die Küche und zu den Kinderzimmern sind nicht mehr durch endlose Gänge verbunden. Das ist natürlich viel praktischer. Dennoch werden wir einige Säle im Schloss auch weiterhin privat nutzen. Zugleich freuen wir uns, in Zukunft viele Menschen am Leben im Schloss und an dessen Geschichte teilhaben zu lassen.

Fürstin Sarah: Wir werden noch in diesem Jahr in einen anderen Flügel des Schlosses ziehen, das wir gerade komplett renovieren lassen. Hier kann ich Stoffe auswählen, die Kinderzimmer einrichten und es gibt eine komfortable Küche mit einer Kücheninsel. Die

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Vielen Dank für den wunderschönen Einblick und die unvergesslichen Eindrücke. Wir sind gespannt auf Events und romantische Hochzeiten auf Schloss Birstein. Text: Cécile Fürstenberg

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Bild rechts: Küchen-Abzugshaube von francoisandco.com; Bild links: Küche von Plain English

KÜCHENSCHLACHTEN DER ZEITGEIST STECKT IN DER ELEKTRONIK UND IM KOMFORT, NICHT NUR IM DESIGN. Wo reduzierte Küchen wie Kunstwerke konzipiert werden und man Türgriffe nur erahnen darf, lädt die traditionelle Küche zu einem Besuch an die ehrwürdige Feuerstelle und feiert die Rückbesinnung auf alte Werte. Bei der Küchenplanung darf es hier ein bisschen mehr sein: mehr Holz, mehr Stein, mehr Wärme. Aber auch mehr Metall. Wir stellen die schönsten Trends vor und kalkulieren ein wenig mit. Text: Beatrice Tourou

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La Cornue Klassiker

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eginnen wir mit der guten Nachricht: Sollten Sie sich für die Anschaffung einer neuen Küche entschließen, wird Sie Ihr Alltag mit neuer Lebensenergie beflügeln. Jede Espressotasse wird sich anfühlen wie ein Großereignis. Das Öffnen der Vollholz-Laden, die sanft aus dem Kasten gleiten, die steinharte, hochpolierte Marmoroberfläche und das fast unhörbare Surren des neuen Hochleistungs-Kühlschranks weisen Ihnen die Richtung. Ja, Sie sind angekommen. (Post) Corona, wo wirklich jeder sein letztes Geld ins Eigenheim investiert und sich weder Baumeister noch Fliesenleger finden lassen, weil sämtliche Handwerker vollkommen ausgebucht sind. Hat man endlich ein Team überzeugen können (Geld allein reicht nicht mehr, viel Geduld ist eine neue Asset-Klasse), die bautechnischen Voraussetzungen für die Küche zu schaffen, darf der Küchenspezialist oder Tischler an das Lebensprojekt. Denn ist man mit der Küchenplanung erst einmal fertig, möchte man sich diesem Mammutprojekt kein zweites Mal im Leben stellen. Fragen wie „Welche Farbe?“ (es gibt tatsächlich Hunderte Schattierungen von Grau über Greige bis Beige) und „Welcher Stein?“ (auch hier ist die Auswahl ausufernd) sind nur nachgelagerte Details. Die große Frage der geschickten Küchenplanung lautet erst einmal: „Wer bin ich?“ Fast metaphysisch setzt man sich mit dem Alltag und der Familiendynamik auseinander und rückt allmählich vorwärts. Bin ich der Typ Studioküche oder unprätentiöser schwedischer Discounter? Will ich als langfristiger Individualist einen Tischler beauftragen oder bin ich doch der designaffine Bulthaup-Statement-Setzer? Treiben mich

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SCHLOSSSEITEN

DESIGNFUSION Designt von Architekt JeanMichel Wilmotte, findet man in der Linie W von La Cornue alle traditionellen Elemente der Marke wie die Herdstange und die typischen Bedienknebel. Kochtisch und Backofen werden einzeln und auf Bestellung im Werk von La Cornue in der Nähe von Paris hergestellt.


Gleicht einem Raumschiff: die abstrakte Steininger Küche, fast als Kunststück anmutend.

die Fingerabdrücke meiner Kinder auf der spiegelglatten Lackoberfläche in den Wahnsinn oder kümmert sich die Haushälterin um diese Kleinigkeiten, während ich im Sacher-Spa meine Massage genieße? Was für ein Küchentyp bin ich also? Nun die schlechte Nachricht: Es wird teuer! Die günstigeren Varianten wollen Sie nicht, das dürfen Sie mal so hinnehmen. Sie möch­ ten keine furnierte Küche, in der die Schrauben bereits nach wenigen Jahren ausreißen und die sich außerdem anfühlt, als hätten Sie Druckerpapier in den Händen statt eines Vorratsschranks. Sie wollen keine LinoleumArbeitsplatte, der auch nach Monaten noch der Geruch nach Baumarkt anhaftet, und auch keine Nirosta-Spüle mit undichtem Wasserhahn. Sie wollen eine Küche, die den Jahren und den Gezeiten standhält, die unerschütterlich in die Zukunft blickt und auf die Verlass ist, auch wenn die Welt über uns zusammenstürzt. Die unendlichen Weiten des Internets bzw. Pinterest sind der neuen Bescheidenheit nicht unbedingt dienlich. Man hat ja gesehen, deshalb will man haben. Wer selbst nur eine durchschnittliche Küche plant, darf mit einer Investition im Gegenwert eines Neuwagens rechnen. Je nach Modellvorliebe kann hier nämlich

von–bis gerechnet werden. Ebenso auch in KüchenDimensionen. Die Geräte dürfen hierbei eine untergeordnete Rolle spielen und schön verschalt werden oder das Küchendesign dominieren, wie im Moment die Geräte von La Cornue. Die französischen VintageLook-Öfen haben es zum ultimativen Statusutensil in der Küchenplanung geschafft. Die eher ausladenden Gasherde mit Messingverkleidung verlangen nicht nur nach einem doch eher klassischen Küchendesign, um sich stilgerecht einzufinden, sondern auch nach entsprechendem Platz. Bewegt man sich in dieser Preis­ klasse, ist das Raumangebot meist nicht das Problem, sondern eher die Handhabung. Offenes Feuer ist nicht für jedermann leicht zu bedienen, und das Wegbleiben jeglicher Technik oder Touchscreens könnte so manchen Fortschrittsverliebten doch eher verstören. Also finden sich die La-Cornue-Öfen in Haushalten ein, wo a) ein professioneller Koch die Familie versorgt und b) 10.000 € Einstiegspreis einen Rundungsfehler am Bankkonto darstellen (also wieder Verweis auf a). Das Positive am Gasherd: Man spart ein paar Quadratzentimeter Marmor an der Arbeitsfläche. Und wer Naturstein zum Auskleiden von Arbeitsfläche und Rückwand ins Auge fasst, weiß: Hier zählt jeder Zentimeter.

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INTERVIEW

Dylan Rhys Davies DIVINE ENGLISH HOME & GARDEN S.R.O. Der freundliche Waliser bringt seit 2016 solide britische Handwerkskunst in die Tschechische Republik. Dort betreibt er eine Tischlerei, die nicht nur Küchen, sondern auch Bäder, begehbare Schränke, Wandvertäfelungen und seit Neuem auch Gartengestaltung anbietet.

SCHLOSSSEITEN: Wie kommt es, dass sich ein Waliser in die Tschechische Republik verirrt? Dylan Rhys Davies: Ich bin ursprünglich von Snowdonia, North Wales, wo ich eine Architekturfirma hatte, die auf die Restauration von historischen Gebäuden spezialisiert war. Meine tschechische Ehefrau hat mich allerdings davon überzeugt, meine Handwerkskunst nach Tschechien zu holen, wo außer­halb Prags unsere drei Kinder aufwachsen und wir unsere Werkstäte betreiben – und nun auch einen Show-Garten. Wieso haben Sie sich dieser doch sehr traditionellen Ästhetik verschrieben, wo der Mainstream doch eher sehr geradlinig und puristisch ist? Ich bin im UK aufgewachsen, wo ich meine Kindheit zwischen wunderschönen, traditionellen Herrschaftshäusern mit aufwendigen Gartenanlagen verbracht habe. Das hat mich geprägt und ist auch der Grund, warum wir nicht nur traditionelle Tischlerarbeiten durchführen, sondern auch Orangerien und Springbrunnen, selbst Stiegenaufgänge und Fenstersimse anbieten. Mich begeistert der holistische Zugang, das Gesamtkonzept Zuhause. Als ich begann, gab es keinen vergleichbaren Service, auch nicht in den Nachbarländern wie z. B. Österreich, wo wir ebenfalls Kunden bedienen. Was war der exotischste Auftrag, den sie jüngst erhalten haben? Jeder Auftrag ist natürlich individuell, weil wir ja ausschließlich Maßanfertigungen anbieten. Was aber häufiger vorkommt, ist ein versteckter Stauraum für Wertvolles und letztens auch eine Geheimtür in einem

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Wandverbau bzw. Bücherregal. Welche Trends sehen Sie gerade bei Ihren Kunden? Am stärksten den Willen zur Langlebigkeit und Zeitlosigkeit. Nichts Modernes, sondern etwas zu schaffen, das Generationen überdauert. Wie sieht das Prozedere aus, wenn man bei Ihnen eine Küche machen lässt? Im ersten Schritt klärt man den Umfang des Projekts ab und erhält eine Preisindikation. Danach wird eine technische Zeichnung angefertigt, wo man die Details der Küche bereits bespricht und der Kunde das absegnet. Wenn dann auch Kleinigkeiten wie Türgriffe und elektrische Geräte geklärt sind, beginnt die Produktion in unserer Werkstatt, die in der Regel zwischen 8 und 12 Wochen dauert, da jedes kleinste Teil von Hand gefertigt und natürlich auch gestrichen wird. Anschließend wird die Küche geliefert und installiert. Wobei ich natürlich persönlich in jedem Schritt involviert bin. Sie verwenden für Ihre Küchen ausschließlich Vollholz, selbst bei den Laden. Ist das pflegeleicht? Ja, sehr sogar! Vollholzküchen sind besonders strapazierfähig und wir geben auch eine lebenslange Garantie dafür. Wir glauben daran, dass unsere Produkte die Antiquitäten der Zukunft sind, und wollen sicherstellen, dass unsere Kreationen die Zeiten überdauern. Wir verarbeiten gern Eiche oder Walnuss, geölt und auch von Hand endgefertigt. Natürlich verwenden wir aber moderne Schließmechanismen, damit etwas Zeitgeist in die Küche kommt und beispielsweise die


Vom Einbauschrank bis hin zum Gartentor – Divine English Home & Garden hat sich dem klassischen Wohnstil verschrieben und bietet alles aus einer Hand an. Gartenpavillon oder ausgewachsene Orangerie, jeder Akzent wertet die Grünflächen auf.

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„Wir sind auf die britische Ästhetik spezialisiert. Diesen Service findet man in Österreich oder in Tschechien kaum.“ Dylan Rhys Davies

Divine English Home & Garden

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Laden sanft und leise einrasten und nicht beim Schließen knallen. Kommen wir auf den Garten zurück. Wie setze ich ein Highlight oder verändere sogar dessen Charakter? Da gibt es viele Möglichkeiten. Wir errichten gerade eine Orangerie mit Kamin, welche überwiegend aus Stein und Glas besteht. So ein Gebäude ändert die Dynamik des Gartens natürlich massiv, weil es ein neuer Wohnort ist, den man von Frühling bis Spätherbst gut nutzen kann. Wenn man eine Fußbodenheizung installieren lässt, natürlich auch im Winter. Aber auch kleinere Änderungen wie ein Springbrunnen verändern die Gartengestaltung. Allein das Plätschern des Wassers schafft eine neue Kraftquelle. Zudem kann man mit Steinstiegen in einen Grashügel Zweck erwachsen lassen, wo etwas vorher Unbeabsichtigtes vielleicht einen definierten Sinn bekommt. Die Steinmetzarbeiten bleiben aber nicht im Garten, sondern wandern auch auf die Hausfassade, richtig? Schöne Säulen, vielleicht schon mit einer leichten Patina, oder strukturierte Fenstersimse, wie man sie aus England kennt, werten jedes Gebäude auf, wenn man das behutsam macht und sich auf die Architektur des Gebäudes einlässt. Interview: Beatrice Tourou

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WIRTSCHAFT IM ÜBERTRAGENEN SINN

Der herrschaftliche Haushalt verfügt über eine nicht minder herrschaftliche Küche, die an Ausstattung und Patina den großzügigen Räumlichkeiten um nichts nachsteht. Die Tischlerarbeit fällt in der Regel genauso diskret aus wie die Details.

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2. UNANTASTBAR – Kaum eine andere Farbe schafft diese Konsistenz, die den Raum in Wärme taucht. www.farrow-ball.com

3. EIN GRIFF sagt mehr als tausend Worte. Wählen Sie mit Bedacht. Modell „Lansdown“, www.tbks.co.uk

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5. Luster „Thomas O’Brien“ von Visual Comfort, ab $ 599 | 6. Kerze von der Traditionsmanufaktur Cire Trudon, um € 75 | 7. Eine Arbeitsplatte aus Stein hebt die Wertigkeit nochmals um ein Vielfaches, z. B. über Breitwieser beziehbar. | 8. Kücheninsel im Industrial Vintage Look, über lamaisonchic.co.uk, um GBP 4.200 | 9. Ein Wappen als Dekoration (sollte das eigene verloren gegangen sein), über lamaisonchic. co.uk, um günstige GBP 40 | 10. Fabelhafte Kücheninspiration über Pinterest

4. VOLLHOLZ – denn eine Küche ist fürs Leben; die Handwerk-Details dürfen auch ausladend sein.


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CHARME

NACH FRANZÖSISCHER MANIER Dem Franzosen ist das Essen eine Religion und die Küche der Altar. Hier wird zele­ briert, wo andere konsumieren. Viel Stein und Holz, etwas Toile-de-Jouy – und fertig ist die französische Landhausküche. Was natürlich nicht fehlen darf, sind origi­nale Kupferpfannen und Töpfe sowie Blumen am Fenster.

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2. STEIN – Sitzbank bei Divine English Home & Garden,

Preis auf Anfrage

3. BLUMEN – Übertopf mit Chinoiserie-Motiv, über oka.com, um GBP 200

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5. Steakmesser von Laguiole, im Set um ca. € 100 | 6. Kaminummantelung von francoisandco.com, Preis auf Anfrage | 7. Tischset mit Toile-de-JouyPrint, 2-Stück-Packung, bei borgodelletovaglie.com, um € 25 | 4. VOLLHOLZ V 8. Kein klassischer Küchenkittel, eher die Opern-Variante, von Emilia Vorratsschrank von Wickstead, ab € 1.930 | 9. Doppelter Backofen für besonders raffiniertes und effizientes Gastgeben, von La Cornue, ab € 15.000 | 10. Bistro-Stuhl, Divine English Home & Garden, Preis auf Anfrage wie man ihn aus Paris kennt, bei Manufactum, um € 557 10.

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Foto: Simon Fowler

Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im GroĂ&#x;en Festspielhaus zu erleben.


Foto: Holger Kettner

Daniel Barenboim und Martha Argerich spielen am 28. Jänner „Klavier zu vier Händen“ im Großen Festspielhaus.

MOZARTWOCHE 2021 21. – 31. JÄNNER 2021

Musico drammatico Das erste Festival des Jahres präsentiert 2021 den Komponisten als Musikdramatiker.

R

olando Villazóns dritte Mozartwoche greift den Komponisten als Musikdramatiker aus dem vielfältigen Mozart’schen Kosmos heraus und vereint nahezu alle Stücke, die Mozart in Moll komponiert hat. „Als Leser der menschlichen Seele und als unvergleichlicher Übersetzer dieser abstrakten Licht- und Schattenwelt präsentiert sich uns Mozart als der vollkommenste musico drammatico“, resümiert der Intendant. Die Mozartwoche 2021 versammelt universale Ausdrucksformen wie Musik, Tanz, Pantomime und Puppenspiel, die Mozart so sehr liebte, um seine dramatische Vielfalt auf der Bühne widerzuspiegeln. Sir András Schiff setzt nach dem großen Erfolg vom letzten Jahr seinen konzertanten Da-Ponte-Zyklus gemeinsam mit seiner Cappella Andrea Barca und

einer Starbesetzung fort und präsentiert Don Giovanni in einer halbszenischen Einrichtung, während Ivor Bolton und die Camerata Salzburg Il Re Pastore konzertant zur Aufführung bringen. Sacred Mozart erzählt vom Tod von Mozarts Mutter 1778 in Paris. Dirigent Václav Luks und sein Collegium 1704 werden mit sorgsam ausgewählten geistlichen Werken eine musikalische Annäherung an diesen Wendepunkt in der Biografie des Komponisten ent­ wickeln. In Mozart Moves! – Ewig Dein Dich Liebender im Salzburger Landestheater mit Magdalena Kožená im Zentrum formen sich Konzertarien, Lieder, Tänze und kaum bekannte Fragmente aus Mozarts Feder zu einem fesselnden musikalischen Erzählstrang, der sich mit einer choreographischen Interpretation zum veritablen Musiktheater rund um die verschiedenen Facetten von Liebe verbindet.

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Fotos: links: Mischa Christen | rechts: Andreas Hechenberger

Bild links: Sopranistin Regula Mühlemann steht am 23. Jänner gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Robin Ticciati auf der Bühne des Großen Saals.

Mozartwoche-Produktion Pùnkitititi! im Salzburger Marionettentheater eine triumphale Rückkehr. Weiterhin werden großartige Orchester, Ensembles, DirigentInnen und SolistInnen das Festival berei­ chern: Keri-Lynn Wilson mit dem Mozarteumorchester Salzburg, das Ensemble Europa Galante unter der Leitung von Fabio Biondi, Thomas Hengelbrock mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble und einem speziell für diese Mozartwoche konzipierten Pasticcio Szenen einer Ehe, L’Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar, das Freiburger Barockorchester mit Kristian Bezuidenhout und Tenor Daniel Behle, Mitsuko Uchida mit dem Mahler Chamber Orchestra oder das Mozarteumorchester, das mit dem Bachchor Salzburg und Robert Levin mit Riccardo Minasi am Pult ein historisches Konzert Franz Xaver Mozarts aus dem Jahre 1805 zur Wiederaufführung bringt. Die Wiener Philharmoniker sind wieder mit drei Konzerten zu Gast: zweimal unter der Leitung von Dirigent und Pianist Daniel Barenboim sowie einmal unter der Leitung von Alain Altinoglu. Einen weiteren absoluten Höhepunkt wird das Konzert Klavier zu vier Händen mit Martha Argerich und Daniel Barenboim bilden, die seit Jahren umjubelte Duopartner sind.

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Intendant Rolando Villazón freut sich auf die Mozartwoche 2021.

Freuen Sie sich außerdem auf außergewöhnliche Formate wie Mozart meets Chaplin and a Cat, das Tanz, Pantomime, Akrobatik, Objekttheater und Musik zu einem magischen Gesamtkunstwerk verbindet, Der Kleine Mozart, der die ganze Familie auf eine musikalische Reise einlädt, oder Briefe und Musik mit Geigerin Eldbjørg Hemsing auf Mozarts „Costa“-Violine, Marie Sophie Hauzel am Hammerklavier und Schau­ spielerin und Publikumsliebling Adele Neuhauser. Und die Sicherheit unserer BesucherInnen ist unser höchstes Gebot: Natürlich werden alle Konzerte mit den gängigen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden! Weitere Informationen finden Sie hier: www.mozartwoche.at


MOZARTWOCHE 2021 DO 21. – SO 31. JÄNNER

INTENDANT ROL ANDO VILL AZÓN

WIENER PHILHARMONIKER DANIEL BARENBOIM, ALAIN ALTINOGLU

U. A.

DON GIOVANNI SIR ANDRÁS SCHIFF, CAPPELLA ANDREA BARCA, SYLVIA SCHWARTZ, JULIA LEZHNEVA, MAURO PETER U. A.

MARTHA ARGERICH & DANIEL BARENBOIM KLAVIER ZU VIER HÄNDEN

… und vieles mehr: www.mozartwoche.at

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LES TISSUS COLBERT Salzburg

Im Stadtteil Morzg, der in fünf Minuten von der Salzburger Innenstadt zu erreichen ist, findet man ein entzückendes Bauernhaus. Dies ist der Stammsitz von Les Tissus Colbert Salzburg, der von Vera Eisl und ihrer Tochter Mimi gepflegt wird.

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arum gepflegt? Weil hier alles stimmig ist und man am liebsten sofort das gesamte Stoffsortiment mit nach Hause nehmen möchte, um seinen eigenen vier Wänden einen neuen wohnlichen Touch im klassisch-eleganten Landhausstil zu ge­ ben. Das einzigartige Geschäft liegt im Erdgeschoss eines wunderschönen alten Bauernhauses. Die Atmosphäre ist sehr heimelig und man kann sich schon direkt von dem „Wohnzimmer“, welches eigentlich das Geschäfts­lokal ist, inspirieren lassen. Die Inha­ berin, Vera Eisl, hat das Geschäft so eingerichtet, als wäre man direkt bei ihr zu Hause. Egal, ob man dort arbeitet oder einkaufen geht, es fühlt sich nicht wie ein typisches Geschäftsumfeld an. „Individualität ist auch den Damen sehr wichtig und deshalb nehmen wir uns für jede Kundin und jeden Kunden die Zeit, um auf ihre Wünsche einzugehen. Gerne vereinbaren wir bei Bedarf einen persönlichen Beratungstermin. Ob Landhaus oder stylishe Stadtwohnung, wir zeigen unseren Kunden gerne, wie sie Farben und Materialien richtig einsetzen.“ Als Mutter-Tochter-Gespann sind die Arbeiten im Geschäft klar verteilt. Vera ist der kreative Kopf des Geschäfts und berät in Einrichtungsfragen, während sich ihre Tochter Mimi um alle Verwaltungsaufgaben kümmert.

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Vera Eisl, wie lange sind Sie im Interior-Bereich tätig? Das Geschäft Les Tissus Colbert Salzburg habe ich vor drei Jahren übernommen, Interior Design war aber schon immer meine große Leidenschaft. Unser Zuhause ist ein Sammelsurium aus vielen Einrichtungsgegenständen von unseren zahlreichen Reisen ins Ausland. Wir haben zum Beispiel etliche Schätze aus Marokko mitgebracht und mein Mann ist ein wahrer Sammler schöner antiker Möbel. Ich mische gerne moderne Elemente mit Klassik, und das sieht man auch im Interior meines Geschäfts. Wann habt ihr Les Tissus Colbert übernommen? Wir haben den Salzburger Sitz im Jahr 2017 übernommen und finden uns in der Marke sehr wieder. Das erste Geschäft von Les Tissus Colbert wurde von Francis Rousseau 1991 in Brüssel eröffnet. Seine Idee war einfach: Dekorstoffe bester Qualität ab Lager und über direkten Bezug vom Hersteller anzubieten. Mit dem Angebot eines Konfektionsservice und mit Mitarbeiterinnen, die beim Kunden vor Ort ausmessen und beraten, war das Konzept schnell erfolgreich. Seitdem sind Franchisen in zahlreichen europäischen Ländern entstanden, so auch in Österreich. Wie hat sich dieses tolle Geschäftslokal ergeben? Das alte Bauernhaus haben wir vor ca. fünf Jahren gekauft. Bevor es zum Geschäft wurde, haben meine


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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Vera und Mimi suchen gemeinsam passende Stoffe für ihre Projekte.

Kinder hier gewohnt, aber sie sind leider nach Wien ausgewandert. Somit habe ich dann die Räumlichkei­ ten zum Geschäft umfunktioniert. Was bietet Les Tissus Colbert an? Für eine stilvolle Einrichtungsharmonie findet man bei uns eine große Auswahl an Baumwoll-, Leinen- und Seidenstoffen von ausgezeichneter Qualität für Vorhänge, Rollos, Sitzbezüge, Bettüberwürfe, Tischdecken und vieles mehr. Unsere Hausmarke Toiles de Mayenne bietet eine große Selektion an hochwertigen Stoffen für das Zuhause unserer Kunden. Egal, ob diese ihre City-Wohnung oder ihr Landhaus verschönern möchten, wir haben für alle Einrichtungsstile den passenden Stoff. Die Preise der Sammlung exklusiver Stoffe reichen von 20 Euro bis 220 Euro pro Laufmeter. Daneben findet man aber auch Mobiliar und feuerfeste Stoffe für den Hotelbedarf. Ausgewähltes Mobiliar wie Hocker, Beistelltische und Sessel gibt es zudem als Maßanfertigungen für noch mehr Individualität. Akzente setzt man mit stilvollen Wohnaccessoires wie Lampen, Kissen, Tagesund Tischdecken oder Teppichen. Wir arbeiten mit der Firma Beltá & Frajumar zusammen, welche die Sofas und Sessel maßanfertigen. Wir schicken dann den gewünschten Stoff zu dieser Firma, wo das Möbelstück bezogen wird. Das Wunderbare daran ist, dass der Kunde sozusagen ein Einzelstück bei sich zu

Hause stehen hat. Fixe Preise haben wir nur bei den Stoffen oder Accessoires. Alles, was wir darüber hinaus noch weiterverarbeiten, wird nach Arbeitsaufwand kalkuliert. Der Preis variiert hier je nach Größe und Material, aber wir geben viele Tipps und oftmals ist es günstiger als gedacht – einfach nachfragen. Ihr führt hier allerdings nicht nur Stoffe, sondern habt auch Tapeten, wie ich sehe. Wenn jemand seinen eigenen Wohlfühlraum lie­ ber mit Tapeten aufwerten möchte, sind wir auch dabei sehr gerne behilflich. Ob Schlafzimmer, Wohnzimmer, Badezimmer oder Küche, wir haben für jeden Raum die passenden Motive von klassischen Mustern bis zu ausgefallenen Stücken. Wir bie­ten alle Modelle namhafter Hersteller an und führen unter anderem bekann­ te Marken wie Ralph Lauren, Thibaut®, Boråstapeter, Voyage oder Morris & Co. Mit solch hochwertigen, klassischen Tapeten kann man nichts falsch machen. Welchen Stil mögt ihr am liebsten? Modern oder rustikal, bunt oder dezent, chaotisch oder clean – wir haben an sich nicht den einen Stil. Hauptsache, gemütlich und individuell. Kann man bei euch nur den Stoff erwerben oder auch Möbel beziehen lassen? Wir haben eine der

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Les Tissus Colbert Salzburg

besten Tapeziererinnen an der Hand, worüber wir sehr glücklich sind.

am wohlsten fühlt, und das ist meist sehr individuell und nicht trendgegeben.

Macht ihr auch Interior-Konzepte? Auf Wunsch erstellen wir mit unseren Kunden zusammen schöne Einrichtungskonzepte, die Räume sofort komplett anders wirken lassen. Gerne kommen wir auch mit ei­nigen Stoffsamples zu ihnen nach Hause und probieren vor Ort, um eine stimmige Lösung zu finden. Auch ein Bettüberwurf mit einem farbenfrohen Muster ist meistens charmanter als der weiße Klassiker und lässt oftmals sogar das Schlafzimmer „aufgeräumter“ wirken. Wir haben Meterware mit 2,80 Meter Breite, damit kann man jedes Bett gut „verstecken“ und ei­ nen schönen Farbakzent schaffen. Aber unsere Stoffe werden auch gerne für Betthäupter benützt, dies lie­ ben wir sehr.

Was wird sich bei euch in der nächsten Zeit tun? Uns ist bewusst, dass Onlineshopping für viele Leute zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, darum werden auch wir ab dem Jahr 2021 Accessoires und Stoffe online anbieten. Nähere Informationen zu unserem Onlineshop findet man auf unserer Website. Nachdem viele unserer Kunden nicht direkt aus Salz­ burg kommen, war es für uns ein logischer Schritt, hier mit der Zeit zu gehen. Mimi wird regelmäßig den Shop mit saisonalen Highlights befüllen.

Wohin geht der Trend? Oder kann man das bei so einer klassischen Firma nicht sagen? In Salzburg ist der klassische Stil mit eher dezenten Farben sehr be­liebt, das heißt mehr Beige-, Grau- und Blautöne. Vom Muster her sind Streifen und Blumenmotive äußerst gefragt. Jetzt im Herbst und im Winter sind Grün-, Rot- und Grautöne angesagt. Ich würde sagen, Trends kommen und gehen. Im Endeffekt sollte man sich sein Zuhause jedoch so einrichten, wie man sich

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Foto: Voglperspektive - Mike Vogl

RESTAURANT BRUNNAUER Wunschmenü vorbestellen und mitnehmen

Richard Brunnauer gehört zu Salzburg, wie der Semmelkren zum Tafelspitz. Wer seinen Aufenthalt in der Mozartstadt, neben zahlreichen kulturellen Highlights, auch kulinarisch unvergessen machen möchte, dem sei ein Besuch in einem der bekanntesten Restaurants der Stadt ans Herz gelegt.

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er begnadete Haubenkoch steht vor allem für klassische Gerichte. Auf das Notwendigste reduziert und mit der richtigen Portion Fingerspitzengefühl garniert, bringt er seine Speisen auf den Punkt. Zahlreiche Stammgäste und internationales Publikum geben sich hier die Klinke in die Hand. Dies liegt nicht zuletzt auch am herrlich einladenden Ambiente der Gründerzeit-Villa von Bauherrn Jakob Ceconi. Auch die herzliche und überaus angenehme Atmosphäre, durch das erfahrene Zusammenspiel von Professionalität und Aufmerksamkeit, trägt ihres dazu bei. Ein mehrgängiges Abendessen, ein gemütlicher Mittagstisch oder ein schneller Snack an der Bar, das Restaurant bietet kulinarisch als auch räumlich die volle Bandbreite an Möglichkeiten; im offiziellen oder privaten Rahmen. Im Advent ist es vor allem eine Top-Adresse für Weihnachtsfeiern. Flexible und exklusive Raumwunder, sowie individuelle Betreuung und Gestaltungsmöglichkeiten inklusive. Besonders beliebt: Der Aperitif oder

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Glühweinempfang auf der hauseigenen Terrasse mit unschlagbarem Festungsblick. Heuer gibt es außerdem erstmals die Möglichkeit für eine „Weihnachtsfeier to go“. Auf Vorbestellung zaubern Richard Brunnauer und sein Team gerne das gewünschte Menü für den besonderen Genuss zu Hause! I N F O B OX

Restaurant Brunnauer Fürstenallee 5, 5020 Salzburg Tel: +43 662 251010 office@restaurant-brunnauer.at www.restaurant-brunnauer.at


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Ausschnitt: „Großes Kino“ – eine filmische Annäherung

Raumausschnitt: Don Giovanni kauft sich eine Lederhose 52 SCHLOSSSEITEN

Foto: Simon Fowler

Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben.


Fotos: Salzburg Museum/Luigi Caputo

Regiebuch mit handschriftlichen Eintragungen von Max Reinhardt zu Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“, 1911, 1920, 1927, 1930er-Jahre, Archiv der Salzburger Festspiele

GROSSES WELTTHEATER

100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE DIE LANDESAUSSTELLUNG IM SALZBURG MUSEUM Am 22. August 1920 findet die erste Aufführung des Schauspiels „JEDERMANN“ von Hugo von Hofmannsthal unter der Regie des begnadeten Regisseurs Max Reinhardt auf dem Domplatz in Salzburg statt. Diese Vorstellung gilt als Geburtsstunde der Salzburger Festspiele, heute das weltweit größte und bedeutendste Festival der klassischen Musik und der darstellenden Kunst. Die Höhen, aber auch die Tiefen auf dem hundertjährigen Weg zum Kultur-Olymp erlebt der Besucher auf mehr als 1.800 qm Ausstellungsfläche in der ehemaligen Neuen Residenz der Salzburger Fürsterzbischöfe. In keiner Stadt der Welt verschmelzen Kunst und Kultur, Architektur und Landschaft, Eliten und Bürgertum so intensiv wie in Salzburg. Gespielt und musiziert wurde hier bereits seit dem Mittelalter, pompöse Messen und Oratorien gehörten zum Alltag, ebenso Mysterienspiele, Kostümfeste und Umzüge. Die erste Opernaufführung nördlich der Alpen fand 1614 am Hof des Salzburger Erzbischofs Marcus Sitticus, Graf von Hohenems (1574–1619) statt. Die Aula der 1622 gegründeten Benediktiner-Universität war Veranstaltungsort studentischer Aufführungen von Dramen und Singspielen, unter anderem 1767 auch der Oper „Apollo et Hyacinthus“ des erst elfjährigen Wolfgang Amadeus Mozart.

stellung die Geschichte der Gründung der Festspiele, deren künstlerische und kulturelle Entwicklung sowie die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Stadt Salzburg.

Das Salzburg Museum mit Direktor Martin Hochleitner sowie das Team der Salzburger Festspiele mit Margarethe Lasinger und den Gestaltern Michael Veits und Ferdinand Wögerbauer zeigen in der Landesaus­

„IM DIALOG“ den Festspielen begegnen – das ist die Botschaft des Rundganges durch die zwölf Räume des ersten Obergeschosses. Unter dem Titel „WAS WÄRE SALZBURG OHNE DIE FESTSPIELE?“ sind im

In der Säulenhalle unmittelbar nach dem Eingang erwartet den Besucher „GROSSES KINO“ – eine filmi­ sche Annäherung an die Festspiele. Nimmt man vor der Kulisse des imposanten Salzburger Domes mit der Tischgesellschaft des „Jedermann“ aus dem Jahr 1920 Platz, um die vom ORF produzierte Dokumentation zu sehen, ist die einzigartige Atmosphäre spürbar, die bis heute die Zuschauerinnen und Zuschauer faszi­ niert.

