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IHR KÖLNER STADTJOURNAL IM ZEITSCHRIFTENHANDEL

szene, kulturem, temperamente

2,00 EUR Ausgabe Köln/Bonn

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Ihr Stadtjournal für die Kölner Region

We are online

DEZ./ JAN

Alles Schokolade

seconds präsentiert:

Grundstoff Kakao: Geschichte, Legenden, Kunst

Der Trank der Götter auf Reisen

Hernán Cortez brachte vermutlich den Kakao 1528 aus Mexiko mit an den spanischen Hof. Nach und nach entdeckte man in Europa die unendlichen Möglichkeiten der vielseitigen Pflanze. Die Milch kam erst im 19. Jahrhundert dazu.

Die hohe Kunst der Schokoladenkreation

Schokolade für den Winterschlaf

Chocolatiers kreieren, mischen und verfeinern die verführerischsten Dinge aus dem kostbaren Rohstoff. Die Sorte spielt schon von Anfang an eine sehr große Rolle. Süße Aromen, Chili, Basilikum oder Meersalz – die Trends wechseln, aber Schokolade wird uns immer begeistern.

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich die Redaktion bis Anfang Februar in die Winterpause. Unser erster Schwerpunkt im neuen Jahr wird ‚Bildung‘ sein – ungewöhnlich betrachtet und spannend wie immer. Allen Lesern wünschen wir ein ganz besonders gutes neues Jahr!

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2. Jahrgang Ausgabe 12 - Dezember 12 Verkaufspreis: 2,00 €


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Momentaufnahmen

Seconds 2013 – Wir suchen: Für die Verstärkung unseres Redaktionsteams, erfahrende Redakteure aus den Bereichen Sport, Technik, Biolance, Kultur und Trends. Zu Beginn als reine Honorarkraft für ein-zwei Artikel. Wenn Euch unsere Standings passen, dann schickt uns Eure Bewerbung an online@ second-magazine.de Für die Erweiterung der Vertriebsabteilung suchen wir erfolgsorientierte Mitarbeiter, die auf Basis „Vertrauen schafft Kunden“ ihre Ressorts erobern wollen. Bewerbungen an: ma@seconds.de Für den Außerhaus-Verkauf suchen wir Straßen- und Kneipenverkäufer, die zu Monatsbeginn ihr Revier abstecken und zu fairen Bedingungen einen guten Zusatzverdienst erwirtschaften möchten. Bewerbungen bitte an: ma@seconds.de

Hier bekommen Sie Seconds: Köln

Hauptbahnhof, Flughafen Köln-Bonn,

Presse Ludwig, Bonn, Leverkusen, Hürth, Frechen,

Brühl, Bergheim, Siegburg, Zeitschriftenfachhandel, Buchhandlungen, LOTTO-TOTTO, Tankstellen, zahlreichen Trend und Fachgeschäfte und in der Redaktion

Aus den Inhalten

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Lebensraum

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Genießen entgegen dem Trend zu XXL Kleine Manufaktur - hohe Qualität Die Bürgerstiftung Köln Lebendige Beteiligungskultur und Ehrenamt Bürgerschokohaus Stollwerck Von großer Schokoladentradition zur Bürgertradition Freies Werkstatt Theater Schokoladiges und Preisverdächtiges

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Erster Geburtstag der Köln-Schokolade Erfinder - Der Weltladen - feiert Wo der Zucker wächst Feiner Zucker aus Übersee für Schokolade in Deutschland Köln überwindet Barrieren Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik 2012

Kulturzirkus

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Rendezvouz der Sinne Die ganze Vielfalt der Schokolade genießen Hernán Cortés Wie der Trank der Götter nach Europa kam Sansta Klaus verzweifelt gesucht Buchvorstellung: Weihnachtskrimi Kultur für Jedermann Der Mensch braucht Futter für die Seele

Urban Arts

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Fauvistischer Farbenrausch Ausstellung im Museum Folkwang Essen Champagnertrüffel In Handarbeit zu einer einzigartigen Praline Immendorfer Schokoladentraum Schokocatering


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Dezember | 03 Dezember schokoladig abschalten:

Foto© Schoko-Phone, Sharp

In Dezemberausgaben wirft man normalerweise einen Blick zurück. Die Secondsredaktion umgeht dieses Ritual und blickt in die Gegenwart. Während wir beobachten, wie die Mitbürger die Zuckerwatte auf ihren Kaminen montieren, die Lebkuchenfensterläden anbringen und das Haus mit der Weihnachtsbeleuchtung kilometerweit sichtbar machen, wollten wir das Thema Weihnachten eigentlich vermeiden. Also haben wir uns einen Aspekt des Ganzen herausgepickt, diesen aber von allen Seiten beleuchtet: die Schokolade und ihren unendlich vielseitigen Grundstoff Kakao. Ganz sicher haben wir nicht alles gefunden, was es zu entdecken gab. Aber wir spannen einen Bogen vom Genuss zum Nobelpreis, vom Rohkoch zu den Azteken, vom Kuchentaxi zum fairen Handel. Ein paar unschokoladige Themen haben sich noch eingeschlichen und runden die Sache ab. In der Musikredaktion zum Beispiel: sie hat KOPEK interviewt, drei irische Rock’n’ Roller, von denen noch viel zu erwarten ist, hat mit ABBA – The Show gesprochen und verrät, warum man die DIRTY HORSE Konzerte am besten nicht verpasst. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen – allen Sympathisanten natürlich auch sehr schöne, freundliche Weihnachten und ein ganz besonders gutes neues Jahr. Wir verabschieden uns bis Anfang Februar!

www.seconds.de

Biolance

Originell

Theater | Film

Musik

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Raum für Phantasie mit den richtigen Dessous

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Theater, das verzaubert Das Metropol

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Inlet - Outlet Designer Bernd Berger

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Schokoladengeschichten DVD Review

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Bonn Weihnachtsmärkte

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Schokolade à la Gourmet Profi-Koch Franz Hütter über Vielseitige Schoko-Küche Verführerische Reise in den RohSchokoHimmel Workshop „Rohe Schokolade“ Schokolade ist gut fürs Herz Kakao von seiner Schokoladenseite

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Impressum Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen Geschichte und Herstellung Schokolade essen für den Nobelpreis Eine Statistik Das Schokolädchen

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Leverkusen Midge Ure Konzert

Kinderfotopreis NRW Erfolgreich ins Finale

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ABBA Thank You For The Music KOPEK Rock ´n´Roll von der grünen Insel DIRTY HORSE Back in the saddle A HARD DAY´S WRITE Das Buch für alle Beatle Fans

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SECONDS präsentiert Heros of Rock


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04 | Temperamente

Alles zu seiner Zeit und in der richtigen Kombination

Genießen entgegen dem Trend zu XXL Michael Gliss ist einer, der sich mit Schokolade rundum auskennt. Als ausgebildeter Kaffeesommeliers betreibt er in Köln einen winzigen Laden, in dem es die ganze Welt der Schokolade und des Kaffees zu entdecken gibt. Seconds durfte in die Welt eintauchen.

Von Anne Siebertz Seconds: Herr Gliss, Sie sind gerade zurück von der Messe “Eat and Style“. Gibt es neue Trends in Sachen Schokolade? Michael Gliss: Ich hätte mir gewünscht, mal wieder etwas Neues in Richtung Schokolade zu entdecken. Was ich wieder vermehrt gesehen habe, sind Schokoladen, also die puren Schokoladen, die Ursprungsschokoladen, gleichzeitig aber auch viele, ich nenne sie jetzt aromatisierte Schokoladen. Nach wie vor ist das Thema mit rosa Pfeffer oder mit Kräutern immer noch angesagt. Ein, zwei Trinkschokoladenanbieter waren da, das war eine Zeitlang stärker. Einen wirklich neuen Trend habe ich nicht ausmachen können. Seconds: Schokolade mit rosa Pfeffer, ist das auch Ihre Vorliebe, oder sind Sie eher Purist, was Schokolade angeht? Gliss: Ich bin grundsätzlich der Purist, weil ich nur über das pure Vergnügen zur Qualität komme. Gleichzeitig liebe ich aber auch die Vielfalt, weil ich weiß, wie vielseitig Schokolade ist, wie vielfältig man Kakao aufarbeiten und verarbeiten kann. Also alles zu seiner Zeit und in der richtigen Kombination. Seconds: Sie sind ausgebildeter Kaffeesommeliers. Wie erlernt man diesen Beruf? Gliss: Der Kaffeesommeliers geht im Prinzip zurück auf den klassischen Sommeliers. Das ist auch meine Herkunft: Hotellerie, Gastronomie, der Wein, und der Kaffeesommeliers ist der, der sich dann irgendwann spezialisiert. Die modulartige Ausbildung zum Diplom-Kaffeesommeliers habe ich vor über elf Jahren gemacht, beim Wiener Institut für Kaffee-Expertenausbildung von Professor Edelbauer, ein ehemaliger Rohkaffeeeinkäufer, der weltweit gereist ist. Seconds: Heißt das, dass der Kaffeesommeliers sich automatisch auch mit Schokolade auskennt?

die Manufaktur, desto größer die Chance auf direkten Handel und auf höhere Qualitäten. Also kleine Manufakturen, die fünf oder zehn Kilo conchieren, sind was anderes als was die große Industrie conchiert. Da kommen dann abhängig vom Anbaugebiet einfach Massenschokoladen bei heraus. Das ist einfach so. Seconds: Wie ist Ihre Haltung zu fairer Schokolade? Gliss: Das gilt für mich genauso wie beim Kaffee. Nur über den fairen Handel haben wir überhaupt die Möglichkeit, mittelfristig weiter Qualitäten zu bekommen. Nur wenn wir dafür sorgen, dass diejenigen, die den Kakao anbauen, davon auch leben können, haben wir auch weiterhin die Möglichkeit, gute Qualitäten zu bekommen. So simpel ist das. Je mehr wir zulassen, das muss man ganz klar sagen, dass Lebensmittel wie Schokolade, Trinkschokolade, Tafelschokolade über den Preis eingekauft werden, desto mehr tun wir unseren Teil dazu bei, dass wir ausschließlich über Massenqualitäten reden und nicht über hohe Qualitäten. Seconds: Sie kaufen europaweit bei Chocolatiers ein und bei kleinen Manufakturen. Besuchen Sie die auch vor Ort und lassen sich erklären, wie deren Kontakte zu den Produzenten sind? Gliss: Der Schokoladenmarkt ist noch ein bisschen mehr auf den Handel ausgerichtet als es beim Kaffee der Fall ist, wo man mehr in den Anbaugebieten und vor Ort ist. Bei der Schokolade ist es spannenderweise so: wir haben in Europa glücklicherweise einige, die Schokolade verarbeiten und von denen wir wissen, dass sie Kontakte zu den Plantagen haben. Mit denen suchen wir den Austausch und stellen fest, wie gesagt, je kleiner die Manufaktur ist, desto größer die Chance, dass sie sich auch vor Ort mit den Plantagen auseinander setzen. Das Spezialistentum ist heute so, dass die Manufaktur, den engen Kontakt vor Ort hat, und wir als Händler sind gefragt, uns auf die Suche nach denjenigen zu begeben, die wirklich noch Wert auf Qualität legen. Seconds: Wie findet man die?

Gliss: Ich habe einfach immer eine gewisse Affinität zur Schokolade gehabt. Das ist sehr schön, sehr komplementär zum Kaffee. Ich denke, die Leidenschaft für Schokolade liegt nahe. Seconds: Wie unterscheiden sich denn beispielsweise beim Kakao die Anbaugebiete vom Kontinent her? Gliss:Wir haben gerade im Kakaobereich grundsätzlich ein Massengeschäft. Das bedeutet, wir haben Afrika, die Elfenbeinküste, die den größten Teil eigentlich abdeckt, es gibt viele kleine Anbaugebiete in Mittel- und Südamerika. Da gehen wir aber schon stark ins Spezialistentum rein. Man muss wirklich die direkten Kontakte nutzen. Bei den großen Anbaugebieten kann man davon ausgehen, dass man in der Regel auch Massenprodukte einkauft. Dadurch dass wir nur Händler und nicht Verarbeiter des Kakaos sind, ist es für uns eine starke Vertrauensfrage. Man könnte sagen, je kleiner

Gliss: Neugierig sein, unterwegs sein, ausgetrampelte Pfade verlassen. Das klingt vollkommen banal, aber wir haben in den letzten fünf Jahren extrem viele Messen und Ausstellungen bekommen. Die muss man auch mal verlassen, mal die kleinen Hausmessen irgendwo besuchen, von denen man durch Zufall gelesen hat. Das war schon immer aufwendiger, auch vor 15 Jahren schon, als wir angefangen haben. Also häufig Mund-zu-Mund-Propaganda. Manchmal kommen Kunden zu uns, die erzählen von einem Produkt, das sie irgendwo ‚in Österreich in der Nähe von Zell am See’ kennengelernt haben. Irgendwann sagen wir dann, da fahren wir mal auf einer unserer nächsten Strecken hin. Seconds: Haben Sie einen speziellen Lieferanten, mit dem Sie schon seit Jahren zusammenarbeiten, irgendwo im Ausland?

Gliss: Es ist eher so, dass wir manche der Lieferanten, die wir früher hatten, aufgegeben haben, weil dann so nach und nach das Internet kam. Dann tauchte so ein Italiener oder Spanier auf einmal in den großen Kaufhäusern und Warenhäusern auf. Da haben wir gesagt, so klein, wie wir sind - und Schokolade ist für uns reine Leidenschaft - wenn wir’s haben, dann was anderes, was andere nicht haben. Also wir wechseln eigentlich eher. Seconds: Sie sind auch viel unterwegs, in München, Berlin, Wien und anderen Städten, ist das meist in Sachen Kakao und Kaffee? Gliss: Ja, das ist in letzter Zeit weniger privat als geschäftlich, das sind Veranstaltungen, die wir durchführen, Verkostungen rund ums Thema Kaffee und Schokolade, die uns witzigerweise in den letzten Jahren in der Kombination auch bewusst von den Kunden vorgegeben werden. Ich organisiere und moderiere dann zu dem Thema Vorträge, Workshops oder kleine Events zum Thema „Aromen entdecken“. Seconds: Wie lassen Sie denn die Teilnehmer Aromen entdecken? Was servieren Sie und wie kann man die Geschmackssinne wecken? Gliss: Das Wecken funktioniert eigentlich mit allen erdenklichen sinnlichen Eindrücken. Das kann sein über Farben, in Form von verschiedenen Stoffen, die ich zeige, das kann eine Aromaallee sein, gläserne Behältnisse, in denen ich 20, 30, 40 verschiedene Aromen, Kräuter, Gewürze, Erde, Rinde, Mulche, Blüten zeige und versuche, die Geruchssinne zu intensivieren. Das können Musikeindrücke sein, die alle unsere Sinne stimulieren. Oder auch mit Nase und Mund, also olfaktorisch und gustatorisch Schokolade zu schmecken. Dann machen wir manchmal ein Pairing mit Schokolade und Gerichten, die wir gekocht haben, also eigentlich alles, was neugierig macht. Ich begleite sie einfach auf dieser Sinnesreise.


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Je kleiner die Manufaktur, desto größer die Chance auf höhere Qualitäten Seconds: Sie führen hier in Ihrem wirklich kleinen Ladenlokal ein wenig abseits der Kölner Innenstadt ein umfängliches Angebot, besonders was Schokoladen angeht. Nehmen Sie uns mit auf eine Reise durch den Laden? Michael Gliss: Also, wir haben verschiedene kleine Manufakturen, auch belgische Manufakturen, spanische, österreichische, weil sich ja gerade in Europa vieles entwickelt hat in den letzten Jahren. Trinkschokoladen sind immer mit dabei, das wechselt. Auch viele reine Schokoladen bis hin zu den 100-Prozent-Schokoladen. Wir sind da auf der einen Seite klassisch, auf der anderen Seite versuchen wir auch einen Teil der Vielfalt zu zeigen. Seconds: 100 Prozent Schokolade, was bedeutet das? Und wie kann man daraus eine Tafel herstellen? Michael Gliss: Das ist der reine Kakao, einhundert Prozent, ohne dass Milch zugesetzt wird und das ist schon ein sehr starkes Vergnügen. Da ist der Schokoladenhersteller gefragt, das dann zu einer Tafel Schokolade zu verarbeiten, auszuwalzen, beim Conchieren mit den richtigen Temperaturen und in der richtigen Zeit dafür zu sorgen, dass diese 100 Prozent zu einer angenehmen Konsistenz kommen, ohne weitere geschmeidig machende Anteile. Seconds: Die Kaffeesorten und -produkte fallen zunächst ins Auge. Das Schokoladenangebot will erst entdeckt werden...

Während Michael Gliss Seminarteilnehmer auf einer Geschmacksreise begleitet, begleiten wir ihn und seine Frau Claudia Gliss auf einem Rundgang durch das winzige Ladenlokal in der St. Apernstraße.

Michael Gliss: Ja, Schokolade haben wir besonders in diesem kleinen Schokoladenkühlschrank, eigentlich ein Weinkühlschrank. Er lässt sich digital einstellen auf 16° C, eine gute Temperatur für Schokolade, besonders im Sommer natürlich. Sie gewährleistet, dass die Schokolade auch gut schmeckt. Zuoberst haben wir Goufrais, eine ganz kleine Manufaktur aus Süddeutschland, die stellen den Schokoladenguglhupf her. Witzigerweise machen die nur dieses eine Produkt, nur in einer Größe, aber in verschiedenen Abpackungen. Mit dem Monoprodukt halten sie sich seit über sieben Jahren erfolgreich am Markt. Dann haben wir den spanischen Hersteller Blanxart, sortenreine und Ursprungsschokolade aus Kongo und Peru, 82-, 77-, 40-prozentige Schokoladen. Dort unten Berger, eine ganz kleine Manufaktur aus dem Salzburger Land, auch sehr ursprünglich mit Confiserie und Schokoladen. Weiter unten noch eine Bioart, das ist auch eine österreichische Manufaktur, komplett biozertifiziert und Fair Trade, die das auch bewusst so ausgesiegelt haben, das haben nicht alle. Claudia Gliss: Dann bekommen wir bald noch eine andere ganz tolle Schokolade. Ich war nämlich gerade auf Recherchetour, habe eine kleine Manufaktur angeschaut am Starnberger See und konnte mir da die ganze Produktion angucken, von der Schokolade über die Füllungen, über die Kakaoanteile, die benutzen nur Felchlinschokolade. Das ist ein Kakaobohnenanbieter, eigentlich ein Produzent von Couvertüren und ganz hochwertiger Schokolade, vom Geschmack her sind die ganz fein, knacken richtig toll, sind ewig lang conchiert. Die achten wirklich darauf, dass die Kleinbauern noch ihr Auskommen haben und keine Kinderarbeit betrieben wird. Das war natürlich total spannend, sich die ganze Handarbeit anzusehen. Kommt diese Woche. Ich freu‘ mich drauf.

Seconds: Was gibt es jenseits der Tafelware an Schokoladenprodukten? Michael Gliss: Hier haben wir ein ganz interessantes Produkt, ein junges Unternehmen aus Berlin, Candypops nennen die sich. Cakepops gab’s früher schon im reinen Pralinenladen, aber die waren in Deutschland die ersten, die das aus der reinen Confiserie/Patisserie herausgeholt haben, modern gemacht, an einen Stiel gebracht. Das ist wie ein Schokoladenbrownielutscher. Die Pops sind aus hellen, dunklen, kräftig gewürzten, also unterschiedlichen Brownieteigen, und umhüllt mit dunkler, heller, weißer Schokolade, mit Gewürzen, mit Rosenblättern, mit Kokos. Seconds: Gehen wir mal weiter … Michael Gliss: Die hier finde ich sehr schön, sortenreine Schokoladen mit unterschiedlichem Kakaogehalt als kleine Taler gemacht, nette Mitbringsel oder die kleine Schokolade zum Kaffee. Claudia Gliss: Wir haben auch Nougatstangen mit Schokolade umhüllt, auch wieder Blanxart, der Spanier, also eine weichere, es gibt auch welche mit etwas härterem Nougat drin, dann auch mit verschiedenen Schokoladen umhüllt, von der dunklen über die helle über die Vollmilchschokolade und mit verschiedenen Gewürzen oder Nüssen oder sonstigem bestreut. Auch lecker. Michael Gliss: Als ganz klassisches Produkt führen wir auch die Trüffelpraline, wieder in verschiedenen Kakaoanteilen, mit verschiedenen Füllungen, den Klassiker seit Jahrzehnten. Die Nachfrage ist da – die Menschen möchten sich hin und wieder mal mehr Auswahl gönnen, es muss nicht immer nur die Menge sein. Das ist eine nette, kleine, feine Auswahl und das passt einfach, entgegen dem Trend zu XXL. Also lieber ein bisschen kleiner und feiner, das macht mehr Spaß. Seconds: … und dort drüben im Regal? Michael Gliss: Das sind teilweise schokolierte Mandeln, in hell, in dunkel, klassische gebrannte, geröstete Mandeln, auch Walnüsse schokoliert, als Mix, da sind die Rosinen dann noch mit dabei. Die Klassiker gehen in der hochwertigen Qualität immer. Menschen, die Spaß an besonderer Qualität haben im Sinne von Manufaktur, tollen Grundzutaten, sind weniger exotisch ausgerichtet als vielleicht diejenigen, die vielleicht lieber einem Style nachlaufen, was auch in Ordnung ist, aber sobald Sie in die Manufaktur, in die hohe Qualität kommen, habe ich noch nie festgestellt, dass ein Klassiker in der süßen Ware nicht mehr läuft. Seconds: Was geht besonders gut jetzt zu Weihnachten? Michael und Claudia Gliss: Eigentlich alles! Schokolade, das ist süß, das ist so ein bisschen Spaß haben, sich das Nette, Kleine zu gönnen, die Vielfalt. Sobald es kühler wird, noch nicht mal nur zur Weihnachtszeit, sondern in der dunklen, kalten Jahreszeit geht Süßes einfach immer.


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Lebensraum

06 | Lebensraum Die Bürgerstiftung Köln:

Sich in die Gesellschaft einbringen, damit sie funktioniert Von corinna güsken Köln ist eine sehr lebendige Stadt, in der sich viele Menschen für eine funktionierende Gesellschaft engagieren – soziale, kulturelle und integrative Projekte initiieren, wo sie gebraucht werden. Die Initiatoren und Mitarbeiter brauchen verlässliche Förderer, damit sie heute und in der Zukunft arbeiten können. Diese Basis zu schaffen war der Gedanke, der 2003 innerhalb des KölnAgenda e.V. entstand und zwei Jahre später zur Gründung der Bürgerstiftung Köln führte. 52 Kölner Bürger fanden 2005 zusammen, um mit ihren Beiträgen den Grundstock des Stiftungsvermögens zu legen. Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit haben sie bis heute das Stiftungsvermögen verdoppelt und eine beachtliche Zahl von Projekten unterstützt. Die Bürgerstiftung ist eine Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation von Bürgern für Bürger. Als unabhängige und gemeinnützige Institution fördert sie verschiedene Belange im Stadtgebiet Köln. Der Stiftungszweck ist breit angelegt: Die Themen reichen von Bildung und Erziehung, Jugend- und Altenhilfe oder Wissenschaft und Forschung über Kunst, Kultur und Denkmalpflege über Umwelt und Naturschutz bis hin zur Förderung von Bürgerbeteiligung und ehrenamtlichem Engagement. Die Idee der Bürgerstiftung stammt aus den USA, wo sie bereits eine lange Tradition hat. Die erste ‚Community Foundation’ wurde 1914 in Cleveland, Ohio gegründet. Ähnlich lange existiert die Bürgerstiftung von Indianapolis, erzählt Dr. Ludwig Arentz, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Köln. Sie habe mit 3000 Dollar Stiftungskapital begonnen und sei mittlerweile zu einem Konzern geworden, der 500 Millionen Dollar verwaltet. „Da wollen wir hin“, schmunzelt er. In Deutschland entstanden die ersten Bürgerstiftungen 1996 in Gütersloh und 1997 in Hannover. Seitdem haben etwa 300 Städte die Idee aufgegriffen und umgesetzt. 239 Bürgerstiftungen tragen das Gütesiegel des Bundesverbandes, der „Initiative Bürgerstiftungen“. Auch die Kölner legen großen Wert auf das Siegel, denn es steht für Transparenz und das ausschließlich ehrenamtliche Engagement. Was eine Stiftung auszeichnet Grundidee der Bürgerstiftung ist es, ein Stiftungskapital anzusetzen, das laut Gesetz nicht angetastet werden darf. Aus dem Geld werden Überschüsse erwirtschaftet, mit denen Projekte in der Stadt gefördert werden. Wie das Geld angelegt wird, bleibt der Stiftung überlassen, die allerdings der Stiftungsaufsicht regelmäßig Rechenschaft ablegt. Wunsch der Kölner Bürgerstiftung ist es, ihr Geld in nachhaltigen Fonds anzulegen und in der Anlagestrategie eher konservativ zu bleiben. Die

Fotos©Kölner Bürgerstiftung

Stiftung hat einen Vorstand und einen Stiftungsrat, der aus der Stifterversammlung gewählt wird. Sie sorgt dafür, dass ihre Organisationsstruktur und die Mittelvergabe transparent bleiben. Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. Ihren zu Beginn relativ geringen Kapitalstock von 52.000 Euro hat die Bürgerstiftung Köln inzwischen verdoppelt. Auch durch Zustiftungen von Kölnern, die mit ihrem Geld etwas Gutes für die Stadt tun möchten. Zustiftungen gehen in den Kapitalstock der Bürgerstiftung ein und unterstützen damit nicht einzelne, sondern alle Aktivitäten der Stiftung. Wer ein bestimmtes Projekt unterstützen möchte, kann das mit einer Spende tun. Spenden und Sponsorengelder werden für die Förderung von Initiativen und Projekten ausgegeben. Sie dürfen nicht in den Kapitalstock einfließen. Wesentliches Merkmal der Bürgerstiftung ist es, dass Geld von vielen Menschen, die nicht nur einem bestimmten Ziel verpflichtet sind, zusammen kommt. Die Stifter sind flexibel in ihrer inhaltlichen Ausrichtung und können ihr Handeln an aktuellen Entwicklungen ausrichten. Die Probleme einer Stadt ändern sich immer wieder, es ist wichtig, darauf reagieren zu können: „Heute sehen wir das Miteinander und die Integration als problematisch an und handeln hier. In ein paar Jahren ist vielleicht der preiswerte Mittagstisch wichtiger,“ sagt Arentz, „deshalb haben wir die Ziele in unserer Satzung sehr breit angelegt.“ Konkretes Engagement Um nach der Gründung handlungsfähig zu sein, sammelte die Kölner Bürgerstiftung Spenden und suchte Sponsoren. Unterstützung kam vor allem von der Sparkasse KölnBonn. 2006 wurde ein erster Projektwettbewerb mit dem Schwerpunkt Integration ausgeschrieben – sowohl generationenübergreifend als auch im Hinblick auf Migration. Mit 14.000 Euro wurden acht ausgewählte Projekte gefördert. Darunter ‚Parea gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH’, die in Porz ein zweites Zentrum für die Integration osteuropäischer Zuwanderer aufbaut. ‚Girlspace’, ein Projekt der evangelischen Kirche, das die aktive Medienarbeit mit Mädchen und jungen Frauen fördern möchte und besonders benachteiligte Mädchen und solche mit Migrationshintergrund anleitet, mit Computern und Internet umzugehen. Und ‚Zeit für Kinder’, das Familien, die ihren Alltag ohne Großeltern meistern, Ersatzgroßeltern vermittelt. Ein Projekt, das auf beiden Seiten großen Anklang fand und in der Folge noch weiter gefördert wurde. KiK, Kultur in Köln ist eine Initiative, die Jugendlichen, vor allem Hauptschülern Theater und Konzerte nahebringt. Eine gute Vorbereitung gehört genauso zum

