Paracelsus Today Das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg und Nürnberg
NR. 3 I DEZEMBER 2015 I € 3,–
Dem Vergessen auf der Spur Ludwig Aigner erweckt mit Demenz-Studie weltweites Interesse. SEITEN 8-10
E-Magazin
Pharmazie modern
Schach den Schmarotzern
Ab 2016 beginnt an der Paracelsus Universität ein neues Studium. SEITE 12–14
Nobelpreise 2015 für Parasitologen und Malariaforscherin. SEITEN 22–23
Die Beziehung zählt Lucien J. Berlinger lenkt die Zürcher Kantonalbank in Salzburg & Wien. SEITEN 38-40
Editorial
Jeder hat eine Geschichte Jedes Unternehmen hat seine eigene Geschichte, die es zu erzählen gilt – informativ, unterhaltend, spannend, einzigartig. Diese Story muss für die Leser manchmal „übersetzt“ werden. Das tun wir mit Paracelsus Today nun seit knapp neun Jahren. Sie halten die 25. Ausgabe in Händen. 25 Mal haben wir uns Gedanken darüber gemacht, Ihnen unser Leben an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität näher zu bringen, Interesse und Verständnis für diverse Forschungsthemen zu wecken, die Wissenschaft zu „übersetzen“, Mitarbeiter, Ärzte, Alumni, auch großzügige Gönner und Förderer der Uni vor den Vorhang zu stellen und deren sinnhafte Arbeit zu vermitteln. Wir versuchen stets ein redaktionell hochwertiges, professionell gestaltetes Produkt, das Sie anspricht, zu produzieren. Zum gedruckten Paracelsus Today gibt es auch die Online-Version zu lesen. Wir wollen echte Inhalte vermitteln, keine Worthülsen und Sie am universitären Leben teilhaben lassen. Daran arbeitet ein kleines Team mit viel Engagement und findet Bestätigung in steigenden Auflagenzahlen und treuen Werbekunden. In diesem Heft überraschen wir mit großartigen Neuigkeiten in Forschung und Lehre an den beiden Standorten Salzburg und Nürnberg. Alumni erzählen ihre Geschichte, auch ein Förderer hat die Türen seines Schweizer Unternehmens geöffnet.
Inhalt 4 Short Cuts. Neues aus der Uni. 6 Spotlight. Viele freudige Gesichter im Hangar-7. 8 Research. Können wir das Gehirn verjüngen? 12 Inside. Neues Pharmaziestudium an der Paracelsus Universität in Salzburg. 16 Outside. Studierende in Lehrpraxen von Allgemeinmedizinern. 18 Research. Forschungskonferenz des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration. 20 Research. Nobelpreis der Medizin im Zeichen der Parasitologie. 22 Very Personal. Heinz Grunze und die Herausforderungen der Psychiatrie. 24 Inside. Lernen und Leben in Studentenheimen – früher und heute. 28 Alumni. Albrecht Heine-Geldern benötigt viel Fingerspitzengefühl. 30 Inside. Für einen guten Start ins Leben. 32 Update. Kongress in Nürnberg und die Suche nach dem Bösen im Menschen. 34 Body Check. Das Wichtigste über Schnupfen, Husten, Heiserkeit.
Danke für Ihr Interesse.
36 Alumni. Hut ab vor Erika Stolze: Nach 30 Berufsjahren ein Studium der Pflege begonnen und abgeschlossen.
Ihr Dr. Gottfried Stienen Chefredakteur
38 Friends. Was haben Marcel Koller und Lucien Berlinger gemeinsam? Erfolg. 42 Bookmark. 25 Mal Paracelsus Today: die Cover-Story der anderen Art.
Impressum
Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 34.000 Stück • Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at • Verlag: Magazinmanagement und Verleger: Schoba & Partner GmbH, Friaulweg 4, 8010 Graz, www.schoba.at, Geschäftsführerin: Mag. Eva Schoba • Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger • Art-Direktor: Josef Wiedenig • Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, Schönaugasse 64, 8010 Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer, Yvonne Höller, Michaela Luckmann, Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek, Dr. Gottfried Stienen, Dr. Anette Tuffs • Fotos: iStock, Rudi Ott, SALK, wild&team fotoagentur gmbH • Coverfoto: wild&team • Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG • Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.
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Short Cuts
Fritz Sörgel (rechts), der Initiator der Nürnberger Paul-Ehrlich-Tage und Direktor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in Heroldsberg, zusammen mit einem Schauspieler, der Paul Ehrlich verkörperte. Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl
Neu in Salzburg: Ein Institut für Ecomedicine Die Paracelsus Universität feiert eine neue Institutsgründung. Seit September 2015 leitet Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl das Institut für Ecomedicine. Dieses geht aus dem Labor für Translationale Immunforschung des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der Paracelsus Uni hervor. Arnulf Hartl betreibt mit seinem Team anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung an der Schnittstelle von Ökonomie, Ökologie und Medizin und positioniert sich damit als Forschungsund Innovationsplattform zur Integration von Grundlagenwissenschaft in regionale Wirtschaftsstrukturen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Wirkung von natürlichen und soziokulturellen Umwelten und Stimuli auf die Immunologie, Physiologie und Psychologie des Menschen sowie die Entwicklung innovativer methodischer Ansätze für deren Messbarkeit. Eine der Kernaufgaben des Instituts ist die unabhängige Durchführung von klinischen Studien und Grundlagenforschung zur Wirksamkeit von natürlichen Gesundheitsressourcen zur Prävention und Kuration von chronischen Erkrankungen und Zivilisationserkrankungen. Darüber hinaus werden Transferansätze zum Aufbau regionaler Wertschöpfungs- und Innovationsketten in enger Kooperation mit Unternehmen und Institutionen der Salzburger Wirtschaft verfolgt. Für weitere Informationen besuchen Sie www.pmu.ac.at
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Paul-Ehrlich-Tage in Nürnberg „Wir müssen lernen, magische Kugeln zu gießen, die gleichsam wie Zauberkugeln nur die Krankheitserreger treffen.“ „Magic Bullets“ waren ein Lebenstraum des Medizinnobelpreis-Trägers Paul Ehrlich. Mit der Entwicklung des Anti-Syphilis-Mittels Salvarsan A hat er ihn verwirklicht. Zum Gedenken an den 100. Todestag Paul Ehrlichs fanden in Nürnberg im Oktober 2015 die Paul-Ehrlich-Tage statt: ein Festakt, ein Doping-Symposium und diverse Aktionen bei der Langen Nacht der Wissenschaften, die von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, dem Klinikum Nürnberg und dem Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in Heroldsberg veranstaltet wurden. „Paul Ehrlichs Forschung ist aktueller denn je“, betonte Fritz Sörgel, Leiter des IBMP. Der 1854 geborene Ehrlich widmete sich insbesondere der Entwicklung von Impfstoffen und Chemotherapeutika. Für seine Arbeiten zur Immunologie erhielt er 1908 den Nobelpreis für Medizin. Beim Festakt im Historischen Rathaussaal wurde der Antibiotika-Forscher George Drusano, University of Florida, für sein Lebenswerk mit dem „Magic Bullet Award“ ausgezeichnet. Der häufige und falsche Gebrauch von Antibiotika führt zunehmend zu resistenten Keimen. Wie Drusanos Arbeiten zeigen, sind die richtige Konzentration des Wirkstoffs und die optimale Kombination der Mittel entscheidend. Um diese für jeden Patienten herauszufinden, kooperieren die Intensivstationen und die Onkologie des Klinikums Nürnberg mit dem Heroldsberger Institut. Dort werden Wirkspiegel exakt bestimmt, so dass die Antibiotika- bzw. die ZytostatikaKonzentrationen individuell auf die Erkrankung abgestimmt werden können. Die Methodik heißt „Paul-Ehrlich-Anti-Infektiva-Konzentrationsmessung“, kurz PEAK.
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Short Cuts
Ad multos annos Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität gratuliert ihrem Ehrendoktor und großzügigen Förderer Hansjörg Wyss herzlich zum 80. Geburtstag. Der gebürtige Schweizer ist ein langjähriger Freund der Paracelsus Universität und stiftete unter anderem das 2007 eröffnete und nach ihm benannte „Hansjörg-Wyss-Haus für Forschung und Lehre“. Als ehemaliger Präsident des Medizintechnikunternehmens Synthes arbeitete er mit der Paracelsus Universität auch eng in der Entwicklung medizinischer Implantate zusammen. Der an der Universität angesiedelte „Synthes Innovation Workshop“ ist inzwischen im neuen Institut für Klinische Innovation der Paracelsus Universität aufgegangen, das durch eine weitere generöse Spende von Wyss gegründet werden konnte. 2005 wurde er „für außerordentliche Verdienste in der Entwicklung von Implantaten und für die Vermittlung der Lehre wichtiger Prinzipien der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen in Traumatologie und Orthopädie“ zum Ehrendoktor der Paracelsus Universität ernannt.
Dr. h.c.mult. Hansjörg Wyss
◄ Zum dritten Mal veranstalten Studierende der Paracelsus Universität einen Ball unter stets wachsendem Publikumszuspruch. Rektor Herbert Resch (Mitte) schwingt selbstverständlich mit Gattin das Tanzbein, sowie zahlreiche Unimitglieder, Ärzte, Förderer, Eltern und Freunde der Studierenden.
Alumni im Wasser
Das alljährliche Treffen der Alumni der Paracelsus Universität Ende August ist immer geprägt von wissenschaftlichem Austausch, Gewinn von neuen Erkenntnissen, Austausch von Erinnerungen und oftmals auch Anwendung von Muskelkraft. Diesmal gingen die Alumni ins Wasser. Auf der Salzach wurde „geraftet“, bei nicht allzu starker Strömung in sicheren Schlauchbooten. Der Spaßfaktor war groß, niemand ging von Bord, ergo wurde auch kein Arzt benötigt . . . Zuvor wurde das Hirnschmalz eingesetzt und zwar bei der Visitation des SCI-TReCS, des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration Salzburg. Vize-Rektorin Eva Rohde erläuterte die Aufgaben und Forschungstätigkeiten des Zentrums Mario Gimona führte durch das GMP-Labor (siehe www.pmu.ac.at) Alumnus Martin Hysek ist als Arzt beim Virgil Bus aktiv im Einsatz und stellte den Virgil Bus zusammen mit Gemeinderat Sebastian Huber seinen ehemaligen Studienkollegen vor. Die Generalversammlung des Alumni Clubs entlastete den Vorstand unter dem Vorsitz von Herwig Brandtner und bedankte sich für die geleistete Arbeit – auch bei den Sponsoren Salzburger Sparkasse und dem Unternehmen Sallmann. Der intensive Tag klang bei kulinarischen Genüssen bis in die späten Nachtstunden aus.
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Ball derUni Paracelsus 6 r 201 29. Jänne er Stieglkell e 10), s s a g s (Festung rg u b Salz
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Glühweinstand bs des Alumni Clur 2015
zembe 17.-18.De Uhr, ab 16:00 t, a Alter M rk rg u b Salz
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Promotion
Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
Viele kluge Köpfe unterm Hut
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ie akademische Feier der Humanmediziner (Promotion) und Pflegewissenschafter (Sponsion) zum Studienabschluss an der Paracelsus Universität am Standort Salzburg ist alljährlich ein außergewöhnliches Ereignis, diesmal vom Chronisten am 18. September mitverfolgt. Nach Jahren intensiven Studiums erhielten 44 Humanmedizin-Absolventinnen und -Absolventen im besonderen Ambiente des Hangar-7 ihre Promotionsurkunden. Darüber hinaus konnten sechs Pflegewissenschafts-Absolventinnen und -Absolventen ihre Abschlussurkunden entgegen nehmen. Die Festrede hielt Univ.-Prof. Dr. Felix Sedlmayer, ehemaliger Vizerektor der Paracelsus Universität, nunmehr im Stiftungsrat. Er zeigte Wege, Werte und Methoden auf, die neben dem erlernten theoretischen Wissen nötig sind, um den Medizinerberuf fachlich und menschlich bestmöglich auszuüben. •
A B S O LV E N T E N 2 0 1 5 Doctores medicinae universae / Diplomstudium Humanmedizin: Alexandra Anker . Marie-Theres Anwander . Norma Anwar . Sarah Czernin (ehem. Binder) . Chantal Degen . Rebecca Donner . Amelie Charlotte Eidherr . Lukas Ernstbrunner . Monika Ettinger . Eva Falkensammer . Dzeneta Fejzic . Sarah Fussenegger . Klemens Ganser . Daniel Gharehbaghi . Amelie Felicitas Graf . Constantin Hecker . Maria Helene Heinisch . Melanie Heinrich . Anna-Sophie Hofer . Lisa Höfler . Florian Huber . Stephanie Köhler . Tobias Kolbitsch . Viktor Emanuel Labmayr . Kathrin Lampl . Caroline Lukesch . Maximilian Pallauf . Thomas Peter Pilz . Aarón Leonardo Pogacnik Murillo . Hanna Ruider . Paul Schadler . Regine Schels . Isa-Maria Schmidt . Alexander Seeger . Paul Siegert . Florian Robert Sperl . Michael Stäuble . Aglae Stotzingen . Rebecca Marion Trattnig . Alexandra Luisa Wagner . Valentina Julie Wallner . Tobias Welponer Fries . Theresa Westphal . Isabelle Luise Zobel Bachelors of Science in Nursing / Pflegewissenschaft Online: Martin Fangmeyer . Elisabeth Marenitz . Julia Markhof . Dagmar Meburger . Werner Oberegger Bachelor of Science in Nursing / Pflegewissenschaft 2in1-Modell: Petra Doninger
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Research Julia Marschallinger forscht derzeit mit einem Stipendium für ein Jahr an der Stanford University.
