ISSN 2512-7519
2/2017
Blütenpresse
Schutzgebühr 2 €
Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
Blütenpresse Inhalt Heft 2-2017 Impressum 38 Editorial 39 Neues aus dem Garten 40 Eröffnung des Irisgartens 43 Bonsaiausstellung im Botanischen Garten 44 Baumexoten im Botanischen Garten 46 50 Die Hexenzwiebel im Botanischen Garten? Wir decken den Tisch für Bienen und andere Insekten 51 Plan des Botanischen Gartens 54/55 Der Biblische Garten stellt sich vor 56 Das „Mexikanische Gänseblümchen“ 59 Jubiläum: ein Jahr Spinntreffen 60 Gartenarchitekt Josef Buerbaum plant Friedhof und parkartige Erholungsstätte 61 Heilpflanze des Jahres 2017 65 Helfer gesucht – Mitmachen erwünscht! 67 Mitgliedsantrag 70 Veranstaltungsprogramm Juli – September 72
Impressum Redaktion: Harro Hieronimus (v.i.S.d.P.) Dompfaff weg 53 42659 Solingen Tel.: 0212-819878 redaktion@bluetenpresse.de Die Blütenpresse ist eine Zeitschrift für die Mitglieder der Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. sowie die Besucher des Botanischen Gartens. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Abonnementsmöglichkeiten bitte bei der Redaktion erfragen. Veröffentlichte und namentlich gekennzeichnete Manuskripte stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Für den Inhalt sind die Autoren selbst verantwortlich. Jegliche Gewährleistung für beschriebene Verfahren oder Geräte wird nicht von der Stiftung
Botanischer Garten Solingen e.V. oder der Redaktion übernommen. Für unverlangt eingesandte Artikel wird keine Gewährleistung übernommen. Jeder Einsender erklärt sich mit der redaktionellen Bearbeitung seiner Artikel einverstanden. Eine Rücksendung von Manuskripten oder Bildvorlagen findet nur nach besonderer Absprache statt. Angenommen werden auch Artikel, die bereits in einer anderen Zeitschrift abgedruckt wurden, wenn das Einverständnis der erstveröffentlichenden Zeitschrift beigefügt ist bzw. ein Abdruck in einer Zeitschrift erfolgte, die den Nachdruck ausdrücklich genehmigte. Alle Anfragen und Einsendungen sind möglichst direkt an die Redaktion zu richten.
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Blütenpresse Foto: Dähne Verlag
Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Botanischen Gartens Solingen, nachdem das erste Heft der diesjährigen Blütenpresse noch viele Grußworte enthalten hat, liegt nun das zweite Heft vor Ihnen. Wie das so in einem ersten Heft ist, natürlich ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich hatte Ihnen die Staude des Jahres, die Bergenie, vorgestellt. Und was wurde abgebildet: ein Schildblatt (Darmera peltata). Hier abgebildet noch einmal die Blüte des Schildblatts (links) und eine korrekte Aufnahme einer Bergenie (rechts).
Eine gewisse Ähnlichkeit ist zwar vorhanden, aber der vielleicht größte Unterschied ist, dass die Blüten beim Schildblatt zeitig im Frühjahr vor den Blättern erscheinen, bei der Bergenie aber die Blätter zuerst da sind. In diesem Heft finden Sie wieder eine interessante Zusammenstellung von Ereignissen im Botanischen Garten. Sollte Ihnen der Artikel „Helfer gesucht – Mitmachen gewünscht“ bekannt vorkommen: Es ist der gleiche, der in Heft 1 abgedruckt wurde, denn wir suchen immer noch Mitarbeiter. Auch wenn Sie nur gelegentlich helfen können, nehmen Sie einfach Kontakt auf. Es lohnt sich, denn mit dem Botanischen Garten hat Solingen ein echtes Schmuckstück. Mit herzlichen Grüßen Ihr Harro Hieronimus 39
Neues aus dem Garten Seit Anfang Mai haben wir im Botanischen Garten, genauer in der Orchideenhalle, einen Defibrillator aufgestellt. Im gleichen Zug haben wir auch den Verbandskasten im Kiosk erneuert und in Küche und Büro zusätzliche Pflasterspender aufgehängt. Bei der Stadt haben wir angefragt, ob Mitglieder der Stiftung eine Ersthelferschulung über die Berufsgenossenschaft finanziert bekommen würden. Wir warten noch auf eine hoffentlich positive Nachricht.
Ein kürzlich von Solingen nach Bremen verzogener Kunst- und Kulturliebhaber hat der Stadt Solingen eine Bronzeskulptur der Solinger Bildhauerin Lies Ketterer aus dem Jahr 1963 geschenkt. Die Skulptur zeigt wohl die Nichte Lies Ketterers im Moment der inneren Konzentration auf ein kleines Schmetterlingserlebnis (siehe Foto). Die Skulptur sollte ursprünglich im Atrium des Theater und Konzerthauses oder im Umfeld des Gebäudes aufgestellt werden. Da im Rahmen der geplanten Theaterumfeldverbesserungen im Atrium eine strengere, an der Architektur des Theaters orientierte sachliche Grüngestaltung realisiert werden wird und das Außengelände als nicht besonders vandalismussicher erscheint, wurde die Skulptur im Botanischen Gar40
ten Solingen aufgestellt. Auf Wunsch des Spenders wurde als Standort für die Figur ein Blumenbeet gewählt, welches sich in der Nähe der Sonnenuhr befindet. Die Skulptur fügt sich harmonisch in die Beetanlage des unter Denkmalschutz stehenden Gartens ein. Die Entstehung der Skulptur und die Eröffnung des Botanischen Gartens fallen beide in das Jahr 1963. Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. freut sich sehr über diese Bereicherung der Anlage und bedankt sich bei der Stadt und allen Beteiligten für die schnelle Umsetzung. Wie bestimmt schon vielen von Ihnen aufgefallen sein wird, wurde unsere Toilettenanlage abgerissen, ohne eine neue Toilettenanlage zu bauen. Leider müssen wir uns noch mit den drei Dixi-Toiletten als Notlösung arrangieren. Laut der Stadt Solingen ist die Eröffnung für die neue Toilettenanlage für den 26. Februar 2018 geplant. Der neue Standort soll rechts neben dem Haupteingang liegen, dort wo zurzeit noch die Fahrradständer stehen. Die neuen Toiletten sollen neben einer Damen- und einer Herrentoilette auch eine Behindertentoilette mit Wickeltisch besitzen. Die Toiletten werden barrierefrei sein und auch über einen Lagerraum für Putz- und Verbrauchsmaterialien verfügen.
