Figuren. Der Täter rückt ins Blickfeld. Die starke Moni hat psychische Probleme, die geschwächte Silke eine ungeahnte Härte. Und doch hat auch diese Härte wieder einen Riss, und in diesem Riss nistet eine wiederum unerwartete Güte. Je nach dem, von wo und mit welchem Wissen man schaut, kann die gleiche Umarmung von Zuneigung zeugen, von Verzweiflung, von Lüge. Und Lüge wiederum von Zuneigung natürlich.
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Dass „Sag du es mir“ ein Film über starke Frauen ist, ist kein Zufall. „Ich bin selbst von welchen umgeben“, sagt Nathansky. “Und ich finde beide Schwestern auch in mir selbst: als Facetten, die miteinander kämpfen.“ Feminismus, ja – aber mit seinen Filmen verfolgt er keine Agenda. Oder wenn, dann die: absolute Ehrlichkeit. Dadurch entstehen Dialoge von makelloser, schmerzlicher Klarheit. „Hat Sie etwas überrascht?“, will eine Kommissarin von Silke nach dem Brückenunfall wis-
sen. „Ich lasse mich nicht überraschen“, antwortet Silke. „Wenn es schlecht ist, habe ich es erwartet. Und wenn es gut ist, dann passiert es nicht.“ „Sag du es mir“ läuft am 26. September um 21 Uhr im Thalia-Kino Babelsberg. Das Filmfestival “Sehsüchte“ findet vom 23. bis 27. September statt *** Foto: Andreas Klaer M. Nathansky
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IVW 2/2015
pnn.de (Potsdamer Neueste Nachrichten) | 21.09.2020 20:41 ↗ Weblink
Von Fliesen, Frauen und Fragmenten Am 23. September beginnen die Sehsüchte 2020, erstmals analog und digital. Mit dabei: Regisseur Michael Fetter Nathansky, der an der Filmuni Babelsberg studierte und jüngst den Achtung Berlin Award für das Beste Drehbuch gewann. Lena Schneider Potsdam - In dem Film, den Michael Fetter Nathansky über seinen Großvater gemacht hat, kommt sein Großvater nicht vor. ”Un cuento sin ti” (A story without you) heißt der Dokumentarfilm von 2019. Er wolle keinen Film über einen reichen Österreicher in Mexiko machen, in dessen Leben Mexikaner nur als Haushaltshilfen auftauchen, sagt Fetter Nathansky zu Filmbeginn. Stattdessen zeigt er: Menschen, die er auf der Straße vor dem Haus seiner verstorbenen Großeltern trifft. Am blank polierten großelterlichen Esstisch reden sie über ihr Leben. Jun© 2020 PMG Presse-Monitor GmbH
ge Mädchen, alte Damen, mittelalte klären, wie man das macht: im KniGeschäftsmänner. Und die Bauerar- en nämlich, dem zu Putzenden zu beiter im Haus gegenüber. Füßen. Der Regisseur Michael Fetter Nathansky, geboren 1993 in Köln, könnte sich als halbmexikanisch bezeichnen: Sein Vater, Sohn des in die Emigration gezwungenen Österreichers, wuchs dort auf. Tut er aber nur, wenn er angeben will, sagt Michael Fetter Nathansky in dem Film. Eigentlich wisse er so gut wie nichts von dem Land. Später in ”Un cuento sin ti” schlüpft er in die Rolle eines Schuhputzers, lässt sich akribisch er-
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Michael Fetter Nathansky, preisgekrönter Regiestudent der Filmuniversität Babelsberg. Schreiben als Rollenspiel Michael Fetter Nathansky schlüpft gerne in andere Rollen, hinterfragt damit die eigene. ”Das ist vielleicht überhaupt der Grund, warum ich zum Film gekommen bin”, sagt er, der auch seine Drehbücher selbst schreibt. Für das Buch seines SpielZum Inhaltsverzeichnis