Foto©Kölner Bürgerstiftung

Konzept wie die Möglichkeit, hinter der Bühne mit Regisseuren und Künstlern zu sprechen. Die Bürgerstiftung hat mit den Verantwortlichen einen Kooperationsvertrag geschlossen, damit sie die Kosten der Theaterbesuche mit der Förderung decken können. „Es macht Spaß zuzugucken, wie sich die jungen Leute im Theater eine neue Welt erschließen“, erzählt Dr. Arentz, „eine Motivation für das Ehrenamt.“ Bei einem zweiten Projektwettbewerb 2009 wurde Integration durch Sport als Schwerpunkt gewählt. Preisträger waren unter anderen ‚Janus e.V.’ und ‚Canyon Chorweiler’. Ein anderes Projekt der Bürgerstiftung ist ‚Eselsohr’, bei dem es um öffentliche Schränke für den Büchertausch geht (seconds berichtete im Oktober darüber). Mittlerweile hat sie neun Outdoor- und fünf Indoorschränke im ganzen Stadtgebiet realisiert – und es sollen weitere folgen. Sie entwickeln sich zu lebendigen Treffpunkten in den Vierteln und fördern die Lesekultur. Aktuell sucht die Bürgerstiftung jemanden, der dieses Projekt intern als Hauptansprechpartner verantwortlich weiterführen möchte. Lebendige Beteiligungskultur und Ehrenamt Die Bürgerstiftung Köln setzt sich auch ein für eine gute Bürgerbeteiligung in Köln und die Strukturen, die dafür geschaffen werden müssen. Gemeinsam mit der Kölner Freiwilligen Agentur und dem Mehr Demokratie e.V. erarbeitet sie in Workshops und öffentlichen Veranstaltungen die Eckpunkte und möglichen Regeln für eine Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Politik und Investoren. Themen wie der Godorfer Hafen oder das Heliosgelände in Ehrenfeld könnten mit einer effizienten Bürgerbeteiligung geplant werden, denn die Bürger können viel Know-how, Ortskenntnis und gute Ideen einbringen, die auch für Investoren interessant sind. Es soll ein Verfahren geschaffen werden, in dem die Politik ihren Einfluss gewahrt sieht, die Bürger ihre Anliegen voranbringen und die Investoren eine Zuverlässigkeit erkennen, auf die sie bauen können. Ziel ist es, für Köln eine Struktur zu definieren, die dann später im Rat beschlossen wird. Für Dr. Ludwig Arentz ist sein Ehrenamt ein zweiter Job. Allein in dieser Woche ist er an drei Abenden für die Bürgerstiftung unterwegs und trifft außerdem die Redaktion. Es ist schwierig, Familie, Job und Ehrenamt zu vereinbaren, aber das hat er schon immer so gemacht: „Ich finde es sehr wichtig, sich in eine Gesellschaft einzubringen, damit sie funktioniert. Nur Nutznießer zu sein schafft keine Nachhaltigkeit.“ Er erzählt von einer Veranstaltung, die er vor zwei Monaten im Rathaus besucht hat. Der Oberbürgermeister möchte im nächsten Jahr die Unternehmen stärker in das Ehrenamt einbinden, besonders die Mitarbeiter, die in Rente gehen. Sie seien in der Regel rüstig und kompetent, sie bildeten ein gesellschaftliches Potential, das unbedingt genutzt werden müsse, sagt Arentz. Ein Referent hob hervor, was Ehrenamt bewirken kann, Arentz fasst zusammen: „Mehr Zufriedenheit, mehr Wertschätzung


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Dezember | 07 Von der großen Schokoladentradition zur großen Bürgertradition

Bürgerschokohaus Stollwerck 25 Jahre sind vergangen, seit das Bürgerhaus Stollwerck aus den Räumen der einstigen Schokoladenfabrik in den Standort an der Dreikönigenstraße umzog. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt, der für Jung und Alt einiges zu bieten hat. Von Sarina Brechmann

Dr. Ludwig Arentz

und mehr Selbstbewusstsein zum Beispiel. Dinge, die man im Job nicht unbedingt erfährt, weil man auch oft von anderen abhängig ist. Im Ehrenamt hat man eher die Möglichkeit, sich selbst frei zu entwickeln und das ist ganz wichtig für die Persönlichkeit. Der Referent sprach mir aus der Seele – obwohl mir auch mein Beruf wirklich Spaß macht.“ Die Bürgerstiftung Köln sucht immer Menschen, die sich mit Zeit, Engagement oder Geld beteiligen. Zustiftungen sind genauso willkommen wie Spenden, um möglichst viele sinnvolle Projekte in Köln zu unterstützen.

www.buergerstiftung-koeln.de

Stolz blickt das beeindruckende Konstrukt über das Grün des Trude-Herr-Parks: das Bürgerhaus Stollwerck, ein sozio-kulturelles Zentrum, das jährlich von 170 Tausend Menschen besucht wird und somit eines der größten Bürgerzentren in NRW ist. Von seiner früheren Heimat im Gebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik Stollwerck ist heute nur noch der Name erhalten. „Seit 1987 hat das Kulturzentrum seinen Sitz in einem ehemaligen preußischen Proviant-Magazin aus dem Jahr 1906“, erzählt Klaus Wyschka, Leiter des Bürgerhaus Stollwerck seit 2010. Von dort aus wurden preußische Soldaten versorgt, unmittelbar neben dem ehemaligen Fabrikgelände der Schokoladenfabrik Stollwerck. Sie wurde 1839 von Franz Stollwerck gegründet. Alles begann mit der Hustenbonbon-Produktion. 1860 wurde die Produktion um Schokolade, Marzipan und Printen erweitert. Nach dem Tod von Franz Stollwerck 1876 übernahmen seine Söhne die Leitung der Fabrik und bauten sie bis 1902 zu einer weltweit operierenden Aktiengesellschaft mit Werken in Europa und Amerika aus. Nach mehreren Generationswechseln geriet das weltweit tätige Unternehmen im Zuge von Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg in eine finanzielle Schieflage, die erst mit der Übernahme durch Hans Imhoff im Jahr 1972 beendet wurde. Unter Imhoff entwickelte sich Stollwerck zu einem der führenden deutschen Schokoladenhersteller. 1975 verließ die Schokoladenfabrik ihre Gebäude in der Südstadt und bezog neue Produktionshallen in Porz. Die Bürger der Südstadt nutzten die Gunst der Stunde und richteten sich in der alten Fabrik ein Bürgerhaus ein – den Vorläufer des heutigen Bürgerhauses Stollwerck.

vor den teils denkmalgeschützten Mauern, die Bagger rückten an. Bürger, Studenten und Künstler wehrten sich mit einer Hausbesetzung. Am 20. Mai 1980 begann die „Stollwerckbesetzung“ und dauerte 49 Tage. Die mit bis zu 600 Besetzern größte Hausbesetzung in der Geschichte der Stadt Köln erfuhr unter politischen und kulturellen Aspekten bundesweite Beachtung. Die Besetzer richteten sich unter dem Motto „Macht Stollwerck zum Bollwerk“ auf einen längeren Verbleib in der Fabrik ein. Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen wie Plenum und Wandzeitung wurden eingerichtet, Flugblätter gedruckt, eine Küche mit täglicher Verpflegung nahm ihren Betrieb auf. Die Frage des Umgangs mit der Besetzung führte zu Auseinandersetzungen unter den in Köln regierenden Sozialdemokraten, in die schließlich hochrangige Vertreter der SPD-Bundespolitik eingriffen. Die Besetzung schlug letztendlich fehl, doch einen Erfolg konnten die Demonstranten erzielen: Die Stadt stimmte einer Zwischennutzung als Kulturzentrum zu. Fortan konnte das alte Fabrikgebäude über sieben Jahre von einer progressiven Kunst- und Theaterszene genutzt werden, bis es 1987 schließlich zugunsten einer neuen Wohnsiedlung abgerissen wurde. Als Ausgleich für den Verlust an denkmalgeschütztem Baubestand und um den Fortbestand dieser für die Menschen des Severinsviertels wichtigen sozialen Einrichtung zu sichern, entschloss sich die Stadt Köln, ein Umnutzungskonzept erstellen zu lassen. Sie erwarb das angrenzende ehemalige Heeresproviantmagazin von der Bundespost und ließ dieses zum Kulturund Bürgerhaus umbauen.

Projekt Stadtsanierung Südstadt

Das heutige Bürgerhaus

Nach der Vorstellung der Bürger sollte das alte Fabrikgebäude umgebaut werden und preiswerten Wohn- und Kulturraum schaffen. Doch die Stadtsanierung des Severinsviertels machte nicht Halt

So entstand das heutige Bürgerhaus Stollwerck zwischen 1985 und 1987 „unter dem Zwang, den sich zu Beginn der 80er Jahre auf dem ehemaligen Firmengelände der Schokoladenfabrik

Stollwerck etablierenden Künstlerinitiativen eine neue Bleibe für ihre Aktivitäten zu geben“, erzählt Klaus Wyschka. Das Herzstück des Gebäudes ist der große Saal, 600 Menschen finden hier Platz für Kindertheater, Karnevalssitzungen, Konzerte und einiges mehr. Einst stand Udo Lindenberg auf der kleinen Bühne, hier begannen viele Karrieren. Es gibt Proberäume für Musiker und regelmäßig schallen südamerikanische Klänge durch das Gemäuer. Es gibt Tanzangebote, wie zum Beispiel argentinischen Tango und auch ein eigenes Kleinkunsttheater mit 100 Plätzen, welches ganzjährig bespielt wird. Kabarett, Comedy, Lesungen, für Jeden ist etwas dabei. Von Computerkursen und Gesprächsrunden für die Älteren bis hin zu Hausaufgabenbetreuung für die Kleinen, im Bürgerhaus Stollwerck gibt es unzählige Angebote für Jedermann, und das schon seit über 25 Jahren. Klaus Wyschka wünscht sich, dass auch in Zukunft weiterhin viele Besucher kommen. Im Bereich der Bürgerhäuser und Zentren wird eingespart, nahezu 20 Prozent, berichtet der Leiter des Bürgerhauses. „Mein größter Wunsch ist, dass wir bestehen bleiben“, sagt er besorgt. Auch im Dezember gibt es wieder viele Konzerte, Kabarett-Veranstaltungen und Kindertheater. Gehen Sie hin und lassen sich von diesen geschichtsträchtigen Haus verzaubern. Bürgerhaus Stollwerck Dreikönigenstr. 23 50678 Köln-Südstadt Tel. 0221/99 11 08-0 www.buergerhausstollwerck.de

Schokoladiges und Preisverdächtiges aus dem ‚Freies Werkstatt-Theater’ Wie das Beispiel des alten Stollwerck-Gebäudes zeigt, eignen sich alte Fabrikgebäude hervorragend für kulturelle Zwecke. Auch das FWT, beherbergt in einem gründerzeitlichen Gebäude am Zugweg, schaut auf eine bewegte Geschichte zurück, ist es doch in einer ehemaligen Bananenreiferei untergebracht. In späteren Jahren war dort übrigens bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Schokoladenfabrik Oriol angesiedelt, die nach ihrem Auszug an anderer Stelle in Köln noch einen Schokobrotaufstrich hergestellt hat. Nach einer Vielzahl anderer Nutzungen hat das Freie Werkstatt-Theater schließlich dort 1977 seinen Standort bezogen und sich in der Folgezeit als Theater der freien Szene mit einem breiten Programmangebot einen Namen gemacht. Neue Leitung nach über dreißig Jahren Ingrid Berzau und Dieter Scholz waren als Leitungsteam über drei Jahrzehnte lang gewissermaßen ein Urgestein des kleinen Theaterhauses. Kürzlich übergaben sie die Leitung in die Hände von Inken Kautten und Gerhard Seidel, bleiben dem FWT mit dem Altentheater

aber erhalten. Die beiden Nachfolger sind der Tradition des Hauses seit langem verbunden, haben sie dort doch schon zahlreiche erfolgreiche Stücke auf die Bühne gebracht: Theaterbesuchern sind sicherlich noch die Inszenierungenen Gerhard Seidels mit „Die Entdeckung der Currywurst“ (1998), „Die Go-Spielerin“ (2004) oder „Das Wüten der ganzen Welt“ (2008) in Erinnerung. Inken Kautter sorgte jüngst für Furore mit „Der Fall Oscar Wilde“ (2011) und dem aktuellen Stück „Wegschließen – und zwar für immer“. Das dokumentarische Stück ist denn auch gleich zweifach nominiert: zum einen für den Hauptpreis des Kölner Theaterpreises, der im Dezember vergeben wird, wie auch für den Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater. Ebenfalls nominiert für den Kinder- und Jugendtheaterpreis ist die FWT-Produktion „Nulli und Priesemut: Wer baut denn hier ’nen falschen Schneemann?“ als bestes Kindertheaterstück. Im Dezember spielt das FWT das Familientheaterstück Robinson & Crusoe (ab 10 Jahren). Viel Spannung verspricht das Stück über zwei Männer, die sich nach einer Naturkatastrophe erst bitter bekämpfen, dann aber merken, dass sie nur gemeinsam den Kampf ums Überleben gewinnen können.

Karten unter Tel. 0221-327817 oder kartenreservierung@fwt-koeln.de. Freies Werkstatt Theater - Zugweg 10 - 50677 Köln


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08 | Lebensraum Herzlichen Glückwunsch:

Der Weltladen feiert den ersten Geburtstag der fairen Köln-Schokolade Von CORINNA GÜKSEN

70 Gramm wiegt sie, hat einen kunterbunten Blechdom auf dem Etikett, schmeckt nach Karamell und Mandelnougat, ist fair gehandelt und macht „e jot Jeföhl“: Die erste und einzige Köln-Schokolade wird in diesem Monat ein Jahr und einen Monat alt. Und natürlich kommt sie nicht von schlechten Eltern, sondern aus der österreichischen Schokoladen Manufaktur Zotter, die „Der Schokoladentester“ Georg Bernardini in seinem neuen Buch ganz klar auf Platz eins seiner Hersteller-Rangliste sieht. Erfinder der Köln-Schokolade ist der Weltladen Köln. Louise Hasenhauer, verantwortlich für den Einkauf von Lebensmitteln, hatte in anderen Städten die exklusive Stadtschokolade entdeckt und wollte sie gern für Köln umsetzen. Das Team veranstaltete eine Verkostung mit den Sorten von Zotter und entschied sich für Karamellschokolade, gefüllt mit Mandelnougat und Karamell-Crisps. Die Produkte der österreichischen Manufaktur sind von der Kakaobohne bis zur Tafel zu 100 Prozent in Bio-Qualität und fair gehandelt. Dass Zotter auch individuelle Banderolen druckt, kam für Frau Hasenhauer als gutes Argument dazu. Der kunterbunte Blechdom, der die Köln-Schokolade schmückt, trägt eine Narrenkappe, ist im Sortiment des Weltladens und wird vom madagassischen Mahaly-Projekt gefertigt. Was als Notlösung für Straßenkinder begann, die sich aus weggeworfenen Blechdosen Spielzeug machen wollten, wurde weiterentwickelt und ernährt mittlerweile ganze Familien auf der Insel. „Upcyceln“ ist das schöne neue Wort dafür. Das Etikett der Schokolade trägt zwei Logos: das des Weltladens und das der Stadt Köln. Anlass für die Einführung der Köln-Schokolade war die Verleihung des Titels „Fair-TradeTown“ an Köln im November 2011. Bei einem Festakt im Rathaus nahm Oberbürgermeister Jürgen Roters den Titel entgegen, die Schokolade wurde 300 Gästen offiziell vorgestellt. Auch die geplante Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Weltladen, die fair gehandelte Schokolade an die offiziellen Gäste der Stadt

als Präsent zu verteilen, wurde präsentiert. Ein Jahr später hat sich diese Erwartung nicht erfüllt, die Stadt hat keine Köln-Schokolade geordert. Der Weltladen sucht jetzt nach anderen Partnern, die sich am Vertrieb der fairen Schokolade beteiligen möchten. Sie ist ein ideales Souvenir und kleines Geschenk, das sich an der Kasse von Museumsshops, Cafés oder anderen touristisch interessanten Punkten höchstwahrscheinlich sehr gut verkaufen würde. Für das ‚gute Gefühl’ bei fair gehandelter Schokolade kann man schon mal Ideen entwickeln.

Welt mbH’, 1977 kam die ‚El Puente Handelsgesellschaft’ dazu, 1988 gründete sich aus einem Zusammenschluss von Weltläden die ‚DWP Dritte Welt Partner eG’, um nur einige zu nennen. Einkäufer von Fairen Produkten wie die Weltläden beziehen heute ihre Waren direkt von den Importeuren.

Weltläden und fairer Handel

Eine einheitliche Basis schaffen

Weltläden sind Fachgeschäfte für Fairen Handel, sie verkaufen ausschließlich fair gehandelte Produkte und beraten ihre Kunden umfassend. Jeder Weltladen ist eigenständig und stellt sein Sortiment selbst zusammen. Träger des Weltladens Köln ist das „Forum Eine Welt e.V.“. Als Mitglied des Mainzer Dachverbands kann der Laden das Corporate Design und die Website nutzen – über die Suchfunktion wird er von Interessenten gefunden. Für die Strukturen und Wege des Fairen Handels steht zwar Transparenz an oberster Stelle, wer sie aber nicht kennt, versteht erstmal nur die Hälfte. „Es sind so viele Facetten zu berücksichtigen“, erklärt Louise Hasenhauer, „wir müssen auch unsere eigenen Mitarbeiter laufend schulen. Die Vielfalt der 480 Fair- und Biosiegel allein ist schon eine Herausforderung.“ Ganz von Anfang an: Der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten und Arbeiter, vor allem im Süden der Weltkugel, anstrebt. Es wird unter anderem garantiert, dass die Erzeuger von Produkten mindestens den von Fair-Trade-Organisationen festgelegten Preis bekommen, der über dem des Welthandels liegt. Die Partnerschaft ist langfristig angelegt, so dass für die Erzeuger eine nachhaltige Planung möglich wird. In Deutschland begann die Kampagne Fairer Handel zunächst Ende der 60-er Jahre in einzelnen kirchlichen Gruppen, Studentengemeinden, Organisationen wie ‚Misereor’ und ‚Brot für die Welt’ und Initiativen des linken Spektrums. Über Kooperativen und Projekte, die man in den Erzeugerländern kannte, wurde versucht, den Import zu organisieren. Aus dem Zusammenschluss vieler Einzelinitiativen entstand 1975 die ‚GEPA – Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten

Louise Hasenhauer hat schon von Anfang an für ihr damaliges Hotel-Restaurant fair eingekauft: „1995 fing das gerade an, Zucker war nur im 25 Kilo-Sack direkt von der GEPA zu bekommen, Kaffee haben wir über einen Biohandel bezogen.“ Andere Produkte wurden in kleinen Aktionsgruppen, dann in Weltläden verkauft, später kamen ein paar Supermärkte dazu. Um ein einheitliches Signal zu schaffen, hatte sich bereits 1992 der Verein TransFair zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.’ gegründet: Er versieht zuvor zertifizierte Produkte des Fairen Handels mit seinem Siegel. In 20 Jahren hat sich der Faire Handel sehr erfolgreich entwickelt. Das TransFair-Siegel ist bekannt und gelernt, die Menschen achten bei ihrem Einkauf darauf. Trotzdem lassen GEPA und die Handelsgesellschaft El Puente, die auch hinter dem Kaffee „Die Rheinische Affaire“ steht, das Fair-Siegel immer öfter weg, weil sie sich insgesamt als fair handelnde Firmen verstehen. Eine Zertifizierung ist aber auch für sie Pflicht. „Es gibt mittlerweile 480 Bio- und faire Siegel“, sagt Hasenhauer, „eine gesetzliche Regelung wie beim Bio-Siegel wäre gut.“ Am besten sei es, das TransFair-Siegel europaweit auf allen fairen Produkten zu haben, meint sie, weil es gelernt und in den Köpfen präsent ist. Alles andere hieße, von vorn anzufangen. Bei den komplizierten Interessenlagen der verschiedenen Akteure im Fairen Handel ist es bis dahin aber wohl noch ein längerer Weg.

Was ist Fairer Handel? Fairer Handel hilft, Armut zu überwinden. Die im Fairen Handel festgelegten Mindestpreise und Aufschläge garantieren den ProduzentInnen die Deckung ihrer Produktionskosten und die Sicherung des Lebensunterhaltes. Dadurch und durch den Aufbau langfristiger Handelsbeziehungen sind sie weitestgehend unabhängig von schwankenden Weltmarktpreisen und ungerechten Strukturen des konventionellen Handels. Der Faire Handel unterstützt Projekte und Initiativen, die die Wahrung der Rechte von Kleinbauern und ArbeiterInnen (in Afrika, Lateinamerika oder Asien) gewährleisten. So wird z.B. auf sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen geachtet. Ausbeuterische Kinderarbeit ist verboten. Durch den Aufbau demokratischer Strukturen in kleinbäuerlichen Initiativen und Genossenschaften werden alle Beteiligten in der Produktions- und Vermarktungskette gleichberechtigt. Die Förderung ökologischer Produktionsweisen ergänzt diese nachhaltige Entwicklung. http://www.weltladen.de/weltladenkoeln/fairer-handel Weitere Infos unter: http://www.fairtrade-deutschland.de


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Wo der Zucker wächst

Feiner Zucker aus Übersee für feine Tafeln in deutschen Regalen Von Anne siebertz 2012 neigt sich dem Ende entgegen. Grund genug, noch einmal auf das diesjährige Motto „Internationales Jahr der Genossenschaften“ zu schauen, unter das die Vereinten Nationen (UN) das laufende Jahr gestellt hatten. Einer der großen Player aus der Finanzwelt ist die Genossenschaftsbank Oikocredit. Mit ihrer Arbeit hilft sie Menschen in Entwicklungsländern, nachhaltige Wege aus der Armut zu finden. Mhmmhh, Schokolade … Eigentlich liebt sie jeder, und auch für Allergiker gibt es schon lange Alternativen, die süße Verführung zu genießen. Damit wir allerdings in Deutschland Tafel um Tafel des begehrten Produkts essen können, müssen Kleinbauern in Lateinamerika Tag für Tag auf den Zuckerrohrplantagen schuften. Um das Thema der Anbaubedingungen vor Ort in den Entwicklungsländern stärker ins öffentliche Interesse zu rücken, hat das Kölner Schokoladenmuseum anlässlich des internationalen Jahres der Genossenschaften verschiedene Aktionen rund um die im November zu Ende gegangene Ausstellung „Heimat des Kakaos“ gestaltet. Darunter war auch die Veranstaltung „Wie der Zucker wächst“ in Zusammenarbeit mit Oikocredit. Denn Zucker, ebenso wie Kakao und fast alle Rohstoffe, die bei der Produktion von Schokolade verwendet werden, stammen aus genossenschaftlich organisierten Anbaugebieten. „Uns war mit der Ausstellung wichtig zu zeigen, dass es für uns hier in Europa nur dann langfristig Rohstoffe geben kann, wenn es den Menschen, die vor Ort produzieren, langfristig gut geht. Das ganze braucht ja eine gesunde Natur. Der Kampf um die Rohstoffe wird zunehmen und für all das ist wichtig, dass man nachhaltig produziert“, sagt Klaus Schopen, Pressesprecher des Schokoladenmuseums. Revolution im Kleinen: Nur gemeinsam ist man stark Dass man in der globalisierten Welt nicht alleine überleben kann, haben viele Kleinbauern in Paraguay schon vor fast 35 Jahren erkannt. 1979 gab es dort eine Revolution im Kleinen, als sich die Bauern zur Genossenschaft Manduvirá zusammenschlossen, um unabhängig vom Preisdiktat der großen Zuckerfabriken zu werden. Seitdem vermarkten sie gemeinschaftlich ihren Zucker, sowie Obst und Gemüse, Sesam und Baumwolle. Gut zwanzig Jahre später, 2002, brach für die Bauern noch einmal ein neues Zeitalter an, denn nun genügte ihnen die bloße Vermarktung ihrer Ernte nicht mehr. Mit zunächst 180 Mitstreitern starteten sie ein großangelegtes Projekt mit dem hehren Ziel, die Zuckerrohrernte, die übrigens mit dem

Siegel Bio- und Fair Trade-Anbau zertifiziert ist, in einer eigenen Fabrik zu verarbeiten. “Viele haben uns damals für verrückt erklärt und nicht daran geglaubt, dass wir es schaffen können“, sagt Andres Gonzáles, Geschäftsführer der Genossenschaft in Manduvirá. „Jetzt, im Jahr 2012 und somit zehn Jahre später sind es 1750 Produzenten, wir exportieren in 19 Länder und haben 29 verschiedene Kunden.“ Zu den Ländern, in die exportiert wird, zählt auch Deutschland. Die Aktion, für die Genossenschaftsmitglieder von Manduvirá eine neue Zuckerfabrik zu bauen, wurde in Paraguay die sogenannte „süße Revolution“ genannt. Da dafür jedoch ein Investitionsvolumen von umgerechnet 15 Millionen Dollar benötigt wurde, begab sich die Genossenschaft weltweit auf die Suche nach Partnern. Fündig wurde sie bei einer anderen Genossenschaft: Die in Bonn ansässige internationale Kreditgenossenschaft Oikocredit war als erste von dem Erfolg des Projekts überzeugt und stieg mit einem Kreditvolumen von rund 2,9 Millionen bei Manduvirá ein. Viele kleine Einlagen zum Wohle des großen Ganzen In einer Zeit, da Banken arg in die Schusslinie geraten sind, arbeitet Oikocredit nach einem gänzlich anderen Grundsatz. „Wir sind eine internationale Genossenschaft, deren Ziel es ist, das Geld der Anleger für entwicklungsfördernde Maßnahmen zu verwenden“, erklärt Ulrike Chini, Geschäftsführerin der Genossenschaft in Bonn. „Die Einlagen von Einzelpersonen, Verbänden und Organisationen werden benutzt, um Kredite an kleine Unternehmen in armen Entwicklungsländern zu vergeben, also Kredite, die Arbeitsplätze schaffen, die einen Betrieb aufbauen, mit denen Maschinen angeschafft werden.“ Vor Ort verteilen Mikrofinanzorganisationen die Gelder in kleiner Münze an die Kunden. Die Idee der sozial verantwortlichen Geldanlage ist mittlerweile schon fast 40 Jahre alt und inzwischen sind Partner aus 70 Ländern beteiligt. „Aber wir leisten noch mehr als die Kreditvergabe“, sagt Ulrike Chini. „Manche Partner erhalten Managementkurse, wenn wir sehen, dass sie alleine nicht zurechtkommen und wir investieren relativ hohe Summen in das so genannte ‚Capacity building’, also in den Bereich Finanzierung, Buchhaltung und Beratung. Investiert wird in den Menschen, in seine Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen.“ Gezeigt hat die Ausstellung vor allem, wie die Lebensweise der Bauern in Paraguay, gekennzeichnet von harter Feldarbeit, mit unserem Alltag, versüßt mit einem Stückchen Schokolade hier und da, verzahnt ist. „Ohne guten Kakao und Zucker gibt es in Deutschland keine gute Schokolade“, bringt es Klaus Schopen im Schokoladenmuseum auf den Punkt. www.oikocredit.org - www.schokoladenmuseum.de

Köln überwindet Barrieren

Eine Stadt für alle: Verleihung des Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik Von Andreas Schwann Die Stadt Köln vergab den Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) bereits zum fünften Mal: Ausgezeichnet wurden erfolgreiche Projekte, die sich in diesem Jahr für Menschen mit Behinderung einsetzen. In einer Feierstunde am 20. November wurden diese Projekte vorgestellt und unter anderem von Oberbürgermeister Jürgen Roters gewürdigt. Als besonders erfreulich hob er hervor, dass „im Durchschnitt jedes Jahr 30 Bewerbungen der Jury vorgelegt werden“, um einen der drei ersten Preise mit einer Gesamtförderung von 5000 Euro zu gewinnen. Der Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) wird jährlich an beispielhafte Projekte vergeben, die Lebenssituation und Teilhabemöglichkeit der Menschen mit Handikaps in Köln verbessern. 93.000 Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung und eine variable Anzahl von Menschen, die aufgrund eines Unfalls zum Beispiel mit einer Behinderung leben müssen, wohnen in Köln. Und trotz großer Fortschritte in der Behindertenpolitik gibt es Nachholbedarf. KIB fragt die betroffenen Bürger nach ihren Verbesserungsvorschlägen – als „Experten in eigener Sache“. Der Preis ist für alle Beteiligten eine Ermutigung, denn er zeigt, dass ihr Engagement geschätzt wird. Würdige Preisträger An diesem festlichen Abend im Historischen Rathaus Köln wurde die Würdigung auch dadurch deutlich unterstrichen, dass über 500 Gäste gespannt auf die Ergebnisse warteten.So gab es in diesem Jahr wieder 4 Belobigungen für: Museumsführungen mit Videoguides in Gebärdensprache im Rautenstrauch-Joest-Museum an die Dr. Gertrud-Best-Stiftung und den Verband zur Förderung der Gehörlosen Köln und Umgebung e.V. Mobilitätstraining für Menschen mit Handicap aller Altersgruppen an die GWK und KVB (seconds berichtete in der Ausgabe Oktober 2012 S.8) Veedelsentdecker und Veedelsentdeckerinnen der KoKoBe Köln (seconds berichtete in der Ausgabe Mai 2012 S.10) TELLERRAND an KölnproViel e.V. und TELLERRAND GmbH (die spä-

Der erste Preis ging an das Projekt „Anderland - Eine Reise ohne Ruder im Land der Demenz“ ter am Abend für das leibliche Wohl mit schmackhaftem Fingerfood sorgten) Der dritte Preis ging an das gemeinsame Projekt „Inklusion durch Sport, gemeinsame Fortbildung von Regel-, Förderschülern und Verband“ von DJK-Sportverband, LVR Anna-Freud-Schule (AFS) und Ernst-Simons-Realschule (ESR), dotiert mit 1000 Euro, „die natürlich nur eine kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit ausmachen können“, wie Marita Reinecke, Behindertenbeauftragte der Stadt Köln, betont. Der zweite Preis, dotiert mit 1500 Euro, ging an das Projekt „BerndBest-Turnier“ vom ‚Rollstuhl-Club Köln e.V.’ und dem ‚Behinderten-Sportverband NW e.V.’, die sich im Rugby-Behindertensport betätigen. Auf der Bühne: eine eher schmächtige junge Rollstuhlfahrerin, die nach eigener Aussage kein Pardon bei männlichen Gegenspielern kennt, und ein Rollstuhlfahrer, der keinen Unterschied zwischen beiden Geschlechtern im Sport macht.

