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Lesestoff für Gartenfreunde
Neu im Vorstand
Neben der Wahl von Sabine Schulz-Wolff zur neuen Vorsitzenden und der Wahl des früheren Vorsitzenden Dr. Horst Fleischer zum Beisitzer wurde auch eine neue Beisitzerin gewählt. Herr Ralf Hartan hat seine Tätigkeit im Vorstand beendet. Lesen Sie die Vorstellung der „Neuen“.
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Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde,
seit der letzten JHV bin ich neue Beisitzerin im Vorstand. Mein Name ist Anneli Saure, ich bin in Solingen aufgewachsen, verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Zu meinem großen Glück konnte ich eines meiner Hobbys zum Beruf machen, die Kunst. Ich arbeite als freischaff ende Künstlerin, bin Goldschmiedemeisterin und staatlich geprüft e Gestalterin. Mit Bildern und Schmuck habe ich bereits mehrmals bei der „Kunst im Herbst“ teilgenommen. Besonderes Interesse hatte ich schon immer für alles, was mit Flora und Fauna zu tun hat. Sowohl draußen in der Natur als auch in unserem Garten mit vielen wilden Ecken und zahlreichen Vögeln, Amphibien und Insekten. Mich interessieren besonders die Zusammenhänge zwischen Tieren und Pfl anzen in den Ökosystemen, was zur Folge hat, dass ich mich auch mit den Folgen menschlichen Eingreifens in die Natur beschäft ige. Zudem lese ich gerne, mag Reisen (mit unserem alten Wohnmobil) und spiele Saxofon in zwei Musikensembles. Die Verbindung zum Botanischen Garten ist bei mir durch zwei Menschen entstanden: Inge Meuter-Reckermann, bei der ich das Goldschmiedehandwerk gelernt habe, hat mich seit Gründung des Vereins über die Erhaltung des Botanischen Gartens auf dem Laufenden gehalten. Die zweite Verbindung ist Sabine Schulz-Wolff , in deren Biologie-Leistungskurs ich am Geschwister-Scholl-Gymnasium bis zum Abi 1987 war. Ca. 2015 haben wir uns wiedergetroffen, sie hat mich direkt für ihren Malkurs angeworben. Seit einiger Zeit helfe ich ab und zu mit, u.a. bei der Saatgutbörse, bei der Organisation der „Kunst im Herbst“, ab und zu auch in den Beeten, was mir am meisten Spaß macht. Im Botanischen Garten möchte ich mitarbeiten, weil ich die jahrelange Kontinuität der ehrenamtlichen Arbeit dort absolut unterstützenswert fi nde. Zudem ist der Botanische Garten für mich ein ganz besonderer Ort in Solingen, wo sowohl botanische und pädagogische Arbeit geleistet wird und gleichzeitig Menschen, besonders Familien, ihre Freizeit verbringen können. Bei Spaziergängen durch den Garten, beim in der Sonne Sitzen und Kaff ee und Kuchen genießen oder bei den zahlreichen Kursen und Veranstaltungen. Somit wird hier auch die Bevölkerung für die Natur sensibilisiert. Den Aspekt, dass Menschen, die die Natur kennen, eher bereit sind, achtsam damit umzugehen, fi nde ich besonders wichtig und würde ihn gerne in mein Amt als Beisitzerin einfl ießen lassen.
Solingen blüht auf
Eine Veranstaltung der Stadt Solingen, an der auch die Stift ung Botanischer Garten teilgenommen hat
Die Idee der Stadt Solingen, im Rahmen des Klimawandels und der zunehmenden Erwärmung der Städte die Bürgerinnen und Bürger zu mehr Begrünung im stätischen Bereich zu animieren, ist zu begrüßen.
Die Stift ung Botanischer Garten hat an der Veranstaltung am 14.05.2022 sehr gerne teilgenommen. Sabine Schulz-Wolff , Carmen Dörner und MarieLuise Bechhaus waren auf dem Fronhof und haben eine Pfl anzentauschbörse sowie eine Auswahl von Samen vorgestellt. Natürlich wurde auch für den Botanischen Garten „Reklame“ gemacht.
Die Atmosphäre auf dem Platz wurde durch weiße Zelte und viele Pfl anzen wunderbar unterstrichen. Es gab einen Pfl anzendoktor, Kräuterangebote und viele Informationen rund um Hochbeete und Begrünung auf minimalen Raum. Das Angebot des Botanischen Gartens wurde gut angenommen. Die meisten Pfl anzen wurden jedoch nicht getauscht, sondern gegen Spende abgegeben. Auch das Samenangebot von Carmen Dörner fand reges Interesse. Hier noch einmal einen herzlichen Dank an alle unsere „Gärtner“, die ein reichhaltiges Pfl anzenangebot vorbereitet haben. Und natürlich an unsere Helfer, die die Pfl anzen und das Infomaterial zum Fronhof gebracht und wieder abgeholt haben.
