Place 2.5, 9/2014

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EDITORIAL No 9/14

Sedus

Willkommen im Sedus Place 2.5 „Utopie ist die Wahrheit von morgen“, sagte Victor Hugo einmal treffend – auch wenn heute Begriffe wie „Utopie“ und „Vision“ deutlich abgedroschen sind und für zu vieles herhalten müssen. Natürlich müssen wir mit beiden Beinen auf dem Boden in der Realität verwurzelt sein, dem Lauf der Dinge standhalten. Aber immer wieder bedarf es außerdem der Zeit, in sich zu gehen, visionär zu sein, Entwicklungen zu antizipieren – vorauszuschauen. Denn für unternehmerisch Handelnde lautet die Herausforderung, der Welt von morgen den Weg zu bereiten. Wie man neue Wege in der Architektur beschreiten kann, dabei aber die Ästhetik des Bewährten und Traditionellen nicht verlassen muss, zeigt der japanische Architekt Terunobu Fujimori mit seinen Gratwanderungen und Experimenten. Der Weltkonzern Vodafone setzte mit zwei neuen europäischen Hauptsitzen in Düsseldorf und Mailand Meilensteine in der Verbindung von „Green Building“ und modernen Bürokonzepten für Tausende von Mitarbeitern um – orientiert an den Kriterien eines „Place 2.5“. Wo neue Arbeitsweisen hinführen können und welche Anforderungen in puncto Führung und Verantwortung entstehen, ist Thema des Beitrages „Zukunft der Arbeit“. Kommunikation im virtuellen Raum, der Trend zum Sharing sowie das Phänomen „Coworking Spaces“ und flexibel gestaltbare Arbeitsumfelder sind Themenschwerpunkte, die uns in diesem Magazin beschäftigen. Endpunkt dieser Ausgabe mit vielen internationalen Aspekten bildet eine Erfolgsgeschichte aus dem Land der aufgehenden Sonne: „Der Suntory-Moment“ erzählt vom unumstößlichen Leitspruch „Yatte Minahare“ des Shinjiro Torii, visionärer Entwickler des japanischen Whiskys und Firmengründer des heutigen Getränkekonzerns Suntory. Viel Vergnügen und Freude bei der Lektüre! Ihr

Holger Jahnke Vorstand Marketing und Vertrieb, Sedus Stoll AG

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PLACE 2.5 No 9/14

Sedus

Der Sedus Place 2.5 Soziologen sagen, unser Leben findet an drei Orten statt:

Place 1 DAS ZUHAUSE Der First Place, unser Zuhause, ist durch die Forderung nach mehr Flexibilität und Mobilität hochgradig gefährdet.

Place 2 DAS BÜRO Der Second Place, der Büroarbeitsplatz, vernachlässigt in der Regel die emotionalen Bedürfnisse der dort arbeitenden Menschen.

Place 2.5 DAS BÜRO DES PRODUKTIVEN WOHLFÜHLENS Indem wir die sinnliche Stimulanz der Third Places in die Büros holen, verwandeln wir funktionale Second Places in inspirierende Bürolandschaften, in denen die Mitarbeiter mehr Sinn, Spaß, Erfolg und Erfüllung in ihrer Arbeit erfahren. Das nennen wir einen „Place 2.5“.

Place 3 DIE FREIZEIT Den dritten Ort, den Third Place, suchen wir auf, um unsere Batterien aufzuladen, in dieser Phase der Ablenkung und Zerstreuung kommen die besten Ideen.

Sedus verpflichtet sich, das Arbeiten im Büro jederzeit zu einem gewinnbringenden Erlebnis zu machen. Zum Wohle der Unternehmen und der Mitarbeiter. Als weltweit agierendes Unternehmen gibt Sedus der Ästhetik von Büroeinrichtungen immer wieder neue Formen und

Entdecken Sie in diesem Film, wie ein Place 2.5 aussehen kann.

der „Lebenswelt Büro“ neue und zeitgemäße Inhalte. Sollte Ihr Arbeitsumfeld noch Optimierungsbedarf aufweisen,

w w w.p l a c e2 p o i n t5. c o m

unterstützen wir Sie gerne mit Ideen für eine neue Bürokultur!

w w w.y o u t u b e. c o m / u s e r/S e d u s S t o l l AG

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INHALT No 9/14

Sedus

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Hoch hinaus

Die beiden neuen Hauptverwaltungen Vodafone Campus in Düsseldorf und Vodafone Village in Mailand sind Ausdruck architektonischen Anspruchs. Beide Male sind die Bürokonzepte im Sinne eines Place 2.5 umgesetzt.

Gratwanderung zwischen Vision und Utopie

Ein Interview mit dem japanischen Architekten Terunobu Fujimori, der einer der eigenwilligsten Baukünstler der Gegenwart ist.

Inhalt 03 Editorial

IDEEN

TATEN

52 Loungeprogramm sweetspot

Eleganter Lifestyle im Büro 04 Der Sedus Place 2.5 26 News, Tipps & Trends 61 Historischer Blick

55 Im Spannungsfeld zwischen Kommunikation und Konzentration

Das modulare Stauraumsystem terri tory

68 Übersicht 58 Mobile Struktur am Arbeitsplatz 70 Impressum, Copyrights und Kontaktdaten

Raumteiler mit viel Leichtigkeit und Flexibilität

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16 Hoch hinaus

Die beiden neuen Hauptverwaltungen Vodafone Campus in Düsseldorf und Vodafone Village in Mailand sind Ausdruck architektonischen Anspruchs. In beiden Fällen ist das Bürokonzept im Sinne eines Place 2.5 umgesetzt.


INHALT No 9/14

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Coworking Spaces

Der Beitrag bietet einen internationalen Überblick über das allgegenwärtige Phänomen einer neuen Form gemeinsamer Büroraumnutzung.

Der Suntory-Moment

Die Geschichte des japanischen Whiskys ist auf der Vision und dem unbedingten Willen ihres Gründers Shinjiro Torii begründet.

WISSEN

38 Haben oder Teilen

Was ist Sharing? 44 Coworking Spaces

Der Beitrag bietet einen internationalen Überblick über das allgegenwärtige Phänomen einer neuen Form gemeinsamer Büroraumnutzung.

KÖPFE

LEBEN

08 Gratwanderung zwischen Vision und Utopie

Ein Interview mit dem japanischen Architekten Terunobu Fujimori, der einer der eigenwilligsten Baukünstler der Gegenwart ist.

28 Die Zukunft der Arbeit

Mehr Freiheiten, mehr Komplexität – wer trägt die Verantwortung? 34 Kommunikation im virtuellen Raum

Telepräsenzsysteme und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft 62 Der Suntory-Moment

Die Geschichte des japanischen Whiskys ist auf der Vision und dem unbedingten Willen ihres Gründers Shinjiro Torii begründet.

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KÖPFE  Gratwanderung zwischen Vision und Utopie No 9/14

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Gratwanderung zwischen Vision und Utopie  Ein Interview mit dem japanischen Architekten  Terunobu Fujimori D a s In t e r v i e w f ü h r t e J u l i a n T rö n d l e

Terunobu Fujimori ist einer der eigenwilligsten Baukünstler der Gegenwart. Den zeitgenössischen Architektur-Zirkus hinterfragt er kritisch – und formuliert ein ästhetisches Gegenbild. Moderne Baumaterialien verblendet er und setzt auf eine emotionale Ästhetik, die der kühlen Formensprache der Moderne antithetisch gegenübersteht. In Europa wurde er bekannt, als sein Werk im Jahr 2006 im Japanischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig gezeigt wurde. Eine Ausstellung in München und erste Aufträge in Europa folgten. Wir sprachen mit dem 68-jährigen Japaner über seine Arbeit und seine Vision von Architektur als Gratwanderung zwischen Realisierbarkeit und Utopie.

Herr Fujimori, bevor Sie – recht spät – als Architekt praktisch tätig wurden, haben Sie sich lange ausschließlich der Theorie gewidmet. Benötigt man ein umfassendes architekturhistorisches Wissen, um als visionärer Architekt versehentliches Zitieren zu vermeiden? Nach meinem Universitätsabschluss in Architekturgeschichte begann ich zunächst in Japan, bald aber auch in ganz Asien, Europa und Amerika historische und zeitgenössische Bauten anzuschauen, die nicht dem landläufigen Geschmack entsprachen. Im Wesentlichen ließen sie sich in zwei Typen einteilen: solche, deren Anblick nur schwer zu ertragen war, oder ungewöhnliche, die aber dennoch

eine solide architektonische Qualität demonstrierten. In die erste Gruppe gehören Bauten von Hundertwasser, in die zweite das „Palais idéal du facteur Cheval“ und die „Watts Towers“ von Simon Rodia. Als Architekturhistoriker suchte ich nach den Ursachen für diese Unterschiede und war so als Architekt in der Lage, einen Weg wie den von Hundertwasser zu vermeiden. Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie dazu veranlasste, doch noch in die Praxis zu wechseln? Zu den Kultplätzen, an denen der urzeitliche Naturglaube Japans besonders inten-

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„Es reizt mich nicht, ein Baumhaus in der Krone eines Baumes zu bauen. Ich möchte Baumhäuser schaffen, die von oben bis unten künstlich konstruiert sind.“ Fujimoris Teehaus „Takasugi-an“, das er 2004 auf seinem eigenen Grundstück erbaute.

siv und anschaulich zu erleben ist, zählt der von der Familie Moriya betreute Suwa Großschrein. Als es um den Bau eines Museums für die Dokumente und Zeugnisse dieser Religion ging, fragte mich Hauptpriester Moriya um Rat. Ich bin in dem Ort, in dem sich der Schrein befindet, geboren und aufgewachsen, mit den Glaubensinhalten vertraut und dem Schreinoberhaupt freundschaftlich verbunden. Da ich schnell feststellte, dass das Gestaltungsrepertoire der Gegenwartsarchitektur nicht mit den Inhalten dieses Glaubens vereinbar war, beschloss ich, diese Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Der erste Punkt Ihres persönlichen Manifests fordert, dass Ihre Entwürfe keinem Werk eines modernen Architekten ähneln dürfen. Gab es trotzdem Vorbilder, deren Werke Sie beeinflusst haben? Als Student habe ich Le Corbusiers „Vers une architecture“ auf Französisch gelesen und war sehr beeindruckt. Gleiches gilt für die Schriften des japanischen Architekten Arata Isozaki. Für die Bauwerke der beiden konnte ich mich allerdings nicht begeistern. Zu den Bauten, die mich bezauberten, gehörten jedoch die von Claude-Nicolas Ledoux und Sei’ichi Shirai. International bekannt wurden Sie vor allem durch Ihre Teehäuser. Sie wirken wie ein Gegenmodell zum Gigantismus in der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts . Worin sehen Sie die Unzulänglichkeiten der zeitgenössischen Architektur? ▸▸



KÖPFE  Gratwanderung zwischen Vision und Utopie No 9/14

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TERUNOBU FUJIMORI Terunobu Fujimori wurde am 21. November 1946 in Chino (Provinz Nagano, Japan) geboren. Während seiner Studienzeit setz-

Die Architektur des 20. Jahrhunderts folgte weltweit einem einzigen großen Thema. Historismus war verpönt, die Gebäude entsprachen facettenreich der Wissenschafts- und Technikgläubigkeit ihrer Zeit. Für das 21. Jahrhundert gibt es bis dato kein übergeordnetes Thema. Jeder Architekt folgt seinem persönlichen Stil. Besonders schmerzhaft empfand ich das beim Anblick des Guggenheim-Museums in Bilbao. Ich habe grundsätzlich nicht vor, ein Gegenmodell zum monumentalen Gigantismus der Gegenwart zu schaffen. Jedoch verschafft eine derartige Architektur eben meist nur dem Architekten allein eine gewisse Befriedigung, während sie den Betrachter selbst nicht zu berühren vermag. Daher sollten die Menschen wenigstens bei meinen Bauten die Freude am Betrachten und Benutzen nicht verlieren.

te er sich ausgiebig mit der Architektur der Moderne und Visionen des zukünftigen Städtebaus auseinander, bevor er 1991 vom theoretischen ins praktizierende Fach

Lebensqualität beschrieben Sie einmal so: „Die Menschen brauchen einen kleinen Park, eine gemeinschaftliche Fläche, um sich zu begegnen und an

Feiertagen draußen zu sein. Sie wollen sich mit ihren Nachbarn unterhalten oder ihre Kinder spielen lassen.“ In welchem visionären Zusammenhang dazu stehen Ihre Teehäuser und deren beengte Raumsituation? Wenn sich Menschen in einem engen Raum begegnen, miteinander sprechen und so eine gewisse Zeit zusammen verbringen, dann können sie vertraut werden. Freundschaften entstehen, wenn Wasser auf einem Feuer gekocht wird und man gemeinsam Tee trinkt. Die Situation erinnert an den Spaß von Kindern, die ein enges Versteck gefunden haben und dort vor den Eltern verborgen zusammen spielen können. Da man sich auf einer solch reduzierten Fläche aber auch oft eingeengt fühlt, benötigt man verhältnismäßig große Fenster, um den Horizont optisch zu erweitern. Sie schufen hauptsächlich Tee- und Wohnhäuser sowie Museen. Wie stellen Sie sich eigentlich die Zukunft des

wechselte. Heute lebt Terunobu Fujimori in Tokio und unterrichtet als Architekt auch am Institut für Industrial Science der dortigen Universität.

Die architektonische Vision, seine Bauten vom Erdboden loszukoppeln, äußert sich immer wieder auch in seinen Arbeiten. Anlässlich einer Ausstellung in seinem Heimatdorf Chino baute Fujimori unter anderem mit den Einwohnern und Kindern des Ortes das „Fliegende Lehmboot“, das er mit Schnüren an seitlichen Pfeilern aufgehängt in der Luft schweben ließ.

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Seine Arbeiten sind auch geprägt von traditionellen, aus heutiger Sicht jedoch recht unkonventionellen Arbeitsmethoden. Für das „Yakisugi-Haus“ (2007) benutze er beispielsweise Zedernholz, das aus Gründen der Holzkonservierung in einem aufwendigen Verfahren angekohlt wurde.

Arbeitens vor? Wie kommt es, dass Sie sich dazu noch nie geäußert haben?

miss, wenn man von der Vision einer „reinen“ Naturarchitektur ausgeht?

Ich würde die Herausforderung gerne annehmen und größere Verwaltungsgebäude entwerfen – wenn eine Anfrage käme. Manche Details würde ich aber lieber meinem Planungspartner überlassen. Jedoch glaube ich, dass meine Architektursprache durchaus auch für größere Bauprojekte geeignet ist, da sie einen starken Eindruck vermittelt.

Ich liebe die reine Naturarchitektur, etwa die Häuser afrikanischer Naturvölker oder japanische Bauten aus Holz, Papier, Erde und Gras. Von diesen Bauweisen kann man zweifellos vieles lernen. Ich will aber keinesfalls eine reine Naturarchitektur schaffen, deren Lebensdauer wegen der leicht verrottenden Materialien stark begrenzt ist. Die Qualität der industriellen Baustoffe, die durch die Wissenschaft und Technik des 20. Jahrhunderts hervorgebracht wurden, ist hingegen ausgezeichnet. Ich empfinde diese Materialien optisch und haptisch aber als kalt und penetrant. So suchte ich nach einer Methode, Wissenschaft und Technik mit warmen und weichen Naturmaterialien „einzuwickeln“. Für mich ist das der

Sie bauen wie andere zeitgenössische Architekten mit Stahlbeton und Edelstahl, verblenden diese Werkstoffe aber anschließend mit Naturmaterialen. Sie nennen dieses Verfahren das „Einwickeln der Wissenschaft in die Natur“. Ist diese Form der Verblendung nicht ein zutiefst unbefriedigender Kompro-

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einzige Weg, um architektonisch das Moderne mit der Natur auszusöhnen. Ein reiner Naturglaube, der moderne Wissenschaft und Technik ablehnt, interessiert mich hingegen nicht im Geringsten. Sie versuchen in Ihren Bauten stets Ressourcen aus dem Umfeld des jeweiligen Ortes zu nutzen und erarbeiten sich selbst auch lokale Handwerksmethoden. Wäre es nicht einfacher, bei bewährten und von Ihnen bereits erprobten Baumethoden und Materialien zu bleiben? Warum versuchen Sie sich immer wieder neu an die lokalen Besonderheiten Ihrer Bauorte anzupassen? Ein Bauwerk ist etwas anderes als ein Auto. Es wird an einem speziellen Ort jeweils als Unikat errichtet. Mir bereitet es großes Vergnügen, aus den örtlich ▸▸


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„Wahrscheinlich entspräche nur ein Bauwerk meinem Ideal von Architektur, das aus dem Boden herauszuwachsen, aber gleichzeitig über der Erde zu schweben scheint.“ Diese utopisch wirkende Vision sei ihm am ehesten mit dem Teehaus Irisen (2010) in Taiwan geglückt, so Fujimori.

Das Historische Museum der Priesterfamilie Moriya ist das erste Werk von Terunobu Fujimori als praktizierender Architekt. Auch hier arbeitete er schon mit dem Verfahren, das er „das Einwickeln der Wissenschaft in die Natur“ nennt. Dabei benutzt er moderne Materialien wie Stahlbeton, verblendet diese Elemente aber anschließend mit traditionellen Baustoffen.

vorhandenen Materialien und Techniken mit den Handwerkern die zu verwendenden Baustoffe auszuwählen und die Konstruktion sowie die Form zu bestimmen. Ich habe große Freude an dieser Methode, die einer Jagdleidenschaft ähnelt. Ohne sie wäre mir das Arbeiten undenkbar. Sie gelten als weltweit einziger surrealistischer Architekt. Salvador Dalí antwortete einst auf die Frage seines Zeitgenossen Le Corbusier, wie er sich die Architektur der Zukunft vorstelle, sie werde „weich und haarig“ sein. Manifestiert sich diese Vision in Ihrer Architektur? Ob meine Architektur surrealistisch ist oder nicht, das kann ich nicht beurteilen. Ich schätze die surrealistischen Arbeiten von De Chirico (Hauptvertreter der Pittu-

ra metafisica, wichtigster Vorläufer des Surrealismus, Anm. d. Red.) und Yves Tanguy, die von Dalí eher nicht. Allerdings empfinde ich Sympathie für seine Idee einer weichen und behaarten Architektur. Übrigens ist mein europäischer Lieblingsmaler Pieter Bruegel d. Ä. Letzten Monat besuchte ich Antwerpen, um mir dort sein Gemälde „Die tolle Grete“ anzusehen. Ich war ungemein ergriffen. Damit habe ich nun fast alle Bruegel-Bilder der Welt gesehen. Ihr Kollege Toyō Itō bezeichnete Ihre Werke als Architektur, die ihre Wurzeln nicht in der Erde hat, sondern aus einer anderen Welt kommt, um sanft an genau dieser Stelle zu landen. Die Vision, Ihre Bauten vom Boden loszukoppeln, ist in vielen Ihrer Arbeiten erkennbar.