Graue Zellen, rosa Zukunft? Ausgerechnet ein Asthmamedikament kann alternden Gehirnen neues Leben einhauchen. Doch hinter den weltweiten Schlagzeilen steckt mehr. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
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in Asthmamedikament als Jungbrunnen für das Gedächtnis.“ „Asthmamittel steigert Lernfähigkeit.“ „Il farmaco contro l‘asma che ringiovanisce il cervello.” Oder gar: „Alzheimer‘s breakthrough?” Es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine wissenschaftliche Publikation aus den Reihen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität auch außerhalb
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der Fachwelt für derartige Schlagzeilen in ganz Österreich – und sogar im europäischen Ausland – sorgt. Titel der Arbeit, die Ende Oktober im renommierten Peer-Review-Wissenschaftsmagazin Nature Communications erschienen ist: „Structural and functional rejuvenation of the aged brain by an approved antiasthmatic drug.“ Und es gibt tatsächlich gute Gründe für die mediale Aufmerk-
samkeit, die dem Team um Ludwig Aigner und Julia Marschallinger vom Institut für Molekulare Regenerative Medizin für ihre Studie zuteil wird. Institutsvorstand Aigner erklärt: „Wir konnten erstmals das Gehirn alter Tiere medikamentös verjüngen, und zwar sowohl strukturell als auch funktionell.“ Das Erstaunliche an der Sache: Als Stein der Weisen erwies sich der seit langem zugelassene Arzneistoff Montelukast, der antiasthmatisch und entzündungshemmend wirkt und hauptsächlich zur Behandlung von Asthma eingesetzt wird. Und tatsächlich: Das Lern- und Gedächtnisvermögen alter Ratten konnte durch die tägliche Gabe von Montelukast über sechs Wochen hindurch wieder auf das Niveau junger Tiere angehoben werden. Getestet wurde mit Hilfe eines standardisierten Lerntests. Beim so genannten „MorrisWasserlabyrinth-Test“ sollen die Ratten
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Research
„Wir konnten erstmals das Gehirn alter Tiere medikamentös verjüngen.“
Placebo
Univ.-Prof. Dr. Ludwig Aigner, Vorstand des Instituts für Molekulare Regenerative Medizin
lernen, eine versteckte Plattform in einem runden Wasserbecken zu finden – und sich in der Folge daran zu erinnern. Der Clou: Die 20 Monate alten RattenMethusalems erwiesen sich dank Montelukast wieder als ebenso lernfähig wie ihre nur vier Monate alten Artgenossen. Was „Hänschen lernt“ konnte plötzlich auch der „alte Hans“ wieder lernen – dem alten Sprichwort zum Trotz. Könnte das auch beim menschlichen Gehirn in ähnlich beeindruckender Weise funktionieren? Junges Blut. Die Geschichte der Aufsehen erregenden Salzburger Studie beginnt schon vor mehreren Jahren. 2011 hatten die Forscher zwei Spuren verfolgt und zwei „Grundbausteine“ gelegt, wie es Aigner ausdrückt. Einerseits hätten Stanford-Wissenschafter um den Mikrobiologen und Neurologen Tony Wyss-Coray mit Unterstützung aus Salzburg gezeigt, dass „altes Blut das junge Gehirn alt“ macht. Dazu der Neurowissenschafter und Stammzellenforscher Ludwig Aigner: „Spektakulär war damals, dass in dieser Arbeit das Eiweiß Eotaxin als einer der Aging-Faktoren im Blut identifiziert wurde. Eotaxin war eher aus der Asthma- und Allergieforschung bekannt und bis dahin nie mit dem Gehirn assoziiert gewesen.“ Grundbaustein Nummer zwei geht auf Forschung made by Paracelsus Universität zurück: Ebenfalls 2011 konnten Aigner und sein Team zeigen, dass ein seit langem bekannter Mechanismus – der in der Lunge zu Asthma führt – auch im alten Gehirn vorhanden ist: der so genannte LeukotrienSignalweg. Vor allem in Regionen, wo Stammzellen vorhanden sind und neue
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Nervenzellen produziert werden, spielt dieser Signalweg offenbar eine signifikante Rolle. Im jungen, gesunden Gehirn hingegen sind Leukotrien ein Minderheitenprogramm. Die Quintessenz damals:
Montelukast
Blockiert die Signale! Blockiert man die Rezeptoren dieses Signalwegs, so kommt es wieder zur Vermehrung von neuronalen Stammzellen. Die auf diesem Signalweg im alten Gehirn – und bei neurodegenerativen Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz – verschickte Botschaft hat nämlich rundum negative Folgen: Im Gehirn kommt es zu Entzündungsreaktionen, zur Hemmung der Nervenzellerneuerung und zur Aufweichung der Blut-Hirn-Schranke. „Wenn man neurodegenerative Erkrankungen oder auch Schlaganfälle ansieht, dann sind das extrem komplexe Pathologien“, weiß Aigner. Und hier kommt wieder der schon vor rund 15 Jahren eingeführte Arzneistoff Montelukast ins Spiel: Montelukast ist eben ein Leukotrien-Inhibitor und blockiert den entsprechenden Signalweg. Und das hat rundum positive Folgen für das betroffene Gehirn. „Die Stammzellaktivität und somit die Neubildung von Nervenzellen steigt wieder an. Die Entzündungsreaktionen werden wieder reduziert, die Blut-Hirn-Schranke wird wieder hergestellt.“ Und am Ende sind auch alte graue Zellen wieder so fit wie früher, jedenfalls bei Ratten hatte Montelukast diese erstaunliche Wirkung. Doch damit nicht genug:
Der Morris-Wasser-Labyrinth-Test ist ein international weit verbreitetes Testverfahren, um das Lern- und Gedächtnisvermögen bei Mäusen oder Ratten zu messen. Die Tiere werden dazu in ein kleines Wasserbecken gesetzt, in dem sich unterhalb der Wasseroberfläche an einer bestimmten Stelle eine kleine Rettungsinsel (rot) befindet. Beim ersten Mal finden die Tiere diese Rettungsinsel zufällig, oder sie werden nach 60 Sekunden auf die Rettungsinsel gehoben. Im Verlauf von fünf Tagen, an denen der Versuch einmal täglich wiederholt wird, lernen junge Tiere sehr gut, wo die Rettungsinsel ist, und schwimmen relativ direkt darauf zu. Alte Tiere haben hier Schwierigkeiten: Obwohl sie genau so gut schwimmen können wie junge Tiere, haben sie in den 5 Tagen den Ort der Rettungsinsel nicht wirklich gut gelernt. Mit Montelukast behandelte Tiere können am Ende des fünf-tägigen Trainings diese Aufgabe genauso gut bewältigen wie junge Tiere.
Klinische Studie geplant. Eine klinische Studie, welche die Wirksamkeit beim Menschen, also bei dementen Patienten nachweisen soll, ist bereits in
Eine Analogie zu uns Menschen: Wir alle sind schon mal in der Parkgarage gestanden und haben verzweifelt nach unserem Auto gesucht.
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Ludwig Aigner forscht seit vielen Jahren an den „Geheimnissen“ des Gehirns.
Planung. Ludwig Aigner: „Wir haben bei einer Stiftung die notwendigen Mittel beantragt und warten jetzt ab, ob wir das Geld bekommen.“ Im Erfolgsfall könnte bald grünes Licht gegeben werden und als erster Schritt eine Safety- und Wirksamkeitsstudie durchgeführt werden, so der Paracelsus-Wissenschafter. Die geplanten klinischen Studien werden somit zeigen, ob Montelukast bis zur Medikamentenzulassung zur Behandlung derzeit nicht heilbarer neurologischer Erkrankungen entwickelt werden kann. Angenehmer Nebeneffekt: Anwendungserweiterungen von bereits zugelassenen Medikamenten sind eine äußerst raffinierte Art der Medikamentenentwicklung, da so ein großer Teil von Entwicklungskosten eingespart werden kann. Könnte es aber sein, dass die Hoffnungen überzogen sind? Immerhin existieren Arbeiten, die Montelukast bei der Behandlung von Asthma im direkten Vergleich zu Kortisontherapien eine geringere Wirkung bescheinigen. Offenes Gehirn. Aigner bleibt gelassen: „Bei einem akuten Asthmaanfall bringt es wenig. Aber es gibt viele Studien, dass es gerade für die Dauertherapie sehr erfolgreich eingesetzt wird.“ Der Forscher geht noch einen Schritt weiter: „Ich will
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natürlich nicht behaupten, dass wir jetzt das Wundermittel haben und damit sämtliche Krankheiten heilen können. Mir geht es darum, dass wir hier vielleicht etwas haben, mit dem wir neurologische Funktionen im Gehirn verbessern können.“ Der eigentliche Gewinn der erwähnten Forschungsarbeiten könnte indes noch deutlich größer sein. Immer mehr Gehirnforscher würden sich von der Vorstellung des Gehirns als abgeschlossenes Organ verabschieden, erzählt Aigner im Gespräch mit Paracelsus Today: „Wir lernen mehr und mehr, dass unsere Schaltzentrale ganz massiv von Entzündungen in anderen Geweben und Organen beeinflusst wird. Zudem werden wir in Zukunft vermehrt feststellen, dass sich die verschiedensten altersabhängigen degenerativen Erkrankungen in ihren Mechanismen sehr ähneln.“ Und genau das eröffnet eine überaus positive Perspektive: Ein schöner Verdacht. Könnte es sein, dass der mit Montelukast eingeschlagene Weg auch in anderen Organen funktioniert? Aigner nickt: „Genau. Wir müssen organübergreifend denken und die zentralen Mechanismen verstehen, um altersabhängige Erkrankungen in ihrer Gesamtheit zu therapieren.” Und
er ist überzeugt, dass regenerative und degenerative Prozesse von der Natur nicht organspezifisch, sondern vielmehr organismusübergreifend angelegt sind. „Wir könnten mit einem Medikament die verschiedensten an einer Pathologie beteiligten Systeme adressieren. Und so viele Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Und Julia Marschallinger, auf deren Konto ein großer Teil der Forschungsarbeit geht? Bereits im Frühjahr wurde ihr das kompetitive Hertha-Firnberg-Stipendium des Wissenschaftsfonds FWF zugesprochen. Es ist mit einem einjährigen Forschungsaufenthalt an der Stanford University im Labor des eingangs erwähnten Tony Wyss-Coray verbunden. Aigner: „Wir sind natürlich mächtig stolz auf Julia Marschallinger und freuen uns als zu hundert Prozent drittmittelfinanziertes Institut über das Stipendium. Der Forschungsaufenthalt bei Tony Wyss-Coray in Stanford wird zudem unsere Kooperation mit diesem hochkarätigen Institut verstärken.“ Seit September forscht Marschallinger nunmehr im Labor des gebürtigen Schweizers. Während sie nach wie vor mit der Paracelsus Universität affiliiert ist, hat die Wissenschafterin derzeit auch an der Stanford University alle Hände voll zu tun. Woran sie arbeitet? Ludwig Aigner nicht ohne Stolz: „An super spannenden neuen Projekten.“ •
Nature Communications: „The ageing systemic milieu negatively regulates neurogenesis and cognitive function” von Julia Marschallinger et al. Link: www.nature.com/nature/journal/ v477/n7362/full/nature10357.html
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Mustertext
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Inside
Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität bietet ab Oktober 2016 ein innovatives und praxisbezogenes Studium der Pharmazie am Standort Salzburg an: nach nationalen Bedürfnissen, internationalen Maßstäben und unter Berücksichtigung der in allen Ebenen extrem dynamischen Entwicklung der Pharmabranche. Autorin: Sabine Ritzinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, Österr. Apothekerverband
Der Pharmazeut als Patientendienstleister und Forscher
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ie demografische Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte von Medizin und Forschung. Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung steigt jedoch die Häufigkeit von – oftmals chronischen – Krankheiten, von Multimorbidität und gesundheitlichen Einschränkungen. Eine maßgebliche Rolle als Träger des Gesundheitssystems kommt hier den Ärzten zu: als Experten für die Prävention und Diagnose von Krankheiten sowie für die Beratung, Behandlung und Betreuung von kranken Menschen. Durch den Ärztemangel, vor allem in ländlichen Gebieten, wird es jedoch künftig zu einer Verlagerung medizinischer Tätigkeiten kommen. Apotheker und Pharmazeuten werden zunehmend zu einem integralen Bestandteil im Gesundheitswesen: Apotheken interagieren im Zuge der Medikation mit Medizinern, sind oft erste Anlaufstelle vor einem Arztbesuch und Ansprechpartner bei verschriebenen Medikamenten. Pharmazeuten in Wissenschaft und Forschung sind gefordert, medizinisch-therapeutische Neuerungen für eine qualitativ hochstehende und kosteneffiziente Versorgung der ganzen Bevölkerung zu entwickeln.
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„Ich freue mich, dass wir mit der PMU einen Partner gefunden haben, der für moderne Lehrmethoden, eine hohe Ausbildungsqualität und einen starken Praxisbezug steht“. Mag. pharm. Thomas Veitschegger, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes
Pharmaziestudium an der PMU. Internationale Entwicklungen zeigen einen immer stärkeren Trend hin zum Pharmazeuten als spezialisierten, patientenorientierten Dienstleistungsberuf und gleichberechtigten Heilberufler. Auch die pharmazeutische Industrie ist bestrebt, viele Tätigkeitsfelder, die derzeit von Mitarbeitern anderer naturwissenschaftlicher Fachrichtungen wahrgenommen werden, zukünftig durch Pharmazeuten abzudecken. Diesem Bedarf an theoretisch und praktisch bestens ausgebildeten Pharmazeuten möchte die Paracelsus Medizinische Privatuniversität mit einem innovativen, neuartigen und an den Marktbedürfnissen orientierten Studium der Pharmazie nachkommen. Dieses wird – vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria – im Oktober 2016 am Standort Salzburg starten. Das Curriculum wurde in Kooperation mit dem Österreichischen Apothekerverband entwickelt – nach nationalen Bedürfnissen, internationalen Maßstäben und unter Berücksichtigung der in allen Ebenen extrem dynamischen Entwicklung der Pharmabranche. Ziel des Bachelor- und Master-Studium der Pharmazie ist es,
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handlungskompetente Pharmazeuten auszubilden, die für die Anforderungen des Marktes, der pharmazeutischen Praxis und der Forschung bestmöglich gerüstet sind und die ihr Berufsfeld aktiv den zukünftigen Anforderungen entsprechend mitentwickeln und gestalten können. Der Studiengang soll Kompetenzen für die Berufsausübung in allen pharmazeutischen Berufsfeldern – wie z.B. öffentliche Apotheke, Spitalsapotheke, Pharmaindustrie, Forschung und Entwicklung, klinische Forschung, öffentlicher Dienst, Großhandel – vermitteln. Der Master-Abschluss legt die Grundlage für die Fortsetzung einer akademischen Laufbahn. Ressourcen und Synergien. Das Bachelor- und Masterstudium der Pharmazie wird nach dem im Humanmedizinstudium bewährten Modell mit 50 Studierenden pro Jahr, Kleingruppenunterricht und einem ausgezeichneten Lehrenden-Studierenden-Verhältnis etabliert. Durch eine intensive Betreuung und genügend vorhandene Praktikums- und Laborplätze ist eine zügige Absolvierung des Studiums in fünf Jahren möglich. Die Lehre wird durch die Institute bzw. deren Abteilungen, durch Lehrkrankenhäuser, Lehrapotheken und externe Lehrende erbracht. Moderne Lehrmethoden, wie Problemorientiertes Lernen (POL) oder Übungen im Skills Lab, vermitteln den angehenden Pharmazeuten die nötige praktische Kompetenz. Als etablierte Institutionen in der medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Ausbildung sowie in der biomedizinischen Forschung kann die Paracelsus
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Musda sum eum commod quam, nation experum ut vel eat qui nobis eatem fuga.
