5. Ausgabe Sept./Oktober 2010
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Unser Wald Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Jahr der Biodiversit채t | Wald-Wild-Konflikt Unser Wald 5 I 2010
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Inhalt
Editorial
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Schwerpunkt: Jahr der Biodiversität
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Warum brauchen wir biologische Vielfalt? Biodiversitätskonferenz 2010 in Japan Wenn Touristen zu Schmugglern werden Ein fiktives Streitgespräch über Biodiversität Naturnahe Waldwirtschaft und Naturschutz Niederwälder und biologische Vielfalt Eine Erfolgsgeschichte: Das Röthaer Holz
Wald und Wild
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Was will die Gesellschaft? Wald vor Wild oder Wild vor Wald?
Wald – Wissen Der etwas andere Baumschmuck
Wald – Vögel Foto: x-ray-andi, pixelio.de
Der Klebrige Hörnling wächst oft an den moosbedeckten Stümpfen der Fichte.
Impressum Herausgeber: Verlagsgesellschaft Unser Wald mbH Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn, Telefon: 02 28/9459830, Internet: www.sdw.de, E-Mail: unser-wald@sdw.de Im Auftrag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband e.V. Chefredakteurin: Sabine Krömer-Butz, Bonn Kontakt: 02 28/94 59 835, E-Mail: sabine.kroemer-butz@sdw.de Redaktion: Lothar Gössinger, München; Christoph Rullmann, Bonn; Sylke Emmermann, Leck (Landesverbandsnachrichten) Anschrift der Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn Telefon: 02 28/9 45 98 30, Telefax: 02 28/9 45 98 33 Geschäftsführer: Jens Stengert, Bonn Konten: Sparkasse KölnBonn, Kontonummer 031 019 797, BLZ 370 501 98 Gesamtherstellung: Echo Verlag, Selma-Lagerlöf-Straße 51–53, 50859 Köln, Telefon: 0 22 34/40 09-01, Fax: 0 22 34/40 09-44, Internet: www.lambertzdruck.de, E-Mail: info@lambertzdruck.de Erscheinungsweise: zweimonatlich Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 € einschl. Versandkosten und 7 % MwSt. Einzelheft: Preis 3,00 € Fotos: Für die Fotos in den Landesverbandsnachrichten sind die jeweiligen Landesverbände verantwortlich.
Von Eulen und Käuzen – von Mythen und Mäusen
Vorbilder Vom Glück, den richtigen Platz gefunden zu haben
SDW – Exkursion Im Herzen der Schwäbischen Alb
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Umweltnachrichten
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Forstnachrichten
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SDW-Verbandsnachrichten
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SDW-Bundesverband Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen
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Inhalt
Unser Wald 5 I 2010
Editorial
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sabine Krömer-Butz
2010 sollte die Wende sein. Nach jahrzehntelanger Artenvernichtung wollten 190 Staaten, die die CBDKonvention unterschrieben hatten, den Artenrückgang weltweit verringert und in Europa gestoppt haben. Doch sie sind kläglich gescheitert. „Der politische Wille zur Umsetzung hat auf breiter Ebene gefehlt“, fasst Expertin Dr. Kathrin Blaufuss vom Forum Umwelt und Entwicklung das enttäuschende Ergebnis zusammen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt! Im Herbst 2010 auf der Konferenz in Japan sollen nun die richtigen Weichen für den Zeitraum bis 2020 gestellt werden.
Den etwas anderen Baumschmuck stellt uns unsere Praktikantin Sandra Butz vor. Sie hat Interessantes gefunden. Jörg Liesen entführt uns wieder in die Wunderwelt unserer Vögel – diesmal stehen die Eulen und Käuze im Mittelpunkt. Ich hoffe, wir haben wieder für jeden Lesenswertes dabei! Wenn Ihnen dennoch etwas fehlt, schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Anregungen und Ideen! Viel Spaß beim Lesen!
Manche werden sagen, ob es das eine Insekt oder das andere Säugetier gibt, das ist doch nicht so wichtig. Wir von Unser Wald wollen dazu beitragen, jedem die Dummheit solcher Aussagen klarzumachen. Der Verlust der Artenvielfalt (=Biodiversität) gefährdet das Leben sowohl in den Entwicklungs- als auch in den Industrieländern. Vor allem die ländliche Bevölkerung in den Entwicklungsländern ist in ihrer Ernährung direkt von der Natur mit ihrer Artenvielfalt abhängig. Der Wald ist für Mitteleuropa eines der wichtigsten Ökosysteme mit der größten Artenvielfalt. Wir stellen Ihnen vor, wie bestimmte Bewirtschaftungsformen und Aufforstungen die Artenvielfalt positiv beeinflussen. Den Konflikt Wald vor Wild oder Wild vor Wald gibt es seit Jahrzehnten in unserer Gesellschaft. Trotzdem hat bis heute der Wald in einigen Gebieten keine Chance, sich selbst zu verjüngen. Ein Gutachten, unter anderem von dem Bundesamt für Naturschutz, in Auftrag gegeben, soll helfen, der Lösung näher zu kommen. Wir stellen Ihnen die Ergebnisse vor.
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Editorial
Foto: Cornerstone, pixelio.de
Bunte, artenreiche Wiesen sind heute in vielen Gebieten nur selten anzutreffen.
Warum brauchen wir biologische Vielfalt? Sabine Krömer-Butz Das Jahr 2010 sollte für den Schutz der biologischen Vielfalt (Biodiversität) ein entscheidendes Jahr sein. Es war das Ziel der Staatengemeinschaft, den Artenrückgang weltweit zu verringern und in Europa gänzlich zu stoppen. Dieses Vorhaben ist leider gescheitert.
Zurzeit schwindet die biologische Vielfalt weltweit mit einer Geschwindigkeit, wie sie in der Geschichte vorher nicht beobachtet wurde. Man geht davon aus, dass täglich etwa 150 Arten aussterben. Nach Daten der Weltnaturschutzorganisation IUCN sind derzeit weltweit mehr als 16.000 Arten vom Aussterben bedroht, darunter etwa ein Viertel aller Säugetiere, ein Drittel aller Amphibienarten und 12 Prozent der Vogelarten. Bei den Ökosystemen zeigt sich ein ähnliches Bild: Jährlich wird eine Waldfläche von 13 Millionen Hektar zerstört. Karibische Korallenriffe sind bereits zu 80 Prozent zerstört (TEEB-Bericht 2008), 35 Prozent aller Mangroven wurden innerhalb der letzten 20 Jahre vernichtet. Zahlen, die unfassbar hoch sind! Aber was versteht man eigentlich unter Biodiversität? Die Biodiversität umfasst drei Bereiche: erstens die Vielfalt an Arten, zweitens die Vielfalt an Lebensräumen und drittens die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Tierund Pflanzenarten.
Jahr der Biodiversität
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Jahr der Biodiversität
Dieses Netzwerk der biologischen Vielfalt macht die Erde zu einem einzigartigen, bewohnbaren Raum für die Menschheit. Es gibt keine konkreten Zahlen darüber, wie viele Arten auf unserer Erde wirklich existieren. Schätzungen schwanken zwischen 10 und 100 Millionen. Derzeit bekannt und beschrieben sind ca. 1,8 Millionen Arten, auf ihre Gefährdung hin untersucht wurden bisher ca. 40.000 Arten. Die biologische Vielfalt ist nicht gleichmäßig über die Erde verteilt. Ca. 70 Prozent aller Arten finden sich in den 17 so genannten Megadiversitätsländern – in Gebieten höchster Artenvielfalt der Tropen und Subtropen. Bei den höheren Pflanzen steht allen voran Brasilien mit ca. 56.000 Arten, gefolgt von Kolumbien mit ca. 51.000 Arten und China mit ca. 32.000 Arten. Zu den ausgestorbenen Prominenten der letzten Jahre gehören der Pyrenäen-Steinbock (2000) und der Chinesische Flussdelfin (2006). Auch der Kaspische Tiger, der ursprünglich über ganz Westasien verbreitet war, starb in den 1970er Jahren aus. Deutschland beherbergt aufgrund seiner Lage in Mitteleuropa und seiner Prägung durch die Eiszeiten insgesamt nicht so viele Arten wie die tropischen Länder. In Deutschland leben etwa sieben Prozent des Weltbestandes der bekannten Pflanzenarten und etwa 3,5 Prozent der bisher bekannten Tierarten.
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Düngung, Strukturverarmung, Entwässerung etc.) gefährdet. Die Begradigung von Fließgewässern und der Eintrag von Schad- und Nährstoffen in Luft, Meere, Flüsse und Böden verringern ebenfalls die Vielfalt. Die genetische Vielfalt ist durch Einengung des Spektrums genutzter Arten, Rassen und Sorten in der Landwirtschaft bedroht. Beim Reis werden beispielsweise nur zwei Arten weltweit kultiviert. Dabei kann genetische Vielfalt das Überleben von Arten sichern. In den 70er Jahren vernichtete ein aggressives Virus Reisfelder von Indien bis Indonesien, worauf über sechstausend Reissorten auf ihre Resistenz gegen das Virus getestet wurden. Ergebnis: Nur eine einzige Sorte besaß Gene, die sie gegen die Krankheit resistent machten. Diese Sorte konnte dann weitergezüchtet werden und sicherte zukünftige Ernten und die Ernährung von vielen Millionen Menschen. Auch der vom Menschen verursachte Klimawandel hat bereits jetzt dramatische Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Die Erderwärmung beeinträchtigt insbesondere ökologisch sensible Ökosysteme, wie beispielsweise Korallenriffe, Hochgebirge und die Polarzonen.
Dieser Verlust an biologischer Vielfalt hat viele Auswirkungen. Die verschiedenen Arten innerhalb eines Ökosystems stehen in zahlreichen Wechselbeziehungen mitHintergrundinformationen
Doch auch in Deutschland ist es um die heimische Natur nicht gut bestellt: 72 Prozent aller Lebensräume, 35 Prozent der Wirbeltierarten sind gefährdet oder sogar akut von Vernichtung bedroht, so die nationalen Roten Listen, die vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben werden.
Das Schicksal der biologischen Vielfalt auf der Er-
de wird in den nächsten 50 bis 100 Jahren nur von einer Art, dem Menschen, entschieden. Der Mensch – entweder direkt oder indirekt – ist der Hauptverursacher des Rückgangs der biologischen Vielfalt und zwar aller drei Bestandteile. Die Artenvielfalt ist insbesondere durch die direkte Übernutzung von Arten, z.B. die Überfischung von Meeresfischen wie Kabeljau oder Heilbutt, und durch Lebensraumverlust bedroht. So findet sich auch der Eisbär auf der IUCN Liste der bedrohten Arten – sein Lebensraum schmilzt ihm unter den Pfoten weg. Noch leben weltweit etwa 20.000 bis 25.000 Eisbären. Aufgrund der zahlreichen Bedrohungen allerdings werde dieser Bestand in den nächsten 45 Jahren halbiert, fürchten Experten. Für den Eisbär als Kältespezialisten gibt es keine räumlichen Ausweichmöglichkeiten. Die Lebensraumvielfalt ist vor allem durch Bebauung und Zerschneidung natürlicher Landschaften und der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft (Umwandlung von Naturflächen in Acker- und Weideland, Pestizideinsatz,
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Foto: Dieter, pixelio.de
Von den insgesamt 36 Arten der Felidae (lat. für Katzen), die alle auf der Roten Liste stehen, verzeichnen 30 Arten einen Bestandesrückgang. Unterarten wie der Sumatra-Tiger, der Amur-Leopard und der Asiatische Löwe sind akut vom Aussterben bedroht. Besonders prekär ist die Lage bei der größten Katzenart, den Tigern. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es noch ca. 100.000 Tiger in Asien – heute sind höchstens 3.200 davon übriggeblieben. Um diesen Abwärtstrend umzukehren, muss die Wilderei auf Großkatzen effektiver bekämpft werden.
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zen und Tiere für das Wohl der Menschen. So werden die Bitterstoffe von Tausendgüldenkraut und Enzian zur Stärkung des Körpers wie auch bei nervlicher Anspannung und Alkaloide von Tollkirsche und Mohn gegen Herzbeschwerden und Schmerzen eingesetzt. Die Natur ist auch Vorbild für viele technische Lösungen: Für schmutzabweisende Fassaden standen die Blätter der Lotusblume Pate, Autos oder Schiffe werden Pinguinen mit ihrem geringen Luft- oder Wasserwiderstand nachgeahmt, Byssusfäden von Muscheln sind Vorbild für einen Dreikomponentenkleber, der sogar wasserfest ist, und die leicht gewölbten Flügel von Vögeln inspirierten bei der Konstruktion von Flugzeugtragflächen.
Foto: S. Ander
Korallenriffe sind weltweit gefährdet einander. Lebewesen einer Art üben positiven (Bsp. Symbiosen) oder negativen (Bsp. Räuber-Beute-Beziehung) Einfluss auf Lebewesen einer anderen Art aus. Über solche Beziehungen werden Populationsgrößen und -dichten geregelt. Den Verlust einzelner Arten kann ein System verkraften; hält jedoch das Artensterben an, wird das Gefüge zunehmend instabil und kann irgendwann ganz auseinander brechen. Ökosysteme, die über eine große genetische und Artenvielfalt verfügen, können hingegen Umweltveränderungen wie Klimawandel oder Verschmutzungen besser abfangen, d.h. sie entwickeln eher Anpassungsstrategien. Die biologische Vielfalt ist hier vergleichbar mit den Aufgaben eines Immunsystems. Der Verlust an biologischer Vielfalt ist aber nicht nur aufgrund des Eigenwertes der Natur besorgniserregend. Denn die biologische Vielfalt ist die „Datenbank der Natur“, Rohstoffbasis einer wachsenden Weltbevölkerung und Lebensversicherung vor allem für die Menschen in armen Ländern, kurz: sie sorgt für die Grundlagen unserer Existenz. Die Natur liefert Nahrung, sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Brennstoffe und Medikamente. Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen bestäuben. Wälder schützen uns vor Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken damit gegen den Klimawandel. Die Palette der Leistungen der Natur ist so vielfältig wie die Natur selbst. Hier einige konkrete Beispiele:
Der Verlust der biologischen Vielfalt ist demzufolge kein „Luxusproblem“ – er bedeutet vielmehr die Gefährung der Existenzgrundlage der gesamten Menschheit und die Einschränkung künftiger Entwicklungsmöglichkeiten. Dass der Verlust von biologischer Vielfalt und den damit verbundenen genetischen Ressourcen zur Überlebensfrage werden kann, zeigt folgendes Beispiel: Der australische Magenbrüterfrosch brütet – wie sein Name schon sagt – seinen Nachwuchs im Magen aus. Die Kaulquappen sondern im Magen der Mutter ein Sekret ab, das die Zersetzung durch Magensäuren und Enzyme verhindert. Erste Untersuchungen nährten die Hoffnung auf ein neues Medikament gegen Magengeschwüre. Da aber die beiden einzigen Magenbrüterarten ausstarben, bevor die Studien beendet werden konnten, gingen die medizinischen Geheimnisse dieser Art für immer verloren. Die Bevölkerung in Schwellen- und Entwicklungsländern benötigt zur Sicherung ihrer Existenzgrundlagen in hohem Maße die lokalen Ökosysteme, so dass Verluste an Biodiversität sie viel stärker treffen. Beispielsweise decken ca. 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern die primäre Gesundheitsversorgung mit traditionellen Heilmitteln, hauptsächlich Heilpflanzen ab. Etwa 80 Prozent der ländlichen Bevölkerung Afrikas hängt mehr oder weniger von dem ab, was in der freien Natur geerntet werden kann. Die biologische Vielfalt ist damit wertvolles Kapital, das durch nichts ersetzt werden kann.
Die Natur hält zahllose giftige und zugleich wertvolle Substanzen bereit. Pflanzen beispielweise vertreiben Schädlinge und Fressfeinde mit Gift- und Bitterstoffen. Für uns Menschen ist dies ein Glücksfall: denn wo Gift ist, ist auch Wirkung. Traditionelle ebenso wie klassisch ausgebildete Mediziner nutzen die Abwehrstoffe der Pflan-
Jahr der Biodiversität
Autorin Sabine Krömer-Butz ist Chefredakteurin von Unser Wald. E-Mail: unser-wald@sdw.de
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DEUTSCHLANDS
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Jahr der Biodiversität
Biodiversitätskonferenz 2010 in Japan Kathrin Blaufuss Seit dem Umweltgipfel 1972 in Stockholm gilt biologische Vielfalt als gemeinsames Erbe der Menschheit. Doch erst 20 Jahre später vereinbarte die internationale Staatengemeinschaft vertraglich die Verpflichtung zum Schutz der Biodiversität im Rahmen des Überkommens über biologische Vielfalt (CBD). Die CBD wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro beschlossen.
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, kurz CBD, ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen souveränen Staaten mit 190 Vertragsparteien. Auch Deutschland ist ein Mitgliedstaat. Ziel des Abkommens ist es, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu schützen. Dem Vertrag zufolge besitzen die Staaten souveräne Rechte über ihre biologischen Ressourcen. Bemerkenswert ist, dass erstmals in der Geschichte der biologischen Vielfalt völkerrechtlich ein „Wert an sich“ zugeschrieben wird. Folgende Ziele wurden 1992 festgelegt:
• die Erhaltung biologischer Vielfalt, • eine nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und • die gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung biologischer Ressourcen (ABS Protokoll)
„Vielfalt“, Biodiversität – ganz einfach? Schon das Wort ist schwer über die Lippen zu bringen. Mit dem Merkblatt „Vielfalt des Lebens – Biodiversität in unserem Wald“ haben wir versucht, für Schulkinder das Thema mit seinen verschieden Facetten begreifbar zu machen. Wobei im Wald auch noch die Vernetzung und die Funktionen, die der Wald für uns hat, dazukommen. Beigefügt ist ein Bastelbogen für unterschiedliche Altersstufen. Das Merkblatt ist einzusehen unter www. sdw-bayern.de und für 25 Ct/St. zu bestellen beim SDW-LV Bayern Tel. 089-284394.
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Heute ist die CBD eines der wichtigsten völkerrechtlich verbindlichen Abkommen weltweit und im Oktober dieses Jahres werden sich im japanischen Nagoya die Vertragsstaaten zum zehnten Mal treffen, um Maßnahmen zu beschließen, die dem weltweiten rasanten Verlust an biologischer Vielfalt Einhalt gebieten. Durch den Verlust an Lebensräumen, Arten und Genen verarmt nicht nur die Natur. Letztendlich wird dadurch auch die Lebensgrundlage der Menschheit bedroht. Um diesen Verlust zu stoppen, sind massive Gegenmaßnahmen und ein international abgestimmtes Vorgehen nötig. Genau darum geht es bei der CBD. Das Jahr 2010 wird für den Schutz der biologischen Vielfalt ein entscheidendes Jahr werden. Gegen Ende des Internationalen Jahres der Biodiversität und auf der 10. Biodiversitätskonferenz in Nagoya wird die Zeit reif sein , Bilanz zu ziehen, inwieweit die Übereinkommen und Versprechungen der Staatengemeinschaft in die Tat umgesetzt werden konnten. Das Ziel, bis 2010 die Rate des Artenverlusts erheblich zu verringern, bzw. in Europa ganz zu stoppen, ist kläglich gescheitert. Der politische Wille zur Umsetzung hatte auf breiter Ebene gefehlt. Nun heißt es, die Weichen für die nächsten Jahre richtig zu stellen und ein ambitioniertes Ziel für 2020 zu beschließen. Um das zu erreichen, steht in Nagoya viel auf dem Spiel: ein Paket aus dem richtungsweisenden Strategischen Plan mit einem ambitionierten 2020 Ziel, der ausreichenden Unser Wald 5 I 2010
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Finanzierung und dem Regime zum gerechten Zugangs – und Vorteilsausgleich (ABS Protokoll), das dritte erklärte Ziel der Konvention, müssen auf den Weg gebracht werden, um den fortschreitenden Artenverlust zu stoppen. Schon jetzt zeigte sich in den Vorverhandlungen, dass dieses Unterfangen nicht leicht wird und es weitreichende Zugeständnisse und Flexibilität der Verhandlungspartner benötigt. Einige Länder, insbesondere im globalen Süden, werden einem ambitionierten Strategischen Plan mit weitreichenden Zielen nur zustimmen, wenn auch eine adäquate Finanzierung gesichert ist. Zu oft schon haben sie auf die leeren Versprechen des Nordens gehört und sind dabei leer ausgegangen. Weitreichender Naturschutz kostet schließlich auch Geld. Nur leider ist im Moment nicht abzusehen, dass die Industrieländer nach der Finanz – und Wirtschaftskrise bereit sind, die öffentlichen Gelder aufzustocken. Man setzt auf innovative Finanzmechanismen, wie z.B. die Inwertsetzung von ökosystemarer Dienstleistungen, und Möglichkeiten dieser werden ausgelotet, wenige sind aber politisch umsetzbar oder realistisch. Auch beim Kampf gegen die Biopiraterie stehen viele Industrieländer auf der Bremse und verhindern somit die wirksame Umsetzung der völkerrechtlich verbindlichen Regeln der Biodiversitätskonvention. Die Beteiligung an den Gewinnen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen war den Entwicklungsländern durch das Inkrafttreten der Konvention zugesichert worden. Die genetischen Ressourcen aus den Entwicklungsländern und traditionelles Wissen indigener Völker werden von westlichen Unternehmen für die Entwicklung von Medikamenten und Kosmetika genutzt, die indigenen Völker aber profitieren nur selten davon. Daher müssen Industrieländer einem ABS Protokoll zustimmen, das eine informierte Zustimmung staatlicher Behörden und indigener Völker zur Nutzung
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ihrer genetischen Ressourcen und ihres traditionellen Wissens verbindlich vorschreibt. Es muss weiterhin eine Vereinbarung über eine gerechte Gewinnbeteiligung getroffen werden. Wie in Rio beschlossen, würden die Länder im Süden sich im Gegenzug zu stärkeren Bemühungen im Naturschutz verpflichten. Wenn die EU an ihrem durch den Umweltministerrat beschlossenen 2020 Ziel festhalten will, und dabei wollen wir sie unterstützen, muss sie sich bei den Themen Finanzierung und ABS wohl flexibler als bisher zeigen. Das 2020 Ziel ist ambitioniert in seiner Ausgestaltung und beinhaltet neben dem Stopp des Biodiversitätsverlusts auch die Wiederherstellung von Ökosystemen soweit möglich. Nur so wird Nagoya zum Erfolg werden und die Konvention nicht an Bedeutung verlieren.
Autorin Dr. Kathrin Blaufuss arbeitet beim Forum Umwelt und Entwicklung, E-Mail: k.blaufuss@forumue.de
Des Lebens Vielfalt
Vielfalt des Lebens – Vielfalt der Arten Das Zählen der Arten ist eine recht ungenaue Wissenschaft. Rund 1,75 Mio. Arten sind offiziell erfasst. Die Gesamtzahl ändert sich sicherlich noch. „Kleine Dinge regieren die Welt“, so der Biologe Eduard O. Wilson bei der Betrachtung der relativen Zahl der bekannten Arten in höheren taxonomischen Gruppen (dargestellt durch die Symbole). Biologen bestätigen, dass die Begrenztheit der menschlichen Sicht die Bedeutung der Natur verstellt. Manche Organismen sind unterschätzt (Bakterien, Nematoden, Würmer); manche Lebensräume sind weitgehend unerforscht (Baumkronen, Tiefsee). Schätzungen der gesamten Artenzahl gehen bis 100 Mio.
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Jahr der Biodiversität
Wald – seine Bedeutung für die Biodiversität Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2010 zum Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen. Der Wald spielt für die biologische Vielfalt eine wichtige Rolle, gilt er doch als sehr naturnaher Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Außerdem spielt der Gedanke der Nutzung von Rohstoffen beim Thema Biodiversität eine große Rolle. Der Wald liefert uns den Rohstoff Holz. Schon diese beiden Punkte zeigen, dass der Wald viele Aufgaben zu erfüllen hat und viele Gruppen Ansprüche an ihn stellen.
Wir haben Elisabeth Emmert, Vorstandsmitglied beim Deutschen Naturschutzring (DNR), dem Dachverband der Naturschutzverbände und Frauke Koch, der kommisarischen Geschäftsführerin beim Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR), dem Dachverband der Forstverbände, Fragen gestellt, wie sie den Wald aus dem Blickwinkel der Biodiversität sehen. Welche Rolle spielt für Sie der Wald in Deutschland für die biologische Vielfalt?
Elisabeth Emmert Jahr der Biodiversität
Elisabeth Emmert: Der Wald als naturnähestes Ökosystem hat für die biologische Vielfalt in Deutschland eine zentrale Rolle. Mitteleuropa wäre ohne den Einfluss des Menschen großflächig Waldland und insbesondere für den Schutz der Buchenwälder trägt Deutschland eine besondere, weltweite Verantwortung. Doch aus naturschutzfachlicher Sicht gibt es große Defizite, alte Bäume, Totholz und reife Waldbestände naturnaher
Waldgesellschaften sind völlig unterrepräsentiert. Buchanaltbestände über 160 Jahre kommen nur auf 0,2 Prozent der Waldfläche vor. Eine natürliche Waldentwicklung wird nur auf verschwindend geringen Flächen zugelassen. Die Artenvielfalt wird durch den selektiven Einfluss überhöhter Schalenwildbestände massiv und großflächig eingeschränkt. Frauke Koch: Nachhaltig bewirtschaftete Wälder sind heute die extensivste Landnutzungsform und nehmen ca. ein Drittel der Fläche Deutschlands ein. Sie bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Gleichzeitig sind sie Rohstoff- und Energiequelle, Arbeitsplatz und Erholungsund Erlebnisraum und liefern viele unersetzbare Leistungen zur Daseinsvorsorge (Wasserschutz, Luftreinhaltung etc.). Für die biologische Vielfalt sind Wälder von herausragender Bedeutung und die deutschen Waldbesitzer nehmen mit der nachhaltigen Bewirtschaftung ihre Verantwortung dafür erfolgreich wahr. Nachhaltige Waldbewirtschaftung bedeutet, mit der Natur materielle Werte und gesellschaftliche Leistungen zu produzieren und nicht gegen sie. Nur standort- und klimawandelangepasste Mischwälder können die multifunktionale Leistungsfähigkeit wahren und sind selbstverständlicher Bestandteil des forstlichen Zielsystems. Wie sieht Ihr Verband das Verhältnis zwischen den Anforderungen an den Wald zum einen Holz zu liefern und zum anderen die biologische Vielfalt zu erhalten? Elisabeth Emmert: Der Lebens- und Wirtschaftsraum Wald ist bei konsequenter Steuerung ohne weiteres in der Lage, sowohl den nachwachsenden Rohstoff Holz bereit zu stellen als auch die biologische Vielfalt zu erhalten, wenn beide Ziele durch eine übergeordnete Strategie in einem sinnvollen Gleichgewicht gehalten werden. Holznutzung und Erwerbsfunktion dürfen die Gemeinwohlfunktionen des Waldes nicht gefährden. Zur Sicherung der Naturschutzziele ist neben der naturnahen, ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung aller Waldflächen auch die Ausweisung von ungenutzten Prozessschutzgebieten erforderlich, in denen die natürlichen Abläufe ungestört bleiben. Frauke Koch: Beide Anforderungen sind erst einmal gleich zu gewichten. Wir können mit nachhaltig und multifunktional bewirtschafteten Wäldern einen Ausgleich zwischen allen Waldfunktionen herstellen. Die dadurch geschaffenen Waldstrukturen ermöglichen einen optimalen Ausgleich der unterschiedlichen Ansprüche. Es geht nicht um die Erfüllung einer einzigen Leistung, sondern um die beste Wirksamkeit möglichst aller Leistungen auf einer Fläche. Je mehr Totholz im Wald belassen werden soll, desto weniger CO2-neutraler Rohstoff steht in Form des „MultiUnser Wald 5 I 2010
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talents Holz“ für die Nutzung zur Verfügung. Das Prinzip der integrativen, multifunktionalen Forstwirtschaft hat sich weltweit bewährt, da die ökologischen, ökonomischen und sozialen Ansprüche an den Wald flächenwirksam erfüllt werden können. Die Zukunft des Waldes kann kein „Entweder oder“ sondern nur ein „Sowohl als auch“ sein. Wie sollte sich Ihrer Meinung nach der Wald in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten entwickeln, um den o.g. Ansprüchen gerecht zu werden? Elisabeth Emmert: Grundvoraussetzung für eine sowohl der Nutzungs- als auch der Schutzfunktion gerechte Entwicklung des Waldes ist vor allem eine auf Veränderungen aufgrund des absehbaren anthropogen bedingten Klimawandels plastisch reagierende Arten- und Strukturvielfalt. Dazu ist es notwendig, dass alle heimischen Baumarten eine Aufwuchschance ohne Schutzmaßnahmen haben, wofür eine waldfreundliche Schalenwildbejagung unerlässliche Bedingung ist. Die rechtsverbindliche Definition einer Guten Fachlichen Praxis ist zur Erreichung sowohl der Nutzungs- als auch der Naturschutzziele überfällig. Mindestens 5 Prozent der Waldfläche sollen einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Frauke Koch: Die Waldinventuren bestätigen eindrucksvoll die Erfolge unserer 300jährigen nachhaltigen Forstwirtschaft. Unsere Wälder weisen nicht nur die höchsten Vorräte Europas auf, sondern auch ökologische Werte (z.B. Laubholzanteil, Altholzbestände) verbessern sich durch die zunehmend naturnahe Bewirtschaftung. Frauke Koch
Der Schutz der genetischen Vielfalt ist ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels im Wald. Deshalb gilt es, das genetische Potenzial unserer Wälder zu bewahren bzw., wenn nötig, gezielt anzureichern. Dies geschieht durch Einsatz qualitätsgeprüften Saat- und Pflanzguts, Naturverjüngung und waldangepasste Wildbestände. Sorgfalt bei der Baumartenwahl, ihrer Herkünfte und Prüfung der Standorteignung wird künftig noch entscheidender sein. Auch sollten Baumarten in Betracht gezogen werden, die nicht zur potenziell natürlichen Vegetation gehören. Das zeigt, dass die Forstwirtschaft auf dem richtigen Weg ist. Gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Akteuren lassen sich Verbesserungen erzielen. Durch einen flexiblen Vertragsnaturschutz und einer entsprechenden, dauerhaften Mittelausstattung kann weit mehr erreicht werden als durch Flächenstilllegungen. Unser Wald 5 I 2010
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Was können die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland tun, damit die Biodiversität in den Wäldern Deutschlands erhalten bleibt oder sogar besser wird? Elisabeth Emmert: Naturnahe Laubwälder, insbesondere Buchenwälder, sind das flächenmäßig bedeutendste Naturerbe, das Deutschland zu bewahren hat. Das Bewusstsein für den Wald als am meisten naturbelassener Lebensraum ist insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Die Unterstützung und Mitgliedschaft in Naturschutzverbänden, die sich für eine naturnahe Waldentwicklung einsetzen und die Ausrichtung von Wahlentscheidungen auch an der Haltung der politischen Parteien zu Wald- und Ressourcenschutz tragen zu einer positiven Entwicklung der Biodiversität bei. Bürgerinnen und Bürger sollen die Einrichtung von Waldschutzgebieten und Nationalparks unterstützen, die sowohl die Artenvielfalt fördern als auch Impulse für eine landschaftsangepasste Regionalentwicklung geben. Besuche in unseren Nationalparken, Biosphärenreservaten und Wildnisgebieten tragen direkt zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Schutzgebiete bei. Die Nutzung von Holz und Holzprodukten mit anerkannt ökologisch hochwertigen Siegeln wie dem des FSC wirken sich ebenfalls positiv auf die Biodiversität in unseren Wäldern aus. Frauke Koch: Als Verbraucher können sie durch Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft als CO2neutralen Roh-, Bau-, Werkstoff oder Energieträger einen großen Beitrag leisten, denn dies schont das Klima, trägt zur CO2-Speicherung bei und stärkt die heimische Forstund Holzwirtschaft. Eine Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszertifikaten (z.B. PEFC, FSC) bei der Beschaffung wäre begrüßenswert. Bauen, Wohnen, Arbeiten und Heizen mit Holz muss allgegenwärtig werden. Ein effizienter Einsatz des wertvollen „Multitalents“ wird künftig entscheidend sein, um das begrenzte Zuwachspotenzial des Waldes nachhaltig zu nutzen.
