Bulletin 2/2014 deutsch

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bulletin Nr. 2/2014

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Nr. 2 2014

bulletin

Das Magazin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

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– Legislaturziele: Rückblick und Ausblick

Von der Kunst, die richtigen

– Lesen, hören und sehen Sie Ihren Kirchenbund im bulletin online! www.sek.ch

Worte zu finden 34 – Nie das eine ohne das andere

Die neuen Ratsmitglieder Esther Gaillard und Daniel Reuter im Porträt

44 – Ein weibliches Podium 58 –  «Heimat ist Geschenk»

Schweizer Predigtpreis 2014

Ecopop-Initiative

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK Sulgenauweg 26 CH-3000 Bern 23 Telefon +41 (0)31 370 25 25 info@sek.ch

sek · feps Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund

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– Editorial

Wechsel und Kontinuität Die Zeit läuft unaufhörlich und immer gleich. Und doch ist sie relativ, lehrt uns die Physik: «Zwei relativ zueinander bewegte Beobachter sehen die Uhren des jeweils anderen langsamer gehen.» Selbige Naturwissenschaft nimmt uns im Anschluss gleich den Schwung für Rückfragen: «Die Frage, wer die Situation korrekt beschreibt, ist hierbei prinzipiell nicht zu beantworten und daher sinnlos.» So relativ die Zeit auch ist, so neigt sie sich im abgesteckten Rahmen scheinbar doch dem Ende zu. In einer Legislatur zum Beispiel. So wie jetzt im Kirchenbund. 2011 war ein Neubeginn. Neuer Rat, neue Legislaturziele. Vier Jahre später haben wir eine neue Geschäftsstelle. Ein Projekt für das Reformationsjubiläum. Einen Predigtpreis. Ganz aktuell ein Glaubensbuch. Wichtige Stellungnahmen zu Themen, die die Schweizerinnen und Schweizer bewegen. Wir sind auf dem Weg zu einer neuen Verfassung. Wechsel und Kontinuität: Im kommenden Jahr beginnt eine neue Legislatur. Die aktuellen Ratsmitglieder halten Rückschau (S. 6). Die beiden neuen, Esther Gaillard und Daniel Reuter, stellen sich vor (S. 34). Wir präsentieren die Trägerinnen und Träger des ersten Schweizer Predigtpreises (S. 44). Aufschlussreiches lesen Sie ausserdem zum Reformationsjubliäum (S. 40), zur Motion Diakonie (S. 50), zum Runden Tisch für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen (S. 54) und gegen die Ecopop-Initiative (S. 58). Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Ihre bulletin-Redaktion

Titelbild: Ein einfaches Spiel erinnert daran, wie anspruchsvoll es sein kann, die richtigen Worte zu finden.


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– bulletin Nr. 2/2014

Themen dieser Ausgabe

Legislaturziele: Rückblick und Ausblick Von der Kunst, die richtigen Worte zu finden von Gottfried Locher

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– Evangelisch verwurzelt Von einer Handtasche als Sinnbild des Reformations­ jubiläums

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– Evangelisch verbunden Kirche über Sprachgrenzen hinweg

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– Evangelisch ansprechend Eine gute Predigt macht Kirche

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– Evangelisch ökumenisch Ökumene ist Demut, Arbeit – und: wichtig

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– Evangelisch präsent Der Kirchenbund gibt Geschwistern eine Stimme

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– Evangelisch wachsam «… um Gottes willen»

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– bulletin Nr. 2/2014

– Die neuen Ratsmitglieder Esther Gaillard und Daniel Reuter im Porträt Nie das eine ohne das andere

34

– Reformationsjubiläum 26 Logos – eine gemeinsame Marke

– Schweizer Predigtpreis 2014 Ein weibliches Podium

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– Auf dem Weg zur Diakonie Schweiz Motion Diakonie: Gemeinsam zum Ziel

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– Verdingkinder Erste Schritte zur Unterstützung

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– Ecopop-Initiative «Heimat ist Geschenk»

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– Reformationsjubiläum Die Essenz des schweizerischen reformierten Glaubens

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Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK

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– So arbeiten wir Der Kirchenbund und seine Organisation

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– Organisation Die Menschen beim Kirchenbund

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Rat des Kirchenbundes

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchenbundes

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– Evangelische Kirchen in der Schweiz Die Kirchen des Kirchenbundes

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Kürzlich im Kirchenbund erschienen

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Gedacht, gesprochen – schon festgehalten: Gottfried Locher im Interview am Tag seiner Wahl zum Kirchenbundspräsidenten im Juni 2010.


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– Legislaturziele: Rückblick und Ausblick

Von der Kunst, die richtigen Worte zu finden Lerne schweigen, schau genau hin, schreib gute Gedanken immer auf und habe etwas zu sagen: Das ist ein Weg zur Kunst, die richtigen Worte zu finden. Das ist in der Kirche nicht anders.

VON GOTTFRIED LOCHER *

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enken, schreiben, sprechen. Denken, schreiben, sprechen. Das ist, grob gesagt, was ich so tue tagsüber, und gelegentlich auch nachts. Die Reihenfolge hat sich bewährt, alles andere kommt nicht gut. Aber das andere kommt trotzdem vor, Sprechen vor Denken zum Beispiel, immer wieder passiert das. Nicht weil mir das Bewusstsein für die Gefahr unüberlegter Worte abhanden gekommen wäre. Dafür habe ich zu oft schon gebüsst. Unüberlegte Worte sind Worte, denen Flügel wachsen, sobald sie über die Lippen gekommen sind. Sprechen vor denken, das tue ich, wenn ich dem Druck nicht gewachsen bin, was hie und da vorkommt. Druck, das bedeutet meistens Termindruck, Abgabe-

druck, manchmal auch der Druck der Öffentlichkeit. Wobei, Letzterer ist vielleicht eher ein Druck der Medien, denn ob die Öffentlichkeit wirklich immer all das wissen will, was ich so gefragt werde, da habe ich meine Zweifel. Ich bin ja wie alle Leute selber auch ein Teil der Öffentlichkeit, und ich will eindeutig nicht alles wissen, was ich da so tagein, tagaus in Schrift und Bild und Ton vorgesetzt bekomme. Sprechen vor denken, das passiert mir hie und da, wenn die Journalistin Druck aufsetzt, zum Beispiel mit Suggestivfragen und Provokationen. «Warum tut die Kirche nichts gegen den Krieg in Syrien?» «Deprimiert Sie der Mitgliederschwund?» «Sind Sie gegen Exit oder für die Freiheit?» In solchen Momenten gilt es, Zivilcourage zu haben und zuerst nachzudenken. Zivilcourage


8 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick braucht’s, weil das die Medien gar nicht mögen. Sie hätten lieber, dass ich «spontan» antworte, «überlegen Sie nicht lange, sagen Sie einfach spontan, was Sie denken.» Aha. Nachdenken ist offenbar nicht gefragt, Hauptsache spontan. Was mich an den Kalauer erinnert: Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage? Das ist lustig, aber falsch, denn was gesagt ist, ist gesagt, Korrekturen sind schwierig. So lautet die erste Regel der Kunst, die richtigen Worte zu finden: Lerne schweigen. Die richtigen Worte können nur spriessen, wenn sie nicht im Redestrom ersäuft werden. Die zweite Regel: Schau genau hin. Worte können nur dann richtig sein, wenn sie Wirklichkeit richtig erfassen. Hinschauen, freilich, ist eine Kunst für sich, lange vor der Kunst, Worte zu finden. Denn, das ist meine Erfahrung, die Dinge sind selten so, wie sie aussehen. Selten sind da keine Täuschungen, Vertuschungen, die mich als Betrachter vom Kern der Sache ablenken (wollen). Selten liegt hinter der Fassade genau das, was sie ausstrahlen möchte. Manches ist einfacher, manches komplizierter, als es sich gibt. Wie entdeckt man, was Sache ist? Mir hilft ein Gemisch aus Neugier, Hartnäckigkeit, innerer Freiheit, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung. Mir hilft die Methode, Unwesentliches vom Wesentlichen zu trennen. Ich muss nicht alles wissen, aber vermutlich das, was mir keiner ungefragt sagt. Ich reduziere meine Fragen auf Kernfragen. Worum geht es wirklich? Darauf suche ich die Antwort. Anderes muss warten, auch wenn es nicht weniger interessant wäre. Alles kann ich nicht begreifen, mir reicht, wenn ich das Wesentliche erfasse. Das aber will ich mir, bevor ich mich zu einer Sache äussere, genau anschauen. Manchmal hat das unangenehme Folgen. Dinge, die ohne genaues Hinschauen gut schienen, sind es nun in meiner Wahrnehmung nicht mehr. Und umgekehrt: Was in der öffentlichen Meinung schlecht wegkommt, erscheint mir bei näherem Hinschauen manchmal sinnvoll. Genaues Hinschauen macht manchmal einsam. Die dritte Regel: Gute Gedanken aufs Papier. Das hat mindestens drei Vorteile. Erstens ändert sich der Gedanke auf dem Weg vom Kopf aufs Papier. Das ist eine erstaunliche und hilfreiche Tatsache. Manches, was uns

beim Nachdenken klar scheint, lässt sich nicht ohne Mühe niederschreiben. Gedanken müssen geschärft und Worte müssen gefunden werden. Auf dem Weg vom Kopf aufs Papier wird das richtige Wort erst geboren. Zweitens hilft das Schreiben erstaunlicherweise auch beim Denken. Lesen ist zwar auch gut, aber Schreiben ist besser, denn beim Schreiben muss Sprache selber geschaffen werden. Schreiben macht klüger als Lesen. Und drittens geht so weniger Gedachtes verloren, als wenn wir es nur im eigenen Kopf transportieren. Der ist zwar produktiv, aber das Gedächtnis ist unzuverlässig. Gedanken gehen wieder verloren, als würden sie sich in den Hirnwindungen verlaufen. Erst wenn sie aufgeschrieben sind, kann man Worte aus ihnen machen, richtige Worte. Und schliesslich die vierte Regel: Hab etwas zu sagen. Wer meint, das sei selbstverständlich, täuscht sich. Vieles von dem, was wir zu lesen vorgesetzt bekommen, wurde nicht geschrieben, weil der oder die Schreibende von einem unbändig lodernden inneren Feuer dazu getrieben worden wäre. Herzblut steckt in den wenigsten Texten. Das richtige Wort hingegen, das gibt’ s nur mit Herzblut. Das richtige Wort ist nicht nur gut gesagt, sondern es trifft auch. Es trifft, weil es in Ton und Inhalt trefflich ist. Dazu ist allerdings mehreres nötig. Alle drei obigen Regeln müssen beachtet werden. Und dazu muss noch die Kunst der Reduktion kommen: Etwas sagen kann nur, wer nicht alles sagen will. Einige wenige Botschaften sind gefragt, klare, verständliche, relevante Aussagen. Vieles muss ungesagt bleiben. Nur so wird das Wenige, was wirklich zählt, verständlich, nur so wird es gehört. Und noch ein Letztes: «Sagen» sollte man wörtlich nehmen, auch beim Schreiben. Ein guter Text ist fast immer ein Text, dem man auch gerne zuhört, wenn er gesprochen wird. Wer gut schreiben will, soll laut lesen. Lerne schweigen, schau genau hin, schreib gute Gedanken immer auf und habe etwas zu sagen: Das ist ein Weg zur Kunst, die richtigen Worte zu finden. Er ist in der Kirche nicht anders. Lernen wir zu schweigen: Kommunikation ist nicht nur eine Sache der Worte. «Kommunizieren» sagen wir auch, wenn wir zum Abendmahl gehen. Klar, Kirche verkündigt Evangelium, aber dazu muss sie erst schweigen lernen. Der Erste, der spricht, ist Gott selbst.

– Die richtigen Worte können nur spriessen, wenn sie nicht im Redestrom ersäuft werden.


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Schauen wir genau hin: Das Evangelium spricht in eine Welt, die heute anders ist und doch auch gleich wie damals. Die Kunst ist, Zufälliges vom Beständigen zu unterscheiden. Was ist Mode, was ist zeitlos? Schauen wir genau hin. So entstehen gute Predigten und treffende kirchliche Stellungnahmen. Schreiben wir gute Gedanken auf: Wir Reformierten haben eine heilige Scheu vor allem Schriftlichen, das nicht die Bibel, nicht sola scriptura ist. Die Scheu ist gesund, aber sie hat Grenzen. Wir sollten etwas wagemutiger sein, wenn es darum geht, uns schriftlich festzulegen. Verbindlich werden Gedanken gewöhnlich erst, wenn sie verschriftlicht sind. «Rede und Antwort stehen», so heisst das Glaubensbuch, das der Kirchenbund soeben veröffentlicht hat. Wir stehen zu dem, was darin steht. Wir suchen das Gespräch über den christlichen Glauben, vielleicht auch den Widerspruch. Es steht geschrieben, der Gedanke wurde Wort, und wir beziehen Stellung. Und schliesslich: Haben wir etwas zu sagen. Ohne Fragezeichen. Wir haben etwas zu sagen. Wir haben ein Evangelium zu verkündigen, in Wort und Tat. Das war, das ist und das bleibt der Auftrag der Kirche. Daran ist alles zu messen, auch, ob die Worte, die jeweils zu finden sind, eben die richtigen sind. Bei diesem Auftrag sollen wir bleiben. Er gilt für jeden Budgetposten kirchlicher Finanzen. Er gilt auf der Kanzel, im Altersheim, im Spital, im Konfirmandenlager, im Asylzentrum, im Fernsehstudio, im Zeitungsinterview, auf Gesprächspodien und im Hörsaal theologischer Fakultäten. Überall lauert die Verlockung, anderes zu tun. Überall braucht es Überwindung, das Wort vom Kreuz laut auszusprechen, jenes Wort, das eine Torheit ist und ein Skandal für die Vernunft. Die richtigen Worte finden, das ist Teil der Verkündigung. Viele von uns versuchen das, Tag für Tag, manchmal aus Pflichtgefühl, manchmal aus echter Freude. Uns allen sei in Erinnerung gerufen, was Paulus den Römern geschrieben hat: «Ich schäme mich des Evangeliums nicht.» Da hat er wohl die richtigen Worte gefunden. <

* GOTTFRIED LOCHER ist Präsident des Rates des Kirchenbundes


Startschuss f端r ein Grossprojekt: Der internationale Reformationskongress im Oktober 2013 in Z端rich.


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– Legislaturziel 1: Evangelisch verwurzelt

Von einer Handtasche als Sinnbild des Reformationsjubiläums Es gibt Dinge, die stehen unübersehbar da, auf dem Weg in die Zukunft. Das Reformationsjubiläum zum Beispiel. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die zum Sinnbild solch grosser Ereignisse werden. Und sei es eine Handtasche. VON DANIEL DE ROCHE *

E

s war am unterhaltsamen Kulturabend des 8. Oktober 2013 in der Zürcher Peterskirche während des internationalen Kongresses zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums. Ich sass in der gleichen Reihe wie Margot Kässmann. Sie ist die Botschafterin des Reformationsjubiläums in Deutschland. In der Pause liess sie ihre Handtasche in der Grösse eines kleinen Koffers vor ihrem Stuhl in der Sitzreihe stehen. So mussten alle über diese Tasche steigen, um in die Pause gehen zu können. Dieser Schritt ist für mich zu einem Sinnbild geworden: Die Reformation hat in Deutschland begonnen.

Aber sie hat Auswirkungen auf der ganzen Welt. Man kommt um Deutschland und um Luther beim Feiern und Nachdenken über die Reformation nicht herum. Aber alle, die sich auf die Reformation berufen, haben ihren eigenständigen Weg gemacht. So auch die Schweizer Reformation, wie an diesem Kongress deutlich wurde. Manchmal mit der deutschen Reformation, manchmal gegen sie und manchmal an ihr vorbei. Immer blieb und bleibt Luthers Thesenanschlag 1517 ein wichtiger Bezugspunkt. Um ihn kommt man nicht herum. Man kann ihn übersteigen, überbieten, aber nicht ignorieren. Wie die Tasche von Margot Kässmann steht das 500. Ju-


12 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick biläum der Reformation unübersehbar auf dem Weg in die Zukunft.

Überzeugungsarbeit

Der Kirchenbund feiert dieses Jubiläum zusammen mit den Mitgliedkirchen, der Politik, der Kultur und allen Interessierten. Er sieht das Jubiläum nicht als Hürde und Hindernis, sondern als Gelegenheit, mit allen am christlichen Glauben Interessierten über die gemeinsamen Wurzeln im Glauben nachzudenken und zu feiern. Am Anfang wirkte das Nachdenken über das Reformationsjubiläum wie eine Selbstvergewisserung für ein angeschlagenes Selbstverständnis der Reformierten. Doch damit wäre das Jubiläum ein rückwärtsgewandtes Ereignis geworden. Das Jubiläum ist Stärkung und Feier des Glaubens an Jesus Christus. Das Jubiläum ist die Gelegenheit, zu zeigen, wie lebendig der reformierte Glauben ist, denn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wird in Europa für die Reformation geschärft sein. Einige Kantonalkirchen waren sofort bereit, auf diesen Zug aufzuspringen. So hat die Zürcher Landeskirche schon sehr früh erkannt, dass dieses Ereignis eine Gelegenheit ist, die es zu nutzen gilt. Sie hat Stellen und Geld bereitgestellt, um das Jubiläum der Reformation in Zürich zu feiern. Die Zürcher Landeskirche ist deshalb ein wichtiger Partner des Kirchenbundes auf dem Weg zum Jubiläum 2017. Andere Kirchen empfanden ihr eigenes örtliches Reformationsjubiläum als zeitlich noch zu entfernt, um gleich an eine weltweite Feier zu denken. Schliesslich hat der Reformationskongress in Zürich jedoch viel dazu beigetragen, das Jahr 2017 schweizweit als Chance zu begreifen, den christlichen Glauben ins Gespräch zu bringen. Der Kirchenbund, die Evangelische Kirche in Deutschland und die Zürcher Kantonalkirche versammelten dazu über 200 Gäste aus aller Welt.

verdichtet die unterschiedlichen Aspekte der Reformation zu einem lebendigen Zeichen. Erstmals in der reformierten Schweiz gelang es zudem, mit allen Kantonalkirchen eine optional einsetzbare kantonale Variante des Logos zu definieren. Das Reformationslogo ist somit in der ganzen Schweiz zuhause. Das grüne «R» gibt es als Bastelbogen. Viele haben es schon aufgestellt. Das «R» steht als Symbol der Reformation heute: Jeder Ort, jede Gemeinde kann und soll es als eine wiedererkennbare Form verwenden, aber mit eigenem Inhalt füllen. Die Kommunikation und das «R» werden aber nicht nur in Karton, Aluminium oder Blech stattfinden: Verschiedene Ideen für elektronische Anwendungen bis zu Apps für Smartphones sind in Vorbereitung.

