Paracelsus Today

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ParacelsusToday

Das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität für Salzburg und Nürnberg

Arzt

mit Leib und Seele Robert Lehmann und die Liebe zur Allgemeinmedizin

WENN DER RÜCKEN SCHMERZT

VERSORGUNGSFORSCHUNG

Zahlen wir den Preis für Bequemlichkeit und Bewegungsarmut?

Die Paracelsus Uni sucht Antworten auf viele Fragen.

NR. 1 I MÄRZ 2019 I € 3,–



Editorial Impressum Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 32.100 Stück • Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at • Verlag: Magazinmanagement und Verleger: Schoba & Partner GmbH, Friaulweg 4, 8042 Graz, www. schoba.at, Geschäftsführerin: Mag. Eva Schoba • Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger • Art-Direktor: Josef Wiedenig • Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, Gadollaplatz 1, 8010 Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer, Klaus Emmanuel, Karl Forstner, Jürgen Köhler, Elisabeth Prähauser, Sabine Ritzinger, Dr. Gottfried Stienen • Fotos: i-Stock, Andreas Kolarik, Österr. Bundesheer/Gunter Pusch, Paracelsus Universität, shutterstock, Stadtarchiv Salzburg, Uniklinikum Salzburg/ wildbild, wild&team fotoagentur gmbH • Coverfoto: wildbild fotoagentur gmbh • Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG • Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.c

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Unsere Botschafter Für dieses Heft war die Redaktion für Sie, werte Leserinnen und Leser, viel unterwegs: in Wien, Minnesota/USA, natürlich in Salzburg und sogar in Nepal. An allen Orten wurden spannende Geschichten recherchiert. Alumni verstreuen sich seit vielen Jahren weltweit und werden zu Botschaftern der Paracelsus Universität. Deren berufliche Werdegänge verfolgen wir, unsere internationalen Partner besuchen wir. Sabine Ritzinger etwa reiste zehn Tage nach Nepal und visitierte das Dhulikhel Hospital, eine Partnerklinik. Die Paracelsus Universität ermöglicht in dieser Zusammenarbeit Wissenstransfer im medizinisch-ärztlichen, pflegerischen, akademisch-administrativen und curricularen Bereich. In Salzburg haben wir den jüngsten Hausarzt der Stadt ausfindig gemacht. Das war zugegebenermaßen nicht schwierig, weil Robert Lehmann ein Alumnus der Paracelsus Uni ist. Bei einem Besuch in seiner Praxis erlebten wir einen Arzt mit Leib und Seele. In dieser Ausgabe haben wir ein Thema aufgegriffen, das knapp 1,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher betrifft – und zwar das „Kreuz mit dem Kreuz“. Rückenschmerz ist wahrlich eine Volkskrankheit geworden. Bewegungsarmut, Übergewicht, Fehlhaltungen sind Gründe dafür und der Preis für Bequemlichkeit. Was ist zu tun? Bewegen Sie sich, gehen Sie in die Natur, laufen oder schwimmen Sie und entlasten Sie dadurch mit einer stärkeren Muskulatur Ihre Wirbelsäule. Frühling und Sommer sind gute Jahreszeiten, Ihre Fitness zu verbessern, und Sie werden oder bleiben gesund.

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ParacelsusToday 1/2019

Mustertext

4 Spotlight. Paracelsus Universität

und Uniklinikum gestalten die medizinische Zukunft Salzburgs.

6 Short Cuts. Neues aus der Uni. 8 Update. Volkskrankheit Rückenschmerz oder „Das Kreuz mit dem Kreuz“.

12 Education. Launiges Motto für

Studierende an der Paracelsus Uni: „Go to Hell“ ins Lehrlabor.

14 Research. Die Austro-Amerikanerin und PMU-Alumna Priska Summer forscht an der Mayo Clinic an Entzündungsreaktionen bei Rückenmarksverletzungen.

14 16 Outside. Fern und doch nah: Die Paracelsus Uni unterhält eine gedeihliche Partnerschaft mit der Kathmandu Universität in Nepal.

20 Update. Klinische Pharmazie wird in der Patientenbetreuung immer wichtiger. 22 Alumni. Robert Lehmann ist Alumnus der Paracelsus Uni und der jüngste Hausarzt in der Stadt Salzburg mit eigener Praxis. 28 Focus On. Rosa Kerschbaumer oder die spannende Geschichte einer ärztlichen Pionierin, die Salzburg schöne, gesunde Augen gemacht hat.

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Viel Vergnügen beim Lesen. Ihr Dr. Gottfried Stienen Chefredakteur

FEEDBACK ERWÜNSCHT:  Wie gefällt Ihnen das neue Magazin von Paracelsus Today? Teilen Sie uns Ihre Meinung und Ihre Anregungen mit: paracelsus@pmu.ac.at

Inhalt

Offenlegung nach § 25 (2) des Mediengesetzes „Paracelsus Today“ ist das Universitätsmagazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Die Themenschwerpunkte umfassen Aus- und Weiterbildung, Forschung sowie gelebte Kooperationen im Bereich Health Sciences. 3 Mal jährlich werden unsere Sponsoren, Partner, Freunde und Abonnenten über das Leben und Arbeiten an der Universität informiert. Herausgegeben wird das Magazin vom Rechtsträger der Universität, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg – Privatstiftung. (FN 191581m, Landesgericht Salzburg), die damit gleichzeitig als Medieneigentürmer fungiert. Der Stiftungszweck ist vorrangig auf die Förderung, den Betrieb und Erhalt der Universität ausgerichtet.

32 Very Personal. Ein Mann mit Tiefgang: Primar Wolfgang Josef Aichhorn im Porträt. 38 Point of View. Salzburgs Ärztekammer-Präsident Karl Forstner zur Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems.

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Spotlight

Autor: Jürgen Koehler Foto: Uniklinikum Salzburg/wildbild

Viele Schritte in Richtung Zukunft

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napp ein Jahr ist es nun her, dass ich das Amt des Ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Salzburg von den supplierenden Ärztlichen Direktoren Eugen Trinka (Christian-Doppler Klinik) und Christian Pirich (Landeskrankenhaus) hauptamtlich und in Personalunion übernahm. Diese Aufgabe ist mir seither besondere Freude und Ansporn zugleich, da mir Lehre, Forschung und medizinische Versorgung sehr am Herzen liegen. Vielfältige Maßnahmen. Bereits zu Beginn waren wichtige Entscheidungen auf medizinischer Versorgungsebene gefragt. Nach jahrelangen Diskussionen konnten wir die Prozesse für die Behandlung akut alkohol-vergifteter Patienten über beide Salzburger Standorte neu aufstellen und erfolgreich umsetzen. Die Neuorganisation der heutigen Division für Gefäßchirurgie war ebenso zu begleiten wie die Integration der Einheit für Physikalische Medizin in das Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin. In der Notaufnahme für Erwachsene wurde eine Allgemeinmedizinische Notfallambulanz zur besseren Akutversorgung implementiert. Mit dem Bezug des neuen Institutsgebäudes

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Prof. Dr. Jürgen Koehler, MA, ist seit 1. April 2018 Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Salzburg.

ging die Optimierung und Ausweitung der Leistungsangebote einher. So werden die Laborleistungen im Uniklinikum schrittweise zentralisiert und neue Angebote mit Insourcing der Neuropathologie im Universitätsinstitut für Pathologie eingeführt. Damit können wir Synergieeffekte nutzen, Kompetenzen aufbauen und ökonomische Vorgaben umsetzen. Optimierte Patientenversorgung. Die zukünftige Chancen für das Uniklinikum Salzburg sehe ich auch in der Weiterentwicklung medizinischer Prozesse und Angebote wie beispielsweise in der Neuroradiologie, der Notaufnahme und der Tagesklinik. Die Ausweitung der neonatologischen Versorgung, die Einrichtung einer kinderorthopädischen Ambulanz im Kinderzentrum und der Aufbau einer Gerontopsychiatrie sind wichtige Maßnahmen, um für die Zukunft gerüstet zu sein – ebenso die Umsetzung der baulichen und funktionellen Erneuerung der Universitätsklinik für Psychiatrie und die Realisierung des neuen Gebäudes Haus B, eines Neubaus geplant für neun Kliniken inklusive notwendiger Diagnostik und Akutversorgungsbereichen. Fokus auf Lehre. Über allem aber steht

das Zusammenwachsen beider Standorte – des Salzburger Landeskrankenhauses und der Christian-Doppler-Klinik – zu einem Universitätsklinikum Salzburg mit eindeutigem Bekenntnis zu einer Vernetzung mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Daher liegt ein Schwerpunkt meiner Arbeit auf der Förderung der Lehre: So können wir unter anderem durch zeitnahe Rückmeldungen der Studierenden an die Lehrenden Verbesserungspotenziale erkennen und entsprechende Maßnahmen umsetzen. Dies unterstützt auch die Bindung der Studierenden an Salzburg. Gemeinsame Forschung. Für die erfolgreiche medizinische Betreuung von Patienten ist eine gute Kommunikationskultur essenziell und die Abstimmung im interdisziplinären Team unverzichtbar. Ein weiteres zentrales Element der Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsklinikum Salzburg und der Paracelsus Universität ist die Förderung eines guten Forschungsumfeldes. Nach dem Motto „Mit Menschen für Menschen“ können wir die medizinische Zukunft Salzburgs dann erfolgreich gestalten, wenn beide Institutionen auf Führungs- und Mitarbeiterebene eng zusammenarbeiten. •

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Update

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Short Cuts

Tanzvergnügen PMU-Ball für einen guten Zweck Im Bild v.l.n.r.: PMU-Rektor Prof. Herbert Resch und Medizinstudentin Marlene Stümpflen mit Margaret Heger, der Blindenführhündin Ella und Josef Schinwald.

Foto: Paracelsus Uni

Der Ball der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg entwickelt sich steten Schrittes zu einer großartigen Veranstaltung. 522 Gäste beehrten die Organisatoren (Studierende des vierten Jahrgangs) mit ihrem Besuch, diesmal im Imlauer Hotel Pitter Salzburg. Im Vordergrund stand natürlich das Tanzvergnügen, verbunden mit kulinarischen Genüssen in angenehmer Atmosphäre, doch dieser Ball wird seit jeher für einen guten Zweck organisiert. Diesmal zugunsten des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Salzburg (BSVS). Medizinstudentin Marlene Stümpflen – stellvertretend für das Ballkomitee aus dem vierten Jahrgang – überreichte den Erlös in Höhe von 20.100 Euro an das BSVS-Leitungsteam Margaret Heger und Josef Schinwald. Die Spende unterstützt die Selbsthilfeorganisation dabei, ihre Aufgaben als Anlauf-, Beratungs- und Betreuungsstelle für Betroffene und deren Angehörige wahrzunehmen. Service und Hilfestellung reichen von Behördengängen, beruflicher Ausbildung und Umschulung über psychologische Beratung und finanzielle Unterstützung bis zu Beratungsdiensten, Kursen und Veranstaltungen. Ein herzliches Danke darf an dieser Stelle den zahlreichen Sponsoren für die Spende von vielen attraktiven Preisen für die Tombola übermittelt werden.

Foto: privat

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Foto: Paracelsus Uni

Pressesprecher-Meeting der Privatunis in Salzburg Drei- bis viermal im Jahr besprechen die Presseverantwortlichen der österreichischen Privatuniversitäten gemeinsame Themen und Projekte – dieses Mal lud Sabine Ritzinger (im Bild 3.v.r.) aus der Unternehmenskommunikation ihre Kolleginnen und Kollegen an die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg ein. Die Österreichische Privatuniversitätenkonferenz (ÖPUK) fördert das kollegiale Miteinander und den gemeinsamen Auftritt der 14 Privatuniversitäten nach Außen. Dazu treffen sich die Rektorinnen und Rektoren und andere Berufsgruppen der einzelnen Unis regelmäßig zum fachlichen Austausch.

Die 100. Absolventin Pflegewissenschaft Online Nach 30 Jahren im Berufsleben wagte sich Susanne Kowald über das Bachelorstudium Pflegewissenschaft Online an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg und schloss dieses nun erfolgreich ab. „Der Aufwand war höher als erwartet und ich habe viel Zeit in das Studium investiert, aber der berufsbegleitende Online-Studiengang war Foto: Paracelsus Uni neben Familie und Beruf trotzdem gut machbar“, erzählt die 50-Jährige. Kowald lehrt an der Gesundheitsund Krankenpflegeschule Baden, deren stellvertretende Direktorin sie ist. Die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Akademisch geprüfte Lehrerin der Gesundheits- und Krankenpflege und Kinaesthetics-Trainerin will mit den neu erworbenen Kenntnissen aus dem Pflegewissenschaftsstudium und ihrer Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten ihre Schüler künftig noch kompetenter bei ihren schriftlichen Abschlussarbeiten unterstützen können. „Meine pädagogische Ausbildung liegt weit zurück und die Wissenschaft ist zu dieser Zeit noch zu kurz gekommen. Diese Lücke habe ich mit meinem Bachelorstudium an der Paracelsus Universität nun schließen können“, freut sich die Niederösterreicherin. Ihre Bachelorarbeit hatte den Einfluss von Bewegung auf die Alltagskompetenzen von Demenzkranken zum Thema.