Der erste Preis ging an das Projekt „Anderland – Eine Reise ohne Ruder im Land der Demenz“ vom ‚Sommerblut Kulturfestival’, die in einer äußerst beeindruckenden Theatervorführung (als Video aufgezeichnet) die Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen zeigte. Als die Gruppe fröhlich auf die Bühne marschierte, tanzte eine der Teilnehmerinnen vorbei und rief „heut wird jefeiert, da kannste drupp jonn“. Von der Bühne herab fragte ein groß gewachsener Herr: „Warum sind wir eigentlich hier?“ Ein lustiges Trüppchen mit Betreuerinnen und Betreuern, die alle Hände voll zu tun hatten, um alle beisammen zu halten. Das Preisgeld beträgt 2500 Euro. Die Laudatio für den Siegerbeitrag hielt Dr. Britta Siegers, die mit ihren zahlreichen Gold- Silber- und Bronzemedaillen zu den erfolgreichsten deutschen Paralympics-Sportlerinnen aller Zeiten zählt. Zudem wurde sie 16-fache Welt- und 13-fache Europameisterin. Zwölf Jahre nach ihrem ersten Start als Schwimmerin sicherte sie sich als Top-Ten-Spielerin der Weltrangliste ihre vierte Teilnahme an den Paralympics, diesmal allerdings als Rollstuhltennisspielerin. In beiden Sportarten zusammen sammelte sie über 100 Deutsche Meistertitel. Nach der Preisverleihung konnten alle Bewerber ihre Projekte hautnah präsentieren und es fand ein reger Austausch zwischen den Preisträgern und Nichtplatzierten statt. Ein kleiner Trost für die, die es in diesem Jahr nicht geschafft haben: Wer einmal Preisträger war, kann natürlich erstmal nicht wieder gewinnen. So haben die anderen auch die Chance dazu im nächsten oder vielleicht übernächsten Jahr. Ein guter Abschluss für diesen gelungenen Abend ist der von der Stadt Köln zitierte Satz von Prof. Dr. Reinhard Turre, dem früheren Direktor des Diakonischen Werks: „Chancengleichheit bedeutet nicht, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“

Der Videobericht läuft auf Bergtv.de Andreas Schwann Filmproduzent | Bergtv für seconds in Köln


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Kulturzirkus

10 | Kulturzirkus

Rendezvouz der Sinne Die ganze Vielfalt feiner Schokolade genießen

Schoko-Laden und Café für ruhige Momente

Von Anne Siebertz Viele Facetten hat sie, die Schokolade: etliche Beiträge in dieser Ausgabe beschäftigen sich damit, wie und wo ihr Rohstoff Kakao entdeckt wurde, heutzutage angebaut, gelagert und verschifft wird und in welcher Form das Endprodukt bei uns in den Handel kommt. Doch soll bei einem so genussvollen Thema der sinnliche Aspekt nicht ausgespart werden. In Köln sind wir auf das perfekte Beispiel für schokoladigen Genuss in den verschiedensten Darreichungsformen gestoßen: In einer Seitenstraße unweit vom Neumarkt bildet Hernando Cortez Schokoladen fast das ganze Spektrum der Schokolade ab. Auf nur gut 50 Quadratmetern eröffnet sich in der Gertrudenstraße die ganze Welt der Schokolade. Allerdings nicht auf den ersten Blick. In dem schmalen Ladenlokal im Stil eines Kolonialwarenladens gilt es, viele kleine Details erst zu entdecken. Bei der Mischung aus Schoko-Laden und Café fangen den Besucher zunächst die hellen und gedeckten Braun- und Grüntöne der Einrichtung ein, gedämpfte Musik, und vor allem eine optisch ansprechende Auslage. In cremefarbenen Regalen und auf einer Theke, die fast die Hälfte des schmalen Ladenlokals überspannt, fällt der Blick auf Bonbonieren mit Kakaopulver, Pralinen, Trüffel, Nougat und glitzernde Verpackungen, die einen wohlschmeckenden Inhalt vermuten lassen. Abgesehen von modernen Kaffee- und Kakaoautomaten hat HighTec hier keinen Platz. Atmosphäre zum Wohlfühlen Genau das stimmige Ambiente ist es offenbar, das viele Menschen an einem normalen Vormittag zu einer genüsslichen Auszeit in dem kleinen Ladenlokal verleitet. Einige kommen hierher, um gerade mal drei Schokobonbons, nett verpackt in einem kleinen Tütchen, zu erstehen, andere gönnen sich einen kleinen Moment der Ruhe mit einer heißen Trinkschokolade. Auch wir dürfen probieren und entscheiden uns für zwei ganz unterschiedliche Varianten des heißen Getränks: einen leicht süßen und fruchtigen Vollmilchkakao namens Arriba mit 39-prozentigem Kakao aus Ecuador und den eher herzhaften Satongo aus edelbitterer Schokolade (72 % Kakao) mit einem intensiven Kakao- und Fruchtgeschmack. Wer den Geschmack noch verfeinern möchte, bekommt ein Gewürztablett mit Kardamon-, Zimt- und Ingwerschälchen gereicht.

Menschen mit seinem Einzelhandelsangebot rund um die Schokolade begeistern. Jeder soll dort seine persönliche Geschmacksnote finden: dunkle, herbe Tafeln, aber auch weiße, eher süßliche, Pralinen, Bonbons, kleine Mitbringsel oder auch Rohware für die Verwendung in der eigenen Küche. Abgerundet mit passender Literatur zum Lesen, Blättern und Schmökern. Andererseits versteht sich Mühlberg jedoch auch als Gastronom: Mit insgesamt neun verschiedenen heißen Trinkschokoladen und 13 kalten Kakaos bereichert er die Getränkeauswahl im Cafébereich, der unmerklich in den Laden integriert ist. „In Köln bekommt man Trinkschokolade nirgendwo in der Qualität“, sagt Mühlberg, der aus dem Hotelfach kommt und jahrelang im elterlichen Betrieb gearbeitet hat, nicht ganz ohne Stolz. In Italien gebe es auch viele wohlschmeckende Varianten von Trinkschokolade, allerdings seien diese oft mit Stärke angereichert und dadurch recht dicklich, fast wie ein Pudding. Mühlberg verwendet dagegen ausschließlich den schokoladigen Grundstoff, hochwertige Schokolinsen von verschiedenen Chocolatiers, und Milch. Aus den Zutaten bereitet er in einem speziellen Kakaoautomaten schaumige Getränke zu, die mit den leicht bitteren Kakaogetränken, die wir sonst so kennen, nur wenig gemeinsam haben. Feinste Schokoladen aus ganz Europa Um seine Kunden mit den neuesten Trends aus der Schokoladenwelt zu verwöhnen, ist Mühlberg stets auf Messen unterwegs und steht in Kontakt mit Chocolatiers aus ganz Europa. Bei der Auswahl setzt er besonders auf kleine Familienbetriebe aus Italien, Spanien, Frankreich und Belgien. Und auf Importeure, die sich auf hochwertige Schokoladenprodukte spezialisiert haben. Dabei gilt es, ein feines Gespür für aktuelle Tendenzen zu beweisen. Manchmal müsse man auch einfach etwas auspro-

bieren, meint er. „Als ich anfing, war eine Chilinote bei herber Schokolade angesagt, heute experimentieren viele Chocolatiers mit Salz und gesalzenem Karamell. Das ist vergleichbar mit einem guten Kuchen, eine Prise Salz verleiht ihm einen Hauch von Frische.“ Besonders stolz ist Mühlberg auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Hersteller Bonnat. In Voiron, nahe Grenoble, experimentiert der Chocolatier bei der Produktion seiner hochwertigen Tafeln ausschließlich mit Kakao, Kakaobutter und einem Hauch von Zucker. Eine weiße Schokolade hat Mühlberg davon im Sortiment, vier Vollmilchschokoladen und 13 Zartbittervarianten. Alle haben einen Kakaogehalt von 75 Prozent. Der unterschiedliche Geschmack erklärt sich durch die Verwendung von Bohnen aus verschiedenen Anbaugebieten. So schmeckt beispielsweise die Bohne aus Madagaskar durch ihren höheren Säureanteil fruchtig und erinnert an rote Beeren. Etwas ganz Besonderes ist die Schokolade aus Chuao Village, denn sie wird aus einer seltenen, kostbaren Kakaobohne hergestellt. Grund: das kleine Küstendorf in Venezuela liegt hinter einer Gebirgskette und ist nur über den Wasserweg zu erreichen. So findet die dort angebaute Bohne keine Verbreitung. Vieles ließe sich noch in dem Schoko-Laden entdecken, etwa die vielen Sorten losen Kakaos, das bei Familien beliebte Schokoladenfondue mit frischem Obst und Marshmallows, leckere Schokoladentörtchen oder die edlen Liköre mit Kaffee- oder Schokoladeningredienzen. Eine gute Gelegenheit dazu bekommen Schokoliebhaber bei der monatlichen Wein-Schoko-Lounge, wo sie eine passend abgestimmte Kombination aus Wein und Schokolade nebst einem Steckbrief mit allen Infos serviert bekommen. Oder beim Weinseminar, wo der Gast bei vielen Geschichten rund um den Kakao und einer Verkostung entdeckt, dass Schokolade mehr ist als einfach nur süß.

Heißer Tipp zum Ausprobieren für kalte Winterabende: 25 g (2 Esslöffel) Schokoladen-Callets (z.B. die weiße „Unschuld“, die Vollmilch „Arriba“, die feinherbe „Ghana“ oder die edelbittere „Satongo“) 200 ml frische Vollmilch

Mehr als Schokolade

Die Callets (kleine, runde Schokoladentröpfchen) in kalte Milch geben. Unter ständigem Rühren behutsam erhitzen, bis sich die Callets aufgelöst haben. Mit einem elektrischen Milchschäumer schaumig rühren. Damit der Milchschaum nicht zusammenfällt, darf die Milch nicht kochen.

Marco Mühlberg hat mit Hernando Cortez Schokoladen ein Konzept verwirklicht, das im hektischen Trubel der Innenstädte seinesgleichen sucht: zum einen möchte er

Die Trinkschokolade nach Belieben mit Gewürzen abschmecken, z.B. mit Chili, Zimt, Kardamon, Vanille, Piment, Fleur de Sel oder getrocknetem Rosmarin.


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Dezember | 11 Wie alles begann ...

Hernán Cortés brachte den Trank der Götter nach Europa

Hernán Cortés (* 1485 in Medellín, Königreich von Kastilien und León; † 2. Dezember 1547 in Castilleja de la Cuesta) Von corinna güsken Seinen klangvollen Namen verdankt „Hernando Cortés Schokoladen“ dem Mann, der aller Wahrscheinlichkeit nach Europa mit dem Kakao bekannt machte und dem Getränk der Götter einen beispiellosen kulinarischen Siegeszug ermöglichte. Hernán Cortés brachte Kakaobohnen und das Getränk der Azteken 1528 an den spanischen Hof, jedoch eher als kurioses Mitbringsel und ohne sich über den geborgenen Schatz wirklich im Klaren zu sein. Als Cortés auf seinen Eroberungsfeldzügen durch das heutige Mexiko nach 1519 darauf aufmerksam wurde, hatte Xocolatl, wie die Azteken ihr Getränk der Götter nannten, bereits eine lange Tradition. Als Genussmittel für die Oberen der Gesellschaft, als besondere Spezialität auf Feiern und Hochzeiten. Ein Geschenk der Götter an die Menschen Entdeckt und für sich nutzbar gemacht hatten den Kakaobaum die Olmeken, die etwa 1500 v. Chr. als erste Hochkultur Mesoamerikas das Tiefland der mexikanischen Golfküste besiedelten. Von dieser Kultur gibt es keine schriftlichen Überlieferungen. Allerdings konnte durch archäologische Funde und linguistische Studien nachgewiesen werden, dass sie Kakao zubereitet hatten. Durch die Olmeken verbreitete sich das Wissen über den Kakao und wurde um 600 v. Chr. von den Maya aufgegriffen und verfeinert. Sie betrachteten den Kakao als direktes Geschenk der Götter an die Menschen. In ihren Aufzeichnungen in Büchern aus Papier oder

Baumrinde finden sich interessante Details zu Chocol Haa, wie sie den Kakao nannten. Auch bei ihnen war das Getränk der Elite vorbehalten. Als besonders lecker wurde der Schaum empfunden, der sich beim Umschütten von Gefäß zu Gefäß ergab. Dabei entwickelten sie viele Arten der Zubereitung, gaben verschiedenste Gewürze wie zum Beispiel Chili zu, bereiteten den Kakao nicht nur mit Wasser, sondern auch als Brei, Grütze oder Pulver zu, warm und kalt. Chocol Haa war auch eine kostbare Grabbeigabe der Maya. Kakaobäume waren nicht einfach zu kultivieren, sie brauchten besondere Boden- und Lichtverhältnisse. Thomas Gage, englischer Missionar im Mexiko des 17. Jahrhunderts beschreibt voller Staunen den Anbau: „Der Baum, der diese Frucht trägt, ist so empfindlich und das Land, wo er wächst, so heiß, daß sie, um die Pflanze vor der Sonne zu schützen, erst andere Bäume pflanzen, die sie madres del cacao, ‚Mütter des Kakao’ nennen, und wenn diese eine ausreichende Höhe erreicht haben, um den Kakaobäumen Schatten spenden zu können, dann pflanzen sie cacauatales oder die eigentlichen Kakaobäume, so daß, wenn diese dann aus der Erde kommen, jene Bäume, die schon herangewachsen sind, sie beschirmen und wie Mütter ernähren, verteidigen und vor der Sonne schützen können. Die Frucht wächst in einer Hülse, in der sich mehrere Samen befinden, die von einer weißen, saftigen Haut umgeben sind, die die Frauen gerne ablutschen, damit sie kühlt und zergeht im Munde wie Wasser....“ Das Geld wächst auf den Bäumen Der Kakao oder Xocolatl war auch den Azteken heilig. Königen, Priestern, Würdenträgern, erwachsenen Männern und kämpfenden Soldaten vorbehalten, galt er als rauschhaftes Getränk. Zur Eroberung von Anbaugebieten und Plantagen führten sie Kriege und bauten ihr Reich immer weiter aus. Ebenso wie alle mesoamerikanischen Völker vor ihnen, benutzten auch die Azteken Kakaobohnen als Zahlungsmittel. Dafür mussten die Bohnen perfekt gewachsen sein, von gleichmäßiger Farbe und aus bestimmten Gegenden Mexikos stammen. Aus der Überlieferung eines Zeitgenossen Cortés´ geht hervor, dass ein Sklave zum Beispiel einhundert, die Dienste einer Prostituierten zehn und ein Kaninchen vier Kakaobohnen kosteten. Der Aztekenherrscher Moctezuma II besaß riesige Mengen davon. Im Zuge seines Eroberungskrieges wurde auch Hernán Cortés auf das Zahlungsmittel aufmerksam. Seinem Eindruck nach wuchs das Geld hier buchstäblich auf den Bäumen. Also ließ er rund um die Karibik Kakaopflanzungen anlegen – von Mexiko über Ecuador bis Jamaika. Der Genuss von Xocolatl, der ihm von Moctezuma angeboten wurde, überzeugte ihn weitaus weniger. Es soll ihm abscheulich geschmeckt haben. Trotzdem hat er das

wirtschaftliche Potential erkannt. Um 1580 wurde in Spanien die erste kakaoverarbeitende Fabrik der Welt gegründet. Legenden für das spanische Gewissen Hernán Cortés war ein sehr ehrgeiziger und in seinem Eroberungswillen sehr konsequenter Taktiker. Er schaffte es, Nachbarvölker gegen die Azteken zu gewinnen und gemeinsam mit seinen neuen Verbündeten gegen das ungeliebte und unermesslich reiche Tenochtitlan, die Hauptstadt des Aztekenreiches und des heutigen Mexiko, zu ziehen. 1519 empfing Moctezuma II Cortés vor den Toren der Hauptstadt und bot den Spaniern Quartier an, bemühte sich in der Folge immer wieder um eine gütliche Einigung mit den Konquistadoren. 1521 fiel die stolze Stadt Tenochtitlan nach einer mehrmonatigen Belagerungszeit, der letzte Aztekenherrscher, Cuauhtémoc, wurde gefangen genommen, 24.000 Azteken waren verhungert. Als Luxus für das spanische Gewissen hat die neuere Forschung die Legende entlarvt, Moctezuma habe in Hernán Cortés Quetzalcoatl, den einst übers Meer verschwundenen, weißhäuptigen Gott-König der Tolteken, erkannt, und die Eroberer deshalb so freundlich und aufgeschlossen als Götter empfangen. Er habe Cortés reich wie niemanden zuvor beschenkt, ihn zur Begrüßung zwischen drei Gewändern wählen lassen – und Cortés habe sich für das gefiederte Gewand des Quetzalcoatl entschieden. Und das im Jahr 1 acatl, also dem Namen des Quetzalcoatl in der Aztekischen Jahreszählung. Trotzdem hätte es ohne Hernán Cortés vermutlich noch viel länger gedauert, den Kakao für Europa zu entdecken, was definitiv schade gewesen wäre. Welche Kunst sich in über fünfhundert Jahren daraus entwickelt hat, gibt es bei „Hernando Cortés Schokoladen“ zu probieren und zu entdecken. Wer möchte, kann sich auch durch die ganze Welt der Schokolade lesen: in Georg Bernardinis gerade frisch erschienen Buch „Der Sckokoladentester“. Von den Olmeken bis zu den aktuellen Top-Chocolatiers und ihren Manufakturen gibt der umfassende Schokoladenführer einen sehr interessanten Überblick. 732 Seiten, ISBN: 978-3000398209, 29,80 Euro Hernando Cortez Schokolade Gertrudenstraße 23 50667 Köln


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Wiederentdeckt: Ein rasanter Krimi über die Revolution der Jahresendhohlfiguren und Kidnapping in der weihnachtlichen Chefetage Von Caro Meier Wer hat eigentlich wen erfunden, fragt man sich angesichts der vielseitigen Fülle an Figuren und Szenarien, mit denen unsere Weihnachtswelt bevölkert ist. Selbst wenn mittlerweile viele von uns der Ansicht sind, der Weihnachtsmann sei eine Erfindung von Coca-Cola. Eine Art Paralleluniversum eröffnet sich, wenn man genauer darüber nachdenkt, bunt, facettenreich und, trotz aller Widersprüche, rund. Ruprecht Knecht, Weihnachtsskeptiker und „kein Unbekannter in der Szene“, gewinnt dieser Welt schräge, witzige und skurrile Protagonisten ab – und eine Story, die rasant, ideenreich und spannend bis zum erstaunlichen Ende viele Haken schlägt. Dabei nimmt er nichts wirklich ernst, schreibt mit viel Ironie und Humor und entwickelt überraschende Parallelen. Sein Pseudonym gehört zum Konzept. Sechs Tage vor Weihnachten und kurz nachdem der Detektiv und Ich-Erzähler Kai Möbius mitten im städtischen Weihnachtstrubel Zeuge eines Ehekrachs zwischen zwei Rentieren geworden ist, explodiert in der Nähe ein Gebäude – und er bekommt ein merkwürdiges Angebot. Er soll den Bombenanschlag auf das Herzstück der Parallelwelt, die Weihnachtsbäckerei, und das unerklärliche Verschwinden von Santa Klaus aufklären. Kidnapping? Mord? Die Zeit drängt, wenn er es nicht schafft, droht eine weltweite Geschenkekrise.

Montags im Rathaus: Wissenschaftliche Themen verständlich für die Bürger aufbereitet Wer bestimmt über die Nutzung des Luft- und Weltraums? Inwieweit lässt sich Fluglärm in Zukunft noch deutlicher reduzieren? Möchten Sie wissen, wie Sie zukünftig Ihre Flugangst überwinden können? An jedem ersten Montag im Monat können Kölner Bürger und Besucher sich kostenfrei im Rathaus über aktuelle und spannende Forschungsprojekte informieren, denn: Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachbereichen der Kölner Hochschulen berichten im Rahmen der monatlichen Veranstaltungsreihe WiR - Wissenschaft im Rathaus’ auf anschauliche Weise aus ihren Fachgebieten. Die Kölner Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben sich zur Kölner Wissenschaftsrunde zusammengeschlossen. Mit Unterstützung der Stadt Köln und der IHK Köln entwickelt das Netzwerk Initiativen und Projekte zur Profilierung des Wissenschaftsstandortes Köln. Das WiR Programm für 2013 ist dem Kölner Themenjahr „Luft- und Raumfahrt“ gewidmet. Infos: www.koelner-wissenschaftsrunde.de und www.koelner-themenjahr.de

In der adventlichen Idylle trifft Möbius Rentiere wie den nörgelnden Wallander und den trinkfesten Rudolph. Feen, Nussknacker, Schneemänner, und die heiligen drei Könige. Auch der Osterhase Stanley, ein leicht verwirrter Schokladenhobbit, Santa Klaus’ Psychoanalytiker Dr. Nougat, Zinnsoldaten und Ruprecht, der Knecht, sind mit von der Partie. Ihn zählt die Auftraggeberin, Weihnachtselfe Eloise, zu den ersten Verdächtigen, denn er steht an der Spitze einer Revolutionsbewegung der Jahresendhohlfiguren. Mit ihrem IQ im einstelligen Bereich sind sie leicht zu manipulieren und neigen zu beleidigter Renitenz. Persönliche Verwicklungen kreuzen politische, einige von Santa Klaus’ Doubles ereilt dabei das gleiche traurige Schicksal wie Rentier Thor im Pool von „Fit 4X-Mas“ oder verschiedene Jahresendhohlfiguren durch schlichtes Einschmelzen. Mit Rentierschlitten jettet Möbius durch die halbe Welt, folgt zahlreichen Spuren und Indizien, um den begehrtesten Mann der Weihnachtszeit zu finden. Dass am Ende wieder eine große Überraschung wartet, gehört zu den Stärken dieses Krimis. Bis dahin folgt man den vielen unerwarteten Wendungen gern und gespannt, freut sich über ungewöhnliche, kuriose Szenarien und Anspielungen, die immer irgendwie zusammenhängen und aufeinander verweisen. Auch wenn es als Anti-Weihnachtsbuch daherkommt – der leise Wunsch nach festlicher Idylle schleicht sich ganz sachte ein. Ein schräger, ironisch-festlicher Krimi, der einfach Spaß macht.

Ausblick auf das WiR-Themenjahr 2013 „Luft und Raumfahrt“ 7. Januar 2013, 17 – 18.30 Uhr, Rathaus, Spanischer Bau Revolutionen der Sinne: Die Ästhetik von Luft- und Raumfahrt Wenn wir technische Errungenschaften als mediale Revolutionen begreifen, dann bildet die Luft- und Raumfahrt eine der herausragenden Ästhetiken des 20. Jahrhunderts. Techniken des Betrachtens wie Landkarten, Fernrohre, Fotokameras, der Blick aus fahrenden Zügen oder Flugzeugen, haben unsere Sehgewohnheiten radikal geändert. Prof. Dr. Breidenich zeigt auf, wie sich diese erweiterten Wahrnehmungen in den bildenden Künsten, bei der Gestaltung unseres Alltags und der digitalen Kommunikation widerspiegeln. Prof. Dr. Christof Breidenich, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK), Campus Köln

Wir verlosen dreimal den Weihnachtskrimi. Wer also Interesse hat ein Exemplar zu gewinnen, sollte bis zum 18.12. eine E-Mail an unsere Gewinn-Adresse schicken:

mw@seconds.de Wir versenden das Buch noch am gleichen Tag, damit Sie es noch vor Weihnachten bekommen. Die Gewinner werden außerdem per Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ruprecht Knecht: Santa Klaus verzweifelt gesucht Grafit Verlag 2011 8,99 Euro

Weihnachtsglanz auf Tannenspitzen

4. Februar 2013, 17 – 18.30 Uhr, Rathaus, Spanischer Bau Luftrettung in Köln: Wenn es schnell gehen muss Berufsverkehr, eine schwere Massenkarambolage auf der A4 bei Buchforst, alle Notarztwagen der Region sind auf dem Weg zum Einsatzort. Kurze Zeit später, ein PKW rast auf der A3 bei Merheim unter einen LKW. Jede Minute zählt! Doch die Rettungsdienste der Region sind im Einsatz und bis ein Rettungswagen aus dem Randgebiet den Notfallpatienten erreicht, könnte es vielleicht zu spät sein. Prof. Dr. Lechleuthner erläutert, inwieweit eine luftgestützte Primärrettung in Köln auch als Alternative zum bodengebundenen Rettungsdienst implementiert werden kann. Prof. Dr. Alex Lechleuthner, Fachhochschule Köln, Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr

Poetry-Slam für einen guten Zweck Der Verein Domspitzen lädt am zweiten Adventssonntag, 9. Dezember 2012, von 17 bis 21 Uhr zu seiner diesjährigen Veranstaltung „Päckchen für Pänz“ in das Kölner „Flamingo Royal“ ein. Mit dem Poetry-Slam an diesem Abend werden Weihnachtswünsche der Kinder aus den Kinder- und Jugendpädagogischen Einrichtungen der Stadt Köln (KidS) finanziell unterstützt. Für die Veranstaltung konnte der Verein neben fünf Poe-

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try-Slam-Künstlern, darunter Torsten Sträter (Autor des Buchs „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“) auch Janine Kunze (bekannt u.a. aus „Die Alm“, „Die Dreisten Drei“, „Hausmeister Krause“) und Edita Abdieski (bekannt aus „X-Faktor“) gewinnen. Die Künstler treten allesamt ohne Gage für den guten Zweck auf und werden sich ebenso wie die Gäste am gemeinsamen Einpacken von Weihnachtsgeschenken für die Kinder der KidS beteiligen. (Quelle: Domspiten e.V.)