Der rote Faden: Unsere Thesen für das Evangelium

Zwischen Januar 2015 und Juni 2016 sind alle interessierten Gruppen in Kirchgemeinden und Kirchen eingeladen, ihre eigenen Thesen zum christlichen Glauben zu formulieren. Der Kirchenbund fasst die Ergebnisse dieses basisorientierten Prozesses dann zu griffigen Thesen zusammen. Alle Reformierten schreiben gemeinsam die Schweizer Botschaft zum Reformationsjubiläum des Jahres 2017. Diese Botschaft begründet den Beginn des Jubiläums­ jahres. Es folgen im Jahre 2017 drei Veranstaltungen: eine ökumenische Versöhnungsfeier um Ostern, eine nationale, kulturelle und politische Veranstaltung in der Mitte des Jahres und dezentrale Schlussveranstaltungen in den Kantonen. An all diesen Veranstaltungen soll die Bedeutung des Evangeliums für das heutige Leben der Kirche und der Gesellschaft zum Ausdruck kommen.

– Alle Reformierten schreiben gemeinsam die Schweizer Botschaft zum Reformationsjubiläum.

Das «R» als Markenzeichen

Der Kirchenbund möchte das Jubiläum modern, vielfältig und farbig kommunizieren. Dem Ereignis von nationaler Tragweite wurde ein bewusst einfaches, verständliches und unmittelbar einleuchtendes Logo an die Seite gestellt. Ein prägnantes und selbstbewusstes «R». Es

Ein grenzüberschreitendes Feiern

Wir möchten, dass der Beitrag der Frauen, der Jugend und der Hilfswerke zu einer besseren Welt in den Veranstaltungen und Aktionen des Jubiläums zum Ausdruck kommt. Es wird ein schweizerisches Jugendevent geben. Die Frauen werden in allen Gremien auf allen Ebenen vertreten sein und mitbestimmen und mitgestalten. Die Missions- und Hilfswerke unserer Kirchen suchen ge-


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meinsam ein Kollektenprojekt, das den Kampf der Reformierten für eine gerechtere Welt zeigt. So soll die Verwurzelung im Glauben an Jesus Christus in Wort, Feier und Tat im Jahre 2017 in der Schweiz zum Ausdruck kommen. Der Kirchenbund hat in den vergangenen vier Jahren viel geplant, gedacht und vorbereitet – zusammen mit den Menschen aus den Mitgliedkirchen und den evangelischen Kirchen der Nachbarländer. Dabei sind wir uns nähergekommen und haben voneinander gelernt. Schon allein deshalb hat sich die Planung des Reformationsjubiläums gelohnt. Die gemeinsame Feier des Jubiläums wird uns noch näher zusammenbringen. <

* DANIEL DE ROCHE ist Beauftragter des Rates des Kirchenbundes für das Reformationsjubiläum

Basteln Sie Ihr eigenes R Das R gibt es auch zum Selberbasteln. Sie können den Bastelbogen hier bestellen: www.ref-500.ch


Ob Lausanne oder Winterthur: Der Kirchenbund ist die Stimme von 2 Millionen reformierten Christinnen und Christen in der Schweiz.


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– Legislaturziel 2: Evangelisch verbunden

Kirche über Sprachgrenzen hinweg Sie durchqueren gelegentlich den Bahnhof Lausanne? Dann begegnen Sie dort mit etwas Glück auch Kirchenbundspräsident Gottfried Locher. Sie erkennen ihn unschwer am Laufschritt durch die Bahnhofshalle, auf seinem Weg zur Metrostation.

VON KRISTIN ROSSIER BURI  UND SIMON BUTTICAZ *

E

r begibt sich in sein Lausanner Büro in der Rue de l’Ale 31, das ihm der Synodalrat der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Waadt EERV zur Verfügung gestellt hat. Dort nutzt er seine Anwesenheit im Welschland zur Vertiefung der Beziehungen zu Verantwortungsträgern der französischsprachigen Kirchen. Auf diese Weise gelang es, im Verlauf der Legislaturperiode 2011 bis 2014 allen Exekutiven der Kirchen der Romandie einen Besuch abzustatten, und der Rat des Kirchenbundes traf sich in corpore mit dem Synodalrat der EERV sowie dem Rat der Protestantischen Kirche in Genf

EPG. Die neu gewählten Präsidenten der Reformierten Kirchen in Freiburg, Neuenburg und im Wallis wurden ihrerseits nach Bern eingeladen. Die vertiefte Begegnung des Ratsvorsitzenden des SEK mit der konkreten Wirklichkeit der Waadtländer Kirche vermittelt Ersterem eine anschauliche Sicht des Umfelds, in welchem die Kirchen der Romandie leben, und er erhält dadurch eine bessere Vorstellung davon, was es heisst, «lebendige Kirche» in einer der am stärksten säkularisierten Regionen der Schweiz zu sein. So ist es in der Tat: Die Herausforderungen, die heute drohend am Horizont einer Anzahl von Kirchen der


16 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick deutschsprachigen Schweiz auftauchen, sind dieselben, mit denen die Kirchen im Welschland bereits seit einigen Jahren ringen, wobei einige von ihnen erneut unter dem Druck dieser Probleme wie Mitgliederschwund, Rückgang der Finanzen, Zusammenschluss von Kirchgemeinden und Streichung von Pfarrstellen zu leiden haben. Die Kirchen der Westschweiz mussten täglich lernen, Wandel zu akzeptieren, flexibel und mutig zu reagieren, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und sich in zwischenkantonaler, grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu üben. All das kann Gottfried Locher von seinem Standortbüro in Lausanne aus erster Sicht miterleben. Als logische Folge dieser Schwierigkeiten, denen insbesondere die Kirchen in Genf und Neuenburg ausgesetzt sind, ergibt sich das Bild, dass diese Kirchen dermassen mit Problemen interner Reorganisation belastet sind, dass es ihnen an Kräften fehlt, sich noch «andernorts zu engagieren», so der eben gewählte neue Präsident der Protestantischen Kirche in Genf, Emmanuel Fuchs.

Erfahrungen von grossem Wert

Der Kirchenbund könnte demnach gerade auch das sein: ein Ort, wo die Kirchen ihre Schwierigkeiten miteinander teilen, ihre Erfahrungen austauschen, zusammenspannen, sich gegenseitig unterstützen, einander stärken und aufrichten.

Mangelnde Sichtbarkeit in der Westschweiz

Es geht dabei auch um die Frage der Sichtbarkeit des Kirchenbundes in der Westschweiz. Es ist unleugbar, dass sich der Blick der frankofonen Schweizer Kirchen wie von selbst der Unierten protestantischen Kirche Frankreichs (Eglise protestante unie de France) zuwendet. Sie ist für die Kirchen im Welschland die historisch und kulturell nächststehende Schwesterkirche. Ebenso steht fest, dass der Kirchenbund der für die Zugehörigkeit der Westschweizer Kirchen zum schweizerischen Protestantismus bestimmende Ort ist: Er repräsentiert den Zusammenhalt der Kirchen der Romandie mit den Deutschschweizer Kirchen und der Kirche im Tessin. Der Kirchenbund ist als einzigartiges Organ der protestantischen Kirchen, als einzige «Kirche» befähigt, eine Brücke zwischen den beiden Ufern der Saane zu bilden und die sprachlichen und kulturellen Hindernisse zu überwinden. Diese «Brückenfunktion» ist unverzichtbar für die Vertiefung des Dialogs unter den Reformierten Kirchen, der Methodistischen Kirche der Schweiz und der kleinen Freikirche in Genf auf gesamtschweizerischer Ebene. Es ist heute – und das gilt verstärkt für die Zukunft – unabdingbar, dass die Kirchen aufeinander hören und lernen, sich in unserer Gesellschaft und im Medienzeitalter mit einer Stimme zu äussern. Erfreulicherweise ist die gesamtschweizerische «protestantische Stimme» im deutschschweizerischen Raum in den letzten Jahren mit zunehmender Deutlichkeit zu vernehmen. Dies trifft jedoch weit weniger auf die Westschweiz zu. Im Gegensatz zu den grossen Zürcher oder Berner Tageszeitungen veröffentlichte keine einzige Tages- oder Wochenzeitung im Welschland ein Interview des Kirchenbundspräsidenten. Auch die Stellungnahmen des Kirchenbundes zu ethischen oder politischen Fragen wurden nur selten von ihnen erwähnt, mit Ausnahme der Stellungnahme zur Ausschaffung abgewiesener Asylbewerber in deren Ursprungsland.

– Die Brückenfunktion des Kirchenbundes ist unverzichtbar für die Vertiefung des Dialogs unter den Reformierten Kirchen.

Gerade die Erfahrung dieser geprüften Kirchen kann jedoch für alle von grossem Wert sein. So entwickelt beispielsweise die EPG zurzeit ein neues Kirchenmodell, das aus der Sicht einer erneuerten kirchlichen Wirklichkeit entworfen ist, unter dem Motto «Übergang von einer Kirche aller zu einer Kirche für alle», ein Modell, das auch jenseits des Kantons Genf auf Interesse stossen dürfte. Heute sind auch verschiedene Deutschschweizer Kirchen zu Sparmassnahmen genötigt und müssen ihre Strukturen der neuen Realität anpassen. Doch in diese Prozesse wird der diesbezüglich angehäufte Schatz an Erfahrungen der Westschweiz nur selten einbezogen. Konfrontiert mit der eigenen Problematik hat man offensichtlich Mühe, sich jenseits der eigenen Grenzen nach der Verhaltensweise der anderen zu erkundigen, die mit eben diesen Schwierigkeiten fertig werden mussten. Die Suche nach Lösungen geschieht im Allgemeinen nach dem Modus «jeder für sich». Das ist bedauerlich. Die Tendenz zur Abkapselung ist selten heilsam, auch wenn es sich nur um eine Durststrecke handeln sollte.


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Was das Erscheinungsbild des Kirchenbundes in der allgemeinen Presselandschaft der Westschweiz anbelangt, darf man wohl von einem Nachholbedarf reden. Dagegen darf dankbar notiert werden, dass die Stellungnahmen des Kirchenbundes in der kirchlichen Presse der Romandie ein zunehmendes Echo finden.

Erfreuliche Beteiligung der Westschweizer Kirchen

Auf der Ebene der im Verlauf der letzten Legislaturperiode vom Kirchenbund vorangetriebenen thematischen Reflexion im Dienst unserer Kirchen darf man eine erfreuliche Beteiligung der Westschweizer Kirchen feststellen. Erwähnenswert ist etwa die grosse Delegation westschweizerischer Vertreter, die letztes Jahr am Internationalen Kongress zum Reformationsjubiläum 2017 in Zürich teilgenommen haben. Erwähnenswert ist auch die Erfahrung der Westschweizer Kirchen im Bereich seelsorgerlicher Begleitung der Palliativpflege.

Ziel erreicht?

Die vom Kirchenbund im Dienst der sprachlichen Regionen wahrgenommene Brückenfunktion ist also in steter Entwicklung und kräftigt sich zusehends. Darf man somit urteilen, dass das für die Legislaturperiode 2011– 2014 festgelegte Ziel zur Stärkung des Zusammenhaltes der Kirchen jenseits der Sprachgrenzen erreicht wurde? Wie beurteilen Sie diese Frage? <

* KRISTIN ROSSIER BURI ist Vizepräsidentin des Rates des Kirchenbundes SIMON BUTTICAZ war Beauftragter für Kirchen des Kirchenbundes


Was ist besser – das monotone Schweigen eines Goldfisches oder das wortreiche Schweigen eines Mitmenschen?


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– Legislaturziel 3: Evangelisch ansprechend

Eine gute Predigt macht Kirche

Predigen ist anspruchsvoll, denn die Predigt ist eine Ansprache. Die sollte ansprechend sein. Wer wahre Worte wirkungsvoll wählt, kann seit diesem Jahr einen Predigtpreis gewinnen. Damit das öffentliche Interesse an der Kunst des Predigens gefördert wird.

VON PETER SCHMID  UND THOMAS FLÜGGE *

«W

er schweigt, ist dumm. Drum sind das dümmste Vieh die Fische.» Diese beredten Worte stammen von Gotthold Ephraim Lessing und aus dem 18. Jahrhundert. Ein Mottosatz für die freie Rede ist es, den der Dichter und Denker aus Kamenz da ausspricht. Dem Gedanken von Freiheit und Toleranz folgend, stritt Lessing gerne. Und wortreich. Lessing war kein Zoologe. Seine heikle Qualifizierung der Fische macht dies deutlich. Doch Lessings Pointe ist keine zoologische Zuspitzung.

In der Tat ist die Sprache wohl eine der Eigenschaften schlechthin, die den Menschen vom Vieh abhebt. Dies gilt jedoch – qualitativ betrachtet – in beide Richtungen. Freilich ist das Gespräch unter Menschen kurzweiliger und bestimmt erhellender als der Monolog mit einem Goldfisch. Nun kann jedoch der Anblick eben dieses «dummen» Viehs weitaus erfreulicher sein, als einem nicht enden wollenden Monolog eines Mitmenschen ausgeliefert zu sein. Das andere Extrem des monotonen Schweigens ist dann das wortreiche Schweigen. Oder um es mit Martin Luther zu sagen: Es ist die grösste Torheit, mit vielen Worten nichts zu sagen.


20 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick Reden ist anspruchsvoll. Anspruchsvoll hat etwas mit Ansprache zu tun. Eine Ansprache sollte ansprechend sein. In unserem Fall sogar evangelisch ansprechend. Das ist nicht nur ein Anspruch, sondern auch eines der Legislaturziele des Rates SEK für die Zeit von 2011 bis 2014. Allerdings geht es dem Kirchenbund dabei – möglicherweise anders als Lessing – zunächst um Unterstützung: «Evangelisch ansprechend – die evangelischen Kirchen werden bei der Feier des Wortes Gottes unterstützt.»

Predigen

Predigen sei ein schöpferischer Akt, schreibt Otto Schäfer, «ein Brüten über der Schrift mit dem Ziel, in ihr das Wort zu finden und nicht – brav oder genial – an ihr vorbei.» Der Theologe des Kirchenbundes betont, was wichtig ist an der Predigt. Sie sei ein Akt der Vermittlung zwischen einem vorgegebenen Zeugnis und dem gelebten Leben, mit Lebensfragen, Lebensfreude und Lebensmut, Lebensleid und Lebensende. Einer Predigt, die nicht selbst lebendig sei, werde diese Hinführung zum Leben nicht gelingen. «Sie wird dann zu lautem Schweigen: starre Lehre oder rigide Moral, höfliches Hofieren oder abschätziges Abkanzeln, wortreiche Verlegenheit, Political Correctness oder schöne Sprache als Selbstzweck», zählt Otto Schäfer auf: «Eine Predigt ist anspruchsvoll. Für die Vorbereitende, den Vortragenden, die Zuhörerschaft. Ein Kondensat der christlichen Botschaft, an einem Beispiel auf den Punkt gebracht. Evangelische Predigt ist ein Kulturgut, das seit fast 500 Jahren gepflegt wird. Die Predigt ist eine Redekultur, sie ist ein Kernanliegen der Reformation.»

Der Predigtpreis, so hiess es seinerzeit, würdigt gelungene Übersetzungen des Evangeliums in die heutige Zeit. Die zahlreichen Predigt-Kunstwerke, die Sonntag für Sonntag von mehr als 2000 Pfarrerinnen und Pfarrern in den evangelischen Kirchen geschaffen werden, sollten Aufmerksamkeit erhalten. Mit der von Fernsehmoderator Kurt Aeschbacher moderierten Lancierung des Predigtpreises ging es kurz vor dem Reformationssonntag 2013 los. Der Zürcher Filmemacher und Dozent Walo Deuber trat der Jury bei, ebenso wie die Praktischen Theologen Ralph Kunz und David Plüss oder die Waadtländer Synodalrätin Line Dépraz. Was aber wie beurteilen? Eine Predigt ist zwar eine Rede, aber kein Vortrag. Der Preis sollte kein Wettpredigen auslösen, sondern die Predigt als Teil eines liturgischen Ganzen würdigen. Die Predigt ist Teil des Gottesdienstes. Die Dramaturgik dieses Zusammenhanges sollte sich schon im Text spiegeln. Verlangt wurde also der Text einer gehaltenen Predigt mit einer Beschreibung des Umfeldes, in dem sie gehalten wurde. Die Lebenssituation der Zuhörerinnen und Zuhörer ist entscheidend für die Predigt: Ihre Sprache ist eng an den Kontext gebunden, in den hinein sie gesprochen wird. Der Predigtpreis wurde deshalb dreimal ausgelobt. Einmal im deutschsprachigen Raum, zu dem die rätoromanische Sprachregion dazugenommen wurde, und einmal im französischsprachigen Raum inklusive der italienischen Sprachregion. Dazu ein Sonderpreis für eine dritte Predigt. Wen interessiert’s? Wie viele Predigerinnen und Prediger lassen sich von der Idee anstecken? Wie viele Predigten werden eingeschickt? Die Frage stand im Raum. Da der Reformierte an sich gerne tiefstapelt, lag die Messlatte bei 30 Predigten. Insgesamt und schweizweit. Die Wirklichkeit überholte dieses im Nachhinein vorsichtig gesetzte Ziel mit Schwung. Zwei rätoromanische, vier italienische, achtundfünfzig französische und einhunderteinundachtzig deutsche Predigten liessen die Gesamtzahl auf 245 eingereichte Predigten ansteigen. Beinahe das Achtfache der Erwartung. Die Predigten spiegeln die Vielfalt ihrer Orte: Gottesdienste, Familien- und Kindergottesdienste, Spitäler,

– Die Zahl eingereichter Predigten überstieg die Erwartungen um das Achtfache.

Predigtpreis

Das öffentliche Interesse an der Kunst des Predigens fördern: Dies hat sich der Rat des Kirchenbundes vorgenommen, als er vor vier Jahren in die neue Legislatur startete. Gespräche wurden geführt. Mit Lehrstuhlinhabern der Praktischen Theologie, mit Pfarrerinnen und Pfarrern, mit Verantwortlichen für mediale Aufzeichnungen von Predigten. Der erste Schweizer Predigtpreis wurde ausgelobt. Predigen ist eine kraftvolle reformatorische Tradition.


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Heime, City-Kirchen. Alle Regionen der Schweiz sind dabei, Stadt wie Land. Ein bunter Querschnitt der Wirklichkeit evangelischer Predigt. Je fünfzehn Predigten – darunter die prämierten – werden in einem Sammelband im Theologischen Verlag Zürich beziehungsweise bei Labor et Fides publiziert.

Evangelisch ansprechend

Was ist all den prämierten und publizierten Predigten gemein? Sie sind im besten Sinne evangelisch ansprechend. Sie sind lebendig. Sie schweigen nicht. Sie schwatzen nicht. Sie haben etwas zu sagen. Sie verbreiten keine laute Stille. Lessing hätte seine Freude an ihnen, genauso wie Luther. Die Predigten entsprechen dem Anspruch, die Angesprochenen auch wirklich anzusprechen. Kirche ist dort, wo sich Evangelium ereignet, wo es der Gemeinde kommuniziert wird und wo sie es lebt und bezeugt. So steht es als Erläuterung unter dem Legislaturziel des Rates. Die prämierten und publizierten Predigten sind genau aus diesem Grund wahrhaft Kirche. <

* PETER SCHMID ist Vizepräsident des Rates des Kirchenbundes THOMAS FLÜGGE ist Beauftragter für Kommunikation des

Kirchenbundes


Barbara Ludwig

Ein Gebet voraus: 800 Christinnen und Christen versammeln sich am Vortag zum Bettag 2013 in Bern.


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– Legislaturziel 4: Evangelisch ökumenisch

Ökumene ist Demut, Arbeit – und: wichtig Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, kurz AGCK, ist seit 1971 ein Zeichen gelebter Ökumene in der Schweiz. Rita Famos, Ratsmitglied des Kirchenbundes, ist die amtierende Präsidentin der AGCK.