Die ersten Vorarbeiten der Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. zur Sanierung des seit 2010 denkmalgeschützten Tropenhauses haben begonnen. Nach vier Jahren Vorbereitung mit vielen Gutachten und Berechnungen wurde am 13. März, in Abstimmung mit den städtischen Stellen, mit den Vorarbeiten zum Einsetzen von zwei Musterscheiben begonnen. Die Arbeiten haben sich aufgrund des kühlen und nassen Wetters bis Anfang Mai hingezogen. Die lange Vorplanungsphase lag auch an der Entdeckung von Asbestrückständen in den Fensterdichtungen. Bevor die zwei alten Doppelstegscheiben aus den Rahmen entnommen werden konnten, musste der betroffene Bereich um das Fenster eingehaust werden, um die Umgebung vor eventuellen Asbestrückständen zu schützen. Nach der Entnahme des ersten Fensters durch die Entsorgungsfirma Scalabrin wurden Schadstoffmessungen durch das Sachverständigenbüro Richardson vorgenommen. Ergeben die Messungen keine Auffälligkeiten, wird die erste der beiden Musterscheiben eingesetzt. Im Anschluss erfolgte in gleicher Reihenfolge das Einsetzen der zweiten Musterscheibe. Bei den Scheiben handelt es sich um UV-durchlässige, doppeltverglaste Scheiben. Die Doppelverglasung soll die Wärmeisolierung des Tropenhauses verbessern. Mit den Glasscheiben nähert sich das Tropenhaus auch wieder seiner ur-
sprünglichen Bauart an, da dieses früher auch mit Glas eingedeckt war, allerdings einfacher verglastem Glas. Die beiden neu eingesetzten Scheiben unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Lichtdurchlässigkeit. Die eine Scheibe ist matt, die zweite durchsichtig. Ein Jahr lang wird jetzt der Pflanzenwuchs beobachtet, um die optimale Scheibe für das Tropenhaus zu bestimmen. Nach Abschluss der Einbauarbeiten der beiden Musterscheiben können dann die Kosten für die Gesamtsanierung ermittelt werden. Die gesamte Planung und Bauleitung hat der Walder Architekt Manfred Kraue ehrenamtlich, anlässlich des 50ten Geburtstags des Tropenhauses 2015, übernommen. Hierfür im Namen der Stiftung recht herzlichen Dank. Für die notwendigen Sanierungsarbeiten ist die Stiftung auf zusätzliche Förderer angewiesen und würde sich über weitere Spenden für das Tropenhaus freuen. Spendenkonto: IBAN DE26 3425 0000 0005 4490 20 bei der Stadtsparkasse Solingen (BIC: SOLSDE22XX), Stichwort „Tropenhaus“. Aufgrund der jetzt beginnenden Bauarbeiten für das Hospiz muss der Haupteingang als Baustellenzufahrt genutzt werden. Für unsere Besucher bedeutet das, dass bis zum Abschluss der Bauarbeiten im Dezember der Haupteingang gesperrt werden muss. Besucher, die zum alten Friedhofsteil möchten, werden durch das Fußgängertor am Haupteingang links an der Biologischen Station vorbei über eine neuen, provisorischen Weg geleitet. Gäste, die den Botanischen Garten besuchen wollen, müssen rechts neben dem Haupteingang den alten historischen Eingang nehmen und werden über einen Steg rechts um die Sponsorentafeln in den Garten geführt. Hierfür müssen dann noch einige Rückschnitte von Sträuchern erfolgen. Beide Zuwegungen sind barrierefrei und werden ausgeschildert sein. Diese Umleitungen gelten nur von Montag bis Freitag. An Wochenenden und Feiertagen kann der Botanische Garten normal über den Haupteingang betreten werden. Mitglieder der Stiftung dürfen, wie auch Lieferanten, wie gewohnt auch unter der Woche über den Haupteingang in den Garten einfahren. Wir haben seit Pfingstmontag wieder Vögel in unserer Voliere. Diese waren wegen hoher Auflagen der Stadt vom Vogelzuchtverein aus der Voliere genommen worden, u.a. weil es Beschwerden gab, dass tote Vögel auf dem Boden lagen. Die Auflage, dass jeden Tag die Voliere kontrolliert wird, konnte der Vogelzuchtverein nicht erfüllen. Ab jetzt 41
übernimmt der Schließdienst diese Aufgabe. Und siehe da, die Vögel können wieder in die Voliere. Sollte der Schließdienst bei seinem abendlichen Rundgang einen toten Vogel entdecken, so wird der Vogelzuchtverein kurz über die am der Voliere angebrachte Telefonnummer informiert und kümmert sich um alles Weitere.
Im Aquarium hat sich leider ein Problem ergeben. Die innere der beiden aneinander geklebten Frontscheiben hat einen Riss, der durch Druck von unten auf die Scheibe ausgelöst worden sein muss. Der Einbau der neuen Scheibe wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Aquarium muss erst vollständig geleert werden. Fische und Pflanzen sollen in dieser Zeit in einem 1000-Liter-Tank untergebracht werden. Dann wird die Scheibe herausgenommen und genau vermessen. Danach erst kann sie bestellt werden; bis zur Lieferung wird sicher eine Woche vergehen. Nach dem Einbau der neuen Scheibe wird das Aquarium neu eingerichtet und wieder mit hoffentlich allen vorhandenen Fischen und Pflanzen bestückt. Eine Umgestaltung der Bepflanzung wäre zwar demnächst sowieso nötig gewesen, aber so umfassend sollte es dann doch nicht sein. Der Umbau wird dazu führen, dass das Aquarium und seine Bewohner einige Wochen nicht betrachtet werden können. Gleichzeitig werden Arbeiten zur Sanierung der Anschlüsse etc. vorgenommen.