Sonderausstellung im Schokoladenmuseum

Foto©Katja Wendlandt

vom 29. November 2012 bis 6. Januar 2013

„Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen…“, so beschrieb es vor genau 150 Jahren der Knecht Ruprecht in dem berühmten Weihnachtsgedicht von Theodor Storm. Seither hat sich der geschmückte Christbaum zum weltweit beliebtesten Symbol des Weihnachtsfestes entwickelt. Die Sammlerin Rita Breuer hat für diese Ausstellung die prächtigsten und originellsten Christbaumspitzen ausgewählt. Zusammen mit historischen Dokumenten und zeitgenössischen Dekorationen nehmen sie die Besucher mit auf eine unterhaltsame Reise durch 150 Jahre Kulturgeschichte rund um das Weihnachtsfest. Die Vielfalt der Exponate reicht dabei von kunstvollen Glasarbeiten über geprägtes Luxuspapier, Metallfolien, bekleidete Wachsengel und drehbare Engelsgeläute bis hin zu Designer-Entwürfen der Gegenwart. / Quelle: Schokoladenmuseum


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Kultur für Jedermann Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern braucht ab und zu auch „Futter“ für die Seele. Viele Menschen in Köln können sich das Brot noch leisten, für Freizeitbeschäftigungen wie Theater, Oper oder Konzert ist jedoch meist kein Geld mehr übrig. Die Kulturliste Köln möchte diesen Menschen trotzdem den Zugang zur Kultur ermöglichen. Der gemeinnützige Verein wurde im Mai 2012 von Martina Schmitz und Anika Lecomte gegründet. Die beiden jungen Frauen haben als Vorbild die Kulturlogen, die es sich seit 2010 bereits zur Aufgabe gemacht haben, den kulturellen und sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft, Bildung, Integration und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Menschen in schwierigen Lebenslagen, die von Hartz IV leben, Alleinerziehende, denen das Geld für Freizeit-Beschäftigung fehlt und Geringverdiener, denen der Zugang zu Kultur erschwert wird, können sich bei der Kulturliste anmelden. Sie legen einen Einkommensnachweis vor und teilen ihre Vorlieben bezüglich des Kulturprogramms mit. Ob lieber Theater, Rock- oder Klassikkonzerte oder doch lieber eine Lesung: Restkarten werden kostenlos vermittelt. „Wir laden unsere Gäste zu den Veranstaltungen ein, wenn sie weniger als 930,- Euro netto zur Verfügung haben und uns einen ausgefüllten Anmeldebogen mit einem entsprechenden Nachweis, wie zum Beispiel einen Kölnpass, ALG-Bescheid, SGB-Bescheid oder Einkommensteuerbescheid zuschicken“, erzählt Geschäftsführerin Martina Schmitz. Zu beachten ist, dass die Gäste telefonisch erreichbar sind und ihre Rufnummer angeben. Für jeden Gast gibt es die Möglichkeit, eine Begleitperson ihrer Wahl ein-

zuladen und zu der Veranstaltung mitzunehmen. Sobald ein Kulturpartner, wie zum Beispiel die Kölner Tafel e.V., das Gloria Theater oder die Lanxess-Arena Karten zur Verfügung stellt, werden die Gäste kontaktiert und eingeladen. Zusätzlich wird ihnen erklärt, worum es bei der Veranstaltung geht. Ein Gewinn für alle Beteiligten, denn die Veranstalter können sich über volle Reihen freuen und die Besucher bekommen die Möglichkeit Kultur zu erleben. Für die Zukunft wünscht sich Martina Schmitz, möglichst viele Menschen für Bühnenveranstaltungen zu begeistern, auch jene, die das vielfältige Programm in Köln bislang nicht wahrgenommen haben. „Junge Kölner mit unserem Angebot zu erreichen liegt uns dabei besonders am

Herzen wie auch die Möglichkeit, mit Kulturerlebnissen Sprach- und Kulturbarrieren aufzubrechen.“ Weitere Informationen zur Kulturliste und zur Anmeldung finden Sie unter: www.kulturliste-koeln.de info@kulturliste-koeln.de Wenn Sie die Kulturliste Köln unterstützen möchten, werden zurzeit Spenden für Vermittlungssoftware, Telefonkosten, Informationsmaterial und Anmeldeflyer benötigt. Spendenkonto der Kulturliste Köln e.V. Kontonummer: 4059949200 BLZ: 430 609 67 GLS Bank

www.kulturliste-koeln.de

Foto:duerrenberger©kulturliste-koeln.de

Von Sarina Brechmann

Praktische Orientierungshilfen in Köln - ohne Barrieren!

Aber bitte mit Sahne:

Neues Schulprojekt der sk Stiftung jugend und medien zu Mobilität im Veedel

Das hier ist das Paradies, zweifellos. Schokolade! jubeln meine Geschmacksknospen und schwelgen in herb-süßen Kakaoaromen, Vanillesahne und einer Ahnung von Zimt. Haselnüsse auf der Sahne runden das Erlebnis ab. Vor mir steht ein hohes Glas mit einer weißen Haube, mit Schokocreme verziert und einem kleinen Schokotäfelchen dazu.

Bild: sk stiftung jugend und medien

Im kommenden Jahr können insgesamt drei Kölner Gesamtschulklassen (Jahrgangsstufe 9) wieder an einem spannenden Kooperationsprojekt der sk stiftung jugend und medien mit dem Geographischen Institut der Universität Köln teilnehmen: „Mobil im Veedel – Wege für alle“ heißt das Smartphone-Projekt, das im Frühsommer 2013 unter der bewährten Projektreihe ‚KölnBlicke’ startet. Dabei erkunden die Schüler ihr Schul-Veedel im Hinblick auf besonders interessante Orte für Jugendliche. Doch damit nicht genug: Ziel ist, herauszufinden, wie man diese Orten möglichst barrierefrei erreicht. Aus ihren Erkenntnissen erstellen sie unter fachkundiger Anleitung eine Augmented-Reality-App für das Smartphone. Nutzer der App erhalten damit an den recherchierten Orten ergänzende Informationen, zum Beispiel, wo sich der nächste Fahrstuhl befindet, wenn die U-Bahn-Station mit Rollstuhl oder Kinderwagen nur über eine Treppe zu erreichen ist. Die App wird zum Ende des Projekts der Öffentlichkeit als Download zur Verfügung gestellt. Ende Januar findet das erste Planungstreffen der teilnehmenden Schulen statt. Interessierte Schulen können sich ab sofort bis zum 18.12.2012 unter www.koelnblicke.de bewerben. Weitere Infos bei Anna Schopen, Tel 0221/888 95 484 oder an schopen@sk-jugend.de.

ein Kakao im „Grand Café CHOCOLAT“ Von Margit Weichold

Frage: Wenn ein Café schon „CHOCOLAT“ heißt und im süßesten Museum der Stadt angesiedelt ist, wie schmeckt dann dort der Kakao? Das wollte ich heute gerne wissen – und es ist ein Tag, an dem mir mein Beruf Freude macht. Antwort: Die Trinkschokolade schmeckt gut. Außerordentlich gut. Acht Variationen stehen zur Auswahl, mit und ohne Alkohol. Ich probiere „Knuspergold“, das mir auf der Zunge zerfließt und sich in etwas verwandelt, das Kindheitstraum heißt. Ich versuche nachzuspüren: Wie ist das Zusammenspiel der Aromen? Schmeckt man Süße, Säure, Nussigkeit? Ist ein bitterer Ton dazwischen? Eine Sommelière bin ich nicht, doch mir scheint’s sämig, abgerundet und vollmundig. Ich liebäugele außerdem noch mit dem „Geist der Azteken“, einer speziellen Angelegenheit mit Chili, Tabasco, Tequila und weißem Rum, die ich unbedingt probieren will. Leider muss ich das auf später verschieben, denn „Knuspergold“ aus Criolla-Bohnen, zubereitet mit Lindtschokolade aus dem Schokobrunnen, ist ganz schön mächtig. Die Sinne verwöhnen Genüsslich schlürfe ich meinen Kakao, der perfekt ist für die kalte Jahreszeit und einen Cafébesuch. Groß, modern eingerichtet und in dunkel-goldenen Tönen gehalten, stimmt das Café auf das allgegenwärtige Thema ein. Kakao umgibt einen hier überall: mit Bildern von der Frucht, den Anbaugebieten und Arbeitern bei der Ernte – insgesamt ein rundes Bild, nicht nur für Schokophile. Das Tortenbuffett bietet eine große Auswahl an Kuchen und absolut sündigen Schokotörtchen, allerdings entspricht der Preis der Törtchen Zeiten, in denen die Kakaobohne noch Luxus für die Reichen war. Herzhaft essen kann man hier auch, im Angebot sind Gerichte um die 9 Euro

von Zwiebelsuppe bis Rindergeschnetzeltes Stroganoff. Man blickt schön auf die vorüberfahrenden Rheinschiffe, im Sommer sitzt man draußen auf der Terrasse. Direkt an der Hafeneinfahrt gelegen, liefert das „Grand Chocolat“ eine reizvolle Aussicht auf den Rheinauhafen, die Drehbrücke und den Malakoffturm, einen Rest der alten Kölner Stadtmauer. Freundlich und schnell verwöhnt der Service. Ein lohnender Ausflug also, zumal das Schreiben dieses Artikels so an die 500 Kalorien verbraucht hat – ganz bestimmt. Grand Cafe Chocolat Köln Innenstadt Am Schokoladenmuseum 1a Haltestelle Heumarkt Öffnungszeiten: Di. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. und So. 10 ¬- 19 Uhr


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Urban Art

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Eine der ersten Bewegungen der klassischen Moderne

Fauvistischer Farbenrausch im Museum Folkwang: Das Paradigma der Moderne und der zyklische Verlauf der kulturellen Entwicklung Von plastisch geprägten Motiven hin zur reinen Farbe bis zur Auflösung der räumlichen Form

Von Andreas Bastian Wir waren gespannt auf den „Farbenrausch“ im Essener Museum Folkwang, zu sehen, wie sehr sich die Malerei binnen sieben Jahren absolut verändern kann. Zwar gibt es zahlreiche Einzelausstellungen über Munch, Matisse oder Van Gogh, aber das Zeitgeschehen und die daraus folgenden Veränderungen in der Malerei innerhalb einer so kurzen Zeit zu entdecken, ist für Kuratoren und Besucher wohl gleichermaßen herausfordernd. „Die figürlichen, avantgardistischen und landschaftlichen Motive auf dem Weg zur Ungegenständlichkeit.“ Der Fauvismus zwischen 1905 und 1911 war ein völliger Umbruch und die Abkehr von jeglichen Konventionen der klassischen Malerei zu Beginn der Moderne. Das Zusammenspiel von Landschaft, Raum, Mobiliar, von Fläche, Farbe und Form wurde völlig neu organisiert und in farbig leuchtende Flächenelemente transformiert. Um diese Entwicklung zu verdeutlichen, beginnt die Ausstellung auch mit der Zeit vor dem Fauvismus. Erste Ansätze werden erkennbar, die beteiligten Künstler der Bewegung vorgestellt. Die Motive haben teils einen religiösem Hintergrund, teils sind es klassische Landschaftsbilder bis hin zu düsteren Portraits. In den vorderen Räumen werden die starren Formen aufgebrochen zu lebendigen Straßenszenen, Momentaufnahmen und überbetonten Landschaftsstimmungen. Die beeindruckende Leuchtkraft der Bilder nimmt mit jedem Raum zu. Deutlich erkennbar ist, wie sich die Künstler von den Konventionen Perspektive, Licht und Schatten lösen.

Charakteristisch an der Ausstellung sind die Farbgebung der Räume und das thematische Muster, das die Zeitsprünge der Entwicklungseinflüsse in Frankreich, Deutschland und Norwegen berücksichtigt. Einzigartig ist die Zusammenstellung der Bilder: Zwei Jahre lang bemühten sich die Kuratoren um eine möglichst vollständige Dokumentation der Epoche. Betrachtet man die Zeitepoche vom Impressionismus bis zum Kubismus und der anschließenden Ungegenständlichkeit unter dem Gesichtspunkt der angewandten Techniken, so wird dem Fauvismus in den elf Räumen eine eindrucksvolle und hinreichende Gewichtung eingeräumt. Der Ausstellung zugrunde liegt die umfangreiche Sammlung des Museum Folkwang. Erlebtes Arkadien - Portraits und die neue Natürlichkeit Die Ausstellung wechselt im zweiten Abschnitt von Landschaftsbildern und Momentaufnahmen zu Portrait- und Aktmalerei. Ähnlich wie im ersten Abschnitt werden die Übergänge von klaren Strukturen bis zur Auflösung der Formen sichtbar. Zwar betont der Fauvismus im Gegensatz zur differenzierten Farbigkeit des Impressionismus die Ausdrucksdynamik der reinen Farbe, in der sich die Form unterordnet, doch lassen die Portraits die unterschiedlichen Ausprägungen der Künstler erkennen. Wirken die französischen Motive teilweise avantgardistisch, fast schon surreal, so folgen die Gemälde aus dem deutsch-norwegischen Raum den Gedanken der Verwirklichung eines Lebensideals von vorzivilisatorischer „Ursprünglichkeit“ und „Unverfälschtheit“. Die Gegenüberstellung dieser Blickwinkel verdeutlicht auch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit.

Zeitreise: Die chronologische Entwicklung der Jahre 1905 bis 1911

vor 1905 – Aufbruch zur Farbe Der Blick aus seinem Fenster im Hospital von Saint Rémy inspiriert Vincent van Gogh 1889 zu seinem Gemälde „Der Schnitter“. Die übersteigerten Farben und der bewegt-gestische Duktus werden wegweisend für die Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

1905 – „Orgie der reinen Farbtöne“ Matisse und Derain verbringen gemeinsam den Sommer im südfranzösischen Fischerdorf Collioure. Während dieses Aufenthalts malen sie eine Reihe von Bildern. Charakteristisch für ihre revolutionäre Bildsprache ist der innovative Umgang mit der Farbe. Im südlichen Licht malen die beiden Freunde mit breiten, locker gesetzten Pinselzügen, in leuchtenden, ungemischten Farben vereinfachte Ansichten des Hafens und Blicke von einer Anhöhe auf das kleine Dorf. Dabei lösen sie die Farbe zunehmend von der eigentlichen Gegenstandsfarbe. Gleichzeitig malt Derains Freund Vlaminck in der Umgebung von Chatou, einem Pariser Vorort, Landschaften, die im kühnen Einsatz der Farben denjenigen von Matisse und Derain in nichts nachstehen. Matisse, Derain und Vlaminck stellen mit gleichgesinnten Malerkollegen ihre farbintensiven Gemälde am Pariser Herbstsalon von 1905 aus und entfachen einen Skandal. Der Kritiker Louis Vauxcelles kommentiert die jungen Künstler abschätzig als „fauves“ (wilde Tiere); dieser Ausspruch wird sich rasch als Stilbegriff etablieren. Im gleichen Jahr gründen Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlergemeinschaft „Brücke“ mit dem Ziel, neue Möglichkeiten künstlerischen Gestaltens zu entwickeln. Im September des Jahres zeigt die Dresdner Galerie Arnold eine Ausstellung mit rund 50 Gemälden von Vincent van Gogh, die nachhaltigen Einfluss auf die noch jungen „Brücke“-Künstler nehmen wird.

1906 – Auf der Suche nach dem Beständigen Georges Braque, der sich 1906 der fauvistischen Malerei zuwendet, findet im südfranzösischen L’Estaque zu seiner eigenen, leuchtenden Farbmalerei wie in „Der Hafen von L’Estaque“. Im Spätsommer kann man unter anderem Werke von Gauguin, van Gogh, Seurat, Signac, Vuillard, Camoin, Manguin, Marquet, Matisse, Puy und Valtat in der Wanderausstellung „Französische Künstler“ mit Stationen in München, Frankfurt, Karlsruhe, Stuttgart und Dresden bewundern. Emil Nolde und Max Pechstein schließen sich der Künstlergruppe „Brücke“ an. In ihrem Manifest von 1906 formuliert die Gruppe ihre künstlerische Position: Jeder solle „unmittelbar und unverfälscht“ das wiedergeben, „was ihn zum Schaffen drängt“.

1907 – Erlebtes Arkadien Akte und Badende von Munch und den Fauves waren wichtige Vorbilder für die „Brücke“. „Badende Männer“ von Edvard Munch entsteht direkt am Ostseestrand von Warnemünde. Das Malen von Badenden inmitten der Natur symbolisiert bei den Künstlern der „Brücke“ die Verwirklichung ihres Lebensideals von vorzivilisatorischer „Ursprünglichkeit“ und „Unverfälschtheit“. Im September lernen sich Edvard Munch und Erich Heckel in Hamburg beim Kunstmäzen Gustav Schiefler kennen. Im Dezember treffen sich zum ersten Mal Munch und Emil Nolde in Berlin. In Frankreich beginnen sich die Fauves künstlerisch neu zu orientieren. Georges Braque entwickelt zusammen mit Pablo Picasso den Kubismus, mit dem sich etwa auch André Derain und Raoul Dufy auseinandersetzen. Währenddessen beginnt Henri Matisse, seinen individuellen dekorativen Stil auszuarbeiten. Im Herbst 1907 reist Max Pechstein für einige Monate nach Paris, wo er den fauvistischen Maler Kees van Dongen und den Matisse-Schüler Hans Purrmann kennenlernt.


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Streben nach der Synthese

Ausstellung (noch bis 13. Januar 2013): Im Farbenrausch – Munch, Matisse und die Expressionisten Di bis So 10 bis 20 Uhr Fr 10 bis 22.30 Uhr, Mo geschlossen

Der dritte Ausstellungsabschnitt befasst sich mit der fauvistischen Malerei in Deutschland. Wurde im ersten Teil die Auflösung von Flächen und Formen zu einer Farbenpracht mit einer unwiderstehlichen Leichtigkeit dokumentiert, sind die Werke von Kandinsky, Münter, Jawlensky und Werefkin deutlich schwermütiger. Die fauvistischen Ansätze der Formauflösung sind beibehalten, die Grundton- statt Mischtonverwendung ist auch zu erkennen, jedoch ist das Farbspektrum in dieser experimentellen Phase deutlich dunkler als das der französischen Künstler.

Museum Folkwang Museumsplatz 1, 45128 Essen T +49 201 8845 444 info@museum-folkwang.essen.de

Impressionismus, Fauvismus, Expressionismus, Kubismus: vier Epochen von 1879 bis 1911 In 32 Jahren veränderte sich die Kunst der Malerei so umfänglich wie in keinem anderen Zeitalter. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts stand im Zeichen des wissenschaftlichen Fortschritts, der in drei Jahrzehnten die gesellschaftlichen Strukturen Europas rundum verändert hat. Durch Eisenbahn, Dampfschiff, Automobil und Flugzeug wurden die bisherigen Zeitdistanzen drastisch verkürzt. Neue Formen der Stahlverarbeitung erlaubten die Herstellung riesiger Schiffe und brachten Bauwerke hervor, die zuvor unvorstellbar gewesen wären, wie 1870 die Brooklyn-Bridge in New York oder 1889 den Eiffelturm. Die Entdeckung der Elektrizität, diese neue, für das breite Volk unbegreifliche Energieform, eröffnete umwälzende Perspektiven. Erfindungen wie das Telefon (1876), die Dauerstraßenbeleuchtung (1877), die elektrische Straßenbahn (1881) oder die Schallplatte (1887) brachten die Menschen zum Staunen. Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung erschloss immer neue Bereiche des bis dahin Unbekannten und Unmöglichen und setzte damit alle bislang geltenden Maßstäbe fortlaufend außer Kraft. Internationale Einflüsse prägen die Kunst der Moderne Für die Entwicklung der Fauves wie auch für die Expressionisten in Deutschland sind die „Wegbereiter der Moderne“ Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Paul Signac, ebenso wie deren Zeitgenossen Edvard Munch, Henri Matisse, Georges Braque, Wassily Kandinsky, Franz Marc wie auch die Künstler der „Brücke“ gleichermaßen prägend. In der Ausstellung wird die Entwicklung der Künstler und des Fauvismus anhand wichtiger Ereignisse dokumentiert. Eine ebenso einflussreiche Rolle – vor allem in Deutschland – spielte Edvard Munch. Der Norweger hielt sich seit der Mitte der 1890-er Jahre mehrfach in Deutschland auf. Die Bilder „Der Schrei“ von 1893, „Rotes Weinlaub“ von 1898 und „Mädchen auf der Brücke“ von 1902 dokumentieren die Verwandlung vom Post-Expressionismus zum Fauvismus. Die Protagonisten des Fauvismus in Deutschland, Frankreich und Norwegen werden in der Ausstellung „Farbenrausch“ im Museum Folkwang noch bis zum 13. Januar 2013 zu sehen sein. Hintergründe, Zusammenhänge, Treffen und Veränderungen wurden eindrucksvoll in die Ausstellung eingebunden. Noch nie öffentlich gezeigte Leihgaben machen sie zu einem Magneten in der Kunstwelt. Eine spannende und beeindruckende Dokumentation einer der „ersten“ Bewegungen der klassischen Moderne.

1908 –„Streben nach künstlerischer Synthese“ Seit Herbst treffen sich die Künstler Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin im bayerischen Murnau zum Malen. Wie auch schon bei ihren französischen Kollegen spielen Farbe und Fläche in ihrer neuen Malerei eine tragende Rolle. Landschaftliche Motive wie die Dorfkirche in Riegsee bieten sich hierbei zum Erproben neuer Ausdrucksmöglichkeiten besonders an. Henri Matisse bereist zusammen mit dem Maler Hans Purrmann Deutschland, um seine kommende Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin vorzubereiten. Während seiner Rückreise besucht er Karl Ernst Osthaus in Hagen. In vielschichtiger Auseinandersetzung mit den Fauves ab etwa 1908 entfalten die Künstler der „Brücke“ ihren spontanen, unverwechselbaren Stil, der die subjektive Empfindung vor dem Motiv ins Zentrum stellt.

Der Fauvismus betont im Gegensatz zur differenzierten Farbigkeit des Impressionismus die Ausdrucksdynamik der reinen Farbe, in der sich die Form unterordnet. Er setzt die Farben ohne Licht und Schatten in großen Flächen nebeneinander und verzichtet auf plastische Werte.

1909 – Einheit von Kunst und Leben Im Januar sieht Kirchner in der Matisse-Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin unter anderem den „Blauen Akt“ (Erinnerung an Biskra) und die Bronzeskulptur „Liegender Frauenakt I“ (Aurora). In seinem Gemälde „Mädchen unter Japanschirm“ bezieht sich Kirchner formal auf beide Werke. Es stellt eine radikale Abkehr vom klassischen Schönheitsideal dar, die sich insbesondere in der vom Naturvorbild losgelösten Farbigkeit zeigt.Im Gründungszirkular der „Neuen Künstlervereinigung München“ fordert Wassily Kandinsky die Suche nach künstlerischen Formen, die „von allem Nebensächlichen befreit sein müssen, um nur das Notwendige stark zum Ausdruck zu bringen – kurz, das Streben nach künstlerischer Synthese“. Während Kirchner, Heckel und später auch Pechstein in den Jahren 1909 und 1910 mit Freunden an die Moritzburger Teiche fahren, um dort in der freien Natur ungezwungen zu malen, hält sich Karl Schmidt-Rottluff überwiegend in Dangast an der Nordsee auf und wird mitunter von Heckel oder Pechstein besucht. Dort entwickelt Schmidt-Rottluff einen für die Malerei der „Brücke“-Künstler ungewöhnlich reduzierten Ausdruck, in dem sich landschaftliche Eindrücke zu Farbflächen verselbständigen.

1910 – Farbe, Fläche, Kontur – Ausdruck pur Neben Landschaften malen die Dresdener Malerfreunde vorwiegend nackte Modelle in ihren Wohnräumen. Einen Moment selbstverständlicher Nähe zwischen Maler und Modell zeigt Pechsteins „Sitzendes Mädchen“. Mit einem Bewegungsmotiv, das Spontaneität signalisiert, wendet die nach rechts gerichtete Figur ihr Gesicht dem Betrachter zu. Die steil nach oben geführte Dreieckskomposition des Körpers und der Farbakkord aus Gelb, Rot und Blau verstärken diese Dynamik, die in dem Landschaftsausschnitt darüber ausläuft. Anfang des Jahres lernen sich Franz Marc und August Macke in München kennen, es entsteht eine der kongenialsten Künstlerfreundschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beide versuchen sich um 1910 – angeregt durch die Fauves, aber auch durch ihre Bekanntschaft mit den Mitgliedern der „Neuen Künstlervereinigung München“ – an einem neuen Umgang mit der Farbe.

1911 – Neue Wege Wie nahe August Macke den Fauves in ihren künstlerischen Fragestellungen kommt, zeigt das Stillleben mit Apfelschale und japanischem Fächer. Der Fächer, die Obstschale und das Zusammenspiel von Raum und Mobiliar, von Fläche, Farbe und Form werden organisiert und in Flächenelemente transformiert. Mit dem Umzug nach Berlin verändert sich auch die Malweise der einzelnen „Brücke“-Künstler; sie entwickeln ihren ehedem gemeinschaftlich geprägten Stil individuell weiter. Ein Streit während der Vorbereitung zur dritten Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“ führt zum Bruch innerhalb der Gruppe. Franz Marc und Wassily Kandinsky verlassen zusammen mit Gabriele Münter die „Neue Künstlervereinigung“.


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Wie ein Champagnertrüffel entsteht: Ein Blick in die Konditorstube im Café Hirsch

Fotos@Lore Orube

Fotos@Lore Orube

Von Margit Weichold Wie alles Gute ist sie rund. Dabei klein, fein und hübsch anzusehen. Sie wird in einem Rahmen präsentiert, der ihrer würdig ist und hat in mir einen unbedingten Fan. Ich spreche von einer Praline, in meinen Augen die Nummer Eins unter den Pralinen: dem Champagnertrüffel. Auf ihren Spuren bin ich in der Konditorei Hirsch, wo sie in eigener Produktion hergestellt wird. Mein Blick auf den Trüffel gibt mir auch Gelegenheit, einmal eine Feinbäckerei genauer anzuschauen. Außer Pralinen bietet die Konditorei eine üppige Auswahl an Torten, Gebäck und Naschereien aller Art an. Im angeschlossenen Café bin ich mit Konditor Marco Hirsch, 36, verabredet, der den Familienbetrieb seit 2007 führt. Bei der Herstellung des Konfekts sind vor allem zwei Aspekte entscheidend: „Eine gute Praline unterscheidet sich von einer mittelmäßigen durch die Güte der Rohstoffe und die Sorgfalt in der Verarbeitung. Die Schokolade, die wir für die Praline auswählen, muss genau zum Likör passen. Ein zu hoher Kakaoanteil überdeckt schnell den Geschmack des Alkohols und macht die Praline bitter.“ 15 Jahre im Geschäft, isst der er immer noch gern Schokolade: „ Alles Süße mag ich gern, das hab ich vom Vater geerbt. Eigentlich wollte ich ja eine Banklehre machen, aber das war nichts für mich. Die Konditorei hat mich eingeholt. Ich wollte etwas Kreatives machen.“ Dabei setzt der Schokofan auch viel auf Bewährtes: „Eine Konditorei ist ein Traditionsbetrieb. Manches fertigen wir schon seit etlichen Jahren. Doch ein, zwei neue Produkte kommen jedes Jahr hinzu. Da kann man seine Kreativität ausleben.“

SüSSe Lust In der Backstube neben dem Café, einem großen, hohem Raum mit weißen Fliesen, werden die Pralinen und natürlich auch die Backwaren produziert. Schon von weitem umfängt uns ein köstlicher Duft nach Plätzchen und Weihnachtsbäckerei. Hier hat Marco Hirsch schon als kleines Kind gerne Kuchen gebacken. Zwei Gesellen und drei Lehrlinge sind bei ihm beschäftigt und fertigen die Leckereien fast ausschließlich in Handarbeit. „Der Unterschied zum Backen zu Hause liegt eigentlich nur in der Menge und in der Zeit, die man zur Verfügung hat. Die Abläufe sind rationalisiert und die Rohstoffe sind hochwertiger. Ansonsten ist praktisch alles wie daheim“, erklärt Hirsch. Mitarbeiterin Ute Tucholsky, 43, steht an der Anrichte und füllt mit einem Trichter die „Ganache“ für die Champagnertrüffel in Schoko-Hohlkugeln. Diese Kugeln – das Äußere des Trüffels – wurden bis in die 50-er Jahre noch in der Konditorei selbst hergestellt, werden aber heute eingekauft. Und zwar beim selben Hersteller, der das Geschäft auch mit Schokolade beliefert. „Ganache“ ist das „Innenleben“ einer Praline, eine Creme aus Kuvertüre, Butter oder Sahne, die mit Alkohol aromatisiert wird. Nachdem die Kugeln mit Creme gefüllt sind, werden sie verschlossen. Dazu gießt die Konditorin weiße Schokolade in ein „Cornet“, eine Spritztüte, und füllt die Kugeln, bis eine kleine Spitze entsteht. Danach wird das Konfekt verziert, beziehungsweise „geigelt“. Mit zwei Gabeln taucht sie die kleinen Bällchen in ein Bad aus weißer Schokolade. Auf einem Sieb wälzt sie dann das Naschwerk hin und her, bis es „Stacheln“, wie bei einem Igel, erhält. Der Schokoladentrüffel hat seinen Namen von seinem unebenen Äußeren, das ihn seinem herzhaften Bruder ähnlich macht. „Das Igeln ist aufwändig. Aber mit Handarbeit ist man einfach näher dran“, sagt Hirsch, „man sieht, wie die Masse sich verhält, wie sie sich verändert. Mit der Maschine kann man nicht alles aus dem Produkt rausholen, kann nicht reagieren.“ Für Tucholsky, die die Trüffel fertig geigelt hat, ist die Praline mit Schaumweinfüllung zwar sehr lecker, aber dennoch nicht die Nummer Eins: „Der Champagnertrüffel ist am bekanntesten“, sagt sie, „aber ich mag lieber Orangenkonfekt.“ Hier in der Backstube herrscht eine geschäftige, dabei aber konzentrierte Atmosphäre. Bleche voller Plätzchen stapeln sich vor dem Backofen, im Ausguss wartet viel Geschirr drauf, gespült zu werden. Doch die Kollegen arbeiten Hand in Hand. „Ein gutes Betriebsklima ist das Wichtigste für unsere Arbeit. Wir backen hier wirklich mit Liebe.“ Das sei wesentlich für die Stimmung unter den Kollegen, meint Hirsch.

