Semper Magazin No.3

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Semper ! Magazin

2010 / 11

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Oper, Ballett, Konzert, Junge Szene



Semper!

Editorial

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Editorial Ital ien

Wer kann da widerstehen? Land der ewigen Sonne, atembe­ raubender Städte, aromatischen Olivenöls, schick ange­zogener Menschen und gesprächslauniger Kellner, die bestochen werden können, um vom Cheftrüffel ein paar extra Scheibchen zu hobeln. Auch die ewigen Streiks und chaotischen Zustände, die unsere Urlaube ruiniert haben, ver­ hindern es nicht: Die nächste Italienreise wird doch wieder gebucht, das Kind aufgrund begeisternder Opernbesuche Silvio oder Mario genannt. Wer nicht kann, träumt von einem Haus in der Toskana, wer kann, kauft es. Auch die Opernbesucher in Deutschland sind dem Italieni­ schen treu: Nach wie vor sind die Werke Rossinis und Verdis Bestseller. So stehen auf dem Novemberspielplan einige Höhepunkte mit unseren Solistenstars – »L’italiana in Algeri« mit Tichina Vaughn, »Il barbiere di Siviglia« mit Barbara Senator und »Rigoletto« mit Markus Marquardt. Marjorie Owens gibt die Elisabeth in »Tannhäuser«: Wagners italienischste Oper, mit einem Auge schaut er auf seinen Abendstern-Belcanto-Schlager, mit dem anderen auf das 21. Jahrhundert in seiner »Rom-Erzählung«. Die Pilgerreise nach Italien ist wie eine Reise zu einem fernen Kontinent – ein Zauberland, in dem wir sein können, wie wir nicht sein dürfen im eigenen Zuhause. Das gerade lockt Gisela, ein junges und etwas verklemmtes Mädel aus Oberhausen, die weite Reise nach Neapel zu machen, um dort mit ihrem Freund Hanspeter die Stadt zu erkunden. Er ist ein toller Heiratskandidat: anständig, Akademiker, anziehend, und er möchte Gisela auf dieser Reise sogar den Verlobungsantrag machen. Nun aber verliebt sich Gisela in Gennaro, einen coolen Neapolitaner, und sie versucht das Unmögliche: die italienische Liebe nach Deutschland zu importieren. Ob ihr das gelingt, darf ich nicht verraten, aber wer es wissen möchte, ist herzlich eingeladen, ab dem 20. November die neue Oper von Hans Werner Henze zu erleben – eine Uraufführung der Dresdner Fassung. Seit 2008 komponiert Hans Werner Henze »Gisela!«, ein Auftragswerk der RUHR.2010 und der Semperoper Dresden. Es wurde bei der Ruhrtriennale von jungen Künstlern aufgeführt und kommt hier in Dresden in einer erweiterten Fassung für die Staatskapelle, den Staatsopernchor, das Solisten­ensemble sowie Mimen und Statisten heraus – ein sinnliches, bildreiches Werk für Erwachsene ab 12 Jahren und Jugendliche bis 88 Jahre. Ein Lebensgrappa, destilliert aus Henzes Liebe zu Italien. Übrigens: Ein Hollywood-Film von »Gisela!« mit den Stars Scarlett Johansson (Gisela), Daniel Brühl (Hanspeter) und Robert Pattinson (Gennaro) ist bereits in Planung. * *Eh, kann sein, dass ich etwas übertreibe. Aber wer junge Opernstars sehen will, sollte unsere Opernsoireen am 9. Dezember und 28. Juni auf keinen Fall verpassen!