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Worin besteht für Sie der Reiz einer vom Erdboden losgelösten Architektur? Als mein Erstlingswerk, das Historische Museum der Priesterfamilie Moriya, fertig gebaut in der unbepflanzten Umgebung stand, wirkte es, als wäre es nicht mit dem Boden verbunden. Es sah wie ein Modell mit den Ausmaßen des Originals aus – und ich war entsetzt. In diesem Moment erkannte ich, dass auch mein Bauwerk ein vom Boden abgeschnittenes, künstliches Objekt war. Als dann Toyō Itō diese Bemerkung in Bezug auf mein Akino Fuku Museum (Museum für klassische japanische Malerei, erbaut 1997 in Tenryu-ku, Anm. d. Red.) machte, hatte ich deshalb das Gefühl, durchschaut worden zu sein. Ich war voller Bewunderung für seinen Scharfblick. ▸▸



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Der Namensgebung seiner Werke liegt oft ein gewisses Augenzwinkern zugrunde. Über das schwimmende Teehaus „Bo- chabune“sagt Fujimori beispielsweise: „Der Name des Schiffes bedeutet ‚Das Boot, in dem man den Tee vergisst!’. Dies rührt daher, dass man, wenn etwas Wind bläst, beständig rudern muss, um nicht in die Uferböschung zu treiben. Es bleibt daher keine Zeit zum Teetrinken.“

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BUCHVERÖFFENTLICHUNG Terunobu Fujimori Anlässlich einer Ausstellung im Münchner Museum Villa Stuck entstand die vorliegende Dokumentation in deutscher und englischer

Seither lege ich großen Wert auf eine behutsame Verbindung meiner Bauten mit dem Boden, um so den Eindruck zu erwecken, die Bauten seien aus ihm emporgewachsen. Andererseits war ich auch immer fasziniert von Gebäuden, die vom Boden losgekoppelt im Raum schweben. Ich will mich also zugleich dem Himmel als auch der Erde zuwenden. Weshalb ich diesem bipolaren Ansatz folge, kann ich jedoch selbst nicht genau sagen. In letzter Konsequenz ist Ihnen ja auch das Vorhaben, Ihre Architektur vom Erdboden loszukoppeln, noch nicht geglückt. Fast könnte man glauben, Sie seien immer auf der Suche nach utopischen Ideen, bei denen Sie eigentlich nur scheitern können. Zum Beispiel sagten Sie, dass auch die Idee einer „grünen Architektur“, in der sich Pflanzen und Architektur in einem Objekt vereinen, von Ihnen nie zufriedenstellend umgesetzt worden sei. Wahrscheinlich entspräche nur ein Bauwerk meinem Ideal von Architektur, das aus dem Boden herauszuwachsen, aber zugleich über der Erde zu schweben scheint, auch wenn sich das im Prinzip widerspricht. Aber für kurze Momente kann es gelingen. Ein alter Freund sagte mir, dass mein auf fünf Bambusstangen errichtetes Teehaus Irisen in Taiwan an einem regnerischen Wintertag genau so gewirkt haben soll. Die Szene wirkte, als wäre sie einem Traum entsprungen, und er habe das Haus zwei Stunden lang unverwandt betrachtet.

Sprache. Das Buch bietet einen aktuellen Überblick über das Gesamtwerk des japanischen Architekten. Verlag Hatje Cantz ISBN-10: 3775733221 ISBN-13: 978-3775733229

Auf Fotos aus der Bauphase wirkt es zuweilen, als ob Sie bei gemeinschaftlichen Happenings auf den Austausch mit Projektbeteiligten setzen. Fließen in Ihre Bauten Anregungen aus dem Umfeld ein? Bei meinen Projekten ist alles bis ins letzte Detail von mir lange vorher geplant. Da kann man die Ideen der Projektteilnehmer nicht berücksichtigen. Die Mitarbeiter auf der Baustelle wollen am Bauprozess beteiligt werden – nicht am Entwurf. Sie haben sich immer wieder mit dem Städtebau der Zukunft beschäftigt. So entwarfen Sie 2007 etwa einen Stadtplan von Tokio für das Jahr 2107. In einem Endzeitszenario ließen Sie die Stadt aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels vollständig überschwemmen. Wie beurteilen Sie rückblickend diese Vision, jetzt, da sie durch die jüngsten Ereignisse der Tsunamikatastrophe im Jahr 2011 beinahe prophetische Züge angenommen hat?

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Dass sich ein auf die Zukunft bezogenes fiktives Szenario in der Realität ereignete, empfand ich als sehr beängstigend. Zum Thema Zukunftsentwurf der Stadt existiert für mich bisher immer noch nichts, was die Ideen der Architektengruppe Archigram aus den 1960er Jahren übertrifft. Ihr Ansatz hat mich während meiner Studienzeit sehr stark beeinflusst. Aber irgendwann werde ich ihn schon noch überbieten. ◆


Hoch hinaus   Vodafone Campus in Dßsseldorf Vodafone Village in Mailand


TATEN  Hoch hinaus No 9/14

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Vo n Jo a c h im G o e t z

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Vodafone mit der Architektur seiner neu gebauten Hauptverwaltungen in Deutschland und Italien vor allem und besonders hoch hinaus wollte – um möglichst weit oben Mobilfunkantennen zu stationieren. Aber die Vision war eine andere: Verwirklicht wurden ehrgeizige architektonische Konzepte, LEED-zertifizierte „Green Buildings“ und moderne Bürokonzepte – orientiert an den Kriterien eines Place 2.5.

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Eine Sonderlösung stellen die hochgestellten Benches des Systems invitation dar. Mitarbeiter können hier in unterschiedlichen Haltungspositionen arbeiten: sitzend an der Counterstuhl-Variante von open mind oder stehend. Eine Fußreeling ermöglicht zusätzliche Abwechslung.

D

ie schiere Höhe der Komplexe in Düsseldorf und Mailand sticht ins Auge. Der markante Turm des Vodafone Campus in Düsseldorf besitzt einen elliptischen Grundriss und ist mit 75 Metern eine weithin sichtbare Stadtmarke auf dem linken Rheinufer. Die Architektur des Vodafone Village in Mailand ist extrovertierter – was auch konstruktive Gründe hat – und insgesamt monumentaler. An beiden Orten ließ sich der Telekommunikationskonzern Vodafone als späterer Mieter von einem Immobilieninvestor ein maßgeschneidertes GebäudeEnsemble bauen, das auf Jahrzehnte gemietet und von einem speziellen Developer errichtet wurde.

Stadt in der Stadt Ähnlich sind die städtebaulichen Grundlagen. Beide Komplexe entstanden auf ehemaligen industriell genutzten Baugrundstücken in Randbezirken der inneren Stadt und sind verkehrstechnisch sehr gut erreichbar. In Düsseldorf bebaute man das ehemalige Gelände der Gatzweiler Brauerei, in Mailand wurde ein Grundstück an der Via Lorenteggio gefunden. An beiden Orten schufen die Architekten eine von Gebäudeteilen gerahmte grüne Plaza. Ebenso sorgen unterschiedliche Bauhöhen im Komplex für eine lebendige architektonische Gestaltung. In Düsseldorf akzentuiert ein dreieckiger Platz den Campus. Umschlossen wird er

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von sechs- bis neungeschossigen Gebäuderiegeln sowie dem 19-geschossigen Hochhaus. Horizontal gegliederte Fassaden mit außenliegenden Verschattungselementen aus gelochten Aluminiumblechen verleihen dem Ensemble eine homogene Erscheinung, wobei die Fassadenbänder versetzt angeordnet sind, um eine Verzahnung mit den Nachbarbauten zu erzielen. Beim Entwurf des Village in der Lombardei hatten die Architekten das Bild einer kleinen Stadt mit der Atmosphäre historischer Plätze vor Augen, verwendeten zum Bau jedoch moderne Baumaterialien. Auch hier öffnet sich innerhalb des Ensembles ein zentraler Platz, der wie am Niederrhein die Nachbarschaft einlädt.


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VODAFONE CAMPUS DÜSSELDORF Regelgeschoss Hochhaus

❶ Open Space Büro ❷ Erschließungszone ❸ Gebäudekern mit Aufzügen, Nebenräumen ❹ Mittelzone mit Nebenräumen ❺ Rückzugsraum ❻ Meeting ❼ Anschließende Büroflächen

INFORMATIONEN UND ZAHLEN ZUM PROJEKT

im 4. Obergeschoss

Architekten:

HPP Architekten, Düsseldorf 0m

20 m

Fertigstellung:

Dezember 2012 Grundstücksfläche:

ca. 26.000 m2 Bruttogeschossfläche:

ca. 86.000 m2 Baukosten:

ca. 300 Mio. Euro

Lageplan

N

❶ Hochhaus ❷ Büroflächen ❸ Zentrale Grünzone ❹ Kindergarten ❺ Schnellstraße

Mitarbeiter:

rund 5.000 Zertifizierung:

LEED Gold, angestrebt Verwendete Büromöbel von Sedus:

• Schreibtisch temptation c und 0m

20 m

temptation twin mit elektrischer Höhenverstellung • temptation high desk • invitation bench, hochgestellte Sonderlösung • grand slam Rollladenschränke • Rollcontainer

Kindergärten für die Work-LifeBalance

sem Town-in-Town-Konzept ebenso ab wie Gastronomieangebote.

Der Work-Life-Balance der Mitarbeiter wird an beiden Orten mit einem umfassenden Service-Angebot Rechnung getragen. Den 2.800 Mitarbeitern in Mailand erleichtern ein Kindergarten und diverse Einrichtungen des täglichen Bedarfs das Leben. In Düsseldorf können Vodafone-Mitarbeiter das Fitness-Studio im Campus kostenlos nutzen. Eine Kindertagesstätte ermöglicht Eltern, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen. Friseur, Reinigung, diverse Cafés und ein großes Betriebsrestaurant sowie ein Gesundheitszentrum runden das Angebot in die-

Auch das Grünkonzept soll an beiden Orten mit begrünten Flächen, Brunnen und intelligenten Bewässerungssystemen zur Steigerung des Wohlfühlfaktors beitragen. Die bepflanzten Flachdächer sorgen für ein besseres Mikroklima, da die Luft und das langsamer abfließende Regenwasser gereinigt werden. Die gesamte Fläche wirkt als thermischer Isolator und sorgt für eine bessere Wärmedämmung und damit für ein angenehmeres Klima in der darunter befindlichen Etage. Das abfließende Regenwasser wird gesammelt, gesäubert und zur Bewässerung der Gärten verwendet. ▸▸

• Akustikbilder mooia • Drehstühle black dot • Counterstühle open mind

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„Vodafone-Rot“ wurde bei der Möblierung dezent eingesetzt. Die Kissen auf den Containern bieten eine Sitzgelegenheit für spontane Besprechungen.

BAUHERRENSTATEMENT

Was war der Grund für den Bau des Vodafone Headquarters?

ZUM VODAFONE CAMPUS, DÜSSELDORF

Wir wollten mit der Konzentration aller Düsseldorfer Vodafone-Standorte Synergieeffekte erzielen.

Hendrik Grempe, Head of Property Management bei Vodafone Deutschland

Wie sieht die architektonische Gestaltungsphilosophie, das Corporate Design, von Vodafone aus? Architektur ist ein repräsentativer Baustein unserer Unternehmensidentität. Für Vodafone besitzt der neue Campus, eines der modernsten Bürogebäude Europas, weltweit Vorbildcharakter. Der „Vodafone Way“ wird hier von den Mitarbeitern in unserer Unternehmens- und Alltagskultur gelebt.

Welche Anforderungen stellten Sie an die Arbeitsplätze? Welche Ideen wurden diskutiert und umgesetzt? Am Vodafone Campus leben wir den „Arbeitsplatz der Zukunft“ als echten Ausdruck unserer Unternehmenskultur. Die Arbeitsplätze sind hell, offen und müssen selbstverständlich alle funktionalen Bedürfnisse befriedigen. Die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander ist uns sehr wichtig. Aus dieser Überzeugung resultierte der „Open Space Ansatz“. Für unsere „Desk Sharing

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Die akustisch wirksamen Bilder mooia können mit unterschiedlichen Motiven bedruckt werden. Sie wurden in Düsseldorf in allen Arbeitsräumen zur Schallabsorption eingesetzt.

Policy“ – jeder Mitarbeiter sucht sich jeden Tag einen neuen Arbeits-

tes und stilles oder kohlensäurehaltiges Wasser kommt. Das schont

platz – müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Das beginnt

nicht nur den Rücken, sondern auch die Umwelt, da das „Schleppen

mit der IT-Ausstattung, geht über höhenverstellbare Schreibtische bis

der Wasserkästen“ wegfällt.

hin zur Ausstattung unserer Mitarbeiter mit Notebooks und Handys.

Welche Überlegungen führten zum Einsatz von Sedus Büromöbeln?

Welche zukunftsweisenden Ideen und Techniken wurden eingesetzt?

Sedus ist eine sehr gute hochwertige Marke, deren Produkte sehr gut

Alle Ideen können hier nicht aufgezählt werden. Aber eine heraus-

zu unseren Wünschen passen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns

ragende Bedeutung haben Umweltaspekte. Außerdem fallen beim

das Gesamtangebot ausführlich angeschaut und auch mit anderen An-

Betreten des Vodafone-Towers die großen digitalen Wände auf, die

geboten verglichen. Es gibt eine Vielzahl guter Anbieter, aber letztend-

jederzeit mit Themen, Bildern und Videos bespielt werden können.

lich haben die Qualität der Möbel, insbesondere der Stühle, sowie das

Auch die Buchung von Räumen kann nun jeder Mitarbeiter über sein

gute Preis-Leistungs-Verhältnis den Ausschlag für Sedus gegeben.

Outlook-Programm vornehmen – am entsprechenden Raum wird dies haben innenliegend keine Tastaturen für die Wahl des Stockwerks

Konnten Sie auch für sich persönlich einen „Gewinn“ verbuchen?

mehr. Dieses wird schon vor dem Betreten des Fahrstuhls gesteuert.

So ein „Once-in-a-lifetime-Projekt“ leiten und koordinieren zu dürfen,

„Denkende“ Beleuchtungen merken, ob Menschen im Raum sind und

ist zwar mit sehr viel Arbeit verbunden, machte mir aber auch sehr

wie die Helligkeit im Raum ist. Oder noch eine spannende Sache: Wir

viel Spaß.

mit Rot (besetzt) und Grün (frei) markiert. Die Fahrstühle im Hochhaus

haben in den Teeküchen Wasserhähne, aus denen gefiltertes, gekühl-

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VODAFONE VILLAGE MAILAND Regelgeschoss

INFORMATIONEN UND ZAHLEN ZUM PROJEKT

❶ Open Space Büro ❷ Erschließungszone ❸ Pausenzone ❹ Temporäres Arbeiten ❺ Meeting ❻ Gebäudekern mit Aufzügen, Nebenräumen

Architekten:

Gantes und Morisi (PRP architettura), Mailand Innenarchitektur:

Studio Dante O. Benini & Partners / Architects, Mailand Fertigstellung:

Frühjahr 2012 Grundstücksfläche:

ca. 63.000 m2 Bruttogeschossfläche:

ca. 67.000 m2 Bürofläche:

31.000 m2

Exemplarische Grundrisssituation. Wie der Bug eines Schiffes laufen die schmal geschnittenen und leicht geschwungenen Gebäudeteile aufeinander zu.

Baukosten:

ca. 300 Mio. Euro Mitarbeiter:

ca. 2.800 Zertifizierung:

LEED Gold, angestrebt Diverse Sonderflächen wie Photovoltaic Garden:

800 m2 Auditorium/Vodafone Theater:

380 Sitze Ausbildungszentrum:

9 Säle Verwendete Büromöbel von Sedus:

• temptation c • temptation four • Rollcontainer • grand slam Rollladenschränke • relations Benchsystem • Drehstühle netwin • Konferenzstühle open up, silent rush, netwin • Konferenztische no limits

Das Green-Building-Konzept in Mailand Für das Green-Building-Konzept mit einer angestrebten LEED-Zertifizierung in Gold wurde in Mailand unter anderem eine raffinierte zweischalige Fassade ausgetüftelt, die das extrovertierte Äußere bestimmt. Die Außenhaut besteht aus Klarglas und erlaubt so den Mitarbeitern den Durchblick. Gleichzeitig bietet sie aber auch Sonnenschutz, da sie doppelt belüftet ist und elektrisch steuerbare Jalousien besitzt. So werden die natürlichen Lichtbedingungen erhalten. Im Winter sorgt die tiefer stehende Sonne für eine stärkere Einstrahlung und eine Reduktion der Heizkosten. Im Sommer reduziert sich der Kühlungsbedarf. Für die geschlossenen Teile der Außenwände wurde photokatalytischer, selbstreinigender Beton verwendet. Das Material nimmt auf der Oberfläche Schadstoffe aus der Luft auf und bindet sie vorübergehend. Beim nächsten Regen werden sie wieder

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herunter gewaschen. Auch dies erinnert an alte italienische Städte – nur dass der aggressive Staub, der sich in den teils porösen historischen Natursteinen absetzt, diese mit der Zeit zerstört. Auch die Klimatisierung durch kaltes und warmes Wasser, das je nach Wetterlage durch die Anlage fließt, ist Bestandteil des umfassenden Mailänder Nachhaltigkeitskonzepts. Den Strom, mit dem das Gebäude beleuchtet wird und die Pumpen für die Bewässerung der Grünflächen betrieben werden, produziert ein Photovoltaik-Garten. Technisch geregelt wird der Komplex über 60.000 Sensoren, die das Gebäude und seine Umgebung überwachen.

Energetisches Konzept in Düsseldorf Im nördlich der Alpen gelegenen Düsseldorf wird mit Fernwärme und einem mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerk geheizt. Über Absorption wird im Sommer entstehende Abwärme zum Kühlen ▸▸


International inspirierte kulinarische Raffinessen bietet die architektonisch anspruchsvoll gestaltete Kantine.

Was war der Grund für den Bau des Vodafone Village? Mit einem zentralen Campus wollten wir die Produktivität steigern, durch Flächeneffizienz die Kosten reduzieren. Nebenbei gewinnen wir Flexibilität,

BAUHERRENSTATEMENT

können besser arbeiten und sorgen für weniger Emissionen.

