Seconds November

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szene, kulturen, temperamente

2,00 EUR Stadtausgabe Köln

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IHR KÖLNER STADTJOURNAL IM ZEITSCHRIFTENHANDEL

Ihr Stadtjournal für die Kölner Region

Nov.

tes nt e F win e G ABO spiel

Gesundheit! Was dazu gehört und was wir dafür tun können Foto@Tobias baur

Mit Bonn-Special und Leverkusen-Special

GESUND BLEIBEN

MEDIALES KrANKSEIN

KörpErwAhrNEhMUNG

ABO-GEwINNSpIEL

„An apple a day keeps the doctor away” ist ein kluges Sprichwort, bleibt für Viele aber ein frommer Wunsch. Krankheiten bestimmen und verändern unser Leben. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, sie zu beeinflussen, ihnen vorzubeugen und mit ihnen zu leben.

Ab 35 Jahren baut der Körper erwiesenermaßen ab. Und ab da beginnt auch die mediale Dauerberieselung mit Botschaften wie „Ich bin 40 und fühle mich jung, denn ich habe die Kraft der zwei Herzen!“ Ein gutes Geschäft für Einige, für die Meisten. aber ein schlechter Rat.

Ein gesundes Gleichgewicht im Zusammenspiel zwischen Körper, Seele und Geist zu finden, fängt schon bei der Körperwahrnehmung an. Wir haben uns auf die Suche gemacht….

Kein Einkaufsstress und immer auf der Höhe der Zeit? Seconds bietet einen Aboservice für 25 EUR, Diesmal mit Verlosung.

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2. Jahrgang Ausgabe 11 - November 12 Ausgabepreis 2,00 €


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Momentaufnahmen

Stadt edit

Seconds goes to Media – Wir bedanken uns für die vielen Anfragen zu unseren Interviews. Ein Monatsjournal hat eine nicht wegzudenkende Schwäche: die Terminlage. Um den Leseranfragen nachzukommen, werden wir ab November unsere aktuellen Interviews zeitgleich online stellen.

wIr VErABSChIEDEN unsere Autorin, Merle Ullrich ins Volontariat

Überregionale Themen, die wir ja größtenteils nur lokal präsentieren können, werden ebenfalls als Bericht auf unserer Website veröffentlicht. Somit können auch Leser von außerhalb mitbekommen, wie viel in Köln und Umgebung eigentlich los ist.

WIR SUCHEN Vertriebler und Verlagspraktikaten

Sie hat aufgrund des Praktikums bei uns ein dreijähriges Volontariat bei der Osnabrücker Zeitung bekommen. Wir wünschen alles Gute! Die Redaktion

Hier gibt es uns:

ma@seconds.de Köln

Hauptbahnhof, Flughafen Köln-Bonn, Presse Ludwig, Buchhandlung König, Bonn, Leverkusen, Hürth, Frechen, Brühl, Bergheim, Siegburg, Zeitschriftenfachhandel, Buchhandlungen, LOTTO-TOTTO, Tankstellen und in der Redaktion!

Aus den Inhalten

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wege zur Gelassenheit Ein Portrait des Buches von Peter Lauster aus Köln:“Wege zur Gelassenheit“

Schwachen Muskeln den Kampf ansagen EMS Methode ersetzt Krafttraining

Lebensraum

6

Lebendiger Treff aller  Generation

Kulturzirkus

Urban Art

10

14

Street Gallery

16

In 10 Minuten  zum neuen Job

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Gründer in Köln

Bürgerzentrum Deutz: durchdachtes Konzept bis ins Detail

Dauerprüfung Studium

8

Depress to go

Ladeneröffnung bei der pädagogischen werkstatt haben Schmetterlinge ADhS?

Von der Wärme trauriger Geschichten

9

Couchpotatoes Ein Plädoyer für den Sport

Catering mit regionalem Bezug Die Zukunft der Schulverpflegung

Narren. Künstler. heilige. Mutige Grenzgänger zwischen den Welten

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Gesundes Essen

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ACTION!KIDZ

Mittagstisch für Jedermann

Kinder helfen Kindern

Dürener Straße wird zur Kunstmeile


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Etwas Gesundheit ab und zu ist das beste Heilmittel des Kranken (Friedrich Nietzsche)

Gesundheit! Wünschen wir uns gegenseitig immer wieder und meinen damit ganz selbstverständlich das körperlich Genesen. Fassen wir den Begriff mal weiter und sehen, wie wir leben und was wir anstellen, um gesund zu bleiben, ergeben sich erstaunliche Perspektiven. Im November folgen wir Peter Lausters „Wegen zur Gelassenheit“, kümmern uns um das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele, von Bewegung und Entspannung – aber auch zwischen den Generationen im Deutzer „Haus der sozialen Gesundheit“. Wir fragen, was Ordnung und Unordnung mit Gesundheit verbindet, was quirlige Kinder und behäbige Behörden dafür tun. Wir spannen den Bogen vom neu entdeckten Mittagstisch über Couchpotatoes und JobSpeed-Dating bis zum Apfellehrgang.

Die Musikredaktion hat The Fixx auf ihrer Zurückin-Europa-Tour getroffen, mit Cy Curnin geplaudert, die deutsche Indy-Rockband PARKA interviewt und mit VIZA, der etwas anderen amerikanischen Rockband, gesprochen. Wie immer gibt es CDs zu gewinnen und geben Veranstaltungstipps. Viel Spaß beim Lesen!

Entdecke nicht zum hundertsten Mal Dein Veedel sondern entdecke das Leben

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Biolance

18

Apfellehrgang Das süß-saure paradiesische Obst

Originell

22

Leverkusen Vorbeugen ist besser als heilen

20

Musik

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28

Gehörlose und nichthörende Kinder drehen gemeinsam einen Film Können Geörlose besser sehen?

24 Nationales Zentrum für frühe hilfen

Bonn

Film

Ladenhüter Originale im Veedel

30

Cinepänz

The Fixx Back to Europe Cy Curnin im Interview

pArKA Ganz normale Jungs - Interview

Joan Armatrading

Duo OhNE rOLF

Verlosung des neuen Albums

Aktionsprogramm der BZgA

Extreme Sportler

Impressum/ Abo-wichteln

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Musikschnipsel VIZA Im Interview


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04 | Temperamente

Temperamente

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Ein Portrait des Buches „Wege zur Gelassenheit“ vom Kölner Autor Peter Lauster.

Wege zur Gelassenheit oder wie finde ich meine Mitte? VON ANDrEAS BASTIAN Die Alarmglocken haben schon lange geläutet, wenn Stress körperliche und seelische Symptome hervorbringt. Gute Ratschläge, Weisheiten ebnen einen Weg, der mit allerlei Baustellen versehen ist. Es ist eine ständige Suche nach der Mitte, die uns Kraft und Ruhe gibt. Dauernd werden wir aus der Bahn geworfen, immer wieder geschehen unvorhersehbare Dinge, mit denen wir nicht rechnen. Mal sind die Kollegen krank, manchmal halsen wir uns einfach zu viel auf. Das Leben wird von jeder Menge, auch unberechenbaren und chaotischen, Faktoren bestimmt. Wenn wir dann irgendwann völlig überspannt sind, kommt es zu dauerhaften Erscheinungen, die uns seelisch wie psychisch in die Ecke drängen. Der Körper sendet zahlreiche Signale, die wir als Kopfmenschen natürlich völlig verdrängen können. Es fängt mit leichten Kopfschmerzen an, geht über Muskelverspannungen bis hin zu Magenproblemen. Und für alles haben wir ein Mittelchen in der Hausapotheke. Verdrängen wird zum Sport, und es macht unsere Welt viel extremer, als sie eigentlich ist. Es folgen Wahrnehmungsverzerrungen, wir sind leichter gereizt, fühlen uns bedrängt durch Gespräche, eigentlich einfache Entscheidungen fallen immer schwerer. Wir können uns immer schlechter konzentrieren, verlieren die Lust, uns zu bewegen. Der Körper reagiert, gibt immer deutlichere Zeichen des Raubbaus. Das Gehirn ist in der Lage, bei völliger Überlastung Muskeln abzuschalten, ohne dass wir es mitbekommen. Zuerst sind oft die Oberschenkelmuskulatur und die Schulterpartien betroffen. Der Körper erschlafft, so sehr wir uns als Kopfmenschen auch dagegen wehren. Peter Lausters Buch „Wege zur Gelassenheit“ beschert einem viele unbeschwerte Lesestunden. Die Gelassenheit des Autors überträgt sich auf den Leser. Gelassenheit ist ein Zustand, an dessen Existenz der Mensch erst wieder erinnert werden muss, eine Stimmung des Gemüts, die wir als Kinder so oft erfahren haben, wenn wir selbstvergessen mit uns und der Welt um uns herum beschäftigt waren. Glücksgefühle, Erwachen, Entspannen, Liebe, Gelassenheit – Begriffe aus der Wunschkiste unseres Erwachsenen-Alltags. „Mensch, ich wollte mich doch in meinen Sessel setzen und mal das Buch zu Ende lesen oder endlich den Garten in Ordnung bringen, Freunde treffen.“ Es sind die einfachen und leichten Dinge die wir brauchen, um unserer Stimmung einen Ruck zu geben. Stattdessen immer derselbe Trott. Wir belegen Tai-Chi-Kurse, meditieren

oder joggen, gehen in uns, ändern die Ernährung und die Alltagsbedingungen. Es fällt sofort auf, wenn ein Ungleichgewicht besteht. Unser Körper braucht Ventile, damit ein Druckausgleich stattfindet, er durchlebt ständige Umstellungsphasen: Schlaf, Wachsein, Müdigkeit, Hunger, Durst, Stoffwechselveränderungen mit Über- und Unterzuckerung – unser Körper ist ein richtiges Abenteuer. Und die körperliche Balance ist wichtig, um Gelassenheit erfahren zu können. In seinem Buch zeigt sich Peter Lauster als kundiger und behutsamer Reiseführer. Die Lektüre ist inspirativ, Selbstverständlichkeiten finden hier wieder Platz. Ein typischer Rat: Wer abschalten kann, sollte dies regelmäßig tun: sich Bäume vorstellen, einen stillen See, summende Grillen oder eine leichte warme Brise, die durch das Haar weht. Diese spielerische Verträumtheit, die Tagträumerei der Kindheit, verliert sich oft im Laufe des Lebens. Die Sinnesreize einer Millionenstadt, Lärm, Enge und Zeitdruck lassen wenig Platz für Entspannungsübungen. Wir müssen wieder lernen, zu träumen. Komplexe Gefühlswelt  Wohlfühlgedanken sind nicht so einfach aus dem Hut zu zaubern und ein intaktes Privatleben ist ebenso wichtig wie ein klarer Standpunkt zu den Dingen. Meinungen ändern sich ständig, genauso wie der gesellschaftliche Wandel in dem einen Jahrzehnt Tabus hervorbringt, die im nächsten wieder vergessen sind. Peter Lauster versteht es, Selbsterkenntnis zu vermitteln. Dabei geht er systematisch vor: In den Eingangskapiteln "Gelassenheit entsteht durch Loslassen" und "Gelassenes Denken" werden vor allem theoretische Grundlagen gelegt. Der Kernsatz lautet: "Gelassenheit ist der Ausdruck seelischer Gesundheit." Der Autor geht dabei von einem ganzheitlichen Konzept aus, welches das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele beinhaltet. Er macht deutlich, wie schwer es ist, Rationalität und Emotionalität, Verstand und Gefühle ins Gleichgewicht zu bringen. Besonders die Verlustangst diktiert unser alltägliches Denken und Handeln. Ob Arbeit oder Lebenspartner, Freundeskreis oder der ständigen Kampf um Anerkennung. In unserem Gespräch mit Peter Lauster antwortet er auf unsere Frage, ob wir nicht alle zu viele Bindungsschwierigkeiten haben, um Gelassenheit zu erfahren: “Die Frage ist, an wen oder was und warum soll ich mich binden. Im Loslassen von Bindungen entsteht die Balance für Gelassenheit.“ Selbstbestimmung Die moderne Zeit scheint eine immer größer werdende Medienabhängigkeit hervorzubringen, es vergeht kaum eine

Foto@Peter Lauster

Stunde, in der nicht irgendein Medium eine Rolle gespielt hat. E-Mails und SMS beeinflussen unser Tagesgeschehen besonders. Nachrichten, die früher Stunden zur Verbreitung benötigten, verbreiten sich heute in Sekunden. Ergänzt durch Blogs und Communities, in denen Nachrichten ausdiskutiert werden können. Wir neigen heute immer mehr dazu, in immer kürzeren Zeitabständen Entscheidungen zu treffen. Immer mehr Nachrichten fordern immer mehr Entscheidungen, die wir oft treffen, ohne zu wissen, ob die Nachrichten richtig oder falsch sind. Das Netz kann die Nachrichten nicht überprüfen. Und egal, wie schnell das Netzwerk ist, „die grundlegenden Probleme des Menschen bleiben immer die Gleichen,“ so Lauster. Der Mensch verändert sich langsamer. Die Illusion der Freiheit durch das Internet, das Analoge digital erleben zu können, zaubert keine Gerüche oder Geräusche, Blicke und Erlebnisse. Communities setzen uns gesellschaftliche Grenzen. Wir können eben nicht so, wie wir eigentlich wollen würden, denn wir fühlen uns beobachtet. Die Familienfotos sind für die ganze Welt sichtbar, also wird gedreht, gefeilt und gesponnen, die Wahrheit verbogen. Auf unsere Frage ob, uns diese Zwänge nicht ganz gewaltig davon abhalten, die Welt wirklich zu entdecken, sagt Lauster: „Es ist leider so, dass Lebens- und Gesellschaftslügen uns daran hindern, selbst zu entdecken. Aus Fremdbestimmung sollte also Selbstbestimmung werden.“ Von der Selbstbestimmung als aufrechter

rororo Taschenbuch, 208 S. 01.08.2007 7,99 € 978-3-499-62039-3

Mensch fühlen wir uns oft Lichtjahre entfernt, trotzdem besitzt dieses eigene Reich eigentlich jeder von uns: wenn wir sagen „jetzt nicht“ oder „nicht so“. Die Entscheidung, „nein“ zu sagen, ist genauso schwer oder einfach wie „ja“ zu sagen. Einfach klare Kommunikation  Zur Frage, ob geradeaus nicht der beste Weg sei, mal Dampf abzulassen meint Lauster: „Besser wäre, ein ausgeglichenes und konfliktfreies Leben zu leben, so dass man keinen "Dampf ablassen" muss. Wenn es aber notwendig ist, dann besser "geradeaus" anstatt Emotionen zu verdrängen. Viele äußere Faktoren behindern die Fähigkeit, Gelassenheit wahrzunehmen und wir hängen irgendwo da mitten drin. Peter Lausters Buch kann zwar kein Patentrezept zur Gelassenheit liefern, sondern nur die einzelnen Zutaten. Aber bei richtiger Anwendung wird sich dann - die ganz eigene - Gelassenheit einstellen.


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Schwachen Muskeln mit Strom den Kampf ansagen EMS-Methode ersetzt Krafttraining VON ANNE SIEBERTZ Dass starke Muskeln und kontinuierliches Training wichtig sind, hat sich in den letzten Jahren herumgesprochen. Dennoch ist Krafttraining im Fitnessstudio nicht Jedermanns Sache. Eine effektivere Methode verspricht das ‚Zentrum für Körperformen’ in pulheim mit dem Slogan: „Fit in 20 Minuten pro woche“. Seconds hat den praxistest gemacht, um herauszufinden, wie das funktionieren soll.  Von außen lädt das schmucklose Gebäude mit den schmalen Fensterschlitzen nicht gerade ein. Nur wer mutig seine Nase an die Scheibe presst, erhält Einblick in ein geräumiges, jedoch fast kahles Ladenlokal. Im hinteren Bereich sind zwei technisch anmutende Säulen mit einer Instrumententafel und einer Art Lenkstange auszumachen. Die grünbraune Aufschrift „Körperformen – bewegen gegen den Strom“ auf der Wand wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Kaum vorstellbar, dass man hier mit 20 Minuten Training pro Woche ein mehrstündiges Krafttraining ersetzen kann. Erklärungsbedürftiges Muskeltraining Stephan Türk, Inhaber von ‚Körperformen’, nimmt sich viel Zeit für Erklärungen. Der Diplom-Sportlehrer weiß, dass sein Trainingsangebot in der futuristischen Atmosphäre nicht leicht zu verstehen ist. Auch die Erwähnung von Strom im Zusammenhang mit Muskelaufbau wirke für viele eher abschreckend, sagt er. Doch was passiert dort genau? ‚Körperformen’ arbeite nach der EMSMethode, erklärt er, eine elektromuskuläre Stimulation. Dabei werden über 90 Prozent der Muskelfasern gleichzeitig kontrahiert. Anders als beim normalen Krafttraining, das er zwölf Jahre lang betreut hat, werden mit EMS tiefer liegende Muskeln angesprochen, die ansonsten nur schwer erreicht werden. Zum Beispiel der Beckenboden, ein leidiges Thema für viele Frauen. Das Zauberwort heißt Strom, aus anderen Anwendungsgebieten wie der Physiotherapie, der Medizin und dem Leistungssport auch bekannt als Reizstrom. Dessen Wirkung wird besonders in den Körperbereichen unterstützt, die zum großen Teil aus Wasser, einer gut leitenden Materie, bestehen. Also bei 70 bis 80 Prozent des Körpers. Die Muskelaktivierung mit Strom gibt es schon seit den 1950er Jahren. In der Sowjetunion wurde sie bei Olympioniken eingesetzt: Nach hartem Training wurde ihnen ein mit Elektroden versehener Schwamm auf die beanspruchte Muskulatur gelegt. Das Ziel der stoffwechselanregenden Methode war, für eine schnellere Regeneration der Athleten mit Hilfe einer niedrigen Spannung zu sorgen. „Auch heute ist die Reizstrommethode im Leistungssport gang und gäbe“, erklärt der Sportlehrer – „die Klitschkos, die Fußballnationalmannschaft und die Skispringer setzen sie schon lange ein.“ Im Breitensport ist es der Faktor Zeit, der das Training interessant macht. Statt der wöchentlich zwei bis drei Trainingseinheiten, die für

wirksamen Muskelaufbau erforderlich wären, reicht eine Trainingseinheit von 20 Minuten pro Woche mit der EMS-Methode aus, um den Stoffwechsel anzuschieben, die Durchblutung anzuregen und aus schwachen starke Muskeln zu machen. Schön und gut, doch wie soll das mit den beiden Hightec-Säulen funktionieren? Erst der praxistest gibt Aufschluss Stephan Türk hat als studierter Sportlehrer und Biologe ein umfangreiches Fachwissen. Zur Vermittlung bedient er sich gerne anschaulicher Vergleiche wie etwa der Aussage, dass wir eigentlich wie beim Auto einen Körper-TÜV zur Prävention von Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck bräuchten. Oder dass muskelaufbauendes Training eigentlich eine lebenslange Körperhygiene sei, vergleichbar mit dem Zähneputzen. Zum Training sagt er jedoch: „Dazu kann ich höchstens die Abläufe erklären, man muss es einfach selbst ausprobieren.“ Gesagt, getan. Ich ziehe also die zur Verfügung gestellte schwarze Trainingswäsche an, und Stephan Türk legt mir mit lauwarmem Wasser benetzte Armund Beinmanschetten an. Schließlich noch eine Ganzkörperweste und einen Beckengurt. Dann werden die Elektroden angeschlossen, und ich fühle mich wie in einem Korsett. Dann geht es los. „Wir werden zuerst die so genannten „Gutfühlwerte“ einstellen“, erklärt Türk. Dazu schließt er mich mit einem Kabel an die Hightec-Säule an. Nun legt mein „Personal Trainer“ nacheinander leichte Stromreize an: zuerst auf die Oberschenkel, dann das Gesäß, die Seiten, Brust und schließlich

die Arme. Es kribbelt, zuerst leicht, später im ganzen Körper. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Türk reguliert so lange, bis ich Stopp sage. Dann geht es los: 20 Minuten lang „bewegen gegen den Strom“. Nun kommt auch die Hightec-Säule ins Spiel. Eine blaue Lichtlaufleiste zeigt an, wann ich die Muskeln anspannen muss. Dann fließt ein leichter, doch spürbarer Stromimpuls durch den Körper und ich mache zeitgleich zusammen mit Stephan Türk Übungen. Arme beugen, in den Ausfallschritt gehen, die Ellenbogen zusammenführen. Auf das Licht achten, anspannen, ausatmen, entspannen. Genau 20 Minuten lang trainieren wir, dann heißt es: „Noch vier-, drei-, zwei-, einmal – und fertig!“ Als ich das Ganzkörpertrainingsgerät abnehme, fühle ich mich leicht wie eine Feder. Meine Muskeln zittern ein wenig, denn es war richtig anstrengend. Aber meine Durchblutung ist kräftig in Schwung gekommen. „In zwei Tagen werden Sie richtigen Muskelkater haben“, verrät Türk, „aber daran merken Sie, wie untrainiert bestimmte Muskelgruppen sind.“ Und der Preis? Nicht gerade billig, dafür aber personalintensiv, denn der Profi-Sportlehrer steht einem die ganze Zeit zur Seite. Den Preis für starke Muskeln muss man dann anderswo einsparen. Vielleicht beim Fastfood? Ein kostenloses Probetraining lohnt sich auf jeden Fall. Körperformen – Bewegen gegen den Strom Johannisstraße 90 50259 Pulheim Tel. 02238/ 84 53 730 - www.körperformen.com

Einen ‚Depresso to go’ drüberleben

Anfang und Schluss als solcher nur zu erkennen sind, weil ein Buch nunmal nummerierte Seiten hat.

Von der Wärme trauriger Geschichten

Beide Autorinnen bloggen. Wo Mimy Welldirty in ihrem Blog die Suche nach einem Verlag dokumentierte, nachdem sie die Short Graphic Novel nach langen Nächten beendet hatte, begann Kathrin Weßling online, bevor die Idee geboren war, daraus einen gedruckten Roman zu machen.

VON CLAUDIA SAAR „Wir haben gelernt, Schmerzen anzunehmen. Aber wann lernen wir, sie wieder loszulassen?“ „Die traurigste Geschichte der Welt“ ist der Untertitel der Graphic Novel ‚Immy and the city – Depresso to go’ von Mimi Welldirty. Die Kölner Autorin, außerdem auch Sprecherin und Texterin, beschreibt darin Einsamkeit, Ziel- und Sinnlosigkeit eines Lebens, das einen lebt und nicht erlebt wird. Nachdem viele Verlage mit der Begründung ablehnten, es sei ‚nicht lebensfroh genug’, fand sich 2010 einer und das Buch viele Leser. Die wenigen Sätze unter den sparsam colorierten und doch sehr filmischen Bildern sind Prosaminiaturen, die an vertraute Songs erinnern. Immy ist eine Heldin in einer Welt, die zum Verzweifeln ist oder absurde Abgründe bietet - flächig gezeichnet. Die

Protagonistin liebte den 2003 verstorbenen Songwriter Elliot Smith, und ein phantasiertes Telefonat mit dem vermeintlich einzigen verbliebenen Freund endet mit einer Antwort, die nie ankommt. Sie spricht mit sich selbst als Kind, der Trost und die Rührung wird in graphischen Bildern weitaus direkter spürbar als es eine Beschreibung in einem Selbsthilferatgeber vermag. Es ist ein warmes, charmantes und liebesvolles Buch. Man möchte sie und damit sich selbst trösten. Depressionen sind doch kein Grund  traurig zu sein Auch Kathrin Weßling wollte ausdrücklich das Thema Depression anders verarbeiten als die bestehenden Ratgeber oder selbstanalytischen intellek

tuellen Innenschauen. Mit ‚Drüber leben’ – Depressionen sind doch kein Grund traurig zu sein“, verdichtet sie die Geschichte ihrer eigenen Erfahrung in der Person von Ida Schaumann - und ihrem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Sie schreibt in treibendem, rastlosem Rhythmus, der sich um Wörter dreht und von Wiederholungen lebt - wie man ihn in Poetry Slams hört und dort ist die Autorin und Texterin auch zu Hause. Die Sätze schrauben sich in den Kopf, man kommt ihr nahe, sehr nahe – es gibt auch Augenzwinkern, Ironie und Sarkasmus, sehr viel Sarkasmus, den Ida Mitpatienten und der Therapeutin um die Ohren wirft. Das Gedankenkarussell fährt im Kreis, wenn sie schreibt, „man müsse endlich lernen aufzuhören anzufangen und anzufangen aufzuhören“. Auch hier ist die gewählte Form in besonderem Maße ihr eigener Inhalt, wenn

Beiden ist es auf einzige Art gelungen, die vermittelte Hoffnung weiterzugehen, auch wenn man manchmal nicht weiß, ob man ins Dunkle oder Helle tappt. Das Leben eben leben. Das haben beide Autorinnen auf ihre Weise zu Papier gebracht. Mimi Welldirty: Immy and the City. Depresso to go, 128 Seiten, Atrium, 14,90 € http://immyandthecity.tumblr.com Kathrin Weßling: Drüberleben 320 Seiten, Goldmann Verlag 16,99 € http://drueberleben.wordpress.com/


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06 | Lebensraum

Lebensraum

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EIN HAUS DER SOZIALEN GESUNDHEIT

Lebendiger Treff aller Generationen BÜRGERZENTRUM DEUTZ: DURCHDACHTES KONZEPT BIS INS KLEINSTE DETAIL VON ANNE SIEBERTZ Enge Gassen, Einbahnstraßen, unerwünschte richtungspfeile: wer sich motorisiert ins rechtsrheinische Deutz begibt, mag schnell vor der Unübersichtlichkeit des Straßengewirrs zurückschrecken. Anders ist es, wenn man mitten in Deutz das Bürgerzentrum an der Tempelstraße betritt. Dort empfängt den Besucher nach einem umfangreichen Umbau eine klare Navigationsstruktur durch das dreistöckige Gebäude. Eindeutig  beschriftete  wandtafeln  unterstützt  durch  ebenso  klare  piktogramme weisen den weg. Orientierung wird im Bürgerzentrum Deutz, einem lebendigen haus für alle Generationen und Stadtteilbewohner großgeschrieben. Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung, Familien, Künstler und Beratungssuchende treffen dort zusammen. Die Fülle der passgenauen Angebote für jede Zielgruppe macht es zu einem „haus der sozialen Gesundheit“.  Früher war das Bürgerzentrum Deutz ein ganz normales Jugendzentrum und Bürgerhaus. Ein durchdachter Umbau hat es in ein innovatives Mehrgenerationenhaus verwandelt. Einer, der von dem neuen Konzept vollkommen überzeugt ist, ist der Sozialpädagoge Tobias Kempf. Mit Begeisterung zeigt er Besuchern das ‚neue’ Haus’, ist stolz auf jedes noch so kleine Detail des Umbaus zu einem Integrationszentrum. Die Leitung des Hauses übernahm er vor gut einem Jahr, nachdem er dort zuvor als Stellvertreter des langjährigen Leiters Klaus Wyschka gearbeitet hat. Die vielen kleinen Besonderheiten, die die Stadt Köln bewogen haben, in dieses innovative Konzept zu investieren, haben es tatsächlich in sich. Das beginnt schon beim Eingang: Gut sichtbar und in rollstuhlgerechter Höhe findet sich neben den Tür ein großer Tastschalter mit der Aufschrift „Türöffner“. Menschen mit Einschränkungen jeglicher Art können damit die Eingangstür leicht und barrierefrei öffnen. Doch damit nicht genug: kaum wahrnehmen wird der Besucher den nur wenig ansteigenden Bürgersteigbereich vor dem Zentrum. Durch eine geschickte Aufpflasterung des gesamten Plateaus konnte die Anlage einer zwar barrierefreien, aber allzu plakativen Rampe zur Überbrückung des geringen Niveauunterschieds vermieden werden. Anheimelnde Atmosphäre im ‚Buerger’z’ Der Gastronomiebereich im Erdgeschoss mit dem passenden Namen ‚Buerger’z’ nimmt den Gast sogleich mit seiner Gemütlichkeit ein: die weinrote Bestuhlung passt perfekt zu den gedeckten Farben der Nussbaumtische. Doch nicht nur der äußerliche Rahmen besticht, sondern auch das gastronomische Konzept. „Wir wollten einen sozialen Mittagstisch anbieten. Deswegen bieten wir hier ein komplettes dreigängiges Mittagsmenü schon für unter fünf Euro“, schwärmt Kempf. Und das bedeutet: eine täglich wechselnde Auswahl aus drei Menüs mit Vorsuppe, frischem Salat und Hauptgericht mit Fleisch, Fisch oder vegetarischen Zutaten. Dienstags und donnerstags mittags „brummt“ es in dem gemütlichen Speisebereich, denn dann ist Schnitzeloder Bratentag. „Anfangs waren wir stolz, 15 Schnitzel zu verkaufen“, sagt Kempf – „und nachdem wir eine Wand herausgenommen haben und den Bereich erweitert haben, sind es wöchentlich knapp 180. Und am Donnerstag ist unser rheinischer Sauerbraten der absolute Renner.“ Kein Wunder, denn die Gäste am Mittagstisch sind vorwiegend Senioren aus dem Veedel. Ältere Mitbürger, die nicht mehr für sich allein kochen möchten, aber noch allein in ihrer eigenen Wohnung leben. „Die Idee war, den Menschen die Atmosphäre eines gemeinsamen Mittagessens zum kleinen Preis zu bieten und für sie so eine familienähnliche Situation zu schaffen. Das Essen ist ein wunderbarer Anknüpfungspunkt“, freut sich Kempf über den Erfolg des Konzepts. „Diejenigen, die nicht mehr können, holen wir sogar mit unserem Transporter von zu Hause ab. Und nach dem Essen können sie sogar noch an einem Entspannungskurs teilnehmen.“ Kempf erzählt von einer WinWin-Situation, die durch das Mittagsangebot entstanden ist: ein Rentner, der Unterstützung benötigt, wird regelmäßig von einer weitaus rüstigeren älteren Dame abgeholt und spendiert im Gegenzug das Essen für sie. Aber nicht nur Senioren kom-

men ins ‚Buerger’z’. Auch die Belegschaften der umliegenden Firmen und des LVR sind häufige Gäste. Sogar die Schüler der Gymnasien in der Nachbarschaft tauschen dienstags gerne die Schulverpflegung gegen ein zünftiges Schnitzel ein. pädagogische Angebote orientieren sich an den wünschen der Bürger  Dass das Bürgerzentrum Deutz mehr ist als eine behagliche Kantine, merken die Besucher schnell, wenn sie über Aushänge, Flyer und Mund-zu-Mund-Kommunikation auf die Vielfalt der pädagogischen Angebote im Haus aufmerksam werden. Und darunter findet buchstäblich Jedermann das Passende. Auch dabei hilft die ansprechend gestaltete und barrierefreie Beschilderung. Die Wandtafeln zeigen in stilisierter Form einen Schnitt durch das Haus mit drei Etagen. Eindeutige Namen wie „großer Saal“ oder „Lebensraum“ werden ergänzt durch passende Piktogramme. Entworfen wurden sie übrigens durch Praktikanten, die damals die Chance bekamen, sich für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Ihnen wurde die Aufgabe gestellt, sich über eine barrierefreie Beschilderung Gedanken zu machen. Gestaltet wurden die Tafeln anschließend von Studenten der Designfachschule. Gleich neben den Orientierungstafeln findet sich ein Hinweis, dass das Bürgerzentrum 2010 als Integrationsbetrieb ausgezeichnet wurde. Darauf sind die Mitarbeiter natürlich besonders stolz, denn sie haben sich in der Projektphase unendlich viele Gedanken gemacht und zahlreiche Experten zur geplanten Umgestaltung befragt. rundgang  durch  das  integrative  und  barrierefreie Mehrgenerationenhaus  Was wirklich alles in dem Bürgerzentrum an Kreativität und Innovation steckt, offenbart sich erst bei einem Rundgang durch das Haus. Alle Räume auf den drei Etagen sind unterschiedlich gestaltet, sowohl was die Einrichtung, das Farbkonzept als auch die Nutzungsmöglichkeiten anbelangt. Wichtigste Veränderung ist wohl die Verwandlung eines alten „Radio- und Bastelstudios“ in eine funktionale Hightec-Großküche. Dass deren Einbau in der dritten Etage überhaupt möglich wurde, ist der Installation eines Aufzugs zu verdanken. Durch das Konzept des Integrationsbetriebs konnte das Bürgerzentrum insgesamt 14 Leute für die Küche einstellen: sieben davon sind Menschen mit Behin-