VON RITA FAMOS UND MARTIN HIRZEL *

Ö

kumene ist Demut. Anerkennen, dass die eigene Kirche nie die ganze Wahrheit abbilden kann und auf die Ergänzung der Schwesterkirche angewiesen ist. Ökumene leben heisst einander lieben. Liebe als gegenseitige Achtung und Respekt, gemeinsame Freude über Gelungenes, Ringen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Profitieren von der Andersartigkeit der Schwester und des Bruders. Ökumene ist wichtig. Und sie wird noch wichtiger. Weil das Gespräch zwischen den Kirchenleitungen ins Stocken geraten ist. Scheinbar unüberwindliche Hürden haben sich hier aufgetürmt. Das ist die eine Seite. Auf der

anderen Seite ist das ökumenische Miteinander in vielen Gemeinden der Schweiz selbstverständlich. Ökumene ist Arbeit. Das Ziel ist Gemeinschaft. Der Weg dorthin wird in der Schweiz durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen AGCK beschritten. Die Reformierten sind dabei. Die Römisch-katholische und die Christkatholische Kirche. Die Methodisten, Baptisten und die Heilsarmee. Die Lutherische Kirche, die Orthodoxen Kirchen und die Anglikaner. Als Gäste auch die Siebenten-Tags-Adventisten. Die Schweizer AGCK ist in der glücklichen Lage, in ihrem Präsidium Leitungspersönlichkeiten aus den Kirchen an einem Tisch zu verei-


24 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick nen. Das ist in Europa nicht der Normalfall. Der Kirchenbund zum Beispiel stellt mit Pfarrerin Rita Famos 2013 und 2014 die Präsidentin. Die AGCK ist im Wandel. Ihre Statuten werden revidiert. Die jetzigen stammen aus der Gründungszeit von 1971 und entsprechen nicht mehr den Herausforderungen der Zeit an eine agile Ökumene, die rasch auf Anfragen der Gesellschaft reagieren muss. Die AGCK geht gestärkt aus den letzten Jahren hervor. Gestärkt wurde sie nicht durch erneuerte Strukturen, sondern vor allem durch drei ökumenische Veranstaltungen, die der Ökumene in der Schweiz Beachtung in der Öffentlichkeit verliehen und die christliche Stimme in der Gesellschaft vernehmen liessen. Diese Wirksamkeit gegen aussen hat auch den Zusammenhalt im Innern gestärkt.

14. September 2013

Auf der grossen Schanze in Bern versammeln sich rund 800 Christinnen und Christen am Vortag zum Bettag 2013. Die Impulsveranstaltung «Ein Gebet voraus» soll die Bevölkerung auf den Bettag aufmerksam machen. Zwei Nationalräte verlesen einen Bettagsaufruf aus dem Bundeshaus, der von 136 Parlamentariern unterzeichnet wurde. Darin rufen sie die Bevölkerung auf, sich auf die christlichen Grundwerte zu besinnen. Sie erinnern an eine in den Kirchen und in der Politik verankerte, jahrhundertealte Tradition, am dritten Sonntag im September einen besonderen Ruhe- und Gedenktag zu begehen. Die Liturgie für das Gebet wurde von den Mitgliedkirchen der AGCK zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Evangelischen Allianz, Gebet für die Schweiz und dem Verein Freikirchen Schweiz gestaltet und durchgeführt. Neben Dank- und Bussgebet lasen die Gläubigen eine Selbstverpflichtung für Frieden und Solidarität in der Schweiz. Für die kirchliche Landschaft in der Schweiz erstmalig war ein gemeinsames Auftreten auf nationaler Ebene von evangelischen Freikirchen und den Mitgliedkirchen der AGCK. Alle zwei Jahre soll der Anlass in Zukunft wiederholt werden. Der Bettagsanlass hat eindrücklich gezeigt: Das gemeinsame Gebet ist lebbar und eint.

25. Januar 2014

500 Gäste finden sich in Bern zur Podiumsveranstaltung mit dem Titel «Wie viel Christentum verträgt die Schule?» ein. Initiiert von der AGCK auf Anregung aus Kreisen von engagierten Personen in der Bildungslandschaft. In den Vernehmlassungsantworten zum Lehrplan 21-Entwurf haben sich Kirchen und Parteien kritisch geäussert zur Verankerung des Faches Religion auf der Sekundarstufe im Fach «Ethik-Religionen-Gemeinschaft». Genauso hinterfragt wurde die Verankerung im Kindergarten und auf der Primarstufe als Teil des Fachbereiches «Natur-Mensch-Gesellschaft». Zwei Fragen standen im Raum: Kann es sein, dass der Lehrplan 21 die christlich-jüdischen Wurzeln unserer Gesellschaft völlig ausblendet, indem er keine christlichen Feste, biblischen Geschichten und christlichen Werte erwähnt? Und ist es richtig, dass bereits die Kinder im Kindergarten religionsvergleichend unterrichtet werden? Wäre nicht ein religionskundlicher Ansatz mit Schwerpunkt auf das Christentum den Kindern wie auch unserer Kultur und Gesellschaft angemessener? Die Diskussion über diese Fragen musste öffentlich geführt werden. Die beiden Bildungsdirektoren Regine Aeppli und Bernhard Pulver stellten sich der Diskussion mit dem St. Galler Kirchenratspräsidenten Martin Schmidt und dem Basler Bischof Felix Gmür sowie einer Vertreterin der Freidenker Schweiz. Die Aufträge zur Überarbeitung des Entwurfs des Lehrplans 21, die die Konferenz der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren auch im Bereich Religion erliess, lässt vermuten, dass die Anliegen der Kirchen gehört wurden. Mit diesem Anlass konnte die AGCK auf ein gesellschaftlich wichtiges Thema reagieren. Im gemeinsamen Auftreten der Kirchen wurde ihre Stimme wahrgenommen.

– Im gemeinsamen Auftreten der Kirchen werden ihre Stimmen wahrgenommen.

21. April 2014

In Riva San Vitale, rund um das Taufbecken im ältesten kirchlichen Bau der Schweiz, im Baptisterium aus dem 5. Jahrhundert, versammeln sich Glaubende aus allen Mitgliedkirchen der AGCK zur feierlichen Unterzeichnung der Ausweitung der Taufanerkennung. Nach Diskussionen, die sich beinahe über ein Jahrzehnt erstreckt haben, konnte die Unterzeichnung nun feierlich vorgenommen werden. Nachdem die Evangelisch-reformierte, die Rö-


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misch-katholische und die Christkatholische Kirche seit 40 Jahren die Taufanerkennung praktizieren, kamen nun auch die Evangelisch-methodistische, die Anglikanische und die Lutherische Kirche mit ihrer Unterschrift dazu. Die Orthodoxen Kirchen in der Schweiz konnten sich nicht zu einer Unterzeichnung durchringen, bestätigen jedoch in der Begleitschrift, dass sie die Anerkennung weiterhin in der Praxis vollziehen. Der Bund der Baptisten in der Schweiz bestätigt, dass er Menschen, die zu ihrer Gemeinschaft übertreten und ihre in einer anderen Kirche vollzogene Taufe im Glauben als gültig nachvollziehen, nicht zur erneuten Taufe anhält. Die feierliche Unterzeichnung der Erklärung von Riva San Vitale 2014 bestätigt vieles, was in der Praxis schon seit Längerem getan wird. Die gemeinsame Vesper und das feierliche Unterzeichnen des Dokumentes waren ein wichtiges Zeichen: Es hat das Empfinden der Einheit gestärkt. Die Bestätigung des gemeinsamen Taufverständnisses kann nicht unter den Tisch gewischt werden, wenn nun die Diskussion über Amtsverständnis und Eucharistie weitergeführt wird. <

* RITA FAMOS ist Ratsmitglied des Kirchenbundes MARTIN HIRZEL ist Beauftragter für Ökumene und

Religionsgemeinschaften des Kirchenbundes


Ăœbergriffe auf die christliche Minderheit sind in Ă„gypten an der Tagesordnung, so Ehab El Kharrat und Freddy Elbaiady. Aus Protest haben die Senatoren ihr Amt niedergelegt.


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– Legislaturziel 5: Evangelisch präsent

Der Kirchenbund gibt Geschwistern eine Stimme Präsent ist, wer die Augen nicht verschliesst. Evangelisch präsent sein heisst, mit offenem Ohr und wachem Geist in der Welt zu leben und die zu unterstützen, die alleine für sich keine Stimme haben. Dazu gehört, mit den politisch Verantwortlichen im eigenen Land das Gespräch zu suchen. Beides tut der Kirchenbund.

VON LINI SUTTER-AMBÜHL UND HELLA HOPPE *

Beispiel Religionsfreiheit – präsent für bedrohte Christen

Der Kirchenbund unterhält seit Jahren intensive Kontakte mit den Evangelischen Kirchen im Nahen Osten. So reisten Präsident Gottfried Locher und Serge Fornerod, Leiter Aussenbeziehungen und Ökumene, im Frühjahr 2013 in den Libanon und nach Ägypten. In Kairo trafen sie mit den ägyptischen Senatoren Ehab El

Kharrat und Freddy Elbaiady zusammen. Beide gehörten seit Dezember 2012 zu den insgesamt 12 Christen des 270 Mitglieder zählenden Schura-Rats, des parlamentarischen Oberhauses der Arabischen Republik Ägypten. El Kharrat war dort Präsident der parlamentarischen Menschenrechtskommission, Elbaiady Mitglied der Menschenrechtskommission und Mitglied des Verfassungsausschusses. Zum Abschluss des Besuches lud


28 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick der Kirchenbund die beiden Politiker ein, im Herbst 2013 nach Bern zu kommen. Aus erster Hand sollten El Kharrat und Elbaiady die Delegierten der Abgeordnetenversammlung des SEK, aber auch die Schweizer National- und Ständeräte über die Lage in Ägypten mitten im Umbruch informieren. Zeitgleich verabschiedete die Abgeordnetenversammlung im Juni 2013 eine Resolution, mit der sie den Bundesrat aufforderte, sich im Rahmen seines Einsatzes für die Menschenrechte auch entschieden und verstärkt gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Bedrohung von Christen und Christinnen einzusetzen. Diese Resolution wurde Bundesrat Didier Burkhalter persönlich übergeben. Im Sommer 2013 überstürzten sich dann die Ereignisse. Nach wochenlangen heftigen Protesten gegen den ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens, Mohammed Mursi, wird dieser Anfang Juli durch das Militär seines Amtes enthoben. Mitte Juli löst Übergangspräsident Adli Mansur den Schura-Rat vollständig auf. Aus Protest gegen die Politik Mursis hatten Elbaiady und El Kharrat ihre Mandate im Oberhaus zuvor bereits niedergelegt. Durch die Verschärfung der Staatskrise in Ägypten wurde der Besuch von Elbaiady und El Kharrat brennend aktuell. Sie berichteten aus erster Hand über die aktuelle politische Situation: Die von Mohammed Mursi unterschriebene und später vom Militär suspendierte Verfassung enthielt die Versuche einiger muslimischer Kräfte, ihre Interpretation vom Islam zu verfestigen, so Elbaiady. Auslassungen in Bezug auf den Menschenhandel gehörten dazu, Genitalverstümmelung und eine Präambel zur Religions­ freiheit. El Kharrat ergänzte, dass eine Reform des Polizeiwesens dringend notwendig sei. Insbesondere die schlechte Bezahlung und die schlechte Bildung unter den Bereitschaftspolizisten, vor allem aber die weitverbreitete Gewaltanwendung bis zur Ebene der Richter und Staatsanwälte brachten Angst und Misstrauen in der Bevölkerung mit sich. Gerade die Ausschreitungen am Tahirplatz offenbarten gravierende Kommunikationsprobleme zwischen Polizei und den protestierenden

Personen sowie erhebliche Mängel in der Deeskalationskompetenz der Polizei. Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche war die Frage des Schutzes der Würde und der Rechte derer, die um ihres Glaubens willen bedroht werden. Übergriffe auf Christen kommen im ganzen Land vor, sie reichten von alltäglichen Benachteiligungen und Schikanen bis zu Überfällen und Morden, so beide Politiker. Die Polizei ist korrupt und im Notfall oft nicht zur Stelle. In vielen Gefängnissen herrscht Willkür, Folterungen sind an der Tagesordnung. Alle litten darunter, Muslime und Christen, lautete ein wichtiges Schlusswort.

Beispiel Parteiengespräche – präsent in der Öffentlichkeit

Die Schweizer Parlamentarier sind mit einer Vielzahl von technischen Einzelheiten befasst und finden kaum mehr Zeit, grundsätzliche Fragestellungen zu behandeln. Viele National- und Ständeräte freuen sich deshalb über die theologischethischen Erläuterungen der Kirchen zu bestimmten Geschäften. Als Milizparlamentarier sind sie dankbar um Stellungnahmen der Kirchen, die in diesem Bereich fachliche Unterstützung leisten und sensibilisieren. Deshalb führt der Kirchenbund seit Herbst 2013 Gespräche mit den Präsidien politischer Parteien, die im Bundeshaus vertreten sind. Den Auftakt bildete ein Treffen mit der CVP im Oktober 2013. In der Sommersession 2014 folgte ein Treffen mit der SP. Für die Herbstsession 2014 ist das Gespräch mit der SVP terminiert. Die Anfrage bei der FDP ist in Vorbereitung. Bei den Treffen nehmen jeweils der Parteipräsident sowie National- und Ständeräte und das Generalsekretariat teil. Der Kirchenbund ist durch seinen Präsidenten, ein Ratsmitglied und eine Kirchenratspräsidentin oder einen Kirchenratspräsidenten sowie die Geschäftsstelle vertreten. Der inhaltliche Fokus der Gespräche richtet sich auf Themen, die sich aus der aktuellen Politagenda ergeben oder die der Kirchenbund innovativ setzen möchte. Die Achtung der Menschenwürde in der Migrationspolitik, der Nahe Osten und die Religionsfreiheit als elementares Menschenrecht, Lebensanfang und Lebensende sowie das Reformationsjubiläum waren Inhalte der

– «Evangelisch präsent: Die evangelischen Kirchen sind den Menschen nahe.»


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ersten Gespräche. Auch einzelne Fragen aus der Familien- und Wirtschaftspolitik wurden angesprochen. Die Parteiengespräche sollen alle 12–18 Monate wiederholt werden. <

* LINI SUTTER-AMBÜHL ist Ratsmitglied des Kirchenbundes HELLA HOPPE ist Leiterin des Bereiches Koordination

Bundesbehörden und Beauftragte für Ökonomie des Kirchenbundes


iStock.

Was nutzt der Mensch und wie ist er zu optimieren? Welches Potenzial soll gefรถrdert, welches Defizit vermieden werden? Wie also ist der Mensch am effektivsten zu verwerten?


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– Legislaturziel 6: Evangelisch wachsam

«... um Gottes willen» «… wo es aber nötig ist, dort bezieht er Stellung – evangelisch begründet, theologisch klar und politisch klug. Er verleiht seine Stimme denjenigen, denen Unrecht widerfährt und die selber in der Öffentlichkeit kein Gehör finden.» So lautet die Präzisierung des sechsten Legislaturziels des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes «Evangelisch wachsam». Macht das Sinn?

VON REGULA KUMMER UND FRANK MATHWIG *

W

achsamkeit, Aufmerksamkeit, Informiertheit, Präsenz, auf der Höhe der Sache, am Puls der Zeit – das fordert auch eine permanent online-präsente «Beschleunigungsgesellschaft» (Hartmut Rosa). Selbst der Drogenkonsum gilt heute weniger der Entspannung und dem Abschalten als der Erhöhung von Konzentration und Leistungsfähigkeit. Wir sind eine dauerwache Gesellschaft, in der die Foltermethode des Schlafentzugs zum Selbsterfahrungskick mutiert. Wäre das Ausruhen und Schlafen nicht die weitaus angemessenere kirchliche Forderung? Wachsam sein meint nicht einfach, wach zu sein und – dank ständig griffbereitem Natel – stets auf der aktuellsten Informationswelle zu surfen. Wachsam sein findet in einem anderen Kommunikationsnetz statt und bedient sich

eines anderen Kommunikationsmediums: «Wachet! Betet! Betet! Wachet!» Die Spiegelung der Forderungen in der Bach-Kantate stellt die Gleichzeitigkeit von Wachen und Beten fest. Nicht wachsam sein, um zu beten, auch nicht beten, um wachsam zu sein, sondern wachsam sein im Gebet und im Beten wachsam sein. Evangelisch wachsam sein meint, in einer bestimmten Kommunikation anwesend zu sein: empfangsbereit und empfänglich für Gottes Wort durch seinen Geist. Wachsam sein meint kein aktives Tun, sondern eine Wahrnehmungsbereitschaft und Aufmerksamkeit dafür, was in und an mir und um mich herum geschieht. Das gemeinsame Gebet ist aus biblisch-christlicher Sicht der Modus kirchlicher Wachsamkeit. «Evangelisch begründet, theologisch klar und politisch klug» Stellung zu beziehen, bedeutet, sich in diesem


32 bulletin Nr. 2/2014 Legislaturziele: Rückblick und Ausblick Modus öffentlich einzumischen. Aber reicht es aus, den Über- und Ungehörten eine kräftige Stimme zu leihen? Müssen auf die Wahrnehmung von Unrecht und Ungerechtigkeit nicht mutige Taten folgen? Die Aufforderung des Zürcher Reformators «Tut um Gottes willen etwas Tapferes!» begnügt sich nicht mit Worten. Keine blossen Bauchgefühle oder Sentimentalitäten, keine Betroffenheitsrhetorik oder Gut-Menschen-Attitüden, keine Schnellbleiche für das eigene schlechte Gewissen und keine besserwisserischen Belehrungen – sondern Handeln «um Gottes willen». «Um Gottes willen …» – das klingt für uns nach Empörung, Entrüstung oder blankem Entsetzen und signalisiert Ablehnung, Abwehr oder Widerstand: «Nein! So nicht!» Meistens sind es die eigenen Meinungen, Überzeugungen oder Haltungen, die den Widerspruch provozieren. Auch Äusserungen des Kirchenbundes zu gesellschaftspolitischen Fragen erhielten ein «Um Gottes willen!» als Reaktion: So darf Kirche nicht reden! Da hat sich Kirche gefälligst nicht einzumischen! Das ist doch nur wieder diese altertümliche Kirchenmoral, die den Menschen ihre Freiheiten missgönnt! Bei politischen Vernehmlassungen und Abstimmungen fand sich der Kirchenbund regelmässig auf der Seite der Minderheit wieder. Das schien so sicher wie Murphy’s Law – das Brot landet immer auf der Marmeladenseite. Auch das wurde dem Kirchenbund manchmal zum Vorwurf gemacht und gab zu Verunsicherungen Anlass: War das abgegebene Urteil wirklich abgewogen und besonnen genug? Hat Kirche nicht zu einseitig Partei ergriffen und die Interessen der anderen zu wenig beachtet? War das Thema überhaupt angemessen für eine kirchliche Äusserung? Solche Diskussionen gehören zum reformierten Selbstverständnis, das nicht autoritär vorgegeben wird, sondern um das gemeinsam gerungen werden muss. Dabei darf nicht übersehen werden, worum es im Kern gehen muss und allein gehen kann: um die Standhaftigkeit «um Gottes willen». Anstatt bei der – selten tapferen – Überlegung stehen zu bleiben, welchen Einspruch Kirche sich leisten kann und welchen Widerstand sie auf keinen Fall riskieren darf, muss sie sich einer Leitfrage immer wieder neu stellen: Entspricht das, was Kirche verkündigt, sagt, tut und erleidet, dem Wil-

len Gottes, wie er uns in seinem Wort und durch seinen Geist offenbart wird? Steht die Kirche in ihrer konkreten Praxis in der Nachfolge Jesu Christi, in der Geschichte Gottes mit seinem auserwählten Volk, seiner Gemeinde und der ganzen Menschheit? Was muss Kirche «um Gottes willen» sagen, tun und auch aushalten? Nicht aus einer Empörung, einem humanitären Engagement oder einem politischen Widerstandsgeist heraus, sondern allein um der Kirche und ihres Auftrags willen. Dann kann es aber sehr wohl sein, dass «um Gottes willen» Kirche ihrer Empörung Luft macht, für Humanität kämpft oder politisch Widerstand leistet. Kirche steht für den Willen Gottes in der Welt und seinen Anspruch auf die Welt – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

