Semper Magazin No. 2

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Semper !

Magazin

2010 / 11

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Oper, Ballett, Konzert, Junge Szene


Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

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Semper!

Editorial

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Editorial D o p p e lpr emier e der Hau sgötter

Wir haben die neue Saison im August mit einem fulminanten Auftaktkonzert unseres Sängerensembles (das wir wegen der großen Nachfrage wiederholen mussten), einer »Rosen­ kavalier«-Vorstellung, einem Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden und einem Jazz-Abend begonnen: Die Semperoper konnte schon an diesem einen Wochenende ihre fast konkurrenzlose Vielseitigkeit zeigen. Mittlerweile haben wir einige wunderschöne Sängerdebüts erlebt, die Staatskapelle hat in Dresden und bei den ersten Gastkonzerten geglänzt, das Semperoper Ballett hat den »Schwanensee« mit großem Erfolg wieder aufgenommen, und die Proben für die ersten Premieren laufen. Ab dem 2. Oktober wird erstmals in der wieder errichteten Semperoper Richard Strauss’ letztes für Dresden geschriebenes Werk, die bukolische Tragödie »Daphne« zu erleben sein. Der junge israelische Dirigent Omer Meir Wellber, Nachfolger­ von Lorin Maazel in Valencia, dirigiert die Staatskapelle Dresden, Torsten Fischer inszeniert, die hervorragende Besetzung mit Robert Dean Smith, Ladislav Elgr, Christa Mayer und Georg Zeppenfeld wird angeführt von Camilla Nylund in der Titelpartie. Gleich am nächsten Morgen folgt die nächste Premiere: Johann Adolf Hasses Intermezzo »Il tutore« (Der Vormund). Neben Weber, Wagner und Strauss gehört der große Barockkom­ponist zu den Hausgöttern der Semperoper. Das heitere Intermezzo ist eine stark von Molière beeinflusste Vorform der Opera buffa und eröffnet eine neue Reihe an der Semper­oper, die durch­aus auch für Opern-Anfänger geeignet ist. Manfred Weiß inszeniert, Johannes Wulff-Woesten dirigiert. Matthias Henneberg ist der verliebte Alte Pandolfo, Nadja Mchantaf seine Angebetete und Tom Quaas mischt das Ganze als Schauspieler auf. Wir haben uns vorgenommen, in dieser Spielzeit unsere Kunstform Oper von den Anfängen bis zur Gegenwart, von Hasse bis Henze, zu präsentieren. Ich hoffe, Sie gehen diesen Weg mit uns und stoßen dabei auf musikalische Schätze, die Sie bisher nicht kannten. Vielleicht sehen Sie sich auch die eine oder andere Repertoire-Vorstellung in neuer Besetzung an. In Dresden gibt es großartige Sänger zu entdecken. Am 26. September öffnen wir das Haus ganztägig zum »Tag der offenen Oper«, der Ihnen einen Blick hinter die Kulissen, in Probenprozesse, in die Werkstattarbeit erlaubt. Alle Sparten und alle Abteilungen werden sich beteiligen. Sie können uns alle kennenlernen. Wir freuen uns auf Sie!

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Semperoper Dresden



Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 22

Opernwahnsinn

Die in n er e Stimme

Eine musiktheatralische Kolumne »Julius Cäsar in Ägypten«

Semperoper Ballett tanzt im Albertinum

Seite 7

Ge schwi sterlic h ver ein t

Seite 24

Pa pa ra z z o Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

Werkstattreportage zwischen Sandstein und Styropor

Seite 8

Semper ! Men schen

Seite 26

Akt ue lle s Neuigkeiten und Wissenswertes

Zehn Fragen an Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder

Seite 12

Seite 28

Titelgeschichte

In ter mezzo

P re m i e re » Da p h n e « Rückkehr an den Uraufführungsort

Premiere »Il tutore« Bühnenbild mit optischer Täuschung

Seite 15

Seite 30

IN t e rv i e w

Go West

Ein Verhaltenstherapeut untersucht Daphne

Staatskapelle auf USA-Tournee

Seite 17

Impr essu m, Service Spiel plan

Seite 32

1 8 . P re i st räg e rko n z e rt Junges Ensemble erhält Stiftungspreis

Tickets, Informationen und vieles mehr

Seite 18

Rätsel

Seite 34

Da s I n s p i z i e n t e n p u lt Eine technische Reportage über die Schaltzentrale

Richard Wagners große romantische Oper »Tannhäuser«

Seite 38 Seite 20

R ei he 7, P latz 23

He f t m i tt e Hausdebüt im »Rosenkavalier«

Rezension eines Gastes 1. Symphoniekonzert, August 2010


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn »Julius Cäsar in Ägypten«

Cäsar siegt bei der Schlacht von Pharsalos gegen Pompejus. (»Hier aber ward ein großes Beispiel durchgekämpft: Wie sich Gewalt Gewaltigerem entgegenstellt ...« heißt es in »Faust II« über diesen Kampf, der dort zum Schauplatz der klassischen Walpurgisnacht wird.) Dann segelt er schnurstracks nach Ägypten und wird in die dort herrschenden Thronstreitigkeiten verwickelt, und Händels »Giulio Cesare« beginnt. Obwohl Händel tolle Musik schrieb und die Handlung sich erstaunlich akkurat an die Fakten hält, machte ich in meiner Frühzeit als Opernfreak einen großen Bogen um Händelopern. Ich wollte Hohe Cs, noch höhere Emotionen und keine eintönigen ABA - Arien, endlose italienische Seccorezitative. Mein Freund Werner war gar nicht meiner Meinung. Er hielt wie Nietzsche Händel für den »männlichsten aller Komponisten« und wollte ihn in einer etwaigen Verfilmung von Steven Seagal verkörpert sehen. Ein Komponist, der sich nach der Vorstellung duelliert oder auch mal einen unwilligen Sänger aus dem Fenster wirft, musste Werner, der einen Hang zu allem Martialischen hatte, natürlich gefallen. Aber auch als er mir »Lass mich zum Kampfe« aus »Acis und Galathea«, gesungen von Eberhard Büchner, vorspielte, änderte sich meine Meinung nicht. Erst eine Radiosendung von Händels »Julius Cäsar«, eine historische Aufnahme aus Hamburg von 1950, bekehrte mich. Kein geringerer als Hans Hotter sang den Cäsar in einer Aufnahme, die jeder »historischen« Aufführungspraxis, wie wir sie heute kennen, Hohn sprach. Aus dreiteiligen ABA - Arien wurden teilweise flüchtige A - Arien. Viele Arien fielen ganz weg. Aber ich war fasziniert. Ich wusste, in welcher Umgebung diese Produktion entstanden war. Hamburg war damals noch zu großen Teilen zerstört. Auch die Oper hatte es erwischt. Allerdings nur den Zu-­

schauerraum. Die Bühne samt »Rosen­ kavalier«-­Bühnenbild blieb dank des eisernen Vorhangs unversehrt. Deshalb spielte die Hamburgische Staatsoper provisorisch im Bühnenhaus. Die Zuschauer saßen im edlen Prunksaal des Herrn von Faninal. Bezahlt wurde mit Lebensmittelkarten oder Feuerholz. Hotter als Cäsar sang

»Als ich dann die alte Händel­ aufnahme hörte, verschmolz das Bild von Benazir Bhutto mit der Stimme der Cleopatra.« zwar einige Koloraturen nicht besonders sauber, aber ich glaubte ihm sonst jedes gesungene Wort. Als er in echter WotanManier »Elendes Leben jammervolles Dasein. Wir sind wie Spreu und uns verweht ein Windhauch« raunte, rieselte es mir kalt den Rücken herunter. Da ich diese Aufnahme im Radio hörte, musste ich mir danach mit anderen Aufnahmen behelfen, um hinter das Geheimnis von Händels Musik zu kommen. Besonders die Rolle des Cäsar veränderte sich durch jeden neuen Sänger oder jede neue Sängerin auf erstaunliche Weise. FischerDieskau, Walter Berry, Marjana Mijanovic, der göttliche Andreas Scholl. Sie alle waren Cäsar. Aber Hotter und die im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdige Aufnahme aus Hamburg gingen mir nie mehr aus dem Sinn. Weihnachten 2007 bekam ich ein Paket von Werner aus Österreich. Die Hotter­ aufnahme von »Julius Cäsar«! Kurz bevor ich endlich dazu kam, mein Kleinod durch die Ohren direkt ins Gehirn gelangen zu lassen, hörte ich von dem Attentat auf Benazir Bhutto. Sie hatte als erste weibliche Regierungschefin der islamischen Welt (und 17 Jahre bevor wir eine deutsche Kanzlerin hatten) immer meine volle

­ ympathie gehabt. Ein Foto, welches sie S als junge Studentin in Oxford zeigt, hatte sich mir eingeprägt. Dort sieht sie mit langem schwarzem Haar, vollen Lippen und einem spöttischen Silberblick auf den Betrachter. Als ich dann die alte Händelaufnahme hörte, verschmolz das Bild von Benazir Bhutto mit der Stimme der Cleopatra.­ Ich denke immer noch, dass wir so eine Frau brauchen, die kulturübergreifend mit Herz, Hirn und Erotik Dinge zusammenbringt, die sonst einfach nicht funktionieren. Man stelle sich vor: Benazir Bhutto würde noch leben und hätte eine Affäre mit Barack Obama. Während sich Michelle Obama und Mr. Bhutto in Talkshows ausheulen würden, könnten Barack und Benazir Bhutto im Schlafzimmer die Probleme der Welt lösen. In meiner Vorstellung fehlt einfach die Erotik in der Politik. Aber wenn mir etwas durch Händels Oper klar geworden ist, dann, dass jemand wie Tolomeo, der seiner Schwester nahe legt, sich doch lieber um Handarbeit als um Politik zu kümmern, und der Cornelia in sein Serail verbannen will, weil sie ihn Scheiße findet, ein unrühmliches Ende finden wird. Damals wie heute! Von Händel lernen, heißt siegen lernen. Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musik­theaterRegie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt inszeniert er demnächst Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. In Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter«und in Würzburg die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest!«. Weitere Vorstellungen »Giulio Cesare in Egitto« (Julius Cäsar in Ägypten)

am 23., 25., 28., und 31. Oktober 2010 Semperoper Dresden


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf Technischer Test zu »Daphne«


Semper !

Aktuelles

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sounding D Mus ikprojekt mit de m Staatsopernchor

Einen Auftritt an ungewohnter Stelle absolvierten 24 Sängerinnen und Sänger des Staatsopernchores, als sie am 25. August unter der Leitung von Chordirektor Pablo Assante in der abendlichen Bahnhofshalle des Dresdner Hauptbahnhofes eine siebenminütige Uraufführung darboten. Gesungen wurde das a capella-Stück »map« für zwei Chöre von Carsten Hennig. Vorangegangen war ein von »KlangNetz Dresden« organisiertes Flashmob-Konzert auf dem Dresdner Altmarkt, bei dem Dresdner Musiker ein spontanes Konzert gaben und dann musizierend zum Bahnhof zogen. Im Beisein des Bundesratspräsidenten sowie weiterer Honoratioren wurde damit der Startschuss für ein deutschlandweites Musikprojekt, an dem 16 Städte und 255 regionale Partnerinstitutionen beteiligt waren, gegeben. Danach rollte ein Klang-Zug bis zum 12. September zu den Folgestationen, um dort zahlreiche weitere Projekte unter dem Leitgedanken »Neue Musik in Deutschland erfahren« zu initiieren. Das Musikprojekt »sounding D« in Dresden wurde veranstaltet vom Netzwerk Neue Musik, einem Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes.