DÜXER 1/4 Termine „DÜXER ¼ Kultur“ - einmal im 1/4 Jahr im kölschen 1/4 Deutz Literatur-Premieren-Lesungs-Abend zur neuen Kulturreihe

„LADIES CRIME NIGHT“ mit Myriane Angelowski & Bärbel Böcker „Tod im Finkenmoor“ & „Zirkus Mortale“ Moderation: Petra Pluwatsch Mittwoch, 07. November 2012, Beginn: 19.30 Uhr Karten: Abendkasse 12 €. VVK 10 € (+ VVK-Gebühren) Vorverkauf: über das Bürgerzentrum Deutz Tempelstr. 41-43, 50679 Köln Tel: 0221–221-91459


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derung, die später aufgrund der Ausbildung und der Praxiserfahrung eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt anstreben können, die übrigen sind Langzeitarbeitslose, die ebenfalls durch die Mitarbeit im Küchenbetrieb bessere Chancen zur Wiedereingliederung bekommen sollen. Trotz integrativer Ausrichtung ist der Gastronomiebetrieb ein Wirtschaftsbetrieb, in dem pro Tag rund 1800 Essen zubereitet werden. So beliefert die Küche nicht nur das Buerger’z im Erdgeschoss, sondern ist zugleich auch Caterer für das Mittagessen in vielen Kindergärten und Schulen. Peter van de Mortel, seit Anfang des Jahres Geschäftsführer in der Großküche, hat also alle Hände voll zu tun: Neben der Personalausbildung und –führung in der integrativen Küche steht für ihn täglich die an den Wünschen der Gäste orientierte Menüplanung auf dem Programm. Als gebürtiger Belgier hat er im ‚Buerger’z’ eine kleine Besonderheit aus seiner Heimat eingeführt, die für Atmosphäre sorgt: jeden Mittag wird dort eine original belgische Waffel gebacken, damit es bis weit in den Nachmittag hinein nach dem herrlichen Gebäck duftet.

es Yoga-Kurse, Sportangebote und eine Mutter-KindKrabbelgruppe. Gleich gegenüber geht es zur Abteilung Bildung. Wo früher ein Musicalprojekt des Hauses seine Räumlichkeiten hatte, befindet sich nun ein Computerraum. Den hat der Förderverein des Bürgerzentrums, das im Haus ansässige ‚Zentrum für Bildung und Kultur’, mit zehn Arbeitsplätzen und einem Dozentenarbeitsplatz mit Funkmikrophon ausgestattet. Dort können Jugendliche mit dem Verein „Spieleratgeber NRW“ professionell Computerspiele testen und bewerten. Aber auch an die Senioren wurde gedacht. Sie werden dort unter anderem von jungen Leuten in die Geheimnisse von E-Mail, Chat und Internet eingeführt. Manch ein älterer Mensch hat so den Umgang mit Skype gelernt. Nun kann er mit Verwandten und Freunden sprechen, ohne lange Reise unternehmen zu müssen, denen sich viele im hohen Alter nicht mehr gewachsen sehen. Zusätzlich hat das Bürgerzentrum noch drei IPads angeschafft, deren intuitive Handhabung den Senioren die Suche in den Veranstaltungsangeboten Kölns erleichtern soll.

Dienstags, „wenn’s brummt“, reicht der Gastronomiebereich nicht mehr aus. Dann wird für die mittägliche Beköstigung noch der Clubraum im Erdgeschoss hinzu genommen. Normalerweise ist der Raum ein gut besuchter Treffpunkt für die Senioren, wo sie spielen, klönen und planen. Letzteres ist besonders wichtig, denn das Bürgerzentrum Deutz hat das Konzept „Zurück zur Kultur“ entwickelt. Um dem großen Kulturangebot der Stadt nicht noch ein weiteres entgegen zu setzen, machen die Senioren in Begleitung einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin Ausflüge zu kulturellen Veranstaltungen innerhalb Kölns wie dem Hänneschen-Theater, Museen oder der Philharmonie.

Das Beste zum Schluss: der Mehrgenerationenraum

Unterhaltung, wellness und Bildung  Besonderes Augenmerk auf die Senioren wurde beim Umbau des großen Saals in der ersten Etage gelegt. In die Decke sind Induktionsschleifen eingelassen, die Hörgeräte beim Betreten des Raums automatisch auf die richtige Laufstärke einstellen. Ein Arbeitskreis Sehbehinderung fand heraus, dass die großen Boxen eine Stolperfalle waren. Sie wurden durch 18 unterschiedlich regulierbare Deckenlautsprecher ersetzt: Nun kann im Bühnenbereich zu lauter Musik getanzt werden, während hinten eine Unterhaltung in normaler Lautstärke möglich ist. Mit Menschen aller Generationen füllt sich der Saal immer dann, wenn die Kinder aus dem hauseigenen Zirkusprojekt „Manegenzwerge“ oder die „Ballettmäuse“ ihre Aufführungen Eltern, Großeltern und Interessierten präsentieren. „Die Zirkusarbeit mit Kindern ist ein wichtiger Bestandteil unseres pädagogischen Konzepts“, betont Kempf. „Seit acht Jahren findet hier der „integrative Zirkussommer“ für 120 Kinder mit und ohne Behinderung statt. Es ist toll zu sehen, welche persönliche Entwicklung die Kinder in nur einer Woche durchmachen. Sie wachsen an dem Vertrauen, das man in sie setzt.“ Aus der langjährigen Arbeit ergibt sich ein weiterer positiver Nebeneffekt: Kinder, die früher mitgemacht haben, sind nun herangewachsen, und viele von ihnen stellen sich für das Projekt ehrenamtlich als Teamer zur Verfügung. Senioren lernen Umgang mit digitalen Medien In der zweiten Etage wird vor allem körperliches Wohlbefinden großgeschrieben: Im Lebensraum gibt

Eine Etage höher treffen wir auf das absolute Highlight des Hauses: den Mehrgenerationenbereich. Um den Raum im Spitzboden zu gestalten, wurden die Deutzer Bürger im Vorfeld nach ihren Wünschen befragt. Herausgekommen sind: kochen, spielen, essen und kommunizieren. Für all das bietet der Raum nun Platz und Möglichkeiten. Da die Jugendlichen auf keinen Fall auf ihre Billardspiele verzichten wollten, steht dort nun ein monströser Tisch. Mit ein paar Handgriffen lässt sich sein Innenleben in einen Billardtisch verwandeln. Barrierefreies Kochen wird am Küchenblock großgeschrieben: Nicht allein der Herd ist höhenverstellbar, sondern auch die Spüle und der Hochschrank fahren auf Knopfdruck auf eine rollstuhlgerechte Höhe. Die gemütliche Ecke fürs Klönen ist noch im Bau, aber einige Ohrensessel mit quietschorangem Bezug und eine gemütliche Couch laden schon jetzt Menschen aller Generationen zum Miteinander ein. Im Sommer entsteht dort noch eine barrierefreie Außenterrasse. Und für die kältere Jahreszeit gibt es ein technisches Novum: eine ausgeklügelte „Mehrgenerationengarderobe“ hält für jede Körpergröße den richtigen Haken bereit. „Bei einem integrativen Projekt denkt man einfach gründlicher über viele Dinge nach“, meint Tobias Kempf. „Und das Ende der Fahnenstange ist immer noch nicht erreicht.“ Damit meint er wohl die vielen anderen Aktivitäten, die in dem lebendigen Haus stattfinden, und alle Projekte, die noch in der Planung sind. Wie zum Beispiel den Bücherschrank (seconds berichtete im Oktober über das Konzept), der im Erdgeschoss aufgestellt werden soll, und die Aktivitäten des Fördervereins. Oder das neu entwickelte vierteljährliche Angebot „Düxer ¼ Kultur“ (Ankündigung mit Verlosung im Kasten). Alle Angebote im Bürgerzentrum Deutz lassen sich hier gar nicht aufzählen. Deswegen: Menschen aller Generationen, geht einfach hin und informiert euch selbst. Kontakt: Bürgerzentrum Deutz Tempelstraße 41-43 50679 Köln Tel. 0221/221 91459 E-Mail: bz-deutz@netcologne.de Web: www.buergerzentrum-deutz.de

Mit Seconds gewinnen Wir verlosen 3 x ein Bücherpaket mit den aktuellen Titeln der beiden Autorinnen:

Wenn Leistungsträger Schwäche zeigen

Dauerprüfung Studium VON SARINA BRECHMANN Die Studienzeit gilt als eine unbeschwerte Lebensphase. Die Studenten können sich ihre Zeit frei einteilen und haben alle halbe Jahre ein paar Prüfungen, so die verbreitete Meinung. Weit gefehlt. Seit dem Bologna-Prozess, der die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums vorsieht, hat sich einiges verändert. Psychische Belastungen und Erkrankungen sind bei Studenten keine Ausnahme mehr. Im internationalen Vergleich gut dastehen, wettbewerbsfähig sein, den europäischen Nachbarn zeigen, dass die deutschen Studenten mithalten können, all das sind im Wesentlichen gut gemeinte Ziele. Doch diese Ziele haben einen hohen Preis. In Deutschland gibt es an Universitäten und Fachhochschulen rund zwei Millionen Studenten. Allein in Köln beläuft sich die Zahl auf insgesamt 57.000 Studierende (Universität 38.000), (Fachhochschule 19.000) (Stand 2011/12). Für den Professor ist der Student eine Nummer auf der Klausuranmeldung und die Eltern haben meist nur eine Frage: „Wann wirst du endlich fertig?“ Die Studiendauer wird durch die Umstellung auf Bachelor und Master verkürzt, die Anzahl der Prüfungen steigt. Ein verbummeltes Semester oder gar eines aussetzen: Im erwünschten lückenlosen Lebenslauf ist das nicht vorgesehen. Viele fühlen sich deshalb ausgebrannt, leiden unter Depressionen, Angstattacken oder Schlafstörungen. Dazu kommt (mindestens) ein Nebenjob, um das Studium zu finanzieren, nicht zu vergessen die privaten Angelegenheiten. „Die Versagensängste sind groß“, erzählt ein Student aus Köln. Für den 26-Jährigen ist die Uni immer präsent. Er verheimlicht seine Depression, denn „psychische Erkrankungen bei Studenten passen nicht zusammen mit dem Bild eines jungen, dynamischen und intelligenten Menschen“, wie er sagt. Krankheiten wie eine Depression werden mit persönlichem Versagen in Verbindung gebracht. Doch eigentlich wird von den Studenten erwartet, dass sie belastbar sind und keine Schwächen zeigen. Beratungsstellen können helfen Die Studentenwerke in Deutschland bestätigen, dass die Beratungsstellen seit Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge mehr zu tun haben. Offizielle Zahlen, die das belegen, gibt es allerdings nicht,. Wenn man auf dem Campus die Studenten fragt: Habt ihr Stress und fühlt euch überfordert? ist die Antwort meist „Ja“. Auf die Frage, ob sie Beratungen in Anspruch nehmen, ist die Antwort jedoch „Nein“. Diese gelten immer noch als Tabuthema. 42 Studentenwerke bieten in Deutschland psychologische Beratung für Studierende an. Die Beratungsangebote sind speziell auf die für die Lebenssituation von Studierenden typischen Problemschwerpunkte wie Schlafstörung, Prüfungsangst, Ess- und Angststörungen zugeschnitten. Durch schnelle und zielgerichtete Intervention kann in vielen Fällen verhindert werden, dass sich studentische Lebenskrisen zuspitzen und zu dauerhaften Störungen mit Krankheitsfolgen entwickeln. Insofern stellen die qualifizierten Beratungsangebote eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Studienverlauf dar. Ehrenamtler hören auch nachts zu Auch außerhalb des Uni-Lebens gibt es Hilfe. Die Stadt Köln bietet kostenfreie Beratung für junge Erwachsene an, das Kölner Bildungsportal bietet Unterstützung bei der Berufsorientierung oder bei Entscheidungsunsicherheit, und die Nightline Köln, das Zuhör- und Infotelefon für die Studierenden aller Kölner Universitäten und Hochschulen, ist zwischen 21 und 1 Uhr erreichbar. Studenten arbeiten dort ehrenamtlich für ihre Mitstudenten, völlig anonym. Sie sind keine Psychologen oder Fachkräfte, sondern es geht um das Zuhören, um das Nicht-alleine-Sein. Besonders abends und nachts fühlen sich viele einsam. In dem Fall kann man sich an die Nightline wenden. Viele rufen an, um Frust oder Verzweiflung loszuwerden, andere haben Probleme mit der Hausarbeit oder Angst vor der nächsten Prüfung. In der Vergangenheit war das Studium eine Art Schutzraum, in dem man sich entwickeln konnte. Diese Freiheit existiert nicht mehr, das Klischee des faulen Studenten hingegen ist immer noch präsent. „Hemmungen, Unsicherheit, gerade am Anfang fiel es mir schwer, Fuß zu fassen“, erzählt der junge Student. „Die Uni sollte uns doch Struktur und Halt bieten“, meint er. Die Angebote der Beratungsstellen sind eine Möglichkeit, der Wut und Angst Luft zu machen. Vielleicht läuft dann alles ein klein wenig einfacher. Die Nightline Köln ist während der Vorlesungszeit sonntags, montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 21 und 1 Uhr unter 0800/4703500 oder unter 0221/4703500 zu erreichen.

2 x 2 Tickets zur zweiten „Düxer 1/4 Kultur“: Mittwoch, 7. November 2012 ab 19.30 Uhr im Bürgerzentrum Deutz

„Tod im Finkenmoor“, Myriane Angelowski „Zirkus Mortale“, Bärbel Böcker

Einfach eine E-Mail: Betreff Verlosung und mit Angabe von Namen und Adresse schreiben an: mw@seconds.de


seconds

08 | Lebensraum

szene, kulturen, temperamente

1927 entstanden die “Riehler Heimstätten” die heute in den Sozial-Betrieben Köln integriert sind. Am 13. Oktober eröffnete Tonibunt.

Letzten Monat bei Tonibunt Angebote von „Tonibunt“: Tonarbeiten, Kunst mit Kleinmöbeln, freie Malerei auf Holz und Leinwand, Klebetechniken, kleine Deko-Artikel, Kleinmöbel, Vogelhäuser, Bilderrahmen, Pinnwände, Auftrags- und Reparaturarbeiten, Laminieren, PC-Bildbearbeitung, Reinigungsarbeiten, Gartenpflege

Der Videobericht  läuft auf Bergtv.de

Andreas Schwann Filmproduzent | Bergtv für seconds in Köln

Die Pädagogische Werkstatt des Städtischen Behindertenzentrums Köln-Riehl bietet handwerkliche und kreative Betätigungsangebote. Alle, die eine Tagesstruktur suchen und sich handwerklich oder kreativ beschäftigen wollen, sind hier richtig. Öffnungszeiten des „Tonibunt“-Ladens: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils von 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr, mittwochs von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr sowie an Samstagen von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet.

Eine bunte Vielfalt von Produkten zeigte „Tonibunt“ bei seiner Eröffnung am 13. Oktober. Im neuen Laden der Pädagogischen Werkstatt des Städtischen Behindertenzentrums Köln-Riehl kann man ab jetzt Kunsthandwerk und andere interessante Dinge erwerben. Sie wurden hier von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen aller Altersklassen gefertigt. Daneben entsteht eine Kunstwerkstatt für Menschen mit Behinderung. Geschäftsführer Otto B. Ludorff und seine Mannschaft freuten sich, das Ladenlokal in der Hittorfstraße 23 offiziell und feierlich zu eröffnen. Die zahlreichen Gäste der Eröffnungsfeier staunten über wundervoll arrangierte, farbenfrohe Dekorationen und mediterrane Wandgemälde. Und die Mitarbeiter waren einhellig begeistert, dass sie ab jetzt auch Auftragsarbeiten annehmen können. „Wir nehmen gerne auch ungewöhnliche Wünsche entgegen, die für uns alle eine neue kleine Herausforderung darstellen“, sagt Edeltraud Afken, eine der Betreuerinnen. Ihre Kollegin Sigrid Orth-Esch zeigt uns stolz die neu gestaltete Garage. Die Besucher spüren mit wieviel Engagement und Vertrauen hier Kreativität gefördert wird, wenn sie Ulrike Kingma bei der Arbeit sehen. Es ist offensichtlich, wie wohl sich die Menschen hier fühlen. Sie haben eine Beschäftigung für sich entdeckt, die sichtlich Spaß macht. Viele Senioren, die vorher ohne wirkliche Aufgabe und Kontakte hierher kamen, sind geblieben, weil die Gemeinschaft ihnen einfach gut tut. Johanna Kaul bestätigt das in ihrer unverwechselbaren kölschen Art: „Die sind doch alle nett hier“, sagt sie, während sie einfach weitermalt, und fügt noch hinzu: „Mach ich alles aus dem Kopf.“ Die Pädagogische Werkstatt geht mit ihrem neuen Laden „Tonibunt“ einen erfolgversprechenden Weg, Die Idee ist, “Tonibunt” zu einer Begegnungsstätte und zu einem lebendigen Mittelpunkt in Riehl zu entwickeln. Der Name „Tonibunt“ steht für die Verbindung der beiden Werkstoffe, die in der Pädagogischen Werkstatt am häufigsten verarbeitet werden: Ton und Farbe. Aus dem Wort „Farbe“ wurde schließlich „bunt“. Das „i“ im Schriftzug ist als Pinsel dargestellt und verbindet die beiden Wörter zu „Tonibunt“. So fällt die Nr. 23 in der Hittorfstrasse zwischen den grauen Fassaden der meisten anderen Häuser schon von weitem auf.

/bergtv.de

Unter www.sbk-koeln.de kommen noch andere aktive Teilnehmer der Pädagogischen Werkstätten zu Wort: „Viele von uns sind Rentner, denen es Zuhause langweilig war und die noch nicht zum „alten Eisen“ gehören wollten. Andere sind zu krank, um richtig arbeiten zu gehen, oder sie möchten den Einstieg in die Arbeitswelt finden. Wieder andere suchen einen Raum um ihrem Hobby nachzugehen oder eines zu finden. Allen tut es gut, Gleichgesinnte zu treffen. Am Vormittag sind viele Kollegen da und das ganze Team arbeitet zusammen. Am Nachmittag ist es ruhiger, sodass mehr Zeit für Einzelbetreuung vorhanden ist. Im Laufe des Jahres machen wir auch Besichtigungen und Ausflüge. Feiern tun wir auch gerne. Jede/r, die/der sich angesprochen fühlt, kann gerne zu uns kommen und sich unverbindlich alles ansehen oder auch mal ein paar Tage zur Probe teilnehmen. Wir legen ganz individuell fest, wie oft und wie lange wir teilnehmen möchten. Später anfangen oder früher gehen; nur ein oder zwei Tage kommen – alles ist möglich. Ganz ohne Leistungsdruck und mit viel Zeit für Gespräche und Kulturelles. Günter Bauerfeind wollte noch nicht tatenlos zu Hause hocken und brachte seine Fähigkeiten – trotz Handicap ¬– in die pädagogische Werkstatt ein, die er heute als inoffizieller „Tonibunt“-Geschäftsführer mit seinen Betreuern leitet. „Als ich davon erfuhr, hatte ich die Tränen in den Augen“, vor lauter Freude natürlich. Die pädagogische werkstatt im Behindertenzentrum ist Teil der Sozial-Betriebe Köln 1927 wurden auf Initiative von Hertha Kraus, der damaligen Leiterin des Wohlfahrtsamtes der Stadt Köln, die “Riehler Heimstätten” gegründet. Die innovative dreigliedrige Einrichtung mit Wohnstift, Pflegeheim und Versorgungsheim lehnte sich an amerikanische Vorbilder an und trat an die Stelle von den seinerzeit in Deutschland üblichen sogenannten “Siechenheime”. Heute arbeiten hier circa 1.400 kompetente und engagierte Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Im betriebseigenen Fachseminar der heutigen SBK werden nicht nur Altenpfleger und Altenpflegehelfer ausgebildet, es gibt auch eine umfassendes Fort- und Weiterbildungsangebot. Die SBK bieten an, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren (FSJ), sich nach dem neuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD) zu verpflichten und sich ehrenamtlich zu engagieren. Auch die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt über sogenannte Integrationsjobs ist möglich. Wer einen zusätzlichen Eindruck vom Geschehen und den wunderbaren Dingen, die man hier erwerben kann, bekommen möchte, kann sich dies gerne unter www.berg.tv ansehen.

Einem Krankheitsbild mit Fantasie begegnen

Haben Schmetterlinge AD(H)S? VON CLAUDIA SAAR Sie flattern von Blume zu Blume, sind ständig in Bewegung, aufmerksamkeitsstark und schillernd – und machen Freude, sind sensibel und fragil. Viele Eltern erleben ihre Kinder oft genau so. ‘Magic Butterfly’ heißt deshalb Alexandra Groschs Praxis, in der sie schwerpunktmäßig mit Eltern und Kindern arbeitet, die sich mit einem Ritalin-Rezept und dem Stempel AD(H)S im Regen stehen gelassen fühlen. Mit Eltern, die ergänzende Wege suchen für ihre verhaltensauffälligen Kinder, die vermehrt Aufmerksamkeit und Zuwendung einfordern. Sei es durch auffallend impulsives oder zurückgezogenes Verhalten. Wie erklärt sich die Sozialpädagogin die Zunahme dieser Schwierigkeiten? “Zum einen ist es der zunehmende Leistungsdruck in unserer Gesellschaft, dem Kinder und Eltern sehr stark ausgesetzt sind. Wachsende Anforderungen in der Schule – zu wenig Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Hinzu kommt, dass insbesondere Kinder mit ADS/ADHS Probleme haben, sich zugehörig und mit anderen verbunden

zu fühlen. Dies fordert vermehrt individuelle Unterstützung und Zuwendung. Faktoren wie Ernährung, Medienkonsum und dergleichen spielen eine ebenso wichtige Rolle. Das ist individuell verschieden.“ Was kann man tun? “Das Kind ist Barometer und Spiegel, weder alleiniger Symptomträger noch glorifiziertes ‘Indigo’-Kind“, so die naturverbundene 30-Jährige. Eine ganzheitliche Sichtweise sei es, die helfe. Sie plädiert für die methodenübergreifende Zusammenarbeit von Pädagogen, Therapeuten, Medizinern und einen Blick auf das ganze System, auch auf Familie und Kitas/Schule. Ihre Basis ist eine fundierte pädagogische Erfahrung. Grundgerüst ist ein systemischer Ansatz. Wenn sich bei einer Person etwas tut, dann hat das Auswirkungen auf das Ganze. ‘Magisch’ und besonders an ihrer Arbeit: die Ergänzung ihrer pädagogischen Arbeit mit Kindern und Eltern um Aufstellungsarbeit sowie um schamanische Energiearbeit. Störungen liegen im Energiefeld Denn Alexandra Grosch ist außerdem Heilpraktike-

rin (Psychotherapie) und – gelernte Energieseherin (Vesseling Institut Köln). Bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen liegen Störungen oft in vorsprachlichen Ereignissen. Sie kann diese “Störungen im Energiefeld” wahrnehmen – was jeder lernen könne – auch die lösenden Techniken, die in alten Heilweisen begründet sind. Kinder seien sehr offen für diese Art der Arbeit der ‘Inner Balance’, bei der oft sogar die besonders unruhigen zu einer ungewohnten Ruhe finden. Genauso können Erwachsene profitieren von der Behandlung, die ohne Sprache, jedoch nach einem Vorgespräch, Blockaden dort löst, wo sie entstanden seien: im Energiefeld. Wie sie das macht? “Nun, das kann man lernen, sie zu fühlen oder sehen – und sich dann mit einer übergreifenden Kraft zu verbinden. Beispielsweise sehe ich bei einem von ADHS betroffenen Kind sich ungeliebt und abgelehnt fühlen als Ursache der Energieblockade – die kann ich dann mit schamanischer Heiltechnik auflösen”, so Grosch, die dabei erfrischend undogmatisch wirkt. “Es setzt Heilungsprozesse in Gang, die tiefer

gehen und nachhaltig wirken”, ist sie sich sicher. “Vielleicht manchmal anders als man erwartet”, ergänzt sie nach einer Pause. Wohl ähnlich wie bei der grauen Raupe, von der man kaum erwartet, dass sie sich zu einem farbigen Lebewesen entwickelt, das fliegen kann. Cartoon: Hans-Reinhard Schmidt Café Holunder - ADS-Kritik http://ads-kritik.de www.magic-butterfly.de http://adhsspektrum.wordpress.com


TEMPERAMENTE

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November | 09

HEALTHY CAMPUS ZIELT AUF EINE LEBENSLANGE GESUNDHEITSKOMPETENZ AB

Couchpotatoes Ein Plädoyer für den Sport VON HELENA MONTAGNESE Viele Studenten fühlen sich durch den ständig wechselnden Lebenswandel ausgelaugt und gestresst. partys, Alkohol, Uni und der Nebenjob lassen den Körper nie zur ruhe kommen. haben Studierende ein wenig Freizeit, so bevorzugen sie es, abends auf der Couch zu chillen. Dabei könnte es doch auch ganz anders aussehen. wissenschaftler haben herausgefunden, dass nur eine Stunde Sport pro woche die Gesundheit der Studenten fördern würde.

Beinahe jeder fünfte trinkt, raucht und treibt zu wenig Sport!

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene zu wenig auf ihre Gesundheit achten. Nur wenige Studenten an deutschen Unis machen ausreichend Sport, essen regelmäßig frisches Obst und Gemüse. Im Wintersemester 2011/2012 hat eine wissenschaftliche Online-Befragung der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Bonn unter Erstsemestlern ergeben, dass fast jeder Vierte ein „Couchpotato“ ist. So bezeichnen die Wissenschaftler die 25 Prozent der Studenten, die gar keinen Sport treiben. Hinzu kommt, dass besonders Studentinnen immer

Currywurst wieß ruud? - Zukunft der Schulverpflegung

Catering mit regionalem Bezug VON SARINA BRECHMANN Unsere Kinder verbringen einen Großteil  ihrer  Zeit  in  der  Schule.  Das  verkürzte Zentralabitur endet bereits nach zwölf Jahren und bedeutet für die Kinder  mehr  Stress,  Druck  und  längere Schultage.  Im  Zuge  des Ausbaus  von Ganztagsschulen ist es notwendig, die Kinder und Jugendlichen mit einer Mittagsmahlzeit zu verpflegen. Dies stellt die meisten Schulen vor große herausforderungen.   Vor allem im Kindesalter ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig für körperliche und geistige Entwicklung. Die Verbraucherzentrale in NRW sagt „Gesundheit und Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler spielen eine wichtige Rolle für ihre Entwicklung und ihren schulischen Lernerfolg.“ Denn sie sollen sich körperlich und geistig angemessen regenerieren können und sich in der Schule wohl fühlen. Petra Schnier (58) aus Leverkusen ist Geschäftsführerin der BilinGo Grundschule in Köln Braunsfeld. Die bilinguale Schule ist eine der vielen Ganztagsschulen in Köln und beherbergt rund hundert Schüler. „Essenszeit ist von 13 bis 13.30 Uhr, danach putzen die Kinder ihre Zähne, dann gibt es noch eine halbe Stunde Pause“, erzählt Schnier. Die seit 2010

Mit knurrendem Magen lernt es sich schlecht Vernünftige Schulverpflegung wird immer wichtiger

existierende Schule bietet eine ganztägige Betreuung vom 07.30 bis 18.00 Uhr an. Da reicht das selbst mitgebrachte Frühstück natürlich nicht aus. Nicht nur die Stärkung, sondern das Mittagessen an sich ist Teil des Tagesgeschehens. „Die Schüler können zusammensitzen und sich austauschen“, so Geschäftsführerin Schnier. Viel frisches Obst und Gemüse spielen bei der Ernährung der Kinder die wichtigste Rolle. Auch die BilinGo Grundschule bietet den Schülern jede Woche einen neuen Speiseplan mit einem vegetarischen und einem nicht-vegetarischen Essen an. Ausnahme: Da einige islamische Kinder unter den Schülern sind, wird kein Schweinefleisch angeboten. hoher Anspruch an den Caterer Das Essen wird jeden Tag frisch vom CateringService geliefert. Petra M. Gobelius (43), Gründerin und Inhaberin von Kinder-Cater aus Pulheim, stellt für die Schüler der BilinGo Schule und für viele weitere Einrichtungen Essenspläne zusammen. Mit ihren knapp 40 Mitarbeitern beliefert sie über 40 Einrichtungen. Das heißt: 3.500 Essen werden täglich geliefert oder in den Schulmensen zubereitet. „Das Essen muss preisgünstig, lecker, ausgewogen, kind- und jugendgerecht, nährstoffund vitaminreich sein, am besten noch Bio und für den Kunden mit minimalem Aufwand zu verteilen“, sagt sie. Es werden hohe Ansprüche an die Caterer gestellt, natürlich auch was die Qualitätskontrollen betrifft. Nach den jüngsten Meldungen über Erkrankungen in zahlreichen ostdeutschen Schulen und Kitas wird die Frage nach Qualitätskontrollen lauter. Auslöser der Beschwerden war möglicherweise verdorbenes Essen in Schul- und Kindertagesstätten, die von einem Caterer beliefert wurden. Gobelius erklärt: „Wer als Schulcaterer beispielsweise das Bio-Zertifikat haben möchte, muss unter

anderem einen bestimmten Anteil an Biolebensmitteln einsetzen.“ Das gelinge in den meisten Fällen mit den Beilagen wie Reis, Nudeln und Kartoffeln. „Sie wissen dennoch als Verbraucher nicht, ob das verwendete Fleisch aus Massentierhaltung ist oder ob das Gemüse mit Pestiziden behandelt worden ist.“ KinderCater arbeitet deshalb am liebsten mit regionalen Lieferanten zusammen, ganz nach dem Motto „Aus der Region für die Region“.