To be or not to be

Mit Gottes Wort und nach seinem Willen zu leben, ist keine Strategie, für die es Patentlösungen oder -rezepte gibt. Zwar finden wir in der Bibel viel mehr über Migrationsfragen, als uns politisch-pragmatisch lieb ist. Auch das Thema Asyl begegnet bereits am Anfang der Bibel sehr prominent und eindeutig. Bei dem anderen grossen gesellschaftspolitischen Dauerthema «Umgang mit dem Lebensanfang und Lebensende» verlieren sich die unmittelbaren Eindeutigkeiten. Die kirchliche Beteiligung an biopolitischen Diskussionen wird in der Gesellschaft sehr ambivalent wahrgenommen. Die einen betrachten sie als Rettungsanker einer Entwicklung, in der die Menschen ihre technologischen Möglichkeiten bis aufs Äusserste ausreizen. Die anderen sehen in den Kirchen den letzten Hemmschuh einer zunehmend von ihren natürlichen Voraussetzungen befreiten Menschheit. Beide Ansichten sind falsch. Technology Assessment ist keine kirchliche Aufgabe. So sehr sich der Kirchenbund in den vergangenen Jahren an den politischen Diskus­ sionen über Suizidhilfe, das Fortplanzungsmedizingesetz, PID, pränatale Bluttests oder Organtransplantation beteiligt hat, so wenig ging es ihm dabei um biotechnologische Beiträge. Kirche hat keine Technologieprobleme. Womit sie aber unmittelbar konfrontiert ist, sind die Folgen solcher Technologien für die Menschen, die Gesellschaft und die politischen Ordnungen. Das Anliegen des Kirchenbundes in bioethischen Fragen besteht pointiert in der anthropologischen Erinne-

– Die Banalisierung der Lebensfragen ist das eigentlich Unmenschliche.


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rung an den biblischen Gott als «Mehrwert des Menschen, der nicht in Mitmenschlichkeit auf- und untergeht» (Wolfgang Schrage). Über den Menschen nachzudenken, bedeutet aus biblisch-christlicher Sicht, über den Menschen hinauszugehen. Der Mensch ist nicht der, der über sich selbst ein letztes Urteil fällen kann. In den aktuellen Debatten dar­über, welches Kind geboren werden soll und welcher alte und kranke Mensch sein Leben mit Suizidhilfe beenden darf, geht es ständig um solche letzten Urteile – Hamlets Tragik: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage. Dieser Frage hat sich der Kirchenbund weder verweigert, noch die Realität solcher Entscheidungen ausgeblendet. Sein beständiges Nachfragen setzte dort ein, wo die Ansicht vertreten wurde, solche existenziellen Fragen liessen sich technisch beantworten und mit etwas Selbstbestimmungsrhetorik moralisch ausreichend unterfüttern. Die Banalisierung der Lebensfragen ist das eigentlich Unmenschliche, ein Frontalangriff auf «die Menschlichkeit im Menschen» (Johannes Calvin). Die Fragen nach dem Menschen und den Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen seines Lebens lassen sich nicht technisch beantworten und technologisch regeln. Diesem Fundamentalirrtum einer utilitaristischen Verwertungsideologie muss sich Kirche mit aller Macht und Tapferkeit in den Weg stellen – nicht einer Technik oder einem biotechnologischen Verfahren, sondern den Absichten und Zielen ihrer Anwendung.

Aus dem Rahmen fallen

Die aktuellen biotechnologischen Diskussionen sind geprägt von Frageverboten und Denkverzichten. Der Beitrag des Kirchenbundes erscheint in diesem Zusammenhang zunächst bescheiden. Er hat nicht den Anspruch erhoben, die gesellschaftlichen Fragen zu beantworten. Vielmehr bemühte er sich darum, die grundsätzliche Hinterfragbarkeit und Fragwürdigkeit allen menschlichen Tuns und Lassens wach zu halten und Politik und Gesellschaft beständig an ihre Pflicht zu kritischem Nachfragen zu erinnern. Offizielle Bioethik zeigt sich auch in der Schweiz häufig als Reflexionsnarkotikum, das glauben machen will: Kein Grund zur Sorge, es ist alles gut so. Diese Sorglosigkeit bereitete dem Kirchenbund Sorge – um Gottes willen! Nicht weil Ethik längst nicht mehr das ist, was sie sein sollte, auch nicht, weil die innerhalb der Kirchen vertretenen Positionen widersprüchlich sind und an den Rändern zunehmend ausfransen. Die Sorge und das Engagement des Kirchenbundes gelten einem redu-

zierten Menschenbild, das die Ehrfurcht vor der Würde der menschlichen Geschöpflichkeit zunehmenden Nutzenerwägungen opfert. Es geht um die den Machbarkeitsfantasien geschuldeten Bewusstseinseintrübungen für das Menschliche im Menschen: wiederum nicht um des Menschen willen, sondern um Gottes willen für die Menschlichkeit im Menschen. Für den Kirchenbund sind die kontroversen Diskussionen am Anfang und Ende des Lebens Symptome einer verunsicherten Gesellschaft. Die ältesten Menschheitsfragen – Woher kommen wir? Wohin gehen wir? – werden ängstlich umgangen und durch die groben Striche selbst entworfener Lebenscomics ersetzt. Hinter der biomedizinischen Machbarkeitseuphorie steht die Macht der Bilder. Die technische Befreiung von der Natur zwingt uns unter das Diktat der Bilder und Symbole: bildliche Darstellungen von Gensequenzen, das Ultraschallbild des heranwachsenden Kindes im Mutterleib, die nichtssagenden Ziffern und Daten eines Trisomie-Bluttests, die bedrohlichen Bilder von Krankheitsdiagnosen und -verläufen oder einem einsamen, fremdbestimmten Sterben. Die Macht dieser Bilder zeigt sich darin, dass sie zum Massstab für Entscheidungen über Leben und Tod werden. Kirchliche Wachsamkeit – Wachen, Beten, Beten, Wachen – zielt auf den Schutz des Menschen vor der Bemächtigung durch seine Selbstbilder. Erst die Befreiung von den Bildfixierungen lässt uns die Fülle menschlicher Begabungen erkennen, die jenseits der engen Bilderrahmen auch noch da sind. Der Kirchenbund versteht seine gesellschaftliche Aufgabe in diesem Sinne als Beitrag zu einer Sehschule göttlicher Lebensfülle. Dem Dank für die Fülle der göttlichen Gaben entspricht ein menschlicher Mut zur Fülle. Wer die Fülle verkündigt, kann sich mit der Armseligkeit menschlicher Fantasien nicht zufriedengeben. Gegen die Enge menschlicher Bilder setzen Christinnen und Christen die Fülle göttlicher Überraschungen, die jeder Beschreibung und Abbildung spotten. Deshalb gehört der Kirchenbund politisch zu Recht auf die Verliererseite bei den Minderheiten. Nicht weil das Brot immer falsch herum fällt, sondern weil das Diktat der biotechnologischen Menschenbilder Kirchen immer wieder dazu auffordert, betend tapfer aus dem Rahmen zu fallen. <

* REGULA KUMMER ist Ratsmitglied des Kirchenbundes FRANK MATHWIG ist Beauftragter für Theologie und

Ethik des Kirchenbundes


– Die neuen Ratsmitglieder Esther Gaillard und Daniel Reuter im Porträt

Nie das eine ohne das andere


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VON ANNE DURRER *

Dieses Porträt der beiden neu in den Rat des Kirchenbundes gewählten Mitglieder trägt als Überschrift das Motto des einen, das aber genauso gut die Wahl des anderen hätte werden können. Es beruht auf einem Interview, das im August in Bern mit den beiden geführt wurde und ihnen zugleich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen bot. Sie aus der Romandie, er aus der Deutschschweiz – zwei Lebenserfahrungen, zwei Persönlichkeiten. Erfahren Sie hier mehr über die beiden.


36 bulletin Nr. 2/2014 Die neuen Ratsmitglieder

S

ie – Esther Gaillard – ist im Berner Oberland aufgewachsen; die gelernte Krankenpflegerin wurde zunächst Erzieherin für behinderte Kinder, später Winzerin an der «Côte vaudoise». Er – Daniel Reuter – kommt aus Zürich und arbeitet als Gemeindeschreiber; sein Vater war 1955 aus der DDR geflohen, weil er das dortige Regime nicht länger ertragen konnte – er ist in einer Umwelt aufgewachsen, wo «der Glaube etwas für dumme Leute» war.

Prägende Erfahrungen

hatte, in den Kirchenrat gewechselt war; er spürt sofort, ob er sich privat oder in seiner offiziellen Funktion äussert. Beide Neugewählten müssen von nun an vor der Abgeordnetenversammlung und «wie wir alle: vor Gott» Rechenschaft ablegen. Sie kommen beide aus etablierten Kirchen «mit buchstäblichen Territorialgrenzen». Der Kirchenbund bietet die Chance, stellt Daniel Reuter fest, «über die Grenzen hinaus zu denken, sogar über die Schweizer Grenzen. Schliesslich hat das Evangelium einen weltweiten Anspruch!»

Esther Gaillard weiss aus eigener Erfahrung, dass Der Weinbau – ein Lehrmeister in Geduld sich alles «brutal» ändern kann: Sie musste nach dem In einer Gesellschaft, die stets «auf der Überholplötzlichen Tod ihres Mannes vor zwanzig Jahren «auf die spur» lebt, «will man zu schnell vorankommen», bedauharte Tour» lernen, wie man als Alleinerziehende mit drei ert Esther Gaillard. In unseren Kirchen gebe es unterKindern einen Land- und Weinschiedliche Strömungen. Den Dialog zu pflegen, koste Zeit – wie der Weinbaubetrieb führt. Daniel Reuter ist eher von bau, der sie Geduld gelehrt habe; und Kontinuität geprägt: Er war 13 JahGeduld sei in der Kirche unerlässlich, wenn man die Zustimmung aller zu re lang Generalsekretär der Evaneinem gemeinsamen Projekt gewingelischen Volkspartei und 3 Jahre lang Sekretär der Evangelischen nen wolle. Es seien vier Jahre bis zur und Unabhängigen Fraktion der ersten Rebe und vier Jahreszeiten bis Bundesversammlung. Er hat dazur Lese nötig – mit ruhigen, stresbei eine gewisse Sensibilität im sigen und auch schwierigen MomenUmgang mit Menschen oder Insten, wenn das Wetter nicht mitspiele. Der Wein sei dazu da, um genossen titutionen, die «in bescheideneren Esther Gaillard und miteinander geteilt zu werden; Umständen leben», gewonnen. «Bundesbern» kennt er ebenso gut die Bernerin hält die Waadtländer wie die Welt der Unternehmen. Tradition des «verre de l’amitié» für eine «schöne Art, Gemeinschaft zu pflegen». Ihr Lieblingswein ist der Muskateller, und sie konnte letztes Jahr einen MuskaEine neue Dimension Esther Gaillard ist – nach sechs Jahren Mitgliedtellerstock in ihrem Garten einpflanzen, den sie von schaft in der Synode – Synodalratspräsidentin der Eglieinem Priester – und zugleich Winzersohn – geschenkt bekommen hatte. So funktioniert auch Ökumene am se Evangélique Réformée du canton de Vaud; bei ihrem Genfersee. Amtsantritt im Rat des Kirchenbundes wird sie die PräSich den Kirchenbund in 20 Jahren vorzustellen, sidentschaft niederlegen (aber weiterhin dem Synodalrat hält sie für absurd und vermessen, zumal sich die meisangehören). Beide neuen Ratsmitglieder kennen die mit verantwortungsvollen Posten verbundenen Konflikte und ten Vorhersagen über eine so lange Zeitspanne als falsch Illusionen. Ihre Kandidatur wurde zum einen von der erwiesen haben. Sie hat die Ziele der zu Ende gehenden Conférence des Eglises romandes, zum anderen von der Legislaturperiode «sehr geschätzt», und wünscht sich für Zürcher Kirche präsentiert, doch beide betonen einmüden Kirchenbund, «dass er es wagt, sich vom Evangelitig, sie würden in Zukunft nicht mehr die Interessen ihum inspirieren zu lassen, gesellschaftliche Fragen zu stelrer Kirche, sondern die Interessen der Kirche vertreten. len und zugleich eine Antwort darauf anzubieten.» «Das Daniel Reuter ist es auch schon einmal gelungen, sich in Reformationsjubiläum ist eine einzigartige Gelegenheit, eine Exekutive einzuordnen, als er von der Synode der unseren Glauben zu bekräftigen – so wie ihn die ReforZürcher Landeskirche, der er zwanzig Jahre lang angehört matoren wiederentdeckt haben.»

– «Den Dialog zu pflegen, kostet Zeit – wie der Weinbau, der mich Geduld gelehrt hat.»


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Muss denn Kirche politisch sein?

chen kleineren Kirchen zu verstehen, die ebenfalls dem Kirchenbund angehören. «Um zu überleben, muss der Politisch, ja; denn «es gibt Themen, bei welchen Kirchenbund alle unterschiedlichen Strömungen in den man nicht anders kann». Aber nicht parteipolitisch, stellt Mitgliedkirchen noch mehr bündeln können und zum Daniel Reuter klar, der aus seiner Zeit als Generalsekretär Dienstleister für seine Mitglieder werden. Gewisse Meder Evangelischen Volkspartei mit der politischen Welt vertraut ist. «Viele Lösungen sind nie ganz schwarz oder dientrends, von denen man viele nur auf nationaler Ebene weiss, die meisten Fragen in der Politik erlebe ich als Erwahrnimmt, können wir nicht umkehren.» Ihn «beschäftigt ein Büchlein, das schon 1988 publimessensfragen. Man hört auf den Kirchenbund, wenn er seine Positionen gut begründet und sie nicht inflationär ziert wurde», sagt Daniel Reuter; die Evangelische Kirche sind, wenn er sich also mit einer gewissen Zurückhalin Deutschland stellt darin eine ganz fundamentale Frage: Wie ist und wie bleibt man Christ; was befähigt uns, das tung, aber dann in aller Klarheit äussert.» Nach Esther Evangelium zu bezeugen? Die Kirche muss die Diakonie Gaillards Ansicht erwartet man von der Kirche, dass sie leben und zu ihrer sozialen und diakonischen Verantwordie Grundwerte des Evangeliums vermittelt. Es sei wichtig, dass Theologen und Ethiker Antworten anbieten, die tung stehen; sie muss dabei aber auch ihre prophetische auf dem Evangelium gründen. «Man muss den Mut haMission bewahren und darf nicht als blosser Lückenfülben, zu sagen, was man denkt.» In ler dienen. «Wir müssen sagen, warum guter evangelischer Tradition sei wir tun, was wir tun; wir beziehen un«letztlich jeder dafür verantwortsere Motivation und unser Feuer aus dem Evangelium.» lich, sich eine eigene Meinung zu bilden». Die politischen Parteien haWas sie gern und was sie ben andere Ansätze als die Kirgar nicht mögen chen, die ja keine Wahlen gewinBeide lesen gern: sie Hermann Hesse auf Deutsch und Anne Cuneo nen müssen. Im Gespräch kann auf Französisch, er den 1998 mit 103 man abtasten, wo es BerührungsJahren verstorbenen deutschen Autor punkte gibt, wo man zusammenund Insektenforscher Ernst Jünger, der arbeiten kann und wo die Grundbereits seine Erinnerungen an den Erslage nicht mehr gegeben ist. Daniel Reuter hat die Erfahrung gemacht, Daniel Reuter ten Weltkrieg aufzeichnete – er wurde dass auch Leute, von denen man es mehrfach verwundet – und danach nie erwarten würde, daran interessiert sind, was die Kirnoch so viele Zeiten erlebte. «Da wird man selber etwas bescheiden mit dem eigenen Beitrag», gibt Daniel Reuter che zu sagen hat. zu. Sie mag – wen wundert es? – Wein, er – als Präsident Stolz darauf, was wir sind der Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt – Bier. Mit Kirche wird nicht mehr «beiläufig» vermittelt; wenn einem Augenzwinkern zu seiner künftigen Kollegin zitiert wir aber immer nur darüber klagen, dass wir auf verloreer einen Spruch Martin Luthers, wonach Bier Menschennem Posten dastehen, «werden wir bei den Leuten keine Lust auf uns wecken. Wir brauchen eine klare, positive werk sei, Wein aber Gabe Gottes. Als geselliger Mensch Ausstrahlung.» Wir dürfen die Leute nicht bedrängen, verweist Daniel Reuter auf das Vorbild Jesu, der die Mahlaber wir können sie einladen, das Evangelium zu leben, zeiten mit seinen Jüngern nicht nur zur Nahrungsaufnahweil «es schön ist», so die Überzeugung von Esther Gailme, sondern auch für den Austausch genutzt habe. «Dann wächst das Verständnis füreinander.» Er lässt sich gerne lard. von guten Argumenten überzeugen, verhält sich jedoch «Die Zürcher Kirche mag sich – mit Zwingli und kollegial, sobald eine Entscheidung gefallen ist, um «den Bullinger – einer langen und bedeutenden Tradition rühRat nicht zu schwächen». men, aber wir sind seit Langem nicht mehr auf Rosen Kurze Atempausen nutzt sie zum Nachdenken; Ingebettet», betont Daniel Reuter. Dass er aus einer grossen Kirche komme, hindere ihn nicht daran, die zahlreitellektuelle finden sie eher praktisch, «praktische» Perso-

– «Vieles funktioniert nur, weil Leute bereit sind, sich zu engagieren, ohne sich dabei eine goldene Nase zu verdienen.»