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Short Cuts

Tausche Hörsaal gegen Pharmaziebetrieb Zwei Jahrgänge studieren mittlerweile an der Paracelsus Universität das Studium der Pharmazie. Die Begeisterung über das neue, in vielen Bereichen andere und moderne Curriculum ist bei den jungen Leuten groß. Nicht nur neue Inhalte werden gelehrt, sondern der Hörsaal oder das Labor wird zuweilen (genehmigt) verlassen, um erste Einblicke in die Berufswelt zu erhalten. Es gehört quasi zum guten Ton, schon früh im Studium diverse Betriebe zu visitieren, beispielsweise wurden die Gebro Pharma GmbH in Fieberbrunn und der Botanische Garten in Wien besucht. Weitere „Ausflüge“ zu Studienzwecken sind programmiert. ANMELDUNG: Der Studienstart für Pharmazie erfolgt am 2. September 2019. Wir freuen uns über Ihre Online-Bewerbung bis zum 15. Mai 2019. An Infotagen sind Sie herzlich eingeladen, persönlich an der PMU in Salzburg mit den Studiengangverantwortlichen oder/und Studierenden zu sprechen.

Fotos: Paracelsus Uni

Ehrenvolle Nominierung für Dieplinger Anna Maria Dieplinger, Professorin am Institut für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Universität, wurde für ihre langjährige Arbeit zum Thema Frauengesundheit und Gendermedizin von der WHO für den renommierten internationalen „Penn Nursing Renfield Foundation Award for Global Women’s Health” nominiert – als einzige Kandidatin aus Österreich und neben verdienten Personen aus Afrika, Indien, Lateinamerika und den USA. Der mit 100.000 US-Dollar dotierte Preis hat das Ziel, die Sensibilisierung für globale Gesundheitsprobleme von Frauen und die Unterstützung multidisziplinärer Ansätze zur Bewältigung globaler Gesundheitsprobleme von Frauen zu fördern und darüber hinaus innovative Strategien, die auf deren dringliche Probleme eingehen. Dieplinger arbeitete 25 Jahre lang als Pflegende in einer Klinik, studierte Soziologie und Sozialwissenschaften und habilitierte 2017 zur Pflegewissenschafterin. Ihren forscherischen Schwerpunkt legt sie auf die Versorgung von Menschen unter dem Aspekt der sozialen Ungleichheit. Seit 2003 arbeitet die gebürtige Oberösterreicherin zum Thema Frauengesundheit und Gendermedizin. Wir gratulieren herzlich und drücken die Daumen, dass die Jury Anna Maria Dieplinger und ihre wegweisende Arbeit im Juni 2019 als Gewinnerin verkünden wird. Einen ausführlichen Beitrag über die PMU-Wissenschafterin lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Paracelsus Today.

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Foto: Paul Kranzler

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Update

Befund versus Befinden Rückenschmerzen haben sich zur Volkskrankheit Nummer eins entwickelt. Doch während die Diagnosen oft unspezifisch und die Therapieoptionen nicht selten umstritten sind, wird vor allem eine bestimmte Gefahr sträflich unterschätzt.

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Autor: Andreas Aichinger • Fotos: iStock, SALK/wildbild

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ollywood-Star George Clooney, TV-Moderatorin Michelle Hunziker und der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy haben respektive hatten ein gemeinsames Problem: starke, chronische Rückenschmerzen. Während bei Clooney ursprünglich eine Verletzung bei Dreharbeiten die Ursache sein soll, ist bei der ehemaligen „Wetten-dass“Beauty eine Berufskrankheit – exzessives Tragen von High Heels – zumindest nicht auszuschließen. Und Kennedy? Man weiß es nicht genau. Fakt ist, dass der beliebte Politiker vor seiner Ermordung auf orthopädische Schuhe, Krücken und vor allem auf ein Stützkorsett angewiesen war. Doch Rückenschmerzen brauchen keineswegs besondere Umstände, um ihre Opfer heimzusuchen: Alarmierende Zahlen. Auch in Österreich hat die Zahl der unter Rückenschmerzen Leidenden in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Mehr noch: Rückenschmerzen sind längst zur Volkskrankheit Nummer eins geworden. 1,76 Millionen Österreicher und Österreicherinnen sind laut dem offiziellen „Gesundheitsbericht 2016“ betroffen. Mit anderen Worten: 24 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren leiden unter chronischen Rückenschmerzen, wobei Frauen mit 26 Prozent noch etwas häufiger

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betroffen sind. Auch weltweit betrachtet ist das vielzitierte „Kreuz mit dem Kreuz“ im Vormarsch. Laut der im renommierten Fachmagazin The Lancet publizierten Studie „Global Burden of Disease 2017“ waren Rückenschmerzen im Untersuchungszeitraum die Hauptursache für Behinderungen und Einschränkungen, gefolgt übrigens von Kopfschmerz und Depressionsstörungen. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen leidet weltweit unter der schmerzhaften Volkskrankheit. Bleiben zwei simple Fragen. Erstens: Warum eigentlich? Und zweitens: Was sind die Ursachen für den markanten Anstieg? Preis der Bequemlichkeit. „Generell sind Rückenschmerzen sehr unspezifisch, dafür kann es viele verschiedene Gründe geben“, holt Josef Niebauer vor seiner Antwort aus. Und dann spricht der Vorstand des Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Klartext: „Die Hauptursache ist aber in der Regel ein Mangel an Muskeln oder eine Fehlbeanspruchung dieser. Darum verschwinden die Rückenschmerzen meist dann, wenn die Muskulatur auftrainiert wird.“ Erschwerend kämen auch noch Faktoren wie eine ungünstige Haltung oder eine sitzende Tätigkeit dazu. Niebauer: „Man muss sich vor Augen

halten, woher wir ursprünglich kommen. Unsere Vorfahren haben tagtäglich im Freien gejagt und gesammelt, noch bei unseren Großeltern – und teilweise auch Eltern – war immer der ganze Körper in Bewegung.“ Und weiter: „Wenn wir heute im Beruf und sogar in der Freizeit immer nur sitzen, dann degeneriert unsere Muskulatur zusehends. Was aber die Muskulatur nicht mehr tragen kann, muss die Wirbelsäule tragen – und die meldet sich dann schmerzhaft zu Wort.“ Aufrüttelnder Befund des Sportmediziners: „Es ist der hohe Preis unserer Bequemlichkeit, den wir da zahlen.“ Mögliche Ursachen. Neben der Bewegungsarmut gibt es natürlich auch noch andere Risikofaktoren: etwa unterschiedliche Beinlängen, Übergewicht und dauerhafte Fehlhaltungen und -belastungen, zu denen auch langes (und falsches) Sitzen zu zählen ist. Doch auch das muss

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Update

In mehr als 80 Prozent der Fälle diagnostizieren die Ärzte „nicht spezifischen Rückenschmerz“. Die Hauptursache ist jedoch meistens ein Mangel an Muskeln oder eine Fehlbeanspruchung dieser.

gesagt werden: Rückenschmerzen können einen noch viel ernsteren Hintergrund haben. Auch Josef Niebauer bestätigt dies und spricht eine Empfehlung aus: „Es kann natürlich auch ganz andere, weniger harmlose Ursachen geben, so dass bei entsprechendem Verdacht eine gründliche Untersuchung erfolgen muss.“ Einige der möglichen Kausalitäten können – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Nervenschäden, Infektionen, Tumore oder ein eingeklemmter Ischiasnerv sein. Auch Morbus Bechterew, eine chronischentzündliche Wirbelsäulen-Erkrankung, kommt als Ursache ebenso infrage wie altersbedingte Verschleißerscheinungen. Last but not least kann auch ein Bandscheibenvorfall für die Schmerzen verantwortlich sein. Die Crux an der Sache: Nicht spezifischer Rückenschmerz. Eine eindeutige Kausalität lässt sich nur in etwa einem von fünf Fällen festma-

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chen. In mehr als 80 Prozent der Fälle wird hingegen ein „nicht spezifischer Rückenschmerz“ diagnostiziert. Das kann an einem multifaktoriellen Geschehen, psychischen Faktoren und natürlich dem erwähnten Bewegungsmangel und seinen Folgen liegen. Die gute Nachricht ist, dass Rückenschmerzen oftmals nach einigen Wochen wieder von selbst vergehen (können). Die schlechte Nachricht ist, dass eine zwangsläufig unspezifische Diagnostik unter Umständen Patienten verunsichert und Ärzte unter echten oder gefühlten Zugzwang setzen kann. Nicht selten würde in solche Fällen einfach nach einer „greifbaren“ mechanischen Ursache für die Schmerzen gesucht, so die gängige Kritik. Ist vielleicht die gelegentlich fast reflexartig durchgeführte Bildgebung ein Problem? „Ich sehe weniger das Problem in der Bildgebung,

als darin, was man aus ihr herausliest“, differenziert Primar Josef Niebauer. Und noch konkreter: „Ein durch bildgebende Diagnostik sichtbar gemachter Verschleiß ist nicht unbedingt kausal für Schmerzen.“ Oft gäbe es bei vergleichbaren Bil-

Es ist der hohe Preis unserer Bequemlichkeit, den wir da zahlen.“ Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer, Vorstand des Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin Salzburg dern unterschiedliche Symptome, betont der Institutsvorstand. Es sei zudem „ganz normal“, dass Menschen „bereits im mittleren Alter sichtbare Anzeichen von Verschleiß“ hätten. Leidensdruck und Dilemma. Umgekehrt könne es sein, dass sich „ein Patient vor Schmerzen windet und man das anhand ➤

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Update

„Die konsequente Stärkung der Rückenund Rumpfmuskulatur entlastet die Wirbelsäule, man kommt um regelmäßige aktive Betätigung nicht herum“, sagt Sportmediziner Josef Niebauer.

des Bildes nicht vollständig erklären“ könne. „Als Arzt steht man da oft vor einem Dilemma, wenn der Leidensdruck des Patienten groß ist und eine Therapie nicht greift. Als Ultima Ratio wird dann eben auch operiert“, erklärt Niebauer. Und tatsächlich leisten viele Kliniken mit Hilfe modernster OP-Techniken Großartiges. Das Wirbelsäulenzentrum der Schön Klinik in München Harlaching etwa ist eines der führenden, sowohl auf konservative als auch auf operative Behandlung spezialisierten, Zentren. Daran angegliedert ist übrigens das Institut für Wirbelsäulenforschung der Paracelsus Universität. Doch wo Licht ist, da gibt es in puncto Therapie-Optionen auch Schatten. So kommt etwa die deutsche Bertelsmann Stiftung in ihrem jüngsten „Faktencheck Rücken“ zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass die Anzahl der operativen Eingriffe aufgrund von Rückenbeschwerden in Deutschland von 2007 bis 2015 um 71 Prozent von 452.000 auf 772.000 hochgeschnellt ist. Besonders auffällig: In manchen Regionen wurde bis zu 13-mal häufiger operiert als in anderen. Projektleiter Eckhard Volbracht anlässlich der Präsentation: „Man kann ganz klar sagen: Solche Unterschiede sind medizinisch nicht erklärbar.“ Stärkung der Rückenmuskulatur. Josef Niebauer hingegen hat keine Sorgenfalten im Gesicht: „Die Kollegen in Salzburg

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sind in ihren Behandlungsentscheidungen sehr ausgewogen und überlegen sich sehr gut, wann operiert wird und wann eben nicht. Das finde ich toll und für die Patienten beruhigend.“ Beruhigend indes auch, dass es in der Mehrzahl der Fälle eine perfekte Präventivmaßnahme gibt. Und natürlich geht es dabei um Bewegung, um die Stärkung einer zu schwachen Rücken- und Rumpfmuskulatur. Josef Niebauer, der seit Jahren immer wieder vor den gesundheitlichen Gefahren der „Epidemie der körperlichen Inaktivität“ warnt, weiß als der Sportmedizin-Experte des Salzburger Universitätsklinikums auch hier Rat. O-Ton Niebauer: „Wenn man wirklich etwas für seinen Rücken tun möchte, dann kommt man um eine aktive Betätigung der Rückenmuskulatur nicht herum.“ Und weiter: „Wesentlich ist, eine Form von Bewegung zu finden, die man jederzeit und an jedem Ort einfach machen und in den Alltag integrieren kann. Beispielsweise gezielte Übungen am Arbeitsplatz.“ Wichtig sei es zudem, auf die richtige Sitzhaltung zu achten, am besten, indem „man auch einmal auf der Sesselkante sitzt und sich nicht ständig anlehnt“. Konservativ & konsequent. Als einschlägig empfehlenswerte Sportart nennt

der Experte beispielsweise das Schwimmen, sofern „man es ernsthaft betreibt und nicht mit dem Baden verwechselt“. Aber selbst „beim aktiven Spazierengehen“ würde die Rückenmuskulatur schon gestärkt. Niebauer weiter: „Wenn ich bereits Rückenschmerzen habe und den Rücken gezielt trainieren will, sollte ich jedenfalls vorab eine ärztliche Diagnostik einholen. Ich kenne auch Betroffene, die nach einer individuellen Diagnostik ihre Rückenschmerzen durch Joggen losgeworden sind. Sofern man normalgewichtig ist und einen vernünftigen Laufstil hat, kann man auch so schmerzfrei werden.“ Das Fazit des Experten: „Es braucht beides: Einerseits Ärzte, die in Diagnostik und Therapie den konservativen Bereich möglichst gut ausnutzen. Und andererseits Patienten, die mitspielen und aktiv ihren Beitrag leisten.“ Die positive Perspektive: „Wenn man generell das Muskel-Stützkorsett stärkt und dadurch die Wirbelsäule so gut wie möglich entlastet, dann klappt das bei sehr vielen Menschen sehr gut. Aber man muss konsequent sein und die Rückenmuskulatur ein Leben lang fit halten.“ Man könnte somit das Anti-Schmerz-Rezept in Anlehnung an einen gerne zitierten Slogan auch so auf den Punkt bringen: Move your Ass, and your Back will follow. •