Gesund kann nur das sein, was die Kinder auch tatsächlich essen „Jedem Kind individuell Essen anzubieten ist logistisch einfach nicht möglich“, sagt Petra Schnier. Kartoffeln und Nudeln werden von der Soße getrennt aufgetischt, damit die Kinder je nach Geschmack selbst ihr Mittagessen zusammenstellen können. Auch die Kinder-CaterChefin meint, dass es eine Auswahl an Hausmannskost, Mediterranem, Vollwert und manchmal auch Exotischem geben sollte. „Wichtig bei allen Gerichten ist, dass gesund nur das sein kann, was auch tatsächlich von den Kindern gegessen wird.“ Im Allgemeinen wird das Essen von den Kindern gut angenommen. „Sie essen zwar nicht immer bereitwillig alles, was auf den Tisch kommt“, erzählt Petra Schnier aus dem Schulalltag „aber dieses Essverhalten ist in dem Alter typisch.“ Wenn sich die Kinder Pizza wünschen, gibt es Vollkornpizza, bei dem Wunsch nach Lasagne gibt es Gemüselasagne. So kann man den Kindern eine kindgerechte Mahlzeit, die auch noch gesund ist, mit ein paar Tricks schmackhaft machen. Denn Kinder sind auch beim Essen keine kleinen Erwachsenen.

mehr zur Zigarette greifen. Viele Studierende sind nicht dazu bereit, eine Veränderung in ihrem Lebenstrott vorzunehmen. Aber wohin soll dieser Bewegungsmangel noch führen? Er ist das Laster unserer Gesellschaft, in der durch die Veränderung im Berufs- und Arbeitsleben immer häufiger Tätigkeiten im Sitzen ausgeübt werden. Kaum verwunderlich also, dass dieser Trend sich besonders bei den Studierenden widerspiegelt, die sich ohne Weiteres diesem neuen Lebensrhythmus anpassen, während sie sich auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten. Foto©123FR

Verspannungen, Nervosität, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen sind bei den meisten Studenten an der Tagesordnung. Die neuen Studiensysteme Bachelor und Master erschweren das Studium und führen dazu, dass sich die meisten Studenten überfordert fühlen. Die Anzahl Prüfungen steigt und die Pausen werden immer kürzer. Stress ist also vorprogrammiert und meistens sind Frauen davon betroffen.

Um auf das Problem und die Folgen mangelnder Bewegung aufmerksam zu machen, haben die Universität Bonn und die Sporthochschule Köln unlängst das gemeinsame Projekt „Healthy Campus“ entwickelt. Damit wollen sie Studierende dazu befähigen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Aber mehr noch: Die Studierenden sollen sich aus eigener Motivation für einen gesundheitsorientierten Lebensstil begeistern. Langfristig wollen sich die beiden Universitäten als „Healthy Campus“ profilieren und damit ihre Attraktivität für Studierende erhöhen. Erste Maßnahmen  Basis für die Entwicklung des „Healthy Campus-Programms“ ist die Online-Befragung und eine langjährige wissenschaftliche Forschungsarbeit. Mit im Entwicklungsteam sind Mediziner, Psychologen, Sport- und Ernährungswissenschaftler. Einer der Eckpfeiler ist die Erweiterung und Optimierung des bereits bestehenden Angebots des Hochschulsports und des Essensangebots. Darüber hinaus sind Kampagnen geplant, mit denen die Wissenschaftler die Studierenden vor allem sensibilisieren und zu Eigeninitiative bewegen wollen. In Bonn wird die Healthy Campus-Initiative seit dem vergangenen Studienjahr durch Ringvorlesungen zu Sportmedizin, Lebensstilkonzept, Gesundheitskompetenz, Ernährung und effektiver Trainingssteuerung im Rahmen des Studium Universale unterstützt. Denn: Studien haben bewiesen, dass Sport nicht nur gesund ist, sondern einen Ausgleich schafft und die Konzentrationsfähigkeit fördert. Für jeden die richtige Sportart  Die meisten Studenten bevorzugen es, laufen zu gehen oder ziehen das Training im Fitnessstudio vor. Es geht bei der Wahl der Sportart eher darum, eine möglichst unabhängige Sportart zu finden, die man zu jeder Zeit ausführen kann. Teamsportarten mit fest geregelten Zeiten sind aufgrund des Zeitdrucks immer schwieriger auszuüben. Sport macht glücklich! Wer Sport treibt, bleibt fit und gesund. Aber man sollte auch nicht den „Fun-Faktor“ vergessen. Schluss mit den Stimmungsschwankungen! Beim Sport werden Endorphine ausgeschüttet, die besser als jede Party auf den Körper wirken. Sie motivieren, treiben an und machen munter. Mit nur ein bisschen Bewegung in der Woche können Couchpotatoes also zu richtigen Durchstartern werden, denn gesund und glücklich macht auch das Studium wieder Spaß – also auf die Plätze fertig los! Weitere Informationen unter: www.healthy-campus.de


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10 | Kulturzirkus

Kulturzirkus

szene, kulturen, temperamente

Narren. Künstler. Heilige: Mutige Grenzgänger zwischen den Welten

In einer ungewöhnlichen Ausstellung beleuchtet die Bundeskunsthalle die Rolle von Menschen, die am Rande unserer Gesellschaften stehen, Exzentriker, Heilige, Schamanen, Künstler, Propheten oder Narren. Die „Meister der Unordnung“ sorgen dafür, dass in unserem Zusammenleben immer ein gesundes Gleichgewicht von Ordnung und Unordnung besteht. Sie sind mutige Grenzgänger zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen – in unterschiedlichen Ausprägungen, aber immer nach dem gleichen Prinzip. VON CORINNA GÜSKEN

Bis zum

02.12 2012 Bilder mit freundlicher Genehmigung der Bundeskunsthalle Bonn

Eine leise Erinnerung an ein längst verschüttetes Gefühl klingt an und berührt merkwürdig, wenn man die Ausstellung betritt. Ein Gruseln oder ein Hauch von Magie in unserer entzauberten Welt. Gleich zu Beginn taucht man ein in den Farbenrausch des indischen Holi-Festes und gelangt dann in den Raum der Nacht. Unheimlich, wie man sie vielleicht zuletzt als Kind empfunden hat. Hier beginnt die spannende Reise durch Zeiten und Welten.

Menschliches Zusammenleben konzipiert sich immer nach dem gleichen Prinzip: Es bildet Regeln, die festschreiben, was erlaubt ist und was nicht, Konventionen, die besagen, wo die Grenzen des guten Tons und Verhaltens sind, welche Verhaltensweisen von der Mehrheit nicht mehr toleriert werden. Es richtet sich ein in einer Normalität. Hier herrscht Ordnung, wie es scheint.

„Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit“ ist eine Ausstellung über die Begegnung mit dem Übersinnlichen, der Welt der Geister, der Mystik und der Inspiration. Und sie ist eine Hommage an ungewöhnliche Menschen, die sich trauen, gegen den Strom zu schwimmen, um augenscheinlich die Ordnung der Gesellschaft zu stören, sie aber letztlich durch ihr Handeln aufrechterhalten. Auch wenn sie dafür verspottet, verachtet und gemieden werden.

Aber ebenso wenig wie es kein Leben ohne Tod, Licht ohne Schatten, Gesundheit ohne Krankheit, Werden ohne Vergehen geben kann, gibt es keine Ordnung ohne die Unordnung. Das Geheimnis einer funktionierenden Welt ist das Gleichgewicht zwischen beiden Kräften. Eine zu starke Ordnung wird sich krankhaft und totalitär auswirken, eine übermäßige Unordnung wütend und destruktiv. Unordnung kann sich für ganze Gesellschaften in Naturkatastrophen oder zivilisatorischen Brüchen manifestieren, für den einzelnen Menschen in

Streben nach Gleichgewicht

Krankheiten oder plötzlichen Todesfällen. Es wirken ursprüngliche Kräfte, die wir nicht verstehen, sie aber trotzdem akzeptieren müssen. Wir können sie interpretieren und versuchen, sie zu beeinflussen. In unseren Vorstellungen von diesen Kräften spiegelt sich die Aufstellung unserer Welt, denn eine andere kennen wir nicht. Deshalb wundert es auch nicht, dass es neben vielen Gottheiten und Geistern der Ordnung auch solche der Unordnung gibt. Unberechenbar, wild und gefürchtet. Die Meister der Unordnung Die „Meister der Unordnung“ sind die Vermittler zwischen der bekannten und der unbekannten Welt. Es sind mutige, starke Menschen, die oft alles geben, um den Lauf der Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, Krankheiten zu heilen und Katastrophen von den Menschen abzuwenden. In allen Kulturen wagen Schamanen, Priester, Medizinmänner, Heiler oder Künstler, mit der übersinnlichen Welt in Verbindung zu treten. Zum Teil riskieren sie ihr Leben, um zwischen Sichtbarem, Rationalem und den unsichtbaren Mächten zu vermitteln, zu verhandeln, zu feilschen. Immer wieder mit dem Ziel, ein Gleichgewicht herzustellen, das für ein gutes und gesundes Leben fundamental wichtig ist. Dabei erweisen sie sich auch als Meister der Improvisation. Ihre Lebensweise, ihr Handeln und Verhalten macht sie zu Außenseitern in der Gesellschaft. Sie halten sich nicht an die Konventionen der Masse, setzen dem „normalen“ Rhythmus des Lebens einen anderen entgegen. Sie nehmen sich die Freiheit, zu provozieren, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und anzuecken. Oft ist das die einzige Möglichkeit, die Menschen auf Gefahren oder Missstände hinzuweisen, denn sonst wür-


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den sie nicht gehört. Und auch dieses Verhalten erfordert Mut, den die meisten anderen nicht aufbringen. Quer durch Zeiten und Kulturen Die Ausstellung ist nach Themenschwerpunkten aufgebaut. Sie versammelt exzentrische Figuren aller Weltkulturen und Epochen: Ihre Götter, ihre Vorstellungen, ihre rituelle Arbeitsweise, ihre Werkzeuge, ihre Kunst. Exponate aus Sibirien finden sich neben solchen aus Afrika, Nord- und Südamerika und unseren Breiten. Trotz aller Unterschiede bildet sich

November| 11 dem die Mehrheit nichts zu tun haben möchte. Diese Randwesen können zerstörerisch oder konstruktiv wirken. Der ekstatische Dionysos gehört zu diesen Gottheiten, Rangda, die Hexenkönigin, oder Shiva, der Zerstörer und Erneuerer der Welt. Er steht auch für den Zyklus der Natur, das ewige Werden und Vergehen. „Das ist es, worum es in dieser Ausstellung eigentlich geht, eine Art Grundgeheimnis des Lebens, dass man Krankheit und Tod akzeptieren muss, und es nichts Neues geben kann, wenn das Alte nicht vergeht. Man braucht eine Art Gleichgewicht, wenn man gut und gesund leben möchte“, erklärt Ausstellungsleiter Wolfger Stumpfe.

Ausstellung aktivierten Voodoo-Altar ausgeht. Der weiblichen Kraft hat der Priester einen männlichen Begleiter zur Seite gestellt, der sie im Zaum halten soll. Dieser Altar scheint die Besucher besonders zu berühren – die Ausstellungsleitung bekam viele EMails von Kontaktgesuchen an den Priester bis zu Absagen von bereits gebuchten Führungen im Haus.

Ekstatiker. In unserer westlichen Welt können sie zu einem Teil die Rolle übernehmen, die in anderen Kulturen Schamanen und Geistheiler haben. Sie können versuchen, aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Auch weil es in den Kirchen an mystischem Erleben fehlt und sie die Menschen emotional nicht mehr erreichen“, sagt Wolfger Stumpfe.

Die heilende wirkung des Zaubers Die „Meister der Unordnung“ sind auch Meister der Kräuterkunde und der heilenden Zauber. Die „Kraftapotheke“, eine Regalwand mit den unterschied-

In der assoziativen Zusammenstellung der Exponate innerhalb der Themenkreise spiegelt sich das Grundmotiv der Ausstellung – auch hier findet sich das Quäntchen Unordnung. Gerade in den Details gibt

DIE BUNDESKUNSTHALLE EHRT DIE MEISTER DER UNORDNUNG

Eine Art Grundgeheimnis des Lebens: Man braucht ein Gleichgewicht, wenn man gut und gesund leben möchte immer wieder dasselbe Prinzip heraus: Die archetypische Figur des Außenseiters und ihre Funktion ist seit über 3000 Jahren Menschheitsgeschichte unverändert aktuell. Dramaturgisch folgt die Ausstellung dem Licht. Den Auftakt macht der dunkle Raum der Nacht: sie bietet optimale Bedingungen für alles Wilde, Heilige und Bedrohliche. Ihre Bewohner sind Wesen aus dem Schattenreich. Furcht erregende Masken der alemannischen Fastnacht, die zum Winter, der Nacht des Jahres, gehören. Krampus, der nach Knecht-Ruprecht-Manier durch die östlichen Alpenländer zieht, groß und zottelig, schwarz, archaisch und wild. Hexentänze, flüchtige Geisterwesen und Voodoo-Riten. Es geht um Rausch und Ekstase, geheime Rituale, die nur Eingeweihte deuten können. Ab jetzt werden die Räume allmählich heller. Die Mächte der Unordnung Die Prozession der Götter der Unordnung eröffnet die ägyptische Göttin Sachmet, gefürchtet, aber auch bewundert, weil sie, stark und unberechenbar, für das Unheil in der Welt verantwortlich gemacht wurde. Aus ihrer eigenen Vorstellung von Gemeinwesen heraus haben die Menschen am Rande des Pantheons der großen Götter zwiespältige Wesen angesiedelt. Im Streben nach Ordnung liegt das Wissen, dass auch andere Kräfte Raum brauchen. Am Rande werden also wenige Kräfte mit dem Chaos beauftragt, mit

Egal, was man hat, darin muss es irgendwas geben, das wirken kann

Die Zeremonien der Eingeweihten Durch eine Fülle ungewöhnlicher und seltener Objekte erfährt man, wie die „Meister der Unordnung“ mit den göttlichen Mächten in heiligen Zeremonien in Verbindung treten. Durch welche Hilfsmittel sie sich in Ekstase bringen, um in andere Sphären zu gelangen und dort über ihre Anliegen zu verhandeln. Man bekommt eine Idee davon, wie sie im Trance-Zustand kosmische Reisen antreten und ihr irdisches Dasein hinter sich lassen, wie sie sich auf die besondere Beziehung mit ihren Hilfsgeistern verlassen oder sich in der Ekstase in Tiere oder andere Wesen verwandeln, um deren Kräfte zu nutzen. Beeindruckendes Herzstück der Ausstellung sind 14 Interviews mit heute praktizierenden Schamanen, Priestern, Heilern oder Vermittlern aus den verschiedensten Kulturkreisen. Wir werden Zeugen, wie die Eingeweihten Kontakt zu den Geistern aufnehmen und mit ihnen kommunizieren. heilige, Clowns und Voodoo-Gottheiten Ohne den Besucher mit der Zahl der Exponate zu überfordern, schlägt die Ausstellung einen Bogen von altägyptischen Zeugnissen bis zu aktuellen Werken des 21.Jahrhunderts. Alle Religionen haben hier ihren Platz und erzählen, trotz ihrer Unterschiedlichkeit, die gleiche Geschichte. Man lernt die heiligen Clowns, die russischen „Narren in Christo“ kennen, die in provozierender Weise das Wort Gottes verkündigen, die Clownereien der tibetischen Erleuchteten oder die der malischen KoredugaBruderschaft. Man staunt über die Korrespondenz zwischen der irokesischen Freudenmaske und dem Portrait des belgischen Komikers Jaques Lizène. Wer empfänglich ist, wird die Freundlichkeit der Gottheit Kelessi spüren, die von dem eigens für die

lichsten Fetischen, Schädeln, Orakeln, Wetterzaubern oder kultischen Aufbewahrungsgefäßen, beeindruckt in ihrer Vielfalt. „Egal, was man hat, darin muss es irgendwas geben, das wirken kann“, zitiert Wolfger Stumpfe den Kurator der Ausstellung, Jean de Loisy, mit einem Augenzwinkern.

es jede Menge überraschende Dinge zu entdecken. Manchmal muss man genauer hinsehen, um sie nicht zu verpassen. Und das lohnt sich in jedem Fall.

Von der heilsamen Wirkung des Zaubers zeugt auch die Geschichte Anna Halprins, einer der wichtigsten Avantgardetänzerinnen der USA und gefeierter Star der 60-er Jahre. In den 70-ern erkrankte sie an Darmkrebs. Über ihre Kunst führte sie eine Selbsttherapie durch, eine Art Exorzismus, in dem sie tanzend den Dämon der Krankheit auszutreiben versuchte und in dem sie ihren eigenen Lebenswillen beschwor. „Dancing my cancer“ nahm sie 1975 auf Video auf. Anna Halprin ist heute 92 Jahre alt.

Täglich zwei Stunden vor Schluss gibt es das Happy-Hour-Ticket, auf sechs Euro ermäßigt!

Die Ausstellung „Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit“ läuft bis zum 2.12.: Unbedingt hingehen!

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Museumsmeile Bonn, FriedrichEbert-Allee 4, 53113 Bonn 0228-9171-200 - www.bundeskunsthalle.de Di – Mi 10 - 21 Uhr + Do – So 10 - 19 Uhr Montags geschlossen

Künstler als Vermittler  Der hellste und letzte Raum ist den ausschweifenden Festen gewidmet, die innerhalb der Gesellschaften, als zeitweise Umkehrung der Ordnung eine wichtige Rolle spielen. Auch hier geht es wieder um Ekstasen, Exesse, um entfesselte Energien, die dann eine gute Fortführung des „normalen“ Lebens ermöglichen. Der Karneval ist so eine Unterbrechung. Hier ist auch modernen Künstlern viel Raum gewidmet, die sich als Provokateure und Kritiker unserer heutigen Gesellschaft verstehen. Der Aktionskünstler Hermann Nitsch, der für seine Happenings Tiere opfert, Picasso, der den Narren als sein alter Ego versteht oder Labelle-Rojoux, der seinen „Festwagen“ als vielschichtiges Symbol für die Zeit sieht, in der alle Grenzen und Konventionen überschritten werden dürfen. Mit seinem Fokus auf die Themen Leben und Tod, Freiheit und Mission von Künstlern, greift er das Konzept der Aufstellung auf. „Heutige Künstler sind auch noch Propheten, Wilde,

Bahnhaltestelle: Heussallee/Museumsmeile -Linie 16 Veranstaltungen zur Ausstellung: Cocktailbar und Kino: Donnerstag, 1. 11., 19 Uhr: Vision – aus dem Leben der Hildegard von Bingen (BRD 2009) Freitag, 2. 11., 19 Uhr: Requiem (BRD 2005) Mittwoch, 7. 11., 19 Uhr: Prestige, die Meister der Magie (USA 2006) Mittwoch, 28. 11., 19 Uhr: Loong Boonmee Raleuk Chat – Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben (THAI, GB, D, E, F 2010) Weitere Vorträge, Performances und Workshops für Kinder und Erwachsene auf Anfrage


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12 | Kulturzirkus

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GESUNDES ESSEN BEREICHERT DAS LEBEN

Back to the Roots Ein Mittagstisch ist immer eine gute Idee VON ANNE SIEBERTZ Mittagessen! War es früher gang und gäbe, dass um Punkt 12 oder 13 Uhr die ganze Familie um den Tisch versammelt war, so verliert diese Gewohnheit in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Ein durch Berufstätigkeit und Ganztagsschule veränderter Lebensrhythmus macht es vielen Menschen schwer, mittags eine ausgewogene Mahlzeit zu sich zu nehmen. Bei der Schulverpflegung hat in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden: Viele Schulen konnten dank des Konjunkturpakets eine Mensa bauen, und auch die Kindergärten mit Übermittagsbetreuung werden mittlerweile von Cateringunternehmen beliefert. Anders sieht es bei Berufstätigen aus. Sofern, wie in größeren Unternehmen, nicht gerade eine Kantine zur Verfügung steht, ernähren sich viele von mitgebrachtem Brot, Yoghurt und Obst. Eine warme Mahlzeit ist dagegen Fehlanzeige. „Einmal am Tag sollte man gemeinsam am Tisch sitzen und genüsslich essen“, setzt die Biospitzenköchin Mayoori Buchhalter, Inhaberin des BioGourmetClub dagegen. Und sie wartet auch gleich mit einem tragfähigen Konzept auf: Von Montag bis Freitag gibt es in den hellen Räumen am Westbahnhof jeden Tag um 13.15 Uhr einen gesunden und leckeren Mittagstisch. Wer mitspeisen möchte, kann sich täglich bis 10 Uhr anmelden. Sobald die Namen und die Anzahl der teilnehmenden Gäste feststehen, werden frische Zutaten in den beiden Bioläden um die Ecke eingekauft. 15 Euro kostet das dreigängige Mittagsmenü. Nicht zu viel, sagt Mayoori Buchhalter, denn alle Zutaten sind immer frisch und vegetarisch und die Getränke sind inklusive. Die 53-Jährige kennt die meisten ihrer Gäste mittlerweile persönlich und weiß, welche Nahrung aktuell genau die richtige für sie ist. Früher hat sie im belgischen Viertel das Restaurant „Five Seasons“ nach der Fünf-ElementeKüche geführt, daher kennt sie sich bestens mit der Zusammenstellung und Wirkung von Zutaten aus. Den Mittagstisch „komponiert“ sie jeden Tag neu ausgehend von der Überzeugung, dass Gesundheit und gute Ernährung einfach zusammengehören. „Jetzt im beginnenden Herbst dominiert das Erdelement, wir verwenden die leuchtenden Farben von Kürbis und Möhren, und auch ein Eintopf passt gut, denn er gibt Wärme“, sagt sie. Das wetter bestimmt den Speisezettel Als ich den Mittagstisch teste, ist es draußen ziemlich trüb und ein wenig stürmisch. „Gestern hat die Sonne geschienen, da hätte es dieses Essen nicht gegeben“, erklärt die Köchin. Heute gibt es als Vorspeise für die rund zwanzig Gäste an der Tafel Möhrencremesuppe mit Kokos-Ingwer-Zitronenplätzchen. Zum gebratenen Tofu mit Thymian und Oliven und einem Spitzkohlgemüse mit Auberginen, Broccoli und Lauch essen wir gebackenen Muskatkürbis und dazu ein Pilzrisotto mit Vollkornreis. „Den Vollkornreis habe ich neu ausprobiert – es dauerte insgesamt anderthalb Stunden, bis er fertig war“, so die Fachfrau für vegane Küche. Und auch der Nachtisch war neu: Traubenkuchen mit Cashew-Kernen für Gluten-Allergiker. Ich probiere natürlich von allem und fühle mich rundum satt, obwohl ich nur kleine Portionen genommen habe. Und doch: „Die Energie aus dieser ausgewogenen Mahlzeit reicht für drei bis fünf Stunden und steht ab der ersten Minute zur Verfügung“, verrät die Expertin. Einen Mittagsschlaf brauche man danach nicht. In der Tat, denn die heutigen Gäste verlassen den Mittagstisch gegen 14 Uhr allesamt gut gelaunt.

Foto@Johannes Cawelius

„Das Essen tut gut“ „Das Essen tut immer gut“, sagt Christiane L., die regelmäßig am gemeinsamen Mittagstisch teilnimmt und gar nicht mehr gerne in ein Restaurant geht. „Hier habe ich durch das frische Essen mitbekommen, wie es sich anfühlt satt zu sein und gleichzeitig aufzutanken.“ „Es tut gut“, höre ich immer wieder auch von den anderen Gästen. Und: „Das ausgewogene und leichte Essen ist eine große Bereicherung, ein Geschenk“, sagt eine Heilpraktikerin, die erklärt, dass sie ihre Essenseinstellung vollkommen geändert habe, seitdem sie beim Mittagstisch im BioGourmetClub mitisst. Einmal in der Woche kocht Mayoori Buchhalter selbst für ihre Gäste. Um neue Ideen und Rezepte auszuprobieren, sagt sie und auch weil sie einfach gerne kocht. An den übrigen Tagen sind ihre Mitarbeiter dafür zuständig. Die Chefin von 16 Honorarköchen, einer Bürokraft, einigen Minijobbern und ein bis zwei Praktikanten kümmert sich derweil um organisatorische Dinge wie etwa die Planung der Angebote der Kochschule, Anfragen für Vorträge oder die Ausbildung ihrer Mitarbeiter. Regelmäßig arbeitet sie bis zu zwölf Stunden am Tag. Dennoch sprüht sie geradezu vor Energie und wird es nie müde, ständig neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. „Das ergibt sich so – es ist wie ein steter Fluss“, sagt sie und erzählt von den vielen Berufen, die sie schon erfolgreich ausgeübt gehabt hat. Zum Beispiel von ihrer Massagepraxis, ihrer Arbeit als Bauleiterin, als Ernährungsberaterin, von der Gründung des Restaurants Five Seasons und der ersten Biokochschule. Und, und, und. Die Themen gehen uns nicht aus und man darf gespannt sein, welche Idee als nächste aus dem Kochclub hervorgeht.

„Freies Atelier“ stellt erneut im Gesundheitsamt aus Werke der Malergruppe sind Ergebnisse einer Kunsttherapie Die Gruppe „Freies Atelier“ zeigt nach 2008 und 2009 zum dritten Mal im städtischen Gesundheitsamt ihre Werke. Die Ausstellung ist vom 23. Oktober bis zum 22. November 2012 im Treppenhaus des ersten Obergeschosses zu sehen. „Freies Atelier“ ist eine Kreativgruppe innerhalb des Therapiezentrums für psychosoziale Rehabilitation (TPR) Köln unter der Leitung von Diplom-Kunsttherapeutin und Diplom-Malerin Verena Diewerge. Die Teilnehmer bearbeiten aus eigenem Antrieb heraus ihre Themen in den Bildern und stellen in Firmen, Praxen, Büros und Privaträumen aus. Das Malen bedeutet für sie eine sinnvolle Beschäftigung und eine Alternative zum gewohnten Suchtverhalten. Dadurch kann ein Heilungsprozess in Gang gesetzt werden, der durch die kunsttherapeutische Begleitung unterstützt wird. Die eigenen Bilder erfüllen die Hobbykünstler mit Stolz und vermitteln ihnen das Gefühl von Kompetenz.

Das AHG Therapiezentrum für psychosoziale Rehabilitation ist eine offene, stationäre Nachsorge- und Adaptionseinrichtung für erwachsene alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und Männer. Aufgrund erheblicher körperlicher und sozialer Folgen eines langjährigen Suchtmittelmissbrauchs sind die Klienten vorübergehend oder dauerhaft nicht allein und selbständig in der Lage, den alltäglichen Lebensanforderungen gerecht zu werden. In dem Heimbereich leben Bewohnerinnen und Bewohner, die längerfristig Unterstützung und Förderung benötigen, denen aber mittelfristig die Rückkehr in das gesellschaftliche Leben oder unter Umständen in den Beruf ermöglicht werden soll. Die Ausstellung ist vom 23. Oktober bis 22. November 2012 zu den gewöhnlichen Öffnungszeiten des Gesundheitsamtes zu sehen: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. Quelle: Stadt Köln

Kontakt: Den Mittagstisch gibt es montags bis freitags um 13.15 Uhr im BioGourmetClub. Das 3-Gang-Menü nach der Fünf-Elemente-Küche kostet 15 € inklusive Getränken. Anmeldung bis 10 Uhr unter bio@biogourmetclub.de oder 0221/95 29 96 22 BioGourmetClub Venloer Str. 59 (am Hans-Böckler-Platz) 50672 Köln Tel. 0221/95 29 96 22

www.biogourmetclub.de

rezept für  Möhrencremsuppe  von Mayoori Buchhalter ( 4-6 Portionen) Zutaten: 1 kg Möhren ca. 500 ml Wasser Salz Zubereitung: Die Möhren schälen und in große Stücke schneiden. Mit ca. 100 ml Wasser und 1 Prise Salz aufkochen und mit geschlossenem Deckel ca. 45 Minuten köcheln. Den Rest des Wassers aufkochen. Die Möhren pürieren und nach und nach das kochende Wasser dazugeben. Immer zwischendurch pürieren. Mit Salz abschmecken. Zusätzlich kann man auch etwas Zitronensaft dazu geben, oder Meerrettich, Ingwer, Chili oder eine beliebige Zutat nach Wahl.