Fotos: Redaktion
Text & Fotos: Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
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Eröffnung des Irisgartens Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, den botanischen Garten in Solingen zu erhalten und zu attraktivieren. So habe wir vor zwei Jahren begonnen, den denkmalgeschützten Irisgarten, der zu den Ursprungsgärten von 1963 gehört, nach den alten Plänen zu sanieren und wieder herzurichten. Nicht nur die Beetund Kantensteine wurden erneuert, sondern auch Wegeplatten, Mauern und die Beschilderung. Um den Denkmalauflagen gerecht zu werden, mussten z.B. Wegeplatten, die nicht mehr restauriert werden konnten, in Handarbeit neu vergossen werden. Da der Garten mit seinen vielen Waschbetonelementen aus den 1950er-Jahren unter Denkmalschutz steht, wurde auf diese Arbeiten besonders viel Wert gelegt. Auch die Mauern mussten in Handarbeit aufwendig wiederhergestellt werden. Durch die Unterstützung der Stiftung Wolfgang Wüsthof konnte der Irisgarten erfolgreich restauriert werden. Am 18. Mai fand daher die offizielle Eröffnungsfeier mit vielen Ehrengästen statt. Aufgrund des schlechten Wetters wurde der feierliche Festakt von der Lese- in die Orchideenhalle verlegt. Neben Grußworten von unserem Vorsitzenden Herrn Dr. Fleischer, Bürgermeister Herrn Ernst Lauterjung und Frau Ministerin Silvia Löhrmann, welches von unserer Schatzmeisterin Frau Valeria Luhn vorgelesen wurde, gab es als Höhepunkt ein Referat vom Präsidenten des Verbandes der Botanischen Gärten, Herrn Prof. Dr. Maximilian Wei-
gend, zur Bedeutung der Botanischen Gärten in der heutigen Zeit. Für die kurzweilige Gestaltung der Feier sorgte ein Quartett der Solinger Symphoniker. Pünktlich zur Eröffnung brach die Wolkendecke auf und die Sonne strahlte auf das blau-goldene Band, welches feierlich von Herrn Dr. Fleischer, Herrn Wolfgang Wüsthof, Herrn Joachim Steen, Herrn Bürgermeister Ernst Lauterjung und Herrn Prof. Dr. Maximilian Weigend durchgeschnitten wurde. Die Stiftung bedankt sich bei Herrn Wolfgang Wüsthof und der der Bezirksvertretung Gräfrath für die finanzielle Unterstützung, ohne die die Sanierung nicht hätte umgesetzt werden können. Text & Fotos: Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
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Bonsaiausstellung im Botanischen Garten Vom 04.-05. Juni richtete traditionell zu Pfingsten der Bonsaistammtisch Solingen in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens Solingen seine Jahresausstellung aus. Zum vierten Mal konnten am Pfingstsonntag und Pfingstmontag jeweils von 11-18 Uhr über 40 der kleinen „Naturwunder“ bestaunt werden. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag dieses Jahr bei den Ahornen. Wegen ihrer Blattfärbung und der Blattgröße sind Ahorne in der Bonsaigestaltung sehr beliebt. Kaum ein anderer Baum zeigt eine solche Färbung das ganze Jahr über. Gezeigt wurden 20 Ahornbäume, aber auch eine Reihe anderer Arten. Die Besucher konnten den schönsten Baum der Ausstellung wählen und dabei Preise rund um das Thema Bonsai gewinnen. Die Gewinner wurden am Montag, den 05. 06. 2017, um 16.00 Uhr in der Ausstellung bekanntgegeben. Vorab gab es aber für Michael Luther die begehrte Urkunde für den schönsten Baum der Ausstellung Mit der Künstlerin Johanna Setiadi konnten die Besucher und vor allem Kinder in die Kunst der traditionellen chinesischen Tuchmalerei eintauchen. Auf Reispapier zeichnete sie mit den BesuText & Fotos: Stiftung Botanischer Garten Solinchern Naturmotive. gen e.V.
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Baumexoten im Botanischen Garten Solingen Beim Besuch des Gartens kann man leicht eine große Anzahl fremdländischer Gehölze kennenlernen. Dieser Artikel soll auf Besonderheiten aufmerksam machen und den Leser anregen, die interessanten Bäume selbst aufzusuchen. Klima Solingen liegt am Rande des Niederrheinischen Tieflands auf einer Höhe von ca. 215 m ü. NN, wobei das maritime, subatlantisch geprägte Klima zu allgemein kühlen Sommern und relativ milden Wintern führt. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 10,4 °C, in der Wachstumsperiode Mai-September 16,1 °C. Bis in den Mai sind Spätfröste möglich. Der Jahresniederschlag liegt im Mittel bei 1080 mm, davon fallen 468 mm in der Vegetationsperiode April-September. Die mittlere Jahrestemperatur im Botanischen Garten, der eine Hanglage nach Südwesten aufweist, liegt über dem Durchschnitt.
Rückwanderung der Bäume Vor zehntausend Jahren endete die letzte Eiszeit Europas. Die Tundra zog sich nach Norden zurück. Bäume, die in Südeuropa, Nordafrika, der Westtürkei und dem Kaukasusgebiet überlebt hatten, wanderten langsam wieder nach Mitteleuropa ein. Sie werden hier nicht als Exoten bezeichnet. Exotische Gehölze Beim Vergleich der Artenvielfalt zwischen Mitteleuropa und den östlichen USA fällt auf, dass es in Mitteleuropa vergleichsweise weniger Gattungen und weniger Arten gibt. Bei den Laubbäumen sind 16 Gattungen in beiden Regionen vertreten, die in Mitteleuropa 44 und und den USA 66 Arten aufweisen. Nur eine Gattung tritt in den östlichen USA nicht auf, Pyrus (Birnen). Und nur bei Salix (Weiden) und Sorbus (Vogelbeeren) ist die Artenvielfalt in Mitteleuropa größer.
Abb. 1: Der Trompetenbaum
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Abb. 2: Der Japanische Fächerahorn
In den östlichen USA kommen noch weitere 25 Gehölzgattungen mit 40 Baumarten vor, die bei uns nicht heimisch sind, wie Gleditsia, Liquidambar und Nyassa. Sechs davon kommen in Südeuropa vor, eine Art (Amelanchier) ist im Garten als Strauch anzutreffen. Diese 25 auch bei uns im Freiland überlebensfähigen Gattungen bezeichne ich hier als exotisch.
mehrt sich oft so stark, dass er regelrecht bekämpft werden muß. Beliebt sind auch die prächtig gefärbten geschlitzten Ahorne (Acer japonicum, Abb. 2), der (Leb-) Kuchenbaum (Cercidophyllum japonicum) und der Judasbaum (Cercis siliquastrum, Abb. 3).