Autorin Die Fragen stellte Sabine Krömer-Butz, Chefredakteurin von Unser Wald. E-Mail: unser-wald@sdw.de
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Wenn Touristen zu Schmugglern werden Sandra Butz Der Sommerurlaub war perfekt, doch am heimischen Flughafen wartet plötzlich eine böse Überraschung: Verdacht auf Schmugglerware. Und was man selbst mit reinstem Gewissen für vollkommen ausgeschlossen gehalten hat, bestätigt sich auf einmal wirklich, denn bei der am Strand gekaufte Riesenmuschel und der Korallenkette handelt es sich um geschützte Arten, deren Einfuhr nach Deutschland verboten ist. Und auch hier gilt leider: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
In den 70er Jahren wurde bereits das heute immer noch gültige Washingtoner Artenschutzübereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten wildlebenden Tier- und Pflanzenarten, kurz CITES, beschlossen um den weltweiten Handel mit geschützten Arten zu kontrollieren. CITES regelt den grenzüberschreitenden Transport von geschützten Tieren und Pflanzen sowie aus ihnen gewonnen Teilen und Erzeugnissen, unabhängig davon, ob dieser Transport zu kommerziellen Zwecken oder zu rein privaten Zwecken erfolgt. Doch neben dem kontrollierten legalen Handel findet leider auch ein sehr umfangreicher illegaler Handel statt, bei dem die Touristen neben den echten Schmugglern und den Sammlern leider eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, wenn sie geschützte Exemplare – ob aus Unkenntnis, Dummheit oder Ignoranz – als Souvenir aus dem Urlaub mitbringen. Dabei ist es heutzutage gar nicht mehr so schwer, sich
bei der Rückkehr aus dem Urlaub vor solchen unangenehmen Überraschungen zu schützen. Im Internet gibt es zahlreiche Internetseiten, mit denen sich der Urlauber über passende Mitbringsel informieren kann und erfährt, welche geschützten Pflanzen, Tiere und Erzeugnisse daraus in den verschiedenen Reisezielen zum Verkauf angeboten werden könnten und wo besondere Vorsicht geboten ist. Der deutsche Zoll beispielsweise hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz eine regelmäßig aktualisierte Internetplattform eingerichtet (www.artenschutz-online. de) und auch die Umweltschutzorganisation WWF informiert auf ihrer Homepage mit Hilfe eines Ampel-Systems über kunstvolle Elfenbeinschnitzereien und Co. (www. wwf.de/souvenirfuehrer).
Foto: S. Butz
Besonders auf den Märkten im Freien wird viel Verbotenes angeboten Zur Erinnerung an einen schönen Urlaub bringen viele Touristen Souvenirs mit nach Hause. Bei diesen Mitbringseln handelt es sich leider häufig um Produkte oder Gegenstände, die aus geschützten Tieren oder Pflanzen hergestellt wurden und den internationalen Artenschutzbestimmungen unterliegen. Weltweit sind etwa 8.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten gefährdet oder unmittelbar vom Aussterben bedroht. Gründe hierfür sind neben dem vom Menschen ausgelösten Verlust von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen auch der starke Zuwachs im Ferntourismus, denn gerade in den beliebtesten Urlaubsregionen existiert weltweit die höchste Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, mit denen viel illegaler Handel getrieben wird. Jahr der Biodiversität
Und wenn auf dem Wochenmarkt im Urlaubsort doch noch Zweifel bestehen, sollte man der Artenvielfalt zu Liebe einfach von einem Kauf absehen. Oder um schlicht und einfach eine saftige Geldstrafe abzuwenden.
Autorin Sandra Butz ist Praktikantin bei der Redaktion Unser Wald
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Ein fiktives Streitgespräch über Biodiversität Jan Muntendorf Szenenbild:
Eine offene und weite Heide-Graslandschaft. Verschiedene Naturschützer unterhalten sich, wie sich die Landschaft entwickeln soll – richtig gelesen – nicht wie sich die Landschaft natürlich entwickeln würde, sondern wie sie sich entwickeln soll!
Amphibienexperte mischt sich jetzt ein. Na ja, noch ist ja alles offen hier. Wie wäre es wenn wir einen Teich bauen. Dann kommt vielleicht der seltene Kammmolch.
Ornithologe A: Wunderbar wie viele Feldlerchen hier brüten. Sie sind geschützt und sehr selten.
Ornithologen A, B: Klasse. Dann bauen wir eine steile Böschung und dann kommt der Eisvogel.
Ornithologe B: Super. Wäre aber schön, wenn wir den Weißdorn nicht ständig abhacken würden, um die Offenlandschaft zu erhalten. Mit dem Weißdorn kommt auch der sehr seltene Raubwürger. Er braucht die Dornen, um seine Beute zur Vorratshaltung aufzuspießen.
Amphibienexperte: Eisvogel? Habt ihr noch alle? Der braucht Fische. Und Fische fressen die Eier und Larven des Kammmolches. Hier kommen keine Fische rein. Deshalb wird der Teich auch nur ganz flach.
Förster: Ein bisschen Wald würde der Landschaft auch gut tun. Schafft Struktur und mehr Lebensraum. Außerdem würde er ja von Natur aus kommen, wenn wir nicht jedes Jahr aufs Neue Bäume und Büsche künstlich entfernen, um die Heidelandschaft zu erhalten.
Förster: Und damit er im Sommer nicht austrocknet, pflanzen wir Bäume drum herum. Die spenden Schatten. Dadurch verringert sich die Temperatur im Sommer und durch den Lichtentzug kommt es auch zu einem verringerten Algen- und Pflanzenwachstum. Der Sauerstoffgehalt ist höher und somit auch die Artenvielfalt
Ornithologe A (Lerche): Weißdorn, Bäume? Um Gottes Willen! Dann haben Raubvögel einen Ansitz und schon brüten hier keine Feldlerchen mehr.
Amphibienexperte: Bäume, Büsche? Spinnst Du? Ich will dort die Kreuzkröte haben. Die benötigt völlig offene Zugänge zum Wasser.
Ornithologe B (Raubwürger): Wald ist auch für den Raubwürger nicht gut. Die Bäume verdrängen den Weißdorn. Und dann ist auch der Raubwürger weg.
Fischexperte: Ein tiefer Teich wäre aber begrüßenswert. Dann kommen auch Teichmuscheln wieder und mit ihnen der gefährdete Bitterling, Fisch des Jahres 2008.
Förster: Aber in der Übergangsphase zum Wald hätten wir auch wieder die seltenen Birkhühner und später – mit geschlossenen Beständen kommen Waldlaubsänger und Trauerschnäpper, alles seltene Arten.
Amphibienexperte: Gut, dann baggern wir eben zwei Teiche aus.
Ornithologen A,B: Äh ja, sicherlich auch sinnvoll. Botaniker: Wald auf Heidelandschaft? Das Heidekraut ist mittlerweile selten geworden. Wir dürfen nicht zulassen, dass es verschwindet. Landschaftspfleger: Wald? Auf keinen Fall. Die Heide ist eine von Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Wir müssen sie für die Nachwelt erhalten. Auch wenn sie künstlich ist. Förster: Gut, aber dann muss mehr Geld für die Entnahme der Bäume und Büsche zur Verfügung gestellt werden. Der Schäfer mit seinen Heidschnucken schafft das nicht. Insektenkundler: Na ja, Heidekraut schön und gut, aber unter Vielfalt versteh ich etwas anderes. Diese Eintönigkeit bringt eben auch nur eine eintönige Fauna mit sich. Fast alle Insekten ernähren sich im Larvenstadium von Pflanzen. Und hier gibt es fast nur Heidkraut. Biologische Vielfalt ist was anderes. Unser Wald 5 I 2010
Ornithologen A,B: Super, dann bekommen wir doch noch den Eisvogel. Förster: Klasse, dann kann ich doch noch Erlen pflanzen. Spaziergänger der gelauscht hat: Baggern in der schönen Natur hier? Das geht doch jetzt gar nicht. Alle Naturschützer: Manchmal muss die Natur zu ihrem Glück gezwungen werden.... ...oder sollte sie sich vielleicht nicht doch einfach selbst entwickeln. Gut, dann haben wir Wald und alle Arten, die nicht im Wald leben können, werden auf Sonderstandorte verdrängt. Die Artenvielfalt nimmt ab, aber so ist Natur. Nicht Biodiversität um jeden Preis, oder vielleicht doch...? Autor Jan Muntendorf ist Mitarbeiter der SDW-Hamburg. E-Mail: sdw@wald.de
Jahr der Biodiversität
Foto: Michael Woita, pixelio
Der Fischotter bevorzugt flache Flüsse mit zugewachsenen Ufern und Überschwemmungsebenen.
Naturnahe Waldwirtschaft und Naturschutz Markus Kölbel 1992 wurde in Rio das Übereinkommen über die biologische Vielfalt unterzeichnet. Inzwischen haben sich über 190 Vertragsstaaten angeschlossen und es gilt daher als eines der erfolgreichsten Übereinkommen der Vereinten Nationen. Trotzdem besteht weiterer Handlungsbedarf. So hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2010 zum „Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt“ erklärt.
Welche Zwischenbilanz lässt sich ziehen? Das ehr-
geizige Ziel, bis zum Jahr 2010 die Verlustrate an biologischer Vielfalt deutlich zu reduzieren, ist auch in Deutschland nicht erreicht worden. Bei der Artenvielfalt gibt es zwar dank aufwändiger Naturschutzmaßnahmen einige durchaus beachtliche Erfolge, die aktuellen „Rote Listen“ weisen aber auch viele gegenteilige Beispiele auf. Besonders dramatisch ist der Schwund in der gewachsenen Kulturlandschaft, verbunden mit deutlichen Einbrüchen bei früher häufigen Allerwelts-Vogelarten. Zunehmende Zersiedelung mit Straßen und Gewerbeflächen, aber auch die Intensivierung der Landwirtschaft sind die wesentlichen Gründe dafür.
Aber wie sieht es im Wald aus? In einer aktuellen Studie des Bundesamtes für Naturschutz zu „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ schneiden die Wälder am günstigsten ab. Als wesentliche Gründe können genannt werden: Die Waldfläche in Deutschland nimmt zu und die Wälder werden insgesamt naturnäher. Für den bayerischen Staatswald lässt sich dies sehr gut belegen. Trotz hoher Hiebsätze, die aber immer noch deutlich unter dem laufenden Zuwachs bleiben, hat der Jahr der Biodiversität
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Jahr der Biodiversität
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Anteil an starkem Holz zugenommen. Die Baumartenanteile haben sich vom Nadelholz hin zu mehr Mischwald verschoben. Auch die Totholzvorräte sind angestiegen. Im Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten sind dazu flächendifferenziert anspruchsvolle Ziele für Biotopbäume und Totholzmengen formuliert. Gemischte, gestufte, ungleichaltrige Wälder mit alten Bäumen und Totholz bieten den allermeisten waldtypischen Tierarten Lebensraum. Die Tendenz bei den Waldvogelarten ist daher deutlich günstiger als bei den Offenlandarten. Dies gilt auch für die Spechte. Als eine Schlüsselart ist der Schwarzspecht zu nennen, der durch seinen “sozialen Wohnungsbau“ Lebensstätten für bis zu 50 verschiedene Nachmieter (z.B. Raufußkauz, Hornissen, Siebenschläfer) und somit Vielfalt schafft.
Ein besonders erfolgreicher Rückwanderer ist der Biber, der in zwei Jahrzehnten Bayern fast vollständig wieder besiedelt hat. Der Biber wäre ein genialer Landschaftsgestalter, der auch anderen Arten neue Lebensräume schaffen würde. In unserer dicht besiedelten und intensiv genutzten Landschaft stößt er jedoch schnell an Grenzen und es entstehen Konflikte mit Landnutzern. Daher bieten sich gerade die großen Staatswälder an, um dem Baumeister Biber Platz für die Landschaftsgestaltung einzuräumen. Weitere prominente Rückwanderer sind beispielsweise der Schwarzstorch, der Fischotter oder der Fischadler. Nachdem die beiden Letzteren oder auch die Wildkatze nicht mehr unter direkter Verfolgung zu leiden haben, können sich die Populationen langsam wieder ausbreiten. Dazu brauchen sie jedoch vor allem große Waldflächen mit absolut ruhigen Ecken zum Versteck und für die Aufzucht ihrer Jungen. Es gibt jedoch auch im Wald Arten, die mit einer naturnahen Waldbewirtschaftung Probleme haben. Hier sind vor allem die Raufußhühner zu nennen. Das Auerhuhn ist eine Art, die an Nadelholz gebunden ist und auch freie Flächen im Wald benötigt. Bodenverbesserung, insbesondere durch Stickstoffeinträge aus der Luft sowie Beschattung durch zunehmende Buchenanteile haben jedoch landesweit zum Rückgang beerkrautreicher Bestände und somit zum Verlust von Auerhuhnlebensräumen geführt. Im Bereich der natürlichen Fichtenwaldzone in den bayerischen Alpen oder auch im Fichtelgebirge und Bayerischen Wald sind noch gute Auerhuhn-Populationen vorhanden. Diese stützt die BaySF dort durch eine darauf abgestimmte Waldbewirtschaftung. Biologische Vielfalt betrifft jedoch nicht nur Tierarten. Im Wald spielen auch die Pilze eine entscheidende Rolle für die Ernährung der Bäume als Mykorrhiza-Partner oder für den Abbau und das Recycling der organischen Substanz. Mit dem bewussten Belassen stärkerer Laubbäume finden sich früher seltene Pilzarten wie der Ästige Stachelbart häufiger am Totholz. Über ihre weit fliegenden Sporen können die Pilze solche Strukturen leicht besiedeln. Flugunfähigen spezialisierten Totholzkäfern gelingt das Unser Wald 5 I 2010
Foto: ich, pixelio.de
Auch der Schwarzstorch fühlt sich wieder wohl. dagegen kaum. Sie sind auf eine kontinuierliche Biotoptradition angewiesen. Nicht vergessen werden darf auch die Baumarten-Vielfalt in unseren Wäldern. Im Vergleich zu anderen Kontinenten ist diese in Mitteleuropa natürlicherweise eher bescheiden. In den bayerischen Wäldern sind mindestens 62 verschiedene Baumarten zu finden, darunter seltene Arten wie Elsbeere, Eibe und Moorbirke. Gerade die SDW engagiert sich mit der jährliche Tagung zum Baum des Jahres auch für Vielfalt.
Schützen und Nützen: Ein Blick in das Übereinkommen über die biologische Vielfalt zeigt, dass der Schutz der biologischen Vielfalt eines von drei gleichwertigen Zielen darstellt. Ebenso wichtig sind die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und der gerechte Ausgleich von Vorteilen aus der Nutzung genetischer Ressourcen. Eine nachhaltige naturnahe Waldbewirtschaftung – mit all ihren Rückschlägen und Verbesserungspotenzialen – stellt seit rund 200 Jahren ein schlüssiges Konzept für den Schutz und die nachhaltige Nutzung unserer Wälder dar. Fazit: Die wenigen Beispiele zeigen, dass mit einer naturnahen Waldbewirtschaftung verbunden mit dem Schutz von Biotopbäumen und einer Anreicherung von Totholz die biologische Vielfalt im bayerischen Staatswald erhalten und verbessert werden kann. Damit sind jedoch auch Verzichte und Mehraufwand verbunden. Zusätzlich können auch für einzelne Arten spezielle Schutzmaßnahmen notwendig sind. Durch die konsequente Umsetzung des Naturschutzkonzeptes der Bayerischen Staatsforsten lassen sich damit auch die Ziele der bayerischen Biodiversitätsstrategie erreichen. Autor Markus Kölbel ist Teilbereichsleiter für Natur- und Umweltschutz an der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten in Regensburg, E-Mail: markus.koelbel@baysf.de
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Jahr der Biodiversität
Niederwälder und biologische Vielfalt Peter Fasel Niederwälder bzw. Stockausschlagwälder sind Zentren einer besonders hohen Artenvielfalt in Kulturlandschaften. Pflanzen-, Pilz- und Tierarten der Wälder und des Offenlandes treffen hier kleinräumig aufeinander, da Wald- und Offenland sich abwechseln. Typische Arten der Niederwälder wie Haselhuhn, Ziegenmelker, Heidelerche und eine Vielzahl weiterer Arten stehen heute weit oben auf den Roten Listen der Bundesländer. Mit der 1992 in Rio de Janeiro unterzeichneten Biodiversitätskonvention, verpflichetet sich auch Deutschland, die natürliche und kulturhistorisch gewachsene Artenvielfalt zu erhalten und weiterzuentwickeln. Den Verlust an Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt bis 2010 in Deutschland zu verringern ist nicht gelungen. Bis auf Reste sind in Deutschland Niederwälder aus dem Waldbild verschwunden, weil die Nebenprodukte wie zum Beispiel die Loherinde zum Gerben nicht mehr gebraucht wurde. Seit einigen Jahren erfährt der Niederwald eine neue Wertschätzung auf der Suche nach erneuerbaren Energiequellen. Aber auch aus Gründen der hohen Biodiversität sollten Stockausschlagwälder erhalten werden.
Fotos: P. Fasel
Niederwaldfläche in Netphen-Walpersdorf (Siegtal)
Als Niederwald wird eine Waldform aus überwie-
gend vegetativ verjüngten Gehölzbeständen bezeichnet. So können aufgrund der guten Stockausschlagfähigkeit Eichen, Hainbuche oder Birken normalerweise alle 20 bis 40 Jahre eingeschlagen werden und, bei geregelten Wildbeständen, immer wieder nachhaltig austreiben. In vielen Bergbauregionen unter anderem im Rheinischen Schiefergebirge und dem Siegerland wachsen bis heute alte Stockausschlagwälder mit mehrstämmigem Baumbe-
Jahr der Biodiversität
stand. Allein im Siegerland sind annähernd 3.000 Hektar Ausschlagwald jünger als 30 Jahre. In der bundesweiten Forststatistik nehmen allerdings solche Wälder mit einem Alter von unter 25 Jahren weniger als 0,5 Prozent der Waldfläche ein. Regionale Unterschiede in der Baumartenzusammensetzung und der typischen Tier- und Pflanzenwelt beruhen zunächst auf bodenkundlichen Faktoren, unterschiedlicher Waldgeschichte, Höhenlage und unterschiedlichem Klima. Grasreiche Birken-Mischwälder wie im Rheinischen Schiefergebirge etwa verraten meist saure bis sehr saure Böden höherer Lagen, während hainbuchen- und elsbeeren-reiche Mischbestände typisch sind für Löss- und Kalklandschaften mit pH-Werten von deutlich über 5.
Infolge häufigen Freistellens des Bodens durch periodischen Umtrieb mit starker Streuzersetzung und der meist engen Nachbarschaft krautiger und gehölzbestimmter Sukzessionsstadien beherbergt der Niederwald eine vielfältigere Fauna und Flora als die meisten Waldwirtschaftstypen. Besonders gut wurde der historische Niederwald der Waldgenossenschaft Kreuztal-Fellinghausen mit einer Ausdehnung von etwa 24 Hektar untersucht. Hier konnten 236 Arten von höheren Pflanzen und Farnen sowie 55 verschiedene Moose nachgewiesen werden. Über die Hälfte seiner Umtriebszeit, also etwa 10 Jahre, bietet der Niederwald zunächst Rohbodenpionieren, danach den Besiedlern von Feldbau-, Schlagflur-, Magerrasen- und Heidekraut-Stadien, Zwergstrauchheiden und von strauchigen Gehölzformationen Lebensraum.
Bemerkenswerterweise fehlen im Feldbaustadium mit Hacken und Brennen des Jahresschlages alle echten Unkräuter der Halm- und Hackfruchtstadien unserer Felder. Im Schlagflurstadium dominiert über zwei Jahre der Rote Fingerhut. Die Krautschicht des Busch-Heidestadiums im Siegerländer Niederwald ist charakterisiert durch Drahtschmiele, Blutwurz, Harzer Labkraut sowie Schönes und Niederliegendes Johanniskraut, Besenginster und Ginster-Sommerwurz oft in großer Zahl. Erst in der zweiten Hälfte regenerieren Lebensgemeinschaften wärmeliebender Eichenmischwälder. Bekanntlich leben an keinem anderen Baum mehr phytophage (= pflanzenfressende) Insektenarten als an Eichen. Auch brüten in Eichenmischwäldern besonders viele Vogelarten. Auf etwa 24 Hektar mit allen Altersstadien wurden zwischen 1991 und 1994 41 Vogelarten, darunter 21 mit Brutnachweis und insgesamt 160 Revieren erfasst. Die artenreichste Insektengruppe bilden die Schmetterlinge mit 181 Arten, darunter 25 Tagfalter, 33 spinner-, 67 Unser Wald 5 I 2010
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eulen- und 56 spannerartigen Nachtfaltern. 16 Prozent sind nach der Roten Liste landesweit gefährdet. Bundesweit herausragend ist der Bestand des Braunen Eichenzipfelfaltern (Nordmannia ilicis) mit Larvenstadien an den Blättern von Eichen-Stockausstrieben. Mehrere Arten der Eulen und Spinner sind auch bundesweit nur noch mit wenigen Vorkommen bekannt.
Bis zu 400 Schmetterlingsarten konnten im Ober-
bergischen Kreis in dortigen Niederwälder nachgewiesen werden. Die räuberischen Laufkäfer sind mit 32 Arten vertreten. Neben den Waldarten dominieren aber auch viele Offenlandarten aufgrund des hohen Lichtgenusses. Die klimatische Ungunst wird durch lediglich neun Heuschreckenarten dokumentiert. Aus den Ergebnissen bei Fellinghausen ist weiterhin eine hohe Attraktivität der Niederwälder als Refugialbiotop für nachgewiesene 91 Stechimmen (z.B. Bienen) abzuleiten. Wichtigste Wirbeltiergruppe bildeten die Säugetiere. Darunter auch Feld-, Erd- und Rötelmaus sowie Wald-, Schabracken- und Zwergspitzmaus.Auf der Untersuchungsfläche ergab die Inventur 132 Spinnenarten und somit wesentlich mehr, als auf gleich großen Hochwaldbeständen. Darüber hinaus konnte auf Initiative der Biologischen Station Oberberg eine etwa 30 Hektar große Niederwaldfläche erworben und die Brennholz-Niederwaldnutzung gesichert werden.
Fotos: P. Fasel
Wachtelweizen-Scheckenfalter Die stattgefundene Entwicklung wird auch in Form von Jahresberichten, auf einer Internet-Seite (www.hauberg.onlinehome.de) dokumentiert. Weitere Infos unter (www.lanuv. nrw.de) und (www.heimatundgeschichtsvereinoffdilln.de).
Autor Peter Fasel ist wissenschaftlicher Leiter der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein, E-Mail: p.fasel@biostation-siwi.de
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Jahr der Biodiversität
Eine Erfolgsgeschichte: Das Röthaer Holz Gerhard Tümmler Wie schnell akzeptieren Vögel eine Neuanpflanzung auf einem Gebiet, wo früher weit und breit kein Grün zu finden war? Und wie viele Vogelarten kann man nach einer gewissen Zeit finden? Diesen Fragen ging der Leipziger Ornithologe Frank J. Schwarz, langjähriges SDW Mitglied, im Auftrag der Stiftung Wald für Sachsen (SWS) nach.
Auf einer ehemaligen, landwirtschaftlich genutzten Bergbaukippe im Süden Leipzigs wurden in den Jahren 1999 bis 2001 insgesamt 71,46 Hektar Fläche mit 15 heimischen Laubbaumarten aufgeforstet. In den Jahren 2000 bis 2006 wurden intensive Beobachtungen und Registrierungen der im neuen Aufforstungsgebiet „Röthaer Holz“ vorkommenden Vogelarten durchgeführt. Auf der zunächst kahlen, keineswegs einladenden Fläche war zu diesem Zeitpunkt beim besten Willen nicht zu erahnen, welche gewaltige Entwicklung der Vogelbestand in so kurzer Zeit durchlaufen würde. Entsprechend der Standorte wurden die Mischwaldbestände aus Stiel- und Traubeneiche, Linde, Hainbuche, Edellaubholz- und Wildobstarten stark gegliedert und strukturiert. Alle Bestände wurden mit Waldsaumgebüschen aus Früchte tragenden heimischen Sträuchern umgeben. Zusätzlich wurden Hecken, Wildwiesen, Grünlandstreifen, Stein- und Totholzhaufen angelegt sowie zwei Feuchtgebiete gestaltet.
Foto: F. J. Schwarz
Auch die Grauammer siedelte sich wieder an.
Konnten im Jahr 2000 zu Beginn der Erstaufforstung von Frank J. Schwarz 19 Vogelarten nachgewiesen werden, so waren es sechs Jahre später bereits 42 Arten, die regelmäßig bestätigt werden konnten. Besondere Erwähnung verdient hierbei das Vorkommen zweier Rote-ListenArten, wie Neuntöter und Raubwürger, die seit 2003 mit bis heute steigender Brutpaardichte nachgewiesen sind. Selbst bei Feldlerche und Bachstelze hat sich erfreulicherweise ein stabiler Bestand erhalten. Die stetig steigende Anzahl von Gliedertieren, eine stabile Amphibienpopulation bei Erdkröte und Grasfrosch, viele Reptilien, wie z. B. Zauneidechse, Blindschleiche und Ringelnatter sowie viele Kleinsäuger, wie Spitzmäuse, Igel, Mauswiesel und andere Arten zeigen ebenfalls diese erfreuliche Tendenz. Während zu Beginn der Aufforstungen noch Wirtschaftsgräser, Ackerkratzdistel und kanadische Goldrute dominierten, haben sich an einigen Stellen bereits typische Waldarten, wie z. B. Buschwindröschen, Scharbockskraut, Waldveilchen und Farne etabliert. Alles in Allem ein gutes Beispiel, welche große Bedeutung auch die ökologische Waldmehrung für eine Vielzahl unserer heimischen Pflanzen und Tiere hat. Autor
Foto: SWS
Hier der Röthaer Forst in den ersten Jahren Jahr der Biodiversität
Dipl. Forsting. Gerhard Tümmler ist seit 1996 Projektleiter der Stiftung Wald für Sachsen. E-Mail: gerhard.tuemmler@wald-fuer-sachsen.de
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Fotos: T. Vor
Auf Nachwuchsflächen mit jungen Trieben fühlt sich das Reh sehr wohl.
Was will die Gesellschaft? Wald vor Wild oder Wild vor Wald? Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke und Stefan Wagner Ob Waldbesitzer, Landesrechnungshöfe, Wald-Zertifizierungssysteme oder Waldfreunde, alle beschweren sie sich über zu großen Verbiss durch das Rehwild. Die Verjüngung des Waldes, vor dem Hintergrund des Klimawandels, macht aber besondere Anstrengungen der Waldbesitzer für einen klimatoleranten Mischwald notwendig. Tausende Kilometer Zäune im Wald sind weder schön noch wilddicht zu halten – und kosten Millionen Euro.
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Weil das so nicht bleiben kann, haben das Bundesamt für Naturschutz (BfN), der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR), und die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) gemeinsam ein Gutachten zum WaldWild-Konflikt von anerkannten Wissenschaftlern erarbeiten lassen, das vor kurzem vorgelegt wurde. Seit langer Zeit wird die Diskussion um Ausmaß und Folgen der Belastung unserer Wälder durch Wildverbiss sehr kontrovers geführt. Dabei geht es v.a. um die Frage, ob die Waldbewirtschaftung Vorrang vor jagdlichen Interessen genießt oder nicht. Da in dieser Diskussion alle beteiligten Parteien für sich in Anspruch nehmen, den Wünschen „der Gesellschaft“ zu entsprechen, lohnt sich ein Blick in die geltenden Wald-, Jagd- und Naturschutzgesetze.
Wo liegt das Problem?
Schalenwild wird zum Problem für Wälder, wenn die Wildtierdichte so hoch ist, dass es zu gravierenden Schäden an der Baumverjüngung kommt. Die ökologischen Auswirkungen sind vielfältig: 1. Es kommt zu Wachstumseinbußen der Baumverjüngung. 2. Einmaliger Verbiss bei Keimlingen bzw. mehrmaliger Verbiss bei älteren Pflanzen führt zum Absterben der kleinen Bäumchen. 3. Durch den selektiven, d.h. nicht alle Baumarten in gleicher Weise betreffenden, Verbiss kommt es zur Entmischung der künftigen Bestände zulasten der selteneren und/oder stark verbissgefährdeten Baumarten. Die ökonomischen Konsequenzen von Verbissschäden werden bislang kaum wahrgenommen, da die Nachteile eiWald und Wild
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ner Entmischung bei konventionellen Schadensbewertungen nicht berücksichtigt werden. Mit dem Verlust von Mischbaumarten durch Wildverbiss müssen Waldbesitzer aber höhere Risiken in Kauf nehmen. Wie im Fall gemischter Vermögensanlagen (hier gilt die Devise: „Wer streut, rutscht nicht“), profitieren gemischte Wälder von beträchtlichen Risikokompensationen. Bei dem auf den überhöhten Wildverbiss folgenden Risiko handelt es sich um ein aufgezwungenes Risiko, und somit um einen unerwünschten Effekt, für den die Waldbesitzer eine angemessene finanzielle Kompensation verlangen müssten.