38 bulletin Nr. 2/2014 Die neuen Ratsmitglieder nen ausgesprochen intellektuell; beide Seiten tragen zu ihrem Gleichgewicht bei. Er greift lieber zu einem Buch, denn er sieht sich beim Lernen eher als Theoretiker, der die Analyse, die Konzeptualisierung mag. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, beim nächsten Treffen seiner Gesellschaft für 150 Personen Kartoffeln zu schälen – bei einem Glas Bier natürlich, wie es sich gehört. Beide sagen von sich, sie würden stets den Dialog suchen und Respektlosigkeit, Feigheit, «Schluderei» sowie Unehrlichkeit verabscheuen. Wenn sie Lust auf Musik haben, hört Daniel Reuter immer wieder beglückt die Auferstehungssymphonie von Mahler – das ist schon

Programm! Esther Gaillard sucht sich ihr Programm je nach Laune aus: Joe Cocker oder Juan Luis Guerra, einen Liedermacher aus der Dominikanischen Republik, der Rock- und Merenguetradition miteinander verbindet. Sie mag Sommer, Sonne und Hitze, er bevorzugt die Zeit der Ernte, den Herbst, «wo man eine gewisse Rückschau halten kann, bevor wir uns auf Weihnachten richten».

Heldinnen und Helden des Alltags

Esther Gaillard stösst jeden Tag auf bewundernswerte Leute, Forscher-, Sportler- und Künstlerpersönlichkeiten, die zur Attraktivität der Schweiz beitragen und

Die neu gewählten Ratsmitglieder im Wochenlauf Sonntag: Kinder, Küche oder Kirche?

EG: Küche, ich koche gern, am liebsten für Gäste. Ich mag Gerichte, deren Zubereitung eine kleine Herausforderung darstellt. DR: Kirche, aber nicht nur im Sinne von Gottesdienst. Wir treffen uns oft mit einer kleinen Gruppe von Freunden zum Essengehen. Also Kirche im Sinne von Gemeinschaft.

Montag: Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel? EG: Wenn ich die Wahl hätte, würde ich meinen Chauffeur nehmen … DR: Ich habe keinen Führerschein, also öffentliche Verkehrsmittel, die in der Schweiz ja grossartig funktionieren.

Dienstag: Le Matin oder 24 heures – Tagi oder Blick? EG: 24 heures wegen der Waadtländer Nachrichten. DR: Die NZZ wegen des Feuilletons.

Mittwoch: Notizbuch oder Smartphone? EG: Smartphone. Ich komme damit klar; ich möchte mit meiner Zeit gehen. DR: Notizbuch, ich bin ein Mann der Schrift.

Donnerstag: Lausanne Sport oder LHC? Grasshoppers or Lions? EG: Das Béjart Ballet Lausanne. DR: Die Löwen (ZHC), der Hockeyklub der Stadt Zürich. Ich mag Hockey am liebsten, wegen des Tempos und der Effizienz. Wenn man bedenkt, dass man zweimal 45 Minuten Fussball spielen kann, ohne dass ein Tor fällt … darüber kann ich ja künftig mit dem Fussballliebhaber Gottfried Locher diskutieren.

Freitag: Fisch oder Fleisch? EG: Ich habe keine besondere Freitagstradition, aber Fisch, selbst wenn ich ab und zu gern Fleisch esse. Ich lege grossen Wert auf ausgewogene Ernährung. DR: Fleisch, ganz klar!

Samstag: Fernsehen oder Kino? EG: Eher Kino oder Theater. Ich mag Dokus und Filme, die mich den Alltag vergessen lassen; weder ScienceFiction noch Thriller! DR: Ich liebe das Kino; es hat immer noch etwas Mystisches an sich (aber bitte ohne Popcorngeräusche!). Der letzte Film, den ich gesehen habe, war «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand». Die rebellische Seite dieses «Hundertjährigen», der sich nicht an die Regeln seines Altersheims hält, fand ich hinreissend.


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auch die Kirche bereichern; die Kirche sollte den Kontakt mit ihnen pflegen. Aber: «Man muss nicht unbedingt im Rampenlicht stehen, um ein Held oder eine Heldin zu sein.» Beide haben in erster Linie die Helden im Auge, die ihre Arbeit im Schatten tun: Mütter und Väter, Lehrerinnen und Lehrer, Freiwillige in der Kirche und anderswo. «So vieles funktioniert nur, weil viele Leute bereit sind, sich zu engagieren, ohne sich dabei eine goldene Nase zu verdienen. Die sogenannten Abzocker sind eindeutig die Antihelden von heute», stellt Daniel Reuter abschliessend fest. <

* ANNE DURRER ist Beauftragte für Kommunikation des Kirchenbundes

Weiterführende Informationen

Videointerview: Auszüge des Gespräches mit Esther Gaillard und Daniel Reuter https://vimeo.com/108563237


40 bulletin Nr. 2/2014

– Reformationsjubiläum

26 Logos – 1 gemeinsame Marke Die Reformation ist in der ganzen Schweiz zuhause. In jedem Kanton und jeder Kirche. Deswegen haben unsere Kirchen ihr je eigenes Logo zum Reformations­ jubiläum definiert. Dies nutzen sie neben dem grünen nationalen Signet für ihre kantonalen Veranstaltungen und Produkte. Die Kirchen haben aus den drei Prinzipien «Symbol», «Wappen» oder «Protagonist» ausgewählt und dann die Füllung des Logos bestimmt. Hier stellen wir Ihnen alle Logos vor.

Weiterführende Informationen

Video: Die Logos als Kurzfilm https://vimeo.com/98663502


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42 bulletin Nr. 2/2014 Reformationsjubiläum

ZG Wappen: Wappen des Kantons Zug

BL Protagonist: Johannes Oekolampad (1482–1531), Theologe, Humanist und Reformator von Basel

BS Protagonist: Johannes Oekolampad (1482–1531), Theologe, Humanist und Reformator von Basel

AG Symbol: Logo der Reformierten Landeskirche Aargau

BEJUSO Symbol: Logo der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

FR Symbol: Logo der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg

VS Symbol: Wappen der Evangelisch-Reformierten Kirche des Wallis

SO Wappen: Wappen des Kantons Solothurn

LU Protagonist: Huldrych Zwingli (1484–1531), Pfarrer und Reformator von Zürich

NE Symbol: Kollegiatkirche, die reformierte Hauptkirche der Stadt Neuenburg

VD Protagonist: Pierre Viret (1511–1571), Pfarrer und Reformator von Lausanne

GE Symbol: Kathedrale St. Peter, die reformierte Hauptkirche der Stadt Genf

EMK Symbol: Logo der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz


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SH Symbol: Kirchtürme vom Münster und der Kirche St. Johann in Schaffhausen

ZH Protagonist: Huldrych Zwingli (1484–1531), Pfarrer und Reformator von Zürich

TG Symbol: Taube aus dem Logo des Thurgauer Kirchensonntags

AI/AR Wappen: Aufrecht gehender Bär aus dem Appenzeller Kantonswappen

SG Protagonist: Joachim Vadian (1484–1551), Humanist, Mediziner sowie Bürgermeister und Reformator von St. Gallen

SZ Protagonist: Huldrych Zwingli (1484–1531), Pfarrer und Reformator von Zürich

GR Wappen: Steinbock aus dem Graubündner Kantonswappen

GL Protagonist: Glaubensbote Fridolin von Säckingen mit goldenem Nimbus, Stab und Bibel aus dem Glarner Kantonswappen

OW Wappen: Einfacher Schlüssel aus dem Obwaldner Kantonswappen

NW Wappen: Doppelter Schlüssel aus dem Nidwaldner Kantonswappen

TI Symbol: Gebrochene Kette als Symbol für die evangelische Freiheit

UR Wappen: Stier aus dem Urner Kantonswappen


44 bulletin Nr. 2/2014

– Schweizer Predigtpreis 2014

Ein weibliches Podium Der Schweizer Predigtpreis 2014, der erste überhaupt, hat seine Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben: fünfzehn Prämierte, deren Texte unter den 245 beim Kirchenbund eingereichten Predigten ausgewählt wurden. Sie werden im Sammelband «Ausgesprochen reformiert – Predigten» am 3. November veröffentlicht.


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VON MARINA KAEMPF *

U

nter ihnen Caroline Schröder Field, Pfarrerin am Basler Münster, Gewinnerin des ersten Preises in der deutschsprachig-rätoromanischen Kategorie mit «Elia in der Wüste»; Isabelle Ott-Bächler, Pfarrerin in Neuchâtel, Gewinnerin des ersten Preises in der französisch-italienischsprachigen Kategorie mit ihrer Predigt «Das Unkraut nicht ausreissen»; und Manuela Liechti-Genge, deutschsprachige Pfarrerin in Porrentruy (JU) und Dozentin der Berner Universität, die für ihre Radiopredigt über die Samaritanerin mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Die drei Erstplatzierten des Schweizer Predigtpreises 2014 sind also Frauen. Eine ausgezeichnete Nachricht für Niklaus Peter, den Vorsitzenden der deutschsprachigen Jury: «Die Texte, die die Jury vorgelegt bekam, waren vollständig anonymisiert. Ich habe mich echt gefreut, als ich die Nachricht bekam. Wir gehören zu den wenigen Kirchen, in denen Frauen ihre Stimme als vollberechtigte Predigerinnen erheben. Dass die drei Hauptpreise an Frauen gehen, zeigt, wie kraftvoll die weiblichen Stimmen in unserer Kirche sind. Es zeigt etwas von der Stärke unserer Kirche.» – «Zuerst hat mich das überrascht», bekennt Line Dépraz, die Vorsitzende der französischsprachigen Jury. Die Pfarrerin aus Lausanne freut sich jedoch, dass es hier keiner Quoten bedarf: «Die Predigerinnen haben

sich aus eigener Kraft durchgesetzt, und als Frau bin ich unheimlich stolz darauf.»

Weitergeben, was bewegt

Ziel des Schweizer Predigtpreises ist es nicht, den Wettbewerb zu fördern; er soll vielmehr die rund zweitausend Predigenden anspornen, die in der Schweiz jeden Sonntag auf die Kanzel steigen, ihre Arbeit würdigen und ins Licht rücken, bemerkt Gottfried Locher, der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. «Eine gute Predigt ist ein Vergnügen, ein Kunstwerk und eine Ermutigung. Gott selbst spricht dich an. Sein Wort ist die Kraft, aus der heraus wir Kirche sind, Kirche für die Welt.» Diese Überzeugung liegt dem Predigtpreis sowie dem kleinen Sammelband mit fünfzehn von zwei Jurys sorgfältig ausgewählten Predigten zugrunde. Exegetische Festigkeit, rhetorische Stärke, theologische Konsistenz und existenzielle Bedeutung zeichnen sie aus. Die Auswahl der prämierten Texte hat nichts mit den Wunschund Lieblingsthemen der Juroren zu tun. «Die Inspiration lässt sich nicht beurteilen, sondern nur die Art und Weise, wie sie umgesetzt wird», betont Line Dépraz. Die Lektüre der eingesandten Predigten – eine freiwillige und zeitaufwendige Arbeit für die Jurys, die 181


46 bulletin Nr. 2/2014 Schweizer Predigtpreis 2014 Dépraz stellt diese Predigt ein bemerkenswertes Zeugnis in einer Gesellschaft dar, die sich immer stärker säkularisiert und laizisiert, obwohl eine wachsende Anzahl unserer Zeitgenossen auf der Suche nach Spiritualität ist. Die deutschsprachige Preisträgerin, Caroline Schröder Field, hat die Jury durch ihre klare narrative Linie, durch ihre theologische Prägnanz und seelsorgerliche Tiefe beeindruckt, mit der die Geschichte Elias, des kämpferischen Propheten, erzählt wird. «Biblische Texte auslegen heisst nicht, über sie zu dozieren, sondern ihrem Erzählsinn vertrauen, bei ihren Bildern zu verweilen, deren Kraft und Tiefe sichtbar und auf Lebenserfahrungen hin transparent zu machen», betont Niklaus Peter. «Das ist Manuela Liechti-Genge in ihrer Predigt über die Begegnung Jesu mit der Samaritanerin am Brunnen besonders gut gelungen, weshalb ihr der Spezialpreis Radiopredigt zugesprochen wird.» «Ziel des Schweizer Predigtpreises war es, eine lebendige Predigtkultur sichtbar zu machen – die hier vorgelegte Auswahl repräsentiert nur eine kleine Minderheit dieser Kultur. Wir als Jury waren jedenfalls beeindruckt von der Diversität der Stimmen, von der Qualität und Leidenschaft, mit der gepredigt wird», lautet das Fazit von Niklaus Peter. <

Predigten in deutscher Sprache, 58 in Französisch, 4 in Italienisch und 2 in Rätoromanisch zu beurteilen hatte – war über weite Strecken eine schöne und erfreuliche Sache, die Schwierigkeit eher, nur 15 preiswürdige auszuwählen, stellt Niklaus Peter in seiner Einleitung zum Sammelwerk «Ausgesprochen reformiert – Predigten» fest. Die Liebe der evangelischen Predigenden zu ihrem Beruf war auch für die französischsprachige Jury offenkundig, wie Line Dépraz anmerkt: «Die Wortwahl, der besondere Ton, die gut gewählten Bilder, die zum Nachdenken anregen sollen – all das verweist auf die Leidenschaft reformierter Prediger und Predigerinnen für die Kommunikation. Der unwiderstehliche Wunsch, um nicht zu sagen das Bedürfnis, an andere weiterzugeben, was sie begründet, was sie nährt, was sie bewegt und ihrem Leben Sinn verleiht.»

Predigen: Drei aktuelle Tendenzen

– Die Texte übersetzen die soziale und politische Tragweite der biblischen Botschaft bemerkenswert gut.

Beim Lesen der zu bewertenden Predigten konnte die französisch-italienischsprachige Jury drei Tendenzen ausmachen. Zunächst die «ganz ausgeprägte» Aufmerksamkeit der Predigenden für ihr Publikum: traditionelle Gottesdienstbesucher, Familien, Jugendliche, Behinderte, Gefangene, Kranke, Rundfunkhörerinnen und -hörer – jede und jeder wird vom Predigenden abgeholt. Die historisch-kritische Exegese hingegen scheint keinen Rückenwind mehr zu haben: Zahlreiche Predigende setzen ihre persönliche Analyse bzw. ihr persönliches Verständnis des biblischen Textes um, ohne sich um eine historische oder kulturelle Vermittlung zu bemühen. Line Dépraz bedauert diese Entwicklung, denn «ohne Kontext kann man jeder Bibelpassage jede beliebige Aussage unterlegen». Eine dritte Tendenz wurde von beiden Jurys registriert: Die Texte übersetzen die soziale und politische Tragweite der biblischen Botschaft für die Hörerinnen und Hörer von heute auf sehr interessante Weise – ein Kunststück, das Isabelle Ott-Bächler, der französischsprachigen Preisträgerin, bemerkenswert gut gelang. «Geradezu meisterhaft knüpft sie die Verbindung von den Zeloten aus der Zeit Jesu zu den Politikern von heute, ohne deshalb den Durchschnittshörer zurückzulassen.» Für Line

* MARINA KAEMPF ist Beauftragte für Kommunikation

beim Kirchenbund und seit August 2014 Projektverantwort­ liche für den Schweizer Predigtpreis

125 mm

9mm 12 mm

125 mm 10 mm

10 mm 15 mm

Mit Predigten von Caroline Schröder Field (Predigtpreis), Manuela Liechti­Genge (Sonderpreis), Stefan Weller, Martin Dürr, Pascale Rondez, Verena Salvisberg, Maja Peter, Ruedi Bertschi, Andreas Bruderer, Thomas Grossenbacher, Isabelle Ott­Baechler (Predigt­ preis), Luc Badoux, Marco Di Pasquale, François Lemrich, Etienne Rochat­Amaudruz. ISBN 978-3-290-17775-1

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Ausgesprochen reformiert — Predigten Herausgegeben von Simon Butticaz, Line Dépraz, Gottfried W. Locher, Niklaus Peter

Ausgesprochen reformiert

200 mm

In den reformierten Schweizer Kirchen stehen mehr als zwei­ tausend Predigerinnen und Prediger Sonntag für Sonntag auf der Kanzel. Sie verkündigen das Wort Gottes und übersetzen es in die heutige Zeit. Sie bringen den Menschen den Schatz der Bibel nahe. Das ist eine zentrale Aufgabe der Kirche und eine Chance für die Zukunft: Eine gute Predigt erreicht und bewegt die Men­ schen. Sie ist auch ein Kunstwerk, für das Pfarrerinnen und Pfar­ rer viel Zeit, Energie und Leidenschaft einsetzen. Um dies besser sichtbar zu machen, hat der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK den ersten Schweizer Predigt­ preis 2014 lanciert. Die prämierten Predigten sind in diesem Buch versammelt. Eine originelle Möglichkeit, diese bewegenden Texte Leserinnen und Lesern jenseits der Kirchenmauern näher­ zubringen.

Butticaz, Dépraz, Locher, Peter (Hg.)

10 mm

11 mm

Die Liste aller prämierten Texte und eine kurze Vorstellung ihrer Verfasserinnen und Verfasser finden Sie unter www.schweizer-predigtpreis.ch Der Sammelband «Ausgesprochen reformiert – Predigten» kann auf www.sek.ch bestellt werden.

783290 177751

Format 125 x 200 mm

34-0-11-0 (= Pantone 382) 100-22-8-50 (= Pantone 308)


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– Interview mit den Preisträgerinnen

«Die evangelischen Kirchen sollen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen» Gespräch mit Caroline Schröder Field, Isabelle Ott-Bächler und Manuela Liechti-Genge – dem «weiblichen Podium» des ersten Schweizer Predigtpreises – über ihr Predigtverständnis und ihre Predigtpraxis. Was hat Sie motiviert, am ersten Schweizer Predigtpreis teilzunehmen?

Manuela Liechti-Genge: Mir gefiel, dass «Predigt» ein öffentliches Thema werden sollte. Auch die reformierten Kirchen dürfen zeigen, was sie bieten können, und sollen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Allerdings habe ich recht lange gezögert, denn ich war mir nicht sicher, ob ein Wettbewerb dafür die angemessene Form sei, und ich wusste auch nicht, ob und wie mein Beitrag ankommen würde. Isabelle Ott-Bächler: Ich liebe den reformierten Gottesdienst, ich liebe den intellektuellen Anspruch, den das Interpretieren biblischer Texte für die heutige Zeit verlangt. Ich liebe die Herausforderung einer Kommunikation, die möglichst die ganze Person ansprechen soll – durch gut gewählte Worte, Bilder und Metaphern sowie durch das nonverbale Verhalten des bzw. der Predigenden –, einer Kommunikation, die das «fleischgewordene Wort» gegenwärtig zu machen versucht und deren Ergebnis uns stets entgleitet.

Caroline Schröder Field: Ich wurde von einem Kollegen auf den Predigtpreis aufmerksam gemacht und ermutigt, eine meiner Predigten einzusenden.

Und warum haben Sie gerade diese Predigt eingereicht?

IOB: Ich mag diesen Text (Anm. der Red. Die preisgekrönte Predigt «Das Unkraut nicht ausreissen …» ist über Matthäus 13, 24.30), er beschäftigt mich seit Langem. Angesichts der Frage des Bösen, die mich ebenso immer wieder umtreibt wie die ganze Menschheit, bindet er uns in eine Dynamik mit ein; er gibt uns den Schlüssel zu einer bestimmten Haltung, einer Positionierung, und er hilft uns, beherzt und bewusst zu leben. Er ist ganz das Gegenteil von billigem Trost und intellektueller Bequemlichkeit.

Wie viel Zeit benötigen Sie durchschnittlich, um eine Predigt vorzubereiten?