Die Universitätskliniken der Paracelsus Universität in Salzburg und Nürnberg verfügen über ein breites Spektrum an Rücken-Kompetenz: Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin: www.salk.at/ sportmedizin.html Institut für Wirbelsäulenforschung: www.pmu.ac.at/wissenschaftliche-institute/ universitaetsinstitute/wirbelsaeulenforschung.html, www.schoen-klinik.de Universitätsklinik für Neurologie, neurologische Intensivmedizin und Neurorehabilitation: www.salk.at/12177.html Interdisziplinäre Schmerzambulanz Salzburg: www.salk.at/1763.html Wirbelsäulensprechstunde Nürnberg: www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_ uns/Fachabteilungen_KN/kliniken/neurochir/sprechstunden/Wirbelsaeule.html

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Update

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Education

Ab Herbst werden auch die Pharmaziestudierenden im 3. Jahr in Mikrobiologie und Hygiene unterrichtet: Prof. Johanna Pachmayer, Leiterin des Instituts für Pharmazie der PMU (links), und Doz. Markus Hell (rechts) mit ihren Schützlingen beim Probelauf im Lehrlabor.

Students go to Hell Das erste Lehrlabor der Paracelsus Universität ist ein zukunftsweisendes Konstrukt rund um die Themen Mikrobiologie und Hygiene. Lehrkoordinator Markus Hell gewährt Einblicke. Autor: Andreas Aichinger Foto: Andreas Kolarik

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rimum non nocere“ ist so etwas wie das erste Gebot für einen guten Arzt, eine gute Ärztin. Sinngemäß: „Erstens, schade deinen Patienten nicht.“ Und spätestens seit Ignaz Semmelweis, dem „Retter der Mütter“, weiß die Fachwelt: Dieses Gebot lässt sich nur unter Einhaltung strengster HygieneVorschriften einhalten. Markus Hell ist einer, der dieses Hygiene-Gebot mit besonderer Hingabe verkündet.Schon seit seiner Habilitation im Jahr 2014 ist Hell als Lehrkoordinator für medizinische Mikrobiologie, Infektiologie und Hygiene im Rahmen des Humanmedizinstudiums an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) tätig. Zündende Idee. Bis ins Jahr 2016 war der Facharzt für klinische Mikrobiologie und Hygiene als Leiter der Stabsstelle Kran-

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kenhaushygiene und Infektionskontrolle am Universitätsklinikum Salzburg quasi an der Mikroben-Front im Einsatz. Auch das professionelle Handling eines später nicht bestätigten, aber öffentlichkeitswirksamen Ebola-Verdachtsfalls fällt in diese Zeit. Doch dann ergibt sich für Markus Hell die Gelegenheit, als Partner in das mittlerweile ebenfalls in der Salzburger Strubergasse angesiedelte größte Privatlabor Österreichs außerhalb von Wien einzusteigen. Eine seiner ersten Initiativen stößt bei den drei anderen Partnern auf offene Ohren: Das Großlabor, das mikrobiologische, medizinisch-chemische, hygienische, molekularbiologische und zytologische Diagnostik anbietet, bemüht sich erfolgreich um eine Affiliation mit der benachbarten Paracelsus Universität. Markus Hell zu den Hintergründen: „Meine Initiative hat auf Anhieb Be-

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Education

Wir möchten den Studierenden eine Einrichtung auf dem modernsten Stand der Labordiagnostik zur Verfügung stellen.“ Priv.-Doz. Dr. Markus Hell, MEDILAB – Ressortschwerpunkt Mikrobiologie und Hygiene, Lehrlabor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg

versitätsinstitut für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik am Universitätsklinikum Salzburg.

geisterung ausgelöst. Das entsprechende Dekret haben wir 2017 erhalten.“ Neues Lehrlaboratorium. Aus der neuen Kooperation entsteht eine fruchtbare Verbindung, die auch in der neuen Bezeichnung des Großlabors mit mittlerweile rund 145 Mitarbeitern zum Ausdruck kommt: Dr. Mustafa, Dr. Richter OG – MEDILAB, Lehrlaboratorium der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Markus Hell beschreibt die Intention des Lehrlabors, dessen Fachbereich Hygiene und Mikrobiologie er nunmehr leitet, so: „Wir möchten den Studierenden eine Einrichtung auf dem modernsten Stand der Labordiagnostik zur Verfügung stellen und ihnen vermitteln, wie diese im 21. Jahrhundert betrieben wird. Und in welcher Breite und Tiefe man das machen kann.“ Vor allem im dritten Studienjahr, wenn Mikrobiologie und Infektiologie gelehrt werden, kommen Studierende im Ausmaß von 120 Unterrichtseinheiten in den Genuss des Lehrlabors. Neben Markus Hell unterrichten dabei sechs weitere Lehrende, unter anderem auch vom Uni-

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Medizin und Pharmazie. Genau genommen meint der Begriff „Lehrlabor“ einerseits die moderne Labor-Infrastruktur vor Ort, aber andererseits ebenso die Summe der einschlägigen Lehrtätigkeiten. Der Bogen spannt sich dabei vom Klinischen Grundkurs (Basishygiene, Hygieneverhalten in Gesundheitseinrichtungen) bis hin zur Betreuung von Diplomarbeiten sowie Dissertationen von Ph.D.-Studierenden. „In erster Linie nutzen die Medizinstudenten die Mikrobiologie und die Molekularbiologie, die ja eng mit der Erregerdiagnostik verknüpft ist“, präzisiert Markus Hell. „Unsere Lehraktivitäten haben einen konstanten Grundkern, entwickeln sich aber laufend dynamisch weiter.“ Jüngster Zuwachs für das Lehrlabor der Universität ist das neue Angebot rund um Mikrobiologie und Hygiene für Pharmaziestudierende im dritten Jahr. Es wird im kommenden Herbst ebenfalls unter der Verantwortung von Hell ausgerollt werden. Lehren und predigen. Die zentrale Aufgabe des Lehrlabors sieht der Lehrkoordinator in der Schaffung einer „guten medizinischdiagnostischen Wissensbasis“, um Absolventinnen und Absolventen der Paracelsus Universität in die Lage zu versetzen, später einmal möglichst gezielte Diagnostik betreiben zu können: „Gerade angesichts immer breiterer Diagnostik-Panels mit oft schwer interpretierbaren Ergebnissen ist

heute die Fähigkeit gefragt, schon im Vorfeld eine qualifizierte Auswahl zu treffen und in der Folge die richtigen Materialen anzufordern. Das ist im Klinikalltag von enormer Bedeutung, und das versuche ich auch zu transportieren.“ In der Krankenhaushygiene gelte es darüber hinaus natürlich auch, die „Übertragungswege der Erreger aufzuzeigen und den Fokus auf Händehygiene“ zu legen. Logische Konsequenz: „Diese einfachen Regeln muss man immer wieder predigen.“ Spannende Berufsperspektive. Darüber hinaus können die Studierenden Markus Hell einmal in der Woche auch im Lehrkrankenhaus Schwarzach bei seinen Infektions-Konsilien über die Schulter schauen, und natürlich auch im Lehrlabor auf den Geschmack kommen. „Immer wieder“ würde konkretes Interesse am Berufsbild des Laborarztes und an einer entsprechenden Facharzt-Ausbildung geäußert werden, freut sich Hell. Angesichts gewisser Nachwuchssorgen in den beiden Labor-relevanten Fächern (Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Klinische Mikrobiologie und Hygiene) eröffnet das noch junge Lehrlabor der Paracelsus Universität somit auch hier neue Chancen. Für die Studentinnen und Studenten sind diese Chancen offensichtlich: Wer mit dem notwendigen Ernst der launigen Devise „go to Hell“ folgt, auf den warten im Lehrlabor fast schon himmlische Möglichkeiten. Dass die Marschrichtung stimmt, sieht auch Markus Hell selbst so: „Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.“ •

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Research

Selbst ist die Forscherin Das Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft hat PMU-Humanmedizin-Absolventin Priska Summer zurück an die Mayo Clinic geführt. Im Fokus ihrer Forschungsarbeit stehen die Entzündungsreaktionen bei Rückenmarksverletzungen. Autor: Andreas Aichinger • Fotos: privat

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ie Reise von Priska Summer beginnt in den USA. Genauer gesagt in Kalifornien, wo ihr Vater Mitte der 90er-Jahre als Hydrologe an der University of California in Davis tätig ist. Wer unter diesen Vorzeichen unter der Sonne des Golden State geboren wird, dem wird nicht nur die USStaatsbürgerschaft in die Wiege gelegt, sondern offenbar auch eine gute Portion Forscherdrang. Jedenfalls bei Priska Summer, heute 24 Jahre jung, dürfte das so gewesen sein. Zunächst jedoch – und nach einem weiteren Intermezzo in der irischen Heimat ihrer Mutter – steht der Besuch eines Realgymnasiums in Wien auf dem Programm. Und jede Menge Sport: Zwischen 2007 und 2011 ist Priska als Mittelstrecken-Läuferin für den Wiener und den Österreichischen Leichtathletikverband aktiv. Türöffner Forschungstrimester. 2012 schließlich beginnt sie das Humanmedizin-Studium an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg. Und wieder einmal erweist sich das Forschungstrimester im vierten Studienjahr als Türöffner: Es führt Summer 2016 für vier Monate an die renommierte Mayo Clinic in Rochester (Minnesota/USA), genau gesagt an die Abteilung für Endokrinologie, Diabetes, Metabolismus und

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Ernährung. „Das Ziel meines Diplomarbeits-Projektes war herauszufinden, ob Insulinmangel die Mitochondrien im Gehirn verändert und so an der Entstehung von Diabetes-assoziierter Demenz beteiligt sein könnte“, erzählt Priska Summer. „Aufbauend auf meinen Daten fand die Arbeitsgruppe um Professor Nair schlussendlich heraus, dass Insulin essenziell für die Aufrechterhaltung der mitochondrialen Funktion im Gehirn ist.“ Mittlerweile sind die Ergebnisse (samt der Conclusio, dass intranasal verabreichtes Insulin in diesen Fällen potenziell einen therapeutischen Benefit hat) veröffentlicht. Eine weitere Folge dieser Arbeit: Die Forscherin in Priska Summer hatte Blut geleckt. Kontaktaufnahme mit Mayo. 2017 schließt Priska Summer ihr Medizinstudium ab und hängt sogleich ein Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft – ebenfalls an der Paracelsus Uni – an. Zeitgleich beginnt die Neo-Doktorin und nunmehrige Ph.D.-Studentin am Institut für Experimentelle Neuroregeneration und am Spinal Cord Injury and Tissue Regeneration Center Salzburg (SCI-TReCS) zu arbeiten. Nach einigen Monaten im Labor und der erfolgreichen Absolvierung des „Großteils der vorgeschriebenen Lehrveranstaltungen“ zieht es die ehr-

geizige Austro-Amerikanerin aber wieder in die Ferne, um ihre Ph.D.-Projektarbeit auszubauen. Sie kontaktiert in Eigenregie den Mayo-Neurologen Anthony Windebank (der sich bekanntlich als Rektor der Mayo Medical School außerordentliche Verdienste um die Paracelsus Universität erworben hat) und seinen langjährigen Mitarbeiter Nicolas Madigan von der Mayo Clinic, die sie während des Forschungstrimesters kennengelernt hatte. Visiting Graduate Student. Die Eigeninitiative fällt tatsächlich auf fruchtbaren Boden. Die Ansprechpartner in Rochester sind in der Folge „sehr engagiert, mir meinen Forschungsaufenthalt an der Mayo Clinic im Rahmen meines Doktoratsstudiums zu ermöglichen“, erklärt Summer. Seit vergangenen September ist die 24-Jährige nunmehr als Visiting Graduate Student an der Mayo Clinic

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Research

Auch in diesem Jahr begannen 50 neue Medizinstudierende am Standort Nürnberg.