Die Stadt Solingen hat als Aktion Hochbeete aufgestellt und bepfl anzt. Dabei wurde auf insektengerechte Bepfl anzung Wert gelegt.
Das Wetter war wunderbar und hat die gesamte Stimmung unterstützt.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die viele Bürgerinnen und Bürger erreicht hat. Wir hoff en auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr, damit Solingen überall immer grüner wird – nicht nur im Botanischen Garten.
Text: Marie-Luise Bechhaus
PS: Als Aktion wurden Fotos erstellt. Anbei ein lustiges Ergebnis!
Hospiz für einen Baum
Beim Besuch des Botanischen Gartens wird wohl jedem der eindrucksvolle, weit ausladende Baum auf der Wiese unterhalb des Tropenhauses auff allen. Bei diesem Kunstwerk der Natur handelt es sich um einen Trompetenbaum (bot. Catalpa bignonioides), der sich – ursprünglich aus der Küstenebene am Golf von Mexiko stammend – in ganz Europa als Parkbaum großer Beliebtheit erfreut.
Anders als sein knorriges Aussehen vermuten lässt, ist dieses Exemplar im Botanischen Garten noch gar nicht so alt. Er steht erst seit dem Ende der 1990er-Jahre an seinem Platz. Dennoch musste er schon mehrfach baumpfl egerisch behandelt werden, weil seine starken, in die Breite wachsenden Äste auseinanderzubrechen drohten. 2010 wurde ein Riss im Stammfuß entdeckt und schließlich 2013 ein Kronensicherungsdreieck eingebaut. Dennoch neigen sich die kräft igen Seitenäste immer weiter nach außen und liegen teilweise schon am Boden auf.
Der bizarre Wuchs des großen Baumes lockt natürlich auch viele kleine und größere Kletterfreunde zum Spielen und Balancieren auf den dicken Ästen. Was aber für die einen großes Abenteuer ist, bereitet den für die Sicherheit im Botanischen Garten Zuständigen viel Sorgen. Trotz des niedrigen Einstiegs gelangen die kletternden Besucher leicht in große Höhen, aus denen ein Absturz die Gefahr von ernsten Verletzungen birgt. So wurde schon vor längerer Zeit ein niedriges Geländer um den Baum errichtet, in der Hoff nung, die Kletterer abzuhalten. Nachdem der Baum nun ein weiteres Mal in der Verzweigung am Stamm gebrochen ist und damit noch größere Bruchgefahr besteht, musste eine Entscheidung getroff en werden: entweder der Trompetenbaum wird gefällt oder er muss derart gesichert werden, dass keine Gefahr für spielende Besucher besteht. Weitere technische Baumsicherungsmaßnahmen können jedoch auf Dauer ein Auseinanderbrechen und Absterben des Baumes nicht verhindern und sind zudem sehr aufwändig. Daher haben sich Stadt und Stift ung Botanischer Garten darauf verständigt, keine weiteren baumpfl egerischen Maßnahmen zu ergreifen, sondern an diesem Trompetenbaum den natürlichen Werdegang eines Baumes sichtbar werden zu lassen. Krankheit und Verfall sind auch in einem Baumleben wichtige Phasen der natürlichen Entwicklung und gehören zu einem gut funktionierenden Ökosystem unverzichtbar dazu. Der nun errichtete Staketenzaun aus Kastanienholz und Knotengefl echt, der von Gärtner-Auszubildenden der TBS aufgebaut wurde, ist hoch genug, um neugierige Kletterer abzuhalten, aber dennoch ausreichend fi ligran und blickdurchlässig, damit die Besucher des Gartens die weitere Entwicklung des Baums mitverfolgen können. In Kürze soll auch ein Schild am Zaun angebracht werden, das den Grund für seine Errichtung erläutert, denn Fragen gab es bereits dazu. Sobald der Trompetenbaum so weit verfallen ist, dass seine ursprüngliche Wuchsform nicht mehr erkennbar ist und nur noch neu verwurzelte Absenker das Überleben sichern würden, wird der Baum vollständig entfernt. Bis dahin gönnen wir ihm und den auf ihm lebenden Tieren noch eine ruhige Zeit und freuen uns an seinem markanten Anblick.
Text: Claudia Mettenmeyer