Itinera 30

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000 Umschlag Itinera 30_Layout 1 10.02.11 08:15 Seite 1

Die Publikationsreihe der SGG/SSH/SSS/SSI

Fasc. 30 · 2011

4 1986 Kirchengeschichte und allgemeine Geschichte in der Schweiz. Die Aufgabe der Helvetia Sacra / L’histoire de l’Église et l’histoire générale en Suisse. La mission de l’Helvetia Sacra 5/6 1986 Wirtschaft und Gesellschaft in Berggebieten/ Economies et sociétés de montagne 7 1987 Ein Jahrhundert schweizerische Aussenpolitik im Lichte der «Diplomatischen Dokumente der Schweiz» / Un siècle de politique extérieure de la Suisse à la lumière des «Documents diplomatiques suisses» 8 1988 Bäuerliche Frömmigkeit und kommunale Reformation / Piété populaire et Réforme dans les communautés rurales 9 1989 Histoire et belles histoires de la Suisse Guillaume Tell, Nicolas de Flüe et les autres, des Chroniques au cinéma 10 1989 Die Agrarzonen der Alten Schweiz / Les zones agraires de la Suisse d’autrefois 11 1992 Der Weg in die Fremde / Le chemin de l’expatriation 12 1992 La découverte des Alpes / La scoperta delle Alpi / Die Entdeckung der Alpen 13 1992 Neue Studien zum schweizerischen Nationalbewusstsein / Nouvelles approches de la conscience nationale suisse 14 1993 Handwerksgeschichte / Histoire de l’Artisanat 15 1993 Helvetik – neue Ansätze / Helvétique – nouvelles approches 16 1994 Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz 17 1996 Landesgeschichte und Informatik / Histoire régionale et méthodes informatiques 18 1996 Die Schweiz im internationalen System der Nachkriegszeit 1943–1950 / La Suisse dans le système international de l’après-guerre 1943–1950

Schwabe Verlag Basel

19 1998 Stadt und Land in der Schweizer Geschichte: Abhängigkeiten – Spannungen – Komplementaritäten

Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges Relations internationales de la Suisse durant la Guerre froide

20 1998 Frauen und Staat / Les Femmes et l’Etat 21 1999 Sozialdisziplinierung – Verfahren – Bürokraten. Entstehung und Entwicklung der modernen Verwaltung / De l’Etat féodal à l’Etat gestionnaire. Naissance et développement de l’administration moderne 22 1999 La Suisse comme ville 23 1999 Geschichte(n) für die Zukunft? Vom Umgang mit Geschichte(n) im Jubiläumsjahr 1998 24 2002 Regional development and commercial infrastructure in the Alps 25 2004 Erinnern und Verarbeiten. Zur Schweiz in den Jahren 1933–1945 26 2007 Deutsche und Deutschland aus Schweizer Perspektiven 27 2008 1968 – Revolution und Gegenrevolution. Neue Linke und Neue Rechte in Frankreich, der BRD und der Schweiz 1968 – Révolution et contre-révolution. Nouvelle gauche et Nouvelle droite en France, RFA et Suisse 28 2009 Judentum, Holocaust, Israel, Palästina 29 2010 Pratiques familiales et sociétés de montagne, XVIe–XXe siècles 30 2011 Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges Relations internationales de la Suisse durant la Guerre froide

Fasc. 30 · 2011

1 1985 Ortsgeschichte / Histoire locale 2/3 1985 Auf den Spuren weiblicher Vergangenheit / A la recherche du passé féminin

Herausgegeben von / édité par: Sandra Bott, Janick Marina Schaufelbuehl, Sacha Zala



Fasc. 30 · 2011

Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges Relations internationales de la Suisse durant la Guerre froide Herausgegeben von / édité par: Sandra Bott, Janick Marina Schaufelbuehl, Sacha Zala

Schwabe Verlag Basel


ITINERA – herausgegeben von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte – publié par la Société Suisse d’Histoire Präsident der Publikationskommission – président de la commission des publications: Prof. Mauro Cerutti, Bern Publiziert mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften Publiziert mit der Unterstützung des / publié avec le soutien de: Institut d’histoire économique et sociale de l’Université de Lausanne

Pour l’organisation des colloques scientifiques qui ont permis la réalisation de ce volume nous remercions les «2es Journées suisses d’histoire» et les «Documents Diplomatiques Suisses».

© 2011 Schwabe Verlag Basel Gesamtherstellung: Schwabe AG, Muttenz/Basel ISBN 978-3-7965-2727-2 www.schwabe.ch


Inhalt / Table des matières Sandra Bott, Janick Marina Schaufelbuehl, Sacha Zala: Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges. Eine Zwischenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Luc van Dongen: La Suisse dans les rets de l’anticommunisme transnational durant la Guerre froide: réflexions et jalons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17

Marco Wyss: Abhängigkeit wider Willen oder Drang zum Westen? Die einseitigen Rüstungsbeschaffungen und -lieferungen der Schweiz im frühen Kalten Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Mauro Cerutti: Neutralité et sécurité: le projet atomique suisse 1945–1969 . . . . .

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Marisa Birri: Der Kalte Krieg war in Afrika ein Heisser. Die Schweiz und der Kongokonflikt 1960–1963 . . . . . . . . . . . . . .

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David Gaffino: La Suisse et la course vers la paix au Viêt-Nam: une neutralité encombrante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Isabelle Lucas: Des francs suisses pour soutenir une Argentine libérale non péroniste – relations économiques helvético-argentines durant les trois premières décennies de la Guerre froide . . . . . . . .

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Umschlag: «Welcome, Benvenuto Westmoreland, Vietnam» (Plakatsammlung NB, Bern / Bibliothèque de Genève). Grafik/Agentur: [Anonym]. Auftraggeber/Datum/Drucker: [Genève], [s.n.], [1969]. Technik/ Format: Plakat, Siebdruck, 63 x 41 cm. Couverture: «Welcome, Benvenuto Westmoreland, Vietnam» (Collection d’affiches BN, Berne / Bibliothèque de Genève). Graphisme/Agence: [Anonyme]. Client/Date/Imprimeur: [Genève], [s.n.], [1969]. Technique/Format: Affiche, sérigraphie, 63 x 41 cm.