Delikat­ essen Kulinarische Sinnes­ freuden in der Semperoper

Einzigartiger Kunstgenuss kombiniert mit edlen Speisen und Getränken – trefflicher lässt sich ein Abend in der Semperoper kaum gestalten. Seit dieser Spielzeit ist das Team von bean & beluga unter der Regie von Dresdens Sternekoch Stefan ­Hermann für die Gastronomie im Opernhaus verantwortlich. Erlesenes Fingerfood, raffinierte Vorspeisen sowie feine Kaffeeund Patisseriespezialitäten verwöhnen die Gäste bereits vor der Vorstellung. Platz genommen werden kann dazu in der neuen bean&beluga-Lounge im Erdgeschoss der Semperoper, wo auch Champagner und Cocktails zur Wahl stehen. Auch beim Flanieren durch die Foyers und Vestibüle sowie beim Ausblick von den Terrassen bieten sich Erfrischungen an. Einzel- und Gruppenreservierungen werden gern bis zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn angenommen. T 0351 44 00 880 0 semperoper@bean-and-beluga.de


Promin­enter Auftakt

Neues im Opern­ shop Souvenirs i m aktuellen design

Bildergalerie auf Semperoper.de

Ihre erste Spielzeit hat am 21. August glanzvoll begonnen: Zum Auftakt stand »Der Rosenkavalier« unter der musikalischen Leitung von Constantin Trinks auf dem Spielplan, und zahlreiche prominente Gäste folgten der Einladung von Dr. Ulrike Hessler. Auf der Gästeliste waren unter anderem der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich und die Oberbürgermeisterin Helma Orosz, Kurt Biedenkopf mit seiner Gattin Ingrid, Peter Schreier und viele Dresdner Opernfreunde sowie Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Münchner Prominenz wie die bayerische Justizministerin Beate Merk und viele mehr. Bilder unter semperoper.de In ihrer ersten Saison in Dresden plant die Intendantin insgesamt 14 Premieren. Den Auftakt machen »Daphne« am 2. Oktober, 18 Uhr und einen Tag später die Opern-Matinee »Il tutore« (Der Vormund) um 11 Uhr.

Ein Souvenir aus der Semperoper mitnehmen, zum Verschenken und für die eigenen vier Wände: Kein Problem, gibt es doch im neu eröffneten Opernshop neben CDs, Broschüren, Postkarten etc. neue Merchandisingprodukte wie original spanische Fächer, Notizbücher, Schlüssel­ anhänger und -bänder, Hustenpastillen, Seifenblasensets für Kinder, Kugelschreiber, Stockregenschirme und Knirpse mit Notenaufdruck sowie Pagodenschirme im asiatischen Design zu erwerben. Auch ­höherwertige Utensilien wie USB-Sticks, ein Visitenkartenetui oder diverse T-Shirts mit dem neuen Opernlogo stehen zum Kauf bereit. In Planung ist auch ein praktisches Opernset für den nächsten Kunstgenuss, bestehend aus Taschentüchern, Hustenpastillen und einem Fächer. Der Opernshop ist während der Führungs- und Vorstellungszeiten geöffnet.


Semper !

Aktuelles

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Yumiko Takeshima als Giselle


Costin Radu, Fotograf

Acht Vor stellungen und Drei matineen

»O, Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit Dir nichts anzufangen!« Bischof und Kirchenlehrer Aurelius Augustinus formulierte bereits im 4. Jahrhundert, was das 7. »Fall for Dance Festival« vom 28. September 2010 bis zum 9. Oktober 2010 in New York präsentiert: eine Liebeserklärung an den Tanz. Auf dem Festival präsentieren sich ausgewählte internationale Tanzkompanien – weltbekannte ebenso wie Geheimtipps, die dem interessierten Publikum zeigen, was die aktuelle Tanzwelt zu bieten hat. Neben klassischem Ballett sind Hip Hop, Tango, Steptanz und vieles mehr vertreten. Das Semperoper Ballett erhielt kurzfristig die Einladung, sich hier, als eine von 25 Companies weltweit, auf der Bühne des New York City Centers vorzustellen, neben dem New York City Ballet, der Merce Cunningham Dance Company, dem Corella Ballet Castilla y León, dem American Ballet Theatre, der Companhia Urbana de Dança, der Shu-Yi & (Dancers) Company und anderen. Anna Merkulova, Leslie Heylmann, Chantelle Kerr, Maximilian Genov und JónVallejo werden dort am 8. und 9. Oktober 2010 William Forsythes Choreografie »The Vertiginous Thrill of Exactitude« aufführen. Die Company ist umso glücklicher, sich erneut in den USA vorstellen zu können und damit internationale Präsenz zu zeigen, da Einladungen von Gastgebern kaum noch finanziell realisiert werden können – auch wenn Anfragen internationaler Agenturen nicht abreißen. Aufgrund der zahlreichen Gastspiele konnte die Vorstellungsanzahl gesteigert werden – nach 65 in der letzten Spielzeit sind 2010/11, mit der Tournee nach Barcelona und dem »On the move«Programm, bereits über 100 Aufführungen des Semperoper Ballett zu erleben.

10 Performances 20 Companies 1 Stage

Kyle Abraham photo © 2009 Lois Greenfield

»On the move« ist das Credo des Semper­ oper Ballett für die Spielzeit 2010 / 11. Dabei erfindet es nicht nur neue Plattformen des Tanzes für Dresden und Umgebung, sondern bewegt sich auch über die Grenzen hinaus: Mit einem der größten Meisterwerke des klassisch-romantischen Balletts des 19. Jahrhunderts, Adolphe Adams »Giselle« in der choreografischen Version von David Dawson, präsentiert sich die Company vom 6. bis 15. November 2010 am Gran Teatre de Liceu in Barcelona. Ballettdirektor Aaron S. Watkin: »Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, das Semperoper Ballett international bekannt zu machen, und wir sind überglücklich, uns an diesem großartigen Theater, welches schon viele namhafte Companies bespielen durften, zu präsentieren!« Acht Vorstellungen und drei Matineen für junges Publikum gilt es bei diesem Gastspiel zu bewältigen. »Giselle« ist die zweite Choreografie, die David Dawson für das Semperoper ­Ballett eigens kreiert hat. Dawson erzählt mit seinem unverkennbaren Stil eine zeitlose Geschichte von Schicksal, Liebe, Verzweiflung, Wahnsinn, Tod und Aufopferung, grenzenlos und ganz nah für das Publikum des 21. Jahrhunderts. Nun wird die Ballettversion erstmals außerhalb Dresdens und Deutschlands an einem der traditionsreichsten Opernhäuser Spaniens und in einer Stadt aufgeführt, deren Lebensstil so untrennbar zwischen Tradition und Moderne pulsiert. Die zwei Hauptgewinner Magdalena und Reinhard Dietrich des Abo-Gewinnspiels werden das Semperoper Ballett auf die Reise begleiten.

Fall in Love...Fall for Dance

»Fall for Dance Festival«

September 28–October 9

All Seats $10 On Sale SePt. 12 at 11am

Leadership Sponsor

Principal Sponsor

Presenting Partners

Jody & John Arnhold Barbara & David Zalaznick

Major Supporters The Andrew W. Mellon Foundation The Peter Jay Sharp Foundation Ford Foundation

Gallim Dance’s Jonathan Windham & Arika Yamada photo © 2010 Lois Greenfield

Giselle zu Gast in Barcelona

Semper­ oper Ballett NY


Semper !

Titelgeschichte Premiere »Daphne«

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Ein assoziatives Traumspiel Daphne zurück in Dresden

Ortstermin: Dresden, 3. Juli 1959. Ausklingende Vokalisen werden von zarten Instrumentalklängen umsponnen. Danach senkt sich auf der Bühne des Großen Hauses über dem griechischen, auf Stoff gemalten Himmel und der zum Baum erstarrten Daphne der samtene Vorhang. Stille. Applaus. Licht aus. Das war vor 51 Jahren, seither ist Richard Strauss’ »Daphne« auf der Dresdner Opernbühne verstummt. Die erste Premiere der aktuellen Spielzeit weckt »Daphne« aus ihrem Dornröschenschlaf und bringt Richard Strauss’ spätes Bühnenwerk in neuem Gewand an den Ort der Uraufführung zurück. »Daphne – ein einziges Musikwunder« titelte einst der »Dresdner Anzeiger« am 17. Oktober 1938 nach der Uraufführung und schrieb weiter: »Unsere Staatsoper erlebte am Sonnabend einen der seltensten Tage ihrer Geschichte. Superlative reichen nicht aus, das Ereignis zu kennzeichnen.« Rundfunkhörer in ganz Europa scharten sich zuhause um ihre Empfangsgeräte und verfolgten gespannt die Übertragung aus der Semperoper, unter der musikalischen Leitung von Karl Böhm sowie mit Margarete Teschemacher als Daphne. Bereits während der Premierenfeier im Bellevue erreichten Richard Strauss Telegramme von Freunden aus Rom, Paris und London, die dem Komponisten voller Enthusiasmus zu seinem neuesten Werk gratulierten.

»Daphne – ein einziges Musikwunder. Superlative reichen nicht aus, das Ereignis zu kennzeichnen.« Der umjubelten Uraufführung ging jedoch ein diskussionsreicher und keineswegs konfliktfreier Entstehungsprozess voraus. Als sich Strauss im Sommer 1935 erstmals mit der neuen Oper auseinandersetzte, war er 71 Jahre alt. Seine Erfolge mit »Salome«, »Elektra«, »Rosenkavalier«, »Ariadne auf Naxos« und »Arabella« lagen hinter ihm. Strauss war auf der Suche nach einem kongenialen Textdichter, denn die kulturpolitische Stimmung, mit der das Nazi-Regime die Einführung der »Nürnberger Rassengesetze« für September 1935 vorbereitete, erlaubte nicht länger eine Zusammenarbeit mit Stefan Zweig. Bereits bei der Uraufführung ihrer gemeinsamen Oper »Die schweigsame Frau« im Juni 1935 in Dresden war es zum öffentlichen Eklat gekommen. Strauss hatte auf der Nennung Zweigs auf dem Besetzungszettel insistiert. Hitler und Goebbels sagten daraufhin ihr Kommen ab. Und Strauss trat als Präsident der Reichsmusikkammer zurück. Stefan Zweig, der Strauss weiterhin seine


Nora Schmid, Autorin ZA Stern, Foto

Musikalische Leitung

Omer Meir Wellber Inszenierung

Torsten Fischer Bühnenbild

Herbert Schäfer Malerei

Vasilis Triantafillopoulos Kostüme

Andreas Janczyk Licht

Fabio Antoci Chor

Pablo Assante Dramaturgie

Nora Schmid

Georg Zeppenfeld Gaea   Christa Mayer Daphne   Camilla Nylund Leukippos   Ladislav Elgr Apollo   Robert Dean Smith Schäfer   Ilhun Jung   Aaron Pegram   Jeremy Bowes   Peter Lobert Mägde   Romy Petrick   Gala El Hadidi Peneios

Herren des Staatsopernchores Sächsische Staatskapelle Dresden Uraufführungsapplaus am 15. Oktober 1938 in der Semperoper in Anwesenheit des Komponisten Richard Strauss


Semper!