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Kinder helfen Kindern in Not Wie kleine Hilfsleistungen in Köln Kindern in Indonesien zu Schulbildung verhelfen VON MERLE ULLRICH wahrscheinlich kennen Sie die Schulkinder aus Ihrer Nachbarschaft nur vom Sehen. wundern Sie sich jedoch nicht, wenn diese Sie plötzlich ansprechen und Ihr Auto waschen oder im Garten helfen wollen: vielleicht sind es ja „ActionKidz“.  Action!Kidz, das ist ein Programm der KinderNotHilfe, in dem sich Kinder für ihre Altersgenossen in anderen Ländern einsetzen. Dem Programm liegt ein einfaches Prinzip zugrunde: Überall in Deutschland gehen Schulklassen, Konfirmandengruppen oder Jugendgruppen einen Tag lang arbeiten statt in die Schule. Den Lohn für ihre Arbeit spenden die Kinder und Jugendlichen dem Programm ActionKidz. Aus dem Verdienst werden Projekte überall auf der Welt finanziert. Tag und Art der Arbeit können die Teams selbst bestimmen. In Köln nehmen bis jetzt zwei Schulen an dem Projekt teil. Die Schüler der Janusz-Korcak-Schule verteilen zum Beispiel gegen Spenden selbst zubereiteten Reissalat an die Lehrerschaft oder arbeiten bei Verwandten. 2012 geht der Erlös unter anderem an das Projekt „Action!Kidz - Kinder gegen ausbeuterische Kinderarbeit“, es richtet sich speziell gegen Kinderarbeit auf der indonesischen Insel Nias.

zu können. Die Eltern dieser Kinder haben oft selbst nie eine Schule besucht, für sie ist es wichtiger, dass ihre Kinder eine bezahlte Arbeit haben, als dass sie lesen und schreiben lernen. Schließlich haben ihre Eltern diese Fähigkeiten auch nie gebraucht. So beenden viele Schüler häufig nicht einmal die Grundschule. Kinderrecht Nummer 4: das recht auf Bildung und Ausbildung Hier soll das Projekt von ActionKidz ansetzen. Ein großer Teil des Programms ist reine Aufklärungsarbeit. Die Projektleiter versuchen den Familien klarzumachen, wie wichtig es für ihre Kinder ist, eine Schule zu besuchen, da dies ihnen später ermöglichen würde, einen besser bezahlten, und vor allem weniger gesundheitsschädlichen Beruf als im Steinbruch zu ergreifen. Die Kinder selbst sollen lernen, dass sie ein Recht darauf haben eine Schule zu besuchen und sie sollen das nötige Selbstvertrauen bekommen, für ihre Rechte einzutreten. Vor Ort arbeitet die KinderNotHilfe mit einem indonesischen Partner zusammen, der nichtstaatlichen Kinderrechtsorganisation Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak (PKPA). Als ortsansässige Organisation kennen die Mitarbeiter der PKPA die

Viel Theater 01.11/03.11.12 | 20:00 Uhr | A Special Relationship | Theater am Sachsenring 01.11/04.11.12 | 20:00 Uhr| Frau Müller muss weg | Theater im Bauturm 01.11.2012 | 20:30 Uhr | Premiere: Mein schöner Sohn | Bühne der Kulturen 01.11.12 | 20:00 Uhr | Malediva: Pyjama Party | Haus der Springmaus (Bonn) 20:00 Uhr | Köln Comedy Festival 2012 | Wohnzimmertheater (Köln) 20:15 Uhr | Martina Brandl - Jedes 10. Getränk gratis | Senftöpfchen (Köln) 01.11.12 | 20:30 Uhr | Zwei gegen einen ist unfair | Comedia Theater (Köln) 02.11./03.11/04.11/ 06.11/ 09.11/ 10.11.12 | 19:30 Uhr | Der Abend aller Tage | Schauspiel Köln 02.11.12 | 20:00Uhr | Othello Ein Schauspiel nach Shakespeare | Theater der Keller 03.11.12 | 20:30 Uhr | Christina Prayon: Die Diplom-Animateuse | Comedia Theater (Köln) 03.11.12 | 19:00 Uhr | Dt.-türk. Stand Up | Kulturbunker Mülheim 05.11/06.11 | 20:00 Uhr | Ladies Night | Theater im Bauturm 07.11./08.11.12 | 20:00 Uhr | Floh im Ohr | Theater der Keller 11.11.12 | 19:30 - ca. 21:00 Uhr | MÄNNER Ein Fußball-Liederabend | Schauspiel Köln 15./17.11./22./24.11.12.| 20:00 Uhr | Hamlet | Theater am Sachsenring 16./18.11./20./21.11./25.11.12 | 19:30 Uhr | Wastwater | Schauspiel Köln 16./ 20.11.12 | 20:00 Uhr | Amerika Der Verschollene | Theater der Keller 14.11.12 | 20:30 Uhr | Claus von Wagner: Theorie der feinen Menschen | Comedia Theater 31.08 – 18.11.12 | 20:00 Uhr | Achtung Deutsch | Theater am Dom

Indonesien ist einer der 193 Staaten, die die Einhaltung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet haben. Dennoch gehen dort laut der KinderNotHilfe rund vier Millionen Kinder zwischen fünf und siebzehn Jahren regelmäßig einer Arbeit nach. Etwa die Hälfte von ihnen arbeitet unter ausbeuterischen Bedingungen. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten bis zu 17 Stunden am Tag in den verschiedensten Branchen, zum Beispiel als Haushaltshilfe für fremde Familien. Kinder, die in der Fischerei arbeiten, müssen oft tagelang auf kleinen Booten leben, Netze auswerfen und die gefangenen Fische an Bord holen. Als Hafenarbeiter entladen sie die voll bepackten Schiffe, die in den Häfen einlaufen. Auch in Steinbrüchen und auf Gummibaumplantagen gehört Kinderarbeit in Indonesien zum Alltag. Dort müssen die Kinder häufig bis zu 60 Kilogramm schwere Lasten aus den Steinbrüchen oder Plantagen zu LKWs schleppen, die die Rohstoffe weitertransportieren. Kinderrecht Nummer 3: das recht auf Gesundheit Schwere, gesundheitsschädliche Arbeit ist auch in Indonesien für Kinder unter 18 Jahren verboten, doch im Alltag wird dieses Verbot oft ignoriert. Gegen die Kinderarbeit im Land vorzugehen ist aus verschiedenen Gründen sehr schwierig. Zwar besteht eine gesetzliche Schulpflicht von neun Jahren, doch der Besuch einer Schule kostet Geld. Eltern, die ihre Kinder in die Schule schicken, müssen eine Schulgebühr bezahlen, hinzu kommen noch die Kosten für Bücher, anderes Schulmaterial und die Schuluniformen, die an fast allen Schulen Indonesiens Pflicht sind und von den Eltern gekauft werden müssen. Viel problematischer ist aber die Tatsache, dass viele Familien schlicht und ergreifend auf das Einkommen der Kinder angewiesen sind, um überhaupt ihren Lebensunterhalt bestreiten

Probleme der Familien und können beurteilen, wie man den Kindern am besten helfen kann. Eines der Hauptziele des Projektes ist es, vor allem den Kindern, die noch nie eine Schule besucht haben, oder gezwungen waren die Schule vorzeitig zu verlassen, einen Wiedereinstieg in den Schulunterricht zu ermöglichen. Ein Jahr lang besuchen sie die sogenannten „Paket-Schools“. Dort werden die Kinder nicht nach Alter, sondern nach ihrem Wissensstand unterrichtet, damit sie eine individuelle Förderung bekommen können, und zwar in genau den Bereichen, die sie benötigen. Am Ende des Programms erhalten die Schüler ein Zertifikat, welches dem Ansehen nach mit der Ausbildung an einer staatlichen Schule vergleichbar ist. Je nachdem, wie alt die Mädchen und Jungen beim Abschluss der „Paket-Schools“ sind, können sie im Anschluss auch in eine weiterführende, staatliche Schule integriert werden. So kann schon die Zubereitung einer Schüssel Reissalat oder einmal Auto waschen Kindern am anderen Ende der Welt helfen, das Recht auf eine ganz normale Kindheit am eigenen Leib zu erfahren. Mehr zu diesem und anderen Projekten unter www.actionkidz.de Und bei der KinderNotHilfe - Düsseldorfer Landstraße 180 47249 Duisburg - info@kindernothilfe.de Wer sich für die Aktivitäten der Kindernothilfe in Köln interessiert, wendet sich an die Ortsgruppe: Monika Merkel-Neumann Marbergweg 64 - 51107 Köln Telefon: 0221/8693402 E-Mail: koeln@kindernothilfe.net

Das Theater gegenüber der Redaktion. In einem Gespräch erzählte uns Mareike Marx, dass sie im März 2011 mit 27 Jahren als jüngste Intendantin das Metropoltheater übernommen hat. Wir mögen Mut, Köln braucht Impulse.

NOVEMBEr 01.11.2012 15:30 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm 03.11.2012 11:00 Däumelinchen und die Ratte Rabauke 15:30 Der gestiefelte Kater frei nach den Gebrüdern Grimm 04.11.2012 11:00 Däumelinchen und die Ratte Rabauke 15:30 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm 20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc 06.11.2012 20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc 07./08.11.2012 20:00 Ein Heiratsantrag von A. Tschechow 09.11.2012 20:00 Das kunstseidene Mädchen von I. Keun 10.11.2012 11:00 Peterchens Mondfahrt nach G. v. Bassewitz 15:30 Däumelinchen und die Ratte Rabauke

20:00 LINK spielts Dir- Impro-Theater Gastspiel von LINK! 15.11.2012 20:00 Die Kameliendame nach A. Dumas PREMIERE! 16.11.2012 20:00 Die Kameliendame nach A. Dumas 17.11.2012 11:00 Dornröschen nach den Gebrüdern Grimm 15:30 Rapunzel nach den Gebrüdern Grimm 17./18.11.2012 20:00 Die Kameliendame nach A. Dumas 21.11.2012 20:00 Das kunstseidene Mädchen von I. Keun 22./23.11.2012 20:00 Das kunstseidene Mädchen von I. Keun 24.11.2012 15:30 Der gestiefelte Kater nach den Gebrüdern Grimm 25.11.2012 20:00 Lupin, der Meisterdieb nach M. Leblanc 29./30.11.2012 20:00 Die Kameliendame nach A. Dumas

metropol Theater, Eifelstraße 33, 50677 Köln Kartenreservierungen unter 0221/ 32 17 92 oder unter kontakt@metropol-theater-koeln.de


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14 | Urban Art

Urban Art

szene, kulturen, temperamente

Schaufenster wiederentdecken Street Gallery 2012 Aussteller und Veranstalter im Gespräch. VON SABINE TEICHMANN und ANDREAS BASTIAN Street Gallery – Schaufensterkunst hat eine lange Tradition in Köln. Schon in den 30-er Jahren verzauberten die Kaufläden die Passanten mit ihren Schaufenstern. Zu den Feiertagen wurden immer ganz besondere Motive dekoriert. Trends aus aller Welt fanden die Bürger in den Fenstern der Einkaufsstraßen. Unvergessen ist das Schaufenster des Spielzeuggeschäftes Feldhaus auf der Schildergasse. Zu Weihnachten wurden die Fenster in einen Kindertraum verwandelt: An Stofftieren, Puppen, Spielen, Modellbaufahrzeugen oder der Märklin-Eisenbahn konnten sich kleine und große Leute nicht satt sehen. Schräg gegenüber in den Fenstern des Kaufhofs Hohe Straße, eröffnet sich alljährlich in der Adventszeit ein Universum von Steiff-Tieren in unzähligen liebevollen Details. Jedes Jahr wird bis heute noch der höchste Indoor-Weihnachtsbaum Deutschlands im Rolltreppenbereich des Hauses aufgebaut. Passt das noch ins hier und jetzt? Online Shopping, Indi Jones - der Schnäppchenjäger, und Preise vergleichen im Internet – so sieht der Einkaufsalltag vieler Berufstätiger aus. Aber es fehlt die Atmosphäre. Es fehlt das Erleben, Anprobieren, sich beraten oder auch sich überreden lassen, Freunde treffen, essen gehen. All die Dinge, die Bits und Bytes nicht transportieren können. Seit rund 30 Jahren überlassen die Händler die Arrangements ihrer Schaufenster einmal im Jahr verschiedenen Künstlern für eine besondere Aktion. Ende der 80-er Jahre machte die damalige BBS 15 für Grafik-Design auf der Severinstraße einen Anfang: Sie konnte einen ganzen Straßenzug für ihre Idee gewinnen. Junge Grafik-Designer bekamen hier ihr erstes Feed-back von der Öffentlichkeit. Begleitet wurden sie vom sehr engagierten Lehrer Peter Hehner, der noch heute am Richard-Riemerschmid-Berufskolleg lehrt. Im Zeitalter von Flatscreen und Flatrates muss man schon länger suchen, um ein gelungenes Schaufenster zu entdecken. Umso schöner, dass die Dürener

LINDENTAILOr herrenschneider Warum im Lindentailor Herrenschneider Kunst ausgestellt wird? „Ich möchte unterschiedliche kulturelle Aspekte wie Modedesign und Kunst gemeinsam visualisieren und Künstlern die Chance geben, sich zu präsentieren“ so Unternehmerin Qiuyue Teng. Dürener Straße 90 - 50931 Köln - 0221 44 90 80 86

Straße mit der Street Gallery 2012 die Traditionen aufrecht erhält. Mit junger und erwachsener Kunst. Mit zeitgenössischen Bildern und Plastiken. Wir begleiten die Aktion, mit der die Kunst bereits zum 14. Mal in die Dürener Straße einzieht. In 51 Geschäften können Künstler für eine Woche ihre Werke ausstellen - Und vielleicht auch länger! Juliane Reyes Nova organisiert das Event seit zwei Jahren. Die Grafik -Designerin freut sich, dass so viele gute Künstler teilnehmen und sie hat mit uns über sie und über ihre eigene Motivation gesprochen. Seconds: Frau Reyes, wie sind Sie zur Organisatorin der Street Gallery geworden? Juliane Nova reyes: Ich bin seit circa zwei Jahren Fördermitglied im Ring Lindenthaler Geschäftsleute. Irgendwann hat man mich gefragt, ob ich Lust hätte die Street Gallery zu organisieren. Das hat mich gereizt und ich habe zugesagt. Seit 12 Jahren wohne ich auf der Dürener Straße und Lindenthal ist fast zu meinem Wohnzimmer geworden. Also habe ich die Möglichkeit genutzt, das Viertel mit dem Ring Lindenthaler Geschäftsleute zusammen zu gestalten. Seconds: Wie kommen Sie an die Künstler? Juliane Nova reyes: Die Künstler sind zum Teil ‚alteingesessene’ GalleryTeilnehmer und viele sind jetzt durch Mundpropaganda von Freunden dazugekommen. Andere haben von dem Projekt etwas gehört oder gesehen haben und finden es einfach gut. Lindenthal ist ein tolles Forum und die Geschäfte sind hochkarätig. Durch diese Aktion soll ein Win-Win-Situation für beide Seiten geschaffen werden: Neue Kunden, andere Kunden, viel Kommunikation, Kennenlernen, neue Horizonte schaffen.

Bestattungen Silke Seiler Busch „Wir mögen Kunst, deshalb bieten wir den Künstlern ein Forum, die Bilder auszustellen. Auch wenn es ein etwas ungewöhnliches Ambiente ist.“ Lindenthal Gürtel 41 - 50935 Köln 0221 40 29 94 www.koeln-bestatter.de

Sanitätshaus Salgert „Ich fand die Idee der Street Galery richtig gut. Die Künstler zu unterstützen und damit mal etwas Ausgefallenes zu tun hat mich gereizt. Ebenso den Kunstschaffenden die Gelegenheit zu geben sich zu präsentieren“, so Filialleiterin Daniela Sailer. Dürener Straße 186 - 50931 Köln 0221 40 49 46 - www.sanitaetshaus-salgert.de

Merkur-Apo „Die Street Ga und das ist sch Ressiga-Wißm Lindenthalgürt 50935 Köln (Li 0221 43 29 33

Fotos: Katja Wendlandt Andreas Bastian Cologne Couture “Kunst entsteht im Auge des Betrachters”, ist das Motto von Bettina Spillmann. Dürener Straße 142 - 50931 Köln, 0221 40 58 85 - www.colognecouture.de

Artworkfoto: Lindentailor Katja Wendlandt Montage: Andreas Bastian


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Die Dürener Straße wird zum 14. Mal in eine Kunststraße umgewandelt

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Virchow Apotheke Dr. Christoph Dach: „Wir unterstützen die Street Gallery seit fünf Jahren, weil es einfach gute Impulse bringt.“ Virchow Apotheke - Dürener Str. 252 Seconds: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus und wer kann überhaupt mitmachen? Juliane Nova reyes: Ich habe keine bestimmten Kriterien – wenn jemand Lust hat, sich zu bewerben, soll er es gerne tun. Es gibt Künstler, die mit so viel Leidenschaft dabei sind, dass ich das allein schon toll finde. Es gehört ja auch Mut dazu. Man weiß ja vorher nicht, in welcher Warenumgebung man ausstellt. Studienabschlüsse oder Ausbildungen interessieren mich sowieso grundsätzlich nicht besonders. Jeder Mensch hat diverse Talente, man muss sie selbst entdecken und etwas daraus machen. Für mich zählt die Auseinandersetzung mit der Kunst, die Kommunikation darüber – gut, schlecht, polarisierend, kommerziell, langweilig, ach es gibt so viele Auslegungen, Kunst ist für alle da! Seconds: Was wünschen Sie sich für die Street Gallery in diesem Jahr und für die Zukunft? Juliane Nova reyes: Die Resonanz ist sehr gut, ich würde mir wünschen, dass noch mehr Geschäfte mitmachen, da es reichlich Bewerbungen gibt, die ich so leider absagen musste. Und eine längere Vorlaufzeit wäre prima. Diesmal konnte ich mit der Planung erst Ende August anfangen, nach dem Straßenfest, das war schon sehr knapp. Was jedoch sehr gut war: Die meisten haben sich daran gewöhnt, per E-Mail zu kommunizieren oder mal schnell anzurufen, das hat Einiges erleichtert.

HUBERT SCHMITT | Skulpturen Malerbetrieb N. Wagner & CTR Bedachungstechnik

Irena Paskali | Videoinstallation irenapaskali@yahoo.com Schuhmacherei Keller Dürener Str. 175

Gudrun Biessmann | Malerei gudrun.biessmann@t-online.de ColFlor BLUMENDESIGN Dürener Str. 237

Bachemerstraße Sigrun brock | Malerei msbrock@t-online.de Farben Peters Bachemer Str. 173

Ulrike Feistel | Malerei ulrike.feistel@web.de Gianni Schuhmode Dürener Str. 178

Elfie Sautot | Malerei info@elfi-sautot.de Radio Zabel Dürener Str. 238

Kristina Kanders | Malerei kristina@kristinakanders.com SALGERT - Sanitätshaus - Dürener Str. 186

Allmuth Lenz | Fotografie allmuthlenz@freenet.de Optik Baart Dürener Str. 244

Margret Köhler | Malerei margretkoehler@gmx.de Sparkasse KölnBonn Dürener Str. 187

Birgit Hein | Fotografie hein@grafik187.net Café Bonnen Dürener Str. 252

MARTINA PUHL | Malerei kontakt@martinapuhl.de Limones - Mode - Dürener Str.193

Gudrun Schwichtenberg/Wallbaum Malerei | gw.global@gmx.de Virchow Apotheke Dürener Str. 252

Andrea Wycisk | Malerei email@andreawycisk.de Hosenmatz - Kindermode - Dürener Str. 200

ALO SCHMITZ | Malerei aloschmitz@googlemail.com HAAR KUNST Dürener Str. 254

DAN Hepperle | Malerei codan@web.de Buchhandlung Kaiser - Dürener Str. 202

Bernd Müller | Skulpturen & CLAUDIA GERON | Malerei ab_mueller@t-online.de, gera69@gmx.net Falkenburg-Apotheke Dürener Str. 258

Dürenerstraße Manfred Nonnen | Malerei manfred.nonnen@gmx.de WEINKONTOR LINDENTHAL Dürener Str. / Geibelstr. 33 Ulrike Deetz | Malerei ulrikedeetz@yahoo.de FuSSnote - Schuhe - Dürener Str. 89 Maximilian Perez | Malerei maximilian.perez@t-online.de LINDENTAILOR - Herrenschneider Dürener Str. 90 Wolfgang Stein & Ellen Buckermann Malerei - stain62@gmx.de CREA Cologne - Mode - Dürener Str. 117 Karin Nassauer | Malerei karin.nassauer@gmx.de La Seconda - Mode - Dürener Str. 118 Alexandra Hülbach | Malerei alex@huelbach.com FAIRYTALE S - Dürener Str. 119 Cornelia Sökeland | Makrofotografie C .Soekeland@gmx.de HAAR SPITZE - Friseur - Dürener Str. 120 XANDRA HERDIECKERHOFF Fotografie & Bodypainting lichtpix.com Froschkönigs kindermoden Dürener Str. 121 Wilhelm Schlote | Malerei info@wilhelm-schlote.de Traumkonzept Dürener Str. 123

theke llery bringt Leben in das Stadtbild hön“, erzählt Apotherkerin Karen ann tel 49-51 indenthal) 3 / 43 94 31

Schüler der Malschule Chulkova | Malerei info@chulkova.de Martina Weigand Galerie Dürener Str. 137 | Tel. 26 03 54 00 Ingrid Pieper | Malerei Tel. 040. 45 74 31 Cologne Couture - Mode Dürener Str. 142 / Geibelstr. Ciro Pascale | Fotografie pascale.ciro@googlemail.com Gelateria Azzurro Dürener Str. 146

Martina weigand Galerie „Kunst in der Kunst“ nennt Frau Weigand ihr Engagement in ihrer Galerie, Dürener Str. 137, 50931 Köln. Zusammen mit der Kunstschule Atelier CHULKOVA gibt es eine Sonderausstellung zum Thema Tischkante, die noch bis Ende November geht.

Petra Kremer-Horster | Malerei petra@kremer-horster.de Buchhandlung Wenz Dürener Str. 164 Werner Preuss | Malerei wernerpreuss@hotmail.com Adler Apotheke Dürener Str. 166 TOM & STARRY | Malerei s.roberz@goolemail.com Pitti Donna - Mode - Dürener Str. 168

Barbara Kümpel | Malerei atelier@stilbrueche.de Lindenthal Apotheke Dürener Str. 207 Utta Schäfer | Skulpturen utta.schaefer@netcologne.de John Baker&son - Schuhe - Dürener Str. 209 Gisela Gross | Malerei www.atelier-gisela-gross.de Bestattung Dahlmeyer Dürener Str. 211-213 | Tel. 940 81 00

Karl-Schwering-platz Ralph Wittkamp | Fotografie r.wittkamp@freenet.de, Tanzschule van Hasselt, Karl-Schwering-Platz 4-6 Landgrafenstraße BELE WOLF-CALLES | Papiermontagen & Malerei, bele@bele-art.de SOTO S - Schmuckanfertigung Landgrafenstr. 36 | Tel. 355 26 14

Wilfriede Doppelfeld | Malerei doppelfeld@grafik187.net die Brille - Dürener Str. 211

Lindenthalgürtel susanne katharina Opheys | Malerei susanne-opheys@web.de Busch Bestattungen Lindenthalgürtel 41

Iris Wittkowski Self-Performance | (nur am Sonntag) Iris.Wittkowski@yahoo.de VOM FASS - Feinkost - Dürener Str. 212

Muna Götze | Malerei goetze-nideggen@t-online.de Merkur Apotheke Lindenthalgürtel 49

Evelyn Heider | Malerei evelyn.heider@gmx.de Bonita - Mode - Dürener Str. 212 JUTTA Reinisch | Malerei & ASTRID KRUIS Malerei, info@jutta-reinisch.de, astridkruis@gmx.de Ambium - Wohnaccessoires, Geschenke Dürener Str. 212 | Tel. 943 870 07 Martina Runte | Malerei mr@martina-runte.de Somewear - Mode - Dürener Str. 217-219 CLAUDIA PICHT | Skulpturen rpicht@gmx.net Kölner Bank EG Dürener Str. 223 Sabine Dimartino | Malerei sabine-dimartino@web.de SALE - Mode - Dürener Str. 224 Eva Volmer-Kopka | Malerei nc-volmerev@netcologne.de Schuhhaus Koch Dürener Str. 228

Sophie Schneider-Lohmar | Skulpturen Sophie.Schneider-Lohmar@gmx.de Radermacher Frisuren Lindenthalgürtel 52 Annelie & Uwe Hoffmanns | Fotografie hoffmanns-koeln@t-online.de Optik Müller Lindenthalgürtel 56 URSULA SCHAPER-WIELAND | Malerei schaperwieland@googlemail.com Prisma Apotheke Lindenthalgürtel 63 Götz Grothus | Fotografie ggfotografie@web.de Raum und Lichtplanung - Raumausstatter Lindenthalgürtel 75 wittgensteinstraße Maga Fraikin | Skulpturen magafraikin@googlemail.com Ryszard Zan | Malerei ry.zan@hotmail.de Berboth Sanitär Wittgensteinstr. 35


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16 | Urban Art

szene, kulturen, temperamente

Im FC-Stadion wird der Ball gegen Küchenmesser getauscht

In 10 Minuten zum neuen Job VON SABINE TEICHMANN UND EVELYN ZIMNY Das Szenario ist beeindruckend. Dort, wo sonst der FC die Bälle über den Rasen jagt und die Zuschauer auf den Rängen mitfiebern, sitzt eine beschauliche Gemeinschaft von etwa 800 Menschen im Stadion. In rote und grüne Decken gehüllt, schauen die Zuschauer mit Spannung und Hochachtung in Richtung Rasen. Dort wirbeln die vier Kochprofis Mike Süsser, Andi Schweiger, Frank Oehler und Ole Plogstedt in einer Showküche. Auch sind Helfer und Beiköche aus den Reihen der Zuschauer dabei. Das ist keine neue PR-Kampagne, sondern eine Veranstaltung mit ernstem Hintergrund. Das Jobcenter Köln hat das bundesweit erste Kölner Food-Job-Dating ins RheinEnergie-Stadion geholt. Ein Event der besonderen Art, ausgerichtet für Jobsuchende aus der Lebensmittelbranche und für Arbeitgeber, die helfende Hände suchen. Einen Tag lang nutzten rund 800 Bewerber die Chance, bei rund 50 Arbeitgebern einen Job zu ergattern. Sich einfach mal kurz vorstellen und dem Chef zeigen, was man kann, und dann den Traumjob bekommen – davon träumt so mancher Bewerber. Möglich ist das hier beim Food-Job-Dating. Das bedeutet viele kurze Gespräche hintereinander. Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben zehn Minuten Zeit, sich von Angesicht zu Angesicht direkt kennen zu lernen. Hier hat der Bewerber die Wahl, zu welchem der vielen Arbeitgeber er gehen möchte. Hier wird Bewerbungsstress abgebaut. Teilnehmer sind zuversichtlich Jennifer Lange ist erst 24 Jahre alt und hat schon viel Berufserfahrung in der Gastronomie gesammelt. Sie ist in der Branche groß geworden, die Eltern waren lange selbstständig. Ihren Job als Teamleiterin eines Cafés hat sie gerne gemacht, „doch das Cafe verlegte die Öffnungszeiten ausschließlich auf den Abend. Nun habe ich einen kleinen Sohn und kann nur tagsüber arbeiten. Deshalb musste ich die Stelle aufgeben“. Nun hofft sie, mit ihrer offenen und unkonventionellen Art schnell einen neuen, passenden Job zu finden. Ebenso zuversichtlich geht Hauswirtschafterin Patricia Grumann ins Job-Rennen und weiß: “Diese Chance muss man einfach nutzen.“ rund 50 Firmen bieten 700 Jobs  Die Chancen auf einen Arbeitsplatz sind groß. 50 Personalchefs aus Gastronomie, Restaurants, Hotels, Bäckereien, Fleischereien, Verkauf sowie Logistik haben an diesem Tag auf der Job-Messe 700 freie Stellen im Angebot. Die Erfolgsquoten auf eine Vermittlung sind recht hoch. Das haben die vergangenen zwei Job-Speed-Datings im Rhein Energie Stadion bewiesen. „Innerhalb eines halben Jahres haben wir rund 20 bis 25 Prozent der Teilnehmer vermittelt“, freut sich Olaf Wagner, Mitglied der Geschäftsführung des Jobcenters Köln. „Dort kamen allerdings Bewerber und Arbeitgeber aus verschiedenen Branchen zusammen. In diesem Jahr haben wir uns auf nur eine Branche konzentriert."