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Inhalt / Table des matières

Martin Kuder: Geld ohne Grenzen: die italienische Kapitalflucht in die Schweiz und der Aufstieg des Tessiner Finanzplatzes . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abstracts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Bio-bibliographische Angaben, Adressen der Autorinnen und Autoren / Indications bio-bibliographiques, adresses des auteures et auteurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges. Eine Zwischenbilanz Sandra Bott, Janick Marina Schaufelbuehl, Sacha Zala Die enge Verflechtung mit dem Weltgeschehen ist seit langer Zeit fester Bestandteil der Geschichte der modernen Schweiz. Auf politischer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene waren die Grenzen stets äusserst durchlässig. Als «kleine, offene Wirtschaftsmacht»1 orientierte sich das Land bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts stark am Welthandel und spezialisierte sich früh auf die Ausfuhr von Qualitätsprodukten mit hoher Gewinnmarge, wobei der Anteil des Aussenhandels an der nationalen Wirtschaft signifikant hoch war. Auch der schweizerische Finanzplatz positionierte sich spätestens nach dem Ersten Weltkrieg an der Weltspitze. Diese starke Ausrichtung auf die Weltmärkte brachte von Anfang an ein grosses Interesse der schweizerischen Eliten an diplomatischen und politischen Entwicklungen und Verschiebungen in den internationalen Beziehungen zwischen den Grossmächten mit sich. Die Neuorientierung der weltweiten Machtverhältnisse während der Epoche des Kalten Krieges – das heisst während der etwas mehr als vier Jahrzehnte, die zwischen der Verkündung der Truman-Doktrin 1947 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 einerseits und der Auflösung des Ostblocks 1989/1990 andererseits liegen – betraf deshalb die schweizerische Aussenpolitik und Wirtschaft in besonderem Masse. Die spätestens seit dem Kriegseintritt der (bislang neutralen) USA im Dezember 1941 unter massivem Druck stehende schweizerische Neutralität konnte sich mit der Entfaltung des Kalten Krieges im bipolaren Schachbrett der beiden Machtblöcke neue Tätigkeitsfelder eröffnen, welche die schweizerische Innen- und Aussenpolitik in der Folge stark bestimmen sollten. Terra (minime) cognita Im Kontext der international wieder gewonnenen Handlungsfähigkeit der Neutralitätspolitik bedeutete jede historische Untersuchung über deren reale Handhabung eine Gefahr für dieses zur absoluten Staatsmaxime emporstilisierte Instrument der Aussenpolitik und somit für die Interessen der Regierung. Daraus folgte eine Politik der strikten Kontrolle über den Zugang zu den staatlichen Quellen für die Erforschung der internationalen Beziehungen der Schweiz in der jüngeren Vergangen1

Vgl. Katzenstein, Peter J., Corporatism and Change. Austria, Switzerland, and the Politics of Industry und Small States in World Markets. Industrial Policy in Europe, Ithaca NY, London 1984 und 1985.


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Sandra Bott, Janick Marina Schaufelbuehl, Sacha Zala

heit. Erst zu Beginn der 1960er Jahre brachte der Druck aus dem Ausland den Bundesrat dazu, dem Historiker Edgar Bonjour einen offiziellen Bericht zur Aussenpolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs in Auftrag zu geben und erst Mitte der 1970er Jahre konnte sich mit der Öffnung des Bundesarchivs eine auf amtlichen Quellen basierte freie Historiografie entfalten.2 Die virulente, international geführte Debatte über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg vermochte Mitte der 1990er Jahre den historiografischen Diskurs für fast ein Jahrzehnt wieder auf die Zeit von 1939 bis 1945 zu fokussieren, selbst wenn paradoxerweise viele der grundsätzlichen Fragen, die aufgeworfen wurden, insbesondere in Bezug auf die nachrichtenlosen Vermögen, eigentlich die drei Jahrzehnte nach dem Krieg betrafen. Angesichts der heftigen Kontroversen um den Zweiten Weltkrieg verwundert es kaum, dass die Zeit des Kalten Krieges in der hiesigen Geschichtsschreibung noch relatives Neuland, also eine terra (minime) cognita, bleibt.3 Trotz der zunehmenden Anzahl von Einzelstudien, die sich mit der Schweiz zur Zeit des Kalten Krieges auseinandersetzen, scheint immer noch die kritische Masse zu fehlen, die eine echte Debatte ermöglichen würde. Im ersten Jahrzehnt nach dem Mauerfall (oder kurz davor) sind einige erste Arbeiten erschienen, die sich hauptsächlich der Frage der Neutralität der Schweiz und ihrer Stellung zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion widmen.4 Seit 2000 wurde dieses Thema von weiteren Studien 2 3

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Zur amtlichen Zensur der Historiografie in der Schweiz, vgl. Zala, Sacha, Geschichte unter der Schere politischer Zensur. Amtliche Aktensammlungen im internationalen Vergleich, München, Oldenbourg 2001, S. 250–326. Für eine historiografische Übersicht, vgl. Zala, Sacha, «Publications sur les relations internationales de la Suisse parues depuis la fin de la Guerre froide», in: Relations internationales 113 (2003), S. 115–133. Die Forschungsgruppe der Diplomatischen Dokumente der Schweiz (DDS) stellt auf ihrer Webseite <http://www.dodis.ch> eine ausführliche Bibliografie zu internationalen Beziehungen der Schweiz zur Verfügung. Tanner, Jakob, «Switzerland and the Cold War: a Neutral Country between the ‘American Way of Life’ and ‘Geistige Landesverteidigung’», in: Charnley, Joy, Pender, Malcolm (Hg.), Switzerland and War. Occasional Papers in Swiss Studies, Bern 1999, S. 113–128; Bernecker, Walther L.; Fischer, Thomas (Hg.), Unheimliche Geschäfte. Schweizer Kriegsmaterialexporte nach Lateinamerika im 20. Jahrhundert, Zürich 1991; Cerutti, Mauro, «La Suisse dans la Guerre froide: la neutralité suisse face aux pressions américaines à l’époque de la guerre de Corée», in: Porret, Michel et al. (Hg), Guerres et paix. Mélanges offerts à Jean-Claude Favez, Genf 1999, S. 321–343; Gabriel, Jürg Martin, Swiss Neutrality and the «American Century»: Two Conflicting Worldviews, Zürich 1998; Schöttli, Thomas U., BrainDrain: Schweizer Wissenschafter in den USA, Bern 1998; Bretscher-Spindler, Katharina, Vom heissen zum Kalten Krieg. Vorgeschichte und Geschichte der Schweiz im Kalten Krieg 1943 bis 1968, Zürich 1997; Cerutti, Mauro, «La politique de défense de la Suisse pendant les premières années de la guerre froide (1945–1950). Entre neutralité armée et solidarité avec les Occidentaux», Itinera 18 (1996), S. 98–129; Ooyen, Robert Christian van, Die schweizerische Neutralität in bewaffneten Konflikten nach 1945, Diss., Frankfurt a.M. 1992; Milivojevic, Marko; Maurer, Pierre (Hg.), Swiss Neutrality and Security: Armed Forces, National Defence and Foreign Policy, New York usw. 1990; Jost, Hans Ulrich, «Switzerland’s Atlantic Perspectives», in: Milivojevic, Maurer, op. cit., S. 110–121; Jost, Hans Ulrich, «La Suisse dans le sillage de l’impérialisme américain», in: Jost, Hans Ulrich, A tire d’ailes. Contributions de Hans Ulrich Jost à une histoire critique de la Suisse, Lausanne 2005 (1988), S. 537–547;