Titelgeschichte Premiere »Daphne«

anonyme Mitarbeit zusicherte, empfahl dem Komponisten den Wiener Theaterhistoriker Joseph Gregor als »Ersatzlibrettisten«. Das Sujet für eine neue Oper fand sich auf Gregors Vorschlag hin schnell: Die Legende von Daphne und Gott Apollo – der älteste Opernstoff überhaupt und zugleich der erste Stoff, den einst Heinrich Schütz 1627 als erstes, leider verlorenes Musiktheaterwerk für den Dresdner Hof komponiert hatte. Seither ging Daphne in verschiedener Gestalt über die Opernbühne. Strauss und Gregor schufen eine mit Blick auf die Mythologie eher freie Fassung: Ein kultisches Fest zu Ehren des Gottes Dionysos wird vorbereitet. Daphne, Tochter von Peneios und Gaea, fühlt sich fremd und einsam. Ihr Jugendfreund Leukippos sowie Apollo, der sich mit seinem Gefolge inkognito

»Auch die Säge des Chirurgen schmerzt, wenn sie ohne Narkose arbeitet …« unters Volk gemischt hat, umwerben sie. Daphne interessiert sich nicht für körperliche Liebe, dennoch fasziniert sie zunächst der mächtige Fremde. Auf dem Fest wird im Wettstreit um Daphnes Gunst Leukippos ermordet. Sein Tod ist ein Moment tragischer Wucht. Daphne fühlt sich schuldig, denn sie hat es versäumt, Leukippos zu retten. Ihrem Wunsch zufolge wird sie daraufhin eins mit der Natur und verwandelt sich in einen immergrünen Lorbeerbaum. Die Zusammenarbeit zwischen Komponist und Librettist gestaltete sich äußerst schwierig. Strauss gab sich erst mit der dritten Textfassung zufrieden, zuvor bemängelte er, dass »alles geschrieben und nicht auf der Bühne gesehen sei«. Mehr noch, Gregor musste sich von Strauss beschimpfen lassen, er schreibe einen »schlecht imitierten Homer-Jargon« und »Weltanschauungsbanalitäten«, worauf Gregor sich höflich zur Wehr setzte, aber Strauss entgegnete: »Auch die Säge des Chirurgen schmerzt, wenn sie ohne Narkose arbeitet …« Gregor zeigte sich freilich rasch für weitere Änderungen seiner Dichtung bereit, konnte aber in der Zusammenarbeit nie die Gelassenheit finden, die Zweig ihm fatalistisch empfohlen hatte: »Von Richard Strauss erwarte nichts, dann kommt man am besten mit ihm aus.« Ist Strauss der Komponist, dem kein Libretto genügte? Im Falle der »Daphne« jedenfalls landete er, wo er vielleicht hingehört: bei nichts als Musik. In einem dichten und beziehungsreichen Motivgeflecht offenbaren sich in dieser Musik Tiefen, die man im Text ab und an vermisst. Lyrische Gesangslinien, durchbrochen von dramatischen Akzenten, wechseln mit symphonischen Passagen in äußerst kunstvoller, farbenreicher Instrumentation. Vielversprechend ist auch die Premierenbesetzung: Die Sopranistin Camilla Nylund fügt als Daphne ihrem Repertoire an der Semperoper eine weitere große Frauenfigur hinzu. Als Leukippos gibt der junge tschechische Tenor Ladislav Elgr sein Rollen- und Semperoperndebüt. Robert Dean Smith leiht seinen Heldentenor der Figur des Apollo. Gaea und Peneios, Daphnes Eltern, werden von Georg Zeppenfeld und Christa Mayer verkörpert. Bei der Neuproduktion der »Daphne« kommt es im Leitungs­ team zu einer spannenden Begegnung: Sowohl der junge israelische Dirigent Omer Meir Wellber als auch der erfahrene deutsche Regisseur Torsten Fischer arbeiten beide erstmals an der Semperoper. Omer Meir Wellber, einst Assistent von

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Daniel Barenboim und ab 2011 in der Nachfolge von Lorin Maazel Musikdirektor am Palau de las Arts Reina Sofia in Valencia, gilt als einer der talentiertesten jungen Dirigenten Israels. Neben zahlreichen weiteren Engagements leitete er diesen Sommer eine »Salome«-Produktion beim Saito Kinen Festival Matesumoto in Japan und spannt so den Bogen von Strauss’ Früh- zu dessen Spätwerk. Ein Blick auf Torsten Fischers Inszenierungen wiederum verrät: Der Regisseur, der zeitweise in Griechenland lebt, scheint ein besonderes Faible für die griechische Mythologie zu haben: »Die Geschichten der Mythologie sind nicht das Primäre, sondern durch die Mythologie hindurch sehen wir ewig menschliche Vorgänge, erleben wir Tragödien. Daphne wird trotz des schwachen Librettos zu einem interessanten Stück, wenn es gelingt, die Geschichte vom bukolischen Hintergrund zu lösen und ganz auf die Tragödie und die Musik zu fokussieren«, sagt Torsten Fischer. Dabei kann und will er die politische Situation der Entstehungszeit der Oper nicht außer Acht lassen. »In einer Art assoziativem Traumspiel werden wir Zeugen eines Frauenschicksals, das sich zum Gesellschaftsschicksal weitet. Wir sehen Daphne in einem korrumpierten Umfeld und erleben ihre Verführbarkeit, ihr Zurückweichen und Zurückschrecken sowie ihr Erkennen der eigenen Schuld am Tod eines geliebten Menschen.« Richard Strauss hat man mehrfach den Vorwurf gemacht, er hätte sich zur Zeit des Nazi-Terrors von der politischen Realität abgewandt und mit »Daphne« die Flucht in eine heilere Welt vollzogen. »Doch ›Daphne‹ ist keine Idylle und die Verwandlung zum Schluss kein Happy End«, sagt Torsten Fischer, »vielleicht ist es aber die Möglichkeit einer Utopie der steten Erneuerung in der Natur.« Über Daphnes Verwandlung am Schluss der Oper schrieb Strauss an den Rand des Librettos: »Szenenkünstler und Beleuchter müssen sich hier aber gehörig anstrengen.« Welche Bilder Torsten Fischer und sein Team hervorbringen, darauf darf man gespannt sein.

Begleitend zur Daphne-Neuproduktion gibt es im Opernkeller (ehemals Kellerrestaurant) eine Ausstellung zum Thema »Metamorphosen – Wandel der Oper Daphne«. Die Ausstellung spannt den Bogen von der allerersten Opernaufführung in Dresden bis zur aktuellen Premiere. Eröffnet wird die Ausstellung am 26. September im Rahmen des Tages der offenen Oper.

Premiere

Samstag, 2. Oktober 2010, 18 Uhr Weitere Vorstellungen

5., 8., 11., 14. & 17. Oktober 2010, 19 Uhr Jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet im Opernkeller eine kostenlose Werkeinführung statt. Tickets ab 14,50 Euro


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Interview Jürgen Hoyer

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Christine Diller, Gespräch R. Berger, Foto

Als Lorbeer­ baum überleben Der Verhaltenstherapeut Jürgen Hoyer untersucht eine Opernfigur

Das Fruchtbarkeitsfest zu Ehren des Dionysos steht an: Stürmisch bedrängt der verliebte Leukippos seine Kindheitsfreundin Daphne, während sie sich von einem geheimnisvollen Fremden faszinieren lässt. Verwirrt entzieht sich die »junge, fast kindliche« Hauptfigur in Richard Strauss’ Oper »Daphne« beiden Männern. Doch mit einem Gott ist nicht zu spaßen: Apollo tötet seinen menschlichen Rivalen Leukippos. Aus Trauer um den Freund, an dessen Tod sie sich schuldig fühlt, verwandelt sich Daphne in einen Lorbeerbaum. Was könnte aus der Sicht des Thera­ peuten mit Daphne passiert sein, dass sie sich in einen Baum verwandelt?

Magarete Teschemacher als Daphne bei der Uraufführung am 15. Oktober 1938 an der Semperoper

Für das klinische Verständnis dessen, was Daphne widerfährt, muss man ihr Alter berücksichtigen. Daphne ist ein junges Mädchen. Im psychologischen Sinne steht sie vor einer Entwicklungsaufgabe: eine Liebesbeziehung eingehen und ihre Wünsche mitteilen zu können, ihre Identität auszubilden. Doch die Menschen um sie herum haben plötzlich eine genaue Vorstellung davon, was jetzt mit ihr passieren soll, und ich lese ihre Geschichte so, dass sie irgendwann genug davon hat. Sie wird mit ihren Wünschen nicht gehört, man lässt ihr keine Zeit, herauszufinden, was sie wirklich will. Sie bekommt nicht den Freiraum für ihre Autonomieentfaltung, es wird über sie verfügt. Gefühle anderer Menschen für sie geben jenen vermeintlich die Berechtigung, sie zu vereinnahmen und über sie zu bestimmen. Das überfordert sie.   Dabei hegt sie durchaus Gefühle für Leukippos, schließlich betrauert sie ihn später. Aber für sie kommt sein Werben so überraschend und eruptiv, wie junge Männer


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Interview Jürgen Hoyer

vielleicht manchmal sein können. Aber das ist nicht ihre Welt, sie sucht ihre eigene, natürliche Welt, in der sie wachsen kann, wie sie will, unbedrängt von anderen. Das wird ihr Traum. Aber es wäre nicht ihr Traum geworden, wenn andere ihr Zeit gelassen hätten. Sie hat, so wie sich das Drama gestaltet, keine Chance, ihre Entwicklungsaufgabe konstruktiv zu bewältigen. Die Konsequenz ist der Rückzug, eine Form von Eskapismus, eine Isolation, die mehr oder weniger selbst gewählt ist. Heute werden junge Menschen ja we­ niger von Göttern bedrängt. Wo sehen Sie Verbindungen zu unserer Zeit? Dieser Bezug lässt sich leicht herstellen: Es ist nicht nur die Aufgabe junger Menschen, sich zu integrieren, sondern unsere Aufgabe, ihnen Entwicklungschancen anzubieten und sie zu unterstützen, dass sie ihren individuell richtigen Weg finden. Wir leben in einer Zeit, in der das häufig misslingt. Da sind etwa die Mädchen, die sich in der Pubertät alle sekundären Geschlechtsmerkmale weghungern und sich in eine Welt der Äußerlichkeit und oberflächlichen Bewunderung retten. Oder die hauptsächlich männlichen Jugendlichen in Japan, die am Hikikomori-Syndrom leiden, sich in ihrem Kinderzimmer einschließen und im Internet surfen. Das ist der Lorbeerbaum. Sie kommen nur über den elektronischen Weg mit anderen in Berührung. Kennen Sie Fälle, dass Menschen sich in die Isolation flüchten oder ihre Identität verändern, weil sie sich schuldig fühlen am Tod eines gelieb­ ten Menschen? Die Schuldproblematik ist natürlich immer eine subjektive Konstruktion. Sich Schuld zuzuschreiben, kann eine gesunde Weiterentwicklung blockieren, weil von falschen Prämissen ausgegangen wird. Der typische Fall ist die sexuell missbrauchte junge Frau, die über ihre vermeintlich ei-

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gene Schuld daran nicht hinwegkommt. In der therapeutischen Arbeit bedeutet das, bei der Relativierung der Schuld anzusetzen, bevor eine gesunde Verarbeitung der Ereignisse beginnen kann. Wer schuldig ist, gibt sich nicht die Erlaubnis, sich zu entwickeln und das Leben zu genießen. Daphne hat im Grunde keine Schuld, sie ist überfordert, und ehe sie sich’s versieht, ist einer der beiden Bewerber um sie tot.