PMU-Absolventin Priska Summer (2.v.l.) wurde von Anthony Windebank, Ahad Siddiqui, Jane Meyer und Nicolas Madigan (v.l.n.r.) tatkräftig dabei unterstützt, als Graduate Student an der Mayo Clinic forschen zu können.

Forschung Graduate School of Biomedical Sciences und forscht in Windebanks (in Sachen Rückenmarksforschung weltweit führendem) Regenerative Neurobiology Laboratory. In Summers ForschungsFokus stehen regenerative Therapien für Rückenmarksverletzungen, vor allem die Kombination unterschiedlicher Ansätze wie Tissue Engineering und immunmodulatorische Therapien. Der konkrete Hintergrund: Rückenmarksverletzungen lösen eine Entzündungsreaktion aus, die wesentlich zum Funktionsverlust beiträgt. Fokus Querschnittlähmung. „Das Ziel meiner Ph.D.-Arbeit ist es, die Langzeit-Gabe des Granulozyten-Koloniestimulierenden Faktors (Anm.: G-CSF) bei querschnittgelähmten Ratten zu untersuchen.“ Im zentralen Nervensystem habe das Peptidhormon G-CSF nämlich eine entzündungshemmende und neuro-

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protektive Wirkung, und in präklinischen Studien sei bereits die Verbesserung von Motorik und Sensorik querschnittgelähmter Tiere gezeigt worden. Summer weiter: „Mein Ziel ist es zu zeigen, dass G-CSF durch seine entzündungshemmende Wirkung in Kombination mit einer bereits erfolgreichen Therapie die Regeneration der Axone (Anm.: Nervenzellen-Fortsätze) noch weiter fördern und so zur Verbesserung des gesamten Outcomes beitragen kann.“ Dass sie dabei vom Mayo-ClinicTeam um Anthony Windebank in „höchstem Maße gefördert“ wird, betont die junge Forscherin mehrmals. Die Pläne für danach. Im Sommer sollen die Laborversuche abgeschlossen und zum Teil ausgewertet sein, noch bis Anfang September wird die Visiting Graduate Studentin das einzigartige Umfeld in Rochester nutzen können. Priska Summer

würde durchaus gerne länger bleiben: „Da ich mir aber den Aufenthalt aus den Mitteln der AMS-Bildungskarenz und aus meinen Ersparnissen selbst finanzieren muss und auch auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen bin, sind meine Möglichkeiten leider begrenzt.“ Somit stehen ab Herbst erst einmal die Dissertation und in der Folge der Studienabschluss auf dem Programm. Noch aber herrscht tiefer Winter in Minnesota – perfekt für lange Arbeitstage im Labor und die Verfolgung des langfristigen Ziels: „Als Medizinerin ist es mir ein besonderes Anliegen, meine Forschung im Bereich der Neuroregeneration voranzutreiben und so in Zukunft betroffenen Patienten die bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten bieten zu können. Und Querschnittlähmung heilbar zu machen, oder zumindest die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.“ •

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NEPAL

Land zwischen Schamanismus und moderner Medizin Die Paracelsus Universität unterstützt seit 2010 das Dhulikhel Hospital und die Kathmandu University School of Medical Sciences durch Wissenstransfer. Bei den Medizinstudierenden aus Salzburg und Nürnberg sind Famulaturen in der nepalesischen Klinik und deren Outreach-Centers beliebt. 16

Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: Paracelsus Uni, Dhulikhel Hospital

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Ram Shrestha (li.) und Felix Eckstein, koordinieren die austro-nepalesische Kooperation.

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s war nicht das erste Mal, dass eine Delegation der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) nach Nepal flog, um fachliche Hilfe und Unterstützung für Dhulikhel Hospital und Kathmandu University School of Medical Science (KUSMS) zu leisten. Ende November / Anfang Dezember 2018 war es wieder so weit: Eine siebenköpfige Gruppe machte sich auf den Weg zu den rund 6500 Kilometer Luftlinie entfernten Kooperationspartnern in Dhulikhel. Vom Standort Nürnberg waren dies Vizerektor Wolfgang Söllner, Stephan Kolb, Geschäftsführer der Klinikum Nürnberg Medical School, und Theodor Fischlein, Chefarzt der Herzchirurgie am Klinikum Nürnberg. Aus Salzburg reisten Felix Eckstein, Vorstand des Instituts für Anatomie, Mario Prast, Leiter des Qualitätsmanagements, Eva Niederreiter aus der Studiengangsorganisation Humanmedizin und Sabine Ritzinger aus der Unternehmenskommunikation an. Neben dem fachlichen Austausch und einem besseren Kennenlernen der Strukturen der Partner und des Versorgungsumfelds im Himalaya-Staat standen auch Workshops für die nepalesischen Kolleginnen und Kollegen auf dem Programm – in Scientific Writing, Qualitätsmanagement und Kommunikation. Austro-nepalesische Verbindung. Die Kooperation der Paracelsus Universität mit dem Dhulikhel Hospital und der Kathmandu University School of Medical Sciences (KUSMS) geht auf die langjährige Freundschaft zwischen dem 2012 verstorbenen PMU-Ehrenrektor Julian Frick und Ram Shrestha, Gründer des Dhulikhel Hospitals und Vice-Chancellor der Kathmandu University, zurück. Im Jahr 2010 wurde die Paracelsus Universität eingeladen, in

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Das Dhulikhel Hospital liegt im Einzugsgebiet von ca. 1,9 Millionen Menschen und bietet mit 21 Outreach Centers die medizinische Basisversorgung in abgelegenen Gebieten.

der Curriculumskommission der KUSMS mitzuwirken. Markus Ritter, Vorstand des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie sowie akademischer Koordinator des „Eurasia Pacific Uninet“ für die PMU, stand der Kommission für den neuen Humanmedizin-Studienplan in Dhulikhel beratend zur Seite. Im Studienjahr 2010/11 wurden unter seiner Mitwirkung umfangreiche Anpassungen im Medizinstudium der KUSMS geplant und später umgesetzt. Mit der Zeit wurde die Unterstützung aus Österreich um einige Facetten reicher und von Felix Eckstein, Vorstand des Instituts für Anatomie, federführend auf den Weg gebracht: Der Wissenstransfer wurde auf andere Bereiche von Hospital und Medical School ausgeweitet, es wurden fachspezifische Workshops in Nepal und Hospitationen in Salzburg angeboten. Diverse Organisationsabteilungen der Paracelsus Universität unterstützen die nepalesischen Verwaltungseinheiten mit Wissenstransfer und lassen sich bei ihrer Arbeit in Salzburg auch gerne über die Schulter blicken.

werden, schafft mit überdurchschnittlichen Leistungen eine ausgezeichnete Matura und erhält ein Stipendium, das ihm ein Medizinstudium in Wien ermöglicht. Nach Abschluss seiner medizinischen Ausbildung in der Mindeststudiendauer geht der Wahl-Österreicher nach Vorarlberg und absolviert in Feldkirch die Facharztausbildung zum Chirurgen. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea, einer Kärntnerin, kehrt Shrestha nach Nepal zurück und baut ein modernes Spital auf. Das nach nur vierjähriger Planungs- und Bauzeit 1996 eröffnete Dhulikhel Hospital, ca. 30 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, ist sein Baby. Ram Shrestha gilt als ein Pionier der modernen medizinischen Versorgung in Nepal, und das war damals und ist heute nicht einfach: Mehr als medizinische Versorgung. Als eines der ärmsten Länder der Welt besitzt der südasiatische Binnenstaat (eingebettet zwischen Indien und China) ein Gesundheitssystem, das mit europäischen Standards nicht zu vergleichen ist. Ein Großteil der Bevölkerung kann sich keine medizinische Versorgung leisten, der Zugang zu Nahrung und sauberem Trinkwasser ist begrenzt, die hygienischen Zustände lassen zu wünschen übrig. Darüber hinaus ist die Versorgung mit zuverlässigen Medikamenten und eine ununterbrochene Kühlkette nicht immer gesichert. Deshalb sind auch die Gesundheitsparameter und -wer- ➤

Gründer und Pionier. Dreh- und Angelpunkt der PMU-Kooperation im kleinen Himalaya-Staat, der hauptsächlich von Landwirtschaft und dem Trekking-Tourismus lebt, ist Professor Ram Kantha Makaju Shrestha. Der Nepalese hat eine außergewöhnliche Biographie, sein Werdegang ist von Tatendrang und Menschlichkeit geprägt: Als er neun Jahre alt ist, verliert der Junge seine Mutter auf„Jeder Tag bringt neue Herausforderungen und grund der katasist ein Weg, auf dem wir uns weiterentwickeln. trophalen mediziDas Leben anderer zu verbessern, ist die Belohnischen Situation nung für alle Anstrengungen und Rückschläge.“ in seinem Land. Er beschließt daProf. Dr. Ram Shrestha, Gründer des Dhulikhel Hospitals und raufhin Arzt zu Vizekanzler der Kathmandu University

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Outside

Den Welcome Day für die neuen Studierenden aller Disziplinen begeht die Kathmandu University School of Medical Sciences mit einem Riesenfest. Die Salzburger und Nürnberger Delegationsmitglieder und Medizinstudierenden waren als Ehrengäste eingeladen.

te der Nepalesen schlecht und die Durchimpfungsrate bei Kindern ist erschreckend niedrig. Noch immer gibt es neben dem modernen öffentlichen und privaten Medizinsektor ein traditionelles Parallelsystem aus Schamanen, den so genannten „Witch Doctors“, die kranke Menschen nach alten Ritualen behandeln. Umso wichtiger ist die Arbeit des Dhulikhel Hospitals für die Region: Nicht nur, um eine leistbare medizinische Versorgung für ca. 1,9 Millionen Menschen im Einzugsgebiet zu bieten. Die geographischen Gegebenheiten Nepals erschweren eine adäquate Gesundheitsversorgung im Land, die vielen Hügel und Bergketten, die unzureichende Infrastruktur sowie die Zentralisierung der medizinischen Versorgung auf die großen Städte Kathmandu und Pokhara tragen dazu bei, dass der Weg zum Krankenhaus für viele oft lang und beschwerlich ist. Deshalb betreibt die Klinik 21 „Outreach-Centers“ in abgelegenen Gegenden und sorgt so für ärztliche Hilfe – durch Mini-Teams aus Arzt und Krankenschwestern – bei Verletzungen und Krankheiten. Selbst operative Eingriffe werden vorgenommen. Das Dhulikhel Hospital nimmt aber auch eine vorbildliche gesellschaftliche Rolle ein, indem es in den Centers und deren Umgebung mittels „Community Programmen“ für Gesundheitsdienstleistungen wie Schwangerenuntersuchungen sowie für Gesundheitsaufklärung, -prävention und -erziehung aufkommt.

Nach dem schweren Erdbeben 2015 im Kathmandu-Tal mit fast 9000 Toten und massiven Zerstörungen stieß das Dhulikhel Hospital an die Grenzen und versorgte die Verletzten auch in einem Feldlazarett. Die Studierenden und Mitarbeiter der Paracelsus Universität unterstützten das Dhulikhel Hospital mit Erlösen aus verschiedenen Charity-Aktivitäten.

PMU-Studierende in Nepal. Bei den Medizinstudierenden der Paracelsus Universität aus Salzburg und Nürnberg ist das Dhulikhel Hospital für Famulaturen sehr beliebt. In den vier Wochen ihres Aufenthaltes arbeiten sie drei Wochen lang an einer der Kliniken mit, eine Woche verbringen sie in einem der Outreach-Centers, um auch die medizinische Versorgung unter einfachsten Umständen kennenzulernen. Der Wunsch nach einer bestimmten Disziplin wird den Studiosi aus Österreich und Deutschland von den Klinikverantwortlichen meist erfüllt; beliebt sind zum Beispiel die Gynäkologie, die Pädiatrie und die Chirurgie. Die Zustände in den Kliniken sind für die europäisch geprägten angehenden Ärzte allerdings oft

Besuch im Outreach Center: Nach einer abenteuerlichen Offroad-Jeep-Fahrt erreichte die PMUDelegation das abgelegene Bolde Fediche Health Center und nahm zwei Medizinstudentinnen, die acht Tage lang dort mitgearbeitet hatten, nach Dhulikhel zurück.