MLG: Einen Tag mindestens, vermutlich aber mehr, ich schaue da nicht so genau auf die Uhr. Zudem scheint es mir schwierig, zu sagen, wo die Arbeit an der Predigt beginnt und wo sie aufhört. Ist es auch schon Arbeit an der

Predigt, wenn ich beim Staubsaugen darüber nachdenke, wenn mich in der Badewanne eine Idee streift, wenn ich auf dem Hundespaziergang einen Einfall habe, wenn mir in der Begegnung mit einem Menschen auf einmal eine Tiefendimension eines Bibelwortes aufleuchtet oder wenn ich beim Studieren des Bibeltextes interessante Zusammenhänge entdecke?

Welcher Moment ist für Sie bei der Vorbereitung einer Predigt der liebste?

CSF: Der schönste Augenblick in der Vorbereitung der Predigt ist, wenn ich spüre: Jetzt ist sie fertig! Die Predigt ist dann zwar noch lange nicht fertig. Sie wird noch einige Male gelesen, gekürzt, verändert. Doch mitten im Schreiben merke ich an einem einzigen Satz: «Jetzt ist der Bogen da, jetzt schliesst sich der Kreis, jetzt ist das Entscheidende gesagt.»


Caroline Schröder Field – Gewinnerin Kategorie Deutsch-Rätoromanisch: Pfarrerin am Basler Münster

Welcher der schwierigste?

IOB: Die «Niederkunft» zum Schluss; sie kann glücklich oder schwierig verlaufen, zumal die Predigt im Kopf, in der Vorstellung, oft besser ist als in der Realität!

Wie finden Sie Inspiration?

IOB: Zunächst in meinem Alltag, oft beim Zeitunglesen, in Romanen und Aufsätzen, beim Radiohören, bei Gesprächen, in Lebenswegen, von denen mir bei Begegnungen und Besuchen berichtet wird. Zu dieser Predigt habe ich mich von dem Buch «Mémoire du mal, tentation du bien» von Tzvetan Todorov inspirieren lassen. Das Buch untersucht den Totalitarismus der Nazis und der Kommunisten und illustriert seine Aussagen mit der Geschichte einzelner Personen, die dem jeweils herrschenden Zeitgeist auf ihre Art Widerstand geleistet haben, etwa der Schriftsteller Romain Gary oder die Ethnologin Germaine Tillon. Das Werk kommt meinen

Isabelle Ott-Bächler – Gewinnerin Kategorie Französisch-Italienisch: Pfarrerin in Boudry (NE)

Interessen und Motivationen entgegen, zum Beispiel meiner Frage, wie es in einem europäischen Land mit humanistischer Tradition zur Nazi-Tragödie kommen konnte; meinem pastoralen Amtsverständnis, das mir aufträgt, Sinn und Orientierung für das Leben sowie auch für das bürgerliche Engagement der Gemeindeglieder herauszuschälen; oder meinem Bemühen um ein öffentliches Wort der Kirche, das zu denken gibt, Wege zur Lösung unserer Probleme aufzeigt, vor Sackgassen warnt, das Engagement gutwilliger Frauen und Männer anerkennt und ihnen – wenn möglich – Unterstützung zusagt.

Was ist die grösste Falle, in die der/die Predigende tappen kann?

CSF: Die Eitelkeit sowie deren Rückseite, die Verwundbarkeit. Wenn ich lerne, meine Eitelkeit im Licht der Gnade zu sehen und mit einer Prise Humor anzunehmen, kann sie meinem Dienst zugutekommen – ebenso wie die Verwundbarkeit.

Wer ist die/der beste Predigende aller Zeiten?

CSF: Martin Luther King war es gegeben, das Evangelium in seiner politischen Relevanz auszulegen. Wenn je eine Staubschicht auf biblischen Texten gelegen hat, so hat King in einer kraftvollen, redundant-rhythmischen Sprache die biblischen Texte von diesem Staub befreit.

Was macht das Predigen einzig­artig im Vergleich zu anderen Ausdrucksformen?

MLG: Eine Predigt hat sehr vieles gemeinsam mit andern Ausdrucksformen, zum Beispiel mit einer Rede. Insofern ist ihre Form – allerdings nur oberflächlich betrachtet – nichts Besonderes. Besonders macht sie wohl vor allem ihr Inhalt. Es geht um die grossen Fragen nach Sinn. Um die Fragen nach Leben, Liebe, Tod. Diese Fragen stellen Künstlerinnen und Künstler, Philosophen und Philosophinnen auch – in aller Freiheit und Radikalität. Und sie beantworten sie oft auch so:


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Steckbriefe Caroline Schröder Field – Gewinnerin Schweizer Predigtpreis 2014 – Kategorie Deutsch-Rätoromanisch Beruf: Pfarrerin am Basler Münster Ausbildung: Promovierte Theologin Alter: 48 Jahre Wohnort: Basel Was in meinem Leben sonst noch zählt: verheiratet, zwei Söhne. Manuela Liechti-Genge – Gewinnerin Jury-Sonderpreis – Radiopredigt: Pfarrerin der deutschsprachigen Gemeinde in Porrentruy (JU) und Dozentin an der Universität Bern

in aller Freiheit und Radikalität – und manchmal auch in Einsamkeit. Der Unterschied für mich als Predigende ist der, dass ich meine Antworten nicht alleine verantworten muss, sondern sie zu formulieren und zu buchstabieren suche in Bezug auf die biblischen Überlieferungen und im Gespräch mit dem DU, das wir Gott nennen.

Ist die Predigt eine vom Aussterben bedrohte Kunst?

MLG: Ich hoffe nicht. Eine gute Predigt ist nach wie vor Glaubens- und Lebenshilfe. Und der Mensch lebt ja bekanntlich nicht vom Brot allein. Und wenn man sich beispielsweise vor Augen hält, wie viele Menschen immer noch die Radiopredigt hören, dann denke ich nicht, dass das ein Auslaufmodell sei. <

Jede Preisträgerin hat jede Frage beantwortet. Die kompletten Interviews finden Sie auf www. sek.ch

Isabelle Ott-Bächler – Gewinnerin Schweizer Predigtpreis 2014 – Kategorie Französisch-Italienisch Beruf: Pfarrerin, Coach Ausbildung: Theologin Alter: 60 Wohnort: Boudry NE Was in meinem Leben sonst noch zählt: verheiratet mit François Ott, Anwalt und Risk-Manager, keine Kinder. Praktiziert regelmässig Yoga, liebt Tanzen und Skifahren, begeistert von Theater, Lesen und Politik.

Manuela Liechti-Genge – Gewinnerin Jury-Sonderpreis – Radiopredigt Beruf: Studienleiterin CAS, Ausbildungspfarrerin Universität Bern, Fachmitarbeiterin Vikariat im Konkordat, Pfarrerin in der deutschsprachigen Sektion der Reformierten Kirchgemeinde Porrentruy, freiberuflich unter www.colombe.ch Ausbildung: Sekundarlehrerin, Theologin, MAS of Theological Education Alter: 57 Wohnort: Porrentruy Was in meinem Leben sonst noch zählt: 5 Kinder (4 davon erwachsen), 1 erwachsenes Pflegekind, 2 Grosskinder. Freizeit: Kunst und Krempel, Garten, Pferde.

Das Buch «Ausgesprochen reformiert – Predigten» mit den 15 prämierten Predigten können Sie unter www.sek.ch bestellen.


– Auf dem Weg zur Diakonie Schweiz

Tom Kawara

Motion Diakonie: Gemeinsam zum Ziel!


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Der Dienst am Nächsten will gut organisiert sein. Damit die Hilfe da ankommt, wo sie gebraucht wird, organisiert sich die Diakonie der Schweiz auf nationaler Ebene komplett neu.

An der Abgeordnetenversammlung vom 3. und 4. November 2014 unterbreitet der Rat SEK den Abgeordneten Bericht und Antrag zur «Motion Diakonie». Darin empfiehlt er ein Reorganisationsmodell «Diakonie Schweiz» zur Umsetzung. Ein Rückblick auf die Herausforderungen dieses während der vergangenen drei Jahre entworfenen Restrukturierungsprojekts.

VON REGULA KUMMER *

S

eit dem Ende des vergangenen Jahrzehnts ist die diakonische Landschaft auf nationaler Ebene in Bewegung geraten, was sich an drei verschiedenen Entwicklungen ablesen lässt: Erstens haben einzelne diakonische Bildungsinstitutionen sowie diakonische Verbände in den vergangenen Jahren ihren Betrieb einstellen müssen. Meistens war ihren Trägerschaften der Nutzen des jeweiligen diakonischen Angebots nicht mehr klar genug ersichtlich. Sie waren folglich nicht mehr bereit, die Finanzierung der entsprechenden Institution mitzutragen. Die Bildungs- bzw. Verbandstätigkeit musste daraufhin aufgegeben werden. Zweitens sind in der Folge neue Projekte gegründet worden, die auf bestehende und bislang nicht abgedeckte Bedürfnisse in der Diakonie zu reagieren versuchten. Es entstand eine Vielzahl neuer Interessengruppen, Informationsplattformen und Austauschforen. Drittens wurde die Bewegung in der diakonischen Landschaft darin ersichtlich, dass sich die bestehenden Institutionen in dieser Zeit oftmals bemühten, ihre eigenen Mandate und rechtlichen Grundlagen zu überarbeiten. Betriebsaufgaben, Neugründungen, Grundlagenrevisionen – die Umbrüche in der diakonischen Landschaft

auf nationaler Ebene wiesen untrüglich darauf hin, dass grundlegende Orientierungsfragen im Raum standen: Welche diakonischen Aufgaben müssen auf nationaler Ebene erfüllt werden? Welche einfachen und übersichtlichen Organisationsformen sind zur Erfüllung dieser Aufgaben zweckdienlich? Diese Frage nach einer einheitlichen Leistungserbringung im Bereich der Diakonie bedingte umfassende Reorganisationsbestrebungen. Alle beteiligten Akteure und Anspruchsgruppen setzten sich hierfür gemeinsam an einen Tisch.

«Motion Diakonie»: Reorganisationsprojekt als neue Aufgabe für den Kirchenbund

Mit der «Motion Diakonie» der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn wurde die Notwendigkeit eines solchen Reorganisationsprojekts in der Abgeordnetenversammlung des Kirchenbundes 2011 zur Sprache gebracht. Der Rat erhielt den Auftrag, für eine verbesserte Bündelung, Koordination und Steuerung der diakonischen Gefässe zu sorgen. Eine Aufgabe mit Pilotcharakter, da der Kirchenbund seit der Gründung der Stiftungen HEKS, Brot für


52 bulletin Nr. 2/2014 Auf dem Weg zur Diakonie Schweiz alle und fondia Mitte der Neunzigerjahre an keinen grösseren Umstrukturierungsprojekten mehr beteiligt war und daher hierfür weder auf einen erprobten und institutionalisierten Prozess noch auf vorgegebene Gremien zurückgreifen konnte.

Dienstleistungsorientierung, Partizipation und Transparenz als Grundwerte des gemeinsamen Prozesses

So galt es, gemeinsam mit den Mitgliedkirchen, den diakonischen Werken sowie weiteren Partnern ein Vorgehen zu finden, in welchem möglichst viele der vorhandenen Anliegen abgeholt werden können. Die eingesetzte Steuergruppe hat dafür verschiedene Grundwerte festgehalten. Zum Ersten hat sie sich auf eine dienstleistungsorientierte Denk- und Vorgehensweise konzentriert. Ihre Lösungserarbeitung richtete sich in erster Linie an den Vorstellungen der Anspruchsgruppen aus – diese sollen den Kirchenbund als Dienstleister erfahren und aus der geleisteten Arbeit einen direkten Nutzen ziehen können. Zum Zweiten war die Steuergruppe davon überzeugt, dass eine Reorganisation nur mit den betroffenen Anspruchsgruppen gelingen kann. Diese wurden bei grundlegenden Arbeitsschritten in Form von Konferenzen, Hearings und Konsultationen eingebunden. Zum Dritten legte sie Wert darauf, dass sämtliche involvierten Personen und Gremien im gesamten Verlauf der Motionsbearbeitung laufend über den aktuellen Stand der Arbeiten informiert wurden.

Motion der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn und weiterer mittragender Kirchen betreffend die Bündelung von Diakonischen Gefässen (überwiesen am 7./8. November 2011): «Der Rat SEK wird beauftragt, in einem partizipativen Prozess die aktuellen Strukturen und Vernetzungen der verschiedenen Gefässe im Bereich von Diakonie und Diakonat in der Schweiz zu analysieren und der Abgeordnetenversammlung innert zwei Jahren Massnahmen zur verbesserten Bündelung, Koordination und Steuerung dieser Gefässe vorzuschlagen.»

Breit abgestützte Vorlage «Diakonie Schweiz»

Die aufbauend auf den genannten Grundwerten erarbeitete Vorlage liegt nun vor. Der Rat des Kirchenbundes schlägt darin eine völlig neu gestaltete diakonische Landschaft vor, die in einer gemeinsamen Dachstruktur namens «Diakonie Schweiz» zusammengefasst wird. Eine Konsultation hat gezeigt, dass dieser Reorganisationsvorschlag des Rates und der Steuergruppe seitens der Mitgliedkirchen, der diakonischen Werke und der weiteren betroffenen Institutionen mitgetragen wird. < REGULA KUMMER ist Ratsmitglied des Kirchenbundes und Präsidentin der Steuergruppe «Motion Diakonie»

«

Als ich mein Amt als Kirchenrat der Reformierten Landes­­kirche Zürich vor rund drei Jahren antrat, übernahm ich das Ressort Diakonie. Damit verbunden sind die Abordnungen in die Deutschschweizer Diakonats­ konferenz, die Diakoniekonferenz und das Amt des Diakonatsrates. In letzterem sind wiederum die Vertreter der Über­prüfungskommission, der Ausbildungs­kommission und des Berufsverbandes mit dabei. Insgesamt traf ich als Neuling eine vielfältige aber unübersichtliche, komplexe und nicht nur logisch aufgebaute Struktur an. Zu einem grossen Teil treffen sich die gleichen Personen unter verschiedenen Titeln zu den mehr oder weniger gleichen diakonischen Themen. Ich bin glücklich, dass nun mit «Diakonie Schweiz» ein neues und vielversprechendes adäquates Modell vorliegt. Ich bin überzeugt, dass es die Diakonie und den Einsatz für ihre Anliegen stärken wird.

»

Bernhard Egg ist Kirchenrat der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich und Mitglied der Steuergruppe «Motion Diakonie»


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«Diakonie Schweiz»: Das Wichtigste in Kürze Neues Dach «Diakonie Schweiz» Der Massnahmenvorschlag, den der Rat des Kirchenbundes der Abgeordnetenversammlung im Bericht zur «Motion Diakonie» vorlegt, basiert auf der Grundidee, dass die Diakoniekonferenz des Kirchenbundes sowie die Deutschschweizerische Diakonatskonferenz DDK und das KIKO-Projekt «diakonie. ch» unter einem gemeinsamen Dach mit dem Titel «Diakonie Schweiz» zusammengeschlossen werden. Kirchliche Trägerschaft/Organisationsstruktur Im Gegensatz zu früheren diakonischen Organisationen mit gemischten Trägerschaften zwischen Kirchen und Werken soll die «Diakonie Schweiz» klar in kirchlicher Trägerschaft stehen. Basis hierfür bildet die Versammlung der kantonalkirchlichen Exekutivmitglieder mit dem Ressort Diakonie in einer «Konferenz» von «Diakonie Schweiz». Neben dieser Konferenz ist ein «Ausschuss» mit der Geschäftsführung betraut, während vier Arbeitsgruppen – «Aus- und Weiterbildung», «Projekte und Praxis», «Grundlagen und Forschung» sowie «Kirchen und Werke» – je spezifische Fachfragen behandeln. Sie alle werden von einer Stabstelle unterstützt. Gemeinsam definierter Aufgabenkatalog Innerhalb dieser neu formierten Dachstruktur sollen Fragen behandelt werden, die nach geteiltem Verständnis nicht jede Kantonalkirche für sich zu beantworten vermag und die entsprechend auf nationaler Ebene diskutiert werden müssen. Gemeinsam mit den betroffenen Anspruchsgruppen wurde ein entsprechender Aufgabenkatalog erarbeitet, der acht Bereiche mit

«Diakonie Schweiz» Konferenz Stab AGs Aus- und

Weiterbildung

Ausschuss Projekte und Praxis

Grundlagen und Forschung

Kirchen und Werke

folgenden Titeln umfasst: Strategie, gesellschaftspolitische Stellungnahmen, Fachaustausch, Informationsplattform, Forschung/Grundlagenarbeit, Ausbildung und Weiterbildung sowie europäische Netzwerke. Vorteile der neuen Struktur Der von der Motion geforderten «Bündelung, Koordination und Steuerung» in den diakonischen Strukturen kann mit vorliegendem Vorschlag in mehrfacher Hinsicht entsprochen werden: Zum Ersten bietet eine einheitliche kirchlich-diakonische Dachstruktur Gewähr dafür, dass die anstehenden Arbeiten zukünftig «aus einer Hand» und aufeinander abgestimmt geleistet werden können; zum Zweiten lassen sich durch den Zusammenschluss Doppelspurigkeiten vermeiden und die Effizienz erhöhen; zum Dritten ist die neue Struktur deutlich weniger personalintensiv als die bisherige – die Anzahl der involvierten Personen und Gremien kann dadurch annähernd halbiert werden.


54 bulletin Nr. 2/2014

– Runder Tisch Verdingkinder

Erste Schritte zur Unterstützung ehemaliger Verdingkinder Der im vorigen Jahr von Bundesrätin Simonetta Sommaruga ins Leben gerufene Runde Tisch für Verdingkinder hat im Juli seine Empfehlungen den Schweizer Behörden überreicht und zugleich erste Hilfsmassnahmen für die Opfer in die Wege geleitet. VON SIMON HOFSTETTER UND MARINA KAEMPF *


Paul Senn, FFV, Kunstmuseum Bern, Dep. GKS

Lange hat das Schicksal der Verdingkinder keine offizielle Resonanz gefunden. Erst jetzt beginnt die Aufarbeitung: Knabe aus dem Erziehungsheim Sonnenberg, Kriens, Kanton Luzern, 1944.