Daphne beschränkt sich auf das Ziel des Überlebens – und verlegt ihr Leben in den Wald. Tragische Geschichte. Jemand, dem so etwas passiert, zieht sich zurück, kann Nähe kaum ertragen, sich anderen Menschen schwer öffnen, die Konfrontation mit dem Problem nicht aushalten. Aber entwickeln kann man sich als soziales Wesen nur im Kontakt mit anderen. Der Lorbeerbaum hingegen wächst trotzdem, und auch Daphne wächst im biologischen Sinne weiter. Mir fallen dazu die philosophischen Kategorien vom guten Leben und vom Überleben ein. Unter emotionaler Extrembelastung kann ein Mensch immer noch wachsen wie ein Baum, das wäre eine Metapher für das Überleben. Das gute Leben bestünde hingegen ­darin, dass ein Mensch sich verwirklicht mit seinen Wünschen und Bestrebungen nach Anerkennung, Kontakt, Bindung und Gestaltung. Darauf verzichtet Daphne. Sie beschränkt sich auf das Ziel des Überlebens – und verlegt ihr Leben in den Wald. Tragische Geschichte.

eine beste Freundin etwa. Als solche hat sich eigentlich Leukippos ausgegeben in seinen Frauenkleidern, in denen er ihr ähnelte. Das ist umso tragischer. Angesichts dieser verpassten Chance, sich zu öffnen, entsteht keine narrative Konstruktion, die es ermöglicht, einen Sinn im Geschehenen zu sehen, es verstehbar zu machen und daran zu reifen. Was sieht der Psychotherapeut im Lorbeerbaum? Den Sieg, die Tugend – einen Tugendpokal. Für etwas, das sehr weit weg ist von Nähe, Vergnügen, Zuneigung, Lust. Der schöne Lorbeer täuscht darüber hinweg, dass Daphne ihre Lebendigkeit, ihr Leben als Frau opfert. Es gibt, glaube ich, kaum Opernstoffe, die in dieser Weise scheiternde Entwicklungsprozesse thematisieren und die Folgen des mangelnden Verständnisses von Jugendlichen, des Nichtgewährens ihrer Autonomie aufzeigen. Aber diese Prozesse laufen immer ab, unabhängig vom zeitlichen Kontext.

Wie kommt es psychologisch zu einer solchen Isolation? Durch die Vermeidung: Im Kontakt mit anderen wird man an seine Gefühle erinnert, was quälend sein kann, solange man keine Möglichkeit hatte, sie zu verarbeiten. Man wird sich anderen Dingen zuwenden – sich übermäßig Computerspielen widmen, nur noch auf Äußerlichkeiten achten oder die eigene Karriere verfolgen, oberflächliche Beziehungen eingehen. Damit der Schmerz erträglich wird und Daphne sich neu verlieben kann, bräuchte sie jemanden, dem sie sich mitteilen kann,

Jürgen Hoyer ist Professor am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden und leitet dort die Institutsambulanz und Tagesklinik.


Semper! Sonderveranstaltungen

Stiftung zur Förderung der Semperoper

Anne Gerber, Autorin

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Der letzte Schliff fürs Künstlerleben Das Junge Ense mble der Se mperoper wir d mit de m Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper ausgezeichnet

Kaum zu glauben, dass sie sich erst seit ein paar Wochen kennen! Die sechs Sängerinnen und Sänger des Jungen Ensembles albern herum, lachen und necken sich, als wären sie schon jahrelang miteinander vertraut. Die ägyptische Mezzosopranistin Gala El Hadidi hat eine mögliche Erklärung dafür parat: »Sänger – Tenöre, Soprane, Bariton, Mezzi – haben ungefähr denselben Charaktertyp in allen Ländern, außer, dass die Sprache sich ändert. Obwohl wir von fünf Kontinenten kommen: Alle Sänger benehmen sich so, wie du es anderswo gewöhnt bist.« Doch nicht nur diese Gemeinsamkeiten erleichtern den Einstieg der jungen Künstler in den Arbeitsalltag der Semperoper. Intensiver als in den vergangenen Jahren sind sie in die Produktionen eingebunden, fühlen sich gleichberechtigt in den Spielund Probenbetrieb integriert – das A und O auf dem Weg ins Rampenlicht, wie Valda Wilson, Sopranistin aus Australien, schwärmt: »Selbst wenn wir nur eine kleine Rolle in einer Oper haben, erleben wir die professionellen Sänger bei der Arbeit. Auf der Bühne sieht man sonst nur das fertige Produkt, nicht all die Fehler und Hürden und wie sie behoben wurden.« In der Praxis bedeutet das für die jungen Künstler, in durchschnittlich fünf Produktionen eingebunden zu sein, davon wenigstens eine Premiere – eine darstellerische wie musikalische Herausforderung. Nadja Mchantaf bereitet gleich zwei neue Partien vor, die gegensätzlicher kaum sein können: in der Uraufführung »Gisela!« und im Barock-Intermezzo »Il tutore«. »Ich finde es spannend, viele verschiedene Facetten in den Rollen zu haben«, freut sich die deutsche Sopranistin, die bereits seit einem Jahr zum Jungen Ensemble gehört. Ebenso wie Ilhun Jung aus Seoul / Südko-

Wo bringt man fünf Kontinente an einen Tisch? Im UNOKonferenzraum zum Beispiel. Oder im KonZimmer der Semperoper, wenn sich das Junge Ensemble versammelt. rea, der in dieser Spielzeit für neun Stücke engagiert ist und schnell mitbekommen hat, dass man als angehender Sänger ein paar Trümpfe mehr im Ärmel haben muss als eine überragende Stimme: »Ich habe für die Barbier-Vorstellungen fünf Monate Gitarre spielen gelernt, um den Grafen auf der Bühne live zu begleiten. Vor dem Auftritt habe ich mich nicht eingesungen, sondern eingespielt«, schüttelt der Bariton lachend den Kopf, und Jeremy Bowes aus Kanada amüsiert sich und die anderen mit seinen Erlebnissen beim Kampftraining in Los Angeles. Für das »klassische Handwerkszeug« hingegen, die Einstudierung der Gesangsstücke, sind Laura Poe und Nikolai Petersen zuständig, die als Repetitoren das Junge Ensemble komplettieren und nicht nur mit den jungen, sondern auch den erfahreneren Sängern zusammenarbeiten. Laura Poe ist zudem gespannt, mit »Dido and Aeneas« erstmals eine Oper musikalisch zu leiten: »Es ist eine großartige Gelegenheit für mich, noch mehr als sonst am kreativen Produktionsprozess beteiligt zu sein.«

Melancholisch wird die muntere Runde nur, wenn es um das Thema »Heimat« geht. Vanessa Goikoetxea aus Spanien liebt zwar das internationale Klima an der Semperoper, kennt aber auch die Schattenseiten eines Lebens »on the road«: »Im Theater haben wir die Proben und den Applaus. Aber wenn wir nach Hause gehen, sind wir allein. Deswegen muss ich zu meinen Kollegen eine gute Beziehung haben, dann fühle ich mich wie daheim.« Kein Wunder also, dass Nadja auf die Frage nach ihrem Lieblingsort in Dresden wie aus der Pistole geschossen ruft: »Die Opernkantine!« und dafür zustimmendes Gelächter erntet. Und dorthin bricht die kleine Theaterfamilie auch zusammen auf, bevor sie sich in die nächste Abendprobe stürzt.

Außerhalb der Kantine ist das Junge Ensemble das nächste Mal am 24. Oktober gemeinsam auf der Bühne anzutreffen, wenn es den Preis der Stiftung zur Förder­ung der Semperoper entgegennimmt. Das 18. Preisträgerkonzert wird unterstützt von der fischerwerke GmbH & Co. KG.

18. Preisträgerkonzert der Stiftung zur Förderung der Semperoper Sonntag, 24. Oktober, 11 Uhr Semperoper Das detaillierte Programm sowie die Besetzung werden auf semper­oper.de veröffentlicht. Tickets ab 6 Euro


Semper!

Eine technische Reportage

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Wie die Spinne im Netz oder wer im Theater die F채den spinnt Da s I n s p i z i e n t e n p ult und se ine Insp iz ie nt e n


Stefan Ulrich, Autor Matthias Creutziger, Fotograf

Im Verborgenen für den Theaterzuschauer und meist recht diffus in der Kenntnis darüber, was den berühmten Kulissenzauber auslöst, soll ein wenig Licht auf eine der Schaltstellen des gesamten Theaterbetriebs gerichtet werden: das Inspizientenpult. Von hier aus wird der künstlerische und organisatorische Ablauf einer Opern-, einer Ballettvorstellung oder eines Konzertes koordiniert. In der Semperoper existieren – neben einem mobilen Pult