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aufgegriffen und durch Arbeiten zur Sicherheitspolitik ergänzt.5 Neuere Forschungen widmen sich auch den internationalen Beziehungen der Schweiz im Kontext des Kalten Krieges6 sowie dem Aspekt des schweizerischen Antikommunismus oder der Solidaritätsbewegung mit verschiedenen Gebieten der Dritten Welt, in denen die Auseinandersetzungen des Kalten Krieges ausgetragen wurden.7 Diesem neueren Forschungsgebiet der internationalen Beziehungen der Schweiz vor dem Hintergrund des Kalten Krieges sind die Beiträge des vorliegenden ItineraBandes gewidmet. Es geht dabei insbesondere darum, Licht auf die direkte Interdependenz zwischen den weltweiten Handels- und Finanzinteressen der Schweizer Wirtschaft und Banken und den multilateralen und bilateralen schweizerischen Beziehungen zu den Akteuren des globalen Konflikts zwischen den beiden Macht-

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Schaller, André, Schweizer Neutralität im West-Ost-Handel. Das Hotz-Linder-Agreement vom 23. Juli 1951, Bern 1987; Schwarb, Marius, Die Mission der Schweiz in Korea, Bern 1986. Trachsler, Daniel, Neutral zwischen Ost und West? Infragestellung und Konsolidierung der schweizerischen Neutralitätspolitik durch den Beginn des Kalten Krieges, 1947–1952, Zürich 2002; Fischer, Thomas, Die Rolle der Schweiz in der Iran-Geiselkrise, 1979–1981. Eine Studie zur Politik der Guten Dienste im Kalten Krieg, Zürich 2004; Frey, Stéphanie, Switzerland’s Defense and Security Policy during the Cold War (1945–1973), Lenzburg 2003; Gabriel, Jürg Martin, The American Conception of Neutrality after 1941, Basingstoke 2002; Breitenmoser, Christoph, Strategie ohne Aussenpolitik. Zur Entwicklung der schweizerischen Sicherheitspolitik im Kalten Krieg, Bern, Berlin 2002; Mantovani, Mauro, Schweizerische Sicherheitspolitik im Kalten Krieg (1947–1963). Zwischen angelsächsischem Containment und Neutralitäts-Doktrin, Freiburg i.Br. 1999; ders. «Die Schweiz und die NATO: Typologie einer Nicht-Beziehung (1947–1963)», in: Harder, Hans-Joachim (Hg.), Von Truman bis Harmel. Die Bundesrepublik Deutschland im Spannungsfeld von NATO und europäischer Intergration, München 2000, S. 209–217. Jaun, Rudolf; Zala, Sacha (Hg.), Verzeichnis der Quellenbestände zur schweizerischen Militärgeschichte. 1848–2000, 3 Bde., Bern 2004–2006. Vgl. Carron, Damien, La Suisse officielle face à la guerre d’indépendance algérienne (1954–1962). Implication, perception, retombées, Diss., Manuskript, Université de Fribourg 2010; Schaufelbuehl, Janick Marina; König, Mario (Hg.), Suisse–USA dans la Guerre froide; Schweiz–USA im kalten Krieg, Traverse. Revue d’histoire 2 (2009); Fleury, Antoine; Jilek, Lubor (Hg.), Une Europe malgré tout, 1945–1990: contacts et réseaux culturels, intellectuels et scientifiques entre Européens dans la guerre froide, Bruxelles 2009; Birri, Marisa, Die Schweiz und der Kongo in den ersten Jahren der Unabhängigkeit 1960–1963, Lizentiatsarbeit, Bern 2007; Gaffino, David, Autorités et entreprises suisses face à la guerre du Viêt Nam, 1960–1975, Neuchâtel 2007; Farré, Sébastien, La Suisse et l’Espagne de Franco. De la guerre civile à la mort du dictateur, Lausanne 2006; Kreis, Georg, Die Schweiz und Südafrika, 1948–1994: Schlussbericht des im Auftrag des Bundesrates durchgeführten NFP 42+, Bern 2005; Bott, Sandra; Guex Sébastien et al., Les relations économiques entre la Suisse et l’Afrique du Sud durant l’apartheid (1945–1990), Lausanne 2005; Fanzun, Jon A., Die Grenzen der Solidarität: schweizerische Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg, Zürich 2005; Späti, Christoph, Die Schweiz und die Tschechoslowakei, 1945–1953: wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen im Polarisationsfeld des Ost-West-Konflikts, Zürich 2000. Vgl. Schaufelbuehl, Janick Marina (Hg.), 1968–1978 Ein bewegtes Jahrzehnt in der Schweiz / Une décennie mouvementée en Suisse, Zürich 2009; Caillat, Michel; Cerutti, Mauro et al. (Hg.), Histoire(s) de l’anticommunisme en Suisse – Geschichte(n) des Antikommunismus in der Schweiz, Zurich 2009; Rossi, Maurizio, Solidarité d’en bas et raison d’État: le Conseil fédéral et les réfugiés du Chili (septembre 1973 – mai 1976), Neuchâtel 2008; Skenderovic, Damir; Späti, Christina (Hg.): 1968 – Revolution und Gegenrevolution: Neue Linke und Neue Rechte in Frankreich, der BRD und der Schweiz, Itinera 27 (2008); Pereira, Nuno, «‘Unis, nous vaincrons la dictature’: les Associations suisses de soutien à la résistance chilienne (1973–1990)», in: Cahiers d’histoire du mouvement ouvrier 23 (2007), S. 99–124.


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blöcken zu werfen. Dabei ist der schweizerische, situativ stets sehr flexible und adaptationsfähige Neutralitätsdiskurs von besonderem Interesse, wie dies bereits in den bestehenden Studien deutlich dargelegt wurde. Neutralitätsdiskurs im Kalten Krieg Bei Kriegsende galt es für den neuen Leiter der schweizerischen Aussenpolitik, Bundesrat Max Petitpierre, die Beziehungen zur siegreichen Sowjetunion und in der Folge zu den kommunistischen Staaten Osteuropas überhaupt neu aufzugleisen. Nach diesem Trauma der (Nicht-)Beziehungen zur Sowjetunion, reagierte die Schweiz im chinesischen Fall schnell und anerkannte 1950, also bereits einige Monate nach der Machtübernahme Maos, die kommunistische Regierung in China. Diese Kehrtwende gegenüber der Politik der Ära Motta–Pilet-Golaz wurde mit der neuen Maxime der «Universalität» der Beziehungen begründet, die sich im gegebenen Kontext des Kalten Krieges nun quasi direkt aus jener der Neutralität herleiten liess. Mit der Normalisierung der Beziehungen zu den Ländern des Ostblocks gelang es der Schweiz zunächst auch, neue Märkte zu erschliessen. Insbesondere im Bereich des Technologietransfers war diese Politik derart erfolgreich, dass die USA Bern bald mit Sanktionen drohten. Allen Neutralitätsdiskursen zum Trotz, gab die Schweiz im sogenannten Hotz-Linder gentleman agreement im Juli 1951 gegenüber den amerikanischen Forderungen nach und reduzierte den Handel mit dem Ostblock massiv. Tatsächlich war in der Zeit des Kalten Krieges die gesamte Einfuhr und Ausfuhr mit nicht-kommunistischen Ländern mehr als zwanzig Mal grösser als mit den kommunistischen Ländern, wobei dies nicht nur auf das Hotz-LinderAbkommen zurückzuführen war, sondern auch auf die geringeren Handelsmöglichkeiten, die diese Märkte der Schweizer Wirtschaft boten.8 Mit dem diskursiven Spagat zwischen einer «universellen Neutralitätspolitik» und einer westlich konnotierten, antikommunistischen «Gesinnungsfreiheit» gelang es, die Integration im westlichen antikommunistischen Block auch ideologisch zu untermauern. Die Überlegungen von Luc Van Dongen zur transnationalen Dimension des Antikommunismus als ideologische Basis der «Freien Welt» werfen in diesem Kontext neue Schlaglichter auf den schweizerischen Fall, für den er die These einer indirekten Verflechtung mit dem Westen verficht. Die Integration in den Westblock verstärkte sich auch durch das schweizerische Atom-Projekt, wie Mauro Cerutti in seinem Beitrag nachweist. Tatsächlich suchte die Schweiz sehr früh den Anschluss an die neue Atomtechnologie. Der Bundesrat war sich der politischen Implikationen der Atompläne in Bezug auf die Beziehun8