56 bulletin Nr. 2/2014 Runder Tisch Verdingkinder

J

ahrzehntelang wurden in der Schweiz Zehntausende von Kindern und jungen Erwachsenen in Fremdfamilien, Heime, ja sogar in Gefängnisse gesteckt, weil sie Waisen waren oder weil die Gesellschaft ihr Familienmodell als unschicklich betrachtete. Unzählige Kinder wurden misshandelt, und viele leiden heute noch unter den Folgen (siehe Kasten nächste Seite). Der Runde Tisch für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen unter der Federführung des Bundesamtes für Justiz führt ehemals «platzierte» oder zu Unrecht in Gefängnisse gesperrte Kinder sowie Vertreter der Aufsichtsbehörden, insbesondere der Sozialdienste, der Kirchen und des Bauernverbandes, zusammen. Als erste Massnahme wurde ein «Soforthilfefonds» für die heute zumeist hochbetagten Opfer eingerichtet. Vielen ehemaligen Verdingkindern war in ihrer Jugend jegliche Ausbildung versagt. So haben sie sich lebenslang in einer prekären finanziellen Situation befunden. Manche von ihnen verzichten beispielsweise heute noch darauf, einen Zahnarzt aufzusuchen. Die reformierten und katholischen Kirchen der Schweiz haben beschlossen, einen Beitrag zum Soforthilfefonds zu leisten. Die reformierten Kantonalkirchen haben dem Aufruf des Kirchenbundes zur Durchführung einer Kollekte im Frühjahr 2015 zugestimmt. Viele sehen für die Kollekte den Ostersonntag vor. Die Soforthilfe ist keine Entschädigung für das erlittene Unrecht, sondern lediglich eine Geste der Solidarität mit notleidenden Seniorinnen und Senioren. Sie stellt eine provisorische Lösung bis zur Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Gewährung von Unterstützungsleistungen an die Opfer dar. Langfristig schlägt der Runde Tisch die Einrichtung eines Solidaritätsfonds zugunsten der Betroffenen vor. Selbst wenn Geld das erlittene Unrecht nicht ungeschehen machen kann, setzt die Gewährung von Geldleistungen an die Betroffenen ein Zeichen der Solidarität sowie der Anerkennung der begangenen Verfehlungen, so die beim Runden Tisch vertretenen Parteien.

bekamen bei den Behörden oder bei den Heimen, in denen sie früher platziert waren, nie Einsicht in ihre Akten. Der Runde Tisch hat nun Richtlinien für die Kantone und Kommunen aufgestellt, damit die Opfer endlich ohne unnötige administrative Hürden ihre Akten einsehen können. Er fordert die Archivmitarbeitenden auf, den Betroffenen auch in Zukunft gegebenenfalls bei der Formulierung von Bestreitungsvermerken sowie von in ihren Augen korrekten Gegendarstellungen zu helfen. Eine historische Aufarbeitung der Geschehnisse hat bislang nicht stattgefunden. Ein erster Schritt zur Rehabilitierung derjenigen, die zu Unrecht in Gefängnisse gesperrt worden waren, ist indes durch das Bundesgesetz über die Rehabilitierung administrativ versorgter Menschen bereits erfolgt. Das im August 2014 in Kraft getretene Gesetz erkennt das geschehene Unrecht an, sieht eine wissenschaftliche Aufarbeitung der administrativen Versorgungen vor und garantiert sowohl die Archivierung der Akten über die Platzierungen als auch das Recht auf Einsichtnahme. Der Runde Tisch hält eine breiter angelegte Aufarbeitung für notwendig, die sämtliche Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen mit einschliesst. Er schlägt die Auflegung eines vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanzierten nationalen Forschungsprogramms vor.

– Vielen Verdingkindern war in ihrer Jugend jegliche Ausbildung versagt.

Licht in die Geschehnisse bringen

Die Schweiz hat vor dem Drama der Verdingkinder lange die Augen verschlossen. Viele dieser Kinder

Eine Chance für die Schweiz und für die Kirche

Auch in der Kirche hat noch keine historische Aufarbeitung stattgefunden. Diese ist deswegen wichtig, weil es seitens der damaligen Pfarrerschaft vielfach Verfehlungen gab. Es existieren aber auch positive Vorbilder wie das des Pfarrers Albert Wild, der in seinem bereits 1907 erschienenen Buch die Missbräuche und Misshandlungen an fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen anprangerte. Es geht nicht darum, bestimmte Personen anzuklagen. Vielmehr soll erkennbar werden, in welchem Ausmass und auf welche Art Kinder gelitten haben. Wie im Abschlussbericht des Runden Tisches zu lesen ist, bietet diese Erinnerungsarbeit der Schweiz «eine historische Chance, dieses schwierige Kapitel aufzuarbeiten und


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gleichzeitig dazu beizutragen, dass sich solches Unrecht nicht wiederholt».

Eidgenössische Volksinitiative

Ein weiteres Projekt zur Rehabilitierung ehemaliger Verdingkinder ist die im Frühjahr 2014 von einer Gruppe von Betroffenen lancierte eidgenössische Volksinitiative zur Wiedergutmachung. Sie fordert die Einrichtung eines mit 500 Millionen Franken ausgestatteten Fonds für die Wiedergutmachung des Unrechts, das den am schwersten betroffenen Opfern zugefügt wurde, sowie eine «wissenschaftliche Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte». Der Präsident des Kirchenbundes Gottfried Locher sowie der Präsident des Synodalrats der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Andreas Zeller unterstützen die Wiedergutmachungsinitiative und gehören dem entsprechenden Unterstützungskomitee an. < * SIMON HOFSTETTER ist Beauftragter für Recht und Gesellschaft des Kirchenbundes MARINA KAEMPF ist Beauftragte für Kommunikation des Kirchenbundes

Weiterführende Informationen

Videointerview: Interview mit Simon Hofstetter https://www.vimeo.com/105218786

Gestohlene Kindheit: Die Aufarbeitung beginnt erst Jahrzehntelang und bis 1981 wurden in der Schweiz Tausende von Personen in Gefängnisse gesperrt, obwohl sie nichts verbrochen hatten. Sie wurden ohne gerichtliches Verfahren wegen «Faulheit, Lasterhaftigkeit oder Trunksucht» inhaftiert. Jugend­ liche sowie ledige Mütter wurden wie Kriminelle behandelt und konnten ihre Situation nicht gerichtlich überprüfen lassen. Parallel wurden Waisen, Kinder aus armen Familien und Kinder von Alleinerziehenden in Heimen oder bei Landwirten «platziert». Viele wurden als billige Arbeitskräfte missbraucht, mussten hart arbeiten und mitunter schwere Misshandlungen über sich ergehen lassen. Andere wurden zwangssterilisiert, ohne medizinischen Grund in psychiatrische Anstalten gesperrt oder mussten als unfreiwillige Versuchskaninchen für die Pharmaindustrie herhalten. In all den Jahren hat ihr Schicksal nur selten jemanden bewegt und keinerlei offizielle Resonanz gefunden. Eine Reihe parlamentarischer Interventionen sowie eine ganze Anzahl literarischer bzw. filmischer Werke – das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Film «Der Verdingbub» von Markus Imboden aus dem Jahre 2011 – brachten es jedoch fertig, die Gewissen zu wecken, und führten schliesslich zu der von Justizministerin Simonetta Sommaruga initiierten Gedenkveranstaltung am 11. April 2013, auf der die Bundesrätin die Opfer offiziell um Entschuldigung bat. Bei diesem Anlass hat sich auch der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz Markus Büchel im Namen der drei Landeskirchen bei ihnen entschuldigt. Der Runde Tisch für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen wurde im Anschluss an die Gedenkveranstaltung gegründet und hat sich die Aufarbeitung der Geschehnisse auf diesem wichtigen Feld der Schweizer Geschichte vorgenommen. Ein Artikel zu diesem Thema ist bereits im bulletin 1/2013 des Kirchenbundes erschienen.


58 bulletin Nr. 2/2014

– Ecopop-Initiative

«Heimat ist Geschenk»


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Die Vereinigung Umwelt und Bevölkerung ECOPOP möchte das Wachstum der Weltbevölkerung durch Unterstützung von freiwilliger Familienplanung senken und die Nettozuwanderung in der Schweiz beschränken. Unter dem Titel «Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen» hat sie dafür eine Volksinitiative eingereicht, die nun zur Abstimmung steht. In fünf Botschaften erklärt der Kirchenbund, warum die Initiative falsch ist.

Keystone

VON HELLA HOPPE, FRANK MATHWIG, SIMON RÖTHLISBERGER UND OTTO SCHÄFER *


60 bulletin Nr. 2/2014 Ecopop-Initiative

I. Fünf Botschaften gegen Ecopop

tik gelingen. Die Ecopop-Initiative fällt zurück in überholte Vorstellungen der Sechzigerjahre.

Die Ecopop-Initiative widerspricht einer christlichen Sicht auf das Land.

Wer nach aussen abschottet, spaltet nach innen.

In biblischer Betrachtung ist Heimat eine Verheissung Gottes und steht in der Spannung von geschenktem und verheissenem Land, von Ererbtem und Neuem, von Eigenem und Fremdem. Heimat ist wie Treue und Vertrautheit immer neu zu gewinnen und zu pflegen. In christlicher Sicht gibt nicht Verwurzelung Heimat, sondern Aufnahme in ein Land, das uns allen verliehen ist als Gabe Gottes. Ihm gehört die Erde, er ist der Vater aller Menschen, er nimmt uns auf. Abwehrende Grenzziehungen können folglich nicht die leitende Perspektive für unser Verhältnis zum Land sein.

Abschottung bewahrt nicht die Schöpfung.

Die Schweiz ist ein Modell für Einheit in Vielfalt. Die Zusammengehörigkeit ihrer Landesteile und Kulturen kennzeichnet die Schweiz als «Willensnation». Abwertungen des politischen Gegners im Sinn von «Wer so denkt, ist gegen die Schweiz» belasten den Zusammenhalt, besonders bei der Bewertung von unterschiedlichen Abstimmungsergebnissen zwischen Sprachregionen oder zwischen Stadt und Land. In der Ausländerpolitik drängt sich der Eindruck auf, dass ein Zusammenhang besteht zwischen Abschottung nach aussen und Abgrenzung nach innen. Die gemeinsame Heimat zu bewahren, erfordert Treue als Austausch miteinander, als Bereitschaft zum offenen Verhandeln nach innen und nach aussen.

– Die EcopopInitiative widerspricht einer christlichen Sicht auf das Land.

Die Initiative gefährdet den Schutz der Menschenwürde.

Die von der Ecopop-Initiative aufgeworfene Frage «Wie viele können hier leben?» gibt keine Antwort auf ökologische Herausforderungen. Für die Bewahrung der Schöpfung und die Treue zur Heimat ist eine andere Frage entscheidend: «Wie wollen wir hier leben?» Unsere Konsum- und Produktionsmuster sind nicht nachhaltig, das wissen wir. Die pro Person in Anspruch genommenen natürlichen Ressourcen müssen gesenkt werden. Dieses Weniger kann durchaus ein Mehr sein – ein Mehr an Lebensqualität. Von dieser anspruchsvollen, aber auch verheissungsvollen Perspektive lenkt die Abschottung nach aussen nur ab. Die Initiative gibt eine Scheinantwort auf eine falsch gestellte Frage.

Menschenwürde wird im Alltag wirksam über die Menschenrechte und über völkerrechtliche Verpflichtungen. Die Schweiz hat sich seit dem 19. Jahrhundert in kreativer, international vorbildlicher und prägender Weise hierfür eingesetzt. Das Menschenrecht auf Familienleben und die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention, die zur Aufnahme von Verfolgten verpflichtet, schränkt Ecopop unzulässig ein. Die Kirchen stehen für die Wahrung der Menschenwürde ein. Menschenwürde ist nie verhandelbar.

Entwicklungszusammenarbeit ist weit mehr als die Begrenzung der Geburtenrate.

II. Ethische Orientierungen für die Beurteilung von Ecopop

Der verbesserte Zugang zur freiwilligen Familienplanung in Entwicklungsländern ist ohne weitreichende soziale Reformen nicht wirksam. Entwicklungszusammenarbeit dient der Armutsbekämpfung, der Bildung, der wirtschaftlichen Selbstständigkeit, der politischen Mitsprache – und nur dieser integrierte Ansatz wirkt sich auch auf die Familiengrösse aus. Nur über gestärkte Rechte und verbesserte Lebensmöglichkeiten, gerade von Frauen, können Familienplanung und Bevölkerungspoli-

Eine nur selbstbezügliche Besitzstandwahrung kann nicht die leitende Perspektive für das Verhältnis zum Land sein. Die Fragen «Wie viele können hier leben?» und «Wie wollen wir hier leben?» sind nicht voneinander zu trennen. Daraus folgt, dass auch unsere bestehenden Konsum- und Produktionsmuster zu hinterfragen und


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die pro Person in Anspruch genommenen natürlichen Ressourcen zu senken sind. Nachhaltigkeit wird als Entwicklung bezeichnet, «die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen». Verantwortung für künftige Generationen kann nur dann übernommen werden, wenn natürliche Ressourcen sparsam und effizient genutzt werden. Während der ökologische Fussabdruck derzeit 5 globale Hektaren pro Person misst, beträgt die verfügbare Biokapazität der Schweiz nur 1,2 Hektaren pro Kopf. Die Herausforderung besteht darin, die Ressourcenproduktivität drastisch zu steigern und vorhandene Effizienz- und Technologiepotenziale auszuschöpfen. Da der Verbrauch fossiler Energie über sechzig Prozent des ökologischen Fussabdrucks ausmacht, kommt der Produktivitätssteigerung der Ressource Energie eine zentrale Rolle zu. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass der Anteil des Energiekonsums am ökologischen Fussabdruck in den vergangenen Jahrzehnten am stärksten gewachsen ist. Um die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu sichern, unterstützt der Kirchenbund deshalb die Bemühungen des Bundesrats für die Umsetzung der «Energiestrategie 2050». Die hier vorgesehene Energiewende wird alle Lebensbereiche tangieren; sei es der Energiebedarf von sanierungswürdigen Immobilien, der Energieverbrauch von Waschmaschinen, der CO2-Ausstoss von Familien­ autos oder das Geschäftsgebaren von Industrie und Handel. Über Effizienzsteigerungen hinaus geht es hier auch um neue, umweltverträglichere Konsummuster und Lebensweisen: Die Devise «immer mehr» ist keine zureichende Formel für Lebensqualität und Lebenssinn.

in Kairo hat der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in deutlichen Worten die Abkehr von herkömmlichen Sichtweisen von Bevölkerungspolitik unterstützt. Eine christliche Antwort auf Bevölkerungs- und Entwicklungsfragen könne nur darin bestehen, weitreichende soziale Reformen anzustreben. Auch das Institut für Sozialethik des Kirchenbundes und Brot für alle haben sich an den Debatten bei der UN-Konferenz zu Bevölkerung und Entwicklung 1994 in Kairo aktiv beteiligt. Sie betonten: Die Verbesserung des Zugangs zur Familienplanung ist nicht isoliert zu betrachten, sondern in eine breit gefasste Entwicklungsagenda einzubetten. Neben dem Bevölkerungswachstum kommt es ebenso auf den Ressourcenverbrauch an. Tief greifende Veränderungen der umweltzerstörenden Lebens- und Produktionsweise müssen erreicht werden: «Hier liegt die besondere Verantwortung der in unseren Breitengraden lebenden Christinnen und Christen.»

– Die Schweiz gibt sich für Europa nicht auf, sie gibt sich mit vielen anderen in die europäische Sache hinein.

Der verbesserte Zugang zur freiwilligen Familienplanung in Entwicklungsländern ist ohne weitreichende soziale Reformen nicht wirksam.

Nur ein integrierter Ansatz bietet Hoffnung für Fortschritte hin zu einer gerechten, egalitären und humanen Gesellschaft. Bereits anlässlich der ersten UNKonferenz zu Bevölkerung und Entwicklung im Jahr 1994

Stolz auf die eigene Geschichte ist auch Stolz auf die Menschenrechte.

Einschränkungen bei der Aufnahme von Verfolgten und beim Familiennachzug stehen im Gegensatz zu den menschenrechtlichen, völkerrechtlichen und grundrechtlichen Verpflichtungen und der humanitären Tradition der Schweiz. Eine der Menschenwürde verpflichtete staatliche Praxis hat rechtsstaatliche, gerade für den reformierten Glauben aber auch theologische Qualität. Die Festlegung einer Einwanderungshöchstzahl schränkt nicht nur die Zuwanderung von Arbeitskräften ein. Sie betrifft auch den Asylbereich. Die Aufnahme von Verfolgten, zu der sich die Schweiz als Depositar­ staat der Genfer Flüchtlingskonvention verpflichtet hat, wird damit zu einer Geste fakultativen Wohlwollens statt zur Anwendung geltenden Rechts ohne Diskriminierung. Wie hoch die Anzahl Flüchtlinge in der Schweiz ist, ist je nach Krisensituation unterschiedlich und kann nicht mit Einwanderungshöchstzahlen gesteuert werden. Die Einwanderungshöchstzahl steht auch im Widerspruch mit dem Recht auf Ehe und Familienleben. Einschränkungen in diesem Bereich betreffen alle Migranten


62 bulletin Nr. 2/2014 Ecopop-Initiative gleichermassen: Arbeitskräfte, Kinder und Jugendliche oder Asylsuchende. Der moderne Rechtsstaat westlicher Prägung ist auch eine Frucht reformierter Theologie und reformierten Kirchenverständnisses. Die Ordnung der Kirche ist nicht menschlichem Belieben überlassen, sondern kommt aus dem Wort Gottes. Die Gemeinde entscheidet nicht nach eigenem Recht, sondern im Hören auf das ihr vorgegebene und verkündigte Wort: Allein schon dieses Grundmerkmal reformierter Kirchlichkeit stärkt im säkularen Bereich den Sinn für unverfügbare Grundrechte, für überstaatliche, völkerrechtliche Garantien, die jedem Menschen zustehen, «ohne Unterschied der Person».

Stolz auf die eigene Gemeinschaft ist auch Stolz auf gemeinschaftliche Lösungen über nationale Grenzen hinaus.

Die Schweiz liegt in Europa. Die Offenheit über nationale Grenzen hinaus bedeutet für die Schweiz auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit der europäischen Dynamik, die sie selbst immer wieder mit angestossen hat. Die Schweiz gibt sich für Europa nicht auf, aber sie gibt sich mit vielen anderen und zum gemeinsamen Wohl in die europäische Sache hinein. Die Beschränkung der Zuwanderung mit einer in der Bundesverfassung festgeschriebenen Höchstzahl hätte schwere Belastungen für die Beteiligung der Schweiz an der europäischen Dynamik zur Folge. Schon in der Generation der Schweizer Reformatoren ist die reformierte Kirche lokal und regional beheimatet und gleichzeitig intensiv europäisch vernetzt. Dieses Merkmal kirchlichen Lebens und Handelns hält sich durch bis heute – im kirchlichen Alltag, in der Diakonie und in der internationalen Solidarität. Für den Kirchenbund ist das Modell der «Einheit in versöhnter Verschiedenheit» der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE richtungsweisend. Als europapolitische Vision stärkt es die Bemühungen für einen gemeinsamen Lebensraum Europa, für den sich der Kirchenbund gemeinsam mit den anderen Kirchen in Europa einsetzt. <

* SIMON RÖTHLISBERGER ist Beauftragter für Migration des Kirchenbundes FRANK MATHWIG, OTTO SCHÄFER sind Beauftragte für Theologie und Ethik des Kirchenbundes HELLA HOPPE ist Leiterin des Bereiches Koordination Bundesbehörden und Beauftragte für Ökonomie des Kirchenbundes

Heimat ist Geschenk: Den kostenlosen Flyer erhalten Sie mit Ihrem bulletin oder über empfang@sek.ch


63

– Reformationsjubiläum

Die Essenz des schweizerischen reformierten Glaubens «Mit 40 Themen auf dem Weg» lautet der Titel unseres Themenkalenders. Bestellen Sie ihn, kommen Sie darüber ins Gespräch, und formulieren Sie Ihre Thesen für 2017, dem fünfhundertsten Jubiläumsjahr der Reformation.