Wie ist die Gesetzeslage?
Die Waldbewirtschaftung sieht sich schon seit längerem einer Vielzahl gesetzlicher Anforderungen, insbesondere aus dem Bereich der Waldund Naturschutzgesetzgebung, gegenüber, mit denen gesellschaftliche Ziele einer gemeinwohlorientierten Forstwirtschaft verfolgt werden. Das heißt, dass z.B. im Zuge der Waldbewirtschaftung der Erhalt der Biodiversität angemessen berücksichtigt werden muss. Auf diese Weise ist der klassische forstliche Dreiklang von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen längst um die ökologische Funktion des Waldes erweitert worden. Hierzu tritt die oftmals an hohen
Wildbeständen orientierte jagdliche Nutzung häufig in Konflikt, weil überhöhte Wildbestände negative Auswirkungen auf die forstliche Produktion, aber auch auf Biodiversität, Waldumbau und Schutzleistungen des Waldes haben. In rechtlicher Hinsicht ist der Konflikts von jagdlichen und forstlichen Interessen überraschend, weil die Gesetze im Bereich des Jagd-, Waldund Naturschutzrechts eine deutliche Vorrangstellung des Waldes bzw. der naturnah ausgerichteten Waldbewirtschaftung festlegen. Entsprechendes gilt für das gesellschaftliche Ziel des Schutzes und der Erhöhung der Biodiversität auf der Grundlage der Naturschutzgesetze. Selbst die eigentliche Jagdgesetzgebung lässt nur wenig Zweifel daran, dass die Jagdnutzung sich stets in den Rahmen der fachgesetzlichen Vorgaben einfügen muss. Sie stellt im Verhältnis zur forstwirtschaftlichen Hauptnutzung nur eine Nebennutzung dar. Die Jagd muss demnach so ausgeübt werden, dass Beeinträchtigungen der forstlichen Nutzung vermieden und die Ansprüche der Forstwirtschaft auf Schutz gegen Wildschäden voll gewahrt bleiben. Insbesondere muss die Verjüngung der Hauptbaumarten ohne Schutzeinrichtungen möglich sein. Zur Steuerung der Schalenwild-
Das Reh findet immer seine Leckerbissen. Wald und Wild
dichte stellen die Jagdgesetze praktisch flächendeckend auf das Instrument der Abschussplanung ab, die sich am Zustand der Waldvegetation auszurichten hat. Für die Waldbesitzer ergeben sich daraus vielfach wirtschaftliche Konflikte, da sie gesetzlich deutlich stärker als früher dazu verpflichtet sind, eine naturnah ausgerichtete ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung zu gewährleisten, hierin aber häufig durch abweichende jagdliche Interessen und eine unzureichende Jagdnutzung gehindert werden. Diese unbefriedigende Situation tritt besonders häufig in Gemeinschaftsjagdbezirken auf. Hier müssen die weiteren gesetzlichen Lösungen ansetzen, um sowohl den Interessen der Waldbesitzer an einer von jagdlichen Einflüssen weitgehend unbeeinflussten Bewirtschaftung als auch den gesellschaftlichen Zielen an naturnahen Wäldern gerecht zu werden.
Was könnte man tun, um den Konflikt zu entschärfen?
Für rechtliche Lösungen zur Verbesserung der Situation im Wald-WildKonflikt ergeben sich verschiedene Ansatzpunkte. Beispielhaft seien folgende Aspekte genannt: • Die Abschussplanung ist strikt an dem Grundsatz „Wald vor Wild“ und damit an den Auswirkungen des Wildbestandes auf den Zustand der Waldverjüngung und allgemein der Waldvegetation auszurichten. Die Abschussplanung hat sich auf allen Ebenen strikt an den gesetzlichen und fachlichen Vorgaben auszurichten. • Beim Rehwild könnten die jagdgesetzlichen Vorschriften zur Abschussplanung ggf. als fakultative Regelung ausgestaltet werden. Die bislang obligatorische Verpflichtung zur Abschussplanung könnte dabei in der ohnehin üblichen Anzeigepflicht für pachtvertragliche Regelungen zwischen Jagdrechtsinhabern (Grundstückseigentümer, Jagdgenossenschaften) und Jagdausübungsberechtigten (Jagdpächter) aufgehen, wenn und soweit in diesem Rahmen ReUnser Wald 5 I 2010
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gelungen zum Abschuss und zur Kontrolle der Auswirkungen auf die Waldverjüngung und Waldvegetation aufgenommen werden. Sofern die Jagdbehörden Anlass zur abweichenden Festsetzung des Abschusses oder zur Änderung weiterer vertraglicher Regelungen sehen, müsste ihnen ein Eingriffsrecht zuerkannt werden, mit dem eine Modifizierung der pachtvertraglichen Vereinbarungen ermöglicht würde. • Die Jagdgesetze sollten den Vorrang „Wald vor Wild“ bzw. den Grundsatz der Vermeidung von Wildschäden gegenüber ihrer finanziellen Kompensation ausdrücklich formulieren. In diesem Rahmen sollten die Gesetze auf die forstwirtschaftlichen Interessen sowie auf das öffentliche Interesse an der Anpassung der Wildbestände an die jeweils ökologisch tragbaren Lebensraumkapazitäten hinweisen. • Die Jagdgesetze sind daraufhin zu überprüfen, ob die dort geregelten Sachverhalte und Instrumente den vorgenannten Grundsätzen entsprechen. Dieser Prüfungsvorbehalt sollte sich vor allem auf die folgenden Aspekte beziehen:
– Die Jagdzeitregelungen für einzelne Schalenwildarten, insbesondere Rehwild, sind anhand wildbiologischer Erkenntnisse zu überprüfen und sachgerecht zu revidieren. – Zur Steigerung der jagdlichen Effizienz sollte auf die bindende Normierung revierübergreifender Bejagungsstrategien hingewirkt werden. – Die Gesetze sollten ein generelles Verbot von Wildfütterungen aussprechen, das nur in atypischen Notsituationen durchbrochen werden darf. – Finanzielle Anreize für Wildschutzmaßnahmen (z.B. Zaunbau oder Einzelschutz junger Bäume) sollten entfallen. Stattdessen sollten Maßnahmen zur Schalenwildreduktion unterstützt werden.
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Kann sich der Schutzwald nicht mehr verjüngen, muss gegen Lawinen und Gleitschnee Beton eingesetzt werden.
– Die rechtlichen Instrumente zur Umsetzung, Kontrolle und Sanktionierung der jagd-, wald- und naturschutzrechtlichen Vorgaben einer allgemeinwohlorientierten Jagdausübung sind zu verbessern. Dabei sollte den Behörden die Möglichkeit der Ersatzvornahme im Fall unzureichender Abschussfestsetzung und -erfüllung (z.B. durch kostenpflichtige Beauftragung von Berufsjägern) an die Hand gegeben werden. Unter Umständen sollte erwogen werden, die Zuständigkeit für die Abschussfestsetzung im Wald an die Forstbehörden zu übertragen.
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass es in der Rechtspraxis zu einem Auseinanderklaffen des gesetzlich und somit gesellschaftlich erwünschten und des tatsächlichen Zustands der Waldverjüngung kommt. Während von den Gesetzen der Vorrang der Waldbewirtschaftung vor jagdlichen Interessen eindeutig festgeschrieben ist, muss in der Realität in vielen Fällen der Verlust von Baumarten in der Verjüngung beklagt werden. Dies ist ökologisch bedenklich und wirtschaftlich fatal. So werden in Deutschland jährlich ca. 90 Millionen Euro für Zäune ausgegeben, um Wildverbiss zu ver-
hindern. Angesichts dieses Betrages liegt die Frage auf der Hand, ob dieses Geld nicht an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt und der Waldverjüngung durch alternative Maßnahmen geholfen werden könnte. Die wirkungsvollste dieser Maßnahmen ist die Reduktion der (Reh-) Wilddichte durch konsequente und wildtiergerechte Jagd. Viele Studien haben gezeigt, dass davon auch die verbleibenden Wildtiere profitieren. Sie finden einen nahrungsreichen Lebensraum vor, ihre Konstitution verbessert sich und der Befall mit Parasiten sinkt. Insofern bedeutet „Wald vor Wild“ letztlich „Wald und Wild“.
Autoren Prof. Dr. Christian Ammer vertritt das Fach Waldbau und Waldökologie an der Universität Göttingen: Dort ist, ebenfalls im Bereich Waldbau, auch Dr. Torsten Vor beschäftigt. Prof. Dr. Thomas Knoke leitet das Fachgebiet Waldinventur und nachhaltige Nutzung an der TU München, Dr. Stefan Wagner ist DiplomForstwirt (Uni.) und Jurist; er führt in Augsburg eine Anwaltskanzlei.
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Foto: L. Gössinger
Die Gallen der Eiche sind kugelrund und waren früher Lieferant für Tinte.
Der etwas andere Baumschmuck Sandra Butz Jeder hat sie schon einmal gesehen, doch kaum jemand weiß, was es wirklich mit ihnen auf sich hat: Pflanzengallen. Beim Spaziergang im Wald bleibt der Blick plötzlich an auffälligen Wachstumserscheinungen hängen; hier an merkwürdigen Kugeln an der Unterseite eines Eichenblattes, dort an sonderbaren Auswüchsen an den Ästen einer Rose.
Wald – Wissen
Gallen kommen in einer großen Vielgestaltigkeit bei fast allen Pflanzen vor, doch was sind sie eigentlich genau, wodurch entstehen sie? Und haben sie irgendwelche Auswirkungen auf die befallenen Pflanzen? Ein Blick hinter die Kulissen der Natur. Fangen wir am Anfang an. Der botanische Name einer Galle, Cecidium, abgeleitet von dem griechischen Wort „cecis“, das Hervorquellende, bestätigt uns schnell, dass die Biologen bei der Namensgebung das gleiche äußerlich sichtbare Phänomen vor Augen hatten wie wir. Gut zu wissen, wir sind auf der richtigen Fährte. Eine schon etwas ältere, aber immer noch geltende Definition von Ernst Küster aus dem Jahre 1953, bringt uns der Sache noch ein wenig näher: demnach sind Gallen Produkte abnormen Wachstums, die an irgendwelchen Pflanzen durch die Einwirkung tierischer oder pflanzlicher Parasiten entstehen und den Nährboden für diese abgeben. So kommen als Gallenverursacher Insekten, Pilze, Bakterien,
Viren und Nematoden (Fadenwürmer) infrage.
Bei der weiteren Recherche finden wir heraus, dass der Biologe allgemein zwischen organoiden und histoiden Gallen unterscheidet. Organoide Gallen sind Abwandlungen in der Ausbildung einzelner Organe der Pflanzen (z.B. Verzweigungsanomalien und Form- und Blattstellungsanomalien), die häufig durch Pilzbefall hervorgerufen werden, wie zum Beispiel beim Baumkrebs oder beim Hexenbesen. Histoide Gallen hingegen bezeichnen Veränderungen des Pflanzengewebes, die keine nähere Gliederung in einzelne Organe zulassen. Sie können in Filzgallen, Blattrollungen und –faltungen, Beutelgallen, Umwallungsgallen und Markgallen unterteilt werden und werden meistens durch das Einwirken von Insekten hervorgerufen. Doch wie genau entstehen nun
diese Pflanzengallen, die den uns bekannten Pflanzen so absonderliche Unser Wald 5 I 2010
Wald – Wissen
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äußerliche Veränderungen zufügen? Für die Gallenbildung sind im wesentlichen hemmende oder fördernde Stoffe verantwortlich, die durch den Gallenerzeuger in den Organismus der Pflanze gelangen und dort die pflanzeneigenen Hormone (Phytohormone) verändern oder deren Produktion erhöhen. Durch den Gallenerzeuger erfolgt also eine Umsteuerung des Stoffwechsels der Pflanze, die Einfluss auf das Wachstum einzelner Zellen oder Gewebekomplexe hat oder sich direkt auf die Größe, Zahl oder Stellung der normalen Organe einer Pflanze auswirkt. Unsere Sorge, dass die Gallen den befallenen Pflanzen schaden könnten, wie es zum Beispiel Parasiten wie der Borkenkäfer tun, stellt sich als unberechtigt heraus, denn obwohl die Mehrzahl der Gallenverursacher Parasiten sind, da sie die Wirtspflanze als Ernährungsgrundlage nutzen, beeinträchtigen die Gallen in den meisten Fällen lediglich das Aussehen und haben nur selten Auswirkungen auf den Austrieb, den Fruchtertrag oder die Photosyntheseleistung der Pflanzen. Im Mittelalter wurden Gallen in der Medizin sogar als Mittel zur Schleimhaut- und Wundbehandlung genutzt und auch in der Färberei sowie zum Klären von Bier und Wein fanden Gallen bzw. deren Inhaltsstoffe (Tannin) Verwendung. Heutzutage wird aus Pflanzengallen auch die wertvolle Ei-
Foto: A. Kern, pixelio.de
Ganz anderes Aussehen: Die Rosengalle sengallus-Tinte hergestellt. Sie ist absolut lichtecht und wird zum Unterzeichnen von Staatsverträgen benutzt. Wenn wir bei unserem nächsten Waldspaziergang also erneut auf eine anormale Wachstumserscheinung an unseren heimischen Pflanzen treffen, sind wir bereits ein wenig schlauer und können den staunenden Zuhörern einiges über die Ursache und die Entstehung von Pflanzengallen erzählen. Und für ganz Unersättliche,
die es noch ein wenig genauer wissen wollen: mithilfe der zahlreichen Bestimmungstabellen lässt sich die gefundene Gallenart mit ein bisschen Fleiß und Geduld sicherlich bestimmen. Weltweit sind nur 15.000 Gallen bekannt. Autorin Sandra Butz ist Praktikantin bei der Redaktion Unser Wald
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Foto: F. Bosch
Mit nur 200 Gramm Gewicht ist der Steinkauz eine der kleinsten Eulen.
Von Eulen und Käuzen – von Mythen und Mäusen Jörg Liesen Sie sind selten zu sehen, schwierig zu beobachten und die meisten von ihnen stark bedroht: die Eulen und Käuze, die geschickten nächtlichen Jäger, die uns Menschen seit jeher faszinieren.
Die Eulen mit ihren großen, auffälligen, nach vorn gerichteten Augen, ihrem charakteristischen „Gesicht“, ihrer aufrechten Haltung und ihrer geheimnisvollen nächtlichen Lebensweise sind seit Jahrhunderten Quelle von Mythen und Aberglaube. Ob in „Harry Potter“, Grimms Kindermärchen, bei William Shakespeare oder in zahlreichen regionalen Märchen und Sagen – immer wieder tritt die Eule als Hexen- und Teufelsvogel, als Unglücksbote oder auch als Glücksbringer in Erscheinung. Wald – Vögel
Das Aussehen der Eulen hängt eng mit ihrer nächtlichen Lebensweise zusammen. Ihre charakteristischen Körpermerkmale sind bestens an die dämmerungs- und nachtaktive Jagd angepasst. Um auch noch bei fast völliger Dunkelheit ausreichend sehen zu können, sind die für Vögel ungewöhnlich großen Augen auf die maximale Ausnutzung von Restlicht ausgelegt. Der Augapfel ist „fest“ mit dem Schädelknochen verwachsen, was die Eule aber durch eine enorme Beweglichkeit des Kopfes ausgleicht. Ohne den Körper zu bewegen, kann eine Eule über die gegenüberliegende Schulter blicken, was einer Drehung von sagenhaften 270° entspricht. Um sich ihren Beutetieren geräuschlos nähern zu können, sind bestimmte Federn bei Eulen am Rande gefranst. Besonders bemerkenswert ist das Hörvermögen der Eulen. Sie können ihre Beute allein mit dem Gehör orten und davon geleitet erbeuten. Ihr Gehör ist um das 5 – 10 fache emp-
findlicher als das des Menschen. Der Gesichtsschleier wirkt hierbei wie ein Trichter, der die Schallwellen bündelt und in Richtung Ohröffnung leitet.
Von den 13 europäischen Eulenarten leben Schneeeule, Bartkauz,
Habichtskauz und Sperbereule v.a. im Norden Europas. Der Habichtskauz brütet erst seit 2007 wieder im Bayerischen Wald, initiiert durch ein Wiederansiedlungsprojekt, nachdem er in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgerottet worden war. Die Zwergohreule dagegen ist v.a. in Südeuropa beheimatet. In jüngerer Zeit wurden aber auch Vorkommen u.a. in Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Hessen bekannt. Regelmäßig brüten insgesamt neun Eulenarten in Deutschland (Steinkauz, Raufußkauz, Sperlingskauz, Waldkauz, Habichtskauz, Waldohreule, Sumpfohreule, Schleiereule, Uhu). Die tagaktive Sumpfohreule ist eine unserer seltensten Eulenarten und vom Aussterben bedroht. Unser Wald 5 I 2010
Wald – Vögel
Die Schleiereule hat sich in Mitteleuropa als Kulturfolger dem Menschen eng angeschlossen und wohnt in dessen unmittelbarer Nachbarschaft in Gebäuden (z.B. Dachböden, Kirchtürme, Scheunen), wo sie ungestörte Schlupfwinkel als Tagesruhesitz und Brutplatz benutzt. Leider sind die Brutmöglichkeiten für Schleiereulen immer seltener geworden, so dass Naturschutzverbände gezielt u.a. an Kirchen und Bauern herantreten um diese für die Ansprüche der Schleiereule zu sensibilisieren und um Nistkästen aufzuhängen. Das Hauptbeutetier der Schleiereule sind Mäuse, daher lebt die Schleiereule in Mitteleuropa auch vorwiegend in tief gelegenen Gebieten mit wenigen Schneetagen. Im deutschen Volksglauben galt die Schleiereule früher als Hexen- und Teufelsvogel, der Feuer, Blitzschlag und Tod verkündete. Um sich davor zu schützen, wurde die „Feuer- und Flammeneule“ noch bis ins 20. Jahrhundert mit ausgebreiteten Flügeln an Scheunen- und Hoftore genagelt. Gleichzeitig sollte die tote Eule so das Hausgeflügel vor dem Zugriff des Habichts oder anderer Tiere bewahren. Der Steinkauz mit nur 200 Gramm
Körpergewicht eine unserer kleinsten Eulen lebt ebenfalls in enger Nachbarschaft zum Menschen, nämlich in grünlandreichen Kulturlandschaften des Tieflandes mit Streuobstwiesen und Baumreihen und in Ortsrandbereiche mit alten Baumbeständen und höhlenreichen Kopfweiden. Die Jagd betreibt er meist von niedrigen Ansitzwarten aus in einem niedrigen Suchflug oder auch zu Fuß. Dann sucht er hüpfend den Boden nach Insekten und Regenwürmern ab. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtern sich seine Lebensbedingungen zunehmend und durch die Rodung alter höhlenreicher Obstbäume und Kopfweiden verschwinden auch geeignete Brutmöglichkeiten. Der Steinkauz galt früher als Unglücks- und Todesvogel. Sein nächtlich ertönender „kuwitt“-Ruf wurde als "Komm mit" gedeutet und kündete von Tod und Verderben.
Der Uhu ist mit bis zu drei kg Gewicht, einer Körperlänge von bis zu über 70 Zentimeter und einer SpannUnser Wald 5 I 2010
weite bis zu 1,7 Meter unsere größte Eulenart. Der Uhu wurde über Jahrhunderte vom Menschen verfolgt, indem er ihn bejagte und die Eier und Jungvögel aus den Nestern entnahm, um ihn für die Hüttenjagd einzusetzen. Bei der sog. „Hüttenjagd“ wurde der Uhu als Lockvogel für die Jagd auf Krähen und Greifvögel verwendet. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts war der Bestand des Uhus auf wenige Gebiete in den Mittelgebirgen und den Alpen beschränkt und lag nur noch bei ca. 50 Brutpaaren. Durch Auswilderungsprojekte, Sicherung der Horste und Schutz des Lebensraumes leben heute wieder ca. 1.500 Brutpaare dieser imposanten Eule in Deutschland. Der Uhu ist in Mitteleuropa vor allem ein Felsbrüter; auch Steinbrüche nutzt der Uhu als Brutplatz, die v.a. während der Brutperiode nicht gestört werden dürfen. In Regionen, in denen keine Felsen zur Verfügung stehen – z.B. in Schleswig-Holstein – brütet der Uhu häufig auch am Boden oder in verlassenen Greifvogelhorsten. Neuerdings brütet er auch in Städten wie z.B. in Hamburg. Gefährdet ist der Uhu heute v.a. durch ungesicherte Strommasten und den Verkehr. Im Altertum galt die Begegnung mit einem Uhu als Omen für Hunger, Tod und Verderben und war daher entsprechend gefürchtet. Viele unserer heimischen Eulen wie Waldkauz, Waldohreule, Raufußkauz, Habichtskauz und Sperlingskauz sind sowohl zur Brut als auch zur Nahrungssuche auf naturnahe Waldstrukturen angewiesen, die im Wirtschaftswald häufig fehlen. So benötigen v.a. Raufußkauz und Sperlingskauz alte Spechthöhlen als Bruthöhlen, Waldkauz, Waldohreule und Habichtskauz starkkronige, alte Bäume mit natürlichen Höhlen, Astabbrüche oder verlassenen Greifvogelhorste zur Brutplatzanlage, als Tagesverstecke oder Beutedepot. Nur strukturreiche, naturnahe Wälder mit einem hohen Anteil von Altund Totholz sichern unseren waldbewohnenden Eulenarten ihren Lebensraum.
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Foto: F. Bosch
Der Uhu ist mit 1,7 Meter Spannweite die größte Eulenart.
Foto F. Bosch
Die Schleiereule sucht sich gerne einen ungestörten Tagesruhesitz in Dachböden oder Kirchtürmen.
Autor Jörg Liesen ist Diplom-Forstwirt und Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsplanung. Er arbeitet als Fachreferent beim Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN) und beschäftigt sich seit Jahren als Ornithologe mit der heimischen Vogelfauna u.a. im Kottenforst bei Bonn. (Bildnachweis: Wir danken den Fotografen für die Einräumung der Nutzungsrechte für Fotos aus dem Fotoportal www.naturparkfotos.de)
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Vorbilder
Vom Glück, den richtigen Platz gefunden zu haben Professor Michael Ungethüm war bis zum Frühjahr 2009 Vorsitzender des Vorstands der Aesculap AG Tuttlingen. Er ist Ehrenmitglied im WaldMobil Förderverein der SDW, für welches er sich sehr engagiert. Unsere Arbeitskreisleiterin Nicole Fürmann stellte ihm einige Fragen zu seinem Engagement im Umweltschutz.
ergreifen, möchte ich Öffentlichkeit verschaffen. Ihr Engagement honorieren, da sie sich oft in ihrer Freizeit und mit viel Herzblut für den Arterhalt oder Aufklärungsarbeit einsetzen. Besonders die Umweltinitiativen von Schulen liegen mir dabei sehr am Herzen. 1992 feierte Aesculap (Anm. der Redaktion: Unternehmen für Medizinprodukte) sein 125jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass stifteten wir einen nun mit 10.000 Euro dotierten Umweltpreis, der breit angelegt ist und neben Privatpersonen und Vereinen auch Unternehmen ermuntert, sich zu bewerben. Rund 300 Anträge sind in den vergangenen Jahren bei uns eingetroffen, 80 davon konnten wir auszeichnen: zu Beginn viele Streuobstprojekte, dann z.B. Hornissenund Mauerseglerschutzmaßnahmen. Ich finde es immer ausgesprochen interessant, welche Vielfalt an Keimzellen es gibt, die sich für die Umwelt und ihren Erhalt einsetzen.
Sehr verehrter Herr Professor, seit vielen Jahren engagieren Sie sich im Beruf- und Privatleben für Natur und Umwelt. Sie haben den Aesculap-Umweltpreis ins Leben gerufen, was bewog Sie dazu?
Was mich etwas enttäuscht ist, dass sich nicht mehr Unternehmen bei uns bewerben. Denn auch hier wäre ja einiges an Umweltschutzmaßnahmen möglich. Uns als Unternehmen war dieses schon immer sehr wichtig. Schon bevor der ganz große Boom in diesem Bereich einsetzte oder Umweltschutzbeauftragte Pflicht wurden, hatten wir uns bereits EMAS zertifizieren lassen und einen hauptamtlichen Beauftragen eingestellt.
Michael Ungethüm: Die Veränderungen unserer Naturlandschaft sind gravierend. Was ich in den letzten Jahren beobachte, erschreckt mich. Ich sehe großen Handlungsbedarf in der Prävention und dafür ist Aufklärungsarbeit notwendig.
Das ist für mich ganz wichtig, sowohl als Vorsitzender eines Unternehmens als auch im Privaten das zu leben, was die eigene Überzeugung ist.
Menschen, die sich diesem Trend entgegenstellen, indem sie Initiative
Michael Ungethüm: Ja und dies nicht nur in ökonomischer, ökologischer
Vorbilder
Sie meinen also, Nachhaltigkeit als Lebensgrundhaltung?
Professor Dr. med. habil. Dr.-Ing. Dr. med. h.c. Michael Ungethüm
und sozialer Hinsicht. Nachhaltigkeit ist eine Grundhaltung, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt. Es ist für mich ein ethisches Prinzip. Denn wirtschaftlicher Erfolg kann nur dann von Dauer sein, wenn die soziale Gerechtigkeit gewahrt ist. „Bedenke das Ende“ war immer mein Credo, also sei Dir bei allem, was Du tust, bewusst, welche Konsequenzen Deine Entscheidung für das Ganze langfristig hat. Dies geht heute in der Unternehmenskultur ja leider oft verloren, da der kurzfristige Erfolg an der Börse oder die Dividende zu sehr im Focus sind. Und warum ist speziell der Wald für Sie von so großer Bedeutung? Michael Ungethüm: Schon als Kind bin ich sozusagen im Wald groß geworden. Meine Familie war am Ammersee nach dem Krieg in einem Häuschen mit Zugang zum See und umfangreichem Park einquartiert. Die Nachmittage habe ich, mit einem Apfel in der Tasche als Proviant, im Park und im nahen Wald verbracht. Unser Wald 5 I 2010
Vorbilder
Die Holzfäller bei ihrer Arbeit zu beobachteten, fand ich als Bub hoch spannend und auf dem Nachhauseweg am Abend habe ich immer gleich in jeder Hand etwas Brennholz für die Familie mitgenommen. Ich war also von frühester Kindheit an, wenn auch unbewusst, ein großer Fan des Waldes. Das hat mich geprägt und mein Leben lang nicht mehr losgelassen. Sie sind Waldbesitzer – unter welchen Gesichtspunkten bewirtschaften Sie ihn? Michael Ungethüm: Seit meinen Kindheitserlebnissen war es mein großer Traum, einen eigenen Wald zu besitzen. Und zu meinem 50. Geburtstag hat mir dann meine Frau dies wunderbare Fleckchen Erde geschenkt. Es ist mir zu einer lieben Gewohnheit geworden, alle zwei Monate eine ausgedehnte Waldumrundung zu machen. Dabei freue ich mich immer besonders an einer herrlichen Buche, die aus dem Fich-
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tenmeer heraustritt. Bewirtschaftet wird mein Wald vom Revierförster. Vollverantwortlich. Und da habe ich absolutes Vertrauen zu ihm. Sie fördern auch das WaldMobil der SDW. Es gewann 2007 den Aesculap-Umweltpreis. Was überzeugt Sie am Konzept des Projekts? Michael Ungethüm: Ich habe selbst Enkel und sehe, mit welcher Begeisterung die Kinder mit mir in den Wald gehen! Viele wachsen ja in der Stadt auf und haben gar nicht mehr, wie wir früher, die Möglichkeit, selbst den Wald und seine Geheimnisse zu erforschen. Das WaldMobil ist in ganz hervorragender Weise dazu geeignet, Kinder wieder mit ihrer Natur bekannt zu machen, und das wollten die Jury und ich durch die Auszeichnung anerkennen. Weitere Infos unter www.aesculap.de
Autorin Die Fragen stellte Nicole Fürmann, stellv. Geschäftsführerin der SDW-Baden-Württemberg und Leiterin des SDW-Arbeitskreises Waldpädagogik.
Leserbrief zum Artikel „Biogas auf dem Vormarsch“ – in Unser Wald, Ausgabe Juli/August 2010, S.32 Biogas ist leider auf dem Vormarsch: Überall schießen derzeit Biogasanlagen aus dem Boden: Riesige industrielle Werke, die mitten in Landschaftsschutzgebieten aufragen und jeweils die Produktion von mehreren hundert Hektar an Acker- und Forstflächen vereinnahmen. Mit dem Anbau ist ein weiterer Intensivierungsschub in der Landnutzung verbunden: Die letzten Grünländer werden unter den Pflug genommen, die Bodenerosion nimmt zu, die Eintönigkeit des Landschaftsbildes ebenso und für die heimischen Pflanzen und Tiere bleibt noch weniger übrig als bisher: Anstelle der gebotenen Umstellung auf eine naturverträgliche Landnutzung also das genaue Gegenteil.
Unser Wald 5 I 2010
Deutschland kann schon heute seine Bevölkerung nicht mehr mit Nahrungsmitteln versorgen, wir leben auf Kosten von Flächen in Europa, Afrika und Südamerika. Gleiches gilt für die Erzeugung von Futtermitteln und nachwachsenden Rohstoffen, z.B. Papier. Und doch leisten wir uns den „Luxus“, jeden Tag rund 100 Hektar Ackerland für Siedlung und Verkehr zu verbauen. Notabene bei sinkender Bevölkerungszahl. Es ist also kein Quadratmeter für eine ineffiziente Energieproduktion auf dem Acker übrig! Im Gegensatz dazu könnten wir den größten Teil des Erdölimports Klimaneutral durch Gebäudedämmung und Sonnenenergienutzung im Siedlungsgebiet ersetzen. Immerhin
liegt der Wirkungsgrad dabei hundert Mal höher als auf Ackerflächen! Dabei würde aber keine zusätzliche Fläche besetzt, langfristig Hunderttausende von Erwerbsmöglichkeiten geschaffen und die Außenhandelsbilanz positiv beeinflusst. Die Landwirte erhalten auch nicht, wie im Artikel beschrieben, ein zweites Einkommen, sondern nur ein anderes. Und ob dieses auch in Zukunft so bleibt, ist nach der eben erst beschlossenen Kürzung der Solarförderung doch sehr zweifelhaft. Und wer nimmt dann die mittlerweile über 4.000 Anlagen wieder aus der Landschaft heraus? Ach ja, da gibt´s doch noch den Steuerzahler ... Uwe Scheibler Göttingen
Vorbilder
Foto: H. Ebert
Die abwechslungsreiche Landschaft der Schwäbischen Alb lädt zum Wandern und Entspannen ein.