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ersten Raum Interviews über Hypothesen zu hören und Modelle nie erbauter Festspielhäuser zu sehen. Es folgen „FRÜHE VISIONEN“, eine Zusammenarbeit mit dem Theatermuseum Wien. Zitate auf von der Decke hängenden Textfahnen, diverse Dokumente und Materialien in Vitrinen sowie Entwürfe für Festspielhäuser führen durch ein verschlungenes Labyrinth – Irrwege bis zur Gründung des Festivals im Jahr 1920. Der herrliche Blick vom rückseitigen Portal des Schlosses Leopoldskron auf die steinernen Seepferdchen am Ufer des Leopoldskroner Weihers und das Foto des Grabmales des Gründervaters Max Reinhardt sowie diverse Gegenstände aus dessen Besitz symboli­ sieren „DIE BRÜCHE“. Diese Rauminszenierung entstand in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Wien und verweist auf die vom National­sozialismus erzwungenen Einschnitte in Reinhardts Leben. Pompös mit Spiegeln und rotem Teppich wie in einem Theaterfoyer, mit Monitoren und Animationen ausgestattet, ist der Raum „JEDERMANN ERWARTET SICH EIN FEST“. Unterstrichen werden soll die einmalige und herausragende Rolle der Festspiele im europäischen Kontext. „DON GIOVANNI KAUFT SICH EINE LEDERHOSE“ – und steigert damit die Produktion der Trach­ tenmode in Salzburg. Hier wird anhand von zahlreichen Fotos Prominenter und einigen Trachtenmodellen, die in der aus dem Jahre 1606 stammenden holzgetäfelten „Goldeg­ ger Stube“ ausgestellt sind, der Zeitgeist der frühen Jahre der Festspiele dokumentiert. Gezeigt wird je­ doch auch, dass das Tragen der Tracht zu dieser Zeit ein politisches Statement sein konnte. Der Schweizer Lionel Favre (* 1980) bearbeitete künst­ lerisch in „DIE STADT ALS BÜHNE – SPIELSTÄTTEN DER SALZBURGER FESTSPIELE“ historische Baupläne und technische Skizzen der Festspielhäuser. Mit schwarzer Tinte entstanden gezeichnete Momente der Festspielgeschichte. Reinsten entspannenden Hörgenuss mit ausgesuchten Konzertaufnahmen der Wiener Philharmoniker erlebt der Besucher auf den weichen Sitzsofas im „KLANG.RAUM/KLANG. KÖRPER“. Die „REQUISITE“, eine Installation des

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Bild unten: Johann Wolfgang von Goethe, „Faust I“, Probe 1933; Regie: Max Reinhardt; Max Reinhardt, Johannes Reich und Hans Niederführ; © Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger

Berliner Aktionskünstlers John Bock (* 1965), nimmt Bezug auf das Stück „Jedermann“. Die Skulptur im Raum „DER VOGELFÄNGER BIN ICH JA …“ ist eine Hommage an Mozarts „Die Zauberflöte“ des britisch-nigerianischen Künstlers Yinka Shonibare (* 1962), der durch die Arbeit mit Dutch Wax – be­ druckten, farbenprächtigen Baumwollstoffen – be­ kannt wurde. „DAS WORT“, ein Raum, den die Künstlerin Eva Schlegel und das Literaturarchiv Salzburg gestalteten, beendet den Rundgang. Videoinstallationen und ausgewählte Texte sollen die Bedeutung des zeitgenössischen Schauspiels bei den Festspielen dokumentieren. „AUF DER BÜHNE – ON STAGE“ der Felsenreitschule glaubt man sich zu befinden, wenn man die Kunst­ halle im Unterge­ schoss des Museums betritt. Hier sind Kostüme aus verschiedenen Produktionen ausgestellt und Fotowände mit Darstellungen aus allen Neuinszenierungen der Festspiele. In dem anschließenden Studio befindet sich die Videoinstallation „DEATH AND BIRTH IN MY LIFE“ des Schweizer Dramaturgen und Künstlers Mats Staub (* 1972), dessen Arbeiten sich mit Erinnerung, Lebenserzählung und biografisch einschneidenden Erfahrungen befassen. Auf Fauteuils aus der „Jedermann“-Produktion von 2002 sitzend, hört man Gespräche mit Menschen, die an der Produktion des „Jedermann“ vor oder hinter den Kulissen beteiligt waren, aber auch aus den Zuschauerreihen. Der gewölbte, stuckierte und durch zehn Marmorsäulen in zwei Schiffe geteilte prunkvolle Saal der Max Gandolph Bibliothek, unter Erzbischof Max Gandolph von Kuenburg 1674 bis 1684 erbaut, wurde für die Ausstellung „DAS ARCHIV – 100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE“ zum Theaterhimmel für historisch interessierte Besucher. Eine Chronologie der Festspiele von 1920 bis 2020 zeigt besondere


„Das Salzburger Land ist das Herz vom Herzen Europas. Das mittlere Europa hat keinen schöneren Raum – und gerade hier musste Mozart geboren werden.“ Hugo von Hofmannsthal, Gründungsmanifest der Salzburger Festspiele, 1919

„Komponirt ist schon alles – aber geschrieben noch nicht.“ Wolfgang Amadeus Mozart, Brief an seinen Vater, „Mon très cher Père!“, „Munic ce 30 decembre 1780“

„Was ist das Erste, das dem Chaos des Kriegs entsteigt? Ein Mozart-Festspielhaus in Salzburg.“ Berta Zuckerkandl-Szeps (1864–1945) war eine jüdische österreichische Schriftstellerin, Journalistin, Kritikerin und Salonnière.

„Mein Haus hat ein gut Ansehn, das ist wahr, steht stattlich da, vornehm und reich!“ Hugo von Hofmannsthal, „Jedermann“

„Die menschliche Stimme ist das schönste Instrument, aber es ist am schwierigsten zu spielen.“ Richard Strauss (1864–1949), Gründungsvater der Salzburg Festspiele

„Ich habe achtzehn Jahre in Leopoldskron gelebt, wirklich gelebt, und ich habe es lebendig gemacht. Ich habe jedes Zimmer, jeden Tisch, jeden Sessel, jedes Licht, jedes Bild gelebt. Ich habe gebaut, gezeichnet, geschmückt, gepflanzt und geträumt davon, wenn ich nicht da war. [...] Ich habe es immer feiertäglich geliebt; nie als etwas Alltägliches. Es waren meine schönsten, reichsten und reifsten Jahre [...] Ich habe es verloren, ohne zu jammern. Ich habe alles verloren, was ich hineingetragen habe. Es war der Ertrag meiner Lebensarbeit.“ Max Reinhardt (1873–1943)

„Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken.“ Max Reinhardt (1873–1943) SCHLOSSSEITEN

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Foto: Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger

Richard Strauss, „Der Rosenkavalier“, 1960; Dirigent: Herbert von Karajan; Regie: Rudolf Hartmann; Hilde Güden (Sophie), Sena Jurinac (Octavian)

Momente, Dokumente und Fotos, jeweils gebündelt aus einer Dekade. 100 Objekte mit Bezug zu den Festspielen, darunter das Regiebuch des „Jedermann“ mit Eintragungen von Max Reinhardt aus den Jahren 1911, 1920, 1927 und den 1930er-Jahren, oder das Skizzenbuch von Richard Strauss zur Oper „Frau ohne Schatten“, Erstaufführung bei den Festspielen im Jahr 1932. Kostüme erinnern an den Schauspieler Attila Hörbiger, Darsteller des „Jedermann“ des Jahres 1947, oder an die Sängerin Anna Netrebko in der Rolle der Violetta in Verdis „La Traviata“ aus dem Jahr 2005. Und wem die Fülle des bereits Gezeigten noch nicht genügt, der kann sich im Bild-, Ton- und Klangarchiv weitere Informationen holen. In Zeiten von Corona hat das Salzburg Museum Vorsorge getroffen, damit sämtliche Hygienevorschriften mehr als erfüllt werden. Die Ausstellung ist so angelegt, dass die Besucherinnen und Besucher ausrei­ chend Abstand halten können. Einen Vorteil hat die Pandemie gebracht: Die Ausstellung wurde bis Ende

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Oktober 2021 verlängert. Schließlich feiern auch die Salzburger Festspiele ihren runden Geburtstag ausgiebigst noch im Jahr 2021, und ein mehrmaliger Besuch ist angesichts der Fülle der Informationen zu empfehlen. Text: Eva von Schilgen

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GROSSES WELTTHEATER 100 Jahre Salzburger Festspiele 26. Juli 2020 bis 31. Oktober 2021 Salzburg Museum, Neue Residenz Mozartplatz 1 5010 SALZBURG T +43 662 620808-700 office@salzburgmuseum.at www.salzburgmuseum.at


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VORHANG AUF BEI TRACHTEN STASSNY

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ach 37 erfolgreichen Jahren unter der Führung von Sylvia und Armin Hägele ändert sich bei Stassny die Intendanz und der Vorhang öffnet sich für die neue Geschäftsführung unter Berta Rainer und Petra Theusinger. Die beiden sind bereits langjährige Mitarbeiterinnen bei Stassny und bekleiden nun auch ihr neues Amt mit großer Freude und Begeisterung. Schon immer war ihr Credo „Wir lieben, was wir tun!“ zu spüren. Verbunden durch dieselben Vorstellungen und Werte, gepaart mit viel gegenseitiger Unterstützung, verfolgen sie täglich ihr oberstes Ziel: Jeder Kunde soll das Haus mit dem guten Gefühl verlassen, perfekt beraten und mit Herzlichkeit betreut worden zu sein.

Berta Rainer leitet das Geschäft schon seit vielen Jahren und ist zuständig für den Einkauf, den Verkauf und das Marketing. Ihre Geschäftspartnerin Petra Theusinger kümmert sich um den kaufmännischen Bereich und die Finanzen. I N F O B OX

TRACHTEN STASSNY Getreidegasse 35, 5020 Salzburg Tel: +43 662 842357-0 E-Mail: office@stassny.at www.stassny.at

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STASSNY LÄSST TRACHT ERLEBEN Es gibt sie noch. Diese kleinen Salzburger Geschäfte, in denen der Charme zu Hause ist. Das Traditionshaus Trachten Stassny in der Getreidegasse wird zu Recht zu diesen Raritäten gezählt.

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hrem Credo sind sie über all die Jahre treu geblieben, und so gilt Stassny damals wie heute als Synonym für Stil, Lebensfreude und Authentizität. Dass Tradition und Moderne sich nicht ausschließen, sondern durchaus sehr reizvoll miteinander kontrastieren, das ist die hohe Kunst, die Stassny mit viel Fingerspitzengefühl beherrscht. Inspirationen für die Kollektionen holt sich das Stassny-Team u. a. auf Messen in ganz Europa. Klassisch traditionell oder lieber ein wenig mehr Lifestyle? Wer zu Stassny kommt, darf sich auf Besonderes freuen. Einheimische Trachtenliebhaber und Kunden aus aller Welt schätzen an dem Traditionshaus die einzigartige Auswahl, Tracht für jeden Anlass und modische Accessoires mit dem gewissen Quäntchen Extra-Chic sowie die vielen Eigenkreationen. Die Kollektion von 2020 wurde zum Beispiel durch das 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele inspiriert, und so widmete sich das Stassny-Team ganz der Kunst.

Sie legen dabei stets Wert auf Materialien mit höchster Qualität sowie auf perfekte Passformen und beweisen großes Gespür für Details. Und sollte einmal etwas nicht passen, werden Ihre Kleidungsstücke in der hausinternen Schneiderei à la minute geändert.

Neben diesen Ingredienzien für einen zeitlosen Auftritt und Garant für Stil abseits der Masse besticht Stassny durch die kompetente Beratung und das Kundenservice. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Stilberater und langjährige Spezialisten in ihrem Fach, die mit viel Erfahrung und Hingabe ihre Arbeit tätigen.

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HW, Udine 2014

Mirabellgarten Salzburg, HW 2019

DR. WOLFGANG HOHENWALLNER

BILDHARMONIEN An einem dunklen, verhangenen Horizont erscheinen die Sekunden des Glücks im Zeitrad beinahe von selbst, das Erleben dieses Naturereignisses liegt in der Seele derjenigen, die dieses ergreifen, begreifen und sehen können. (Raum & Zeit, HW 1994) Zur liebevollen Erinnerung an Herrn Dr. Wolfgang Hohenwallner (* 1939 in Salzburg, † 2020 in Linz). Primarius i. R. im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz. Ehem. Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Chemie. Schöpferischer Künstler, bildnerisch, literarisch und darstellerisch.

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olfgang Hohenwallners harmonische Erzählform ist jene mit Pinsel, Kohle- und Kreidestift. Es sind Motive der Landschaft und der Architektur und von allem, was darin lebt – aber auch stirbt. Vergänglichkeit und Geburt werden illustriert und ergeben Momentaufnahmen, die mehr ausdrücken als ein abendfüllendes Gespräch. 1939 geboren in Salzburg. 1957 Studium der Medizin an der Universität Innsbruck, Aufbau des Laboratoriums in der Kinderklinik Innsbruck. 1971 Berufung nach Linz, Aufbau und Leitung der Laboratorien im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz bis zur Pensionierung 2006. „Dass in Wolfgang künstlerische Talente schlummern, haben wir Mitschüler schon früh durch unseren Zeichenlehrer, Herrn OStR. Franz Reitsamer, im Salzburger Privatgymnasium Borromäum erfahren. Dieser hat

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Wolfgangs Zeichnungen immer sehr hervorgehoben.“ Daran erinnert sich Franz Mayrhofer gut, jetziger Präsident des PEN-Clubs Österreich/Salzburg. Darüber hinaus pflegte er die persönliche und literarische Beziehung zu seinem Freund Hohenwallner. Journalist Dr. Mayrhofer schätzt dessen Texte in Lyrik und Prosa, die Hohenwallner bildnerisch dokumentierte und dann mit der bekannten Signatur „HW“ beendete. Die musische Begabung förderte seine Mutter, die ihn sehr früh für die Musik, den Klavierunterricht bei Domkapellmeister Prof. Anton Dawidowicz in Salzburg sowie für Konzerte und Theater begeistern konnte. Sein Onkel Emmanuel Fohn war akademischer Maler; einige Bilder von ihm findet man im Lentos Kunstmuseum Linz. HW wollte sich aber nicht bloß auf sein vererbtes Talent verlassen, sondern besuchte immer wieder Kurse und Seminare, beginnend mit


dem Studium der Malerei 1976–1979 in der Kokoschka „Schule des Sehens“ auf der Festung Hohensalzburg bei Claus Prack, Gerhard Gutruf und Studium der Druckgrafik bei Alfred Billy 1990–97 im OK Linz. Später engagierte er sich selbst unterrichtend viele Jahre erfolgreich in seiner „Sommerschule am Attersee“. Exaktes Beherrschen der Technik, Ausdauer und Fleiß waren für ihn Voraussetzung für seine Tätigkeiten als Arzt und als Maler. Wolfgang Hohenwallner präsentierte seine Kunst seit 1979 über Österreich hinaus in Galerien, Museen und Instituten in Amerika, Kanada, Belgien, Deutschland und der Slowakei. Er veröffentlichte seit 1982 Kunstbände, Kataloge, Erzählungen und Kurzgeschichten in Prosa und Lyrik, hielt szenische Lesungen. 2005 erschien sein erster Roman. Bei einer Nikolo-Kneipe seiner Studentenverbindung K.Ö.H.V. Leopoldina Innsbruck lernte er Ursula Stadlbauer, die ebenfalls aus Salzburg stammt, kennen. 1965 wurde in Salzburg die Hochzeit gefeiert. Tochter Mag. Susanne Wach-Spatt, Juristin und Unternehmerin in Salzburg, und Sohn Wolfgang, Unternehmer in Leonding, gingen aus der Ehe hervor. Die Familie zog 1971 nach Oberösterreich, Leonding. Durch ihre vielseitigen Interessen und Ausbildungen konnte ihn Gattin Ursula in allen Belangen und Lebenslagen liebevoll unterstützen. Die Familie wuchs mit 8 Enkelkindern und 5 Urenkelkindern zur Großfamilie an. Besonders geliebt hat HW das Reisen. Auch hier setzte er seine charakterlichen Grundzüge, Willensstärke, Ausdauer, Gründlichkeit und Fleiß ein, studierte und erforschte akribisch neue Gegenden, Situationen und Menschen in ihrem Umfeld, die sich dann oft in seinen Werken wiederfanden. Beispielhaft faszinierte und inspirierte ihn Venedigs Schönheit und Melancholie; so widmete er dieser Stadt seinen ersten Kunstband „Gondoliere und Holzpfahl“. Zitat 1987 zu einem Aquarell: Wo immer ich mich in Venedig bewege, um in freier Natur zu malen, atme ich diese Stadt ein und versuche zu sehen. Begegnet bin ich nur der Schönheit und dem damit verbundenen Ende: „Im Labyrinth der engen Gassen flattern Morgenröte und der Tod in Masken.“ 2005 ging er als angesehener Primarius in Pension und konnte sich dann voll und ganz seinen künstlerischen Tätigkeiten trotz schwerster Erkrankungen mit unglaublicher Disziplin, Energie und reichhaltigen Ideen widmen. Seine letzten Arbeiten, waren unter anderem Gustav Mahler, Arthur Schnitzler, Shakespeare und den Salzburger Festspielen („Bildharmonien“) gewidmet. Unterstützt haben ihn seine geliebte große Familie, viele aufmerksame Bekannte und treue Freunde.

Bild oben: Das Abenteuer des Glasbläsers Luigi Ricci am Markusplatz, HW 2019 Bild mitte: 2. Il Campiello, HW 2019 Bild links: HW in Venedig, Fotografie, 1985

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„Pamina, Papageno, Sarastro und die Königin der Nacht.“ Die Zauberflöte, HW 2019

„Offizier Guglielmo: Liebhaber von Fiordiligi, er überreicht Blumen – Offizier Ferrando: Liebhaber von Dorabella – Despina: Kammermädchen der Damen“ – Così fan tutte, HW 2019

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Ursprünglich gedacht und geplant war das Ausstellungsprojekt „Bildharmonien“ als eine Präsentation der Werke von HW, explizit verbunden mit den Städten Salzburg und Venedig, aus frühen Jahren ab 1985 und Werken der beiden letzten Jahre 2019 und 2020, die er in seinem Atelier in Leonding rein aus dem Gedächtnis gemalt hat. Das Konzept war als Vortrag mit zwei Teilen geplant. Mein Großvater war leider gesundheitlich nicht mehr in der Lage, dieses Projekt zu präsentieren. Ein großes Dankeschön geht an die Herausgeberin des SCHLOSSSEITEN Magazins, Lisa Gasteiger-Rabenstein, die es ermöglicht hat, einen kleinen Auszug dieses letzten Herzensprojektes meines verstorbenen Großvaters vorstellen zu dürfen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man anhand eines Vortrages zu den Bildern spricht – worin mein Großvater über eine besondere Gabe verfügte – oder wie er hier alternativ daraus ein rein schriftliches Konzept zu Papier bringt. VORWORT „Ich kommuniziere mit Menschen von Angesicht zu Angesicht, ich habe mich mit ihrem Sein, mit der Wertigkeit und Sinnlichkeit, mit der Komplexität der Beziehung zwischen den Geschlechtern und mit dem Ursprung des Seins beschäftigt. Ich selbst setzte mich mit dem Leben und Erleben auseinander, um es mit Schreiben und Malen zu dokumentie-

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„Reich mir die Hand, mein Leben, komm auf mein Schloss mit mir. Kannst du noch widerstreben? Es ist nicht weit von hier.“ Don Giovanni, HW 2019

ren. Bildnerisches Schaffen der Werke verlangt für die Entwicklung meiner Kunst Verwandlung, die Option der Intuition und die Energie der Prozesse.“ (HW, Jänner 2020) AUSZUG AUS TEIL 1 VENETOPHIL Aus Unterbewusstseinsgeschichten entstehen Bildgedanken. Sie werden lebendig und synergetisch. Sie sind verkleidet. Ich kann sie bildnerisch gestalten. Es kommt mir in den Sinn, beim venezianischen Karneval präsent zu sein. Ich träume vom Engelsflug „Volo dell’ Angelo“ in Venedig. Ich gleite mit Sehnsucht wie ein Artist an einem Stahlseil vom Campanile herab über den Markusplatz zu Boden. Erstaunt sehe ich Darbietungen der Kostümierten. Für sie bildet sich eine Parade. Ich selbst verkleide mich mit einer „Bauta-Maske“. Manche Frauen tragen die „Moretta muta“ aus schwarzem Samt. Ich war tatsächlich am Markusplatz in Venedig. Ich erlebe intensiv Venedig beim Malen und Zeichnen en plain air. Es entstehen zahlreiche bildnerische Werke.


„Wenn man im Karneval teilnimmt, wird man beinahe erdrückt von den Massen; ich versuche, mit geschlossenen Augen das Geschehen in einem Traum ohne Menschen in einer Gondel zu erleben.“ – Il sogno d’oro con desiderio di carnevale, HW 2019

„Der Markusplatz wird geräumt, das Sonnensymbol überwacht das Säubern nach dem Karneval.“ – Piazza Deserta, HW 2019

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Jedermann, HW 2018

Auffahrt zum Festspielhaus, HW 2019

Ein weiterer Gedanke, der gegen Ende des 1. Teiles aus Venetophil entstanden ist: Berührende Gedanken erfüllen mich, als ich an das Zuhause denke. Erfüllende Gedanken lassen einen Abschiedsbrief schreiben. Ich erlebe Wolkentropfen, stecke sie in meine Tasche. Daheim ruhen sie als Tränen in meinen Händen. Ich muss wiederkommen. Ich lasse mich in Venesia hineinfallen, zeit- und raumlos. (HW 2019) AUSZUG AUS TEIL 2 HOMMAGE AN DIE SALZBURGER FESTSPIELE Ich verehre die Festspiele in Salzburg. Ich erlebte phantastische Wiedergaben und neue Illusionen unter berühmten Regisseuren, Dirigenten, Sängern und Schauspielern. Einen Einfluss für das bildnerische Schaffen erfahre ich retrospektiv durch das Studium der Almanache mit den Programmen für die Salzburger Festspiele. Meine Intention betraf nicht die Replikation einer Szene mit Bühnenbild, mich interessierten die Figuren, der Charakter der ausgesuchten Schauspieler/-innen für die bildnerische Darstellung. Somit formuliere ich einen mir gefälligen Zustand in Aktion und Position der auftretenden Personen. Ausgewählt habe ich einige Aufführungen, die ich selbst im Rahmen des Festivals erlebt habe.

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Maria Theresia Hannak und HW, Leonding 2018

Zu diesem Thema folgt eine Sammlung an Bildern und Schriftstücken – Der Rosenkavalier, Jedermann, Die Zauberflöte, Così fan tutte, Die Frau ohne Schatten, Don Giovanni, Lulu, Elektra – und sie endet mit dem 5. Akt der Tragikomödie „Das weite Land“. Einige Bilder sind zu sehen in den Susanne Spatt Stores in Wien, Bad Aussee und Salzburg. Für mehr Informationen: Ursula Hohenwallner, hohenwallner@utanet.at „Lieber Opa, dein kunstvoller Lebensweg, deine tief ergreifenden Werke, deine interessanten Erzählungen und kreativen Arbeiten leben in deinen Bildern und in uns weiter. Deine Enkelin“ Text: Dr. Wolfgang Hohenwallner und Maria Theresia Hannak, B.A. (eh. Spatt)


OSTERFESTSPIELE SALZBURG 2021 CHRISTIAN THIELEMANN SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN

27. März — 5. April

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Christian Thielemann Sächsische Staatskapelle Dresden Anna Netrebko • Yusif Eyvazov • Golda Schultz

Unter der Leitung von Sir Antonio Pappano • Christian Thielemann Sir András Schiff • Philippe Herreweghe Kartenbestellungen für Förderer sind ab sofort möglich: Tel. +43/662/80 45-361 • karten@ofs-sbg.at Einzelkartenverkauf beginnt am 1. Dezember 2020

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SALZBURG PLACES TO GO

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WIR SIND WILD AUF WILD Der Herbst ist Wildzeit im Schlosswirt

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ls leidenschaftliche Jäger sind die Wildwochen für uns jedes Jahr ein Highlight im kulinarischen Kalender. Ob Wildschwein, Reh oder Hirsch: Heimisches Wild zeichnet sich durch seine regionale Herkunft und kurze Lieferketten aus. Der Ursprung des Genusses liegt zwischen Baumwipfeln, Gestrüpp und auf saftigen Wiesen. Die möglichst freie Haltungsform der Wildtiere ist einer der vielen Gründe, warum deren dunkles Fleisch so begehrt ist und bei uns auf der Speisekarte einen hohen Stellenwert hat. Unser Küchenteam rund um Küchenchef Stephan Kleinberger verwöhnt Sie mit altbewährten und neu interpretierten Wildgerichten. Bei uns im Schlosswirt kommen Hirsch, Reh, Gams und Fasan teilweise sogar aus der eigenen Jagd im Lungau. Stephan Gassner nutzt jede freie Minute, um zusammen mit seiner Freundin und Hund Faros Zeit im Wald zu verbringen. Die Faszination für die Jagd wurde ihm in die Wiege gelegt. Auch sein Vater

und sein Großvater sind begeisterte Jäger und prägten bereits die lange Tradition der Wildspezialitäten im Schlosswirt und allen anderen Gassner Betrieben. Möchte man einen gemütlichen Abend im engeren Familien- oder Freundeskreis verbringen, gibt es sogar die Möglichkeit eines Separees im 1. Stock. Und wenn der Abend dann mal länger dauern sollte, kann man selbstverständlich ein gemütliches Zimmer nehmen, um schon vom Frühstück am Morgen danach zu träumen. I N F O B OX

Hotel & Restaurant Schlosswirt zu Anif Salzachtalbundesstraße 7, 5081 Anif Tel: +43 6246 72175 info@schlosswirt-anif.at www.schlosswirt-anif.at Öffnungszeiten: Di–Sa 11.30–14 Uhr und 18–21 Uhr

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Wandschrank: klassisch; modern-zeitlos Das Team von RW RW Design; Architektur & Interiors Regalfarbe: Skater N° 65; Caparol Icons empfängt Sie im wunderschönen Büro und Wohnaccessoires: PolsSteingasse Potten; Selletti; Interior-Shop in der 49. Sugar&Sugar 72

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Foto: Per Schorn

Foto: Moritz Ott

Custom-made Leuchte, Restaurant „Zum Gemalten Haus“, Frankfurt

FARBE UND FORM TRIFFT AUF FUNKTION Salzburg

Frischer Wind vereint sich mit Tradition. Die Leichtigkeit ist es, die diese zwei Kontroversen durch Erfahrung, Stil und Weltoffenheit verbindet. Ein Architekt mit viel Gespür für Innenarchitektur, der in der Salzburger Steingasse die Szene aufmischt und viel Neues mit in die Stadt bringt. Ein Büro war jedoch nicht genug. In den Rundbogenfenstern des Hauses Steingasse 49 hat sich Rolf Wacha einen kleinen Interior-Shop mit ausgewählten Highlights von verschiedenen Herstellern designt.

Text: Sophia Sungler

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Foto: © Moritz Ott

Büro & Interior-Shop RW Architektur in der Steingasse 49; Farben: Caparol Icons; Tapete: Pierre Frey; Leuchte: Brokis

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olf Wacha, gebürtiger Frankfurter, Architekt und Designer, ist neu in Salzburg. Neu, weil er den Sitz seiner seit Jahren florierenden Firma verlegt hat, um den Charme und die Tradition der Mozartstadt in seinen Projekten einzufangen und mit seiner ganz individuellen, zum Teil poppigen und bunten, aber stets stilvollen und gediegenen Art zu kombinieren. In der Steingasse siedelten sich schon vor über 300 Jahren Gewerke an, die zum guten Wohnen beitrugen – Heimat der Hafner, Leinenweber und Ledergerber, die sich auf diesem Teil der alten Römerstraße, die bis nach Aquileia führte, um ihre Geschäfte kümmerten. Heute reichen die Projekte von Hotels über Restaurants bis zu Bars und privaten Residenzen mit einem breiten Spektrum an Erfahrung. Und genau wie vor 300 Jahren werden auch hier alle diese Materialien angeboten und eingeplant. Als Architekt entwirft und konzeptioniert Rolf die Hülle, das Gebäude an sich, das Gesamtkonzept, das er dann wiederum durch seine ausgesprochene Leidenschaft im Bereich der Innenarchitektur befüllt. Fliesen, Holzböden, Wandfarben und spezielle Tapeten, umgeben von Möbeln höchster Qualität, ergeben auf seinen Präsentationen immer ein traumhaftes Bild. Er kombiniert Farben und Formen, interpretiert sie in selbst entworfenen Tapeten und maßgefertigten Ein-

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bauten neu und vergisst dabei dennoch nicht auf das Essenzielle – die Funktion. Das Team um Rolf Wacha besteht mittlerweile aus einer weiteren internationalen Architektin und einer Bautechnikerin. Was das Besondere ist? Sie teilen die Leidenschaft zur Innenarchitektur. Und was wäre ein engagiertes Team ohne verlässliche Partner? Über die letzten Jahre hat sich rund um das Büro ein ausgewählter Kreis an Produzenten vieler Bereiche der Bau- und Designbranche gebildet. Ein sehr wichtiger davon ist Caparol Icons. No. 65 Skater, No. 37 Kiss Catch und 118 weitere ausgefallene Namen gab Caparol Icons seinen Farben, die ikonische Momente der Farbkultur interpretieren. Mit 125 Jahren Erfahrung und unvergleichbarer Qualität aus Deutschland hebt sich Caparol Icons am Markt deutlich ab. „Beloved Paint“ nennt der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Murjahn die Farben, denn jede Dose beinhaltet einen Teil der Tradition, des Wissens und der Begeisterung. Das Team arbeitet ausschließlich mit 120 satten und hochpigmentierten Farben, die eine besondere Farbtiefe auf der Oberfläche schaffen – aus reiner Überzeugung. Die Wände des Salzburger Büros, das zeitgleich auch ein kleiner Interior-Shop mit ausgewählten Besonderheiten ist, erstrahlt in dunklem Blau und Rosa. Das Blau ist No. 65 Skater aus der


Foto: Pierre Frey

Foto: Gubi

Foto: Caparol Icons

Foto: de Gournay

Alle Produkte erhältlich bei RW Architektur & Interiors SCHLOSSSEITEN

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1980er-Farbkollektion „Synthetische Welten“. Caparol Icons designte in dieser Kategorie 19 Farben in Anlehnung an die 80er-Jahre, in denen Synthesizer und neue Technologien am Vormarsch waren. Neon, Metallic und Grau sowie harte Kontraste waren der neue Stil. Neben der Farbe No. 65 Skater, dem liebsten Blau von RW, welche an das Griptape der Skateboards angelehnt ist, gibt es auch No. 49 Punk Purple, ein starkes, aber zurückhaltendes Grauviolett, eine Hommage an die lila Frisuren des Glam Punks der 1980er. Als Kontrast wählte Rolf Wacha No. 37 Kiss Catch, ein romantisches Altrosa, ein zarter Ton, der beschrieben wird durch das unschuldige Spielen von Kindern in den prüden Nachkriegsjahren. Wenn Mädchen den Jungs hinterhergelaufen sind und einen flüchtigen Kuss erwischten – Kiss Catch! Die Kollektion der 1950er-Jahre wurde benannt nach der Sehnsucht nach Unschuld. Der Wunsch nach einem Neuanfang lässt Designer zu hellen, weichen Tönen greifen, die einen fast surrealen Optimismus symbolisieren. Eine weitere Farbe aus dieser Reihe ist ein makelloses Blau, wie man es vom Atlantik Brasiliens kennt. Lebensfreude, Charme und Bossa Nova – No. 58 Copacabana. Alle 120 Farben sind bei Rolf Wacha exklusiv in Salzburg zu erhalten. Sie wissen nicht genau, welche Sie wählen sollen? Natürlich wird im Büro auch eine Farbberatung angeboten!

Foto: Parkhotel Rothof

Farbe allein wirkt jedoch nicht – man benötigt auch Licht! Das richtige Lichtkonzept zu erstellen ist eine

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große Kunst. Rolf Wacha erwähnt im Gespräch, dass jeder Grundriss, jedes Gebäude und jeder Garten individuell zu betrachten ist. Man erarbeitet sich zwar ein Spektrum an speziellen Lampen und Leuchten von diversen Herstellern, die man wiederkehrend verwendet, jedoch gilt es diese auch richtig einzusetzen, denn kein Raum gleicht einem anderen. Die Konzepte werden stets mit der Bauherrschaft gemeinsam entwickelt: Was braucht der Kunde? Wie lebt er? Möchte er hell leben oder eher mystisch und geheimnisvoll? Hier kommt es besonders darauf an, den Unterschied von technischem und dekorativem Licht zu erklären. Ersteres ist Licht, das man braucht, um Räume oder besondere Stellen in einem Raum gut auszuleuchten, ein Arbeitslicht. Dekoratives Licht hingegen kreiert Gemütlichkeit, Geborgenheit und Geheimnisse. Rolf Wachas Leidenschaft ist es, interessante angepasste Lichtsituationen zu erzeugen, die Wirkung von hell und dunkel auszureizen, denn wo Schatten ist, da ist auch Licht. Im Jahr 2015 hatte Rolf Wacha die Möglichkeit, den Messestand der Firma Baulmann auf der Light + Building in Frankfurt zu gestalten. Baulmann Leuchten zählt zu einem der wichtigsten Partner des Salzburger Büros. Gemeinsam werden Visionen besprochen und Leuchten für Hotels und Restaurants entworfen; die Unikate erstrahlen in privaten Häusern, Lobbys oder Hotelfluren. Das seit 1941 existierende Unternehmen begann mit einer Lampenschirmfertigung, erweiterte dann


Foto: © Per Schorn

Foto: © Sittig Fahr-Becker

Foto: © Per Schorn

Foto: © Moritz Ott

Oben links: Bar Mural, München | oben rechts: privater Weinkeller | unten links: privates Seehaus, Land Salzburg | unten rechts: custom-made Leuchte, „Zum Gemalten Haus“, Frankfurt am Main SCHLOSSSEITEN

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Foto: © Moritz Ott

Bibliothek, privates Seehaus, Bibliotheksregal RW A&I

um die Metallbearbeitung und brilliert durch die Bearbeitung von Oberflächen. Genauso individuell wie die Lichtgestaltung sind auch die Bauherren. Die Philosophie von Rolf Wacha und seinem Team sind die Beratung und das Eingehen auf individuelle Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen der Bauherren. Besonders wichtig ist dies im Bereich der Gastronomie und privat geführten Hotellerie sowie im Ausbzw. Umbau bestehender Betriebe. Hier gilt es, die bereits positiven Aspekte zu verstärken und die negativen zu verändern und anzupassen. Im Parkhotel Rot­ hof in München wurde ein Bestandshotel zusammen mit dem Betreiber neu konzeptioniert und zu einem Boutique Hotel umgestaltet. Im Bereich der privaten Residenzen liegt der Fokus auf Beratung und Erstellung eines roten Fadens durch Einbindung eventuell bereits bestehender Möbel. Bei bestehenden Häusern wird gerne auf maßgefertigte Möbel zurückgegriffen, um diese so optimal wie möglich an den Kundenbedarf anzupassen – ob Farbe, Oberfläche oder Größe. Highlights durch Tapeten, Lichteffekte und die Verwendung spezieller hochwertiger Stoffe werden in Präsentationen entwickelt und später umgesetzt. Der Kre-

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ativität sind im Büro von RW Architektur & Interiors jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Und aufgrund der Vielzahl an nationalen und internationalen Partnern kann man sagen: Alles ist möglich! I N F O B OX

RW Architektur & Interiors ZT GmbH Steingasse 49, 5020 Salzburg Tel: +43 662 875566 E-Mail: su@rolfwacha.com www.rolfwacha.com


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KLARE LINIE

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Eine Kombination aus modernen Klassikern mit schlichtem Design kreiert einen straigh­ten Look für den goldenen Herbst. Helle und dunkle Töne spiegeln sich in grafischen Mustern und Silhouetten wider. 8.

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1. Pierre Frey Tapete „Amphore 01“, von Rolf Wacha A & I | 2. Hunter Boots, schwarz, von Popp-kretschmer.at, um € 149 | 3. Cire Trudon Raumduft „Ernesto“, von Rolf Wacha A & I, um € 180 | 4. Ferragamo Ledertasche, von Popp-kretschmer.at, um € 1.999 | 5. Brille im Cat-Eye-Look, von Tom Ford, um € 275 | 6. Ohrringe „Giulietta“, von Lieblingsstückerl.com, um € 149 | 7. Ferm Living Rico Lounge Chair, von Rolf Wacha A & I, um € 1.899 | 8. Vintage-Armspange aus Gelbgold, um 1950, von Rozetundfischmeister.at, um € 5.500 | 9. Luisa Spagnoli Tweedrock, von Popp-kretschmer.at, um € 249 80

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ZU HAUSE FEIERN

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Es duftet nach feiner Tanne. Kerzenlicht und Champagner gestalten die Atmosphäre zu Hause gemütlich und glamourös. Schöne Weihnachtskarten werden am antiken Sekretär verfasst und läuten die besinnliche Adventzeit ein.

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1. Adventgesteck in traditionellem Rot in einem Zapfenkorb, von Blumenschloessl.com, um ca. € 265 | 2. Stechpalmenbrosche aus Emaille, von Rozetundfischmeister.at, um € 110 | 3. Strickweste mit abnehmbarem Pelz, um € 449, Wickel­rock Paisley Grey, um € 349, von Leopoldinger.com | 4. Josef Frank, Mahagoni-Sekretär, Svenskt Tenn, Modell 1036, Schweden 1960er-Jahre, 123 x 120 x 42 cm, von Madero.at, Preis auf Anfrage | 5. Joseph Perrier Cuvée Royale, von Ma-maison.at in 5020 Salzburg & 1010 Wien, ab € 37,50 | 6. Paravent von Stefano Pertini, abstrakt bemalt, teilvergoldet, Neapel 1980er-Jahre, von Studio5-salzburg.com, Preis auf Anfrage | 7. Cire Trudon Kerze, von Ludwigbeck.de, um € 85 | 8. Kristall-Sektgläser, von Westwingnow.de, um € 28,99 | 9. Serviette, von Leiner.at, um € 7,99 | 10. Wandobjekt, von Westwingnow.de, um € 26,99 SCHLOSSSEITEN

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URLAUB ZU HAUSE

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Feine Wohnaccessoires in Naturtönen, kombiniert mit Senfgelb, lassen das Zuhause in einer idyllischen Ruheoase erstrahlen. Farbenfrohe Kunstwerke und Duftblumen kreieren dabei orientalische Gefühle.