Viele Vertreter dieser Gattungen sind im Botani- Dekorativ hebt sich die weiße Rinde der Himaschen Garten Solingen anzutreffen. Neben den laya-Birke (Betula utilis, Abb. 4) gegen den blauen amerikanischen wurden entsprechend auch viele asiatische Gehölze angepflanzt. Sie wurden von Sammlern und Botanischen Gärten eingeführt. Sie kommen aus Gebieten, die ein ähnliches Klima aufweisen wie Solingen. Insgesamt entspricht dies ca. 50 % der Bäume im Garten. Ein typischer Vertreter ist der aus Nordamerika stammende Trompetenbaum (Catalpa bignonioides, Abb. 1), der – wie oft bei „Exoten“ – erst im Spätsommer besonders dekorativ blüht. Er neigt sich gern seitwärts und wächst dann liegend weiter. Der Chinesische Götterbaum (Ailanthus altissima) fühlt sich besonders wohl in Innenstädten. Er ver- Abb. 3: Der Judasbaum 47
Abb. 4: Himalaya-Birke
Abb. 5: Amberbaum
Himmel ab. Und die Herbstfärbung des Amerika- Während der Blüte im Mai „winkt“ der Taschennischen Amberbaums (Liquidambar styraciflua, Abb. tuchbaum (Davidia involucrata) mit seinen weißen 5) erinnert an den Indian Summer Nordamerikas. Schaublättern, um die Insekten zu den Blüten anzulocken. Neben ihm am Weg steht einer der BluDer sehr spät blühende Schnurbaum (Styphnolobi- menhartriegel (Cornus kousa ‘Xanthocarpa‘, Abb. um japonicum) präsentiert seine Blüten – und später 6), der nicht rote Früchte trägt, wie üblich, sondie Früchte – wie an einer Schnur hängend. dern gelbe.
Abb. 6: Japanischer Blumenhartriegel
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Foto: Beate Senska
Abb. 7: Mähnenfichte
Für die Nadelgehölze gilt – wie für die Laubgehölze –, dass die Artenvielfalt im östlichen Nordamerika (18 Arten) größer ist als in Mitteleuropa (acht heimische Arten). Die vier nicht in Mitteleuropa heimischen Gattungen Chamaecyparis, Taxodium, Thuja und Tsuga sind jedoch ebenfalls im Botanischen Garten Solingen vertreten, die Scheinzypressen (Gattung Chamaecyparis) sogar mit sieben verschiedenen Taxa. Dazu kommen noch die im westlichen Nordamerika heimischen Mammutbäume (Sequoia), diverse amerikanische Eichen und Kiefern, die Mähnenfichte (Picea breweriana, Abb. 7) sowie viele asiatische Gattungen wie das Chinesische Rotholz (Metasequoia glyptostroboides, Abb. 8) und die Schirmtanne (Sciadopytis verticillata, Abb. 9). Bis auf die Sumpfzypresse (Taxodium distichum), das Chinesi-
Abb. 8: Chinesisches Rotholz
sche Rotholz (Metasequoia glyptostroboides) und die Lärchen (Larix) sind alle Nadelbäume ganzjährig grün, so dass der Botanische Garten immer etwas zu bieten hat. Text & Fotos: Dr. Wolf-Achim Roland
Abb. 9: Schirmtanne
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Die Hexenzwiebel im Botanischen Garten? lut pflegeleicht und auch ihre Verwendung in der Küche stellt keine großen Ansprüche. Besonders beliebt und bekannt ist sicher das Pesto, aber auch Zubereitungen mit Quark, Butter oder als Gebäck- oder Suppenzugabe sind leckere Varianten. Im Botanischen Garten in Solingen finden Sie im Heilpflanzenbeet die auch allseits unter dem Namen Bärlauch bekannte Pflanze. Donate Lockenvitz
Bärlauchpesto
Foto: Donate Lockenvitz
Der Gehalt an Vitamin C, das gerade im Frühling dem Körper besonders gut tut, wie auch Mineralstoffe und ätherische Öle machen sie besonders wertvoll. Bereits im Mittelalter war sie geschätzt und findet sich so auch im Capitulare di Villis wieder, der Landgüterverordnung von Kaiser Karl dem Großen, der hiermit den Anbau in den Höfen regelte. Die ausdauernde Pflanze, die sich an einem guten Standort gerne auch selber vermehrt, ist abso-
Bärlauchblüte
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Foto: Redaktion
Ramsen wird sie auch genannt – dem einen oder anderen Besucher ist sie sicherlich besser bekannt unter dem Namen Hexenzwiebel, Waldknoblauch oder wilder Knofel. Natürlich kennen Sie diese! Die dunkelgrünen Blätter stehen einzeln auf einem Stiel und verströmen einen kräftigen Duft, der sowohl an Zwiebel, als auch an Knoblauch erinnert. Die schönen, kleinen, weißen Blüten verleihen der Pflanze, die typisch für den Frühling ist, ein schönes Aussehen. Seit einigen Jahren ist sie besonders begehrt in der feinen Küche und da sie nur wirklich frisch richtig gut schmeckt, findet man sie heute meist in den Monaten März bis Juni im Kräuterangebot der Gemüsehändler. Vor ihrem kulinarischen Comeback wurde sie als Heilpflanze gerne benutzt wegen ihrer allgemein ausleitenden und entzündungshemmenden sowie auch positiven Wirkung auf das Gefäßsystem als auch zur Unterstützung der gesunden Darmflora.
Wir decken den Tisch für Bienen und andere Insekten spricht vom ,,Höseln“. Je nachdem, welche Blüten besucht worden sind, sind die Pollenhöschen unterschiedlich gefärbt. Je nachdem, welcher Nektar gesammelt wurde, ist auch der Honig unterschiedlich gefärbt und hat einen unterschiedlichen Geschmack und Konsistenz. Wichtig für die Honigbiene ist ein Nahrungsangebot vor Beginn der Salweidenblüte (Salix caprea ‚Mas‘). Danach blüht erst einmal genug, mit Raps und Obstbaumblüte auch auf dem Land. Trotzdem ist die Versorgung im städtischen Raum mittlerweile sogar besser gesichert als auf dem Land, durch Parks, städtische Grünstreifen, Friedhöfe und vor allem die Privatgärten. Als erste Nahrungsquelle nach dem Winter dienen die Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Krokusse, der Winterling (Eranthis hyemalis) und Scillas. Wichtig ist, mit diesen Zwiebelblumen nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Pflanzen Sie also nicht nur zehn Zwiebelchen, sondern Dutzende. Bei den Stauden sind z.B. die Lenzrosen (Helleborus orientalis) eine beliebte frühe Trachtpflanze. Wichtig ist bei dieser Staude ein kalkiger Boden und Feuchtigkeit bis Juni, danach kann es ruhig trockener werden. Gut geeignet sind halbschattige Plätze unter Laub abwerfenden Sträuchern. Eine Biene auf einem Sonnenhut (Echinacea).