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gewöhnungsbedürftig, etwa wenn mehrere Patienten parallel untersucht werden oder die Patienten ein Heft mitführen, in das die Ärzte Eintragungen machen und das ihre bisherige medizinische Behandlung dokumentiert. Krankheiten wie Tollwut und Tuberkulose, die wesentlich häufiger als in Mitteleuropa vorkommen, stehen dann während der Famulatur plötzlich auf der Tagesordnung. Ausbau des Gesundheitssystems. Seit 2003 ist das Dhulikhel Hospital auch Lehrkrankenhaus der Kathmandu University School of Medical Sciences (KUSMS) und übernimmt die klinische Ausbildung der künftigen Medizinerinnen und Mediziner Nepals. Die vorklinische Lehre findet an der Kathmandu University School of Medical Sciences (KUSMS) in Chaukot statt, einige Kilometer außerhalb Dhulikhels gelegen. Unter Rektor Rajendra Koju werden neben dem fünfeinhalb Jahre dauernden Medizinstudium (Bachelor-/Masterstudium) auch Studiengänge für Pflegewissenschaft, Zahnmedizin, Physiotherapie und Humanbiologie angeboten. Mittels Auswahlverfahren besetzt die KUSMS 75 Studienplätze für Humanmedizin pro Jahr. Um die starke Abwanderung der Medizin-Absolventen ins Ausland abzufangen, vergibt die Regierung Stipendien; im Gegenzug verpflichten sich die Absolventen, zwei Jahre lang im Land zu arbeiten. Dennoch bleibt im nepalesischen Gesundheitssystem noch viel zu tun. So ist man von Regierungsseite dabei, eine kostengünstige Gesundheitsversicherung für die Bevölkerung zu etablieren. Anfang Februar 2019 streikten landesweit die Ärzte für Reformen im Gesundheitswesen. Tausende Menschen stellten sich mit dem Protest hinter den Mediziner Govinda KC, der seit Jahren für eine bessere Gesundheitsvorsorge in dem armen Land kämpft. Die Paracelsus Universität versucht, ihren (kleinen) Anteil zum Gelingen beizutragen – aus Dankbarkeit und Demut, Teil eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu sein. Eine Bildergalerie zur Nepalreise finden Sie unter https://www.flickr.com/photos/paracelsusuniversitaet •

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Update

Arzt und Apotheker als Team A

us der ägyptischen Mythologie stammt folgendes Gleichnis: In einem schwankenden Boot führte der ägyptische Gott Thot einst eine Göttin über den hochgehenden Nil. Glücklich am anderen Ufer angekommen, wandte sich diese dankbar zum Fährmann und rief ihm „ph-arm-aki“ zu, was so viel wie „Verleiher der Sicherheit“ bedeutet. In dieser Erzählung wird häufig der Ursprung des Begriffs Pharmazie gesehen. Denn auch das Arzneimittel macht den Patienten wieder fest und sicher. Gefährliche Wechselwirkungen. Und dennoch: Immerhin 5,6 Prozent der ungeplanten Krankenhausaufnahmen gehen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurück, besagt eine Studie der UNIQA Österreich Versicherungen AG aus dem Jahr 2017. Da die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit Polymedikation, der gleichzeitigen Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln, weiter zunimmt, steigt auch die Relevanz von Arzneimittelsicherheit und Medikationsmanagement. Genau hier setzt die klinische Pharmazie an: Den Einsatz von Antibiotika zu optimieren, Resistenzen und Neben- bzw. Wechselwirkungen zu vermeiden – dies sind Ziele, die mit ihrer Hilfe und dem damit einhergehenden Medikationsmanagement verfolgt werden. Sparringspartner der Gesundheit. Die hohe Relevanz dieses Themas haben Länder wie Australien, Großbritannien oder die Schweiz bereits sehr früh erkannt und in den Krankenanstalten die klinische Pharmazie etabliert. Auch im deutschsprachigen Raum werden klinische Pharmazeutinnen und Pharmazeu-

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Die klinische Pharmazie ist einer jener Bereiche im Gesundheitswesen, in dem Ärzte und Apotheker, aber auch Pflegende, besonders intensiv als Team agieren. Eine interprofessionelle Zusammenarbeit, von der alle Beteiligten profitieren. Autorin: Elisabeth Prähauser Foto: iStock

ten zunehmend wichtiger. Ihre Hauptaufgaben liegen darin, Verschreibungen zu überprüfen, auf mögliche Wechselwirkungen hinzuweisen und die Ärztinnen und Ärzte in der Auswahl und Umsetzung der Arzneimitteltherapie zu beraten und zu unterstützen. Auch das Anleiten der Patienten bei der korrekten Einnahme von Medikamenten oder in der Anwendung von Therapiemitteln wie beispielsweise Inhalatoren ist eine wichtige Aufgabe. Somit sind klinische Pharmazeuten Sparringspartner sowohl für Ärzte als auch Patienten. Medikationsmanagement ist lebensrettend. Eine Methode zur strukturierten Erfassung der gesamten Medikation von Patienten außerhalb von Krankenanstalten und somit im niedergelassenen Bereich ist das so genannte Brown BagVerfahren. Dieses wurde in den 1980erJahren in den USA entwickelt. Den Patienten wurde eine braune Papiertüte mitgegeben, in die sie zu Hause sämtliche Arzneimittelpackungen und Nahrungsergänzungsmittel geben und anschließend in ihre Apotheke bringen sollten. Ziel war ein Medikationsmanagement auf niederschwelligem Niveau. Die Brown Bag war

so erfolgreich, dass sich das Modell auch in Kanada, Großbritannien, Portugal und Dänemark zu einer wichtigen Dienstleistung in Apotheken etabliert hat. Gefragter Zukunftsberuf. Im Sinne einer ganzheitlichen Beratung gewinnt Medikationsmanagement somit auch in öffentlichen Apotheken zunehmend an Stellenwert – mit dem Ziel, die Arzneimittelsicherheit zu verbessern und in weiterer Folge die Lebensqualität und Zufriedenheit der Kunden und Patienten zu erhöhen. Dies bekräftigt auch Christina Hofer-Dückelmann, klinische Pharmazeutin in der Landesapotheke Salzburg und Mitarbeiterin am Institut für Pharmazie (Abteilung Klinische Pharmazie) der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Sie sieht im hohen und weiterhin steigenden Stellenwert der Arzneimittelsicherheit sehr gute Berufsaussichten für klinische Pharmazeuten. Den Grundstein für die Ausbildung legt die Paracelsus Universität bereits in ihrem Pharmaziestudium, die konkrete Schwerpunktsetzung erfolgt in postgraduellen Aus- und Weiterbildungen. Auch das Universitätsklinikum Salzburg hat die Vorteile der klinischen Pharmazie längst erkannt und setzt auf den Einsatz von klinischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Vor allem in der Narkoseambulanz versehen diese regelmäßig Dienst in der pharmazeutischen Aufnahme. Zusätzlich erstellen sie täglich durchschnittlich ein bis zwei Konsile für das Uniklinikum – Tendenz steigend, und nehmen klinisch-pharmazeitische Visiten auf Stationen vor. Brückenschlag an der PMU. Damit klinische Pharmazie nachhaltig wirken kann,

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Update

Durch den hohen und weiterhin steigenden Stellenwert der Arzneimittelsicherheit ergeben sich für klinische Pharmazeuten sehr gute Berufsaussichten.“

Das Anleiten der Patienten bei der korrekten Einnahme von Medikamenten oder in der Anwendung von Therapiemitteln ist ein wichtiger Aufgabenbereich der klinischen Pharmazeuten.

Dr. Christina Hofer-Dückelmann, MSc, aHPh, Institut für Pharmazie der PMU und klinische Pharmazeutin in der Landesapotheke Salzburg

sind Vertrauen, Wertschätzung, Kommunikation auf Augenhöhe und die Bereitschaft zur umfassenden interprofessionellen Zusammenarbeit wesentliche Erfolgsfaktoren. Denn im Supply-ChainProzess von der Arzneimittelbeschaffung bis hin zur Verabreichung sind verschiedene Berufsgruppen beteiligt, deren Zusammenspiel sowohl für die Arzneimittelsicherheit als auch für die Patientenzufriedenheit eine wichtige Rolle spielt. Die Paracelsus Universität versucht hier, eine Vorbildfunktion einzunehmen und Brücken zu bauen. Studierende der Pharmazie, Humanmedizin und Pflegewissenschaft sind unter einem gemeinsamen Dach beheimatet und werden bereits früh im Studium motiviert, sich untereinander auszutauschen, zu vernetzen und die Aufgaben der jeweils anderen Berufsgruppen in interprofessionellen Lehrveranstaltungen kennenzulernen. •

Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern: ACM Projektentwicklung GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der Paracelsus Universität | Angelini Pharma Österreich | Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | DBS Gesellschaft - Kubin, H. und Kainberger, P. | DEBRA Austria | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | Dyckerhoff & Widmann Gesellschaft m.b.H. | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. | Gassner GmbH | GEBRO Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | GlaxoSmithKline Pharma GmbH | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Companies | Kastner & Partners | Kellerhals, Helga | Krones AG | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | M. Kaindl Holzindustrie | MED-EL | Melasan Produktions- & Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Ärzte- und Apothekerbank AG | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding GmbH | Paracelsus Rotary Club | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Roche Austria GmbH | Ruhnke, Traudl | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel, Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix Univ.-Prof. Dr. | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, AltöttingMühldorf (D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG

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Alumni

„Ich bin kein Forschertyp, ich kann das Zwischenmenschliche am besten.“

Gekommen, um zu bleiben Was Robert Lehmann auch anpackt, er macht es mit Konsequenz und Hingabe: Im Sport und bei Freundschaften genauso wie im Beruf. Der gebürtige Deutsche ist der jüngste Allgemeinmediziner der Stadt Salzburg mit eigener Praxis. Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: privat

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eine Patientinnen und Patienten lieben ihn – und das, weil (oder obwohl?) er schonungslos ehrlich ist mit ihnen und nichts beschönigt. Und Robert Lehmann liebt es, Menschen medizinisch zu helfen, ihr Leben zum Positiven zu beeinflussen. Stolz präsentiert er seine geräumige, helle Praxis in der Nähe des Salzburger Hauptbahnhofes, die er seit 2018 betreibt: Der junge Allgemeinmediziner hat die Räume und den großen Patientenstamm von seinem

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Vorgänger Medizinalrat Heinz Nagl übernommen. „Ich konnte mich im Rahmen eines ,Übergabepraxis´-Modells gut einarbeiten und denke, dass Dr. Nagl froh ist, einen guten Nachfolger in mir gefunden zu haben“, erzählt er. Inzwischen sei sein Mentor auch Freund und – Lehmann fasst es als großes Kompliment auf – sein Patient. Hart, aber herzlich. Dass er seinen Beruf mit Begeisterung und vollem Einsatz

lebt, ist dem gebürtigen Deutschen anzusehen. Er stellt sich individuell auf seine Klientel ein, die durch die unmittelbare Bahnhofsnähe zu einem gewissen Teil aus ausländischen Patienten besteht. Zur entsprechenden Kommunikation gehört dann schon mal eine Begrüßung in der jeweiligen Landessprache, um das „Eis zu brechen“. „Meine gesamte Arbeit muss passen, denn jede Entscheidung fällt auf mich persönlich zurück. Dazu gehören medizinisches Wissen,

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Alumni

Robert Lehmann mit seinen ehemaligen Studienkollegen Christian Ramesmayer und Peter Kirschner (v.l.n.r.) beim letztjährigen Sommerfest an der Paracelsus Universität.

Rhetorik, Empathie und Vertrauenswürdigkeit – das ist die Bandbreite, die einen guten Arzt ausmacht“, erklärt der 35-Jährige. Die ganzheitliche Sicht auf den Menschen sei das Schöne an der Allgemeinmedizin und der Hauptgrund für die Wahl dieses Faches gewesen. Daneben hätte ihn die Selbstständigkeit gereizt, denn „ich möchte mein eigener Chef sein, kann mich nicht verstellen und will es auch gar nicht“. Auch wenn die Bürokratie als niedergelassener Arzt größer sei und er oft Überstunden leisten müsse, hat er diesen Schritt noch keine Sekunde bereut. Vom Patienten zum Studenten. Dass Robert Lehmann überhaupt zur Medizin kam, ist einer eigenen Verletzung geschuldet. Von klein auf begeisterter Fußballer (und bis zum heutigen Tage als Trainer in der Salzburg-Liga tätig), brach er sich als Jugendlicher beim Spielen in der deutschen Nachwuchsliga das Schien- und Wadenbein. Er wurde mehrmals operiert und entdeckte durch den Kontakt mit dem ärztlichen Umfeld sein Interesse an diesem Beruf. Im Skiurlaub in Österreich erfuhr der gebürtige Kölner durch Zufall von der jungen Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg. „Obwohl meine Noten gut genug waren, um trotz des Numerus Clausus in Deutschland zu studieren, lagen die Vorteile der PMU auf der Hand: damals nur 42 Studierende pro Jahrgang, fünf Jahre Studiendauer, enger Kontakt

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Sportler wollte er ursprünglich Sportarzt oder Orthopäde werden, entschied sich dann allerdings für die Allgemeinmedizin, „um in allen medizinischen Bereichen zu arbeiten und schnell selbstständig sein zu können“. zu den Lehrenden und Klinikern“, erzählt er. Er wollte schnell studieren, und er träumte davon, ein Forschungstrimester in Yale zu absolvieren: Beides gelang ihm rückblickend mit Bravour.