Bittere Note Das süße Gewerbe hat allerdings auch anstrengende Seiten. 40 bis 50 Stunden arbeitet ein Konditor in der Woche – in der Weihnachtszeit kann es deutlich mehr werden. Sonn- und Feiertagsarbeit kommt hinzu. Das alles kostet. „Pralinen und Feingebäck sind ein Luxusgut, das sich nicht jeder leisten kann oder will. Gerade die jüngeren Leute müssen aufs Geld achten. Auch die steigenden Rohstoffpreise machen uns zu schaffen“, meint der Inhaber, „alles ist teurer geworden. Wir kön-

nen die Preise nicht so gut abfedern.“ Viele von Hirschs Stammkunden treffen sich monatlich oder sogar wöchentlich im Café. Trotzdem hofft die Konditorei auf neue Kunden. Im benachbarten Ausland hingegen, müssen die Patisserien nicht so sehr ums Überleben bangen: „In Belgien oder Frankreich sind die Leute eher bereit, für Süßwaren Geld auszugeben. Dort hat Schokolade eine ganz andere Tradition und die Leute sind gewohnt, sie in der Patisserie zu kaufen.“ In Köln allerdings, haben bereits einige Konditoreien aufgegeben. Dafür ist der Zusammenhalt unter den verbliebenen Feinbäckern umso enger: „Wir sind eine gute Gemeinschaft. Bei uns gibt es nicht so viel Konkurrenzdenken. Wir halten zusammen.“

Tradition und Moderne Dabei muss jede Konditorei zusehen, welchen Weg sie in der Zukunft einschlagen will. Hirsch hat ein „Tortentaxi“ etabliert und bringt seine Waren per Online-Bestellung an den Mann. Sein Expressservice wird immer mehr angefragt. Von den neuen Schokotrends hält der Fachmann allerdings nicht viel: „Der Hype um Schokoladen mit Pfeffer, Meersalz oder Chili - das ist extrem und wird schnell wieder vergehen. Basilikum und Schokolade harmonisiert nicht wirklich. Ich glaube eher an die Kombination mit süßen Aromen.“ Sein Online-Geschäft will der Konditor weiter ausbauen. Tradition sei wichtig, sagt er, „aber Stillstand ist tödlich.“ Ich blicke auf einen Baumkuchen, das Symbol des Konditoren-Standes. Ein süßer Duft weht von der Backstube ins Café. „Riecht man das eigentlich immer noch?“ frage ich Marco Hirsch. „Ja“, lacht er, „und es macht auch immer noch Hunger.“ Konditorei Café Hirsch - Goltsteinstraße 55–57 - 50968 Köln www.torten-taxi-koeln.de www.torten-express.de

Von der Idee in Handarbeit zu einer einzigartigen Praline

Veranstaltungen im Dezember 09.12.12 | 11:00 Uhr | Flora-Botanischer Garten Weihrauch, Myrrhe und Harze Führung zu den Kostbarkeiten aus dem Orient, Tk 4,-, Treffpunkt: Botanischen Garten, Alter Stammheimer Weg, Riehl 09.12.12 | 15:00 Uhr | Rautenstrauch-Joest-Museum Thementag Down Under 14.12.12 | 19:30 Uhr | Volkssternwarte Köln Der geheimnisvolle Stern von Bethlehem 15.12.12 | 08:00 Uhr | Friesenplatz Gebraucht-Fahrradmarkt 15.12.12 | 11:15 Uhr | Kölner Zoo Zwischen Denkmalschutz und Urwaldillusionen - Tierhäuser im Kölner Zoo, VA: VHS Köln, Anm: 221-25990, Treffpunkt: Haupteingang, Kölner Zoo 16.12.12 | 10:00 Uhr – 13:00 Uhr | Café Lebensquell, Bahnstraße 78 Teeologie - vorweihnachtliche Teeverkostung 16.12.12. | 15:00 Uhr | Studio DuMont Köln Hurtigroute – Eine Reise für Individualisten 16.12.12 | 11:00 Uhr | Winterheide Auf der Suche nach den Wintergästen, VA: VHS Köln, Anm: 221-25990, Treffpunkt: KVB-Linie 9, Endhaltestelle Königsforst, Heumarer Mauspfad 21.12.12 | 19:30 Uhr | Volkssternwarte Schillergymnasium Der 21.12.2012 (K)ein Weltuntergangstag! 28.12.12 | 20:00 Uhr | Stadtraum Köln Vollmond Kreistänze mit Heti Lohmann. Ort: Stadtraum Köln, Moltkestr. 79


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Bei Anruf: Immendorfer

Schokoladentraum Schokocatering richtet Kaffeetafeln aus Von ANNE Siebertz Genau 538 nett dekorierte Schokoladenkuchen innerhalb von drei Jahren waren es, die zum Stichtag Mitte Oktober des Jahres den Backofen verlassen hatten, um an verschiedenen Orten in der Kölner Region Herz, Augen und Gaumen zu erfreuen. Nachdem der Kuchen aus dunkler Schokolade in der Vergangenheit so oft hochgelobt worden war, meist jedoch mit so unspezifischen Worten wie: „dieser leckere Schokoladenkuchen, den es letztens da und dort gab“, bekam das himmlische Gebäck nach einem Spezialrezept seiner Erfinderin Julia Reinhardt den klingenden Namen „Immendorfer Schokoladentraum“.

Und dessen Geschichte geht so: 2009 war das Café im Bürgerhaus Stollwerck längere Zeit unbesetzt. Trotz intensiver Bemühungen konnte kein neuer Pächter gefunden werden, was viele Besucher bedauerten. Aus der Not heraus haben alle Mitarbeiter mitgemacht und ein eigenes kleines Angebot in den Caféräumen vorgehalten. Der Schokoladenkuchen von Julia Reinhardt, im Bürgerhaus Stollwerck als freie Mitarbeiterin für die Pressearbeit zuständig, kam am besten an und wurde immer wieder nachgefragt. Auch noch, nachdem das Café schon längst in neue Hände übergeben war. So entstand die Idee eines Kuchencaterings: Auf Wunsch stellt Julia Reinhardt für Besprechungen, Seminare oder Geburtstage eine Kaffeetafel zusammen, bei der der Schokotraum oder eine der unzähligen

Käsekuchenspezialitäten, die inzwischen hinzu gekommen sind, nicht fehlen darf. In den vergangenen drei Jahren hat sie sich ans Tüfteln gemacht und immer wieder neue Kuchen- und Tortenrezepte ausprobiert. Falls gewünscht, bringt sie den Kuchen selbst vorbei und liefert auch das komplette Geschirr nebst Kaffee, Tee und Kaltgetränken für bis zu zwölf Personen mit. Was drin ist, ist streng geheim und bleibt für immer das Geheimnis der Kuchenbäckerin. Aber eines sei verraten: unglaublich lecker, das ist er. www.spezialgast.de Tel. 02236/33 69 43

Der Top Schokoriegel auf dem Mars

Auch in diesem Jahr wieder

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Glühwein, Gänsebraten, Galadinner Das Barceló Cologne City Center in Festtagsstimmung Mit Glühwein fängt es an – ob bei einem Bummel über den Märchenweihnachtsmarkt vor den Toren des Hotels oder auf der Dachterrasse mit herrlichem Panoramablick über Köln mit seinen vielen Weihnachtslichtern.

Gans und Ente gehören unbedingt dazu Kulinarisch hat die festliche Zeit im Barceló schon mit dem Thema Gans und Ente begonnen. Knusprig gebraten und begleitet von allerlei leckerem Beiwerk wie Bratäpfeln mit Marzipanfüllung, kommen sie auf den Tisch - die ganze Gans für 4 Personen schon für € 95,00, die halbe Gans für 2 Personen zu € 55,00 sowie die Ente für 2 Personen zu € 55,00. Für alle, die den Gans- oder Entenschmaus lieber zu Hause genießen möchten, gibt es den Service „Gans to go“ – vorbestellen und persönlich abholen oder sich den Festtagsbraten mit dem Gänsetaxi für einen Aufschlag von nur € 22,00 pro Bestellung ins Haus bringen lassen. Gleich in der Lobby empfängt den Gast eine warme weihnachtliche Atmosphäre und diese Stimmung setzt sich fort in allen Räumen und Sälen des Hotels. Das Barceló, dessen Firmenheimat Spanien ist, liegt in diesem Jahr auch auf dem traditionsreichen 17. Kölner Krippenweg, der diesmal im Zeichen der Städtepartnerschaft Köln-Barcelona steht und auch wunderschöne Krippen aus allen Regionen Spaniens zeigt. Eine echte katalanische Bauernkrippe ist im Foyer des Hotels zu bewundern. Restaurant und Veranstaltungsräume sind bereit für Advents- und Weihnachtsfeiern, die ganz nach den Wünschen der Gäste gestaltet werden. Ob größere oder kleinere Feiern, ob im Ballsaal oder im Restaurant „arenas“ - das festliche Menü oder Buffet wird vom Barceló-Team ganz individuell zusammengestellt, denn jede Veranstaltung soll ihren eigenen Charme und Charakter haben.

Weihnachten und Silvester Das kulinarische Programm im festlich dekorierten Restaurant „arenas“ beginnt an Heiligabend mit einem 4-Gang-Menü für nur € 39,00 pro Person. Dann heißt es „Fróhe Weihnachten“ beim Brunch am ersten Weihnachtstag – € 29,00 pro Person - und am zweiten Weihnachtstag erwartet die Gäste ein Festtagsfrühstück für nur € 20,00 pro Person. Glamourös geht es ins neue Jahr: An Silvester empfängt das Restaurant „arenas“ die Gäste mit stilvoll-eleganter Dekoration und Küchenchef Benjamin Szanto hat ein exklusives Galabuffet (schon für € 79,00 pro Person) zusammengestellt. Ausführliche Informationen zum Festtagsprogramm und zu weiteren spannenden kulinarischen Aktionen des Barceló Cologne City Center unter 0221 - 228 1924 cologne@barcelo.com; www.barcelo.com;


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Biolance

18 | Biolance Profi-Koch Franz Hütter

Schokolade à la Gourmet über die Vielseitigkeit der Schoko-Küche

Kochkurse im Restaurant „Zur Tant“ Die Kochkurse sind gut besucht und lohnen sich. Deshalb bitte frühzeitig anmelden. Das Programm: Bei einem Glas Sekt lernen geht es ums Kennenlernen. Dann folgt die Besprechung für das das 4 Gang-Menü. Es folgen 2 Stunden Vorbereitungsarbeiten. Gegen 14:00 Uhr wird eine Verschnaufspause mit kleinen Mittagsimbiss gemacht. Anschließend wird das Menü bis ca. 18:00 Uhr fertig zubereitet. Um 18:30 Uhr kommt der Partner oder ein Gast individueller Wahl zum Aperitif und zum anschließendem gemeinsamen Abendessen ab 19:00 Uhr. Preis: pro Teilnehmer € 195,- incl. Abendessen des Gastes und der Menü begleitenden Getränke. Ein MENÜ beim Kochkursus

Foto©Katja Wendlandt

Von Sabine Teichmann

Geht das, Schokolade mit Fleisch?

„Je ma doch ‚Zur Tant’“, sagte man in Köln-PorzLangel schon im Jahr 1849. Seitdem gibt es dort ein Gasthaus. Früher von einer alleinstehenden Dame geführt, hat es sich zu einem Gourmettempel gemausert. Vor 36 Jahren übernahmen Kochprofi Franz Hütter und seine Frau das Restaurant. Seitdem ist es eine echte Gourmet-Adresse zwischen Köln und Bonn mit herrlichem Rheinblick. Hier kann man nicht nur hervorragend essen – Franz Hütter gewährt mit seinen Kochkursen auch Einblicke in die Geheimnisse der Profiküche. Der gebürtige Österreicher hat mehr als 40 Jahre Kocherfahrung und weiß genau, wie er Schokolade einsetzen kann.

Heute gibt es die ungewöhnlichsten Kombinationen in der Schokolade – mit Chili, Lavendel oder Pfeffer, um nur einige zu nennen. Ich habe sie probiert und fand sie lecker. Doch was ich mir gar nicht vorstellen kann: Schokolade und Fleisch. Passt das wirklich zusammen? Die Antwort des Profis: „Ja, Fleisch und Schokolade passen durchaus zusammen, aber hier muss der Koch stark differenzieren. Die Gerichte müssen sorgfältig ausgewählt werden. Am besten passt Schokolade zu Wildragouts. Aber auch hier gilt: keine süße Schokolade verkochen, sondern Bittere. Als Vorspeise haben wir eine Gänseleber-Terrine mit einer Schicht Schokoladenmousse dazwischen. Das schmeckt.“ Kochen ist Leidenschaft und Herausforderung Koch zu sein ist heute wieder richtig in. Doch es ist ein harter Job. Die Arbeitszeiten sind nicht familienfreundlich, das Wochenende ohne Freizeit. Franz Hütter hat vor 40 Jahren angefangen – und er kocht noch heute aus Passion: „Man wacht morgens auf und denkt, jetzt kommt wieder ein harter Tag. Aber sobald ich die Küche betrete, ist das Gefühl weg. Dann lebe ich auf. Ich genieße es, täglich mit jungen Menschen in der Küche etwas zu kreieren und auszuprobieren. Kochen ist eine Leidenschaft und eine Herausforderung. Ich habe eine riesengroße Achtung vor den Produkten, die ich in meiner Küche verwende. Ich wähle meine Zutaten sehr sorgfältig aus. Privat koche ich aber auch noch. Dann lade ich Freunde ein und genieße das Essen.“ Schon als Kind brutzelte Franz Hütter in der Küche. 1955 in Feldbach in der Steiermark geboren, wuchs

Mit Liebe zum Kochen die Liebe fürs Leben Nach Abschluss der Schule zog er als 15-jähriger schließlich mit einem Schulkollegen und einem Koffer los – in die weite Welt Vorarlbergs, um den Beruf des Kochs zu lernen. Sein Vater ließ ihn gehen, weil er dachte, sein Sohn käme sowieso in ein paar Wochen wieder. Durch Zufall landeten die Schulfreunde im Örtchen Dornbirn. Im Hotel „Zum Hirschen“ begannen sie eine dreijährige Lehre. Franz Hütter hatte hier aber nicht nur beruflich Glück. Er lernte auch seine zukünftige Frau kennen: Es war Liebe auf den ersten Blick, die bis heute hält. Nach der Lehre folgte er ihr nach Deutschland. 20-jährig und mit einer hochschwangeren Frau, machte Hütter sich selbständig. Er sagte sich: „Du kannst kochen, keiner sagt Dir, was Du zu tun hast.“ Mittlerweile hat er sich eine Mütze im Varta-Führer und 16 Gault-Millau-Punkte erkocht. Kopfschüttelnd sagt er: „Ich war ganz schön naiv.“ Und er schmunzelt, als er erzählt, wie oft sein Sohn mit drei Monaten im Kochtopf statt im Kinderwagen stand. Die gesamte Familie ist in das Hüttersche Unternehmen „Zur Tant“ involviert.

Nächste Termine Frühjahr 2013 Mi. 27.02.13 - 11.00 Uhr Do. 28.02.13 - 11.00 Uhr Mi. 06.03.13 - 11.00 Uhr Do. 07.03.13 - 11.00 Uhr

Seine Botschaft für den interessierten Berufsnachwuchs: „Ohne Disziplin, Ausdauer, Kreativität und große Leidenschaft sollte man es lieber lassen!“ Das A und O in der Küche Die Energie für seine Arbeit schöpft er aus seiner Familie. Als Koch arbeitet er nach dem Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Er stellt sich gerne auch auf Neues ein, lernt auch von Jüngeren –­ er bleibt nicht stehen, ist innovativ. Ich möchte erfahren, wie er moderne Kochstile einschätzt, zum Beispiel die Molekularküche. „Wissenschaftlich kann man in dieser Küche gut kombinieren. Aber ich möchte nicht nur in dieser Richtung kochen. Es ist nicht immer notwendig, alles in die Einzelteile zu zerlegen und dann in eine andere Konsistenz verwandeln. Wenn es angebracht ist, kombiniere ich die Molekularküche mit herkömmlicher Gourmetküche. So nutze ich die sogenannten Espumas, die Schäume, wie aktuell einen Möhrenschaum“, so der Gourmetkoch. Sein Credo: „Das Produkt ist das A und O in der Küche – es ist der eigentliche Star, nicht der Koch. Ohne gute Zutaten nutzt das beste Rezept nichts. Deshalb bin ich stetig auf der Such nach dem Besten – den besten Zutaten für meine Küche.“

Zur Tant Rheinbergstraße 49, 51143 Köln, 02203 / 81 88 3, info@zurtant.de www.zurtant.de Foto©Katja Wendlandt

Wir haben Franz Hütter besucht und ihm ein paar Geheimnisse entlockt. Zum Beispiel, was in diesem Jahr zur Weihnachtszeit schokoladiger Trend ist: „Bei uns gibt es immer etwas Leckeres mit Schokolade. Das heißt, ein Dessert ist immer richtig ‚schokoladig’“. Momentan ist ein Millefeuille von Schokolade auf der Karte. Das ist eine Mousse von Verona Schokolade, eine Schicht weiße Schokolade und dazwischen eine Schicht Mohnmousse.“ Mhhh, und während er von Schokoladen in verschiedenen Varianten erzählt, läuft mir gerade das Wasser im Mund zusammen. Ich möchte ich gerne wissen, welche Schokolade der Gourmet-Koch besonders schätzt. „Ich bevorzuge halbbittere Schokolade, mit 70 bis 80 Prozent Kakaoanteil. Ich probiere natürlich fast alles, auch Schokoladentrends. Greife aber gerne auf Schokolade aus Ecuador und aus anderen klimatisch heißen Erdteilen zurück. Die Schokolade sollte einen zarten Schmelz haben, dann ist sie lange bearbeitet. In der Küche setze ich auf Valrhona-Schokolade.“

er im kleinen Jagerberg auf. Dort hatten die Eltern einen Bauernhof, wie fast jeder. Seine Patentante führte den Haushalt und kochte so gut, dass Hütter sich von klein auf für die Geheimnisse der Zubereitung interessierte. Das erste, woran er sich selbst versuchte, war ein Backhendl – heute bei ihm im Restaurant zwar nicht mehr auf der Speisekarte, aber im Freundeskreis „immer wieder gewünscht“. Traditionsgemäß sollte Franz Hütter den Hof übernehmen, doch er entschied sich schon sehr früh für seinen Beruf. Natürlich wurde er zunächst belächelt: Damals war das Kochen noch eine Frauendomäne.

Galantine von Perlhuhn und Hummer *** Steinbutt mit Mango in grüner Currysauce *** Rehkeule niedertemperaturgegart auf feinem Ragout *** Gefüllter Topfenknödel mit Mohneis

Öffnungszeiten Täglich 12:00 - 14:30 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr Do Ruhetag


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Workshop „Rohe Schokolade“ verzaubert neugierige Naschkatzen

Kakao von seiner Schokoladenseite:

Verführerische Reise in den RohSchokoHimmel

Seine erstaunliche Wirkung auf Herz, Kreislauf, Gefäße und Konzentration

Von ANNE Siebertz Bei den Ureinwohnern Südamerikas galt die Kakaofrucht als „Frucht der Götter“. Heute sind Erzeugnisse aus der kleinen Bohne weltweit bekannt und beliebt. Vom Kleinkind bis zur Uroma meint fast jeder, die große Palette an kakao- oder schokoladehaltigen Produkten, die sich daraus herstellen lassen, zu kennen. Rohkoch Andreas Vollmert hingegen zeigt in seinen Workshops neue Wege auf, wie man mit Kakao in unverfälschter und reiner Art wohlschmeckende Desserts, Pralinen und Kuchen zaubern kann.

an und probieren die ungewöhnlichen Rezepte aus.“ Neben dem eigentlichen Kochen und Zubereiten steht für die maximal 20 Teilnehmer in den fünf Stunden auch viel interessante Theorie auf dem Programm. Vollmert, der nicht nur gelernter Koch und Bäcker ist, sondern auch Ernährungswissenschaftler, macht zunächst einen kleinen Streifzug durch die Geschich-

dert waren. Die Wissenschaftler stießen auf den hohen Kakaokonsum der Einheimischen und folgten der Hypothese, dass die relativ große Menge an Flavanolen, die im Kakao enthalten ist, mit dem perfekten Blutdruck in Zusammenhang steht. In zahlreichen internationalen Studien gibt es Hinweise, dass Flavanole die Bildung von Stickoxiden im Körper fördern. Diese wirken auf die Blutgefäße, so dass sie sich entspannen, sich weiter öffnen und elastischer werden. So vermindern sie die Nachlast des Herzens und senken den Blutdruck. Ein Mechanismus, mit dem auch verschiedene Medikamente arbeiten. Mittlerweile sind Wissenschaftler weltweit mit der Forschung über die Möglichkeiten von Flavanolen befasst. Man geht heute davon aus, dass Flavanole eine kontinuierliche Erneuerung und Regeneration der Innenhaut der Gefäße unterstützen, indem sie die Reparaturmechanismen beeinflussen. Auch in den Neurowissenschaften beschäftigt man sich mit der Wirkung von Flavanolen. Hier geht es um Konzentrationsfähigkeit und erhöhte kognitive Leistung.

Der Genuss von Schokolade macht richtig wach, denn sie wirkt wie ein doppelter Espresso! Diese These stellt Rohkoch Andreas Vollmert auf und liefert auch gleich die Erklärung dazu: Die Kakaobohne enthält den Wirkstoff Theobromin, was chemisch gesehen etwa die gleiche Substanz ist wie Koffein. Der Unterschied ist jedoch, dass dieser Wirkstoff die Hirntätigkeit unmittelbar anregt und damit als Wachmacher wirkt. Wissen sollte man allerdings, dass viele wichtige Stoffe im Kakao hitzeempfindlich sind und sich ihre Wirkung deswegen nur in ungerösteter Form vollständig im Körper entfalten kann. Zum Hintergrund: Üblicherweise wird Kakao bei circa 130 °C geröstet. Dadurch stellt sich der typisch bittere Geschmack ein, und der Rohstoff wird herzhafter. Nachteil ist, dass er unter dem Röstvorgang seine wichtigen hitzeempfindlichen Inhaltsstoffe verliert, „und dazu zählen eben auch die Proteinverbindungen“, verrät der gelernte Koch Vollmert, der sich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Wegen der Bitterstoffe müsse man mit viel Zucker arbeiten, um den milden Geschmack der Schokolade hinzubekommen. Da der Zucker aber im Umkehrschluss die begehrten Mineralstoffe in der Schokolade wie Magnesium oder Eisen, nach denen der Körper beispielsweise bei Stress verlangt, „auffrisst“, konsumieren die Menschen große Mengen an Schokolade. „Deswegen sind die Leute so gierig nach Schokolade“, weiß Vollmert. Kuchen ohne Backofen Aus der Küche von Andreas Vollmert kommen alle möglichen ganz normal klingenden Speisen wie Pizza, Eis und Schokolade. Aber nichts davon ist gekocht, gegart oder gegrillt, sondern auf eine ganz eigene Weise zubereitet. Was denn ein Rohkoch sei, wird er oft gefragt. Viele denken dabei schnell an Rohkost in Form von Salaten, Dips und dergleichen: „Kalte oder urbane Speisen“, wie Vollmert sie nennt. „Damit hat das gar nichts zu tun, ganz im Gegenteil“, erklärt er. „Ich erwärme Speisen bis 41 Grad, über diese magische Grenze hinaus stirbt jegliches normale Leben ab. Und genauso verhält es sich auch bei Enzymen in Lebensmitteln - bei Erhitzung über diesen Punkt hinaus werden sie inaktiv.“ Ein hoher Anteil an lebendiger Nahrung ist die Zukunft einer ausgewogenen und gesunden Ernährung.

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Aber Vollmert weiß, wie es anders geht. So zeigt er beispielsweise den Teilnehmern im Kölner BioGourmetClub Anfang Januar im Workshop „Rohe Schokolade“, wie man aus echter Rohkostschokolade ganz ohne rösten Desserts, Kekse und Kuchen herstellen kann. „Manche Teilnehmer schauen dabei nur gerne zu oder schreiben alles mit, andere legen selbst Hand Eifelstraße 24 50667 Köln Telefon: 0221 / 82 82 00 57 Telefax: 0221 / 82 82 00 56 Herausgeber: Andreas Bastian Redaktionen: Kultur und Menschen: Anne Siebertz Musik: Dirk Conrads Urban Art, Biolance, Originell: Andreas Bastian, Sabine Teichmann Public Affair: Sabine Teichmann Online Redaktion: Corinna Güsken Fotografien: Dieter Speelmanns - www.dsp.de Katja Wendlandt - www.katjawendlandt.de Seconds-Autoren: Meriem Benslim, Linda Fischer, Dirk Maschin,

te des Kakaos und erklärt anschließend die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den Körper. Er vergisst aber nie, auch auf die Magie einzugehen, die von der Schokolade ausgeht. Na dann, lassen Sie sich verzaubern! Workshop: Rohe Schokolade Termin: 5.1.2013, 11- 16 Uhr, Kosten 95 € Ort: BioGourmetClub Venloer Str. 59 - 50672 Köln Anmeldung und Info 0221/95 29 96 22 info@biogourmetclub.de Mit seconds gewinnen: Eine Person kann kostenlos am Workshop „Rohe Schokolade“ am 5.1.2013 teilnehmen. Einfach eine Mail mit dem Betreff Verlosung Schoko-Workshop an mw@seconds.de mit Namen und Adresse schreiben und gewinnen.

Katrin Farnung, Jutta Vogt-Tegen, Carina Thomann, Björn Thomann, Dieter Speelmanns, Dirk Conrads, Gaby Mutschke, Andreas Schwann, Nicole Doering, Helena Montagnese, Mirjam Dröge, Ralf Esser, Michéle Hentschel, Merle Ullrich, Peter Köster, Nadja Sobotzik, Nadine Stellmacher, Gregor Zootzky, Sabine Teichmann, Corinna Güsken, Claudia Saar, Sarina Brechmann, Magrid Weicholt

jeweiligen Rechteinhaber. Eine Wiederveröffentlichung von Beiträgen erfolgt nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Rechteinhabers und des Verlags. Für eingesandte Manuskripe, Vorlagen und Programmhinweise kann leider keine Gewähr übernommen werden.