ZUM VODAFONE VILLAGE, MAILAND

Gianbattista Pezzoni, Head of Property Management bei Vodafone Italia

Gibt es ein internationales Corporate Design von Vodafone? Wie macht sich dieses in Mailand bemerkbar? Der Vodafone Konzern ist in etwa 50 Ländern aktiv. Es gibt Richtlinien zur räumlichen Basis und zum Look & Feel, welche die regional üblichen Arbeitsplatzstandards berücksichtigen. Zu unserem Setting – eine Schlüsselkomponente für das Look & Feel und das Schaffen der Vodafone-DNA – gehören Klarheit in der Formensprache, Kontrast und Balance sowie ergänzende Farben. Wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang mit der Farbe Rot. Die Möbel zeichnen sich durch Klarheit in der Form aus, durch Flexibilität und ergonomische Features. Sie unterstützen Kontakte und fördern die Zusammenarbeit. Die globalen Vodafone-Richtlinien für Architektur und Innenarchitektur wurden geschaffen, während einige Ländergesellschaften wie Italien und Deutschland ihr Headquarter-Projekt entwickelten. Wir inspirierten uns am Vodafone Markenstrategiebuch, das wir für Anzeigenkampagnen und die Gestaltung von Geräteverpackungen heranziehen.

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TATEN  Hoch hinaus No 9/14

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Separierbarer Konferenzraum in Mailand, realisiert mit den Konferenztischen no limits und den Konferenzdrehstühlen open up.

Welche Anforderungen stellt Vodafone an die Architektur und die Arbeitsplätze?

Welche Überlegungen führten zum Einsatz von Sedus Büromöbeln?

Vodafone verfügt über strenge CI-Richtlinien in Bezug auf die Raumpla-

Für Sedus als globalen Partner entschieden wir uns nach einer zehn-

nung und auf die definierten Arbeitsplatztypologien. Die Raumstandards

monatigen Angebotsphase. Wir suchten nach gut designten Qualitäts-

variieren – je nachdem, an welchen Standorten sich die Arbeitsräume

produkten zu einem wettbewerbsfähigen Preis von einem Lieferanten,

befinden und welche Nutzung für die Arbeitsplätze vorgesehen ist. In

der uns den Service nach unserem Bedarf hinsichtlich Zeitplanung,

Bürogebäuden sind zehn Quadratmeter pro Arbeitsplatz vorgesehen,

Effizienz und Qualität – sowohl regional als auch global – garantieren

Zonen für flexible Nutzung verfügen über zwölf Quadratmeter bei einer

konnte. Die angebotenen Lösungen sollten einen frischen Denkansatz

Nutzung von 120 Prozent, Zentren für Kundenkontakte acht Quadrat-

ins Unternehmen bringen und uns dabei helfen, unsere Erfahrungen

meter. Die Open Space Büros wurden mit niedrigen Möbeln ausgestat-

bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen zu steigern, die die Performance

tet, damit Sichtkontakte und Kommunikation erleichtert werden.

der Mitarbeiter verbessern.

Es gibt kaum Einzelbüros und bezüglich der Raumstandards keine

Sedus bietet Produkte, die für jede Länderorganisation von Vodafone

hierarchischen Unterschiede zwischen der allgemeinen Belegschaft,

geeignet sind und die dazu beitragen können, an allen Vodafone-

den leitenden Mitarbeitern und dem oberen Management.

Firmensitzen dasselbe Look & Feel, dieselbe Anmutung, zu erzeugen. Während der Möblierungsphase des Vodafone Village gab es keinerlei

Wie sieht die Gestaltungsphilosophie von Vodafone aus?

Probleme. Das Team von Sedus Italia erkannte mögliche Problemfelder

Unsere Designsprache versteht sich als Ausdruck unserer Marke und

bereits, bevor Probleme überhaupt auftreten konnten.

unserer kulturellen Werte. Das beginnt bei der Lage und Auswahl der Immobilie und beinhaltet Möblierung und Materialwahl: Unsere CI (wie Kunden sie wahrnehmen) ist warm, persönlich und optimistisch.

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Die Büroflächen sind durch die geringe Gebäudetiefe optimal mit Tageslicht versorgt. Hier sind Arbeitsplätze mit 3er-Tischkombinationen temptation c mit den Drehstühlen netwin zu sehen.

verwendet. Die Temperierung der Räume erfolgt durch Kühldecken, während im Winter Bodenkonvektoren Wärme abgeben. Auch hier greift eine intelligente Präsenzsteuerung, mit der Kühlung, Heizung und Lüftung bedarfsgerecht gesteuert werden. Gleichzeitig können Fenster aber auch von Hand geöffnet werden.

Herausforderung für alle Mitarbeiter Für die meisten Mitarbeiter war das neue Bürokonzept im Open Space ungewohnt. Sie waren – sowohl in Mailand als auch in Düsseldorf – zuvor auf zahlreiche, weit auseinander gelegene Standorte verteilt und zumeist in Zellenbüros untergebracht. So hat man bereits bei der Entwicklung der Konzepte die Nutzer sowohl in Deutschland als auch Italien aktiv eingebunden. Regelmäßige Informationsveranstaltungen, Mitarbeiterbefragungen und Work-

shops sollten die Akzeptanz fördern. In Mailand waren die Telefonboxen, die Stillarbeitsräume, der Dachgarten namens Oasis und die inselförmige Kantine, die jeden Tag international inspirierte Gerichte anbietet, direkte Umsetzungen der von Mitarbeitern geäußerten Wünsche. In Düsseldorf wurden in einer frühen Projektphase Pilotflächen eingerichtet, auf denen etwa 50 Mitarbeiter die neuen Strukturen eins zu eins testen konnten. Denn neben dem Open Space Konzept mit Desk Sharing mussten etwa auch die ausschließlich digitale Ablage, die Archivierungssysteme und zahlreiche andere Service-Angebote erst einmal geübt werden. Nicht zuletzt bringt so ein neues Bürokonzept auch ein verändertes Verhalten der gesamten Belegschaft mit sich. Die offeneren Strukturen – sie erzeugen mehr Kommunikation und mehr Transparenz – erfordern auch mehr Rücksichtnahme

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des Einzelnen und Achtsamkeit gegenüber Kollegen. Um hier keine unliebsamen Überraschungen zu erleben, wurden die 5.000 Mitarbeiter in Düsseldorf auf das neue Haus besonders intensiv vorbereitet: mit einem speziellen Film, mit Workshops zum Verhalten im Open Office und mit einem Umzugshandbuch. Mangelnde Vorbereitung ist den Verantwortlichen genauso wenig vorzuwerfen wie mangelnde Nachsorge. Die nächste Mitarbeiterbefragung steht nämlich schon an: Sie soll die nicht vorhergesehenen Schwachstellen des Konzepts sichtbar machen, die dann beseitigt werden. ◆

w w w.v o d a f o n e. c o m w w w. h p p. c o m w w w. d a n t e b e n i n i a r c h i t e c t s. c o m w w w.p r p.i t


RUBRIKEN  News, Tipps & Trends No 9/14

Sedus

News, Tipps & Trends Eine bunte Mischung von Inspirationen zum aktuellen Magazinthema

Der digitale Stift Der „Smartpen“ von Livescribe überträgt das, was man auf ein Blatt schreibt oder zeichnet, direkt und kabellos in eine digitale Cloud. So können Tafeldiagramme und Skizzen schnell und einfach abgespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt auf einem Tablet-PC oder einem Smartphone wieder abgerufen werden: Eine Innovation, nicht nur für Block&Bleistift-Nostalgiker. Zudem besitzt der Alleskönner auch ein integriertes Mikrofon, mit dem beispielsweise Konferenzen in hoher Audioqualität aufgezeichnet werden können. w w w. l i v e s c r i b e. c o m

Faltbarer Kopfschutz Viele Freizeitradler sind immer noch Helmverweigerer: Neben vermeintlichen ästhetischen Defiziten sind Fahrradhelme unhandlich, gerade wenn man sie nicht benötigt. Bald könnte zumindest in diesem Punkt Abhilfe geschaffen werden: Der Designer Michael Rose hat nämlich einen Helm entworfen, der sich falten und so auch platzsparend verstauen lässt. Zusammengefaltet soll dieser dann nur noch die Dicke eines normalen Buches besitzen, wodurch er auch in kleinen Taschen Platz finden sollte. Wann genau das Modell jedoch auf den Markt kommen soll, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. w w w.corof lot.com/Michael_Rose/Collapsible-Helmet

Das Luxus-E-Bike Es verwundert nicht, dass ein italienischer Designer mit dem Auftrag, ein E-Bike zu entwerfen, sich nicht mit einer rein pragmatischen Realisierung zufriedengeben kann. Das Cykno E-Bike wurde von dem Motorrad-Ingenieur Bruno Greppi konzipiert und vom Designer Luca Scopel gestalterisch umgesetzt. Es wiegt 26 Kilogramm und hat eine Reichweite von rund 60 Kilo-

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metern für unterstützendes Fahren. Doch die technischen Gegebenheiten spielen bei der eleganten Retro-Ästhetik des Produkts wohl eher eine untergeordnete Rolle, denn selten waren ökologisches Bewusstsein und Extravaganz auf solch überzeugende Weise in einem Produkt vereint. w w w. c y k n o. c o m


RUBRIKEN  News, Tipps & Trends No 9/14

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Faires Smartphone Begrünte Lichtquellen Nach wie vor bleibt die echte Begrünung des Raumes die ideale Variante, die Natur ins Büro zu holen. Die Möglichkeiten beschränken sich aber nicht mehr nur auf Topfpflanzen, Hängeampeln oder Pflanzwände. Auch der Leuchtensektor wird mehr und mehr zur Experimentierstätte, in der versucht wird, Lichtquelle und Flora symbiotisch zu verschmelzen. Dabei kann eine visuelle Auflockerung der Raumwahrnehmung entstehen, die zu einer dynamischeren und kreativeren Arbeitsatmosphäre führt. Darüber hinaus fördern die Pflanzen ein vitalisierendes Raumklima und entsprechen damit in allen Belangen dem Place 2.5-Gedanken. w w w. g r e e n w o r k s. e u w w w. o n i p r o j e c t s. c o m

Stadtpläne zum Knüllen Einen Stadtplan nach dem Benutzen wieder in seinen Ausgangszustand zurückzuversetzen, grenzt manchmal an ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb hat jetzt das Designbüro „Palomar“ hauchdünne, unzerreißbare und wasserfeste Stadtpläne entwickelt, die man nach dem Benutzen einfach wieder zusammenknüllen kann. Diese simple Idee spart dem Reisenden Zeit und Nerven, so dass er sich wieder den eigentlichen Gründen seines Besuchs widmen kann. Aufbewahrt wird der Plan in kleinen mitgelieferten Beuteln. Damit ist auch sichergestellt, dass er nicht versehentlich für ein Papiertaschentuch gehalten wird und im nächstgelegenen Mülleimer landet. Erhältlich sind die „Crumpeld-City-Pläne“ für nahezu alle gängigen Metropolen, von Moskau über Oslo bis hin zu Berlin, Rom, New York, Sydney und Tokio. w w w.pa l om ar web.com

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Als Gegenentwurf zu den allgemein bekannten Produktionsweisen der Riesen der Mobilfunkbranche bringt das FairphoneProjekt jetzt ein eigenes Smartphone auf den Markt. Nach eigenen Angaben soll es unter weitgehend fairen und nachhaltigen Bedingungen fabriziert werden, jedoch ohne dabei den technischen Standards seiner Modell-Kollegen hinterherzuhinken. Ausgerüstet mit dem Betriebssystem Android 4.2 und einer Acht-MegapixelKamera vereint das Fairphone fortschrittliche Technik mit ethisch vertretbaren Werten. Außerdem lassen sich zwei SIMKarten gleichzeitig in das Gerät integrieren, was es besonders für den gleichzeitigen Einsatz als Business- und Privattelefon interessant machen dürfte. Zeitgemäße Kommunikation und ökologisch humanistische Grundsätze müssen also nicht prinzipiell unvereinbar bleiben. w w w.fa i r p h o n e. c o m


LEBEN  Die Zukunft der Arbeit No 9/14

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Die Zukunft der Arbeit

Yongsan International Business District: Die architektonische Vision für die Stadterweiterung Seouls sieht bei diesem Beispiel eine enge Verflechtung von Geschäftswelt, Wohnen und Flächen zur Freizeit-

Mehr Freiheiten, steigende Komplexität –    und wer trägt die Verantwortung?

gestaltung vor.

Vo n Mi c h a e l Ma y e r

Dass sich die Arbeit der Menschen verändert, nehmen wir im Informationszeitalter nahezu täglich wahr, an uns selbst oder bei anderen. Vor allem große und junge Internetunternehmen leben neue, zuweilen kurios anmutende Arbeitsmodelle vor. Aber wo geht die Reise hin?

D

a sich die Arbeit nicht vom restlichen Leben trennen lässt: Schauen wir zunächst einmal ganz allgemein in die Zukunft. Google-Chef Eric Schmidt und sein Co-Autor Jared Cohen, Ex-Berater von Hillary Clinton, Gründer und Direktor der Denkfabrik Google Ideas, glauben zu wissen, wie wir künftig leben und arbeiten werden, nachzulesen in ihrem Buch „Die Vernetzung der Welt“. Selbstverständlich tun wir das nach ihrer Vorstellung in einer nahezu völlig digitalisierten Welt. Mit fahrerlosen Autos, automatisierten Kleiderschränken, gedankengesteuerten Robotern, virtuellen Versionen unserer selbst, die wir an andere Orte schicken können, mit intelligenten Medikamenten und Mikrorobotern im Körper, die uns ständig über Krankheitsgefahren auf dem Laufenden halten. Aber auch die Kriege der Zukunft werden demnach auf

digitalisierte Weise mit Drohnen und Robotern geführt. Terrorismus wird sich zunehmend in der virtuellen Welt abspielen, zum Beispiel mit Hackerangriffen auf Flugleitsysteme. Der berühmte amerikanische Physiker Michio Kaku – in der breiten Öffentlichkeit hauptsächlich bekannt durch seine populärwissenschaftlichen Beiträge zu theoretisch-physikalischen Themen – hat in seinem aktuellen Werk „Die Physik der Zukunft“ 300 führende Forscher aus den Wissenschaftsgebieten der künstlichen Intelligenz, der Raumfahrt, Medizin, Biologie und Nanotechnologie gefragt, wie wir in 100 Jahren leben werden. So geht der Informatiker Gerald Sussman davon aus, zur letzten Generation zu gehören, die noch sterben müsse. In der Tat prognostizieren Wissenschaftler, bereits um das Jahr 2050 Alterungsprozesse steuern zu können. Defekte Gene

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sollen repariert und das Leben der Zellen verlängert werden. Kranke Organe werden durch gesunde gezüchtete Organe ersetzt. Dem Gewebeforscher Anthony Atala an der Wake Forest University ist es bereits gelungen, menschliche Ohren, Finger, Harnröhren und Herzklappen im Labor zu züchten. Gentechnik könnte auch Ernährungsprobleme lösen, zum Beispiel durch vertikal angelegte Farmen in Form von Wolkenkratzern. 150 davon sollen, wie an der Columbia University in New York ausgerechnet wurde, ausreichen, um die ganze Metropole ernähren zu können. Kernfusion, Sonnenenergie, Magnetismus, Nanotechnologie, 3-D-Holographie, sich selbst reproduzierende Computer, programmierbare Materie, Wohlstand für alle im Zuge einer umfassenden Globalisierung – die Wissenschaft wagt sich weit aus dem Fenster, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht. Immerhin tut sie das, zumindest im Umfeld von Michio Kaku, im überwiegend positiven Sinne. Aber nun zur Zukunft der Arbeit im Speziellen.

Arbeit und Wohlstand für alle? Wie der Wohlstand für alle zustande kommen könnte, damit hat sich Jim Clifton, Chef des Gallup-Instituts, in seinem Buch „Der Kampf um die Arbeitsplätze von ▸▸


* Die Illustrationen dieses Beitrages wurden freundlicherweise vom dänischen Architekturbüro BIG zur Verfügung gestellt.

LEBEN  Die Zukunft der Arbeit Sedus No 9/14


Wie entsteht Leben zwischen Gebäuden? Transparenz, Durchblicke, Offenheit und ein vielseitiges Nutzungskonzept. Beispiel Ideenentwurf für die DTU Danmarks Tekniske Universitet.

morgen“ beschäftigt. Ergebnis: durch Arbeit natürlich. Einer dem Buch zugrunde liegenden weltweiten Gallup-Studie zufolge ist es glücklicherweise auch genau das, was die Menschen vor allem wollen: gute Arbeitsplätze. Clifton sieht dabei die Unternehmen im globalen Wettlauf um eben diese guten Arbeitsplätze. Denjenigen Ländern, denen es nicht gelingt, diese zu schaffen, prophezeit er das Auseinanderbrechen ihrer Gesellschaftssysteme. Clifton geht davon aus, dass von den derzeit gut sieben Milliarden Menschen auf der Welt fünf Milliarden im erwerbsfähigen Alter sind. Aber längst nicht alle haben Arbeit und Arbeit schafft auch nicht per se Wohlstand. Also müssten – zumindest

theoretisch – fast zwei Milliarden feste, geregelte Arbeitsplätze geschaffen werden, um das Ziel zu erreichen. Andere Autoren, wie der Zukunftsforscher Ayad AlAni von der Hertie School of Governance in Berlin, sehen die Zukunft der Arbeit in einer digitalen Leistungsgesellschaft, in der die „Crowd“, die Masse an Kreativen, auf virtuellen Plattformen Dienstleistungen und Produkte der Allgemeinheit oder Unternehmen zur Verfügung stellt. Die Zahl der Festangestellten wird so immer weiter schrumpfen. In eine ähnliche Richtung tendiert eine Studie des internationalen Cloud- und Netzwerkspezialisten Citrix Systems. Danach wird die Mehrheit der heutigen Büroarbeiter in Zukunft

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mobil, von zu Hause aus oder an Orten wie Cafés oder Flughäfen arbeiten. Für ein Unternehmen wie Citrix eine schöne Vorstellung. Allerdings haben auch schon früher viele vom papierlosen Büro geträumt, was sich aus heutiger Sicht als Illusion erwiesen hat.