Foto: Anja Berger
Jeder hat mittlerweile davon gehört, dass Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und auch andere Insekten unter Nahrungsmangel leiden. Vielen Insekten droht das Aussterben, auch die Anzahl an Individuen hat merklich abgenommen. Wenn man früher mit dem Auto über die Autobahn in den Urlaub gefahren ist, musste man bei jedem Tanken die Windschutzscheibe von den toten Insekten reinigen. Das ist heutzutage leider nicht mehr der Fall. Jeder von uns kann in jedem noch so kleinen Garten etwas für die Bienen und Insekten tun, sogar diejenigen, die nur einen Balkon zur Verfügung haben. Achten Sie vor allen Dingen erst einmal darauf, nur noch ungefüllte bzw. halbgefüllte Blütenpflanzen auszuwählen. Bei den gefüllten Blüten sind die Staubbeutel, die den Pollen produzieren, zu Blütenblättern umgewandelt worden und diese Blüten sind dann völlig wertlos für Bienen. Bienen brauchen Nektar, um ihre Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, Wärme für die Brut zu produzieren und als ,,Benzin“ für ihre Flugmuskeln. Der Pollen dient der Eiweißversorgung der Brut und zum Aufbau von Körpersubstanz. Den Pollen transportiert die Honigbiene in ,,Körbchen“ an den Hinterbeinen, der Imker
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Gefüllte Blüten wie hier die Rose ‘Mein Schöner Garten‘ sind hübsch, aber für Insekten wertlos.
Im Sommer bzw. Spätsommer besteht dann noch einmal Nahrungsmangel, weil auch in vielen Gärten ab Sommer eine Blühflaute herrscht. Deswegen sollten Sie gezielt Spätsommerblüher anpflanzen. Geeignet sind z.B. der Knöterich (Bistorta amplexicaulis ‚Blackfield‘ oder ‚Inverleith‘), der von Juni bis fast zum Frost durchblüht. Lassen Sie auch ruhig mal einige Ihrer Kräuter blühen, Thymian, Salbei und Co. sind hervorragende Nektar- und Pollenlieferanten. Aster dumosus ‚Blaue Lagune‘
Foto: Redaktion
Auch das Lungenkraut (Pulmonaria) ist eine erste Bienen- und Hummelweide. Die Stauden mit den gefleckten Blättern stehen gerne im Halbschatten auf eher feuchteren Böden. Manchmal bekommen sie nach der Blüte im März/April bei Trockenheit gerne Mehltau. Ein radikaler Rückschnitt führt aber dann in den meisten Fällen zu einem gesunden Neuaustrieb. Die allseits beliebte und weit verbreitete Forsythie ist übrigens völlig wertlos für Insekten. Die Blüten produzieren keinen Nektar und auch keinen Pollen. Als gelb blühende Alternative gibt es die Scheinhasel (Corylopsis pauciflora) oder die Kornelkirsche (Cornus mas). Bei den schon oben erwähnten Salweiden gibt es eine männliche Form (Salix caprea ‚Mas‘) mit großen gelben Kätzchen, die Pollen liefern, und eine weibliche Form (Salix caprea) mit kleineren, unauffälligeren Kätzchen, die Nektar liefern. In der Natur gibt es diese sogenanten zweihäusigen Pflanzen, damit eine Fremdbefruchtung gewährleistet ist. Bepflanzen Sie Ihre Balkonkästen doch auch einmal gezielt mit insektenfreundlichen Blumen. Geeignet sind hier der Goldkosmos (Bidens), die Fächerblume (Scaevola) und auch das Männertreu (Lobelia erinus).
Foto: Redaktion
Foto: Redaktion
Die gefleckten Blätter sind typisch für das Lungenkraut, das im zeitigen Frühjahr seine Blüten zeigt.
Unter den Helleborus-Arten gibt es auch viele Frühblüher.
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Foto: Anja Berger
Bistorta amplexicaulis ‚Blackfield‘
Foto: Anja Berger
Steinquendel (Calamintha nepeta)
Gärtnermeisterin Anja Berger Die Gartenschule
Auch Schmetterlinge wissen den Knöterich sehr zu schätzen.
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Sämtliche Astern sind auch gute Bienenweidepflanzen. Achten Sie aber auf gute Sorten, da manche Astern ziemlich wuchern oder gerne Mehltau bekommen. Bei der richtigen Sortenwahl muss das nicht sein. Als Kissenaster empfehle ich z.B. Aster dumosus ‚Blauer Gletscher‘. Der Steinquendel (Calamintha nepeta) wird von Juni bis Oktober von Bienen beflogen. Die Staude braucht Sonne und einen durchlässigen, eher mageren Boden und muss nie gegossen werden. Die duftenden und sehr luftigen, hellvioletten Blüten sind sehr gute Rosenbegleiter. Auch die Sonnenbraut (Helenium ‚El Dorado‘ oder ‚Baudirektor Linne‘) ist ein toller Spätsommerblüher im Garten und gleichzeitig wichtige Insektenweiden. Lässt nach ein paar Jahren jedoch die Blühfreudigkeit nach, sollten die Stauden im Frühjahr mal geteilt und neu eingepflanzt werden. Es gibt noch viel mehr Pflanzen, die wunderschön und gleichzeitig gut für die Insekten sind. Jeder kann etwas tun und seinen Garten bienenfreundlicher gestalten.
Der Biblische Garten stellt sich vor Zu den Anfängen der Zivilisation Zwischen dem Tropenhaus und dem Eingang in die Schauhäuser sieht der aufmerksame Besucher die Feige, den ersten Hinweis auf den Biblischen Garten. Sie ist eine der sieben wichtigsten Pflanzen, die das Volk Israel im Gelobten Land vorfanden. Diese Pflanzen, die Feige, der Weizen, die Gerste, der Wein, der Ölbaum, der Granatapfelbaum und die Dattel, hatten das Überleben der Israeliten gesichert. Auf der rechten Seite des Hauptwegs ist der Bauerngarten angelegt. Der klassische Bauerngarten ist an den Klostergarten, den „hortus conclusus“, angelehnt. Dieser wiederum hat sein Vorbild in der Beschreibung des Paradieses in der Bibel. Die vier Hauptwege bezeichnen die vier Flüsse des Paradieses: Pison, Gihon, Euphrat und Tigris. Vom Bauerngarten aus kommt man auf dem Hauptweg direkt zum Biblischen Garten. Die Gestaltung des Gartens Dieser Themengarten besteht aus acht unterschiedlich gestalteten Hochbeeten. Sie sind alle barrierefrei zu erreichen. Sofort fällt die rostfar-
Das biblische Ackerbeet.