Universität bereits bestehende infrastrukturelle Ressourcen und Core Facilities nutzen und auch die Synergien mit bereits vorhandenen Studiengängen und Forschungsinstitutionen. Die Studiengangsleitung Pharmazie wurde mit September 2015 bereits besetzt (Leiterin: Dr. Barbara Lorber). 2016 errichtet die Paracelsus Universität ein Institut für Pharmazie, das aus drei Abteilungen bestehen wird: Klinische Pharmazie und Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische und Medizinische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie. Die Forschungsprofessur ist ausgeschrieben und soll bis spätestens August 2016 bekleidet sein. Verknüpfung von Theorie und Praxis. Die Ausbildung berücksichtigt bereits
Das Pharmaziestudium an der Paracelsus Universität in Salzburg bietet viele neue und zeitgemäße Lehrinhalte.
früh die naturwissenschaftliche Grundausrichtung der Pharmazie und im weiteren Verlauf besonders die Aspekte der Klinischen Pharmazie sowie die Verknüpfung pharmazeutischer Theorie und Praxis. Im Bachelorstudium Pharmazie werden die grundlegenden theoretischen und praktischen Kenntnisse über die Entwicklung, Herstellung, und Qualitätskontrolle von Arzneistoffen und Arzneimitteln erlernt sowie die Grundkenntnisse über Methoden fachlich nahestehender Gebiete, wie z.B. Chemie, Physik, Biochemie, Biotechnologie, Mikrobiologie und Hygiene. Die Studierenden werden mit den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis vertraut gemacht und können in deren Rahmen grundlegendes Wissen und Fertigkeiten anwenden. �
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„Die Pharmazie hat in vielen Bereichen Berührungspunkte mit der Humanmedizin. Die Eröffnung eines Pharmaziestudiums ist ein weiterer konsequenter Schritt zu einer naturwissenschaftlich ausgerichteten Universität. Synergien werden sich bei beiden Disziplinen ergeben und in vielerlei Hinsicht genützt werden.“ Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch, Rektor der Paracelsus Universität
Im Masterstudium Pharmazie geht es um den Erwerb umfangreicher Kenntnisse über die Entwicklung, Herstellung, Qualitätssicherung, Zusammensetzung, Zubereitung und Lagerung, biologische Wirkung und Wechselwirkung von Arzneistoffen/Arzneimitteln sowie deren sichere Anwendungen. Der Forschung wird breiter Raum gewidmet, so dass die Absolventen selbständig wissenschaftliche Arbeiten planen und ausführen können und die wissenschaftlichen Methoden und Kenntnisse der Pharmazeutischen Forschung an der Schnittstelle zu verwandten Naturwissenschaften und auf andere Fragestellungen übertragen können. Gerüstet für Patienten und Wirtschaft. Last but not least ist der Schritt in die Praxis wichtig, um den Umgang mit Arznei-
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Drei handschriftliche Rezepte des Paracelsus, zu sehen in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien
mitteln, Patienten bzw. Kunden, Arbeitsmethoden und den Anforderungen in der Forschung zu erfahren und zu verfestigen. Das pharmazeutische Praktikum in der Übungsapotheke, in Lehrapotheken – Kooperationspartner der Paracelsus Universität – und in der Pharmaindustrie sind fester Bestandteil des Curriculums. Ihr Forschungspraktikum verbringen die Studierenden an den Instituten und Universitätskliniken, ihr Klinikpraktikum an unterschiedlichen Abteilungen einer Klinik unter Anleitung eines klinischen Pharmazeuten. Neben der Fach-, Methoden- und Wissenschaftskompetenz legt das Curriculum auch großen Wert auf die Vermittlung sozialer und kommunikativer Kompetenzen. Durch praxisorientierten Unterricht
„Mit der Einführung des Studiums der Pharmazie wird der konsequente Weg zu einer Universität für Health Sciences fortgesetzt. Für unsere Universität und das Land Salzburg ergeben sich dadurch vielfältige Chancen.“ Michael Nake, Kanzler
und die enge Kooperation mit den Instituten der Humanmedizin und der Pflegewissenschaft erwerben die Studierenden ein breites pharmazeutisches Wissen mit dem Schwerpunkt in patienten- und kundenorientierter pharmazeutischer Betreuung. So entwickeln sie ein grundlegendes Verständnis patientenbezogener Pharmazie und ihrer Berufsrolle, erfahren eine Stärkung ihrer kommunikativen Kompetenzen – sowohl in der englischen Sprache als auch durch das Erlernen verschiedener Kommunikationsstrategien – und können Konfliktsituationen adäquat begegnen. Gesundheitsökonomische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse runden die Vorbereitung auf das Berufsleben ab: sowohl für das Führen einer eigenen Apotheke als auch für die leitende Funktion in der Pharmaindustrie. •
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PRISMA Standortnetzwerk
Kompetenz in der Quartiers- und Stadtentwicklung Wer die Reihenfolge der Worte ändert, ändert auch ihre Gewichtung. Was wichtiger ist, kommt zuerst. Was heute begonnen werden soll und nicht erst morgen. Die Reihenfolge entscheidet, was im Leben mehr Wert hat, mehr Sinn macht. In der PRISMA Unternehmensgruppe werden die Prioritäten nicht nur definiert, sie werden auch im Sinne der Gewichtung umgesetzt. Nur zu sagen, dass das Leben vor dem Raum kommt, ist eine Frage der Formulierung. So aber zu handeln, ist eine Haltung. Die PRISMA Unternehmensgruppe setzt Initiativen, liefert Impulse für das Leben im Raum. Mit der sozialen Kompetenz, der Integration kultureller und traditioneller Werte wird dieser Raum vielfältig und offen für die Zukunft gestaltet. Die Erfahrungen aus der Betreuung, Vernetzung und Weiterentwicklung von über 40 Standorten in Österreich, Deutschland und der Schweiz führen laufend zu inhaltlichen, baulichen und organisatorischen Innovationen. Nachhaltig angelegte Investoren- und PublicPrivate-Partnership Modelle bilden eine gute Basis. Beispiele für Quartiers- und Stadtentwicklungen: STADTWERK und Mühle an der Glan (Salzburg), CAMPUS V (Dornbirn), SEESTADT Bregenz, Am Garnmarkt und Vorarlberger Wirtschaftspark (Götzis), Millennium Park (Lustenau), Am Jahnplatz (Feldkirch), Competence Center INNSBRUCK, Harterhof/Hötting West (Innsbruck), messecarree Wien, VIENNA Policenter, Competence Park FRIEDRICHSHAFEN und SEE.STATT Friedrichshafen.
PRISMA Unternehmensgruppe, www.prisma-zentrum.com Salzburg (A) - Dornbirn (A) - Innsbruck (A) - Wien (A) - Friedrichshafen (D) - Heerbrugg (CH)
Outside
Mit mehr als 80 Lehrpraxen hat sich das Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität seit seiner Gründung 2006 ein dichtes Netz an Partnern aufgebaut, das den Medizinstudierenden den Berufsalltag und die Arbeit in der Allgemeinmedizin näher bringen soll. Autorin: Sabine Ritzinger Fotos: Paracelsus Uni/privat
Medizinstudentin Kathrin Lampl absolvierte ihr Blockpraktikum in Allgemeinmedizin im Mai 2015.
Sidestep in die Praxis
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uch wenn der Beruf des Allgemeinmediziners für viele Medizinstudierende an Attraktivität verloren hat und die meisten Absolventen in die Facharztausbildung streben, nimmt das 2006 gegründete Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität eine wichtige Rolle in der Ausbildung ein. Da ein überwiegender Teil der Patientenkontakte und der Behandlung in der Primärversorgung stattfindet, ist die Vermittlung der grundlegenden Kenntnisse in der Patientenbetreuung, in der Patientenabklärung und im Zusammenspiel mit anderen Fachrichtungen und stationären Einrichtungen ein wichtiges Fundament für das spätere Berufsleben. Die wissenschaftlichen Fragestellungen der Allgemein-
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und Präventivmedizin, vor allem in der Versorgungsforschung, der Versorgung chronisch Kranker und der Gesundheitssystemforschung, runden das Wissen um das Fachgebiet ab. Lehrpraxen-Netzwerk. Um auch das praktische Rüstzeug des Fachgebiets zu erlernen, absolvieren die Medizinstudierenden der Paracelsus Universität im fünften – klinisch-praktischen – Studienjahr ein vierwöchiges Blockpraktikum bei einem allgemeinmedizinischen Lehrarzt. Dieses dient dazu, die speziellen Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen kennenzulernen und mit ärztlichen Tätigkeiten am Patienten zu erfahren. Das Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin arbeitet zu diesem Zweck mit mehr als
80 Lehrpraxen zusammen. „Die Auswahl unserer Lehrärzte erfolgt nach Kriterien, die entsprechende ärztliche Erfahrung und patientenbezogene Versorgungsbreite sicherstellen“, erklärt Institutsvorständin Maria Flamm. Ihr liegt am Herzen, dass die Praktikumsanbieter die Werte und Visi-
„Durch das breite Patientengut in der allgemeinmedizinischen Praxis ergaben sich immer wieder neue Herausforderungen im Umgang mit den Patienten“. Kathrin Lampl, Medizinstudentin an der Paracelsus Uni und Absolventin des Blockpraktikums Allgemeinmedizin
3/2015 Paracelsus Today
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onen der Paracelsus Universität mittragen und im Rahmen des Patientenkontakts an die Studierenden vermitteln. „Ein guter Lehrarzt muss Begeisterung spüren, sowohl für die Praxis der Allgemeinmedizin, als auch für die akademischen Säulen unseres Fachs: Lehre und Forschung.“ Um die Ausbildungsqualität zu gewährleisten und die Lehrärzte auf den gleichen Informationsstand zu bringen, wurde ein Handbuch erstellt – Schulungen im Oktober 2015 folgten. Für die Medizinstudierenden gibt es ein eigenes „Logbuch“ mit Informationen und Tipps für das Blockpraktikum, einer Aufstellung der Anforderungen und Ziele sowie den wichtigsten Begrifflichkeiten, die im Rahmen der Patientenkontakte relevant sind. Darüber hinaus gibt das Logbuch Raum für Selbstreflexion des Praktikanten, Feedback des Ausbilders und Formulare zur Dokumentation der Patientenuntersuchungen. Arbeit am Patienten. Der Salzburger Allgemeinmediziner und langjährige Lehrarzt Walter Wührer hat schon vielen Studierenden der Paracelsus Uni die Grundlagen seines Berufs vermittelt. In ihrem eigenen Ordinationsraum können die angehenden Mediziner ungestört Patienten untersuchen und Behandlungsvorschläge erarbeiten. Und zwar dann, wenn sie mit den Anforderungen vertraut sind und sich für die selbständige – natürlich durch den Lehrarzt kontrollierte – Arbeit an den Patienten bereit fühlen. So lernen sie Schritt für Schritt alle Abläufe der Krankenbehandlung kennen: von der Anamnese über die Untersuchung bis zur Befunderstellung und Behandlung bzw. Medikation. Großen Wert legt Wührer auf die Vermittlung der richtigen Patientenkommunikation, denn sei diese empathisch und frei von Negativsuggestionen, unterstütze dies den gesamten Heilungsprozess. „Die Patienten reagieren positiv auf meine Schützlinge, denn diese haben Zeit für sie
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Dr. Walter Wührer hat als Lehrarzt schon viele Studiernde der Paracelsus Universität ausgebildet.
„Das Blockpraktikum in den Lehrpraxen ist eine Bereicherung auf vielen Ebenen: für Studierende, Patienten, Lehrärzte und das Gesundheitssystem“. Dr. Walter Wührer, Niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin und Lehrarzt der Paracelsus Universität
und sie fühlen sich gut aufgehoben“, erzählt der Mediziner. Zeit, die ihm im niedergelassenen Bereich mit 80 bis 100 Patienten pro Tag fehlt. „Umgekehrt genießen die angehenden Ärzte den Umgang mit richtigen Fällen, realen Patienten.“ Doch auch für ihn selbst stellt die Integration der Studierenden eine Bereicherung dar. Sie seien extrem engagiert und ihre universitäre Vorbildung an der Paracelsus Universität biete eine solide Basis für die Zusammenarbeit. „Es geht mir darum, die Stärken der Praktikanten zu fördern und an ihren Schwächen zu arbeiten“, erzählt der Kassenarzt. Und – mit viel Glück – gelinge es ihm ja sogar, den Funken seiner eigenen Leidenschaft zu übertragen und Interesse
für den Beruf des Allgemeinmediziners zu entfachen. Herausforderung Patient. Die Medizinstudentin Kathrin Lampl hat im Mai 2015 ein vierwöchiges Praktikum bei Walter Wührer verbracht. Zwar hat sie schon entschieden, beruflich in Richtung Physikalische Medizin und Rehabilitation zu gehen, „doch kann ich mir vorstellen, vor meiner Facharztausbildung die Ausbildung zum Allgemeinmediziner einzuschlagen“. Das Blockpraktikum habe ihr die Möglichkeit eröffnet, den Alltag in einer Arztpraxis hautnah mitzuerleben. „Damit lernte ich die Herausforderungen kennen, denen sich ein Arzt im niedergelassenen Bereich in der Primärversorgung der Patienten täglich stellen muss. Das breite Patientengut, mit dem man konfrontiert ist, fordert und man muss sich ständig an den Patienten anpassen, um eine gute Betreuung gewährleisten zu können.“ Von ihrem Ausbilder und seiner Betreuung spricht die Studentin nur in höchsten Tönen, und nicht nur sie: Immerhin wurde Walter Wührer von den Medizinstudierenden der Paracelsus Uni schon dreimal zum „Lehrarzt des Jahres“ gewählt. •
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Research
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Forschungsvielfalt und Visionen
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Beim SCI-TReCS Summit 2015, der Forschungskonferenz des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration an der Paracelsus Universität, wurden aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert und neue Entwicklungen diskutiert. Autorin: Yvonne Höller · Fotos: Paracelsus Uni/wild+team 4
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enn Ingenieure träumen, geht es meistens um Technik. Auch beim 2. Summit des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration (Spinal Cord and Tissue Regeneration Center Salzburg – SCI-TReCS) der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am 5. November 2015. Hier verriet Keynote Speaker Dr. Rüdiger Rupp, Ingenieur und Leiter des Schwerpunkts für Experimentelle Paraplegiologie/Neurorehabilitation am Universitätsklinikum Heidelberg, seinen Traum: Gedanken von Patienten mit Querschnittlähmung an eine Bewegung zu lesen und diese Information an die gelähmten Gliedmaßen weiterzugeben. Wissenschafter in aller Welt – auch an der Universitätsklinik für Neurologie in Salzburg – forschen an der Weiterentwicklung solcher Brain-Computer-Interfaces. Ärzte verschiedener Disziplinen, wie Unfallchirurgen, Neurochirurgen, Neurologen, Urologen, Biologen – im Speziellen Stammzellenforscher, Mathematiker, Informatiker und andere mehr – berichteten auf der Forschungskonferenz von ihren Ergebnissen. Die intensive Arbeit wird getragen von der Motivation zur Verbesserung des Verständnisses um die Neuroplastizi-
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Reges Interesse an den Vorträgen und angeregte Diskussionen. Auch aus den USA waren Gäste gekommen, etwa der vormalige Rektor der Mayo Medical School, Tony Windebank (rechtes Bild oben im Gespräch mit dem Neurologen Prof. Eugen Trinka).
tät und die neuroregenerativen Prozesse, was letzten Endes eine Heilung der Querschnittlähmung möglich machen kann.
ellsten Stand der Wissenschaft zu versorgen und Therapien zur Rückenmarksregeneration zu entwickeln.