Von Soziologen und Ökonomen Wenn es um die Zukunft der Arbeit geht, scheinen sich zwei Welten aufzutun, je nachdem, ob man die Dinge aus der Sicht der Soziologen oder der Ökonomen betrachtet. Die Forscher des Zukunftsinstituts mit Sitz in Frankfurt am Main sehen die Zukunft der Arbeit erst einmal gar nicht defi-


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LOOP City: Im Vorort von Kopenhagen werden aufwendig – ähnlich einem römischen Aquädukt – gestaltete Eisenbahnverkehrsknotenpunkte realisiert. Hier werden Verkehrsinfrastruktur, Arbeitswelten, Grünanlagen, Shops und Gastronomiebetriebe auf praktische Weise miteinander in Einklang gebracht. Ein ideales Umfeld für Studenten und Arbeitnehmer in der ansonsten strukturlosen Umgebung.

niert, sondern die Arbeit selbst als gestaltbaren Raum. In der Studie „work:design. Die Zukunft der Arbeit gestalten“ heißt es: „Der Wandel in der Arbeitswelt führt auf vielen Ebenen also zur Auflösung tradierter und gewohnter Strukturen. Ehemalige Gegensätze fusionieren (…) ehemals getrennte Sphären kommen zusam-men und fördern einen maßgeblichen gesellschaftlichen Trend: Individualisierung. Denn die Komplexität, die durch diese Fusion entsteht, ist nur mehr durch einen enorm hohen Grad an Individualisierung gestaltbar.“ Third-Place-Working, das Arbeiten an Orten, die wir eigentlich aufsuchen, um unsere Batterien aufzuladen, macht das Zukunftsinstitut dabei als den

Trend für Individualisierung und die zukünftige Arbeitsweise der Wissensarbeiter aus. Und untermauert damit die Vorhersagen von Citrix Systems, dem Cloud-Spezialisten. Die Frage stellt sich, wie realistisch und vor allem massentauglich diese Annahmen sind, oder ob es sich bei den reinen Third-Place-Workern nicht um eine – entweder elitäre oder prekäre – Minderheit in den Dienstleistungssektoren der westlichen Industriegesellschaften handelt. Die Autoren des Zukunftsinstituts beschreiben weiterhin eine Entwicklung weg von traditionellen, dauerhaften Verbindungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hin zu kurzfristigen Beschäftigungsverhältnis-

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sen und „Portfolio-Karrieren“. Den typischen durchschnittlichen Arbeitnehmer gibt es danach schon heute immer weniger, Erwartungshaltungen und Karrierevorstellungen werden immer vielschichtiger: „So bedeutet, es geschafft zu haben, für diejenigen, die in einem Unternehmen eine vertikale Karriere anstreben, etwa, einen klingenden Titel auf der Visitenkarte vorweisen zu können, verbunden mit den Insignien der Macht, wie etwa einem luxuriösen Dienstauto oder einem repräsentativen Büro; währenddessen stehen für Wissensarbeiter immer öfter andere Werte im Vordergrund: etwa, interessante Aufgaben wahrnehmen zu können, mit spannenden Menschen in ▸▸


LEBEN  Die Zukunft der Arbeit No 9/14

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LITERATURTIPP Jim Clifton: Der Kampf um die Arbeitsplätze von morgen, Redline Verlag (Deutsch) ISBN-10: 3868813403 Jim Clifton, CEO des renommierten Unternehmens Gallup, fasst in diesem Buch Ergebnisse von über 75 Jahren an Meinungsforschungsund Beratungserfahrung zusammen. Er plädiert dafür, das Wesentliche einer erfolgreichen Wirtschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Und das sind gute Jobs – qualifizierte und attraktive Arbeitsplätze für die Sicherung und Zukunftsfähigkeit der Standorte.

In die Natur eingebettet: Ideen zur Planung der ESS, des interdisziplinären europäischen Zentrums für Neutronenforschung. Wissenschaftler im schwedischen Lund hätten hier ins landwirtschaftliche Umfeld integrierte Arbeitsplätze kombiniert mit einem Besucherzentrum und Erholungsmöglichkeiten vor der Tür. Um Arbeitskräfte aus aller Welt anzuziehen, soll der Arbeitsort sehr attraktiv sein.

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LEBEN  Die Zukunft der Arbeit No 9/14

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Entwurf für die Astana National Library: kultureller Treffpunkt und inspirierendes Arbeiten mit Ausblick in die Landschaft Kasachstans. Die öffentlichen Räume der Bibliothek sind für alle zugänglich, die hier recherchieren oder arbeiten wollen oder sich einfach nur durch Gespräche inspirieren lassen.

Projekten zusammenzuarbeiten, Zeit für die Familie und für Freunde zu haben, in der Hochblüte der Karriere eine Auszeit für Weiterbildung nehmen zu können.“

Neue Arten der Führung Egal, um welchen Arbeitsstil und Karrieretyp es sich handelt: Wenn sich Hierarchien auflösen, offene Netzwerke sich zu üblichen Beziehungsmustern entwickeln, ist eine klare Ausgewogenheit zwischen Führung und Selbstverantwortung, Entscheidungsbefugnis und Verantwortlichkeit in solchen Arbeitsszenarien nicht auf Anhieb ersichtlich oder definiert. Das haben die Autoren des Zukunftsinstituts erkannt und sehen Führung immer mehr im Arrangieren von Beziehungen und in der Gestaltung neuer Beziehungsmuster in Form sogenannter resilienter, also überlebensfähiger Systeme, einer Kombination von hierarchischen Strukturen und Netzwerkstrukturen. Das Thema Führung ist trotz sich verändernder Strukturen aktueller denn je, wenn auch aus einem veränderten Blickwinkel heraus. Aktuell dazu liegt die Trendstudie „Die Zukunft der Führung“ des Schweizerischen Instituts für Betriebsökonomie SIB vor. Auch hier sehen die Autoren, dass einst klare Definitionen wie die für Arbeitszeit und -ort an Trennschärfe verlieren, wollen dies jedoch nicht als Problem von Führung, sondern als Teil der Lösung verstanden wissen. Am Ende

kommen sie allerdings zu dem Schluss: „… Führung ist und bleibt nach wie vor nicht delegierbar und falsch (vor)gelebte Führung wird auch im 21. Jahrhundert verheerende Folgen auf die gesamte Unternehmenskultur haben.“ Vertreter der Human-Capital-Bewegung – die Formulierung „Humankapital“ wurde in Deutschland im Jahr 2004 zum Unwort des Jahres ernannt – gehen vom Mitarbeiter als Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg aus. Die Herausgeber des Werkes „Human Capital Leadership“, Martina Dürndorfer und Peter Friederichs, konstatieren einen Transformationsprozess von Unternehmen an der Schwelle zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft, in der nicht mehr materielle, sondern immaterielle Produktionsfaktoren darüber entscheiden, ob Wettbewerbsvorteile errungen und zukünftige Wertsteigerungen erzielt werden können. Das Management des Humankapitals wird in der Folge zu einer Kernaufgabe des erfolgreichen unternehmerischen Handelns: „Wer erwartet, dass andere ihm auf seinem Weg folgen, muss bereit sein, die Führung zu übernehmen. Wenn Unternehmen und ihre Führungsspitzen erwarten, dass die Mitarbeiter sich engagiert und verantwortlich für die gemeinsame Sache einsetzen, müssen sie in der Tat die Führung übernehmen, müssen Human Capital Leader im buchstäblichen Sinne werden, (…) führend im Vergleich zu anderen Wettbe-

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werbern.“ Möglicherweise hängt diese Renaissance eines Gedankens, den die amerikanischen Volkswirte Schultz und Becker in den 1960er Jahren als Humankapitaltheorie entwickelten, mit dem aktuellen Kampf um den von Gallup-Chef Clifton thematisierten weltweit herrschenden Kampf der Unternehmen um die guten Arbeitsplätze zusammen. Schließlich geht es der Human-CapitalBewegung im Grunde darum, Mitarbeiter permanent weiter zu qualifizieren und zu motivieren, um damit ihre Leistungsfähigkeit und ihren Wert fürs Unternehmen zu steigern. Die Zukunft der Arbeit – wie kann sie nun aussehen? Wahrscheinlich so, wie es sich heute noch niemand genau vorstellen kann. Außerdem haben wir in der jüngsten Vergangenheit gelernt, dass für die Mehrheit der Menschen unvorhersehbare Ereignisse den Weltenlauf plötzlich wiederum so verändern können, wie es dann auch wieder niemand erwartet hätte. Seien wir also gespannt. ◆

w w w. g a l l u p. c o m w w w.m k a k u . o rg w w w. c i t r i x . c o m w w w. z u k u n f t s i n s t i t u t. d e w w w. s i b. c h w w w. h u m a n c a p i t a l c l u b. d e


LEBEN  Kommunikation im virtuellen Raum No 9/14

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Kommunikation im virtuellen Raum  Telepräsenzsysteme und ihre Auswirkungen auf  die Zukunft des modernen Arbeitsalltags

Für Mitarbeiter weltweit vernetzter Unternehmen sind Telefon, Skype oder Videokonferenzen oft nur unzulängliche Werkzeuge, um mit ihren rund um den Erdball tätigen Kollegen zu interagieren. Meist sind der persönliche Kontakt und der gemeinsame Umgang mit Arbeitsmaterialien unabdingbar. Dank eines neuen Telepräsenzprojekts an der Bauhaus-Universität Weimar zeichnen sich hier vielleicht schon bald neue Lösungswege ab. Wir sprachen mit Prof. Dr. Bernd Fröhlich und seinem Team über das neue visionäre Kommunikationssystem, das im Selbstversuch kühnste Science-Fiction-Szenarien verblüffend real erschienen ließ. D a s In t e r v i e w f ü h r t e J u l i a n T rö n d l e

Obwohl die Videotelefonie im privaten Bereich immer noch eine untergeordnete Rolle einnimmt, so sind Videokonferenzen in der Welt der Arbeit längst zu einem festen Bestandteil geworden. Doch es gibt bereits erste Versuche, diese Form des Austauschs durch eine noch direktere Form der Kommunikation abzulösen: Telepräsenzsysteme sollen Nutzer in die Lage versetzen an einem anderen Ort anwesend zu sein. Während verschiedene Forscher dabei noch versuchen, ferngesteuerte Roboter als menschliche Äquivalente einzusetzen, hat der Lehrstuhl „Systeme der virtuellen Realität“ an der Bauhaus-Universität Weimar eine vollkommen andere und einzigartige Vision der zukünftigen Kommunikation. Ihr 3-D-Telepräsenzsystem erfasst Teilnehmer mit Hilfe von mehreren Farb- und Tiefenkameras ganzheitlich und in Echtzeit und könnte diese so als lebensgroße 3-D-Videoavatare um die

Welt schicken. Dadurch können sich Gruppen von Nutzern in einer virtuellen Realität treffen, miteinander kommunizieren und sich im virtuellen Raum bewegen. Sowohl rechnergenerierte 3-D-Modelle als auch reale Objekte lassen sich in der Gruppe betrachten und diskutieren. In Weimar sprachen wir mit Prof. Dr. Bernd Fröhlich und seinem Forschungsteam, den Doktoranden Stephan Beck, Alexander Kulik und André Kunert, über die Möglichkeiten dieses visionären Kommunikationssystems und seine potentiellen Auswirkungen auf die Zukunft des modernen Arbeitsalltags. Prof Dr. Fröhlich, in den vergangenen Jahren wurden schon vielfach Versuche unternommen, Teleoperatoren als menschliche Äquivalente einzusetzen. Was ist das Visionäre und Einzigartige an Ihrem neuen 3-D-Telepräsenzsystem?

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Fröhlich: Mit unserem Telepräsenzsystem versuchen wir den Nutzer möglichst realistisch als 3-D-Modell an einen anderen Ort zu übertragen. Wir wollen mehrere Personen, die lokal miteinander arbeiten können, mit einer sich an einem anderen Ort befindenden Gruppe im virtuellen Raum zusammenbringen. So kann beispielsweise ein Architekturentwurf virtuell begangen und miteinander diskutiert werden. Bei uns geht es also primär um Kommunikation und kollaboratives Arbeiten. Bei Telerobotik liegt der Fokus auf einem völlig anderen Anwendungsfeld, da es in diesen Bereichen vordergründig nicht um Kommunikation geht, sondern darum, beispielsweise an einem gefährlichen Ort eine Tätigkeit auszuführen. Im Prinzip ist ein Teleoperator eine Art Fernsteuerung, bei der ein Roboter durch menschliche Bewegungsbefehle gesteuert wird. Worin sehen Sie die größten Vorteile einer solchen Form der kommunikativen Interaktion im Vergleich zu traditionelleren Kommunikationsmethoden wie Telefon und Skype? Fröhlich: Bei unserem Telepräsenzsystem werden die Personen tatsächlich dreidimensional erfasst und können so als 3-DAvatare an einem anderen Ort wieder sichtbar gemacht werden. Sämtliche Gesten


LEBEN  Kommunikation im virtuellen Raum No 9/14

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Mitglieder der Redaktion Place 2.5 kommunizieren als virtuelle 3-D-Avatare mit zwei Mitarbeitern der Professur Systeme der virtuellen Realität im VR-Labor der Bauhaus-Universität Weimar.

werden von den Nutzern auf der anderen Seite des Systems erkannt, wodurch auch virtuelle Objekte durch Zeigegesten exploriert werden können. Das Revolutionäre an unserem 3-D-Telepräsenzsystem ist also, dass man sich gemeinsam in einer virtuellen Welt befindet, sie erkundet und dort gemeinsam sowohl virtuelle als auch in Echtzeit digitalisierte reale Objekte diskutieren kann. Welche Branchen werden am meisten von dieser neuartigen Technologie profitieren können? Die 3-D-Brille ist mit optischen Markern ausgestattet, wodurch das

Fröhlich: Das ist natürlich keine einfache Frage. Wer braucht Telepräsenz? ▸▸

System den Stand von Personen zur Leinwand exakt bestimmen kann. Dies ermöglicht eine individuelle Perspektivdarstellung für jeden Benutzer des Systems.

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LEBEN  Kommunikation im virtuellen Raum No 9/14

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PROF. DR. BERND FRÖHLICH Prof. Dr. Bernd Fröhlich arbeitet als Professor für Systeme der virtuellen Realität im Studiengang Medieninformatik der Fakultät Medien an der Bauhaus-Universität Weimar. 1982 begann er sein Studium der Informatik an der Technischen Universität Braunschweig, bevor ihn seine akademische Laufbahn über Stationen in Kaiserslautern, Venezuela, St. Augustin, Waterloo und Stanford schließlich nach Weimar führte,

Später fliegt ein Miniatur-Helikopter mehrmals am Tag über den entstehenden Bau und erfasst ihn mit einem 3-D-Scanner. Beide Modelle – also der Ist- und der Sollzustand – können dann immer miteinander abgeglichen werden. Das Schöne an dieser kontinuierlichen Erfassung der Baustelle ist, dass dadurch auch zeitliche Sprünge in der Betrachtung möglich werden. Wenn man wissen will, was sich am gestrigen Tag verändert hat, dann kann man das entsprechende Modell betrachten und mit dem momentanen Zustand des Baus vergleichen. Auch in der Automobilbranche ist es in der Regel so, dass die Designer im warmen Kalifornien sitzen, während die Entscheider und die Produktion in den Headquartern und Standorten der Autobauer zu Hause sind. Für alle Branchenbereiche, bei denen sich die Experten nicht lokal an einem Ort befinden, gäbe es folglich Bedarf an dieser Technologie. Aber selbst wenn sich alle Beteiligten an einem Ort befinden, gibt es immer noch die Mehrbenutzerfähigkeit des Systems, mit der eine Gruppe von

wo er seit 2001 tätig ist. Für ihre Arbeit im Bereich der virtuellen Realität wurden er und sein Team bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet. Unter an-

nen Größenverhältnisse und Winkel konkret diskutiert werden, die ohne die Möglichkeit des perspektivisch richtigen Sehens zuvor gar nicht abschätzbar waren. Wie sind die Reaktionen der Testpersonen auf das 3-D-Telepräsenzsystem ausgefallen? Fröhlich: Die Begeisterung war insgesamt immer sehr groß, vor allem gegenüber der individuellen Perspektivdarstellung des Mehrbenutzersystems, da die räumlichen Verzerrungen plötzlich wegfielen. Aber wie wir auf der Virtual Reality Konferenz in Florida erfahren haben, ist auch das Interesse an der Telepräsenznutzung enorm. Wir wissen aber, dass besonders in der räumlichen Darstellung des menschlichen Körpers noch großes Verbesserungspotential steckt. Wie lange glauben Sie, wird es noch dauern, bis dieses oder ein ähnliches System auf den Markt kommen wird? Gibt es schon konkrete Anfragen von Firmen, die das Projekt realisieren wollen?

derem erhielten sie 2013 für ihr Telepräsenzsystem den „Best Paper Award“ bei der „IEEE Virtual Reality“ Konferenz in Orlando, Florida.

Im Architekturbereich gibt es Teams, die über die ganze Welt verteilt sind. Außerdem weiß ich, dass das System in der Ölund Gasindustrie von Bedeutung sein kann, da sich dort die Experten in der Regel auch nicht an einem Ort befinden. Durch Telepräsenz könnten sie ungeachtet der räumlichen Distanz zwischen den einzelnen Beteiligten zusammen Modelle eines unterirdischen Ölfelds erkunden und diskutieren. Wir denken auch an eine virtuelle Baustelle. Vom geplanten Gebäude wird vor dem Beginn der Arbeiten ein CAD-Modell angefertigt, das alle Baubeteiligten gemeinsam begehen können.

Durch die Eingabegeräte des Systems können CADModelle ganzer Städte beliebig verkleinert und so einfacher diskutiert

Fröhlich: Für die Mehrbenutzerfunktion gibt es schon konkrete Pläne, das System auf den Markt zu bringen. Im Bereich der 3-D-Telepräsenz wird es sicherlich noch sechs bis zehn Jahre dauern, bis dieses System tatsächlich die klassische Videokonferenz ablösen kann, da an der Qualität der Personenrekonstruktion noch gefeilt werden muss.

werden. Das Telepräsenzsystem ermöglicht auch virtuelle Architektur-

Nun werden viele Menschen solchen futuristisch wirkenden Technologien möglicherweise zunächst kritisch gegenüberstehen, denn der Nutzer hat es ja trotz der zunehmend realistisch

begehungen. Physikalische Gesetze können dabei weitestgehend ausgeblendet werden.

Personen die stereoskopisch dargestellten 3-D-Objekte perspektivisch richtig wahrnehmen und besprechen kann. So kön-

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LEBEN  Kommunikation im virtuellen Raum No 9/14

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persprache wegfallen würden. Je größer die Abstraktion der Darstellung wird, desto weniger subtile Informationen können vermittelt werden. Gerade im Bereich der Gruppenkommunikation sind diese Informationen aber eminent wichtig. Wenn diese Technologie in unseren Arbeitsalltag Einzug erhält, wird man sich auch mit der Frage beschäftigen müssen, wie man überhaupt mit virtuell generierten 3-D-Repräsentationen von Arbeitskollegen umzugehen hat.