Glückliche Fügung. Zur eigenen Praxis kam er schließlich, weil eine Berufskollegin den Allgemeinmediziner Heinz Nagl im Jahr 2016 eine Woche lang in dessen Ordination vertreten und von ihm geschwärmt hatte. Da dieser ans Aufhören dachte, meldete sich Robert Lehmann spontan bei ihm und danach ging alles schnell: Treffen gleich am nächsten Tag, eine Woche lang gemeinsames Arbeiten

Kein einfacher Studiosus. Dass er ein „extrem goscherter“ und forscher Student war, habe ihm weder bei den Lehrenden noch an der Uniklinik Salzburg jemals einen Nachteil gebracht, schmunzelt er. „Der Wenn man den Menschen medizinisch dritte Jahrgang (JG 2005), als Ganzes begreifen möchte, ist Allgein dem ich mich befand, hatte in der Frühphase der meinmedizin eigentlich die einzige Wahl.“ Universität noch viele Ge- Dr. Robert Lehmann, niedergelassener Arzt in Salzburg und staltungsmöglichkeiten – wir Lehrarzt der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität haben viel mitgeredet und sicherlich auch einiges mitgeprägt“, erinzwecks Kennenlernens und Vereinbarung nert er sich. Mit vielen seiner ehemaligen über eine Übergabe. Als die Ärztekammer Studienkolleginnen und -kollegen pflegt Salzburg die „Übergabepraxis“ genehmigt er noch heute regelmäßig freundschaftund Lehmann den Zuschlag gegeben lichen Kontakt: „Erst gestern habe ich hatte, startete die Zusammenarbeit des mich mit meinem Freund und ehemaligen erfahrenen und des jungen AllgemeinKommilitonen Till Geiger, der mittlerweile mediziners und mündete in die kompletKinderarzt in Deutschland ist, zum Essen te Übergabe der Praxis am 1. Juli 2018. getroffen.“ Auch Arvind Keudell, der als Darüber hinaus begann der umtriebige orthopädischer Chirurg am MassachuNeo-Selbstständige mit der Ausbildung setts General Hospital in den USA arbeizum Lehrarzt der Paracelsus Universität. tet, ist einer seiner Freunde aus dem Stu„Ich möchte meiner Alma Mater etwas dium: Mit ihm gemeinsam erfüllte er sich zurückgeben und es macht Spaß, den im vierten Studienjahr den Traum vom Studierenden in meiner Lehrpraxis meine Forschungstrimester in Yale und arbeitete Sicht der Medizin zu vermitteln.“ Das sollbei Prof. John Geibel am Thema Diabete gleich am nächsten Tag des Interviews tes. „Allerdings bin ich kein Forschertyp, in der Praxis in die Praxis umgesetzt werich kann das Zwischenmenschliche am den: Da erwartete der Vollblut-Hausarzt besten“, bekennt der junge Hausarzt. Als nämlich den ersten Medizinstudenten. •

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Update

Erste Einblicke ins neue Haus

Ein gelungener Wurf, ist man geneigt zu sagen: Das neue Gebäude auf dem Campus der Paracelsus Universität vereint das Notwendige und Nützliche mit einer großen Brise Schönheit – außen und innen. Rund 20 Millionen Euro hat das Haus D gekostet (geplant von Berger-Parkinnen Architekten) und bietet den Studierenden, Wissenschaftern und Mitarbeitern mit modernen Laboren, Hörsälen und Büros einen attraktiven Arbeitsbereich. Die Pharmazie hat eine neue „Heimat“ gefunden und auch die Anatomie. Paracelsus Today gewährt die ersten Einblicke. Die Universität dankt all ihren Unterstützern für die Finanzierung.

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Update

Die Beziehung zählt.

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Inside

Drei Player und eine Mission Mit einem neuen Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung widmen sich drei Institute der Paracelsus Universität in Salzburg gemeinsam, aber aus unterschiedlichen Perspektiven, den aktuellen Fragen der Gesundheitsversorgung. Autor: Wolfgang Bauer * Fotos: Paracelsus Uni/wildbild

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aria Flamm (Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin), Daniela Schuster (Institut für Pharmazie) und Jürgen Osterbrink (Institut für Pflegewissenschaft und -praxis) erzählen im Interview über das neue Zentrum für Versorgungsforschung und Public Health der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit und die künftigen Pläne.

ParacelsusToday: Was sind besonders wichtige Fragen und Themen, die das neue Zentrum aufgreifen wird? Maria Flamm: Das Thema Polypharmakotherapie, also die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente, bietet viele wissenschaftliche Fragestellungen. Etwa, wie es sich damit in Altenheimen verhält oder wie es an der Schnittstelle von Krankenhaus und extramuralem Bereich aussieht. Eine weitere wichtige Fragestellung ist auch, wie sich die ambulante Versorgung gestalten wird, die sich zurzeit neu organisiert – Stichwort Primärversorgung. Da tun sich zahlreiche Forschungsfragen auf, etwa wie sich die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe entwickeln wird, die an solchen geplanten Netzwerken und Zentren der Versorgung vertreten sind.

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Jürgen Osterbrink: Wir beobachten, dass Infektionskrankheiten wie die Tuberkulose, die in der westlichen Welt als ausgestorben galt, eine Renaissance erleben. Durch Migrationsbewegungen tritt sie jetzt wieder auf. Diesbezüglich geht es darum, neue Frühwarnsysteme zu installieren, andere Erkennungs- und auch Präventionsmöglichkeiten zu entwickeln, um solchen Krankheiten auch entsprechend Einhalt gebieten zu können. Das können wir nur zusammen leisten.

ParacelsusToday: Wer wird Sie diese Fragen aufgreifen und auf welche Weise? Daniela Schuster: Es gibt auf der einen Seite die jeweiligen Institute, aus denen die wissenschaftlichen Arbeiten hervorgehen werden. Auf der anderen Seite werden sich die Masterarbeiten im OnlineStudium Public Health, das im April 2019 startet, verschiedenen Fragen und deren Beantwortung widmen. Und nicht zuletzt fließen relevante Themen in die mit Drittmitteln geförderten Projekte ein.

ParacelsusToday: Sind Studierende, die ein Versorgungsthema – zum Beispiel in der Masterarbeit – aufgreifen, dazu verpflichtet, interdisziplinär und unter Einbindung aller drei beteiligten Institute zu arbeiten?

Maria Flamm: Nein, sie müssen nicht, aber sie können. Nehmen wir das Beispiel Diabetes: Da gibt es Fragestellungen aus der Grundlagenforschung, wie zum Beispiel neue medikamentöse Möglichkeiten. Aber es ist auch interessant, wie die Versorgung durch den Hausarzt erfolgt oder wie die lokale Apotheke eingebunden werden kann und eventuell auch die mobile Krankenpflege. Bei einem solchen Thema gibt es neben der fachspezifischen Herangehensweise auch die Metaebene, auf der es Sinn macht, zusammenzuarbeiten.

ParacelsusToday: Werden am Zentrum auch Versorgungsfragen wie Spitalsschließungen oder Spitalszusammenlegungen thematisiert? Jürgen Osterbrink: Das Krankenhaus als Kathedrale der Versorgung hat ausgedient. Das ist vielen, insbesondere politisch Verantwortlichen noch nicht bewusst. Wir müssen vielmehr überlegen, wie wir in kürzest möglicher Zeit die Patienten so unterstützen, dass sie das Krankenhaus verlassen können, weil die nachversorgenden Einheiten draußen perfekt analog und digital interagieren. Das tun sie im Augenblick aber noch nicht. Im Jahr 2025 wird die prognostizierte Verweildauer in einem Krankenhaus unter sechs Tagen, vielleicht sogar unter vier

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Inside

Im neuen Masterstudium Public Health werden die Studierenden interdisziplinär ausgebildet. Für sie wird es selbstverständlich sein, mit anderen Berufsgruppen zu interagieren“. Univ.-Prof. Dr. Daniela Schuster, Institut für Pharmazie

Tagen liegen. Das heißt, dass die Versorgungsformen nach dem Spital – also die ambulante Pflege, die Altenheime, RehaEinrichtungen, die Allgemeinmedizin oder Hospize – wie ein System aus Schlüssel und Schlüsselloch funktionieren müssen.

ParacelsusToday: Wie weit ist die Prävention Thema des Zentrums für Public Health und Versorgungsforschung? Jürgen Osterbrink: Wir haben den Bereich der Primärprävention im Fokus und fragen, was der Gesundheit zuträglich ist. Das fehlt meines Erachtens – und zwar nicht, weil sich Menschen bewusst Schaden zufügen möchten, sondern weil schlicht das Wissen nicht vorhanden ist.

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Das Krankenhaus als Kathedrale der Versorgung hat ausgedient. Das ist vielen, insbesondere politisch Verantwortlichen noch nicht bewusst.“

Beim Thema Polypharmakotherapie und in der ambulanten Versorgung und ihrer Ausgestaltung, Stichwort Primärversorgung, tun sich zahlreiche Forschungsfragen auf.“

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Institut für Pflegewissenschaft und –praxis

Univ.-Prof. Dr. Maria Flamm, Institut für Allgemein-, Familienund Präventivmedizin

Es ist vielen Bürgern nicht klar, dass ein Leben im Übermaß der Gesundheit nicht zuträglich ist. Dabei geht es nicht nur um die bekannten Gifte wie Alkohol oder Nikotin, sondern etwa auch um übermäßigen Sport. Der Namensgeber unserer Uni bemerkte bereits: Die Dosis macht das Gift. Wenn wir das als Maßstab nehmen und das auch bürgernah vermitteln, dann haben wir eine gute Lösung gefunden. Hierzu haben wir bereits ein umfangreiches Projekt zum Thema „Burnout und Depression“ erfolgreich umsetzen können.

Daniela Schuster: Die Absolventen des Studiums werden interprofessionell ausgebildet und starten mit einem anderen Bewusstsein in den Beruf. Für sie wird es selbstverständlich sein, mit anderen Berufsgruppen zu interagieren.

ParacelsusToday: Wie fügt sich das Masterstudium Public Health ein, das im April 2019 startet?

Jürgen Osterbrink: Es sind sozusagen drei Trainer für ein Ziel am Werk, und das entspricht den internationalen Trends für ein modernes Gesundheitssystem. Wir wissen auch, dass man nach etwa zehn Jahren erfolgreicher Arbeit eine tragfähige Änderung im System beobachten kann. Es wäre der falsche Weg, mit so einer Ausbildung nicht zu beginnen, weil man glaubt, dass dies zu lange dauert. •

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Rosa Kerschbaumer

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Ärztin von Kaisers Gnaden Sie war die erste in Österreich praktizierende Ärztin. Und doch ist Rosa Kerschbaumer heute nur Insidern ein Begriff – zu Unrecht. Die Geschichte einer Pionierin, die der Stadt Salzburg schöne, gesunde Augen gemacht hat. Autor: Andreas Aichinger • Fotos: Stadtarchiv Salzburg, privat, iStock

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neuerlich samt Eltern, den drei Söhnen und einer Gouvernante. Am 7. Juli 1876 schließt Raissa Putjata ihr Studium mit dem Doktorexamen ab. Ihre unter dem Namen Raissa Putiata von Schlikoff verfasste Dissertation trägt den Titel „Ueber Sarcom der Lymphdrüsen“. Auch wenn die genauen Beweggründe im Dunkeln liegen, konzentriert sich die 25-Jährige in der Folge auf die Augenheilkunde, wechselt nach Wien und wird Schülerin des in aller Welt hoch angesehenen Ophthalmologen Ferdinand von Arlt. Rosa Kerschbaumer wird ihren Mentor – der beidhändig schwierige Operationen ausführt – später als „unvergesslichen Lehrer und Freund“ bezeichnen.

ch ertheile der Gattin des Augenarztes Dr. Friedrich Kerschbaumer, Frau Rosa Kerschbaumer ausnahmsweise die Bewilligung zur Ausübung der Augenheilkunde und zur Leitung einer Augenheilanstalt in Salzburg.“ Erst eine „allerhöchste Entschließung“ von Kaiser Franz Joseph höchstpersönlich ebnete einer besonderen Frau den Weg; einer gebürtigen Russin, die zu einer Pionierin der österreichischen Medizingeschichte werden sollte. Die kaiserliche Ausnahmebewilligung, die auch für Salzburg von großer Bedeutung ist, datiert vom 23. März 1890. Und sie hat eine spannende Vorgeschichte:

dimir Putjata kennen. Die beiden heiraten und bekommen drei Söhne, trennen sich jedoch, als Raissa erst 21 Jahre alt ist. Doch trotz der Widrigkeiten tritt die kluge Russin die Flucht nach vorne an und geht nach Zürich, um dort ein Medizinstudium zu beginnen. Hintergrund dürfte unter anderem auch die Vorbildwirkung ihrer Landsfrau Nadeschda Suslowa gewesen sein. Diese hatte als erste Frau Europas in Zürich Medizin studiert, 1867 promoviert und danach eine Praxis in St. Petersburg eröffnet. In einem Brief hatte Studentin Suslowa prophetisch formuliert: „Ich bin die erste, aber nicht die letzte. Nach mir werden Tausende kommen.“

Klug und kokett. Rosa Kerschbaumer wurde am 22. August 1851 unter dem Namen Raissa Schlykowa als erstes Kind einer wohlhabenden russischen Familie in Moskau geboren. Wie ihre zwei Jahre jüngere Schwester genoss sie eine relativ moderne Erziehung, die auch naturwissenschaftliche Fächer inkludierte. In ihren Memoiren beschreibt ihre Schwester Virginija die Heranwachsende so: „Hübsch, temperamentvoll und sehr kokett wie sie war, wurde sie stets von Herren umringt und dem Blitzen ihrer Augen vermochten nur wenige zu widerstehen.“ Bei einem Tanzkurs lernt Raissa den Studenten Wla-

Studium in der Schweiz. Raissa ist Private Augenklinik in Salzburg. Bei eine von denen, die kommen. Im OktoArlt lernt die junge Ärztin auch einen der ber 1872 inskribiert sie Medizin an der anderen Assistenten näher kennen und Universität Zürich, bald folgen auch ihre lieben. Sein Name: Friedrich Kerschbau- ➤ Eltern mit den drei Söhnen. Sie werden den Winter ebenfalls in der Schweiz verbringen Gebt uns volle Gleichberechtigung mit und sich um die Enkel kümmern. Ein Jahr und der Männerwelt, gebt uns die gleiche einen Befehl des russiLernfreiheit und die gleichen Lehrmittel und schen Zaren später sedann werden wir die Berufe schon finden, hen sich Raissa und ihre die unseren geistigen und natürlichen EigenSchwester gezwungen, schaften und Fähigkeiten angemessen sind.“ an die Universität Bern zu wechseln – übrigens Rosa Kerschbaumer

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Die private Augenklinik der Kerschbaumers in Salzburg hatte 46 Betten und war besonders für Staroperationen bekannt.