Vier universitätseigene Institute (Molekulare Regenerative Medizin, Sehnen- und Knochenregeneration, Experimentelle Neuroregeneration sowie Experimentelle und Klinische Zelltherapie) und vier Salzburger Universitätskliniken (Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, Neurologie, Urologie und Andrologie sowie Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin) verknüpfen im Zentrum für Querschnitt- und Geweberegeneration – SCI-TReCS Grundlagenforschung und klinische Forschung. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Patienten mit Rückenmarksverletzungen auf dem aktu-
Nach drei Jahren intensiver Zusammenarbeit erproben erste klinische Studien den Erfolg neuer Therapien. Große Erwartungen werden in die großen multizentrischen Studien gesetzt, die bald folgen sollen: z.B. zur klinischen Validierung regenerativer Therapien mit extrazellulären Vesikeln. Da Zellen miteinander über extrazelluläre Vesikel kommunizieren, spielen diese als Signalträger eine wesentliche Rolle in der Regulation vielfältiger biologischer Prozesse. Das GMP-Labor an der Paracelsus Universität ist speziell dafür ausgerüstet und autorisiert, solche Therapeutika herzustellen.•
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Mustertext
Mit unseren Innovationen verbessern wir die Gesundheit der Menschen. Siemens Lösungen verbessern Lebensqualität mit fortschrittlichen Technologien in Diagnose, Therapie und IT-Lösungen siemens.com/healthcare
Was alle Menschen auf der Welt verbindet, ist ihr Streben nach Glück. Und weil ein glückliches Leben sehr stark von guter Gesundheit abhängt, arbeitet Siemens stetig daran, Innovationen zu entwickeln, die zu einer Verbesserung der Gesundheit beitragen.
weit davon, dass unsere Mitarbeiter die Qualität und Produktivität in der medizinischen Versorgung steigern. Und mehr als 970 Millionen Menschen in aufstrebenden Ländern haben durch Siemens Zugang zu bildgebenden Systemen.
Jedes Jahr werden mit unseren Systemen 86 Millionen Menschen diagnostiziert und behandelt, wenn unsere Kunden damit Krankheiten wie Krebs, Herz-KreislaufErkrankungen und Infektionskrankheiten bekämpfen. Stündlich profitieren mehr als 203.000 Patienten welt-
Wir sind in Großstädten als auch in entlegenen Dörfern zu finden und wir arbeiten daran, das Leben für jeden Einzelnen zu verlängern und die Lebensqualität für die Gemeinschaft zu erhöhen. Damit es noch mehr Menschen möglich ist, ein längeres, besseres und glücklicheres Leben zu führen.
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Der Wirt bezahlt
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er Nobelpreis für Medizin stand 2015 ganz im Zeichen der Parasitologie. Gleich drei Wissenschafter wurden für ihre erfolgreiche Forschung im Kampf gegen Feinde ausgezeichnet, die zumindest in der Ersten Welt gelegentlich unterschätzt werden: Parasiten. Tatsache ist: Hunderte Millionen Menschen weltweit leiden unter Krankheiten, die von Würmern, Egeln, Flöhen, Milben oder auch einzelligen Amöben – parasitische Bakterien und Viren werden ausgeklammert – verursacht werden. Was da in und am Homo sapiens kreucht und fleucht, kann ernsthafte gesundheitliche Schäden verursachen und auch töten. Dass heute speziell für den Kampf gegen Flussblindheit und Elephantiasis auf der einen und Malaria auf der anderen Seite potente Waffen zur Verfügung stehen, ist den drei
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Bizarre Fallgeschichten, alltägliche Gefahren und ein verdienter Nobelpreis: Die Bedeutung der medizinischen Parasitologie wird oft unterschätzt. Autor: Andreas Aichinger Fotos: iStock
neuen Nobelpreisträgern zu verdanken. Vor allem ein Aspekt ist interessant: Flussblindheit & Malaria. Gemeinsam ist beiden Fronten im Kampf gegen Parasiten nämlich, dass die entsprechenden Wirkstoffe, respektive deren Vorstufen, schon in der Natur vorkommen: So handelt es sich bei „Avermectinen“ um von Bodenbakterien produzierte Stoffwechselprodukte. Sie konnten vom US-japanischen Nobelpreisträger-Duo Satoshi Õmura und William Campbell identifiziert, isoliert
und erforscht werden. Der daraus weiterentwickelte Wirkstoff „Ivermectin“ wird bereits mit großem Erfolg eingesetzt, um Fadenwurm-Larven (Filarien) – den parasitischen Verursachern der erwähnten Plagen Flussblindheit und Elephantiasis – den Garaus zu machen. Der sekundäre Pflanzenstoff „Artemisinin“ wiederum konnte bereits 1971 von der chinesischen Pharmakologin Tu Youyou aus dem Korbblütler „Einjähriger Beifuß“ isoliert werden. Das aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hervorgegangene Medikament ist heute eine mächtige Waffe gegen Malaria-Erreger, konkret einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium. 2015 erhielt auch Tu Youyou dafür ebenfalls den Medizin-Nobelpreis. Füchse & Finnen. Für den Menschen gefährliche Parasiten gibt es allerdings
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Research
Was da in und am Homo sapiens kreucht und fleucht, kann ernsthafte gesundheitliche Schäden verursachen und auch töten. keineswegs nur in den Tropen. Ein in unseren Breiten verbreiteter Schmarotzer ist beispielsweise der Fuchsbandwurm, der vor allem in Westösterreich die Mehrzahl der Füchse befallen haben dürfte. Selten ,aber doch, kann eine Übertragung auf den Menschen durch infizierten Fuchskot – etwa auf dem Umweg über Walderde oder Pilze, seltener über Waldbeeren oder Bärlauch – erfolgen. Aber auch auf dem Umweg über Mäuse und schließlich Hunde kann der Parasit bei Menschen eine Echinokokkose auslösen. Diese unbehandelt potenziell lebensbedrohliche Infektion mit dem Fuchs- oder auch Hundebandwurm zieht meist die Leber in Mitleidenschaft. Die Bandwürmer selbst sind nur wenige Millimeter lang, die so genannten „Finnen“ (Bindegewebs-Brutkapseln) al-
Der sekundäre Pflanzenstoff Artemisinin gegen Malaria bescherte der Pharmakologin Tu Youyou den Medizin-Nobelpreis 2015.
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lerdings können auch schon einmal auf Handball-Größe anwachsen. Übrigens: Aus manchen Weltregionen importiertes Fleisch, das zu wenig gegart oder gar roh verzehrt wird, kann ebenfalls Parasiten – meist Band- oder Fadenwürmer – enthalten. Selbiges gilt für Fisch und Weichtiere. Krebs-Bandwurm & Urin-Fisch. Im Jänner 2013 kommt ein 41-jähriger Mann in ein Krankenhaus im kolumbianischen Medellin. Er leidet an Fieber, Husten, Müdigkeit und Gewichtsverlust. Sieben Jahre zuvor war er HIV-positiv getestet worden, sein Immunsystem ist sehr geschwächt, zudem ist er offenbar stark von Zwergbandwürmern befallen. Doch damit nicht genug: Im Rahmen der Untersuchungen stoßen die Mediziner auf eigenartige Tu-
more in der Lunge und in den Lymphknoten des Patienten. Die Überraschung: Die DNA der Krebszellen entspricht der des Parasiten, es handelt sich also streng genommen nicht um „eigene“ Krebszellen. Doch das macht am Ende keinen Unterschied: Der Parasit, der sich wie ein Tumor verhält, tötet den Kolumbianer – ein bisher weltweit einzigartiger Fall. Nicht ganz so einzigartig, dafür ähnlich bizarr ist die Geschichte eines ganz speziellen Parasiten: Klimawandel & Resistenzen. Er befällt Menschen nur dann, wenn sie unvorsichtig genug sind, in bestimmten Gewässern des Amazonasgebietes zu urinieren. Dann nämlich lockt der Geruch einen kleinen Fisch auf eine falsche Spur – und zu einem falschen Wirt. Statt in den Kiemen eines großen Welses landet der Blutsauger dann in der Harnröhre eines Menschen. Sein Name spricht Bände: Harnröhrenwelse werden diese Parasiten genannt. Oder Penisfische. Doch man muss nicht bis zum Amazonas reisen, um es mit neuen Parasiten zu tun zu bekommen. Hintergrund: Im Gefolge von Klimawandel und Erderwärmung können beispielsweise Insekten neue Lebensräume erobern – und neue Gefahren mit sich bringen. Und es gibt noch ein zusätzliches Problem: Die Schmarotzer passen sich geschickt an. Und zwar nicht nur an ihre menschlichen Wirte, sondern auch an deren Medikamente. Während die medizinische Fachwelt noch die neuen Nobelpreisträger feierte, waren manche Parasiten bereits wieder einen Schritt voraus: Längst sind Resistenzen gegen das gefeierte MalariaMedikament Artemisinin zu beobachten.•
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Very Personal
Arzt für Hirn & Seele
Univ.-Prof. Dr. Heinz Grunze, seit April 2015 Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, zählt weltweit zu den wichtigsten Experten für pipolare Störungen.