Mit Hilfe von Farb- und Tiefenkameras werden die Personen ganzheitlich erfasst und so in Echtzeit für die Nutzer auf der anderen Seite des Systems als lebensgroße 3-D-Videoavatare rekonstruiert.

wirkenden Avatare letztendlich immer noch mit einem bloßen Abbild des Menschen und nicht mit der eigentlichen Person und deren Ausstrahlung zu tun. Wird der physische Kontakt an sich je vollends ersetzbar sein? Glauben Sie, dass die Technologie langfristig die Sinneswahrnehmung des Menschen überholen wird? Fröhlich: Bild und Ton können in naher Zukunft sicher einigermaßen realitätsnah rekonstruiert werden, aber Faktoren wie Haptik und Geruch sind schon sehr schwierig in ein solches System zu integrieren. Kunert: Ist eine zu 100 Prozent realistische Abbildung des Menschen überhaupt erstrebenswert? Ohne diese subtilen Merkmale wird man als Gegenüber wohl immer das Gefühl haben, dass da etwas nicht stimmen kann. Ob man es mit einer echten Person oder mit einem computergenerierten Abbild des Gesprächspartners zu tun hat, wird man daher wohl immer noch erkennen können. Ehrlich gesagt fände ich es auch gruslig, wenn dies irgendwann nicht mehr der Fall wäre. Fröhlich: Aber in den Filmen ist das ja teilweise schon genau so! In vielen Produktionen kann der Zuschauer wirklich nicht mehr erkennen, ob eine Person echt oder

animiert ist. Diese Qualität wird man langfristig auch in der virtuellen Realität bekommen können. Man wird Personen simulieren, die real aussehen und sich realistisch im Raum bewegen, die aber keine echten Personen sind. Das, was man visuell wahrnimmt, wird man immer mehr hinterfragen müssen. Kulik: Auf der einen Seite gibt es natürlich den Anspruch, möglichst realistische Avatare zu generieren. Aber was wollen wir mit solchen Technologien überhaupt erreichen? Viel wichtiger als eine möglichst realistische Personenrekonstruktion ist es doch, Mittel und Wege zu finden, um eine bestimmte Aufgabe effizient umsetzen zu können, um so einen Mehrwert zu generieren. Fröhlich: Es geht auch darum, was die Nutzer von solchen Systemen erwarten. Wie möchten sie die anderen Personen repräsentiert haben? Für bestimmte Aufgabenbereiche – zum Beispiel bei einer virtuellen Architekturbegehung – würde es vielleicht aber auch ausreichen, wenn der Kopf als Kugel dargestellt wäre und der Finger als Zylinder, der in der Luft schwebt und der mit Zeigegesten den Weg deutet. Kulik: Allerdings würde dadurch die Kommunikation erschwert werden, da so sämtliche subtile Informationen, wie Blickrichtungen und andere Formen der Kör-

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Kunert: Das stimmt! Bei unseren Versuchen kam es ja auch mehrfach vor, dass plötzlich ein Arm aus einer anderen Person hervorragt, der dieser Person aber gar nicht gehört, oder dass man versehentlich durch eine 3-D-Repräsentation eines anderen hindurchgeht. Das sind ja zutiefst eindringliche und unangenehme Erfahrungen. Die Privatsphäre, die wir um uns herum benötigen, könnte also durch diese Technologien erheblich gestört werden. Da wird man sicherlich noch nach Lösungen suchen müssen. Wenn man die Idee der virtuellen Realität konkret weiterdenkt, werden dann durch dieses System traditionelle Arbeitsstätten im Bereich der Wissensarbeit nicht regelrecht obsolet? Kulik: Ich glaube, die Vorstellung eines traditionellen Arbeitsplatzes wird sich grundlegend verändern. Der Bildschirm wird in Zukunft wohl einen Großteil der Umgebung einnehmen, um Kommunikationsszenarien, wie wir sie besprochen haben, überhaupt zu ermöglichen. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass in diesem Raum weiterhin Bürostühle, Tische, Schränke und so weiter stehen werden. Wir werden weiterhin real existierende Dinge brauchen und nutzen wollen. Fröhlich: Die Leute werden auch in Zukunft nicht alleine zu Hause arbeiten, sondern an einem Ort, an dem sie sich mit anderen austauschen können. Vielleicht werden einfach Situationen, in denen sich zwei Gruppen an einem Tisch treffen und über Kontinente hinweg miteinander kommunizieren, mehr und mehr in den Arbeitsalltag integriert werden. ◆


WISSEN  Haben oder Teilen No 9/14

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Haben oder Teilen Was ist Sharing?

Vo n Jo a c h im G o e t z

Die wiederentdeckte Kunst des Teilens hüllt sich heute in Begrifflichkeiten wie „Shareconomy“ oder „Sharing Economy“ und entpuppt sich als ernst zu nehmender ökonomischer Faktor. Welche Anwendungen es bereits gibt, welche Differenzierungen notwendig sind und welche Konsequenzen dieser Trend zur Folge haben kann, sind Thema dieses Beitrages.

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rei Millionen Übernachtungen hat Airbnb, die weltweit größte private Online-Zimmervermittlung aus Silicon Valley, im Jahr 2012 rund um den Globus vermittelt. Fast 500.000 Fahrer sind in derselben Zeit in deutsche Carsharing-Autos eingestiegen. Und wer zu Hause mal schnell ein Loch bohren muss, geht ab sofort nicht mehr zum Bohrmaschinekaufen in den Baumarkt, sondern leiht sich diese beim Nachbarn oder über ein Internetportal. Verschiedenes wird hier klar. Der Sharing-Markt besitzt ein hohes Wachstumspotential. Denn Airbnb wurde erst 2009 gegründet und verdoppelt seither jährlich die Übernachtungszahlen. Auto-Teilen

war sogar vor wenigen Jahren eine milde belächelte Domäne von alternativen Weltverbesserern. Und jetzt: gibt es kaum einen Autohersteller, der nicht Carsharing anbietet. Der Sharing-Markt benötigt spezielle Produkte: langlebig und logisch zu bedienen. Denn wer eine Bohrmaschine verleiht, die schon auf dem Transportweg den Geist aufgibt, wird weder Freunde gewinnen noch eine hohe Leihgebühr erzielen. Der Sharing-Markt verändert unser Leben. Zahlen unterstreichen es. Zum Beispiel haben zwölf Prozent der Deutschen laut einer Studie von TNS Emnid schon einmal von einer Tauschbörse Gebrauch gemacht. Und 97 Prozent der 14- bis 29-Jäh-

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rigen betrachten es als normal, das Netz zu nutzen um Wissen, Ressourcen und Erfahrungen zu tauschen.

Mit Hilfe von Social Media Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung sind die Internettechnologie und die damit verbundenen Möglichkeiten. War es früher eine planerische Meisterleistung, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort ein meistens viel zu großes Auto zu mieten, benötigt man heute lediglich Zugang zum Anbieter und ein Smartphone. So lässt sich unkompliziert nachschauen, wo das nächste verfügbare Auto geparkt ist, ▸▸


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SHARING-SERVICES UND IHRE POTENTIALE

K AT EG O R I E

BEISPIEL

POTENTIAL

a i r b n b. c o m R AUM

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Großes kommerzielles Potential, da das Angebot an Räumen limitiert, teuer und immobil ist – und viele von ihnen nicht voll ausgenutzt sind. Chance zur Monetarisierung von ungenützten Räumen. Im privaten Umfeld ergibt sich durch das Teilen von Raum die Möglichkeit einer sozialen Vernetzung und insbesondere bei Werkstatt und Garten ein Mehrwert durch gemeinsam verbrachte Freizeit, kreative Leistungen und geteilte Freude.

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Professionalisierung relativ weit fortgeschritten, doch noch großes Potential, auch als Element von Smart Mobility. Innerhalb von Familienstrukturen und in der Nachbarschaft bietet sich das gemeinsame Nutzen von Fahrzeugen und die Organisation von Fahrgemeinschaften an.


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Shareconomy: Leitthema der Zukunft?

WIE WÄRE EINE W E LT, I N D E R M A N M E H R T E I LT ?

1 Die Welt würde menschlicher und familiärer. 2 Die Menschen wären mehr füreinander da und und würden stärker interagieren. 3 Es gäbe mehr Geborgenheit und menschliche Nähe. 4 Man nimmt nur, was man tatsächlich braucht. 5 Es gäbe weniger Überf luss, weniger Ballast. Man wäre freier. 6 Man würde sich weniger schuldig fühlen.

um welches Modell es sich handelt und wie der Code lautet, um es zum Anspringen zu bewegen. Mitgeholfen haben auch die Social-MediaPortale, die das Teilen sozusagen zum Programm erhoben haben. Vieles von dem, was wir so tun – etwa Lesen, Hören oder Kaufen, Anschauen und Bewerten –, wird fast schon standardmäßig mit dem Bekanntenkreis via Cloud oder Share-Button geteilt. Diese neuen Nutzergewohnheiten übertragen sich nun von den – sozusagen verlustfrei zu vervielfältigenden – Informationsprodukten wie Fotos, Texten, Musik oder Videos auf physische Produkte. Das notwendige Vertrauen fürs Teilen von materiellen Dingen – was ja schon aufgrund des möglichen Verlusts etwas sensibler ist – wird durch die Bekanntheit des eigenen Profils auf den Portalen geschaffen. Mit der Zeit wird das auch zu einer neuen Kultur des Teilens führen, die für den Menschen natürlich gar nicht neu ist – und im Ansatz der Dynamik der Genossenschaftsbewegung zu Anfang des 20. Jahrhunderts ähnelt. Damals gab es fast für jedes Produkt- und Service-Segment eine genossenschaftliche Umsetzung. Allerdings setzten sich nur wenige Ansätze schließlich durch.

grunde liegt. Haben nicht schon unsere nomadischen Vorfahren Vorbeiziehende ans Lagerfeuer eingeladen und dabei Geschichten erzählt, Wissen über Wasserquellen und fette Weiden geteilt? Es ist also nicht Selbstlosigkeit, was uns hier treibt. Der Mensch braucht den Austausch mit anderen, um zu überleben. Und das Teilen hat er buchstäblich mit der Muttermilch eingesogen. In der Familie teilen sich die Menschen seit Urzeiten Wohnung, Essen, Heizung und auch Kleidung. Worüber allerdings Forscher immer wieder nachdenken, ist die Frage, ob Egoismus oder Gruppendenken erfolgreicher ist. Auf lange Sicht – da sind sie sich einig – sind diejenigen die Erfolgreichen, die auch für andere sorgen und mit ihnen teilen.

Teilen ist menschlich

Pragmatismus statt „Rettet die Welt“

Der Mensch ist ein soziales Wesen – und dazu gehört das Teilen, das als ursprünglichste und universellste Form sozialen Austauschs betrachtet werden kann. Das verpflichtende Teilen von Nahrungsmitteln gehört in jeder Gesellschaft zur Grundlage der Alltagsmoral. Fast genauso wichtig ist die Gastfreundschaft, der eine archaische Form des Informationsaustauschs zu-

Das Schweizer GDI hat in der Studie „Sharity“ das Phänomen untersucht. Dabei stellten sie zunächst fest, dass unsere Begriffe unscharf sind und nachjustiert werden müssen. Zum einen gibt es neben dem Teilen natürlich auch die Verwandten: Schenken und Tauschen. Zum anderen ist Teilen nicht selten mit gewissen Erwartungen verbunden. Und vom Ret-

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TEILEN AUS DER NOT WIRD ZU TEILEN AUS ÜBERZEUGUNG

K AUFEN TEILEN

GESTERN

tet-die-Welt-Anspruch der idealistischen 70er-Jahre-Avantgarde sind die Teiler von heute weit entfernt. Pragmatismus ist der Antrieb der vermeintlich revolutionären, zeitgenössischen Shareconomy. Die meisten Teiler sind junge Menschen, meist Singles, die in Großstädten leben. Sie haben teure, kleine Wohnungen und damit weder viel Geld noch viel Platz für viel Krempel. Es gibt kaum Parkplätze vor der Tür. So empfindet man einen eigenen Wagen eher als Ballast. Die Notwendigkeit, ein Auto zu besitzen, ist gering. Denn der öffentliche Nahverkehr wurde in den vergangenen Jahrzehnten hervorragend ausgebaut und Radfahren, am bes-

TEILEN

HEUTE

ten mit einem hergerichteten Bianchi, ist cool. Auch wenn man abends in der Stadt mit einem Auto unterwegs ist, sorgen anschließend zu erwartende Alkoholkontrollen nicht gerade für ein ungetrübtes Freizeitvergnügen. Für besondere Anlässe lassen sich Autos in der Familie oder unter Freunden ausleihen – oder eben neuerdings von einem Carsharing-Service. Zunehmend wird auch Immobilieneigentum als Belastung empfunden. Denn die junge Generation lebt nicht mehr mit den Sicherheiten, die noch ihre Eltern schätzten. Jederzeit muss man damit rechnen, Job und Ort zu wechseln. Hinzu kommt, dass Fernbeziehungen unter den deutlich

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MORGEN

mobileren Jüngeren, die modernen Nomaden ähneln, nichts Unübliches sind. Und außerdem wollen sich die sogenannten Super-Opportunisten ungern festlegen und ger-ne verschiedene Lebens- und Arbeitsformen ausprobieren. Das ruft einen Lebensstil des smarten Verzichts, einen „Lifestyle of smart Simplicity“ hervor, der übrigens ebenso unter Älteren immer mehr Anhänger findet. Was man leihen kann, wird gerne geliehen – was ja auch gar kein Verzicht im Sinne von Askese ist, sondern möglicherweise sogar das Gegenteil. Außerdem gibt es vielmehr Möglichkeiten als noch vor 50 Jahren. Und kaum einer möchte sich ▸▸


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HYBRIDE MÄRKTE: S H A R I N G V E R B I N D E T P R I VAT U N D S O Z I A L

SHWOPPING*

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VERKEHRSMIITTEL

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Quelle: „Sharity“ die Zukunft des Teilens, GDI

HYBRIDE MÄRKTE

KLASSISCHE MÄRKTE

* Shwopping – Wortmix aus shop/einkaufen und swap/austauschen – haben die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam und Marks & Spencer zum beiderseitigen Nutzen erfunden. Kunden der Bekleidungsgeschäfte sollen beim Neukauf alte, getragene Kleider in eine Sammelbox im M&S-Laden werfen. Oxfam verkauft die Stücke entweder secondhand weiter oder nutzt sie als Recyclingmaterial. Der Gewinn wird global sozialisiert: und geht in Entwicklungshilfeprojekte.

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durch Eigentumserwerb, der ja auch besonders kostspielig ist, in seinen Aktivitäten und seiner Ausprobierwut einschränken lassen. So ermöglicht man sich eben Zugänge, die kostengünstig und spontan verfügbar sind. Nebenbei entgeht man den Tücken rasch wechselnder Produktzyklen.

Service und raffinierte Nutzungsmöglichkeiten Sicher ist allerdings, dass sich ebenso für die Old Economy einiges ändern wird. Beim normalen Carsharing dürften wohl vor allem zuverlässige kleinere, praktische und einfach zu bedienende Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Es sei denn, man benötigt den Wagen als Prestige-Objekt. Auch alles andere, was beim Benutzen gewissen Strapazen unterworfen wird, sollte nicht schon beim Anfassen in die Brüche gehen. Da werden Hersteller, die gediegene langlebige und dabei besonders wartungsfreundliche Produkte anbieten, wohl davon profitieren. Bei bestimmten Dingen wird eventuell die Erneuerungsrate durch die intensivere Nutzung höher liegen. Möglich ist ferner, dass sich bei SharingModellen der Fokus weg von der Eigenschaft und der Fertigung eines Produktes hin zu mehr Service bewegt. Wichtig wird die Art des Zugangs, der für den Kunden so flexibel und unkompliziert wie möglich sein sollte. Unternehmen werden umso erfolgreicher sein, je besser sie es verstehen – gegebenenfalls gemeinsam mit Partnern und Kunden – Nutzungsmöglichkeiten geschickt zu gestalten. Ideen sind also gefragt. Ein Blick auf die am weitesten entwickelte Carsharing-Szene zeigt, wie es funktionieren kann. Die finanziell Erfolgreichsten sind die ideenreichen Experimentierer. So kooperiert etwa General Motors mit dem Peer-to-Peer-Service RelayRides, während FlightCar am Flughafen in San Francisco mit einer genial einfachen Win-

win-Idee richtig Gewinne macht: Die einen dürfen ihr Auto während ihrer Reise umsonst am Flughafen parken, die anderen können diese billig mieten. Für FlightCar ist das lukrativ.

Schont Teilen die Umwelt?

Besonders Hersteller von kultigen Markenartikeln müssen sich etwas einfallen lassen. Sie machen schließlich ihre Umsätze damit, dass die Kunden ihre Marke begehren, die Produkte kaufen und besitzen wollen. Werden Produkte geteilt, verringert sich die Zahl der Käufer. So muss der, der verkaufen will, nicht mehr nur vermitteln, dass sein Produkt besser ist als andere – sondern überhaupt besitzenswert. Gut abschneiden dürften im ProdukteRanking der Shareconomy Dinge, die relativ teuer sind, aufwendig in Unterhalt und Lagerung und nur sporadisch gebraucht werden. Da könnten in Zukunft nicht ausgenutzte öffentliche Bibliotheken eine neue oder zusätzliche Rolle finden, indem sie Geräte und andere Alltagsdinge zur Verfügung stellen und ausleihen. Auch solche Dinge, die sich der einzelne nicht leisten kann oder will, lassen sich wohl gut verleihen. Dazu zählen neben Designermode und Privatunterricht auch Profi-Instrumente, Maschinen und Spezialfahrzeuge. Selbst Unternehmen können inzwischen untereinander teilen. Schließlich steht häufig ein großer Teil des Maschinenparks ungenutzt herum. Manch einer bezweifelt allerdings, dass uns eine nachhaltigere Welt durch Sharing-Produkte bevorstünde – obwohl diese auf Langlebigkeit produziert und mehrfach genutzt werden. Denn wer den Verzicht aufs Auto mit CO2 -Verbrauch-intensiven Fernflügen kompensiert, schont keine Umwelt. Teilen bedeutet auch nicht zwangsweise Verzicht. Schließlich lassen sich mehr Dinge leihen als kaufen. Einige Effekte wird die Shareconomy aber auf jeden Fall hervorrufen: Die Begriffe Eigentum und Besitz werden eine Wand-

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lung erfahren – Juristen werden dadurch ein neues Betätigungsfeld erhalten. Zukunftsforscher sehen allerdings weiter. Peter Wippermann (Trendbüro Hamburg) sieht neben der Old Economy eine „Wirtschaft von unten“ aufkeimen. Für die emeritierte Harvard-Business-School-Professorin Shoshana Zuboff ist die Sharing Economy sogar nur ein kleiner Schritt zu einem neuen Wirtschaftssystem. In der dritten Phase des Kapitalismus – so meint sie – hätten nicht mehr die Unternehmen, sondern die Kunden das Sagen haben. ◆

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HUB Zürich / Schweiz Ein Ziel des Züricher HUB ist es, den Wissensaustausch unter den Coworkern zu fördern. Die in zwei Viaduktbögen der S-Bahn untergebrachten flexiblen Arbeitsplätze ermöglichen dies. Die Telefonzelle erlaubt ungestörte Gespräche mit dem Mobiltelefon.