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bene Patina der Beete auf. Sie symbolisiert die Vergänglichkeit des Lebens. Das Material selbst, hartes Metall, soll die Stärke des Lebens zeigen, das immer Auswege aus misslichen Situationen findet. Der Biblische Garten wurde 2008 vom Landschaftsgärtner Erich Storsberg angelegt. Im darauffolgenden Jahr besuchten Schüler aus Ness Ziona / Israel den Biblischen Garten. 2015 wurde der Garten im Sinn der biblischen Geschichte neu gestaltet. Hier wachsen Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden, plus ihrer Begleitpflanzen, die den thematischen Eindruck des jeweiligen Hochbeets unterstreichen. Die Beete Der Biblische Garten ist in folgende Themen gegliedert: der Acker, die Strauchregion, der Wald, die Feldblumen, die Küste, das Sumpfgebiet, die Kräuter und die Dornen und Disteln. Optimal liest sich der Garten vom ersten linken Beet zum letzten rechten Beet. Praktisch anknüpfend an das sinnbildliche Paradies des Bauerngar-
Zistrose und Wein
tens, steht das linke erste Beet, der Acker, für die Vertreibung aus dem Paradies und die Bemühung der Menschheit, ihr Schicksal zu meistern. Die Pflanzenauswahl variiert, aber bestimmte Getreidearten wachsen immer dort, so der Weizen und
Blüte eines Granatapfelbaums
Färberwaid
die Gerste. Auch der Lein hat im Ackerbeet seinen festen Platz. Diesem Beet schließt sich das Beet der Strauchregion an. Zu diesen Pflanzen gehört der Wein, der Ölbaum, die Zistrose und die Alraune. Weiter fin-
Silberdistel
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det man im Biblischen Garten Färberpflanzen, den Granatapfelbaum und Kräuter, die für das wichtige Salböl genutzt wurden. Auch die Pflanzen des Wassers, die auf die Geschichte Moses hinweisen, findet der Besucher hier. Im achten Beet wachsen die Dornenpflanzen. Der Dornengarten steht für den Übergang vom Alten zum Neuen Testament. Die Pflanzen symbolisieren auch den Dornenwald, in den sich die schwangere Maria vor den Soldaten des Herodes flüchtete. Auch an die Dornenkrone Christi erinnern diese Pflanzen. Auf der Tafel in Beet 8 kann der interessierte Betrachter Informationen über diesen Themengarten lesen.
Blüte des Kalmus (Acorus calamus)
Eine Biene sucht auf Wildem Thymian nach Nektar.
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Außerdem besteht die Möglichkeit, mit dem Smartphone über den QR-Code der Tafel auf die entsprechende Seite der Homepage des Botanischen Gartens zuzugreifen. Dort stehen auch die Quellen der Bibelzitate, in denen die Pflanzen erwähnt werden. Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e. V. bemüht sich, diesen Themengarten attraktiv zu gestalten, deshalb wird er sich immer wieder in einem neuen Licht präsentieren. Text & Fotos: Carmen Dörner
Akanthus
Ich liebe Gänseblümchen, aber mein Traum von ei- Selbstaussaat nie lästig. Besonders gerne wächst es in ner Gänseblümchenecke im Rasen war nicht zu ver- Mauerritzen oder Plattenfugen und passt hervorrawirklichen. Gänseblümchen wollen einen kalkhalti- gend in den naturnahen Garten. gen Boden und unser saurer Boden war nicht nach ihrem Geschmack. In den herrlichen südenglischen Margret Hammen Schlossgärten sah ich dann ganze Beete mit dem „Mexikanischen Gänseblümchen“ (Erigeron karvinskianus) und versuchte es dann auch bei uns in Solingen. Die in Mittel- und Südamerika heimische Pflanze ist bei uns erstaunlich winterhart. Und wenn sie in besonders harten Wintern doch einmal völlig zurückfriert, säe ich sie im Frühjahr einfach neu aus. Samen werden im Sommer ja reichlich gebildet. Das Pflänzchen blüht äußerst üppig Das „Mexikanische Gänseblümchen“, fotografiert durch den ganzen Sommer bis auf der südenglischen Insel Tresco. in den Herbst und wird trotz
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Foto: Redaktion
Das „Mexikanische Gänseblümchen“
Jubiläum: ein Jahr Spinntreffen Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir Geburtstagskind. So beginnt ein bekanntes Geburtstagslied und so „singen“ es die Spinnräder im Chor. Ja, es ist schön, dass wir beisammen sind; wir spinnen, klönen, lachen, trinken und essen und das Wichtigste, wir haben Spaß!!! Am 30. Juli 2016 war die sonnige und wollige Geburt des von da an monatlich stattfindenden Spinntreffens. Mitten im bunten Blütenmeer des Botanischen Gartens Solingen trafen sich die Spinner/innen zum 1. Mal (auch ich war und bin bis heute Eine davon). Die Teilnehmer – überwiegend weiblich – kommen keineswegs nur aus Solingen, sondern reisen zu diesem Anlass sogar aus Willich oder Castrop-Rauxel an. Ins Leben gerufen hat das Spinntreffen Sabine Schulz-Wolff, somit kann sie als Mutter des Spinntreffens angesehen werden. The mother of pearls alias Sabine Schulz-Wolff steht den Freunden ihres „Kindes“ mit Ra(d)t und Tat zur Seite, sei es
Das 1. Spinntreffen
Ergebnisse vom Spinnspiel
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bei grundlegenden Problemen, wie dass der Faden reißt oder der Faden sich nicht auf die Spule wickelt etc., oder beim Spinnspiel, bei dem während des Spinnens eine Stoppuhr läuft und verschiedene Fasern getestet werden. Spannend ist dabei, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Fasern anfühlen und verspinnen lassen. Beim Spinnen sind wir witterungsunabhängig. Immer besteht die Möglichkeit, die Spinnräder zwischen den Blumen aufzustellen – bei schlechtem Wetter findet das Treffen in den Glashäusern statt. Die Teilnahme ist kostenlos, über Spenden freut sich natürlich die Stiftung Botanischer Garten. Wer jetzt Lust und Interesse bekommen hat, sich zu uns zu gesellen, kommt vorbei, die Termine sind der Homepage des Botanischen Gartens www.botanischer-garten-solingen.de zu entnehmen. Weitere Infos sind erhältlich unter schuwo@hotmail.com. Text & Fotos: Lena Staschko