Zeitströmungen, gesellschaftlicher Wandel und wissenschaftlicher Fortschritt kennzeichnen die Psychiatrie. Wichtig für Heinz Grunze, den neuen Vorstand der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, ist jedenfalls auch eine Psychiatrie des gesprochenen Wortes und der Zuwendung. Autorin: Ilse Spadlinek Foto: Paracelsus Uni/wild+team
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uf dem Weg zum Gespräch mit dem neuen Vorstand: Besonders an einem goldenen Herbsttag (und es gab viele solcher Tage in diesem Jahr!) vermittelt die Christian Doppler-Klinik mit ihren verstreuten Gebäuden, dem vielen Grün und alten Baumbestand Ruhe und – ja, irgendwie Geborgenheit. „Es ist wunderschön und hat eine Qualität, mit der man durchaus wuchern kann“, bestätigt der gebürtige Berliner Heinz Grunze, der seit April 2015 die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie leitet. Auch, dass diese Art der Gestaltung, die sich
traditionell so ergeben hat, den Anforderungen einer modernen Psychiatrie im Sinne der Patienten durchaus entspricht. „Das Schöne ist, dass wir hier alle Kopfdisziplinen wie Neurologie und Neurochirurgie und eben die Psychiatrie auf einem Gelände haben. Ich bin ein Verfechter der Psychiatrie als ein mit der Neurologie eng verknüpftes Fach, mit großer Schnittmenge, und so ist es gut, räumlich und inhaltlich eng zusammenzurücken. Das vereinfacht interkollegiale Zusammenarbeit und gemeinsame Forschungs- und Versorgungsschwerpunkte wesentlich.“
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Very Personal
Bei der Ankündigung des neuen Klinikchefs hatte der Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken Paul Sungler zu Recht betont, stolz darauf zu sein, „einen international so renommierten Wissenschafter und Kliniker nach Salzburg holen zu können“. In der Forschung zählt Heinz Grunze weltweit zu den wichtigsten Experten für bipolare Störungen, früher auch „manisch-depressive Erkrankung“ genannt. Er ist Gründungsmitglied, war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen und hat im Auftrag der World Federation of Societies of Biological Psychiatry federführend deren erste Guideline als Orientierungshilfe für die Behandlung bipolarer Störungen entwickelt. Die Guidelines werden in fünf- bis sechsjährigen Intervallen auf den neuesten Stand gebracht, die letzten sind 2013 erschienen, an neuen wird gearbeitet. Wie eine bipolare Störung entsteht, ist nicht genau geklärt – auch das ist einer der Gründe, warum sich Heinz Grunze schon als junger Assistenzarzt für diesen Forschungsschwerpunkt entschieden hat. Vermutet wird ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, das letztlich zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn führt. „Wir haben überlegt, ob nicht manche zellulären Modelle der Epilepsie auch eine gewisse Entsprechung haben bei dem, was bei einer manischdepressiven Erkrankung passiert. Wir benutzen ja auch bei der bipolaren Störung erfolgreich Antiepileptika, schon daher würde man vermuten, dass aufgrund der Medikamente Analogien zwischen diesen beiden episodischen Erkrankungen bestehen.“
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Nach knapp acht Jahren erfolgreicher Tätigkeit am Neuroscience-Institut der Newcastle University im Nordosten Englands (Absolventen sind zum Beispiel Rowan Atkins alias „Mr. Bean“ und Songwriter und Rocksänger Bryan Ferry!) hat sich Heinz Grunze in seinem 55. Lebensjahr also für Salzburg entschieden. Die Stadt und ihre Umgebung, eine dynamische medizinische Universität, die reizvolle Aufgabe, der Psychiatrie-Abteilung in der Christian DopplerKlinik eine neue, moderne Struktur zu geben, das alles war ausschlaggebend
„Das einzigartige Problem in der Psychiatrie ist, dass ausgerechnet das Organ betroffen ist, das normalerweise die Kontrolle über alles hat. Das Gehirn kann nicht von außen auf sich blicken und sagen, ich bin krank. Daher gibt es vielfach auch gar kein Krankheitsverständnis …“ Univ.-Prof. Dr. Heinz Grunze, Vorstand der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
für diese Wahl – und „einfach die Idee, einmal etwas Neues zu machen“. Salzburg war keine Unbekannte, Heinz Grunze hat über zehn Jahre lang als Oberarzt an der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig Maximilians-Universität in München gearbeitet. Die Familie, allen voran Psychiaterin und Ehefrau Anna, war einverstanden: Die Nähe zu den beiden erwachsenen Söhnen in München ist gegeben und die
Eltern sehen Töchterchen Helene gern in einer österreichischen Schule groß werden. Fußball? Garteln, Wandern und Schwammerlsuchen? Viel Zeit für seine Hobbies wird Heinz Grunze in nächster Zeit kaum bleiben . . . Es sind große Herausforderungen, denen sich der „Arzt für Hirn und Seele“ (Eigendefinition) in Salzburg stellen will: Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten und psychosozialen Diensten. Das ist schwierig, denn die Psychiatrie gilt offiziell als „Mangelfach“ und die Anzahl niedergelassener Kassenärzte in der Psychiatrie ist überschaubar. Dabei nehmen psychische Störungen und Erkrankungen in der Bevölkerung stetig zu. So haben sich Krankschreibungstage aufgrund von depressiven Symptomen in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. „Man wird merken, dass das Motto: ‚Kopf hoch, da musst du durch’ allein oft nicht mehr hilft …“, sagt Heinz Grunze. Er ist auch der Überzeugung, dass es gerade im psychiatrischen Bereich notwendig sei, Patienten ein Stück entgegenzugehen, sie quasi abzuholen. „Behandlung vor Ort ist ein personalintensives und teures Konzept, es könnte aber langfristig dafür sorgen, Krankenhausaufenthalte wesentlich zu reduzieren.“ Und noch etwas: „Es ist wichtig, das Interesse an der Psychiatrie – als absoluter Synthese aus Medizin und Psychologie – möglichst früh bei Studierenden, auch hier an der Paracelsus Universität, zu wecken. Da sind wir einfach zu spät dran im Studien-Curriculum.“ Das möchte Heinz Grunze gerne ändern. •
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Wo lebt, wer fleißig studiert? Eine kurze Geschichte der Studentenheime von A wie Armenburse bis Z wie Zündholz. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: shutterstock, Paracelsus Uni
Daheim im Heim
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ädchensturm! Wir schreiben das Jahr 1969. Die revolutionäre Energie der 68er-Studenten erfasst auch das katholische „Pfeilheim“ in Wien. Und es gibt einen guten Grund dafür: Noch ist strenge Geschlechtertrennung in Österreichs Studentenwohnheimen eine Selbstverständlichkeit, ja sogar Damenbesuche auf den Zimmern sind tabu. Doch der Widerstand formiert sich. Eine Gruppe von Studenten organisiert gleichgesinnte Kommilitoninnen aus einem nahen Mädchenheim und ruft
zum Sturm auf die triste Männerbastion. Unter den Anführern sind der spätere Lucona-Aufdeckungsjournalist Gerald Freihofner, der dem Mädchensturm mit einem auf dem Dach des Heimes positionierten Piratensender medial den Boden bereitet, und der spätere NationalbankPräsident Claus Raidl. Nachdem Verhandlungen mit der Heimleitung immer wieder erfolglos bleiben, wird am Ende gar eine Puppe des Leiters des Heimträgers verbrannt, der ORF berichtet, langhaarige Studenten mit Megaphon geben das Kommando, und die Stu-
dentinnen stürmen die Zimmer der Burschen. Der clever inszenierte Ansturm der Mädchen bleibt nicht ohne Folgen: Damenbesuche werden erlaubt und sogar Ehen sollen an diesem Tag begründet worden sein. 720 Jahre zuvor hatte der französische Theologe Robert von Sorbon – bekannt als Namensgeber der Sorbonne, eines Teils der alten Pariser Universität – anno 1250 ein Haus mit Scheune bezogen, um dort arme Schüler zu unterrichten. Daraus wiederum entstand drei Jahre später ein Kollegium („Collège de Sorbonne“) für 16 Theologie-Studenten. Sogar bereits 1180 soll ein Engländer ebenfalls in Paris das allererste Kollegium für 18 Studenten gegründet haben. Kollegien waren somit von nun an Gruppen von Studenten und Universitätslehrern, die gemeinsam in einem Haus lebten und arbeiteten. Diese Kollegien können somit als Vorläufer von Studentenheimen gelten und sind in Form der Colleges in Oxford und
In Österreichs Studentenheimen herrschte bis Anfang der 1970er-Jahre strikte Geschlechtertrennung.
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Moderne Studentenheime wie das der Paracelsus Uni bieten jedweden Komfort – und beherbergen männliche und weibliche Studierende.
Cambridge bis heute erhalten geblieben. Die nächste Entwicklungsstufe waren mittelalterliche „Bursen“, also im Universitätsviertel gelegene Stiftungshäuser, in denen Studenten Essen und Unterkunft erhielten. Bursen und Burschen. Der vom lateinischen Wort für „Beutel“ abgeleitete Begriff „Burse“ bezeichnet ursprünglich eine Gemeinschaft, die aus einer gemeinsamen Kasse lebt, aber eben gleichzeitig auch die Wohnstätte dieser Gruppe, für arme Studenten gab es Stiftungen, der
Empfänger einer „bursa“ wurde „bursarius“ genannt, woraus sich wiederum die Bezeichnung „Bursch“ für „Student“ beziehungsweise „Burschenschaft“ für eine Studentenverbindung ableitet. Das interessante Wort „Burschenherrlichkeit“ wiederum lässt sich in diesem Zusammenhang am besten mit „unbeschwerte Freude am Leben“ übersetzen. Und es gab auch hierzulande viele dieser Bursen: An der 1365 gestifteten Universität Wien gab es im Mittelalter insgesamt 18 Bursen, meist in gemieteten Räumen von Bürgerhäusern, manche aber tatsächlich
im Eigentum von Stiftungen. Die älteste bekannte Burse „Zur Eiche“ wurde bereits 1366 ins Leben gerufen und befand sich gleich neben dem Wiener Stephansdom. Koderien und Buden. Manche davon wurden im 16. Jahrhundert geschlossen, andere in den Bau der „Alten Universität“ einbezogen beziehungsweise von Jesuiten weitergeführt. Namen wie „Schlesische Burse“, „Lilien-Burse“ oder „Heiden-Burse“ sind dokumentiert. Im Rahmen der Ausstellung „Studenten(da) �
UNSER TAG? azurblau UNSER MORGEN? frühstück auf italienisch
UNSER ABEND? pasta, pesto, perfetto
www.segafredo.at
UNSER CAFFÈ? il vero espresso italiano
Outside PMU-Studentenheim Das Studentenheim der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in der Salzburger Gaswerkgasse öffnete am 1. August 2011 seine Pforten und liegt in Rufweite der Universität. Als Betreiber fungiert das Salzburger Studentenwerk. Das historische Stadtzentrum ist zu Fuß in zehn Minuten erreichbar, S-Bahn sowie die städtischen O-BusLinien sorgen ebenfalls für beste Verbindungen. Obwohl das Heim auch Studierenden anderer Studienrichtungen offen steht, erhalten Studentinnen und Studenten der Paracelsus Uni den Vorzug. Die 97 Garconnieren sind modern ausgestattet und zwischen 24 und 30 Quadratmetern groß. Infos & Anfragen: www.studentenheim.at/de-pmu-studentenheimsalzburg.htm
Heim“ im Jahr 2013 wurde dazu auch ein „Bursen-Teppich“ nach alten WienKarten von Carl Graf Vasquez gezeigt, der die bunte Bursen-Blüte dieser Tage illustriert. Als „Koderien“ hingegen wurden speziell in Wien die „Armenbursen“ für mittellose Studenten bezeichnet, die sich Unterkunft und spärliche Kost durch Betteln, Straßengesang oder sonstige Hilfsdienste erst verdienen mussten. Vor allem ab dem 19. Jahrhundert lebten immer mehr Studenten auch in den „Buden“ genannten Verbindungshäusern verschiedenster (nationaler, katholischer oder jüdischer) Studentenverbindungen. Oder aber auf eigene Faust in meist winzigen „Studentenbuden“. Ein Begriff, der auch heute noch in all den „sturmfreien Buden“ der studentischen Welt weiterlebt. Jüdische Zündholz-Wurzeln. Österreichs erstes Studentenheim im heutigen
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Sinn war das „Rudolfinum“ in Wien-Wieden. Seine Existenz ist dem jüdisch-österreichischen Zündholzfabrikanten Aron Moses Pollak von Rudin zu verdanken. Pollak hatte es Mitte des 19. Jahrhunderts vom kleinen Handelsangestellten zum Besitzer mehrerer Fabriken mit über 3000 Arbeitern gebracht und bald seine Zündhölzer in alle Welt importiert. Anlässlich der Geburt des Thronfolgers Rudolf im Jahr 1858 begründete der Philanthrop mit 160.000 Gulden das nach dem Thronfolger benannte Stiftungshaus, das vollständig möblierte Rudolfinum mit Plätzen für 75 bedürftige Studenten der Studienrichtungen Chemie und Physik. Im Dezember 1868 wurde das Heim – in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef – seiner Bestimmung übergeben. Die Überraschung: Das Rudolfinum ist noch heute als Studentenheim in Verwendung. Passivhaus statt Scheune. In den 1920er-Jahren wurden schließlich die ersten Heimträgerorganisationen gegründet, das organisierte Bauwesen für Studierende fand seinen Anfang. Manche Heime der kommenden Jahrzehnte waren – etwa durch großzügige Frühstücksräume und repräsentative Foyers – so gut ausgestattet, dass sie während der Ferien als Saisonhotels Verwendung finden konnten. „Dieser als übertrieben
Das 2011 eröffnete Studentenheim der Paracelsus Uni bietet 97 modern ausgestattete Garconnieren.
empfundene Luxus in den Studentenheimen stieß damals auch auf heftige Kritik“, berichtete Marina Döring-Williams vom Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der TU Wien anlässlich der bereits erwähnten Ausstellung „Studenten(da)Heim“. Hätten die Kritiker von damals allerdings einen Fuß in die neuesten Passivhaus-Studentenheime von heute gesetzt, sie wären wohl rasch verstummt. Morsezeichen im Dorm. So, wie übrigens in den 1960er-Jahren die Forderung nach strikter Geschlechtertrennung in Studentenheimen zusehends verstummt ist. Nur in einigen wenigen US-Heimen vulgo „Dormitories“ oder „Dorms“ herrscht noch immer ein strenges Regime. Statt eines revolutionären „Mädchensturm“ sollen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten früher aber auch kreative Flirttechniken zum Einsatz gekommen sein, wie das Nachrichtenmagazin Time zu berichten wusste. Beispielsweise amouröse Kommunikation über Morse-Lichtzeichen mit Hilfe einer Taschenlampe. So oder so: Kreative Geister, wie es Studierende nun einmal sind, finden immer einen Weg. Und den perfekten Ort, um zu lernen. Und für alles, wofür eine „sturmfreie Bude“ eben sonst noch gut ist… •
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Albrecht Heine-Geldern geht seinen Weg: 2008 promoviert, arbeitet er nun in der Münchner Klinik Bogenhausen.