Vgl. Heiner Ritzmann (Hg.), Historische Statistik der Schweiz, Zürich 1996, S. 706f.


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gen mit der Sowjetunion durchaus bewusst. Tatsächlich kritisierte die UdSSR die schweizerische Atompolitik scharf: Sie kompromittiere die Neutralität und die allgemeine Sicherheit. Auch im Fall der Rüstungsbeschaffungen und -lieferungen der Schweiz wird ihre Integration im Westblock deutlich. In seinem Beitrag weist Marco Wyss nach, wie im frühen Kalten Krieg die Schweiz auch unter amerikanischem Druck eine Rüstungspolitik verfolgte, die den Osten nicht nur eindeutig als potentiellen Handelspartner ausschloss, sondern auch klar eine Eingliederung in das westliche Waffentransfersystem bedeutete. Entsprechend kommt Wyss zum Schluss, dass die Schweiz durch diese Rüstungspolitik, die prinzipiell auf dem Diskurs der «bewaffneten Neutralität» basierte, nicht nur ihre eigene Neutralitätspolitik diskreditierte, sondern auch gegen die Neutralität im engeren Sinn verstiess. Schweizerische Präsenz in Übersee Wenn es um die internationale Rolle der Schweiz während des Kalten Krieges geht, ist es wichtig, ihre politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den Ländern in Übersee einzubeziehen, insbesondere im Kontext der Dekolonisation.9 Gegenüber dem Rückzug der Kolonialmächte und der Machterlangung neuer politischer Eliten hielt sich die Schweiz generell bedeckt mit dem Ziel, eine Kontinuität in diesen Regionen zu sichern und wenn möglich auch neue Marktanteile zu gewinnen.10 Die stillschweigende schweizerische Präsenz in den ehemaligen Kolonien wurde durch das Renommee der Schweiz als kleiner neutraler Staat ohne (offensichtliche) Kolonisationsvergangenheit begünstigt, das die eidgenössische Diplomatie gezielt zu nutzen wusste. Diese Expansion wurde ebenfalls durch die Schweizer Aussenpolitik unterstützt, die von Max Petitpierre unter das Motto der «Neutralität», «Solidarität» und «Universalität» gestellt worden war. Unter der Devise der aktiven Hilfe für die Länder der Dritten Welt ging es dabei insbesondere darum, den Handel mit denjenigen asiatischen und afrikanischen Ländern anzuregen, die als nütz-

9 Lyonel Kaufmann stellte bereits 1994 und René Lenzin 2002 fest, dass die Auswirkungen der Dekolonisation auf die Schweizer Präsenz in Übersee noch kaum von Historikern und Historikerinnen untersucht wurden; diese Aussage trifft heute immer noch zu. Vgl. Kaufmann, Lyonel, «Guillaume Tell au Congo. L’expansion suisse au Congo belge (1930–1960)», in: Les Annuelles 5 (1994), S. 43–94; Lenzin, René, «Schweizer im kolonialen und post-kolonialen Afrika. Statistische Übersicht und zwei Fallbeispiele», in: Studien und Quellen 28 (2002), S. 299–326. 10 Vgl. dazu, in Bezug auf die afrikanische Dekolonisation, Perrenoud, Marc, «Guerres, indépendances, neutralité et opportunités: quelques jalons historiques pour l’analyse des relations économiques de la Suisse avec l’Afrique (des années 1920 aux années 1960)», in: Sandra Bott, Thomas David, Claude Lützelschwab, Janick Marina Schaufelbuehl (Hg.), Suisse–Afrique (18e–20e siècles): De la traite des Noirs à la fin du régime de l’apartheid. Schweiz–Afrika (18.–20. Jahrhundert): Vom Sklavenhandel zum Ende des Apartheid-Regimes, Münster 2005, S. 85–104.


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liche Rohstofflieferanten und Absatzmärkte für die Schweizer Wirtschaft in Frage kamen. Das Interesse an diesen Regionen als Handelspartner für die eigene Industrie war bereits in der frühen Nachkriegszeit aktuell. Schweizer Industrielle waren in diesen Jahren auf der Suche nach Ersatzmärkten, um in erster Linie den Ausfall ihres wichtigsten Handelspartners Deutschland wettzumachen. Diese Suche nach neuen Märkten für Schweizer Waren als auch für Kapitalien weckte das Interesse der Wirtschaftskreise an gewissen afrikanischen Rohstoffproduzenten wie Südafrika oder dem belgischen Kongo. Im Falle Südafrikas wurde dieses Interesse zusätzlich durch den Wahlsieg der burischen Nationalisten 1948 begünstigt, der einen Rückzug der englischen Investoren bewirkte und so dem Schweizer Finanzplatz neue Möglichkeiten eröffnete.11 Im unbeständigen Kontext der Nachkriegszeit und des einsetzenden Kalten Krieges wurden die politischen Entwicklungen in Südafrika mit Optimismus beobachtet. Ein Teil der schweizerischen Führungskräfte in Politik und Wirtschaft sah die Machtausübung der weissen Minorität als Garant für wirtschaftliche und politische Stabilität in Südafrika, die durch eine Kontrolle über die staatlichen Strukturen des Landes einen wesentlichen Beitrag zur Verteidigung der westlichen Zivilisation gegen die kommunistische Gefahr leistete.12 Diese antikommunistische Einstellung spielte auch in der misstrauischen Haltung der eidgenössischen Behörden gegenüber dem nach der Unabhängigkeit des Kongos 1960 an die Macht gelangten Premierminister Patrice Lumumba eine Rolle, sowie in ihrer grundsätzlich positiven Einstellung zu Moïse Tschombé, dem deklarierten Antikommunisten an der Spitze der sezessionistischen Katanga-Provinz. Auch im Falle Argentiniens kam es zu einem ähnlichen Zusammenspiel von antikommunistischer Einstellung und Wirtschaftsinteressen, wie es der Beitrag von Isabelle Lucas aufzeigt. So erhielt der Kapitalexport nach dem südamerikanischen Land durch die Machtergreifung der ersten Nachkriegsgeneration von argentinischen Liberalen 1956 Aufschwung, die sich ideologisch klar im Westblock verorteten und eine Wirtschaftspolitik im Einklang mit den Anliegen der internationalen Organisationen förderten, welche in den Augen der Schweizer Finanzkreise dem Land die erwünschte wirtschaftliche und politische Stabilität garantierte.