»… Captain Kirk hätte seine wahre Freude gehabt« für den Probenbetrieb – zwei baugleiche Pulte links und rechts hinter dem großen Bühnenportal, von dem in der Regel eines, selten beide zugleich, pro Vorstellung genutzt wird. Bereits ihr räumlicher Standort zwischen dem Zuschauerraum und dem Funktionsgebäude der Oper direkt im Bühnenbereich dokumentiert die Zentralität dieses Arbeitsplatzes. Ein Blick auf das Pult genügt: Wenn es nicht verängstigt, so flößt es doch unmittelbar Respekt ein; Knöpfe, Hebel, Lämpchen, Monitore, Uhren, Mikrofone: Captain Kirk hätte seine wahre Freude gehabt, über derartige Gerätschaften mit der Bevölkerung seines Raumschiffs Enterprise Kontakt aufzunehmen, Kommandos zu erteilen und durch die Weiten des Alls zu gleiten. Entsprechend scheint es an diesem technologischen Ort der Oper zuzugehen: Über das Inspizientenpult werden Mitwirkende mittels einer Hausrufanlage aus ihren Garderoben auf die Bühne zum Auftritt gebeten, technische Vorgänge wie Bühnenumbauten und Lichtwechsel werden während der Vorstellung von diesem Cockpit aus über Wechselsprechanlagen oder drahtlose Rufanlagen geregelt. Durchrufe lassen sich auch in einzelne Rufgruppen unterteilen, so dass gewisse Informationen ganz gezielt für einzelne Abteilungen wie Technik, Beleuchtung, Ton, Maske oder Requisite selektiert werden können. Im Bühnenbereich, um die musikalischen Abläufe nicht zu stören,

funktioniert die Kommunikation vom Inspizienten zu den Bühnentechnikern häufig über Lichtzeichen, indem der Inspizient beispielsweise für eine anstehende Bühnen-Verwandlungsfahrt zur Ober- oder Untermaschinerie ein Licht aufleuchten lässt; ein 15 – 20 sekundiges »Achtungs«Zeichen für die dortigen Techniker, um mit dem Erlöschen des Lichtes die geforderte Aktion auszuführen. Eine Besonderheit an der Semperoper ist die so genannte Bühnenbildanzeige, ein Zahlenmonitor, über dessen bestimmte dreistellige Zahlenkombinationen ebenfalls Auftritte und Verwandlungen koordiniert werden. Kameras ermöglichen den Blick des seitlich sitzenden Inspizienten auf den Dirigenten oder

auch frontal als Totale auf das gesamte Geschehen auf der Bühne. Über sämtliche zu koordinierende Vorgänge gibt ein mit Eintragungen und nach einer bestimmten Notation angefertigter und mit Zeichen versehener Klavierauszug Auskunft, wonach der Inspizient die Vorstellung »fährt«. Vor deren Beginn ertönt ein fast überall im Opernhaus vernehmbarer Durchruf des Inspizienten, der die Abteilungen in erhöhte Aufmerksamkeit versetzt und gleich einem Ritual bei allen Beteiligten die letzten notwendigen Handlungen vor Beginn der Vorstellung auslöst: »Einen schönen guten Abend meine Damen und Herren. Es ist 18.30 Uhr; das erste Zeichen für unsere heutige Vorstellung. Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Vorstellungsbeginn, noch 30 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung.« Noch weitere Durchsagen folgen: So wird die Staatskapelle in den Orches-

tergraben gebeten, und die Bühne wird ein letztes Mal kontrolliert, auf Kommando des Inspizienten fährt fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn der Schmuckvorhang hoch, werden die zu Beginn der Vorstellung Mitwirkenden zur Bühne und der Dirigent in den Orchestergraben gerufen, über den Oberschließer aus dem Vorderhaus erfolgt die Verständigung »Der Saal ist fertig«, die Bühne wird freigegeben, der Saal abgedunkelt und über ein Lichtzeichen erhält der Dirigent schließlich die Freigabe zum Vorstellungsbeginn. Durch das Haus klingt ein ruhiges und beruhigendes: »Die Vorstellung hat begonnen.« Sofort tappt derjenige in eine Falle, der diese Tätigkeit, bei dem nervliche Belastbarkeit, Koordinationsvermögen und Verantwortungsbewusstsein in höchstem Maße notwendig sind, als klassischen Männerberuf sieht – die Mitarbeiterliste der Semperoper offenbart, dass neben dem Chefinspizienten Maltus Schettler ausschließlich Damen die Inspizienz-Fäden in der Hand halten. Silke Kurpiers, im dritten Jahr in Dresden »dabei«, äußert diesbezüglich augenzwinkernd: »Frauen sind die besseren Inspizienten, denn wir sind multitaskingfähig« – an Selbstbewusstsein scheint es nicht zu mangeln. Dies, kombiniert mit Nervenstärke ist auch notwendig, denn wenn Pannen passieren, muss entweder spontan Plan B entwickelt oder die Ruhe bewahrt werden, wie beispielsweise bei einer Aufführung, die Silke Kurpiers immer noch als ungute Erinnerung im Nacken sitzt: Ein eingerufener Sänger erschien schlichtweg zu seiner großen Arie nicht. Der Dirigent, geistesgegenwärtig, wiederholte das Vorspiel zweifach, bis der Vermisste, nichts von seiner Verspätung ahnend, schlendernd zur Bühne kam, auftrat und sang – ein Vorstellungsabbruch wäre fast unvermeidlich gewesen. Wie sich herausstellte, konnte der Sänger seinen Einruf nicht hören, da er selbst die Rufanlage ausgeschaltet hatte, um sich auf seinen Auftritt konzentrieren zu können … Es zeigt sich, dass die allerbeste Technik nur so viel wert ist wie die, die sie bedienen, oder die, die sich ihr geschickt entziehen.


Semper !

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Sabine Brohm (Leitmetzerin), Elena Gorshunova (Sophie) und Kurt Rydl (Ochs) in »Der Rosenkavalier«


Matthias Creutziger, Fotograf


Semper! Ballett

Extras

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Die Innere Stimme »On the move« – Da s Semperoper Ballett im Albertinum

An neuen, ungewöhnlichen Orten aufzutreten und gleichzeitig den Tänzerinnen und Tänzern die Möglichkeit zu bieten, sich künstlerisch weiterzuentwickeln – mit diesem Ziel begründeten Intendantin Dr. Ulrike Hessler und Ballettdirektor Aaron S. Watkin die Reihe »Semperoper Ballett ›On the move‹«, die bereits Ende Oktober 2010 im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihren ersten Höhepunkt findet. Unter dem Dach eines konzeptionellen Gesamtzusammenhangs präsentieren einzelne Künstler des Ensembles die eigene choreografische Handschrift und sinnieren über Musen und weitere archaische Erscheinungen in der Kunst bis heute. Es begab sich zu der Zeit, da Choreograf und Erster Solist des Semperoper Ballett, Jiří Bubeníček, und Isang Enders, ­Erster Konzertmeister und Cellist der Sächsischen Staatskapelle Dresden, sowie Pablo Assante, Direktor des Sächsischen Staatsopernchores Dresden, in gemeinsamer Sache an einem Tisch zusammenkamen.

Duosi Zhu und Jón Vallejo im Tanz mit der »inneren Stimme« Auguste Rodins, Skulpturensammlung Dresden


Michaela Angelopoulos, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

»Im Schaffensprozess sind wir dem am nächsten, was wir ›Gott‹ nennen, wenn wir denn an ihn glauben, oder nahe dem, was wir als das ›Im-MomentSein‹ verstehen. Dabei halten Kunstwerke immer nur den Schöpfungsmoment an sich fest und weniger den historischen Verlauf der Dinge. Der Künstler will nie über die Vergangenheit oder Zukunft berichten, sondern es ist der besondere Moment des ›Jetzt‹, der ihn zum Schöpfer erhebt und zu jenem Schöpfungsakt zwingt, aus dem das Besondere hervorgeht: Der Anfang von etwas – ein Beginn.« Jiří Bubeníček

Musik

Johann Sebastian Bach, Heinrich Ignaz Franz von Biber, György Ligeti, Arvo Pärt u.a. Konzeption

Jiří Bubeníček Musikalische Koordination

Isang Enders Chorleitung

Pablo Assante Dramaturgie

Michaela Angelopoulos Mitwirkend

Semperoper Ballett Sängerinnen und Sänger des Sächsischen Staatsopernchores Dresden Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden u.a.

Was entsteht, wenn sich die verschiedenen Künste innerhalb eines Theaterbetriebs zusammenschließen, im Namen der Kunst und aus eigenem Antrieb die vertraute Bühne verlassen, um gemeinsam in der Idee aufzugehen und als lebende Skulptur für den Moment sogar Teil einer Ausstellung zu werden? Wenn die Figuren eines Rodin plötzlich zu tanzen beginnen, steinerne Säulengänge durch den Körper des Cellos sprechen, die innere Stimme einer jeden Schöpfung zu klingen beginnt und in den feinen stimmlichen Nuancen eines Chorkörpers Widerhall findet? Die Mauern des im Juni 2010 spektakulär wiedereröffneten Albertinums – angefüllt mit Kunst, so alt wie das Gebäude selbst und so jung wie die hochwassersichere »Brücken«-Konstruktion – waren Inspira­tion genug, eine solche Initiative ins Leben zu rufen. Schon als das imposante Gebäude noch in eine Staubwolke gehüllt einer Baustelle glich und den uralten Glanz des Verfalls verströmte, entstand auf den gemeinsamen Rundgängen von Aaron S. Watkin und Dr. Moritz Woelk, Direktor der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, inmitten der Baugerüste die Idee, das Gemäuer zu einem gemeinsamen Kunstwerk einmalig aufleben zu lassen. Der Auftritt des Semper­oper Ballett bei der feierlichen Eröffnung des Albertinums am 20. Juni 2010 enthielt bereits eine Ahnung dessen, was im Oktober zu sehen sein wird: In einem außergewöhnlichen Konzept verbindet Jiří Bubeníček Instrumentalmusik, Tanz, Gesang und Sprechtheater in einem ebenso gewaltigen wie feinsinnigen Zusammenspiel mit den ausgestellten Kunstwerken und dem sie umgebenden Raum zu einem vielschichtigen Ereignis, in dem eine jede Kunstform die andere bedingt, anstachelt, ergänzt, führt. Gemeinsam mit seinem Bruder und kreativen Partner Otto Bubeníček kreiert der Choreograf einen künstlerischen Höhepunkt für bildende und performative Künste gleichermaßen und integriert ihn in den Alltag eines Museumsbesuchs.

Die innere Stimme oder die Suche nach einem Anfang Ein Gebäude kann ebenso Geschichten erzählen wie ein Kunstwerk, wie ein Baum, wie ein Instrument. Alles was von Menschenhand geschaffen ist, birgt stets den Schatz einer ganzen Geschichte in sich – Fingerabdrücke, Stimmen, Emotionen, die sich über die Jahre und Jahrhunderte vermischen und stets ein Gebilde zurücklassen, das ebenso das Alter wie die Unschuld des Augenblicklichen in sich trägt. Das neue Albertinum birgt einen solchen Schatz; künstlerische Vergangenheit trifft auf unmittelbare Gegenwart, vergangene Baumaßstäbe verbinden sich zu einem Chor abstrakter Stimmen, die lautlos schreiend ihre Botschaft verkünden und von Schmerz, Liebe, Gewalt und Schönheit vergangener Zeiten berichten, über Menschen und Schaffensprozesse, Umweltkatastrophen und Jubiläen, über Wiedergeburt und Auferstehung. Und tatsächlich steht hinter all dem Schaffen und Geschaffen-sein kein anderer als der Mensch selbst, der die Stimmen wahrnimmt, sammelt, filtert und im Schöpfungsakt manifestiert. Eine Trancewelt wird auf einmal zum Greifen nah und verselbstständigt sich in Bewegung und sonoren Schwingungen. Der Künstler ist stets getrieben von dieser inneren Stimme – die Muse all jener, die geschaffen und sich aus dem Geschaffenen wiedergeschöpft haben. Denn nur im Festhalten des intensivierten Moments vermögen wir wahrhaft zu begreifen, zu schauen, zu erkennen und uns letztlich selbst zu begründen. Veranstaltung

Die Innere Stimme / The Inner Voice Semperoper Ballett »On the move« Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Eingang Georg-Treu-Platz und Brühlsche Terasse 30. & 31. Oktober 2010 jeweils 13 und 15 Uhr Tickets regulärer Museumseintritt Besucherservice 0351 49142000 besucherservice@skd.museum Weitere Veranstaltungen der Reihe Semperoper Ballett »On the move«

Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen 4. & 5. März 2011 Festspielhaus Hellerau 1. & 2. Juli 2011


Semper!