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Druck: Societätsdruck/ Frankfurt ISSN: 2192-8495

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Es gilt die Anzeigenpreisliste 01-2013 Anzeigenschluss: der 15. des laufenden Monats

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Von Corinna Güsken Die Liste der Wirkungen, die Schokolade nachgesagt werden, ist lang: glücklich soll sie machen, auch süchtig, dick natürlich, je nach Menge – sie soll für Pickel verantwortlich sein, Migräne verursachen, Aphrodisiakum sein. Viel wichtiger ist aber ihr positiver Einfluss auf die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems. Er wurde in den letzten Jahren in zahlreichen Studien bewiesen und wird laufend weiter erforscht. Der Blutdruck sinkt, Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose wird vorgebeugt und die Konzentrationsfähigkeit steigt. Außerdem soll sich der Zustand der Haut verbessern und Insulinresistenzen gesenkt werden. Verantwortlich sind Flavanole, sekundäre Pflanzenstoffe, die in bestimmten Sorten Obst, Gemüse, grünem Tee, Rotwein vorkommen – und eben in Kakao besonders reichlich. Flavanole gehören zu den Polyphenolen, die viele Pflanzen als Farb- oder Geschmacksstoffe oder Gerbsäuren enthalten. Kakao gegen Bluthochdruck Seit langem weiß man um die Potentiale von Flavanolen. Anstoß zur Forschung in Bezug auf ihr Vorkommen in Kakaobohnen gab die Bevölkerung einer karibischen Inselgruppe vor der Küste Panamas. Die Bewohner dieser Inseln kannten Bluthochdruck und daraus resultierende Krankheiten nicht. Quer durch die Altersklassen lag ihr Blutdruck im Normbereich. Das galt nicht für Insulaner, die in andere Länder ausgewan-

Schokolade mit hohem Flavanol-Anteil Damit ist nicht gesagt, dass wir einfach viel Schokolade essen sollten. Der Anteil an Flavanolen in Kakao und Schokolade hängt von Sorte, Anbaumethode und Verarbeitung ab. In vielen Herstellungsverfahren bleiben nur ganz geringe Mengen erhalten. Dunkle Schokolade mit höherem Kakaoanteil enthält mehr Flavanole. Einige Hersteller haben Schokoladen mit einem besonders hohen Anteil davon entwickelt: Global Player Barry Callebaut mit ‚Acticoa’ und Mars mit ‚Cocoapro’, wobei Mars auch unter den Marken ‚Cocoa-Via’, ‚Goodness-knows’ und ‚Dove’ Produkte auf Basis von ‚Cocoapro’ vertreibt. Die spanische Firma Natraceutical bietet mit ‚CocoanOX 12%’ für die Industrie ein Kakaopulver mit 12 % Polyphenolanteil. 2007 brachte Stollwerck (heute Baronie, Belgien) unter der Marke Sarotti die ‚PURPUR IQ’-Tafel auf den Markt. Sie sollte in Apotheken oder Drogeriemärkten verkauft werden, ist aber zur Zeit nicht zu bekommen. Auch das französische Pendant ‚Acticoa’ scheint vergriffen. Mars verkauft nur innerhalb der USA. Wenn man in Europa in den Genuss richtig gesunder Schokolade kommen möchte, muss man zuerst einmal Geduld haben. Weitere Informationen: www.theobroma-cacao.de, www.acticoa.com, www.cocoapro.com


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Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen… …wenn man aber doch wissen möchte, was man bekommt, ist das Schokoladenmuseum im Kölner Rheinauhafen die richtige Adresse. Viele interessante und lehrreiche Geschichten über Schokolade und Kakao werden hier erzählt. Von Sarina Brechmann Natürlich wächst Schokolade nicht an Bäumen, wohl aber der Kakao, die wichtigste Zutat für die Schokoladenherstellung. Der Geschmack variiert je nach Sorte und Herkunft von bitter-herb bis zuckersüß. Es gibt eine Menge über Schokolade zu berichten. Das Kölner Schokoladenmuseum bietet Einblicke. Am 31. Oktober 1993 wurde es eröffnet. Der Neubau am Rheinauhafen begrüßte allein 2011 675 Tausend Besucher. Andrea Durry, seit dem Jahr 2000 Kuratorin des Museums, verbindet mit Schokolade durchweg positive Erinnerungen. „Für mich bedeutet Schokolade Kindheitserinnerungen und ich gönne mir auch zur Belohnung mal ein Stück Schokolade“, sagt sie. Auf 4000 Quadratmetern und auf vier Ebenen beschäftigt sich das Museum mit Schokolade und Kakao. Der Rundgang beginnt mit Anbau und Ernte, Kakaoerzeugerländern, Handel und Wirkung der Schokolade auf Körper und Seele. Eine kleine Geschichte der Schokolade Seit Ende des 19. Jahrhunderts beherrscht die Schweiz die Welt der Schokolade. 1867 entwickelte der Schweizer Chemiker Henri Nestlé ein Verfahren, mit dem man Milchpulver herstellen konnte. Drei Jahre später kam der Schweizer Schokoladenfabrikant Daniel Peter auf die Idee, Nestlés Pulver zur Herstellung einer neuen Schokoladenart zu benutzen - und heraus kam: die Milchschokolade. Noch heute sind die Schweizer Weltmeister im Schokolade-Essen: Sie verzehren pro Kopf jährlich circa zwölf Kilogramm. Die Deutschen liegen hinter den Schweizern auf Platz zwei. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wandelte sich Schokolade von einem Luxusartikel zu einem Genussmittel für breitere Bevölkerungsschichten. Ermöglicht wurde dieser Wandel zum einen durch die Ausweitung der Kakaoanbaugebiete und damit der verfügbaren Menge an Kakao und zum anderen durch die technische Entwicklung im Zuge der Industrialisierung. 1912 kostete eine Tafel der begehrten Köstlichkeit noch ebensoviel wie 20 Brötchen, und auch in den 50er Jahren musste man für eine 100-Gramm-Tafel etwa 1,80 DM hinlegen. In der Nachkriegszeit wurde der Preis von staatlicher Seite festgelegt. Mit der Aufhebung dieser Preisbindung im Jahre 1964 schnellte nicht nur der Absatz in die Höhe, sondern

fiel auch der Preis in den Keller: Zeitweise wurde eine Tafel für 60 bis 70 Pfennige angeboten. Heutzutage sind viele Menschen bereit, für eine ganz besondere Tafel Schokolade tiefer in die Tasche zu greifen. Beliebt sind hier vor allem Edelschokoladen, Bioschokoladen und fair gehandelte Produkte. Das Schokoladenmuseum zeigt auch die Arbeitsbedingungen in den Anbaugebieten, wie in Südamerika, Afrika oder Asien. Die Bohnen für die eigene Herstellung bezieht das Museum von Lindt. Das so genannte „Lindt-Versprechen“ besagt, dass „alle Produkte, die unser Haus verlassen, unserem Engagement für Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette entsprechen“, so das Unternehmen. Zurück im Museum: Eine Mini-Produktionsanlage stellt Tafeln und Pralinen her, 400 Kilogramm werden täglich verarbeitet. Die Besucher können dabei jeden einzelnen Schritt beobachten. Im begehbaren Tropenhaus kann man am eigenen Leib spüren, unter welchen klimatischen Bedingungen die Kakaobohnen wachsen. Das Wahrzeichen des Museums ist der Schokoladenbrunnen. 200 Kilo warme, flüssige Schokolade fließen hier und natürlich darf jeder Besucher auch probieren. Die „Schatzkammer“ gibt Aufschluss über den Ursprung der Schokolade. Die Kultur der Olmeken, Maya und Azteken wird präsentiert, für die Kakao ein Göttertrank war. Weitere Ebenen zeigen nostalgische Schokowerbung und ihren Wandel, auch „Kultschokolade“ ist ausgestellt. Schon mancher Erwachsene ist lange Zeit vor dem „Raider“ stehen geblieben und gedanklich in die Kindheit zurück gereist. Es ist etwas Besonderes, ein Erlebnis, denn man kann alles, was mit Schokolade und Kakao zu tun hat, nicht nur sehen, sondern auch fühlen, riechen und schmecken. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich im Chocolate Shop austoben. Doch vielleicht wäre es für Naschkatzen hilfreich, den Shop erst NACH dem Besuch des Museums zu besuchen. Alternative: Ein beliebter Treffpunkt ist das chocolat Grand Café. Mit Blick auf den Rhein kann der Besucher hier süße Köstlichkeiten bestellen und genießen. Von der Ernte bis zur Trocknung Doch bis ins chocolat Grand Café oder ins Supermarkt-Regal hat die Schokolade eine lange Reise vor sich: Angebaut wird Kakao zum größten Teil im Tropischen Regenwald. Wenn die Kakaofrüchte reif sind,

werden sie mit einem langen Pflückmesser vom Baum abgeschlagen. Im Inneren der Früchte sind die Kakaobohnen, eingebettet in eine Masse, die Fruchtpulpe. Der Ernte folgt die Fermentation. Die Bohnen werden auf großen Blättern, wie Bananenblättern, ausgebreitet und mit einer weiteren Schicht von Blättern abgedeckt. Die genaue Fermentationsdauer schwankt, abhängig von der Kakaosorte, zwischen zwei und sieben Tagen. Es ist ein Gärprozess, durch den hohe Temperaturen von etwa 45°C bis 50°C entstehen. Ausgelöst durch diese Temperaturen laufen die verschiedensten chemischen und biologischen Prozesse ab. Ziel der Fermentation ist unter anderem, die Keimfähigkeit der Samen abzutöten, um sie lagerfähig zu machen. Getrocknete Kakaobohnen schmecken nicht nach Kakao, wie wir ihn kennen, sondern eher bitter. Dennoch sind sie sehr wertvoll, weil man aus ihnen zwei wichtige Produkte gewinnt, die man auch zur Herstellung von Schokolade braucht: Kakaomasse und Kakaobutter. Erst das Rösten bringt die typische Farbe Wenn die Bohnen in den Verbraucherländern angekommen sind, werden sie in Fabriken gereinigt und anschließend geröstet. Dabei entstehen das typische Aroma und die braune Farbe. In großen Kakaomühlen werden sie dann zu einem dickflüssigen Brei, der Kakaomasse, zermahlen. Aus dieser Masse kann die Kakaobutter abgepresst werden. Dabei entstehen harte so genannte Presskuchen, die zu Kakaopulver gemahlen werden. Aus Kakaomasse wird schließlich Schokolade gemacht. Sie wird mit etwas Kakaobutter und Zucker vermischt und danach gewalzt. Der nächste Schritt, das „Conchieren“ ist besonders wichtig. Dabei wird die Schokoladenmasse gerührt, verliert ihren noch eher bitteren Geschmack und wird geschmeidig. Die Masse wird in Formen gefüllt, abgekühlt und als fertige Schokoladentafel aus der Form gelöst. Die genauen Basis-Zutaten für Schokolade sind Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker, Milchzucker und Vanille. Schokolade: vom reinen Genuss zum Lifestyleprodukt Einmal im Jahr öffnet in Köln die Internationale Süßwarenmesse ihre Pforten. Dort gibt es die neusten Kreationen und Trends aus dem Bereich Süßwaren zu bestaunen. Schokolade mit Aloe Vera,

mit Möhren, oder Algen, aber auch verschiedene Nüsse werden mit Zartbitter-, Vollmilch- oder weißer Schokolade umhüllt. Zimt, Pfeffer und andere exotische Gewürze tauchen in der Schokolade auf. 2012 spielte die Form ebenfalls eine große Rolle: Ob als Goldfisch oder als Smartphone, das Auge isst mit. Schokolade entwickelt sich immer mehr zum Lifestyleprodukt, oft steht eine ansprechende oder ausgefallene Verpackung stärker im Vordergrund als der Inhalt. Und mal ehrlich, wer hat nicht schon mal Pralinen oder Schokoladenkugeln alleine wegen der originellen Verpackung gekauft? 2013: Besonderes zum Jubiläum Ende nächsten Jahres wird das Schokoladenmuseum zwanzig Jahre alt. Es gibt Pläne für ein Programm zu diesem besonderen Anlass, und es hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten einiges verändert. „Die Form der Präsentation hat sich sehr gewandelt“, erzählt die 39jährige Kuratorin Andrea Durry. „Früher war es eher plakativ, nur Bilder und Text hingen an der Wand. Heute gestalten wir unsere Ausstellungen multimedial und interaktiv.“ Seit 2008 begleitet die Affendame Elli die kleinen Besucher durch das Museum. Dort, wo Elli auftaucht, gibt es viel zu entdecken und zu spielen. Gründer des Museums, Dr. Hans Imhoff, der auch Gründer des Unternehmens Lindt&Sprüngli war, war einer der ersten Unternehmer, die nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland – und Europa investierten. Seiner Heimatstadt Köln schenkte er das Schokoladenmuseum. Imhoff starb 2007, ein eigener Ausstellungsbereich ist Imhoff im Museum gewidmet. Kuratorin Andrea Durry, die bereits seit ihrem 19. Lebensjahr im Schokoladenmuseum arbeitet, sieht den Verzehr der Schokolade als eine Art Privileg. „Wir haben das Glück, uns Schokolade leisten zu können, jeden Tag zu jeder Uhrzeit.“ Das Besondere an Schokolade ist vielleicht auch ihre Akzeptanz bei allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildungsstand – und das auf allen Kontinenten. Und wie sagte einst der amerikanische Schriftsteller Richard Paul Evans so treffend: „Schokolade ist Gottes Entschuldigung für Brokkoli.“ In diesem Sinne: Guten Appetit!


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Schokolade essen für den Nobelpreis: je größer die Gesamtmenge, desto höher die Zahl der Preisträger. einem Augenzwinkern. Das Nobelkomitee könnte gegenüber den Landsleuten befangen sein oder die Schweden besonders empfänglich für die Wirkung der Schokolade.

Von Corinna Güsken Länder mit einem hohen durchschnittlichen Schokoladenverbrauch erhalten die meisten Nobelpreise. Eine verrückte Korrelation, aber einwandfrei nachgewiesen durch eine Studie in ‚The New England Journal of Medicine’ (NEJM) 2012.

Als gebürtiger Schweizer ist Messerli auch bekennender Schokoladenesser und würde zu gern seinen Ergebnissen folgen, nachdem in den USA beispielsweise einfach 400 Gramm Schokolade pro Kopf und Jahr mehr verzehrt werden müssten, 125 Millionen Kilogramm im Ganzen, um statistisch gesehen einen zusätzlichen Preisträger zu haben.

Franz H. Messerli, Autor des Beitrags im NEJM, ist Mediziner an der New Yorker Columbia University. Er kennt die aktuellen Forschungsergebnisse über die Bedeutung von Flavanolen, sekundären Pflanzenstoffen, in Schokolade für die Gefäße des menschlichen Körpers und damit auch für die Leistungsfähigkeit des Gehirns, gerade im Alterungsprozess. Und er wollte gerne wissen, ob man den Einfluss von Schokolade auf die kognitive Leistungsfähigkeit des Einzelnen nicht auch für die Bevölkerungen ganzer Länder messen könnte. Als ein Maß für diese Leistung nahm er die Anzahl der Nobelpreisträger pro zehn Millionen Einwohner und setzte das in Relation zum Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade für 23 Länder. Die Hypothese war ein neugieriger, nicht ganz ernst gemeinter Ansatz, der im Ergebnis aber durchaus bemerkenswert ist. Denn er führte zu einer hochsignifikanten Korrelation zwischen den beiden Werten: Auf Platz eins die Schweiz, USA, Frankreich und Deutschland in der Mitte, China und Brasilien am unteren Ende. Nur Schweden tanzt aus der Reihe: Mit einem Verbrauch von 6,4 Kilogramm im Jahr hätte das Land 14 Preisträger hervorbringen müssen, tatsächlich sind es 32. Erklärungen hat Messerli auch dafür, aber eher mit

Aber er sagt ganz klar, dass diese beiden Werte durch keinerlei Kausalität verbunden sind. Der deutliche Zusammenhang kann Vieles bedeuten. Man kann hier weiter forschen oder darüber spekulieren, wie Schokoladenkonsum mit Bildung und Wohlstand mit Gesundheitsbewusstsein zusammenhängt. Ob es so etwas wie eine kollektive kognitive Leistung eines Landes gibt und wie man das Potential der Flavanole einschätzt. Man kann diese Arbeit aber auch als kleinen Seitenhieb auf die Aussagekraft von Statistik sehen, die es schafft, fast jeden Zusammenhang zu beweisen. Mehr Infos: Messerli, FM. Chocolate consumption, cognitive function, and Nobel laureates. N Engl J Med 2012; DOI: 10.1056/NEJMon1211064. Verfügbar unter: http://www.nejm.org.

Süßes und Pikantes im „Schokolädchen“ Zwei mutige Frauen haben ihren Traum wahr gemacht Von mArgit Weichold

Fußboden gelegt. Das war viel Arbeit. Aber es hat sich gelohnt. Wir wollten einfach immer schon so etwas machen.“ Bereut haben sie ihren wagemutigen Schritt, immerhin schon fast im Rentenalter, noch nie. Marion Cramer hat sich allerdings noch ein Standbein in der Finanzberatung erhalten und arbeitet abwechselnd eine Woche im Laden und eine Woche im Immobiliengeschäft. Ruth Vogel setzt hingegen ganz auf das „Schokolädchen“. Die Reaktionen auf den Schokotraum sind durchweg positiv: Die Nachbarschaft ist begeistert und freut sich über das liebevoll dekorierte Geschäft: „Dieser Laden hat hier noch gefehlt. Toll, dass es ihn jetzt gibt!“

Fast wäre aus dem Naschkatzenparadies von Marion Cramer und Ulla Vogel ein Sushi-Laden geworden. Doch der Mitbewerber zog sich in letzter Minute zurück und so konnten die beiden Freundinnen ihren Wunsch verwirklichen: Nicht mehr ganz jung - 61 und 54 Jahre - gingen sie im Herbst 2011 ein Wagnis ein und eröffneten in Bayenthal ihr „Schokolädchen“, einen wahr gewordenen Traum von Leckerbissen aller Art. Früher in der Finanzberatung tätig, gehen sie nun ihrer Leidenschaft vor allem für Süßes nach. Im Angebot haben sie ausgefallene Pralinen, Köstlichkeiten aus Schokolade, Marmeladen, Honig, Weine und Liköre. Besonderes Highlight sind etwa die Pralinen von „art of chocolate“, die nur im Winter angeboten werden: Jede hat ein individuell gestaltetes Muster und ist fast schon zu schade zum Essen.

Schokolädchen Goltsteinstraße 89 – 91 50968 Köln Telefon: 0221 - 22 20 84 62 Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10:00 – 19:00 Uhr, Sa. 10:00 – 14:00 Uhr

Karten aus Schokolade

„Weihnachtsglanz auf Tannen Spitzen“ Die Besucher erwartet die Geschichte des Baumschmucks von Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Inwiefern hat er sich verändert? Wie politisch war Baumschmuck einst? Die Ausstellung läuft vom 29.11.2012 bis zum 06.01.2013. Am Schokoladenmuseum 1a 50678 Köln Tel.: 0221/931 888-0

Pikante Gaumenfreuden Doch nicht nur Zuckriges ist im Sortiment der frischgebackenen Unternehmerinnen – Ruth Vogel hat sich mit herzhaften Leckereien angefreundet und verkauft etwa ausgesuchten Balsamico-Essig, für den sie selbst zusammengestellte Rezepte bereithält. Eine breite Palette an Gewürzen ist ebenso im Angebot wie Nudeln oder Chutneys. Es gibt also viel zu entdecken im „Schokolädchen“. Dabei war der Einzug in das eigene Geschäft für die Freundinnen gar nicht so einfach: „Am Anfang war nicht mal der

Fotos@Lore Orube

Tipp der Redaktion

Originell sind die kunstvollen Visiten- oder Tischkarten aus weißer Schokolade, die –mit essbarem Material bedruckt – Festen eine persönliche Note verleihen. „Sogar im Wahlkampf kann man die Kärtchen einsetzen,“ erzählt Cramer, „für die Sozialdemokraten gab es schon Pralinenherzen der Firma Wagner mit dem SPD-Logo.“ Aber auch die handgeschöpfte Bruchschokolade des Schweizer Confiseurs Läderach hat ihre Fans – einen jungen Mann etwa, der sich einige wenige Stücke kauft, wann immer er sie sich leisten kann und sie andächtig oft noch im Laden verzehrt. „Seltsam, dass nur die großen Kinder zu uns kommen – wir haben fast nur Erwachsene hier. Aber die kommen umso lieber,“ freut sich Cramer. Interessant für die Erwachsenen sind die kandierten Früchte, Ingwerspezialitäten und Honigsorten: „15 Sorten Honig führen wir,“ erzählt die Zuckerbäckerin, „darunter Gelee Royal und Propolis. Und unsere Weine können sich genauso sehen lassen.“


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Neueröffnet! RIGBY & PELLER Ludwig Str. 2-6 50667 Köln

Parallel zur Hohe Straße Nähe Dischhaus Exklusive Lingerie-Beratung

Raum für Phantasie mit den richtigen Dessous

an die französisch geprägten Vorbilder des späten 19. Jahrhunderts. Beste Beispiele dafür sind Dessous – frz. darunter/Unteres, Corsage/Corset – frz. Corps, der Körper.

Von Andreas Bastian In Zeiten der Romantik und der Träumerei, sei es über Schokolade oder über andere Verführungen, liegt der Gedanke an die eigene Sinnlichkeit nicht fern. Man denkt an Berührungen, Nähe und die Sehnsucht, zu zweit zu genießen. Ende des 19. Jahrhunderts machte sich eine Reihe namhafter Schneider in Paris ans Werk, um mit ihren Dessous-Kreationen die kleinen Details des Körpers teils gut zu verstecken, teils besonders hervorzuheben. Kleidungsstücke, die ganz nah an der Haut getragen werden und bislang als intim galten, wurden auf einmal öffentlich zur Schau gestellt. Was für den Herrn sicherlich schön anzuschauen war, stellte für manche Frau nichts als eine Tortur dar. Korsetts zwängten Bauch

und Hüfte in engste Passungen, die Atmung war nunmehr Aufgabe der obersten Lungenflügel. Weiße Haut, feinste Stoffe waren gefragt: Samt, Spitze, Lycra oder Satin, in schwarz, rot, weiß, creme, versehen mit handgefertigter Spitze. Gnädiger waren da Corsagen, die als Rockansatz zum eigenständigen Kleidungsstück wurden oder mit Strumpfhalter versehen als Dessous ihre Spielarten fanden. Die Verbindung zur Schokolade offenbart sich erst mit ein wenig Phantasie. Milchschokolade beispielsweise lässt sich einfach erwärmen, wird schnell flüssig. In cremiger Konsistenz auf Körperteile aufgetragen, bietet sie sinnliche Genüsse auch ohne das Entkleiden der verspielten Raffinessen. Die Modewelt hat viele Formen und Varianten hervorgebracht, darunter auch Materialien, die nicht für den Alltagsgebrauch geeignet sind. Individuelle Ansprüche machten es schwierig, hochwertige Unterwäsche mit der Massenproduktion zu vereinen. So dauerte es bis in die 60er Jahre, bis die meisten Formen der heutigen Dessous erfunden waren. Viele Begriffe aus dem Bereich der Unterwäsche sind jedoch noch angelehnt

Ob man bestimmte Partien der Figur verstecken oder betonen möchte, ist eine Frage des Stils. Da werden Freundinnen zu Beraterinnen, wenn es um die nicht ganz leichte Frage geht, was zum eigenen Typ oder Hautton passt. Auf den Kleiderstangen finden sich zahllose Modelle für einen Körper, den es in dieser Perfektion meist nicht gibt. Jeder Körper ist anders, hat einen unterschiedlichen Brustumfang, andere Schultermuskulatur, und es macht einen Unterschied, ob die Dessous-Trägerin Rechts- oder Linkshänderin ist. Oft kennt sie ihre Belastungs- und Spannungspunkte nicht. Materialallergien, Schwitzen, Kratzen, Verrutschen kommen hinzu - ein tägliches Dilemma. Guter Rat muss nicht teuer sein Beratung tut Not, doch die Intimität des Anprobierens stößt an individuell unterschiedliche Grenzen. Wer Bequemlichkeit, Tragekomfort und Materialqualität zusammenbringen möchte, ist oftmals nicht gut in der Umkleide im Kaufhaus aufgehoben. Hier empfiehlt sich der Gang zu einer Lingerie-Beratung. Überrascht mag man dort feststellen, dass gute Qualität nicht immer teuer sein muss und Bioware in diesem hochwertigen Bereich noch nicht mal gesiegelt, sondern Standard ist. Bis zu 200 Waschgänge ohne Qualitätsverlust sind nahezu garantiert. Die größte Herausforderung der heutigen Unterwäscheindustrie ist jedoch die Passform. Möglicherweise sind die Spannungspunkte der BHs aus produktionstechnischen Gründen nicht an den Stellen, wo sie sein sollten, um den Tragekomfort auch als solchen wahrzunehmen. Was zu beachten ist, erfährt man zum Beispiel in der kostenlosen halbstündigen Beratung bei Rigby und Peller in der Ludwigstraße. Die Expertin für Lingerie erklärt dem Kunden anhand einer Druckpunktgrafik, dass die Spannung nur zu zehn Prozent auf den Trägern liegen darf, während 80 Prozent auf dem Umfang liegen sollten. Das Rückenteil soll also schön gerade sitzen und nicht nach oben ziehen, so wie es bei vielen Frauen der Fall ist. Der Umfang ist dann richtig, wenn sich der BH bei Bewegung nicht verschiebt. Vier Einzelkabinen bieten ausreichend Platz für die Kundin und die Fachberaterin. Auch an den Partner wurde gedacht, auf Wunsch durch einen Vorhang optisch getrennt. Solche und andere Details zeigen die Erfahrung, die Rigby & Peller in ihre neu eröffneten


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Bernd Berger Factory Outlet Store

Fotos©Katja Wendlandt

Von Sabine Teichmann

Geschäfte einbringen. Sie blicken zurück auf 70 Jahre Passformerfahrung für tadellos sitzende BHs. Versiert bemühen sich die Lingerie-Expertinnen, jene Unterwäsche zu finden, die ihren Kundinnen perfekt steht und den individuellen Geschmack und Lebensstil trifft. Es gilt die Maxime: Unterwäsche macht eine Frau erst feminin, sie wertet sie psychologisch auf. Mit einem Edelprodukt, das mit viel Liebe zum Detail und Aufmerksamkeit auf den Körper abgestimmt ist. Farben erinnern an Schokolade Die Farben des Fachgeschäftes sind karamell mit dezenten Braunschattierungen gehalten, eine Mischung aus Pralinée und Zartbitter – sie schlagen somit einen Bogen zur Schokolade. In Lappohrsesseln kann man sich genussvoll die neuesten selbstgefertigten Kollektionen anschauen, heißen Kaffee genießen und sich am “Wow“ und „Uui“ des Partners erfreuen, wie es die Field Managerin Liesbeth Delmote formulierte, die extra zur Eröffnung aus Belgien angereiste. Die gute Balance aus Qualität, Tragekomfort und Preis hat nicht nur überrascht, sondern auch überzeugt. Und erst recht die professionelle Mischung aus Diskretion und Kompetenz, Tipps und Tricks, Intimität und Lifestyle. Und so, wie wir Schokolade essen, um uns wohl zu fühlen, fühlte ich mich bei dem Besuch willkommen in der Welt der Variété de la Lingerie. Rigby & Peller - Ludwig Str. 2-6 - 50667 Köln

www.rigbyandpeller.com

Wer die Wahl hat zwischen Sekt oder Selters, einfacher Vollmilchschokolade oder einer feinen, cremigen Mousse, wählt häufig den feinen Genuss. So ist es auch in der Mode. Mal ehrlich, ist es nicht angenehm, bei einem Glas Schampus mit Trüffelpralinen zwischen Nobeloutfits zu sitzen, dann wahlweise die tollen Designerklamotten anzuprobieren? Doch viele verstehen das Wort Mode nicht und schmücken sich förmlich mit den Namen der Designer, ohne auf Stil, Farbe und Klasse zu achten. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Verkäuferinnen das oft gar nicht interessiert. Hauptsache die Edelfummel gehen raus und die Kasse stimmt. Allerdings nicht überall: Beim deutschen Designer Bernd Berger und seinem Verkaufsteam ist das ein absolutes „NO GO“. Linda Lenzen, Mode- und Stilberaterin im Kölner Bernd Berger Outletstore, erklärt das Konzept: „Wir beraten unsere Kunden nicht nur, wir coachen sie in Sachen Stil und Mode. Das Wichtigste ist jedoch: Wir nehmen uns Zeit und sind grundehrlich in Geschmacksfragen. Bei uns soll der Kunde zufrieden aus dem Laden gehen.“ Doch wie erwirbt man ein solches Gespür für Stil und Farben? „Wir bekommen firmenintern Fortbildungen in diesen Dingen“, sagt Lenzen, „aber man muss auch einfach eine Leidenschaft für Mode haben.“ Tradition seit 1971 Modedesign und Vertrieb sind in Deutschland ein hartes Geschäft. Auch die Bad Honnefer AB Mode GmbH weiß das. Bernd Berger ist ihre Marke – die Geschäfte führt mittlerweile der Sohn des Gründers. Senior-Chef Bernd Berger gründete 1971 eine Vertriebsgesellschaft für Damenmode. Kurz darauf begann er mit der eigenen Produktion. „Diese Anfänge spielten sich in einer Garage ab“, erzählt Gebietsleiterin und Modeberaterin Birgit Kretschmer. Heute gibt es bundesweit sechs Filialen, in denen bis vor kurzem nur Damenmode verkauft wurde. „Das hat sich aber wegen der großen Nachfrage nach Herrenmode geändert. Die gibt es jetzt auch in unseren Stores“, so Kretschmer. „Und die Qualität der Stoffe stimmt genauso wie der Schnitt“, sagt die Fachberaterin und Verkäuferin aus Leidenschaft. Kretschmer gehört schon lange zum Unternehmen, früher war sie selbst Model: „Hier habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.“

biert, kombiniert werden. Eben so lange, bis der richtige Stil gefunden ist und das Outfit sitzt. Aber wir beraten gerne und die Türen stehen für jeden Kunden offen.“ Günstiger Direktverkauf im Outlet Die Modebranche ist sehr wetterabhängig. Ist der Winter zu warm, verkaufen sich die dicken Daunenjacken nicht. Ist der Sommer verregnet, bleiben auch die luftigen Kleider als Ladenhüter zurück. Dieses Risiko tragen Einzelhändler mittlerweile aber nicht mehr alleine. Immer mehr Hersteller verpflichten sich, nicht verkaufte Ware zurückzunehmen. Deshalb verkauft Bernd Berger direkt an den Kunden. So kann Qualität sehr viel günstiger an den Verbraucher weitergegeben werden. Wie die gesamte Branche bietet auch Bernd Berger mehrere Kollektionen pro Jahr an. Und das Gute daran ist, dass man auch immer noch etwas aus der vorherigen Kollektion bekommt – wesentlich günstiger natürlich. Widdersdorfer Straße 158 - www.bernd-berger-fashion.de Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10.00 - 19.00 Uhr, Sa. 10.00 - 18.00 Uhr

Kombinieren nach Lust und Laune Die Auswahl im Outletstore ist übersichtlich. Hier findet Frau hauptsächlich Businessmode, sportive Sachen, Parkas, Blazer und auch Lederjacken. Die Schnitte der Designerklamotten sind klassisch. Man kann die Teile prima kombinieren, ein langes oder kurzes Outfit gibt es für jede Frau. Linda Lenzen erklärt: „Wir haben sehr viele Stammkunden. So eine Beratung kann hier bis zu drei Stunden dauern. Es kann fast alles anpro-

BERND BERGER • Sie kaufen direkt beim Hersteller und daher liegt der Preis ca.