Zehn  Minuten  Überzeugungskraft.  In zehn Minuten den Arbeitgeber von seinem Können und seiner Motivation zu überzeugen ist nicht leicht und schon gar nicht jedermanns Sache. Deshalb werden die Teilnehmer vorher fit gemacht. Sie bekommen ein intensives Einzel-Coaching in der Wirtschaftsakademie Am Ring. Unter dem Motto: „Wie präsentiere ich mich, wie stelle ich mich bestens vor, werden die Bewerber vorbereitet. „Wir machen das bereits zum dritten Mal“, erklärt Thomas Frey, Leiter der Akademie. „30 Coaches kümmern sich um die JobsuchenBunte Aussicht im Müngersdorfer Stadion – Jobsuchende jubeln den Kochprofis zu. den“, so der Leiter.„Zwei Termine sind pro Teilnehmer angesetzt. Zuerst beginnen wir mit dem soge- zise und übersichtlich gestaltet und für nannten Check up. Dort werden die Bewerbungsunterlagen auf Voll- den Jobgeber bestimmt. Dort steht, ständigkeit geprüft, der Teilnehmer wird auf das Gesprächs-Coaching was der Bewerber sucht und kann. Zehn Flyer für jeden, das sind immervorbereitet.“ hin zehn Gespräche während der Messe. Und was passiert wenn die Flyer statt Lebenslauf Flyer ausgehen? „Das ist kein Problem, Viele Jobsuchende haben Schwierigkeiten, gute Bewerbungsunter- wir drucken vor Ort einfach nach“, so lagen zusammenzustellen oder keine Ausbildung vorzuweisen, was Thomas Frey. in der Branche auch nicht zwingend nötig ist. Oft werden die Ar- Für Jennifer ist die erste Bewerbungsbeitszusagen per Handschlag geregelt. Häufig hapert es aber auch phase schon um. In zweieinhalb Stunbeim Foto. „Gute Bewerbungsfotos sollten von einem professionel- den hat sie sich mehr als 15 Mal len Fotografen gemacht werden,“ rät Thomas Frey. Deshalb wird an beworben und einige Zusagen mit der Wirtschaftakademie von einer Fotografin ein aktuelles Foto ge- nach Hause genommen. „Was letztmacht. „Damit beim Food-Job-Dating Chancengleichheit besteht, endlich tatsächlich daraus wird, zeigt erstellen wir mit unseren Bewerbern beim zweiten Termin einen sich in den kommenden Wochen. Ich Flyer, mit dem sie sich dann im Rahmen der Veranstaltung bewerben bin aber absolut zuversichtlich“. Auch können“, sagt Thomas Frey. So bekommt jeder Teilnehmer seine in- Patricia Grumann ist begeistert. „Das dividuell zugeschnittenen Bewerbungsunterlagen. Der Flyer ist prä- war absolut interessant und vor allen Dingen motivierend. Ich bewerbe mich jetzt auch außerhalb des Food-Speed-Datings weiter“, so Grumann. Die Bewerbungsunterlagen hat sie ja bereits – samt Foto von der Wirtschaftsakademie auf einem USB Stick. Showevent mit den Kochprofis  Indessen wird am Fußballfeld geackert. Am Rand des heiligen Rasens im Müngersdorfer Stadion thront ein richtiges Kochstudio. Das Jobcenter hat die Profiköche von RTL II eingeladen. Sie kochen zusammen mit ausgesuchten Teilnehmern vom Food-Job-Dating. Zuschauer auf der Tribüne sind alle Jobsuchenden. 160 Portionen mariniertes Gemüse, Gnocchi, Rindfleisch und andere Leckereien kocht die Mannschaft in nur einer Stunde. Dass den Profis auch mal etwas misslingt merken nicht nur die Spieler des FC, sondern Kochprofi Mike Süsser steckt das humorvoll weg. Seine Nuss-Toastis sind leicht angebrannt.„Egal, dann sind es eben Toastis nach Brandenburger Art“ scherzt er. Im FC-Stadion wird der Ball gegen Küchenmesser getauscht.

Ohne Bewerbungsmappen ist es leichter Nicht jedem Teilnehmer liegt es, eine Bewerbungsmappe zu erstellen. Ein Anschreiben zu formulieren, Lebensläufe zusammenzustellen. Schon gar nicht, wenn es um Arbeitsplätze geht, bei denen Tatkraft gefragt ist. Für viele Bewerber ist es leichter, den Arbeitgeber in der Praxis von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. So hat man das Bewerbungsverfahren beim Food-Job-Dating umgedreht – zuerst das kurze und persönliche Gespräch, dann die Unterlagen. Allerdings braucht diese Art der Veranstaltung eine präzise Vorbereitung „Wir hatten rund 4 Monate Vorlaufzeit“, erklärt Olaf Wagner. Das ist kein großes Zeitfenster. „In Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern, den Berufsverbänden und der Wirtschaftsakademie Am Ring hat das Projektteam vom Jobcenter eine bis jetzt einzigartige Idee umgesetzt.“ Ebenso begeistert ist Artur Tybussek, Geschäftsführer der Kölner Fleischer-Innung: „Die Bewerber sind hoch motiviert, das Jobcenter hat eine tolle Veranstaltung organisiert.“ Und Jennifer Lange strahlt: „Das hat richtig was gebracht, ich habe einen Probearbeitstermin und ganz viel positives Feedback.“ Mit ihrer freundlichen Art und den knallig roten Haaren kommt sie gut an. „Ich versuche so viele Gespräche wie möglich mitzumachen. Bei allen Jobangeboten, die mich interessieren“, sagt sie und geht enthusiastisch zum nächsten Arbeitgeber. Sternekoch Frank Oehler in Aktion – hier füllt er Kressesalat in umweltfreundliche Essteller aus Bambusfaser.

Olaf Wagner (Mitte), Mitglied der G men Kochevent der Kochprofis und


TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

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CULTURE

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SPONTANEOUS

FLAMMABLE

November| 17

Besondere Gründerideen

Der andere Weg zur neuen Liebe: Date-Mahl arrangiert Kennenlernen beim Essen für Zwei

Thomas Mießen und Thomas Frey von der Wirtschaftsakademie Am Ring.

Das erste Job-Speed-Dating startete 2009 mit einer Testphase in München. Von 350 Bewerbern wurden 40 vermittelt.  hier  sollten  Langzeitarbeitslose  die  Chance bekommen, wieder einen Job zu bekommen.  Schnell dehnte sich die Jobbörse in ganz Deutschland aus.  Mittlerweile  gibt  es  das  Job-Speed-Dating  für  Auszubildende, hochschulabsolventen oder das Management.

Eine kulinarische Alternative zum Kennenlernen auf Online-Partnerbörsen, beim Speed-Dating und Single-Partys bietet die Agentur Date-Mahl. Für Singles arrangiert Date-Mahl einen kulinarischen Abend in einem ansprechenden Restaurant oder auch ein Brunch am Wochenende. Hier lernen sich zwei Singles in ungezwungener Atmosphäre kennen. Wer wen trifft entscheidet hier nicht der Computer oder ein flüchtiger Augenblick, sondern das Team um Agenturgründerin Luisa Trögel, die als erfahrene Personalerin auf Menschenkenntnis setzt. „Wir sprechen mit unseren Kunden persönlich über ihre Vorstellungen und Wünsche, um sie so zunächst als Menschen kennen zu lernen. Nur wenn wir überzeugt sind, dass zwei Mensch zueinander passen, schlagen wir ein Treffen vor“, erklärt Pallus. Stimmen beiden Singles zu, kümmert sich Date-Mahl um das passende Ambiente für das Essen und arrangiert ein Date für zwei. „Wir setzen auf eine ungezwungene Atmosphäre in einem nicht zu exklusiven aber auch nicht alltäglichen Restaurant“, verrät die Agenturleiterin. Das gemeinsame Essen mit einem Menschen, der vielleicht der richtige Partner für’s Leben ist, soll schließlich in guter Erinnerung bleiben. Ob sich die beiden Singles anschließend wiedersehen und wie es weitergeht, entscheiden sie selbst. Die Chancen aber, sich mit Date-Mahl neu zu verlieben stehen gut, „denn bekanntlich geht Liebe durch den Magen“, verspricht Trögel. Mit ihrem Angebot richtet sie sich an Singles zwischen 25 und 60 Jahren, die zwar zufrieden mit ihrem Berufsleben sind, bisher aber noch kein Glück in der Liebe hatten. Sie erhalten weitere

Informationen unter Tel. 0221-58089868 oder online unter www.date-mahl.de

Alle sagten: das geht nicht!  Dann kam eine, die wusste das nicht  und hat´s gemacht. Nina erlebte das gleiche wie Seconds, alle sagten „Bist Du verrückt?“ – Sie sagte wohl: „ Ja, ich bin´s“. Als wir reinkamen um einen neuen Verkaufspunkt für das Seconds zu organisieren, gab es noch einige Gemeinsamkeiten. Kein Bock auf Bürodress, Pinguinklamotten und platonisches Fachchinesisch für den Kick. Stattdessen Gemütlichkeit mit extravaganter Einfachheit. Die Möbel versetzen uns in die 60-er Jahre, das Bier aus der Flasche, das Essen aller erste Sahne – Hausgemacht. Café Walter startete im Oktober 2011 – Wir gratulieren zum einjährigen Bestehen mit dem Abdruck der richtigen Telefonnummer, Handynummer will sie irgendwie nicht rausrücken : )

eschäftsführung am Jobcenter, freut sich über die super Zusammenarbeit beim gemeinsaden Jobsuchenden Köchen.

Cafe Walter – An der Bottmühle 13 – Eingang Severins Wall – Öffnungszeiten: Di-Fr 12-23 Uhr, Sa./So. an 10.30 Uhr – Telefon: 02 21/39 75 77 75


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18 | Biolance

Biolance

szene, kulturen, temperamente

Wissenswertes über die süß-saure Frucht

Apfel und Beauty:

Apfellehrgang

Früher waren alte Hausmittel mit dem Apfel als Ingredienz weit verbreitet. Nach einer längeren Pause gewinnen Apfelcreme, Apfelbalsam und Apfelmilch in der modernen Kosmetik zunehmende Bedeutung. Grund: der Apfel hat den gleichen PH-Wert wie unsere Haut. Seine Wirkstoffe, allen voran das Pektin, machen unsere Haut samtig und weich. rezept: würziges Apfelchutney 6 Äpfel (Golden Delicious oder andere), 2 kl. Majoranzweige, 2 kl. Thymianzweige, 100 g weiße Zwiebeln, 1 EL Rapsöl, 400 g Gelierzucker, 1-2 Knoblauchzehen, 300 ml Weißweinessig, 100 ml Apfelessig, 80 g Rosinen, Salz, 1 Prise Muskatnuss Majoran und Thymian schälen und kleinwürfelig schneiden. In Öl etwas andünsten, gewürfelte, geschälte Apfelstücke, Kräutersträußchen, Gelierzucker und gepressten Knoblauch dazugeben und alles gut durchmischen. Beide Essigsorten und 150 ml Wasser dazugeben und langsam einkochen, dabei gelegentlich umrühren. Nach etwa 5 Minuten die Rosinen dazugeben und das Chutney weitere 15 Minuten garen. Kräutersträußchen entfernen, Chutney mit Salz und Muskatnuss abschmecken, in vorbereitete, heiße Gläser füllen, sofort mit einem sauberen Deckel verschließen und kurz das Glas auf den Kopf stellen. Dieses Chutney passt hervorragend zu Ziegen-, Schafskäse oder zu einer Käseplatte. Rezept von Karin Longariva, Quelle: Broschüre des Südtiroler Apfelkonsortiums/Handelskammer Bozen

VON ANNE SIEBERTZ

weg nach Europa

Der Jahreslauf: pflege und Ernte

Grasgrüne  oder  leuchtend  rote  Äpfel:  Die schmackhafte  Frucht  liegt  bei  den  meisten Deutschen ganz selbstverständlich in der Obstschale.  Kinder  wie  Erwachsene  lieben  sie  als pausensnack. Und als fruchtige Zutat im Kuchen ist der Apfel nicht wegzudenken. was wäre ein heißer Strudel mit Vanillesoße ohne ihn?

Über die Seidenstraße, einen der historisch wichtigsten Transportwege für kostbare Güter wie Salz, Früchte und Getreide, gelangte der Apfel schließlich aus der alten Welt nach Griechenland, wo er veredelt und kultiviert wurde. Nach Nordeuropa kam er durch die Römer, die ihn in den eroberten Gebieten verbreiteten.

Dabei gäbe es allein für den Apfelanbau übers Jahr schon genug zu tun: Gleich nach der Ernte im November beginnt die neue Saison. Dann nimmt der Bauer Bodenproben, analysiert sie und düngt die Anlagen mit den Nährstoffen Magnesium, Kalium, Kalzium und Mangan. Für den Austrieb und die Blüte braucht der Baum Kraft. Plant der Bauer eine Neuanlage, ist jetzt die Zeit für die Rodung der Altbäume und die Lockerung des Bodens. Im Winter kümmert er sich um den Schnitt. Eine Kunst für sich, denn Jungbäume werden beispielsweise nach dem „christbaumförmigen“ Aufbau geschnitten. So ergibt sich ein günstiger Lichteinfall, der wichtig für eine gute Qualität und die spätere Ernte ist.

Wer kennt ihn nicht, den Golden Delicious, den süßsäuerlichen Elstar oder den knackig-festen Gala? Die Sorten sind in fast jeder Obstauslage im Supermarkt zu finden. Weniger bekannt ist, wo sie herkommen. Zwar wachsen die meisten bekannten Sorten in heimischen Gärten oder in deutschen Anbaugebieten, der Gesamtanteil der deutschen Apfelproduktion ist allerdings gering. Während China, die USA und die Türkei die ersten drei Plätze in puncto Anbau und Export belegen, findet sich Deutschland gerade mal auf Platz 14 wieder. Platz vier dagegen besetzt ein Gebiet, das uns am nächsten ist und in dem zehn bis zwölf Prozent der gesamten EU-Äpfel produziert werden: Südtirol. herkunft des Ur-Apfels Es mag überraschen, dass der Apfel ursprünglich aus Kasachstan in Mittelasien stammt. Der Name der kasachischen Hauptstadt Almaty, einst Alma Ata, geht zurück auf dessen Vorkommen und bedeutet „Vater der Äpfel“. Schon vor 4.000 bis 5000 Jahren wuchs dort der Wildapfel. Auch heute finden sich in dem Gebiet noch üppige Wälder mit „Urapfelbäumen“. Die stark holzige Frucht ist allerdings nicht mehr mit dem uns bekannten knackigen Apfel zu vergleichen und wäre für den heutigen Gaumen ungenießbar.

Später waren es die mittelalterlichen Klöster, in denen der Anbau von Obstbäumen kultiviert wurde. Die Mönche und Nonnen wussten nicht nur Kräuter und Getreide zu nutzen, sondern erzeugten aus den reichlich vorhandenen Äpfeln Brände, Schnäpse und Cidre. Viele Rezepte, die wir heute lieben, entstanden in der klösterlichen Experimentierküche. Ausflug ins Südtiroler Anbaugebiet  Um den Menschen die Geschichte und alles Wissenswerte rund um den Apfel näher zu bringen, bieten die Touristenbüros in den Südtiroler Anbaugebieten so genannte Apfellehrgänge an. Dabei erfährt man alles über den Anbau, die Ernte und Lagerung sowie die Vermarktung. Zum Beispiel, dass in Europa drei Apfelsorten, nämlich der Golden Delicious, der Jonagold und der Red Delicious knapp 70 Prozent des Gesamtangebotes ausmachen. Erst danach folgen die Sorten Gala, Elstar, oder Cox Orange. Apfelbauer Georg erklärt, dass der Anbau in der Region erst möglich wurde, nachdem die ehemaligen Sumpfgebiete des Südtiroler Etschtals im ausklingenden 19. Jahrhundert entwässert und in fruchtbares Land verwandelt wurden. Über die 1867 vollendete Brennereisenbahn konnte das damalige Luxusgut an die Königshöfe bis nach St. Petersburg im nördlichen Europa exportiert werden. Die heutige Verbreitung als Lebensmittel des täglichen Bedarfs fand der Apfel erst nach 1960. Anbau Mit 18.400 Hektar ist Südtirol das größte geschlossene Anbaugebiet in der EU. Es dehnt sich über eine Tallänge von über 100 Kilometer aus. Rund 8000 Familien bestreiten mit dem Apfelanbau ihren Lebensunterhalt. In der Regel bewirtschaften sie zweieinhalb bis drei Hektar, verteilt auf drei bis fünf verschiedene und weit voneinander entfernte Parzellen. So wundert es nicht, dass Wanderer, egal in welcher Richtung sie mit Bussen oder per Pedes unterwegs sind, stets mitten durch Apfelplantagen laufen. Allerdings reichen die Erträge aus der Ernte meist nur knapp zum Unterhalt der Familie, weswegen viele der Kleinbauern im Nebenerwerb noch Ferienwohnungen anbieten oder Weinbau betreiben.

PARADIESISCHES OBST: DER APFEL

Im Frühjahr ist dann Pflanz- und Düngzeit für die jungen Bäume. Zeigen die Blätter braune Flecken, muss der Bauer für Abhilfe mit den entsprechenden Mineralien sorgen. In Frostnächten muss er die Temperaturen genau beobachten und eventuell die Frostberegnung einschalten, um eine Eisbildung zu fördern. So schützt man die Blüten vor niedrigen Temperaturen. Damit die Blüten bestäubt werden können, sorgt der Apfelbauer dafür, dass genügend Bienenvölker auf den Obstplantagen anwesend sind. Im Sommer stehen regelmäßige Kontrollen von Schädlingen und Nützlingen an. Im kontrollierten Anbau werden nur umweltschonende Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Der Bauer sorgt dafür, das Unkraut klein zu halten und achtet auf eine ausreichende Bewässerung. Ab August werden Reifetests gemacht, wobei die Säure und die Größe gemessen werden. Den Termin für die Ernte, die übrigens von Hand gemacht wird, legt die Genossenschaft zentral fest. Für die Bauern heißt das: Ernte der Sorte Gala ab Mitte August und je nach Sorte Erntezeit bis Anfang November, wenn die spätreife Sorte Pink Lady eingebracht wird. Fast die gesamte Ernte geht an die Genossenschaft. Diese gibt die Standards in puncto Größe, Gewicht und Qualität vor und führt regelmäßig Kontrollen auf den Plantagen zu Düngung, Bodenbeschaffenheit und Schädlingsbefall durch. Im Gegenzug kümmert sie sich um die EU- und weltweite Vermarktung. Die Herkunft der angelieferten Äpfel wird bei der Genossenschaft genau vermerkt: alle Kisten bekommen einen Aufkleber mit Namen und Betriebsnummer des Obstbauern. Anschließend durchlaufen sie eine Waschstraße, werden zur Dokumentation der Qualität fotografiert und in einem Hochregallager eingelagert, bevor sie in den Verkauf gehen. 2010 erhielten die Bauern für ein Kilo Äpfel 38 Cent. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Produktionskosten 30 bis 35 Cent pro Kilo betragen.


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Ein paar Zahlen „Rund 3000 der zwei bis drei Meter hohen Apfelbäume passen auf einen Hektar“, erzählt Apfelbauer Georg. Geht man von durchschnittlich 100 Äpfeln pro Baum aus, so ergibt sich ein Ertrag von 60 bis 70 Tonnen pro Hektar. Da Äpfel jedoch nach Gewicht und nicht nach Stück verkauft werden, führt schon ein um einen Millimeter größerer Apfel zu einem zusätzlichen Gewicht von fünf Prozent. „Dazu kommt es beispielsweise, wenn der Herbst schön ist, also wenn wir sonnige Tage und feuchte Nächte haben“, erklärt der Experte. warum kaufen die Deutschen Äpfel aus Südtirol?  Die Frage, warum etwa eine Million Tonnen Äpfel und somit zehn bis zwölf Prozent der gesamten EU-Produktion aus Südtirol stammen und warum wir das Südtiroler Erzeugnis wie selbstverständlich in unseren Supermärkten vorfinden, steht in engem Zusammenhang mit den dortigen klimatischen Bedingungen. Denn: Ein gigantischer Sonnenbalkon an der südlichen Seite der Alpen sorgt für ein mediterranes Klima mit warmen Sommerund Herbstmonaten und einem regenreichen Frühjahr. Wichtig für die innere und äußere Qualität der Frucht sind besonders die rund 300 Sonnentage und über 2000 Sonnenstunden, gepaart mit durchschnittlichen 800 Millimetern Niederschlag pro Jahr. Diese reichen für die Grundversorgung des Obstes. Zusätzliche Bewässerung ist nur in sehr warmen und trockenen Sommermonaten erforderlich. Auch die auffallend rote und gelbe Fruchtfarbe, nicht zuletzt auch die Süße und der Vitamingehalt der Frucht sind auf das alpin-kontinentale Klima in der Region zurückzuführen, wo im Spätsommer und im Herbst den warmen Tagestemperaturen kühle Nächte folgen. Doch auch wenn es nicht immer der perfekte Apfel aus Südtirol sein muss: Lecker ist er ja schon, oder?

November| 19 VORBEUGEN IST BESSER ALS HEILEN:

„Den eigenen Körper nicht wie einen Sklaven ausbeuten...“ VON CORINNA GÜSKEN

Den Spaß neu entdecken

Sein Leben umkrempeln, anders essen, arbeiten, sich anders bewegen – Gesundheitsförderung und Prävention sind Dauerthemen in der letzten Zeit. Die Leistungen der Kassen werden zurückgefahren und es liegt nahe, an alternativen Strategien zu basteln. Empfehlungen und Tipps, Gesundheitsrisiken zu vermeiden, gibt es mehr als genug. Vielleicht ist der individuell richtige Weg gerade deshalb so schwer zu finden.

In einigen Gruppen geht es nicht nur um die reine Vorbeugung oder die Verringerung von Gesundheitsrisiken. Auch Patienten mit chronischen Schmerzen nehmen ihre Angebote wahr. Durch ihr medizinisches Wissen um die physischen und psychischen Mechanismen kann sie gerade bei diesen Patienten tiefer auf deren Bedürfnisse eingehen als beispielsweise Trainer oder Sportlehrer. Sie kann die Übungseinheiten vielschichtiger und effizienter gestalten. „Wichtig ist es immer wieder, den Betroffenen die Angst vor Bewegung und ‚Überlastung’ zu nehmen, und den Spaß an Aktivität zurückzugeben“, sagt Kirsten Seiler, „denn oft entscheidet der Kopf über das Ausmaß von Schmerz und dies ist abhängig von Erfahrungen und Prägungen im Leben, natürlich auch vom sozialen Umfeld, der Lebenssituation und von der eigenen Existenzsicherheit. Deshalb kann es sehr sinnvoll sein, dass Fragen und Vorurteile ‚auf’klärbar sind. Wir vermitteln unsere Ideen sowohl im Einzeltraining als auch in der Gruppe in der gleichen Weise. Also gibt es hier sich deckende und ergänzende Konzepte.“

Schon seit vielen Jahren forschen Wissenschaftler der verschiedenen Disziplinen über die heilsame Wirkung von Bewegung und Sport. Zahlreiche Studien belegen die Therapieerfolge bei Krebs, Depressionen, Arthrose, Rückenschmerzen, Stress, Osteoporose oder Verkalkung der Herz-Kranz-Gefäße. Der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZvK) e.V. zum Beispiel entwickelt Präventions-Konzepte in den verschiedenen Schwerpunkten und bietet eine große Palette an Weiterbildungsmaßnahmen für seine Mitglieder: von Beratung für einen ergonomischen Arbeitsplatz über Kardiotraining, Rückenschulen bis hin zu Entspannungstechniken in Anlehnung an fernöstliche Methoden. Eigenverantwortung wahrnehmen

Wie gesund ist der Apfel? Interview mit Gartenbauexperte Dennis Burgwinkel, Baumschule Heinz Becker aus Pulheim-Stommeln Seconds: Herr Burgwinkel, warum gelten Äpfel als gesund? Dennis  Burgwinkel: Sie enthalten viele Vitamine, nämlich C, E, A, B1, B2, B6 und Beta-Karotin, zusätzlich 30 verschiedene Spurenelemente. Die im Apfel enthaltenen Pektine sind gut für die Verdauung, bei Magenschmerzen, und sie sind ein klassisches Hausmittel. Seconds: Wieviel Äpfel braucht der Mensch für seine Gesundheit? Burgwinkel: Na ja, hier gilt der schöne Spruch: ‚An apple a day keeps the doctor away’ oder auf gut Deutsch: ‚Ein Apfel im Magen kann den Doktor verjagen’. Seconds:  Soll man den Apfel mit oder ohne Schale essen? Burgwinkel: Auf jeden Fall mit Schale, denn die meisten Vitamine liegen kurz hinter der Schale. Da ist die Konzentration an Vitaminen und gesunden Inhaltsstoffen am höchsten. Seconds: Wie sieht es mit der Schädlingsbekämpfung aus? Burgwinkel: Das wird unterschiedlich gehandhabt. Wir betreiben den so genannten integriert-kontrollierten Anbau. Das bedeutet, dass wir generell, was Pflanzenschutzmittel anbelangt, so wenig wie möglich und so viel wie nötig verwenden. Bestimmte Schadschwellen werden toleriert und erst ab bestimmten Grenzwerten wird behandelt. Seconds: Welche Schädlinge befallen den Apfel? Burgwinkel: Hauptschädling ist der Apfelwickler, vielfach als Made bezeichnet. Eigentlich ist es eine Raupe, die im Apfel sitzt. Dann gibt es noch Apfelschorf, eine Pilzkrankheit. Damit hat der Apfelbauer zu kämpfen. Gegen den Apfelwickler gibt es biologische Maßnahmen: Es werden Nützlinge, also natürliche Gegenspieler eingesetzt. Man bringt im Prinzip ein Virus aus, das den Apfelwickler dann bekämpft. Seconds: Vielen Dank für das Interview

„Wir können nicht davon ausgehen, dass wir einfach nur fit und gesund ins Erwachsenendasein starten, unserem Beruf und unseren Ideen nachgehen und uns unser Körper als funktionierender ’Sklave’‚ bei ungesundem Futter, wenig Pflege und Raum ein Leben lang die Stange hält. Es klappt manchmal, aber halt nicht immer“, sagt Kirsten Seiler, Physio- und Manualtherapeutin und Mitglied im ZVK. Einer ihrer Schwerpunkte in der Präventionsarbeit liegt darauf, ein Gleichgewicht zwischen mentaler und physischer Gesundheit herzustellen. In ihrer Praxis in Köln-Sülz bietet sie viele unterschiedliche Kurse und Workshops an und berät ihre Klienten umfassend zu sinnvollen und individuell passenden Maßnahmen. „Unsere Kurs-Teilnehmer sind vor allem diejenigen, die verstanden haben, dass sie selbst etwas dazu beitragen müssen, damit ihr Körper (wieder) funktioniert“, ergänzt sie, „Viele arbeiten in sitzenden Positionen und sehen unsere Gruppen als ein Sprungbrett, um sich dann in Fitness- oder Sportzentren, in Vereinen, oder einfach nur in Interessensgemeinschaften wiederzufinden. Dabei muss es nicht immer Sport sein. Oft reicht eine aktive Freizeitgestaltung, damit Kopf und Körper ihren Ausgleich haben.“ In den meisten Fällen kennt sie die Stärken und Schwachpunkte ihrer Klienten und stellt ihre Gruppen entsprechend zusammen: „In kleinen Gruppen besprechen wir zu Beginn ein Ziel oder Anliegen, sei es alters-, berufs- oder krankheitsbedingt, das ist unterschiedlich von Gruppe zu Gruppe.“ Dabei ist es egal, ob es um Rückenschule, Wirbelsäulentraining, Zirkeltraining, Nordic Walking, Progressive Muskelrelaxation, Meditation oder Lauftreffs bzw. freies Training geht. „Über Feedbacks werden die gesteckten Ziele hinterfragt, manchmal vertieft, manchmal verändert. Ganz wie es sich aus der entstehenden Gruppendynamik ergibt“, erklärt die Physiotherapeutin. Sie bietet Gruppen für jeden Trainingsgrad: für Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene, die erneut eine Kontrolle wollen. Und für diejenigen, die immer wieder weiter teilnehmen, um dem inneren Schweinehund einen regelmäßigen Termin vor die Nase zu setzen.