Reportage

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Stein und Styropor geschwisterlich vereint

Auf dem Gelände der gemeinsamen Werk­ stätten von Semperoper Dresden und Staats­ schauspiel arbeiten Bildhauer Seit’ an Seit’ an ganz unterschiedlichen Werken: Plastiker der Theaterwerkstätten bauen fantasievolle Bühnenobjekte, und Steinmetze der Zwingerbauhütte bewahren barocke Pracht. Ein Besuch zwischen Sandstein und Styropor. Zwei Wasserspeier mit frech herausgestreckter Zunge und Teufelshörnchen hocken auf einer Werkbank und warten auf ihre Vollendung. Würde man die beiden Vogelwesen einige Tage später besuchen, hielte man sie für Sandsteinfiguren. Jetzt jedoch strahlt noch ein verdächtiges Weiß zwischen ihrem Beige hervor: Sie sind aus Styropor geschnitzt. Niemals werden sie ein altehrwürdiges Gemäuer zieren und es vor Rinnsalen bewahren müssen. Stattdessen treten die beiden styroporenen Gesellen auf der Opernbühne auf, in der Neuproduktion der »Coppélia«, die das Semperoper Ballett im Februar 2011 herausbringt. Bis dahin hat die PlastikAbteilung noch einiges zu tun. Denn eine riesenhaft vergrößerte Kaffeekanne nach Meißner Vorbild spielt ebenfalls mit.

Anna Kögeböhn, Plastikerin

Marcus Rossburger, Bildhauer

Da steht sie nun in einer großen Werkhalle, halbfertig und noch ohne PorzellanDekor, aber hübsch geschwungen, und wartet auf einen Überzug aus Polyesterlaminat. Zwei Plastikerinnen bearbeiten die Kanne und sehen dabei in ihren weißen Schutzoveralls sehr futuristisch aus. 800 Stunden Arbeit wird sie und ihre Kollegen die Kanne kosten – nicht nur deshalb ist sie das Lieblingsobjekt der ganzen Abteilung. Eine solche Herausforderung gibt es nämlich auch in der Oper mit ihren vielen Bühnenwunderwerken nicht jeden Tag. »In letzter Zeit ist wieder etwas zu sehen auf den Bühnen, das ist gut für uns«, sagt der Plastikvorstand Mario Sammler, der dem einstigen Trend der leeren Bühnen verständlicherweise nicht sehr nachtrauert. »Plastiker ist ein Traumberuf«, schwärmt er, »ein Handwerk, das von Formgefühl, eigenen Ideen und dem Beherrschen verschiedenster Technologien lebt«. Unter den acht Mitarbeitern der Abteilung sind daher nicht nur gelernte Plastiker, sondern auch Bauingenieure, Holzbildhauer und Tischler. Sammler selbst ist eigentlich Schlosser. In seinem kleinen Reich, im Geviert des ehemaligen Marstalls hinter dem Zwingerteich gelegen, riecht es stark nach Farben, Lösungsmitteln und Kunst-


Christine Diller, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

stoffen. Übergroße Lauchzwiebeln hängen von einer Treppe herab, eine gläserne Frau und ein riesiger Malpinsel schmücken die Wände. »Mit Pappmaché arbeiten wir schon lange nicht mehr«, erklärt Sammler.

»Während die einen Kulissen für die Bühne bauen, pflegen die anderen mit dem Zwinger die historische ›Public-Relations-Kulisse‹ eines Königs.«

»Das wäre zu aufwändig.« Aus Styropor, Gips, Polyester und Silikonen besteht hingegen all das bühnentaugliche Gemüse, Geschirr, Gerät und Getier. Je nachdem, wie viel es kosten darf, ob es bespielt wird, zerlegbar sein muss, zerbrechen oder im Gegenteil haltbar, feuer- oder wasserfest sein soll. Die Modelle jedoch, von denen die Form abgenommen wird, werden in alter Tradition in Ton oder Holz modelliert. Vis-à-vis den Wasserspeiern zum Beispiel nimmt gerade ein Tonklumpen schon erkennbar langohrige Eselskopf-Form an. Indessen die beiden Wasserspeier etwas neidisch auf den Hof hinaus zu schielen scheinen, wo sich unter freiem Himmel ihre Artgenossen tummeln – Wasserspeier wie sie, aber auch Putti, Geister und Götter, schwer und meist verwittert.

Hans-Christoph Hampel, Steinbildhauer-Meister

Denn hier, direkt neben der Plastikabteilung, kümmert sich die Zwingerbauhütte um den steinernen Schmuck des barocken Zwingerensembles. Was die beiden Werkstätten verbindet, ist nicht nur die Nachbarschaft. Während die einen Kulissen für die Bühne bauen, pflegen die anderen mit

dem Zwinger die historische »Public-Relations-Kulisse« eines Königs, wie es Karl Schöppner ausdrückt, der Leiter der Zwingerbauhütte. Und nicht nur die Plastiker kopieren von realen Vorbildern – auch die Bildhauer fertigen zum Verwechseln ähn­ liche Duplikate an. Um schwer beschädigte Figuren künftig vor widrigen äußeren Einflüssen zu schützen, stellen sie das wertvolle Original ins Depot. Millimeterweise aber meißeln sie zuvor eine Kopie. Von dem neckisch dreinblickenden »Putto im Manteltuch« etwa, der einen noch etwas zu speckigen Zwilling neben sich stehen hat.

Mario Sammler, Leiter der Plastik

Ab und zu helfen die Zwingerbauleute den Plastikern auch mit ihrem großen Gabelstapler aus. Die übrige Arbeit der Restauratoren und Steinmetze ist aber doch eine ganz andere. Nicht zufällig arbeiten sie in Unterständen im Freien, das natürliche Spiel von Licht und Schatten ist besonders wichtig für die Bildhauer bei der Bearbeitung der Sandsteinoberfläche. Außerdem sind Restauratoren damit beschäftigt, das steinerne Dekor zu reinigen, es in entionisiertem Wasser wochenlang zu baden, um die Schadstoffe auszuspülen, und schließlich Fehlstellen auszubessern, den Sandstein zu schützen und wieder aufzubauen. Denn letztlich geht in der Zwingerbauhütte nichts über die Bewahrung des Originals: »Würde man immer von der Kopie kopieren, hätte man nach 200 Jahren einen anderen Zwinger«, erklärt der Steinbildhauermeister Hans-Christoph Hampel. Bewahren für die Ewigkeit, Kopieren für die Vergänglichkeit – hier kümmern sich Spezialisten hingebungsvoll um beides.


Semper!

Menschen

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Rudolf Buchbinder Capell-Virtuos

Zehn Fragen

Schon immer war die Staatskapelle ein Ensemble von Virtuosen, und bis heute tragen viele Musiker mit Stolz den Ehrentitel »Kammervirtuos«. In der Saison 2010/11 gibt es – in Analogie zum Capell-Compositeur – erstmals auch einen Capell-Virtuosen: einen renommierten Gastsolisten, der mit verschiedenen Projekten in den Konzerten der Staatskapelle präsent ist. Erster Capell-Virtuos ist der Pianist Rudolf Buchbinder, der neben Klavierkonzerten von Beethoven und Schumann auch mit einer Gesamtaufführung aller Beethoven-Klaviersonaten in der Semperoper seinen Ausnahmerang unter Beweis stellt.


Mein Morgenritual ist …

Mein Traum vom Glück…

Abschalten kann ich am besten…

Das Unvernünftigste, was ich je getan habe…

Schwach werde ich…

In meiner Hosentasche habe ich…

Mein letzter Lustkauf war …

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es …

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…

Mein Liebslingort in Dresden…


Semper!

Intermezzo Premiere »Il tutore« (Der Vormund)

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Über Sinn und Unsinn des Theaters Arne Walther s Bühnen bild zu Hasses Intermezzo »Il tutore«

sistent in die Technische Direktion. Er absolvierte die Prüfungen als Bühnen- und Beleuchtungsmeister, hat Lehraufträge an der Hochschule für Bildende Künste inne, und mittlerweile bekleidet Arne Walther den Posten eines Technischen Produktions­leiters – eine Funktion, die es in dieser Form an der Semperoper bis vor zwei Jahren noch nicht gab. In Zeiten knapper Kassen, eines immer anspruchs-

»Die Geschichte spielt in einer Miniatur - Semperoper.« Die Semperoper ist ein Arbeitsplatz, auf den man stolz sein kann – das zweifellos schönste Opernhaus der Welt, die jahrhundertealte Tradition … Zu den Künstlern, die den Weltruhm des Theaters begründeten, gehört Hofkapellmeister Johann Adolf Hasse, dessen komisches Intermezzo »Il tutore« am 3. Oktober Premiere haben wird. Regisseur Manfred Weiß hat mit den Sängern Nadja Mchantaf und Matthias Henneberg sowie Tom Quaas vom Staatsschauspiel eine Rahmenhandlung entwickelt, die den »schönen Schein« des Theaters selbst auf unterhaltsame Weise in den Mittelpunkt rückt. Was lag also näher, als die Produktion gleich in einer MiniaturSemperoper anzusiedeln? Bühnenbildner Arne Walther hat sich einen die Sinne verwirrenden, vielfältige Ein- und Ausbli-

cke erlaubenden Raum ausgedacht. Der 38-jährige ist seit 22 Jahren in verschiedenen Funktionen an der Semperoper engagiert und kann viel erzählen ... Dass er zum Theater will, wusste Arne Walther schon als kleiner Junge. In einem musischen Haushalt aufgewachsen, bastelte er schon in seiner Kindheit Bühnenbildmodelle, malte, fotografierte, spielte Gitarre. Nach Ende der Schulzeit absolvierte er erst einmal eine Tischlerlehre in den Werkstätten der Semperoper. Das Gesellenstück, zwei Jahre später, war eine Tür für das Schauspiel »Wer hat Angst vor Virginia Woolf«. Als nächste Station folgte eine Tätigkeit in der Bühnentechnik. 1992 holte ihn der damalige Technische Direktor, Klaus Wiechmann, dann als As-

voller werdenden Spielplans sowie zunehmender technischer Herausforderungen der Bühnenbilder ist es notwendig, den Produktionsteams einen Partner zur Seite zu stellen, der das Bindeglied zwischen Kunst und Technik darstellt. Arne Walther, der die Möglichkeiten und Notwendigkeiten des Spielbetriebes der Semperoper kennt und selbst auch als Bühnenbildner tätig ist, arbeitet im Vorfeld eng mit den künstlerischen Teams zusammen, um die in monatelanger Arbeit entwickelten Bühnenbildentwürfe überhaupt finanziell und technisch realisierbar zu machen, ohne dabei das künstlerische Konzept aus den Augen zu verlieren. Dabei ist es unter anderem die Aufgabe des Technischen Produktionsleiters, Vorschläge zu entwickeln hinsichtlich der Materialauswahl, techni-