In Ferdinad von Arlt, einem international hoch angesehenen Ophtalmologen, fand Kerschbaumer einen Lehrmeister, Freund und Mentor.

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mer. Die beiden heiraten bereits im Jahr 1877, und Raissa nennt sich von nun an Rosa Kerschbaumer. Kurz darauf setzt das Ehepaar auch schon die wohl von Arlt inspirierte Idee in die Tat um, eine eigene Praxis für Augenkranke zu eröffnen. Und zwar ab November 1877 im damals nur rund 30.000 Einwohner zählenden Salzburg, das aber aufgrund des Mangels an Augenärzten die höchste Blindenquote der gesamten Habsburgermonarchie aufwies. Nach der ersten Praxis in der Privatwohnung im Faberhaus (heute Rainerstraße 2) machte der Platzmangel bald eine Erweiterung unumgänglich. Im März 1881 übersiedelte die private Augenklinik der Kerschbaumers in eine Gründerzeitvilla in der heutigen Schwarzstraße 32, wo heute eine Gedenktafel an Rosa erinnert. In den modern eingerichteten Räumlichkeiten fanden nunmehr 46 Betten Platz, rund zwei Drittel aller ärztlichen Leistungen im Ambulatorium wurden unentgeltlich erbracht. Über den Reiz ihrer Arbeit schrieb Rosa Kerschbaumer später einmal, wie „unendlich beseeligend der errungene Erfolg“ sei, einem Kranken das Augenlicht zu erhalten oder sogar zurückzugeben. Star-OPs & Frauenfrage. Bald genoss Rosa Kerschbaumer einen sehr guten Ruf als ausgezeichnete Operateurin, wie auch die Salzburger Zeitung berichtete. Obwohl in der Privatklinik sämtliche Augenkrankheiten behandelt wurden, waren Staroperationen eines der Spezialgebiete der Medizin-Pionierin: Allein zwischen 1883 und 1890 soll sie fast 600 derartige Eingriffe durchgeführt haben, die Anzahl der Blinden im Land konnte deutlich reduziert werden. Zusehend schien sich Kerschbaumer auch für die politische Dimension der „Frauenfrage“ zu interessieren und hielt 1889 in Wien einen viel beachteten Vortrag zum Thema „Die ärztliche Berufsbildung und Pra-

xis der Frauen“. Eine der emotionalsten Passagen ihrer Rede: „Gebt uns volle Gleichberechtigung mit der Männerwelt, gebt uns die gleiche Lernfreiheit und die gleichen Lehrmittel und dann werden wir die Berufe schon finden, die unseren geistigen und natürlichen Eigenschaften und Fähigkeiten angemessen sind. Das ist gewiss ein gerechtes Verlangen!“ Die Sondergenehmigung. 1890 sah sich Rosa Kerschbaumer schließlich veranlasst, „Eure Majestät anzuflehen, ihr im Gnadenwege das zu gewähren, was ihr das Gesetz verweigert“. Dabei dürfte auch eine nicht näher genannte Erkrankung von Ehemann Friedrich, die ihm Operationen mittlerweile verunmöglichte, eine zusätzliche Rolle gespielt haben. Die Folge war ein für Rosa Kerschbaumer schmeichelhaftes Gutachten, das am Ende zur Erteilung der eingangs erwähnten Sondergenehmigung durch den Kaiser führte. Sie machte die nunmehr 39-Jährige zur ersten Ärztin, die in der Habsburgermonarchie praktizieren durfte – zehn Jahre vor der offiziellen Zulassung von Frauen zum Medizinstudium in Österreich. Nach der Trennung von Ehemann Friedrich leitete Kerschbaumer jetzt offiziell die private Augenheilanstalt, die ab 1887 auch Patienten des St.-Johann-Spitals (das selbst noch über keine Augenklinik verfügte) übernahm. Der Vertrag endete im Dezember 1892, da zeitgleich die neue Augenabteilung des Salzburger Landesspitals eröffnet wurde. Dass eine Bestellung zur Primaria damals noch undenkbar schien, führte gemeinsam mit sinkenden Patientenzahlen dazu, dass sie die Augenklinik 1896 auflöste und nach 18 Jahren der Mozartstadt den Rücken kehrte. Nach weiteren Jahren in Russland emigrierte Rosa Kerschbaumer 1911 in die USA und starb 1923 im Alter von 72 Jahren in Los Angeles. •

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ELTEN


Very Personal

Wolfgang Josef Aichhorn setzt sich dafür ein, dass psychisch Kranke die beste Versorgung erhalten. Nicht nur in seiner Uniklinik in Salzburg, sondern auch in deren Zuhause und am Arbeitsplatz.

Ein Mann mit Tiefgang Autor: Wolfgang Bauer • Fotos: Paracelsus Uni/wildbild

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as Risiko, einmal im Leben eine psychische Erkrankung zu erleiden, liegt bei 60 Prozent. Das bedeutet, dass nahezu jeder Bürger in irgendeiner Form davon betroffen sein kann, sei es als Patient oder im familiären, privaten oder beruflichen Umfeld. Dieser Umstand mag viele aufrütteln oder gar ängstigen, für Wolfgang Josef Aichhorn ist er wesentlicher Motor für sein ärztliches Tun. Dazu kommt noch die Faszination, die sein Fach auf ihn ausübt: „Es gibt kaum eine komplexere Fachrichtung als die Psychiatrie“, behauptet er. Und verweist diesbezüglich auf das vielschichtige therapeutische Angebot von der Pharmakotherapie über bildgebende und operative Verfahren bis hin zu den psychotherapeutischen und psychosozialen Behandlungsverfahren und -konzepten, die er und sein Team anbieten. Darum ist ihm die vollständige Bezeichnung der Einrichtung, die er seit 2016 leitet, wichtig: Universitätsklinikum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Rundum-Betreuung. Aichhorns Anspruch reicht weit über die Akutversorgung an der Klinik hinaus. Diese stellt zwar den Kernbereich der Psychiatrie dar, so etwa die Behandlung schizophrener, depressiver oder schwer traumatisierter Patienten. Aber Aichhorn und sein multiprofessionelles Team an der Christian-Doppler-Klinik kümmern sich auch

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weiter um die Patienten, wenn sie die Klinik wieder verlassen, damit sie im Alltag wieder leichter Fuß fassen können. Diese integrierte psychiatrische Versorgung in Kooperation mit der Salzburger Gebietskrankenkasse, dem Land Salzburg und dem Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach stellt ein in Österreich einzigartiges Projekt dar. Mehr als Akutversorgung. Daher betreibt Aichhorns Universitätsklinik in Kooperation mit sozialen Vereinen an die 60 Arbeitstrainingsplätze. „Auch das ist Psychiatrie: Ein großer Teil unserer Arbeit beginnt erst nach der Akutversorgung“, erklärt der Klinikchef. Nebenbei bemerkt hält er eine wertschätzende Haltung gegenüber Patienten für ebenso wichtig wie die Verabreichung von Medikamenten. Darüber hinaus integriert eine Psychiatrie, wie Wolfgang Josef Aichhorn sie versteht, auch die Angehörigen psychisch Kranker. Damit ihre Ängste entsprechend ernst genommen werden und sie die großen Anforderungen leichter bewältigen können, besuchen die Experten der Klinik auch entsprechende Treffen mit Angehörigen und Patienten. Herausforderungen. Der 55-Jährige wollte ursprünglich Internist werden. Doch bereits während seines Medizinstudiums in Wien begann er eine PsychotherapieAusbildung – die Katathyme Imaginative Psychotherapie, ein tiefenpsychologi-

sches Verfahren. Vermutlich war es seine große Affinität für psychische Probleme, die ihn letztlich in die Psychiatrie geführt hat. „Eine gute Entscheidung“, wie er rückblickend bemerkt. Auch wenn ihm bewusst ist, dass die Psychiatrie vor großen Herausforderungen steht. Etwa aufgrund des Ärztemangels in diesem Fach, ein Phänomen, das sowohl den stationären als auch den niedergelassenen Bereich betrifft und das in ganz Europa zu beobachten ist. Ein brennendes Thema ist auch die stete Zunahme älterer Psychiatrie-Patienten. Von den 6000 stationär aufgenommenen Patienten in seiner Klinik im Jahr 2018 waren mehr als 400 Personen älter als 70, die älteste Patientin war sogar 102 Jahre alt. „Diese Patienten sprechen nicht nur langsamer auf die entsprechenden Therapien an. Sie sind wie andere ältere Menschen auch zunehmend multimorbid, haben also neben der psychischen Erkrankung auch andere Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder haben einen Herzinfarkt hinter sich“, erklärt der Klinikvorstand. Ein Teil der älteren Patienten leidet bereits seit Jahrzehnten an einer psychischen Krankheit, andere erkranken erst im Alter. Beide Patientengruppen werden jährlich größer. Forschung im Fokus. Auf der anderen Seite sieht der Psychiater einen steigenden Bedarf bei der Versorgung minder-

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jähriger Kinder von psychisch Kranken. „30 bis 40 Prozent jener Patienten, die wir in unserer Klinik aufnehmen, haben minderjährige Kinder. Vielen von ihnen geht es nicht gut, weil die Eltern oder ein Elternteil psychisch krank sind. Andere sind sogar hochgefährdet“, sagt Aichhorn. Daher widmet sich eines seiner Forschungsprojekte speziell Frage, was die Kinder stark macht, damit sie eine gute Entwicklung nehmen können. Außerdem wird die bereits erwähnte integrierte Versorgung wissenschaftlich begleitet. Als stellvertretender Leiter des Instituts für Synergetik und Psychotherapieforschung der Paracelsus Universität liegt sein Fokus auch auf der Erforschung therapeutischer Verläufe – etwa bei Zwangsstörungen – zum Beispiel mit Hilfe funktioneller Bildgebung. Als Ausgleich zum intensiven Arbeitsalltag verbringt der gebürtige Salzburger Zeit mit seiner Familie und tankt Kraft beim Tennis, Wandern und bei anderen Sportarten. •

Es gibt kaum eine komplexere Fachrichtung als die Psychiatrie.“ Univ. Prof. Dr. Wolfgang Josef Aichhorn, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Salzburg

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Die moderne Hernienchirurgie verschließt den Leistenbruch mittels gut verträglichen Netzen.

Autor: Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel Fotos: iStock, privat

Der  Br ch  ohne Knochen B

rüche kommen nicht nur bei Knochen vor, sondern betreffen die gesamte Körperwand des Menschen. Der wohl bekannteste Bruch ist der Leistenbruch, im Fachausdruck „Leistenhernie“ genannt. Jährlich erkranken etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung an einem Leistenbruch, wobei Männer deutlich häufiger betroffen sind. Leistenhernien sind schon seit etwa 2000 v. Chr. bekannt. Die erste überlieferte chirurgische Therapie zur Abtragung eines Bruchsackes unter Schonung des Hodens wurde von Celsus im ersten Jahrhundert n. Chr. beschrieben. Allerdings hat sich die Hernienchirurgie in den letzten 120 Jahren wesentlich weiterentwickelt und wird heute weltweit von Spezialzentren mit Fachexperten behandelt.  SYMPTOME  Die Symptomatik des Leistenbruchs kann sehr unterschiedlich sein. Zum einen können die Patienten unter einem

leichten ziehenden Schmerz und Missempfinden in der Leistenregion leiden, zum anderen kann es zu einem ausstrahlenden Schmerz in den Hoden bis hin zu einem Darmverschluss, der durch in den Bruchsack ragende Dünndarmschlingen entsteht, kommen. Die Erkrankung weist dabei zwei Altersgipfel auf – sie kommt bei Neugeborenen und ältere Patienten am häufigsten vor.  THERAPIE  In der Therapie der gesamten Hernienchirurgie – und speziell der Leistenhernienchirurgie – wurden in den letzten zehn Jahren extreme Fortschritte gemacht. Gab es noch vor einigen Jahren das direkte Nahtverfahren mit Verschluss der Bruchlücke im Bereich des Leistenkanals mit hohen Rezidivraten (Wiederauftreten nach erfolgreicher Behandlung), so konnte dies durch spannungsfreie Adaptionen mit modernen, gut verträglichen Netzen gelöst werden. Dadurch wurde das

Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel ist seit 2016 Klinikvorstand an der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie Salzburg und lehrt an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.