Nehmen Coworking Spaces die Zukunftsvision der Büroarbeit vorweg? Oder ist das gesellige, gemeinschaftliche Nutzen und Teilen von Arbeitsräumen nur eine vorübergehende Erscheinung? Tatsache ist, dass in Metropolen die Zahl der Anbieter solcher Locations sprunghaft wächst – und Start-ups oder Kleinstunternehmer das Angebot gerne nutzen.

Coworking Spaces Einem Phänomen auf der Spur

Vo n Jo a c h im G o e t z


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A

rbeiten in Coworking Spaces ist derzeit für freiberufliche Selbstständige, Angestellte und Vielreisende eine interessante Alternative zum Homeoffice, zum Schreibtisch im Wohnzimmer oder zum Laptop im Hotelzimmer. Denn von den herkömmlichen Mietbüros oder Büroservices unterscheiden sich die gemeinschaftlich genutzten Räume deutlich. Der Arbeitsplatz kann meist spontan und auch für kurze Zeit angemietet werden. Vom Betreiber werden zumindest schnelles Internet, Stuhl, Tisch, Kollegen und Kaffee bereitgestellt. Mitbringen muss der Coworker bloß noch seine Arbeitsunterlagen, einen Laptop und sein Smartphone – mit dem er dann zum Telefonieren in eine freie „Telefonzelle“ geht.

Weit verbreitet sind die flexiblen Bürogemeinschaften noch nicht. Weltweit gab es Anfang 2013 schätzungsweise 2.500 Spaces, in denen etwas über 100.000 Coworker arbeiteten. Die Entwicklung konzentriert sich auf die Metropolen New York, London und Berlin. Dort gibt es auch bereits Räume und zielgruppengerechte Konzepte für unterschiedlichste Klientelen. Ein deutlicher Unterschied zum Firmenbüro manifestiert sich schon rein optisch in der gestalterischen Vielfalt der Coworking Spaces. Bei Letzteren orientieren sich die Betreiber am Bedarf, Geldbeutel und Geschmack der potentiellen Kunden, denn diese bezahlen ja für ihren Arbeitsplatz – im Gegensatz zum firmeneigenen Büro, das ein Unternehmen seinem Arbeitnehmer bereitstellt.

Keine Lust auf monotone Routine Vieles lässt darauf schließen, dass Coworking Spaces nicht nur vorübergehend das Angebot an Büroräumen bereichern. Denn eine der Ursachen für diese Entwicklung findet sich im gesellschaftlichen Wandel und dem der Arbeitswelt begründet. Deregulierte Arbeitsverhältnisse, Outsourcing und projektgebundene Arbeitsgemeinschaften nehmen zu und verdammen Mitarbeiter zwangsweise zur Flexibilität. Andererseits sagen Trendforscher wie Matthias Horx, dass auch eine immer größer werdende Zahl junger und dabei gut ausgebildeter Menschen der Generation Y keine Lust auf monotone Routinetätigkeit in einer Firma hat und nach mehr Spaß und Sinn bei der

THE ENTREPRENEURS CHURCH Stockholm / Schweden Seit 2012 befinden sich in einer ehemaligen Kirche nahe dem Bellevuepark multifunktionelle Arbeitsplätze für schwedische Start-ups. Neben dem 300 Quadratmeter großen Open Space stehen zwei Konferenzräume, ein Telefonraum und eine kleine Küche zur Verfügung. Zusätzlich wird das außergewöhnliche Ambiente auch für Pitch-Abende und sogar Partys genutzt.

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AGORA COLLECTIVE Berlin / Deutschland Das Agora Collective vereint Arbeitsplätze, Kunststudios, ein Restaurant sowie diverse Kurse und Veranstaltungen unter einem Altbau-Dach in Berlin-Neukölln. Der Anspruch ist, den Austausch zwischen den kreativen Coworkern möglichst stark zu fördern.

Arbeit sucht. Status und Geld spielen – jedenfalls bei den Jüngeren – eine untergeordnete Rolle. Und an die Rente denken sie noch nicht. Sie sind gesund und sorgen nicht vor. So entwickle sich die Lebensform des „Micro-Entrepreneurs“, eines Kleinunternehmers, während gleichzeitig der Nine-to-five-Job, die Festanstellung mit geregelter Arbeitszeit, an Attraktivität einbüße. Journalisten, Webdesigner, Grafiker und Softwareentwickler wählen oft den Weg in die Selbstständigkeit. Gerade im kreativwirtschaftlichen Bereich stellen ja Notebook, Mobiltelefon und schnelles Internet am Arbeitsplatz sowie das eigene kreative Potential bereits

ein komplettes kleines Unternehmen dar, das mitunter als Soloselbstständigkeit oder Meconomy bezeichnet wird. So ist auch die Hürde zum Alleinunternehmertum deutlich geringer geworden. Für genau diese Menschen ist der Coworking Space eine geradezu ideale Arbeits-umgebung. Denn was fürs Sharing von Autos oder Bohrmaschinen gilt (siehe Beitrag Sharing, Seite 38-43) gilt ebenso für den geteilten Arbeitsplatz: Die Lasten für Raum und Geräte, für Reinigung und Pflege, Reparaturen etc. trägt ein anderer. Die Kosten da-für fallen temporär an, sind überschaubar und können bei Bedarf sofort storniert werden.

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Mehr soziale Unterstützung Ein Coworking Space bietet weitere Vorteile. Neben der flexiblen Buchung, die der modernen Arbeitsdynamik entspricht, gibt es die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam zu arbeiten. In den meisten dieser Räumlichkeiten wird besonderer Wert darauf gelegt, dass man sich gegenseitig unterstützt und sich auch zu Aufträgen verhilft, Aufträge mit Hilfe der anderen Coworker erledigt oder Projekte gemeinsam entwickelt und angeht. Schließlich ist das Netzwerk in der Wissensgesellschaft das Wichtigste. Fast überall werden deshalb zusätzlich ▸▸


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abends Veranstaltungen angeboten, die Gelegenheit zur Vernetzung bieten. So fühlen sich dort auch ehemalige Einzelkämpfer, denen zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen ist, gut aufgehoben. Im Vergleich zur Heimarbeit sehen Wissenschaftler übrigens sogar eine „geringere Tendenz zur Selbstausbeutung“. Denn die Öffnungszeiten sorgen für eine geregelte Arbeitszeit. Man ist weniger isoliert, erhält mehr soziale Unterstützung und fühlt sich produktiver, motivierter. Die verbesserte Selbstführung lässt sich auf die Fremdbestimmung durch die in einem

Coworking Space geltenden Regeln zurückführen und kaum einer kommt nach Feierabend auf die Idee, sich zu Hause noch mal an den Schreibtisch zu setzen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer global angelegten, vom Portal Deskmag.com durchgeführten Befragung von etwa 650 Coworkern aus 24 Ländern. 70 Prozent mögen ihren Arbeitsplatz, 85 Prozent fühlen sich motivierter, 88 Prozent können sich besser mit anderen Personen austauschen und gut die Hälfte arbeitet auch häufiger in

Teams. 60 Prozent organisieren ihren Arbeitsalltag deutlich besser und können nun zu Hause optimal entspannen – und was sicherlich überraschend ist: Über 40 Prozent erzielen seit ihrem Wechsel in einen Coworking Space ein höheres Einkommen, während nur fünf Prozent Einbußen hinnehmen mussten.

Nutzen für Großunternehmen Auch größere Unternehmen schätzen die gemeinschaftlichen Arbeitsräume aus verschiedenen Gründen. So können diese

AGORA TOKYO Tokio / Japan Mit typisch japanischer Ästhetik wartet der Agora Coworking Space im World Udagawa Building in der Nähe der Bunkamura Konzerthalle auf. Außerdem bietet man dort Einzelpersonen und Teams ergonomische Stühle an Systemtischen – sowie diverse Büroservices.

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BIZDOJO CO.SPACE Auckland / Neuseeland Die Vorahnung trügt nicht. Das unkonventionelle Loft dient Kreativen als Ideenschmiede. Hier arbeiten Produkt- und Industriedesigner, Modeschöpfer, Foto- und Videografen oder Künstler. Der dazugehörige Versammlungsraum kann auch für Workshops, Ausstellungen, Schulungen oder Präsentationen genutzt und gemietet werden.

durch Auslagerung von Projektgruppen die Spitzen ihres Flächenbedarfs puffern, etwa, wenn bei umfangreichen Projekten eine größere Zahl von Freiberuflern und externen Mitarbeitern benötigt wird. Außerdem kann in den Spaces durch die Zusammensetzung der Nutzer ein kreativer Nährboden für neue Ideen entstehen – im Sinne eines Inkubators. Nicht selten wird dieser auch für Open Innovation genutzt, indem einzelne Mitarbeiter gezielt für einige Zeit in einen Coworking Space geschickt werden. Sogar ganze Abteilungen aus Forschung, Entwicklung

oder für spezielle Projekte werden teilweise ausgelagert. So hat etwa Daimler sein Carsharing-Projekt car2go im Berliner Betahaus, einer der Top-Adressen die ser neuen Branche, angesiedelt. Im Betahaus Hamburg lief ein Pilotprojekt mit der Otto Group. Denn im strategischen Personalbereich ist man der Auffassung, dass Unternehmen aus ihren Mauern herauskommen müssen, da im OnlineBereich ein komplettes Umdenken stattfinde. Unternehmen bekämen ein Problem, wenn die Leute, die man haben will, die Selbstständigkeit einer Festan-

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stellung vorzögen. Da nützt nämlich dann der ganze „Kampf um Talente“ wenig. Der Touristikkonzern TUI hat sich im Hamburger Betahaus sozusagen zeigen lassen, wie man es macht. Denn mit Beratung durch die Hamburger wurde nach einem dreimonatigen Test durch ein 24-köpfiges Team der Coworking Space Modul 57 in Hannover eröffnet. Im Univiertel, nicht auf dem Firmengelände und offen für Freiberufler-Netzwerke, Start-ups oder Projektabteilungen von großen Unternehmen. ▸▸


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Für Mütter, Dichter und Vielflieger Aber auch an den an unterschiedliche Zielgruppen gerichteten Angeboten verschiedener Anbieter lässt sich leicht feststellen, wie sehr sich Büroarbeit und die Einstellung dazu inzwischen bereits verändert haben. So gibt es in New York etwa einen Coworking Space, der ausschließlich für Frauen reserviert ist. In Köln und Leipzig sind Kindertagesstätten an die Büroräume angehängt, so dass Mütter arbeiten und trotzdem innerhalb von Minuten bei ihrem Kind sein können. Das New Yorker „Paragraph“ ist ausschließlich für Schriftsteller reserviert, die absolute Stille suchen. Gespräche im großen

Arbeitsbereich sind wie in einer Bibliothek strengstens verboten, Trennwände unterbinden Blickkontakte. Aber für das Wichtigste ist gesorgt: Bei Runde-TischGesprächen mit Verlegern, die selbstredend gerne ins Paragraph kommen, haben viele der dort arbeitenden Autoren schon neue Aufträge erhalten. Auch die weltweit tätige Kette Cluboffice lockt mit etwas Besonderem: Für eine etwas höhere Monatspauschale erhält man das Recht, in jeder ihrer Dependancen bei Bedarf einen Tisch zu bekommen. Optimal für Vielflieger und Weltreisende. „Edelstall“ in Hannover setzt (wie viele andere Spaces) auf ein symbiotisches Verhältnis von Mieter und Betreiber. Die

Nutzer der Räume – darunter auch eine Nähwerkstatt – werden auf der Homepage mit ihrer Tätigkeit vorgestellt. Mit einer ständig wachsenden Bibliothek sowie diversen Zeitschriftenabonnements lockt „Die Zentrale“ in Frankfurt Freigeister in ihre mit Seminar- und Konferenzraum, mit Hangout und Küche ausgestatteten 230 Quadratmeter, die Café-Atmosphäre und die Ruhe von Arbeitsräumen kombinieren. Das HUB in Zürich richtet sich hingegen an ausschließlich nachhaltig orientierte Start-up-Gründer, von denen übrigens etwa ein Drittel abgelehnt wird, weil entweder die persönliche Ebene nicht passt, kein Mehrwert für das Netzwerk entsteht

BOVEN DE BALIE Amsterdam / Niederlande 34 Plätze im Zentrum von Amsterdam am Leidseplein bietet der Coworking Space Boven de Balie, der – der Name sagt es – über dem Café De Balie angesiedelt ist. Ästhetisches Markenzeichen ist die markante, restaurierte Holzkonstruktion, die den lichtdurchfluteten Dachraum prägt.

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TECHSPACE London / Großbritannien Der Vorteil einer alten Lagerhalle wurde beim Techspace ausgenutzt: Die großzügige räumliche Situation erhielt einen avantgardistischen Touch und glänzt mit großen Meetingräumen und viel natürlichem Licht.

oder ihre Projekte kein Potential zur nachhaltigen Problemlösung besitzen. Flaggschiffprojekt ist ein Businessplan-Wettbewerb, bei dem Gründer eine Vollmitgliedschaft und eine gesponserte Geldsumme gewinnen können, um innerhalb eines Jahres ihre Idee umzusetzen.

Gestaltungskonzept verbesserungsfähig Die Konzepte der einzelnen Spaces unterscheiden sich zwar oft extrem, für die Betreiber profitabel sind jedoch die wenigsten. Und das, obwohl die Mitgliederbeiträge meist nur einen Teil der Einnahmen ausmachen. Für Benutzung von Konferenz-

räumen, für Event-Ausrichtungen, Workshops und Bewirtungen ist ein zusätzlicher Obolus zu entrichten. Auffällig ist, dass die Architektur meist ansprechend und teilweise spektakulär ist. In Stockholm baute man eine alte Kirche um, in Zürich residiert das HUB unter den Rundbögen der Bahnviadukte, und das Berliner St. Oberholz wurde in einem noblen Altbau mit sehr hohen Räumen und Stuckdecken eingerichtet. Allerdings lässt die Möblierung oft zu wünschen übrig. Der trashigschnoddrige Look wirkt mitunter wie handgebastelt. Akustische Maßnahmen sucht man oft vergebens. Selbst ergonomisches, die Gesundheit der Büroarbeiter erhaltendes Mobiliar ist nicht die Regel.

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Mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und unkonventionellen Atmosphäre überzeugen viele Spaces, die sich ja nicht zuletzt auf den vornehmen englischen Herrenclub zurückführen lassen, gestalterisch bestimmt. Aber ein echter Place 2.5 sieht doch noch ein bisschen anders aus. ◆

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IDEEN  Loungeprogramm sweetspot No 9/14

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Loungeprogramm sweetspot  Eleganter Lifestyle im Büro

Vo n J u l i a n T rö n d l e

Mit sweetspot schließt Sedus eine weitere Lücke, nämlich die zwischen Funktionalität und Komfort im Loungebereich. Die Produktfamilie, die neben Loungestühlen auch zwei Tischmodelle umfasst, wurde von der Designerin Judith Daur mit dem Ziel entworfen, die Verbindung von konzentriertem Arbeiten und entspannter Kommunikation in ein entsprechendes Ambiente zu übersetzen.

Körper beinahe vollkommen drehbar, wodurch sich der Nutzer seinem Gegenüber besser zuwenden kann. Laut Judith Daur entstehe so ein viel offeneres Gesprächsklima, denn „die Bewegungsfreiheit des Körpers ist die Basis der geistigen Bewegungsfreiheit“.

Variantenreichtum

Eine anregende Zone des geistigen Austauschs sweetspot ist in vielen Unternehmensbereichen einsetzbar und ermöglicht es, jeden Ort in einen Treffpunkt der entspannten und kreativen Interaktion zwischen den Mitarbeitern zu verwandeln. Neben seinen universellen Einsatzmöglichkeiten bietet der Loungesessel auch ein Sitzgefühl, das weit über die Komfortstandards klassischer Konferenzmöbel hinausgeht. „Man muss schon auf den ersten Blick erkennen können, dass er den Menschen weich empfängt und sanft aufnimmt“, so die Designerin Judith Daur. Durch die eingelagerte Gasfeder und den Sitzschaum verfügt der sweetspot über eine besonders weiche und komfortable Auflagezone und vermittelt so beinahe ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Die schlanke

Linienführung des Fußkreuzes verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Es ist die besondere Sitzergonomie, die den sweetspot klar von anderen Loungemöbeln im Bürobereich unterscheidet. Die ursprünglich als Ablagefläche konzipierte Kragenarmlehne wirkt wie eine einladende Geste und unterstützt den legeren und entspannten Charakter des Möbelstücks, so dass triste Besprechungsszenarien in der Mittelzone zwischen Büros im Handumdrehen in anregende Orte des geistigen Austauschs verwandelt werden können. Trotz seiner grundsätzlich bequemen Ausrichtung ist sweetspot jedoch auf keinen Fall als reiner Chill-out-Sessel misszuverstehen, denn in seiner leicht erhöhten und abgewinkelten Sitzfläche nimmt man automatisch eine wache und konzentrierte Körperhaltung ein. Dadurch, dass die Rückenlehne die Höhe der Armlehne weiterführt, ist der

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Das Loungeprogramm sweetspot ist eine Produktfamilie, die sich individuell auf die Unternehmenswünsche abstimmen lässt, da Materialität und Farbe unabhängig voneinander konfiguriert werden können. So kann beispielsweise die Außenseite der Sitzschale farblich anders gestaltet werden als die Innenseite, was zu einem außergewöhnlich großen Variantenreichtum führt. Die beiden Polsterelemente dienen neben ihrer praktischen Funktion auch als ästhetisches Mittel. Sie gliedern das Gesamtbild der Sitzschale und können durch die Wahl der Farbe – besonders bei einer farblich komplementären Nahtführung – stimmungsvolle Kontrast-Akzente setzen. In der Kombination mit den Tischen, die innerhalb dieser Produktfamilie entstanden, wird die Ästhetik des Fußkreuzes weitergeführt. Getränke und Utensilien lassen sich so bequem in erreichbarer Nähe abstellen. Aber auch Laptops und Tablet-PCs ▸▸


Einladend und elegant: Loungesessel sweetspot mit Kragenarmlehne.