Sophie Becker, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

Optische Täuschung: Zuschauerraum als Bühnenbild von »Il tutore«

scher Verwandlungen, dem Einsatz der vorhandenen Bühnentechnik und Fundusmaterialien, konstruktiver Umsetzungen, um schnellstmöglichen Auf- und Abbau sowie platzsparende Lagerung zwischen den wechselnden Vorstellungen des Repertoirebetriebes zu ermöglichen. Es ist natürlich ein Glücksfall, dass der Sempe­ roper, den künstlerischen Teams und ihm dabei seine eigene Arbeit als Bühnenbildner zugute kommt. Wie für viele Künstler lagen auch bei ihm die Anfänge in der semper kleine szene, wo er 1994/95 ein Tanztheaterstück von Christian ­Schwaan ausstattete. Daraus resultierte eine mehr als zehnjährige künstlerische Partnerschaft Musikalische Leitung

Johannes Wulff-Woesten Inszenierung

Manfred Weiß Bühnenbild

Arne Walther Kostüme

Frauke Schernau Dramaturgie

Sophie Becker Pandolfo/ Intendant/ Der Herr

Matthias Henneberg Lucilla/ Opernsängerin/ Das Fräulein

Nadja Mchantaf Claudio/ Mosca/ Regieassistent/ Verkäufer

Tom Quaas Hausmeister

Hannes-Detlef Vogel

mit dem Tänzer, Choreografen und mittlerweile Wiesbadener Ballettdirektor Stephan Thoss, die Arne Walther an zahlreiche andere Theater führte. An der Arbeit mit Thoss schätzt Arne Walther vor allem die intensiven Recherchephasen und die dramaturgische Denkweise. Den Bühnenbildern für die Ballettklassiker von Vladimir Derevianko und Aaron S. Watkin wiederum näherte er sich auf gänzlich andere Art und Weise: Dort genoss Arne Walther es, aus dem Vollen zu schöpfen und sich mit Traditionen – im Handwerk, der bildenden Kunst, der Ballettgeschichte – auseinanderzusetzen: »Weil bei der Abstraktion oft die Romantik auf der Strecke bleibt, man aber trotzdem romantisch veranlagt ist.« Die Arbeit an »Il tutore« führt nun ­diese beiden Interessensgebiete zusammen. Intermezzi sind eine von der commedia dell’arte beeinflusste Frühform der komischen Oper. Erzählt wird die Geschichte eines alternden Mannes, der mit aller Kraft sein attraktives Mündel heiraten möchte, die naturgemäß ihren gleichal­ trigen Freund bevorzugt und sich nur mit List und Tücke gegen diese Zwangsehe wehren kann. Regisseur Manfred Weiß hat eine deutsche Textfassung geschrieben, die eine » Theater-auf-dem-Theater«Situation etabliert und eine Gruppe von Künstlern zeigt, die wiederum »Il tutore« auf Italienisch einstudieren. Dabei kommt es zu turbulenten Verwirrungen und Verwechslungen der beiden Ebenen ... Das

Bühnenbild spielt mit Abstraktion und Elementen barocker Theaterästhetik – so gibt es zum Beispiel einen traditionell gemalten Prospekt, der den Zuschauerraum der Semperoper en miniature spiegelt. Hier ist es natürlich von Vorteil, dass Arne Walther die Kollegen in den Werkstätten und ihre besonderen Fähigkeiten kennt und sehr schätzt ... Im Team gemeinsam mit Manfred Weiß, dem musikalischen Leiter Johannes Wulff-Woesten und der Kostümbildnerin Frauke Schernau wurde intensiv die Frage diskutiert, wie man eine einstmals so populäre Form wie das Intermezzo heute gerade auch für Opernneulinge zugänglich machen kann. Denn der Bezug in Stückwahl und Bühnenbild auf die erste Blütezeit des Dresdner Hauses soll kein Geschichtsunterricht sein, sondern führt direkt in unsere Zeit: Wieso ist die Semperoper, auch jenseits des Gebäudes und der Tradition, eine Institution, auf die man stolz sein kann? Oder, anders gesagt: Warum machen wir Theater, was soll das Theater?

Premiere

3. Oktober 2010, 11 Uhr Weitere Vorstellungen

10. Oktober, 11 Uhr; 26. Oktober, 20 Uhr; 31. Oktober, 11 Uhr; 17. April, 11 Uhr Tickets 11 Euro


Semper! Staatskapelle

Tournee

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Matthias Claudi, Autor Matthias Creutziger, Fotograf

Staatskapelle goes West Gastkonzert in München / USA-Tournee 20. Oktober 2010 München, Philharmonie im Gasteig

Seit ihrer ersten USA-Tournee in den 1970er Jahren ist die Sächsische Staatskapelle Dresden regelmäßig zu Gast in den Vereinigten Staaten. Der große Respekt, den die Staatskapelle in Nordamerika erfährt, hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass die Geschichte des Orchesters mit seinem Gründungsjahr 1548 annähernd in die Zeit zurückreicht, in der der »neue Kontinent« entdeckt wurde.   Gegenwärtig finden Konzertreisen der Staatskapelle in die USA in der Regel im jährlichen Wechsel mit dem anderen Tournee-Fernziel Asien statt. Eine Ausnahme bildete die Saison 2008/09, in der die Staatskapelle ihren 460. Geburtstag feierte und sowohl in die USA wie auch nach Japan, China und Südkorea reiste.   Ende Oktober / Anfang November steht nun eine erneute Gastspielreise der Staatskapelle durch die Vereinigten Staaten an. Zehn Konzerte stehen in den knapp zwei Wochen auf dem Programm. Die Musiker erwartet ein straffer Reiseplan mit Konzerten an Ost- und Westküste.   Nach einem Auftaktkonzert im Münchner Gasteig am 20. Oktober heißen die Tourneestationen Davis, San Francisco, Santa Barbara, Costa Mesa und San ­Diego (alle Kalifornien), New York, Philadelphia sowie zum Abschluss Washington.   Im Reisegepäck der Staatskapelle finden sich Werke von Ludwig van Beethoven, ­Robert Schumann und Johannes Brahms, also das klassische Kernrepertoire, mit dem die Staatskapelle weltweit wie kaum ein anderes Orchester in Verbindung gebracht wird. Ein besonderer Höhepunkt dürften die beiden Aufführungen des »Deutschen Requiems« von Johannes Brahms sein, welche sowohl in Philadelphia wie auch in New York zu hören sein werden.

23. Oktober 2010 Davis, Mondavi Center 24. Oktober 2010 San Francisco, Davis Hall 26. Oktober 2010 Santa Barbara, The Granada 27. Oktober 2010 Costa Mesa, Segerstrom Hall

Die musikalische Leitung übernimmt Daniel Harding, der seit vielen Jahren regelmäßig am Pult der Staatskapelle steht und bereits im Juni 2009 mit dem Orchester eine umjubelte Europatournee mit Konzerten in Köln, Paris, Luxemburg, Dublin und Glasgow bestritt. Neben den Solisten Sergey Khachatryan (Violine), Deborah Voigt, Christiane Karg (beide Sopran), Matthias Goerne und Hanno MüllerBrachmann (jeweils Bariton) dürfte vor allem Rudolf Buchbinder im Rampenlicht stehen, der Klavierkonzerte von Beethoven und Schumann interpretieren wird und die Staatskapelle nicht nur während der USTournee, sondern durch die ganze Saison hindurch begleiten wird.   Buchbinder war bereits bei der letzten US-Tournee der Staatskapelle mit an Bord. Damals gab er sein längst überfälliges Debüt. Offensichtlich muss es bei dieser Gelegenheit heftig gefunkt haben zwischen Solist und Orchester. Die gemeinsamen Konzerte erwiesen sich als wahre Triumphe, und schon bald schlossen sich weitere Engagements an. Vorläufiger Höhepunkt der gemeinsamen Arbeit ist die Ernennung Buchbinders zum Capell-Virtuosen der Saison 2010/11, die ihn auch als Interpreten aller Beethoven-Klaviersonaten in die Semperoper führen wird.

28. Oktober 2010 San Diego, Copley Hall 31. Oktober / 1. November 2010 New York, Avery Fisher Hall 2 . November 2010 Philadelphia, Kimmel Center 3. November 2010 Washington, Kennedy Center Daniel Harding, Dirigent Rudolf Buchbinder, Klavier Sergey Khachatryan, Violine Deborah Voigt, Sopran Christiane Karg, Sopran Matthias Goerne, Bariton Hanno Müller-Brachmann, Bariton Westminster Choir New York Repertoire

Ludwig van Beethoven »Ah perfido!« op. 65 Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Violinkonzert D-Dur op. 61 Johannes Brahms »Ein deutsches Requiem« op. 45 Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Robert Schumann Klavierkonzert a-Moll op. 54


Semper!

Service, Spielplan, Impressum

Spielplan

Service Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de) T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de

Tickets Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) bei allen ctsVorverkaufsstellen Karten für die Semperoper Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de

Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskarte. Im Print@ Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden. Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzertabend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@HomeVerfahren unter semperoper.de zum selbst ausdrucken. Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (5 Euro zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: kommunikation@semperoper.de

Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden

Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin

Intendantin Dr. Ulrike Hessler

Herstellungsregie Marcus Bräunig

Semper! September  – Oktober Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336

Bildredaktion Matthias Creutziger, Marcus Bräunig

Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, stellvertretende Leitung Michaela Angelopoulos, Sophie Becker, Matthias Claudi, Christine Diller, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler

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Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 2. September 2010

September

Do 23 19:00 Fr 24 19:00 20:00 Sa 25 19:00 20:00 So 26 11:00 18:30 Mo 27 19:00 Mi 29 14:00 19:00 Do 30 20:00

Il trovatore Rigoletto AHAB in der Gläsernen Manufaktur La traviata AHAB in der Gläsernen Manufaktur Einführungsmatinee Daphne Semper Soiree mit Gesangsensemble der Semperoper Dresden La traviata Schwanensee Schwanensee 1. Kammerabend

Oktober

Fr 01 19:00 Sa 02 18:00 So 03 11:00 19:00 Mo 04 19:00 Di 05 19:00 Mi 06 19:00 Do 07 19:00 Fr 08 19:00 Sa 09 19:00 So 10 11:00 19:00 Mo 11 19:00 Di 12 19:00 Mi 13 19:00 Do 14 19:00 Fr 15 19:00 Sa 16 19:00 So 17 11:00 19:00 Mo 18 20:00 Di 19 20:00 Mi 20 19:00 Do 21 19:00 Fr 22 19:00 Sa 23 19:00 So 24 11:00 19:00 Mo 25 19:00 Di 26 14:00 20:00 Mi 27 19:00 Do 28 19:00 Fr 29 19:00 Sa 30 19:00 So 31 11:00 19:00

Schwanensee Premiere Daphne Premiere Il tutore Le nozze di Figaro Schwanensee Daphne (Dresdentag) La traviata Rigoletto Daphne Il trovatore Il tutore La traviata Daphne Rigoletto La traviata Daphne Il trovatore Giselle 3. Symphoniekonzert Daphne 3. Symphoniekonzert 3. Symphoniekonzert Giselle Il barbiere di Siviglia Dreamlands (Ballett) Giulio Cesare in Egitto 18. Preisträgerkonzert der Stiftung zur Förderung der Semperoper Giselle Giulio Cesare in Egitto Dreamlands Il tutore L’italiana in Algeri Giulio Cesare in Egitto L’italiana in Algeri Il barbiere di Siviglia Il tutore Giulio Cesare in Egitto