Chirurg und Christ Albrecht Heine-Geldern war einer der ersten Absolventen der Paracelsus Uni. Seine Mission heute: rekonstruktive Chirurgie im Dienst der Menschlichkeit. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: privat
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ch sehe jedes Menschenleben als ein Geschenk an, das es zu beschützen und zu behüten gilt. Das gilt für mich als Privatmensch wie auch als Arzt“, sagt Albrecht Heine-Geldern. Nein, ein bloßer „Menschenmechaniker“ ist dieser Mann wirklich nicht. Sondern ein Arzt, der sein Tun reflektiert und dabei auf einem festen Fundament steht. Der 31-jährige, der 2008 zu den ersten 38 Absolventen und Absolventinnen der Paracelsus Uni gehört hat: „Ich habe auch während des Studiums nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich praktizierender Katholik bin. Ganz im Gegenteil, ich bin sogar ziemlich stolz darauf.“ Er habe die Erfahrung gemacht, dass der Glaube ihm Kraft gegeben hätte, „Dinge zu akzeptieren, die nicht zu ändern“ wären. Schon als Jugendlicher sei ihm klar geworden, dass es nicht ausreiche, nur sein eigenes Leben zu meistern. Albrecht Heine-Geldern: „Eine zentrale Aufgabe jedes Christen ist es, sich auch um seine Mitmenschen zu kümmern.“ Und genau das tut der Alumnus der Paracelsus Universität jetzt. Und zwar mit einer Menge Fingerspitzengefühl. Menschenwürde & Mikrochirurgie. Seit April 2010 ist HeineGeldern am Münchner Klinikum Bogenhausen an der „Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Handchirurgie und Verbren-
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nungschirurgie“ als Assistenzarzt tätig und hat die Ausbildung zum Facharzt mittlerweile fast abgeschlossen. HeineGeldern,nachdenklich: „Gerade auf der Intensivstation für Schwerbrandverletzte, bei der doch eine recht hohe Sterberate verzeichnet wird, nimmt die Wahrung des Lebens eine zentrale Stelle ein.“ Und weiter: „Auch wenn sich abzeichnet, dass ein Patient bald sterben wird, sehe ich es als meine Aufgabe an, diesen letzten Weg so menschenwürdig wie nur irgendwie möglich zu gestalten.“ Doch gottlob sind derartige Erlebnisse nicht die Regel. Aufwendige Eingriffe können allerdings immer wieder auch einmal „zehn bis 14 Stunden“ in Anspruch nehmen, weiß der angehende Facharzt. Hervorragende Verbindungen. „Die meisten Tage sind sehr spannend und man lernt jeden Tag dazu. Ich bin daher sehr glücklich in meinem Job“, sagt der junge Arzt. Gut, dass der Absolvent der Paracelsus Uni von Anfang an gewusst hat, wohin die Reise gehen soll. Schon während des letzten Studienjahres hatte er ein fünfwöchiges Praktikum in Bogenhausen absolviert. „Ich war sofort begeistert von der Bandbreite der angebotenen Operationen. Mein derzeitiger Chef konnte sich bei meiner Bewerbung noch an mich erinnern, also war die Famulatur sicher
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„Die Paracelsus Universität kann hervorragende Verbindungen zu den besten medizinischen Zentren der Welt herstellen“. Dr. Albrecht Heine-Geldern, Klinikum Bogenhausen mit ein Grund, warum ich schließlich eingestellt wurde“, erzählt Albrecht HeineGeldern. Weitere Höhepunkte des Studiums seien das Forschungstrimester an der Mayo Clinic und das anschließende Praktikum am „Hospital for Special Surgery“ in New York gewesen. Logische Schlussfolgerung: „Wenn man es richtig anstellt, kann die Paracelsus Universität hervorragende Verbindungen zu den besten medizinischen Zentren der Welt herstellen.“ Gleich im Anschluss an die Promotion hatte sich die Chance ergeben, in Salzburg bei Christoph Papp in der Lehrpraxis für Plastische Chirurgie tätig zu werden. Nach diesem „Grundstein für meine spätere, berufliche Karriere“ vertieft der frisch gebackene Doktor noch seine Anatomie-Kenntnisse an der Charité in Berlin. Heute am Klinikum Bogenhausen begeistert ihn die Vielseitigkeit seiner Fachdisziplin, der Bogen spanne sich von Verbrennungen über rekonstruktive Brustchirurgie bis hin zur Replantationschirurgie nach Amputationen. Gerade der rekonstruktiven Gesichtschirurgie komme ein besonderer Stellenwert zu, damit Patienten den zwischenmenschlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht aufrecht erhalten könnten, weiß Heine-Geldern. Denn: „Funktionelle Störungen in diesem Bereich führen zu massiven Einschränkungen des täglichen Lebens – und nicht selten zu sozialem Rückzug.“
so richtig entflammt ist, bin ich mit der Hilfsorganisation Hammer Forum nach Taiz geflogen, um Kinder mit Verbrennungsverletzungen zu operieren.“ Es folgen zwei Wochen, in denen der Chirurg und Christ an seine „psychischen und physischen Belastungsgrenzen“ stößt. Heine-Geldern heute: „Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Man lernt, seine eigenen Sorgen in einem ganz anderen Licht zu sehen.“ Eine vergleichsweise wirklich kleine Sorge ist, dass der 31-jährige sein liebstes Hobby stark einschränken und den Basketball weitgehend an den Nagel hängen musste. Zu groß sei das Risiko für einen Chirurgen, sich dabei die Finger zu verletzen. Früh entscheiden! Mit abwechslungsreichen Reisen, engagierter Fotografie und seiner neuesten Leidenschaft,
dem Wellenreiten („das Surf-Fieber hat mich sofort gepackt“) bleiben aber genug Alternativen, um auch einmal abzuschalten. Tipps für seine studentischen Nachfolger hat der erfolgreiche Alumnus ebenfalls auf Lager. Vor allem: „Je früher man entscheidet, in welchem Fach man sein Leben lang arbeiten möchte, desto besser kann man sich während der Uni darauf vorbereiten.“ Eine wohl überlegte Auswahl der Abteilungen für Famulaturen sei in der Folge besonders wichtig. Heine-Geldern, der Ende Jänner 2016 zur Facharztprüfung antreten wird: „Wir haben uns mit Sicherheit nicht die einfachste Uni ausgesucht. Es wird Phasen geben, wo ihr alles hinschmeißen und aufgeben wollt. Ich kann euch nur raten, durchzubeißen und weiterzumachen. Am Ende zahlt es sich wirklich aus.“ •
Am OP-Tisch zählt die Teamarbeit, Heine-Geldern mittendrin (Zweiter von rechts).
Sein außergewöhnlichstes Erlebnis sei „mit Sicherheit“ ein Auslandseinsatz im Jemen im Jahr 2014 gewesen. Hintergrund: „Kurz bevor der Bürgerkrieg
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Inside
Der multiprofessionelle und interdisziplinäre Universitätslehrgang Early Life Care widmet sich dem Lebensbeginn, der Unterstützung von Familien in den Phasen Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr. Autorin: Michaela Luckmann Foto: Fotolia
Early Life Care:
Weichen für das Leben
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er Lebensbeginn und der achtsame Blick auf diese sensible Zeit sind ebenso wichtig wie der Respekt und die Menschenwürde am Lebensende. Mit der Schwangerschaft und Geburt eines Kindes sowie in der Phase danach stehen Eltern oft vor Aufgaben und Problemen, bei denen sie nicht mehr weiterwissen und auf professionelle Hilfe von außen angewiesen sind. Nicht nur Familien in belasteten Situationen brauchen Unterstützung, alle Schichten sind von Problemen betroffen und benötigen die eine oder andere Hilfestellung, sind sich Experten einig. Die Potenziale der Kinder für ein gelingendes Leben sollen sich optimal entwickeln können, ihre Lebenschancen und Lebensrisiken rechtzeitig in den Blick einer respektvollen Early Life Care-Versorgung genommen werden. Dazu braucht es die vernetzte Vorgangsweise aller Berufsgruppen, die Eltern bzw. Familien in der Schwangerschaft, bei der Geburt und vor allem im ersten Lebensjahr des Kindes professionelle Unterstützung bieten: Hebammen, Kinderärzte, Gesund-
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heits- und Krankenpfleger, Gynäkologen, Therapeuten und Psychologen. Aber auch Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Berater und Seelsorger. Damit diese Kooperationen weiter ausgebaut oder neu aufgebaut werden, sind vernetztes Lernen und reflektiertes, kooperatives Arbeiten gefordert. Multiprofessionelle Vernetzung. Der Universitätslehrgang Early Life Care – eine Kooperation von Paracelsus Medizinischer Privatuniversität und St. Virgil Salzburg – ist ein europaweit einzigartiges Angebot zur wissenschaftlichen Weiterbildung, das diese unterschiedlichen Professionen fachlich interdisziplinär qualifiziert und die multiprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation fördert. Auch die Qualifizierung für Führungsaufgaben in der Weiterentwicklung flächendeckender Begleitungs-, Beratungs- und Behandlungsangebote ist ein wesentliches Ziel dieses Angebots. Teile des berufsbegleitenden interdisziplinären Universitätslehrgangs Early Life Care können als Weiterbildung genutzt werden: Der Lehrgang kann nach vier
Musda sum commod Semestern miteum dem „Akademischen Exquam, nation experum ut vel perten für Early Life Care“ und nach sieeat qui nobis eatem fuga. ben Semestern mit dem „Master of Science“ abgeschlossen werden.
Zentren für Early Life Care. Durch die Early Life Care-Akademie und den damit verbundenen Universitätslehrgang werden Zentren für Frühe Hilfen oder für Familien mit Kleinkindern entstehen, die Unterstützung, Begleitung und Hilfe aus einer Hand und unter einem Dach anbieten. Dort, wo problembelastete Familien – sozial benachteiligt, arm, mit Frühchen, psychosozialen oder sonstigen Belastungen – oder minderjährige Mütter wohnen, damit diese kurze Wege zur Unterstützung finden. Die Fachkräfte der Zentren müssen einander verstehen und miteinander kommunizieren, sie müssen um die ganzheitliche Entwicklungsvielfalt von Kindern und Eltern wissen. Bereits bestehende Geburtskliniken, Geburtshäuser, Gesundheitszentren, Beratungsstellen, Familienzentren, Kindertageseinrichtungen können sich so zu Early Life CareZentren entwickeln. Informationen finden Sie unter http://www.earlylifecare.at •
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Update
Eine besondere Sicht des kranken Menschen Im Juli 2015 trafen sich Psychosomatik-Experten aus aller Welt zum Europäischen Kongress in Nürnberg – bei hochsommerlichen Temperaturen und Themen wie ArztPatienten-Kommunikation, Online-Doktoren und Hausärzte als Psychotherapeuten. Geschichtsträchtiger Höhepunkt war die Frage nach dem Bösen im Menschen. Autorin: Annette Tuffs Fotos: Klinikum Nürnberg
Gastgeber und Organisator Wolfgang Söllner begrüßte rund 500 Teilnehmer aus aller Welt.
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um 3. Jahreskongress der „European Association of Psychosomatic Medicine“ (EAPM) vom 1. bis 4. Juli 2015 kamen rund 500 Teilnehmer aus aller Welt in die Frankenmetropole, um spannende Debatten über dringende Themen der Medizin zu führen. Ob Spannungsfeld Arzt-Patienten-Kommunikation, Wechselspiel von Gehirn und Immunsystem oder der Einsatz von OnlineMedien: Wie soll die psychosomatische Medizin diesen Herausforderungen künftig gerecht werden? Wie ist der Stand der Forschung? Welche Chancen hat die Psychosomatik, ihre ganzheitliche Betrachtung und Erforschung von Krankheit umzusetzen, den Patienten tatsächlich zu erreichen und ihm dann überzeugende Versorgungsmodelle anzubieten? Der Tagungsort Nürnberg selbst und seine geschichtsträchtige Vergangenheit waren ebenfalls Thema: Was ist das Böse im Menschen und wie kann man es diagnostizieren? Gastgeber und Organisator der Tagung war Wolfgang Söllner, Vizerektor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg und Leiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. „Der Austausch mit den Fachkollegen aus verschiedenen Ländern und den unterschiedlichen Forschungsrichtungen der Psychosomatik hilft für die eigene Standortbestimmung und zeigt neue Perspektiven auf.“ Erfolgsfaktor Kommunikation. Die Psychosomatik ist im Klinikum Nürnberg seit vielen Jahren fest verankert und zudem Kooperationspartner in interdisziplinären Zentren, wie zum Beispiel bei der Behandlung von Herzerkrankungen, Tumorleiden oder chroni-
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schen Schmerzerkrankungen. „Dadurch sind wir in der Lage, unseren Studierenden eine besondere Sicht des kranken Menschen und seiner Probleme zu vermitteln und ihn auf die schwierige Aufgabe der Kommunikation zwischen Arzt und Patient vorzubereiten“, erklärt Söllner. Wie wichtig diese ist, haben wissenschaftliche Studien immer wieder gezeigt: Behandlungserfolge hängen nicht nur von der richtigen Indikation und der Qualität einer Therapie ab, sondern auch vom Informationsstand des Patienten und von seiner Bereitschaft, die Therapie durchzuführen und zu unterstützen. Medikamente, deren Bedeutung, Wirkungen und Nebenwirkungen nicht verständlich erläutert wurden, werden weggelassen, Hinweise zur gesunden Lebensführung verdrängt. Arzt
„Dem Arzt-Patienten-Gespräch wird nach wie vor nicht die nötige Bedeutung beigemessen“. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Söllner, Vizerektor der Paracelsus Universität in Nürnberg und Patient sind idealerweise Partner und gleichberechtigte Experten im Behandlungsprozess, doch müssen zunächst Wissenslücken geschlossen und emotionale Barrieren beseitigt werden, bevor auf Augenhöhe kooperiert werden kann. Dies erfordert vom Arzt besondere kommunikative Fähigkeiten. „Die professionelle Kommunikation muss fest in der ärztlichen Aus- und Weiterbil-
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Update
In der geschichtsträchtigen Vergangenheit des Tagungsortes ging es auch um die Frage: „Was ist das Böse im Menschen und wie kann man es diagnostiezieren?“
Beutel vom Universitätsklinikum Mainz. Vor allem die Nachsorge könne von den immer ausgereifteren Therapieangeboten profitieren, aber auch für die Behandlung von Ess- und Angst-Störungen sowie von Trauma-Folgen gebe es vielversprechende Angebote.
dung verankert sein“, fordert der Psychosomatiker Wolf Langewitz vom Universitätsklinikum Basel bei der Nürnberger Tagung. In der Schweiz machen die kommunikativen Fähigkeiten schon 20 Prozent der Prüfungsnoten im Medizinstudium aus; auch an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität fließt die Kommunikation im Rahmen der klinischen Fächer in die Bewertung der Studierenden ein. Dem ArztPatienten-Gespräch werde nach wie vor nicht die nötige Bedeutung beigemessen, kritisiert Wolfgang Söllner. Die Vergütung liege weiter unter vielen technischen Diagnose- und Therapieverfahren. Hausärzte mit einbinden. Kommunikative Missverständnisse, aber auch mangelnde Erfahrung können dazu führen, dass psychische Erkrankungen nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden. Patienten wenden sich mit vordergründig körperlichen Beschwerden an Hausärzte, die den psychischen Hintergrund nicht erkennen und eine vergebliche Diagnose-Odyssee nach körperlichen Ursachen in Gang setzen. Allgemeinärzte sollten deshalb geschult werden, die oft diskreten Anzeichen einer psychischen Erkrankung zu erkennen und möglichst umgehend eine adäquate Behandlung einzuleiten. „Wir müssen die Hausärzte einbinden. Ein Land kann gar
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„Ein Land kann gar nicht so viele Psychotherapeuten und Psychosomatiker ausbilden, wie es braucht“. Dr. Jürgen Unützer, Department of Psychiatry and Behavioral Sciences, University of Washington School nicht so viele Psychotherapeuten und Psychosomatiker ausbilden, wie es braucht“, sagt Jürgen Unützer von der University of Washington. Wichtig sei es, dass während des gesamten Therapieprozesses der Kontakt zum Patienten erhalten bliebe. Bei der kontinuierlichen Nachsorge wird das Internet künftig wahrscheinlich eine größere Rolle spielen. Schon jetzt bieten einzelne Kliniken und Therapeuten Programme an; Forschungsprojekte zur Untersuchung der Wirksamkeit sind im Gange. Die Krankenkassen stehen dieser Entwicklung jedoch zögerlich gegenüber; bislang sind sie nicht bereit, die OnlinePsychotherapie zu vergüten. Auch bei Ärzten und Psychologen gibt es Vorbehalte, während viele Patienten durchaus aufgeschlossen für die neuen Angebote sind. „Der Online-Doktor wird von den Patienten mehr akzeptiert als von Ärzten und Psychotherapeuten. Und er wird wegen des großen Bedarfs kommen“, sagt Manfred
Das Böse als Mahnmal. Zukunftsperspektiven bauen auf Vergangenheitsbewältigung auf. Gerade ein Kongress, der sich der Integrität von Leib und Seele widmet, darf der Nürnberger Historie nicht ausweichen. Der Europäische Psychosomatik-Kongress hatte einen eigenen Weg gefunden. Im Saal 600 des historischen Gerichtssaals befassten sich der Psychiater Joel Dimsdale von der University of San Diego und der Medizinhistoriker Karl-Heinz Leven von der Universität Erlangen mit den Nürnberger Prozessen von 1945/1946, ihren Hintergründen und Folgen. Kann man das Böse, personifiziert in den 22 Hauptangeklagten des NaziRegimes, mit psychologischen Tests messen? Erst spät wurde bekannt, dass amerikanische Wissenschafter seinerzeit so genannte Rohrschach-Tests – dabei werden beliebige Tintenkleckse interpretiert – bei den Angeklagten durchgeführt haben; lange schreckte man vor einer Analyse zurück. Erst die Einbindung in eine umfangreiche Auswertung brachte Ergebnisse, wonach man jedoch keine psychopathologischen Veränderungen feststellen konnte. An den unfassbaren Grausamkeiten, die begangen wurden, und der mangelnden Empathie gegenüber ihren Opfern ändert dies freilich nichts. Die Auseinandersetzung mit dem Bösen bleibt ungemindert als Mahnmal bestehen. •
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Alle Jahre wieder: Schnupfen, Husten, Heiserkeit! Autorin: Michaela Grafinger Fotos: iStock/privat
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ei der „normalen Erkältung“ handelt es sich um einen grippalen respiratorischen Infekt, der besonders in den Herbst- und Wintermonaten für Alt und Jung zur Plage wird. Die echte Grippe (Influenza) ist von diesen weitaus häufigeren grippalen Infekten klar abzugrenzen. Da es sich bei beiden Erkrankungen um virale Infekte handelt, muss der Körper mit dem Infekt selbst fertig werden.