IDEEN  Loungeprogramm sweetspot No 9/14

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JUDITH DAUR Designerporträt Judith Daur ist seit April 2012 Designerin bei der Sedus Stoll AG. Sie schloss ihr Studium als DiplomDesignerin (FH) an der Hochschule Darmstadt ab. Ein Japanaufenthalt sowie Praxiserfahrungen bei Studio Hannes Wettstein und Formart Industrial Design bilden wesentliche Meilensteine ihrer vorherigen Tätigkeit.

Ob Loungebereich, Wartezone oder lockere Arbeitsumgebung: Mit sweetspot lässt sich ein angenehmes Ambiente schaffen, das so den Austausch untereinander fördert.

können von dort aus genutzt werden, was aus jedem Szenario eine temporäre Alternative zum gewohnten Arbeitsplatz macht.

Funktionalität und Eleganz Die große Auswahlmöglichkeit an Material- und Farbkombinationen bietet viele Optionen für eine wunschgemäße Umsetzung. Ob als Wartebereich am Empfang, als Loungemöbel in der Cafeteria, als Besprechungsecke in der Mittelzone von Büros oder als Rückzugsort für das konzentrierte Arbeiten außerhalb der gewohnten Büroumgebung: Das Loungeprogramm sweetspot verbindet auf attraktive

Weise die Sitzergonomie und den Komfort eines Bürositzmöbels mit der Eleganz eines Lifestyle-Produkts.

Die neue Wohnlichkeit Mit dem sweetspot erhält eine neue Wohnlichkeit Einzug in die Welt des Büros, wodurch auch die durch Tradition und Gewohnheit geprägten Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeitwelt etwas zu verschwimmen beginnen. Dies führt zwangsläufig zu der Fragestellung, ob diese Grenzen überhaupt noch eine reelle Daseinsberechtigung besitzen oder ob langfristig sogar eine vollkommene Symbiose der beiden scheinbar unvereinbaren Welten

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denkbar ist: ob nicht auch hier ergonomische Prinzipien wichtiger sind als gängige Chill-out-Klischees – ganz nach dem Konzept des Place 2.5. ◆ Erfahren Sie mehr zu Sedus sweetspot.

w w w. s e d u s. c o m /d e/s w e e t s p o t


IDEEN  Modulares Stauraumsystem terri tory Sedus

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Im Spannungsfeld zwischen Kommunikation und Konzentration  Das modulare Stauraumsystem terri tory Vo n J u l i a n T rö n d l e

Im modernen Büroalltag, in dem die Zonen der kommunikativen Interaktion sich stetig auszubreiten scheinen, wird ein anderer Ort mehr und mehr zur Rarität: der separate Rückzugsraum für das konzentrierte Arbeiten. Mit dem modularen System terri tory hat Sedus jetzt ein Stauraumprogramm konzipiert, das diesem Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Kommunikation und dem gleichzeitigen Bedürfnis nach abgeschirmter Privatsphäre entspricht.

Wandelbares Büromilieu: Mit sweetspot und terri tory lässt sich die Umgebung schnell und einfach an die sich stetig wandelnden Arbeitsbedürfnisse anpassen.


IDEEN  Modulares Stauraumsystem terri tory No 9/14

Sedus

Mit dem modular konzipierten Stauraumsystem terri tory werden unterschiedlichste Konfigurationen und Szenarien möglich.

Öffnung oder Abschirmung? Gespräche unter den Mitarbeitern führen oft zu kreativen Impulsen, die – richtig weitergedacht – die Performance eines Unternehmens maßgeblich steigern können. Was aber, wenn der Raum fehlt, um diese Ideen und Anregungen in Ruhe weiterzudenken? Eine kommunikative Arbeitsatmosphäre ist nur dann von Nutzen, wenn die Möglichkeit des konzentrierten und zurückgezogenen Arbeitens dabei nicht negiert wird. Die Herausforderung für Sedus und das Team von Formwelt Industriedesign bestand darin, Büromöbel zu schaffen, die sowohl kommunikative als auch sich abgrenzende Szenarien ermöglichen, Szenarien in de-

nen die Abschirmung des Arbeitsplatzes eine spätere Öffnung desselben nicht automatisch ausschließt.

zentration und Kommunikation und fördert so eine entspannte und produktive Arbeitsatmosphäre.

Kommunikation und Konzentration

Neuinszenierung von Räumen

Der modulare Aufbau des Systems terri tory bietet individuelle Gestaltungsfreiheit und kann so neben seiner Funktion als Stauraum auch als Kulisse für spontane Meetings dienen. Daneben bietet terri tory aber gleichzeitig die Möglichkeit, als Raumteiler Rückzugsorte zu schaffen, die ein ungestörtes und konzentriertes Arbeiten gewährleisten. Durch die Raumzonierung ist folglich die Art des jeweiligen Arbeitens konkret beeinflussbar. Sie ermöglicht ein harmonisches Miteinander von Kon-

Die Boxen mit einer Länge von 400 und 800 Millimetern lassen sich auf fast schon spielerische Weise linear miteinander verketten, so dass der Nutzer sich nicht im Vorhinein auf eine bestimmte Konstellation festzulegen braucht. Henriette Deking, Designerin bei Formwelt Industriedesign, sagt dazu: „Oft hatten wir Legosteine vor Augen oder Bausteine, die auf horizontale Boards gestellt werden.“ Die Boxen werden mit einem Schlüssel über einen eigens entwickelten, mittig

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IDEEN  Modulares Stauraumsystem terri tory No 9/14

Sedus

Der Auf- und Umbau erfolgt im Handumdrehen durch die einfache Verkettung der Boxen mit dem Verbindungsbeschlag der Böden.

sitzenden Verbindungsbeschlag mit der Funktionsschiene der Böden verspannt. Auf die gleiche Weise können auch Dekorelemente, Screens aus Plexiglas, Magnetrückwände oder Pflanzkästen modulartig in die Bürolandschaft integriert werden. Außerdem kann durch Auslassungen in der Stauraumwand eine Transparenz erzeugt werden, die eine zusätzliche visuelle Leichtigkeit suggeriert. Die Nutzer haben also die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz zum ganz persönlichen Territorium zu machen – dem eigenen terri tory –, in dem, bedingt durch die riesige Farbauswahl und die Kombinationsvielfalt der verschiedenen Module, lediglich noch die Grenzen der eigenen Phantasie gelten. Die flexible Neuinszenierung von Räumen –

das heißt von Raum und Stauraum – ermöglicht eine individuelle Funktionalität und entspricht so perfekt den Anforderungen eines modernen Büroalltags, in dem spontan auf veränderte Anforderungen des Rau-mes reagiert werden muss.

Leichtigkeit als Schlüssel für das produktive Wohlfühlen Wichtig für den Designprozess von terri tory war, „dass viel Luft zum Atmen bleibt“, so Henriette Deking von Formwelt Industriedesign. Während der Büroraum an sich naturgemäß zumeist eher starr und unflexibel wirkt, assoziiert man das geradlinige Design der mobilen Stauraumelemente terri tory mit einer ungewohn-

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ten, aber wohltuenden Leichtigkeit, eine Leichtigkeit, die sich auch auf das allgemeine Arbeitsklima überträgt. Ob als Solitärmöbel oder stilvolle Stauraumlösung im Einzelbüro, das mit dem Designpreis „Red Dot 2013“ ausgezeichnete Stauraumsystem terri tory vereint alle Eigenschaften des produktiven Wohlfühlens und macht den Arbeitsalltag auf diese Weise zu einem gewinnbringenden Erlebnis. ◆ Erfahren Sie mehr zu Sedus terri tory.

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IDEEN  Mobile Struktur am Arbeitsplatz No 9/14

Sedus

Mobile Struktur am Arbeitsplatz Raumteiler mit viel Leichtigkeit und Flexibilität

Vo n D o ro th e a S c h e i d l-Ne n n e m a n n

Der Trend zu einer räumlichen Verdichtung aufgrund steigender Immobilienpreise hält an und das Thema der mobilen Strukturierung von Flächen, das Schaffen von unterschiedlichen Funktionsbereichen und Milieus, das visuelle und akustische Abschirmen sind akuter denn je.

L

ange bevor Großraumbüros, Open Spaces und Bürolandschaften im heutigen Verständnis von Arbeitsräumen in unser Bewusstsein traten, gewährten großzügige Grundrisse eine nachhaltige, weil vielseitige Nutzung. Massive Bauweisen haben etwas Unverrückbares. Zwischenwände boten in früheren Zeiten bei der Beheizung durch Einzelkamine eine Barriere und machten auch eine Umnutzung komplizierter. Nicht umsonst gab es aus diesem Grunde große Gemeinschaftsräume wie klösterliche Schreibstuben, großzügig angelegte hanseatische Kontore und Schreibsäle. In der konzentrierten Ruhe einer Bibliothek etwa ließ es sich gut arbeiten. Raum wurde gemeinsam genutzt und eine maximale Flexibilität bewahrt. Die Notwendigkeit, Räume stärker zu trennen, trat auf, als durch das Geklapper von Schreibmaschinen und später Computertastaturen sowie durch Telefongespräche eine zunehmende Geräusch-

kulisse entstand. Mitarbeiter wurden von Ausführenden und Befehlsempfängern zu selbstverantwortlich agierenden und damit diskutierenden und sich in ständigem Austausch befindlichen immer wieder neu zusammengewürfelten Teameinheiten. Mittlerweile könnte man sagen, leben – auch unterstützt durch die modernen Kommunikationsmittel – unsere Nomadengene wieder auf, die durch zwischenzeitlich antrainierte statische Verhaltensweisen zurückgedrängt worden waren. Was einst die eigentlich aus China kommende Spanische Wand war, Raumteiler und Sichtschutz, ist heute im Büro ganz unpoetisch oft zur Stellwand oder zum Trennwandsystem reduziert. Sedus bietet für den Einsatzbereich der Raumzonierung multifunktionale und sehr flexible Lösungen, die einen visuell attraktiven und spielerisch einsetzbaren Schutz bieten.

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viswall

Eine lineare Raumteilung erlaubt viswall, ein System, das nicht nur blickdicht, sondern auch mit Polyestervlies akustisch wirksam ausgerüstet werden kann. Die einzeln um 360° drehbaren Lamellen können sowohl abschirmen als auch Durchblicke ermöglichen. Je nach Wunsch der Nutzer stehen daher in offenen Bürolayouts der Wunsch nach Vertraulichkeit und der Schutz vor Ablenkung in Einklang. Mit wenigen Handgriffen lässt sich durch Verschieben der in Bodenplatten befestigten Elemente eine gewünschte Fläche frei zonieren und zwischen partiellem Einblick und Abschirmung wechseln. Erfahren Sie mehr zu Sedus viswall.

w w w. s e d u s. d e/s e/d e/p r o d u c t s/o f f i c e f u r n i t u r e/ viswall


IDEEN  Mobile Struktur am Arbeitsplatz No 9/14

Sedus

viswing

Transparent und leicht wirken diese Elemente, die eine unkomplizierte Zonierung und einen schnellen Positionswechsel erlauben. Optisch kommt durch eine dreidimensionale Wirkung der Segel Dynamik auf. Der in sich gebogene und in einer Bodenplatte fixierte Rahmen ergibt dank der darauf doppelseitig gespannten Textilmembran eine plastische Form. Dadurch ergibt sich einen attraktiver MoiréEffekt, zudem ist viswing lichtdurchlässig, schützt aber vor direkten Blicken, ohne dass der Lichteinfall blockiert wird. Je nach individuellem Bedarf lassen sich die Segel in senkrechter und eher waagerechter Stellung positionieren. Erfahren Sie mehr zu Sedus viswing.

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IDEEN  Mobile Struktur am Arbeitsplatz No 9/14

Sedus

acoustic wall

Eine solide Art, Räume im Raum zu bilden oder Sichtschutzwände zu schaffen, bietet das System acoustic wall. Die Schallreflexion wird dabei nachhaltig gedämpft, ohne dass die akustische Funktion sichtbar ist. Nebenbei können die Raumelemente zum Kunstwerk werden, denn die Textilbespannung der Oberfläche ist mit geeigneten Bildmotiven nach Wunsch in hervorragender Qualität bedruckbar. Die Konstruktion wiederum ist raffiniert: Dank der Kedertechnik lassen sich Textilbespannungen schnell montieren und auch wechseln. Der schallabsorbierende Kern ist exakt auf das Rahmenprofil angepasst und durch eine umlaufende Nut können mittels Verbindungselementen mehrere Elemente miteinander verkettet werden. Geklingel, Geklapper, Stimmengewirr, Telefon- und Schrittgeräusche sowie Außenlärm werden dabei abgeblockt.

Stellwand

Zeitlos im Design, standhaft in der Bauweise und flexibel in der Funktion sind die Stellwände von Sedus. Ob als frei stehender Raumteiler, als abgewinkelte Wand oder als komplexe verkettete Raumkonfiguration, das in unterschiedlichen Höhen erhältliche System ist kompatibel und offen für jede Veränderung. Auch als Sichtschutz an Schreibtischen können die Elemente fixiert werden und dort dank einer integrierten Schiene unterschiedliche Funktionselemente in der dritten Ebene aufnehmen. Eine Auswahl an unterschiedlichen Standfüßen bietet für jedes Einsatzgebiet das Richtige. Einzelstellwände sind auch auf Rollen verfügbar. Die Füllungen können mit Stoffbezügen oder mit klarem Kunstglas umgesetzt werden. Erfahren Sie mehr zu Sedus Stellwand.

Erfahren Sie mehr zu Sedus acoustic wall.

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w w w. s e d u s. d e/s e/d e/p r o d u c t s/o f f i c e f u r n i t u r e/ s c r e e n- s y s t e m s

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RUBRIKEN  Historischer Blick Sedus

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Historischer Blick  Das humanorientierte Büro mit dem „Contact System“

B

ereits als in den 1970er Jahren die Großraumbüros en vogue wurden, machten sich die Kreativen bei Gesika (2002 in den Sedus Stoll Konzern integriert) Gedanken über menschenfreundlichere Bürolandschaften. Als „humanorientierte“ Raum-in-Raum-Lösung wurde das „Contact System“ geschaffen. Damit ließen sich große Flächen gestalten und flexibel zonieren. Formal fließt hier alles – es gibt keine scharfen Winkel, Kanten oder Ecken –, alles ist soft und rund.

Nicht nur Neubaugeschosse konnten damit repräsentativ gestaltet werden: Das System punktete vor allem auch beim Umrüsten von vorhandenen Bürogeschossen. Auch vor 40 Jahren herrschte im Altbestand wie heute noch ein Notstand, denn mindestens die Hälfte aller bestehenden Büroflächen war in ihrer Ausstattung und Kompatibilität mit neuen technischen Lösungen völlig überholt. Damals wie heute war eine einfache Modulbauweise eine unkomplizierte Lösung,

Arbeitsbereiche mit unterschiedlichen Funktionen und Besprechungsbereiche locker in einen Flächennutzungsplan zu integrieren. Nur die Themen waren etwas anders. Damals wurden die Schreibdamen mit ihren Schreibmaschinen aus den Schreibsälen in die Fachbereiche geholt und integriert, heute sind es die Loungebereiche und Besprechungszonen, die die funktionalen Arbeitsflächen auflockern. Der Landschaftsgedanke und der Anspruch an Flexibilität sind geblieben. ◆


LEBEN  Der Suntory-Moment No 9/14

Sedus

Der SuntoryMoment

Yatte Minahare („Go for it!“) ist der Gedanke hinter Shinjiro Toriis Entschlossenheit, nach dem er sich sein ganzes Leben richtete.

Whisky aus Japan

Vo n Á l va ro R u i z d e l R e a l

Eine schottische Legende besagt, dass sich keltische Krieger einst auf der Suche nach Schutz vor schlechtem Wetter in einer Höhle verkrochen und Ale zubereiteten. Der Dampf des Gerstensuds fing sich scheinbar in der gewölbten Höhlendecke und fiel zurück in den Kessel. Die rauen Kelten kosteten davon und waren sofort Feuer und Flamme. Sie riefen laut: Uisge-beatha! Lebenswasser! Diese Krieger hätten sich wohl kaum träumen lassen, dass Jahrhunderte später auf einer weit entfernten Insel in Fernost ein junger Visionär das herstellen würde, was von vielen Experten heute als bester Whisky der Welt bezeichnet wird.

D

as letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war in Japan geprägt durch gesellschaftliche Umwälzungen – den Übergang des feudalistischen und gegenüber fremden Einflüssen abgeschotteten Kaiserreiches hin zu einer langsamen Modernisierung. Shinjiro Torii wurde in Osaka geboren und wuchs in einer relativ einfachen Familie auf. Im Alter von 13 Jahren begann er, als Lehrling in einem Laden zu arbeiten und lernte dort, verschiedene Sake-Varianten zu mischen. Dank der Öffnung des japanischen Marktes zum Außenhandel lernte er mit der Zeit die

ausländischen Weine und Spirituosen kennen und entwickelte einen außergewöhnlichen Geschmacks- und Geruchssinn, der im späteren Verlauf seines Lebens noch von enormer Bedeutung sein und ihm den Spitznamen „Nase von Osaka“ einbringen sollte. Nicht ohne Grund stand Shinjiro für das Anbrechen neuer Zeiten, ein moderner Jugendlicher mit dem Wunsch, den Japanern die Wunder der Außenwelt nahezubringen. 1899, im Alter von nur 20 Jahren, leitete er bereits ein Geschäft für den Import von Weinen und Spirituosen. In je-

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ner Zeit entstand auch seine fixe Idee, ausländische Getränke an den Geschmack der Japaner anzupassen. Acht Jahre später, 1907, startete er den Verkauf seines eigenen Portweins, der ein absoluter Verkaufsschlager werden sollte. Doch damit gab er sich noch nicht zufrieden, denn bereits seit einiger Zeit hatte er eine revolutionäre Idee im Kopf. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Shinjiro eine gewisse Menge an Alkohol für die Mischung von Spirituosen in alten Weinfässern gelagert und dort vergessen. Als er die Fässer einige Jahre später wieder entdeckte, probierte er deren Inhalt. Und was sich darin verbarg, war eine absolute Offenbarung. Er fand heraus, in welchem Maß der Reifeprozess das Getränk beeinflusste, und war fasziniert von seinen Mysterien und Geheimnissen. Seit dieser Zeit bestand seine Mission darin, um jeden Preis und gegen alle Widerstände die perfekte Mischung zu erzielen und einen japanischen Whisky für die Japaner zu kreieren. ▸▸


LEBEN  Der Suntory-Moment Sedus

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LEBEN  Der Suntory-Moment No 9/14

Sedus

INFORMATION Pioniere im Bereich Corporate Social Responsibility Shinjiro Torii (1879–1962) war der Ansicht, man müsse einen Teil der Unternehmensgewinne in die Gesellschaft reinvestieren und so spendete er von Beginn an eine beträchtliche Summe für soziale Projekte. In diesem Sinne leistete das Unternehmen Suntory in den 60er Jahren Pionierarbeit und initiierte verschiedene soziale und kulturelle Projekte. So entstanden das Kunstmuseum Suntory mit einer umfangreichen Sammlung japanischer Kunst, das Konzerthaus Suntory Hall, ein Whisky-Museum und Altersheime sowie diverse anderen Initiativen.