Im Herzen der Schwäbischen Alb Willi Dorn Die Schwäbische Alb ist ein in Baden-Württemberg und mit seinen Ostausläufern auch in Bayern gelegenes Mittelgebirge in Süddeutschland. Die diesjährige SDW-Naturschutzexkursion führte vom 01. bis zum 04. Juli in das Biosphärenreservat Schwäbische Alb.
die gründliche Einführung auf das, was uns in den nächsten Tagen beschäftigen würde: Das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und naturverträglichen Wirtschaften durch den Menschen in einer Landschaft, die neben großflächigen Streuobstwiesen, weiten Buchenwäldern, Wacholderheiden, Trockentälern, Hochflächen, sanften Hügeln und schroffen Felsen auch dichtbesiedelte, teilweise stadtnahe, Gebiete beinhaltet.
Werner Gamerdinger berichte-
Das fing doch am Freitagnachmittag schon gut an: Bei Kaffee und Kuchen konnte der Leiter des Arbeitskreises unserer Jahresexkursionen FD i.R. Helm-Eckart Hink neben den 31 TeilnehmerInnen der Exkursion die Herren FD Werner Gamerdinger (Leiter des Kreisforstamtes Reutlingen), Tobias Brammer (Geschäftstelle Biosphärengebiet) und Wolfgang Grupp (stellv. Vorsitzender des SDW Kreisverbandes Alb-Donau-Ulm) im herrlich gelegenen Albhotel Bauder in Sankt Johann – Lonsingen begrüßen. Spätestens hier wurde auch den „neuen“ TeilnehmerInnen klar, was diese Exkursion von einer gewöhnlichen Kaffeefahrt unterscheidet; nämlich SDW – Exkursion
te, dass 39 Prozent der gesamten Kreisfläche im Landkreis Reutlingen bewaldet sind (42.500 Hektar, die zu 53 Prozent kommunalen Waldbesitzern, zu 22 Prozent dem Land Baden-Württemberg, zu 19 Prozent privaten Besitzern und zu sechs Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehören). Das Forstamt Reutlingen ist in Baden-Württemberg in die Unteren Forstbehörden der Stadt- und Landkreise eingebunden. Neben den klassischen Aufgaben der Forstbehörde in den von Buchen (46 Prozent) und Fichten (19 Prozent) dominierten Flächen nehmen zunehmend auch Betreuungsaufgaben in den Kernzonen des Biosphärenreservates, den vier Bannwäldern und in der Offenhaltung von Flächen (z.B. der Wacholderheiden) sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder
wie die Anlage von Friedwäldern eine wichtige Rolle ein. Im Biosphärenreservat beträgt der Waldanteil in der Kernzone 100 Prozent, in der Pflegezone 50 Prozent und in der Entwicklungszone 35 Prozent. Es gibt gute Bestände von Schwarz- und Rehwild, dagegen kein Rotwild, und ein Bibervorkommen im Lautertal. Der Luchs ist durchstreifend. Uhu, Kolkrabe, Wanderfalke, Rotmilan und Schwarzspecht kommen als seltene Vogelarten vor. Tobias Brammer von der Verwaltung des Biosphärenreservates Schwäbische Alb mit Sitz in Münzingen im ehemaligen Truppenübungsplatz, brachte uns die faszinierenden Landschaften dieses Gebietes nahe: Die großen Flächen standen seit der Aufgabe des Truppenübungsplatzes Münzingen Ende 2005 zur Verfügung, die im Mai 2009 mit weiteren Flächen zur Ausweisung des Biosphärenreservates nach UNESCO Kriterien führten. Das Biosphärenreservat dient dem großflächigen Schutz von Lebensräumen und auch der Erhaltung von Kulturlandschaften (Wacholderheiden, Streuobstwiesen, Weidelandschaften), die durch ein Netzwerk von Nützern und Schützern erhalten werden sollen. Ökologie, Ökonomie und soziale Belange sollen Hand in Hand gehen. Unser Wald 5 I 2010
SDW – Exkursion
Ein wichtiges Instrument dazu ist die regionale Produktentwicklung und -vermarktung: Spezialitäten vom Albschaf und Alblamm in der regionalen Gastronomie, der Albschneck aus den Schneckengärten, Käse und Fleisch vom Albbüffel (Albzarella), Albkorn und Römersteiner Dinkel, Fruchtaufstriche und Säfte aus Beeren und Wildfrüchten, Lautertaleis, Wacholderprodukte, Alblinsen und Schafwollprodukte können direkt bei den Erzeugern eingekauft werden. Zur Zeit umfasst das Gebiet 85.000 Hektar, davon drei Prozent Kernzone, 42 Prozent Pflegezone und 55 Prozent Entwicklungszone (Schätze bewahren in der Kernzone, aktive Landschaftspflege zur Erhaltung der Kulturlandschaft in der Pflegezone und nachhaltige Entwicklung in der Entwicklungszone). In der Kernzone ist ein Verzicht auf Holznutzung, eine Einschränkung des Betretungsrechtes und der Jagdnutzung unerlässlich, um den Schutzkriterien gerecht zu werden. Das Biosphärengebiet wird von 29 Kommunen, drei Landkreisen und zwei Regierungsbezirken getragen. Zu dem nun redlich verdienten Abendessen konnte zu unserer Freude der Ehrenvorsitzende der SDW Baden-Württemberg Ventur Schöttle begrüßt werden. Früh am nächsten Morgen starteten wir mit dem Bus und unserer Landschaftsführerin Rita Goller zur Fahrt in das ehemalige Truppenübungsgelände Münzingen (6.700 Hektar). Die Gebäude des Militärgeländes stehen nach der Aufgabe der Nutzung überwiegend leer. Ab Oktober 2010 wird das Biosphäreninformationszentrum in einem ehemaligen Lager untergebracht. Das Gebiet ist menschenleer, seit das letzte Dorf 1939 abgesiedelt wurde. Drei Busse dürfen die Straßen täglich befahren. Wanderer und Radfahrer, für die das Gebiet ein Paradies ist, müssen aufgrund von vergrabenen Munitions- und Minenvorkommen auf den Wegen bleiben. 16 Wanderschäfer halten mit etwa 15.000 Mutterschafen das Gelände offen. Da in der Alb Kultur und Natur nicht voneinander zu trennen sind, wanderten wir im Laufe des Nachmittags zur Burgruine Gundelfingen mit eiUnser Wald 5 I 2010
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Foto: H. Ebert
Exkursionsleiter Eckart Hink (links) erläutert den weiteren Ablauf nem herrlichen Blick in das Lautertal und besuchten die barocke ehemalige Klosterkirche in Zwiefalten. Im Anschluss daran stand das älteste deutsche staatliche Gestüt (1547) in Marbach auf dem Programm, in dem 450 edle Araber- und Trakehnerpferde stehen. Nach der Vorbeifahrt an der Euthanasiegedenkstätte Grafeneck hatten wir dann die Gelegenheit eine regionale Besonderheit persönlich in Augenschein zu nehmen: Die Weinbergschneckenfarm der Familie Goller in Münsingen – Rietheim mit Begutachtung der Insassen und Verkostung der wohlschmeckenden Schneckenwurst. Am nächsten Morgen waren wir am Wanderheim Eningerweide mit FD Georg Kemner und Revierförster Ulrich Notz verabredet, um während einer Wanderung die Schluchtwälder am Albtrauf mit ihrer besonderen Flora und Fauna kennenzulernen. Mit dem weiten Blick vom Wolfsfelsen konnten wir die besonderen Gegebenheiten und Herausforderungen, die die Einrichtung des Biosphärenreservates mit Kern-, Pflege- und Entwicklungszone für die Anwohner, Nutzer und Schützer mit sich bringt, besonders gut nachvollziehen. Iris Kemner hatte es sich nicht nehmen lassen, uns bei einer Raststation im Wald zu erfrischen, bevor wir unser Mittagessen im „Gestütsgasthof St. Johann“ einnahmen, an dem auch Karl-Wilhelm Röhm der stellvertretende Landesvorsitzende der SDW Baden-Württemberg teilnahm.
Im zweiten Exkursionsteil am Nachmittag standen hauptsächlich waldbauliche Fragen im Mittelpunkt unserer Wanderung mit Georg Kemner durch den Pfullinger Stadtwald. Nachdem wir nach unserer Rückkehr in unser Hotel noch den fulminanten Sieg unserer Fußballnationalelf gegen Argentinien bejubeln durften, war dann wirklich alles gut. Dem üppigen Abendessen im Hotel schloss sich dann die Abschlussbesprechung an und ein neues Ziel scheint auch schon gefunden zu sein: Heißer Favorit im nächsten Jahr ist die Lauenburgische Seenplatte im Süden von SchleswigHolstein. In der Erinnerung zurückbleiben eine beeindruckende Landschaft, viele kreative Ideen zur Überwindung der Gegensätze von Ökonomie und Ökologie und besonders die von ihrer Aufgabe begeisterten Menschen, die uns diesen herrlichen Fleck Erde nahegebracht haben. Ganz besonders danken wollen wir Eckart Hink. Er hat sich wieder mit Umsicht und großer Fachkenntnis dieser Exkursion angenommen und uns, den Teilnehmern, damit eine große Freude bereitet.
Autor Willi Dorn ist Mitarbeiter bei der Landesgeschäftsstelle der SDWHessen. E-Mail: kontakt@sdwhessen.de
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Umweltnachrichten
Lebensraum Kirchturm Drei Jahre nach Start der Aktion sind 396 Kirchen in nahezu allen Bundesländern mit der Plakette „Lebensraum Kirchturm“ für ihr besonderes Engagement im Bereich Artenschutz ausgezeichnet worden. Ziel ist es, bedrohten Vogelarten wie der Schleiereule oder dem Turmfalken mehr Brutmöglichkeiten zu schaffen. Schleiereulen oder Turmfalken nutzen Kirchtürme ger-
Foto: Peter Bohot, pixelio.de
Turmfalke ne als Nistplatzersatz für natürliche Bruthöhlen in Felsen oder Bäumen. Auch Fledermäuse finden oft einen geeigneten Unterschlupf in der Kirchturmspitze. Leider gehen solche Plätze bei Kirchturmsanierungen oft verloren. Spitzenreiter bei der „Wohnraumbeschaffung“ ist momentan Baden-Württemberg mit allein über 100 ausgezeichneten Kirchen, gefolgt von RheinlandPfalz mit 67 und Thüringen mit 49 tiergerechten Kirchtürmen. Die Aktion „Lebensraum Kirchturm“ wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt.
Jetzt bei Wikipedia – Nachwachsende Rohstoffe
86,1 Prozent des Eisblocks sind übrig
Wie das Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe jetzt mitteilte, ist das Projekt „Kompetente Darstellung der nachwachsende Rohstoffe im Internet“ nach dreijähriger Arbeit jetzt abgeschlossen. In der Internet-Enzyklopädie sind jetzt in insgesamt 557 Stichworte das Thema für jeden verständlich aufbereitet.
Am 16. Juni 2010 war ein rund zwei Kubikmeter großer, 2045 Kilogramm schwerer Eisblock an der Hauptstraße im Stadtzentrum von Wolfach in ein kleines, nach Passivhaus-Standard gedämmtes Holzhaus verpackt worden. Über vier Wochen musste der Eisblock im gut gedämmten Holzhäuschen Sonne, Wind und Wetter trotzen. Hauptziel der Eisblockwette war es, die großen Potenziale von Wärmedämmmaßnahmen aufzuzeigen. 86,1 Prozent des ursprünglichen Eisblocks sind trotz sommerlicher Temperaturen übrig geblieben (Restgewicht: 1.760 Kilogramm). Die Veranstalter hoffen, dass ihre Aktion, eine positive Signalwirkung für das umweltgerechte Bauen sowohl in der Altbaumodernisierung und -sanierung als auch im Neubau von Gebäuden auslöst. (www.bausuedbaden.de)
Das Themenspektrum erstreckt sich von einzelnen Rohstoffpflanzen über zahlreiche Themen im Umfeld der Bioenergie bis hin zu den vielfältigen Optionen der stofflichen Nutzung. Sowohl bei Schülern und Studenten, als auch bei Journalisten und Wissenschaftlern wird Wikipedia als Nachschlagewerk heute meistens als erstes und häufig als einzige Quelle genutzt.
Erdkröten-Männchen auf Irrwegen
Ökologischer Landbau weiter gewachsen Ungeachtet der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage hat der ökologische Landbau in Deutschland auch im Jahr 2009 weiter zugelegt. So ist die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland 2009 um 4,3 Prozent (2008: 5 Prozent) gewachsen. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe stieg um 6,2 Prozent an (2008: 6,1 Prozent). Dies geht aus den Jahresmeldungen der Länder über den ökologischen Landbau 2009 hervor, teilte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin mit. Umweltnachrichten
Foto: M.-J. Trepte
Nächtliche Amphibien-Exkursionen führen immer wieder zu Überraschungen. Im Vor-Taunus, Pfälzer Wald und Harz findet man sehr starke Feuersalamander-Populationen, die nachtaktiv, aber auch bei relativ starkem Regen unterwegs sind. Durch verschiedene Wetterkapriolen waren 2010 die Fortpflanzungsperioden der Erdkröten und Grasfrösche mit den Feuersalamandern annähernd zeitgleich. Paarungswütige Erdköten-Männchen trafen nun gehäuft auf trächtige Salamander-Weibchen und besprangen alles, was sich bewegte. Leider wurde dabei auch beobachtet, dass durch diese Geilheit der Erdkröten-Männchen viele Feuersalamander-Weibchen ertunken sind. (Quelle: Markus-J. Trepte, SDW Eschborn)
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Umweltnachrichten
Sonne, Wind und Co. – für Grundschulen Das Bundesumweltministerium baut seinen kostenlosen Service für Lehrerinnen und Lehrer weiter aus: Ab sofort stehen neue Unterrichtsmaterialien zum Thema „Erneuerbare Energien“ für Grundschulen zum Abruf bereit. Die praxiserprobten Materialien für die Klassenstufen 3 und 4 im naturwissenschaftlich-technischen und fächer-übergreifenden Unterricht können im Internet unter www. bmu.de/bildungsservice kostenlos abgerufen werden. Ergänzt werden die Bildungsmaterialien durch Informationen für Lehrkräfte, in denen didaktisch-methodische Hinweise zu den einzelnen Arbeitblättern aufgeführt sind. Die Materialien sind als Schülerarbeitshefte auch im Klassensatz über den BMU-Bildungsservice erhältlich.
Baum-Unternehmer in Afrika Ein engagiertes sozial-ökologisches Projekt führt die südafrikanische Naturschutzorganisation Wildlands Conservation Trust (WCT) seit 2008 durch. Sozial schwache Menschen aus südafrikanischen Townships und ländlichen Gemeinden erlernen von den Mitarbeitern des WCT, wie man Bäume züchtet. Sobald die Bäume eine bestimmte Größe erreicht haben, kann ein „Baum-Unternehmer“ diese an den WCT abgeben und gegen Waren, wie Nahrungsmittel, Kleidung, landwirtschaftliches Werkzeug, Baumaterial oder sogar Schul- und Universitätsgebühren eintauschen. Die Baum-Unternehmer verdienen so ihren eigenen Lebensunterhalt und gewinnen neues Selbstvertrauen. Zusätzlich werden Einwohner der Gemeinden eingestellt, um das Umland mit einheimischen Bäumen zu bepflanzen. Das erhöht die Artenvielfalt und trägt zum Klimaschutz bei. Aktuell gibt es mehr als 3.500 Baum-Unternehmer, die jährlich mehr als 300.000 Bäume züchten.
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Einheitliches EU-Biosiegel
Welterschöpfungstag
Italienischer Schinken, griechischer Feta, irische Butter oder spanischer Wein – wer seine Einkäufe nach ökologischen Gesichtspunkten tätigte, musste sich bisher bei vielen Produkten aus Ländern der Europäischen Union auf unbekannte und uneinheitliche Kennzeichnungen verlassen. Das wird sich nun ändern: Künftig erkennen Verbraucher Bioprodukte
Seit dem 21. August 2010 leben wir auf Pump. In weniger als neun Monaten hat die Menschheit die ökologischen Ressourcen des gesamten Jahres bereits verbraucht, das ergeben Berechnungen des Ökologischen Fußabdrucks vom Global Footprint Networks. Den Rest des Jahres verbrauchen wir die Reserven der Erde. Die vorhandenen Ressourcen der Erde verbrauche die wachsende Weltbevölkerung immer schneller. Der „Welterschöpfungstag“ rücke im Kalender kontinuierlich weiter nach vorne. Im letzten Jahr fiel er noch auf den 25. September, fast einen ganzen Monat später.
an dem neuen einheitlichen EU-Biosiegel. Ab 1. Juli 2010 muss es für alle in den EU-Mitgliedsstaaten produzierten Ökolebensmittel verwendet werden. Damit ein Lebensmittel das neue EU-Siegel tragen darf, muss es bestimmte Vorgaben der EU-Ökoverordnung erfüllen: Dazu gehört, dass mindestens 95 Prozent des Produkts aus ökologischer Produktion stammen müssen. Außerdem garantiert das Siegel Gentechnikfreiheit, artgerechte Tierhaltung oder Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel.
Internetangebot im Bereich Klimawandel Das Umweltministerium in NRW hat seinen Internetauftritt im Bereich Klimawandel aktualisiert und erweitert. Neben allgemeinen Informationen zum Thema Klimawandel und Folgen des Klimawandels in den verschiedenen Regionen sowie acht bedeutsamen Umwelt-, Lebens- und Wirtschaftsbereichen Nordrhein-Westfalens stellt das Ministerium dort nun auch erstmals seine rund 40 Projekte aus dem Bereich „Anpassung an den Klimawandel“ vor. Der runderneuerte Internetauftritt des Bereichs Klimawandel ist ab sofort online und unter der Adresse www.klimawandel.nrw. de zu erreichen.
Foto: Stefanie Prinz, pixelio.de
Der Ökologische Fußabdruck berechnet, wie viel produktive Fläche benötigt wird, um alle Ressourcenbedürfnisse inklusive der Energieversorgung und Müllentsorgung der Menschheit zu gewährleisten. Auch die CO2Emissionen werden dabei einbezogen. Sie machen den größten und am schnellsten wachsenden Teil des ökologischen Fußabdrucks aus. Allein der CO2-Fußabdruck der Menschheit habe sich seit 1970 mehr als verdoppelt. Bereits seit 30 Jahren können sich die natürlichen Ressourcen der Erde nicht mehr so schnell erneuern, wie die Menschheit sie verbraucht. Umweltnachrichten
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Forstnachrichten
Baumarten in Europa Wussten Sie, dass in Großbritannien oder Dänemark natürlicherweise keine Bergahorne wachsen? War Ihnen bekannt, dass die Rotbuche auf Korsika und Sizilien vorkommt, aber nicht auf Sardinien? Wer wissen möchte, in welchen Gebieten die europäischen Hauptbaumarten wachsen, ist auf der Internetseite des Europäischen Programms für forstgenetische Ressourcen (EUFORGEN) richtig. Zu 34 Baumarten stehen hier Verbreitungskarten zur Verfügung, die in drei Formaten herunterladen werden können. Die breite Palette reicht von weit verbreiteten Baumarten Winterlinde über typische Gebirgsarten wie Europäische Lärche bis hin zu mediterranen Arten wie die Korkeiche. Karten unter www.waldwissen.net
In Seoul: IUFRO-Weltkongress Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heutzutage in Städten. Urbane Wälder tragen nicht nur dazu bei, Städte attraktiver zu machen, sie fördern auch das Wohlbefinden und die Gesundheit, speichern Kohlenstoff, filtern Schadstoffe aus der Luft, bieten Schatten, tragen zum Schutz vor Wind und Überschwemmungen bei, verbessern das Mikroklima und sichern die städtische Trinkwasserversorgung. Allerdings gibt Prof. Konijnendijk, der am IUFRO-Weltkongress 2010 in Seoul eine Sitzung über urbane Forstwirtschaft leiten wird, zu bedenken: „Uns fehlt noch immer Wissen darüber, wie Bäume in städtischer Umgebung wachsen und wie die Güter und Dienstleistungen, die sie liefern oder liefern können, zu optimieren sind.“ Die IUFRO ist der internationale Verband forstlicher Forschungsanstalten.
Netzwerk: EU-Waldpädagogik Waldpädagogik lebt von der Vernetzung. Diese gewährleistet, dass sich die Bereiche der Umweltbildung durch Ideenaustausch mit ihren Zielgruppen weiterentwickeln. Der EUFunktionsplan bildet unter anderem Forstnachrichten
Foto: S. Krömer-Butz
Der herbstliche Kottenforst bei Bonn. die Grundlage für die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Waldpädagogik. Bereits seit Mai 2008 ist das „EU-Netzwerk Waldpädagogik“ offiziell „Unterarbeitsgruppe“ des Forest Communicators Network (FCN). Im August 2009 wurde eine europaweite Umfrage zum Stand der Waldpädagogik begonnen. Bei der Auswertung sollen auch die unterschiedlichen Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzepte dargestellt werden. Die Waldpädagogiktagung 2010 wird in Finnland stattfinden. Weitere Infos: www.forestpedagogics.eu
Fotografieren im Wald Der Wald und die Natur bieten wunderbare Motive zum Fotografieren. Dank der Digitaltechnik wird heute praktisch immer und überall geknipst. Doch das gute Bild ist damit noch nicht gemacht. Ein Beitrag auf dem Web-Portal „waldwissen. net“ will helfen, dass Aufnahmen im Wald besser gelingen. Sicher war jeder auch schon enttäuscht, wenn er seine Bilder zu Hause gesichtet hat. In dem aktuellen Beitrag sind Tipps. Manches wird ganz banal klingen, ist vielfach aber trotzdem entscheidend, um wirklich gute Bilder zu erhalten. Der Aufsatz behandelt die Ausrüstung und die Aufnahmevorbereitun-
gen, die Bildgestaltung und die anschließende Präsentation. Weiteres unter Fotografieren in www.waldwissen.net
EU-Verbot für illegale Holzprodukte Nach Jahren zähen Ringens wird die Einfuhr illegaler Holzprodukte nach Europa verboten. Mit deutlicher Mehrheit (644 von 685 Stimmen) hat das EU-Parlament in Straßburg einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Import von Holzprodukten aus illegaler Herkunft stoppen soll. Wichtigster Punkt: so genannte Erstinverkehrsbringer müssen künftig Nachweise über die Herkunft der von ihnen verwendeten Hölzer erbringen. Parlament, Kommission und Ministerrat der EU hatten sich auf einen Kompromiss beim Holzhandelsgesetz geeinigt. Eine abschließende Annahme durch den EU-Ministerrat im Herbst gilt deswegen als Formsache. Bisher ist die EU einer der größten Märkte für Holzprodukte aus illegaler Herkunft zum Beispiel aus Indonesien. Bisher sind leider Druckerzeugnisse nicht in die Regelung einbezogen. Hier sind Nachbesserungen erforderlich. Neben dem „legalen“ Raubbau ist illegaler Holzeinschlag weltweit eine der größten Bedrohungen für die Wälder. Zwischen 16 und Unser Wald 5 I 2010
Forstnachrichten
19 Prozent der Holzimporte in die Europäische Union stammen nach einer WWF-Studie aus illegalen Quellen. Die Definition bezieht sich auf Gesetzesverstöße bei Ernte, Transport, Einkauf oder Verkauf des Holzes.
Bessere Darstellung der Bäume per Satellit Die Reflexionen von vielen Millionen Lichtechos können per Satellit eingefangen werden. Wenn die eingefangenen Daten auch noch katalogisiert und anschließend systematisch abgebildet werden, können alle Bäume weltweit auf ganz neue Art dargestellt werden. Ein amerikanisches Forscherteam um Michael Lefsky von der Colorado State University hat eine Weltkarte entworfen, auf der die weltweiten Baumhöhen verzeichnet sind. Die Karte hat entscheidende Mehrwerte: Biomasse und Holzvorräte können global besser eingeschätzt werden. Da eine einzige Messmethode zur Anwendung kommt, sind die so er-
haltenen Daten deutlich verlässlicher als die aller bisherigen Methoden. Erste Auswertungen liegen bereits vor: Die höchsten Wälder (bis zu 40 Meter) wachsen an der nordamerikanischen Pazifikküste und in Teilen Südostasiens. Bäume der tropischen Regenwälder kommen auf ca. 25 Meter und boreale Nadelwälder auf ca. 20 Meter. Die Bundesregierung hat ihre Prognose zum Ausbau der erneuerbaren Energien nach oben korrigiert. Der Nationale Aktionsplan für die EU, den das Bundeskabinett vergangenen Mittwoch billigte, geht davon aus, dass der Anteil von Strom aus regenerativen Energien von derzeit 16 Prozent bis 2020 auf knapp 39 Prozent steigt. Bisher hatte sich die Regierung einen Anteil von 30 Prozent zum Ziel gesetzt. Das Umweltbundesamt (UBA) wirft einen Blick in die Zukunft und hält den Umbau der Stromversorgung bis zum Jahr 2050 für möglich – und
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nötig. Laut einer aktuellen Studie ist eine Vollversorgung mit Strom aus Wind, Sonne, Biomasse, Erdwärme und Wasser mit der besten bereits heute am Markt verfügbaren Technik möglich – und das in der gewohnt hohen Versorgungssicherheit.
Tagung der Eibenfreunde Zur ihrer 17. Tagung kehren die Eibenfreunde an ihren Geburtsort zurück. Im oberbayerischen Paterzell bei Weilheim werden vom 8. bis 10. Oktober 2010 Vorträge natürlich im Landgasthof „Zum Eibenwald“ (über Bestände in England und Italien) und Exkursionen in das bekannteste Eibenvorkommen Deutschlands, sowie in die weitere Umgebung (bis Oberammergau und das Arboretum Grafrath) stattfinden. Hauptthema ist die natürliche Verjüngung dieser seltenen und gefährdeten Baumart. Schließlich wird auch noch der „Goldene Eibenzweig“ verliehen. Weitere Auskünfte bei Hubert Rößner: Tel 08379-929604.
Leserbrief zum Artikel „Novellierung des Bundeswaldgesetzes“ – in Unser Wald, Ausgabe Juli/August 2010, S.30 Endlich ist das Bundeswaldgesetz nach vielen Jahren, in denen die Bedenkenträger das Sagen hatten, geändert worden. Die Waldbesitzer werden von unangemessenen Verkehrssicherungspflichten entlastet; die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen dürfen wirtschaftlich freier handeln, die Kurzumtriebsplantagen werden aus dem Waldbegriff herausgenommen und endlich bekamen auch die „Walderhebungen“ eine rechtliche Grundlage. Dass nicht gelungen ist, den Begriff der guten fachlichen Praxis im Waldgesetz im Einvernehmen zwischen Naturschutz und Forstverbänden zu definieren, zeigt einmal mehr, wie groß die Berührungsängste zwischen Naturschutz und Waldbesitz immer noch sind. Problematisch ist aus bayerischer Sicht auch die
Unser Wald 5 I 2010
grundsätzliche Herausnahme aus dem Waldbegriff von landwirtschaftlichen Flächen, auf denen sich Baumgruppen oder mit Waldbäumen bestockte Teilflächen befinden. So verständlich diese Lösung für Kurzumtriebsplantagen und andere agroforstliche Verhältnisse ist, so wenig nachvollziehbar ist dies im Blick auf Almweiden mit Waldbestockung. Durch die Formulierungen in der Novelle zum Bundeswaldgesetz werden als Almweide genutzte Gebirgswälder zum Nichtwald. Dieser Verlust der Waldeigenschaft bedeutet eine schwerwiegende Schwächung dieser (nach neuesten Angaben von A. Ringler, 2010) ca. 7.000 Hektar beweideten Waldflächen auf Almen, von denen mindestens die Hälfte Schutzwald-Charakter haben; denn, es entfallen Rodungsverbot, Verpflichtung
zur Wiederaufforstung, Sanierung oder Waldpflege und die Erhebung der Verbissbelastung. Dieser Mangel in der Novelle des Bundeswaldgesetz ist um so bedauerlicher, als ein von der SDW Bayern vorgeschlagener kleiner Zusatz, wonach Schutzwaldflächen ausgenommen, d. h. „Wald“ im Sinne des Gesetzes bleiben müssen, ausgereicht hätte, um wenigstens dringendste Erfordernisse des Allgemeinwohls sicherzustellen. Schade, dass der Waldschutz ausgerechnet im Bundeswaldgesetz zu kurz kommt! Prof. Dr. Ulrich Ammer stellv. Vorsitzender der SDW-Bayern
Forstnachrichten
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SDW Bundesverband
Einladung zur Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. am Sonnabend, dem 02. Oktober 2010 um 13.00 Uhr Ort: KfW Bankengruppe, Palmengartenstraße 5 – 9, 60325 Frankfurt/Main
Tagesordnung (Stand: 02.09.2010 / Änderungen vorbehalten)
1. Begrüßung durch den Präsidenten 2. Wahl der Mandatsprüfungskommission und der Stimmzähler 3. Genehmigung der Tagesordnung Feststellung der Beschlussfähigkeit 4. Genehmigung der Niederschrift der Mitgliederversammlung vom 18.10.2008 5. Tätigkeitsberichte 6. Jahresplanung/Arbeitsprogramm für die Jahre 2010 und 2011
7. Kassenbericht für die Jahre 2008 und 2009 sowie Wirtschaftspläne der Jahre 2010 und 2011 8. Bericht der Rechnungsprüfer 9. Aussprache 10. Entlastung des Vorstandes 11. Anträge (Antragsschluss 17.09.2010) 12. Ehrungen 13. Festlegung des Ortes und Terminierung der Jahreshauptversammlung 2012 14. Verschiedenes Dr. Wolfgang von Geldern Staatssekretär a. D. Präsident
Datum
Uhrzeit
Veranstaltung
Tagungsort
Donnerstag, 30.09.2010
14.00 Uhr
Exkursion Thema: „Wald im Ballungsgebiet“
Abholung: ab 13.15 Uhr in den Hotels
18.00 Uhr
Sitzung Geschäftsführender Bundesvorstand (Einladung/Tagesordnung erfolgt separat)
Gasthof „Steinernes Haus“ Braubachstraße 35 60331 Frankfurt/Main
19.00 Uhr
gemütliches Beisammensein (für alle bereits Anwesenden, Selbstzahler)
Gasthof „Steinernes Haus“ Braubachstraße 35 60331 Frankfurt/Main
08.30 Uhr
Gesellschafterversammlung Verlagsges. UNSER WALD mbH (Einladung/Tagesordnung erfolgt separat)
Rentenbank Hochstraße 2 60313 Franfurt/Main
10.00 Uhr
5. Großer Runder Tisch (SDW-öffentliche Sitzung) (Einladung/Tagesordnung erfolgt separat)
Rentenbank Hochstraße 2 60313 Franfurt/Main
12.00 Uhr
Mittagsimbiss
Rentenbank
13.00 Uhr
5. Großer Runder Tisch (Fortsetzung)
Rentenbank Hochstraße 2 60313 Franfurt/Main
16.15 Uhr
Stadtführung
Treffpunkt: Tourist Info Römer, Römerberg 27
18.00 Uhr
Empfang Magistrat der Stadt Frankfurt/Main
Rathaus – Römer 60311 Frankfurt/Main
19.15 Uhr
Frankfurter Abend (Selbstzahler)
„Apfelwein Wagner“ Schweizer Straße 71 60594 Frankfurt/Main
10.00 Uhr
Fachtagung (SDW-öffentlich) Thema: „Stadt. Wald. Grün. – Bedeutung von Wald und Grün im urbanen Raum“
KfW Bankengruppe Palmengartenstraße 5-9 60325 Franfurt/Main
12.00 Uhr
Mittagsimbiss
KfW Bankengruppe
13.00 Uhr
Mitgliederversammlung (intern)
KfW Bankengruppe Palmengartenstraße 5-9 60325 Franfurt/Main
ca. 16.00
Ende der Veranstaltungen
Freitag, 01.10.2010
Samstag, 02.10.2010
SDW-Landesverbandsnachrichten
Unser Wald 5 I 2010
SDW Bundesverband
Interforst 2010
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Vorankündigung Nach den SDW-Tagungen zur Waldpädagogik in Potsdam 2006, Stuttgart 2007, Neuss 2008 und Erfurt 2009 wird die diesjährige SDW-Waldpädagogik-Tagung am 16. und 17. November 2010 in der Handwerkskammer Lübeck stattfinden. Thema der Tagung wird „Waldpädagogik für Erwachsene“ sein. Wir bitten alle Interessierten, sich diesen Termin schon mal freizuhalten!