Gartenarchitekt Josef Buerbaum plant Friedhof und parkartige Erholungsstätte Unser Botanischer Garten ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Obwohl Solingen keine Universität hat, entstand hier 1906 aus einem Schulgarten ein Botanischer Garten. Später zum Kannenhof verlegt, erfolgte nach 1945 seine Neuanlage am Vogelsang. Eine große Fläche mit Südhanglage stand hier zur Verfügung. Doch was gab es hier zuvor? Die Stadt Wald erwarb im Jahr 1924 ein etwa 25 Morgen großes Gelände am Vogelsang. Hier, zwischen der Eisenbahnstrecke Solingen-Wald und dem Weg von Vogelsang nach Eigen, sollte ein kommunaler Friedhof entstehen. Die Pläne für die Anlage ließen die Stadtväter von dem bekannten
Düsseldorfer Gartenarchitekten Josef Buerbaum anfertigen. Die Friedhofsplanung war ein Schwerpunkt seiner Arbeit und es gelang ihm stets, im Hinblick auf Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und künstlerische Ansprüche eine harmonische Gesamtanlage entstehen zu lassen. Der anerkannte Friedhofsspezialist legte grundsätzlich Wert darauf, die vorgefundene Topographie und Geländeform bei seinen Planungen zu berücksichtigen. Er vermied größere Erdbewegungen aus wirtschaftlichen Gründen oder glich sie, wenn sie sich nicht umgehen ließen, im Auf- und Abtrag aus. Von diesen Gedanken getragen, entstand sein Plan für den ersten Teilabschnitt des Kommunalfriedhofs
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für Wald. Der Architekt erläuterte diesen in Heft 1 des Jahrgangs 1927 der Zeitschrift „Der Deutsche Gartenarchitekt“ wie folgt: „Das Gelände ... liegt an einem Abhang mit einem Höhenunterschied von etwa 35 Metern in einer hervorragenden schönen Lage, nach Süden und Osten begrenzt von einem waldartigen Streifen des Nachbargeländes. Die entstandene Form des Friedhofes resultiert, besonders in dem unteren Hauptteil, aus dem bewegten Gelände. Die Führung der Wege als auch der Zuschnitt der einzelnen Belegungsfelder schmiegt sich eng an die Höhenkurven an, wodurch eine hohe Wirtschaftlichkeit bei der Ausführung des Projektes erreicht wird, insofern, als die Bodenbewegung eine verhältnismäßig sehr geringe ist. Auf- und Abtrag gleichen sich bis auf einige 1000 Kubikmeter so ziemlich aus. Der vorläufig noch nicht benutzte und aufgeschlossene Teil kann der Bevölkerung als Spaziergang zur Verfügung gestellt werden. Am äußersten tiefgelegenen südwestlichen Teil des Friedhofes befindet sich ein sehr tiefes Loch, worin ein Teich projektiert ist. Die Anlagen drum herum können entweder parkartig als Erholungsstätte für das Publikum ausgebaut oder auch als Urnenhain benutzt werden. ... Vorgesehen ist ein Hauptzugang von der nordwestlichen Seite her, außerdem zwei Nebeneingänge, und zwar der eine bei der Unterführung der Eisenbahn im Südwesten und der andere am Bahndamm im Südos-
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ten, als Verbindungsweg von der Leichenhalle des städt. Krankenhauses.“ Direkt am Haupteingang sollte ein Gärtner-Wohnhaus entstehen und später eine Kapelle, wie der Torbogen über der Einfahrt mit gotischen Formen. Ferner war eine kleine Gärtnerei mit Frühbeeten und etwas Kulturland für den örtlichen Bedarf am Wohnhaus vorgesehen. Am 1. Juli 1929 verpflichtete sich die Stadt Wald durch einen Vertrag mit der Evangelischen Kirchengemeinde Wald, den im Bau befindlichen Kommunalfriedhof am Vogelsang konfessionell aufzuteilen und nach der Fertigstellung des ersten Abschnitts Ende 1929 zu eröffnen. Die Solinger Stadtverwaltung hatte den Walder Friedhofsplänen zugestimmt, doch nach der Städtevereinigung am 1. August d. J. wollte sie lieber am Stadtrand von Gräfrath einen großen Zentralfriedhof errichten und das Gelände am Vogelsang als Park dem benachbarten Krankenhaus zuweisen sowie einen Teil zur Bebauung freigeben. Die Kirchengemeinde pochte allerdings auf ihren vertraglichen Anspruch und erreichte außerhalb des Klageweges beim Ministerium eine Verfügung an die Stadt Solingen, Pläne zur Vergrößerung des Gräfrather Kommunalfriedhofes zurückzustellen. Am Vogelsang ging es trotzdem nicht weiter voran. Hier stand das Haus für den Gärtner leer und auf die Errichtung einer Kapelle wurde zugunsten eines weiteren Gräberfeldes verzichtet. Erst 1934 erfolgte die erste Belegung auf dem neuen Friedhof, doch
bereits im Juli 1941 wurde er für die allgemeinen Beerdigungen geschlossen, da alle Grabstätten belegt waren. Im Solinger Tageblatt vom 31. Juli 1943 ist zu lesen: „Trotzdem darf man diese Ruhestätte für unsere Toten als eine der schönsten des ganzen Stadtgebietes bezeichnen. Die Kunst des Gartenarchitekten hat Naturgelände mit Anpflanzungen zu einem harmonischen Bild vereinigt. Der vielseitige Baumbestand, der im Laufe der Jahre sehr gut gediehen ist, die Einstreuung von Grünflächen und Blumenanpflanzungen sind von starker Wirkung. Hier-
zu kommt eine Auflockerung der Gräberreihen, die sich vorteilhaft von ähnlichen Anlagen unterscheidet und dem Friedhof jede Nüchternheit nimmt.“ Auf einem weiteren Teil des 1924 erworbenen Geländes war inzwischen die städtische Baumschule Vogelsang entstanden, die 1945 auf Anordnung der Militärregierung restlos geräumt wurde. Dort erfolgte fortan großflächig Gemüseanbau zugunsten der Städtischen Krankenanstalten. Dr. Beate Battenfeld
Fotos: Stadtarchiv Solingen
Der im gotischen Stil gehaltene Haupteingang zum Friedhof Anfang der 1930er Jahre, heute Eingang zum Botanischen Garten von der Straße Vogelsang aus, von beiden Seiten aus gesehen. Das Haus aus Bruchstein und Klinker war früher das Gärtnerhaus, damals Sachsenstr. 29, hier wohnte der Gärtner Balthasar Ortner. Es wird heute bekanntlich von der Biologischen Station genutzt.