Wer seinen Weg findet, seine Bequemlichkeit besiegt und aktiv Prävention betreibt, erfährt, dass es Spaß machen kann, den Körper nach bewältigtem Berufsalltag zu bewegen. Denn dazu ist er eigentlich gedacht: „Unser Körper ist ein Organismus für Bewegung, der vielen Belastungen Stand halten kann und uns in seinen außergewöhnlichen Heil- und Regulationsmechanismen immer wieder auf’s Neue überrascht.“ Trotz langer Berufserfahrung begeistert sie sich immer noch für ihr Fachgebiet und bildet sich kontinuierlich weiter. Informieren lohnt sich, Patentrezepte gibt es leider nicht. Weitere Infos : www.zvk.org / www.ag-praevention.de / www.physiotherapie-seiler.de

Unser Angebot im Überblick: Leistungen, die von den gesetzlichen Kassen übernommen werden: Physiotherapie für alle Symptomkomplexe mit dem Schwerpunkt Orthopädie, Chirurgie, pädiatrische Orthopädie, Neurologie. Manuelle Therapie bei Gelenkfunktionsstörungen in allen großen Konzepten. Manuelle Therapie bei Funktionsstörungen der Kiefergelenke und des Schädels. Manuelle Lymphdrainage bei Rückflussstörungen Extensionsbehandlung Klassische Massagetherapie, Bindegewebsmassage Wärme- und Eisanwendungen (z.B. Fango und Heißluft) Schlingentischtherapie. Med. indizierte Hausbesuche Leistungen, die von den privaten Kassen übernommen werden: Alle Leistungen der gesetzlichen Kassen plus: Individuelle physiotherapeutische Funktionsanalyse und Bestimmung des Status Quo. CranioFaciale Therapie bei Kopfschmerz, Kiefer- und Schädeldysfunktionen. Occlusionsstörungen Sportphysiotherapie nach Verletzungen oder Überbelastung Sturzprophylaxe und Koordinationstraining Zusätzlich bieten wir Ihnen eine breite Palette von Angeboten zur Prävention, inkl. Seminare und Workshops

Kirsten Seiler  praxis für physiotherapie  & Manualtherapie  Neuenhöfer Allee 125 - 50935 Köln-Sülz

Telefon 0221-4249 8929  E-Mail: info@physiotherapie-seiler.de

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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln startet ein ambitioniertes A

Nationales Zentrum für frühe Hilfen VON CORINNA GÜSKEN Jeder kennt ihre großen Kampagnen, die uns seit vielen Jahren begleiten: „Gib Aids keine Chance“ oder „Kenn Dein Limit“. Weitaus weniger bekannt ist das große Spektrum an Themen, das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bearbeitet, erforscht und kommuniziert. Es reicht von Kindergesundheit über Stressbewältigung bis zu Organ- und Gewebespende. Die Arbeit der dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellten Behörde ist vielschichtig, anspruchsvoll und extrem wichtig für unsere Gesellschaft. Ab November übernimmt die BZgA die Koordination einer Bundesinitiative, die ,Frühe Hilfen‘ deutschlandweit ausbauen soll. Um der Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern vorbeugen, setzen sie an, bevor es zu Situationen kommt, die Eltern überfordern können. Ziel ist es, Kinder durch eine möglichst wirksame Vernetzung von Hilfen des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe früher und besser vor Gefährdungen zu schützen. Die BZgA wurde mit dem Aufbau der ‚Frühen Hilfen’ von der Bundesregierung beauftragt und entwickelt sie als „Nationales Zentrum Frühe Hilfen“ in gemeinsamer Trägerschaft mit dem Deutschen Jugendinstitut, München. Hintergrund ist die Problematik der Gewalt gegen Kinder in den letzten Jahren. Schicksale wie die von Kevin oder Jessica erreichen uns über die Medien. Auch zahllose andere Kinder werden täglich vernachlässigt oder misshandelt – ohne Öffentlichkeit und ohne Hilfe. passgenaue hilfen vor Ort  Seit 2007 arbeitet das Zentrum in der BZgA an einem Programm, das überforderten Eltern ein Netzwerk von passgenauen Hilfen vor Ort anbieten und ihre Belastung damit deutlich reduzieren kann. Es geht um Hilfen vom medizinischen Bereich über Schulund psychosoziale Probleme bis hin zur Schuldenberatung. In zahlreichen Studien haben die Mitarbeiter zunächst die bestehende Situation in all ihren Facetten erforscht und die Ergebnisse in große Modellversuche einfließen lassen, die in zehn Bundesländern durchgeführt wurden. Die Ergebnisse aus diesen Projekten wurden wieder analysiert und zu Empfehlungen formuliert. „Diese Empfehlungen sind dann wieder eingeflossen in die heutige so genannte Bundesinitiative, die im Kinderschutzgesetz verankert ist. Sie bedeutet, dass jetzt alle Kommunen durch die Unterstützung des Bundes die Möglichkeit haben, wirksame Programme zu ‚Frühen Hilfen‘ aufzulegen“, erklärt Frau Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. Dabei haben die Kommunen Spielräume, ihre Netzwerke für frühe Hilfen auszubauen: „Jede Stadt ist anders, die Rahmenbedingungen, die Mentalität der Menschen, die bereits vorhandene Infrastruktur, alles ist überall verschieden. Deshalb geht es immer darum, zu schauen, wo man steht, und was ergänzt und verbessert werden muss“, so Frau Prof. Pott. „Wenn man die Menschen vor Ort nicht mit einbezieht, kann man keine passgenauen Programme machen.“ Vertrauenswürdige Ansprechpartner Auch zur Frage, wie man die hilfebedürftigen Menschen am besten erreicht, wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Wichtig ist, dass man einen Zugang zu ihnen findet, der sie nicht diskriminiert. Sonst werden die Angebote abgelehnt. Zuzugeben, dass man selbst Hilfe braucht, ist schwer und auch eine Frage des Vertrauens. „Einen solchen neutralen Zugang finden wir über Schwangere, vor allem über die Geburtskliniken“, sagt die Direktorin der BZgA, „fast alle Schwangeren in Deutschland entbinden in einer Geburtsklinik, und in der Betreuung werden frühzeitig Hebammen eingesetzt. Dabei geht es darum, in dieser Zeit bereits die Belastungen, denen eine Familie und eine Gebärende ausgesetzt sind, früh genug zu erkennen.“ Hebammen sind dabei in einer Schlüsselposition. Bei Frauen, die nicht auf familiäre Unterstützung zählen können, im Zusammenhang mit der Geburt an Depressionen leiden, Existenzsorgen haben oder mit ihrer neuen Rolle nicht klar kommen, können Hebammen Vertrauen aufbauen, jemand sein, mit dem man über alles reden kann und der ganz

praktisch Hilfen organisieren kann. Gerade Familienhebammen, die über ein ganzes Jahr junge Mütter betreuen und unterstützen können, sind dazu geeignet, den ersten Zugang zu schaffen. Aber nicht jeder ist empfänglich für Hilfsangebote: „Wir haben aus allen Untersuchungen die Erfahrung gemacht, dass etwa ein Viertel derjenigen, denen Hilfe angeboten wurde, die Hilfe abgelehnt haben. Also nicht jeder, der eigentlich Hilfe bräuchte, ist auch bereit, sie anzunehmen. Und es ist ein ganz wichtiges Thema, wie man Menschen anspricht, dass sie die Unterstützung auch annehmen können,“ berichtet Frau Prof. Pott. Es geht um Scham, Peinlichkeit und andere, sehr nachvollziehbare Gefühle, die oft einfache Hilfen verhindern. „Für Schreibabys beispielsweise gibt es in fast jeder Stadt eine Schreiambulanz, wo manchmal schon in fünf Sitzungen geholfen werden kann.“ Ohne Vernetzung geht nichts Bei ihren Untersuchungen fand die BZgA heraus, dass es in Kommunen zwar oft eine Fülle von Hilfsangeboten gibt, sie aber sehr isoliert nebeneinander stehen. Bedürftige Menschen finden die passende Hilfe nicht, weil sie keine Orientierung innerhalb der Angebote haben. Eine wichtige Säule in der Bundesinitiative sieht die BZgA deshalb auch in lokalen Koordinierungsstellen. In jeder Kommune soll es einen Koordinator geben, der einschätzen kann, welche Hilfe in welchem Fall geeignet ist, und der verhindert, dass sich hilfebedürftige Menschen durch einen Dschungel kämpfen müssen. „Wenn eine Mutter zum Beispiel beim Arzt oder einer Beratungsstelle Hilfe sucht, weil die Beziehung zu ihrem Kind nicht gut funktioniert, ihr Ansprechpartner aber nicht weiß, dass sie durch finanzielle Probleme stark belastet ist, bringt das nicht viel. In einem solchen Fall kommt man bei diesem Thema nicht weiter, wenn man nicht erst das andere Problem löst,“ sagt Frau Prof. Pott. Es kommt auf die umfassende Vernetzung der Hilfen in allen Lebensbereichen an. Dafür sollen Kinderärzte, Geburtskliniken, Hebammen, Jugend- und Gesundheitsämter und andere soziale Einrichtungen eng und fallbezogen zusammen arbeiten. Internationale Studien zeigen sehr gute Erfolge durch eine kontinuierliche Fortführung der frühen Hilfen bereits in der Schwangerschaft und in der ersten Lebensphase nach der Geburt. Die Mutter-Kind-Beziehung wird deutlich gestärkt, die Entwicklung des Kindes in eine positive Richtung begünstigt. Wenn das funktioniert, kann auch eine Mutter, die sonst nicht berufstätig sein kann, wieder berufstätig werden. Wichtig vor allem für Frauen aus sozial schwierigen Familien ist, eigenes Geld zu verdienen, und dadurch wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Hier gibt es große Chancen und Potenziale.

Die BZgA widmet sich vielen unterschiedlichen Themen. Jedes einzelne davon erfordert eine andere Vorgehensweise. Während es bei einigen Themen wie der Aids-Prävention oder der Aufklärung über die Gefahren von Alkohol und Tabak vor allem um viel Öffentlichkeit und ein „lautes“ Auftreten geht, arbeiten die ‚Frühen Hilfen’ leise, behutsam, auf persönlichster Ebene.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln In den Jahren nach dem Krieg als „Deutsches Gesundheitsmuseum“ eingerichtet, in der Trägerschaft der Stadt Köln, des Landes NRW und des Bundes, wurde die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 1967 in ihrer heutigen Form gründet. Die damalige Bundesgesundheitsministerin Käthe Strobel richtete sie als obere Bundesbehörde ein, die ihrem Ministerium untersteht. Strobel gab ihr den heute noch aktuellen Auftrag, gesundheitliche Aufklärung zu betreiben und dazu neue, moderne Methoden und Strategien zu entwickeln. Diese Strategien sollen zusammen mit den Bundesländern umgesetzt werden. Ein weiterer Auftrag war, Fortbildungsangebote für in der Prävention tätige Menschen aufzulegen, weil es dafür in der Regel keine spezifische Ausbildung gibt. Auch die internationale Zusammenarbeit gehört zu den Aufgaben der BZgA. Es geht um Erfahrungsaustausch, und darum, zu sehen, wo man voneinander lernen oder eigene Erkenntnisse zur Verfügung stellen kann.

Schulung und weiterbildung Um den komplexen Hintergründen und Strategien dieses und anderer Programme gerecht werden zu können, arbeiten in der BZgA Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen zusammen: „Wir sind Mediziner, Psychologen, Pädagogen, Theologen, Sozialwissenschaftler und Kommunikationswissenschaftler, weil diese Themen einen interdisziplinären Blick brauchen,“ erklärt die Direktorin, „wir arbeiten gleichberechtigt, sehr offen, man muss die jeweils anderen Denkweisen kennen und verstehen lernen. Diese Arbeitsweise ist sehr ungewöhnlich.“ Zum Konzept des Programms gehört auch die genaue Schulung und Weiterbildung der wichtigen Berufe, der Familienhebammen beispielsweise. Gerade im Hinblick auf deren sensible Vertrauensposition ist es wichtig, in entsprechender Gesprächsführung auszubilden. Die Familienhebammen sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich geschult. Die BZgA entwickelt ein Kompetenzprofil und Module für die Weiterbildung, um genau zu vermitteln, was sie brauchen und worin sie besonders qualifiziert sein müssen. Das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ ist ein noch sehr junges Aktionsprogramm der BZgA. Der Auftrag dafür kam aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Da Kindergesundheit ein wichtiges Thema der Kölner Behörde ist, lag eine Zusammenarbeit nahe.

1985 kam der größte Schwerpunkt, die Aids-Aufklärung, hinzu. 1987 wurde die seit 25 Jahren erfolgreiche Kampagne „Gib Aids keine Chance“ gestartet. Gleichzeitig arbeitet die BZgA in vielen Themenbereichen von Kindergesundheit über Suchtprävention bis zu Organ- und Gewebespende. Das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ trägt seit 2007 zum bundesweiten Auf- und Ausbau der ‚Frühen Hilfen‘ bei und koordiniert die entsprechende Bundesinitiative. Nach der Auftaktveranstaltung am 5. November 2012 soll sie ab Januar 2013 flächendeckend arbeiten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat ihren Sitz in Köln-Merheim.

www.bzga.de


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Aktionsprogramm.

EXTREME SPORTLER

Eishockeyspieler setzen ihre Gesundheit aufs Spiel VON SARINA BRECHMANN Kickboxen, Mountainbike oder Speed-Boat fahren, Fallschirmspringen oder Football – es gibt viele gefährliche Sportarten. Doch gerade das macht für viele Sportler den Reiz aus. Beim Sport kommt es allerdings auch häufig zu Verletzungen, mitunter auch zu kuriosen. Das Paradebeispiel ist hier Fußballtorwart Alex Stepney, der in den 1960ern und 1970ern für Manchester United spielte. Stepney faltete seine Vordermänner dermaßen lautstark zusammen, dass er sich dabei den Kiefer ausrenkte.

Das Gesundheitsamt der Stadt Köln und die Deutsche Sporthochschule Köln erweitern das Trainingsangebot „gesund & mobil – fit für 100“ für Seniorinnen und Senioren in Köln. „gesund & mobil – „fit für 100“ ist ein wohnortnahes Trainingsprogramm für Kölner Seniorinnen und Senioren. Das Bewegungstraining soll gezielt die Kraft- und Gleichgewichtsfähigkeiten steigern und auf diese Weise Stürze verhindern. wie wird trainiert? Zwei Mal pro Woche wird das Programm in der Gruppe durchgeführt. Dadurch bleibt die Muskulatur nicht nur erhalten, sondern sie wird auch wieder aufgebaut. Eine Trainingseinheit dauert ca. 60 Minuten. Zu Beginn jedes Trainings werden anspruchsvolle und abwechslungsreiche Koordinations- und Gleichgewichtsübungen zur Geh- und Stehfähigkeit durchgeführt. wer kann mitmachen? Das Bewegungsprogramm richtet sich an alle Kölner Seniorinnen und Senioren, die gesund und mobil, selbständig, aktiv und flexibel bleiben möchten. Da die Trainingsintensität auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen abgestimmt wird, die Teilnehmenden also trotz Gruppentraining individuell betreut werden, können auch Personen mit Einschränkungen daran teilnehmen. Die Broschüre mit den notwendigen Informationen erhält man kostenlos im Gesundheitsamt am Neumarkt 15-21, Köln-Innenstadt, sie kann telefonisch unter der Rufnummer 0221/221-24754 oder per E-Mail an gesund-im-alter@stadt-koeln.de angefordert werden. Außerdem gibt es die Broschüre im städtischen Internetauftritt

Verletzungen gekonnt vorbeugen Zur Vorbeugung von Verletzungen beim Eishockey ist zunächst die richtige Kleidung wichtig: Plastikhelm mit Gittervisier, Schoner, Zahnschutz, zuletzt noch Handschuhe. Weiterhin die optimale Vorbereitung des Spielers: gute Kondition, sehr guter Trainingszustand im Kraftausdauerbereich und in der Schnelligkeit, körperliche Geschicklichkeit inklusive Reaktionsfähigkeit. Unverzichtbar: das Einhalten der Regeln, die mentale Einstellung und große Disziplin. Langzeitschäden und Muskelverletzungen kann mit ausgiebigen Aufwärmphasen vor dem Training oder Wettkampf vorgebeugt werden.

Foto©DieHaie.de

„gesund & mobil – fit für 100“

Bei Unfällen und Verletzungen ist der Gedanke an Eishockey nicht fern. Die Spieler fahren mit Karacho ineinander, knallen gegen die Bande, bekämpfen sich in rüden Cross-Checks. Hier bekommen sie einen Schläger auf den Kopf, dort einen Puck ans Bein. Eishockey ist der Kontaktsport Nummer 1 und gilt als schnelle, harte und aggressive Sportart. Mit Verletzungen ist immer zu rechnen. Etwa 80 Prozent der Verletzungen beim Eishockey sind akut, die restlichen 20 Prozent sind Überlastungsschäden. Dabei rangiert der Mannschaftssport gar nicht auf den vorderen Plätzen der Statistiken, die sich mit Sportverletzungen beschäftigen. Das hat verschiedene Gründe.

Doch all das hilft nicht gegen eine der häufigsten Verletzungen: Oft kommt es zu Schnitt- oder Platzwunden im Gesicht- und Schädelbereich, die gleich vor Ort versorgt, etwa genäht werden, so dass die Sportler sofort weiterspielen können. Wegen der modernen Helme mit Halbund Vollvisieren sind schwere Schädelhirnverletzungen äußerst selten. Am zweithäufigsten sind Verletzungen der Kniegelenke mit Bänderrissen. Vorwiegend kommt es zu Rissen des Innen- und selten des Außenbandes sowie zu Kreuzbandrissen. Knochenbrüche sind dank der Schienen und der Polsterung im Beinbereich seltener geworden.

Das problem ist der Gegner Ein spezifisches Problem des Eishockey-Sports sind Muskelverletzungen durch direkte Pucktreffer oder Stockschläge von Gegnern. Auch durch Ausfallschritte vor allem der Torhüter kann es zu Zerrungen der Adduktoren kommen. Feldspieler dagegen haben häufiger Zerrungen der Oberschenkelmuskulatur. Das passiert besonders zu Beginn eines Spiels, wenn die Aufwärmphase zu kurz war. Auch wenn Puck, Stock und Bande das Ihre beitragen, die meisten Verletzungen beim Eishockey ereigneten sich durch Einwirkung eines Gegners. Ein harter Sport also, dieses Eishockey. Aber aufgrund der modernen Ausrüstung nicht so gefährlich, wie es den Anschein macht.

Perspektive Deutsches Kino: Junge Jury für den „DFJW-Preis „Dialogue en perspective“ Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), offizieller Partner der Berlinale, startet die Ausschreibung für die Jury des DFJW-Preises „Dialogue en perspective“ in der Sektion Perspektive Deutsches Kino. Junge Filmfans können sich ab sofort als Jury für den unabhängigen und mit 5.000 Euro dotierten Preis bewerben. Der Preis wird bei den 63. Internationalen Filmfestspielen Berlin (7. - 17. Februar 2013) verliehen. Für die Jurytätigkeit werden drei deutsche und drei französische Cineasten sowie ein Jurymitglied aus einem Drittland zwischen 18 und 29 Jahren gesucht. Zum zehnjährigen Jubiläum des Preises übernimmt die in Berlin geborene französisch-iranische Regisseurin Emily Atef den Juryvorsitz. Bewerben kann sich, wer leidenschaftli-

Gesundheitstipps für „Nicht-Eishockeyspieler“ che Diskussionen rund um den Film liebt und in der Lage ist, diese in deutscher und französischer Sprache zu führen. Jungen Erwachsenen mit Lust auf spannende Auseinandersetzungen unter Filmbegeisterten bietet das DFJW mit der Ausschreibung die einmalige Chance, die 63. Berlinale hautnah zu erleben und aktiv mitzugestalten. Bewerbungsschluss ist Montag, der 26. November 2012 (um Mitternacht). Teilnahmebedingungen unter www.berlinale.de und www.dialogue-en-perspective.org.

Wie heißt es so schön: Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Die eigenen vier Wände – ein bekannter Ort zum Wohlfühlen. Grund für die häufigen Unfälle im eigenen Haushalt könnte genau das sein: Denn in der vertrauten Umgebung sind viele Menschen unaufmerksam und unvorsichtig. Pro Jahr passieren in Deutschland mehr als 2,7 Millionen Unfälle im Haushalt. Es ist also wichtig, achtsam zu sein. Tragen Sie bei Arbeit zu Hause feste Schuhe und keine Hausschlappen. Nutzen Sie eine Leiter und keinen Stuhl, der zufällig in der Nähe steht, um die Gardinen aufzuhängen. Die Ausrüstung für Eishockeyspieler hat nun mal nicht jeder zu Hause. Und immer eine Hand frei haben zum festhalten!


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Bonner Spitzen DAS PANTHEON-THEATER - stellt sich vor Das PANTHEON-Theater am Bonner Bundeskanzlerplatz versteht sich seit seiner Gründung im Oktober 1987 als "sinnstiftende Wiedergutmachung am Abend" und als "geistig-moralische Wiederaufbereitung gerade hier, wo ein Sitz der Zeitgeschichte im Bermudadreieck von Provinz, Wasserwerk und ehemaligem Kanzleramt täglich zu versinken droht". Das neue pantheon-Casino 2012 Nach 25 Jahren hat man wahlweise sein Studium beendet, die Kinder aus dem Haus, das Eigenheim abbezahlt oder, wie unserem Falle, Lust etwas Neues zu beginnen und den ganzen Wahnsinn einer Theatergründung noch einmal zu durchleben. Und deshalb nehmen wir unser Vierteljahrhundert-Jubiläum als Anlass und eröffnen unsere neue zweite Spielstätte, 30 Meter vom altbekannten Haus entfernt. Im ehemaligen Promitreff des Bonn-Centers ergänzen wir nun unser Angebot, bieten Freiräume auf zwei Etagen, stilechte 70er-Jahre-Waschräume und Ruinen-Schick des neuen Jahrtausends. Lassen Sie sich überraschen, aber vor allem überzeugen vom spannenden Programm und faszinierenden Ambiente des PANTHEON-CASINO!

Prix Pantheon 2012 - Die Gala in der Bonner Oper - Ehrungen an Roger Willemsen, Konstantin Wecker, Maybebop, Christine Prayon und Michael Hatzius

THEATERPORTRÄT: HAUS DER SPRINGMAUS Das  haus  der  Springmaus,  gegründet 1985,  ist eines der bekanntesten  und  schönsten Kabarett- und Kleinkunsthäuser in Deutschland mit über 65.000 Besuchern jährlich. Das Theater ist  ein  Stück  freies  Kultur  in Bonn, Träger des Theaters ist ein Verein,  der  haus  der  Springmaus e.V.

siger Unterhaltungskultur in all ihren Facetten. Desweiteren bietet das Haus der Springmaus auch Theater für die Kleinsten ab 3 Jahren, um kleine Besucher an das Theater heranzuführen. Im Theaterfoyer werden zudem regelmäßig Werke von Künstlern ausgestellt.

tet Sie das Servicepersonal der Theatergastronomie gerne mit leckeren Speisen und kühlen Getränken. Das hochkarätige und abwechslungsreiche Programm des Hauses, das schöne Ambiente und die Theatergastronomie kommen beim Publikum an. Damals wie heute ist die Förderung junger, unbekannter Künstler ein wichtiger Bestandteil des Programmkonzepts. Unter den damals „Unbekannten“ finden sich z.B. Namen wie Dieter Nuhr, Urban Priol, Bodo Wartke oder Bülent Ceylan. Nach ihrer Zeit als Mitglieder des Springmaus-Ensembles haben Künstler wie Ralf Schmitz und Anka Zink mit ihren Soloprogrammen Maßstäbe in der Comedy-Szene gesetzt.

In dem stilvoll renoviertem, Moderne und Historie verbindenden Tanzsaal der Jahrhundertwende bietet sich dem Publikum allabendlich ein hochkarätiges Programm der Sparten Kabarett, Improvisationstheater, Comedy, Musikkabarett, Chanson und A-cappella – kurz: ein breites Angebot erstklas-

Im Theatersaal sitzt man in lockerer Atmosphäre gemütlich an geschmackvollen Eichen-Tischen - auf der Empore hat man die gesamte Bühne im Blick, sitzt in Reihenbestuhlung und hat eine kleine Abstellfläche für Getränke und kleinere Snacks. Apropos: Vor der Vorstellung und in der Pause bewir-

Das Haus der Springmaus veranstaltet nicht nur im eigenen Haus, sondern bespielt mit Künstlern wie z.B. Götz Alsmann, Ralf Schmitz, Bülent Ceylan, Eckart von Hirschhausen, Dieter Nuhr, Urban Priol und anderen auch größere Locations wie die Bonner Beethovenhalle, das Brückenforum oder die Bonner Oper, und gibt jungen Künstlern in der Reihe LoL – Das Comedy StartUp - eine neue Plattform in einer anderen Location, der Post Tower Lounge.


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Leverkusen Das Jazzangebot im New Orleans von NRW

1.11. 3rd Degree LeBurn (USA) 2.11. Anne Czichowsky Quintett 3.11. Sam Jones 4.11. Timo Gross Band 5.11. Ca-roH 6.11. Frank Cosentino 7.11. Jay Tamkin Band 8.11. Magic Moments Band 9.11. Jasstango 10.11. The Beatles Forever Band 11.11. The GUST 14.11. Künstlertreffen des Kultur-Kreis

15.11. 16.11. 17.11. 21.11. 22.11. 23.11. 24.11. 27.11. 30.11.

The Tenor Badness Quintet JAMIROLIKE Bad Penny feat. Reiner Lützenkirchen Bastian Korn Piano Solo und Gesang Paul Camilleri & Band Talking Loud Big K and the Solid Senders Sonderkonzert Michael Katon Band fällt leider aus King King feat Alan Nimmo

Leverkusen-Wiesdorf - Hauptstraße 134 0214 / 41555


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Ladenhüter im Veedel: Ehrenfelder Originale setzen Trends mit Kitsch, Kräuter und Klamotten! VON MARGIT WEICHOLD Unsere Innenstädte sind austauschbar geworden. Ob in Berlin, Hamburg oder Köln: In den Fußgängerpassagen findet man stets dieselben Labels. Doch abseits der ausgetretenen Pfade sieht das zum Glück anders aus. Mittlerweile sind in Köln-Ehrenfeld, einem der lebendigsten Viertel der Stadt, eine ganze Reihe kleiner Geschäfte entstanden. Sie spiegeln vor allem eines wider: das besondere Engagement ihrer Besitzer oder Hüter für den eigenen, unverwechselbaren kleinen Laden. Wir stellen einige dieser Ladenhüter vor und laden Sie ein zu einer besonderen Erlebnisreise. Das Mädchen aus holland Im „Strandhaus“ treffen wir Jessika-Joke Althoff. Wer hier eintritt, vielleicht ein „Kopje Koffie“ trinkt, dazu ein „koekje“ isst, der fühlt sich sofort an den Urlaub

Juri. Der verdankt seinen Namen dem Kosmonauten Juri Gagarin, der „bei seinem Weltraumflug ja nicht wusste, was auf ihn zu kam“. Und so sei ihr das mit dem Laden auch gegangen. Die Kräutermagier Ich verlasse die beiden und gehe ein Stück über die Straße zum „Smaragd“, dem „Basar für Gewürze in Ehrenfeld“. Schon von außen sieht er aus wie Ali Babas Höhle. Drinnen ist es voll und dunkel, eine Atmosphäre, die einen unwillkürlich an Harry Potter erinnert. Im trüben Licht erkenne ich die Inhaber, Claudia Willmes und Bruno White. Biogewürze von Anis bis Zimt gibt es hier, Salze und Kräuter, und ich habe so meine Zweifel, ob hier nicht doch auch Zaubersprüche gehandelt werden. Mit Augen, die tief in den Höhlen liegen, blickt White mich an und sagt streng: „Ich verkaufe den Kunden nichts, was sie nicht vorher

Die Sammlerin In der Körnerstraße finde ich „Kitsch deluxe“, den Laden von Isabell Internicola, der fast „Kitsch as Kitsch can“ heißen könnte: Aus allen Ecken und Enden des Ein-Raum-Geschäfts glänzt, funkelt und blinkt eine überwältigende Fülle an Dingen. Antiquitäten, Raritäten, Kuriositäten und Liebhaberstücke – so beschreibt Internicola ihr Angebot. Ob es Hüte sind, Perlenketten, Karten oder Kleidungsstücke, das alles passt zum eigenwilligen Stil der Inhaberin. Sie selbst trägt eine Tasche, die sie aus einer Bundeswehr-Decke geschneidert hat. „Ich mag Altes“, sagt sie, und dass sie sich von manchen Stücken nur ungern trennt – einen Tisch habe sie sogar schon zurückgekauft. Von ihrer Mutter schon früh auf Trödelmärkte geschleppt, hat sie diese Leidenschaft offensichtlich geerbt. Neue Produkte bekommt man bei Kitsch deluxe auch – vieles allerdings aus recycelten Materialien.

men – natürlich auch der Kunde. Biologischer Anbau, Transparenz und Fair Trade sind daher essentiell für das Unternehmen der drei Freunde. Die Idee zum Pfefferhandel kam Brimmers bei einem Aufenthalt in Kambodscha. Hier wird der exklusive Pfeffer angebaut. Von den Aromen begeistert, verschenkte er auf der Rückfahrt seine Kleidung – und packte stattdessen seine Taschen voll mit Pfefferkörnern. Das war der Startschuss zum Laden in der Stammstraße und dem Internetshop. Die Nachbarn freut’s – sie probieren seither viele Gerichte aus, bei denen Pfeffer eine Hauptrolle spielt. Die Botschafterin des rocks Röcke, Röcke, Röcke – einen ganzen Laden voll davon hat Sabine Berndt. „Jede Frau kann einen Rock tragen“ ist ihr Credo. Mit Liebe zum Detail steckt die ehemalige Kunstlehrerin Frauen in Outfits, für die sie selbst die beste Kundin ist. Ihre

ben.Viel Spaß beim Stöbern! strandhaus Stammstraße 43, 50823 Köln-Ehrenfeld Telefon 0221 7882958 www.strandhaus-koeln.de Di. - Fr. 11.00 - 19.00 Uhr Sa. 11.00 - 16.00 Uhr Smaragd – Basar der Gewürze Philippstraße 59, 50823 Köln-Ehrenfeld Telefon 0176 64009132 www.smaragd-koeln.de Di. - Fr. 14.00 -19.00 Uhr Do. 14.00 - 20.00 Uhr Sa. 12.00 - 16.00 Uhr Kitsch deluxe Körnerstraße 26, 50823 Köln-Ehrenfeld Telefon 0179 5113397 www.kitsch-deluxe.de Mo.+Mi.: 15.00 - 19.00 Di.+Do+Fr.: 11.00 - 14.00

Ladenhütertypen. Gefunden in Ehrenfeld     (Fotos@Lore Orube)

Sandiger Ladenhüter in Holland erinnert. Denkt man sich bei der Inhaberin noch Holzpantinen hinzu und die typische weiße Flügelhaube, ist man vollends in unserem Nachbarland angekommen. Auf 80 Quadratmetern geht die 34-jährige ihrem Faible für Dinge nach, die alle ein bisschen so aussehen, als hätte man sie am Meer gefunden: Schränke im „schabby chic“ stehen neben Bücherkisten, Küchenzubehör liegt wohlsortiert in Truhen aus Großmutters Zeiten, Wohnaccessoires sind auf Waschtischen dekoriert, in deren Ausguss man Strandsand zu sehen glaubt. Die diplomierte Betriebswirtin verkauft „alles, was das Zuhause gemütlich macht“. Eine Oase für gestresste Großstadtbewohner soll ihr Laden sein. „Mir geht es nicht darum, Geld zu scheffeln, sondern etwas Schönes zu machen“, sagt sie und streichelt ihren Hund

Kitschiger Ladenhüter probiert haben“. Denn immerhin handeln die Eigentümer nicht nur mit Gewürzen, sondern haben sich auch der Heilsphilosophie der Hildegard von Bingen verpflichtet. Beratung und Tipps für Küche, Gesundheit und Wohlbefinden sind mit im Angebot. Und man sollte sich auf einen Einkauf einstellen, der nicht unter einer halben Stunde dauert. Die halbe Nachbarschaft trifft sich hier auf ein Schwätzchen oder probiert die edlen Kräuter. Willmes und White veranstalten im Laden auch Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. Manche Bilder werden dabei „mit Gewürzen“ gemalt, das Honorar der Künstler besteht aus der UraltWährung Salz und man kann nebenbei für Tibet spenden. Durch und durch weiße Magie also, und ein skurriles Geschäft, in dem der Phantasie Flügel wachsen.