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• Widdersdorfer Straße 158 Höhe Oskar-Jäger-Str. - Eigene Parkplätze am Haus. • Wir bieten allen unseren Kunden auch immer wieder einige Events an: ob Freundinnen-Abende, Special-late-night Shoppings oder verkaufsoffene Sonntage: wir wollen unsere Kunden verwöhnen und von unserer Produktauswahl und –qualität überzeugen. Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10.00 - 19.00 Uhr, Sa. 10.00 - 18.00 Uhr


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Das Kinderaktionshaus auf dem Bonner Weihnachtsmarkt

Amtes für Kinder, Jugend und Familie und des Leistungszentrums Märkte der Bundesstadt Bonn. Der Besuch des Hauses einschließlich aller Angebote ist für die Kinder kostenfrei. Weitere Informationen gibt es beim Amt für Kinder, Jugend und Familie unter 0228/77 31 27. Das Aktionshaus für Kinder auf dem Münsterplatz

Zum siebten Mal steht das Aktionshaus für Bonner Kinder zwischen sechs und 14 Jahren auf dem Münsterplatz. Es ist vom 23. November bis einschließlich 22. Dezember montags bis freitags von 15.30 bis 18.30 Uhr und samstags und sonntags von 12.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Während die Eltern Einkäufe erledigen, können die jungen Besucherinnen und Besucher hier kreativ sein, spielen, zeichnen oder einfach nur dem Trubel entfliehen. Pädagogisches Fachpersonal

und an einigen Tagen auch Kunsthandwerker arbeiten mit den Kindern, die dabei Techniken wie Holzbrandmalerei, Kerzenziehen oder Keramik kennenlernen. In diesem Jahr findet eine originelle Plätzchenback-Aktion statt. Dabei werden sowohl traditionelle Motive wie Engel und Sterne, als auch Motive mit Bonner Bezug wie zum Beispiel Beethoven oder das Münster aus Teig geformt, verziert und gebacken. Die Plätzchen werden anschließend einer Bonner Einrichtung gespendet. Das Aktionshaus ist ein Kooperationsprojekt des

Im Jahr 2006 stand zum ersten Mal ein Aktionshaus für Kinder auf dem Bonner Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz. Sie finden es in diesem Jahr gegenüber dem Eingang zur Münsterkirche. Hier finden regelmäßig gemeinsame Bastelarbeiten und Spiele mit Kindern statt. Dort werden täglich die Kinder mit vielen Aktivitäten beschäftigt, während die Eltern in Ruhe über den Bonner Weihnachtsmarkt spazieren gehen können. Hier können Kinder ab 6 Jahren unter pädagogischer Anleitung und Betreuung von Montag bis Freitag jeweils von 15.30 bis 18.30 Uhr und von Samstag bis Sonntag jeweils von 12.30 – 18.30 Uhr spielen, malen, basteln oder an anderen Aktionen teilnehmen. An vielen Tagen bieten auch Kunsthandwerker den Kindern in der Zeit von 16:00 bis 18:00 Uhr im Aktionshaus ein vielfältiges und zugleich interessantes kreatives Angebot. Die Teilnahme an den Angeboten ist kostenfrei. Quelle: Stadt Bonn

Mittelalterlicher Zauber auf dem Siegburger Weihnachtsmarkt

Es ist eine kleine Welt für sich, die sich in der Adventszeit auf dem Siegburger Marktplatz unterhalb des Michaelsberges entfaltet. Bereits zum 21. Mal findet in Siegburg nun der Mittelalterliche Markt zur Weihnachtszeit statt. Drei Wochen lang – vom 1. bis zum 23. Dezember 2012 – können die Besucher in eine längst vergessene Zeit reisen. Mehr als zehn Dutzend Handwerksleute, Musici, Gaukler und weit gereiste Händler, gekleidet wie die Menschen im späten Mittelalter, verzaubern zwischen authentisch nach gebauten Marktständen.

umfangreiches Programm für Kinder. Puppentheater, Märchenerzähler und das Kinderritterturnier lassen den Weihnachtsmarktbummel auch für die Kleinen zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Eine besondere Attraktion, die für glänzende Kinderaugen sorgt, ist das historische Kinderkarussell, das noch von Hand betrieben wird und zu fröhlichen Fahrten einlädt. Überraschen Sie Ihr Kind und die Gäste mit einer bezaubernden Geburtstagsfeier. Mit Spiel und Spaß wird den Kindern ein Einblick in die faszinierende Welt des Mittelalters gegeben. Auch eine mittelalterliche Schlemmertafel fehlt natürlich nicht.

Fackeln, Öllampen, Kerzen und Teelichter tauchen die Zeltstadt mit Einbruch der Dunkelheit in mystisches Licht. Freunde des Mittelalters speisen und trinken rustikal, Trommel- und Dudelsackklänge dringen ins Ohr, Spielleute und Jongleure demonstrieren ihr Können und Gaukler machen mit ihren Späßen auch vor den Besuchern nicht Halt. Löffelschnitzer, Riemenschneider, Seiler, Filzer, Zinngießer und mehr lassen längst vergessene oder kaum noch ausgeübte Handwerkskünste wieder aufleben.

Für größere Gruppen gibt es ein besonderes Angebot: Verbinden Sie Ihren Betriebsausflug oder Familienfeier mit einer Begrüßung auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Es besteht die Möglichkeit, auf dem Markt als Gruppe persönlich von den Gauklern begrüßt und so in das Gauklerspiel mit einbezogen zu werden. Pro Person ist hierfür ein Betrag von 4,- € zu zahlen, der neben der Begrüßung auch ein Glas Met oder ein anderes warmes Getränk auf dem Weihnachtsmarkt beinhaltet.

Es gibt originelle Geschenke wie kunstvoll mit dem Gänsekiel verzierte Urkunden, eine Wahrsagerin, die verrät, was die Zukunft bringt und ein

Musikalischer Höhepunkt des Marktes ist am Freitag, 7.12.2012 um 20.30 Uhr ein mittelalterliches Weihnachtskonzert mit der Gruppe „Irrlichter“ im

Stadtmuseum. Die Konzertkarten sind zum Normalpreis von 15,50 € oder ermäßigte Karten für 13,50 € im Stadtmuseum, der Tourist Information und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. / Quelle: Touristikamt Siegburg


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Der ChristkindchenMarkt hat seine Tore zum 35. Mal geöffnet

Wirklich gelungen ist auch der Weihnachtsstand mit Werkzeug und Handwerksmaterial aus Schokolade. Man traut sich wirklich nicht, die liebevoll gestalteten Sachen nach dem Kauf zu essen.

Von Dirk Conrads Alle Jahre wieder kommt das Christkindchen nach Leverkusen. Aber dieses Jahr hat es sich besonders angestrengt. Zum 35. Mal hat der Markt seine Pforten geöffnet. Ungefähr sechzig geschmückte Weihnachtsbuden laden in der Leverkusener Fußgängerzone zum Schauen und Staunen ein. Wie jedes Jahr trifft man alte Bekannte, verschiedene Glühweinstände und Buden, die eine verführerische Vielfalt an essbaren Leckereien bieten. Der Christkindchen Markt bietet für jeden Gaumen genau das Richtige. Vom Flammlachs über Dinnele aus dem Holzkohleofen bis hin zu einem großen Schlitten mit verschieden Sorten Wurst und Soßen. Wirklich gelungen ist auch der Weihnachtsstand mit Werkzeug und Handwerksmaterial aus Schokolade. Man traut sich wirklich nicht, die liebevoll gestalteten Sachen nach dem Kauf zu essen. Das Winterdorf mit dem singenden Elch, der mittlerweile schon zur Tradition geworden ist, sorgt für gute Laune bei den Besuchern. Sehr schön ist auch die Weihnachtspyramide, ein wahres Prachtstück aus dem Erzgebirge. Hier kann man Punschspezialitäten probieren. Für die Kinder gibt es dieses Jahr eine tolle Krippe mit lebensgroßen Figuren zu bewundern. Drei Fahrgeschäfte sorgen für Kurzweil. Besonders stolz sind die Betreiber des Markts auf die Wichtelwerkstatt in den Luminaden. Dort wird an jedem Adventswochenende spannende und kreative Unterhaltung für die Kleinen geboten. Während die Kinder unter Betreuung in der Werkstatt basteln, können die Eltern ganz entspannt shoppen gehen. Ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Events garantiert abwechslungsreiche Unterhaltung.

Midge Ure – If I Was in Leverkusen: 09.12.2012 Scala

Der Leverkusener Christkindchen Markt hat montags bis Sonntags von 11.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Die Gastronomie sogar bis 22.00 Uhr. Wenn alle Buden abgebaut sind, lädt das Winterdorf zur Silvesterparty ein. Mit einem großen Feuerwerk wird dann noch einmal so richtig Stimmung gemacht. Alle Infos zum Christkindchen Markt im Netz unter: www.christkindchenmarkt.de - Fotocredits: Dirk Conrads

Sa. 8.12. Di. 11.12. Do. 13.12. Fr. 14.12. Sa. 15.12.

Johnny Rieger Band „Was auf die Ohren!“ Kostproben aus der Hörspielwerkstatt Okay5 Christian Schwarzbach Absinto Orkestra

Mi. 19.12. Do. 20.12. Fr. 21.12. Sa. 22.12. Di. 25.12. Mi. 26.12. Do. 27.12. Fr. 28.12. Sa. 29.12. Mo. 31.12.

Bastian Korn - Wolfgang Lux - Rock und Lyrik Laia Genc Liaison Tonique Zed Mitchell Ein Konzert für Lichtblicke mit Lana Schwarz und toby sauter Überkings Lucky Old Quartett Garden of Delight - unplugged Coco Roadshow Cologne Funkateers feat. Tate Simms Electrified Soul Silvesterfete im topos mit der Backdoor-Blues-Band feat.: Reiner Lützenkirchen und Georg Stutte

Zu neun besonderen Konzerten, die nicht nur für Ultravox-Fans interessant sind, lädt Midge Ure im Dezember 2012. Der Frontman, Sänger und Songwriter der Band Ultravox präsentiert die von ihm mitkomponierten Electronic-Pop-Chartbreaker „Dancing With Tears In My Eyes“ oder „Vienna“ in jener Originalversion, in der sie ursprünglich geschrieben wurden – puristisch akustisch! Ergänzt werden Midge Ures 90 Minuten dauernde Gastspiele durch Songs aus seiner Solo-Karriere (Hits: „If I Was“, „Breathe“), selten gespielte Ultravox-Lieder und Interpretationen von ihn prägenden Fremd-Kompositionen wie „No Regrets“ (The Walker Brothers) oder „Lady Stardust“ (David Bowie) – eine Auswahl nahm er 2008 für die CD „10“ auf. Midge Ure in Leverkusen: 09.12.2012 Leverkusen, Scala Fotocredits: SubSounds - Booking & Promotion, Hannover


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Theater | Film

26 | Theater | Film

Das Metropol – ein Theater, das verzaubert Von Sarina Brechmann Die vermutlich jüngste Intendantin Deutschlands erobert mit dem Metropol-Theater die Herzen der Kölner Theaterfans. Schon als 15jähriges Mädchen schrieb Mareike Marx ausgedachte Spielpläne in ihr Tagebuch, dann erfüllte sie sich den Traum vom eigenen Theater. Und das mit großem Erfolg. „Theater, Theater – Der Vorhang geht auf. Dann wird die Bühne zur Welt“, sang einst Katja Ebstein. Auch für Mareike Marx ist das Theater ihre Welt. Im März 2011 gründete sie das Metropol in der Eifelstraße. Mit 28 Jahren die wohl jüngste Intendantin Deutschlands zu sein, ist eine besondere Herausforderung. Doch die gelernte Schauspielerin ist froh und stolz, überhaupt Intendantin zu sein und „dass ich, auch einigen Unkenrufen zum Trotz, hier bin und mein Theater führe, ohne Subventionen, ohne Sponsoren“, so Marx. Die gebürtige Kölnerin studierte zunächst Schauspiel und sammelte im Laufe der Zeit erste Erfahrungen als Regisseurin. Ihr Regiedebüt war 2009 „Die kleine Meerjungfrau“. „Als sich dann die Möglichkeit bot, das ehemalige Severins-Burg-Theater zu übernehmen, habe ich sofort zugegriffen“. Die Zahl der Besucher übertrifft die Erwartungen der Intendantin und ihres Ensembles. Sie berühren und verzaubern die jungen ebenso wie die älteren Zuschauer. Mareike Marx erzählt: „Ein älterer Herr bedankte sich nach einer Kindervorstellung bei mir, und erzählte, dass er sich heute Dank des Stücks wieder an Gedanken und Träume erinnern konnte, die er als Kind hatte.“ Wahrscheinlich ist es genau das, was die Menschen am Theater fasziniert. Theater als „Lebensmittel“ Allerdings gibt es auch viele Menschen, die einen Theatersaal noch nie von innen gesehen haben. Eine Besonderheit des Metropols ist daher die Idee „Kunst ist Lebensmittel“. Das Theater lädt über die Kölner Tafeln regelmäßig Kinder aus einkommensschwachen Familien in die Kinderstücke ein. Denn Mareike Marx findet, Theater sollte nicht „abgehoben und versnobt, elitär oder einfach zu teuer“ sein, Theater sei Begegnung und für alle wichtig. Leiter von Kindergärten und Grundschulen, in denen sich Kinder aus einkommensschwachen Familien befinden, können sich beim Metropol-Theater melden und den Kindern einen Besuch der Benefizvorstellungen ermöglichen. „Natürlich kann ich mit meinem kleinen Kellertheater nicht die Sehgewohnheiten einer ganzen Generation ändern. Aber ich freue mich, wenn ich dem einen oder anderen Kind eine neue Welt aufzeige.“ Sehr gern spielt sie in Kinderstücken, wie zum Beispiel „Dornröschen“, das die kleinen Besucher besonders fasziniert. „Kinder sind ein sehr ehrliches und lebendiges Publikum“, empfindet Marx. Sie malen Bilder und wollen der Märchenprinzessin nach der Vorstellung so nah wie möglich sein. Zurzeit spielt sie „Die Kameliendame“ (Text von Alexandre Dumas), eine Kurtisane, die sich in einen mittellosen Mann verliebt. Das Stück läuft im Dezember noch vom 12. bis 15.12. und am Silvesterabend. Theater, Picknick und Kostümparty In Köln gibt es knapp vierzig Theater, kleine und große, für jedes Alter ist etwas dabei. Doch was genau macht das Metropol so besonders? Laut Mareike Marx soll das Metropol-Theater verzaubern: „Die Abendstücke widmen sich klassischen, zeitlosen Themen, oft Romanbearbeitun-

„Theater sollte nicht „abgehoben und versnobt, elitär oder einfach zu teuer sein, Theater ist Begegnung und für alle wichtig.“ gen, die in eine andere Welt verführen, beispielsweise in das Paris der 1890er Jahre oder in das Berlin der 20er.“ Für die Kinder und Jugendlichen gibt es zusätzlich zum Theater-Erlebnis noch viele weitere Aktionen. So gab es im vergangenen Sommer nach jeder Rapunzel-Vorstellung ein Picknick im Volksgarten, selbstverständlich mit Rapunzel und dem Prinzen. An Karneval organisierte das Theater eine Riesenkostüm-Party und in den Winterferien feiern Dornröschen und Co. nach der Vorstellung ein Winter-Märchenfest. „So können die Kinder die Rollen noch auf eine ganz andere Weise kennen lernen, ohne die Distanz zur Bühne“, so Marx. Theater gibt Impulse In einem Theatersaal erlebt man nicht nur das Stück selbst, sondern auch den Sitznachbarn beim Erleben, Denken, Staunen und sogar beim Nichtverstehen. Theater gibt, im Bestfall, eine Anregung zur Selbstreflexion und auch zu einer kollektiven Reflexion und ist somit auch eine Basis für kritisches und politisches Bewusstsein. Es thematisiert Liebe und Tod sowie alles, was sich zwischen Menschen emotional ereignet. Theater zeigt gesellschaftliche Zustände auf, Verwerfungen und Visionen bis hin zur Utopie. Für die Zukunft wünscht sich die jüngste Intendantin Deutschlands, „dass es mir gelingt, ein Theater zu schaffen, das die Zuschauer glücklich macht.“ Und um mit den schönen und vor allem passenden Worten Katja Ebsteins zu enden: „Theater, Theater – Das ist wie ein Rausch, und nur der Augenblick zählt.“

Hier finden Sie das Metropol Theater Köln Eifelstraße 33 50677 Köln Anreise: KVB Linen 15 und 16 bis „Eifelstraße“ oder Linie 12 bis „Eifelplatz“ Karten: 0221/ 32 17 92 oder kontakt@metropol-theater-koeln.de Preise: Theaterstücke: 16 € /12 € erm., Kinderstücke: 8 € p.P. Geburtstagskinder erhalten freien Eintritt in alle Stücke!

Kinder Veranstaltungen Dezember Trödel rund ums Kind, Spielzeug, Kleidung u.ä., k eine Neuware im Bürgerhaus Kalk 02.12.2012 11:00 Uhr Kindertanzgruppen - MAGNET e.V. 03.12. – 31.12.2012 jeweils montags 17:00 Uhr „Däncing Pänz“ - Kindertanz für Grundschulkinder Tante Astrid - Aachener Straße 48 50674 Köln 05.12. – 26.12.2012, jeweils mittwochs 15:30 Uhr Erste Lieder – erste Worte Tante Astrid - Aachener Straße 48 50674 Köln 05.12.2012 14:45 Uhr Kurs: Englischzwerge in der evangelische Pauluskirche Johanneskirche Westhoven 06.12. – 27.12.2012 - zu verschiedenen Uhrzeiten Hänsel und Gretel in der Kammeroper Köln 06.12.2012 09:00 Uhr Des Kaisers neue Kleider in der Halle Kalk Bühnen der Stadt Köln 09.12.2012 16:00 Uhr Kurs: Römerspiel für Kinder im RömischGermanischen Museum 09.12.2012 14:00 Uhr Ein Hauch von Winterwetter im Comedia Theater - 13.12.2012 16:00 Uhr Die Weihnachtsgeschichte erzählt vom Engel & vom Esel Tante Astrid - Aachener Straße 48 50674 Köln 15.12.2012 - 22.12.2012 - zu verschiedenen Uhrzeiten Der kleine Lord im Künstler Theater 20/21.12.2012 10:00 Uhr Mach deinen Geburtstag zu einem Schauspielevent! First Take Schauspielschule 22.12.2012 14:00 Uhr Ein Weihnachtsmärchen im Künstler Theater 23./24./26.12.2012 15:00 Uhr


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Film: Bitter-süße Schokoladengeschichten `Ich will keine Schokolade´ und Filmtherapie für Schokoholiker

Unsere DVD- und Literaturtipps: Chocolat (R: Lasse Halström, Frankreich, 2002, 121 min, FSK 6, DVD eurovideo) Chocolat & Himmlische Wunder Joanne Harris, List Taschenbuch 2009 Die anonymen Romantiker (frz. Originaltitel: Les émotives anonymes, R: Jean-Pierre Améri, Frankreich 2010, 78 min)

Insbesondere zwei Filme haben hinreißende, zart schmelzende Geschichten zu erzählen: Da wäre zunächst der schon etwas ältere „Chocolat“ (2001, Drehbuch: Robert Nelson Jacobs nach einem Roman von Joanne Harris). Der Regisseur Lasse Halström erzählt die Geschichte der alleinerziehenden Vianne (Juliette Binoche), die im Jahr 1959 in einem französischen Dorf mit gestrengem Bürgermeister (Alfred Molina) eine Chocolaterie eröffnet. Reiner Genuss, welch ein Affront! Der nächste Skandal folgt, als die unkonventionelle Frau sich mit den Zigeunern (u.a. Johnny Depp) anfreundet. Schokolade in allen Formen und Geschmacksrichtungen ist hier das verbindende Angebot an die Dorfbewohner, miteinander nicht nur Genuss, sondern auch ihre Sorgen und Wünsche zu teilen. Und Leidenschaften zu entfachen. Von claudia saar Nach einem unter Psychologen verbreiteten Bonmot ist derjenige verrückt, der Kochbücher verzehrt – weswegen sollte man sich also Filme anschauen, die hauptsächlich von Schokolade handeln? Sich Herstellung, Verkauf und Genuss der braunen Süßigkeit, die einen Trendaufschwung zu verzeichnen hat wie kaum ein anderes Produkt – nur anschauen? Eines ist sicher: Kalorienzählen nicht nötig. Außer man erliegt anschließend der Versuchung, schnurstracks eine Chocolaterie zu entern.

Die im Wortsinne süße Pointe macht den Film zu einem Wohlfühlfilm. Er schafft es in zwei Stunden köstlicher Unterhaltung, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft und man sich mit warmem, gesättigten Gefühl zurücklehnen kann. Und das kalorienfrei. Versprochen. Unter einer Bedingung: Erliegen Sie bloß nicht der Anregung, die im Booklet zur DVD mitgelieferten Rezepte aus dem Film auszuprobieren! Sie möchten wissen, wie es weitergeht? Joanne Harris hat mit „Himmlische Wunder“ die Erlebnisse von Vianne weitergeschrieben.

Begabte Chocolatière operiert im Verborgenen Jüngeren Datums (2010) ist der Film: „Die anonymen Romantiker“. Darin wird die schüchterne Chocolatière Angélique (Isabelle Carré) auf Jobsuche bei der kurz vor der Pleite stehenden Chocolaterie Mercier zur Retterin auf Umwegen. Umwege, die sie sich gezwungen fühlt zu beschreiten, da sie sich als hochsensible und schüchterne Frau mit alltäglicher Kommunikation überfordert fühlt. Erst recht als Pralinenvertreterin, denn beworben hatte sie sich eigentlich als Chocolatière. Dachte sie jedenfalls. Der Flirt mit dem unbeholfenen und ebenso schüchternen Inhaber (Benoît Poelvoorde) macht es nicht leichter, erst recht nicht die zufällige Begegnung in der gleichen Selbsthilfegruppe. Zu welch raffiniert aromatischen Kreationen Angélique fähig ist, darf sie – natürlich auch auf Umwegen – erst später zeigen. Der Regisseur führt seine Charaktere nie vor, sondern zeigt mit Augenzwinkern, welche Ausweichmanöver Menschen mit dieser Charaktereigenschaft im Leben zu nehmen haben. Die gesamte Ausstattung und Farbe des Films in braun, grün und rot, teilt mit dem Film „Chocolat“ seine Süße und Weichheit und die detailversessene liebevolle Ausstattung. Auch Isabelle Carré, die im Zusammenspiel mit Benoît Poelvoorde überzeugend harmoniert, wenn es darum geht, voreinander wegzulaufen, erläutert im Interview, wie sehr sie es geschätzt hat, die Handgriffe des Pralinenmachens von einer erfahrenen Maître de Chocolatier wirklich zu lernen. Und damit im Film mehr als Schauspielkunst zu zeigen. Schokolade ist kein Produkt wie jedes andere. Und auch keine Süßigkeit. Denn: in der Bitterkeit unterscheidet sie sich von allen anderen bekannten Zuckerwaren. Schokolade ist Kunst. Die auch auf der Leinwand hervorragend verführt.