11 Vgl. dazu Bott, Sandra, La Suisse et l’Afrique du Sud, 1945–1990: commerce, finance et achats d’or durant l’apartheid, Diss., Manuskript, Lausanne 2008, und für eine globale Analyse der vielschichtigen Beziehungen der Schweiz zu Südafrika, vgl. Kreis (wie Fussnote 6). 12 Vgl. Bott, Sandra, «Le renforcement des relations économiques entre la Suisse et l’Afrique du Sud sur toile de fond d’anticommunisme et de croyance en la supériorité de la race blanche (1945–1970)», in: Caillat, Cerutti et al. (wie Fussnote 7), S. 329–347.


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Wirtschaftsmacht und Kalter Krieg Die Beziehungen zu Argentinien machen ebenfalls deutlich, dass die Schweiz während der Zeit des Kalten Krieges nicht nur bilateral agierte, sondern auch auf verschiedenen multilateralen Bühnen eine Rolle spielte. So war es ihre Teilnahme am sogenannten «Pariser Club», der sich als informelle Verbindung der öffentlichen Gläubiger elf westlicher Länder verstand, die wesentlich dazu beitrug, die Verstaatlichung zweier Elektrizitätsfirmen zu verhindern, in denen gewichtige schweizerische Investitionen bestanden. Die Neutralitätsauffassung gemäss Petitpierres Auslegung erlaubte es der Schweiz nämlich, sich an sogenannten rein «technischen» internationalen Organisationen zu beteiligen. Dabei ging es einerseits darum, eine aussenpolitische Isolation zu vermeiden. Obwohl die Schweiz der UNO bis 2002 fernblieb, partizipierte sie aktiv in verschiedenen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen, wie etwa der UNESCO oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO). 1963 trat sie gar dem Europarat bei. Diese flexible Interpretation der «technischen» Organisationen erlaubte es Bern aber auch, auf wirtschaftlicher Ebene mit den Westmächten zusammenzuarbeiten und so eigene Interessen zu fördern, ohne dabei politisch Stellung beziehen zu müssen. Die Schweizer Teilnahme an der 1948 im Rahmen des Marshallplans und des europäischen Wiederaufbaus gegründeten Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) sollte so vor allem den Zugang zu Absatzmärkten und Rohstoffquellen sichern und auch die Wirtschaftsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten pflegen. Dank dieser subtil flexiblen Auslegung der Neutralitätsdoktrin gelang es, die Schweizer Wirtschaftsmacht während der Zeit des Kalten Krieges weiter zu stärken, was es der Schweizerischen Eidgenossenschaft auch erlaubte, einen nicht unbedeutenden Platz im Weltgeschehen einzunehmen. Es war zu einem grossen Teil der erstarkende Finanzplatz, der den schweizerischen Einfluss untermauerte. Dabei nahm die Vermögensverwaltung, welche bekanntlich zu einem grossen Teil auf Fluchtkapitalien beruhte, eine zentrale Funktion ein. Es ist daher von Bedeutung, die weltweite Einflussnahme der Schweizer Banken dank dieser internationalen Kapitalien zu untersuchen. Eine solche Untersuchung wird jedoch durch das Problem erschwert, verlässliche Zahlen zu finden, die Auskunft über die Höhe der durch Schweizer Banken verwalteten ausländischen Fluchtgelder geben. Umso wertvoller ist deshalb der Artikel von Martin Kuder, der den Zufluss italienischer Gelder in den 1960er Jahren untersucht. Anhand von Statistiken der italienischen Zentralbank gelingt es Kuder, das Ausmass des Verkehrs mit italienischen Banknoten, die über die Grenze in die Schweiz gelangten, zu beziffern und dessen Auswirkungen auf den italienischen Staatshaushalt zu bewerten, die in Krisenjahren zum Teil verheerend waren. Die gewaltigen Geldströme in die Tessiner Banken


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trugen – nebst den Fluchtkapitalien aus anderen Ländern – zur Wirkungsmacht des schweizerischen Finanzplatzes bei. Dank der riesigen verwalteten Vermögen vermochten die Banken, verschiedenen Ländern oftmals entscheidende Kredite zu gewähren und strategische Investitionen zu tätigen, was ihnen und der Schweiz allgemein eine ernstzunehmende Stellung in den internationalen Beziehungen während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusicherte. Schweizerische Verstrickungen in Stellvertreterkriege Obwohl die hochgerüsteten Armeen der beiden Supermächte sich während der vier Jahrzehnte des Kalten Krieges nie direkt bekämpften, kam es wiederholt zu Stellvertreterkriegen. So trafen in Korea nach 1951 südkoreanische und hauptsächlich US-amerikanische Soldaten unter UNO-Kommando auf die nordkoreanische Armee, die durch China massive Verstärkung erhielt. Dieser Krieg, der 1953 mit einem Waffenstillstand und der tragischen Bilanz von über vier Millionen Toten und Verletzten, die Hälfte davon zivile Opfer,13 endete, spielte auch für die schweizerische Aussenpolitik eine Rolle. Einerseits war der dreijährige Einsatz der amerikanischen Armee für die Rüstungsindustrie von Bedeutung. So bewilligte der Bundesrat die Lieferung von mehreren 100 000 Oerlikon-Bührle-Raketen an die USA, obwohl Washington angegeben hatte, diese Waffen für ihren Einsatz in Korea zu benötigen.14 Bundesrat Petitpierre bat Emil Bührle lediglich in einem Gespräch im Juni 1952, die Lieferungen in kleinere Kontingente aufzuteilen, um sie so weniger sichtbar zu machen und Kritik am einseitigen Waffenverkauf zu vermeiden. Andererseits betraf der Korea-Krieg unmittelbar auch die Schweizer Diplomatie. Nebst Schweden, Jugoslawien und Polen kam eine Delegation aus der Schweiz in der internationalen Kommission zum Einsatz, die den Waffenstillstand überwachte und in welcher noch immer eine schwedische und eine schweizerische Delegation wirken. In den 1950er und 1960er Jahren spitzten sich die Spannungen zwischen den Machtblöcken auch in Zentralamerika zu. Linksradikale Reformbewegungen wurden zur Zielscheibe des amerikanischen Antikommunismus, der durch Maos Revolution 1949, die Explosion der sowjetischen Atombombe im selben Jahr und die Hysterie des McCarthyismus Aufwind erhalten hatte. So organisierte die Eisenhower-Administration mit Hilfe der CIA 1954 die Niederwerfung der demokratisch gewählten progressiven Regierung von Jacopo Arbenz in Guatemala. Zu der Zeit lebten mehrere hundert Schweizerinnen und Schweizer in diesem Land und die

13 Patterson, James T., Grand Expectations. The United States, 1945–1974, New York, Oxford 1996, S. 207–208. 14 Vgl. Mantovani (wie Fussnote 5), S. 134–136, sowie Ooyen (wie Fussnote 5), S. 66–69.


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schweizerische und die guatemaltekische Regierungen führten gerade Verhandlungen zum Abschluss eines Wirtschaftsabkommens.15 Obwohl Max Petitpierre die amerikanische Politik kritisierte, nahm die offizielle Schweiz aus Neutralitätsgründen keine Stellung zum Staatsstreich. Dem abgesetzten Präsidenten, dessen Familie ursprünglich schweizerischer Herkunft war, wurde im Dezember 1954 bloss drei Monate Asyl gewährt, und dies nur unter der Bedingung, dass er nicht mit der Presse spreche. Nach der kubanischen Revolution von 1959, der darauffolgenden Agrarreform und den Nationalisierungen amerikanischen Landbesitzes und Eigentums sowie der Annäherung des Castro-Regimes an den Ostblock brach Washington im Januar 1961 alle diplomatischen Beziehungen mit dem karibischen Inselstaat ab. Fortan und bis zum heutigen Tag vertritt die Schweiz als Schutzmacht die amerikanischen Interessen auf Kuba. Dank dieser Position brauchte der Bundesrat sich einerseits nicht an den von den Vereinigten Staaten verhängten Sanktionen zu beteiligen; gleichzeitig profitierte sie von ihrer privilegierten Beziehung zu Washington. Ein weiterer Vorteil der schweizerischen Sonderstellung kam der Firma Nestlé zugute, deren kubanische Fabrik 1960 ebenfalls nationalisiert worden war: Es gelang ihr im Gegensatz zu den ebenfalls betroffenen US-amerikanischen Firmen, von der Castro-Regierung eine befriedigende finanzielle Wiedergutmachung für ihren Verlust zu erhalten.16 Zur gleichen Zeit wurde der Kongo zum Austragungsort eines weiteren Stellvertreterkriegs. Als Patrice Lumumba mit der kongolesischen Armee und sowjetischer logistischer Unterstützung versuchte, die abtrünnige Provinz Katanga zurückzuerobern, wurde er für die amerikanische und die belgische Regierung zum Hindernis, das es aus dem Weg zu schaffen galt. Nachdem letztere insgeheim den Staatsstreich Mobutus im September 1960 organisierten, der in der Ermordung des fälschlicherweise als kommunistisch verschrienen Lumumba endete, wechselten die in die Region abgesandte UNO-Delegation und die Westmächte ihre Strategie und begannen, sich nun gegen die Sezession der reichen Provinz einzusetzen. Wie Marisa Birri in ihrem Beitrag zeigt, brachte dies die Schweiz in eine paradoxe Situation, da sie einerseits von Anfang an die UNO-Mission und somit das Bestreben der Westmächte grosszügig unterstützte, andererseits, motiviert durch ihre gewichtigen Wirtschaftsinteressen, sich in der abtrünnigen Region auch weiterhin für die Sezession Katangas einsetzte. 15 Cerutti, Mauro, «La Suisse et les États-Unis en Amérique latine à l’époque de la guerre froide: la crise du Guatemala de 1954», in: Relations Internationales 113 (2003), S. 95–113. 16 Vgl. Theintz, Grégory, Du sucre pour Nestlé: négociations autour de la nationalisation des biens helvétiques à Cuba par le régime castriste, 1960–1967, Mémoire de licence, Université de Lausanne, 2010.


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In der Folge der Ermordung Präsident John F. Kennedys im November 1963 verschob sich die Priorität der Johnson-Administration in ihrer Bekämpfung des Kommunismus und des Einflussbereichs des Ostblocks nach Asien. Der VietnamKrieg, der 1965 mit der intensiven Bombardierung Nord-Vietnams eskalierte, brachte wiederum schweizerische Interessen ins Spiel. David Gaffino zeigt auf, wie die Schweizer Regierung versuchte, auf diplomatischer Ebene eine wichtigere Rolle zu spielen, indem die Friedensverhandlungen auf Schweizer Boden organisiert werden sollten. Allerdings kam ihr bei diesem Unterfangen unter anderem die Tatsache, dass sie sich erst 1971 dazu durchringen konnte, Nord-Vietnam anzuerkennen, in die Quere. Wirtschaftlich spielte der Konflikt insbesondere für die Ausfuhr schweizerischer dual-use-Produkte der Uhrenindustrie eine Rolle, die von der amerikanischen Armee für ihren Kriegseinsatz verwendet wurden. Offene Fragen und neue Forschungsschwerpunkte Die Beiträge dieses Bandes versuchen, neue Ansätze zu erkunden, die ein besseres Verständnis der Rolle der Schweiz in einer besonders bedeutsamen Zeitspanne der internationalen Geschichte ermöglichen, einer Zeitspanne in der sich zwei Systeme auf ideologischer, politischer, wirtschaftlicher, sozialer, wissenschaftlicher und kultureller Ebene konkurrenzierten. Die bestehende Literatur hat bereits auf verschiedene Aspekte der Entwicklung der schweizerischen Aussenpolitik in den Jahren 1947 bis 1990 aufmerksam gemacht und insbesondere die Abstimmung dieser Politik auf den amerikanischen antikommunistischen Konsens und das Modell der liberalen Marktwirtschaft nachgewiesen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes liefern eine Vertiefung einer bestimmten Zahl von Thematiken, wie die der internationalen Implikationen der Neutralität- und Sicherheitspolitik, der schweizerischen Präsenz in Übersee, der Auswirkungen der schweizerischen Verstrickungen in einen internationalen, antikommunistischen Feldzug und der Stosskraft des Schweizer Finanzplatzes. Diese Aufsätze wurden erstmals anlässlich dreier verschiedener Tagungen zum Thema des Kalten Krieges vorgestellt, die von 2008 bis 2010 in Bern und Basel organisiert wurden.17 Zusammen ermöglichen sie Einblicke in den Einfluss schweizerischer politischer und wirtschaftlicher Kreise auf der in17 Es handelt sich um die DDS-Tagung «Wissenschaft und Aussenpolitik: die Schweizer Wissenschaftsräte in Washington und in der Welt (1958–2008)», die im Dezember 2008 in Bern stattfand, sowie die DDS-Tagung «Zwischen europäischer Integration und Dekolonisation. Die internationalen Beziehungen der Schweiz in den 60er Jahren», die im November 2009 stattgefunden hat, als auch um zwei Panels an den Zweiten Schweizerischen Geschichtstagen, die von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte im Januar 2010 in Basel organisiert wurden: «La Guerre froide de la Suisse: politique, culture et relations internationales» und «‘Armes sans frontières?’. L’armement des pays neutres durant la Guerre froide».


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ternationalen Bühne des Kalten Krieges, wobei die kulturellen Vernetzungen in diesem Band nicht aufgegriffen werden konnten. Viele Fragen bleiben offen und Historikerinnen und Historiker sehen sich mit zahlreichen neuen Forschungsfeldern konfrontiert. Zukünftige Studien werden auch durch den Fortschritt bei der Herausgabe der Diplomatischen Dokumente der Schweiz unterstützt: diese ist zum jetzigen Zeitpunkt beim Jahr 196618 angekommen; durch eine speditivere Edition ist beabsichtigt, die Serie über den Kalten Krieg 1945–1989 im Jahre 2020 mit gleichzeitigem Erreichen der 30jährigen Schutzfrist abzuschliessen. Die Anzahl potentieller historiografischer Themenbereiche ist immens: Multiple Aspekte der internationalen Beziehungen der Schweiz sind weiterhin unerforscht, die bilateralen Beziehungen zu verschiedenen Regionen und Ländern bleiben zu erkunden, wie auch die schweizerische Teilnahme an multinationalen Institutionen; über vielfältige Facetten der internationalen Rolle der Schweiz herrscht noch völlige Unkenntnis. Es ist zu hoffen, dass die vorliegenden Beiträge weitere Studien zur Erforschung der internationalen Schweiz in den vier Jahrzehnten des Kalten Krieges zu stimulieren vermögen.

18 Diplomatische Dokumente der Schweiz. Documents Diplomatiques Suisses. Documenti Diplomatici Svizzeri, Bd. 23 (1964–1966), Sacha Zala et al. (Hg.), Zürich, Locarno, Genf 2011.



La Suisse dans les rets de l’anticommunisme transnational durant la Guerre froide: réflexions et jalons Luc van Dongen Avec un certain retard par rapport à d’autres disciplines, l’histoire fait depuis quelques années grand cas du concept de «transnational», au point que d’aucuns parlent d’un «tournant transnational»,1 qui ferait suite au soi-disant «linguistic turn». L’avenir nous dira si l’historiographie traverse actuellement une réelle mutation ou s’il ne s’agit que d’un simple élargissement du questionnaire, hypothèse bien plus probable – et sans doute aussi plus souhaitable.2 Toujours est-il que le transnational est à la mode et qu’il suscite de nombreux travaux aussi bien théoriques qu’empiriques. On dispose même déjà d’un dictionnaire voué à cette approche historique.3 L’anticommunisme, en tant que sensibilité, voire idéologie massivement partagée dans le monde dit «libre» au temps de la Guerre froide, mais aussi au titre de mobilisation cherchant à contrer un danger perçu comme tentaculaire et orchestré depuis Moscou par une action elle aussi coordonnée au-delà des limites nationales, soulève la question de la transnationalité. D’autant que le terme de «croisade», associé spontanément à la lutte contre le communisme, sous-entend l’idée d’une action collective, telle que l’appelait d’ailleurs de ses vœux un Georges Albertini en 1960, arguant que «de même qu’il y a l’OTAN et le Fonds monétaire international, nous avons besoin au plus vite d’un Politburo du monde libre».4 De fait, pendant comme avant la Guerre froide, il s’est trouvé des organisations anticommunistes privées et/ou publiques (ou les deux à la fois) dotées de ramifications en plusieurs pays. Sans parler de l’omnipotence que le sens commun prête aux services de renseignements occidentaux, en particulier étasuniens (CIA), qui auraient agi en sous-main sur tous les fronts de la Guerre froide, tel un marionnettiste tirant les ficelles.

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Iriye, Akira, «The Transnational Turn», Diplomatic History 31/3 (2007), p. 373–376. Robinson, William I., «Beyond Nation-State Paradigms: Globalization, Sociology, and the Challenge of Transnational Studies», Sociological Forum 13 (1998), p. 561–594 (croit en un changement de paradigme complet dans les sciences sociales). Pour un point de vue moins radical, voir par exemple les travaux de Pierre-Yves Saunier, notamment «È pericoloso sporgersi? Attrazioni e limiti dell’approccio trans-nazionale», Contemporanea 7/1 (2004), p. 114–122. Saunier, Pierre-Yves; Irye, Akira (éd.), The Palgrave Dictionary of Transnational History. From the mid-19th century to the present day, Londres 2009. Revue Est & Ouest (cité dans Sportès, Morgan, Ils ont tué Pierre Overney, Paris 2008, p. 13).


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Au-delà, quel sens y aurait-il à adopter une perspective transnationale face à un objet comme l’anticommunisme? A quoi pourrait ressembler une telle étude? Cette contribution, animée par la conviction que la démarche transnationale peut être intéressante, propose quelques éléments de réflexion à ce sujet, par le biais du prisme helvétique. On s’intéressera à l’art et à la manière dont la Suisse a été prise dans les rets d’une geste anticommuniste transnationale, et ce malgré la neutralité et le relatif isolationnisme culturel du pays au temps de la «seconde» défense spirituelle. Si, comme ironisent Sebastian Conrad et Jürgen Osterhammel, «l’Allemagne n’est pas une île»,5 est-il besoin de préciser que la Suisse non plus? En porte-à-faux avec le discours officiel, certaines formes concrètes et organiques de solidarité occidentale ont vu le jour dans le cadre de la lutte contre le communisme. Nous en pointerons quelques aspects à la fin, en nous appuyant sur les premiers résultats d’une recherche en cours.6 Mais d’abord, qu’est-ce que l’histoire transnationale et comment l’utiliser pour étudier l’anticommunisme? L’histoire transnationale… Elle-même, pour l’heure, se définit en termes plutôt vagues et ouverts. Des essais autour de cette approche,7 on retiendra qu’elle se veut fondamentalement une histoire relationnelle enjambant les frontières. Au lieu d’envisager les phénomènes historiques comme inscrits dans des espaces clos et figés, elle met en question l’existence des entités nationales et des cloisonnements spatiaux en portant son attention sur les liens, rapports, échanges, connexions, flux, transferts qui non seulement les traversent, mais aussi les façonnent dans un processus dialectique. L’histoire transnationale s’attache aux interactions – à la fois matérielles et immatérielles – entre les nations, que celles-ci passent par des personnes, des idées, des actions, des produits, des capitaux, des représentations, des savoirs, des normes ou encore des modes de vie. 5 6

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Osterhammel, Jürgen; Conrad, Sebastian, Das Kaiserreich transnational: Deutschland in der Welt 1871–1914, Göttingen 2004, p. 7. Recherche intitulée provisoirement «La ‘garde anticommuniste’ suisse et ses homologues occidentales au temps de la guerre froide: réseaux, milieux et transferts transnationaux (1945–1975)», financée par le Fonds national suisse de la recherche scientifique (programme «Ambizione»), et rattachée à l’Université de Fribourg (professeur Claude Hauser). Clavin, Patricia, «Defining Transnationalism», Contemporary European History 14/4 (2005), p. 421–439; Budde, Gunilla; Conrad, Sebastian; Janz, Oliver (éd.), Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien, Göttingen 2006; Middell, Matthias, «Transnationale Geschichte als transnationales Projekt. Zur Einführung in die Diskussion», Historical Social Research / Historische Soziale Forschung 2 (2006), p. 110–117; Osterhammel, Jürgen, «Transnationale Gesellschaftsgeschichte: Erweiterung oder Alternative?», Geschichte und Gesellschaft (27/3) 2001, p. 464–479; Patel, Kiran Klaus, «Überlegungen zu einer transnationalen Geschichte», Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52/7 (2004), p. 626–645; Saunier, Pierre-Yves, «Circulations, connexions et espaces transnationaux», Genèses 4/57 (2004), p. 110–126.