Eytan Pessen, Operndirektor der Semperoper Dresden


Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

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Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 25

Opernwahnsi nn

18. Pr eistr äger kon zert

Eine musiktheatralische Kolumne »Dido and Aeneas«

Rückblick

Seite 7

ko nzert in der Fr au en kir che

Seite 28

Pa pa ra zzo Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

Debüt am Pult der Staatskapelle

Seite 30

Staatskapel l e Seite 8

Akt ue lle s

Von Kožená bis Netrebko

Neuigkeiten und Wissenswertes Seite 32

J u n ge szen e Seite 14 Titelgeschichte

Schüler werden Bühnenstars

P re mie re » G is e la ! « Alle Wege führen nach Neapel

Seite 34

Semper ! Men schen Seite 17

I N t e rv i e w

Zehn Fragen an Komponist Hans Werner Henze

Nadja Mchantaf, »Gisela!« Seite 36 Seite 19

Impr essu m, Service Spiel plan

G a st ro - R e po rtag e Tickets, Informationen und vieles mehr Bohnen und Kaviar Seite 38 Seite 22

Rätsel

H e f t mitt e Dresdner Fassung »Gisela!« »Tannhäuser« Seite 42 Seite 20

» F I GARO O p e r n ca f é S p e zi a l« Diva trifft Tenor

R ei he 7, Platz 23 Rezension eines Gastes »Il tutore«, Oktober 2010


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn » D ido an d Aen eas«

Karthago war nicht New York. Es gab dort, wenn wir den Archäologen glauben dürfen, kein Shoppingparadies. Und genau das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb sich die Schwester des Pygmalion, die »forma pulcherrima Dido«, wie Vergil oder »frowe Dido diu riche«, wie Heinrich von Veldecke sie beschreiben, sich das Leben nahm. Ich sah Purcells Version der Geschichte, »Dido and Aeneas«, zuerst an der Opera stabile in Hamburg. Eigentlich war die Oper nicht auf meiner »must go«-Liste, aber ich woll­ te meinen Kumpel Werner begleiten, der wiederum einen ganz besonderen Grund hatte, sich auf den einsamen Gipfel eng­ lischen Musiktheaters zu wagen: Er war einer leckeren Germanistikstudentin mit dem mysteriösen Namen Gabi begegnet, die er mit Hilfe eines Opernbesuchs »nä­ her« kennenlernen wollte. (»Oper als Ver­ führung« war eine Technik, die Werner und ich damals mit wechselndem Erfolg anwendeten.) Werner und Gabi gingen also in die Opera stabile, die für die politisch enga­ gierte, intellektuelle Gabi nicht so sehr wie ein Hort bourgeoiser Dekadenz, sondern eher wie widerständiges Studententhea­ ter wirkte. Inszeniert hatte mein Kommi­ litone Philipp Himmelmann, und schon zu dem reizenden Duett »Fear no danger to ensue ...« wippte Gabi vorsichtig im Takt. Anscheinend entwickelte sich der Abend so romantisch, dass Werner schon in der folgenden Woche bei einer von Gabis Flugblattaktionen zu Gunsten der RAFInhaftierten teilnahm. (Obwohl er sich in Wirklichkeit mehr für Gabis Brüste als für ihre politischen Ansichten interessierte.) Die nächste Stufe war aber schon bedenk­ licher. Werner ließ eine Aufführung von Berlioz’ »Die Trojaner« ausfallen, um Gabi bei ihrer Hausarbeit über Karoline von Günderrode zu helfen, die sich ja auch wie Dido einen Dolch ins Herz gerammt hatte. Werner zeigte sich immer seltener auf unseren Stammstehplätzen im vierten Rang, und ich musste ernstlich um seine Leidenschaft für das gesungene Theater fürchten.

Am 29. Juli 1981 zeigte Gabi ihr wahres Gesicht: Im Fernsehen wurde die Hoch­ zeit von Lady Di mit Prinz Charles über­ tragen. Als die wunderscherschöne Braut zu den Klängen des »Prince of Denmark’s March« von Jeremiah Clarke, der sich übrigens, unglücklich verliebt, im Kirchhof von St. Paul’s eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte, mit ihrer unglaublich langen Schleppe zur Trauung schwebte, legte Gabi mit Tränen in den Augen ihren Arm