Kinderfotopreis NRW geht erfolgreich ins Finale! Die Fachjury ist beeindruckt von der Resonanz und sieht einer spannenden Preisverleihung entgegen Mehr als 1000 Fotos, Collagen und Bildergeschichten sind zum Kinderfotopreis NRW eingereicht worden. Die teilnehmenden Jung-Fotografen, alle zwischen sechs und zwölf Jahren, überraschten die Initiatoren von Kamerakinder.de mit ihrer Kreativität und Vielseitigkeit. „Wir sind ganz beeindruckt. Die Fotos zeigen aufregende, lustige und ungewöhnliche Sichtweisen und oft eine ganz eigene Bildlichkeit. Sie bieten Einblick in die Träume und Sehnsüchte der Jüngsten. Das wird eine schwere Auswahl“, sagt Projektleiterin Sabine Sonnenschein. Wer am Ende einen der ausgeschriebenen Geld- und Sachpreise überreicht bekommt, entschied eine Experten-Jury, bestehend aus „Sendung mit der Maus“-Moderator Ralph Caspers, den Fotografen Hans-Georg Esch, Thekla Ehling und Michael Ebert, Kunsthistorikerin und Autorin Sandra Abend und vier jugendlichen Fotoprofis. Aus den zwei Altersgruppen 6-9 Jahre und 10-12 Jahre durften sie insgesamt 18 Gewinner küren. Darüber hinaus gibt es noch acht lobende Erwähnungen und einen speziellen „Kinderpreis“, der allein von den Kindern in der Jury vergeben wird. Die Preisverleihung findet am 8. Dezember um 15 Uhr im Alten Pfandhaus in Köln statt. Geehrt werden jedoch nicht nur die

Gewinner beim Kinderfotopreis NRW: Jedes der eingereichten „Kunstwerke“ wird im Rahmen der einwöchigen Ausstellung „Wie Kinder die Welt sehen“ zu sehen sein, die an dem Nachmittag feierlich eröffnet wird. Durch das Programm führen Samy und Jasin Challah von Puppet Empire, musikalisch unterstützt von der Rockband der Kinderstunksitzung Pelemele. Der Kinderfotopreis NRW und das Internetportal Kamerakinder.de sind eine Initiative des jfc Medienzentrums in Köln. Das innovative Kinderprojekt fördert spielerisch mediales Bewusstsein und den kreativen Austausch für Medieneinsteiger. Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: Kinderfotopreis NRW 08. Dezember 2012, 15 Uhr, Altes Pfandhaus, Köln Mit Puppet Empire & Pelemele Vernissage: „Wie Kinder die Welt sehen“ Weitere Infos: Sabine Sonnenschein jfc Medienzentrum Fon:0221-13056150 Info@KameraKinder.de www.kamerakinder.de


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Musik

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ABBA THE SHOW TERMINE 2013 Hamburg, O2 World Do. 14.02.2013, 20:00 Uhr Dresden, MESSE DRESDEN Fr. 15.02.2013, 20:00 Uhr

Köln, LANXESS arena Sa. 16.02.2013, 20:00 Uhr Erfurt, Messehalle Erfurt Mi. 20.02.2013, 20:00 Uhr Neu-Ulm, ratiopharm arena Do. 21.02.2013, 20:00 Uhr München Olympiahalle München Fr. 22.02.2013, 20:00 Uhr Trier, Arena Trier Sa. 23.02.2013, 20:00 Uhr Stuttgart, Porsche Arena So. 24.02.2013, 20:00 Uhr Nürnberg, ARENA NÜRNBERGER VERS. Di. 26.02.2013, 20:00 Uhr Zürich, Hallenstadion Mi. 27.02.2013, 20:00 Uhr Mannheim, SAP Arena Do. 28.02.2013, 20:00 Uhr

Fotocredit©Herber Schulze

Regensburg, Donau-Arena Fr. 01.03.2013, 20:00 Uhr Wien, Wiener Stadthalle Sa. 02.03.2013, 19:30 Uhr Graz, Stadthalle So. 03.03.2013, 19:00 Uhr Hof / Saale, Freiheitshalle Di. 05.03.2013, 20:00 Uhr

Thank You For The Music ABBA - The Show in Köln Von Dirk Conrads Als vor gut vierzig Jahren die schwedische Popgruppe ABBA gegründet wurde, hat wohl niemand mit dem Hype gerechnet, den die Gruppe aus Schweden ausgelöst hat. 1974 schafften sie den Durchbruch beim Grand Prix in Großbritannien. Von da an ging`s sprichwörtlich Schlag auf Schlag. Unzählige „Nummer Eins Hits“ in den Charts, 370 Millionen verkaufte Tonträger. Alleine das Best Of Album „ABBA Gold“, das 1992 veröffentlicht wurde, verkaufte sich über 28 Millionen Mal. Die Band ist eine der erfolgreichsten Popbands in der Musikgeschichte. ABBA sind bekannt für ihre aufwendigen musikalischen Arrangements und die bunten und poppigen Kostüme. Gegen Ende 1982 trennten sich ABBA aufgrund privater Differenzen. Doch die Zahl der Fans nimmt nicht ab. Noch immer sind ihre Hits im Radio zu hören und ihre Musik ist auch heute weiterhin sehr zeitgemäß.

ABBA gelten nicht umsonst als Mitbegründer der modernen Popmusik. Alle Versuche, ABBA zu einer Wiedervereinigung zu überreden, scheiterten. Weltweites ABBA-Fieber Doch auch nach vierzig Jahren grassiert das ABBA-Fieber weiterhin. 2012 ist das ultimative ABBA- Jahr. Zahlreiche TV-Specials und die Wiederauflage des letzten Studioalbums „The Visitor“, mit einem bisher unveröffentlichten Song, tragen dazu bei. Zum Jubiläum kommt ABBA - The Show im Februar nach Köln in die LANXESS Arena. Es ist die ultimative ABBA Tribute Show mit mehr als 250.000 begeisterten Zuschauern allein in Deutschland. ABBA - The Show vereint ausnahmslos alles, was die vier Schweden zu einer der größten internationalen Musik-Sensation des letzten Jahrhunderts gemacht hat. ABBA - The Show ist dermaßen authentisch und originalgetreu und längst zu einem eigenen Kapitel in der Historie von ABBA geworden.

Der Erfolg von ABBA - The Show ist mit Sicherheit auch den beiden Sängerinnen und Co-Produzentinnen Katja Nord und Camilla Dahlin zu verdanken, in den Rollen der ABBA-Sängerinnen Anni-Frid und Agnetha. Die beiden Schwedinnen fanden 1996 unter dem Namen Waterloo zusammen. Sie haben ABBA - The Show bis ins kleinste Detail am Original ausgerichtet und an Sound und Look gefeilt. Der Gesang der beiden ist absolut authentisch, sogar die kleinste Phrasierung in den Gesangstimmen stimmt. Auch die optische Ähnlichkeit verblüfft wirklich. Seconds traf die beiden sehr sympathischen Sängerinnen zum Interview in Köln.

„Alles hat im Wohnzimmer angefangen.“


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Das Interview mit den Stars der Show

Fotocredit©Katja Wendlandt

Verblüffende Ähnlichkeit - nicht nur im Aussehen sondern auch im Gesang

Camilla: Wir waren beide Kinder, als wir mit dem Singen angefangen haben. Wir haben uns im Krankenhaus kennen gelernt, in dem wir zu der Zeit gearbeitet haben. Katja hatte noch keine Wohnung und ich habe ihr angeboten, solange bei mir zu wohnen, bis sie was Eigenes gefunden hat. Katja: Das war auch der Zeitpunkt, wo wir beide zusammen gesungen haben. Jeden Tag, die ganze Zeit. Seconds: Wann wurde die Idee geboren, zusammen eine ABBA-Show zu machen? Camilla: Das war 1996 in meinem Wohnzimmer. Wir sollten in einer Band als Backgroundsängerinnen singen. Beim gemeinsamen Proben stellten wir fest, dass wir ein bisschen wie ABBA klingen. Katja: In der Zeit war die Mode der Siebziger wieder total in, und als wir dann mal genauer in den Spiegel schauten, stellten wir fest, dass wir sogar ein bisschen wie Agnetha und Anni-Frid ausschauen. Und wir waren sofort der Meinung, wir sollten eine neue Band gründen. (Beide lachen) Das taten wir dann auch. Das Erste, was wir getan haben, war eigene Kostüme zu nähen. Danach baten wir um die offizielle Erlaubnis, die Band zu gründen und wir buchten den ersten Auftritt. Erst dann haben wir die Band „Waterloo“ gegründet. Das waren die ersten zwei Jahre. Bis 1998 tourten wir durch kleine Klubs. Aber ab dann waren wir sehr gründlich. Wir wollten unbedingt wie ABBA sein und dem Publikum das Gefühl geben, sie würden ABBA auf der Bühne sehen. Das ging auch sehr gut, unsere Bühnenkostüme waren sehr gut gemacht. Wir passten unser Äußeres dem von Anni-Frid und Agnetha an. Ich habe schon seit sechzehn Jahren die gleiche Frisur (beide lachen). Sogar meine Fingernägel so lang wie die von Anni-Frid. Seconds: Habt ihr die Möglichkeit gehabt, einmal die echten Bühnenkostüme von ABBA zu bekommen? Camilla und Katja: Ja. Camilla: Wir kennen Owe Sandström, er ist der Designer der Original-

„Die Fans bringen ihre Kinder und Eltern mit“

family feeling: Katjas+Camilias Familie und die Redaktion

kostüme von ABBA. Bei unserem zehnjährigen Jubiläum kam er vorbei und brachte Originalkostüme mit. Wir haben sie als Bühnendekoration genommen. Er ist ein wirklich großartiger Mensch und sehr großzügig dazu. Er ist sehr stolz auf das, was wir machen und auf unsere Kostüme. Sie sind wirklich von sehr guter Qualität. Seconds: Habt ihr eigentlich privaten Kontakt zu ABBA? Camilla: Ja.........

Seconds: War die musikalische Kreativität damals eine andere als heute? Camilla: Ja absolut. Alleine der Kampf der Bands, einmal richtig bekannt zu werden, ist mit heute nicht zu vergleichen.

Seconds: Ein freundschaftliches Verhältnis? Camilla: Ja, so ein bisschen. Katja: Nicht zu allen, aber zu einigen. Seconds: Waren sie denn schon mal in eurer Show?

Camilla: Ich denke, ja. Noch nicht direkt, unsere Show hat ja auch noch großen Erfolg. Aber das ist immer abhängig von den Fans. Alles geht zu Ende irgendwann.

Camilla: Bis jetzt noch nicht..... Katja: Das ist das, was wir wissen, aber wer weiß ......... wer weiß. Camilla: Sie wissen schon, was wir so machen und sie wissen von uns. Seconds: Habt ihr eigentlich mit so einem Erfolg gerechnet, als ihr mit der Show angefangen habt? Katja und Camilla: Nein, niemals. Auf keinen Fall so, wie es jetzt ist. Es ist so umwerfend, wirklich. Camilla weiter: Katja sagte zu einem anderen Journalisten, dass es Momente gibt, wenn wir hinter der Bühne auf den Beginn der Show warten und es immer noch nicht begreifen können, dass wir es waren, die das erschaffen haben, als wir in meinem Wohnzimmer in den Spiegel schauten. Das ist wirklich unglaublich. Die Leute sind so dankbar. Noch einmal ABBA zu sehen, macht sie glücklich. Wir haben viele Freundschaften zu ABBA-Fans und die sagen, wir wären jetzt ABBA. Das macht uns sehr glücklich. Seconds: Eure Videos zeigen das deutlich. Man hat wirklich das Gefühl, ABBA steht auf der Bühne. Wie erklärt ihr euch diesen immer noch anhaltenden ABBA-Hype? Camilla: Vielleicht weil es wirklich sehr gute Musik ist. Und so abwechslungsreich. Vergleiche mal das erste Album mit dem Letzten. Da sieht man die Entwicklung, die ABBA durchgemacht hat. Die Musik von ABBA hat auch sehr viele musikalische Einflüsse wie Rockmusik, Folk und sogar Schlager. Das ist ein sehr großes Spektrum. Fotocredit©Katja Wendlandt

Seconds: Camilla, Katja, wie habt ihr euch kennen gelernt und wann habt ihr angefangen zu singen?

Seconds: Könnt ihr euch vorstellen, dass der Hype um ABBA eines Tages vorüber geht?

Seconds: In welchem Alter sind denn die Fans von ABBA - The Show? Camilla: Die Fans unserer Generation mögen ABBA sehr. Speziell die weiblichen Fans. Katja: Ja, das stimmt. Camilla: Und die Fans in unserem Alter bringen ihre Kinder mit. Oder sogar ihre Eltern. Das mögen wir wirklich sehr und wir haben einen tollen Abend zusammen. So passiert es, das die Kids die Musik von ABBA kennen lernen und mögen, aber Sie schließen ABBA bestimmt nicht so in ihr Herz, wie wir es taten. Für uns sind ABBA genauso groß wie die Beatles. Katja: Man kann immer ABBA-Shows machen. Nicht so groß, wie wir es tun. Vielleicht kleiner und dann wieder in Klubs. Und die richtigen ABBA-Fans kommen bestimmt. Seconds: Sind bei eurer Show wieder Original-Musiker aus der alten Band von ABBA dabei? Camilla: Oh ja, als Gastmusiker. Ulf Anderson, der Saxofonist und Flötist und ein Gitarrist. Ich denke, es wird Mats Ronander oder Jan Höfer sein. Seconds: Vielen Dank für das Interview und wir wünschen euch mit ABBA-The Show alles Gute und viel Erfolg.


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KOPEK – Rock ’n’ Roll von der grünen Insel Brad Kinsella: „Das geht wirklich Hand in Hand und ist ein Teil der irischen Tradition und unserer Leidenschaft für das Geschichtenerzählen, das „Storytelling“. Wir trinken auch gerne ein Bier, wenn wir an unseren Songs arbeiten. Und am Wochenende, das wir gerne gemeinsam verbringen.“ „Wir haben hier eine lange Musikgeschichte“, fährt Brad Kinsella fort. „Bands wie The Dubliners und The Pogues zum Beispiel. Irland ist voller Traditionen, so sind wir halt.“ Daniel Jordan: „Diese Traditionen sind überall und immer gegenwärtig. Auch bei Freunden oder in der Familie.“ Brad Kinsella: „Natürlich haben wir auch andere musikalische Einflüsse. Meine Mutter ist aus der Schweiz und sie spielt klassische Musik. Bands wie Nirvana haben uns inspiriert oder Punk-Elemente.“ Das erste Album der Band, „White Collar Lies“, ist ihr Newcomer-Debüt in der Musikszene und brachte ihnen einen Deal mit dem internationalen Label „Another Century“ ein, das Teil der Century Media Records Group ist. „In Irland haben wir unsere Musik in Eigenregie veröffentlicht“, sagt Brad Kinsella, „Das lief eigentlich ganz gut. Wir haben unsere Instrumente von jung an gelernt. Wir haben uns entschieden, die Sache ernster zu nehmen und an einem Bandwettbewerb teilgenommen, den wir gewonnen haben. Durch das Preisgeld hatten wir endlich die Möglichkeit, Videos zu machen und Konzerte zu spielen.“

Von Dirk Conrads KOPEK - das sind Daniel Jordan, Brad Kinsella und Drummer Eoin Ryan. Dan und Brad haben in ihrem bisherigen Leben nicht viel mehr gemacht, als die Gitarre in die Hand zu nehmen und zu spielen. Beide wuchsen in Dublin auf. Inmitten in der Tristesse eines rauen, dreckigen und düsteren Staßenlebens. Vielleicht sind das alles die Gründe, ihre Musik genauso zu spielen. Rau, unverfälscht und ehrlich. Daniel Jordan: „Brad und ich haben in der Nähe gewohnt, haben zusammen viel Gitarre und Fußball in den Straßen gespielt. In den letzten vier Jahren entschieden wir uns dann für eine gemeinsame Karriere“. Brad Kinsella: „Wir sind wirklich richtig gute Freunde. Das macht auch die Dynamik in unserer Band aus.“ Daniel Jordan: „Das Leben in Dublin ist mit Sicherheit ein Grund für unseren ehrlichen und puren Rock ’n’ Roll. Das hat uns geprägt, glaube ich. Dublin ist nicht der sonnigste Ort, es regnet halt viel und du kannst nicht viel machen. Außer Gitarre spielen.“ Brad Kinsella: „Dublin hat halt diesen Beigeschmack, ein „bad ass place“ zu sein. Eine raue Stadt, aber ideal, um Rock ’n’ Roll zu machen. Es ist halt so, wie es ist. Ein Platz ohne Gimmicks. Aber Dublin gibt uns halt sehr viel Inspiration, darüber zu schreiben.“ Wir trinken gerne ein Bier Irland ist bekannt für den großen Stellenwert der Pub-Kultur, des Singens und des Spielens. Am Ende eines Abends und ein paar Bierchen mehr, fängt jeder an Songs zu singen. „Daher bringt Irland auch solche Massen an Musikern hervor“, meint Daniel Jordan. „Jedenfalls für so ein kleines Land. Liegt auch am Wetter – schließlich regnet es hier 24/7. Da hat man viel Zeit, Songs zu schreiben, ein Instrument zu lernen und sein Können zu perfektionieren.“

Liebe ist tot Das Album wurde bis jetzt mit sehr viel Lob überschüttet und enthält die echt ansteckende Single „Love Is Dead“, die auch auf dem Soundtrack des Movies „SAW 3D“ zu hören war. Die Jungs von KOPEK tourten schon mit SEETHER, HINDER, PAPA ROACH oder den STONE TEMPLE PILOTS durch Amerika. Daniel Jordan: „Das war echt erstaunlich. Mit Bands, die wir selber gerne hören, auf Tour zu gehen. Die Tour dauerte sechs Monate. Jetzt haben wir die richtige Basis in Amerika für das nächste Album. Brad Kinsella: „Wir hatten den Traum nach Amerika zu gehen, in einen Van zu springen und von einem Konzert zum anderen zu fahren. Ich glaube, alle Bands haben diesen Traum. Für uns war’s wichtig, nach Amerika zu gehen und es hat uns gutgetan. Die Fans waren echt toll. Aber hier in Deutschland ist es nicht anders. Deutschland tut uns auch gut und es ist eine tolle Erfahrung hier zu spielen. Wir haben so viel gelernt in den sechs Monaten und lernen immer noch dazu.

Klare Aussagen und ein wenig Eskapismus Das neue Album „White Collar Lies“ ist auf keinen Fall bedeutungslos. Im Gegenteil. Klare Aussagen und ein wenig Eskapismus. „Das Album wirft eine Menge Fragen auf. Es ist ein ernstes Album und möchte zum Diskutieren auffordern. Aber es nimmt dich auch mit und lässt Eskapismus zu. Wir sind der Überzeugung, dass Musik Eskapismus bieten sollte“, sagt Daniel Jordan, „aber zugleich muss sie auch eine Bedeutung haben und Dinge ansprechen, die in unserer Welt passieren. Dass die Leute von großen Geschäftskonzernen ausgenutzt werden, zum Beispiel.“ „Das Album enthält Songs, die alle Facetten des Lebens widerspiegeln, nicht nur politische Belange, sondern auch menschliche. So findest du einen Lovesong auf dem Album und einen Song über Drogen. ‚White Collar Lies’ reflektiert das Leben“, sagt Brad Kinsella. Meine Anspieltipps: „Cocaine Chest Pains“, „Running Scared“ und unbedingt „Floridian“. KOPEK ist Musik pur. Keine raffinierten Tricks. Keine Sampler und kein Bullshit. Sie gehen raus auf die Bühne und spielen, so wie man es in den 60-ern und 70-ern gemacht hat. Nach dem Gespräch wissen wir jetzt immer noch nicht genau, was KOPEK übersetzt heißt. Das ist aber auch völlig unwichtig, denn die Jungs rocken definitiv. Das haben sie beim Konzert als Supporter von „ROYAL REPUBLIC“ im Kölner E-Werk bewiesen. Im März kommen KOPEK zur Headliner-Tour nach Deutschland und natürlich auch nach Köln. Line Up: Daniel Jordan: Vocals, Guitar Brad Kinsella: Bass Eoin Ryan: Drums

Obwohl die Bands, mit denen KOPEK auf Tour waren, einen völlig anderen Ansatz in der Musik haben, sind die Jungs begeistert. Dazu Brad Kinsella: „Ja der Ansatz ist schon ein bisschen anders. Wir kommen aus der Klubszene, sind rau und wollen diese Rauheit auch bei den Konzerten rüberbringen.“ Daniel Jordan: „Als Musiker solltest du nie aufhören, zu lernen. Das ist wichtig auch für dein Leben, um erwachsen zu werden. So haben wir auch von den anderen Bands viel gelernt. Auch wie sie ihren Ansatz zu ihrer Musik interpretieren. Wir haben auch wertvolle Tipps bekommen, wie man auf großen Bühnen Präsenz zeigt und das Publikum begeistert.

Die GREAT LAKE SWIMMERS & Jay Brannan kehren nach Europa zurück. Die GREAT LAKE SWIMMERS drehen mit ihrem aktuellen Album „New Wild Everywhere“ eine zweite Runde durch Europa. Als Support bringen sie die ebenfalls aus Kanada stammende Band Dusted mit Brian Brocherdt mit. Natürlich schauen sie auf der ausgedehnten Tour auch bei uns vorbei. Die Great Lake Swimmers live in Köln: 03.12.2012 Blue Shell

Planet Emily Vier Musiker, eine Message: Authentizität in Zeiten von vermeintlichen Reality Shows und Castingwahn. Ehrliche deutsche Texte aus eigener Feder, getrieben von Gefühlen und Erlebnissen des Alltags. Sängerin Carolin, Schlagzeugerin Daniela, Gitarrist Peter und Bassist Timo haben schon viele deutsche Städte und sogar das Ausland bereist und über 250 Konzerte gespielt. Diese Rockband weiß, was sie will und überzeugt am liebsten live mit einer energiegeladenen Show, Spielfreude und Ausstrahlung. Planet Emily: 20.12. Köln, MTC Planet Emily im Netz: www.planetemily.de Fotocredits: SubSounds Booking & Promotion, Hannover


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Unser Partnerprojekt in Hamburg

The winner is?

Promotionhilfe: Sozial ist genial Wir haben uns entschieden! Bis zum 30.09.2012 konnten sich Bands aus Deutschland 5 Monate bewerben um kostenlose Promotionhilfe zu bekommen. Für drei Bands haben wir uns entschieden:

Razorheads - www.razorheads.com Kurz Davor - http://de.myspace.com/576952471 Dyora - http://www.dyora.net/ Respekt und Freude für die kreative, künstlerische und soziale Arbeit der Musiker und Bands dafür steht Albagi Music Promotion‘s Projekt: Sozial ist genial! Bereits in den letzten Monaten wurde begonnen, Bands zu unterstützen und zu promoten. Im Radio und Öffentlichkeitsbereich. Im Oktober ist die offizielle Arbeit zum Projekt gestartet. E benfalls wurde eine Webseite eröffnet. Das Bewusstsein für Künstlerbelange steht im Vordergrund - Gute Musiker denken über Musik nach, nicht über Geschäftsmodelle. Qualität und Herzblut ist maßgeblich, um sich mit Fachwissen und Ueberzeugung einzusetzen. International können sich Bands weiter bis zum 31.12.2012 bewerben und kostenlos Promotionhilfe bekommen!!! Ab 2013 wird die AlbaBase verfügbar sein. Eine Datenbank, gefüllt mit Kontakten und Wissen die je nach Thema von Bands über das Sozial Projekt genutzt werden kann. Der Service ist kostenlos und wird in Form von ‚Musiker helfen Musiker‘ entlohnt. Einfach Songs ihrer Kollegen kaufen und ein Wissen besitzen was in dieser Form auf keinem Weg zu bekommen ist - Zeit und Geldersparnis für die Musik! Info: http://www.albagi-music-promotion.com/index.html

DIRTY HORSE Back in the saddle Von Michaela Pape Ein bisschen Blues, ein bisschen Funk – aber vor allem eine gehörige Portion Rock ‚n‘ Roll – das ist die gelungene Mischung der Kölner Band DIRTY HORSE. Sie steht für authentische, handgemachte Musik, und auch wenn sie noch relativ unbekannt ist – von einer Newcomer-Band im eigentlichen Sinne kann nicht die Rede sein. „Uns gibt es offiziell seit 2001. Wir standen schon mal kurz davor, richtig aufzutreten mit unserem alten Sänger Tristian Taylor. Der musste aber 2008 zurück nach Australien und dann ging erst mal wieder die Suche los“, sagt Lead-Gitarrist Jakob Timmermann. Anfang 2011 hat sich dann in der Besetzung einiges getan. Die Rede ist von Frontfrau Jennifer Jones. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit knapp 15 Jahren in Köln und bringt neben einer klassischen Gesangsausbildung auch jahrelange Banderfahrung mit. Sie rockt mit ihrer charakteristischen Stimme die Bühne und kann mit ihrer Power problemlos mit den elektrisch verstärkten Kollegen mithalten. Ebenfalls neu hinzugekommen ist Ex-Blotch-Bassist Bastian Heckl. Entgegen einigen seiner oftmals eher statischen Kollegen in anderen Bands, bietet der Bassist dem Publikum vollen Einsatz, und wenn man ihn seine lange Mähne schüttelnd spielen sieht, ist es schwer vorstellbar, dass es sich im Alltagsleben um einen Lehrer handelt. Wir wollten ein „Demo machen“ Komplettiert wird die Band von den drei Gründungsmitgliedern, die sich 2001 eher zufällig zusammenfanden. „Wir beschlossen, eigene Musik zu machen und haben zuerst den Drummer Mike Maercker gefunden, der vorher schon mit dem Bassisten von Geier Sturzflug zusammengearbeitet hatte. Als wir dann ein „Demo machen“ wollten war der Tontechniker, der uns aufgenommen hat, Sebastian Weitzel. Er hat uns gehört und fragte, ob wir nicht noch einen Gitarristen brauchten – und wir brauchten“, lacht Timmermann. „Seitdem ist er dabei.“ Timmermann ist der einzige in der Band, der durch seine Arbeit in zwei weiteren Bands und als Gitarrenlehrer seinen Lebensunterhalt als Vollzeit-Musiker bestreitet. Seine Speziali-

tät sind vor allem die ausgeprägten Soli, die den Songs einen unverwechselbaren Charakter verleihen und purer Rock sind. Mit viel Herzblut bei der Sache Alle Lieder sind selbst komponiert und getextet – man spürt, dass die Beteiligten mit Herzblut bei der Sache sind. Das Motto der Band lautet übrigens nicht umsonst Kickin up dust in the rock’n’roll bowl . Wenn sie die Bühne betreten scheint alles noch ganz harmlos zu sein aber ab dem ersten Takt geben die Mitglieder von DIRTY HORSE einhundert Prozent und mehr. Mit einer kraftvollen und energiegeladenen Bühnenpräsenz ziehen sie das Publikum in ihren Bann und entlassen es erst wieder, wenn die Show zu Ende ist. Zurzeit gibt es eine Demo-CD, die bei den Konzerten erworben werden kann. Zu hören sind diese Songs außerdem auf der Internetseite der Band oder bei Facebook. Nach Auftritten in Locations wie z.B. dem ‚King Georg’ oder dem ‚Sonic Ballroom’ wird nun kräftig an neuen Songs gearbeitet, die neben Titeln der ersten Stunde auf dem Album erscheinen sollen. „Die Planung sieht vor, dass wir Anfang Dezember das Studioalbum mit 11 oder 12 Titeln aufnehmen. Vielleicht auch noch ein Video. Wir machen die CD nicht zuletzt deswegen, um bessere Auftritte zu kriegen und schauen uns auch nach einer Booking-Agentur um. Vor allem aber wollen wir möglichst viel spielen“, so Timmermann. Wer eines der Konzerte besucht hat, wird sich an ein Lied ganz besonders erinnern, denn es scheint beim Publikum der absolute Favorit der bisherigen neu dazugekommenen Titel zu sein. Reunion hat echten Hit-Charakter und wird natürlich ebenfalls auf dem Album sein. Wer den Song schon vorher hören möchte und die Band live erleben will, sollte auf keinen Fall die kommenden Auftritte beim Emergenza Festival und im Jazzkeller Krefeld verpassen. www.dirtyhorse.net Termine: 14.12.12, Underground Köln, Emergenza Festival Fotocredit: Dirty Horse

A HARD DAY´S WRITE -

ein „Muss“ für alle Beatles Fans Was war der Auslöser für Lucy In The Sky With Diamonds? Gab es Eleanor Rigby wirklich? Wo befindet sich die Penny Lane? Wenn Sie die Story zu jedem Song der Fab Four wirklich interessiert, dann liegen Sie mit dem Buch von Steve Turner absolut richtig. Steve Turner beschreibt in chronologischer Reihenfolge sämtliche Beatles Songs und deren biografische Hintergründe. Vom ersten Album Please, Please Me über Sergeant Peppers Lonely Hearts Club Band bis hin zur Anthology I - III. Dazu Bono von U2: „Ich bin ein großer Fan von ‚A Hard Day’s Write’. Es ist ein beeindruckendes, äußerst inspirierendes Buch.“ Zu den Geschichten hinter den Beatles-Songs gehören auch über 200 Abbildungen. Zu sehen sind unter anderem Fotos von Personen und Orten, die die Beatles zum Schreiben ihrer Songs angeregt haben. Das Buch von Steve Turner ist wirklich eine

tolle Materialsammlung für alle Fans, die sich intensiv mit den Beatles befassen. Turner berichtet nicht von Aufnahmetechniken oder wie sie wann, wo und wie spielten. Dieses kann der Fan in Büchern über die komplette Recording-Session von Mark Levisohn nachlesen. Auch eine musikalische Analyse liefert Turners Buch nicht. Er bezieht sich auf das Wesentliche, er versucht zu erklären, wie jeder Song zu dem wurde, was er ist. Das Buch interpretiert nicht, was die Beatles wirklich sagen wollten. Turner geht zwar auf den Inhalt vieler Lieder ein, weil nicht jeder Leser mit den Texten vertraut ist. Vielmehr bezieht er sich aber auf die psychologischen Faktoren, die seiner Meinung nach die Texte beeinflusst haben. Die Deutung überlässt er anderen. Steve Turner A hard day’s write – The Beatles – Die Geschichte zu jedem Song Edel Rockbuch Verlag 2010 - 19,95 Euro


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