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1. Tischwäsche aus Leinenstoff, von Leitnerleinen.com | 2. Windlichter-Set, von Westwingnow.de, um € 19,99 | 3. Servietten aus Baumwolle, von Maisonsdumonde.com, um € 8,99 | 4. Strauß aus Schwarzkümmel, von Maisonsdumonde.com, um € 16,99 | 5. Ohrringe, von Lieblingsstückerl.com, um € 149 | 6. „Elefant“, Helmut Koller, 1997, Acryl/LW, 76 x 120 cm, von Artriumonline.com, Preis auf Anfrage | 7. Servietten aus Bio-Baumwolle, von Maisonsdumonde.com, um € 9,99 | 8. Übertöpfe, von Westwingnow.de, um € 117 | 9. Hocker mit Bezug aus gelbem Dévoré-Samt, von Maisonsdumonde.com, um € 69,99 | 10. Teller, handgemacht, Gräser-Motiv, von Westwingnow.de, um € 23,99 | 11. Wanddeko aus Seegras, von Maisonsdumonde.com, um € 79,99 82

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ZEITLOSE ELEGANZ

1.

Traditionell, mit dem Augenmerk auf Qualität, beschreibt den Stil von Wohnen in Salzburg sehr gut. Natürliche Materialien mit Bezug zur Natur sowie Farben, die man auch sieht, wenn man einen Blick aus dem Fenster wirft, kreieren eine gemütliche Atmosphäre – zeitlos & elegant.

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8. 7. 1. Universelles, handgefertigtes Jagdmesser aus rostfreiem Damaststahl und Wüsteneisenholz, von Messermacher.at, um € 2.020 | 2. „Im goldenen Wald“, Fresco Art mit Goldauflage, 155 x 105 cm, von Stoffgalerie.at, Preis auf Anfrage | 3. Fischbacher Plaid „Amado“, von Rolf Wacha A & I, um € 469 | 4. Lampe aus geschnitztem Mangoholz, von Maisonsdumonde.com, um € 120 | 5. Caparol Icons Wandfarben in Matt, von Rolf Wacha A & I, um € 95 | 6. Gläser, handbemalt, von Stillsegler.com, um je € 32 | 7. Esstisch, 230 x 100 x 79 cm, recyceltes Ulmenholz, Metall, von Gehmacher Home & Lifestyle Store, um € 1.999 | 8. GUBI „Sejour“ Lounge Chair, von Rolf Wacha A & I, um € 2.189 | 9. Sanderson „Evesham Deer“-Tapete, von Rolf Wacha A & I 84

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BLAUES FARBSPIEL

1. 3.

Kunstvoll in den Herbst mit blauen Farbnuancen, kombiniert mit zartem Rosa. Prachtvoller Schmuck und moderne Accessoires erinnern an eine glänzende Stadt mit blauer Skyline und rosa Sonnenuntergang.

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6. 5.

1. Dénesh Ghyczy, Glass Garden, 2020, Öl/LW, 100 x 75 cm, Suppanfinearts.com, um € 5.250 | 2. Weißgold-Ring mit Aquamarin (8,29 ct), von Rozetundfischmeister.at, um € 7.300 | 3. „Blume des Lebens“ mit 270 handgefassten, natürlichfarbenen Pink-Saphiren (1,25 ct), in Roségold, von De-ungaria.com, Preis auf Anfrage | 4. Munna Lounge Sessel „Melody“, von Rolf Wacha A & I | 5. Lelièvre Stoff „Tribu“, von Rolf Wacha A & I | 6. Printworks „Domino“, von Rolf Wacha A & I, um € 20 | 7. Tasselloafer, Wildleder, von Bellas-vienna.at, um € 159 | 8. Balmain Tweedblazer, von Popp-kretschmer.at, um € 1.999 | 9. AYTM Windlicht „Tota“, von Rolf Wacha A & I, um € 38 | 10. Baulmann Wand-Deckenleuchte „Box“, von Rolf Wacha A & I, um € 135 SCHLOSSSEITEN

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DER LODEN

1. Altbewährt erleben die gewalkten Naturstoffe eine Renaissance und beweisen sich stilvoll als heimische Alleskönner in der Inneneinrichtung.

Text: Chiara Reichel

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er Erzählung nach war es ein gewisser Herr Loden, der im 19. Jahrhundert in Dresden den ersten Lodenmantel aus dichter Hochgebirgs-Schafwolle fertigte. Der Begriff „Lodo“ findet sich jedoch bereits im Alt­hochdeutsch des 10. Jahrhunderts als umgangssprachliche Bezeichnung für grobes Wollzeug. Lodenstoff wärmte und schützte die bäuerliche Bevölkerung Europas also bereits im Mittelalter vor Kälte und Nässe und ist ein wichtiger Bestandteil unserer traditionellen Trachten. Der Loden kann jedoch viel mehr sein als der trachtige Janker, der dankbare Wetterfleck oder die wärmenden Patscherl. Aufgrund seiner zahlreichen funktionellen Qualitäten und der einzigartigen Eigenschaft, die Raumatmosphäre zu erden, findet der Loden heutzutage auch immer öfter Einsatz in der modernen Inneneinrichtung. Mindestens so vielseitig wie seine Funktionen sind dabei die Kombinationsmöglichkeiten: Loden passt in klassische Schlösser, Jagdanwesen und Chalets ebenso wie – gekonnt platziert – in reduzierte Wohnungen und cleane Büros. Als Bezugsstoff für Polstermöbel empfehlen wir österreichischen Interior-Designer Loden besonders gerne, da dieses Naturprodukt mit oft über 100 000 Scheuertouren äußerst widerstandsfähig ist. Der antistatische Loden findet große Beliebtheit als Bezugsstoff für Essstühle und Sitzauflagen, Hussen und Sofas im Privat- sowie im Gastronomiebereich. Lodenvorhänge sind ein idealer Windund Kälteschutz vor Eingangstüren. Loden ist aufgrund seiner dichten Verwebung schwer entflammbar, sodass sich auch in der Nähe von offenen Feuerstellen mithilfe des Lodens im Unterschied zu vielen synthetischen Stoffen unschöne Brandlöcher vermeiden lassen. Ein Schloss ohne offenen Kamin ist schließlich nur halb so bezaubernd! Auch im Schlafzimmer überzeugt Loden aufgrund seiner Eigenschaft, eine warme, gemütliche Atmosphäre zu erzeugen und die Luftfeuchtigkeit von Räumen konstant zu halten. Loden kann bis zur 3-fachen Menge seines Trockengewichts an Flüssigkeit

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aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Durch einen natürlichen Verdampfungsprozess kommt es zu keinem Schimmel- oder Pilzbefall. Ob als BetthauptBezugsstoff oder als Bettüberwurf, Loden begeistert als Alleskönner im Schlafbereich sowie in allen anderen Räumlichkeiten in Form von Vorhängen und Kissen, bei denen gestickte Initialen oder Tiermotive stilvolle Highlights setzen können. Für einen spannenden Akzent wählt man einen sogenannten Keder in Kontrastfarbe. Unter Keder versteht man in der Inneneinrichtung eine Randverstärkung, die aus Stoff oder Leder genäht und dann tapeziert wird. Der Klassiker wäre bei einem Fauteuil in natürlichem Grau ein schwarzer Lodenkeder. Spielerisch kann man ebenso mit Rauleder einen weichen, schmeichelhaften Effekt hervorrufen. Auch kräftigere Farben wie Rot oder Orange können elegant zu den klassischen Lodenfarben wie Grau, Braun und Dunkelgrün kombiniert werden. Traumhaft ist gleichfalls die Kombination von Loden mit Vichy-Karo oder mit pastellfarbenen Leinenstoffen. Im Designflagship und KA International Shop wird eine Auswahl an über 100 Farben und Designs angeboten.


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Ein Augenmerk der Innenraumgestaltung ist die Akustik: Durch seine aufwändige Herstellungsweise, bei der im Unterschied zu Filz die Schafwolle zuerst zu Wollgarnen verarbeitet, anschließend verwoben und erst zum Schluss mit Kernseife gewalkt wird, erlangt der Loden seine hohe Dichte und Festigkeit. Seine verfilzte Oberfläche nimmt Schallwellen in sein Inneres auf und zerstreut sie. Genussvoll kann man sich somit zu Hause sowie im Büro auf die erwünschten Geräusche fokussieren und die unerwünschten dank Loden eliminieren. Der nachhaltige Lodenstoff bereitet in alpinen Regionen viel Freude. Als Ästhetik-Element kann er auch in urbanen Gebieten und modernen Stadtwohnungen Räumlichkeiten wohnlich gestalten und mit seinen überlegenen Produkteigenschaften synthetischen Stoffen gekonnt die Stirn bieten.

2.

3. 4. 1. & 2. Sessel Hofmann: ein Klassiker sowohl in Streif als auch in Uni, ab € 740 (plus Stoff) | 3. Betthaupt Kubin, in verschiedenen Breiten und Höhen erhältlich, ab € 650 (plus Stoff) | 4. Sofa Schneeberg als Zweisitzer-, Dreisitzer- oder X-Large-Modell, erhältlich bei EYBL tailored interiors, KA International & Designflagship, ab € 1.290 (plus Stoff)

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ZEITLOSE ELEGANZ TRIFFT HOCHWERTIGES DESIGN Nach dem erfolgreichen Launch im August 2020 lädt das neu gegründete Label DEMI MONDE Modeliebhaber jetzt in die Metropole Wien. Vom 16. bis 21. November präsentieren Chiara Reichel und Sebastian Kaucky im Designflagship Interior Store die neuesten Highlights ihrer Sammlung edler Vintage-Fashion. Zwischen eleganten Sofas und bequemen Chaiselongues gibt es wieder eine Vielzahl an legendären Taschen-Klassikern und seltenen Fashion-Show-Kleidern zu entdecken.

16. BIS 21. NOVEMBER 2020 – TÄGLICH VON 10.00 BIS 18.30 UHR DESIGNFLAGSHIP INTERIOR STORE – FICHTEGASSE 5, 1010 WIEN Sie wollen selbst ein Lieblingsteil gewinnbringend abgeben? Kontaktieren Sie uns gerne per Mail: sebastian@sebastiankaucky.com

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Schloss Haggenberg liegt mitten im Weinviertel zwischen und Laa an der Thaya. 90 Mistelbach SCHLOSSSEITEN


Marion und Michael Osmann sind die neuen Besitzer.

SCHLOSS HAGGENBERG

Ein Haus mit sieben Siegeln „Liebesschloss“, „Traumschloss“, „Templerburg“ oder „Wächterschloss“ – das sind nur einige der Namen, unter denen das Wasserschloss Haggenberg bekannt ist. Was sich hier im nordöstlichsten Eck Österreichs in den letzten Jahrhunderten zugetragen haben muss, manifestiert sich bis heute in bedeutungsvollen Fresken, in Stuckaturen und in den Ausschmückungen von Festsälen, einer Grotte und eines Tempelschlafzimmers.

Text: Clarissa Mayer-Heinisch

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Im großen Salon erinnern die Fresken an die feudalen Zeiten im 17. Jh.

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ie Fahrt geht von Wien aus in Richtung Norden, entlang der immer größer werdenden Felder des Weinviertels, bis die Landschaft schließlich kleinteiliger, hügeliger und unbewohnter wird. Idyllische Einöde, malerische Umgebung, ein kleines, stilles Straßendorf und dann, ganz unvermutet, die Reste einer einstmals elegant angelegten Kastanienallee. Sie führt zum schmiedeeisernen Tor, einer steinernen Brücke und einem umwerfend schönen, von wildem Wein bewachsenen Schloss. Hier sind wir richtig: Der bellende Labrador, gefolgt von Horst Wächter, barfuß und bestgelaunt, erwartet uns. Bis vor Kurzem hatte Horst Wächter das Schloss besessen, vorsichtig erhalten und renoviert sowie dessen mystische Rätsel zu entschlüsseln versucht. Im Frühjahr dieses Jahres fand er in dem energiegeladenen und kunstaffinen Ehepaar Michael und Marion Osmann nicht nur neue Eigentümer, sondern vor allem auch Mitstreiter bei der Erkundung der spannenden Ge­ schichte und der Geheimnisse dieses Hauses. 800 Jahre ist es her, dass an dieser Stelle eine wehr­

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hafte Burg erbaut wurde. Und weil Heinrich von Hackenberg, der damalige Bauherr, mit Herzog Leopold VI. auf dem fünften Kreuzzug mit Templern in Berührung gekommen zu sein scheint, passte er den Grundriss seines Baus den Maßen des Salomonischen Tempels an. Mehrere Besitzerfamilien folgten, bis ein halbes Jahrtausend später die Reichsgrafen von Sinzendorf die Burg in ein prachtvolles Barockschloss samt Wassergraben und Park verwandelten. Ihre Erben, die Fürsten Reuss aus dem benachbarten Ernstbrunn, waren es, die Schloss Haggenberg zweihundert Jahre lang als Wirtschaftshof und Getreidespeicher verwendeten. Die Hochblüte erlebte Haggenberg unter Theodor von Sinzendorf. Gemeinsam mit Michael und Marion Osmann umrunden wir das vierflügelige Schloss. Wir blicken in den gezähmten Garten, in dem Gemüse, Obst und Blumen gedeihen, und schauen zwischen den Stelen des ehemaligen Eingangstors hindurch auf das schilf­ bewachsene Ufer des Wassergrabens. „Ein Kanal führte von hier zum großen Teich“, erzählen sie. Und weil Sinzendorf italophil gewesen sei, fuhr man mit origi­ nal venezianischen Gondeln und Gondoliere zu einer


Bemerkenswert sind die wunderschรถn erhaltenen Stuckaturen. SCHLOSSSEITEN

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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Im oberen Festsaal hat Horst Wächter ein Museum eingerichtet.

kleinen Insel, um dort in einem Muranoglas-Pavillon Tee zu trinken. Das Schloss selbst betreten wir durch eine Muschelgrotte. Wasserspeier und jede Menge Figuren an Wand und Decke spiegeln das feudale Leben und die interessante Gedankenwelt der Sinzendorfer wider. „Es war ein barockes Gesamtkunstwerk“, weiß Horst Wächter zu berichten. In der Grotte ist unter anderem Venus, die griechische Aphrodite, als Fresko zu entdecken. Der Festsaal, einen Stock höher, ist als Tempel des Hermes Trismegistos konzipiert, „eine Verschmel­ zung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot“, wie uns Horst Wächter erklärt. Ein paar Zimmer weiter sind Herakles und Omphale im De­ckenfresko abgebildet. Symbole der Antike, der griechischen Mythologie, der Templer, der Freimaurer, nur nicht der christlichen Welt schwirren durcheinander. Raum um Raum gibt Rätsel auf und lässt den Besucher staunen. Horst Wächter hat sich eingelesen, hat recherchiert und geforscht, um all das deuten zu können. „Haggenberg ist eine einzigartige architektonische und spirituelle Einheit, in dem jeder Raum eine Bedeutung hat und alles auf die Liebe als primäre Kraft des Kosmos programmiert ist.“ Als er 1965 gemeinsam mit dem Maler Friedens­reich

Hundertwasser Schloss Haggenberg erstmals betrat, war es von einer Künstlerkolonie besiedelt und – obwohl ziemlich ramponiert – doch voll von Leben. Mitglieder der „Wiener Gruppe“, allen voran der Schriftsteller Konrad Bayer und der Allroundkünstler Padhi Frieberger, waren hier zugange, aber auch Udo Proksch und Erika Pluhar, Elfi Semotan und Gerhard Rühm, Oswald Wiener und Walter Pichler. Hier ist auch Hundertwassers Weltreise auf seinem Schiff „Regentag“ dokumentiert. Er unternahm sie größtenteils gemeinsam mit Horst Wächter, der jahrelang sein Sekretär war. Schon damals war Wächter von Schloss Haggenberg beeindruckt. Diese Tatsache und das Vermächtnis seines geliebten Großvaters Josef Wächter, der im August 1918 dank seines erfolgreichen Einsatzes in Galizien von Kaiser Karl den Maria-Theresien-Orden verliehen bekam und der immer gerne ein Schloss besessen hätte, haben Horst Wächter dazu bewogen, Haggenberg im Jahr 1986 zu erwerben. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er lachend. Er war es auch, der dem Schloss – der barocken Schreibweise entsprechend – sein zweites „g“ zurückgab. „Von Anfang an war ich bestrebt, das Schloss zu erhalten, andererseits aber auch seine Hintergründe

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Das Schlafzimmer ist der Vereinigung von Herakles und Omphale gewidmet.

aufzudecken“, erzählt er. Böden mussten abgegraben, Fresken vorsichtig freigelegt und Stuckdetails erhalten werden. Die Türen des Hauses hielt Wächter für Gäste und Interessierte stets offen. So bot er Führungen an, lud zu Konzerten und Ausstellungen. Auch etliche internationale Filme wurden hier vor Ort gedreht. Im Gästebuch findet sich beispielsweise die Unterschrift von Geoffrey Rush, dem Hauptdarsteller von „The Best Offer“; aber auch Größen wie Ennio Morricone und Christian Clavier waren da. Das große Los hat Horst Wächter im heurigen März gezogen, als die Osmanns in Haggenberg ankamen. Am letzten Tag vor dem Corona-Lockdown besiedelte das Unternehmerpaar Michael und Marion gemein­ sam mit seinen drei Kindern das Schloss. Auch sie hatten immer wieder nach einer Möglichkeit gesucht, sich ein Schloss zu kaufen. „Die Art des Ge­bäudes und der Zustand haben uns sofort begeistert“, erzählen sie. Während einer Vereinssitzung – Horst Wächter hatte einige Jahre zuvor einen Unterstützungs­verein für das Schloss ins Leben gerufen – tauchten sie vor ein paar Monaten „in eine andere Welt“ ein. Am offenen Kamin des Festsaals wurde ein Spanferkel gegrillt, während junge Musiker Mozart spielten – ein

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unvergessliches Erlebnis, das mit der weitreichenden Entscheidung endete, das Schloss zu erwerben. Horst Wächter und sein sizilianischer Neffe Dario bleiben als willkommene Mitbewohner im Haus. Hochwertige Altbausanierungen und High-End-Neubauten mit traditionellem Altbau-Charakter sind es, die Michael und Marion Osmann mit ihrer Firma anbieten. Dementsprechend liest sich ihr Kundenverzeichnis wie das Who’s who der österreichischen Gesellschaft: Von Toto Wolff und Florian Weitzer über Martin Auer und Georg Vetter bis zu Martin Rohla, vom Palais Rohan bis zum Schloss Ginselberg, von Mühlen über Einfamilienhäuser bis zu Schlössern haben die Osmanns landauf, landab Spuren hinterlassen. In ihren südsteirischen Ferienhäusern, in den „Habibi & Hawara“-Restaurants und im Refugium Bergmühle kann jeder die unprätentiöse Handschrift der Osmanns erleben, ohne gleich eine Immobilie von ihnen kaufen zu müssen. Bald auch in Schloss Haggenberg. Michael, aus Graz stammend, hat sich darauf spezialisiert, historische Materialien und althergebrachte Handwerkskunst in seine Umbauten, Renovierungen


Die eleganten Räume sind gefühlvoll instand gehalten und möbliert.

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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Die Leseecke des vormaligen Hausherrn Horst Wächter. SCHLOSSSEITEN

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In der Muschelgrotte begegnet man Aphrodite, Poseidon, Orion und Artemis.

und Neubauten einfließen zu lassen. Und Marion, die gebürtige Südsteirerin, die von Fotos bis Tapeten, von Kostümen bis zu Bühnenbildern vieles macht, was mit Ästhetik zu tun hat, trägt das Ihre dazu bei. „In den meisten Bereichen ergänzen wir uns wunderbar, Hand in Hand, Wort um Wort, Zug um Zug. In manchem anderen bleibt jeder für sich ein Individualist, und das ist gut so“, sagen die beiden, wenn sie von ihren Projekten erzählen. „Uns fesselt die Einzigartigkeit von Schloss Haggenberg, das Spannungsfeld zwischen Pracht und Verfall, feiner traditioneller Hand­ werkskunst und pragmatischer Improvisation. Und natürlich auch die herausfordernde Komplexität der baulichen Sicherungs- und Erhaltungs­ maßnahmen.“ Für die Osmanns verkörpert ihr neues Zuhause auf perfekte Weise das japanische ästhetische Konzept „Wabi Sabi“, das auf der Wahrnehmung von Schönheit durch Akzeptanz von Vergänglichkeit und Unvollkommenheit basiert. Für die Nutzung hat das Unternehmerpaar bereits tausend Ideen. Den Anfang haben Fotoshootings für schöne Produkte gemacht. „Grüne Erde“ zum Beispiel oder „Möbel Wittmann“ und „SPORTALM Mode“ sind bereits dem Charme der Mauern und der Geschichte erlegen. „Man kann hier auch gut denken und arbeiten“, empfindet Marion Osmann. „Visionssuche und Anregung

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von Kreativprozessen können gelingen, sobald man die Brücke zum Schloss überschreitet und alles andere hinter sich lässt.“ Dementsprechend erarbeiten die Osmanns gerade ein Strategiepapier, um ihren „Sehnsuchtsort Schloss Haggenberg“ Gästen für Klausuren zu öffnen. Seien es Firmen, die hier ihre Meetings abhalten oder Seminare veranstalten möchten, seien es Personen, die sich eine Auszeit oder eine Besinnung auf das eigene Ich gönnen wollen. „Großes Den­ken, wichtige Schritte und der Wille zur Entwicklung brauchen den richtigen Rahmen“, sind sich Marion und Michael Osmann sicher. Als wir am langen, hölzernen Esstisch in der Küche Prosecco und Apfelstrudel genießen, legen die neuen Hausherren ihr Credo noch einmal dar: „Wir wollen Schloss Haggenberg nicht verändern, aber teilen.“ Und im selben Moment beschließen wir, so bald als möglich wiederzukommen. Text: Clarissa Mayer-Heinisch I N F O B OX

Schloss Haggenberg 2133 Hagenberg Osmann*s, www.osmann.at


Photo Credits: Thanks to unsplash, Chloe

Besondere Werte, gut versichert. kotax.com


Im Apothekerhaus Linz wurden von Kranz, KF1 Pfostenfenster eingebaut. Holzart: Kiefer, lichtgrau lackiert. 102 SCHLOSSSEITEN


KRANZ FENSTERBAU

Das Fenster zu Tradition und Qualität Der morbide Charme von Altbauten wird durch neue Kastenfenster zurück zu Qualität und Tradition geführt. Ein Fenster hat mehr Funktionen, als nur Licht in den Raum zu bringen. Auch eine bauphysikalische Komponente wird dem Fenster zugeschrieben: der Austausch von Luft und Feuchtigkeit, der zwingend notwendig ist, um die Luftqualität des Raumes zu halten und Schimmel zu vermeiden. Nicht zu verachten ist jedoch auch die Ästhetik, die dem Gebäude sein unverwechselbares Aussehen gibt. Warum kommt es heutzutage häufig zu Schimmelbildung im Wohnbereich? Weil Fenster und Wandaufbau nicht mehr stimmig sind. Die Lösung? Kastenfenster. Kastenfenster sind die einzige traditions- und substanzgerechte Gestaltungslösung im Bereich Fenster in der Altbausanierung, denn hinsichtlich der Bauphysik sind diese aufgrund der Stocktiefe und der Taupunktverschie-

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In der Maschinenwerkstatt - August Kranz, mit seinen Töchtern - der 4. Generation - des Familienbetriebes.

bung ideal. Ein Kastenfenster besteht aus zwei hintereinanderliegenden, einzelnen Doppelflügelfenstern, die durch ein Futter verbunden sind. Dabei lassen sich die einzelnen Flügel unabhängig voneinander öffnen und verschließen. Das innere Fenster ist mit dem Futter verbaut, während das äußere am Rahmen angebaut ist. In früheren Zeiten waren die einzelnen Flügel der Kastenfenster nur mit Einfachverglasungen ausgestattet, heute werden auch bei dieser Bauweise Drei-Scheiben-Isolierverglasungen immer häufiger. Das historische Kastenfenster mit seiner doppelten Einzelverglasung gilt als Vorläufer des modernen Mehrscheiben-Isolierglases – natürlich ein Vorläufer mit sehr großem Scheibenzwischenraum. Doch nicht nur die Physik ist wichtig, auch die Frage der Gestaltung hinsichtlich historischer Bauten muss berücksichtigt werden. Die jeweiligen Landesgesetze zur Denkmalpflege sehen eine Reihe von Bestimmungen für die Fenstersanierung vor, um den historischen Wert des Gebäudes zu erhalten. Diese sind bei der genehmigungspflichtigen Sanierung unbedingt zu beachten, weil die historischen Fenster so weit wie möglich erhalten werden sollen; schließlich handelt es sich in den meisten Fällen um originalgetreue Rekonstruktionen und teilweise um Instandsetzungen der Kastenfenster. In Österreich hat sich, basierend auf

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der Kompetenz und dem Wissen des Urgroßvaters, die Tischlerei KRANZ auf die Herstellung von Kastenfenstern mit dem natürlichem Baustoff Holz spezialisiert. Bereits im Jahr 1921 wurde der Grundstein für diesen traditionsreichen Familienbetrieb mit der Gründung durch August Kranz (1891–1949) gelegt. In den folgenden Jahrzehnten übernahmen dann jeweils die Söhne, und heute ist das Unternehmen in der dritten Generation im Familienbesitz. Seit 1991 hat die Firma Kranz Erfahrung im Bau von Kastenfenstern und konnte Projekte wie das Museumsquartier in Wien, das Stadtpalais Liechtenstein und Schloss Hof realisieren. Doch es sind nicht nur die öffentlichen historischen Großbauten, welche die Firma Kranz zu ihren Referenzen zählen kann. Wunderschöne Landhäuser, Neubauten und private Stadthäuser in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol werden stets unter Beachtung von Ästhetik und allem Individuellen mit Kastenfenstern ausgestattet. Mit heimischen Hölzern wie Eiche, Lärche und Kiefer, den edelsten unter den traditionellen Holzarten im Fensterbau, gestaltet man nach klassischen Gesichtspunkten und mit viel Handarbeit individuell je nach Projektart und Wunsch der Bauherren. Abhängig von Art und Größe können Kastenfenster binnen 3–6 Wochen bei der Firma Kranz produziert werden.


Kranz Kastenfenster, im Lindenhof am Millstättersee. Das Objekt befindet sich im ehemaligen Hochmeisterschloss des St. Georgs-Ritterordens.

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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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In der Handwerkstatt werden die Kastenfenster angeschlagen und eingeglast.

Auch der Pfarrhof Ansfelden, wurde mit Kranz Kastenfenstern, ausgestattet. Es wurden KF2 Rahmenpfostenfenster eingebaut.

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Das Firmengelände befindet sich direkt an der Westbahn, in Bahnhofsnähe.

Fragt man das Unternehmen nach dem Hauptargument für Kastenfenster, so bekommt man wunderschöne Antworten, die die Leidenschaft zu Qualität, Professionalität und Ästhetik sowie Funktion spürbar machen: „Lederschuhe statt Gummistiefel!“ Das Preis-Leistungs-Verhältnis mit Sichtweise auf die Lebensdauer unter Berücksichtigung einer gewissen Wartung ist unschlagbar. Die Halbwertszeit bei Plastikfenstern liegt heute bei ca. 25 Jahren, dann sind diese zu tauschen. Firma Kranz saniert derzeit Kastenfenster, die bereits 125 Jahre alt sind! „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers!“ – mit dieser Aussage weist Familie Kranz auf Sanierung und Erhalt hin. Kastenfenster bedeuten Tradition und gehören zu unserer Baukultur, jedoch muss man sie auch erhalten, gegebenenfalls sanieren oder austauschen, um das Feuer lodern zu lassen, sprich die positiven Aspekte weiterhin zu nutzen. Kastenfenster der Firma Kranz sind aber nicht nur wunderschön, sie halten auch den heutigen Anforderungen an Dichtheit, Wärme- und Schalldämmung stand und tragen somit zum modernen Energiemanagement bei. Modern? Ja, selbstverständlich! Nicht nur historische Bauten aus längst vergangener Zeit werden mit Kastenfenstern ausgestattet, sondern auch Neubauten mit besonderem Anspruch auf Lebensdauer, Qualität und Funktion. Mit der Wahl der Fenster bestimmt der Ei-

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gentümer die Optik eines Hauses und damit auch den Immobilienwert. Kranz Kastenfenster stellen durch ihre Proportionen und durch schlanke, moderne Profilierungen einen ausschlaggebenden Bauteil dar und geben den Häusern ihren unverwechselbaren Charakter. Die Anfertigung der Königsklasse des Fensterbaus bekommt man bei Familie Kranz, die von der Beratung über die Planung bis hin zur Ausführung ihren Kunden jeden Service bietet, den diese benötigen, um in den Genuss von Kastenfenstern zu kommen! Text: Sophia Sungler I N F O B OX

KRANZ GmbH & CoKG Johann-Pabst-Straße 3 4690 Schwanenstadt Tel: +43(0)7673 / 2323-0 kranz@kastenfenster.at www.kastenfenster.at


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Inneneinrichterin Brigitte Kühberger vor ihrem Landrefugium im Pielachtal. „Jedes Mal, wenn ich am Berg ankomme, bin ich sehr dankbar, hier ein Zuhause gefunden zu haben.“

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Fotos: Kühberger privat & Lisa Gasteiger-Rabenstein

Der Platz vor dem alten Steinhaus mit Blick auf die Wiese voller Galloways ist der perfekte Ort, um ein herrliches Mittagessen zu genießen.

NEUER GLANZ IN ALTEN MAUERN WIE STILSICHERES DESIGN ALT UND NEU VERBINDET UND EINE STIMMUNGSVOLLE ATMOSPHÄRE SCHAFFT Wir besuchen Brigitte Kühberger in ihrem 500 Jahre alten Weidehaus, wo beinahe ein halbes Jahrtausend hindurch die „Kuhhalter“ mit ihren Rindern gelebt haben. Tapeten mit bunten Mustern sind ihre Leidenschaft. Gerne berät sie Menschen und hilft ihnen dabei, neue Perspektiven für ihre eigenen vier Wände zu finden – oftmals auch mit unkonventionellen, dafür umso individuelleren Ideen und Klassischem. Die Mischung macht’s aus.

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mmer mehr Menschen suchen als Ausgleich zum hektischen Stadtleben Refugien am Land, um eine unverfälschte Naturlandschaft sozusagen von zu Hause aus genießen zu können. Einer dieser naturbelassenen Sehnsuchtsorte ist das Pielachtal, das für seine Dirndlbäume (ein strauchartiges Hartriegelgewächs der Wildfrucht Kornelkirsche) bekannt ist. Wenn die Dirndl mit ihrem leicht herben Geschmack glänzend rot vom Baum fallen, werden sie mühsam gesammelt und zu einer schmackhaften süßen Marmelade, zu Most oder Essig und sogar zu Kirschkernschmuck verarbeitet. Dort,

wo sich das Tal verengt und die Hänge steiler werden, taucht man allmählich wie auf einer Zeitreise in naturbelassene Täler entlang der Pielach ein. Wenn einen Wald und Wiesen in sattem Grün umgeben, hat man das Gefühl, den Alltag hinter sich lassen zu können. Hier geht es durch den Wald in steilen Serpentinen einen Forstweg hinauf und man findet sich in einer wunderschönen Almlandschaft mit herrlichem Ausblick wieder. Genau dort steht, neben einer Weide mit schottischen Galloway-Hochlandrindern, ein fünfhundert Jahre altes, altehrwürdiges Haus im grä-

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flichen Besitz von Hardegg, das durch die kreative Bewohnerin ein außergewöhnlich stylisches und exklusives, aber sehr gemütliches Innenleben entfaltet. Der Kontrast zwischen den einfach wirkenden Außenmauern, die perfekt restauriert wurden, und den ei­ ner Schatztruhe gleichenden Innenräumen ist überraschend spektakulär. Hier wohnt an vielen Tagen der Woche die Wiener Designerin Brigitte Kühberger, die mit stilsicherem Geschmack den leeren historischen Räumen mit ihren dicken Wänden mithilfe einer erfrischend leichten, modernen Atmosphäre neues Le­ ben eingehaucht hat. „Guter Geschmack ist nicht käuflich“, heißt es, wenn die typische „Russenvilla“ mit Pomp und goldenen Wasserhähnen zitiert wird und alte Räume übermäßig Blick auf die Weide geschmückt werden. Brigitte Kühberger gelingt es dagegen mit stilsicherem Gespür, einem leeren Raum Charakter zu verleihen und dabei das Alte zu respektieren. Bereits mit fünf Jahren zeigte Brigitte, die sehr einschichtig am Land aufwuchs, dass ihr das Einrichten Spaß macht, indem sie einen alten Brotbackofen, den ihr Vater zur Puppenstube umgebaut hatte, einrichtete und „bewohnte“. Später baute sie dann selbst aus Karton, alten Ziegeln und Holzbrettern ihre ersten Möbel, häkelte Teppiche und nähte für die Puppenstube sogar kleine Vorhänge. Der alte Backofen war jedoch den teilweise radikalen Optimierungen am Ende nicht gewachsen und das Ende des Projekts daher schmerzlich. In weiterer Folge gab Brigitte ihren Mitschülerinnen und deren Eltern, später ihren Studienkollegen, gute Tipps fürs Einrichten. Mit dem Erwachsenwerden änderte sich die Vorliebe fürs Gestalten nicht wesent­ lich, bezog sich aber verstärkt auf das Inszenieren von Partys und großen Festen. So gründete sie ihre eigene Eventagentur und arbeitete 17 Jahre lang für Porsche Salzburg sowie für die Marken Audi und Bentley und für Versicherungen. Außerdem pflegte sie eine enge Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden. Brigittes Agentur war damals die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Kunst. Namhafte Künstlerinnen und Künstler bestritten das maßgeschneiderte Programm

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und Brigitte Kühberger näherte sich mehr und mehr ihrer eigentlichen Passion: der Ausstattung und Dekoration für exklusive Events. Die wachsende Nach­ frage von Interessenten motivierte sie, sich wieder ausschließlich auf Ausstattung und Interior Design zu konzentrieren. Eine Ausbildung als Bühnenbildnerin kam ihr dabei sehr zugute. Bei einem Rundgang durch das Haus erzählt uns die Gastgeberin nicht nur von ihrer Liebe zu Glas aus Murano – sie arbeitet mit der Glasmanufaktur „Nason Moretti“ zusammen und gibt bei „Barbini“, ei­ ner der letzten Spiegelmanufakturen, immer wieder typisch venezianische Spiegel in Auftrag –, sondern auch davon, dass sie das Einrichten von Häusern und Wohnungen oder auch nur von einzelnen Räumen als großen Vertrauensvorschuss betrachtet, den die Auftraggeber ihr als Interior Designerin entgegenbringen. Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass seine Wünsche erkannt und respektiert werden und so ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Einrichtungskonzept ent­ steht. Es wäre ja auch falsch, hätte der Bewohner ständig das Gefühl, sich wie in einem Hotel zu fühlen oder sich in einer fremden Wohnung wiederzufinden. Für Brigitte Kühberger ist Einrichten wie Drehbuch schreiben. Manch­ mal ergibt sich die Einrichtung aus der speziellen Atmosphäre eines Raumes, oder eine Szene, eine Farbe oder ein bestimmter Gegenstand bestimmt alles Weitere. Wenn sie einen Raum betritt, passiert es meistens, dass vor ihren Augen wie bei einem Film Bilder zur Gestaltung entstehen und aus Details ein stimmiges Ganzes wird. Genauso ist die Tafel im Garten vor dem Haus gedeckt: Tischdecke, Gläser, Servietten und Blumen passen farblich zusammen und das Arrangement wirkt einladend entspannt, genau wie die Gastgebe­ rin, die uns mit freundlicher Offenheit glauben lässt, dass wir einander schon lange kennen. Sogar ihre Hündin Coco verbreitet schwanzwedelnd das Gefühl, dass man äußerst willkommen ist. Genau wie bei der Renovierung und Gestaltung der eigenen Räume integriert Brigitte Kühberger bei ihren Kunden Altbestand


Das Speisezimmer war einst die Hauskapelle.