Mit einer schicken Einkaufsstraße in Karthago hätte man nicht nur Didos Suizid, sondern auch alle drei punischen Kriege verhindern können. um Werner. Kurz danach nahm sie ihm das vom total betrunkenen Meister Charles Bukowski bei seinem Hamburg-Besuch 1978 signierte Buch »Fuck Machine« weg, weil es angeblich pornografisch und anti­ politisch war. (Also genau das, was Werner und ich außer Oper damals richtig super fanden.) Das waren die beiden Zeichen gewesen: Gabi wollte Werner für sich und, was schlimmer war, sie wollte ihn ändern! Nun wurde selbst meinem gedanklich etwas langsamen Freund klar, dass er in Gefahr schwebte. Er musste Schluss machen, oder er war verloren! (Heute kann man das ja per SMS tun. Man denke da nur an Homer Simpsons poetische SMS »Hey Puppe, willkommen im Abschiedsland – seine Einwohner: Du!«) Aber da Werner eine so einfühlsame Methode technisch noch nicht zur Verfügung stand, wählte er eine andere, heroischere Variante der Beziehungsauflösung: Er verreiste. Nicht nach Italien wie Aeneas, sondern nach Bayreuth. Aber ohne sich zu verabschie­ den, lediglich mit der vagen Aussage, er »brauche etwas Distanz«. In Wirklichkeit sehnte er sich nach der vollen Wagner­ dröhnung, um Entschlusskraft in sich auf­ keimen zu lassen. Nach einer Vorstellung von Harry Kupfers »Holländer« mit dem

übermännlichen Simon Estes, drei Kris­ tallweizen und zwei doppelten Wodka rief Werner Gabi mitten in der Nacht an. Ich habe keine Ahnung, was er genau sagte. Er selbst konnte sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern, aber die gelall­ ten Worte taten ihren Dienst: Gabi sprach nie wieder mit ihm. Ich hatte keine Sorge, dass sie etwas Dummes tun würde, es inte­ ressierte mich nur. Aber statt vom damals bei Selbstmördern beliebten Philosophen­ turm zu springen, machte sie das, was laut einer Studie 45 Prozent der Frauen nach einem Beziehungsende tun, egal, wer den Schlussstrich gezogen hat: Sie ging shop­ pen! Mit einer schicken Einkaufsstraße in Karthago hätte man also nicht nur Didos Suizid, sondern auch alle drei punischen Kriege verhindern können. Also: Shop­ pingspaß statt Selbstentleibung!

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musiktheater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt inszeniert er demnächst Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. In Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« und in Würzburg die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest!«. Premiere

Sonntag, 12. Dezember 2010, 12 Uhr Weitere Vorstellungen

14., 15., 17., 18., 20., 21. Dezember 8., 9., 22., 23. Januar 2011 11., 12., 13., 19. Juni 2011 Tickets 12,50 Euro


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf Probe Silvesterkonzert mit Christian Thielemann


Semper !

Aktuelles

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Dresdner Kapellsolisten mit Echo »Kon z e rt e i nspi e lun g d e s J a h re s «

Den Klassik-Echo 2010 für die beste »Konzerteinspie­ lung« des Jahres (18. Jahrhundert / Viola) erhielt der Bratschist Nils Mönkemeyer für die CD »Weichet nur, betrübte Schatten« mit Werken von Rosetti, Hoffmeis­ ter und Bach. An dieser Aufnahme sind die Dresdner Kapellsolisten nicht unwesentlich beteiligt und ver­ halfen damit dem noch 2009 als Nachwuchskünstler des Jahres Ausgezeichneten zum Einstieg in die deut­ schen Klassik-Charts. Helmut Branny, Kontrabassist der Sächsischen Staatskapelle und Musikalischer Leiter der Dresdner Kapellsolisten, beschäftigt sich seit langem mit Fragen des werkgetreuen Umgangs und der Aufführungspra­ xis Alter Musik, um die sprachlichen und gestischen Elemente des barocken, klassischen und romantischen Musikerbes zu einer lebendigen Klangrede zu führen. Mit den 1994 gegründeten Dresdner Kapellsolisten bringt Helmut Branny als Primus inter Pares diese musikalischen Intentionen bei Konzerten im In- und Ausland zu Gehör. So wurde auch diese Aufnahme zu einem besonderen Hörerlebnis für Presse und Publi­ kum. Nils Mönkemeyer (Viola), Dresdner Kapellsolisten, Helmut Branny Rosetti, Bach, Hoffmeister »Weichet nur, betrübte Schatten« Sony Classical / Sony Music 88697414442