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Wiederkehren eines Bruches nahezu auf null gesenkt. Neu in der Hernienchirurgie sind jedoch die vor allem chronisch auftretenden Schmerzen nach Operationen im Bereich der Leiste, die durch falsche Indikationsstellung oder aber mangelnde Operationstechniken entstehen können. In vielen Expertenzentren wird daher die Hernienversorgung mittlerweile fast ausschließlich minimal-invasiv durchgeführt, das heißt die Netze werden von innen an die Leibeswand angebracht und verschließen somit die Bruchlücke physiologisch schonend.  PROPHYLAXE  Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Hernien gibt es derzeit grundsätzlich nicht. Man vermutet, dass die Entstehung der Leistenhernie auf einer Störung der Kollagensynthese, des Bindegewebes, basiert. Dass die Leistenhernie vor allem im jugendlichen Alter (bis zu 20~25 Jahren) am seltensten auftritt, könnte man dahingehend interpretieren, dass ein gut trainierter Körper mit einer stabilen Bauchdecke tendenziell weniger dazu neigt, Hernien zu entwickeln. Die Behandlung der so genannten „Sportlerhernie“, die gerade bei gut trainierten jungen Männern auftritt, sollte in spezialisierten Zentren, die an internationale Register angeschlossen sind, erfolgen. •

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Operation Improvisation

Bei seinen Einsätzen als Militärbeobachter in Krisengebieten fasste Klaus Wolff den Entschluss, Chirurg zu werden.

Er ist Spezialist für Katastrophenmedizin und Einsatzchirurgie, hat schon viele Auslandseinsätze absolviert und dient als Kommandant im Heeresspital: Die medizinische Karriere von Oberstarzt Klaus Wolff schmeckt nach Abenteuer. Autor: Andreas Aichinger • Fotos: Bundesheer/Gunter Pusch

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ie sind eine Persönlichkeit mit ausgezeichneter Fachkompetenz und militärischem Know-how im Frieden und im Einsatz.“ Die Anerkennung durch einen Vorgesetzten im März 2015 markierte einen außergewöhnlichen Moment in einer außergewöhnlichen Mediziner-Karriere: Seit diesem Tag hat Klaus Wolff das Kommando über das Sanitätszentrum Ost des Österreichischen Bundesheeres, das im Volksmund noch immer als „Heeresspital“ bekannt ist. Seit mittlerweile vier Jahren führt er die militärische Sanitätseinrichtung, der neben der Sanitätsanstalt Wien auch die Sa-

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nitätsschule und die Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Bundesheeres unterstehen. Und es gibt in Österreich tatsächlich nur wenige, die so kompetent über Katastrophen- und Militärmedizin sprechen können wie er. Das liegt auch am großen Erfahrungsschatz, den der heutige Oberstarzt bei Auslandseinsätzen erworben hat. Feldspital in Mali. 2012 etwa hatten islamistische Gruppierungen im Norden des westafrikanischen Mali die Gewalt an sich gerissen. In der Folge griff die ehemalige Kolonialmacht Frankreich militärisch ein

und drängte die Islamisten wieder zurück. Unmittelbare Folge ist seither die Präsenz internationaler Soldaten und unter anderem auch eine EU-Trainingsmission für die lokalen Streitkräfte. Mit von der Partie ist auch das österreichische Bundesheer, das 2013 sogar den KontingentKommandanten und ärztlichen Leiter des Feldspitals der EU und der europäischen Streitkräfte stellen durfte. Sein Name: Klaus Wolff. Neben den logistischen Herausforderungen ist die „Versorgung von Soldaten mit Schussverletzungen“ bis heute ein bleibender Eindruck geblieben, wie Wolff im Gespräch mit Paracelsus To-

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day erzählt. Seine damaligen Aufgaben umreißt der 1968 in Mosambik geborene Kärntner heute so: „Da geht es dann um taktische Entscheidungen, um Aufbau, Umsetzung und Organisation des Krankenhausbetriebes. Oder auch um die Definition, welche Menschen im Rahmen des damals abgeschlossenen internationalen Agreements behandelt werden.“ Von Minen zu Medizin. Klaus Wolff hatte aber auch schon zuvor als junger Soldat Auslandserfahrung gesammelt. Und dabei Dinge erlebt, die ihn nachhaltig prägten: „Als Militärbeobachter in Krisengebieten habe ich gesehen, was Menschen alles zustoßen kann: ethnische Säuberungen, Hinrichtungen, Minenunfälle und schwere Verletzungen. Und so habe ich den Entschluss gefasst, mit dem Medizinstudium zu beginnen. Und zwar mit der klaren Idee, Chirurg zu werden.“ Unterbrochen wird das in nur acht Semestern durchgezogene Studium in Wien nur durch einen Einsatz im Rahmen der UN-Beobachtermission für Irak und Kuwait. In der dienstfreien Zeit arbeitet der Österreicher damals für die deutsche Sanitätsversorgung der UN-Truppen und wird dabei erstmals mit schweren Kriegsverletzungen konfrontiert. Weitere Auslandseinsätze verbringt er am Golan, in Georgien, im Kosovo und zuletzt an der ungarisch-serbischen Grenze, anfangs als Militärbeobachter, dann als Notfallsanitäter und schließlich als Militärmediziner. Kein Wunder also, dass der 51-Jährige heute genau weiß, worauf es ankommt: „Das Entscheidende in der Katastrophenmedizin sind drei Aspekte: Man muss schnelle Entscheidungen treffen können, mit wenig Ressourcen auskommen und man muss kreativ sein.“

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aus dem Iran-Irak-Krieg verletzt“ worden waren. Nachsatz: „So etwas bleibt einem schon immer in Erinnerung.“ OP im Zelt. Wie aber schlägt man einen Karriereweg in der Katastrophenmedizin überhaupt ein? „Man muss eine gute Facharztausbildung haben und sich über Standard-Auslandseinsätze langsam an die speziellen Bedingungen heranarbeisagt der Kärntner. Man muss schnelle Entscheidungen tref- ten“, Besonders gefragt wären fen können, mit wenig Ressourcen ausdabei (Unfall-)Chirurgen, kommen und man muss kreativ sein.“ Orthopäden/Traumatologen, Anästhesisten und Oberst Dr. Klaus Wolff, Kommandant des SanitätsInternisten. Ausschlaggezentrums Ost des Österreichischen Bundesheeres bend sei generell vor allem Habilitation mit Seltenheitswert. Kreadie „Bereitschaft, unter ungewohnten tivität und Improvisation waren beispielsBedingungen“ zu arbeiten: „Es kann ja weise gefragt, als bei einer hochschwanbeispielsweise sein, dass man bei strögeren österreichischen Diplomatin fern mendem Regen in einem Zelt bei Generader Heimat eine Komplikation auftrat. torlicht operiert – und dann der Generator Rasch improvisierte Wolff aus vorhanausfällt.“ Ganz intensiv arbeitet Wolff, der denen Ausrüstungsgegenständen einen selbst Facharzt für Chirurgie ist, in der miBrutkasten für das Baby. Eine Lösung litärischen Ausbildung mit „Simulationen, für ein viel gravierenderes Problem beTrockentrainings und Mindset-Übungen“, schäftigte ihn 2012 im Rahmen seiner in deren Rahmen denkbare Szenarien Habilitation im Fach Allgemeinchirurgie/ durchgespielt werden. Und Wolff, übriKriegschirurgie. Wolff: „Das Thema meigens auch Präsident der „Österreichiner Habilitation war die Einsatzchirurgie, schen Gesellschaft für Wehrmedizin und konkret die Entwicklung von SchutzWehrpharmazie“, rüstet auch sein eigesystemen, die Fahrzeuginsassen bei nes Wissen ständig auf. Zuletzt etwa im Landminen-Explosionen vor der ExploRahmen des Universitätslehrgangs für sionsdruckwelle bewahren sollen.“ Es Medizinische Führungskräfte der Parahandelt sich dabei übrigens um die erste celsus Medizinischen Privatuniversität. einsatzchirurgische Habilitation in Wien Der Gewinn: „Diese Ausbildung hilft mir, seit 1946 und um eine der ganz wenigen unter anderem im Rahmen der konzepin Europa, die sich rund um das Thema tiven Projektgruppe zum ‚Sanitätswesen Katastrophenmedizin drehen. Die harte 2020´, die ich derzeit leite.“ Bleibt noch Realität hinterlässt indes durchaus bleiseine Botschaft an potenzielle Nachahbende Eindrücke. Klaus Wolff nennt als mer: „Man braucht ein bisschen AbenBeispiele „die Versorgung von Soldaten teuerlust, vor allem aber Interesse am mit Schussverletzungen in Mali und von Neuen und am Fremden. Alles andere Kindern und Jugendlichen im Irak, die kann man im Lauf der Zeit und durch Erdurch Munitionsreste und Landminen fahrung lernen.“ •

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Point of View

ZUKUNFT

braucht Gestaltung Autor: Karl Forstner • Foto: Paracelsus Uni/wildbild

A

uch Österreichs Gesundheitspolitik kann den Mangel an Allgemeinmedizinern nicht mehr übersehen, ignorieren oder totschweigen. Zu offensichtlich sind die Versorgungslücken und zu laut die Klagen betroffener Bürger. Und so häufen sich in nicht unerwarteter Polyphonie die Vorschläge zur Behebung dieses Missstandes. Das Spektrum dieser Ideen reicht von deklamatorischen Appellen über sehr konkrete Förderungsmaßnahmen bis hin zu maskierten Phantasien nach neuen Medizinuniversitäten. Und keine Frage, die statistischen Daten sind hinsichtlich der Allgemeinmedizin besorgniserregend. Wirksame Maßnahmen sind höchst an der Zeit. Nur sollten wir in der mittel- und langfristigen Planung keinesfalls übersehen, dass die Problematik

Dr. Karl Forstner ist Präsident der Ärztekammer für Salzburg.

der Allgemeinmedizin nur die Spitze des Eisbergs, das Wetterleuchten vor dem Sturm ist. So ist etwa der vorhersehbare Ersatzbedarf durch Pensionierungen in Salzburgs Spitälern in den nächsten zehn Jahren mit zumindest 300 Vollzeitäquivalenten anzunehmen. Diese Zahl ist zumindest nicht kleiner als der Ersatzbedarf im gesamten Bereich der niedergelassenen Allgemeinmediziner und Fachärzte. Österreich bildet an den Universitäten nicht wenige Ärzte aus – zumindest im proportionalen Vergleich zu unseren deutschsprachigen Nachbarn. Allerdings arbeiten nur knapp über 60 Prozent eines Studienjahrgangs im Anschluss in Österreich als Ärztinnen und Ärzte. Die Drop-out-Rate von knapp 40 Prozent hat verschiedenste Ursachen. Bedeutsam

ist sicher die Quotenregelung, aber auch die Abwanderung in andere Gesundheitssysteme und der Wechsel in andere Berufsfelder. Eine für Planungen im Gesundheitswesen höchst wünschenswerte Untersuchung der Motive für Berufsentscheidungen von Absolventen der Medizinuniversitäten liegt bislang nicht vor. Vorhersagen können wir aus den vorliegenden Zahlen aber zweifelsfrei, dass bei Fortschreibung der derzeitigen Entwicklung allen Bereichen unseres Gesundheitssystems ein Ärztemangel droht. Natürlich reicht das Malen apokalyptischer Bilder nicht. Es braucht wirksame Maßnahmen für alle Segmente unseres Gesundheitssystems. Zunächst müssen wir unsere Studienabsolventen durch attraktive Ausbildungsangebote gewinnen. Arbeitsbedingungen, aber auch Einkommen müssen in allen Segmenten im internen und im Vergleich zu ausländischen Gesundheitssystemen wettbewerbsfähig sein und gehalten werden. Der Ärztemangel wird neue Kooperationen mit anderen Gesundheitsberufen erzwingen. Und wir werden die Möglichkeiten der Digitalisierung intensiv nutzen müssen. Ein Grund für Mutlosigkeit und Panik besteht sicherlich nicht. Verunsicherung unserer Bevölkerung kann wohl nicht das Ziel sein. Reiche Gesellschaften sollten den Anspruch auf ein hochwertiges Gesundheitssystem für alle Mitbürger auch in Zukunft uneingeschränkt aufrechterhalten können. Aber auch reiche Gesellschaften brauchen kluge, verantwortungsvolle, zukunftsfähige Entscheidungen. •

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