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Heilpflanze des Jahres 2017 Ringelblume, Arnika und Fingerhut, die bringen wir sofort mit Heilpflanzen in Verbindung. Aber das allgegenwärtige und praktisch jedem bekannte Gänseblümchen (Bellis perennis, Familie Asteraceae)? Und doch gibt es zahlreiche Heilwirkungen und sogar essbar ist es. Die jungen Blätter der kleinen Blattrosette sowie die Blüten sind essbar. Junge Blüten schmecken nussartig, ältere, voll geöffnete etwas bitter und sollten daher sparsamer im Salat verwendet werden. Auch als essbare Dekoration ist die Blüte gut geeignet. Zur Verwendung als Heilpflanze schreibt Wikipedia (Auszug): „Die Röhrenblüten enthalten das Saponin Bayogenin, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleim. Außerdem wurde in den Blüten, wie bei vielen Asteraceae, Cosmosiin nachgewiesen. In neueren Studien konnten für
Bellis perennis antimikrobielle und antihyperlipidämische Wirkungen aufgezeigt werden. Gänseblümchenblüten werden volksheilkundlich als Heilmittel bei Hauterkrankungen, bei schmerzhafter oder ausbleibender Regelblutung, Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und Schlaflosigkeit verwendet, auch zur Hustenlösung, was in erster Linie auf den Gehalt an Saponinen zurückzuführen ist. Eine Wirksamkeit in diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt.Als Teedroge sind die Blüten des Gänseblümchens (Flores Bellidis) gebräuchlich, für die homöopathische Verwendung wird aus der frischen Pflanze eine Urtinktur gewonnen.“ Wer Gänseblümchen sammelt, sollte nicht direkt neben Straßen und auf hundefreien Wiesen sammeln. Text & Foto: Harro Hieronimus
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Helfer gesucht – Mitmachen erwünscht Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. hat sich zur Aufgabe gemacht, Solingens grüne Lunge, den Botanischen Garten, zu erhalten und zu attraktivieren. Unter unserem Wahlspruch „Gemeinsam für ein schönes Stück Solingen“ suchen wir Gleichgesinnte, die Lust haben, unsere einzelnen Arbeitsteams zu unterstützen. Ihre Hilfe wird dringend benötigt, vielleicht schnuppern Sie einfach bei einem unserer Teams rein. Unser Freilandpflegeteam
Foto: Stiftung Botanischer Garten Solinegn
Die Stiftung pflegt einige Beete im Freigelände, u.a. den Bauerngarten, den Heilpflanzengarten, den Bibelgarten oder die Wechselbepflanzungsfläche. Die Teams treffen sich mittwochs und samstags oder nach Absprache und jäten Unkraut, mähen den Rasen, schneiden den Buchs, pflanzen Blumen u.v.m.
Unser Schauhauspflegeteam
Foto: Stiftung Botanischer Garten Solinegn
Die Stiftung hat die Pflege des Sukkulentenhauses, des Bromelienhauses und der Orchideenhalle übernommen. Auch hier sind weitere Mitstreiter jederzeit herzlich willkommen. Auch für die Anzuchtarbeiten im „Mutterpflanzenhaus“ wird immer Verstärkung gebraucht.
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Kiosk und Küchenteam
Foto: Stiftung Botanischer Garten Solinegn
Seit 2008 bietet die Stiftung in ihrem Kiosk Kaffee, Kuchen, Eis und Erfrischungsgetränke an. Von Ostersonntag bis Ende Oktober wird dieser ehrenamtliche Service für die Besucher an jedem Sonn- und Feiertag von 14-18 Uhr angeboten. Vielleicht haben Sie Spaß dabei, uns im Verkauf, in der Küche, beim Kaffeekochen und Spülen oder oder beim Backen von Kuchen- und Tortenspenden zu unterstützen. Ohne Kuchen gibt es natürlich auch keinen Verkauf, daher freuen wir uns immer über Kuchen- und Tortenspenden.
Reparatur und Instandhaltungsteam Dazu werden Bastler und Tüftler gesucht. In einem Botanischen Garten mit über sechs Hektar Fläche gibt es viel instandzusetzen und zu reparieren. Sie haben Spaß am Schrauben, Malern, Mauern, Schreinern usw.? Dann ist dieses Team vielleicht etwas für Sie. Mitglieder verschiedenster Gewerke arbeiten hier ehrenamtlich Hand in Hand für den Botanischen Garten. 68
Veranstaltungsteam Der Botanische Garten ist bekannt für seine vielen abwechslungsreichen Veranstaltungen, von Konzerten über Tanztees bis hin zu Vorträgen und Führungen. Auch für den Auf-, Abbau und die Durchführung dieser Veranstaltungen werden wieder viele fleißige Hände benötigt. Bei einigen Veranstaltungen werden auch ein Grill und ein Getränkestand aufgebaut, deren Betreuer sich über weitere Verstärkung freuen würden.
Schließ- und Aufsichtsdienst Dieses Team ist unsere dienstälteste Gruppe. Seit 2004 schließt die Stiftung jeden Tag den Botanischen Garten ab und an Wochenenden und Feiertagen auch auf. Auch die Aufsicht in den Gewächshäusern an Sonn- und Feiertagen hat die Stiftung übernommen, damit die Häuser für die Besucher weiter offenbleiben können. Auch hier suchen wir zuverlässige Verstärkungen. Sie haben Interesse, Lust und Spaß, uns in einer der verschiedenen Gruppen zu unterstützen, möchten mehr erfahren oder einfach mal bei uns reinschnuppern, dann nehmen Sie doch einfach Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf Sie: info@botanischer-garten-solingen.de 69
Wer kann mir den Namen dieser Blütenpflanze nennen? Die Pflanze ist im Botanischen Garten neben dem Asternbeet zu finden. Einsendungen erbeten an redaktion@bluetenpresse.de. Zu gewinnen gibt es dieses Mal leider nichts – ich danke Ihnen aber jetzt schon für die Einsendung.
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