W

er einem Bedürftigen nicht hilft, aber stattdessen Ablass kauft, handelt sich den Zorn Gottes ein. Diese These hat Martin Luther aufgestellt. 1517 in Wittenberg – eine These von 95, die einen Aufbruch markierten, wie ihn die Kirche nie zuvor gesehen hatte: die Reformation. 500 Jahre später ist es an der Zeit, neue Thesen aufzustellen. Reformierte Thesen für die Schweiz. Ihre Thesen für den evangelisch-reformierten Glauben von heute. Was bedeutet der Glaube für Sie? Wie leben Sie ihn? Was ist das Evangelium für Sie – beeinflusst es Sie im Umgang mit anderen und mit Ihnen selbst? Ab sofort können Sie Ihre persönlichen Thesen verfassen. In Ihrer Kirchgemeinde, regional und kantonal. 2017 wird dann eine Synthese für die ganze Schweiz diskutiert und zusammengetragen. Die Essenz des schweizerischen reformierten Glaubens! Für diese spannende gemeinsame Reise haben wir einen Themenkalender vorbereitet. «Mit 40 Themen auf dem Weg» heisst er. Sie sind eingeladen, damit und darüber ins Gespräch zu kommen. Den Kalender gibt es online unter www.ref-500.ch – dort können Sie ausserdem gedruckte Exemplare bestellen. <

www.ref-500.ch

Jesus Christus, Jesus der Herr, der Menschensohn, der Meister, der Diener, der Sohn Gottes… Und welche Bezeichnung setzen wir nach „Jesus“?

/ Thema 26

Mit 40 Themen auf dem Weg

Im Neuen Testament finden sich viele Namen für Jesus. Oft ergaben sich diese Bezeichnungen aus dem Alten Testament. Sie beleuchten verschiedene Facetten der Person Jesu. Wen erkennen wir in ihm? Welche Eigenschaften würden wir ihm zuschreiben? Welche Namen sind heute besonders zutreffend?

Frei sein? Ja - aber wie? „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan; ein

solche Aussage heute? Welche Verantwortung in dieser Welt übernehmen wir durch diese

Die Bibel gibt uns Denkanstösse: Exodus 20, 1-17; Johannes 3, 1-8; 2. Korinther 3, 17-18

Thema 5

www.ref-500.ch

Die Treue Gottes über Generationen hinweg war für die Reformatoren, namentlich für Johannes Calvin, ein wertvolles Gut. Den Protestanten war es wichtig, ihre Glaubensbekenntnisse und ihren Katechismus weiterzugeben. Doch wir haben oft das – vielleicht übertriebene – Gefühl, bei der Weitergabe unserer Überzeugungen an die jüngeren Generationen versagt zu haben. Was möchten wir unseren Kindern heute und morgen weitergeben - in einer manchmal unstabilen Welt ohne feste Anhaltspunkte?

www.ref-500.ch

„Nimm ein Kind an deine Hand/Führ es in…“. Wohin?

/ Thema 11

Die Bibel gibt uns Denkanstösse: Ezechiel 2, 1; Markus 8, 27-30; Markus 15, 39; Johannes 1, 29


64 bulletin Nr. 2/2014


65

bulletin Nr. 2/2014

Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK


66 bulletin Nr. 2/2014

– So arbeiten wir

Der Kirchenbund und seine Organisation Seit seiner Gründung im Jahr 1920 nimmt der Kirchenbund die Interessen seiner Mitgliedkirchen wahr und vertritt den Protestantismus auf nationaler und internationaler Ebene. Unsere Aktivitäten im Überblick.

Das sind wir … Rat

Abgeordnetenversammlung

Geschäftsstelle

Der Rat ist das Exekutivorgan des Kirchen­bundes. Er hat sieben Mitglieder, die von der Abgeordnetenversammlung für vier Jahre gewählt werden. Voll­amtlicher Ratspräsident für die Amts­zeit 2011–2014 ist Pfarrer Dr. theol. Gottfried Locher (Bildmitte).

Die Abgeordnetenversammlung ist das Parlament des Kirchenbundes. Es zählt 74 Mitglieder, wobei 70 von den Kirchen gewählt und entsandt werden. Die Abgeordnetenversammlung tritt zwei Mal jährlich zusammen, im Juni als Gast einer Kirche, im November in Bern.

Die Geschäftsstelle setzt die Strategien, Ziele und Beschlüsse des Rates sowie der Abgeordnetenversammlung operativ um. Sie bereitet Beschlüsse des Rats vor, bearbeitet Sachfragen und entwickelt Positionen und Stellungnahmen. Überdies erbringen die rund 35 Mitarbeitenden Dienstleistungen für die Kirchen und andere Partner und Partnerinnen. Die Geschäftsstelle wird von Pfr. Philippe Woodtli geleitet.


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Das tun wir … Stärkung der Zusammenarbeit und Einheit der Mitgliedkirchen Wir arbeiten für die Bündelung der evangelischen Kräfte in der Schweiz und die Festigung der spirituellen Bande unter unseren Mitgliedern. Wir stärken das gemein­ same Verständnis in theologischen Fragen, etwa in Bezug auf das Abendmahl,

die Taufe oder die Ordina­tion. Wir sind ein Ort des Aus­ tausches und der Ver­netzung für die im Kirchenbund zusammengeschlossenen Kirchen und unterstützen sie mit einer breiten Palette von praktischen Dienst­leistungen.

Vertretung kirchlicher Interessen gegenüber Behörden und Institutionen Wir vertreten die Anliegen des Protestantismus auf gesamtschweizerischer Ebene gegenüber Bundesbehörden, Universitäten, Wirtschaftsverbänden, Kulturinstitutionen und weiteren Teilen der Zivilgesellschaft. Wir engagieren uns dabei nicht nur für günstige Rahmenbedingungen für unsere Mitglied­kirchen, sondern sind auch geleitet von der Sorge um eine gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft für alle Menschen.

Wir bringen die evangelischen Sichtweisen und Werte ein, u. a. bei Vernehmlassungen zu kirchen­relevanten Themen oder durch Stellungnahmen zu Volksabstimmungen und Referenden. Wir arbeiten in verschiedenen Gremien mit, wie beispielsweise in der eidgenössischen Kommis­sion gegen Rassismus EKR und in der eidgenössischen Kommission für Migrations­ fragen EKM.

Evangelische Stimme in der Gesellschaft Wir verhelfen dem Evangelium zu einer zeitgemässen Formu­ lierung und geben Antworten auf Fragen, die die Menschen heute beschäftigen. Wir streben die Präsenz einer starken reformierten Stimme in der Öffentlichkeit an. Wir mischen uns in die gesellschaftlichen Debatten ein und erarbeiten zu zentralen politischen und sozial­

ethischen Fragen evangelische Positionen, so beispielsweise zur Pränatal­diagnostik, zur Abtreibung oder zur Sterbehilfe. Dabei treten wir ein für die Würde, die jedem Menschen als Ebenbild Gottes eigen ist, unge­achtet seiner Herkunft, seines Geschlechts oder seines Alters.

Dialog mit Religions­­­gemein­schaften im In- und Ausland Wir leisten über unsere insti­tutionellen Grenzen hinaus einen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums und zu religiösem Frieden. Dazu pflegen wir die Beziehungen zu den kirchlichen, ökumenischen und zivilgesellschaftlichen Partnern im Inund Ausland, u. a. als Mitglied in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen

WGRK, in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE, in der Konferenz Euro­päischer Kirchen KEK und im Ökumenischen Rat der Kirchen ÖRK. Wir sind der Ökumene verpflichtet und streben nach wachsender Einheit unter allen christlichen Konfessionen.


68 bulletin Nr. 2/2014

– Organisation

Die Menschen beim Kirchenbund Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund ist die Stimme von mehr als 2 Millionen Protestantinnen und Protestanten in der Schweiz. Als Gemeinschaft der 24 kantonalen Landeskirchen, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Église Évangélique Libre de Genève setzt er sich in Wort und Tat für die Bezeugung des Evangeliums und die Achtung christlicher Werte in der Gesellschaft ein.


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Rat des Kirchenbundes

Pfr. Dr. theol. Gottfried Locher, Präsident

 Pfrn. Kristin Rossier Buri, Vizepräsidentin Ausbildung und Begleitung der Räte der Église Évangélique Réformée du canton de Vaud im gesamtkirchlichen Amt (Personalamt)

Dr. theol. h. c. Peter Schmid, Vizepräsident ehem. Präsident des Fachhochschulrates der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

Pfrn. Rita Famos-Pfander Abteilungsleiterin der Abteilung Seelsorge der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich

Regula Kummer Vizepräsidentin des Evangelischen Kirchenrates des Kantons Thurgau (Ressort Diakonie und Werke)

Pfr. Daniel de Roche Pfarrer der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

Lini Sutter-Ambühl Rechtsanwältin, ehem. Präsidentin des Kirchenrates der Evangelisch-Reformierten Landeskirche Graubünden


70 bulletin Nr. 2/2014

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchenbundes

Beatrice Bienz Administrative Assistentin des Ratspräsidenten

Dr. iur. Felix Frey Beauftragter für Recht und Gesellschaft

1 Dipl.-Kff.

Kathrin Boschung Mitarbeiterin Empfang

Jacqueline Dähler Mitarbeiterin Buchhaltung

Anne Durrer Beauftragte für Kommunikation

1

Anke Grosse-Frintrop Leiterin Zentrale Dienste

1 Pfr. Dr. theol.

Martin Hirzel Beauftragter für Ökumene und Religionsgemeinschaften

1 Pfr. Simon Hofstetter

Manuel Erhardt Webassistent

Beauftragter für Recht und Gesellschaft

 Matthias Felder, M. Th.

1 Dr. rer. pol. Hella Hoppe

Wissenschaftlicher Assistent Theologie und Ethik

Dipl. theol., Journalist Thomas Flügge Beauf­tragter für Kommunikation

Leiterin Koordination Bundesbehörden und Beauftragte für Ökonomie

1

Pfr. Matthias Hügli Beauftragter für Kirchenbeziehungen

1

Pfr. Serge Fornerod, MPA Leiter Aussenbeziehungen und stellvertretender Geschäftsleiter

Pfr. Daniel Infanger Wissenschaftlicher Assistent des Ratspräsidenten

 Nicole Freimüller-

lic. sc. soc., Journalistin Beauftragte für Kommunikation

Hoffmann Administrative Assistentin Bereich Kommunikation

1 Marina Kaempf



Michèle Laubscher Administrative Assistentin Bereiche Theologie und Ethik sowie Bundesbehörden

1

Pfr. Dr. sc. agr. Otto Schäfer Beauftragter für Theologie und Ethik



Mirjam Schwery Mitarbeiterin Empfang

Pamela Liebenberg Sachbearbeiterin Bereiche Kirchen sowie Recht und Gesellschaft



Karin Maire Mitarbeiterin Empfang

 

Solvej Sörensen Wissenschaftliche Assistentin Bereich Kirchen



 Pfr. Dr. theol.

Cécile Uhlmann Beauftragte für Rechnungswesen

 Prof. Dr. theol.

Brigitte Wegmüller Administrative Assistentin Bereich Theologie und Ethik sowie Assistentin Bibliothek

 Helene Meyerhans

Eva Wernly Administrative Assistentin des Geschäftsleiters

Abel Manoukian Wissenschaftlicher Mitarbeiter Frank Mathwig Beauftragter für Theologie und Ethik

Administrative Assistentin Ratsarbeit

 Christiane Rohr

Administrative Assistentin Bereiche Aussenbeziehungen und Ökumene sowie Kirchen

 Lic. phil. hist.

Simon Röthlisberger Beauftragter für Migration

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Pfr. Philippe Woodtli Geschäftsleiter

 PD Dr. Matthias

Wüthrich Projektverantwortlicher Bereich Kirchen

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Lic. phil. Tina Wüthrich Wissenschaftliche Assistentin Bereich Kirchen


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72 bulletin Nr. 2/2014

– Evangelische Kirchen in der Schweiz

Die Kirchen des Kirchenbundes Reformierte Landeskirche Aargau Kirchenratspräsident: Christoph Weber-Berg 75 Kirchgemeinden 180 349 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell Kirchenratspräsident: Koni Bruderer 20 Kirchgemeinden 24 970 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Basel-Landschaft Kirchenratspräsident: Martin Stingelin 35 Kirchgemeinden 93 232 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt Kirchenratspräsident: Lukas Kundert 7 Kirchgemeinden 30 081 Mitglieder

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn Synodalratspräsident: Andreas Zeller 215 Kirchgemeinden 642 456 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Freiburg Synodalratspräsident: Pierre-Philippe Blaser 16 Kirchgemeinden 41 577 Mitglieder

Église protestante de Genève EPG Kirchenpräsident: Emmanuel Fuchs 31 Kirchgemeinden 72 651 Mitglieder

Église Évangélique Libre de Genève EELG Synodalratspräsident: Raymond Bourquin 6 Kirchgemeinden 505 Mitglieder

Evangelisch-Refor­mierte Landeskirche des Kantons Glarus Kirchenratspräsident: Ulrich Knoepfel 13 Kirchgemeinden 14 913 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Kirchenratspräsident: Andreas Thöny 106 Kirchgemeinden 71 770 Mitglieder

Evangelisch-Reformierte Kirche des Kantons Luzern Synodalratspräsident: David A. Weiss 8 Kirchgemeinden 42 843 Mitglieder

Église réformée évangélique du canton de Neuchâtel EREN Synodalratspräsident: Christian Miaz 9 Kirchgemeinden 58 569 Mitglieder


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Evangelisch-Reformierte Kirche Nidwalden Kirchenratspräsident: Wolfgang Gaede 3 Kirchgemeinden 4486 Mitglieder

Verband der Evangelischreformierten Kirchgemeinden des Kantons Obwalden Präsidentin: Theres Meierhofer-Lauffer 2 Kirchgemeinden 2878 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Schaffhausen Kirchenratspräsident: Frieder Tramer 30 Kirchgemeinden 31 338 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kantonalkirche Schwyz Kirchenratspräsident: Heinz Fischer 6 Kirchgemeinden 18 683 Mitglieder

Evangelisch-Reformierte Kirche Kanton Solothurn Synodalratspräsidentin: Verena Enzler 23 Kirchgemeinden 28 707 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen Kirchenratspräsident: Martin Schmidt 49 Kirchgemeinden 111 550 Mitglieder

Evangelische Landes­kirche des Kantons Thurgau Kirchenratspräsident: Wilfried Bührer 66 Kirchgemeinden 97 446 Mitglieder

Chiesa evangelica riformata nel Ticino Synodalratspräsident: Tobias E. Ulbrich 3 Kirchgemeinden 6741 Mitglieder

Evangelisch-Reformierte Landes­kirche Uri Kirchenratspräsidentin: Felicitas Schweitzer 3 Kirchgemeinden 1836 Mitglieder

Église Évangélique Réformée du canton de Vaud Synodalratspräsident: Xavier Paillard 87 Kirchgemeinden 236 906 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Kirche des Wallis Synodalratspräsident: Beat Abegglen 10 Kirchgemeinden 19 809 Mitglieder

Reformierte Kirche Kanton Zug Kirchenratspräsident: Rolf Berweger 1 Kirchgemeinde 17 869 Mitglieder

Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich Kirchenratspräsident: Michel Müller 179 Kirchgemeinden 455 752 Mitglieder

Evangelisch-methodistische Kirche in der Schweiz Bischof: Patrick Streiff 73 Kirchgemeinden 5780 Mitglieder Stand Zahlen: 2013


74 bulletin Nr. 2/2014

Kürzlich im Kirchenbund erschienen 125 mm 9mm 12 mm

125 mm 10 mm

10 mm 15 mm

UN R SE

Rede und Antwort stehen

VAE T

200 mm

Glauben nach dem Unservater

R

Mit Predigten von Caroline Schröder Field (Predigtpreis), Manuela Liechti­Genge (Sonderpreis), Stefan Weller, Martin Dürr, Pascale Rondez, Verena Salvisberg, Maja Peter, Ruedi Bertschi, Andreas Bruderer, Thomas Grossenbacher, Isabelle Ott­Baechler (Predigt­ preis), Luc Badoux, Marco Di Pasquale, François Lemrich, Etienne Rochat­Amaudruz. ISBN 978-3-290-17775-1

9

Ausgesprochen reformiert — Predigten Herausgegeben von Simon Butticaz, Line Dépraz, Gottfried W. Locher, Niklaus Peter

Ausgesprochen reformiert

In den reformierten Schweizer Kirchen stehen mehr als zwei­ tausend Predigerinnen und Prediger Sonntag für Sonntag auf der Kanzel. Sie verkündigen das Wort Gottes und übersetzen es in die heutige Zeit. Sie bringen den Menschen den Schatz der Bibel nahe. Das ist eine zentrale Aufgabe der Kirche und eine Chance für die Zukunft: Eine gute Predigt erreicht und bewegt die Men­ schen. Sie ist auch ein Kunstwerk, für das Pfarrerinnen und Pfar­ rer viel Zeit, Energie und Leidenschaft einsetzen. Um dies besser sichtbar zu machen, hat der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK den ersten Schweizer Predigt­ preis 2014 lanciert. Die prämierten Predigten sind in diesem Buch versammelt. Eine originelle Möglichkeit, diese bewegenden Texte Leserinnen und Lesern jenseits der Kirchenmauern näher­ zubringen.

Butticaz, Dépraz, Locher, Peter (Hg.)

10 mm

11 mm

783290 177751

Format 125 x 200 mm

34-0-11-0 (= Pantone 382) 100-22-8-50 (= Pantone 308)

Rede und Antwort stehen. Glauben nach dem Unservater.

500 Jahre Reformation: Bedeutung und Herausforderungen

Ausgesprochen reformiert – Predigten

Das Reformierte Glaubensbuch für die ganze Schweiz.

Beiträge des internationalen Kongresses zum Reformationsjubiläum 2013.

Die prämierten Predigten des ersten Schweizer Predigtpreises.

Die Publikationen können Sie unter www.sek.ch/publikationen bestellen.

Impressum Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK CH-3000 Bern 23 Telefon +41 (0)31 370 25 25 info@sek.ch, www.sek.ch Auflage: 4600 deutsch, 1700 französisch

Redaktion: Thomas Flügge Administration: Nicole Freimüller-Hoffmann

Gestaltung/Layout: Meier Media Design, Zürich

Autorinnen und Autoren: Simon Butticaz, Daniel de Roche, Anne Durrer, Rita Famos, Thomas Flügge, Martin Hirzel, Simon Hofstetter, Hella Hoppe, Marina Kaempf, Regula Kummer, Gottfried Locher, Frank Mathwig, Kristin Rossier, Simon Röthlisberger, Otto Schäfer, Peter Schmid, Lini SutterAmbühl.

Übersetzungen: Hartmut Lucke, Irène Minder, Marianne Wolter Korrektorat: Rotstift AG Basel Druck: Roth Druck AG, Uetendorf



bulletin Nr. 2/2014

sek · feps

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Nr. 2 2014

bulletin

Das Magazin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

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– Legislaturziele: Rückblick und Ausblick

Von der Kunst, die richtigen

– Lesen, hören und sehen Sie Ihren Kirchenbund im bulletin online! www.sek.ch

Worte zu finden 34 – Nie das eine ohne das andere

Die neuen Ratsmitglieder Esther Gaillard und Daniel Reuter im Porträt

44 – Ein weibliches Podium 58 –  «Heimat ist Geschenk»

Schweizer Predigtpreis 2014

Ecopop-Initiative

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK Sulgenauweg 26 CH-3000 Bern 23 Telefon +41 (0)31 370 25 25 info@sek.ch

sek · feps Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund

sek · feps


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