Scharfe Ladenhüter Die scharfe Boy Group „Wir haben eben einfach angefangen“, sagen Martin Gompelmann, Sebastian Brimmers und Bastian Stollwerk. Im Herbst 2011, nach Abschluss ihres Sportstudiums, stürzten sie sich kopfüber in das Abenteuer, „Hennes‘ Finest“ zu gründen. Seitdem handeln sie mit Pfeffer. Nicht mit irgendeinem, sondern mit „Kampot Pfeffer“, dem „vielleicht exklusivsten Pfeffer der Welt“, wie die jungen Unternehmer behaupten. Handgepflückt und handverarbeitet ist das Gewürz, das man unerwarteterweise in der Ehrenfelder Schmuddelecke nahe des Bahnhofs findet. Die Inhaber sind lässige Typen, denen Tropenhut und Zigarre gut zu Gesicht stünden. Sie schwärmen, wenn sie von ihrem Pfeffer erzählen und legen Wert auf ihre Unternehmensphilosophie: Jeder, der am Handel beteiligt ist, soll gut wegkom-

würzige Ladenhüter selbst entworfene Damenbekleidung in bunten Farben und kräftigen Mustern hat einen Nerv getroffen und findet so großen Anklang, dass die passionierte Rockträgerin ihr Geschäft schon mehrmals umbauen musste. Auch eine Online-Filiale hat sie eingerichtet. Angefangen hat alles im eigenen Haus mit Rockpartys unter Freundinnen. Doch nachdem die Garderobenständer überquollen, eröffnete sie 2006 den Laden in der Rothehausstraße. „Es ist so schön“ sagt sie, „wenn manche Frauen in farbloser Kleidung hier herein huschen und als Schmetterlinge davonflattern. Die Frauen sehen dann so glücklich aus.“ Mittlerweile gibt es im knallbunten Shop auch Oberteile, Mäntel, Schmuck und Accessoires. Männer sind als Begleiter gern gesehen. Sie werden dann nebenan in der „Herrenbude“, dem Laden von Sabine Berndts Mann, abgege-

rockiger Ladenhüter 15.00 - 19.00 Uhr Sa. 11.00 - 16.00 Uhr Hennes’ Finest Trading Company Stammstraße 13, 50823 Köln –Ehrenfeld Telefon 0221 16816364 www.hennesfinest.com Do. - Fr. 14.00 Uhr - 20.00 Uhr Sa. 10.00 Uhr - 18.00 Uhr rock it baby Rothehausstrasse 4, 50823 Köln- Ehrenfeld Telefon 0221 510 37 45 www.rock-it-baby.de Mi. - Fr. 17.00 -20.00 Uhr Fr. 11.00 - 14.00 Uhr, Sa. 11.00 - 16.00 Uhr

Kinder Veranstaltungen November Englischzwerge  evangelische Pauluskirche Johanneskirche Westhoven 01.11. - 29.11.2012 Zu verschiedenen Uhrzeiten

Ein hauch von winterwetter Comedia Theater 07.11.12 10:30 und 15:00 Uhr | 08.11.12 | 09.11.12 10:30 Uhr | 10.11.12 15:00 Uhr

Drei-T-Theater: Tuk – der Sandzwerg "Die heinzelmännchen von Köln"  Künstler Theater im Tante Astrid Premiere: 10.11.12 16:00 Uhr 02.11.12 | 03.11.12 11:00 Uhr Fliwatü "Kasperles neueste Abenteuer" Künstler Theater jetzt auch für Kita-Pänz! Tante Astrid Premiere: 17.11.12 16.00 Uhr 07.11.12 | 09.11.12 10:00 Uhr "My little hilton"  Die Schneekönigin - Kinderoper Kinder-Kochkurs Kammeroper Köln Hilton Hotel Cologne 29./30.11.12 09:00 Uhr | 11:00 Uhr 03.11.12 15:00 Uhr An der Arche um 8 Comedia Theater Premiere: 17.11.12 18:00 Uhr

KindertanzgruppenMAGNET e.V. 05.11. - 26.11.2012 Jeweils Montags um 17.00 Uhr

ZeitTunnel.  2000 Jahre Köln im Spiegel der U-Bahn-Archäologie, für Kinder ab 8 Jahren Römisch-Germanisches Museum Führung: 11. 11.12 11:00 Uhr Laterne + Sterne – Sankt Martin im MAKK, für Kinder ab 8 Jahren Museum für Angewandte Kunst Köln Führung: 04. 11.12 11:00 Uhr Interkulturelle Eltern-Kind-Kochgruppe im Bürgerhaus Kalk 24.10.2012 - 19.12.2012 16:00 18:00 Uhr Kinderführung:  Melaten für Kinder Inside Cologne - 02.11.2012 14:00 Uhr

So, 11. November/ Sa, 24. November Spielbeginn: jeweils um 16 Uhr - Kartenreservierung 0174 - 9003072 Eintritt: 5 Euro Kinder/ 7 Euro Erwachsene TPZ-Köln - Genter Straße 23 - 50672 Köln - www.tpz-koeln.de


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wechseln Worte mit OHNE ROLF

Idee, Frage und Montage: Claudia Saar. Photobasis: Beat Allgaier. Danke an Marion Wächte

Das Duo OHNE ROLF

Seconds Impressum Eifelstraße 24 50667 Köln Telefon: 0221 / 82 82 00 57 Telefax: 0221 / 82 82 00 56 Herausgeber: Andreas Bastian Redaktionen: Kultur und Menschen: Anne Siebertz Musik: Dirk Conrads Urban Art, Biolance, Originell: Andreas Bastian, Sabine Teichmann Public Affair: Sabine Teichmann Online Redaktion: Corinna Güsken Fotografien: Dieter Speelmanns - www.dsp.de Katja Wendtland - www.katjawendtland.de

Seconds-Autoren: Meriem Benslim, Linda Fischer, Dirk Maschin, Katrin Farnung, Verena Sons (Design), Jutta Vogt-Tegen, Carina Thomann, Björn Thomann, Dieter Speelmanns, Dirk Conrads, Gaby Mutschke, Andreas Schwann, Nicole Doering, Helena Montagnese, Mirjam Dröge, Ralf Esser, Michéle Hentschel, Merle Ullrich, Peter Köster, Nadja Sobotzik, Nadine Stellmacher, Gregor Zootzky, Sabine Teichmann, Corinna Güsken, Claudia Saar, Sarina Brechmann Web: www.second-magazine.de www.seconds.de Facebook: www.facebook.com/secondmag Termine und Veranstaltungen: Die Wiedergabe der Termine, Adressen, Kontaktdaten. Die Übereinstimmung

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Mindestens 255 Worte wechseln Jonas Anderhub & Christof Wolfisberg am 2. November. Im Programms „unferti“ um 20 Uhr in der Comedia, Vondelstr. 4-8 50677 Köln

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mit der Wirklichkeit ist zwar beabsichtigt, ober ohne Gewähr. Die Redaktion behält sich Kürzungen von Leserbeiträgen vor. Urheberrechte für Beiträge, Fotos und Anzeigenausgabe sowie der gesamten Gestaltung bleiben beim Verlag, den Autoren oder dem jeweiligen Rechteinhaber. Eine Wiederveröffentlichung von Beiträgen erfolgt nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Rechteinhabers und des Verlags. Für eingesandte Manuskripe, Vorlagen und Programmhinweise kann leider keine Gewähr übernommen werden. Es gilt die Anzeigenpreisliste 05-2012 Anzeigenschluss: der 15. des laufenden Monats Druck: Societätsdruck/ Frankfurt ISSN: 2192-8495 Bankverbindung: Sparkasse KölnBonn Kto:19 30 77 31 38 - BLZ: 370 501 98

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KÖNNEN GEHÖRLOSE BESSER SEHEN?

Hörende und nichthörende Kinder drehen gemeinsam einen Film VON ANNE SIEBERTZ

Hörende Kinder lernen Zeichensprache

Die Realisierung eines Filmes mit Laien ist eine spannende Herausforderung. Trotz sorgfältiger Vorbereitung bleibt die Qualität des Endprodukts immer abzuwarten. Noch spannender wird es, wenn sämtliche Beteiligten, angefangen vom Regisseur und Kameramann über die Kostümbildner bis hin zu Schauspielern und Cuttern Kinder sind. Anja Ehrhardt und Sonja Ilius-Hussong, Organisatorinnen des medienpädagogischen Vereins „Wir machen Film“ setzen noch eins drauf: Für einen elftägigen Herbstferienworkshop in Zusammenarbeit mit dem JFC Medienzentrum brachten sie hörende und gehörlose Kinder und Jugendliche in einem integrativen Projekt zusammen. Das Ziel war, mit den jungen Menschen zwischen zehn und 13 Jahren einen vierminütigen Film von A-Z zu entwickeln, zu drehen und ihn als Premiere bei der Abschlussveranstaltung des diesjährigen Kölner Kinderfilmfestes CINEPÄNZ zu zeigen. Ein hehres Ziel, selbst wenn man weiß, dass die beiden jungen Frauen Profis in Sachen TV- und Kinoproduktion sind. Anja Ehrhardt ist Regisseurin und hat vorher 15 Jahre lang als Assistentin bei namhaften Produktionen mitgewirkt; Sonja Ilius-Hussong ist Szenenbildnerin für internationale Kinoproduktionen. Als beide Frauen etwa gleichzeitig Mutter wurden, beschlossen sie, die geringere berufliche Flexibilität der ersten Jahre für Projekte zu nutzen, die im Profibereich so gar nicht machbar wären. So kamen sie auf die Idee, ein integratives Projekt mit gehörlosen Kindern durchzuführen. „Gehörlose haben einfach eine andere Wahrnehmung vom Medium Film“, erklärt Anja Ehrhardt. Doch bei der Vorarbeit taten sich größere Hürden auf. „Man glaubt ja nicht, dass so ein Projekt trotz des großen Interesses der Kinder unendliche Überzeugungsarbeit erfordert“, sagt Sonja Ilius-Hussong über unzählige Telefonate mit offiziellen Stellen sowie Förder- und integrativen Schulen. Dabei sollten an dem Projekt gerade mal vier Kinder mit Hörschädigung teilnehmen. Am Ende waren es drei, die mitmachten.

Die richtige Aufgabe für jeden Teilnehmer Mit dabei ist der gehörlose Besim. Beim Dreh im Kölner Filmhaus, einem der Kooperationspartner des Projekts, hält er einen weißen Lichtschirm für eine Szene im Kinderzimmer der Hauptdarstellerin hoch. In der Geschichte geht es darum, dass die 10-jährige Emeli auf der Suche nach ihrer Mutter einem mysteriösen Jungen begegnet, der sie und ihren Hund in seinen Bann zieht. Ihr „Kinderzimmer“

Das klappt ganz gut. Überhaupt haben sich auch die hörenden Kinder schnell an die Gebärden gewöhnt. „Das Schöne am Set ist ja, dass man ohnehin viel Zeichensprache machen muss“, freut sich Sonja Ilius-Hussong über das Zusammenspiel der hörenden und nicht hörenden Teilnehmer. An den ersten Tagen haben die Kinder die Dolmetscherin Isabel Faul gelöchert, um das Gebärdenalphabet zu lernen. Wichtig bei dem Filmprojekt war zudem, dass jeder eine passende Aufgabe im Team findet. Als Schauspieler kamen zwar weder Besim noch Eric und Amelie, die beiden anderen hörgeschädigten Kinder infrage, aber es gab genug andere Aufgaben wie Kameraführung, Tontechnik, Beleuchter, Kostümund Szenenbildner, die sie übernehmen konnten. Doch ob hörend oder nicht: alle mussten Teamarbeit lernen, denn stets geht es um die Geschichte und das Projekt, nicht um sie selbst. Enden wird das spannende Projekt mit der Premiere des Films „Yelram“ bei der Abschlussveranstaltung von CINEPÄNZ am 25. November im Kölner OdeonKino. www.wirmachenfilm.com Tipp: Cinepänz: 23. Kinderfilmfest in Köln:  17. – 25. November 2012 haben die für die Ausstattung zuständigen Kinder zuvor täuschend echt in einer Dachschräge „eingerichtet“: ein Bücherregal an der Wand, der aufgeschlagene „Harry Potter“ auf dem Tisch, davor eine Musikanlage auf dem Boden. Besim kommt beim Dreh immer dann zum Einsatz, wenn es ruhig wird und beispielsweise heißt: Bild 4, Klappe die erste. „Wir haben eine halbe Stunde für das Bild, das dürfte reichen“, meint Anja Ehrhardt. Eine lange Zeit, in der Besim bei jeder Klappe erneut den Schirm auf Zuruf hochhalten muss. Doch woher weiß der gehörlose Junge, wann „es ruhig“ wird? Extra für ihn und die beiden anderen schwerhörigen Kinder haben die beiden Organisatorinnen eine Gebärdendolmetscherin engagiert. Isabel Faul fällt im hektischen Gewusel des Drehs unter den elf Kindern und sechs erwachsenen Betreuern nicht weiter auf. Ihre Aufgabe ist es, Anweisungen wie „Achtung,

Ruhe! Fertig? Und bitte!“, die der heutige Regisseur Clemens gibt, für Besim in Gebärdensprache zu übersetzen. Für Isabel Faul ist es das erste Mal, dass sie mit Kindern in einem integrativen Projekt arbeitet. Eigentlich ist sie als Gebärdendolmetscherin meist bei Behördengängen oder bei Preisverleihungen als Mittlerin für gehörlose Menschen tätig. Beim Filmprojekt war ihre Rolle vor allem bei der Einführung wichtig, als Anja Ehrhardt und Sonja Ilius-Hussong den Kinder die Theorie erklärten: wie finden wir eine Geschichte, welche Kameraeinstellungen gibt es, wie entwickele ich ein Storyboard und was passiert genau beim Dreh. „Mir ist aufgefallen, dass [der hörende] Benjamin und Besim besonders gut miteinander kommunizieren“, freut sich Isabel Faul, denn wenn sie mal nicht abkömmlich ist, überträgt sie Benjamin die Aufgabe der Kommunikation mit Händen und Gesten.

Das beliebte Kinderfilmfest gibt es nun schon zum 23. Mal in Köln. Traditionell findet es Ende November statt. Das junge Publikum kann sich auf 40 Filme freuen, die teilweise in Anwesenheit von hochkarätigen Gästen wie Regisseuren, Schauspielern oder Produzenten in insgesamt 130 Vorführungen gezeigt werden. Das diesjährige Festival läuft in Kölner Kinos sowie Bürger- und Jugendzentren unter dem Thema „Freundschaft“. Das komplette Programm findet man unter

www.cinepaenz.de


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Musik

szene, kulturen, temperamente

„ONE OF THE MOST UNDERRATED BANDS, BUT

The Fixx returned to Europe „30 Jahre Originalbesetzung“

VON ANDREAS BASTIAN UND DIRK CONRADS Zahlreiche Bands aus den Achtzigern sind in Vergessenheit geraten. Einige haben aufgehört, andere sind ausgewandert. Bei The Fixx spiegelt sich eine ganz eigene Geschichte wider. Sie waren überall wahnsinnig beliebt, in Deutschland, Benelux und besonders in den USA, wo sie einen Top 10 Hit nach dem anderen hatten. Es lässt sich nur darüber spekulieren, warum ihnen der Erfolg zuhause im Vereinigten Königreich versagt blieb. Anti-Kriegssong zum Falklandeinsatz  Ihre erste Scheibe als „The Fixx“, ein fulminantes Album mit dem Titel „Shuttered Room“, beinhaltete auch einen Anti-Kriegs-Song zum Falklandeinsatz der britischen Armee 1982, der alles andere als "very British" rüber kam. Sie fragten zum Beispiel: “Was machen die Europäer da in Südamerika für ein Theater? Mit welcher Beharrlichkeit behaupten sie, es sei Ihr Land?“ Mit Anti-Kriegsliedern aus Great Britain über Great Britain bricht man Tabus. Um das Ganze abzufedern, wurden sie seinerzeit als New Wave Band eingetütet, die sie nie gewesen sind.

Dirk Conrads Leitung Musikredaktion

Tom Liebsch Musikredaktion

The Fixx verließen England und schlugen ihre Zelte in den USA auf. Unterstützt von dem melodiebesessenen Producer Rupert Hine, brachte die Band mit Text, Stimme und Gitarre eine Hymne nach der anderen hervor. Wave-ähnlich mit einem eigenwilligen Blick in die Zukunft, aber immer auch klug genug, sich nicht aufs Glatteis zu begeben. Gut vierzig bis fünfzig Songideen standen bereits auf Papier, als sie plötzlich als Supportact von "The Police" dem Publikum besser gefielen als Sting und Co. selbst, und sie in Amerika 1983 Ihren Durchbruch schafften. Eine Radiostation aus Tacoma, Washington: "The Thompson Twins are the opening act and then The Fixx and then The Police. The middle act was the best!“ Es folgte eine Tournee mit fünfzig Gigs über drei Monate quer durch die USA. Hier entstanden Hits wie "Saved By Zero" und "One Thing Leads To Another", die auf dem Doppelplatin-Album "Reach The Beach" verewigt wurden.

eigenständig weiter. Es folgte eine über acht Jahre dauernde Club-Tournee quer durch die USA. In eines ihrer besten Alben, "1011 Woodland", brachten sie die Live-Erfahrungen der Tour von 1998 ein. „Unplugged“: Eine akustische und moderne Zusammenfassung der Historie und Entwicklung von The Fixx, die zuerst nicht mal in Europa erschienen ist. Die letzten drei Tracks sind so genannte "Live-Recordings". Wer die alten Songmelodien kannte, bekam durch die gekonnte Reduzierung der Soundeffekte förmlich Gänsehaut. Es folgten einige Veröffentlichungen ausschließlich in den USA. Bis The Fixx 2012 mit neuen Rockstücken und dem Album „Beautyful Friction“ nun die Strecke USA - Europa nach 30 Jahren zurückschwammen.

She`s no girl on pills in limbo - she`s a woman on a train Das Konzert in Köln am 07. Oktober war schlecht angekündigt – und dazu eines der teureren Konzerte auf der Deutschlandtour. Die unterschiedlichen Plattformen im Netz beließen es dabei, eine farblose Standard-Pressemeldung zu bringen. Wer "Fixx Deutschlandtour" eingab, wurde erst mal von sechzig Ticketanbietern erschlagen, ehe Google Gnade vor Recht ergehen ließ. Plakate fand man reichlich wenig in Köln. Also wer es nicht wusste, der hatte auch keine Schwierigkeiten das Konzert zu verpassen. Statt in der Kantine fand man sich dann im kuscheligen Yard-Club wieder. 19 Uhr Einlass, 20.30 Beginn mit einem gut abgestimmten Sound. Es folgten 20 Stücke, rauf und runter in der Bandgeschichte. "Woman On A Train", "Less Cities More Moving People", "Stand Or Fall", neue Songs, sauber arrangiert, gut gelaunt und witzig, bevor sich die Band für 20 Minuten eine Auszeit nahm.

The Fixx lösen sich vom wave-Gespenst

Der Talk: Seconds: The Fixx - das sind dreißig Jahre Musik von einer Band, die immer noch in Originalbesetzung spielt. Habt ihr eure Soundidee von dieser Zeit erfasst und bis heute weiterentwickelt? Cy Curnin: Ich denke, unser Sound ist sehr ursprünglich und beschreibt die einzelnen Charaktere der Band. Jeder von uns hat einen sehr eigenen Stil und dieser Stil ist bis heute geblieben. Wenn wir zusammenspielen, haben wir diesen ganz bestimmten Sound. Er ist sehr kräftig und doch einfach. Aber nicht unruhig. Das ist ein Geheimnis vieler unserer Songs. Das Einzige, was sich in der ganzen Zeit geändert hat, ist natürlich die Technik. Klar nutzen wir die neue Technik und neue Instrumente, aber das ist okay.

Die beste Band, die hier gespielt hat Dieter Speelmanns Fotos

Musikredaktion-Kontakt: dc@second-magazine.de

Wer Cy Curnins Textanspielungen kennt, kann „Reach the Beach“ durchaus als Atlantiküberquerung deuten, die Scheibe erreichte in den britischen Charts gerade mal Platz 91. In den USA landete „One Thing Leads To Another“ direkt auf Platz vier der Billboard-Charts. Das ganze Album bekam Doppelplatin. Mit dem Album "Phantoms" lösten sie sich endgültig vom Wave-Gespenst. Denn mit einer der erfolgreichsten B-Sides der Rockgeschichte „Deeper And Deeper“ wurde die Fixx-Single “Are We Ourselves“ die meistgespielte B-Seite der amerikanischen Rockmusik-Stationen. Die meisten Songs bauen sich balladenhaft auf. Der Gesang beginnt meist still und steigert sich in Tonlage und Lautstärke, unterlegt von höchst aufwendigen Bassläufen und Gitarrenriffs. Mit jeder neuen Scheibe steigerte sich die Band in immer weitere Feinheiten und Raffinessen. Bis The Fixx Anfang der 90-er Jahre ein für die Majorlabels nicht mehr kommunizierbares Alter erreichten. Aber sie machten

Wer nun dachte, da geht jetzt aber die Stimmung flöten, der lag falsch. Es folgten weitere Songs und kurz nach 23 Uhr gab es noch mal zwei Zugaben. Die Herren im Alter von 55-Plus überzeugten sich stets, ob das Publikum noch folgen konnte. Abgeklärt durch eine zehnjährige Kluberfahrung, wurde jeder Ton getroffen. Jedes Arrangement saß. Die junge Bedienung an der Theke tanzte nach dem Takt und meinte: „Ich arbeite schon sehr lange hier und ich habe schon viele Bands gesehen, aber das ist die beste Band, die hier je gespielt hat.“ Das Interview mit Cy Curnin, Songwriter und Sänger der Band und der Gruß an unsere Leser: „Seconds make minutes that become hours“ hier nun in voller Länge.

Seconds: Ihr hattet früher Rupert Hine als Produzenten. Heute produziert ihr euch selbst und habt immer wieder Kooperationen. Wie ist die Beziehung zu Rupert Hine heute? Seid ihr befreundet? Cy Curnin: Ja, wir sind sehr gut befreundet. Ich habe gestern noch mit ihm telefoniert und wir schicken uns regelmäßig E-Mails. Wir sind ihm dankbar für alles, was er für uns getan hat. Er hat uns bekannt gemacht und er hat sich unser neues Album angehört und gesagt, wir hätten einen guten Job gemacht. Seconds: Das habt ihr wirklich. Wir haben uns mal umgehört, und viele Fans sind der Meinung, das sei mit das beste Album von euch. Cy Curnin: Das ist großartig. Wir wollen ja vorangehen und nicht zurück. Seconds: In den achtziger Jahren nannte man euch die meist unterschätzte Band überhaupt. Ist das immer noch ärgerlich? Cy Curnin: (lacht) Es ist immer besser unterschätzt als


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BETTER UNDERRATED THAN OVERRATED.“ „Seconds make minutes that become hours“ immer die, wo du am erfolgreichsten bist. Aber irgendwann kommst du an den Punkt, wo andere Dinge wichtig sind. Wenn du wirklich frei bist und wenn du die Balance zwischen Verantwortung und Freiheit gefunden hast. Diesen Punkt haben wir jetzt erreicht. Jetzt können wir Musik für uns selbst machen und gut spielen. Die Leute mögen uns, kommen gerne zu unseren Shows und finden, dass wir eine gute Band sind. Für uns ist das genug. Seconds: Dann ist das für euch jetzt die beste Zeit, voller Kreativität und Inspiration? Cy Curnin: Ja, es ist wirklich eine interessante Zeit, Songs zu schreiben. Die Welt ist wirklich verrückt zurzeit, aber die Leute sind sehr engagiert und wollen alles wissen. Die ganzen Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, die Eurokrise. Ich dachte schon bei unserem ersten Konzert in Deutschland, wir würden hoffentlich in D-Mark bezahlt. Aber das ist wohl noch ein bisschen früh. Vielleicht nächstes Jahr. (alle lachen)

Seconds: Cy, du hast immer noch eine fantastische Stimme. Cy Curnin: Ich singe gerne und bin der Meinung, dass die Stimme mit zunehmenden Alter besser werden kann und nicht schlechter. Das ist natürlich auch eine physische Sache und ich bin froh, immer noch gut in Form zu sein. Seconds: Was ist dein Geheimnis? Cy Curnin: (lacht)Ich glaube, ich habe die Gene von meinen Eltern geerbt. Die schauen auch noch sehr jung aus. Seconds: The Fixx - und neun Jahre lang kein neues Album. Ihr ward sehr umtriebig in den USA und in Europa fast abgetaucht? Jetzt das neue Album und die "Beautiful Friction Tour 2012". Ist das der Versuch eines Comeback? Zumindest für Europa? Cy Curnin: Ja, das ist ein Comeback. Und wir müssen uns beeilen, bevor die GEMA alle Klubs durch die bescheuerte Gebührenerhöhung sterben lässt. Aber so ist das Leben. Wir waren wirklich viel in den USA unterwegs und haben in der Zeit einige Alben rausgebracht und in Europa gar nicht. Das stimmt. Danach die Familienplanung und der Nachwuchs. Ich habe auch in anderen Bereichen gearbeitet und bin dann nach Frankreich gegangen und hatte eine Landwirtschaft. Dann verließ auch noch Danny die Band und die Live-Gigs machten keinen Spaß mehr ohne ihn. Jetzt ist er zurück und wir haben wieder jede Menge Spaß auf der Bühne. Das war die Entscheidung für das neue Album und die Tour, und wir leben alle wieder in Europa. Das macht die Sache einfach. Seconds: "Less Cities More Moving People" ist mit Sicherheit eine eurer Hymnen. Genau wie in diesem Song habt ihr in den Achtzigern viele Szenen in euren Songs beschrieben, die fast alle wahr wurden. Ist "Beautiful Friction" auch ein Blick in die Zukunft oder beschreibt das Album die Gegenwart? Cy Curnin: Als ich jung war, dachte ich immer, dass die Dinge, die ich beschrieb, die Zukunft seien. Aber ich lernte und realisierte, dass die Zukunft nur eine Vorstellung von dem ist, was du gerade denkst. Diese Zu-

kunft existierte damals nicht, sie existiert jetzt. Der Zustand des Geistes beschreibt die Art der Zukunft immer, wie du sie jetzt siehst. Wenn man sich instinktiv für gesellschaftliche Veranstaltungen interessiert und sieht, wie die Geschichte sich wiederholt, dann liefert das genug Stoff für Songs. Ich bin nicht wirklich gut darin, Liebeslieder zu schreiben. Ich ziehe "Liebe Machen" vor, statt darüber zu schreiben. (alle lachen) Wenn ich zu persönlich schreibe, dann sehe ich, wir die Jungs aus der Band reagieren. Sie gucken dann ziemlich komisch. (wieder lachen alle) Wir besprechen die Songideen in der Band gemeinsam. Wir reden viel über Themen, die uns in der Welt, in der wir leben, bewegen, so wie alle Freunde das tun. Träume, Ängste, Hoffnungen und all diese Sachen. Ich schreibe dann die Texte über das, was wir gemeinsam denken. Auf den Konzerten bringen wir unsere Gedanken unter die Leute. Die Gedanken von nur fünf Leuten aus der Band vor Tausenden von Leuten im Publikum. So beginnen die Gedanken zu wachsen, denn die Leute sprechen darüber. Seconds: Denkst du, dass die 80-ger Jahre ein kreatives Jahrzehnt in der Pop-Musik waren? Cy Curnin: Ja, es war eine großartige Periode für die Musik. Denk mal, wie wichtig die 80-ger für die Musik im Fernsehen war. MTV wurde geboren und auch modische Elemente waren damit auf einmal sehr wichtig. Großartige Alben wurden in den 80-gern produziert. Erinnere dich an Peter Gabriel und The Police. Die Technik schritt enorm voran und erlaubte eine ganz neue Art der Aufnahme im Studio. Synthesizer wurden sehr nützliche Instrumente und ermöglichten viele neue Sounds. Von der kreativen Perspektive gesehen, war es eine sehr interessante Zeit, um Musik zu machen. Und die 80-ger basierten nicht auf einer Zeit davor. Sie kopierten nichts, was vorher vergleichbar war. Sie waren wirklich eigenständig. In den Neunzigern versuchten die Leute so zu sein wie in den Achtzigern. Für uns ist es keine Frage der Zeit, was wir damals instinktiv gemacht und wie wir produziert haben. Die Zeit hat so viel verändert, vor allen Dingen im technischen Bereich. Studios sind heute weniger ausgebucht als früher. Heute kannst du mit einem Computerprogramm und einem minimalen Budget alles selber machen und du hast heute alle Möglichkeiten, um Musik zu veröffentlichen, wie zum Beispiel im Internet. Die GEMA hat in diesem Land ein riesiges Monopol auf die Musikrechte. Die jungen Leute wollen ihre Musik natürlich im Internet direkt verkaufen und interessieren sich nicht für die Musikrechte. Es ist genug Power da bei den Kids da, aber alles kostet Geld, und Geld wird knapp. So wird dieser Dinosaurier sterben und ein anderer Weg wird sich zeigen.

Junge Menschen basteln Bilder, Musik und Texte zusammen und stellen sie ins Netz, in Deutschland ist das komischerweise verboten. Seconds: Die Achtziger waren ja bekannt für die New Wave Ära und deren Bands. Seid ihr eine typische New Wave Band gewesen oder doch eher eine Rock Band? Cy Curnin: Rock Band hört sich definitiv besser an. Wenn wir schon eine der meist unterschätzten Bands sind, haben wir auch einen wirklich unterschätzten Gitarristen, Jamie West - Oram. (alle lachen) Jamie ist wirklich ein brillanter Gitarrist. Das ist übrigens unser Geheimnis. Wir haben Jamie und Rupert, einen unvorstellbaren Keyboarder. Und natürlich Dan Brown, unseren super Bassisten. Er umtanzt mit seiner Spielweise regelrecht die Lyriks. Seconds: Die Punk Bewegung wurde in den Siebzigern mit "neue Welle" umschrieben. Gegen Ende der Siebziger bekam New Wave eine neue Bedeutung. Die Absicht war, die Rock Musik zurück auf die Straße zu bringen. Und sie ist bekanntlich daran gescheitert, dass gewisse Punk Bands, die so genannte "New Wave Elite" sich von den Major Labels einkaufen ließen. Wie habt ihr das alles mitbekommen und wart ihr irgendwie daran beteiligt? Cy Curnin: Ich denke, Punk Musik hatte den Zweck, den Exzess in den frühen Siebzigern aufblitzen zu lassen. Punk ist rau, ohne Melodie und sehr energisch. Beim New Wave kam dann die Melodie zurück, und Elvis Costello war für mich einer der besten in dieser Zeit. Bands wie "The Police" oder "Squeeze" produzierten Songs mit tollen Melodien. Die Leute haben diese Melodien gemocht und darauf baut New Wave auf. Und natürlich die Instrumente, wie die Synthesizer und Keyboards. Beim New Wave geraten HammondOrgel und Co. in Vergessenheit. Seconds: Ihr seid jetzt schon so lange auf der Bühne. Könnt ihr euch vorstellen, noch länger zu spielen und die "Stones" zu überholen? Cy  Curnin:  (lacht) Oh ja, das würde ich schon gerne. Im Moment sehe ich mich nicht etwas anderes als Musik machen. Wir hatten wirklich tolle Erfolge in unserer Karriere. Die glücklichsten Momente sind

Seconds: Cy, vielen dank für dieses wirklich tolle Interview. Cy Curnin: Sehr gerne. Ich weiß, wir waren lange weg. Wir kommen bestimmt wieder nach Köln. Am besten kommen wir alle sechs Monate und machen hier ein bisschen Krach. (alle lachen) Seconds: Sehr gerne. Wir würden uns freuen.

disco

überschätzt zu werden. Ich denke, wir sind immer noch unterschätzt. Das ist nicht ärgerlich, zeigt es doch, wie wir als Menschen sind. Klar sind wir Geschäftsleute, aber nicht so hart angetrieben wie die meisten heutzutage. Wir sind sehr entspannt und wir machen die Musik auch für uns selbst, und dann erst spielen wir die Konzerte, weil es uns Spaß macht. In den USA war das etwas einfacher. Wir hatten den Erfolg auch wegen unseres Namens. In Europa müssen wir dafür mehr arbeiten.

