Foto: Kai Steinkühler (1), Jörg Wiebking
Panorama
Restaurierungsarbeiten an einer antiken Konsole: Denkmalpflege ist nur eine Aufgabe des Steinmetzes.
Bleibende Werte schaffen Vom Abbau des Sandsteins bis zur Restaurierung: Frank Fiss hält die gesamte Wertschöpfung in der Hand – Steinbruch inklusive. JÖRG WIEBKING
G
rabsteine aus schwedischem Granit, Küchenplatten aus italienischem Mar mor – das Material, das im Naturstein werk Monser in Nordhorn verarbeitet wird, kommt aus aller Welt. Doch der Sandstein stammt direkt aus der Nachbarschaft. Denn den holen Firmenchef Frank Fiss und sein Team selbst aus dem Boden, aus zwei Steinbrüchen im nahe gelegenen Bad Bentheim. Abgebaut wird Sandstein in der Grafschaft Bentheim bereits seit dem 11. Jahrhundert. „In den Hochzeiten gab es über 20 Steinbrüche in der Region“, berichtet Steinmetzmeister Fiss. Heute sind es nur noch die beiden von ihm bewirtschaf teten Gruben. Langjährige Pachtverträge mit dem Fürsten zu Bentheim und Steinfurt sichern seinem Betrieb die Abbaurechte. Im Bentheimer Ortsteil Gildehaus bauen Monser-Mitarbeiter den beigefarbenen Gildehau ser Sandstein ab. Der Steinbruch mit seinen bis zu 40 Meter mächtigen Steinformationen versorgt die Steinmetze ganzjährig mit Material. Seltener gefragt ist der rötlich gefärbte Bentheimer Sandstein aus einem kleineren Steinbruch nahe der Bentheimer Freilichtbühne. „Diesen Bruch reaktivieren wir alle
48
vier bis fünf Jahre und bauen bis zu 150 Kubikmeter auf Vorrat ab“, sagt Fiss. Anschließend füllt sich die Grube wieder mit Wasser.
Sandsteine für die Niederlande
Frank Fiss, Steinmetzmeister
Gefragt sei dieser Sandstein vom Ruhrgebiet bis an die Nordseeküste, vor allem aber in den nahe gelegenen Niederlanden, berichte Fiss. Das liege an der hohen Festigkeit und Witterungsbeständigkeit des Steins. Bei der Nachfrage aus den Niederlanden spie len aber auch historisch gewachsene Beziehungen des Bentheimer Adels im Nachbarland eine Rolle: Dort wird seit Jahrhunderten Sandstein aus der Grafschaft verbaut – was heute Restauratoren eine Menge Aufträge beschert. Deswegen sind dort das Material und das Know-how des Monser-Teams gefragt. „Wir haben zum Beispiel die ehemalige japa nische Botschaft in Den Haag restauriert und den Hauptbahnhof in Amsterdam“, erzählt Fiss, der selbst staatlich geprüfter Techniker für Altbausanie rung und Denkmalpflege ist. Balustraden, Treppen, Außenanlagen, Fensterbänke, Bögen und Ornamente fertigte sein Betrieb für diese Aufträge.
NDH 08/2021