Foto: L. Gössinger
Die SDW präsentierte sich mit einem neuen Messeauftritt. Foto: HWK Lübeck
Alle vier Jahre ruft die Messe München Aussteller und Besucher auf, zur Interforst zu kommen. Vom 14. bis 18. Juli präsentierten in München 410 Aussteller ihre Angebote rund um die Themen Forst, Wald und Holz. Nach den fünf Messetagen hatten 50.000 Besucher die Gelegenheit genutzt, sich über neue Produkte oder Ideen zu informieren.
lich aus. Dafür möchten wir uns vom Bundesverband an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken. Die Informationsmaterialien der SDW wurden von den Besuchern dankbar mitgenommen. Auch gab es viele Gespräche zu fachlichen oder forstpolitischen Themen.
Der Bundesverband der SDW hatte sich zusammen mit dem Landesverband Bayern während dieser Tage präsentiert. Der schöne Stand, der durch Wald-Fototapeten ein echtes Waldgefühl hervorbrachte, lockte viele Interessierte an. Ein zusätzlicher Blickfang war auch die Ausstellung der gedrechselten Kunstwerke von Volkmar Zimmer. In der letzten Unser Wald hatten wir ihn als Künstler vorgestellt. Nun konnten sich die Besucher an den eindrucksvollen Schalen und anderen Holzobjekten erfreuen. Der Landesverband Bayern war jeden Tag mit mindestens einem Mitarbeiter bzw. einer Mitarbeiterin vor Ort und konnte daher auf Fragen der Besucher, die landestypisch waren, eingehen. Neben dem Personal der Geschäftsstelle in München halfen aber auch SDW-Mitglieder ehrenamtUnser Wald 5 I 2010
Handwerkskammer Lübeck In der Wald- und Umweltbildung wurde bisher vor allem darauf Wert gelegt, Kinder und Jugendliche über die Bedeutung des Waldes und der Umwelt aufzuklären. Es gibt aber inzwischen viele kritische Stimmen, die sagen, dass das fehlende Wissen über die Natur auf die mangelnde Kenntnis der „Mittelalter-Generation“ zurückzuführen ist. Nur noch unter Senioren findet man heute noch ein engeres Verhältnis zur Natur.
Kontakt SDW · Bundesverband Meckenheimer Allee 79 53115 Bonn Tel.: 0228/9 45 98 30 Fax: 0228/9 45 98 33 E-Mail info@sdw.de www.sdw.de
Foto: J. Stengert
Blickfang für die Besucher: Die Holzobjekte von Volkmar Zimmer.
Präsident: Staatssekretär a.D. Dr. Wolfgang von Geldern Geschäftsführer: Christoph Rullmann
SDW-Landesverbandsnachrichten
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Baden-Württemberg
Ulrich Burr als Landesvorsitzender im Amt bestätigt Einstimmig wurde Ulrich Burr für weitere 4 Jahre in seinem Amt als Landesvorsitzender der SDW bei der Mitgliederversammlung am 10. Juli in VS-Schwenningen bestätigt. Unterstützt wird er wie in der vergangenen Wahlperiode durch Karl-Wilhelm Röhm, MdL als Stellvertreter. Neu als zweiter Stellvertreter und damit Nachfolger von Dietmar Greif, der nicht mehr für das Amt kandidierte, wurde Reinhold Sczuka gewählt. Er ist als Vorsitzender des KV RemsMurr schon seit langen Jahren engagiertes Mitglied im Landesvorstand der SDW. Außerdem in den Landesvorstand gewählt wurden: Prof. Dr. Uwe E. Schmidt, Institut für Forstund Umweltpolitik der Universität Freiburg i.Br. so wie als Nachfolger für Herrn Geschäftsführer und Abteilungsleiter Hubertus Windhorst sein Nachfolger bei der Forstdirektion Tübingen, Martin Strittmatter.
Waldkönigin Anja Eberhardt und Landesvorsitzender Ulrich Burr bei der Mitgliederversammlung in Schwenningen
Nicht mehr für den Landesvorstand kandidierten: Christine Rudolf (MdL) und Gudrun Schneider. In der konstituierenden Sitzung des Landesvorstandes nach der Sommerpause wird der geschäftsführende Landesvorstand gewählt werden. Es kandidieren: Herr Burr, Herr Röhm, Herr Sczuka, Herr
Mangold, Herr Eberhardt und Herr Strittmatter als Fachberater. Besonders freute sich Ulrich Burr, Herrn Klaus-Michael Richert für seine Tätigkeit als Geschäftsführer der SDW mit der silbernen Ehrennadel des Landesverbandes auszeichnen zu dürfen. Auch das langjährige Mitglied und Kassenwarte des
KV Calw, Alfred Breitling, bekam diese Auszeichnung überreicht. Der Nachmittag der Mitgliederversammlung stand ganz im Zeichen der Landesgartenschau. Förster und Mitorganisator des Forstbeitrags auf der Gartenausstellung Johannes von Stemm führte die Gäste über das Gelände.
Waldjugend auf den Spuren Albert Schweitzers unterwegs Auf den Spuren des Friedensnobelpreisträgers war die Waldjugend Kappelrodeck zusammen mit der Partnergruppe aus Löffingen zum Petit Ballon ausgezogen und schlugen ihr gemeinsames Lager auf fast 1000m Höhe mitten in den Vogesen auf. Das wunderschöne Zeltgelände konnte nur zu Fuß erreicht werden, so dass man komplett auf sich gestellt die Natur und auch Wetterumschwünge SDW-Landesverbandsnachrichten
erleben konnte und meistern musste. Nach traumhaften Sonnuntergängen erklangen abends am Lagerfeuer Lieder unter einem atemberaubenden Sternenhimmel. Die Waldläufer genossen aber nicht nur die herrliche Natur und das Lagerfeuer, sondern beschäftigten sich auch mit dem Leben A. Schweitzers, der in dem kleinen Vogesendorf
Gunsbach gelebt hat. Das Wohnhaus, welches heute ein kleines Museum beherbergt und der A. SchweitzerRundweg gehörten zum Ausflugsprogramm der Gruppe. A. Jakesch
Unser Wald 5 I 2010
Baden-Württemberg
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Das Infozentrum Kaltenbronn nun mit „Ableger“ Die Eröffnung der kleinen Außenstelle des Infozentrums Kaltenbronn erfreut sich vieler interessierter Besucher. Das Team des Infohauses hatte unter Mithilfe des Forstamtes ein buntes Programm zu Eröffnung zusammengestellt. Die von ForstBW, dem Forstbetrieb des Landes BadenWürttemberg renovierte Hütte wurde von Herrn Jörg Wetzel, als Vertreter des Forstes, Herrn Bürgermeister Dieter Knittel und Bürgermeister Klaus Mack aus Bad Wildbad, als Vertreter des Zweckverbandes Infozentrum Kaltenbronn, eingeweiht. Besonderen Glanz verlieh dem Festakt die baden- württembergische Waldkönigin, Anja Eberhard, die feierlich das Band zur Eröffnung zerschnitt. Kathrin Dürr
Bildunterschrift: FDir. Jörg Wetzel, Waldkönigin, Bürgermeister der Stadt Gernsbach Dieter Knittel, Bürgermeister der Stadt Bad Wildbad Klaus Mack. (v.l.n.r.)
Waldpädagogik Forum 2010 StadtWaldWelt, ein Konzept für die Waldpädagogik? am Mittwoch, den 22.09.10 im Haus des Waldes, Stuttgart In welcher Beziehung steht unsere städtisch geprägte Alltagswelt zum Wald und in welchem Zusammenhang stehen der Wald und diese Lebenswelt in der globalen Entwicklung? Beim diesjährigen Forum Waldpädagogik soll erörtert werden, wie man daraus resultierende, zukunftsorientierte Themen wie Gerechtigkeit und Konsum in den Kontext von waldökologischen und forstwirtschaftlichen Themen stellen kann. Erfahrungsaustausch und Impulse für neue Wege in der Waldpädagogik möchte dieses Forum bieten, es steht allen Interessierten offen.
Programm 9.00 – 9.30 Ankommen 9.30 – 9.40 Begrüßung Helge von Gilsa, Referat 53, MLR, Stuttgart Unser Wald 5 I 2010
9.40 – 10.00 Erweiterte Perspektiven für die Waldpädagogik Dr. Alexander Bittner, DBU, Osnabrück 10.00 – 10.45 StadtWaldWelt – die Ausstellung zu Wald und Nachhaltigkeit Prof. Philipp Teufel, Agentur Malsyteufel, Düsseldorf, Berthold Reichle und Dr.Eberhard Bolay, Haus des Waldes, Stuttgart 10.45 – 11.15 StadtWald - der Bezug zum lokalen Lebensumfeld Markus Jahn, Michelle Haspel, Prof. Dr. Alexander Siegmund, Abteilung Geographie Pädagogische Hochschule Heidelberg 11.15 – 11.45 Pause 11.45 – 12.15 Globales Lernen trifft Waldpädagogik: Kernthemen – Kompetenzen – Kooperationen Sigrid Schell-Straub und Rainer Schwarzmeier, Programm „Bildung trifft Entwicklung“, EPIZ, Reutlingen 12.15 – 12.45 Diskussion mit den Vortragsrednern
12.45 – 14.00 Mittagspause und Besichtigung der Austellung 14.00 – 15.45 Workshops 15.45 – 16.00 Pause 16.00 – 16.45 Worldcafé 16.45 – 17.00 Gedanken zum Abschluss Helge von Gilsa, Referat 53, MLR, Stuttgart Kontakt SDW · Baden-Württemberg Königsträßle 74 70597 Stuttgart Tel.: 0711/61 60 32 Fax: 0711/61 60 44 E-Mail: sdw.bawue@rpt.bwl.de www.sdw-bw.de Landesvorsitzender: Ulrich Burr Ehrenvorsitzender: Ventur Schöttle Geschäftsführer: Christian Heß
SDW-Landesverbandsnachrichten
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Bayern
Wälder auf Almen verlieren Waldstatus Das Bundeswaldgesetz wurde vor wenigen Wochen geändert. Neben Verbesserungen im Sinne der Forstwirtschaft wurde auch ein Passus eingefügt, der lichten Weidewäldern den Waldstatus entzieht. Damit gelten bis zu 7000 ha Bergwälder in Bayern und davon die Hälfte Schutzwälder künftig als „landwirtschaftliche Fläche“ unter Verlust sämtlicher Waldschutzbestimmungen. Das Gesetz trat am 06.08.2010 in Kraft. Auf einer Pressefahrt in das Estergebirge bei Garmisch-Partenkirchen wurde diese Problematik durch den Vorsitzenden des BN, Hubert Weiger, und den Bergwaldreferenten Hans Kornprobst dargestellt. In der von Bayern initiierten Einfügung in die dritte Lesung der Novelle wird ein Bruch mit der bisherigen bayerischen Bergwaldpolitik gesehen. Dabei wurde auf den „Bergwaldbeschluß“ des Landtags von 1984 und die jahrzehntelangen Anstrengungen zur Schutzwaldsanierung mit einer erst vor kurzem gestarteten „Bergwaldoffensive“ hingewiesen. Der Vertreter der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald beleuchtete die unverständliche Definition, wenn
nun durch Weidegang verlichtete Wälder auf alten Waldböden nicht mehr „Wald“ heißen dürfen. Eine Fehlbezeichnung über welche auch der schlichte Bergwanderer nur den
tragenen Auffassungen und wies darauf hin, daß mit dieser Regelung das seit 2002 geltende Bergwaldprotokoll der Alpenkonvention umgangen werde. Er schlug vor, die Bundeswaldgesetz-Novelle vom Überprüfungsausschuß der Alpenkovention beurteilen zu lassen.
Kopf schütteln kann. Fragwürdig erscheine es auch, klassische Legaldefinitionen zu ändern, statt Förderrichtlinien entsprechend zu gestalten und umzusetzen. Die hierbei aufscheinende Geringschätzung des Waldes müsse alle Waldfreunde schmerzlich berühren.
Einig war man sich darin, daß die staatliche Förderung der Almwirtschaft zum Erhalt einer artenreichen Kulturlandschaft geboten ist, aber keinen Vorrang vor dem Schutz des verbliebenen Bergwaldes erhalten dürfe. Die Förderprogramme für die Almwirtschaft im nahen Österreich (EU) und in der Schweiz belegen, daß diese auch ohne die Degradierung von Bergwald zur „landwirtschaftlichen Fläche“ umgesetzt werden können. Angesichts der Millionenschäden durch Hochwässer in Garmisch-Partenkirchen und in anderen Talräumen, millionenschwerer Verbauungsprogramme und Projekte der Schutzwaldsanierung kann der gesetzgeberische „Schnellschuß“ nur als kontraproduktiv und widersprüchlich angesehen werden.
Klaus Lintzmeyer vom Verein zum Schutz der Bergwelt teilte die vorge-
Günter Gleißner Vorstandschaftsmitglied SDW-Bayern
Ungefähr an der Schattengrenze im Wald verläuft nun die neue Waldgrenze gemäß der neuen Definition von „Wald“ nach dem neuen Waldgesetz. (Estergebirge bei GAP)
AUS für den Südring der A 99 Seit der Nazizeit schlummert in den Schubladen der Straßenbauer ein für das Münchner Stadtklima und den Waldgürtel verhängnisvolles Projekt: der Autobahnring um München. Mitte Mai 2010 wurde nun der Abschlussbericht der seit 2 Jahren laufenden „Machbarkeitsstudie“ vorgelegt. Von 95 Trassenvarianten blieben 8 in der engeren Auswahl, die abschließend einer sog. „Sensitivitätsanalyse“ unterzogen wurden. Hierbei werden verschiedene Kriterien, wie Planung, Verkehrsentwicklung, Verkehrswirtschaft, Umwelt und Raumstruktur gleichrangig oder auch unterschiedlich gewichtet und die Ergebnisse nochmals verglichen. In der SDW-Landesverbandsnachrichten
abschließenden Planungsempfehlung verblieben 2 bis zu 1,4 Mrd Euro teuere Varianten. Neben den massiven Walddurchschneidungen mit Flächenverlusten bis über 150 ha war in der Öffentlichkeit auch die Querung der beiden vorhandenen Flüsse (Würm, Isar) ein großes Thema. Nach heftigem Schlagabtausch der Befürworter und der teilweise parteiübergreifenden Koalition der Gegner in den Medien schaltete sich Ministerpräsident Seehofer ein und gab die Parole aus: das Projekt ist bis 2020 „nicht machbar“. Die Entscheidung fiel nach einem Gespräch mit den Ministern für Umwelt, Verkehr
und Finanzen, an dem auch unser Vorsitzender und andere Landtagsabgeordnete teilnahmen. Ein inzwischen vorliegender Landtagsantrag der Regierungsfraktionen liest sich allerdings nicht so erfreulich, wie anfänglich gedacht, denn er bezieht sich auf den Bundesverkehrswegeplan (der in dieser Legislaturperiode nicht fortgeschrieben wird) und lässt die Option für den Bau des Südrings für die Zeit danach ausdrücklich offen. Wir können - leider nur derzeit - aufatmen und die für die gesamte Stadt wichtigen südlichen Wälder dürfen ohne Durchschneidung weiter wachsen! Unser Wald 5 I 2010
Bayern
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Miller in Cadolzburg Am 26. Juli war unser Vorsitzender Josef Miller zu einem Termin in Markt Cadolzburg bei Fürth eingeladen. Ein „Schüler-Auwald“ am örtlichen Brunnlohgraben wurde im Mai dieses Jahres gepflanzt und sollte nun erstmalig gepflegt werden. Das besondere daran war, dass dies, ebenso, wie damals die Pflanzung, Schüler der 4. Grundschulklasse und der 6. Hauptschule in Kooperation und gemischten Gruppen durchführ-
ten. Der Auwald wurde neben dem erwünschten Wasserrückhalt und der landschaftlichen Bereicherung auch für die Verbesserung des gemeindlichen Ökopunktekontos angelegt. Die örtlichen Forstleute, unter der Leitung von Dr. Pröbstle vom AELF Fürth, haben auch den wald- und sozialpädagogischen Aspekt (Erfolg bei der gemeinsamen Aufgabe) erkannt und so einen für alle Teilnehmer gewinnbringenden Termin veranstaltet.
Neues Naturschutzgesetz notwendig Durch das ab 01.07.2010 gültige Bundesnaturschutzgesetz ist auch Bayern zu einer Fortschreibung des Bayerischen Naturschutzgesetzes gezwungen. Inhaltlich wird sich nur sehr wenig ändern, allerdings macht die sog. „konkurrierende Gesetzgebung“ das Lesen und die Verständlichkeit des Gesetzes recht schwierig. Hierbei
gelten Teile des Bundesgesetzes unmittelbar, andere können durch die Länder aber verändert werden. In einer derzeit laufenden Anhörung der Verbände haben wir eine Stellungnahme abgegeben. Wir haben uns dabei u.a. für Beibehaltung der Integration der Landschaftsplanung in der Bebauungsplanung eingesetzt und für die
Genehmigungsfreistellung von Wegebauten außerhalb von Schutzgebieten oder den Alpen plädiert, entsprechend einer bereits vorher ausgehandelten Vereinbarung. Besonders wichtig ist die anwenderfreundliche Darstellung der Texte um ein ständiges hin- und herblättern zwischen Bundes- und Landesrecht zu verhindern.
KV Würzburg – Stadtkinder werden Waldkinder
Mit ihrer Veranstaltung „Wald erleben mit allen Sinnen“ konnte die SDW an einem Juliwochenende viele Kinder aus Würzburg und Umgebung für die Tier-, Pflanzen- und Baumwelt begeistern. Unter der Führung des Leiters des Walderlebniszentrums Wolfgang Graf, der Förster am Walderlebniszentrum Gramschatzer Wald, kann es einfach, Kindern und ihren Eltern den Wald näherbringen. So beim SDW-Familienwaldtag des SDW Kreisverbandes Würzburg. (WEZ) Gramschatzer Wald, Förster Wolfgang Graf, wurde den Besuchern die Bedeutung des Waldes Unser Wald 5 I 2010
nahegebracht. Hören, schmecken, riechen, sehen und fühlen war dabei nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. MdL Oliver Jörg, der Vorsitzende der SDW für die Region Würzburg, unterstrich die Wichtigkeit, Kinder für den „Lebens- und Erholungsraum Wald“ zu sensibilisieren. Gerade Kinder und Jugendliche aus Großstädten verlieren zunehmend den Bezug zu Natur und Umwelt. Deshalb, so MdL Jörg, bilden die Informationsveranstaltungen der Schutzgemeinschaft vor allem für Kinder und Jugendliche eine bedeutungsvolle Ergänzung der elterlichen und schulischen Bildung. Dabei ist wichtig, dass Kindern Natur und Wald Spaß machen. Bei einer weiteren Veranstaltung konnte der SDW Kreisverband sog. „Waldrucksäcke“ an Kinder der Graf-zuBentheim-Schule übergeben, die blinde und sehbehinderte und auch nicht behinderte Kinder besuchen. Aus einer
Aktion des SDW-Bundesverbandes mit der Fa. Innospec (Treibstoffadditive) mit Unterstützung der örtlichen Firma MSTransporte konnten diese Rucksäcke finanziert und am WEZ Gramschatzer Wald bei einer Waldschulstunde durch den Vorsitzenden Oliver Jörg übergeben werden. Alle 22 Kinder der Klasse erhielten einen solchen Rucksack! Kontakt SDW · Bayern Ludwigstraße 2 80539 München Tel.: 089/28 43 94 Fax: 089/28 19 64 E-Mail: sdwbayern@t-online.de www.sdw-bayern.de Landesvorsitzender: Josef Miller, MdL, Staatsminister a.D. Geschäftsführer: Lothar Gössinger
SDW-Landesverbandsnachrichten
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Berlin
„Wald“ und der Schutz von Offenlandbiotopen Der neue internationale Flughafen für Berlin und Brandenburg „BBI“ soll in wenigen Monaten eröffnet werden. Im Gegenzug wurde dafür 2009 der Flughafen Tempelhof geschlossen. Der Flughafen Tegel, über den heute der Großteil des Luftverkehrs läuft, soll mit der Eröffnung von BBI ebenfalls geschlossen werden. Was geschieht danach mit den riesigen frei werdenden Flächen in einer Stadt, die kein nennenswertes Wachstum aufweist? Berlin hat bereits Erfahrungen mit aufgegebenen Flugplätzen. Der außerhalb der Stadt wenig bekannte älteste Flugplatz „Johannisthal“ wurde zu großen Teilen zu einem Volkspark mit vielen dem Naturschutz dienenden Offenlandbiotopen im Kernbereich umgestaltet; die Randbereiche stehen als Bauland bereit. Ein ähnliches Konzept wurde auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow am westlichen Stadtrand verfolgt. Die Nachfrage nach Bauland bleibt in beiden Fällen hinter den Erwartungen zurück, die Parkbereiche haben verhältnismäßig wenige Nutzer, aber die Pflege der Freiflächen erfordert, schon wegen der Flächengröße, erheblichen Aufwand. Öffentliche Grünanlagen fehlen eher an anderen Stellen. Der behördliche Naturschutz kann sich zwar über den Zuwachs an schützenswerten Offenlandbiotopen freuen, hat aber kaum die Aussicht, zusätzliche Haushaltsmittel für die erforderliche regelmäßige systematische Pflege dieser Flächen zu erhalten und steht bereits jetzt einer horrenden Aufgabe gegenüber, für die er nicht ausgestattet ist. Unterbleibt die Pflege, setzt innerhalb weniger Jahre natürliche Sukzession ein, das Vordringen von Gehölzen, die Entwicklung in Richtung „Wald“. Das Tempelhofer Feld, vormals Zentralflughafen, eine zentral gelegene Freifläche von 355 ha Größe, wurde am 7. 5. 2010 der Bevölkerung als Park zur Verfügung gestellt. Hier, wenige Minuten von der Stadtmitte und umgeben von dichter Bebauung, kann die Umnutzung glücken, die in Verbindung mit einer internationalen Gartenbauausstellung 2017 planerisch vorbereitet wird. SDW-Landesverbandsnachrichten
Als zusätzlicher Brocken von 460 ha Größe fällt 2013 das Gelände des aufzugebenden Flughafens Tegel schwer in die Waagschale und erfordert zunächst eine Änderung des Flächennutzungsplans und des Landschaftsprogramms. Der Ausbau dieses Flughafens erfolgte in der Zeit der Teilung Berlins zu Lasten des Berliner Waldes, hier der Jungfernheide. Anfang Juli 2010 konnten sich die Naturschutzverbände im Zuge der „frühzeitigen Verbandsbeteiligung“ zur Nachnutzung der Fläche äußern und waren sich bezüglich der Zielsetzung weitgehend einig. Einwendungen gegen. die Umwandlung der Terminalgebäude und ihres stark versiegelten näheren Umfeldes in einen Industriepark beschränken sich auf die Art des zugrundeliegenden Konzepts sowie der anzusiedelnden Einrichtungen und Unternehmen. Darüber, dass der überwiegende Teil der 460 ha an die Natur zurückfallen müsse und dass die dort entstandenen OffenlandÖkosysteme besonders schützenswert sind, herrschte ebenfalls schnell Einigkeit. Die SDW ist der Auffassung, dass dieses Ziel am besten erreicht und gesichert werden kann, wenn die Fläche an den Wald und unter die Forstverwaltung zurückfällt. Dafür gibt es mehrere Argumente: • Ehemalige Waldfläche fällt nach einer Zwischennutzung für wenige Jahrzehnte an den Wald zurück. • Anders als nach landläufigem Verständnis können nicht bestockte Flächen nennenswerten Ausmaßes durchaus unter den Waldbegriff fallen; das gilt besonders für Schutzund Erholungswald; mit den über 200 ha großen und für den Naturschutz bedeutenden „Gosener Wiesen“, die zu den „Berliner Forsten“ gehören, gibt es im Osten Berlins einen klaren Präzedenzfall. • Wald ist nicht nur nach (dem mitunter nur schwachen) Naturschutzrecht, sondern auch nach Forstrecht geschützt.
• Es spricht nichts dagegen, wenn ein Schutzwaldgebiet gleichzeitig durch eine Schutzkategorie nach Naturschutzrecht gesichert wird. Die Art der Bewirtschaftung und Pflege richtet sich dann nach dem Pflege- und Entwicklungsplan. • Wald schützt wegen seiner geringen Bodenwerte besser gegen fiskalische Begehrlichkeiten (Flächenverkauf in Notzeiten zum Stopfen von Haushaltslöchern) als andere Landnutzungsarten, die leichter in die Nähe zu hoch bewertetem „Bau-Erwartungsland“ und damit zum Ausverkauf geraten können. • Mit der Forstverwaltung gibt es eine für die Pflege ihrer Flächen zuständige Organisation, die es gewohnt ist, ihre Aufgaben mit geringem Einsatz von Geldmitteln zu bewältigen. Für die Berliner Bezirksämter mit ihren für Landschaftsarchitektur und Naturschutz zuständigen Abteilungen gilt das weniger, zumal manche Bezirksämter nach Umorganisationen und Personalkürzungen überhaupt nicht mehr über Fachpersonal für Naturschutz und Landschaftspflege verfügen. • Die Gefahr, dass mangels verfügbarer Haushaltsmittel die systematische und regelmäßige Pflege von Hunderten von Hektar Offenlandbiotope nicht auf Dauer gewährleistet werden kann, ist nicht von der Hand zu weisen; diese Gefahr besteht unabhängig von der Zuständigkeit für die Flächen. Langfristig zuverlässige Kontinuität der Pflege (auch unter der möglicherweise erforderlichen Prioritätensetzung auf Teilflächen für Fortführung der Pflege bzw. Zulassen von Sukzession) ist eher unter der Regie der Fachverwaltung „Berliner Forsten“ als bei den Bezirksämtern zu vermuten. • Die zur Debatte stehenden Flächen sind groß genug, um ihre Pflege als Unser Wald 5 I 2010
Berlin
Projekt von Naturschutzverbänden oder Kleinunternehmen (z. B. Schäferei) interessant werden zu lassen. Die Fachverwaltung „Berliner Forsten“ als staatlicher Vertragspartner hätte keine Nachteile für die Vertragspartner auf der anderen Seite gegenüber andern Lösungen.
Es ist eine immer noch schwierige und langwierige Aufgabe für die SDW, in der Öffentlichkeit das Verständnis dafür zu wecken, dass die Bewirtschaftung von Waldflächen in der Großstadt nicht auf „Profitmaximierung“, „Monokulturen“, „Aufforstung um jeden Preis“, „Kahlschläge“ usw. ausgerichtet ist, sondern dass der
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Berliner Wald auf ganzer Fläche Erholungswald ist, auch offen gehaltene und nicht bestockte Flächen umfasst, schon seit vielen Jahren nach einer vorbildlichen und auf Naturschutz ausgerichteten Waldbaurichtlinie bewirtschaftet wird. Eingefahrene, wenn auch unbegründete Vorurteile sind eben schwer auszuräumen.
Wichtige Waldpädagogik – Teil 1 Beschaulich und ruhig ist es im Grunewald, wenn man die lange Auffahrt zum Museum entlang läuft. Mit ein bisschen Glück kann man bereits die Bewohner des circa 10 Hektar großen Grundstücks entdecken: Fuchs, Mäusebussard und noch einige andere Vögel. Bald schon sieht man das kleine Haus, in dem das Berliner Waldmuseum mit Waldschule Grunewald der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald seit 5 Jahren untergebracht ist. Die paar Stufen zur Haustür sind schnell erklommen und wenn die Tür aufgeschlossen wird, begrüßt einen auch schon die dicke Katze Susi mit einem fordernden Miauen. Doch die Raubtierfütterung muss auf später verschoben werden. Zuerst muss das Museum für die Besucher vorbereitet werden. Schnell werden die Fensterläden geöffnet. Zusammen geht das immer sehr flott. Gleich danach noch die Vogelstimmenquizze und das Mikroskop einschalten. Nun können die Kinder kommen. Die warten schon am Schmetterlingsplatz auf uns. Ob Kita, Vor- oder Grundschule, aber auch 7. Klassen, sie alle verbringen mindestens zwei lehrreiche Stunden im Wald. Waldpädagogik ist für jeden interessant und bei uns sind auch die Kleinsten ab 3 Jahre herzlich willkommen. Es ist eine Herausforderung, sich immer wieder auf die unterschiedlichen Altersstufen einzustellen und die Kinder gemäß ihrem Alter zu behandeln. Freudig werden wir von den bis zu 30 Kindern begrüßt und nach einer kurzen Vorstellungsrunde führen wir unsere kleinen Besucher zum Museum. Da wir meist zwei Gruppen am Tag haben, teilen wir uns auf. Eine Gruppe Unser Wald 5 I 2010
geht erst in das Museum, die andere in den Wald. Nach einer Stunde wird dann gewechselt. Im Museum setzen sich die Kinder zwischen die zahlreichen ausgestopften Tiere und wir erzählen ihnen etwas über die Lebewesen im Wald. Sofort schießen die Finger der Kinder in die Höhe und Geschichten von Wildschweinen, Fuchs und Igel sprudeln nur so hervor.