Cy Curnin Jamie West-Oram Rupert Greenall Adam Woods Dan K. Brown Discography: Shuttered Room (1982) Reach the Beach (1983) Phantoms (1984) Walkabout (1986) Calm Animals (1988) Ink (1991) Elemental (1998) 1011 Woodland (1999) Want That Life (2003) Beautiful Friction (2012)


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WEIT WEG VON KLISCHEES - Mit Texten zwischen Silbermond großen Gefühlen und Sozialkritk VON MICHAELA PAPE UND DIRK CONRADS (INTERVIEW)

Foto@Felix Hild-www.felixhild.de

PARKA Drei ganz normale Jungs in Köln “Ehrgeiziger Deutschrock, besser als die Bands, die mit so was Erfolg haben” (Visions)

Die deutsche Indy-Rockband PARKA geht nach einem langen Festival-Sommer auf Clubtour durch ganz Deutschland. Am 12.10. waren sie auch im Underground in Köln zu sehen. Für Kölner ist es ganz klar: Die Männer auf dem Foto stehen mitten auf der Zülpicher Straße – mitten im Szeneviertel rund um die Uni. Die Läden sind verschwommen aber die drei Musiker sind deutlich auszumachen. Sie sehen mit den Händen in der Tasche fast etwas verloren aus. Es handelt sich um die deutsche Indy-Rockband PARKA. Eigentlich hätten die Musiker zur Bescheidenheit gar keinen Grund. Schon kurz nach ihrer Gründung 2006 gelang es der Band, die sich während des Musikstudiums an der Hamburger Hochschule kennen gelernt hat, den Deutschen Rock- und Pop-Preis im Jahr 2007 zu gewinnen. 2011

waren sie dann Support für Die Happy. Trotzdem wirken sie in Interviews und bei Fernsehauftritten bodenständig und sympathisch. Die Musik pendelt zwischen Muse und Silbermond, die Texte zwischen großen Gefühlen und Sozialkritik. Die Band gehört nach eigener Aussage „einer Generation an, die sich politisch und gesellschaftlich positionieren will, aber ohne die klassischen Feindbilder.“ Besonders wichtig sind ihnen dabei auch die deutschen Texte, da sie überzeugt sind, in ihrer Muttersprache viel mehr auch zwischen den Zeilen sagen zu können. Die Texte zu verstehen habe eine höhere Priorität, als nur möglichst viele Menschen zu erreichen. Seit dem 28.09.12 ist nun die Live-DVD „Belagerung der Stadt Rottweil“ auf dem Markt. Zu sehen gibt es einen zweistündigen Mitschnitt des Konzertes im ausverkauften Historischen Pflugsaal zu Rottweil – mit über 50 musikalischen Gästen, die die bekannten Lieder mit neuen Facetten

Seconds: Ihr wollt mit eurem ersten Album "Raus" zeigen, dass ihr einer Generation angehört, die sich politisch und gesellschaftlich positionieren will, aber ohne die klassischen Feindbilder. Läuft man da nicht Gefahr, falsch verstanden zu werden? Fly: Wenn man seine Meinung äußert, besteht immer das Risiko, dass es jemanden gibt, dem das nicht passt. Aber wir denken auch, dass es für unsere Generation schwieriger geworden ist, sich heutzutage zu positionieren, vor allem politisch und gesellschaftlich. Politisch allerdings in Bezug auf die Identität und wo gehöre ich denn nun hin, als aktiv zu sein. Die ganzen Links und Rechtsideologien, bis auf die extremen Seiten, die eh bekloppt sind, machen es nicht leicht, sich zu positionieren. Die Welt, in der wir leben, ist so komplex geworden, und man ist leider ganz oft Teil dessen, was man eigentlich ablehnen würde, nur weil man in diese Konsumschleifen gepresst wird. Seconds: Und welche Feindbilder meint ihr? Fly: Das ist es ja. Die gibt es ja nicht mehr. Ein Beispiel: man kann es sich heute einfach machen und sagen, die vielen schlimmen Konzerne produzieren zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Löhnen in Asien oder sonst wo, aber ich kaufe trotzdem das Produkt, denn es ist angesagt und ich muss es unbedingt haben, so wie das neue iPhone. Das Ding enthält so viele Rohstoffe und Materialien, die unter unmöglichen Bedingungen von Menschen abgebaut werden. Seconds: Ihr wendet euch textlich Euren eigenen Zweifeln und Sehnsüchten zu. An was zweifelst du manchmal und welche Sehnsüchte hast du? Fly: An mir selber. Seconds: Warum? Fly: Puh, aus vielen Gründen. Aber ich bin schon jemand, der genauso sehr wie er hofft und an etwas glaubt und für etwas steht, auch daran zweifelt. Im besten Fall überwiegt dann unter dem Strich das Positive, trotzdem bin ich im Zweifeln groß. Das ist bei uns allen in der Band so und es gehört dazu. Bei mir ist es sehr ausgeprägt, aber man wächst ja schließlich mit jeder Krise.

2 CD´s zu verlosen Joan Armatrading STARLIGHT

Seconds: Und die Sehnsüchte? Fly: Die sind sehr mannigfaltig. (lacht) Jetzt gerade ist es meine Sehnsucht nach etwas Kühlem zu trinken und vor der Show noch etwas zur Ruhe zu kommen, und nachher einen geilen Gig zu spielen, und dass die Leute hier Spaß haben, und wir mit ihnen feiern können. Das ist eine sehr naheliegende Sehnsucht. Seconds: Euch gibt es jetzt seit vier Jahren. Ihr habt in der Zeit zwei EPs, das Debüt-Album "Raus" und jetzt die Single "Immer ein für Immer" herausgebracht. Aber ihr habt mehr als einhundertfünfzig Konzerte gespielt. Habt ihr euren Fokus mehr auf die Livegigs als auf die Produktion gelegt? Fly: Wir haben immer versucht, so viel wie möglich live zu spielen, und haben noch nie so viel wie in diesem Jahr gespielt. Wir haben uns am Anfang erst musikalisch finden müssen und wollten nicht direkt ein Album aufnehmen. Wir wollten halt Live-Erfahrungen sammeln.

Mail an joan@seconds.de Verlosung läuft bis 28.11.12 - Rechtsweg ausgeschlossen

Seconds: Pop-Rock Musik mit deutschen Texten ist seit einiger Zeit wieder richtig angesagt. Woran lag das eurer Meinung nach oder wer oder was waren die Auslöser? Vielleicht Bands wie "Silbermond" oder "Wir sind Helden"?

präsentieren. Ausschnitte daraus erinnern automatisch an die Klassiker der „mtv unplugged“-Reihe. In intimen Rahmen ist die Band hier ganz nah bei ihren Fans und es entsteht eine Interaktion mit dem Publikum, die weit über das normale Konzerterlebnis hinausgeht. Eine Besonderheit dieser DVD macht die Band auch gleich noch ein Stückchen sympathischer – verkauft wird nach dem Zahlwas-du-willst-Prinzip. Egal wie viel die DVD den Fans wert ist, sie bekommen sie von der Band zugeschickt. Unwillkürlich kommt wieder das Foto ins Gedächtnis. Eine Band, die ihren Traum lebt und ihn mit ihren Fans teilen will, ohne die üblichen kommerziellen Interessen im Vordergrund. Drei ganz normale Jungs eben. Seconds traf den Sänger der Band "PARKA", Martin "Fly" Fliegenschmidt vor dem Konzert ihrer "Raus - Tour" im Kölner Underground und sprach mit ihm über Generationen, Positionen und mannigfaltige Sehnsüchte.

Fly: Klar. Auf jeden Fall haben diese Bands am Anfang der "Nullerjahre" mit deutschen Gitarren - Rock aufgetrumpft und Türen geöffnet. Nach den Neunzigern mit dem ganzen "Technogefratze" war die Zeit ganz einfach wieder reif dafür. Nach meiner musikalischen Sozialisation in den Neunzigern erinnere ich mich an eine deutschsprachige Rock-Band, die ich geil fand. Das war "Selig". Sonst gab es da nichts, das fing erst später wieder an. Klar, es gab die "Toten Hosen" und "Die Ärzte", die immer so mitgelaufen sind, aber die sind wie "Grönemeyer" oder "Lindenberg". Die waren schon immer da und man kann sich nicht vorstellen, dass die irgendwann mal nicht mehr da sind. Seconds: Drei Jungs und ehrgeiziger Deutschrock. Ihr seid anders als die meisten Bands dieses Genres. Wie seid ihr die Sache angegangen, so musikalisch anders zu sein, ohne in gängige Klischees zu fallen oder irgendwelchen Trends nachzugehen? Fly: Jede Band möchte natürlich anders und eigenständig klingen. Wir haben zwei EPs gebraucht, um diesen Weg zu finden und haben uns dann entschieden, das Debüt-Album komplett alleine aufzunehmen und zu produzieren. Wir haben einen Weg gefunden, um deutsche Texte mit einer Ernsthaftigkeit und einer gewissen Tiefe zu verbinden, aber mit einer Musik, die eher im englischsprachigen Bereich zu finden ist. Wie etwas Großes, zuweilen Düsteres, und wie Stadion-Rock sollte es klingen. Wir nennen es spaßeshalber "Angeber-Rock", weil es manchmal so auf dicke Hose gemacht ist. Aber genau so sollte das Album auch sein. Laut, dreckig und dass es sprichwörtlich was "auf die Fresse gibt". Seconds: Eure Lyrics treffen mitten ins Gefühlszentrum und zeichnen ein Bild der jetzigen Generation von Jugendlichen. Wie kommen die Texte zustande? Fly: Wir schreiben die Musik zusammen. Die Texte schreibe ich, und Jonny und Raphael sind meine ersten Korrekturinstanzen. Die Texte kommen von überall her. Es ist selten so, dass ich etwas erlebe und denke, da könntest du einen Text drüber schreiben. Es ist eher so, dass man Dinge und Erlebnisse erzählt bekommt, die jemanden bewegt haben und man selber erkennt etwas davon in sich wieder. Das brodelt dann in mir wie eine Suppe und irgendwann kocht der Topf über, und dann schreibe ich einen Text. Es können erst zwei Textzeilen mit Musik sein. Es entsteht eine Art musikalisches Gewand und dann weiß ich, dass ich den Text zu Ende schreiben kann, weil es das Gefühl trifft, was ich mit Worten erst gar nicht umschreiben konnte. Aber die Texte sind immer aus dem echten Leben. Es ist wirklich ganz selten, dass ich mich hinsetzen muss und denke, boah heute muss ich einen Song schreiben. Das funktioniert dann meistens nicht, weil ich es als Sänger mit meiner Band so nicht singen kann. Seconds: Letzte Frage. Wie seid ihr auf den Namen PARKA gekommen? Wenn man euch googelt, findet man immer zuerst das gute, grüne Kleidungsstück. Fly: Ja, das ist Fluch und Namensgeber zugleich. (lacht) Das war in einer kalten Winternacht, zwei von uns dreien hatten einen Parka an und schwupp war der Name geboren. Wir fanden, es klingt gut, es sieht geschrieben gut aus, und die Assoziation Militärbekleidungsstück, und dann als Gegensymbol der 70-ger Jugendbewegung umgemünzt, später dann nur noch ModeAccessoire, diese Bedeutungsverschiebung fanden wir gut. Seconds: Und wir finden PARKA gut. Vielen Dank für das Interview.


TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

4

4

4

CULTURE

4

SPONTANEOUS

FLAMMABLE

November| 31

Musikschnipsel  zurück eldet sich  m rs a Mars mit  M Bruno hrte Bruno ke n e g Ta n ut Of HeaVor wenige "Locked O le g in S r n e u un folgt de seiner ne ll zurück, n e n s offio a ti d t sa a n h ven" se g Abend ta n o M : h ic H e ut Of eanächste Str "Locked O zu o e d vi k ideo.de zielle Musi iere bei Myv m re P e in ven" se gefeiert! gle die erste Sin eaven" ist ke H f Ju O x t o u d O o h d "Unort "Locke m u lb A n b e d m en ze er vom komm o Mars, das am 7. De olg n ru -E B m Welt rf box" von chfolger zu e von dem a N r e D t. erschein ns" wurd s & Hooliga en Jahr in "Doo-Wop genen halb n a rg ve men, im n . aufgenom 27-Jährige tudio in L.A s-S n n o o ti k vc u Le d en Pro seinem en mit sein e m n m vi sa Le ri zu r A das e nce und hilip Lawre etreibt. partnern P sb n to g meezin alias The S nomars.de ru .b w w w : tz e N im Infos

” cDougall Sarah Ma Folk”

Udo Lin de Im Frühja nberg macht M h Zeppelin r, als der Panikro ut , Tänzern cker mit ,G fliegend orcheste em r durch D astsängern und dem Pan eutschla Mann im nd tourt ikmer dab e , war ein ei: Hann mierter V es Ro id seine Ka eo- und Musik-D ssacher, renom me ok nis ist de ra konstant im A u-Regisseur, hatt r abendfü e nschlag. Da ll berg auf Tour: De ende Film "Mit U s Ergebu d tschland Roadmo vie im März o Linden201 stage-Au ". Randvoll mit In fn terviews, 2 - Ein tem Um ahmen, Stateme Backfeld nts Bühne, is und natürlich B aus Udos engsild td bislang ü ieser Film dichte ern von der ber den r dran als Vater de zu sehen r deutsch alles, was w en Rockm DVD und ar. usik B aber sch lu-ray erscheine n am 26 on jetzt .O gibt's die als klein Single " ktober, en Da s L e b e machend Vorgeschmack. n" Einen rü en Song hre üb bergs ze ntralen T er eines von Ud nden, Mut hemen: o Linden termach das A en, ist. Die S auch wenn man ufstehen und W eiingle "D g a n z und gar as Leben Oktober. down " erschie n bereits im Udo im N etz: www .udolind enberg.d e

Hingehen Joan Armatrading STARLIGHT Tour

Ein neues Kapitel ihrer Karriere schlägt Joan Armatrading mit „Starlight“, dem 18. Studio-Album seit 1972, auf. War ihre Grammy-nominierte CD „Into The Blues“ (2007), mit dem sie als erste britische Künstlerin auf Platz eins der Billboard-Blues-Charts eingestiegen ist und sich in den Deutschen Charts behauptete, ausschließlich dem titelgebenden Genre gewidmet, so war ihr Folgealbum „This Charming Life“ (2010) dem Rock verschrieben und konnte sich ebenfalls in den Deutschen Charts platzieren.

Gloria Theater

Montag

26.11 2 0 : 0 0 Uh r

Joan Armatrading, deren Name bislang für einen Mix der verschiedensten Musikrichtungen stand, widmet sich mit dem dritten Album Ihrer Genre-Trilogie dem Jazz. Dies allerdings getreu dem ureigensten Verständnis der Sängerin, die mit Songs wie „Love And Affection“, „Show Some Emotion“, „Drop The Pilot“ und „Willow“ bekannt geworden ist.Joan Armatrading ist am 26.11.2012 in Köln im Gloria zu sehen und zu hören. Seconds berichtet natürlich vom Konzert. Infos:VVK: 30,- Euro (zzgl. Geb.) / AK: 35,- Euro Einlass: 19:00 Uhr / Beginn: 20:00 Uhr - www.joanarmatrading.com - www.gloria-theater.com

pArTYS: KANTINE b 20Uhr:  2 ittwoch a arty ab 30 14.11.201 ,  M n ch e o d tw Je it P M r ATION–Die / 20:00 Uh ) MY GENER 1.28.11.12 2 Kulturcafe intritt frei ., 4 lub (7.,1 -E C G se N u U o T H h & LIC mischen ihren dyna it m t b 21 Uhr: 2) il e g b ll ouga  Freitag a .,9.,16.,23.30.11.201 nd atem n u e l d ie Je sp n Sara MacD e rr (2 a it L G IA r C m e E d se P o mer X-NIGHT S Songs, virtu der Newco ATIStimme als zene r e d n hr: GENER e b u ra g ab 22 U musik S ta m lk s u Fo lb m n a ta e u  S b ch n e Jede Kanadis uzierten D sie T – DISCO selbstprod 9 gelangte 0 0 ONS NIGH 2 s Mit ihrem 2) u a c“ ti n n e a lb tl 24.11.201 A A ., r e 7 Daisy Ch (3.,10.,1 „Across th der Singer-/Songwrite azin a Dienstag, p m a n n LMArKT ag 06. N  & TröDE in die Top Te kanadisches Musikm der IK B S ILL EVAN ovember 2012 | 20 U  M 2 .1 n in e 1 E in :00 .1 D S - »Soulg s. e 8 o „ re !! n  1 h n i! .: in erstag, 22 So wed des Ja itt fre rass« .11.2012 Uhr – Eintr eborene Sch edischen Exporte g 8 K -1 ie u 1 d 1 lt C te n u a n o fe rc n v afe Lichtu / 20:00 Uh na Donnersta schw r ng - Eintr g, 08. Nov chendsten IES: um „The itt frei emb vielverspre LUB pArT ktuelles Alb August p  C a eter pro r D 0 r ih 5 A T Y ch U u O A . B tschka - » er 2012 | 20:00 “ M A im a it n b LL e b P A n ia ie r: n h ch o seit A ,  U rs Ko L e " 1 o , P  2 o eter Prots pstation u  ab olg. nes Alive“ hat sich D chka- Kind nzert«  nd Ihrem Samstag Greatest O durchschlagender Erf aisy Chap C red Spirits" G 2 D e .1 sa R 1 e ng lease ma n ein list“ in de 3.11.& 17.1 2011, war n letzten Ja als „Female VocaIC N O R T C hren durch  ELE Touren in g: 22 Uhr: Europa ein in Freitag, 09 e Eigenstä tensives r 4.Samsta .2012 . No e beitet. „Sh d Je 1 ndigkeit e .1 ameless W E 4 nesco re vember 2012 | 20:0 2 IC rarinter“ – ih 0 Album, ist -Imagine DY MUS O B r n d - »Kon ein ehrlich zert« er und sch eues über das n öner ich Samstag, 10. N gung eine t zu Hause sein und Bericht s Traums. A d e usstellun ovember 2012 | 18 r V erfolOb es ein :00 ches die b g: KUNST Lied ist, w itterkalten  ZÜNDET elWinter in beschreib Europa t, w Mittwoch , 28. Nove schwarzhu ährend man alleine mber 201 reist oder morige Ge heinrich 2 | 20:00  von  schichten Pech verfo über vom lgte Reise K a ln e in   n - die Lie Chapman der vo `s ne & KAhIB A als auch w uem Album sind so n Daisy wohl klug underschö » Konzert« , n geschrie ten unbed be ingt live e rlebt werd n und sollen.


seconds

32 | Musik

szene, kulturen, temperamente

VIZA MultiKultiRock aus den USA Show me the way to the next whisky bar - oh don`t ask why!

INTERVIEW: DIRK CONRADS wenn  Musiker  unterschiedlicher  herkunft und  Kultur  aufeinander  treffen,  kann  das sehr spannend werden. So auch im Fall der US-amerikanischen Band VIZA. Die Bandmitglieder spielen zum Teil auf Originalinstrumenten  ihrer  heimatländer.  Ihre  Musik  ist energiegeladen und verschmilzt mit rhythmus  und  Traditionen  aus  dem  Mittleren Osten  und  den  modernen  Elementen  der rock-Musik und des heavy Metals. VIZA (früher VISA) wurde 2004 von K`noup Tomopoulos,  dem  Sänger  und  Gitarristen  der  Band gegründet.  K`noup  hatte  die  ersten  Ideen zum Bandprojekt "VIZA" schon im Jahr 2000. VIZA leitet sich von Visum ab und betont den multikulturellen Aspekt und die musikalische reichweite der Band.  Seconds traf Andrew Kzirian und Chris Daniel von VIZA im Kölner Underground, kurz vor dem Start der Europa-Tournee von Serj Tankian (System Of A Down), mit dem sie zusammen unterwegs sind. promo-Zwischenstopp in Köln Seconds: Ihr seid in Köln auf Zwischenstopp für eure Promotion und fahrt morgen zum Tourauftakt nach London. Bevor wir euch die Ausreisegenehmigung erteilen, haben wir noch ein paar Fragen an euch. Wie habt ihr euch in den USA kennen gelernt und seid ihr dort geboren? Andrew: Viele von uns sind in den USA geboren, aber einige sind auch aus ihren Heimatländern in die USA gegangen, als sie sehr jung waren. Wir haben uns alle in Los Angeles getroffen. Das passiert, wenn man mit anderen Musikern arbeitet oder in anderen Bands spielt. Armenische Kultur wird erhalten Seconds: Ist es sehr schwierig, mit Migrationshintergrund in den USA zu leben? Chris: Viele Armenier leben hier und es ist anderes als zu Hause. Wir versuchen, die armenische Kultur hier in den USA zu erhalten. Seconds: Meinst du, es ist einfacher in Europa? Chris: Aus unserer Erfahrung, ja. Besonders was unsere Musik betrifft. Die Europäer sind viel offener in vielen Dingen. Andrew: Die USA ist ja offensichtlich durch Emigranten aufgebaut worden. Das ist die Basis oder die Grundlage der USA. In den USA gibt es viele multikulturelle Aspekte in der Gesellschaft, aber sie bringen es anders zum Ausdruck.

Seconds: Was ist die Idee hinter eurem Bandnamen? Andrew: Die Idee ist das, was wir schon gesagt haben. Das Multikulturelle in der Band. Jedes Bandmitglied hat ja eine andere Herkunft, andere kulturelle Einflüsse und Traditionen. Das wollen wir vereinen. Die Band ist wie ein großes Mosaik mit all diesen unterschiedlichen Aspekten. Das hörst du in den Songs, die wir spielen. Und natürlich die tradi-

tionellen Instrumente, die wir spielen. Wir haben auch viele musikalische Einflüsse von den Bands, die wir selber hören. Und der Name VIZA ist Programm. Wir benutzen ihn als eine Art Audiopassport. Das betont die Reichweite der Musik. Traditionelle wurzeln und Instrumente Seconds: Eure traditionellen Instrumente machen euch ja bekanntlich aus. Wie schwierig ist das, all diese musikalischen Wurzeln unter einen Hut zu bringen? Andrew: Das ist lustig. Du stellst die Frage und hast genau die beiden da, die diese Instrumente spielen. Ich spiele die Oud und Chris die Duduk. Wir spielen diese traditionellen Instrumente in einer sehr innovativen Art und Weise. Wir machen Sachen mit den Instrumenten, die noch keiner vor uns gemacht hat. (lacht) Wir spielen halt Rock-Musik mit diesen Instrumenten. Seconds: Eure Musik ist ja in vielen Belangen überhaupt nicht kommerziell. Wie sehr ihr das? Andrew: Darüber haben wir uns keine Gedanken gemacht. Die letzten beiden Alben haben ja den Weg gezeigt, den wir betreten haben. Wir vermischen Hard-Rock mit Elementen der Zigeunermusik und Elementen der Musik aus dem Mittleren Osten und Heavy Metal. Ob das kommerziell ist oder nicht, überlassen wir unseren Fans. Die scheinen das auf jeden Fall zu mögen. (lacht) Seconds: Kommen wir mal zu den Live-Shows. All diese verschiedenen Instrumente abzumischen, stelle ich mir total schwierig vor. Wie schafft euer Tontechniker diesen Job? Ist er kurz vor dem Burn-Out? Chris: Nein, wir sind sehr glücklich mit ihm. Er muss uns persönlich und musikalisch verstehen. Wenn wir ihn mal nicht dabei haben und uns auf die Techniker der jeweiligen Location verlassen müssen, kann es schon mal kritisch bei uns werden. (lacht) Seconds: Wie viele Musiker seid ihr aktuell in der Band? Chris: Wir sind sieben. Wir waren mal neun, aber zwei Bandmitglieder haben uns vor einem halben Jahr leider verlassen. Show me the way to the next whisky bar oh don`t ask why! Seconds: Ihr habt einen "Doors"-Song gecovert und als Single herausgebracht. Was war der Auslöser für "Alabama Song (Whisky Bar)"? Andrew: Oh ja, die Doors. Viele von uns haben die Doors gehört und sind mit ihnen aufgewachsen. Die Doors haben ja schon andere Bands und Musiker beeinflusst. Die haben ihre Zeichen in der Musik auf der ganzen Welt gesetzt. Und der Alabama Song ist ein Klassiker. Das ist ein Song zum Chillen. Wir haben ihn in den VIZA - Stil umgesetzt. Wir haben den Groove und das Arrangement geändert. Seconds: Der Song ist schneller geworden. Andrew: Oh ja. Du musst dir anschauen, was Chris bei dem Song live macht. (lacht)

Außerdem haben wir ein bisschen Elektronik in den Song gepackt. Das war ein cooles Experiment für uns. Mit einem bisschen Dubstep in einigen Sektionen. Seconds: Welche musikalischen Einflüsse, speziell in der Rock-Musik habt ihr? Chris:  ich bin mit den Klassikern aufgewachsen. Doors, Deep Purple, Led Zeppelin, Rush, Pink Floyd. Irgendwann habe mich dann mit den moderneren Bands beschäftigt. Wie Tool, Rage Against The Machine oder System Of A Down. Natürlich auch armenische Musik. Andrew: Rage hat uns sehr beeinflusst. Die haben wirklich eine sehr "powervolle" Botschaft in ihrer Musik, wie "Freiheit ist wichtig" oder "steh` auf für deine Rechte". Diese Kombination mit ihrer wirklich harten Musik bleibt haften. harakiri-Tour 2012 Seconds: Jetzt seid ihr mit Serj Tankian auf Tour. Wie kam das zustande? Habt ihr ihn angerufen und gefragt? Andrew: (lacht) Nein, wir sind schon seit Jahren mit Serj befreundet. Er kam irgendwann mal zu einem Konzert unserer Band und fand das sehr interessant. Wir tourten schon vor zwei Jahren mit ihm und er ist

der Produzent unseres letzten Albums. Er hat schon Songs mit uns gesungen und wir arbeiten gerne mit ihm. Als er seine aktuelle Tour plante, hat er uns gefragt, ob wir mit ihm auf Tour gehen. Das hat uns sehr gefreut und wir waren echt stolz. Seconds: Wo ist es einfacher zu spielen? In den USA oder hier? Chris: Einfacher kann man schlecht sagen. Die Fans in Europa können besser mit unserer Musik umgehen. Sie sind viel offener, wie ich vorhin schon sagte. Sie sind viel freier als in den USA und ich fühle mich in Europa halt zu Hause. Unsere Live-Shows sind so energiegeladen. Du musst das sehen. Und die Fans hier in Europa gehen da voll mit. Seconds: kommt ihr noch mal nach Köln? Andrew: Wir waren schon hier. Im E-Werk und auch hier im Underground. Die nächste Show ist in Oberhausen. Aber wir spielen bestimmt wieder in Köln. Seconds: Und eure Zukunftspläne? Andrew: Noch mehr touren und noch viel mehr Songs schreiben. (lacht) Seconds: Ja hoffentlich. Vielen dank euch beiden für das Interview.

Königlicher Klang Jay Alexander und das Royal Philharmonic Orchestra mit klassischen Weihnachtsliedern auf einer Solo CD - (VÖ 01.11.2012) Adventszeit, Ankunftszeit. Mit einer Eigenproduktion von vierzehn klassischen Weihnachtsliedern kommt der Tenor Jay Alexander in Begleitung des Royal Philharmonic Orchestra, London, auf den Markt. Jay Alexander, der im Dezember auf großer Marshall & Alexander Weihnachtstournee in Deutschlands Kirchen zu hören ist, hat sich für die Produktion, die in London und im badischen Karlsdorf eingespielt wurde, eine kreative Auszeit von den Tourneevorbereitungen genommen. Jay Alexander zu dem Impuls für sein neues Soloalbum: „Die klassischen Weihnachtslieder sind in ihrer Ursprünglichkeit und damit auch in ihrer fröhlichen Feierlichkeit eigentlich kaum von einer modernen Komposition zu übertreffen.“ Immer wieder erscheinen neu komponierte Weihnachtslieder, die versuchen, alltägliche und beliebige Befindlichkeiten „weihnachtlich“ zu thematisieren, wie unzählige andere Popsongs auch. Einige wenige davon haben sich auch schon seit Jahrzehnten Stammplätze als moderne Weihnachtslieder in den Repertoires und Playlisten gesichert. Neben dem weltberühmten Londoner Orchester begleiten der Chor des Staatstheaters Karlsruhe, der Knabenchor Cantus Juvenum Karlsruhe, Gaby Kiessling (Zither), Marc S. Baute (Gitarre) und Uwe Kesselbach (Mundharmonika) den Tenor Jay Alexander. Der Sänger verkörperte bereits zahlreiche Partien an verschiedenen Opernhäusern und sorgt mit Marshall & Alexander seit mehr als zehn Jahren deutschlandweit für ausverkaufte Häuser. Das Album mit den vierzehn klassischen Weihnachtsliedern „Weihnachten mit Jay Alexander und dem Royal Philharmonic Orchestra“ kommt am 1. November 2012 in den Handel. Mit in den Vertrieb soll die gehobene Gastronomie eingebunden werden. Dazu Jay Alexander: „Bald beginnt die Adventszeit. Eine Zeit der Beschaulichkeit, der inneren Einkehr, des stillen Genießens. Eine Zeit der Düfte und Aromen, die ganz selbstverständlich diese fröhliche Stimmung verkünden. Aber auch eine Zeit der warmen, ebenso heiteren wie besinnlichen Klänge. Eine Zeit, für die man sich Zeit nimmt.“


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