Die bunte Nische in der Küche macht schon in der Früh gute Laune.

Blick vom Entree in den Salon

Stoffe und Tapeten: Christian Lacroix Maison

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Dunkle Wandfarben, richtig eingesetzt, lassen Räume sowohl mondän als auch gemütlich wirken.

und Gegenstände aus vergangenen Zeiten in das Wohnkonzept. Der Mix aus Alt und Neu er­zeugt dabei eine interessante Spannung und Ergänzung. Mit Grazie, Raffinesse und Harmonie soll sich eine Idee wie ein roter Faden durch ein neues Haus, eine frisch erworbene Wohnung oder das jahrzehntelang vertraute Heim, das nun aufgefrischt wird, ziehen. Dabei ist es egal, ob Opulenz oder schlichte Anmut der Fifties, ob Samt oder Leinen, Tischlerarbeit oder IKEA, Holzboden oder Fliese zum Einsatz kommen. Die Ausstattung muss für ihren Bewohner stimmig und authentisch sein. Wer hat nicht schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sich beim Neubau der Architekt gerne selbst verwirklichen will und daher weniger Mitsprache vonseiten des Bauherrn gewünscht wird. Ein dermaßen persönlicher Bereich wie

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die Einrichtung erfordert Geschick, Talent und Einfühlungsvermögen, damit sich letztlich der Kunde selbst glücklich fühlt und in seinen eigenen vier Wänden verwirklicht sieht. Beim Einrichten ist es oft so, dass man zwar weiß, was man mag oder nicht mag, dass aber die Vorstellung, wie alles stimmig zu arrangieren ist – also das Gesamt­ konzept – etwas nebulos erscheint. Vielleicht hat man auch das Bild einer gelungenen Wohnungsaus­ stattung von Freunden im Gedächtnis, scheitert aber daran, dieses für das eigene Heim passend umzusetzen. Hier hilft es sehr, dass Brigitte Kühberger viel recherchiert, um handgefertigte Fliesen, altes Holz oder spezielle Möbel aufzustöbern. Dabei achtet die Interior Designerin das alte Handwerk und vergisst


Der Salon von Brigittes Steinhaus ist die ehemalige Gaststube, wo der Halter einst hungrige und durstige Wanderer bewirtete – nun ein moderner Mix mit Stoffen von GP&J Baker und Mulberry.

nicht auf Nachhaltigkeit bei Stoffen und Möbeln. Interessenten haben oft Sorge, dass ein Interior Designer teuer ist, was aber nicht stimmt. Brigitte Kühberger ist mit ihren Zulieferern gut aufgestellt und kann so ein breites Spektrum an Kundenwünschen abdecken. Das spart Zeit und Geld. Das Ergebnis soll trotzdem immer speziell und individuell sein und genau zum Kunden passen. Nicht so wie im Möbelkatalog eines Einrichtungshauses, wo Fehlkäufe dann zu keinem guten Ergebnis führen, weil die zündende Idee fehlt. „Die Hauptaufgabe des Interior Designers beginnt beim Zuhören und Beraten, geht dann über den Ent­ wurf in das ausgearbeitete Konzept über und endet schließlich in der Umsetzung – immer in Abstimmung mit dem Kunden“, erklärt Brigitte Kühberger. Die Vorlieben der Designerin für Muster, Farben und grandiose Materialien fließen in der Beratung mit ein. Eine spezielle Fähigkeit der Kreativität beim Entwurf ist es, schon beim Betreten eines Raumes eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie es werden könnte, damit ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Wohntrends und Trendfarbe sind in der Wohnung, genau wie in der Mode, nur dann ein Thema, wenn sie zum

Kunden passen. Oft kommen Umsetzungen zustande, die der Kunde selbst niemals auf dem Schirm gehabt hätte, die aber für ihn genau richtig sind. Eine simple Liste von Dingen, die einem gefallen und die einem nicht gefallen, ergibt eine gute Ausgangsbasis, um darauf ein Konzept aufzubauen. Neue Anregungen für Einrichtung und Ausstattung findet die Interior Designerin auf Messen, aber die Ideen für gelungene Arrangements liefern ihr eigener Kopf, ihre langjährige Erfahrung und ihr Enthusiasmus für Gestaltung.

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Bild rechts: Chaiselongue. Samt ist ein großes Thema und durch die neuen, unverwüstlichen „Easy clean“-Stoffe auch bei Familien mit Kleinkindern perfekt einsetzbar. Samt „Opera Easyclean“ by Designers Guild

SCHLOSSSEITEN: Wenn man dich engagiert, machst du dann auch den Einkauf und wickelst die Lieferungen ab? Ja. Der Vorteil, eine Interior Designerin bzw. einen Interior Designer zu engagieren, liegt ja darin, dass die Wünsche umgesetzt werden und der Auftraggeber sich in Folge um nichts mehr kümmern muss. Wenn wir gemeinsam einen Stoff ausgesucht haben, hast du dann auch jemanden, der überzieht bzw. tapeziert? Bin ich hierfür bei dir an der richtigen Adresse? Ich bin bei vielen Stoffproduzenten gelistet und die Auswahl, die ich anbieten kann, deckt mit Sicherheit jeglichen Geschmack ab. Ich habe das Glück, aus einem Pool von exzellenten Handwerkern schöpfen zu können. Meinen wunderbaren Polsterer, der sein Handwerk versteht und liebt, hege ich wie einen kleinen Schatz. Zudem arbeitet der Polsterer wiederum mit einem Tischler zusammen, der ebenfalls mit viel Geschick alte Möbelstücke wieder zu neuem Leben erweckt, egal ob es antik ist oder weil vielleicht an das alte Stück viele Erinnerungen geknüpft sind. Vorhänge lasse ich von Näherinnen anfertigen, die die traditionellen handgelegten englischen Falten beherrschen – ein Vorhangzugband bei Vorhangseitenteilen ist bei mir ein No-Go. Bei Kinderzimmern greife ich selbst liebend gerne zu Nadel, Zwirn und Schere bzw. setze ich mich an die Nähmaschine. Dem Kinderzim-

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mer gehört mein ganzes Herzblut, und die Liebe zum Detail hat hier oberste Priorität. Da muss dann zum Beispiel auch die Puppenwiege dasselbe handgenähte Outfit tragen wie das Kinderbettchen. Hilfst du auch bei Kleinsträumen wie Bad oder WC? Oft beginnt ein Kundenkontakt mit kleinen Veränderungswünschen für das Bad oder das Vorzimmer oder das Gäste-WC. Ich mache hier keine Unterschiede, ob es nur ein kleiner Auftrag ist oder eine gesamte neue Ausstattung für eine Wohnung oder für ein Haus. Der Kunde soll an den Veränderungen in seinem Heim Freude haben. Text: Hannelore Lensing I N F O B OX

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POSCH ANTIKE BAUERNMÖBEL Die Birkfelder Kunstkammer

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Foto: Paul Ott

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teirischer geht’s nicht. Zwischen Semmering und Wechsel, zwischen Bergen, Hügeln, Feldern, Wäldern und Gehöften fährt man in Birkfeld ein. Ein malerischer Ort, eine markante Kirche, schön renovierte Bürgerhäuser entlang der Hauptstraße, die direkt auf den Marktplatz führt. Da steht sie schon, Gabriele Prödl-Posch, die sympathische, herzliche Unternehmerin, um das SCHLOSSSEITEN-Team zu empfangen. So wie wir haben schon viele Interessierte aus ganz Europa den Weg hierher gefunden, in das Paradies für antike Bauernmöbel, in einen eigenen Kosmos, in dem die Familie Posch ihre Passion mit Kunden teilt. „Mein Beruf ist meine Leidenschaft“, erklärt die Geschäftsfrau mit Überzeugung, und sobald man eingetreten ist, wird klar, was sie meint. Jede Menge Tische, verschiedene Bauernkästen, wunderschöne Truhen, Kruzifixe, Teppiche, Keramik, Gläser und geflochtene Körbe sind es, die den Hauptgeschäftsraum füllen. Frische Blumen laden ein, sich wie zu Hause zu fühlen. Wir nehmen Platz am Jogltisch und Gabriele Prödl-Posch beginnt, von den Anfängen zu erzählen: Vor 45 Jahren haben sich ihre Eltern, Franz und Hermi, einen Traum erfüllt. Sie haben ihre Gastwirtschaft aufgegeben, um am sel-

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ben Standort mit antiken Bauernmöbeln zu handeln. Stück für Stück und Schritt für Schritt ist das Unternehmen gewachsen. Der eigene Vierkanthof inmitten von Birkfeld ist bis heute der Sitz von Schauräumen und Lagerhallen, von Werkstatt und Wohnhaus. Eine Fundgrube für Bauernmöbelfetischisten und alle diejenigen, die antike, qualitätsvolle und originale Ware suchen. Gabriele Prödl-Posch hat ihre Profession von Grund auf verinnerlicht und gelernt. „Ich bin mit Antiquitäten aufgewachsen, war schon als Kind überall dabei“, erzählt sie. „Und ich war mir immer sicher, dass genau das mein Weg ist.“ Nach dem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium beginnt Prödl-Posch, in der Branche international zu jobben. Bei Antiquitätenhändlern in Holland und New York und im Auktionshaus Christie’s in der Abteilung für European Furniture, ebenso in New York. Bei großen Namen in der Kunsthandelsszene wie beispielsweise Serge Sabarsky besucht sie Lehrgänge der Kunstgeschichte und des Kunsthandels an der New York University. Dann kommt sie zurück nach Birkfeld und ist seitdem mit Herzblut für ihre eigenen Kunden da. Fachkundig führt sie uns durch ihre Sammlung. Eine Truhe aus dem 16. Jahrhundert mit eingeritz-


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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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ter Jahreszahl, mit intarsierten Bögen, mit Kerbschnitzereien und einigen geheimen Laden macht den Anfang. Der Kastentisch daneben mit einer verschiebbaren Platte, um das darunter liegende Fach befüllen zu können; angesetzte, geschwungene, gedrechselte Beine und die Fußleiste, die man im Fachjargon „Vergelt’s Gott“ nennt. Unweit davon steht ein archaischer „Schragltisch“, benannt nach den schrägen Pfosten, die die Tischplatte halten. Ein Ausseer Esstisch mit Zentralfuß und Mittelpodest, Kästen mit diversen Mustern und Motiven, mit unterschiedlichem Verwendungszweck und verschiedener Herkunft und noch so vieles mehr, was Gabriele Prödl-Posch nicht nur mit Fachvokabeln gespickt, sondern vor allem mit so viel Wärme und Liebe erklärt. „Mich erfreut jedes einzelne Stück, es berührt mich immer wieder aufs Neue“, schwärmt sie und fügt hinzu: „Die Begeisterung der Kunden motiviert mich.“ Die Ware ist handverlesen und stammt aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Sie kommt aus Privatbesitz oder von Händlern aus Österreich und dem Alpenraum. Und sie geht an Menschen, die Wohnsitze am Land, Jagdhäuser, Schlösser oder Feriendomizile möblieren oder ihre Architektenhäuser und Stadtwohnungen mit einzelnen antiken Bauernmöbeln bestücken.

Das Bespielen der unterschiedlichen Räumlichkeiten interessiert Gabriele Prödl-Posch. „Es reizt mich, antike Bauernmöbel zu inszenieren, manchmal auch in einen ungewohnten Kontext zu bringen.“ Das beginnt mit schönen Arrangements von frischen Blumen und Kräutern aus dem Garten ihrer Mutter, der Seniorchefin, und führt zu einer Kunstinstallation im Hof, die Moderne und Tradition vereint. Treibt sie einmal marokkanische Berberteppiche auf, werden diese geschickt mit den antiken Objekten arrangiert. Unterstützung kommt auch vom Vater, der seine Erfahrung an die zwei Mitarbeiter in der Werkstatt weitergibt. Das Werkstattgebäude befindet sich im hinteren Flügel des Familienhofes. Hier steht ein mit Schablonenmalerei verzierter steirischer Schrank aus dem Jahr 1814, dort ein Winkelkästchen von 1828 mit bunten Quasten-Applikationen, da findet man eine raffinierte Hochzeitstruhe mit vielen Geheimfächern aus dem Jahr 1665 oder eine Schuppentruhe mit Datierung von 1757. Jedes Stück wird zuerst einmal eindringlich begutachtet, wenn nötig zerlegt, eventuell um fehlende Teile ergänzt, stabilisiert, poliert und gewachst. „Das Möbel soll, dem ursprünglichen Zweck entsprechend, wieder Verwendung finden“, wie Prödl-Posch betont.

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Auch Sessel und Türen stehen aufgereiht. Die Möbel sind meist aus Lärche, Föhre oder Fichte, aber auch Eiche, Buche oder Ahorn kommen vor. Zirbenmöbel stammen größtenteils aus Tirol, wie uns PrödlPosch erklärt. „Jede Region hat ihre Besonderheiten und Eigenheiten, hat unterschiedliche Bedingungen, unter denen sie sich entwickelt hat. Birkfeld liegt im Joglland. Die Rauchstuben und kleinteilige Landwirtschaft haben wunderbare archaische, schlichte Möbel hervorgebracht. Eine Rarität ist der Jogltisch – ein gesuchtes Liebhaberstück. Wir haben eine sehenswerte Auswahl davon zu bieten“, verrät die Expertin. Die Kinder von Gabriele Prödl-Posch bringen sich ebenfalls schon in das Familienunternehmen ein. Tochter Paula mischt ihre Skulpturen locker zwischen die ausgestellten antiken Exponate und erwirkt damit eine spannende Synergie. Sohn Gabriel wird noch in diesem Herbst gemeinsam mit seiner Mutter einen Imagefilm drehen. Denn „hier kommt niemand zufällig vorbei“, sind sie sich sicher, und „dass es sich lohnt, zu kommen“. Jeder, der einmal hier war, kann ihnen da nur recht geben. Mundpropaganda und das Internet sind die großen Chancen, potenzielle Kunden zu erreichen und ih-

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nen einen Einblick in die unendliche Fülle an antiken Bauernmöbeln zu geben. Ehemann und Architekt Erich Prödl ist überzeugt von der Wirkung eines antiken Bauernmöbels und setzt es gerne einmal stimmig im Revitalisierungsprojekt, ein anderes Mal als Kontrapunkt im modernen Architektenhaus ein. Unser Rundgang durch die Kunstkammer der bäuerlichen Schätze endet im Troadkasten der Familie. Da, wo früher Getreide und Saatgut gelagert sowie Fleisch und Würste zum Trocknen aufgehängt wurden, inmitten des Blumenmeeres und zwischen alten Obstbäumen, trifft man sich heute an Abenden und sitzt – wie könnte es anders sein – gemütlich an einem raren Jogltisch. Text: Clarissa Mayer-Heinisch I N F O B OX

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Foto: Sue Neuenschwander


Foto: Gregor Hofbauer für Heym Collections

The Maximilian – A Timeless Stay

HAUSFREUNDE Studio Eliste by Pia Clodi

Entwirft für eine innovative Salzburg Hospitality Gruppe Interior-Konzepte – nach „The Mozart“ folgt „The Maximilian“, das jüngste Mitglied der heymeligen Familie.

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äuser üben auf mich eine magische Anziehung aus, vor allem alte. Im Gegensatz zu praktischen Raumwunder-Neubauten gibt es bei alten Häusern so oft etwas nicht klar Logisches zu entdecken: Bögen, Nischen, Vorsprünge – alte Häuser sind oftmals gewachsene Strukturen –, einmal hier und einmal dort angebaut oder erneuert, den oder die Charaktere ihrer Bauherren und Bauherrinnen aufzeigend oder ihre vielfältigen Nutzungen. Manche erzählen fast baumrindenähnlich ihre Geschichten. Ich mag das. Wohnen – jenseits von Vagabundentum – hat nichts mit einem Gehäuse zu tun, das man leichthin irgendwo „hinwirft“. Das mag Übernachten sein, aber mit Wohnen hat es nichts zu tun. Wohnen erarbeitet man sich: Man ergeht es sich, indem man die Gegend erkundet. Man erarbeitet es sich, indem man die Räume belebt. Und man erlaubt

es sich, indem man auch Gesicht zeigt und Nachbar bzw. Nachbarin wird. Ich glaube ja, zuerst hat noch jeder eine Zeit lang „gehaust“, bis das ein oder andere Möbel ankommt, das die Rituale einfach macht: der Esstisch, die Couch. Ganz oft ist es aber auch die Kunst, die den Unterschied macht, ob sie nun an die Wand gelehnt überleben muss oder man sich die Mühe gemacht hat, den durchaus definitiven Nagel in Mauer zu schlagen – auch das kann den Unterschied zwischen „Wohnen“ und „Hausen“ machen. In gewisser Weise – wie so vieles im Leben – eine Frage der Intention. Das Schöne an Hotels ist, dass „hausen“ dort zwar nicht ausgeschlossen ist (man könnte bei so mancher in die Jahre gekommenen Adresse diesen Gedanken durchaus

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The Mozart Boutique Hotel

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Fotos: Gregor Hofbauer fĂźr Heym Collections

Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Fotos: Gregor Hofbauer für Heym Collections

hegen), aber schließlich und endlich ist man es ja nicht selbst, denn man ist – zu Gast. Also: Wenn, dann „haust“ jemand anderer und hat es einem gut verkauft. Das mag schnippisch klingen, aber bei der wachsenden Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten ist das durchaus ein legitimer Gedanke. In der Regel darf man ein Hotel alle 10 Jahre up to date bringen – erfolgreiche Hoteliers investieren allerdings oft laufend einen Teil ihres Umsatzes, um am Ball zu bleiben. Was also rechtfertigt so manchen zu einer gewissen Nonchalance? Lage und hinlängliche Auslastung mögen das vielleicht tun. Aber eigentlich gibt es keine Ausreden, und am Ball zu bleiben ist letztlich wirtschaftliche Aufgabe, Teil des sich erneuernden Prozesses wie die Jahreszeiten. Häusern wieder eine Identität zu geben, sie zu einem Ganzen zusammenzufassen und ins Heute zu holen, das finde ich eine schöne Aufgabe. Und eine lohnende – vor allem, wenn es Gastgeber wie Martina und Gerald Toifl von Heym Collections gibt, die das ähnlich se­ hen. Bei denen der Gast nicht „haust“, sondern sich aufs Gast-Sein und aufs Entdecken kon­zentrieren darf. Als wären diese Hotels voll mit den Nischen und Ecken der Häuser unserer Kindheit, die wir uns neu­gierig und beglückt zu Freunden machen. Ich bin dankbar über Hausfreunde und freue mich, dass mit „The Maximi­ lian“ wieder eines erwachsen geworden ist. Text: Pia Clodi

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The Maximilian – A Timeless Stay I N F O B OX

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Melker Stiftsbibliothek

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Fotos: © Brigitte Kobler-Pimiskern | Stift Melk, Pater Martin Rotheneder

Barockes Welterbe Stift Melk

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BENEDIKTINER IN ÖSTERREICH – TEIL 4 „Hospites tamquam Christus suscipiantur.“ (Gäste sollen wie Christus aufgenommen werden.) „Et omnibus congruus honor exhibeatur.“ (Und allen möge die angemessene Ehre erwiesen werden.) Zitate aus der Regel des hl. Benedikt (Kapitel 53)

Am rechten Ufer der Donau, auf einem 60 Meter hohen Felsrücken über der Stadt Melk, ruht weithin sichtbar und majestätisch die in den Jahren 1702–1736 errichtete größte einheitliche Klosteranlage des österreichischen Barocks, die Benediktinerabtei Stift Melk. Sie ist das Hauptwerk von Jakob Prandtauer (1660–1726), der zu den bedeutendsten österreichischen Baumeistern seiner Zeit zählte. Aufgrund des außerordentlich universellen Wertes wurden Teile der Stadt Melk sowie das Kloster, das auch als Wahrzeichen der Wachau gilt, in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

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ie strategisch einmalige Lage der Stadt Melk nutzten vermutlich bereits die Römer für ein Militärlager. Im Jahre 831 wird Melk erstmals urkundlich erwähnt. Die durch eine der bedeutendsten Familien des bayerischen Adels, die Sieghardinger, errichtete Burg Melk wird nach der Vertreibung der Vorbesitzer zur Residenz des Babenbergers Leopold I., Markgraf von Österreich (ca. 940–994). Ihm folgt sein Sohn Markgraf Heinrich der Starke (†1018), welcher am 13. Okto-

ber 1014 den Leichnam des irischen Wanderpredigers Koloman, der im Jahre 1012 nach einem Martyrium als ungarischer Spion in Stockerau hingerichtet wurde, in der St. Peterskirche außerhalb der Melker Burg beisetzen lässt. 1170 wird Koloman von der Peterskirche in die im inneren Burgbereich neu errichtete, zum Petrus-und-Paulus-Patrozinium erweiterte Klosterkirche übertragen. Zahlreiche Wunder sind zuvor an seinem Grab geschehen, und nach der Graböffnung hat man seinen Leichnam unverwest vorgefunden.

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und die reformierte Kirche sowie die dramatische Abnahme der Klostereintritte haben zur Folge, dass im Jahre 1566 nur noch drei Mönche sowie drei Kleriker das Kloster bewohnen. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts gelingt ein wirtschaftlicher Neubeginn, und bereits im 17. Jahrhundert besteht eine prosperierende klösterliche Gemeinschaft, welche die literarische und wissenschaftliche Arbeit fortsetzt. Um die religiöse und politische Bedeutung des Klosters zu unterstreichen, ergeht von Abt Berthold Dietmayr ein Auftrag an den österreichischen Barockbaumeister Jakob Prandtauer. Dieser betrifft zunächst den Bau der Stiftskirche (1701); erst ab 1711 nehmen der Umund Neubau der Klosteranlage konkret Gestalt an. Antonio Beduzzi (1675–1735), ein aus Venedig stammender Architekt, Grafiker und Theateringenieur – von ihm stammt unter anderem das Theater am Kärntnertor in Wien –, wird als Innenarchitekt berufen.

Kuppeldetail Melker Stiftskirche

Der Heilige ist bis heute der Schutzpatron des Stiftes und der Stadt Melk. Markgraf Leopold II., der Schöne (1050–1095), übergibt die Burg am 21. März 1089 den aus dem Stift Lambach berufenen Benediktinermönchen, welche die seit der Jahrtausendwende in Melk wirkenden Kanoniker ablösen. 1122 wird das Kloster direkt dem Papst unterstellt. Aus einem Dokument von 1140 geht hervor, dass eine mittelalterliche Klosterschule existierte; in der klostereigenen Schreibstube entstehen bedeutende Handschriften mit Buchmalereien. 1297 werden Kloster und Kirche ein Raub der Flammen. Missernten, Seuchen wie die Pest und die große abendländische Kirchenspaltung entziehen dem Kloster in den folgenden Jahrzehnten immer mehr die wirtschaftlichen Grundlagen. Nach dem Konzil von Konstanz (1414–1418) wird Stift Melk zum Ausgangspunkt einer großen Klosterreformbewegung und zu einem kulturellen Zentrum. Ein Großteil des heute in Melk verwahrten Handschriftenbestands stammt aus dieser Zeit. Doch die wirtschaftliche Lage des Klosters verschlechtert sich. Kriege und Streitigkeiten, hohe Abgaben an die Landesherren, die Reformationsbewegung mit der Spaltung des westlichen Christentums in die katholische, die lutherische

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Im Südtrakt mit der eindrucksvollen Front zur Stadt werden jene repräsentativen Räumlichkeiten für die Gäste des Klosters eingerichtet, in denen auch einige Male die kaiserliche Familie mit großem Gefolge Quartier nimmt. Diese Räume beherbergen heute das Stiftsmuseum. Der prachtvolle, durch ein eisernes Gitter in der Saalmitte beheizbare Marmorsaal diente als Speisesaal und als Festsaal. Über den aus Adneter Marmor hergestellten Türumrahmungen (alles andere ist Stuckmarmor) befinden sich die Inschriften Hospites tamquam Christus suscipiantur (Gäste sollen wie Christus aufgenommen werden) und Et omnibus congruus honor exhibeatur (Und allen möge die angemessene Ehre erwiesen werden). Das Deckengemälde schuf Österreichs bedeutendster Barockmaler, Paul Troger (1698–1762). Weitere Deckengemälde aus Trogers Hand befinden sich in der Bibliothek, im Empfangssaal der Prälatur und im Kolomanisaal mit der Darstellung der Gründungsgeschichte von Stift Melk. Die Scheinarchitekturmalerei des Deckenfreskos stammt von dem Bologneser Gaetano Fanti (1687–1759), der von Prinz Eugen nach Wien berufen wurde und dessen Werke unter anderem auch in der Karlskirche Wien, im Schloss Belvedere und im Stift Klosterneuburg zu finden sind. Die Stiftskirche gilt als die schönste Barockkirche Österreichs. Die prächtigen Fresken gestaltete der Salzburger Johann Michael Rottmayr (1654–1730), einer der meistbeschäftigten und bedeutendsten Maler des Spätbarocks. Die Innenausstattung ist in den Farben Gold, Grau, Ocker, Orange und Grün gehalten. Thema des Hochaltars ist der Abschied der Apostel Petrus und Paulus voneinander, welche der Legende nach am selben Tag aus dem römischen Gefängnis zur Hinrichtung geführt wurden.


Fotos: © Brigitte Kobler-Pimiskern | Stift Melk, Pater Martin Rotheneder

Blick auf die Westfassade der Melker Stiftskirche

Die Bibliothek, nach der Kirche der zweitwichtigste Raum eines Benediktinerklosters, beherbergt ca. 100.000 Bände, darunter mehr als 1.800 Handschriften seit dem 9. Jahrhundert, unter anderem auch ein Fragment des mittelalterlichen Heldenepos „Das Nibelungenlied“ aus dem 13. Jahrhundert, sowie 750 Inkunabeln. Die unter Kaiser Joseph II. (1741–1790) gemäß dem Leitsatz „Alles für das Volk, nichts durch das Volk“ erfolgten Reformen treffen auch das Stift Melk, dessen Selbständigkeit durch staatliche Verordnungen eingeschränkt wird. Am 14. Dezember 1805 entfachen die in der Nordbastei einquartierten Russen ein Feuer gegen die Kälte. Infolge des Schwelbrandes entsteht Kohlenmonoxid, an dem die im Obergeschoss schlafenden Soldaten ersticken. Mehrere Hundert russische Soldaten der kaiserlich russischen Armee, welche die Franzosen am 2. Dezember 1805 in der Schlacht von Austerlitz gefangen genommen und hier interniert haben, kommen dabei ums Leben. Sie werden in einem Massengrab bei Melk bestattet.

Die bürgerlich-demokratische Februarrevolution 1848 in Frankreich ist Auslöser für die österreichische Revolution von 1848/1849. Das Kloster verliert seine Grundherrschaft, wird aber finanziell entschädigt. In der Zwischenkriegszeit ist man gezwungen, wertvolle Kulturgüter zu verkaufen, um anstehende Bausanierungen zu finanzieren. So wird 1926 eine Gutenberg-Bibel – eines von 180 Exemplaren, die zwischen 1452 und 1454 in der Mainzer Druckerwerkstätte von Johannes Gutenberg (um 1400–1468) gedruckt wurden – nach Amerika verkauft. Das Kloster betreibt Land- und Forstwirtschaft, doch zu seiner wichtigsten Einnahmequelle hat sich in den letzten Jahrzehnten der Tourismus mit mehr als 500.000 Gästen pro Jahr entwickelt. Neben der Klosteranlage stehen die Bauwerke des Stiftsparks unter Denkmalschutz. Zu den Attraktionen des Parks gehören auch das Paradiesgärtlein und die 270 Jahre alten Lindenbäume. Die Parkanlage wurde vom Wiener Architekten und Maler Franz Sebastian Rosenstingl (1702–1785) geplant. Der Gartenpavillon, heute als Café oder Konzertsaal genutzt, wurde von dem Niederösterreicher Franz Munggenast (um 1724–1748)

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Hochaltar der Melker Stiftskirche mit den beiden Aposteln Peter und Paul

Fotos: © Brigitte Kobler-Pimiskern | Stift Melk, Pater Martin Rotheneder

Stiftsmuseum mit der Ausstellung „Vom Gestern ins Heute“

erbaut und vom böhmischen Rokokomaler Johann Baptist Wenzel Bergl (1718–1789) mit Fresken ausgestattet. Die bereits seit dem Jahre 1140 bestehende Klosterschule wurde 1707 in ein tatsächliches Gymnasium umgewandelt. Heute ist es ein humanistisch ausgerichtetes, klassisches achtjähriges Gymnasium mit Wahlmöglichkeit in den Fächern Altgriechisch und Französisch sowie ein Oberstufenrealgymnasium mit Wahlmöglichkeit zwischen Instrumentalunterricht, Unterricht in bildnerischer Erziehung und im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Zusätzlich werden Spanisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Informatik und Theorie des Sportes angeboten. Seit 2012 ist das Stiftsgymnasium „UNESCO-Schule“. „Learning to know, learning to do, learning to be and learning to live together“ ist das Bildungsmodell der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Schüler sollen lernen, die Menschenrechte für alle zu verwirklichen und Toleranz zu üben, Armut und Elend zu bekämpfen, die globale Entwicklung voranzutreiben und die Umwelt zu schützen. Seit 1966 läuft ein Schüleraustauschprogramm mit der amerikanischen Benediktinerschule Saint John’s Abbey in Minnesota. Im Stift Melk finden, über das Jahr verteilt, zahlreiche spirituelle und kulturelle Veranstaltungen wie z. B. die Sommerkonzerte statt. 1978 wurden die Pfingstkonzerte gegründet, aus welchen 1993 die Internationalen Barocktage Stift Melk mit Fokus auf die Musik der Barockzeit und ihre Neuinterpretation im Sinne der

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historischen Spielpraxis hervorgegangen sind. Kammersänger Michael Schade, einer der besten Tenöre der Gegenwart, ist seit 2013 deren künstlerischer Leiter. Ein Anliegen Michael Schades ist die Nachwuchsförderung. Seit 1992 findet alle drei Jahre der Internationale Johann Heinrich Schmelzer Wettbewerb statt. Benannt ist dieser Wettbewerb nach dem in Scheibbs geborenen Komponisten und Geiger Johann Heinrich Schmelzer (1623–1680), welcher als Kaiserlicher Hofkapellmeister am Hofe der Habsburger in Wien wirkte. Junge Musiker und Solisten stellen sich in den Kategorien Gesang, Ensemble, Streich-, Blas- und Tasteninstrumente einer Jury; das Ergebnis des dreitägigen Wettbewerbs wird dem Publikum bei einem öffentlichen Finalistenkonzert präsentiert. Neben Förderpreisen erhalten die Künstler ein Konzertangebot für die jeweils darauffolgende Saison der Internationalen Barocktage. „Dieses Festival ist für mich eine ganz besondere Aufgabe, und Melk ist für mich ein ganz besonderer Ort. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der nach Melk gekommen ist und es nicht als besserer Mensch wieder verlassen hat.“ Michael Schade Text: Eva von Schilgen I N F O B OX

Stift Melk Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1 A-3390 Melk Tel.: +43 2752 555-0 www.stiftmelk.at Stiftsbesichtigung, Nordbastei und Wachaulabor: täglich – ganzjährig Stiftspark und barocker Gartenpavillon: täglich – von Mai bis Oktober Die genauen Öffnungszeiten sowie Informationen zu Führungen finden Sie unter www.stiftmelk.at. Führungen sind täglich möglich. Info Stiftsbesichtigung: Tel.: +43 2752 555-232 | Mail: tours@stiftmelk.at


est. 1931

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Leopoldinger, Kirchenplatz 2-3 3390 Melk www.leopoldinger.com

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Fotos: Monika Nguyen, destilat.at, Strobl privat

Das alte Herrenhaus wurde sachte und elegant renoviert. 138

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GUT WAGRAM – HANDMADE WINE Bodenständig & biologisch

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In den Hochbeeten wachsen biologisches Gemüse und Kräuter

Als140 die Strobls es übernommen haben, stand es bereits seit vielen Jahren leer. SCHLOSSSEITEN


Fotos: Monika Nguyen, destilat.at, Strobl privat

Winzerpaar Clemens und Martina Strobl

GUT WAGRAM – HANDMADE WINE Bodenständig & biologisch

Ein altes schmiedeeisernes Tor gibt den Blick in einen großzügigen Hof auf ein dezent renoviertes Herrenhaus und einen schlichten, modernen Bau frei, in dem biologischer Wein entsteht. Wir sind auf Gut Wagram inmitten des Straßendorfs Mitterstockstall. Hier befindet sich die Weinmanufaktur von Clemens Strobl und seiner Familie, die zugleich auch deren Zuhause ist.

S

chnörkellos und unkonventionell sieht das Weingut von außen aus, und wer das Glück hat, eintreten zu dürfen, kann all das bestätigen. Wir waren hier. Martina Strobl, die Hausfrau, heißt uns willkommen. Vom ersten Stock, wo sich unter dem Dachstuhl die Büroräume verstecken, kommt sie heruntergelaufen. Dynamisch, fesch und fröhlich, genau wie die Räume, durch die sie uns dann führt. Das Foyer, zugleich eine Theke zur Verkostung, eine alte Presse, die noch aus Feuersbrunn – dem ersten Standort der Strobl’schen Weinmanufaktur – stammt, und jede Menge Bilder an den Wänden. Sie wurden von Künstlern gefertigt, mit denen Clemens und Martina Strobl großteils befreundet sind.

Ein riesiges Fenster lässt uns in den alten Weinkeller schauen. Dort sieht man sowohl hölzerne Fässer wie auch Stahltanks und Betoneier in geselliger Eintracht stehen. „In Letzteren reift der Wein besonders gut, weil sie atmungsaktiv sind“, erklärt uns Clemens Strobl. Hier befindet sich ebenfalls der Verkostungsraum, in dem sich Martina Strobls Faible für die Einrichtung im Stile der 50er- und 60er-Jahre nicht verleugnen lässt. An allen Ecken und Enden gibt es die für jene Zeit so typischen Dinge von Nierentischen bis zu Industrielampen, von Clubsesseln bis zu dezenten Sofabezügen, von praktikablen Möbeln bis zu den klassischen Radiogeräten. Und was nicht original zu finden war, ließ die Dame des Hauses nach ihren Vorstellungen einfach nachbauen.

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Die Architekten von „destilat“ verwandelten das verfallene Anwesen aus dem 18. Jahrhundert in eine Wirkungsstätte für die Bio-Weine von Clemens Strobl. Besucht werden kann es heute nur von Professionals.

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Martina Strobl liebt Vintage-Möbel; so findet man im Haus immer wieder einen schönen Stilbruch.

Innerhalb von 24 Monaten wurde aus der Anlage rund um den ehemaligen Meierhof von Schloss Winklberg in Mitterstockstall ein Architekturjuwel. „Möglichst wenig Design“ wünschte sich der Auftraggeber in seinen Räumlichkeiten.


Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Möbelstücke aus den 50er-Jahren

Das helle Schlafzimmer als Rückzugsort nach arbeitsreichen Tagen

Der Küchentresen ist für Familie und Gäste in Verwendung.

Sogar das Badezimmer ist mit Retromöbeln bestückt.

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Vor ziemlich genau 12 Jahren haben sich die Strobls ihren lang gehegten Traum erfüllt. „Wir wollten schon immer Wein machen“, erzählen sie und fügen hinzu: „Unsere Kinder haben während unserer Familienurlaube mehr Zeit in Kellern als am Strand verbracht.“ Die Leidenschaft kommt allerdings nicht von ungefähr, waren doch schon Martinas Großeltern als Weinbauern im Weinviertel tätig. Im Jahr 2008 machten die ersten Weingärten samt Kellerstöckl in der Kellergasse von Feuersbrunn den Anfang der Strobl’schen Manufaktur. „Reben, Vinifikation und Zuhause befanden sich damals noch an verschiedenen Stellen. Wir waren zerrissen und wollten unter einem Dach arbeiten und leben“, sagt Martina Strobl. Vor drei Jahren war es dann so weit: Der heutige Nachbar und Betreiber des charmanten Restaurants „Gut Oberstockstall“, Matthias Salomon, hatte den Tipp gegeben, dass im benachbarten Straßendorf Mitterstockstall ein verfallenes Anwesen zu haben sei. Da haben die Strobls zugeschlagen und „erhalten, was zu erhalten war“. Der Rest wurde ergänzt. Mit viel Geschmack und klaren Vorstellungen ist ein Weingut entstanden, das kaum zu toppen ist. Das Design Studio „destilat“ zeichnete federführend dafür verantwortlich. Das Gut Wagram war einst die Meierei des sagenumwobenen Schlosses Winkelberg, das bis ins 17. Jahrhundert auf dem Hügel über dem Ort stand. Noch heute erzählt man sich davon, dass sich die damaligen Besitzer mit Wein, Jagd, Viehhaltung und Landwirtschaft beschäftigten. Von alldem waren, als die Strobls das Ensemble entdeckten, nur mehr ein kleiner Stall aus rohen Ziegeln sowie ein desolates Herrenhaus übrig. Heute, drei Jahre später, präsentiert es sich als ein perfekt ausgestattetes Weingut, in dem die drei reinen Rebsorten Grüner Veltliner, Riesling und Pinot Noir in unterschiedlichen Ausbaustufen gepresst, vergoren, gereift und abgefüllt werden. Verantwortlich für all das ist der 26-jährige Lukas Strobl, den wir vorbeihuschen sehen. Ein leidenschaftlicher junger Mann, der nach dem Studium des „International Wine Business“ in Krems die wichtige Funktion des Önologen im elterlichen Betrieb übernommen hat. Er folgt seiner Überzeugung, dass der Wein „so sein darf, wie er ist“. Sanfter Rebschnitt, spontane Vergärung, aber auch Bienenvölker

und Kräutergärten mitten im Weingarten machen die Weine der Strobls so einzigartig. Die Reben von den besten Lagen, vorwiegend am Wagramer Hengstberg, aber auch von der Lage Schreckenberg im benachbarten Kamptal bis hin zur Lage Pfaffenberg im direkt an die Wachau angrenzenden Kremstal, werden langsam und schonend gepresst, um sich danach in unterschiedlichen Gebinden zu Terroirbezogenen Geschmacksbildern mit Extrakt und Finesse zu entwickeln. In selbst kreierte und unverwechselbare Flaschen gefüllt, gehen sie dann auf die Reise. Aus 16 ha Weingärten entstehen edle Tropfen, die beinahe ausschließlich in Österreich und in der „alten Welt“ verkauft werden. Grundgedanke dabei ist, dass die Weine der Strobls keine umweltschädigenden langen Reisen antreten sollen. Konsequenterweise ist das gesamte Gut energieneutral: Tiefenbohrungen sorgen für Wärme, Photovoltaikanlagen für Strom, und das Brauchwasser kommt aus dem eigenen Brunnen. Gelebte Nachhaltigkeit also. Für Verkauf und Vermarktung sind Clemens und Martina zuständig, und sie machen das, neben ausgedehnten Verkostungs-Roadtrips, vor allem mit ihrer ganz speziellen Art von Gastgebertum. Viele ihrer Kunden aus der Gastronomie und der Hotellerie, aber auch aus dem Weingroßhandel, sind längst zu Freunden geworden, die hier am Gut Wagram regelmäßig zu den „Professionals Days“ eingeladen werden. Zu diesen bitten die Strobls jeweils einen Gastkoch und begleiten das mehrgängige Menü mit ihren Weinen und „gerne auch mit Weinen von Winzerkollegen aus ganz Europa“, wie Clemens Strobl uns erzählt. Eigentümer von Restaurants und Hotels, Sommeliers und Weinexperten aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, England, Frankreich oder Dänemark können von den legendären Tagen und Nächten auf Gut Wagram erzählen. In dem charmanten Herrenhaus, das die Strobls genauso stilsicher wie die Weinmanufaktur restauriert und möbliert haben, sind etliche Gästezimmer entstanden, dazu schöne, große Wohnräume, die von Balkonen ergänzt werden. Last, but not least findet man hier eine professionell ausgestattete Küche samt großzügigem Speisezimmer, wo man jedenfalls auch in Zeiten wie diesen wunderbar essen und trinken kann. Großes Lob spricht Clemens Strobl den örtlichen Professionisten

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Schon im schlichten Foyer fĂźhlt sich der Kunde wohl.

Die Materialien sind einfach und klar.

146 Strobl SCHLOSSSEITEN Martina ist fĂźr das Interieur verantwortlich.

An der langen Theke kann man die biologischen Weine verkosten.


Der alte Keller hat Sommer und Winter die optimale Temperatur.

Die exquisiten Tropfen reifen in Holzfässern, Betoneiern oder Stahltanks.


Die Industrielampen über dem Verkosttisch tragen Martina Strobls Handschrift.

Vater Clemens und Sohn Lukas sind passionierte Winzer.

aus. Gewölbemaurer, Kunsttischler, Kunstschmiede und Maler, um nur einige zu nennen, „haben hier Unglaubliches geleistet“, betont er. Zwischen den Gebäuden plätschert ein alter Brunnen, ein Pavillon lädt im Park zum Verweilen ein und die ausgedehnten Gemüse- und Blumenbeete sind gepflegt und in Verwendung. Ein nettes Wegerl führt in den hinteren Teil des Gartens, dorthin, wo die ehemalige Badeanstalt liegt. „Fast alle alten Mitterstockstaller haben hier schwimmen gelernt“, erzählt der Hausherr lachend. Die Strobls haben alles originalgetreu wiederhergestellt: die Umziehkabinen, die Liegeflächen, den Schwimmteich und sogar das Bootshaus. Auch hier können die geladenen Kunden entspannen. Für die Familie, also für Clemens, Martina, Lukas und seine Schwester Ninon, die in Krems am Uni-Campus die „Filmbar“ betreibt, sind Ruhezeiten allerdings selten. Sie alle leben nach dem Credo „Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden“, das übrigens auch

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Lukas Strobl legt Wert darauf, dass der Wein so sein darf, wie er ist.

die Grundlage des Weingut-Logos bildet. Eine lodernde Flamme ist darin zu sehen, die im doppelten Sinne Bedeutung hat, weil doch der erste Weingarten der Strobls in Feuersbrunn liegt. Nach der Zukunft gefragt, schießt es aus Clemens Strobl heraus: „Fast alle unsere Träume haben sich bereits erfüllt. Wir haben ein Weingut, das schöner ist, als wir es uns je hätten vorstellen können, und wir haben Kinder, die am Weinmachen interessiert sind.“ Was fehlt, ist mehr Zeit für weitere Weinreisen, um Kontakte zu Winzern zu knüpfen, die ähnliche Ideen und Philosophien leben und arbeiten. „Und was noch fehlt, sind Tiere“, ergänzt die Hausherrin. „Wir werden mit Hühnern beginnen, und vielleicht folgen dann noch Esel und Ziegen“, erträumt sich Martina Strobl. Text: Clarissa Mayer-Heinisch

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Gut Wagram Clemens Strobl Handmade Wine www.clemens-strobl.at


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Jagdhaus Kalwang steht zum Verkauf 8775 Kalwang, Österreich

Das Jagdhaus Kalwang wurde im Jahr 1904 von Baron Ru-

600 m² Wohnfläche stehen drei großzügige und geschmack-

dolf Gutmann als Gästevilla seines Jagdschlosses errichtet,

voll eingerichtete Salons samt Speisezimmer sowie neun

das auf der anderen Seite des Baches stand, aber 1912 durch

Schlafzimmer mit insgesamt fünf Bädern und sechs Toilet-

einen Brand zerstört wurde. Durch das Grundstück fließt

ten zum Einzug bereit. Sämtliche Räumlichkeiten sind in ei-

mit der Teichen ein herrlicher Fischbach. Das Haus wurde

nem eleganten, authentischen Stil eingerichtet, nichts wirkt

im Stil von Schweizer Alpenhütten gebaut und außen mit

auch nur im Ansatz überkandidelt oder pseudomodern.

Holz verkleidet, so wie es zu jener Zeit in der Steiermark

„Es war uns enorm wichtig, bei der Renovierung den ur-

üblich war. Im Haus gibt es in fast jedem Zimmer einen Ka-

sprünglichen Charme dieses Herrenhauses zu erhalten, denn

min, manche ließ Baron Gutmann extra aus Wien kommen,

es soll ja ein Jagdhaus am Land und nicht eine Villa in einer

und einige stammen sogar aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Großstadt sein“, meint der derzeitige Besitzer. Im Zuge der

Das wunderschöne Jagdhaus wurde als Massivholzbau in

aufwendigen Renovierungsarbeiten wurden auch das Dach,

Blockbauweise errichtet. Auf drei Etagen mit insgesamt ca.

die Heizung sowie die Hauselektrik erneuert.

Sie haben Interesse, möchten mehr Informationen oder das Haus besichtigen? E-Mail an: Kontakt@Schlossseiten.at


Symbolfotos: Shutterstock & Kitzbühel Tourismus

Zu Hause in Kitzbühel! VI LL A IN KITZBÜH EL ZU VERKAUFEN – EINE SELTENE GEL EGENH EIT Stadtnah und doch im Grünen. Informationen bitte einholen bei: Hausverwaltung Reisch GmbH Franz-Reisch-Straße 4 6370 Kitzbühel E-Mail: hausverwaltung@reischgmbh.at


Alexander Kottulinsky Geschäftsführer von KOTAX Versicherungssysteme GmbH, in Österreich führend bei Versicherungen von Kunstsammlungen und historischen Immobilien

DA IST EINER, DER KENNT SICH AUS Die Leidenschaft für historische Gebäude, Know-how und Erfahrung in Sachen Versicherungen sowie ein tragfähiges gesellschaftliches Netzwerk machen Alexander Kottulinsky so sicher. „Ich verstehe beide Welten“, kann er mit Fug und Recht behaupten. Langjährige Verträge mit Objekten wie Schönbrunn, mit Stiften wie St. Lambrecht und mit unzähligen privaten Schlössern und Burgen bezeugen, dass er das Vertrauen seiner Kunden genießt.

E

s war kurz nach seiner Matura, als Alexander Kottulinsky sich in der Generali Versicherung vorstellen ging. Damals begann er, sich die Karriereleiter bis zum Außendienstmitarbeiter emporzuarbeiten, der tagein, tagaus Polizzen verkaufte. Die Arbeit machte Spaß und bald war ihm klar: Er wollte selbstständig agieren. Britta Orgovanyi-Hanstein, die Herrin über ein wunderbares Forstgut in Krieglach, war seine erste Kundin. „Ich durfte vom Pick-up bis zu diversen Holzhütten alles versichern. Es war ein interessanter Lernprozess, und Britta hatte eine Engelsgeduld mit mir als jungem Burschen“, erzählt Kottulinsky rückblickend. Heute, 20 Jahre danach, versinkt man in seinem Büro im ersten Bezirk in eleganten ledernen Sofas, blickt auf Kunst an den Wänden und auf einen energiegeladenen Mann, der sein Unternehmen gerade neu aufstellt. War es bis dato ein Versicherungsunternehmen mit einer Riesenpalette an Leistungen, so sind es ab sofort nur mehr Schlösser, Burgen und Stifte, die Alexander Kottulinsky versicherungstechnisch berät und begleitet. Schon jahrelang hatte er sich intensiv mit diesem Thema befasst und Schritt für Schritt mit „wilden Konstruktionen“ an Versicherungen seiner Kunden „aufgeräumt“. „Ich verstehe die Bedürfnisse, Ängste und Wünsche der Schlossleute“, sagt er und unterbreitet ihnen maßgeschneiderte Angebote. Seit dem Jahr 2012 ist Alexander Kottulinsky Präsident des Österreichischen Burgenvereins (2018 erfolgte die Umbenennung in „Verein Historische Gebäude Öster-

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reich“), außerdem in Gremien von „Europa Nostra“ und „European Historic Houses“ engagiert und dementsprechend schon längst nicht mehr ausschließlich als Versicherungsmakler, sondern auch als Standesvertreter, als unentgeltlicher Lobby­ist und oft als diplomatischer Mediator zwischen den Generationen gefragt. Die Nachfolgeproblematik beispielsweise liegt ihm sehr am Herzen und er weiß aus eigener Erfahrung, wie sie gelöst werden kann. Als ältester Sohn seiner Eltern hat Alexander Kottulinsky das riesig große Schloss Neudau geerbt. 160 ha Landwirtschaft, 600 ha Wald und 30 ha Teiche gehören dazu. Sein über 80-jähriger Vater führt den Betrieb für ihn. „Er ist ein begeisterter und begnadeter Landwirt“, konstatiert der Sohn und erzählt, dass es unter seinem Großvater noch 130 Mitarbeiter gab, eine Säge, eine Tischlerei, eine Ziegelei und jede Menge Tiere, während heute nur noch vier Männer „alles schupfen“. „Wir sind nur mehr Karpfenzüchter und Körndlbauern“, sagt Kottulinsky lachend. Aber auch das will betriebswirtschaftlich gut geführt werden bei gleichzeitig langfristigem Denken, wie es weitergehen kann. Immerhin hat er selbst fünf Kinder. „Wenn eines von ihnen Bauer werden will, soll es möglich sein.“ Auch die österreichische Bauordnung, sämtliche Themen rund um den Denkmalschutz sowie alles, was mit Steuern und Abgaben zu tun hat, behält Alexander Kottulinsky im Blick. Behindertengerechte Umbauten, Handläufe, Fluchttüren und Ähnliches sind in alten Gebäuden


Foto: Wikipedia

Schloss Liechtenstein in Wilfersdorf, Niederösterreich

oft schwierig umzusetzen – vor allem dann, wenn man seiner persönlichen Philosophie folgt, dass historische Gebäude nicht wiederhergestellt, sondern lieber sachte restauriert werden sollten. „Alle haben die gleichen Themen, vom kleinen Schlösschen bis zum großen Objekt“, weiß Kottulinsky und arbeitet deshalb beinahe so wie ein Herrenschneider. „Der Anzug ist fast fertig, nur die Hosenlänge muss noch dem Träger angepasst werden.“ Ein fast fertiges Versicherungsprodukt wird also um individuelle Zusätze ergänzt; ganz besonders trifft das auf ausländische Schlösser zu, von denen sich immer mehr bei KOTAX versichern lassen. Apropos „Kotax“: Das war der „Nickname meines Vaters in der Schulzeit“, erzählt Alexander Kottulinsky, auf den dieses Pseudonym längst übergegangen ist. Der Name seines Unternehmens, das gerade seine Flügel zu neuer Größe ausspannt, basiert ebenfalls darauf. Neben den Schlössern Schönbrunn, Liechtenstein, Aichberg, Moosburg oder Ebenthal, neben den Stiften St. Lambrecht oder St. Paul, neben Mariazell, der Riegersburg und vielen weiteren Objekten sind es zunehmend auch Schlösser in Tschechien, Deutschland und Spanien, die seine Expertise suchen. „Man fischt im eigenen Teich“, so Kottulinsky auf die Frage nach seiner Art der Akquise. Diese scheint der einfachere Teil zu sein. Denn bei den Versicherern sind Schlösser nicht besonders beliebt. Jahr-

hundertealte Mauern, große Dachflächen, alte Fresken, antike Möbel und kunsthistorisch einmalige Details machen eventuelle Schadensfälle unermesslich teuer. Auch das Schätzen des Wertes ist oft nicht ganz einfach. Jahrelange Kooperationen mit diversen nationalen und internationalen Versicherungen machen es der KOTAX Versicherungssysteme GmbH jedoch möglich, für ihre Kunden eine ausbalancierte Variante zwischen leistbarer Polizze und ausreichendem Schutz anzubieten. Als vor mehreren Jahren der Schwamm die Wände von Schloss Niederleis befiel, als die Bibliothek in Thannhausen brannte, als der Hagel Front und Dachflächen in Gradisch beschädigte oder in Ebenthal einige Parkbäume umfielen, da war Alexander Kottulinsky zur Stelle. Er ist „einer, der sich auskennt“, urteilte die Vergabekommission für die Versicherung von Schloss Schönbrunn. Er ist als Berater, Begleiter, Organisator, Abwickler, Vertrauter und Freund da, wann immer er gebraucht wird. I N F O B OX

KOTAX Versicherungssysteme GmbH Stubenbastei 10/9 1010 Wien Tel.: +43 1 5036234 www.kotax.com

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Die südliche Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Palais Sonnenhof. Rechts: Die nördliche Fassade zur Zeit der Akquisition. 154

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Fotos: vadim-photo.com

Die Projekte, Teil 2

DAS PALAIS SONNENHOF

Perle des Starnberger Sees Am oberen Teil des Hanfelder Bergs gelegen, überblickt das herrschaftliche Palais Sonnenhof den Starnberger See und die gesamte Alpenkette von Berchtesgaden bis zum Bodensee. Als das EUROPEAN HERITAGE PROJECT den Sonnenhof im Jahr 2002 erwarb, stand die einst noble und mondäne Villa bereits seit Jahrzehnten leer und wurde nur noch sporadisch als Kulisse für Filmaufnahmen genutzt. In einem mehrjährigen Sanierungs- und Renovierungsprozess konnte das Anwesen nach den alten Plänen wiederhergestellt werden.

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Fotos: vadim-photo.com

Die Brunnenanlage mit Tuffsteinmauer und -treppe im Norden des Anwesens zur Zeit der Akquisition und heute

D

as Palais Sonnenhof, ehemals auch Villa Böhler oder Villa Graf von Berns­torff genannt, wurde im Jahr 1912 von Julius Böhler, dem famosen königlich-bayerischen Hofantiquar und Kunsthändler, bei dem Architekten Hans Noris, Schüler des renommierten Baumeisters Gabriel von Sei­del, in Auftrag gegeben. Ziel war es, einen Wohnsitz zu schaffen, der sowohl den Geschmack als auch die gesellschaftliche Stellung des Auftraggebers repräsentieren und dabei allen Anforderungen an einen komfor­tablen Landsitz gerecht werden sollte. Dafür wandte der Bauherr die für die damalige Zeit ungeheure Investitionssumme von über 1 Mio. Reichsmark auf. So entstand ein Bauwerk, das nicht nur durch seine hervorragende Situierung in der Landschaft, sondern auch dank klarer architektonischer Linien majestätische Ruhe und Noblesse ausstrahlte.

„Es gehörte ohne Zweifel zu den architektonisch wertvollsten Anlagen am Starnberger See, ja, zu den bedeutendsten in der Villenlandschaft des Münchner Umlandes“, so der Kreisheimatpfleger Gerhard Schober. Gerade wegen dieser herausragenden Bedeutung hat auch das Museum Starnberger See ein eigenes Diorama der Anlage in seine Ausstellung aufgenommen.

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Das Palais Sonnenhof ist nicht nur ein außergewöhnliches Zeugnis für den selbstbewussten Lebensstil des Münchner Bürgertums im frühen 20. Jahrhundert, sondern war auch ein Ort wichtigen politischen Geschehens. So war die Villa in den Zwanziger- und frühen Dreißigerjahren Residenz des Diplomaten Johann Heinrich Graf von Bernstorff, der nicht nur als Botschafter des Deutschen Reichs in Konstantinopel und Washington sowie als ständiger Vertreter beim Völkerbund internationales Flair an den Starnberger See holte, sondern der durch seinen Widerstand gegen das Dritte Reich seine eigene Emigration erzwang. Der Sonnenhof war später auch der Ort, an dem die Kapitulation der Stadt Starnberg vor den amerikanischen Streitkräften beschlossen wurde. Ab 1945 war er Sitz der amerikanischen Kommandantur. Im Jahr 1976 schließlich wurde das Anwesen im Zuge einer Leibrentenvereinbarung von der Stadt Starnberg erworben. Zur Zeit des Erwerbs durch das EUROPEAN HERITAGE PROJECT im Jahr 2002 hatte das Palais Sonnenhof nach jahrzehntelanger Verwaltung durch die Stadt Starnberg sowie infolge der Involvierung diverser zweifelhafter Spekulanten und Investoren große Teile seiner Bausubstanz eingebüßt. Aufgrund stillstehender


Ein Teil der prächtigen Parkanlage des Anwesens. Sämtliche Kaskaden, Kies- und Kopfsteinpflasterwege mussten erneuert und Flanierwege nach historischem Vorbild rekonstruiert werden.

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Projekte und andauernder Untätigkeit war es praktisch dem Verfall preisgegeben. Lediglich vereinzelte Filmprojekte hauchten dem Anwesen kurzzeitiges Leben ein. Eine gewisse Berühmtheit erlangte es durch den Film „Die Apothekerin“ mit Katja Riemann, dessen Handlung sich vollständig um das Haus drehte. Letzt­ lich befand sich durch diese Phase des Niedergangs nicht nur die Villa, sondern auch die einst herrschaftliche Parkanlage in einem desolaten Zustand. Die Stadt hatte sich entschlossen, das Anwesen zu zerteilen. Heute steht auf seinem südlichen Areal die Starnberger Stadtklinik. Die einst gutseigene Hofgärtnerei ist jetzt ein gewerblicher Gartenbaubetrieb. Weitere große Teile des Grundstücks waren veräußert worden. Die Parzellierung hatte zur Folge, dass die an englische Vorbilder angelehnte Parkanlage nicht länger ihrem weitläufig konzipierten Ursprungszustand gerecht werden konnte. Um dem Park seine einstige Weitläufigkeit zurückzugeben, wurden durch das EUROPEAN HERITAGE PROJECT Grundstücksteile und Nebengebäude im Norden und Süden zurückerworben, sodass das gesamte Areal von seinen ursprünglich 6,3 ha zumindest wieder zirka 3 ha aufweisen kann. Sämtliche Kaskaden-, Kies- und Kopfsteinpflasterwege wurden erneuert und Spazierwege nach dem historischen Vestibül mit originalen Plan von 1912 errichtet, die Rotmarmor-Elementen zahlreichen Brunnenanlagen wurden überholt und gangbar gemacht, historische Grünflächen rekonstruiert und die beeindruckenden Formalgärten neu angelegt. Heute liegt das Palais Sonnenhof wieder inmitten einer prächtigen, im englischen Stil gestalteten Parkanlage, die nach Süden hin deutlich abfällt und damit an allen Stellen eine ungehinderte Aussicht auf die Landschaft eröffnet. Am westlichen Rand steigt das Gelände rasch auf, um schließlich in einem erhöhten Aussichtspunkt südwestlich der Villa zu münden. Der Gartenteil vor der seeseitigen Fassade ist als barockisierendes Parterre angelegt, in das man von der Terrasse der erhöht stehenden Villa über eine ausladende Treppe hinunterschrei­ tet. Auf der Rückseite der Villa spiegelt eine ähnliche, ebenfalls in weitem Bogen angelegte Anlage das vordere Gartenparterre. Zahlreiche Brunnen und Wasserspiele beleben das üppige Grün.

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Anders als bei den meisten Häusern am See, die nur eine Schauseite besitzen, ist die Villa auf eine 360-GradWirkung ausgerichtet und auf allen Seiten gleichwertig ausgebildet. Durch den mit Säulen flankierten Haupteingang auf der Rückseite des Gebäudes betritt man das mit Rotmarmortreppen ausgestattete Vestibül, über das sich die großzügig dimensionierten und lichtdurchfluteten Wohn- und Repräsentationsräume im Erdge­schoss erschließen. Die Mitte nimmt das große Wohn- und Musikzimmer ein, dessen exedraartige Fensterfront den Blick auf die Parkanlage und den See dahinter freigibt und dem Raum so eine besondere Note verleiht. Seitlich schließen sich ein Salon und eine Bibliothek mit florentinischen Holzkassettende­ cken aus dem 16. Jahrhundert und marmornen Kaminen an, die ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammen. Hinter dem Wintergarten liegt seit dem Umbau durch den Grafen von Bernstorff im Jahr 1920 das Speisezimmer mit einem Aufzug zur darunterlie­ genden Küche. Eine Besonderheit des Wintergartens ist die im Boden versenkbare Fensterfront aus diesem Jahr, welche die Grenze zwischen innen und außen abschafft. Im an beiden Seiten durch großflächige Balkone erweiterten Obergeschoss befinden sich mehrere Schlafund Badezimmer. Bei der Instandsetzung der Villa lag der Fokus nicht darauf, eine zeitgemäße, moderne Nutzung zu erfinden, sondern vor allem darauf, die historische Idee von Hans Noris zu respektieren, die überkommene Raumeinteilung zu erhalten sowie die wertvollen dekorativen Elemente und die historische Ausstattung zu bewahren und zu restaurieren. Eine besondere Herausforderung stellte die Überarbeitung der detailreichen florentinischen Holzkassettendecken in den Räumen im Erdgeschoss dar. Doch auch die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammenden Marmorelemente und Kamine bedurften einer intensiven Bearbeitung durch fachkundige Hände, um wieder zu altem Glanz zurückgeführt werden zu können. Neben den Restaurierungsarbeiten waren auch zahlreiche substanzerhaltende Maßnahmen erforderlich, um den voranschreitenden Verfall des Sonnenhofs abzuwenden. Fundament und Kellerräume waren vom Regenwasser unterspült worden und wiesen erhebli


Rokokozimmer nach historistischer Auffassung mit originalem Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert

Fotos: vadim-photo.com

Speisezimmer mit historischen Holzkassettendecken aus dem 16. Jahrhundert


Bild links oben: Über das Vestibül mit Rotmarmor-Elementen erreicht man die Repräsentationsräume im Erdgeschoss. Bild links unten: Der originale Renaissancekamin stammt aus einem Florentiner Palazzo aus dem 16. Jahrhundert. Bild rechts unten: Gotische Marienfigur aus dem 15. Jahrhundert vor flämischer Tapisserie „Die Schlacht von Troja“, die aus dem 16. Jahrhundert stammt.

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Fotos: vadim-photo.com

Details der aufwendigen Holzkassettendecke im Erdgeschoss

che Wasserschäden auf; witterungsbedingte Schäden zeigten sich ebenfalls im Dachstuhl, der teilweise aufgrund des stellenweise undichten Walmdachs morsch geworden war. So mussten das Dach einschließlich der Blechkonstruktion am Dachabschluss vollständig erneuert, Schieferplatten allumfassend ausge­ tauscht und das Gebälk des Dachstuhls zu einem großen Teil erneuert werden. Auch die Innenräume wiesen durch unsachgemäße Behandlung – wohl während der Film­ arbeiten – erhebliche Schäden auf, während außen die komplette Hausfassade bröckelte. Durch den jahrzehntelangen Leerstand befanden sich Wasser- und Stromleitungen in marodem Zustand, Elektrik und Hei­ zung waren weder den gängigen technischen noch den ener­getischen Standards entsprechend, da sie seit der Errichtung des Gebäudes im Jahr 1912 nicht saniert worden waren. Die gesamte Elektrik und Wasserversorgung musste daher vollständig ausgebaut und erneuert werden. Nötig war natürlich auch der Austausch der Zentralheizung, wobei die dekorativen gusseisernen Radiatoren nach deren Restaurierung beibehalten und wieder eingebaut wurden. Aufgrund der damals höchst innovativen Verwendung von Stahlbeton – die Wandstärke übersteigt in ihrer Kompaktheit bei Weitem die statischen Ansprüche der Villa – gab es zumindest keine größeren Probleme mit der Statik des Anwesens. Nach der Akquisition durch das EUROPEAN HERI­ TAGE PROJECT im Jahr 2002 konnten die mit großem Aufwand betriebenen Restaurierungs- und Sanierungs­ maßnahmen am Sonnenhof bereits 2004 abgeschlossen werden. Nach einem insgesamt dreijährigen Wiederbe­ lebungsprozess folgte im Jahr 2006 schließlich die erfolg­reiche Instandsetzung der mondänen Gartenlandschaft mit Hanglage. In enger Zusammenarbeit mit Architekten, Ingenieuren, Restaurateuren, Landschaftsarchitekten und dem Bayerischen Denkmalschutz konn­te

Bibliothek mit original Renaissance-Elementen

das historistische Anwesen mit seinen Anlagen so an seinen einstigen Glanz wieder anschließen. Heute wird der Sonnenhof auch für regelmäßige Konzerte und vielseitige kulturelle Veranstaltungen genutzt. Dank des großzügigen Außenbereichs, der prächtigen Terrassen und der weitläufig angelegten Parkanlage bie­tet das Palais Sonnenhof, besonders bei gutem Wetter, eine unvergleichliche Bühne für Veranstaltungen, eingebettet in ein herrschaftlich anmutendes und unvergessliches Ambiente vergangener Tage. I N F O B OX

Die von Prof. DDr. Peter Löw ins Leben gerufene Initiative THE EUROPEAN HERITAGE PROJECT engagiert sich mit unermüdlicher Geduld und hohem wissenschaftlichen und finanziellen Aufwand aktiv für die Bewahrung von kulturhistorisch bedeutenden Monumenten und Denkmälern. Informationen zu allen Objekten unter www.europeanheritageproject.com

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Fotos: Styria Verlag, Buch verSCHLOSSen

VerSCHLOSSen

DIE VERBORGENE WELT DER ADELSSITZE RUND UM WIEN Robert Bouchal widmet sich seit über 30 Jahren der Erforschung und Dokumentation seiner Heimat Österreich. Die Auseinandersetzung mit geschichtsträchtigen Orten ist dem Höhlenforscher, Fotografen und Autor ein besonderes Anliegen. In Zusammenarbeit mit Dr. Johannes Sachslehner entstand ebenfalls der Band „STRENG GEHEIM! – Lost Places rund um Wien“. So starteten die beiden Autoren denn auch eine aufregende Zeit- und Entdeckungsreise zu den oftmals wenig bekannten Schlössern rund um Wien. Dabei entstand ein vielseitiger Bilderbogen mit Einblick in die Geschichte der Schlösser als Zeitzeugen der vergangenen feudalen Welt, die es wiederzuentdecken gilt. Im Ansichtenwerk des österreichischen Topografen und Kupferstechers Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672 ist die Vielzahl der befestigten Adelssitze dokumentiert, die einst das Bild der Landschaft prägten und heute neben Kirchen, Klöstern und Burgruinen zu den ältesten Gebäuden der Region zählen. „Die Menschen, die sie einst mit Leben erfüllten, sind gegangen, ihre Namen verblichen, ihre Taten vergessen,

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sie (die Schlösser) aber sind geblieben und erzählen uns von einer anderen Welt.“ Im Mittelhochdeutschen bedeutete der Begriff „Schloss“ einen verschlossenen, befestigten Bau, der den Weg durch ein Tal strategisch abriegelte und im Sinne von „Burg“ bzw. „Kastell“ verwendet wurde. Im Buch erfährt man, dass später – in der Renaissance – die alten Wehrburgen in prachtvoll ausgestattete, repräsentative Adelssitze umgebaut wurden. Die alte Bedeutung der „Sperrbefestigung“ ging dabei endgültig verloren und das Schloss avancierte zum Lebensmittelpunkt adeliger Familien. Es wurde das Zentrum, das ihren Herrschaftsanspruch legitimierte und von


Fotos: Styria Verlag, Buch verSCHLOSSen

dem ihre Macht ausging, deutlich sichtbar als Monument in der Landschaft aristokratischer Bedeutung und Größe und zugänglich für alle, die der Welt des Adels angehörten. „Die Burg“, schreiben die Autoren, „wurde zum befestigten Palast, in späteren Zeiten zum Lustschloss, das jeder Wehrfunktion entbehrte.“ Der geschichtliche Rückblick erklärt auch – oder ruft uns wieder in Erinnerung –, warum die eindrucksvollen Schlossbauten entstanden. Das Schloss war bauliches Wahrzeichen der Adelsfamilie, das die Zugehörigkeit zur Herrschaftselite dokumentierte und ihre privilegierte Stellung nach außen repräsentierte. Die feudale Weltordnung, so erklären die Autoren, fand im Schloss ihren Kristallisationspunkt, ihre faszinierende architektonische Gestaltung. Schlösser waren damit als Bauten das begehrte Objekt der mächtigen Adelsgeschlechter, die Schlösser geradezu sammelten, spiegelte doch die Anzahl der Besitzungen den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Status der Familie wider. Aus dieser Tradition erklärt sich auch das Bestreben von später zu Macht und Reichtum aufgestiegenen Familien, ihre Wichtigkeit durch den Bau und/oder Erwerb eines Schlosses zu unterstreichen. Das neue Schloss sollte all das zur Reputation beitragen, was Geld allein nicht vermochte, und einen Hauch von Ewigkeit und Größe, Status, Stabilität und Kontinuität verleihen. Auch neureiche Schlossherren profitieren noch

heute von dem, was Schlösser einst darstellten. Das Schloss war und ist eine Visitenkarte: Es erzählt den Gästen und Besuchern vom Reichtum und vom Kunstverstand des Schlossherrn, der sich die besten Baumeister und Parkgestalter leisten konnte. Selbstverständlich war auch ein Heer von Bediensteten, denn früher war Arbeit im Vergleich zu heute unglaublich billig – man denke an all die „Untertanen“, die für Bau und Instandhaltung der herrschaftlichen Gebäude herangezogen werden konnten. Neben Kirchen und Klöstern waren Schlösser die herausragendsten Bauwerke der vorindustriellen Gesellschaft. Vom gehobenen Lebensstil der Schlossbewohner konnten die einfachen Menschen wie Bauern oder Handwerker nur träumen; gleichzeitig aber war das Schloss ein wichtiger Arbeitgeber für viele Familien in der Umgebung. Heute, da noch viele Schlösser im Besitz von ehemals mächtigen Adelsfamilien stehen, seien Schlösser laut Meinung der Autoren im Grunde genommen ein Anachronismus, denn die Macht ist entschwunden. Georg Binder wird zitiert, der schreibt, dass wir die Schlösser meist als romantische Zeugen einer längst entschwundenen, heute kaum mehr verständlichen Zeit wahrnehmen. Aber als Orte konzentrierter historischer Erinnerung sind sie umgeben von einer außergewöhnlichen Aura: Der Ruhm der Welt, so verkünden sie, ist vergänglich – sic transit gloria mundi –, aber die Schatten der Vergangenheit verleihen alten Adelssitzen noch immer viel Strahlkraft.

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In diesem Sinne begaben sich die Autoren auf ihre Entdeckungstour zu den verborgenen Schätzen und Juwelen der Baukunst, die teils im Dornröschenschlaf liegen und darauf warten, wiederentdeckt und wachgeküsst zu werden. Es ist schon erstaunlich, wie viel Unbekanntes, wenig Beachtetes und in gutem oder schlechtem Zustand noch Erhaltenes da gefunden und gewürdigt wird. Der Bogen reicht vom Schloss Petronell, dem Palast auf römischem Boden im Gebiet rund um Wien, bis zum Schloss Loosdorf, dem „Haus der tausend Scherben“. Man erfährt jede Menge Kurioses, zum Beispiel, dass im romantischen Landschloss Guntersdorf der Familie Ludwigstorff im Weinviertel einst nach Abzug der Sowjets im großen Salon ein russischer Panzer stand oder dass Bertha von Suttner einst ihren Roman „Die Waffen nieder“ auf Schloss Harmannsdorf geschrieben hat. Oder lesen Sie nach, was das einst stolze, von Fischer von Erlach im Klassizismus erbaute Barockjuwel Schloss Thürnthal am Wagram alles erdulden musste. Im Jahre 1683 residierte der Polenkönig Jan Sobieski beim Kampf vor Wien im Türkenkrieg im Schloss Stetteldorf, und der Kaiser selbst hatte acht Jahre zuvor das prächtig ausgestattete Schloss und seine Gärten mit seinem Besuch gewürdigt. Im Exil auf Schloss Enzesfeld der Familie Rothschild wiederum zog sich Eduard VIII. in sein Exil im Triestingtal zurück, wo er nach seiner Abdankung als König von England im Dezember 1936 auf seine große Liebe Wallis Simpson warten wollte. Was könnten die alten Mauern alles noch erzählen … Die wechselvollen Ereignisse und Lebensläufe der Bewohner sind spannend geschrieben, wobei das jeweilige Schloss nicht tote Substanz ist, sondern zur lebendigen Bühne der Geschichte mutiert. Nicht nur die interessante Geschichte der Schlösser und ihrer Bewohner wird im Ablauf der Jahrhunderte beschrieben und gewürdigt, sondern man erfährt auch viel über die Besonderheiten jedes Schlosses: Schatzkammern, verborgene Gänge und Keller werden wiederentdeckt, besondere Schätze der Architektur oder Sammlungen beschrieben. Man hat beim Lesen förmlich das Bedürfnis, mit auf die Reise gehen und noch viel mehr entdecken zu wollen. Lebendige Führungen, Berichte und Anekdoten liefern häufig die Schlossherren selbst, die im Buch oft als beste Informationsquelle für Besucher erwähnt werden. Wie schön, wenn man Hintergrund und Bezug zu dem, was man als Schlossreisender sieht, herstellen und das Gesehene nicht nur als Bild, sondern als Geschichte abspeichern kann. Es geht eben nicht nur um alte Mauern, sondern auch um den persönlichen, emotionalen Bezug und das Interesse für die Gesamtheit des Charakters eines Schlosses. Statt gut gemeinter, langatmiger Geschichtsbelehrungen, wie man sie bei mancher Schlossführung erlebt, erfährt man hier in diesem Buch leb-

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endiges Wissen, das auf den nächsten Besuch in den altehrwürdigen Mauern neugierig macht. Auch das beigefügte Bildmaterial zeigt dem Leser, was er bisher vielleicht versäumt hat und welche Schätze sich in den achtzehn beschriebenen Schlössern noch erkunden und bewundern lassen. Gerade wenn das Wetter einmal nicht so schön ist und ein Wochenende ohne Plan bevorsteht, wäre ein Ausflug auf den Spuren der Autoren zu dem einen oder anderen der vielen Schlösser in nächster Umgebung bestimmt eine schöne Option. Die Sorgen des Alltags verfliegen schnell im Lichte der langen Geschichte und Schönheit dieser hervorragenden Bauten. Und da heutzutage auch ein Zugang für Nichtadelige möglich ist, kann man so manchen Blick in den Schlosshof oder in die Landschaft wie ein Schlossherr bzw. eine Schlossherrin genießen. Bevor Sie nun allerdings zur Schlossexkursion aufbrechen, empfiehlt es sich (nicht zuletzt in Zeiten von Corona), die Website bezüglich der Öffnungszeiten zu checken, damit Sie nicht vor verSCHLOSSenen Türen stehen. In der kalten Saison ist auch daran zu denken, dass viele Schlösser kaum oder gar nicht beheizt sind und dass eine entsprechend warme Kleidung einen Rundgang viel angenehmer macht. Sollte das Schloss im Winter oder überhaupt für den öffentlichen Zugang gesperrt sein, dann können Sie sich die Geschichte der erlesenen Häuser auch entspannt in diesem Buch von Robert Bouchal und Johannes Sachslehner erlesen. Text: Hannelore Lensing

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VerSCHLOSSen Die verborgene Welt der Adelssitze rund um Wien Hardcover 17 x 24 cm; 240 Seiten; Styria Verlag ISBN 978-3-222-13622-1 € 27,00


EDITION

Das große Welttheater

Auch als eine Antwort auf das Leid und die Zerstörung des ersten Weltkriegs träumen Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal von Festspielen in der im Herzen Europas gelegenen Barockstadt Salzburg; von einem von der Kunst bestimmten Friedensprojekt, das von Freiheit, Lebendigkeit und Intensität geleitet die Kunst – Theater, Oper und Konzert als Taktgeber in das Zentrum der Gesellschaft implantiert. „100 Jahre Salzburger Festspiele“ und der Auftrag einen Raum des „Großen Welttheater“ mit seinen Arbeiten im Salzburg Museum zu gestalten, haben LIONEL FAVRE, in dem sich der Charme der Romandie und wienerisches Laissez faire mit unverschämter Leichtigkeit verbinden, eintauchen lassen in staubige Archive und akribisch gehütete Depots, in denen Werden und Wachsendes heute bedeutendsten Festivals der Welt dokumentiert ist. Wie im Leben verbindet FAVRE auch in seinen Arbeiten scheinbar extrem Gegensätzliches: Sein Respekt vor der kühl ordnenden, analytischen Kraft des Architekten oder Ingenieurs verbindet sich mit der schier grenzenlosen Freiheit seiner mäandernden Phantasie. Sein „Wahnsinn“ hat Methode. Erst die Pflicht: das heißt das Objekte seiner Begierde, mühsam aufgestöbertes, frech erbeutetes oder aber einfach nur derelinquiertes Planmaterial wird von ihm akribisch restauriert. Das altersmüde Papier sowohl wie das konstruktive Notat darauf. Ohne Lineal, mit freier Hand. Ehrensache. Dann die Kür: die Schleusen seiner Schatzkammer öffnen sich und ein wilder Mix autogamer Ideen und wildwuchernder Assoziationen - Lionels Welten - erobern und bevölkern das bislang spröde Terrain. Der Plan eines Lusters aus dem Bühnenbild von Teo Otto für den legendären Rosenkavalier (Produktion: Herbert von Karajan und Rudolf Hartmann) aus dem Jahr 1960 bietet LIONEL FAVRE die Struktur seiner Deutung von Richard Strauss. Sein prickelnder Esprit vereint sich in diesem Champagnerglas mit der Perfektion bester österreichischer Handwerkstradition der seit 1823 bestehenden Glasmanufaktur LOBMEYR aus Wien und so tummeln sich auf dem Champagnerglaspärchen der Serie Ballerina wohlgelaunt Ochs, Marschalin, Octavian und Ihre Mitspieler auf Ranken, Lusterteilen und Rosen: „à votre santé“ (Mario A. Mauroner)

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LIONEL FAVRE ist 1980 in Morges (Schweiz) geboren und hat an der Akademie der Bildenden Künste bei Daniel Richter, Franz Graf und Gunther Damisch studiert. Er lebt und arbeitet in Wien, Lausanne und Genf. Baupläne und technische Skizzen sind die Ausgangsbasis der Arbeiten von Lionel Favre. Auf ihnen lässt er mit schwarzer Tinte spontan narrative Zeichnungen entstehen. Sie geben grafisch einen architektonischen Rahmen vor, den er fantasievoll als Spielraum für seine surrealen Szenarien verwendet. Verschiedenartige Objekte und Figuren breiten sich auf dem Blatt aus, beleben es, nisten sich in den vorgefunden Räumen ein und deuten diese so um. Die längst vergilbten und mit der Zeit unbrauchbar gewordenen Pläne werden durch die Zeichnung nicht nur unlesbar, sondern auch in ihrer Funktion entfremdet. Maßstäbe werden verzerrt, Perspektiven verschoben. Der Plan selbst erhält mit der Transformation zum Bildträger eine neue Bedeutung.’ Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien)

MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART SALZBURG - VIENNA

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Alfred Pisani

CORINTHIA LONDON

Ein Märchenschloss mitten in der Großstadt Laute Sirenen, quirlige Menschenmassen, bunte Schaufenster, Museen und Restaurants, Coffee-Shops: In London herrscht eine berauschende Energie. Inmitten des Trubels im Stadtteil Westminster thront elegant und doch unauffällig das Schlosshotel Corinthia London. Es befindet sich in einem sorgfältig restaurierten viktorianischen Gebäude der Belle Époque, das um 1885 erbaut wurde. Früher trafen sich hier gekrönte Häupter Europas wie König Edward VII. Heute treffen sich hier Rihanna, Colin Firth, Johnny Depp und Kirsten Dunst, um an diesem magischen Ort zur Ruhe zu kommen. Der Trafalgar Square, Buckingham Palace, South Bank und die Houses of Parliament liegen nur einen Steinwurf entfernt. Das 135 Meter hohe London Eye an der Themse ist in ein paar Minuten zu Fuß erreichbar. Hier oben gibt es einen gigantischen Blick auf die Stadt, bei gutem Wetter sieht man sogar Windsor Castle.

UK

CES PLA GO TO SCHLOSSSEITEN

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Fotos: Castello di Reschio

Atemberaubender Blick auf die Villa Brusceto mit sieben Doppelbett-Schlafzimmern und eigenen Badezimmern.

B

is zu seiner Eröffnung im Jahr 2011 als 5-Sterne-Luxushotel diente das Bauwerk zeitweise als Regierungssitz. In der Lobby fasziniert ein riesiger, opulenter „Vollmond“-Kronleuchter, eine Kreation des Pariser Designers Chafik Gasmi, der aus atemberaubenden 1001 Baccarat-Kristallkugeln besteht. Hungrig bleibt hier niemand, denn es werden köstliche Scones mit Erdbeerkonfitüre und britischem Tee serviert. Die Hotelzimmer gleichen eher einem Zuhause als einem unpersönlichen Appartement. Erlesene Gemütlichkeit empfängt den Gast mit Fußbodenheizung, weißen Marmorbädern, TV-Flatscreen an der Badewanne und großen, weichen Betten mit Matratzen, auf denen auch die Queen bevorzugt schläft. In den Kellergewölben des Schlosshotels befindet sich das preisgekrönte ESPA Life, ein Spa, das sich über nicht weniger als vier Stockwerke erstreckt. Der beliebte Lon-

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doner Coiffeur Daniel Galvin empfängt hier seine Gäste in einem schicken Friseursalon. Schwarzer und weißer italienischer Marmor, indirektes warmes Licht, ein großer Pool sowie verschiedene Sauna- und TreatmentRäume, in denen vielfältige Behandlungen angeboten werden, sorgen für Tiefenentspannung. Nach ein paar Stunden Verwöhnen im ESPA Life erspart man sich die Hektik der Stadt. Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Tom Kerridge Restaurant, kulinarisch eine der Topadressen Londons, befindet sich im Parterre des Hotels. Der großzügige Raum mit hohen Decken wurde von Interior Designer David Collins Studio mit ledergepolsterten Stühlen und Banketten mit englischer Heftung in dunklen Grün- und Burgunderrot-Tönen geschickt in Szene gesetzt. Blickfang und Herzstück des Raums ist die Grillbar, an der Fleisch, Fisch und Gemüse vor den Augen der Gäste geröstet werden.


Villa Arrighi mit sechs Doppelbett-Schlafzimmern und eigenen Badezimmern. Dazu gehört ein großer Pool mit Blick auf die weite Hügellandschaft.

Der 20 x 5 Meter große Pool gehört zum typisch italienischen Palazzo, der mit eigens hergestellten Reschio-Möbeln eingerichtet SCHLOSSSEITEN 169 47 ist.


Bild unten: The Northall Food Theatre to Dining Room

Bild oben: The Crystal Moon Lounge

Ein beliebter Gast im Restaurant ist ein eleganter, bescheiden wirkender Herr im Anzug. Es handelt sich um niemand Geringeren als Alfred Pisani, den Gründer und Vorsitzenden von Corinthia Hotels. Er wurde 1939 in Malta geboren und gründete 1962 mit seiner Familie die Marke „Corinthia“, heute eine der führenden internationalen Hotelketten mit Luxushotels in 12 Ländern in Europa und Afrika. Alles begann mit einem Restaurant in Malta, gefolgt vom Corinthia Palace mit 156 Zimmern, ebenfalls in Malta. Die Marke „Corinthia“ entwickelte sich seitdem ständig weiter; in den kommenden Jahren wird es Neueröffnungen in Metropolen wie Dubai, Bukarest, Brüssel, Moskau und Rom geben. Pisani erklärt mit leuchtenden Augen, dass seine Familie von Anfang an die Vision hatte, eine berühmte Hotelkette aufzubauen, und nichts hätte sie daran hindern können. Das ist ihm gelungen,

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auch ohne große finanzielle Mittel. Der Fokus auf die Werte Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt zeichnet die Corinthia Hotels nach wie vor aus, auch wenn die Marke mittlerweile zu einem börsennotierten Unternehmen geworden ist. „Unsere familiäre Atmosphäre ist unser Erfolgsgeheimnis und zieht Gäste aus der ganzen Welt an“, erzählt Pisani stolz. Bei einem Besuch an diesem einzigartigen Ort ist nicht nur das Gespräch mit Herrn Pisani ein Erlebnis, an das man sich immer wieder gerne erinnert. Text: Cecile von Fürstenberg I N F O B OX

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Bilder: teNeues „The Stylish Life – Equestrian“, links commons.wikimedia.org

KÖNIGLICHER SCHLAG

WIE POLO BEGEISTERT UND WO MAN ES IN ÖSTERREICH SPIELT Wohl jedem ein Begriff, fehlt es allerdings beim Polo der Öffentlichkeit an Detailwissen. Was ist ein Chukker? Wie groß ist ein Team? Und warum spricht hier eigentlich jeder spanisch? Selbst im tiefsten Wales! Der „Sport der Könige“, wie er gerne genannt wird, hat alles, was ein guter Thriller braucht: Adrenalin, Geld und den Kampf um die Ehre.

Text: Beatrice Tourou

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ls ich im Jahr 2010 eine JournalistenEinladung von Cartier zum jährlichen Queens Cup im englischen Windsor erhielt, wusste ich, offen gestanden, nicht viel über diesen Sport. Gut gekleidete Menschen auf englischem Rasen, Champagner nippend neben Pferdegalopp den Nachmittag vertreiben – das ist so das gängige Bild, das die meisten Menschen mit dem Wort „Polosport“ in Verbindung bringen. Was ich an jenem wolkenlosen Sommertag in Windsor gelernt habe, ist, dass die VIP-Tribüne gleich neben der Royal Box platziert ist, aus der traditionell ein oder mehrere Monarchen auf den Platz treten, um die Siegerehrung vorzunehmen. Und dass auch Diamanten fast so groß sein können wie Polobälle (12 cm). Weiters ist es ratsam, als Dame nicht Stilettos, sondern Wedges zu tragen, man versinkt ja logischerweise sonst im Rasen. Damit entblößt man seine Unwissenheit – und das will ja nun wirklich niemand.

entspre­chenden Kleingeld in fast jedes Poloturnier einkaufen kann. Denn im Grunde gibt es nur zwei Arten von Spielern: den Professional (Pro) und den Patron. Der Patron ist der Finanzier, der einen Pro beauftragt, mit ihm auf einem Turnier zu spie­len. Je nach Kriegskasse kann sich der Patron also die besten Spieler für sein Team einkaufen; und mag er auch selbst ein recht unspektakulärer Spieler sein, so kann er dank seiner Kaufkraft dennoch sein Team zum Sieg führen. Ähnlich wie beim Golf wird jedem Spieler ein Handicap zugeteilt. Dieses basiert auf seinen bisherigen Leistungen und reicht von minus 2 (Anfänger) bis zu (recht seltenen) plus 10. Das Team-Handicap errechnet sich aus der Summe der Handicaps der einzelnen Spieler.

Kleiner Kreis. Nun braucht man einige Gleichge­ sinn­te in seinem näheren Umfeld, um ein Spiel zu bestreiten, denn man kann ja nicht ständig durch die Welt reisen, um an Turnieren teilzunehmen. Das Geld für den Polosport muss ja auch irgendwie erDetailwissen. Wesentlicher ist, dass ich über das wirtschaftet werden. In ÖsterSpiel an sich aufgeklärt wurde. reich ist die Polo-Community Als Polospieler benötigt man für unge­ wünscht eine sehr, sehr die Durchführung eines Spieles kleine. Mit 30 offiziellen Spiel4 Pferde, da ein Spiel aus 4 Einern und einigen mehr Enthusiheiten („Chukker“ genannt) asten zählt jedes einzelne aktive besteht. Ein Chukker ist exakt Mitglied, um das sommerliche 7½ Minuten lang und erfordert Wochenende mit Polo auszukdie gesamten Energieressourcen, leiden. Da trifft es sich gut, dass die ein Pferd zu geben imstande der Poloclub Niederweiden gleist. Deshalb 4 Pferde. Sir Winston Churchill ich an der slowakischen Grenze nahe Hainburg gelegen ist und Der ikonische Polostick schlägt einige slowakische Spieler Mitden Ball und manch­mal unbeglied sind, um die wöchentliabsichtigt auch einen anderer chen Spiele auszutragen. Denn das Schloss NiederReiter. Darum ist es erforderlich, eine Schutzausweiden teilt sich den überschaubaren Spielerkreis mit rüstung zu tragen. Polo ist ein sehr dynamisches Spiel dem Schloss Ebreichsdorf, die ursprüngliche Heimat mit viel Körper­einsatz. Knieschützer (besonders beim des österreichischen Polosports. Da sich Polo allerdAnreiten), Helm und Brille (Polobälle treffen gerne ings nicht mit Halbherzigkeiten abspeisen lässt, ist das Gesicht) sind unabdingbar, um an einem Spiel dafür jeder der Polospieler umso engagierter. teilnehmen zu dürfen.

„A Polo handicap is a person’s ticket to the world.“

Wer viele Pferde besitzt, muss diese auch unterbringen und versorgen (lassen), was natürlich sehr ressour­ cenintensiv ist. Außerdem ist auch die Teilnahme an Turnieren keine günstige Angelegenheit. Die eigenen Teilnahmegebühren, die Anreise der eigenen Pferde (Plural!) und auch der Pro, den man für das Spiel engagieren muss, sollten in der Buchhaltung bedacht werden. Warum Polo also als „Elitesport“ bezeichnet wird, erschließt sich in der Regel aus dem Kostenstrang und der Tatsache, dass man sich mit dem

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Was ich während meines Besuchs des Cartier Polos ebenfalls noch nicht wusste, ist, dass auch mein Mann dem Polosport hoffnungslos verfallen würde (hier geht es wirklich mehr um den Sport als um den Lifestyle) und ich Jahre später mit meinem Kleinkind die Wochenenden am Spielfeldrand verbringen würde. Dankenswerterweise ist die Poloanlage Niederweiden so unfassbar charmant und unser 2-jähriger Sohn bereits ein ausgeprägter Pferde-Enthusiast, sodass dieser Umstand auch ein durchaus erfreulicher sein kann.


SPANISCH ALSO Polo ist ursprünglich ein argentinischer Volkssport. Dort werden in der Regel auch die Pferde gezüchtet und zu echten Poloponys trainiert, ehe man sie in die Welt exportiert. Die dortigen Criollos werden mit Englischen Vollblütern gekreuzt, um Ausdauer, Coolness, Wendigkeit, Zähigkeit, Schnelligkeit und Verlässlichkeit zu züchten – alles, was die Tiere für das Polospiel unbedingt brauchen. Klarerweise kommen auch fast alle Pros (Professionals) und Grooms (sie satteln, pflegen und versorgen die Pferde – weit mehr als der klassische Stallbursche) aus Argentinien. Demnach ist die dominierende Sprache in jedem Poloclub Spanisch. Es ist also hilfreich, wenn man sie spricht. Mit der Sprache kommt auch das Lebensgefühl. Das Grillen auf offenem Feuer, auch Asado genannt, das Teilen von Mate-Tee und die nicht ganz exakte Zeitgestaltung ist neben dem Polo-Enthusiasmus das, was alle Clubs eint. Das jährliche Pilgern nach Argentinien, um dort dem Campeonato Argentino Abierto de Polo in Palermo beizuwohnen, wo die PoloElite ihre Schlachten austrägt, gehört ebenso zum Reiseplan des Afficionados wie ein Sommertrip nach Sotogrande, wo man sich in Europa dem professionellen Polospiel hingibt.

Das ausufernde Polo-Areal Niederweiden hat zwei Spielflächen, Stallungen und Weideland für die zahlreichen Pferde zu bieten. Am Wochenende finden hier Mannschaftspiele und Turniere statt.

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POLOCLUB NIEDERWEIDEN STICK & BALL UND ANDERE LEIDENSCHAFTEN

Text: Clarissa Meyer-Heinisch, Fotos: Beatrice Tourou Schon von Weitem sind die galoppierenden Hufe zu hören und das „klick-klack“, wenn ein Ball mit dem schwungvoll geführten Stick weit nach vorne geschlagen wird. Man sieht die glänzend polierten Pferde, die bunten T-Shirts der Reiter und man spürt die Energie und Freude, mit der hier in Niederweiden Polo gespielt wird. Der renommierte Wiener Rechtsanwalt Gerhard Hermann hat sich vor 10 Jahren einen Traum erfüllt und den Poloclub gegründet. Da, wo March und Donau einander treffen, da, wo das flache Land mit seinen großzügigen Feldern an die Steinbrüche und an die slowakische Grenze trifft, wo man Bratislava fast zum Greifen nahe hat, da liegt Schloss Niederweiden. Und wie könnte man einen passionierten Polospieler besser interviewen als im Sattel? Das SCHLOSSSEITEN-Team hat sich auf den Weg gemacht und während eines wunderschönen Ausritts zu den idyllischen Plätzen der Marchauen viel Interessantes erfahren. Gerhard Hermann sitzt sehr lässig im Sattel. Er, der schon als kleiner Bub bei Freunden das Reiten gelernt hat, verbringt (fast) jede freie Minute bei den Pferden. Schon während der Schulzeit in Wien, während des Studiums und der ersten Berufsjahre in Cambridge und London, und auch jetzt, seit er anlässlich seiner eigenen Hochzeit den Meierhof von Niederweiden entdeckt hat. „Wir haben eine Location für die Soirée gesucht“, erzählt er, und während seine Frau – eine Kunsthistorikerin mit Spezialgebiet Barock – im Schloss Niederweiden mit Blumengestecken und Tischordnung beschäftigt war, hat er die Gegend erkundet. Flaches Grasland, ausgedehnte Flächen und ein großer, ziemlich desolater Meierhof sind Gerhard Hermann sofort in Auge gestochen. Mit viel Geduld und nach jahrelangen Verhandlungen ist es ihm tatsächlich gelungen, die Gebäude samt ein paar Hektar zu erwerben. Niederweiden ist eines von etlichen Marchfeldschlössern und zeugt neben Hof, Marchegg, Orth, Obersiebenbrunn und Eckartsau von der glanzvollen Geschichte dieser Gegend. Fischer von Erlach wurde Ende des 17. Jahrhunderts beauftragt, das heutige Niederweiden unter dem Namen „Jagdschloss Engelhartstetten“ für Ernst Rüdiger von Starhemberg zu erbauen. Später haben es Prinz Eugen und dann Kaiserin Maria

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MÄZENATENTUM Dr. Gerhard Hermann, eigentlich Partner bei Baker McKenzie, ist der Mann, der dem österreichischen Polo-Enthusiasten das Spiel in einem historischen Rahmen ermöglicht. Mit seinem Polo Club Niederweiden, der in den Gemäuern der ehemaligen Stallanlagen des Jagdschlosses von Prinz Eugen beheimatet ist, spielt er mit nationalen und internationalen Gastspielern von Frühling bis Spätherbst Polo. deckten. Bis heute ist England neben Argentinien die größte Polonation.

Theresia belebt, bevor es nach und nach an Bedeutung und Pracht verlor. Zuletzt war es die Rote Armee, die das Schloss unansehnlich und kaputt hinterließ. Erst im Jahr 1980 wurde es generalsaniert und seitdem für Aus­ stellungen und Veranstaltungen verwendet. Der Meierhof hingegen blieb weitgehend unbeachtet. Bis in die späten 1970er-Jahre müssen hier viele Menschen unter unwürdigen Bedingungen gelebt haben, weiß Gerhard Hermann zu berichten. Und auch heute, wo Dach und Fassaden, Böden und Decken, Höfe und Außenanlagen gerichtet sind, ahnt man, dass so ein Gebäudekomplex ein „Geldversteck“ ist. „Man investiert, ohne dass man es so richtig sieht“, erklärt Hermann. Die Schwalben zwitschern durch die Stallungen, die Luft ist erfüllt von pannonischer Wärme und in der Stallgasse herrscht reger Betrieb. Viele Pferde und ihre Besitzer sind hier zugange. Es wird gestriegelt und gesattelt, gefüttert und gekehrt. Man hört Englisch und Deutsch, Spanisch und Polnisch, ein kunterbuntes Durcheinander an Stimmen und freundschaftlichem Austausch. Jedes Wochenende füllt sich der Poloclub Niederweiden mit Menschen, die eine Leidenschaft verbindet. Etliche von ihnen haben eine der Wohnungen gemietet, die Gerhard Hermann in den diversen Gebäuden errichtet hat. Es sind gemütliche Quartiere, deren Fenster den Blick auf Stallungen, Weiden und die Weite rundum ermöglichen. Das Polospiel hat seinen Ursprung wahrscheinlich in Persien, wo bereits vor mehr als 2500 Jahren Männer vom Pferd aus mittels Stock einen kleinen Lederball über das Feld trieben, um für spätere Kampfhandlungen gut trainiert zu sein. Die Umwandlung vom Kampf zum Spiel passierte erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Engländer am Hof eines indischen Maharadschas im Polospiel ihre bevorzugte Freizeitbeschäftigung ent­

Gerhard Hermann ist viele Jahre lang mit seinen Pferden zu Turnieren in die Welt gereist. Seit er den Poloclub in Niederweiden gegründet und seiner kleinen Herde eine Unterkunft geschaffen hat, ist er fast immer hier. Es ist viel zu tun. Die Pferde müssen gepflegt, versorgt und vor allem trainiert werden, die Ausrüstung muss in Ordnung sein, Gastreiter müssen eingeladen und Turniere angesetzt werden. Nicht zu vergessen, muss ein so großer Betrieb auch wirtschaftlich straff geführt sein. Wenn Gerhard Hermann – er ist Partner bei BakerMcKenzie – nach einer anstrengenden Woche in der Kanzlei nach Niederweiden kommt, entsteht das, was man Work-Life-Balance nennt. Ein Ausgleich und das totale Kontrastprogramm. „Meine Motivation sind die Pferde“, sagt der passionierte Polospieler aus vollem Herzen. „Sie sind so gescheit, sie hören dich, sie kooperieren und sie geben das letzte Hemd, um den Ball zu erwischen.“ Während wir die Dämme nahe der Grenze zur Slowakei entlangreiten, kleine Wälder durchschreiten und über weite, weite Wiesen galoppieren, kommen noch viele andere Interessen des Gerhard Hermann zutage. Wir reden über europäische Geschichte und Politik, über Kriege, die Österreich so klein machten, und über Visionen, wie die Zukunft unseres Landes aussehen könn­te. Erst als wir wieder zum Stall zurückkehren, die Pferde zu versorgen sind, andere aufgezäumt und gesattelt werden, die Zuschauer sich am Rand des Feldes nie­derlassen und das Nachmittagsspiel schön langsam in die Gänge kommt, wird alles andere unwichtig. Jetzt geht es nur mehr um Stick & Ball und allem voran um die Pferde als Polopartner. I N F O B OX

Poloclub Niederweiden Niederweiden 3 2292 Engelhartstetten www.poloclub-niederweiden.at

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KLEINOD GRAFENWEIDEN

Das Ehepaar Kiesling hat sich mit dem Landgut Grafenweiden eine kleine Farm geschaffen, auf der historische Vogelsor­ten gezüchtet werden, um nicht nur auf dem Teller, sondern auch im Film zu landen. Ganz standesgemäß logieren die 15 Vogelrassen gleich angrenzend an das Pologestüt Niederweiden unter historischen Rosen und Baumsorten. Text: Beatrice Tourou

G

rias di!“, hat sich Hans Kiesling in Alt­ aussee angeeignet und dies auch beibehalten. Die Gemächlichkeit ebenso. Das transzendiert über das weitläufige Landgut Grafenweiden im Bezirk Gänserndorf. Gemäß der Philosophie „Das Wissen von gestern für das Produkt von heute marktfähig machen“ schöpft Hans Kiesling aus einem weiten Spektrum an Tätigkeiten. Das historische Wissen wird hier vollumfänglich einge­setzt – vom Holz über das Forum Pflanzenwerkstatt bis hin

zur Vogelzucht. Seit 37 Jahren als Förster im Landwirtschaftsministerium tätig, ist Grafenweiden allerdings seine Nebentätigkeit. 1000 Hektar Wald werden betrieben, wobei auch Fremdwaldflächen verwaltet werden. Sein Herz hängt allerdings an der Vogelzucht in historischer Haltungsform. Das bedeutet, dass die Stallflächen den fast 15 Arten angeboten, ihnen aber nicht aufgezwungen werden. Auf Kraftfutter wird verzichtet. Die Vögel leben in Grafenweiden in einer natürlichen Gruppe und bekommen idealerweise

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Ahnentafel. Das Haus ist tatsächlich das ehemalige Fasangartenhaus des Jägers aus der Zeit des Prinzen Eugen, davon zeugen noch einige Ölgemälde im nahen Schloss Hof bzw. im Belvedere. Auch die hier ansässige Türkenente, heute als Stummente bezeichnet, wurde in Öl festgehalten. Aufgrund der Tier­haltung hatte sich allerdings die Pflanzenzucht etwas schwie­riger gestaltet und wurde letztlich vom Federvieh vom Hof verdrängt. Hauptakteure sind der Pfau (ca. 20 Tiere an der Zahl) und das Perl­huhn, das als erstes jungsteinzeitliches Kulturhuhn der Mensch­ heit bekannt ist und seinen Weg aus Afrika gemeistert hat. Es zeigt, so Kiesling, auch im Verhalten sehr deutlich die Savannenheimat, also das Laufen. VOGELFLÜSTERER SEINE HISTORISCHE VERANTWORTUNG Der Fasangarten Prinz Eugens: Im Sinne dieses historischen Anspruchs der Pflanzenwerkstatt Grafenweiden werden Pfaue als historische und seltene Haus-/ Nutztierrasse gehalten. Pfaue waren Teil der mittelalterlichen Tafel und ebenso beliebte Ziervögel in Schlossgärten. So schön sie anzusehen sind, so problematisch können sie sein. Ihre lauten Rufe in der Balzzeit werden im Siedlungsgebiet als störend empfunden. Da sie voll flugfähig sind, ist auch ein Verstreichen durchaus möglich. „Worauf wir besonders stolz sind, ist der Truthahn, der bereits unter Maria Theresia am Schloss Niederweiden ausgesetzt wurde und von Kronprinz Rudolf in den Donauauen als wilder Auvogel gehalten wurde, bis die Tiere in der Nachkriegszeit der Fleischversorgung zum Opfer gefallen sind“, erklärt der Landschaftsgärtner

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im Nebenberuf. Nur noch in Oberösterreich gibt es in einem kleinen Revier freilebende Truthähne. Es ist nun einmal sehr schwierig, Truthähne zu züchten. „Es gibt einzelne Dienstberichte von damals, in denen bereits vermerkt wird, dass der Truthahn ohne menschliche Unterstützung kaum überlebensfähig ist“, so Kiesling. Die Altösterreichische Landgans hingegen ist in der Haltung ziemlich einfach: Die Gänse suchen sich ihren Nistplatz selbst, sie versorgen sich und es gibt kaum Fremdverluste; meist spielen die älteren Gänse Kinder­ mädchen. Letzten Winter starb die älteste Gans, der typische Kinder-Großvater, mit 38 Jahren. Vom Teller zum Film. Das geschmacklich Besondere an den Vögeln ist wohl ihre Bissfestigkeit. Da sie längere Zeit in der Ent­ wicklung und für die Muskelbildung brauchen und fast kein Futter bekommen, dauert es auch länger, bis sie ein gewisses Schlachtgewicht errei­chen. Die Sammlung historischer Rosen hat übrigens den Zweck, Gefahr von den Tieren fernzuhalten. Vor Flugfeinden, die vom Steinadler bis zum Sperber in der Umgebung in guter Ausprägung vorhanden sind, finden die Vögel hier Unterschlupf, wo eigentlich der Rose das Scheinwerferlicht gebührt. Das Bramer Huhn beispielsweise ist eine klassische Barock­züchtung für den Geflügelgenießer. Es war das Haus-und-Hof-Huhn unter Maria Theresia, da es mit seinen stark muskulösen Beinen ein exquisites Wiener Backhuhn abgab. Ihren großen Auftritt haben die Tiere allerdings nicht nur in der Küche, sondern auch im TV. So werden die Vögel manchmal als Filmtiere verwendet, wie z. B. letztes Jahr im Marchfeld-Film oder heuer am 26. Dezember 2020 in der „Barocken Weihnachtsdarstellung“. Eine sicherlich nicht unwillkommene Karrierealternative zum Kochtopf. Text: Beatrice Tourou

Foto: Wikimedia

kaum Hilfestellung vonseiten des Pächterpaares Kiesling. Am Ende des Tages wird dann vom Ei bis zum Lebendtier zur Weiterzucht oder für die Tafel jedes Lebensstadium angeboten. Falls gewünscht, wird auch ge­schlachtet und gerupft.


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Was wäre das Leben ohne die Momente mit einem besonderen Genuss?

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GUT GESATTELT Wenn Lady Caroline Beresforf im Great Tippets Polo Club das Pferd besteigt, schwingt ein Profi den Polostock. Manche Menschen sind einfach zu schön für diese Welt. Dazu gehört Caroline ganz bestimmt. Denn das Freizeitmodel kommt nicht nur aus einer der etabliertesten Polofamilien der Welt, sondern will seinen internationalen Background dazu nützen, Familien in Uruguay beim Vertrieb ihrer handgemachten Ponchos zu helfen. Unter der Seite BRONCA.COM unterstützt man mit dem Kauf NGOs beim Kampf gegen Hunger von Kindern. Außerdem hat sich die schöne Britin voll und ganz dem Zero Waste Movement verschrieben. Sie verzichtet, wo es geht, auf Müll und Verpackung, stellt sogar ihr eigenes Deo her. Ursprünglich Moderatorin für den Polo-Kanal, hat sie Corona genutzt, um sich jetzt endgültig in Uruguay niederzulassen. Glücklicherweise konnten wir schon vorher das Shooting im ehrwürdigen Trippets Polo Club (angrenzend an Cowdray Park) abhalten, wo feinstes Polo unweit von London gespielt wird. Wir zeigen eine zeitlose Kollektion von allem, was gut und britisch ist.

Produktion & Creative Direction: Beatrice Tourou Fotos: Christina Danetzky & Beatrice Tourou Styling & Hair & Make-up: Beatrice Tourou Assistenz: Charlotte Jermendy Model: Lady Caroline Beresford Location: Great Trippets Polo Club, UK

Kleid: Amanda Wakeley

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Hut: Lock & Co, Ohrringe: Halcyon Days, Seidenbluse: Amanda Wakeley

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Hut: Lock & Co, Anzug: Amanda Wakeley, Schuhe: Ludwig Reiter, Koffer: Globetrotter

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Morgenmantel aus Seide Pyjama: New & Lingwood by Alex Eagle, Polostiefel: Ludwig Reiter 188

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Ohrringe: Halcyon Days, Samtjacke: New & Lingwood

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Schuhe: New & Lingwood, rechts: Zylinder: Lock & Co, Schmuck: Halcyon Days, Smoking: Amanda Wakeley

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ANTON MEYER WIEN

EIN HAUCH VON SAVILE ROW WEHT DURCH DIE SPIEGELGASSE. Ob Anzug, Janker, Frack oder Smoking: Der Hamburger Herrenausstatter bringt Klassiker der Herrengarderobe nach Österreich – stilsicher, traditionsbewusst und leistbar.

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ls der Herrenausstatter ANTON MEYER vor ziemlich genau acht Jahren aus der Taufe gehoben wurde, konnte noch keiner ahnen, wohin die Reise gehen sollte – aber dass sie auch nach Österreich führen würde, hätte man zu dem Zeitpunkt schon vermuten können. „Nach Hamburg und München ist mit der Eröffnung des Geschäfts in Wien für uns ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen“, schwärmt Marc Anthony, einer der beiden Gründer, uns heute vor. „Hier wollten wir schon von Anfang an unbedingt hin!“ Und wer das noch relativ junge Geschäft im 1. Bezirk betritt, kann das Leuchten in seinen Augen gut verstehen. Der Laden,

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wunderschön in der Spiegelgasse gelegen, besticht durch einen unaufgeregten, klassischen Stil, der sofort an Londons alteingesessene Herrenschneider in der Savile Row oder in der Jermyn Street den­ken lässt. Was nicht von ungefähr kommt, wirft man einen Blick auf das Sortiment der Marke, aber dazu später noch mehr. Der Reihe nach: Marc Anthony, 55, bildet die eine Hälfte des Gründerteams des 2012 in Hamburg geborenen Modelabels. Der studierte Volks­wirt und Banker gilt in der Hansestadt schon seit über 20 Jahren als erste Adresse für Maßkleidung und hat ei­nen festen Namen, wenn es um Stil und Ge­ schmack geht. So war der Schritt hin zur Konfektion


Die beiden Gründer: Max Meyer-Abich und Marc Anthony

von der Stange für ihn nur ein kleiner und nahelie­ gend. Was damals dazu fehl­te, war nur Zeit. Und der richtige Partner in Crime, mit dem er die Idee von stilsi­ cherer und ge­ schmackvoller Kleidung „ready to wear“ hätte umsetzen können. Als er diesen 2011 in dem Berli­ner Galeristen Max Meyer-Abich fand, stand der Unternehmung „Deutschlands Männer besser anzuziehen“, wie es damals anfänglich noch hieß, nichts mehr im Wege. Dass sie dieses Vorhaben nunmehr auch auf Öster­reich ausgeweitet haben, darf man bei Betrachtung der jüngsten Kollektion getrost als Glücksfall bezeichnen. Wobei Meyer-Abich unumwunden zugibt – und dabei laut lacht –, dass der Handlungsbedarf im Nachbarland bei Weitem nicht so zwingend war wie bei ihnen zu Hause. „Was wir machen, ist ja kein Hexenwerk”, erklärt der gelernte Werbefachmann. „Gut geschnittene, klassische Herrenkleidung ohne Chichi in hervorragender Qualität zu einem unschlagbaren Preis: Voilà, dafür stehen wir.“ Viel kürzer hätte man das Erfolgsrezept des Herrenausstatters nicht auf den Punkt bringen können. Mit dem wertvollen Know-how aus Anthonys langjähriger Erfahrung als Maßschneider bestechen die Schnitte dann auch wirklich durch beeindruckende

Passform, die in dieser Form nur noch erstaunlich wenig an Stangenkonfektion erinnern. Der Stil ist britisch angehaucht: tailliert, aber nicht Slim Fit, die Jacken nicht zu kurz, wie man es mancherorts derzeit gerne sieht, sondern angenehm lang. „Das Gesäß bede­ ckend oder wie der Engländer es prägnanter benennt: CYA – cover your arse“, führt Anthony schmun­zelnd aus. Auch die Verarbeitungsqualität lässt die Wurzeln des Handwerks deutlich erkennen: Ob neapolitanische Schulter, durchgeknöpfte Ärmelknöpfe oder pikierte Einlagen in Half-Canvas-Konstruktion, alles unterliegt höchsten Ansprüchen. Davon zeugt auch ein Detail, das man sonst nur noch selten antrifft: die kleine Schlaufe unterhalb des Knopflochs auf der Rückseite des Revers, durch die der perfekte Sitz der Blume immer gewährleistet ist, dem Kenner als Blumenstielöse bekannt und untrügliches Zeichen der Herkunft aus gutem schneiderhandwerklichen Hause. Bleibt die Frage, wie es vor diesem Hintergrund zu schaffen ist, so durchweg leistbare und moderate Preise aufzurufen, kostet doch ein Anzug selten mehr als 450 €. Die Antwort sei einfach, rechnet Anthony vor: „Wir haben ein sehr kleines Team und vor allem keine Zwischenhändler.“ So könne man auf die Händler-

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Aufgeräumt gut: Jacketts, Strickwaren, Chinos

marge verzichten, die wiederum in vollem Umfang an den Kunden weitergegeben würde. Darüber hin­ aus mache man kaum Werbung, zumindest keine, die eines sonst üblicherweise großen Marketingbudgets bedürfe. „95 Prozent unserer Neukun­ den kommen nach wie vor auf Empfehlung“, erzählt Meyer-Abich, „und das ist nun einmal die beste Werbung, die es gibt.“ Dafür brauche man eigentlich auch kein Studium der Kommunikationswissenschaften, meint der Kommunikationswirt und lacht über sich selbst. Überhaupt nehmen die beiden Hambur­ ger sich und ihre Profession nicht zu wichtig. Ungern sprechen sie von Design oder Mode. Das, was sie machen, seien vielmehr ganz einfach Anziehsachen für den Mann. Und diese unterlägen nur bedingt einem Trend oder Zeitgeist. Große Logos, Plastik, Klettverschlüsse, all das sucht man bei ihnen – glücklicherweise – vergeb­lich. Und dennoch ist das, was man bei ANTON MEYER fin­det, alles andere als altbacken oder antiquiert. Das vielseitige Sortiment ist vielmehr zeitlos und über jeden Zweifel erhaben, was die immer größer werdende Anhängerschaft der Marke erklärt. Und was auch bei Österreichs Herren dazu führen dürfte, dass aus dem Geheimtipp in der Spiegelgasse bald das „Geheim“ gestrichen werden wird. Mit Blick auf die feschen „Anziehsachen“ können wir das voller Vorfreude nur begrüßen!

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„Gut geschnittene, klassische Herrenkleidung ohne Chichi in herausragender Qualität zu einem unschlagbaren Preis: Voilà, dafür stehen wir.“ I N F O B OX

FILIALE WIEN ANTON MEYER Spiegelgasse 8, 1010 Wien Tel: +43 1 5123466 Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10–18 Uhr Sa. bis 17 Uhr Onlineshop: www.antonmeyer.de


Jagdsmoking Alexander, 455 €

Jacke Valentin, 685 €

Janker Franz, 385 €

Anzug Piet DB, 410 €

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Susanne Spatt Jacke aus englischem Wollkaro

HERBSTSPAZIERGANG

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VERY BRITISH

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Gibt es etwas Schöneres als einen traumhaften Spaziergang mit dem Hund an einem wundervollen Herbsttag? Dabei dürfen natürlich die hochwertigen Fashion- und Lifestyle-Accessoires nicht fehlen.

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1. Seidenbluse mit Ripsschleife, von Franken-cie.com, um € 229 | 2. Tweed-Rock, Karo, von Franken-cie.com, um € 259 | 3. Chelsea Boots, Wildleder, von Bellas-vienna.at, um € 199 | 4. Seidenarmband, von Banderas-seidenarmbaender.com, ab € 49 | 5. Ledertasche für Gassisäckchen, von Handdrucke Sekyra, Residenzplatz 3, 5020 Salzburg, um € 49 | 6. Tweedclutch, von Stilstueck.de, um € 249 | 7. Strickmantel, von Alippa.com, um € 389 | 8. Hut „Giaco“, Wildleder/Ziege, für Damen und Herren, von Gerlinde Schwaiger Giaco, Gstättengasse 2, 5020 Salzburg, um € 240 | 9. Hundeleine, handgefertigt, von Mollyandstitch.com, ab € 59 196

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© Pool / Samir Hussein / Getty Images

Der bezaubernde Prince George

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FÜR JUNGE ... GESCHENKE MIT WERT

Es gibt ein Leben abseits des Handys – munkelt man. Kleine Kinder sind auch mit einem Traktor oder einem Ritterschwert zu begeistern. Größere kann man dann vielleicht mit einem Monopoly mit Goldfiguren vom Pariser Ritz begeistern, um etwas spät, aber doch den Immobilieninvestor zu wecken. Das Utensil für 2020 bleibt allerdings die Maske. Man kann nicht zu viele davon haben, weil sie a) zur Kleidungswahl passen sollten und b) ständig verschwinden.

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1. Stahlblech-Seilbahn, von Manufactum.at, um € 39 | 2. Gesellschaftsspiel Monopoly mit goldenen Figuren, von Ritz Paris, um € 85 | 3. Kinderstrickjacke, von Alippa.com, ab € 149 | 4. „Fahr“-Traktor aus Blech, von Manufactum.at, um € 73 | 5. Maske für jedes Alter, auf Wunsch mit Monogramm, von Wäscheflott, ab € 10 | 6. Mokassins, von Tod’s, um € 195 | 7. Poloshirt aus Baumwolle, von Piccoletti.de, ab € 39 | 8. Cardigan aus reinem Cashmere, von Piccoletti.de, ab € 85 | 9. Kreuzritter-Dolch mit Filzscheide, von Manufactum.at, um € 19 SCHLOSSSEITEN

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© Daniel Leal-Olivas / Getty Images

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Die stilbewusste Kate Middleton

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& JUNGGEBLIEBENE

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GESCHENKE MIT HERZ

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Dieser Winter wird ruhiger als sonst, das können wir schon mal so hinnehmen. Mehr Zuhause, mehr Familie, mehr Zuwendung. Wir freuen uns jetzt wieder auf Post im Briefkasten, nicht digital, sondern überlegt auf Papier von Hand geschrieben, und lesen mehr, weil wir die Unendlichkeit des Internets bereits während des Lockdowns erforscht haben. Zeit wird wieder etwas mehr Wert beigemessen. Schenken wir sie doch gleich.

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1. Teekanne, handgeblasen, von Mariage Frères, um € 395 | 2. Mara Stationery Bureau, von Smythson, um € 2.095 | 3. Tweedclutch, von Stilstueck.de, um € 249 | 4. Handschuhe aus Curleylammfell, hergestellt in Österreich, von ESKA, um € 169 | 5. Gürtel, traditionelle Handarbeit, von Bellas-vienna.at, um € 79 | 6. Damenuhr in Edelstahl/Rotgold, von Omega, um € 10.900 | 7. Taschentuchhalter aus Rattan, von Oka.com, um GBP 40 | 8. Tweedjacke, handgefertigt in Österreich, von Susannespatt-classic.com, um € 695 | 9. Ohrringe, handgemacht, mit Swarovski-Kristallen, von Nouni’s, instagram.com/nounis_earrings, um € 120

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Wunderschöne Schildpatt-Accessoires aus England um 1900

Antiquitäten im Glasergewölbe GmbH Inhaberin: Katharina Baumgartner-Nedwed Goldgasse 16, 5020 Salzburg Tel: +43 662 841314 silber@glasergewoelbe.at www.Glasergewoelbe.at


Rock aus handgefärbtem Ziegenleder in der Farbe Kabok mit dezenter Stickerei am Bund Preis: € 899,– Pullover: Preis auf Anfrage 200

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KLASSIK KOMMT NIE AUS DER MODE

Traditionelles Handwerk, ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein, unverkennbares Design sowie der sorgsame Umgang mit Zeit sind die Kernwerte, die Lena Hoschek und Markus Meindl zu ihrer ersten gemeinsamen Kollektion bewogen haben. Fotos: Rares & Irina Peicu, Helge Kirchberger

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eindl Authentic Luxury by Lena Hoschek besticht durch die anspruchsvolle und der weiblichen Silhouette schmeichelhafte Schnitt­ führung in harmonischer Abstimmung mit jagdlichen Akzenten. Während die Verwendung von warmen, erdigen Nuancen die klassische Farbwelt von Meindl widerspiegelt, ist die ausgeprägte Liebe zum Detail von Lena Hoschek in den Mustern und anspruchsvollen Stickereien ersichtlich. In der Kollektion finden sich unter anderem extravagante Reiterhosen, robuste Bikerjacken und taillen-

betonte A-Linien-Röcke aus geschmeidigem Leder. Das Elisabeth Mieder und der Elisabeth Rock, der in Anlehnung an eine Lederhose entstanden ist, erweisen sich als handwerkliche Meisterstücke der Kollaboration. So sind die Lieblingsteile der Designerin mit aufwendigen Handstickereien und handgefertigten Hirschhornknöpfen versehen. Das verwendete sämisch gegerbte Leder von Hirsch, Reh und Ziege sowie das Lamm-Nappa stammen aus Deutschland und Österreich. Echte Hirschhornknöpfe, Jägerleinen und hochwertige Loden-, Walk- und Seidenstoffe runden das exklusive Materialportfolio ab.

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Jacke mit Gürtel in der Taille und aufgesetzten Taschen sowie Nappa-Lederdetail an Schulter und Kragen, aus handgefärbtem Ziegenleder in der Farbe Highland mit Lederknöpfen Preis: € 1.599,– Reiterhose aus Jägerleinen, leicht stretchig, in der Farbe Herbstlaub, mit Kniebesatz am Innenbein aus Ziegenleder und echten Hirschhornknöpfen seitlich außen am Hosensaum Preis: € 459,–

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Lena Hoschek über die Zusammenarbeit mit Markus Meindl

Lena Hoschek und Markus Meindl sind stolz, endlich ihre erste gemeinsame Kollektion präsentieren zu dürfen. SCHLOSSSEITEN: Wie kam die Zusammenarbeit mit Markus Meinl? Kanntet ihr euch schon davor? Markus und ich haben uns schon vor langer Zeit auf der Salzburger Messe kennengelernt und uns über die Begeisterung für die gegenseitigen Kollektionen immer wieder auf den Ständen besucht. Als Markus dann auf mich zukam und mir den Vorschlag einer gemeinsamen Kollektion unterbreitete, habe ich mich unglaublich geehrt und wertgeschätzt gefühlt, dass sich jemand, der selbst so kreativ ist, meine Kreativität zusätzlich ins Boot holt. SCHLOSSSEITEN: Welche Dame siehst du in der Kollektion? Ich sehe Frauen, die einen sehr stark ausgeprägten Naturbezug haben, sehr viel draußen sind, aber auch das, was sie in der Natur erleben, in den urbanen Alltag mitnehmen. Frauen, die sicher auch ein starkes Quali­ tätsbewusstsein und bestimmt keinen Fast-FashionGedanken haben. SCHLOSSSEITEN: Wird es einmal eine Jagd­linie geben? Ich würde es nicht ausschließen. Ich sehe Materialien wie Waxed Cotton und Tweed – alles wasserfest, aber auch waschbar. In der aktuellen Kollektion gibt es sogar schon Modelle, die Elemente aus der Jagdmode ent­ halten, wie z. B. unsere Jägerleinen-Reiterhose. 204

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SCHLOSSSEITEN: Wie kommt es, dass eine so maskulin geprägte Firma wie Meindl mit einem so femininen Label wie Lena Hoschek eine DesignKooperation eingeht? Ich finde, gerade der Kontrast macht diese wunderbare Kollektion aus. Die Kernkompetenz Leder von Meindl wurde dadurch in eine kurvige Linie gebracht. Ich finde das, was Markus macht, total spannend: sein Hand­ werk, wie er in seiner Werkstatt steht und alles riecht nach Leder – ein Mann, der eigentlich dasselbe macht wie ich. Er macht es mit Leder und robusteren Stoffen und ich mit viel weiblicheren Materialien. Markus ist ein Designer auf Augenhöhe, der das lebt, was er macht, und das finde ich sehr beeindruckend. SCHLOSSSEITEN: Wie war die Zusammenarbeit für dich? Wenn ich als Designerin beauftragt werde, für ein anderes Haus kreativ zu werden, dann ist es für mich ganz wichtig, dass ich mich aus meiner gewohnten Umgebung in das andere Refugium hinausbewege, damit ich mich dann wie ein Chamäleon hineinfühlen kann – in die Materialien, in den Raum, in die Mitarbeiter. Dort kann ich ganz anders designen, als ich das hier auf meinem Tisch machen würde. Ich genieße das sehr. Und wenn zwei Leute wie wir aus ihrem eigenen Biotop zusammenkommen, dann ist das wie ein Ideenfeuer­ werk. Was wir aber beide ganz klar von Anfang an gewusst haben, ist, dass es ganz zeitlose Klassiker werden sollen, auf denen kein saisonaler Stempel steht. Ein Material wie Leder, das uns von Tieren geschenkt wird, sollte nie etwas Vergängliches sein, sondern etwas, das man ein Leben lang ehrt, schätzt und pflegt.


MAC-HOFFMANN & CO GMBH © 2020

Ausstellervorschau

HOFBURG VIENNA 05. BIS 08.11.20

Die Messe für Kunst, Antiquitäten und Design Do-Sa: 10-20 Uhr, So: 10-18 Uhr artantique-hofburg.at SCHLOSSSEITEN

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Bellas Vienna Hauptgeschäft I Sonnenfelsgasse 8 I 1010 Wien Ă–ffnungszeiten I Mo - Fr: 11:00h-18:00h I Sa: 11:00h-14:00h Kontakt I +43 676 6305105 I info@bellas-vienna.at I bellas-vienna.at


FREYWILLE & EINE HOMMAGE AN VINCENT VAN GOGH „Bei FREYWILLE folgen wir unserem ganz persönlichen Ethos: Kreativität bestimmt unser Tun und lässt uns stets neue, künstlerisch wertvolle Kollektionen erschaffen, die unsere Kunden begeistern und ihren individuellen Stil betonen.“

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Friedrich Wille, CEO

ie Freude an der Kunst und die Leidenschaft für kreatives Schaffen stehen bei FREYWILLE stets im Vordergrund. Unter der Leitung von Eigentümer und Geschäftsführer Dr. Friedrich Wille und seiner Ehefrau, der Kreativdirektorin Simone Grünberger-Wille, arbeiten akademisch ausgebildete Künstler/-innen an der Gestaltung der einzigartigen Kollektionen. Das kunstsinnige Ehepaar setzt seit mehr als 30 Jahren neue Impulse in Design, Emaillierungsverfahren und Internationalisierung. Ihre Begeisterung für die humanistische und philosophische Tradition Europas bestimmt den unverwechselbaren FREYWILLE-Stil, der in den 1980er-Jahren unter der Leitung von Simone Grünberger-Wille geschaffen wurde und bis heute das Markenbild prägt. Das Herzstück jedes FREYWILLE Schmuckstückes ist das einzigartige, künstlerisch designte Feueremail,

das in mehreren Schichten aufgetragen und gebrannt wird. Die perfektionierte Feueremail-Technik und speziell kreierte Farbrezepte lassen die verwendeten Farben intensiv leuchten und verleihen ihnen eine einmalige Strahlkraft. Bis zu 100 manuelle Arbeitsschritte sind zur Herstellung des fertigen filigranen, farbintensiven Feueremail-Plättchens notwendig, das anschließend in die jeweilige Fassung eingesetzt wird. Vincent van Gogh (1853–1890) – eine Hommage Seit vielen Jahren war die künstlerische Umsetzung der Werke von Vincent van Gogh ein Wunsch von FREYWILLE. Van Gogh malte schnell und spontan und ohne große nachträgliche Korrekturen. Kräftige Farben und dicke Pinselstriche drückten aus, was er mit Worten nicht zu sagen vermochte. Entstanden ist nun eine wunderschöne Kollektion, die in FREYWILLEs Fine Jewellery Sortiment die höchste Vollendung der Email-Schmuckkunst erfährt.

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Fotos: © Wikipedia

DIE GESCHICHTE DES CHRISTBAUMS Heute zählt der Christbaum als unverzichtbarer Mittelpunkt des Weihnachtsfestes zu einer absolut wichtigen Tradition. Aber es war ein langer Weg dorthin ...

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ur Feier der Geburt Christi und zur Verehrung des Gotteskindes hatte sich, von Adel und Kirche ausgehend, der Brauch verbrei­ tet, Hauskrippen aufzustellen. Dabei ging es um eine „realistische“ Veranschaulichung der Ge­ burtsgeschichte als Darstellung zum Fest. „Lasset uns nach Bethlehem gehen, um das Ereignis zu sehen“ – diesem priesterlichen Aufruf konnte ja nicht Folge geleistet werden, und so war die Krippe mit den wichtigsten Stationen von Herbergssuche, Geburt und Dreikönigszug bis zur Flucht nach Ägypten die bildhafte Repräsentanz der Weihnachtsgeschichte. Eine berühmte ortsbezogene Landschaftskrippe mit hand­ geschnitzten Figuren ist die Viechtwanger Hauskrippe,

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die neben den biblischen Szenen auch die Sehenswürdigkeiten vor Ort zeigt. So finden sich das Scharnstei­ ner Schlossmuseum, die Ruine Scharnstein, die Viecht­ wanger Kirche und im Hintergrund der Ausblick auf das Tote Gebirge anstelle der Landschaft im Heiligen Land. Seit Jahrzehnten verbreitete sich der Brauch von plastischen Krippen in Italien (Rom, Neapel) über Bayern, Tirol und Salzburg bis in die Steiermark. Ursprünglich lag die Geburtsstätte der Krippe aber im kirchlichen Bereich. Die früheste bekannte häusliche Krippe stand nachweislich in der Burg des Piccolomini d’Aragona in den Abruzzen und wird in einem Inventar von 1567 erwähnt. Erst im 19. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch nördlich der Alpen. Die


Blütezeit der Krippe war im 18. Jahrhundert in Italien, wo oft überdimensionale, prunkvolle „Plastikkrippen“ der höfischen adeligen Kreise in Schlössern präsentiert wurden. Auf deutschem Gebiet blie­ben sie – mit eini­ gen Ausnahmen in Kirchen – eher schlicht und be­ schaulich. Die Oberschicht spielte eine exemplarische Rolle für das Volk, das diese Anregungen aufnahm und sie mit seinen geringen finanziellen Mitteln selbst gestaltete. Je mehr sich die Krippen in Privathäusern in der Stadt und am Land verbreiteten, desto volks­ tümlicher wurden sie. So hatte jeder seine eigene kleine weihnachtliche Welt zur Verehrung des Gotteskindes für zu Hause. In einigen ländlichen Gegenden finden sich auch heute noch die Hauskrippen, die oft selbst gebastelt und geschnitzt wurden, als wichtiger Teil um die Weihnachtszeit, und man zieht auf der „Kripperl-Roas“ von Haus zu Haus, um die Krippen der Nach­barn zu bestaunen.

DIE GESCHICHTE DES CHRISTBAUMS Den Christbaum – ein kleines Nadelbäumchen, geschmückt mit Back­ werk, Obst, jedoch noch ohne Kerzen – brachte ursprünglich der heilige Nikolaus am 6. Dezember ins Haus. Dies war jedoch kein allgemeiner Brauch. Aber bereits in josephinischer Zeit ist von einem grünen Baum mit brennenden Kerzen die Rede, mit dem der hl. Nikolaus die Kinder beschenkte. Das katholische Weihnachtsfest wurde im Wesentlichen durch den Besuch der Christmette gefeiert. Ei­nen Hinweis auf einen Christbaum in Wien enthielten erstmals Polizeiakten, die von einem Weihnachtsbaum beim Bankier Nathan Adam Arnsteiner berichteten, dessen Gattin Fanny die aus dem Norden kommende Sitte angeblich bereits 1814 in ihrem Salon einführte. Die eigentliche bedeutende Geschichte des Christbaums in Öster­ reich begann aber erst 1816 in Wien, als die helvetische protestantische Prinzessin Henriette von Nassau-Weil­burg,

die Gattin Erzherzog Karls von Österreich-Teschen, in ihrem Stadtpalais in der Annagasse in Wien nach der Geburt ihrer Tochter Maria Theresia Isabella den ersten Christbaum aufstellte, der zumindest im Haus Erzherzog Karls zur Tradition wurde. Im Jahr 1822 feierte die erzherzogliche Familie mit Kaiser Franz I. gemeinsam den Weihnachtsabend und sang Lieder um einen prächtig ge­schmückten Weihnachtsbaum. Dieser Abend muss anscheinend sehr eindrucksvoll gewesen sein, denn ab dem Jahr darauf ließ auch der Kaiser eine prächtig geschmückte Tanne in der Hofburg aufstellen. Aber nicht jeder der Gäste dürfte davon gleich begeistert gewesen sein, denn es wird berichtet, dass Erzherzog Johann, der Bruder des Kaisers, daran Kritik übte. Er, der als wohltätig und sparsam bekann­ te Habsburger, beklagte den Prunk und den Überfluss an kostbaren Wachskerzen und Leckereien, als er anstelle der üblichen Krippe den strahlenden, üppig ge­ schmückten großen Baum sah. Der Siegeszug des Weihnachtsbaumes war jedoch bereits eingeläutet und viele adelige Familien folgten dem Beispiel des Hofes. Es dauerte aber längere Zeit, bis sich der Christbaum auch in bürgerlichen Familien und schließlich allgemein durchsetzte. In Wien hatte Rudolf von Alt 1817 ei­nen Weihnachtsbaum in seinem Elternhaus stehen, aber als der Burgschauspieler Heinrich Anschütz 1821 seine Bescherung mit Christbaum plante, stieß er bei seinem Einkauf noch auf Ve r w u n d e r u n g und Unverständnis. Allmählich wurde es jedoch auch in Wien selbstverständlich, den Weihnachtsabend mit einem Christbaum zu feiern. In katholischen Kreisen geschah dies allerdings nur zögerlich, weil der neue Baum die Vormachtstellung der üblichen Weihnachtskrippe bedrohte. Die umfassende religiöse gesellschaftliche Veränderung erfolgte durch die Verlagerung der Bescherung mit Christbaum vom Nikolaustag auf den Weihnachtsabend. Auch im öffentlichen Raum gab es Christbäume. Seit dem Jahr 1959 wird auch auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus eine circa 30 Meter hohe Fichte aufgestellt.

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Foto: © Tacoli privat

INTERVIEW

Ludovico Tacoli – Geschäftsführer der Guts- & Forstverwaltung Fridau

ALLES ÜBER CHRISTBAUMZUCHT WAS SIE SCHON IMMER WISSEN WOLLTEN

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ie Guts- & Forstverwaltung Fridau und damit Graf Alexander Tacoli samt Familie beliefert österreichweit etliche Ortschaften, viele Kirchen und Hunderte Haushalte mit Christbäumen aus ihrem Wald. Was es darüber Interessantes zu wissen gibt, hat das Team von SCHLOSSSEITEN beim Profi erfragt.

Christbaum verkauft wird? Und wie plant ihr vor, damit zur rechten Zeit eine ausreichende Menge an Bäumen verfügbar ist? Der durchschnittliche Baum ist, wenn er verkauft wird, circa 2,2 Meter hoch und bei gutem Boden 8 Jahre alt. Die Planung erfolgt anhand von Statistiken und Erfahrungen. Bis jetzt sind uns die Bäume noch nicht ausgegangen.

SCHLOSSSEITEN: Die Guts- & Forstverwaltung Fridau ist landauf, landab für das Schlagen und Liefern wunderschöner Christbäume bekannt. Welche Baumarten eignen sich besonders als Christbäume? Ludovico Tacoli: Als Baumart eignet sich die Normann-Tanne (Abies nordmanniana) sehr gut, die ursprünglich aus dem Kaukasus kommt. Sie wächst in Österreich bestens und ist außerdem sehr robust. Vor allem die starken Äste ermöglichen es, den unterschiedlichsten Christbaumschmuck herzustellen. Ab einer Größe von 3,5 m eignet sich die Colorado-Tanne (Abies concolor) sehr gut. Dieser Baum ist wild gewachsen und ähnelt dem richtigen amerikanischen Weihnachtsbaum. Die Concolor hat im Gegensatz zur Tanne einen extremen Tannengeruch, sprich, man bekommt den „Wald im Wohnzimmer“.

Wachsen eure Christbäume einfach irgendwo im Wald oder werden dafür extra Kulturen angelegt? Der Christbaum ist offiziell ein landwirtschaftliches Produkt, genau wie Weizen, Mais und so weiter. Da eine Fichte, eine Tanne oder dergleichen meist 80 Jahre und älter werden kann, darf man laut Forstgesetz keinen Baum vor der Hiebsreife ernten. Um dies zu umgehen, werden Christbäume in eigens ausgewiesenen Kulturen angepflanzt.

Man hört immer wieder, dass Christbäume ihre Nadeln länger behalten, wenn sie in der richtigen Mondphase geschlagen werden. Ist das tatsächlich so und wie geht ihr diesbezüglich vor? Ja, der alte Glaube hat sich in der Tat bewahrheitet! Es ist eine Kombination von Wetter und Mond. Leider ist es in der jetzigen Zeit immer schwieriger, mit dem Wetter zu schneiden, aber mit dem Mond geht immer. Eine Bauernregel besagt „nach dem ersten Frost des Jahres und drei Tage vor dem ersten Vollmond“, jedoch friert es in den meisten Teilen nicht vor Mitte/Ende Dezember. Das ist die große Herausforderung: kein Frost mehr und immer weniger Wasser im November/Dezember. Wie alt ist ein Baum durchschnittlich, wenn er als

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Brauchen die Christbäume bis zum Schlagen eine besondere Behandlung? Wie ein Baum im Garten. Stellen Sie sich einfach vor, Sie haben einen Baum im Garten stehen. Damit dieser schön wird, sprechen Sie mit ihm, so wie viele Gärtner mit ihren Pflanzen sprechen. Wir rufen halt in den Wald hinein. Jeden Namen der Bäumen kenne ich auch nicht – aber jeder Baum kennt mich! Die Guts- & Forstverwaltung Fridau liefert Christbäume bis an die Haustür. Welche wichtigsten Regeln gelten für die Kunden, um die Bäume bis zum Heiligen Abend und auch noch darüber hinaus frisch und grün zu erhalten? Am besten ist es, den Baum bis zum Schmücken draußen liegen zu lassen und der Witterung auszusetzen. Einen Tag vor dem Schmücken lässt man den Baum dann abtrocknen und stellt ihn ins Wasser – so hat man lange Freude mit dem Christbaum. Das Wasser aus den Weihnachtsbaumständern nimmt der Baum auf und verdunstet dieses über die Nadeln, die wiederum ätherische Öle freisetzen.


Foto: © Shutterstock

Ihr seid ein Familienbetrieb. Wer von euch ist für die Christbäume verantwortlich und wie viele Mitarbeiter sind damit beschäftigt? In einem Familienbetrieb ist keiner zur Gänze nicht verantwortlich – jeder trägt eine Mitverantwortung. In der Weihnachtszeit beschäftigen wir ca. 15–25 Personen. Und wie viele Christbäume liefert ihr in guten Jahren aus? Etliche von ihnen verschenkt ihr ja auch großzügigerweise. An wen gehen diese? Einen Großteil unserer Christbäume spenden wir an die Sozialmärkte, viele gehen auch an das Rote Kreuz und an Kinderwohnheime. Wann und wie bestellt man und wann wird geliefert? Bestellt wird das ganz Jahr über, entweder per E-Mail an office@tacoli.com, per WhatsApp unter 0664 8209340 oder per Telefon unter 0800 4042412, wie es dem Kunden am besten passt. Viele Leute kommen auch im Sommer zu uns und suchen sich ihren Baum direkt in der Kultur aus! Geliefert wird zum Wunschtermin des Kunden, außerdem wird lokal der Christbaum mit Pferdekraft zugestellt. Was macht euch am Christbaumverkauf besondere Freude? Bäume verschenken zu dürfen … die Kinder mit ihren großen, leuchtenden Augen! Aber es ist auch schön, am 24. Dezember Fotos von unbekannten Kunden und ihrem geschmückten Christbaum zu bekommen, die sich auf diesem Weg bedanken. Einfach herrlich! Text: Hannelore Lensing & Clarissa Mayer-Heinisch

BUCHTIPP

Christbaumkulturen Christbaumkulturen stellen für viele Landwirte einen arbeitsintensiven Spezialbereich dar, der jedoch bei richtiger Pflege und Vermarktung gute Erlöschancen verspricht. Dieses Buch gibt über die fachgerechte Pflege und Aufzucht schön gewachsener Christbäume umfassend Auskunft. Es beschreibt alle geeigneten Baumarten und ihre speziellen Pflegebedürfnisse wie Düngung, Schnitt und Schädlingsbekämpfung. Darüber hinaus wird die fachmännische Einbringung und erfolgreiche Vermarktung der Bäume ausführlich behandelt. Der Autor: Ing. Gottfried Fließer ist einer der erfolgreichsten und erfahrensten Christbaumproduzenten Österreichs. ISBN 978-3-7020-1508-4 Gottfried Fließer CHRISTBAUMKULTUREN Pflanzung, Pflege, Vermarktung! 160 Seiten, durchgehend farbig bebildert, Hardcover € 24,90

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MMag. Hubertus Seilern-Aspang

STEUERLICHE FÖRDERUNGSMASSNAHMEN IM BEREICH LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT Hubertus Seilern-Aspang gibt Einblick in die für Land- und Forstwirte relevanten steuerlichen Möglichkeiten, die sich aus der seit März über uns alle hereinbrechenden Gesetzesflut ergeben.

U

mfassende Änderungen zur Stärkung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, teils mit Rückwirkung zum 1.1.2020, gab es durch das Konjunkturstärkungsgesetz (KonStG 2020). Zusätzlich werden das Investitionsprämiengesetz und dessen Anwendungsmöglichkeiten sowie das Waldfondsgesetz und dessen Ziele in diesem Artikel beleuchtet.

Verteilung gilt jedoch nicht nur für den Gewinn des aktuellen Veranlagungsjahres, sondern auch für alle zu verteilenden Einkünfte der Folgejahre und ist bis zur Beendigung der Verteilung bindend.

I. Konjunkturstärkungsgesetz

Die damit eintretende Glättung soll der besseren Absicherung der Land- und Forstwirte gegen Preis- und Ertragsschwankungen dienen. Hintergrund und Ziel sind, schlechte Ernten und Marktpreise, unter anderem als Folge der Auswirkungen des Klimawandels, steuerlich besser über den ertragsteuerlichen Bemessungszeitraum hinaus ausgleichen zu können.

1. Anhebung der Grenze für Buchführungspflicht Die bisher maßgebende Umsatzgrenze von € 550.000,– für die Buchführungspflicht wird auf den für alle Unternehmen geltenden Betrag von € 700.000,– angehoben. Die Einheitswertgrenze von derzeit € 150.000,– entfällt gänzlich. Demnach hat ein land- und forstwirtschaftlicher Betrieb, dessen Umsatz in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren € 700.000,– überstiegen hat, für steuerliche Zwecke Bücher zu führen. Die Bestimmung tritt rückwirkend mit 1. Jänner 2020 in Kraft. Hinsichtlich der Jahre 2018 und 2019 ist bereits auf die erhöhte Umsatzgrenze abzustellen. Beispiel: Ein Unternehmer hatte mit seinem Forstbetrieb in den Jahren 2018 und 2019 jeweils einen Umsatz in Höhe von € 600.000,–. Im Jahr 2020 besteht somit keine Buchführungspflicht mehr.

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Liegen mehrere Betriebe vor, kann die Verteilung für jeden Betrieb gesondert gewählt werden.

Weiterhin kann der Steuerpflichtige mittels Antrags glaubhaft machen, dass die Überschreitung nur aufgrund besonderer Umstände erfolgte. Ebenso zählen Kalamitätseinkünfte nach wie vor nicht zu den Umsätzen.

Voraussetzung ist, dass der Gewinn durch Teilpauschalierung, Einnahmen-Ausgaben-Rechnung oder durch Buchführung ermittelt wurde. Von der Verteilung erfasst sind (§ 37 Abs 4 Z 1 EStG): • Einkünfte aus dem Betrieb von Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Weinbau, Gartenbau, Obstbau, Gemüsebau und aus allen Betrieben, die Pflanzen und Pflanzenteile mithilfe der Naturkräfte gewinnen; • Einkünfte aus Tierzucht- und Tierhaltungsbetrieben i. S. d. § 30 Abs 3 bis 7 BewG; • Einkünfte aus Binnenfischerei, Fischzucht und Teichwirtschaft sowie aus Bienenzucht; • Einkünfte aus übrigem land- und forstwirtschaftlichem Vermögen i. S. d. § 50 BewG. Damit sind – mit Ausnahme der Jagd – sämtliche der in § 21 Abs 1 EStG aufgezählten Produktionsbereiche umfasst.