Zeit­zeugen »Daphne« Ein e Pr emier e mit Geschichte

Als elfjähriges Mädchen saß sie mit ihren Eltern 1938 im dritten Rang links und sah die Urauf­führung »Daphne«­ an der Semperoper Dresden. 72 Jahre spä­ ter erlebte Lilimarie Schernau, geborene Blohm, die Legende von Daphne und dem Gott Apollo am Premieren­abend des 2. Oktober 2010 noch einmal. Dem Hause als Kind und später als Künstlerin war sie immer verbunden. Nach einer Schneiderlehre wurde Lilimarie Schernau 1947 Gewandmeisterin in Dresden und wechselte 1954 an die Staatsoper Berlin. 1958 ­erhielt sie ihr Engagement an der Hamburger Staats­ oper, wo sie bis zur Pension 1988 als Kostümdirektorin­ wirkte. Ihre Tochter Frauke bekleidet seit Jahren die­ ses Amt in Dresden. Und noch ein Zeitzeuge der Uraufführung mischte sich unter die heutigen Premierengäste: Alfred Schulz, Chefmaskenbildner von 1937 bis 1984, schminkte damals Margarete Teschemacher zur Daphne. Mit einer Professur an der Hochschule für bildende Künste lehrte das heutige Ehrenmitglied des Hauses den Nachwuchs sein Handwerk, so auch den gegen­ wärtigen Chefmaskenbildner Dietmar Zühlsdorf. Unter den Ehrengästen der ersten Premiere der Sai­ son 2010/11 waren auch der zukünftige Chefdirigent Christian Thielmann, Maler und Bildhauer Georg Baselitz und seine Gattin sowie der erst kürzlich ver­ storbene Regisseur Prof. Joachim Herz. Die Nachricht von seinem Tod erfüllt die Mitarbeiter der Semperoper Dresden mit großer Trauer.


Anne Baier, Illustration

Waldvöglein promovierte Dissertatio n von Eckart hau pt

Allmählich lüftet sich das Geheimnis, mit dem der un­ nachahmliche Klang der »Wunderharfe« seit Generati­ onen behaftet ist: Mit der Dissertation »Die Einführung der Boehm-Flöte in die Hof- und spätere Staatskapelle Dresden: Konsequenzen für den Klang eines Orches­ ters« hatte sich Soloflötist Eckart Haupt – seit 15 Jah­ ren Professor für Flöte an der Musikhochschule Carl Maria von Weber – das Ziel gesetzt, den Einfluss der Flöte auf die Bewahrung des romantischen Orchester­ klanges der Staatskapelle über mehr als 160 Jahre zu untersuchen. Bei seinem ambitionierten Unterfangen von sechs Jahren Forschungsarbeit stand er vor dem Problem, keine »harten« Fakten aus schriftlichen Quellen zur Verfügung zu haben, so dass zunächst ein Ergebnis höchst subjektiver Art zu erwarten gewesen wäre. Durch das Heranziehen unterschiedlichster Quellen und Forschungen zu Musikgeschichte, Musikästhetik und Instrumentenbau, von Spielplänen und Orchester­ besetzungen entging Haupt dieser Gefahr in metho­ discher und theoretischer Hinsicht souverän. Seine Teilergebnisse konfrontierte er jeweils mit nationalen und internationalen Vergleichen und stellte so seine Ausgangsthese sowohl mit überzeugenden Indizien­ schlüssen als auch mit überraschend gewonnenen Fakten unter Beweis. Er konnte belegen, dass nicht immer der Einsatz historischer Instrumente notwendig ist, um bei­ spielsweise ein spezifisches historisches Klangbild herzustellen. Vielmehr hänge das Klangbild eines Orchesters auch in hohem Maße von den individuel­ len Fähigkeiten und Fertigkeiten der Musiker ab, mit denen sie ihre Instrumente spielen. Dass der Flöte, die sich als Obertoninstrument gleichsam wie eine Glasur über den Orchesterklang lege, eine beson­ dere Bedeutung zukomme, bewies er schlüssig. