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Vorwort

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Einleitung

Einleitung

Mit diesem Buch liegt erstmals ein Übersichtswerk über die Malerei des Barocks in der Schweiz vor. Die Wahl des Themas mag zunächst erstaunen, wird barocke Malerei doch vorrangig mit anderen geografischen Räumen assoziiert, und beim Gedanken an «Malerei in der Schweiz» gerät primär die Kunst seit dem späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart in den Sinn, mit Ausnahme einiger Positionen des Spätmittelalters und der Renaissance vielleicht. Den Blick nun auf die Zeitspanne zwischen dem Ausgang der Renaissance und dem Beginn der Aufklärung zu richten, also auf eine Epoche, die bislang eher wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit fand, stellt zweifellos eine Herausforderung dar. Matthias Oberli ist dieses Wagnis eingegangen, allerdings in hervorragender Kenntnis des Reichtums, der die Malerei dieses Zeitalters auch auf dem Boden der heutigen Schweiz kennzeichnet, wie im Wissen darum, dass eine fundierte Darstellung dieses Themas eine erhebliche Lücke zu schliessen imstande ist.

Wie der Autor in der Einleitung festhält, hat das Buch zum Ziel, eine Gesamtschau der barocken Malerei in der Schweiz zu geben. Die vorliegende Publikation löst diesen Anspruch in eindrücklicher Weise ein: In nahezu enzyklopädischer Vollständigkeit und Breite behandelt sie das Schaffen von bekannten und in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen und Künstlern und berücksichtigt dabei nicht nur die klassischen Medien des Tafel- und Leinwandbildes sowie der Wand- und Deckengemälde, sondern – der barocken Verschmelzung von Bild und Architektur Rechnung tragend – auch Gattungen, die stärker im angewandten Bereich verortet sind, wie die Glas- und Ofenmalerei und die dekorative Malerei auf Fassaden und in privaten Innenräumen. Dabei gerät die Untersuchung nie in Gefahr, in einer blossen Aneinanderreihung von Werken und Namen zu erstarren, da sich durchwegs das eminente Interesse des Verfassers an übergeordneten künstlerischen Fragen sowie am kunsthistorischen Kontext Geltung verschafft. Ausdruck dieser Herangehensweise ist nicht zuletzt ein Gesamtaufbau, der sich nicht etwa an den herkömmlichen Gattungshierarchien orientiert, sondern einem eigenen Narrativ folgt, das seinen Anfang bei den Malerinnen und Malern nimmt, um von dort zu den Selbstporträts und weiter zu den Einzel- und Gruppenbildnissen zu gelangen, an die sich organisch die weiteren Kapitel bis zu den abschliessenden Ausführungen über die Landschaftsmalerei anfügen.

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Ein Werk von diesem Zuschnitt kann nur von einem leidenschaftlichen Verfasser hervorgebracht werden, der sich auch von mühevollen, viele Jahre währenden Recherchen nicht entmutigen lässt und sich die Lust daran bewahrt, seinen Gegenstand in immer wieder neuen Perspektiven zu betrachten. Wir sind Matthias Oberli von Herzen dankbar dafür, dass er seiner Leidenschaft stets treu geblieben ist und sein Vorhaben mit Mut und Ausdauer zu einem eindrücklichen Ergebnis geführt hat. Wer sich künftig mit Schweizer Barockmalerei befasst, findet endlich eine Publikation vor, die in Text und Bild eine ebenso umfassende wie vorbildliche Behandlung des Themas leistet. Und wer die Absicht hegt, in weiterführenden Forschungen einen einzelnen Aspekt wissenschaftlich zu vertiefen, hat nun ein überaus materialreiches und zugleich ordnendes und kontextualisierendes Standardwerk an der Hand, das ihm den Weg in einem bis anhin viel zu wenig beachteten Gebiet der Kunstgeschichte weist.

Roger Fayet Direktor SIK-ISEA

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Vorwort

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