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Grippale Infekte sind Infektionen der oberen Atemwege sind durch einen milden, selbstlimitierenden Verlauf gekennzeichnet. Je nach Virustyp kommt es zu Halsschmerzen und/oder Schnupfen und/oder
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Husten mit oder ohne Fieber. Die echte Grippe, die Salzburg meist im Februar erreicht, beginnt plötzlich mit hohem Fieber und Schüttelfrost, begleitet mit einem schweren Krankheitsgefühl mit Husten, Kopf-, Hals-, Glieder- und Muskelschmerzen. Beide Erkrankungen werden durch verschiedene Viren verursacht und durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Niesen, Husten) oder durch Schmierinfektion (z.B. beim Händeschütteln, über Türgriffe) übertragen.
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Eine symptomatische Therapie mit fiebersenkenden, entzündungshemmenden, schmerzstillenden, schleimlösenden Mitteln – die man ohne Rezept durch Beratung in der Apotheke erhält – ist sinnvoll. Es empfiehlt empfiehlt sich, viel zu trinken; körperliche Schonung, bei Fieber auch Bettruhe, sind wichtig. Kommt es zu keiner Besserung bzw. zu einer Verschlechterung der Beschwerden (anhaltendes oder neu aufgetretenes Fieber, anhaltender Husten, Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen, weißliche Beläge im Rachen usw.) sollte der Hausarzt konsultiert werden. Bei einem viralen Infekt ist ein Antibiotikum völlig wirkungslos. Nur in seltenen Fällen kann es bei der echten Grippe und auch bei „banalen“ respiratorischen Infekten zu Superinfektionen mit Bakterien kommen, wodurch eine antibiotische Therapie dennoch notwendig werden kann. Bei jeder antibiotischen Behandlung wird auch die normale Flora des Körpers („gute“ Bakterien wie z.B. Darmbakterien) zerstört. Dadurch kann es zu Resistenzentwicklungen kommen, wodurch Antibiotika wirkungslos
Dr. Michaela Grafinger ist Ärztin für Allgemeinmedizin in Elixhausen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Uni wurde sie mit dem David Sacket Sonderpreis 2009 für die Implementierung evidenzbasierter Medizin in die Praxis ausgezeichnet. Sie ist Lehrbeauftragte für Allgemeinmedizin der Uni und hat eine Lehrpraxis zur Ausbildung von Ärzten für Allgemeinmedizin der Österreichischen Ärztekammer.
werden. Damit dies nicht geschieht, ist ein verantwortungsvoller Einsatz dieser Medikamente erforderlich.
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Auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgeglichenen, vitaminreichen Ernährung sowie die Vermeidung von immunsystemschwächenden Substanzen (z.B. Nikotin, Alkohol) und eine regelmäßige sportliche Betätigung (z.B. Spaziergänge im Freien) wirken vorbeugend. In „Grippezeiten“ empfiehlt sich besonders die Einhaltung hygienischer Maßnahmen: häufiges Händewaschen, mit ungewaschenen Händen nicht Augen, Nase oder Mund berühren, Händeschütteln und Begrüßungsküsse vermeiden, Papiertaschentücher verwenden und nach Gebrauch sofort entsorgen, in die Ellenbeuge niesen statt in die Hand. Die Impfung gegen Influenza ist prinzipiell zu empfehlen. Wegen der großen Mutationsfreudigkeit des Influenzavirus muss der Impfstoff jährlich erneuert werden, im Allgemeinen wird die Impfung gut vertragen. Die Grippeimpfung bietet jedoch keinen Schutz gegen die Viren, die grippale respiratorische Infekte verursachen. •
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Das natürliche Pflaster, das am längsten wärmt! formen ist das Wärmepflaster. Mittlerweile gibt es sie schon in jedem Supermarkt zu kaufen. Länger und konstanter warm Wodurch zeichnet sich ein gutes Wärmepflaster aus? Am wichtigsten ist eine lang anhaltende und konstante Wärmeabgabe. Die Messungen der Hochschule für Life Sciences, Institut für Medizinal- und Analysetechnologie der Fachhochschule Nordwestschweiz, haben gezeigt, dass die HerbaChaud-Wärmepflaster länger und konstanter wärmen, als alle anderen Wärmepflaster, die echte Wärme abgeben. HerbaChaud, das natürliche Wärmepflaster, vereint die Kraft der Wärme mit natürlichen Mineralien und Kräutern.
Wärmebehandlung von Schmerzen hat eine sehr alte Geschichte. Die Wärmetherapie ist seit langem eine bewährte und natürliche Methode zur Behandlung von Verspannungen, Rheuma sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden. Schon Hippokrates erkannte: «Wer mit Wärme nicht zu heilen ist, dem ist nicht zu helfen». Wärmeflaschen, Dinkelsäckchen oder Infrarotlicht helfen seit vielen Jahren bei Muskel- und Gelenk- Langzeitanwendung schmerzen. Die moderne An- HerbaChaud-Wärmepflaster wendung dieser alten Therapie- enthalten ausschliesslich natür-
liche Inhaltsstoffe und haben keine unerwünschten Nebenwirkungen auch bei Mischallergikern. Deshalb eignen sie sich ideal zur Langzeitanwendung bei Schmerzen. Um die schnellste Erwärmung des Pflasters zu bewirken, empfehlen wir, es nach dem Öffnen ein wenig zu schütteln und fünf Minuten liegen zu lassen. Da°C
mit erreicht man eine optimale Sauerstoffzufuhr, bevor man HerbaChaud auf den Schmerzpunkt (Triggerpunkt) klebt. HerbaChaud-Wärmepflaster sind biologisch abbaubar und geruchlos. Sie sind in Zweierund Sechserpackungen in ihrer Apotheke erhältlich. Mehr Informationen unter info@laengerwarm.at
KONSTANTE WÄRME
Quelle: Fachhochschule Nordwestschweiz, 2015
Muskel- und Gelenkschmerzen, Verspannungen, Rheuma oder Probleme mit dem Ischiasnerv sind sehr belastend und behindern im Alltag. Damit wir trotzdem «funktionstüchtig» bleiben, behelfen wir uns oft mit Schmerzmitteln. Welche natürliche Alternativen gibt es?
HERBACHAUD
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HerbaChaud weist von allen untersuchten Pflastern die stabilste Temperatur aus und wärmt am längsten.
DIE KRÄFTE DER NATUR NEUE NG ACKU VERP HER GLEIC LT INHA
HerbaChaud, das natürliche Wärmepflaster, hilft bei: · Arthritisschmerzen · Hexenschuss und Kreuzschmerzen · Schleudertrauma · Verspannungen und Verstauchungen · Muskelkater (DOMS) · Menstruationsbeschwerden
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35 Luftaktiviert und selbsterwärmend · www.herbachaud.at
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Nach 30 Berufsjahren beginnt Erika Stolze an der Paracelsus Universität das Online-Studium der Pflegewissenschaft. Was neue berufliche Perspektiven eröffnet. Autor: Wolfgang Bauer · Foto: Paracelsus Uni/wild+team
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ganzer Stolz E igenständig im Denken und Handeln ist sie immer schon gewesen. Dazu kommt eine starke Identifikation mit dem Pflegeberuf, der für sie wohl eher als Berufung zu verstehen ist. Plus ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen und natürlich ein Schuss Neugier. Zusammen ergibt das den Bachelor of Science in Nursing. Erika Stolze ist Anfang 50, als sie diesen akademischen Titel an der Paracelsus Uni erlangt.
Es ist das Thema Schlaganfall, das das wissenschaftliche Interesse der ausgebildeten Krankenschwester ins Rollen bringt. Denn Erika Stolze betreut in den 1990erJahren im Zuge eines eigenen ambulanten Pflegedienstes in Hessen zahlreiche Patienten zu Hause, dabei lernt sie viele Facetten der Pflege kennen. So trifft sie immer wieder auf Patienten nach einem Schlaganfall, die aufgrund ihrer Krankheit Gelenkfehlstellungen aufweisen. Was für die Betroffenen erhebliche Einschränkungen ihrer Bewegungsmöglichkeiten und ihrer Mobilität bedeutet und darüber hinaus auch die Gefahr von Stürzen erhöht. „Ich habe daher aus eigenem Antrieb ei-
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nige Techniken und Verfahren entwickelt, um die Bewegungsabläufe solcher Patienten zu verbessern“, so Stolze. Techniken, die von der Lagerung der Patienten bis zur Förderung ihrer Wahrnehmung reichen. Diese erweisen sich nicht nur in ihrer täglichen pflegerischen Arbeit als hilfreich, sondern stellen sich generell in der Betreuung von Schlaganfallpatienten als bestens anwendbar heraus. Allmählich entwickelt sie ein Konzept und vermittelt es anderen Personen, die in dder Pflege arbeiten.
In der Folge möchte Erika Stolze dieses erfolgreiche Modell zur Mobilisierung von Schlaganfallpatienten wissenschaftlich untermauern und als Buch veröffentlichen. Dafür fehlt aber die entsprechende Qualifikation. Und so sucht sie nach einer Möglichkeit, um Pflegewissenschaft zu studieren. Was seinerzeit in Deutschland nur an zwei Standorten möglich ist. „Beide Hochschulen haben lediglich ein Präsenzstudium angeboten. Das wollte ich nicht, ich hatte ja Familie und einen Beruf.“ So entdeckt sie das Online-Studium der Pflegewissenschaft in Salzburg. Bereits die Beschreibung der Module sagt
ihr zu, darüber hinaus kommt ihr der klar strukturierte Aufbau des sechs Semester dauernden Fernstudiums entgegen. Also meldet sie sich an und legt los. Damals ist sie 49 Jahre alt, ihr Studentenleben beginnt nach etwa 30 Berufsjahren in der Pflege. Dieser späte Start ist für sie niemals ein Problem, im Gegenteil. „Meine beruflichen Erfahrungen machten das Studium um vieles leichter“, erklärt sie. „Ich konnte die Inhalte, die an der Paracelsus Uni vermittelt wurden, mit den Erfahrungen aus meinem Berufsleben verknüpfen, konnte selber neue Zusammenhänge herstellen.“ Das Studium „Pflegewissenschaft Online“ gewährt ihr höchst mögliche Freiheit. So kann sie es mit der freiberuflichen Tätigkeit als Beraterin für Pflegeeinrichtungen und mit ihrer Familie bestens vereinbaren. Die Inhalte einer Lehrveranstaltung bekommt die Deutsche online übermittelt, etwa als Power-Point-Präsentation oder als Audiofile. „Das habe ich mir
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Das Online-Studium der Pflegewissenschaft an der Paracelsus Uni ließ sich bestens mit Arbeit und Pflegeberuf vereinbaren.
Stolzes Abschlussarbeit setzt ihrem jahrzehnte langen Interesse die wissenschaftliche Krone auf. Sie handelt von Ursachen und Risikofaktoren für Gelenkfehlstellungen bei Schlaganfallpatienten sowie den pflegerischen Interventionspotenzialen. Ein umfangreiches Werk, für das sie zahlreiche neue Aspekte liefert. Die Ergebnisse werden demnächst in einer Fachzeitschrift publiziert, die Arbeit soll später als Buch erscheinen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer akademischen Ausbildung an der Paracelsus Uni arbeitet sie jetzt als Abteilungsleiterin im Versorgungsmanagement einer Krankenkasse in der Nähe von Frankfurt. angeschaut oder angehört, wann immer ich Zeit hatte. Etwa am Sonntagabend, nachdem ich das Wochenende mit der Familie verbracht hatte“, erzählt Stolze. Auch Prüfungen erlauben im virtuellen Studium gewisse Freiheiten. Wenn man sich anmeldet und den Prüfungstermin vereinbart, bekommt man zu einem fixen Termin die Fragen freigeschaltet. Danach sind in der Regel mehrere Tage Zeit, die Fragen schriftlich zu beantworten. An die 40 Prüfungen hat sie in den sechs Semestern des Studiums auf diese Art absolviert. Die entsprechende Literatur für die Inhalte der Lehrveranstaltungen findet Stolze ebenfalls von zu Hause aus, über den Online-Zugang zur Bibliothek oder zu den wichtigen wissenschaftlichen Datenbanken. Wie man solche sucht und findet, wie man ihre Ergebnisse bewertet, das lernt man bereits zu Beginn des Studiums, wenn es um die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens geht. Für die wissbegierige Frau sind solche Kenntnisse ein wahrer Segen.