Je nach Alter der Kinder muss darauf geachtet werden, wie lange die Sitzrunde dauert und wie viele Informationen weitergegeben werden, ohne dass die Kinder überfordert sind. Die verbleibende Zeit der ersten Stunde können sich die Kinder, aber auch die Lehrer, die Ausstellung anschauen und die vielen Quizze und Puzzlespiele ausprobieren. So können sie auf eigene Faust und angetrieben durch ihre Neugier, Wissen über den Wald und seine Bewohner erlernen. Viel zu schnell geht die Stunde im Museum vorbei und schon ist es Zeit für den Wechsel. Unter Protest werden die Rucksäcke geschultert. Zusammen mit den Kindern tauchen wir ein in die Zauberwelt des Grunewalds. Doch auch hier ist das Programm nicht immer das
gleiche. Mit kleinen Kindern geht es direkt zwischen den Bäumen hindurch. Das Simulieren einer Ameisenstraße bringt die Kinder dazu leise zu sein und die Ohren zu spitzen und in den Wald hinein zu lauschen. Erstaunlich, was man da so alles hören kann! Von Bienen und Mäusen wird einem da hinterher berichtet, Wildschweine, die sich durchs Unterholz schleichen, Eichhörnchen, die an Zapfen knabbern und natürlich die unterschiedlichsten Vögel, die die Kinder mit ihrem Gesang begeistern. Jeden Tag gibt es etwas Neues zu hören, aber auch zu sehen. Ob es nun der Mistkäfer ist, der unseren Weg kreuzt, oder der Mäusebussard, der über unseren Köpfen seine Kreise zieht; für die Kinder der Großstadt sind das jedes Mal erstaunliche und faszinierende Entdeckungen. Fortsetzung folgt in „Unser Wald“ Nr. 6! Maike und Maren Teilnehmerinnen am FÖJ 2009/2010
Kontakt SDW · Berlin Königsweg 4/Jagen 57 14193 Berlin Tel.: 030 / 84 72 19 20 E-Mail: waldmuseumwaldschule@web.de www.sdw-berlin.de Landesvorsitzender: Prof. Dr. Hartmut Kenneweg Geschäftsführerin: Andrea Jänicke E-Mail: a.jaenicke@sdw-berlin.de
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Brandenburg
Schweizerisch – brandenburgischer Erfahrungsaustausch zu Walderlebniswelten
Marc Fürst und Andreas Noack von „Grün Stadt Zürich“ (CH) besuchten das Märkische Haus des Waldes (D), trafen hier auf „WaldpädagogikProjekteschmied“ Hartmut Jänner sowie Forstmeister Klaus Radestock und waren auch zu Gast bei „Doktor Wald“. Am 17. August 2010 fand ein schweizerisch – brandenburgischer Erfahrungs- und Informationsaustausch zu ausgewählten Angeboten der waldbezogenen Umweltbildung wie Walderlebniswelten und Schulwäldern statt. Die schweizerischen Gäste von „Grün Stadt Zürich“ studierten bei dieser Gelegenheit am Beispiel von „Hirschkäferwelt“, „Pirschweg“, „Praxis Dr. Wald“, „Fuchsbau“ und „Holzplatz“ u.a. die vielfältigen Er-fahrungen der Märker auf dem Gebiet von Walderlebniswelten und -bereiche.
Walderlebniswelten sind „Erfolgsprodukte“ aus der waldpädagogischen Angebotspalette. Man definiert sie heute als forstfachlich be-treute, mit speziellen Naturlehrmitteln ausgestattete Parcours, in welchen den Besuchern angeboten wird, sich mittels eines mit allen Sinnen absolvierten Erlebnisparcours per „Rollentausch“ mit liebenswerten Waldbe-wohnern zu identifizieren. Sie ermöglichen dadurch vor allem Kindern, nicht nur ein tieferes Naturverständnis zu entwickeln, sondern auch sich selbst sowie ihre Mitschüler besser kennen zu lernen und auf diese Weise Eigenschaften und Werte wie innere Ruhe und Kraft, Gelassenheit, Verantwortungsgefühl, Nächstenliebe zu entwickeln. Die Stadtverwaltung Zürich plant im Zusammenhang mit der Idee, für alle (!) Schulen der Stadt je einen Schulwald einzurichten, auch die Anlage waldbezogener Erlebniswelten. Es war dies beileibe nicht das erste Treffen zwischen Züricher und Brandenburger Förstern sowie Mitgliedern des Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, sondern eine von vielen Begegnungen im Verlaufe über 20-järiger Zusammenarbeit: Alles begann bereits 1990, also kurz nach dem „Mauerfall“, als nach dem Motto „Erfahrungsaustausch ist die beste Investition“ an
forstlicher Öffentlichkeitsarbeit und waldbezogener Umweltbildung interessierte märkische Forstleute und andere Waldfreunde in Zofingen und Zürich erstmals mit schweizerischen Kollegen zusammen kamen. Mit einem dieser Förster, dem Züricher Stadtforstmeister Andreas Speich, und den Mitarbeitern der Züricher Sihlwaldschule entwickelten die märkischen „Wald-Dolmetscher“ in der Folgezeit eine besonders enge Zusammenarbeit. Dieser Züricher Forstmann war es dann auch, der bei einem Besuch des damaligen brandenburgischen Landesforstamtes auch die dortige „Forstchefetage“ mit dem „Waldpädagogik-Virus“ „infizierte“, womit er maßgeblich dazu beitrug, dass die Waldpädagogik in Brandenburg schon 1995 und damit erstmals für ein ganzes deutsches Bundesland forstliche Dienstaufgabe wurde. Viele weitere Begegnungen mit den Züricher Freunden folgten; sie finden seit 2005 auch im Rahmen des Bundesarbeitskreises „Forstliche Umweltbildung“ im Bund Deutscher Forstleute (BDF) statt. Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Arbeit mit unseren Schweizer Freunden und Kollegen! Klaus Radestock, 0049-33763-64444
Im Märchenwald In der brandenburgischen Waldpädagogik gibt es schon viele Jahre lang „Märchenstunden“. Am Märkischen Haus des Waldes ist manchmal sogar ein „Märchenfee“Försterin-Tandem unterwegs: die eine erzählt Märchen, die andere trägt mit Wissenswertem und Spannendem zu den „gastgebenden“ Forstorten, Tieren und Pflanzen bei. Dies sei wieder einmal Anlass, das Märchen-Erzählen allen „Wald-Dolmetschern“ erneut als wunderbare Methode der waldbeSDW-Landesverbandsnachrichten
zogenen Umweltbildung speziell für Vor- und Grundschüler sowie Familien zu empfehlen. Weise Waldfrauen, Waldschrate, Gnome und Kobolde, Elfen und Feen: Können sie Gegenstand der Waldpädagogik sein? Nicht erst nach dem riesigen Erfolg solcher Bücher und Filme wie Herr der Ringe, Harry Potter … frage ich mich: Warum eigentlich nicht? Wollen wir nicht alle, selbst noch als Erwachsene, in unserer nüchtern-verwissenschaftlicht-hektischen Welt ab und an vielleicht doch wieder etwas einmal verUnser Wald 5 I 2010
Brandenburg
zaubert und mystifiziert werden? Außerdem: wenn denn der nachhaltig handelnde Mensch das Ziel unserer waldpädagogischen Arbeit ist, und Nachhaltigkeit immer auch „ Denken in Generationen“ bedeutet – sollte man dann nicht viel öfter als bisher (auch) nach den Ursprüngen oder Wurzeln schauen und fragen: „Woher kommen wir?“, „Wie entstanden unsere Bräuche und Mythen?“ Das Wort Mythos stammt aus dem Altgriechischen. Es bezeichnete einst eine erzählerische Verknüpfung sagenhafter, oft grundlegender und urtümlicher, aber nicht unbedingt wahrer Ereignisse. Unsere Altvorderen übersetzten dieses Wort auch mit dem Begriff Mär, von dessen Verkleinerungsformen Märlein und Märchen sich das Letztere bis heute gehalten hat. Märchen gelten heute als eine ganz spezielle Form der Mythen. Inhaltlich steht meist ein Held im Mittelpunkt, der Auseinandersetzungen mit guten und bösen, natürlichen und übernatürlichen Kräften bestehen muss. Märchen, um die sich in unserer Heimat zur der Zeit der Romantik besonders die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm verdient machten, beginnen bekanntlich meist mit den Worten „Es war einmal …“ und schließen oft mit „… und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.“ Der Wald ist als jener Bereich der Natur oft Gegenstand der Märchen. In den Volksmärchen ist der Wald zumeist noch mehr Gegenspieler als Partner des Menschen; der Märchenwald erscheint als Schauplatz von Gefahren, Verlockungen, verschlüsselten Ängsten und Sehnsüchten. Was wäre das Märchen ohne den Wald? Diese Frage ist schnell beantwort, wenn wir seinen fast immer waldbezogenen Handlungsablauf einer „waldlosen“ Version gegenüberstellen. Am Beispiel des Märchens Rotkäppchen verglich einmal eine vierte Grundschulklasse die von allen geliebte Fassung mit einer „getürkten“ Variante. Hier fand die Begegnung zwischen Wolf und Kind auf Unser Wald 5 I 2010
einer städtischen, von Hochhäusern flankierten Straße statt. Das Urteil der Schüler fiel eindeutig zugunsten der in allen Märchenbüchern erzählten Form aus. Für die Kinder war klar: der Wolf braucht seinen Lebensraum, und dort ist auch der natürliche Ort der Begegnung beider Märchengestalten. Die Welt des Waldes bereicherte fast alle Märchen unserer Heimat auch, weil es in ihm geheimnisvoll-dunkel-unberührt-wild und der Weg dorthin sowie hindurch nicht immer leicht ist. Was die Menschen in den Wald treibt, hat heute viel mit dem Wunsch nach Freiheit, Freizeit, Erholung und Bildung zu tun, früher jedoch meist mit den Sorgen und Nöten des Alltags. Von der kultivierten Siedlung aus sahen die Menschen auf den Waldrand und machten ihn zu einer Projektionsfläche ihrer Träume, Einbildungen, Wünsche und Schrecken. Meist bestand als Ausgangssituation im Märchen ein nicht länger zu ertragender Mangel, der als Motivation dient, in den Wald zu gehen, denn: Not macht bekanntlich nicht nur erfinderisch, sondern kennt einer weiteren Volksweisheit zufolge auch kein Gebot mehr. Wer dorthin wollte, suchte oder brauchte etwas - unbedingt. Er war bereit, gewohnte Bahnen zu verlassen und den Weg ins Ungewisse anzutreten. Denken wir an Hänsel und Gretel - der Familie geht das Brot aus, und der Vater führt seine Kinder in den Wald, wo sie (vielleicht) überleben konnten. Dieser Vorgang deckt sich mit der Erfahrung unserer Altvorderen: Bei Gefahren und Hungersnöten gingen sie in den Wald, um Beeren, Früchte oder Pilze zu suchen, Tiere zu erlegen ... Kam der Feind ins Land, suchte man für Mensch und Vieh hier an entlegenen Stellen Schutz. Der Wald war den Menschen „Urmutter Natur“ – er konfrontierte mit der „natürlichen“, im Alltag oft verdrängten Seite des Lebens. … und in der Waldpädagogik? Bedenkt man, dass märchenempfängli-
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che Vor- und Grundschüler die wichtigste Zielgruppe der Waldpädagogik sind, so wird ihre Bedeutung als Methode (auch) der waldbezogenen Umweltbildung deutlich. Es gibt wohl wenige der aktuellen, an Vor- oder Grundschüler oder Familien gerichteten waldpädagogischen Themen zu geeigneten Anlässen im Jahreslauf, der sich waldpädagogisch tätige Forstleute des Landesbetriebes Forst Brandenburg, Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald oder andere „Waldprofis“, die selbst noch kleine Kinder oder sich ein kindliches Gemüt bewahrt haben, nicht (auch) mit Waldmärchen-Anregungen nähern könnten. Alle Angebote der waldbezogenen Umweltbildung laden gleichermaßen dazu ein. Denken Sie zum Beispiel an die Möglichkeiten, in Einrichtungen wie Waldschulheimen, Waldschulen, Rucksack-Waldschulen, Schulwäldern, Waldlehrgärten und anderen „Grünen Lernorten“ auf vielerlei Weise „märchenhaft“ tätig zu werden, sich beim Waldtheater sowie in Walderlebniswelten der MärchenMethode zu bedienen, auf Waldlehrpfaden (immer auch) auf den Aspekt „Wald & Märchen“ hinzuweisen oder sich bei Försterwanderungen / Waldgängen mit Familien, aber auch bei forstlichen Schüler-AGs, Ganztagsschul- oder Kindergartenbetreuungen … immer auch der Märchen zu bedienen. Klaus Radestock; 033763-64444
Kontakt SDW · Brandenburg Eberswalder Str. 28 16227 Eberswalde Tel.: 03334/279576 Fax: 03334/279576 E-Mail: geschäftsstelle@ sdw-brandenburg.de www.sdw-brandenburg.de Landesvorsitzender: Dr. Meinhard Ott Geschäftsführer: Dr. Klaus Spichale
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Liebe Leserinnen, Liebe Leser, in der letzten Ausgabe von Unser Wald wurde der Jugendreport Wald vorgestellt. Die Ergebnisse ließen zu wünschen übrig. Die Kenntnisse um unsere Natur bei der Jugend sind schlecht. Aber wie können wir das ändern? Die SDW macht es vor. Als größter umweltpädagogischer Anbieter in Hamburg betreuen wir rund 22.000 Kinder und Jugendliche. Eine beachtliche Zahl! Auch wir haben eine Veränderung festgestellt. So mussten wir unseren Parcours für die Waldspiele um 500 m verkürzen, weil die Kinder die Strecke nicht mehr schafften, auch wird die höchstmögliche Punktezahl nicht mehr erreicht. Schuld daran sind Bewegungsmangel und das geringe Wissen um den Wald. Eine Tendenz, die uns Sorgen bereitet. Neben den schulischen Angeboten bieten wir auch Ferienfreizeiten an. Als einziger Hamburger Naturschutzverband offeriert die SDW ein Ferienprogramm, bei dem die Kinder eine Woche lang die Natur und insbesondere den Wald erleben können. Das Schöne daran: Unsere Ferienprogramme sind schon früh im Jahr ausgebucht, ein Zeichen, dass die Kinder in den Wald wollen. Man muss es Ihnen nur ermöglichen. Der Herbst steht vor der Tür. Wenn sich die Natur auf den Winter vorbereitet, beginnt wieder die Arbeit in den Naturschutzgebieten. Ob Raakmoor, Höltigbaum, Fischbeker Heide oder der Wohldorfer Wald, überall muss etwas getan werden. Und wer Lust hat, sich mal wieder körperlich bei einer aktiven Biotoppflege zu betätigen, für den bieten sich wieder einige Möglichkeiten in unseren betreuten Gebieten. Viel Freude beim Lesen! Ihr
Wolfgang Pages Vorsitzender SDW-Landesverbandsnachrichten
Hamburg
Ferienprogramm bei der SDW Naturerlebnis für Stadtkinder
Kinder wollen in den Wald – das bestätigt nicht nur der Jugendreport Wald aus diesem Jahr (siehe Unser Wald, Ausgabe 3), auch die Plätze für die Sommerferienprogramme der SDW im Niendorfer Gehege waren schon weit im Voraus ausgebucht. Seit vielen Jahren bietet die SDW als einziger Hamburger Naturschutzverband spannende Waldwochen für daheimgebliebene Kinder von 8 bis 12 Jahren in den Hamburger Schulferien an. Mit Ausnahme im Winter zu den Weihnachtsferien, kann der Wald – und natürlich auch die übrige Natur – in allen Jahreszeiten erlebt werden. So auch in den vergangenen Sommerferien. Pünktlich zu Beginn der Ferien und der einsetzenden Sommerhitze stand das Programm „Spaß mit Wasser“ für eine Woche auf der Agenda. Hierbei lernten die Kinder nicht nur, woher unser Trinkwasser kommt, sondern auch, warum der Wald wichtig für die Trinkwasserneubildung ist. Das Wasser im eigenen Teich wurde auf Lebewesen untersucht und mit Hilfe von Spielen und Experimenten die Eigenschaften von Wasser erforscht. In der zweiten Ferienwoche drehte sich alles um das große Thema Wald. Jeden Tag wurde das Niendorfer Gehge auf ein Neues entdeckt. Bei einer Waldrallye vermittelten die Umweltpädagogen nützliches Wissen rund um den Wald, immer getreu dem Motto, „spielend den Wald erfahren. Neben der Wissensvermittlung, wurde auch das kreative Arbeiten angeregt. Aus Naturmaterialien bastelten die Kindern zum Beispiel Rindenboote, die ihre Tauglichkeit gleich auf dem kleinen Bächen Kollau unweit des Vereinsgebäudes unter Beweis stellen konnten.
Ausgelassenes Toben ist in den Ferien ein unbedingtes Muss für Kinder. Wo geht das besser als im Wald? Als Erholungswald dürfen die Wege im Niendorfer Gehege verlassen werden und unsere Pädagogen kennen die Standorte, die sensibel für Tiere und Pflanzen sind. Also durften die Teilnehmer nach Lust und Laune durchs Unterholz klettern, auf Bäume klettern und Tippis aus Stöckern bauen. Schöne Tage im Wald, die viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, selbst in jungen Jahren dort verbracht haben.
Stockbrot backen am Lagerfeuer – früher wie heute ein großer Spaß für unsere Kinder. Die letzte Ferienwoche behandelte das Thema gesunde Ernährung. Übergewichtige Kinder, falsche Ernährung, Fast-Food etc. bestimmen immer wieder die Schlagzeilen der Medien. So lag es nicht fern, die Ferienwoche mit diesem Thema zu beleben. Fünf Tage lang kochten die Kinder in der kleinen SDWKüche feine Leckereien aus gesundem Obst und Gemüse. Ein Einkauf auf dem Markt stand natürlich auch auf dem Programm. Dass der Wald ebenfalls Köstlichkeiten zu verschenken hat, war den kleinen Köchen nicht bewusst. Ein leckerer Kräuterquark mit selbstgesammelten Zutaten aus dem Niendorfer Gehege rundete das Programm vollends ab. Und zum Abschluss der Themenwoche gab es knuspriges Stockbrot vom eigenen Lagerfeuer. Und auf die Frage, ob denn der Computer oder das Fernsehen vermisst wurde, erhielten die Umweltpädagogen ein deutliches und gemeinschaftliches „Nein!“. Schön, dass unsere Jugend doch mehr Interesse an unserer Natur zeigt, wenn man es ihnen nur ermöglicht. Unser Wald 5 I 2010
Hamburg
Der Neuntöter im Höltigbaum Das von der SDW betreute Naturschutzgebiet Höltigbaum im Osten Hamburgs besteht zum überwiegenden Teil aus offenen Grasfluren. Zum großen Teil sind diese Flächen leicht verbuscht und zwar hauptsächlich mit dichten Weißdornhecken die damit das Aussehen dieser sogenannten halboffenen Weidelandschaft prägen. Diese Biotope sind ein idealer Lebensraum für den Neuntöter manchmal auch Rotrückenwürger genannt, der mittlerweile zum Charaktervogel des Naturschutzgebietes Höltigbaum geworden ist. Ungefähr 15 Paare des Neuntöters brüten in den Weißdornhecken des Naturschutzgebiets und von hier aus, den sogenannten Ansitzwarten hält der finkengroße Vogel auch Ausschau nach großen Insekten, Spinnen, Eidechsen und Mäusen, die er im Grasland erbeutet. Neuntöter sind Langstreckenzieher, ihre Winterquartiere liegen vor allem in Ost- und Südafrika. Der Zug beginnt im August und wird von den Altvögeln eingeleitet. Die Jungvögel dagegen bleiben oft bis Ende September in den Sommerquartieren, bevor auch sie sich auf dem Weg in Richtung Süden machen. Vor dem Flug in Richtung Afrika bot Michael Rademann, Vogelexperte der SDW, am 13. August ein letztes Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, den Neuntöter bei der Jungenaufzucht zu beobachten. Bei strahlenden Sonnenschein und angenehmen sommerlichen Temperaturen trafen sich die
Teilnehmer am „Haus der Wilden Weiden“ im NSG Höltigbaum. Am Treffpunkt war in einiger Entfernung ein Neuntöter auf einen Weißdornbusch gut mit dem Fernglas zu sehen. Dem vielversprechenden Anfang folgten noch viele tolle Beobachtungen an diesem Tag. Auf einen Pfahl der Weidegebiet-Einzäunung saß ein Neuntöter-Männchen, der die Führungsteilnehmer sehr Nahe an sich heran ließ,
so dass sich deutlich auch ohne Fernglas seine schöne Färbung und die schwarze Banditenmaske erkennen ließ. Ein Neuntöter-Weibchen konnte bei der Erbeutung eines großen Käfers ebenfalls beobachtet werden und Zeuge wurde die Gruppe sehr häufig von Fütterungen der bettelnden Jungvögel. Diese vogelkundliche Führung war sehr erfolgreich, leider müssen wir jetzt ein Jahr lang warten, um wieder Neuntöterfamilien im Höltigbaum zu beobachten. Michael Rademann
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Ehrenamtliche Helfer für aktive Biotoppflege gesucht Wenn der Herbst im Land heraufzieht und die Natur sich auf den Winter vorbereitet, beginnt in den Hamburger Naturschutzgebieten wieder eine arbeitsreiche Zeit. Ob im Höltigbaum, dem Wohldorfer Wald, das Raakmoor oder die Streuobstwiesen, überall werden wieder nötige Pflegemaßnahmen durchgeführt. Ob Entkussellungen, Pflanzarbeiten, Artenschutzmaßnahmen oder Gewässerrenaturierungen, es gibt sehr viel zu tun. Mit Hilfe unserer Mitarbeiter sind wir in der Lage, die von uns betreuten Naturschutzgebiete gut zu pflegen. Hilfe wird allerdings immer benötigt. Daher möchten wir all jene ansprechen, die schon immer mal aktiv für die Natur werden wollten. In den nächsten Wochen werden wir auf unserer Homepage www. sdw-hamburg.de regelmäßig Termine für die aktive Biotopflege stellen, an denen Sie sich anmelden können. Wir freuen uns über eine rege Beteiligung. Für Fragen steht Ihnen gern Herr Muntendorf zur Verfügung.
Kontakt SDW · Hamburg
Hamburger Zukunftswochen Zum vierten Mal in Folge präsentiert die Stadt Hamburg die „Hamburger Zukunftswochen“, eine Veranstaltungsreihe rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Metropolregion Hamburg im Zeitraum vom 13. September bis 10. Oktober 2010. Von Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Aktionstagen - für jeden Geschmack und jede Altersgruppe ist etwas dabei. Wie in jedem Jahr, ist auch die SDW mit tollen Programmen dabei: Unser Wald 5 I 2010
20. September: Genuss, aber fair! Fairen Handel genüsslich erleben. 21. September: Führung auf Kaltehofe 24. September: Waldführung im Niendorfer Gehege 26. September: Familienerlebnistag bei der SDW Die genauen Zeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage.
Lokstedter Holt 46 22453 Hamburg Tel.: 040/53 05 56-0 Fax: 040/53 05 56-18 E-Mail: sdw@wald.de www.sdw-hamburg.de www.nachhaltiges-hamburg.de www.gruenarbeiten.de www.hdw-hamburg.de Landesvorsitzender: Wolfgang Pages Geschäftsführer: Rüdiger Kruse
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Hessen
Jahresfahrt des Kreisverbandes Limburg/ Weilburg am 3. Juli 2010 Die Ziele der diesjährigen Fahrt der SDW Kreisverband Limburg-Weilburg waren die Stadt Schotten und der Vogelsberg. Dieses hessische Mittelgebirge mit seinen höchsten Erhebungen, dem Taufstein mit 773 m und dem Hoherodskopf mit 764 m ü.NN, ist das größte Basaltmassiv Europas mit einer Fläche von 2.500 km2. In seinen Hochlagen befindet sich der Naturpark „Hoher Vogelsberg“, der älteste in Hessen. Hier liegt auch der „Oberwald“, das vollständig bewaldete Zentrum des Vogelsberges. Große Teile dieses Waldgebietes stehen unter Naturschutz. Grund- und Quellwasser aus dem Vogelsberg werden schon seit dem Jahr 1866 in Leitungen nach Frankfurt am Main geführt. Die Stadt Schotten, ein staatlich anerkannter Luftkurort, liegt am Westhang des Vogelsberges. Im Nordosten des Stadtgebietes befindet sich die Niddaquelle, ein beliebtes Ziel für Wanderer. Während einer Stadtführung durch das SDW-Mitglied Wolfgang Eckhard aus Nidda erfuhren die Gäste sehr viel über die Geschichte dieser Stadt. Nach einem reichhaltigen Frühstück hatten
die Stadt Schotten bis in den Taunus schloss das Programm ab. Die Übertragung des Viertelfinalspiels unserer Nationalmannschaft wurde auch berücksichtigt und nach einem guten Abendbrot ging eine wunderschöne Jahresfahrt bei hochsommerlichen Temperaturen ihrem Ende entgegen. Rosie Schmidt KV Limburg-Weilburg
die Waldfreunde folgende Ziele: Wanderung auf dem Damm des Niddastausees, Blick in die Vogelsberglandschaft von der „ Warte“, Schotten, Geotop „Alteburg“ mit Försterdenkmal. Im „Oberwald“ machte die Gruppe eine Rast in der Taufsteinhütte, mit anschließender Wanderung durch ein typisches Waldgebiet zu den Forellenteichen (Naturschutzgebiet). Im Informationszentrum am Hoherodskopf sahen sie sich den Film zum Thema: „ Wie entstand der Vogelsberg?“ an und besichtigten anschließend die Naturerlebnisausstellung. Eine Wanderung um den Hoherodskopf mit Fernblick über
Zur außerordentlichen Delegiertenversammlung lädt der Landesvorstand am 23. Oktober 2010 um 10 Uhr in die Stadthalle Langen ein. Die Versammlung wird sich vor allem mit der langfristigen finanziellen Absicherung des Landesverbandes beschäftigen. Eine ordentliche Einladung geht allen Unterverbänden fristgerecht im September zu. Bitte den Termin vormerken.