2. Gewinnverteilung Dem Steuerpflichtigen steht nach § 37 Abs 4 EStG nunmehr ein Wahlrecht zu, den Gewinn gem. § 21 EStG (beginnend mit der Veranlagung 2020) über Antrag gleichmäßig auf drei Jahre zu verteilen. Der Antrag auf

Nicht in die Verteilung aufgenommen werden dürfen (§ 37 Abs 4 Z 2 EStG): • Einkünfte aus Nebenerwerb und Nebentätigkeiten, aus be- und/oder verarbeiteten eigenen oder zugekauften Urprodukten, aus dem Wein- und Mostbu-

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• • • • •

schenschank und aus dem Almausschank; Kapitaleinkünfte i. S. d. § 27 EStG; Einkünfte aus nicht regelmäßig im Betrieb anfallenden Vorgängen (insbesondere Einkünfte aus der Veräußerung von Grundstücken und Einkünfte aus der Einräumung von Rechten); Entschädigungen i. S. d. § 32 Abs 1 Z 1 lit a und b EStG, wenn sie gem. Abs 2 verteilt angesetzt werden; Einkünfte aus besonderen Waldnutzungen, für die sich der Steuersatz gem. § 37 Abs 1 i. V. m. 6 EStG ermäßigt; Einkünfte, die gem. § 37 Abs 3 EStG verteilt angesetzt werden; Übergangsgewinne und Übergangsverluste; Veräußerungsgewinne gem. § 24 EStG.

Fotos: John Deere Pressefoto

• •

Erfasst die Verteilung nicht sämtliche Einkünfte, ist die Verteilung nur dann zulässig, wenn eine Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben zu den verteilbaren Einkünften aus den Aufzeichnungen klar hervorgeht. Nicht eindeutig zuordenbare Betriebsausgaben sind nach dem Verhältnis der Einnahmen der jeweiligen Einkünfte aufzuteilen. Kann eine derartige Aufteilung nicht erfolgen, sind die nicht eindeutig zuordenbaren Betriebsausgaben den zu verteilenden Einkünften zuzuordnen. Diese Regelung wurde insbesondere für Steuerpflichtige geschaffen, die im Rahmen der Vollpauschalierung auch Betriebszweige teilpauschalieren (§ 37 Abs 4 Z 3 EStG). Die so ermittelten und aufgeteilten Einkünfte sind im Veranlagungsjahr und in den beiden Folgejahren jeweils zu einem Drittel zu berücksichtigen. Die Verteilung der Einkünfte bezieht sich auf den positiven Saldo aus den zu verteilenden Einkünften. Ein allfälliger Verlust kann jedoch nicht verteilt werden. Allfällige negative Einkünfte aus nicht zu verteilenden Einkünften kürzen jedoch das verteilungsfähige Ausmaß; das heißt, dass nur Einkünfte nach der Verlustverrechnung zur Verteilung gelangen können. Beispiel: Der mittels Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ermittelte Gewinn aus Landwirtschaft beträgt € 20.000,–, der Verlust aus selbstständiger Arbeit beläuft sich auf € 5.000,–. Zur Verteilung können nur € 15.000,– gelangen. Variante: Würden negative Einkünfte aus Landwirtschaft von € 20.000,– und positive Einkünfte aus selbstständiger Arbeit von € 5.000,– vorliegen, wäre der Verlust von € 15.000,– nicht verteilungsfähig. Der Steuerpflichtige ist bis zum Ablauf der Verteilungsfrist an den Antrag gebunden. Der Antrag ist im Rahmen der Steuererklärung des Jahres, in dem die Verteilung beginnt,

zu stellen. Den Erläuterungen zufolge ist in den Folgejahren das weitere Drittel nicht extra anzuführen, es wird automatisch übernommen. Eine vorzeitige Beendigung erfolgt nur in folgenden Fällen (§ 37 Abs 4 Z 7 EStG): • Tod des Steuerpflichtigen; • Betriebsveräußerung, Betriebsaufgabe oder Veräußerung oder Aufgabe der Betätigung, aus der zu verteilende Einkünfte stammen; • Übertragung des Betriebes oder Teilbetriebes, aus dem zu verteilende Einkünfte stammen, im Wege einer Umgründung gemäß Art III, Art IV oder Art V UmgrStG; • unentgeltliche Übertragung des Betriebes oder der Betätigung, aus der zu verteilende Einkünfte stammen; • Widerruf des Antrages auf Verteilung durch den Steuerpflichtigen; ein neuerlicher Antrag kann erst nach Ablauf von fünf Veranlagungsjahren gestellt werden; • Nichterfüllung oder grob mangelhafte Erfüllung der Aufzeichnungsverpflichtung. In diesem Fall hat das Finanzamt im Abgabenbescheid festzustellen, dass die Verteilung unterbleibt oder endet; noch ausstehende Drittelbeträge sind in einem Gesamtbetrag im Jahr der Beendigung zu erfassen; ein neuerlicher Antrag kann erst nach Ablauf von fünf Veranlagungsjahren gestellt werden.

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Foto: Shutterstock

Mit Ausnahme des letzten Punktes (Nichterfüllung oder grob mangelhafte Erfüllung der Aufzeichnungsverpflichtung) ist die Beendigung in der Steuererklärung des betreffenden Jahres bekannt zu geben. Die Nacherfassung der ausstehenden Drittelbeträge hat der Gesetzgeber in diesen Fällen wie folgt vorgesehen (§ 37 Abs 4 Z 8 EStG): • Wird die Verteilung im ersten Jahr der Verteilung bereits beendet, ist die Gesamtsumme der Drittelbeträge auf einmal zu besteuern. • In allen anderen Fällen ist die Summe der offenen Drittelbeträge im Jahr der Beendigung und im Folgejahr je zur Hälfte zu erfassen. • Abweichend davon kann, bei der Beendigung der Verteilung im zweitfolgenden Jahr oder danach, auf Antrag die Gesamtsumme der offenen Drittelbeträge zur Gänze oder auf vier Jahre verteilt erfasst werden. 3. Übertragung „stiller Reserven“ Der Gesetzgeber hat erkannt, dass Forstwirte immer mehr unter Kalamitätsereignissen (Stürme, Trockenheit, Borkenkäferbefall etc.) leiden. Daher sollen in der Forstwirtschaft Ertragsschwankungen durch die Erhöhung des Anteils der Kalamitätseinkünfte als übertragbare „stille Reserve“ von 50 % auf 70 % der Einkünfte abgefedert werden. Zusätzlich wurde die Übertragungsfrist der „stillen Reserve“ von 12 auf 24 Monate verlängert. Diese Regelung ist auf „stille Reserven“ anzuwenden, die nach dem 31. Dezember 2019 aufgedeckt werden. 4. Erhöhung der Pauschalierungsgrenzen Ebenfalls rückwirkend mit 1. Jänner 2020 wurden die Pauschalierungsgrenzen in § 17 Abs 5a EStG entsprechend angepasst und vereinfacht. Demnach gilt nun einheitlich für die Teilpauschalierung (Gewinnermitt-

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lung auf Basis von Durchschnittssätzen) die Einheitswertgrenze von € 130.000,– und € 75.000,– als Obergrenze für die Vollpauschalierung (Gewinnermittlung mithilfe von Reingewinnprozentsätzen vom Einheitswert). Ausnahmen gelten für den Weinbau und die Forstwirtschaft. Beim Weinbau ist eine Vollpauschalierung nur zulässig, wenn die selbst bewirtschaftete weinbaulich genutzte (§ 48 Abs 1 BewG) Fläche 60 Ar nicht übersteigt, und bei der Forstwirtschaft wird die Einheitswertgrenze von € 11.000,– auf € 15.000,– angehoben. Die bisher geltenden besonderen Grenzen (bspw. Intensivobstanlagen zur Produktion von Tafelobst sowie die Grenzen betreffend Vieheinheiten) und sonstigen Voraussetzungen (Selbstbewirtschaftung) sind entfallen. Künftig soll auch die Einnahmengrenze für Nebenerwerbe, welche weiterhin zu Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft zählen, von € 33.000,– auf € 40.000,– angehoben werden. Die LuF-PauschVO 2015 ist derzeit noch im Stadium der Begutachtung; darin werden die Details der Teil- und Vollpauschalierung geregelt, um der Neuregelung des § 17 Abs 5a EStG Wirkung zu verleihen.

II. Investitionsprämiengesetz

Eine weitere Konjunkturförderungsmaßnahme, die auch Land- und Forstwirte bei Investitionen in ihren Betrieben unterstützen soll, ist das Investitionsprämiengesetz. Gefördert werden damit Neuinvestitionen in das abnutzbare Anlagevermögen mit nicht rückzahlbaren, steuerfreien Zuschüssen in Höhe von 7 % bzw. 14 % in besonders förderbedürftigen Fällen (Ökologisierung, Digitalisierung und Gesundheit). Die Prämie kann grundsätzlich zusätzlich zu bestehenden Fördermaßnahmen in Anspruch genommen werden, solange die geltenden


EU-Förderobergrenzen im Agrarbereich nicht überschritten werden. Die Investitionsförderung ist für Investitionen anwendbar, bei denen erste Maßnahmen nach dem 1.8.2020 und vor dem 1.3.2021 gesetzt wurden. Die Einreichung kann zwischen 1. September 2020 und 28. Februar 2021 erfolgen. Inbetriebnahme und Zahlung müssen bis längstens 28.02.2022, für Investitionen über 20 Mio. Euro bis längstens 28.02.2024 erfolgen. Unter „erste Maßnahmen“ sind zu verstehen: • Bestellungen • Kaufverträge • Lieferungen • Beginn von Leistungen • Anzahlungen/Zahlungen • Rechnungen • Baubeginn Die Unter- und Obergrenzen des Investitionsvolumens liegen zwischen 5.000,– und 50 Mio. Euro (ohne USt.) pro Betrieb. Die Antragstellung erfolgt mittels schriftlichen Förderantrags über https://foerdermanager.aws.at. Nach Eingabe der Daten muss der Antrag vom Förderungswerber ausgedruckt, unterschrieben, wieder hochgeladen und eingebracht werden. Rechnungen und Zahlungsbelege sowie Jahresabschlüsse samt Anlagenverzeichnissen sind der aws nur auf Verlangen vorzulegen. Im Antragsprozess kann ein vom Förderungswerber bevollmächtigter Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Bilanzbuchhalter im Rahmen des gesetzlich geregelten Berechtigungsumfangs den Antrag vervollständigen bzw. den unterschriebenen Antrag einbringen. Nach entsprechender Prüfung durch die aws wird eine Förderungszusage ausgestellt, in der alle mit der Förderung verbundenen Auflagen und Bedingungen enthalten sind. Für Investitionen in den Bereichen Ökologisierung, Digitalisierung und Gesundheit beträgt der Zuschuss 14 %. 1. Ökologisierung • Wärmepumpen • Biomasse Einzelanlagen und Mikronetze • Anschluss an Nah-/Fernwärme • thermische Solaranlagen inkl. Großanlagen • thermische Gebäudesanierung • Energiesparen in Betrieben • Klimatisierung und Kühlung • Abwärmeauskopplung • Nahwärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger

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innovative Nahwärmenetze stromproduzierende Anlagen in Insellagen Biomasse Kraft-Wärme-Kopplung und Holzgaserzeugung zur Eigenversorgung energetische Nutzung biogener Roh- und Reststoffe Herstellung biogener Brenn- und Treibstoffe erneuerbarer Wasserstoff und erneuerbare Gase Investition zur Luftreinhaltung Kreislaufwirtschaft – Rohstoffmanagement umweltschonende Bewirtschaftung gefährlicher Abfälle Kreislaufwirtschaft – Abfälle Photovoltaikanlagen und Stromspeicher Ökostromanlagen Forcierung der Elektromobilität weitere alternative, fossil-freie Antriebe Radverkehr und Mobilitätsmanagement Investitionen zum primären Zwecke der Wassereinsparung Investitionen zum primären Zwecke des Schutzes der Biodiversität

2. Digitalisierung • Hardware • Datenspeicher-Systeme • Server • Drohnen • 3D-Drucker • Smart Office • Equipment zur Durchführung von Videokonferenzen, darunter fallen: • Webcams • Beamer • spezifische Videokonferenzsysteme • Whiteboards • großflächige Screens • Instrumente und Sensoren zur Datenerfassung und Datenausgabe/-vernetzung • Investitionen in ITS-Lösungen (Verkehrstelematik) on- und offroad • digitale Messeinrichtungen • digital gesteuerte Roboter • Netzwerkkomponenten • Simulationsanlagen • Neuanschaffung von Software • Infrastruktur exklusive baulicher Maßnahmen • Investitionen zum Anschluss an HochleistungsBreitbandnetze, Internet, Breitband, (mobile) WLANNetze, (mobiles) Netz • Cloud-Lösungen • Datensicherheitssysteme • Investition in die Digitalisierung der Energienetze • unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) 3. Gesundheits- und Life-Science-Investitionen • Investitionen in Anlagen zur Entwicklung und Produktion von pharmazeutischen Produkten für den human- und veterinärmedizinischen Bereich

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Investitionen in Anlagen zur Herstellung von Produkten, die in Pandemien von strategischer Bedeutung sind

Kombination mit anderen Förderungen: • Die COVID-19-Investitionsprämie ist grundsätzlich mit anderen Fördermaßnahmen kombinierbar, insbesondere auch mit: • Investitionsförderungen aus dem Programm LE 14 – 20 • Agrarinvestitionskrediten (AIK) • Umweltförderungen • AWS-Überbrückungsgarantien • Fixkostenzuschüssen Nicht förderfähig sind: • klimaschädliche Investitionen; darunter fallen u. a. Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb und Anlagen, die fossile Energieträger nutzen; Traktoren ab Abgasnormstufe 5 sind hingegen förderfähig • aktivierte Eigenleistungen • leasingfinanzierte Investitionen, es sei denn, diese werden im antragstellenden Unternehmen aktiviert • Kosten, die nicht in einem Zusammenhang mit einer unternehmerischen Investition stehen (z. B. Privat­ anteile als Bestandteil der Investitionskosten) • der Erwerb von Gebäuden, Gebäudeanteilen und Grundstücken (ausgenommen Herstellung bzw. thermische Sanierung) • der Bau und Ausbau von Wohngebäuden, wenn diese zum Verkauf oder zur Vermietung an Private gedacht sind • Unternehmensübernahmen und der Erwerb von Beteiligungen, sonstigen Geschäftsanteilen oder Firmenwerten • Finanzanlagen • Umsatzsteuer (Ausnahme steuerbefreite Betriebe)

III. Waldfondsgesetz

Als weitere Maßnahme zur Unterstützung der Forstwirtschaft hat der Nationalrat das Waldfondsgesetz beschlossen. Es ist die Basis für die Umsetzung des 350-Mio.Euro-Unterstützungspakets für die Forstwirtschaft. Das Paket enthält 10 Maßnahmen, die wiederum mittels Richtlinie umgesetzt werden sollen: 1. Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen Es erfolgt eine Förderung pro Forstpflanze, um die rasche Wiederaufforstung zur nachhaltigen Sicherstellung der Waldfunktionen zu unterstützen. 2. Entwicklung klimafitter Wälder – Waldpflege Maßnahmen zur Regulierung der Baumartenzusammensetzung, um vitale und widerstandsfähige Wälder zu erhalten und zukünftige Schäden zu vermeiden.

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3. Abgeltung von durch den Klimawandel verursachten Borkenkäferschäden Abgeltung eines Teils des eingetretenen Wertverlusts (Holzentwertung auf Schadflächen), wenn Forstschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. 4. Errichtung von Lagerstätten für Schadholz Errichtung von Nass- und Trockenlagern, um das Schadholz rasch aus dem Wald abführen zu können. 5. Mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme Mit speziellen Entrindungsvorrichtungen auf Holzerntemaschinen oder stationären Anlagen lässt sich die schädliche Vermehrung von rindenbrütenden Insekten eindämmen. Abgeltung des Mehraufwandes bei Verwendung von mechanischen Entrindungseinrichtungen. 6. Maßnahmen zur Waldbrandprävention Maßnahmenbündel zur Vorbeugung von Waldbränden. 7. Forschungsschwerpunkt und Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen Forschungsschwerpunkt und Errichtung einer Forschungsanlage zur Erzeugung von Holzgas und Treibstoffen aus Holz. 8. Forschungsschwerpunkt „Klimafitte Wälder“ Praxisorientierte angewandte Forschungsprojekte zur Unterstützung widerstandsfähiger Wälder. 9. Holzbauoffensive Maßnahmenbündel zur vermehrten Verwendung von Holz als Baustoff zur Substitution von CO2-intensiven Baustoffen und Speicherung von CO2 in Holzbauten sowie Schwerpunkte im Bereich der Holzbauforschung. 10. Stärkung, Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald Stärkung der Biodiversität, u. a. durch Ausbau des Naturwaldreservate-Netzes, Schaffung von Trittsteinbiotopen und sonstige Maßnahmen für erhaltungswürdige Wald­ elemente. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Regierung wesentliche Maßnahmen zur Unterstützung von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben gesetzt hat. Da die Gesetzesänderungen so breit gestreut sind und teilweise Auswirkungen über mehrere Jahre haben, ist es ratsam, sich im Detail damit auseinanderzusetzen. I N F O B OX

MMag. Hubertus Seilern-Aspang ist Partner bei STP Seilern & Theiss Puchinger Steuerberatungs GmbH. Davor war er 10 Jahre bei Deloitte beschäftigt. Als gebürtiger Waldviertler ist er mit der Land- und Forstwirtschaft aufgewachsen und hat sich so auch steuerlich darauf spezialisiert.


wozak.at

Der Umbau und die Erweiterung unseres Restaurants ist abgeschlossen! Der Um- und Ausbau des Restaurants auf 2 Ebenen mit zusätzlichen Räumlichkeiten, einem einzigartigen Weinkeller und unserer hauseigenen Pralinenwerkstatt ist nunmehr fertig.

Der Fischerwirt ist ein Erlebnis für alle Sinne.

Alle Informationen zu unserem neuen und erweiterten Restaurant finden Sie unter:

www.fischerwirt-liefering.at Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Huber`s im Fischerwirt 5020 Salzburg • Peter Pfenninger Straße 8 Tel.: 0662 424059 • Mobil: 0664 88514113 restaurant@fischerwirt-liefering.at


KOLUMNE

Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg

HILFE, DER CHEF KOMMT ZUM ESSEN!

„Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt.“ Heinrich Zille (1858–1929), Berliner Zeichner und Fotograf

I

n angelsächsischen Ländern ist es Usus, doch auch bei uns legen immer mehr Führungskräfte Wert darauf, Mitarbeiter in deren privatem Umfeld kennenzulernen. Dies besonders dann, wenn sie deren Beförderung planen. So kann es dem Karrieresprung nützen, seinen Vorgesetzten zu sich zum Essen einzuladen. Leben Sie in einer Partnerschaft, ist es allerdings ratsam, sich vorab abzusprechen, sowohl was die Einladung als auch was den zukünftigen Berufsweg betrifft. Denn nicht immer stoßen Sie dabei auf uneingeschränkte Zustimmung. Unter Umständen wird Ihr Partner/Ihre Partnerin sich einiges einfallen lassen, um in dem altvertrauten, gemütlichen Trott zu bleiben. Sie sollten also gewappnet sein. Hier ein paar Warnungen. 1. Sie wohnen im eigenen Haus? Dann wird er/sie dafür sorgen, dass kein Parkplatz davor zu finden ist. Kommt der Chef mit dem Taxi, hat er/sie Pech gehabt. 2. Für Haus und Etagenwohnung geeignet sind schmutzige und übel riechende Schuhe vor der Eingangstüre, verwelkte Grünpflanzen, Kinderspielzeug und Schuhabstreifer mit möglichst einfältigen oder anzüglichen Sprüchen. 3. Auch in der Diele lässt sich Abschreckendes organisieren, wie zum Beispiel eine übervolle Garderobe, auf welcher der Chef seinen Mantel selbst aufhängen sollte. Ein Tipp, der leider nur in der kalten Jahreszeit wirkt. Jahreszeitenunabhängig ist die Anweisung, der Gast möge sich die Schuhe ausziehen und dafür in die zu kleinen oder zu großen Filzpantoffel schlüpfen.

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4. Die Anwesenheit von Kindern jeglichen Alters, ob sabbernde, quengelnde Kleinkinder oder muffelige Halbwüchsige, wird den Gast verwundern und noch mehr, dass Sie diese ungestört im Wohn-/Essbereich spielen lassen. 5. Ihre Möblierung ist so exklusiv, dass sie in jedem „SCHÖNER WOHNEN“-Magazin abgebildet sein könnte? Dekorieren Sie um! Kitschartikel finden Sie zuhauf in diversen Möbelhäusern, und auch Pölster mit mehr oder minder unmöglichen Designs werden sich auftreiben lassen. Nötigenfalls lassen Sie sich von einer TV-Partnerwahl-Sendung inspirieren. 6. Ein Esszimmertisch, der wackelt, ein harter Stuhl, der bedenklich kracht, wenn man darauf Platz nimmt – auch das trägt nicht unbedingt zum Wohlgefühl des Gastes bei. 7. Sie haben eine der modernen Küchenzeilen im Wohnzimmer? Dass sich beim Kochen Gerüche bilden, ist bekannt, und Lüften nicht jedermanns Sache. 8. „Was auf den Tisch kommt, das wird gegessen!“ – diesen Spruch wird ein höflicher Gast berücksichtigen, auch wenn ihn ein Magengeschwür plagt, er Diabetiker oder Vegetarier ist oder aus religiösen Gründen das eine oder andere Gericht nicht zu sich nehmen kann. Innereien, einige Fleischsorten oder Fisch, scharfe Gewürze und exotische Rezepte verstärken die Wirkung. 9. Musik zum Essen? Auch bei der Begleitmusik ergeben sich ausgezeichnete Möglichkeiten wie ausgefalle-


ne Musikstücke, heiße Rhythmen oder hohe Lautstärke. Ebenfalls wirksam ist ein eingeschalteter Fernseher, schließlich will man die aktuellen Nachrichten nicht versäumen. 10. Letztere können als Anstoß für angeregte Gespräche infrage kommen, wobei sich Themen aus Politik, Religion sowie Geld hervorragend für kontroverse Meinungen eignen und für angeregte bis hitzige Diskussionen sorgen. Zumindest so lange, bis diese von den Anrufen auf den eingeschalteten Telefonen der Gastgeber unterbrochen werden. 11. Sprüche „In der Kürze liegt die Würze“ oder „Du böse, böse Uhr treibst mir die liebsten Gäste fort“ eignen sich ausgezeichnet, um den erstaunten Gast möglichst schnell nach dem Essen hinauszukomplimentieren. Sollten Sie nun frohlocken, am Ziel Ihres Wunsches angekommen zu sein, muss ich Sie warnen: Auch wenn Sie alle diese Anregungen umgesetzt haben, kann es sein, dass Ihr Chef Ihren Partner/Ihre Partnerin befördert, sei es aufgrund phänomenaler beruflicher Qualitäten oder mangels eines ernst zu nehmenden Mitbewerbers.

Küchenzentrum Schwab

Bayerhamerstr. 25

Es liegt nun an Ihnen, den Hausfrieden wieder herzustellen, zumindest so lange, bis Ihr Vorgesetzter Sie und Ihren Partner/Ihre Partnerin einlädt. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Glück ist das Wohlgefühl, das sich einstellt, wenn man das Elend eines anderen betrachtet.“ Ambrose Gwinnett Bierce (1842–1914), gen. Bitter Pierce, Journalist und Satiriker

5020 Salzburg

Tel: +43 662 87614112

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www.schwab-kuechen.at


BUCHEMPFEHLUNGEN INSPIRATIONEN FÜR IHR ZUHAUSE

BRUCE-MAXIMILIAN, VICTORIA & LORENZO LAMARCHE

SALZBURG, DIE STILLE STADT Die Welt steht beinahe still und ist mit einer extremen Ausnahmesituation konfrontiert – eine historische Ausgangssperre. Salzburgs Plätze und Straßen sind menschenleer und von ergreifender Schönheit. Im Zuge dieser Ereignisse beschließen wir, die wunderbare Kulisse der leeren Stadt als Zeugnis dieser Zeit in einem Bildband festzuhalten. „Salzburg, die stille Stadt“ ist ein ideales und hochwertiges Mitbringsel, aber auch ein originelles sowie persönliches Firmen- und Weihnachtsgeschenk. Limitierte und nummerierte Auflage (1000 Stück) 64 Seiten, Hardcover Bestellungen: info@die-stille-stadt.com Website: www.die-stille-stadt.com Preis: EUR 25,– ANNABELLE KNAUR

ANNABELLES WINTER-KOCHBUCH Annabelle Knaurs Leben wurde schon früh vom Kochen geprägt. Aufgewachsen in einer Großfamilie südlich von Wien im GUT DORNAU, wo gutes und qualitativ hochwertiges Essen immer mit vielen Menschen und guten Gesprächen einherging, entdeckte sie ihre Leidenschaft und beschloss, diese zu ihrem Beruf zu machen. Ihr neues Buch ist bestückt mit 56 inspirierenden Rezepten, die schmecken und einfach gelingen, von der Steinpilzsuppe zum asiatischen Rindseintopf, vom Linsen Dhal zum Pecan Pie. Es schmeckt neu, spannend und weckt die Lust zum Auszuprobieren. Annabelle Knaur möchte zeigen, wie einfach gute Küche funktionieren kann, indem man beispielsweise exotische Gewürze dazumischt oder internationale Gerichte mit geringem Aufwand und wenigen Zutaten neu interpretiert Knaur, Annabelle (14. September 2020), Softcoverbuch, 168 Seiten ISBN: 978-3-033-07829-1 Preis (AT/DE): EUR 29,90 MICHAELA SCHLÖGL

DIE FESTSPIELMACHER – QUERDENKER, VORDENKER, NACHDENKER Die Biographie der Salzburger Festspiele – aus der Perspektive der großen Festspielmacher. 100 Jahre österreichische Kulturgeschichte, erzählt als Lebens- und Schaffenszeit von Künstlern und Intendanten, von Hugo von Hofmannsthal über Max Reinhardt, Richard Strauss, Herbert von Karajan, Gerard Mortier bis Anna Netrebko. Es geht um Menschen, die Monate, oft Jahre ihrer Lebenszeit Salzburg gewidmet haben, hier Wegmarken gesetzt haben, das Profil der Festspiele prägten. Persönlichkeiten, ohne deren Beitrag die Festspielgeschichte anders verlaufen wäre. Allen ist gemeinsam, dass sie in der „Kulturhauptstadt des Sommers“ Weichen gestellt und Triumphe gefeiert haben, zuweilen aber auch ernüchterndes Scheitern einstecken mussten. echomedia buchverlag, 320 Seiten ISBN 978-3-903113-77-0 im (Online-)Buchhandel zum Preis von EUR 29,90 erhältlich 220

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BUCHEMPFEHLUNGEN INSPIRATIONEN FÜR IHR ZUHAUSE

REINHOLD JAGERSBERGER

DIE HERRENHÄUSER DER SCHWARZEN GRAFEN

BAU- UND WOHNKULTUR DER SENSENSCHMIEDE, HAMMERMEISTER, MESSERER UND EISENVERLEGER IN OBERÖSTERREICH Über viele Jahrhunderte war die Eisenverarbeitung Grundlage für den Reichtum und die gesellschaftliche Stellung der oberösterreichischen Sensenschmiede und Hammergewerken. Mit ihren Herrenhäusern setzten sie sich beeindruckende Denkmäler ihres Repräsentationsbedürfnisses und erworbenen Reichtums. Insgesamt werden ca. 220 Objekte in Oberösterreich gezeigt. Der Großteil der Häuser ist erhalten geblieben und wurde mit Fördermitteln und fachlicher Begleitung durch das Bundesdenkmalamt, vor allem jedoch dank der Initiative ihrer Besitzer saniert. Aber auch die mittlerweile abgebrochenen oder zerstörten Herrenhäuser und drei Speicherbauten werden umfassend vorgestellt. ISBN 978-3-85365-305-0 PREIS: EUR 59,90 STEFAN HEFELE, EUGEN E. HÜSLER

ALPENWELTEN – EINE REISE DURCH UNBERÜHRTE LANDSCHAFTEN Wilde, ungezähmte Bergwelten mit vielen nahezu unbekannten Regionen. „Meist sind es die frühen Morgenstunden, die Landschaften in verträumtes Licht hüllen“, schreibt Stefan Hefele über seine Fotografien. Diesen Bildband widmet er seinen stimmungsvollen Bergfotografien. Landschaften, Gipfel, Steilwände und Berggruppen, dramatisch in Szene gesetzt und begleitet von Geschichte und Geschichten der Alpen, sind der Stoff für einen Ausnahme-Bildband. Verlag, Seiten: Bruckmann Verlag, 320 Seiten ISBN: 9783734309267 Preis: EUR 98,– THOMAS WINDISCH, ILIJA TROJANOW, THOMAS MACHO

WER HAT HIER GELEBT? AUGENREISE ZU VERLASSENEN ORTEN Was erzählen verlassene Sakralbauten und Bäder, alte Schlösser und vergessene Hotels, längst geschlossene Bars, stampfende Fabriken, überwucherte Industriebauten und stillgelegte Züge, aufgelassene Gefängnisse und Krankenanstalten? Die Lust an Ruinen, die Faszination am Verfall und am Vergangenen ist etwas zutiefst Menschliches. Wann und weshalb haben die Bewohner ihre Häuser aufgegeben? Die vielen Jahre der Verlassenheit haben ihre Spuren hinterlassen. War es ein Ort der Freude und des Lebens? Gibt es dort womöglich Geister? War Gewalt im Spiel? Krieg? Eine Naturkatastrophe? Wir wissen es meist nicht. Es gibt ein immenses Interesse an „Lost Places“ – die Poesie schaurig-schöner Orte wird wieder­ entdeckt. Es ist diese Stille und Einsamkeit, die so sehr fesselt. Und der Sog untergegangener Welten. Wer solch geheimnisvolle Orte entdeckt, fühlt sich, als sei er mit einer Zeitkapsel gereist. Brandstätter Verlag ISBN 978-3-7106-0140-8 PREIS: EUR 45,– SCHLOSSSEITEN

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- Ein Wort -

AUSZEIT Davon haben wir uns 2020 coronabedingt wohl genug gegönnt. Aber sich tatsächlich wahrlich zurückzuziehen und bewusst der Selbstreflexion und der Entbehrung hinzugeben, das ist wahrscheinlich den wenigsten gelungen. Mir allerdings schon. Denn ich habe Ende August eine kurze Woche im neu eröffneten Chenot Palace im schweizerischen Weggis verbracht, wo ich neben etlichen Fango-Packungen und reduziertem Essen auch das Alleinsein zelebrieren konnte. Im mondänen Chenot trifft man zwar so manchen Millionär oder Milliardär, allesamt in Loro Piana gehüllt, aber die Bekanntschaften reichen in der Regel nicht über die aktuellen Nahrungsunverträglichkeiten und den erfolgten Kiloverlust hinaus. Nie hat aber ein Hotelaufenthalt einen nachhaltigeren Einfluss auf mein Leben gehabt. Denn seit der Rückkehr habe ich meine Zuckersucht besiegt, atme bei Stress in die Bauchhöhle und leide nicht mehr unter Migräne.

DER MÄUSEKÖNIG Tagebuch einer Mutter Nachdem ich vom Chenot Palace ausbalanciert wieder den Weg nach Wien gefunden hatte und dachte, dass nichts Irdisches mehr mein emotionales Gleichgewicht erschüttern könnte, hat mich die normative Kraft des Faktischen vor dem Guesthouse ins Gesicht geschlagen. Als ich gerade den Kinderwagen abgestellt hatte, um meinen Filius auf den Sessel zu hieven, starrte ich in einen Abyss des Grauens. Der Diamant von meinen Verlobungsring war weg. Weg! Schockstarre! Sofort schnappte ich das Kind, das sich eigentlich seinem Kuchen zuwenden wollte, und rannte dem Juwelier um die Ecke die Türe ein. „Was tun? Katastrophe!“ Nach kurzer fachmännischer Prüfung urteilte er eindeutig: „Es tut mir leid – du bist schuld.“ Wie das möglich sein sollte, nachdem besagter Juwelier drei Monate zuvor die Krabben neu gemacht hatte, da mein Stein locker saß, und das Wort Gewährleistung ausgesprochen hatte, war mir jetzt schleierhaft. „Du bist irgendwo angeschlagen. Hier – diese Krabbe ist abgebrochen.“ Ich hielt inne, unterdrückte meine Tränen und rief meinen Mann an, weil man das eben macht, wenn man weinen muss. Oder einen Diamanten verloren hat, der das Zeichen ewiger Liebe und Treue sein sollte. Der Juwelier bot an, billig einen neuen Stein zu besorgen. Dann rief mein Mann seinen Anwalt an, denn das ist das, was er eben so macht, wenn er weinen muss. Am nächsten Morgen wirft der Filius den Ball in eine unübliche Ecke der Wohnung, wo das runde Ding, man möchte es nicht meinen, genau neben dem vermissten Diamanten zu liegen kommt. Ende gut, alles gut – mein Vertrauen in Juweliere ist trotzdem erschüttert. Beatrice Tourou, bt@schlossseiten.at

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Redaktion: Beatrice Tourou

Pilgerstätte des Jetsets: Chenot Palace in Weggis

Dresscode: Bademantel, auch beim Frühstück und Lunch

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Der Chenot-Look ist casual, aber luxuriös. „Olfaktorisch“ ist das Zauberwort. 1. Duftkerze von Aesop, um € 90 | 2. „Portrait of a Lady“, Badeschaum von Frédéric Malle, um € 109 | 3. Oft einziger Wohlstandsindikator im Bademantel-Outfit: der Verlobungsring, hier von Tiffany, zu sehen ab € 20.000 | 4. Kaschmir-Hoodie von Loro Piana bei Sartale, ab € 900 | 5. Sneakers in Rauleder von Loro Piana, um € 770 | 6. OMEGA Seamaster Diver 300 M, um € 6.800 bei OMEGA Boutique, 5020 Salzburg, Alter Markt 15


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IMPRESSUM

SCHLOSSSEITEN MAGAZIN Lensing Kommunikationsagentur Döblinger Hauptstraße 26/5 1190 Wien, Österreich Tel: +43 664 527 30 70 http://magazin.schlossseiten.at magazin@schlossseiten.at HERAUSGEBER: Lisa Gasteiger-Rabenstein Joseph Gasteiger-Rabenstein REDAKTION: Lisa Gasteiger-Rabenstein Mag. Clarissa Mayer-Heinisch Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg Dr. Hannelore Lensing Maria Theresia Spatt, Beatrice Tourou Lina Ludwigstorff, Sophie Fügenstein ANZEIGEN: Lisa Gasteiger-Rabenstein LEKTORAT: Die Fehlerwerkstatt www.fehlerwerkstatt-wien.at LAYOUT UND GRAFIK: Marie Riedl, www.marieriedl.com Joseph Gasteiger-Rabenstein Maria Theresia Spatt Beatrice Tourou FOTOS: Joseph Gasteiger-Rabenstein (wenn nicht anders vermerkt)

Coverfoto: Schloss Birstein IDEAS & CONNECTIONS: Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg ABONNEMENT: abo@schlossseiten.at +43 1 267 51 72 DRUCK: Gerin Druck GmbH Gerinstraße 1–3, 2120 Wolkersdorf Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. © Lensing Kommunikationsagentur, Wien

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Schloss Osová (Ossowa) war ursprünglich eine Burg. Sie wurde im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut und liegt am südlichen Ufer des Okolník-Teichs in der Ortschaft Osová Bítýška. In den 1820er-Jahren erfolgte der Umbau im Barockstil. Die Gesamtfläche des Schlossparks mit Gebäuden und einem Teich beträgt ca. 6,5 ha. Es besteht die Möglichkeit, die dazugehörige Grundstücksfläche von ca. 50 ha zu erwerben. Das Schloss Osová liegt in der malerischen Landschaft der Region Vysočina, etwa 4 km

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