Engagement für Wasser Im Rahmen seiner Verpflichtung zur Nachhaltigkeit hat sich Suntory den Schutz des Wassers als Ziel gesetzt. Dieses Ziel ist alles andere als altruis-

Der junge Shinjiro Torii wurde vom ersten Augenblick an von den Geheimnissen des Whisky-Blending gefesselt.

tisch, da es sich bei Wasser um den wichtigsten Rohstoff des Unternehmens handelt. Es verleiht seiner CSRPolitik jedoch eine starke Glaubwürdigkeit. Die Projekte reichen von der Sensibilisierung neuer Generationen bis hin zu Konkreterem, wie dem Erhalt der Wälder und dem Schutz der Wasserressourcen.

Suntory Limited Heute ist Suntory Holdings Limited ein multinationales Unternehmen mit Beteiligungen in den verschiedensten Branchen: von Softdrinks über Weine und Spirituosen bis hin zu Blumen. Es besitzt Weinberge in Frankreich, Brennereien in Schottland, eine weltweite Vertriebskette für Erfrischungsgetränke und vieles mehr.

Erste Schritte zur Verwirklichung eines Traums Die Vorstandsmitglieder des von ihm 1921 gegründeten Unternehmens Kotobukiya waren jedoch absolut dagegen, den Erfolg des Unternehmens aufs Spiel zu setzen, und rieten ihm einstimmig, das Projekt aufzugeben. Shinjiro hingegen war vollkommen von seinem Projekt überzeugt und nichts und niemand konnte ihn aufhalten. Getreu dem Motto Yatte Minahare (Go for it!) beschloss er – zum Leidwesen seiner Berater – die Arbeit aufzunehmen und investierte das gesamte Unternehmensvermögen in den Bau einer Brenne-

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rei. Die Wahl ihres Standortes war wohlüberlegt, denn Shinjiro Torii war sich bewusst, dass die Qualität seines Whiskys in entscheidender Weise vom Wasser abhing. Nach langer Suche entschied er sich für das Yamazaki-Tal, gelegen am Zusammenfluss dreier Flüsse nahe der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto. Dieser Ort eignete sich aufgrund seiner klimatischen Bedingungen und des Reichtums an erstklassigem Wasser perfekt für eine Brennerei. Das in den Bambuswäldern am Fuße des Tenno entspringende Quellwasser war ein entscheidender Faktor für die Herstellung eines Getränks, das Toriis anspruchsvollem Geschmack gerecht werden sollte.


LEBEN  Der Suntory-Moment No 9/14

Sedus

Wird der Traum zum Albtraum? Bereits 1924 waren die Arbeiten an der Brennerei abgeschlossen, im Dezember wurde mit der Herstellung von Whisky begonnen. Nach einem wenig ermutigenden Start und mehreren Misserfolgen, die Shinjiro Torii aber nur auf seinem Weg bestärkten, bemühte er sich um einen schottischen Whisky-Blender, der ihn beim Herstellungsverfahren unterstützen sollte. Zwar fand er niemanden, der seinen Anforderungen genügte, jedoch lernte er Masataka Taketsuru kennen, einen jungen Mann, der in einer Brennerei in Schottland gearbeitet hatte und einen ganzen Sack voller Geheimnisse über Scotch mitbrachte. Gemeinsam gelang es ihnen 1929 endlich, den Suntory Shirofuda (weißes Etikett) zu entwickeln, den ersten echten japanischen Malt Whisky der Geschichte. Shinjiro hatte erreicht, was viele für unmöglich gehalten hatten. Und dennoch zeigte ihm der Markt die kalte Schulter. Shinjiro hatte alles auf eine Karte gesetzt und scheinbar verloren. Ein Detail, das ihn natürlich nicht aufhalten sollte. War kein Markt für japanischen Whisky vorhanden, musste eben einer geschaffen werden. Zehn Jahre lang stockte die Brennerei von Yamazaki ihre Vorräte auf und der Gründer selbst widmete sich, gleich einem modernen Alchemisten, mit Leib und Seele der Entwicklung der perfekten Mischung. Diese gelang 1937 mit Suntory Kakubin („Der Whisky in der quadratischen Flasche“). Nun konnte nichts mehr Suntory und seine Pläne aufhalten. Yatte Minahare.

schaft in der Nachkriegszeit konnten sich die Befürworter der Moderne durchsetzen. Der Kaiser verlor seinen Gottesstatus, der Kapitalismus hielt Einzug. Ein perfekter Nährboden für Draufgänger wie Shinjiro Torii. Nach und nach eroberten verschiedene Neuheiten den Markt, die die Latte immer höher legten. 1950 wurde der Suntory Old Whisky eingeführt, den James Bond höchstpersönlich in „Man lebt nur zweimal“ trinkt. 1955 wurden die ersten Suntory Bars eröffnet, die mit ihrem Konzept den Lebensstil der Japaner, insbesondere in Tokio und Osaka, revolutionierten. In den 60er Jahren, nachdem Shinjiro die Firma an seinen Sohn übergeben hatte, wurde das Biergeschäft verstärkt.

Wandel und neue Impulse 1973, zum 50-jährigen Firmenjubiläum und inspiriert durch die Vision seines Vaters, beauftragte Keizo Saji den Bau einer zweiten Brennerei zur Produktion von Single Malt Whisky, d. h. von Whisky, der nur noch einer einzigen Brennerei entstammt. Inmitten der Wälder der sogenannten japanischen Alpen errichtet, handelt es sich dabei um die weltweit höchstgelegene Brennerei. Zudem setzt das Unternehmen als erstes japanisches Unternehmen Ausländer zur Vermarktung seiner Produkte ein. Die Werbepolitik von Suntory würde einen eigenen Artikel verdienen, drei Meilensteine lassen sich jedoch hervorheben: ▸▸

ZUBEREITUNG EINES GUTEN „MIZUWARI“ (WHISKY MIT WASSER) Der Suntory Whisky sollte als Mizuwari getrunken werden, da sich seine Aromen erst beim Mischen mit Wasser vollständig entfalten. 1.

Ein Glas mit Eis füllen.

2.

Die gewünschte Menge Whisky hinzugeben. 13½-mal umrühren.

3.

Der große Sprung

4.

Eis nachfüllen.

Hochwertiges Mineralwasser hinzugeben (doppelt so viel wie Whisky) und 2½-mal vorsichtig umrühren.

Und dann kam der Zweite Weltkrieg. Da sie nicht beliefert werden konnte, sah sich die Brennerei gezwungen, die Produktion zu stoppen. Durch die Öffnung der Gesell-

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LEBEN  Der Suntory-Moment No 9/14

Sedus

Der besondere Erfolg der Suntory Whiskys liegt in der außergewöhnlichen Qualität des verwendeten Wassers, dessen Schutz fester Bestandteil der Firmenphilosophie ist.

Im Inneren der Suntory Hakushu Whisky-Destillerie.

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LEBEN  Der Suntory-Moment No 9/14

Sedus

Die Brennerei von Yamazaki wurde am Stadtrand von Kyoto errichtet. Die Gewässer dieses Ortes faszinierten bereits im 16. Jahrhundert den bedeutendsten Meister der Teezeremonie Senno Rikyu.

die Kampagne „Let’s drink Torys and go to Hawaii“, die die japanische Bevölkerung in ihren Bann zog und enorm zum Erfolg der Suntory Bars beitrug, die Kampagne mit Sammy Davis Jr., eine der frechsten und bekanntesten in der Geschichte des japanischen Fernsehens (und leicht im Internet zu finden), und die Kampagnen mit großen Hollywoodstars wie Sean Connery und Francis Ford Coppola, die später Coppolas Tochter zu ihrem gefeierten Film „Lost in Translation“ inspirieren sollten. Nun musste nur noch die Welt erobert werden. Und auch das ist bereits in vollem

Gange. Seit 2003 räumen die Whiskys von Suntory in sämtlichen Kategorien der renommiertesten Wettbewerbe der Welt Preise ab. Suntory ist bei Whisky-Liebhabern bereits eine Marke mit anerkanntem Prestige. Daran besteht kein Zweifel. Der Traum eines als total verrückt abgestempelten Visionärs scheint im Laufe von drei Generationen Wirklichkeit geworden zu sein. Vor 90 Jahren konnte Shinjiro Torii keinen schottischen WhiskyBlender finden und das Projekt wäre beinah gescheitert. Er musste sein Leben lang für seine Idee kämpfen. Heute sind es die Schotten, die nach Japan kommen, um die

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Erfolgsfaktoren von Suntory zu erkunden. Shinjiro würde sehr zufrieden sein, zumindest für kurze Zeit. Aber schon bald würde er sich neue Ziele setzen und die Arbeit wieder aufnehmen. Yatte Minahare. ◆

w w w.s untor y.com/ whi sk y


ÜBERSICHT No 9/14

Sedus

Übersicht

IDEEN

Mobile Struktur im Raum

Raumteiler mit viel Leichtigkeit und Flexibilität Seite 58

Der Trend zur räumlichen Verdichtung hält an und das Thema der mobilen Strukturierung von

Loungeprogramm sweetspot

Flächen, das Schaffen von unterschiedlichen Funk-

Eleganter Lifestyle im Büro

tionsbereichen und Milieus, das visuelle und akus-

Seite 52

tische Abschirmen sind akuter denn je.

Designerin Judith Daur gestaltete die Produktfamilie, die neben Loungestühlen auch zwei Tischmodelle umfasst. sweetspot ermöglicht

News, Tipps & Trends

ein Ambiente, das konzentriertes Arbeiten und

Eine bunte Mischung von Inspirationen zum aktuellen Magazinthema

entspannte Kommunikation gleichermaßen

TATEN

ermöglicht.

Seite 26

Passend zum Thema dieser Magazinausgabe sind hier Anregungen und Informationen zu lesen, wie die Welt schöner, fairer und praktischer werden kann. Umgesetzte Visionen für den praktischen Alltag.

Historischer Blick

Das humanorientierte Büro mit dem „Contact System“

Im Spannungsfeld zwischen Kommunikation und Konzentration

Hoch hinaus

Das modulare Stauraumsystem terri tory

Vodafone Campus in Düsseldorf und Vodafone Village in Mailand

Seite 61

Seite 55

Seite 16

Bereits in den 1970er Jahren, als die Großraum-

Eine große Auswahlmöglichkeit an Elementen,

Zwei große neue Hauptverwaltungen in Deutsch-

büros en vogue wurden, machten sich die Kreati-

Materialien und Farben bietet weitreichende

land und Italien sind Beweis für ehrgeizigen ar-

ven bei Gesika Gedanken über menschenfreund-

Möblierungsoptionen: als Wartebereich, als

chitektonischen Anspruch. Beide Male wurden

liche Bürolandschaften. Das „Contact System“

Loungemöbel, als Besprechungsecke in der

„Green Buildings“ konzipiert und in ihrem Inneren

ist Beweis für eine unkomplizierte Modulbau-

Mittelzone von Büros oder als Rückzugsort für

moderne Bürokonzepte umgesetzt – orientiert an

weise für einen flexibel gestaltbaren Büroraum.

konzentriertes Arbeiten.

den Kriterien eines Place 2.5.

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ÜBERSICHT No 9/14

Sedus

WISSEN

KÖPFE

Kommunikation im virtuellen Raum

Telepräsenzsysteme und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft Gratwanderung zwischen Vision und Utopie

Seite 34

Universität Weimar beschäftigen sich mit opti-

Was ist Sharing?

Ein Interview mit dem japanischen Architekten Terunobu Fujimori

Seite 38

Seite 08

erfuhren wir, wie Gesprächsteilnehmer sich im

Teilen wird gerade zur neu entdeckten Kunst.

Terunobu Fujimori ist einer der eigenwilligsten Bau-

virtuellen Raum begegnen können, um dort ge-

Geteilt und getauscht werden nicht nur Wissen,

künstler der Gegenwart. Er hinterfragt den zeitge-

meinsam digitale Objekte oder Architekturent-

Gegenstände und Erfahrungen, sondern auch

nössischen Architektur-Zirkus kritisch und formuliert

würfe zu diskutieren.

praktische Fähigkeiten. Was gut für die Umwelt

ein ästhetisches Gegenbild. In Europa wurde er be-

und für den Geldbeutel ist, bringt nebenbei im

kannt, als sein Werk 2006 im Japanischen Pavillon

Idealfall auch noch einen sozialen Mehrwert.

auf der Architekturbiennale in Venedig zu sehen war.

Für die Betreiber von kommerziellen Sharing-

Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit und seine

Plattformen zeichnet sich eine neue, noch nicht

Vision von Architektur als Gratwanderung zwischen

in allen Details absehbare Profitquelle ab.

Realisierbarkeit und Utopie.

Haben oder Teilen

Prof. Dr. Fröhlich und sein Team an der Bauhausschen Telepräsenzsystemen. Im Selbstversuch

LEBEN

Coworking Spaces

Die Zukunft der Arbeit

Der Suntory-Moment

Einem Phänomen auf der Spur

Whisky aus Japan

Seite 44

Mehr Freiheiten, mehr Komplexität – wer trägt die Verantwortung?

Sie sprießen in allen Metropolen wie Pilze aus

Seite 28

Auf die Öffnung des Japanischen Kaiserreiches

dem Boden: gemeinsam genutzte Arbeitsräume.

Dass sich die Arbeit der Menschen verändert,

im 19. Jahrhundert und die damit einhergehende

Freiberufler, Kleinfirmen und Start-ups können mit

nehmen wir im Informationszeitalter nahezu

Inspiration durch fremdländischen Einfluss geht

geringen Fixkosten ihren Tätigkeiten den notwen-

täglich wahr, an uns selbst und bei anderen.

die Entstehungsgeschichte des Suntory Whiskys

digen Raum geben und zugleich vom Erfahrungs-

Tradierte Strukturen lösen sich auf, ehemalige

zurück. Der Beitrag erzählt davon, wie die Vision

austausch und von Netzwerken mit Gleichgesinn-

Gegensätze fusionieren. Wo geht die Reise hin

des Gründers Shinjiro Torii dank seiner Entschlos-

ten profitieren. Wir bieten einen internationalen

und wie können Unternehmen und Menschen

senheit in eine bis heute fortgeschriebene Er-

Einblick.

geführt werden?

folgsstory mündete.

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Seite 62


IMPRESSUM & KONTAKT No 9/14

Sedus

No 9/14 Visionen

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Impressum:

............................................................................................

Herausgeber:

Sedus Stoll AG,  Brückenstraße 15,  D-79761 Waldshut

w w w. p l a c e 2 p o i n t 5 .c o m

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Chefredaktion:

Dorothea Scheidl-Nennemann (V. i. S. d. P.),  Sedus Stoll AG

Kontakt:

Redaktionskontakt: presse@sedus.de

Sie möchten mit Sedus Kontakt aufnehmen? Wir sind gerne für Sie da:

Grafische Konzeption & Gestaltung: fpm factor product münchen w w w. fa c t o r - p ro d u c t .c o m

Deutschland

Autoren dieser Ausgabe:

Joachim Goetz, Michael Mayer, Álvaro Ruiz del Real, Dorothea Scheidl-Nennemann, Julian Tröndle

D-79761 Waldshut, Tel. +49 77 51 84-0 sedus@sedus.com, www.sedus.de

Belgien

Übersetzer:

Mark Eltringham (en),  Corinne Détrès (fr),  Álvaro Ruiz del Real (es),  Zeroquattro srl (it),  Hans Fuchs (nl)

B-9230 Wetteren, Tel. +32 9 36996-14 sedus.be@sedus.com, www.sedus.be

Lektorat:

Frankreich

Lektorat Bonnet,  München

F-75009 Paris, Tel. +33 1 537720-50 commercial@sedus.fr, www.sedus.fr

Fotografie:

Titel: fpm factor product münchen, S. 02: fpm factor product münchen, S. 03: Andreas Teichmann, S. 04/05: Sedus, S. 06/07: Akihisa Masuda, Reinhard Schwederski, Louis Rafael Rosenthal, fpm factor product münchen (v. l. n. r.), S. 09-15: Akihisa Masuda, S. 16: Ralph Richter, S. 17/20/21/24/25: Beppe Raso, S. 18/19/22: Reinhard Schwederski, S. 20 (Porträt): Vodafone Düsseldorf, S. 23: Dorothea ScheidlNennemann, S. 23 (Porträt): Vodafone Italia, S. 26/27 (Herstellerfotos): Michael Rose, Livescribe, Cykno, Greenworks, Crumpled City/Metamorphosen, Fairphone, S. 29-33: big.dk, S. 35-37: Lehrstuhl Prof. Dr. Bernd Fröhlich/Bauhaus-Universität Weimar, S. 35 (unten): Dorothea Scheidl-Nennemann, S. 36 (Porträt): Jens Hauspurg, S. 44/45: Louis Rafael Rosenthal, S. 46: Jezzica Sunmo, S. 47: Agora Collective Berlin, S. 48: Mastermind KK, S. 49: Jellyfish Cartel, S. 50: Launchdesk, S. 51: Techspace, S. 53-60: Sebastian Bullinger, S. 61: Sedus, S. 63: Gabriel Holzner, S. 64-67: Suntory Holdings Ltd., S. 68/69: wie Beiträge, S. 71: fpm factor product münchen, S.72: Sedus

Illustrationen, Diagramme und Grafiken:

Großbritannien

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Italien

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Dieses Magazin und alle in ihm enthaltenen Ideen, Beiträge, Illustrationen und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Unterlagen kann keine Gewähr übernommen werden.

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Redaktionelle Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

E-28050 Madrid, Tel. +34 91 59701-76 sedus.es@sedus.com, www.sedus.es

Auflage & Druck:

Die gedruckte Ausgabe des Magazins Place 2.5 erscheint in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Niederländisch in einer Gesamtauflage von 50.000 Exemplaren. Druckhaus Waiblingen Remstal-Bote GmbH

70

Direkt-Export

D-79761 Waldshut, Tel. +49 7751 84-290 export@sedus.com, www.sedus.com




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