November

Mi 03 19:00 Do 04 19:00 Fr 05 19:00 Sa 06 19:00 So 07 11:00 20:00 Mo 08 19:00 Mi 10 19:00 Do 11 20:00 Fr 12 19:00 Sa 13 19:00 So 14 11:00 17:00 Mo 15 19:00 Di 16 20:00 Mi 17 15:00 Do 18 20:00 Fr 19 19:00 Sa 20 18:00 20:00 So 21 11:00 17:00 Mi 24 20:00 Do 25 19:00 Fr 26 19:00 Sa 27 18:00 19:00 20:30 So 28 11:00 20:00 Mo 29 19:00 Di 30 19:00

Dezember

L’italiana in Algeri Il barbiere di Siviglia L’italiana in Algeri Il barbiere di Siviglia L’italiana in Algeri Soiree mit dem Ensemble Il barbiere di Siviglia Il trovatore Rigoletto Il trovatore Rigoletto Einführungsmatinee Gisela! Tannhäuser Rigoletto Liederabend: Klaus-Florian Vogt Tannhäuser 2. Kammerabend Il trovatore Premiere Gisela! Konzert in der Frauenkirche I Figaro Operncafé Spezial Tannhäuser Gisela! (Dresdentag) Gisela! Hänsel und Gretel Adventskonzert des ZDF in der Frauenkirche Gisela! Voraufführung »Passionsmusik« in der Frauenkirche Klavierrecital Rudolf Buchbinder II Gisela! Hänsel und Gretel Hänsel und Gretel

Mi 01 Fr 03 Sa 04 So 05 Mo 06 Di 07 Mi 08 Do 09 Fr 10 Sa 11 So 12 Mo 13 Di 14 Mi 15 Do 16 Fr 17 Sa 18 So 19 Mo 20 Di 21 Mi 22 Do 23 Sa 25 So 26 Mo 27 Di 28 Do 30 Fr 31

20:00 20:00 19:00 11:00 16:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19:00 18:00 12:00 19:00 14:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 11:00 19:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19.00 19:00 18:00 19:00 20:00 19:00 20:00 17:30

1. Aufführungsabend Hänsel und Gretel Gisela! Einführungsmatinee Rusalka Hänsel und Gretel (Familientag) Hänsel und Gretel 3. Kammerabend Hänsel und Gretel Weihnachtskonzert mit dem Ensemble Dornröschen Premiere Rusalka Premiere Dido and Aeneas Dornröschen Hänsel und Gretel Hänsel und Gretel Rusalka Dido and Aeneas Dornröschen Dido and Aeneas Faust / Margarete Dornröschen Dido and Aeneas Rusalka Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert Dornröschen Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert Rusalka Faust / Margarete Rusalka Faust / Margarete 4. Kammerabend Il barbiere di Siviglia Silvester Konzert Silvester Konzert

Der Dresdentag wird unterstützt durch

Weitere Informationen unter semperoper.de Änderungen vorbehalten


Semper!

Rätsel

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Rätsel Tannhäuser

Zahl des Monats 1,81 m groß ist die Südkoreanerin Sang Eun Lee und damit die größte Tänzerin des Semperoper Ballett. Sang Eun Lee, geboren in Seoul, absolvierte ihre Ausbildung an der Sunhwa Arts High School Seoul und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Seit der Spielzeit 2010/11 ist sie Tänzerin im Corps de Ballet des Semperoper Ballett und unter anderem zu sehen im mehrteiligen Ballettabend ­»Dreamlands«, mit Choreografien von Forsythe, Dawson und Inger, am 26. Oktober 2010. Der Nachwuchs wartet nicht: 1,83 m groß ist die Amerikanerin Hannah ­McDonald. Sie ist Mitglied des 2006 ins Leben gerufen­en Elevenprogramms, eines Gemein­schafts­ unternehmens zwischen dem Semperoper Ballett und der Palucca Schule Dresden – Hochschule für Tanz.

Die Welt der Göttin Venus, bei der der sterbliche Tannhäuser als ihr Geliebter weilt, ist der Lust und Sinnlichkeit geweiht. Dieser Art von Genüssen eines Tages überdrüssig, sehnt er sich nach irdischen Gefilden zurück. Mit seiner Anrufung Marens­ versinkt die Welt der Venus, und Tannhäuser findet sich am Fuße der Wartburg wieder. Als er dort zum ausgelobten Sängerwettstreit um die Liebe im Gegensatz zu den anderen Sängern, die von Reinheit des Gefühls singen, vor allem auf die Lust anstimmt, sorgt er für Empörung. Man fordert seinen Tod. Elisabeth, deren Herz er zu gewinnen beabsichtigte, stellt sich schützend vor ihn. Zur Buße wird er nach Rom geschickt. Nach Monaten kehrt der Pilgerzug ohne ihn wieder. Elisabeth stirbt, bevor der Unglückliche doch zurückkehrt, dem offenbar die päpstliche Absolution verweigert wurde. Wie durch ein Wunder wird Tannhäuser erlöst. Wie lauten die Familiennamen der fünf Wettstreiter im Sängerkrieg?

Weitere Vorstellungen

14., 17., 21. November 2010 22. & 25. April, 29. Mai, 2. & 5. Juni 2011 Tickets ab 17,50 Euro

Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010 / 11 Ihrer Wahl, ausgenommen Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

25. Oktober 2010 Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoer.de

Lösungswort des letzten Rätsels, Heft 1

Tournedos Rossini Gewonnen hat Eberhart Obst, Köln.


Lรถsung


Semper  Bereich

Sparte Person

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Der Stiftungsrat Senator h. c. Rudi Häussler, Stuttgart Gründer und Vorsitzender des Stiftungsrates Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden Ehrenprofessor Senator E.H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Susanne Häussler, Stuttgart

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden

Alfred Sigl, Nürnberg

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert, Sindelfingen Vorsitzender des Kuratoriums

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Das Kuratorium Assistenz-Treuhand GmbH Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Roland Berger Strategy Consultants GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER caverion GmbH Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais Senator h.c. Siegfried Knüpfer KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere

Metering Service Gesellschaft mbH Ostsächsische Sparkasse Dresden Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank SAP Deutschland AG & Co. KG Schelling & Partner Rechtsanwälte und Notare Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglied: Professor Christoph Albrecht


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


Semper!

Rezension eines Gastes

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Kathleen Goldammer Studentin der Musikwissenschaft an der TU Dresden

Reihe 7, Platz 23 1. Symphoniekonzert, August 2010

Wie haben Sie sich auf das 1. Symphoniekonzert eingestimmt? Ich habe mich vorab auf der Website der Sächsischen Staatskapelle über das Programm informiert. Für längere Recherchen fehlte mir jedoch leider die Zeit. Durch mein Studium bin ich aber ganz gut im Bilde über Beethovens Werk. Das Programmheft hat mir die übrigen Dinge wieder ins Gedächtnis gerufen. Eine große Hilfestellung war es für mich vor allem in Bezug auf Erkki-Sven Tüür, der mir vorher noch völlig unbekannt war. War das Ihr erster Konzertbesuch in der Sem­ peroper? Nein, dadurch, dass ich aus der Gegend hier stamme, ist mir die Semperoper seit meiner Kinderheit vertraut, und ich habe schon viele Konzerte und Opernauf­ führungen hier im Haus erlebt. Das letzte Konzert, das ich besucht habe, war das 12. Symphoniekonzert der vergangenen Saison. Besonders die Aufführung von »Stratum« der ehemaligen Capell-Compositrice Rebecca Saunders hatte mich damals gereizt. Aber auch die Interpretation von Alban Bergs Violinkonzert ist mir im Gedächtnis geblieben. Außerdem gehe ich auch immer wieder gern zu den Konzerten der Reihe »Jazz in der Semperoper«. Ich habe in diesem Rahmen schon grandiose Auftritte gesehen, darunter das Omar Sosa Quintet, Herbie Hancock oder Charles Lloyd. Welche Eindrücke nahmen Sie vom Konzert mit nach Hause? Ich habe die Kombination Paavo Järvi / Staatskapelle­ Dresden als ungemein spannend empfunden. Man spürte förmlich, wie sich Orchester und Dirigent gegenseitig befruchten. Der unverwechselbare Klang des Orchesters mit seinem weichen und dunklen Timbre, dazu die – gerade was die Tempi anbelangt – doch sehr forsche Herangehensweise des Dirigenten: daraus resultierte eine für mich wirklich interessante und äußerst reizvolle Symbiose, die die so bekannte fünfte Symphonie von Beethoven für mich einem völlig neuen Licht erstrahlen ließ. Nicht minder beeindruckend

war der Vortrag von Rudolf Buchbinder, der dem fünften Klavierkonzert Beethovens eine Größe verlieh, die ihres Gleichen sucht. Geradezu berückend gelangen ihm die Kantilenen im Adagio des zweiten Satzes, erstaunlich hier natürlich auch die Piano-Kultur der Staatskapelle. Buchbinder erreicht mit scheinbar einfachen Mitteln deutlich mehr als viele seiner – meist jüngeren – Kollegen, die nicht selten wie Popstars gefeiert werden, aber deshalb nicht auch automatisch wirklich etwas zu sagen haben. Ich freue mich schon jetzt auf die zyklische Aufführung aller Beethoven­Sonaten mit Rudolf Buchbinder in der Semperoper.

»… dem fünften Klavierkonzert Beethovens eine Größe verlieh, die ihres Gleichen sucht.« Etwas zwiespältig sind meine Gefühle im Hinblick auf das Eingangsstück von Erkki-Sven Tüür. Die programmatische Idee der Verbindung von Zeit und Raum erschloss sich mir nicht zur Gänze. Dies mag aber auch damit zu tun haben, dass ich dieses Werk zum ersten Male hörte. Andererseits empfand ich vor allem die Echowirkung, die das ganze Orchester durchlief, als sehr beeindruckend. Ich bin froh und dankbar, dass in den Konzerten der Staatskapelle immer wieder Akzente auch im Hinblick auf die zeitgenössische Musik gesetzt werden. Dies öffnet zum einen die Ohren, und gerade die Gegenüberstellung von Werken unserer Zeit mit solchen des klassischromantischen Repertoires ermöglicht häufig völlig neue Höreindrücke.

Beethoven-Sonatenzyklus mit Rudolf Buchbinder

28. November 2010, 2. Januar, 13. & 20. Februar, 6. & 27. März 2011, jeweils um 11 Uhr


Semperoper Dresden – ich singeDaphne Camilla Nylund, Sopran

Daphne Richard Strauss Premiere 02. 10. 2010 Aufführungen 05., 08., 11., 14. und 17.10.2010 Informationen & Tickets T 0351 4911 705 / semperoper.de Design Fons Hickmann m23 Fotografie Matthias Creutziger

Semperoper Dresden


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