Neues Leben im Waldboden – SDW Kelkheim richtet „Waldinitialzelle“ ein Die deutschen Waldböden sind krank. HessenForst schreibt in dem vom Hessischen Umweltministerium herausgegebenen Waldzustandsbericht 2009: „Der Gesamtsäureeintrag unter Buchen und Fichten übersteigt nach wie vor das nachhaltige Puffervermögen der meisten Waldstandorte“. Der ph-Wert der meisten Waldböden ist deutlich zu niedrig. Die Folge ist, dass wertvolle Bodenorganismen in der Erde absterben und die Bäume deswegen Schaden an den Wurzeln nehmen. Schlechtes Wachstum und der Verlust der Standfestigkeit zeigen die fatale Auswirkung dieser prekären Entwicklung an. Die in einigen betrofSDW-Landesverbandsnachrichten
fenen Gebieten durchgeführten großflächigen Waldkalkungen mögen eine gewisse Entlastung bringen, helfen jedoch an kleinflächigen Standorten nicht weiter. Der Bad Sodener Garten- und Landschaftsarchitekt Stefan Kunze forscht seit 1980 an einer Methode, die die Situation des Waldbodens nachhaltig verbessern soll. Die Grundidee ist es, durch das Auftragen von biologisch wertvollem Humus auf den Waldboden die Bodenqualität zu verbessern. Der Humus enthält eine weitaus höhere Zahl von Mikroben als das schadstoffgeschädigte Erdreich des Wald-
bodens. Durch die Bodenzersetzungsarbeit von Milliarden von Kleinstlebewesen steigt der ph-Wert des Bodens wieder auf beinahe optimale Werte. Stefan Kunze nennt sein Konzept „Biologische Intervention“. Bei der Biologischen Intervention werden auf einer kleinen Fläche „Waldinitialzelle“ zehn Zentimeter Humus aufgetragen. Innerhalb eines Jahres tragen die Waldtiere einen Zentimeter Humuserde ab und unterstützen die Verbreitung der Mikroben. Eine Studie der Universität Göttingen spricht von einer Revitalisierung des Bodens in einem Umkreis von 50 Metern rund um die Initialzelle im Laufe von sieben Jahren. Unser Wald 5 I 2010
Hessen
Mit Unterstützung der Stadt Kelkheim und des Revierförsters Christian Witt konnte eine wuchsschwache Fläche im Kelkheimer Kommunalwald ausgewählt werden, die auf einer kreisrunden Fläche von 100 qm von den Mitgliedern des Ortsverbandes Kelkheim der SDW Wolfgang Konzack, Helmut Krause, Gerhard Prade, Willi Dorn und Stefan Kunze mit einer Humusschicht von 100 Kubikmetern Humus bedeckt wurde. Auf Anregung von Wolfgang Konzack wurden um die Hauptzelle noch neun Tochterzellen angelegt, die die Regeneration des Bodens durch die schnellere Ausbreitung der Mik-
roben beschleunigen sollen. Denn eine flächendeckende Ausbreitung von Kompost im Wald ist logistisch weder leistbar noch gewollt. Um die Wirkung der auf diese Art verbesserten Bodenqualität sichtbar zu machen, wurden zusätzlich empfindliche Stauden wie Walderdbeeren und Fingerhut gepflanzt. Auf der Versuchsfläche werden im Laufe der nächsten sieben Jahre die ph-Werte auf der Versuchsfläche gemessen, die die SDW unter ihre Obhut genommen hat, um die Verbesserung der Bodensituation zu demonstrieren. Die Stadt Kelkheim als Waldeigentümer und das den Wald
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betreuende Forstamt Königstein haben bereits ihr reges Interesse an den Ergebnissen bekundet. Stefan Kunze hat bereits weitere Pläne: Ein erster großflächiger Versuch auf mehreren hundert Quadratmetern Waldboden soll demnächst mit Unterstützung des Landes Hessen im Ruhrgebiet umgesetzt werden. Für Auskünfte an interessierte SDW – Kreis-, Bezirks- und Ortsverbände stehen die Verantwortlichen der SDW – Kelkheim (Tel. 06195 – 3488) gerne zur Verfügung. Willi Dorn OV Kelkheim
Landesverband der SDW unterzeichnet Erklärung zur Naturschutzleitlinie nehmen. Jedes Forstamt übernimmt zudem Arten- und Biotoppatenschaften für in ihrem Bereich sehr typische Tier- und Pflanzenarten bzw. Lebensräume. Noch offene Fragestellungen sollen weiter diskutiert werden und der entstandene Dialog weitergeführt werden, erklärten Ministerin und Verbandsvertreter. Mit auf dem Bild zu sehen sind: (v.l.) Christoph v. Eisenhart (SDW), Detlev Stys (Hessen-Forst) und Sebastian Stoll (Umweltministerium). Nach intensiven Beratungen zwischen den Naturschutzverbänden, HessenForst und dem Forst-Ministerium unterschrieben am 26. August für die Naturschutzverbände SDW Landesvorsitzender Gerd Mehler (3. v. l.), für den BUND Vorstandssprecher Jörg Nitsch (2. v. l.), für die HGON Vorsitzender Oliver Conz (2. v. r.) und Umweltministerin Silke Lautenschläger eine Erklärung zur Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald. Darin erkennen die Verbände die selbstgesteckten Ziele des Landesbetriebs HessenForst und des Forstministeriums zur Verbesserung der Biodiversität und des Naturschutzes im Staatswald an. Zwei Jahre lang hatte Hessen-Forst die Leitlinie erarbeitet und nachvollziehbare Kriterien für Naturschutzmaßnahmen im von ihm treuhänderisch bewirtschafteten Staatswald definiert. Danach wurde das Papier bei Unser Wald 5 I 2010
mehreren Treffen u.a. im Wald kontrovers diskutiert und überarbeitet. So soll auf rund 20.000 Hektar sogenannter Kernflächen besonders wertvoller Waldbereiche (zumeist sehr alte Bestände mit hohem Inventar an Biotopholzbewohnern – soweit sie nicht sowieso im Nationalpark, in Naturschutzgebieten oder Naturwaldreservaten und Altholzinseln liegen – sowie vor allem bisheriger Wald außerhalb regelmäßigem Betrieb sogenannte W.a.r.B.) auf die Holznutzung verzichtet werden. Zudem sollen mindestens drei Biotopbäume pro Hektar Wirtschaftswald ausgewiesen und dauerhaft markiert werden. Diese Bäume fallen ebenfalls aus der Nutzung und Pflege der Waldbestände heraus. Auch erklärt sich Hessen-Forst dazu bereit, in den Brut und Setzzeiten bei Forstarbeiten verstärkt Rücksicht auf die besonders sensible Fauna zu
Die Leitlinie und die gemeinsame Erklärung sind auf der Internet-Seite des Forst-Ministeriums unter www. hmuelv.hessen.de zu finden. Christoph v. Eisenhart Rothe Landesgeschäftsführer
Kontakt SDW · Hessen Rathausstraße 56 65203 Wiesbaden Tel.: 0611/30 09 09 Fax: 0611/30 22 10 E-Mail: kontakt@sdwhessen.de www.sdwhessen.de Landesvorsitzender: Gerd Mehler Geschäftsführer: Christoph von Eisenhart Rothe
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Mecklenburg-Vorpommern
SDW-MV aktiv beim 17. Deutschen Mühlentag in der Windmühlenstadt Woldegk
Der Deutsche Mühlentag, immer am Pfingstmontag ist für Woldegk die windmühlenreichste Stadt Deutschlands, alljährlich ein besonderer Höhepunkt. Neben Händlern mit ihren Ständen waren auch Vereine der Region, wie unsere „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V.“ mit einem Infostand präsent. Wir, die zwei Auszubildenden vom Amt Woldegk, Laura Treske und Anke Otto, besetzten den Stand, bei dem es nicht nur Informationen gab, sondern auch
ein Quiz für Jung und Alt. Die Leute wurden von uns angesprochen, beim Ratespiel rund um das Thema „Wald“ mitzumachen. Die Gäste hatten die Möglichkeit, zwischen einem Fragenkomplex Tiere und einem Fragenkomplex Pflanzen zu wählen. Nur wenige Fragen wurden unrichtig beantwortet. Als Gewinn gab es ein Nadelbäumchen, welches sich die glücklichen Gewinner aussuchen konnten. Die Bäumchen wurden von der Baumschule Dabelow, Landkreis MST gesponsert. Wir hoffen für das Jahr 2011 auf schönes Wetter
am Pfingstmontag, damit wir, wenn möglich, die Gäste mit neuen interessanten Fragen wieder zum Mitmachen animieren können. Wir hoffen damit, sowohl Kinder als auch Erwachsene für Fragen des Waldes zu sensibilisieren. Wenn Sie am Pfingstmontag 2011 in der Nähe der Windmühlenstadt Woldegk im Landkreis MST sind, besuchen Sie uns doch einfach auf dem Mühlenberg, wir würden uns freuen. Anke Otto und Laura Treske
Naturschutz, Gestern – Heute – Morgen Ziel des Naturschutzes in Deutschland ist es, Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und ihrer Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen zu erhalten (§ 1 Bundesnaturschutzgesetz). Naturschutz ist damit eine öffentliche Aufgabe und auch im Artikel 20a im Grundgesetz als Staatsziel verankert. Viele Menschen, die sich heute im Naturschutz engagieren tun dies auch aus weitergehenden Motiven und Zielen, die sich oft aus der emotionalen Quelle des Naturschutzes ergeben, hierhin gehören vielfach ethisch-emotionale Gründe wie Naturliebe, Tierliebe und Heimatliebe. Diese gefühlsmäßigen Gründe veranlassen viele sich im praktischen Naturschutzarbeit ehrenamtlich zu engagieren, doch grade dieses persönliche Engagement der Menschen bleibt beim öffentlichen Naturschutz vielfach außer Acht. Das Entstehen und die Geschichte des Naturschutzes in Deutschland lassen sich nicht auf einen bestimmten Ursprung oder ein Datum festlegen. Der Entstehung des Naturschutzgedankens liegen unterschiedliche geisteswissenschaftliche Strömungen aber auch Ästhetik und Religion zu Grunde. Auf den Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 – 1859) geht wohl der Begriff des "Naturdenkmals" zurück. Erstes Naturschutzprojekt in Deutschland war der SDW-Landesverbandsnachrichten
"Drachenfels" im Siebengebirge, der Ankauf des Drachenfels 1836 durch den damaligen preußischen König Friedrich Wilhelm III., der dadurch auch wohl mehr aus romantischen Gründen (Nationalgefühl / Loreley!) heraus den Drachenfels vor weiterem Abbau als Steinbruch für den Bau des Kölner Domes rettete. Offiziell wurde der Drachenfels aber erst 1922 mit der alten Burganlage unter Schutz gestellt. Aus ähnlich romantischen Gründen wurden in den USA 1890 der Yosemite – Park und der Sequoia und Kings – Canyon zum Nationalpark erklärt. Wie deutlich in unserer Geschichte zu sehen ist, sind bis weit in die 50er Jahre emotionale Gründe, die Liebe zur Schönheit von Arten und Umwelt aber auch Heimatliebe Gründe für den Naturschutz gewesen. In den darauf folgenden Jahren wurde der Naturschutz mehr und mehr verwissenschaftlicht. Das Wissen um die Arten und die ökologischen Zusammenhänge nahm sprunghaft zu. Das Horrorszenario vom Waldsterben rüttelte 1980 die Bevölkerung wach und löste einen wahren Forschungsboom aus. Heute ist der Naturschutz aus meiner Sicht leider mehr und mehr instutionalisiert und bürokratisiert. Für den gesamten Naturschutz gibt es bedauerlicherweise keine natürliche Zuständigkeit so wie beim Landwirt, Förster, Schmied, Zahnarzt, Bäcker, Müller oder Frisör und diese Aufzählung ließe sich
unendlich fortsetzen. Der Naturschutz bezieht seine Zuständigkeit ausschließlich aus Gesetzen und Verordnungen. Doch leider sind die Naturschutzgesetze und Verordnungen des Bundes und der Länder heute mehr und mehr Spezialgesetze geworden und für den einfachen Bürger, den sie eigentlich betreffen und der sie im täglichen Leben umsetzen sollte, gar nicht mehr lesbar geschweige denn verständlich. Der handelnde Bürger ist verloren gegangen. Er ist als Beitragzahler willkommen, aber sonst bleibt er außen vor und ist nur noch "Betroffener".
SDW – Exkursion mit dem Kreisverband Storman auf den Darß Vom 01.10.10 bis zum 03.10.10 Der Landesverband M-V lädt ein zur Exkursion mit dem Kreisverband Storman auf den Darß. Geplant sind u.a. Ausflüge: • zur Rotwildbrunft auf der Hirschwiese • zum Darßer Nothafen • zum Leuchtturm Darßer Ort • zum Beobachtungsplatz auf die Kranich-Rastplätze … und vieles mehr. Bei Interesse melden Sie sich bitte in unserer Geschäftsstelle.
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Mecklenburg-Vorpommern
Die letzten Sitzungen unseres Landesumweltbeirates haben mal wieder deutlich die Instutionalisierung und Bürokratisierung der großen Naturschutzverbände gezeigt. Endlose Positionierungen und Selbstdarstellungen machten die Sitzungen des Landesumweltbeirates zu einer Farce. Es wurde endlos aufgezeigt wogegen man sich positionierte, viele Forderungen was alles nicht gewollt ist, doch keine Silbe zu konstruktivem Handeln oder Wegen aus der Konfrontation. Der Mensch, der Bürger, der Naturschutz leben und handeln soll ist verloren gegangen! Aktives Handeln draußen in der Natur gemeinsam mit den Menschen kommt zu kurz. Dabei ist Naturschutz doch nur mit den Menschen, ihrem Bewusstsein und ihrem Engagement machbar. Erfreulicher Weise hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr auch der Gedanke der Nachhaltigkeit im Naturschutz etabliert, aus Sorge um eine Übernutzung und Zerstörung von Natur und Landschaft mit all ihren katastrophalen Folgen für uns, für unseren Lebensraum, unser Leben und unsere Gesundheit und hat Eingang in das Bewusstsein der Menschen gefunden. Die aktuelle Situation ruft förmlich nach einem "Weiterdenken" und "Weiterhandeln" im Naturschutz. Nach den Phasen des emotionalen, dann des wissenschaftlichen und jetzt des institutionalisierten Naturschutzes brauchen wir dringend eine Weiterentwicklung. Eine Weiterentwicklung hin zu, lassen sie es mich, einen „integrierten Naturschutz"
nennen! Integrierter handelnder Naturschutz erfordert: Ökologische Nachhaltigkeit: unsere Umwelt und die Artenvielfalt für kommende Generationen zu bewahren und ihr Möglichkeiten für die Regeration und Reparatur zu schaffenSozio – kulturelle Nachhaltigkeit: unsere eigenen sozialen, ökonomischen und kulturellen Werte zu leben ohne andere Kulturen einzuschränken, sie gering zu schätzen und soziale und ökonomische Konflikte friedlich zu lösen. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: nur durch ressourcenschonendes und flächenschonendes Handeln und Wirtschaften ist auf die Dauer allen Menschen die tägliche Versorgung mit Wasser und Nahrung und auch Wohlstand möglich. Integrierter Naturschutz fordert von uns, den im Naturschutz Handelnden, die Menschen nicht nur zu überzeugen, sondern sie mitzunehmen, ihnen in vielen kleinen Beispielen voran zu gehen. Viele Wenige machen auf die Dauer auch ein Viel. Naturschutz muss aus dem Lippenbekenntnis heraus in das tägliche Leben aller integriert werden. Es muss nicht jeder ein "perfekter Naturschützer" werden, vielmehr müssen alle in ihrem Bereich und auf ihrem Gebiet kleine Schritte zu mehr Umweltfreundlichkeit und Naturschutz hin tun. Nur dann wird es möglich die hohen Ziele, die sich viele Politiker und die anerkannten Naturschutzverbände gesetzt haben, auf die Dauer auch zu erreichen. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Nach meiner Meinung sollten wir bei knappen Mitteln von der institutio-
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Der SDW Landesverband Mecklenburg-Vorpommern gratuliert seinen Jubilaren: August: zum 60. Geburtstag: Herrn Reginald Rink September: zum 60. Geburtstag: Frau Rita Mau Wir bedanken uns für die aktive Mitarbeit im Landesvorstand und im Kreisverband MecklenburgStrelitz und freuen uns weiterhin auf Ihren konstruktiven Rat und Ihre Unterstützung. nellen Förderung zu mehr Projektförderung kommen. Projekte draußen vor Ort, gemeinsam mit betroffenen Bürgern gestalten, sie in das Tun und Handeln einbeziehen, sie positiv mitwirken und -gestalten lassen. Jeden dadurch zu etwas mehr Naturschutz und Umweltbewusstsein motivieren, damit jeder in Zukunft etwas mehr Naturschutz in sein Handeln integriert. Es würde mich sehr freuen, wenn dieser Beitrag zu einer vielfältigen Diskussion über die Weiterentwicklung des Naturschutzgedankens und -handeln führen würde. Helfen Sie mit, dass eine lebhafte Diskussion entsteht. Greifen Sie zum Federhalter oder in die Tasten und schreiben Sie ihre Meinung an „Unser Wald“, ihre Gedanken sind wichtig.
Sommerferien 2010 im Schulwald „Grüne Welle“ den die Güstrower Kinder den Besuch im Schulwald. Ausgestattet mit Becherlupen und Kescher ging es trotz großer Hitze auf Erkundungstour.
Als willkommene Abwechslung zum üblichen Ferienprogramm empfanUnser Wald 5 I 2010
So wurden Kleintiere im Feuchtbiotop gefangen, begutachtet, die Art bestimmt und im Anschluss gesund und munter wieder zurückgesetzt. Auch die Bewohner des Insektenhotels wurden unter die Lupe genommen. Die kleinen Naturforscher erfuhren vom Stadtförster Interessantes über Bienen, Ameisen, Fliegen, Spinnen und Co.
Kontakt
SDW · Mecklenburg-Vorpommern Rostocker Chaussee 67 18273 Güstrow Tel.: 03843 / 85 59 903 Fax: 03843 / 85 59 905 E-Mail: sdw-mv@t-online.de www.sdw-mv.de www.schulwald-guestrow.de Landesvorsitzender: Dietrich Daedelow Geschäftsstellenleiterin: Angelika Schätzel
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Niedersachsen
Wanderung zum Tag der biologischen Vielfalt Mit einer geführten Wanderung durch das „Natura-2000“-Gebiet Samerrott erlebten Grafschafter Naturfreunde die biologische Vielfalt des Waldgebiets im Südosten von Schüttorf. Veranstalter dieser Aktion waren die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft, die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim und die Forstinteressentenschaft Samerrott. Gemeinsam boten sie Interessierten auf einer vier Kilometer langen Route Informationen über den rund 265 Hektar großen Wald. Anhand konkreter Beispiele wurde unter anderem dessen Ökosystem, die naturgemäße Bewirtschaftung und die Vielfalt der Baumarten und Bodenpflanzen veranschaulicht. Eine Grillpause gab den kleinen und großen Wanderern Gelegenheit zur Stärkung mit Grillwürsten. Der Schirmherr der Veranstaltung, die im Rahmen des Tages der biologischen Vielfalt stattfand, war der Osnabrück Bundestagsabgeordnete Georg Schirmbeck. Das geschlossene Waldgebiet Samerrott ist eines der ältesten der Grafschaft. Seine erste bekannte kartografische Darstellung stammt
Foto: Brunklaus
von 1744. Der Wald und die markengenossenschaftliche Bewirtschaftung sind wesentlich älter. Die Bewirtschaftung erfolgte damals nach den „Verkörungsartikeln“, welche die Rechte und Pflichten der Mitglieder, die Aufgaben des Vorstandes und die Bewirtschaftungsregeln festgelegten. Auch heutzutage wird das Gebiet noch gemeinschaftlich bewirtschaftet. Sein Eigentümer ist der „Realverband Samerrott“, die Anteile an dem Wald sind jedoch personengebunden und frei handelbar. Die forstfachliche
Betreuung erfolgt durch die Forstorganisation der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Bereits seit zirka 25 Jahren wird auf flächige Abtriebe verzichtet mit dem Ziel des Übergangs zur Dauerwaldwirtschaft. Die Vermarktung des Holzes erfolgt zum Teil über die traditionelle Versteigerung durch die Interessenten, zum Teil über die Forstbetriebsgemeinschaft Grafschaft Bentheim. Die gute Qualität der Samerrotter Eichen ist überregional bekannt und wird mit hohen Preisen honoriert.
Waldpädagogik und Jugendwaldeinsatz in Niedersachsen
Foto:JWH Brunnenbachsmühle
Seit dem 1. September ist auf den Internetseiten der Niedersächsischen Landesforsten, des Nationalparks SDW-Landesverbandsnachrichten
Harz und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Niedersachsen wieder die Buchungsseite frei geschaltet, auf der sich Interessierte für das Kalenderjahr 2011 rund um die Uhr für Aufenthalte in einem der 9 Waldpädagogikzentren der Landesforsten und in dem Jugendwaldheim des Nationalparks bewerben können. Hier lernen Schülerinnen und Schüler den vielen schon fremd gewordenen Natur- und Kulturraum Wald aus erster Hand kennen. Bei praktischer Arbeit unter fachkundiger Anleitung und im
Rahmen vielfältiger eigener Entdeckungstouren erfahren die Jugendlichen hier, was für ein Multitalent der Wald ist. Zum aktuellen Bewerbungsstart haben die Landesforsten ihr Angebote um spezielle Erlebnis- und Bildungsklassenfahrten erweitert. Ausführliche Informationen zu allen Angeboten finden sich im Internet unter den Adressen: www.landesforsten.de www.nationalpark-harz.de www.sdw-nds.de Unser Wald 5 I 2010
Niedersachsen
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Vögel … erkennen – beurteilen – schützen Seminar an der SDW-Akademie Handeloh am 11. November 2010 „Amsel, Drossel, Fink und Star…“ heißt es in einem alten Kinderlied. Aber wer kennt sie überhaupt noch, „…alle Vögel, alle“? Was unterscheidet die Amsel nun von der Drossel? Und wie war das noch: gibt es nicht sogar verschiedene Finken? Wie heißt der Vogel, der da beim Spaziergang im Wald so lautstark zu hören ist – gut versteckt im dichten Kronendach? Was ist das noch mal für ein Greifvogel, der da hoch oben am Himmel seine Kreise zieht? Und – sind die halsbrecherischen weißen Flieger auf der Fahrt nach Helgoland wirklich alles
minar führt zunächst grundlegend in die Systematik und in die Biologie der heimischen Vogelwelt ein. Dann können die Seminarteilnehmer selber aktiv werden. Es folgen ausgiebige eigene Bestimmungsübungen. Schwarzstorch - Foto: Jürgen Nießen, pixelio
Möwen? Es sind schon Spezialisten, die unsere heimischen Vogelarten wirklich alle sicher unterscheiden und darüber hinaus noch Auskunft über ihre Lebensweise geben können. Und das ist kein Wunder. Immerhin zählt die heimische Vogelwelt insgesamt 255 Brutvogelarten. Das aktuelle Se-
Das Seminar informiert über Minimumfaktoren für das Vorkommen verschiedener Arten und über artspezifische Erfassungsmethoden im Freiland. Den Abschluss bilden Überlegungen zur Bewertung von Vogelvorkommen sowohl in den Bereichen Landschafts- und Bauplanung als auch im Naturschutz. Weitere Informationen und Anmeldung bitte über die Landesgeschäftsstelle.
Das Fjäll ruft – auf Großfahrt in Norwegen In diesem Sommer zog es 34 niedersächsische Waldläuferinnen und Waldläufer auf Großfahrt nach Norwegen. Nach zweitägiger Anreise zur Fjällstation Grövelsjön in Mittelschweden, machten wir uns an den strapaziösen Aufstieg aufs Fjäll, um in die Wildnis einzutauchen und der Zivilisation für die nächsten zwei Wochen den Rücken zu kehren. Während der end-
am nächsten Morgen weiterzogen, ließen wir nach guter Waldläufersitte keinerlei Spuren zurück – abgesehen von ein paar hundert erschlagenen Mücken. Zumeist war das Wetter durchwachsen, einmal wurden wir gar von Hagel und einem Temperatursturz auf Null Grad überrascht – doch weder Regen noch Schnee tut dem Waldläufer weh. Großen Eindruck machte auf uns die Weite der unberührten Landschaft und die andauernde Stille, die nur vereinzelt vom Klagen eines Regenbrachvogels durchbrochen wurde.
Fisch. Über steinige Pfade, Geröllhalden und Blockfelder zogen wir nach Karte oder querfeldein per Kompass bis zum Femundsee. Nach zwei Wochen erreichten wir schließlich nach langer Wanderung mit einer völlig verdreckten, erschöpften, hungrigen aber glücklichen und stolzen Kinderschar wieder unseren Ausgangspunkt in Schweden und setzten umgehend die beiden dringlichsten Wünsche der kleinen Abenteurer in die Tat um: Schokolade satt und ein Überfall auf das örtliche Schwimmbad! Stephan Löb
losen Mittsommernachtstage zogen wir in kilometerlanger Kinderkarawane über Bergpässe, Hochebenen, Heiden und Hangmoore und passierten schließlich mit brennenden Füßen die Grenze Norwegens. Unsere Lagerplätze errichteten wir an kristallklaren Seen und Gebirgsbächen, mal in einem sonnendurchfluteten Tal, mal hoch in den Wolken. Wenn wir Unser Wald 5 I 2010
Während dieser Zeit trafen wir auf keine Siedlung, selten auf Wanderer – zur Freude der Kinder aber oft auf Rentiere, die sich uns verdutzt näherten. Dementsprechend karg war die Kost, denn schließlich konnten wir nur essen, was wir auch mit uns trugen. Zwar passierten wir endlose Teppiche von Heidel-, Krähen- und Moltebeeren, doch leider waren diese allesamt noch nicht reif. Und so gab es vor allem Müsli mit und ohne Milchpulver, Kartoffelbrei, Nudeln und – wenn uns das Glück lachte – auch mal einen selbstgefangenen
Kontakt SDW · Niedersachsen Johannssenstraße 10 30159 Hannover Tel.: 0511/36 35 90 Fax: 0511/36 32 53 2 E-Mail: info@sdw-nds.de www.sdw-nds.de Landesvorsitzender: Frank Oesterhelweg MdL Geschäftsführer: Friedrich Gregorius
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Nordrhein-Westfalen
Kreisverband Siegen-Wittgenstein mit neuem Vorstand Der Kreisverband Siegen-Wittgenstein hat die Freudenbergerin Beate Grimm zur Vorsitzenden und damit Nachfolgerin der 2008 verstorbenen ehemaligen Bundestagsabgeordneten Marianne Klappert gewählt. "Wir haben mit Frau Grimm jemand gefunden, der sich den unterschiedlichsten Interessen des Waldes und damit einem großen Bereich von Natur und Umwelt im Kreisgebiet ebenso engagiert widmen möchte, wie unsere ehemalige Vorsitzende, Frau Marianne Klappert", so der bestätigte Geschäftsführer Karl Eschtruth.
sitzenden Reidmar Egidi. Seine Funktion im Vorstand übernimmt Alfred Büdenbender. Der Vorstand wird komplettiert durch die Schatzmeisterin Annette Fritsche.
Das neue Vorstandsteam um Beate Grimm (2.v.r.): Annette Fritsche, Karl Eschtruth und Alfred Büdenbender. Ein ganz besonderer Dank galt dem langjährigen stellvertretenden Vor-
Die neue Vorsitzende kommt aus dem Metier. Sie ist Geschäftsführerin der Freudenberger Forstbetriebsgemeinschaft und bei der Stadt Freudenberg u. a. zuständig für Forst- und Jagdangelegenheiten sowie für Angelegenheiten des Umwelt- und Naturschutzes.
Waldjugendzentrum NRW nimmt sichtbare Formen an Die Süchtelner Höhen sind ein beliebtes Naherholungsgebiet des Kreises Viersen und dort entsteht derzeit neben dem Horsthaus der Waldjugend Viersen das Landeszentrum der Deutschen Waldjugend NRW mit Schulungs- und Veranstaltungsräumen, Küche, Schlafräumen und Sanitäranlagen. Es soll ein waldpädagogisches Naturschutzzentrum werden, wo mehrtägige Seminare mit bis zu 30 Teilnehmern durchgeführt werden können. Bei Tagesveranstaltungen finden bis zu 60 Leute hier
Platz. Nähere Informationen mit Bauund Lageplänen finden sich im Internet unter www.waldjugend-nrw.de Zum Bau und Betrieb des Landeszentrums wurde eigens ein „Förderverein der Deutschen Waldjugend NRW“ gegründet. Der Rohbau ist finanziell gesichert, aber für den Innenausbau werden dringend noch Geldmittel benötigt! Das Spendenkonto bei der Kreissparkasse Köln (BLZ 370 502 99) hat die Nummer 1371666677
Das Richtfest für das Landeshaus wird wohl im September stattfinden
Heribert Kolvenbach im Ruhestand
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Heribert Kolvenbach bei den Kölner Waldjugendspielen, die ebenfalls seit 25 Jahren ausgerichtet werden.
allein schon aus der Tatsache deutlich, dass die Waldschule bereits bis 2012 ausgebucht ist.
Nach 25 Jahren ist der bekannte und sehr beliebte Pädagoge der Kölner Waldschule, Heribert Kolvenbach im Juli diesen Jahres in den Ruhestand getreten. Über 120.000 Kinder besuchten ihn seit 1985 auf Gut Leidenhausen. Was Kolvenbach in Köln-Porz in all den Jahren aufgebaut hat wird
Die Nachfolge von Heribert Kolvenbach hat der Diplombiologe Frank Küchenhoff angetreten. Allerdings ist sein Vertrag bis Ende des Jahres befristet, denn aufgrund der Haushaltslage ist eine weitere Unterstützung durch die Stadt Köln derzeit nicht gesichert. Unser Wald 5 I 2010
Nordrhein-Westfalen
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Waldlehrpfad Puhlbruch im neuen Outfit Der bereits 1965 errichtete Waldlehrpfad im Oberbergischen hat bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Besonders die Naturwaldzelle, das Kohlenmeiler-Modell und die Schaukästen haben es den Besuchern angetan. Die beiden Einstiege sind in Eckenhagen-Wickenbach und in Windfus. Revierleiter Daniel Müller-Habbel vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft und seine Auszubildenden gingen jetzt ans Werk, notwendige Reparaturen vorzunehmen. Sechs Schaukästen erhielten neue Dächer und ihre Standfestigkeit wurde überarbeitet. Alle Informationstafeln befestigte man auf neuen Holztafeln und den großen Schautafeln wurden verzinkte „Schuhe“ angezogen. Die Gestaltung der Schaukästen mit herrlichen Bildern von Pflanzen und Tieren aus dem neuen Naturschutzgebiet Puhlbruch/Silberkuhle übernahmen die Mitglieder der Waldjugend Windfus.
Die beiden Holzskulpturen am Wandererrastplatz Windfus wurden von Daniel Müller geschnitzt.
NRW-Patenförster treffen sich in Arnsberg Jedes des Jahr treffen sich Patenförster aus Nordrhein-Westfalen zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Die 34 Waldjugendgruppen mit rund 1000 Mitgliedern werden
allesamt von Försterinnen und Förstern betreut. Erfreulich war die Resonanz zu dem diesjährigen Treffen am 8. Juni - mehr als 20 Personen konnte Landespatenförster Joachim
Böhmer im Jugendwaldheim Obereimer begrüßen. Neben dem Erfahrungsaustausch standen interessante Vorträge im Mittelpunkt der Veranstaltung aus den Bereichen Umweltbildung im Landesbetrieb, Bau des Landeszentrums der Waldjugend NRW in Viersen, Kooperationsmöglichkeiten Waldjugend-Jugendwaldheim und aktuelle Informationen zu forstpolitischen Themen in NRW. Kontakt SDW · Nordrhein-Westfalen Ripshorster Straße 306 46117 Oberhausen Telefon: 0208/883188-1 Telefax: 0208/883188-3 E-Mail: info@sdw-nrw.de www.sdw-nrw.de
Franz Püttman (2.v.l.), als Fachbereichsleiter auch für die Umweltbildung im Landesbetrieb Wald und Holz NRW zuständig, begrüßte Landespatenförster Joachim Böhmer (Bildmitte) und seine Mitstreiter im Jugendwaldheim in Arnsberg-Obereimer. Unser Wald 5 I 2010
Landesvorsitzende: Marie-Luise Fasse Geschäftsführer: Gerhard Naendrup
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Rheinland-Pfalz
Erzieherinnen auf Abenteuerpfaden Das 18 Frauen starke Team der Kindertagesstätte Louhans aus Kirchheimbolanden im Donnersbergkreis war 2 Tage unterwegs in Wald und Wildnis mit Pägagogen der SDW. Schon seit 10 Jahren sind wöchentliche Waldtage in dieser Einrichtung selbstverständlich. Da lag es nahe, dass die Leiterin Frau Anne Zepp, im April eine zweitägige Teamfortbildung bei der UmweltAkademie der SDW buchte. Neue Anregungen für die pädagogische Arbeit mit den Waldkindern und die Erweiterung der eigenen Erfahrungskompetenzen sollten im Vordergrund stehen und nicht zuletzt das gemeinsame Erleben der Teamgemeinschaft.
Mensch und Natur blühen auf, die Bäume tragen stolz ihr leuchtend grünes Blätterkleid. Die Vögel sind mit Nestbau und Brüten beschäftigt und sammeln emsig. Wildkräuter sprießen überall in großer Zahl. Die Natur gibt die Themen vor: Reisen in die Vogelwelt, Nestbau und Tarnung. Aber zuerst mussten die Teilnehmerinnen eingestimmt werden auf die umgebende Wildnis mit einem spielerischen Kurs durch die wildnispädagogischen Grund-fertigkeiten: 1. Üben des Eulenblicks: durch das Schauen im Weitwinkel das Ganze wahrnehmen, nicht fokussiert sein und kein Ziel verfolgen, offen sein für
Nestbau folgten. Das Gelege musste vor Nesträubern geschützt werden und brauchte eine spezielle Tarnung. Eine der Umgebung angepasste Naturfarbe wurde angerührt und die Eier wurden damit marmoriert. Die Erzieherinnen „legten“ nun die Eier heimlich - an die vorgesehenen Brutstellen. Werden die Kolleginnen mein Ei entdecken? Der Test folgte. Sensibilisiert durch den Eulenblick wurden fast alle TarnEier „entlarvt“. Verblüffend, was Vögel in natura hinbekommen. Sind die Küken geschlüpft, beginnt deren Fütterung. Wie ist das Nahrungsangebot für welche Vögel? Der ständige Hunger der Brut muss von den emsigen Vogeleltern gestillt werden und gleichzeitig wird das Nest auch vor Fraßfeinden geschützt und verteidigt! Eine aufregende Zeit ist dieser Kampf ums Überleben und zur Erhaltung der Art. Da sind die Eltern froh, wenn die Jungen aus dem Gröbsten heraus sind. Als Kräuterhexen ins Reich der essbaren Wildkräuter tauchten die Erzieherinnen am zweiten Tag. Es wurde fleißig gesammelt, geerntet und Wissenswertes über die vermeintlichen „Unkräuter“ wie Brennnessel, Vogelmiere, Gundelrebe, Schafgarbe und Wegeriche erfahren. Ein nahrhaftes Süppchen sollte gekocht werden nach Hexenart über dem Feuer.