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Trotz der großen Entfernung zu Salzburg fühlt sich Stolze jederzeit bestens betreut. Da gibt es etwa den Austausch mit anderen Studierenden über die entsprechenden Online-Foren. Wirft sie dort eine Frage auf, meldet sich in Kürze jemand mit einer Antwort oder einem hilfreichen Vorschlag. Auch die Lehrkräfte kann sie kontaktieren, nach kürzester Zeit antwortet sie am PC oder via Telefon. Einmal pro Jahr muss sie nach Salzburg, um schriftliche und mündliche Prüfungen über den Jahresstoff abzulegen. Was ihr besonderen Spaß bereitet, lernt sie doch bei diesen Gelegenheiten ihre Kolleginnen und Kollegen sowie die Mozartstadt kennen. Welche Themen bzw. Lehrveranstaltungen haben sie am meisten interessiert? – „95 Prozent aller Lehrveranstaltungen waren besonders interessant. Meine Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt, sie wurden übertroffen“, sagt Stolze, ohne lange nachzudenken.
Nach Salzburg will Erika Stolze noch öfters kommen. „Ich war Ende August zum ersten Mal bei einem Alumnitreffen. Das waren sehr anregende und interessante Tage“, wie sie sich erinnert. Sich als einzige Absolventin der Pflegewissenschaft unter lauter Medizinern aufzuhalten, empfindet sie als befruchtend. Denn sie nimmt mit großer Genugtuung das große Interesse der Mediziner an ihrem Fach Pflegewissenschaft wahr. Erika Stolze ist nämlich überzeugt, dass in Zukunft vor allem bestens ausgebildete Mediziner und Pflegewissenschafter eine optimale Versorgung gewährleisten werden. •
Studieren von zu Hause – das Online-Studium der Pflegewissenschaft Mehr über den sechssemestrigen Bachelorstudiengang unter www.pmu.ac.at/onlinestudium.html
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Über den Dächern von Salzburg in der Getreidegasse ist Weitblick für Lucien J. Berlinger garantiert.
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„Wir wollen zu den Besten gehören“ Starker Tobak, ausgesprochen von Lucien J. Berlinger von der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Dahinter steckt keine Überheblichkeit, sondern ein Anspruch.
Seit 1. Juni 2015 führt der 47jährige die Bank in der Salzburger Getreidegasse. Keine einfache Aufgabe, sich in heiß umkämpften Privat Banking Markt einen Platz zu sichern, erfolgreich zu sein in einem fremden Land. Vergleiche zwischen der Schweiz und Österreich zu ziehen ist an dieser Stelle müßig, die Rivalität im Skirennsport hat Tradition wie der Schweizer Emmentalerkäse oder das Wiener Schnitzel. Sein Engagement ist langfristig und soll die Erfolgsgeschichte der Bank weiterführen. „Ich habe mich hier sehr gut eingelebt, fühle mich sehr wohl“, bekennt der begeisterte Skifahrer. Er schwärmt von gastfreundlichen Menschen, von der Hilfsbereitschaft, den Möglichkeiten in der nahen Natur und der sehr herzlichen Aufnahme seiner Familie. Die Vorfreude auf den Winter ist groß, es gilt einige Skiregionen zu erkunden.
die Welt entdecken, Erfahrungen mit anderen Kulturen machen, sehen, was es in anderen Ländern gibt und erkennen, wohin man im Leben möchte und wohin nicht.“ Er selbst hat an der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in seiner Heimatstadt in Computerwissenschaften studiert, danach in Boston an Massachusetts Institute of Technologie (MIT) die Masterarbeit geschrieben. Diese Universität ist für exzellente Ausbildung weltweit bekannt und hat Wirtschafts-, Sozial und Geisteswissenschaften in die Ingenieursausbildung einbezogen. Eine zweijährige Vorbereitung für ein Praktikum in Japan mit dem Erlernen der Schrift und Sprache und auch diverser Managementmethoden prägte die persönliche Entwicklung des Menschen Berlinger. Die Möglichkeit der Studierenden an der Paracelsus Universität im Forschungstrimester mehrere Monate im Ausland leben und lernen zu können, findet er aus diesem Blickwinkel betrachtet, ideal und attraktiv. Das internationale Denken diente nicht nur der eigenen Horizonterweiterung, sondern ermögliche auch Chancen im späteren Berufsleben.
Den Weg von Zürich nach Salzburg zu gehen, fand Berlinger ohne Zögern bereichernd. Sein Credo lautet: Hinaus zu gehen und die Welt erfahren. „Wenn es die Situation erlaubt, sollen junge Leute
Die Kunden der Zürcher Kantonalbank Österreich AG mit den Schwerpunkten Stiftungen und Unternehmer in Österreich und Deutschland sind international, die Standorte Salzburg und Wien at-
Autor: Gottfried Stienen ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
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larheit über die eigenen Ziele und die des Unternehmens, eine Vision und einen hohen Leistungsanspruch sind für den Vorstandsvorsitzenden unabdingbar in der täglichen Herausforderung seines Berufs. Zu den Besten gehören zu wollen sei ein Antrieb, Motivation, besser als viele andere zu sein oder zu werden. „Das will die Paracelsus Universität doch auch, ich sehe hier eine klare Parallele“, meint Lucien J. Berlinger im Gespräch mit Paracelsus Today. Widerspruch erfolgte keiner, warum auch, es stimmt so. Dieser zweifelsfrei hohe Anspruch muss begründet werden. „Daran arbeiten wir in der Bank natürlich täglich und zwar mit Wertschätzung, Sinnhaftigkeit, aber auch Fokus und Verbindlichkeit“, betont Berlinger und fügt die Bedeutung der Authentizität hinzu. Sich zu verstellen, ein anderer sein zu müssen, weil es eventuell dem Geschäft dienlich sein könnte, ist unvorstellbar. „Wir wollen uns als Menschen zeigen und nahbar sein, „sagt Berlinger.
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„Geld ist ein Resultat von etwas“. Lucien J. Berlinger, Vorstandsvorsitzender Zürcher Kantonalbank Österreich AG
traktiv. Dabei hebt sich die Zürcher Kantonalbank mit der Mutter als sicherste Kantonalbank der Welt, der exzellenten Performance in der Vermögensverwaltung und die persönliche Beratung durch die Vermögensverwalter vor Ort klar von den Mitbewerbern ab. „Wir verstehen uns nicht als Banker im dunklen Anzug und streng gebundener Krawatte, die nach gelernten Mustern arbeiten. Wir sind keine Software-Entwickler, keine Techniker. Wir arbeiten mit Menschen, wir wollen nahbar sein und uns als Mensch einbringen,“ sagt Berlinger. „Von der fachlichen Beratung in bester Qualität versuchen wir eine persönliche Beziehung zu unseren Kunden aufzubauen. Wir möchten gerne wissen, was sie bewegt, deren Lebensziele und Wünsche kennen.“ Ziel sei klarerweise, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, deren Vermögen zu halten und zu vermehren. Dafür werde viel getan. Dazu gehöre auch das Überprüfen der eigenen Leistung in der Zusammenarbeit mit den Kunden, etwa durch eine periodische Abfrage über die Zufriedenheit mit der Arbeit der jeweiligen Betreu-
er. Das wiederum verstärke die Bindung und ermögliche rasches Handeln bei Unzufriedenheit. In Salzburg und Wien wurde in den vergangenen Jahren ein starkes Team aufgebaut und eine Diversität bei den Beratern ist gewährleistet, um für jeden Kunden persönlich den passenden Partner zu haben. Vieles macht die Zürcher Kantonalbank Österreich offenbar richtig. Mehrfache Auszeichnungen – nachzulesen auf deren Homepage geben Zeugnis über profunde, exzellente Arbeit in einem anspruchsvollen Umfeld. Lucien Berlinger ist im Gespräch die Begeisterung über das Tun seines Unternehmens anzumerken, fast untypisch für im Allgemeinen eher ruhige, in sich gekehrte Schweizer. Er empfindet seine Arbeit als ein Privileg, Persönlichkeiten kennen zu lernen und in ihren Finanzthemen durch das Leben begleiten zu dürfen. Die Verbindung zur Paracelsus Universität ist getragen von beiderseitigem Respekt, besonderes leisten zu wollen. Die Parallelen verbinden: privat, leistungsorientiert, motiviert, Visionen nachgehen,
kompetent, Teamarbeit und Nachhaltigkeit. Auf der Homepage der Bank ist die Paracelsus Uni unter den SponsoringAktivitäten mit folgender Begründung angeführt: „Als Tochterunternehmen der Zürcher Kantonalbank ist unsere Geschäftspolitik auf Nachhaltigkeit und Sicherheit und damit letztendlich auch auf eine höhere Lebensqualität unserer Kunden ausgerichtet. Die Investition in die Gesundheitsvorsorge und die Förderung junger Ärzte liegt uns am Herzen. Daher tritt die Zürcher Kantonalbank Österreich AG als Sponsor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg auf und unterstützt einen Studenten durch die Finanzierung des Studienplatzes.“ Die Universität benötigt die Hilfe von privaten Gönnern und Unternehmen für die hohe Qualität in Lehre und Forschung, um die Erwartungen der Studierenden erfüllen zu können. Lucien J. Berlinger und die Zürcher Kantonalbank Österreich AG gehen als Partner diesen Weg gerne mit. Motto: Die Beziehung zählt! •
Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern: ACM Projektentwicklung GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Apollon SE | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | BTU Beteiligungs GmbH | Capsumed Pharm GmbH | DBS Gesellschaft - Kubin, H. und Kainberger, P. | DBW Industrieberatung Naue KG | DEBRA Austria | die ärztebank | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | Frey, Bernhard | Fürst Developments GmbH | G. Hinteregger & Söhne Bauges. mbH. | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Georg Pappas Automobil GmbH | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Imtech ICT Austria GmbH | Intertops Sportwetten GmbH - Train, Detlef | Jacoby GM Pharma - Jacoby, Heinrich | Johnson & Johnson Medical Companies | Kastner & Partners | Kellerhals, Helga & Erich | Knauf-Wahl, Jutta | Köhn & Kollegen GmbH | Krones AG | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Lagermax | Landeshypo Salzburg | Lenz, Gerhard | M. Kaindl Holzindustrie | MedAustron GmbH | MED-EL | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | Neumann, Daniel | Österreichische Lotterien GesmbH | Paracelsus Rotary Club | Pro Salzburg Stiftung - Ruckser-Giebisch, Gertraud | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Rexam | Roche Group | Sallmann Bürotechnik | Salzburg AG | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke GmbH | Salzburger Sparkasse Bank AG | | Schröcksnadel, Peter | Schwarzbraun, Familie | Segafredo Zanetti Austria Ges.m.b.H. | SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH | Straniak Stiftung, Hermann und Marianne | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Wozabal Textilservice GmbH & Co KG | Zürcher Kantonalbank Österreich AG.
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Advertorial
In drei Jahren Bauzeit entstand nahe der Ortschaft St. Pantaleon im Innviertel, rund 30 Kilometer vor den Toren Salzburgs, ein ganz besonderer Ort des Ausgleichs, des Genusses, des Wissens und des Glücks – das Stiegl-Gut Wildshut.
Vielfalt statt
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Einheitsbier
ieses steht für nachhaltige Landwirtschaft, für Vielfalt und vor allem für Experimentierfreude und Überraschungsmomente. Stiegl geht hier bewusst „back to the roots“ und nimmt alle Schritte des Bierbrauens wieder in die eigenen Hände. „Vielfalt statt Einheitsbier“ lautet das Motto der Privatbrauerei. So werden in einer Bio-Landwirtschaft alte, vom Aussterben bedrohte Tierrassen gehalten und in Vergessenheit geratene Urgetreidesorten kultiviert, die Stiegl als einzige Brauerei Österreichs selbst vermälzt. Verarbeitet werden diese raren Braumalze in der ersten Vollholzbrauerei des Landes. Ein Schaugarten, Themenwege und ein „bieriger Kråmerladen“, in dem neben den selbst gebrauten Wildshuter Bieren auch hofeigene Schmankerln serviert werden, runden das Angebot am 1. Biergut Österreichs ab. Dinge anders machen als andere. „Ich bin der Meinung, dass das Motto unserer Wirtschaft generell ‚besser statt billiger‘ lauten sollte. Ein Wertewandel ist im Gange, die Gesellschaft achtet wieder mehr auf Regionalität, Verantwortung und Tradition. Dem wollen wir bei Stiegl Rechnung tragen“, erklärt Eigentümer Heinrich Dieter Kiener, der als „Qualitätsfanatiker“ gilt und als Förderer der Paracelsus Universität auch ein neurowissenschaftliches Forschungsprojekt zum Thema Wirkstoffe im Hopfen unterstützt. Als er 1991 die Führung der Brauerei von seinem Onkel Heinrich Kiener übernahm, stellte sich bald heraus, dass er das Bierbrauen anders anging als der Großteil seiner Branchenkollegen, und dass er damit einen einzigartigen, erfolgreichen Weg einschlug. Wäh-
Paracelsus Today 3/2015
rend sich andere Brauereien zusammenschlossen, hielt Heinrich Dieter Kiener am „Privatbrauer-Sein“ fest und setzte alles daran, das beste Märzenbier traditionell mit 12 Grad Stammwürze zu brauen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn laut den europäischen Bestimmungen darf Märzenbier auch mit weniger als 12 Grad Stammwürze eingebraut werden. Ein Großteil der Brauereien in Österreich hat diese deshalb gesenkt, was definitiv auf Kosten der Qualität geht. Kiener nimmt für mehr Geschmack auch eine höhere Biersteuer und höhere Produktionskosten in Kauf. Besonderes Augenmerk widmete und widmet der Eigentümer dem Rohstoffeinkauf. Gekauft werde nicht das günstigste Malz und der günstigste Hopfen, sondern das Beste aus Österreich zu fairen Preisen. Dafür schloss Kiener als einer der Ersten direkte, langfristige Abnahmeverträge mit den Mühlviertler Hopfenbauern und den Weinviertler Gerstenbauern. Lust an der Vielfalt. Mit der Kultivierung alter Sorten liegt die Salzburger Privatbrauerei voll im Trend. „Die Vielfalt an Kulturpflanzen ist auch Teil unseres kulturellen Erbes. Es gilt sie zu schützen wie ein altes Gebäude, ein Gemälde oder eine Tradition. Wir fühlen uns verpflichtet, diese grünen Schätze für die kommenden Generationen zu bewahren“, meint Kiener. Die Erfahrungen aus Wildshut – ein Besuch lohnt sich – kommen auch der Stieglbrauerei in der Stadt Salzburg zugute. Mit über 20 Bieren bietet die Privatbrauerei der Österreicher die größte Sortenvielfalt in Österreich. Mehr Infos: www.biergut.at.
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