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Initialement, l’histoire transnationale s’est employée à se démarquer de deux autres disciplines embrassant elles aussi, chacune à leur manière, plusieurs espaces et échelles: l’histoire comparée et l’histoire des transferts culturels.8 Tandis que la seconde entendait dépasser les «limites» de la première,9 l’une et l’autre ont été renvoyées dos à dos par l’histoire transnationale sous prétexte de natio-centrisme: il leur était reproché d’accentuer les particularismes, d’essentialiser et de réifier les histoires nationales. Entre-temps, le débat s’est apaisé et il ne reste plus grand monde aujourd’hui pour camper sur des positions aussi tranchées. Bien plus nombreux sont ceux qui reconnaissent la nécessité de combiner les démarches, en gardant à l’esprit les bienfaits – surtout heuristiques – du comparatisme, ainsi que les acquis de l’histoire des transferts, qui est très proche en définitive de l’histoire transnationale, du moins en termes méthodologiques. Les historiens comparatistes ont désormais intégré un certain nombre de questionnements et critiques émanant de l’histoire transnationale tout en réaffirmant les vertus de la comparaison,10 tandis que les historiens des transferts ne cessent d’explorer de nouvelles voies («histoire croisée»11). Dans sa quête de légitimation, l’histoire transnationale a sans doute caricaturé et dénaturé l’histoire des relations internationales avec laquelle elle ne voulait surtout pas être confondue. Réduites aux relations inter-étatiques officielles, les relations internationales ont servi de repoussoir servant à mettre en avant une histoire socio–culturelle attentive aux contacts informels et non gouvernementaux, décentrée, débarrassée – en principe – de tout ancrage national. On en est pourtant revenu. D’abord pour reconnaître à l’histoire internationale (l’ex-histoire diplomatique) certaines percées pionnières;12 ensuite pour nuancer la radicalité du parti pris «a-national». Le consensus qui se dessine actuellement tend à revaloriser l’importance du facteur national dans l’histoire, sans pour autant considérer le cadre de l’Etat-nation comme un donné immuable qu’il faudrait se priver de mettre en question sur le plan historique. L’histoire transnationale ne fait pas comme s’il n’y avait plus ni frontières ni nations (à la différence de certains courants de World History ou Weltgeschichte): en partant de ces dernières, elle s’intéresse prioritairement à ce qui les transcende et traverse.

8 Sur l’histoire comparée, voir entre autres Haupt, Heinz Gerhard; Kocka, Jürgen (éd.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Francfort 1996; Cohen, Deborah; O’Connor, Maura (éd.), Comparison and History: Europe in Cross-National Perspective, Londres 2004. Pour les transferts, voir Espagne, Michel, Les transferts culturels franco-allemands, Paris 1999. 9 Espagne, Michel, «Les limites du comparatisme en histoire culturelle», Genèses 17 (1994), p. 112–121. 10 Kocka, Jürgen, «Comparison and Beyond», History and Theory 42 (2003), p. 39–44. 11 Werner, Michael; Zimmermann, Bénédicte (éd.), De la comparaison à l’histoire croisée, Paris 2004. 12 Keohane, Robert O.; Nye Jr., Joseph S., «Transnational Relations and World Politics», International Organization 25/3 (1971), p. 329–349 et 721–748.


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Bien qu’il n’appartienne pas spécifiquement à l’histoire transnationale et qu’il ne lui soit pas forcément consubstantiel, un autre concept doit être introduit ici, parce qu’il va souvent de pair avec cette approche et qu’il est particulièrement pertinent pour l’histoire de l’anticommunisme: le concept de réseau. Très souvent invoqués, rarement définis,13 les réseaux sont un outil incontournable, quoique difficile à appréhender. Si les modèles élaborés par les sciences sociales – sociologie en tête14 – ne manquent pas d’intérêt, leur utilisation ne va pas de soi, car les réseaux y sont généralement entendus au sens de réseaux sociaux (liens familiaux, amicaux, professionnels, associatifs, etc.). Cette acception est assez éloignée de la réalité des réseaux socio-politiques qui font le substrat de la lutte contre le communisme. Certaines typologies pourraient toutefois se révéler utiles, comme celle qui divise les réseaux en communautés politiques («policy communities»), communautés épistémiques («epistemic communities») et coalitions de défense («advocacy coalitions»).15 Les communautés politiques seraient des groupes relativement homogènes partageant les mêmes valeurs, soudés derrière un projet global et enclins à coopérer tous azimuts (partis, mouvements, fronts, etc.). Les communautés épistémiques pourraient être comprises comme des groupes d’experts, des collectifs composés de professionnels ou de gens d’une même spécialité ayant certes un objectif commun, mais limité, spécifique, temporaire. Ces réseaux d’experts fonctionneraient comme des canaux de diffusion d’idées et de connaissances entre sociétés civiles et gouvernements tant à l’intérieur d’un espace que d’un pays à l’autre. Par contraste, les coalitions de défense seraient des constellations plus lâches et fragiles, agrégeant, au gré des circonstances, des organisations diverses n’ayant parfois qu’un seul dénominateur commun, prêtes à un rapprochement ponctuel mais guère plus.16 Par ailleurs, il faut signaler l’importance de l’idée de «State–Private Networks» (réseaux Etat–privé). Ce sont des études ayant trait à l’anticommunisme, en particulier à la Guerre froide culturelle des Etats-Unis, qui ont donné corps à cette 13 La situation est en train de changer. Voir les colloques «Grenzen und Chancen der historischen Netzwerkforschung» organisé en décembre 2009 par le NS-Dokumentationszentrum de Cologne, ainsi que «Analyse de réseaux en histoire: approches, outils, problèmes» qui s’est tenu à l’Université de Lausanne en février 2010. 14 Castells, Manuel, La société en réseaux, Paris 2001. Voir aussi Degenne, Alain; Forsé, Michel, Les réseaux sociaux. Une analyse structurale en sociologie, Paris 1994; Wasserman, Stanley; Faust, Katherine, Social network analysis. Methods and applications, Cambridge 1994. 15 Typologie élaborée par divers sociologues et politologues et reprise par Kaiser, Wolfram, «Transnational networks in European governance: the informal politics of integration», in: Gehler, Michael et al. (éd.), Netzwerke im europäischen Mehrebenensystem. Von 1945 bis zur Gegenwart. Networks in European multi-level Governance. From 1945 to the Present, Vienne 2009, p. 12–33. 16 Sur les réseaux en histoire, voir aussi Unfried, Berthold et al. (éd.), Transnationale Netzwerke im 20. Jahrhundert. Historische Erkundungen zu Ideen und Praktiken, Individuen und Organisationen, Leipzig 2008.


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