Der Treffpunkt war die Hütte des FA Rheinhessen im Waldgebiet Vorholz. Die beiden Referenten Jean Beetz, zertifizierter und selbstständiger Waldpädagoge, langjährig als Referent für die SDW unterwegs und Leiter der Arbeitsgruppe Wald und Schule und Melanie ChristmannKoch, Waldkindergarten-Erzieherin, Natur- und Wildnispädagogin und z. Z. Jugendbildungsreferentin bei der SDW, kreierten ein speziell auf die Wünsche der Erzieherinnen abgestimmtes Natur-Erlebnis-Programm. Es ist Frühling, nach dem langen Winter werden die ersten warmen Sonnenstrahlen sichtlich genossen. SDW-Landesverbandsnachrichten
die Geschehnisse, im Hier und Jetzt und vor allem unbewertend alles registrieren - eine Fähigkeit, die in der Hektik des Alltags fast nie praktiziert wird. „Sehr anstrengend so zu schauen“, fanden einige. „Es öffnet die übrigen Sinne, ich bin viel wacher“, erkannten andere begeistert. 2. Bewusstes Gehen im so genannten Fuchsgang - kam erschwerend hinzu. Das Team war hoch motiviert bei diesen Selbsterfahrungsmethoden. Übung macht die Meisterinnen. Diese Fähigkeiten sind Grundlagen, um zur inneren Ruhe zu gelangen und Naturbeobachtungen möglich zu machen. Spiele zum Thema Partnersuche und
Die 18 Kräuterkundigen erhielten anschließend einen Kurzlehrgang - die Zeit ging viel zu schnell vorbei - im Feuermachen. Wieder sammeln - diesmal trockenes Holz, Zunder, Reisig. Richtig aufbauen und entzünden – mit dem magischen Feuerstab. Bald blubberte die Suppe zufrieden und würzig duftend vor sich hin, „wilde Fladen“ wurden in der Asche goldbraun. So entspannten nun Teilnehmerinnen und auch die beiden Referenten um die „Wilde Küche“ und um das Feuer. Die Suppe schmeckte köstlich auch denen, die vorher noch nie Brennnesseln gegessen hatten. Die Sonne strahlte, die Vögel zwitscherten und fütterten ihre Jungen. „Es gibt so viel, was ich noch Unser Wald 5 I 2010
Rheinland-Pfalz
nicht weiß“. „Ich habe sehr viel gelernt und es hat Spaß gemacht draußen zu sein.“ „Ich wurde angeregt, genauer hinzuschauen und mehr auf meine Umgebung zu achten“. „Ich nehme Anregungen mit für die Arbeit mit den Kindern“. „Schön, mal wieder mit allen Kolleginnen zusammen zu sein“, waren die Erkenntnisse und Reflexionen der zufriedenen Erzieherinnen. Zusammenhänge wurden spielerisch erfahren, natürliche Kreisläufe erkannt,
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neue Erfahrungen auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen gemacht und Beziehungen zu anderen Erdbewohnern, wie Wildkräutern und Vogelarten, geknüpft. Auch den beiden Referenten hat es viel Spaß gemacht, mit diesem neugierigen, offenen und fröhlichen Team zu arbeiten. Melanie Christmann-Koch
Landschaftspfleger Wasserbüffel eignen sich für die Beweidung von Feucht- und Naßstandorten, die von der Landwirtschaft aufgegeben wurden und die in der Folge als Biotope für die zugehörige Tier- und Pflanzengesellschaft verloren zu gehen drohen. Im FFH-Gebiet „Zweibrücker Land“ wird in der Hornbachtalaue eine extensive Beweidung mit Wasserbüffeln durchgeführt. Ziel
ist es, mit den robusten Rindern die vielfältigen Biotope in der Talaue wiederherzustellen und dauerhaft zu erhalten. Auf dem 16 ha großen Areal weiden sechs Kühe ein Bulle und ein Kalb. Das Projekt Hornbachtal ist das erste mit Wasserbüffeln in der Südwestpfalz.
Projekt Edelkastanie meinsam mit zahlreichen Kommunen der Regionen. Ziel des EU INTERREG IV Oberrhein-Projektes ist es, grenzüberschreitend umweltverträgliche Strategien zur Erhaltung der Edelkastanie zu erarbeiten. Ein weiteres Thema ist die wirtschaftliche Verwertung. So soll herausgefunden werden, wie die Nutzung von Edelkastanien-Holz und auch von Maronen zu verbessern ist.
Kontakt SDW · Rheinland-Pfalz Richard-Müller-Straße 11 67823 Obermoschel/Pfalz Tel.: 06362/99 32-00 Fax: 06362/56 44 48 E-Mail: sdw@sdw-rlp.de www.sdw-rlp.de Erhaltung und Förderung der Edelkastanie und ihre nachhaltige Nutzung wird als eine wichtige transnationale Herauforderung gesehen. Unter Leitung der Forschungsanstalt für Unser Wald 5 I 2010
Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz arbeiten bis 2012 13 Partnerorganisationen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Würtemberg und dem Elsass in einem EU-Projekt ge-
Landesvorsitzender: Winfried Werner, Landrat Geschäftsführer: Dr. Gert-Wolfhart Guse SDW-Landesverbandsnachrichten
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Sachsen
Projekt Waldjugendspiele 2010 An der Durchführung des Kernprojektes als Kooperation zwischen SMUL (Staatsbetrieb Sachsenforst), SMK und SDW beteiligten sich wieder 14 Sächsische Forstbezirke, darunter erstmalig das Amt für Großschutzgebiete (Königsbrücker Heide, Zeithain). Etwa 5.300 SchülerInnen nahmen die Stationsangebote der insgesamt 58 Veranstaltungstage dankbar auf. Die StationsbetreuerInnen sicherten trotz teilweise widriger Witterungsverhältnisse den reibungslosen Ab-
lauf der Projekttage mit viel Engagement ab. Dabei beteiligen sich immer wieder auch KollegInnen der unteren Forstbehörden der Landkreise. Hervorzuheben ist auch die gemeinsame Durchführung von Waldjugendspielen der Landeshauptstadt Dresden und des Forstbezirkes Dresden im Albertpark.
Jahresende, z.B. Waldtag im Gymnasium Tharandt (August) und Kita-Veranstaltungen (Herbst, Winter, Weihnachten).
Nach Abschluss der Veranstaltungen im Juni 2010 laufen individuell organisierte Projekttage noch bis zum
Tag des Baumes 2010 – Der Baum des Jahres für die Carl-v.-Linné-Grundschule Leipzig Traditionsgemäß wurde der Auftakt der Baumpflanzaktionen anlässlich des Tages des Baumes im Schulgarten der Carl-v.-Linné-Grundschule durchgeführt. In Anwesenheit von Vertretern der SDW, der Stiftung Wald für Sachsen, des Forstbezirkes Leipzig und des Kultur- und Umweltzentrums e.V. wurde nach einer kulturellen Einstimmung durch die Schulkinder eine Vogel-Kirsche (Baum des Jahres 2010) gepflanzt. Mit den seit 1992 (Speierling) gepflanzten Bäumen des Jahres ist mittlerweile ein Schularboretum entstanden.
SDW-Landesverbandsnachrichten
Ein Gedicht beschloss den feierlichen Akt: Wenn endlich kommt die Vogelkirschenblüte, dann ist vorbei die lange Wintersmüde. Überall im Auenwalde und an vielen and´ren Flecken kann man den weißen Blütenflor entdecken. Auch die rosaroten Kirschenpflaumen versetzen uns ins Staunen. Allgemein ist sehr beliebt, was uns die Gattung Prunus alles gibt. Ja, die Pflaumen, Mandeln, Pfirsich und Aprikosen möchte man liebkosen. Auch Zierkirschen aus dem weiten Japan haben es uns angetan. Später kann man süße, saure Kirschen pflücken, um uns daran zu erquicken. Wenn wir noch mehr Bäume pflanzen, erhöhen sich die Umweltchancen für bessere Luft zum Leben, auch Nahrung für Mensch und Tier werden sie dann geben! (Rudi Wenzel, SDW-RV Leipzig)
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Sachsen
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Ausblick Kastanienaktion 2010 Spätestens nach der Rückkehr aus den schönen Urlaubsgebieten in nah und fern wurden wir wieder mit der alljährlichen Erscheinung konfrontiert: Vorzeitiger Laubfall an unseren Haus- und Hofkastanien. Trotz extremer Winterkälte und hoher Schneelage wurde die Rosskastanienminiermotte wieder flächendeckend aktiv. Dabei vermitteln gerade die großkronigen, attraktiven Kastanien entlang
alleeartig gestalteter Straßen oder als markante Blickfänge innerstädtischer Bereiche ein Gefühl von Natürlichkeit in stark infrastrukturell geprägten Bereichen. Angenehm sitzt es sich in ihrem Schatten bei extremer Hitze in einem Biergarten. Wer auch in Zukunft nicht darauf verzichten will, kann die SDW unterstützen bei der Umsetzung der Aktion
„Rettet die Kastanien“ (siehe auch unter www.sdw.de). Setzen Sie sich bereits jetzt mit Ihren Heimatgemeinden in Verbindung und bieten Sie die Mithilfe der SDW bei Laubsammelaktionen im Herbst an (Kontakt über die Landesgeschäftsstelle der SDW in Leipzig). Erfolge derartiger Aktionen sind bereits an der Lohmener Allee in Pillnitz sichtbar.
Wer wird die 4. Sächsische Waldkönigin? Die SDW Sachsen sucht für die Amtszeit 2010 bis 2012 die 4. Sächsische Waldkönigin. Sie soll nahtlos in die Fußstapfen von Elisa Christine Wolf (3. Sächsische Waldkönigin) treten, die sehr erfolgreich dieses Amt seit 2008 begleitete. Die SDW wird dabei unterstützt von der agra-Veranstaltungs GmbH. Die Kürung erfolgt auf dem 4. Leipziger Forstball anlässlich der 20. Messe Jagd und Angeln in Leipzig (08.-10.10.2010). Bewerben können Sie sich noch bis zum 25.09.2010 (verlängert) schriftlich bei der SDW Sachsen, Floßplatz 13, 04107 Leipzig. Dazu senden Sie uns neben einem Passbild und kurzem Lebenslauf eine formlose Begründung, warum Sie die Sächsische Waldkönigin werden wollen. Neben künftigen, lukrativen Auftritten zu diversen Veranstaltungen warten auf Sie Pokal und Sachpreise anlässlich der Kürung. Also fassen Sie sich ein Herz und bewerben Sie sich! (siehe auch www.saechsische-waldkoenigin.de) Kontakt SDW · Sachsen Floßplatz 13 · 04107 Leipzig Tel. 0341/3090814 Fax: 0341/3090888 E-Mail: sdw-sachsen@gmx.de Landesvorsitzender: Dr. Eberhard Lippmann Geschäftsführer: Olaf Kroggel
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Sachsen-Anhalt
Rettet die Kastanien – Ein toller Baum braucht Ihre Hilfe Jeder von uns kennt den Anblick der befallenen Kastanien, der sich uns vielerorts zeigt. Der Verursacher, die Kastanienminiermotte, breitet sich seit etwa 10 Jahren in Europa zunehmend aus. In der Bevölkerung herrschen zum Teil die unterschiedlichsten Meinungen über die Ursache der Braunfärbung der Blätter und den frühen Laubfall. Viele sehen darin ein Indiz für die schlechte Luftqualität, den Pilzbefall bis hin zu der Vermutung, dass die Kastanien unter Baumkrebs leiden. Diese jedoch falschen Vermutungen zeigen, dass die Bevölkerung über den Befall durch die Kastanienminiermotte noch nicht hinreichend aufgeklärt ist und dies hat oftmals zu einem vorschnellen Handeln (Baumfällungen) der Bevölkerung geführt. Das wahre Problem der Kastanien ist die Miniermotte, die sich die Blätter der „Rosskastanie“ als Kinderstube ausgesucht hat. Der Befall der Kastanien zeigt sich oft schon etwa einen Monat nach dem Austreiben der Blätter. Dieser sichtbare Befall wird verursacht, indem der Schmetterling seine Eier auf der Blattoberseite der Kastanie ablegt und die geschlüpften Raupen sich in die Blätter bohren und dort Fraßgänge anlegen. Dieser Fraßgang wird im Verlauf fast kreisrund ausgebaut und die Raupen spinnen sich in ihnen ein. Nach etwa 2 Wochen haben sich die Raupen dann zum Schmetterling weiter entwickelt. Pro Jahr kann es bis zu 3-4 Generationen, also zu mehreren tausend Nachkommen pro Jahr kommen. Der Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald versucht schon seit einiger Zeit der Schädigung der Kastanien durch Aktionen entgegen zu wirken. In diesem Jahr hat sich auch der Landesverband dazu entschlossen in Sachsen-Anhalt etwas zu unternehmen. Ein spezielles Projekt ist in der Planung. Weiterhin sind in Magdeburg und Bülstringen Laubsammelaktionen SDW-Landesverbandsnachrichten
Befallene Kastanie in Planung, bei denen sich die Bevölkerung beteiligen soll. Mit diesen Aktionen werden wir versuchen das Interesse zu wecken und Aufklärungsarbeit zu leisten, denn jeder einzelne kann dabei helfen, die Kastanien zu retten. Was Sie tun können? • Das Wirksamste ist es, das Laub der Kastanien schnell zu beseitigen, da
die letzte Generation der Kastanienminiermotte in den Blättern überwintert. Dieses Laub sollte jedoch nicht der Kompostierung zu Hause zugeführt werden, sondern, entweder einer professionellen Kompostierung oder aber verbrannt werden. • Förderung der Fressfeinde, insbesondere der Blaumeisen, wie zum Beispiel durch das anbringen von Nistkästen. • Ein weiterer wichtiger Punkt wäre es, die Mitbürger über den Schadverlauf und deren Eindämmung aufzuklären und diese zu mobilisieren, ebenfalls aktiv zu werden. Daher bittet der Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald alle um tatkräftige Unterstützung vor Ort, um diesem tollen Baum zu helfen. Für weitere Fragen oder Informationsmaterialien steht die Geschäftsstelle der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald LV Sachsen-Anhalt Ihnen gerne zur Verfügung.
Raupe der Kastanienminiermotte Unser Wald 5 I 2010
Sachsen-Anhalt
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14. Sachsen-Anhalt-Tag in Weißenfels Der 14. Sachsen-Anhalt-Tag fand in diesem Jahr vom 20.- 22. August 2010 in Weißenfels statt. Der Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald beteiligte sich, wie seit langem Tradition, an dem Landesfest mit einem Informationsstand. Sehr idyllisch am Ufer der Saale gelegen, fand der Stand bei der Bevölkerung großen Anklang. Durch die Unterstützung der Leiterin und der Mitarbeiter des Jugendwaldheimes Spitzberg konnten wir interessierten Bürgern, vor allem aber auch Kindern, viel Wissenswertes über den Wald und die Tiere im Wald erklären und zeigen.
Motorsägenschnitzer vom Jugendwaldheim Spitzberg
Ein Anziehungspunkt des Standes waren auch die Motorsägenschnitzer, die den Besuchern des SachsenAnhalt-Tages zeigten, was man alles aus einem Stück Holz mit der Motorsäge machen kann.
Eine Persönlichkeit der Gardeleger Stadtgeschichte, der Humorist Otto Reuter, besuchte unseren Informationsstand und lud uns bereits für das nächste Jahr vom 24.–26. Juni zum Sachsen-Anhalt-Tag nach Gardele-
gen ein. Dieser Einladung werden wir folgen, um die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald dort wieder zu präsentieren und der Bevölkerung Wissenswertes über die heimischen Wälder zu vermitteln.
Präsentationsfläche der SDW-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. und des Jugendwaldheimes Spitzberg Vorankündigung Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. begeht im Dezember diesen Jahres sein 20. jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass werden wir am 10.11.2010 in Halle/Saale eine Feier mit Fachvorträgen durchführen. Sowohl der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Herr
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Kontakt von Geldern, als auch der Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Herr Dr. Aeikens, haben bereits ihr Kommen für diesen Tag zugesichert. Einladungen mit dem Programmablauf zu dieser Veranstaltung werden noch rechtzeitig an alle Mitglieder verschickt.
SDW · Sachsen-Anhalt Maxim-Gorki Straße 13 39108 Magdeburg Tel.: 0391/66 28 37 2 Fax: 0391/66 28 37 4 E-Mail: sdw-sa@t-online.de Landesvorsitzender: Ralf Geisthardt MdL Geschäftsführerin: Sabine Sonnenberg
SDW-Landesverbandsnachrichten
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Schleswig-Holstein
Friedrich-Junge-Schule Realschule Großhansdorf erhält den Landesschulwaldpreis 2010 Die SDW Schleswig-Holstein hat der Friedrich-Junge-Realschule Großhansdorf für ihren Einsatz um das Schulreservat Himmelshorst den Landesschulwaldpreis 2010 verliehen. Die Landesvorsitzende, Dr. Christel Happach-Kasan, überreichte dem „Hüter“ des Himmelshorstes, Lehrer Bernd Freytag und Rektorin Sabine Cambeis den Baum des Jahres 2010, eine Vogelkirsche und ein Insektenhotel. „Es ist vorbildlich, was Sie hier in diesem Paradies leisten“, sagte Happach Kasan. „Engagement und Verantwortung für den Schulwald zu übernehmen, sei für Lehrkräfte, Schüler und Eltern
Vorne vier Schülerinnen, die die Gäste mit lustigen plattdeutschen Liedern erfreuten, hinten von links: Bildungstaatssekretär Eckhard Zirkmann, Rektorin Sabine Cambeis, SDW-Landesvorsitzende Dr. Christel Happach-Kasan und der „verantwortliche“ Lehrer für den Himmelshorst, Bernd Freytag
der Friedrich-Junge-Schule selbstverständlich. So zähle der Natur- und Umweltschutz zu den fünf Säulen des Schulprofils“, betonte Bildungsstaatssekretär Eckhard Zirkmann.
Der Schulwaldpreis wird jährlich von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald verliehen. Partner sind das Bildungsministerium und das Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten.
Reise in den Bayerischen Wald und den Böhmer Wald Alle zwei Jahre organisiert der SDW – Kreisverband – Herzogtum Lauenburg für Mitglieder und Gäste eine mehrtägige Fahrt in landschaftlich und naturkundlich interessante Regionen des In – und Auslandes. In diesem Jahr waren es der Bayerische Wald mit seinem Nationalpark sowie der Böhmer Wald und der dortige Nationalpark Sumava, die wir vom 12. bis 18. Juli besuchten. Mit freundlicher Unterstützung der Nationalparkverwaltung auf deutscher Seite konnte ein umfangreiches, interessantes aber nicht zuletzt wegen der extremen Temperaturen auch ziemlich anstrengendes Programm zusammengestellt werden. Nach einer immerhin 12-stündigen im - Gott sei Dank – vollklimatisierten Reisebus erreichten wir unser Quartier in Frauenau. Von dort ging es 5 Tage kreuz und quer durch den Bayerischen und den Böhmer Wald. Im Besucherzentrum Hans-Eisemann-Haus wurden uns die Schönheiten und Eigenarten sowie SDW-Landesverbandsnachrichten
Mitglieder und Gäste des Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg auf Fahrt Entwicklung, Aufgaben und Ziele des ältesten deutschen Nationalparks in einer Tonbildschau dargestellt. Bei einer geführten Wanderung auf den Gipfel des Lusen ( 1373 m ) bot sich uns ein atemberaubendes Panorama über das Waldmeer des Böhmerwaldes mit beiden Nationalparken. Die Reaktionen auf diesen Anblick waren allerdings durchaus zwiespältig blickten wir doch auf tausende toter vom Borkenkäfer heimgesuchter Bergfich-
ten. Man verzichtet im Nationalpark bekanntermaßen auf die Bekämpfung dieses Schädlings, lässt der Natur freien Lauf und setzt auf natürliche Walderneuerung. Ein gutes Beispiel bot sich uns bei der Begehung des sogen. Seelensteiges, einem Pfad mit Holz gebaut, der etliche hundert Meter durch einen seit 40 Jahren sich selbst überlassenen Bergmischwald führt, in dem das Werden und Vergehen der Natur in beeindruckender Weise zu beobachten war. Unser Wald 5 I 2010
Schleswig-Holstein
Nicht weniger bemerkenswert war es auf tschechischer Seite im Sumava Nationalpark. Dort im Einzugsbereich der Moldauquelle erlebten wir eine mehrstündige Wanderung durch die Grenzregion mit interessanten Beobachtungen in Feld und Flur und zahlreichen allerdings sehr bedrückenden Zeugnissen ehemaliger Besiedlung, die im Zuge der Vertreibung und aus Gründen der Grenzsicherung zerstört worden war. Zum Reiseprogramm
gehörte auch der Besuch der Stadt Passau und eine Fahrt auf der Donau sowie der Besuch des Waldmuseums in Zwiesel und des Glasmuseums in Frauenau. Den Abschluss bildete eine Rundfahrt im Gebiet des Arber ; auf seine Besteigung wurde allerdings wegen der fast tropischen Temperaturen verzichtet und stattdessen ein entspannter Nachmittag am Arbersee verbracht. Zur nicht geringen Enttäuschung einiger Mitreisender
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musste allerdings das ersehnte Bad im See ausfallen – Naturschutzgebiet! Abgesehen von dieser kleinen Enttäuschung fand die Reise aber insgesamt guten Anklang; am letzten Abend bei Wein und Bier wurden schon Pläne für eine nächste Fahrt geschmiedet. Manfred Wübbels Kreisgeschäftsführer
VR-Jugendwaldspiele Zum 38. mal wurden von vielen SDWMitgliedern in Zusammenarbeit mit den SH-Landesforsten die Jugendwaldspiele im Ricklinger Forst durchgeführt. An sechs Vormittagen konnten 850 Viertklässler im Wald begrüßt werden. „Wenn man den Wald kennt, dann mag man ihn und erhält, schützt und liebt ihn“, diese Worte gab Försterin Schnipkoweit den Kindern mit auf den Weg. In kleinen Gruppen wur-
den sie von einem „Waldführer“ durch den Forst geleitet, erfuhren Wissenswertes und wurden auf einem Quizpfad nach Kenntnissen gefragt. Durch die Unterstützung der VR-Bank war die Teilnahme der Schüler, wie in den Vorjahren, kostenlos. Außerdem gab es für jedes Kind eine Urkunde, ein Lesezeichen, Bleistift und eine Plakette zum Umhängen. Die drei Besten jeder Klasse erhielten von der SDW Neu-
münster zusätzlich je eine Plakette in Gold, Silber oder Bronze und dazu ein Bäumchen als bleibende Erinnerung an diesen lehrreichen Tag. Nach Abschluss der Jugendwaldspiele wurde dann die beste Schulklasse mit einem Hirschgeweih als Wanderpokal ausgezeichnet. Christel Stange Kreisgeschäftsführerin
Dr. Gerd Hartwig Peters über 5 Jahrzehnte ehrenamtlich im SDW-Vorstand aktiv Auf der Mitgliederversammlung 2010 des SDW Kreisverbandes RendsburgEckernförde wurde Dr. Gerd Hartwig Peters in seinem Heimatort HanerauHademarschen zum Ehrenmitglied der SDW ernannt. Herausragender Grund ist, dass Dr. Peters seit 1954 (!) in verschiedenen Funktionen in SDWVorständen ehrenamtlich, engagiert gearbeitet hat. Dr. Peters interessierte sich schon als Student für die Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und wurde zum Jahreswechsel 1949/1950 Mitglied der SDW. Er ist ein Mann der ersten Stunde und hat das Fundament der SDW-Arbeit mitgelegt. Im März 1955 nahm er den ersten Vorstandsposten in seiner SDW-Arbeit an. Als sich am 29.06.1977 der SDWKreisverband Rendsburg-Eckernförde e.V. in Rendsburg zu seiner ersten Mitgliederversammlung traf, erklärte er sich auch hier zur Vorstandsarbeit bereit. Bis zum Jahr 1989 war Dr. Peters ehrenamtlich im SDW-Vorstand des Unser Wald 5 I 2010
für mehr als zwei Jahrzehnte der Patenförster der Waldjugendgruppe in Hanerau-Hademarschen. Und von 1983 bis 1989 der Landesforstpate der DWJ im Landesverband Nord der Deutschen Waldjugend. Wir und die Natur haben Dr. Peters viel, viel zu verdanken. Vorsitzender Franz Isfort (rechts) ernennt Dr. Gerd-Hartwig-Peters zum Ehrenmitglied des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde Landesverbandes Schleswig-Holstein tätig und bis 2010 im Vorstand des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde. Somit hat er über mehr als 56 Jahre Vorstandsarbeit für die SDW geleistet! Er hat als SDW-Mann unsere Organisation in vielen Gremien vertreten, in denen sein Rat und seine Tat sehr geschätzt waren. So war er u.a. ab 1977
Alf Jark Kreisgeschäftsführer
Kontakt SDW · Schleswig-Holstein Rendsburger Str. 23 24361 Groß Wittensee Tel.: 04356/98 66 12 Fax: 04356/98 68 73 E-Mail: SDW-SH@t-online.de www.sdw-sh.de Landesvorsitzende: Dr. Christel Happach-Kasan MdB Geschäftsführerin: Frauke Schramm
SDW-Landesverbandsnachrichten
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Thüringen
1990 bis 2010
Festveranstaltung zum 20-jährigen Jahrestag der Gründung des Landesverbandes Thüringen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unter der Schirmherrschaft der Thüringer Ministerpräsidentin Frau Christine Lieberknecht. Ort: Festsaal im Palas der Wartburg Eisenach Datum: Donnerstag, den 18.11.2010 Uhrzeit: 10:00 Uhr
Schlaufüchse im Forstamt Finsterbergen zeigte, was „Kommissar Rex“ so alles kann. Nicht nur Verbrecher jagen und bewaffnete Angreifer abwehren, sondern auch illegale Drogen, versteckt in mehr als 20 Utensilien, zielsicher finden. Mit 124 Punkten ging der Wanderpokal „Schlaufuchs“ sowie weitere Sach- und Geldpreise an die 4. Klasse der Aktivschule in Emleben. Die Grundschule Friedrich Buschmann kam mit 120 Punkten auf Platz 2, der dritte Platz ging an die Georgenthaler Grundschule Dr. Louis Mayer.
Foto: Frau Hildruth Sommer
Quer durch den Wald Rund 300 Schülerinnen und Schüler aus den 4. Klassen von insgesamt 14 Schulen des Landkreises Gotha nahmen am 10. Juni 2010 an den 15. Waldjugendspielen in Finsterbergen im mittleren Thüringer Wald teil. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, LV Thüringen e.V., und das Thüringer Forstamt Finsterbergen sowie eine Vielzahl von weiteren Helfern und einiger Sponsoren hatten bei herrlichstem Wetter einen Parcours mit 13 Stationen über rund drei Kilometer aufgebaut. In Windeseile mussten die Kids einen Pfad aus Baumscheiben bauen, HolzSDW-Landesverbandsnachrichten
stapel umsetzen oder etwa mit einer Astgabel einen wackeligen Fichtenzapfen balancieren. Aber nicht nur Geschicklichkeit und Sport war gefragt, natürlich auch Wissen um den Wald und die Flora und Fauna. Da gab es Späheraufgaben, bei denen die Schüler verschiedene Waldbewohner wie Dachs, Fuchs oder Hase erkennen sollten oder es mussten Vogelstimmen bestimmt werden. Nach dem Parcours erwartete die Schlaufüchse, neben einem kleinen Imbiss und vielen Getränken, eine weitere Überraschung. Die Hundestaffel der Polizeidirektion Gotha
Die Preise wurden durch den stellvertretenden Landrat des Landkreises Gotha, Thomas Fröhlich, die Vertreterin des SDW, LV Thüringen, Frau Kornitzky und durch den Leiter des Forstamtes Finsterbergen, Dr. Horst Sproßmann, übergeben. Dr. H. Sproßmann
Foto: Frau Hildruth Sommer
Wie funktioniert die Borkenkäferfalle? Unser Wald 5 I 2010
Thüringen
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Ein Erlebnistag im Wald Am Sonntag dem 06.06.2010 hatte das Buchenzentrum Mühlhausen mit dem Forstamt Hainich-Werratal in den Mühlhäuser Stadtwald zum Walderlebnistag eingeladen. Der Grundgedanke eines „Walderlebnistages“ ist es, den Bürgern einen vielfältigen Eindruck in das Ökosystem Wald zu verschaffen und gleichzeitig das vielschichtige Arbeitsfeld im Wald, angefangen vom Wegebau bis Holzeinschlag und der Verwertung von Holz anschaulich und informativ darzustellen. Mit Unterstützung der Stadt Mühlhausen konnten durch die Vereinsmitglieder des Buchenzentrums, vielen Helfern unterschiedlichster Firmen, Institutionen und Vereinen, wie unserem SDW-Landesverband der den Späherstand betreute, dem Waldverein Mühlhausen, der Kreisjägerschaft Mühlhausen und der Denkmalpflege Mühlhausen 28 verschiedene Stationen am Weißen Haus errichtet werden. An den Ständen war für jedes Alter etwas dabei, angefangen vom Bogenschießen über Stiefel- und Zapfenweitwurf, die Korbmacherei und das Ponyreiten. Großen Anklang fanden aber auch die Informations-
Foto: SDW Thüringen
Andrang am Stand der SDW Thüringen stände zu den unterschiedlichsten Wald-Themen wie Pilze, Fledermäuse, Wildhandel und Jagd. Wie beispielsweise die Holzbearbeitung funktioniert wurde von der Denkmalpflege Mühlhausen, die mit einem mobilen Sägewerk einen
Stamm zur Weiterverarbeitung längs zersägte, vorgeführt. Besonders interessant war der Stand der Zapfenpflücker, die ihre wichtige Arbeit in der einzigen Forstsaatgutvermehrungsstelle Thüringens vorstellten und verschiedene getrocknete heimische Baumsamen, aber auch seltene ausländische Samen als Anschauungsmaterialien dabei hatten. Am Ende dieses Sonntages konnten die Veranstalter rund 2000 Besucher zählen. Der Erlebnistag im Wald war damit auch 2010 ein voller Erfolg. Kontakt SDW · Thüringen Lindenhof 3 99998 Weinbergen/OT Seebach Tel.: 03601/42 70 40 Fax: 03601/40 29 03 E-Mail: info@sdw-thueringen.de www.sdw-thueringen.de
Foto: SDW Thüringen
Welcher Baum hat so große Zapfen? Unser Wald 5 I 2010
Landesvorsitzender: Matthias Wierlacher Geschäftsführerin: Birgit Luhn
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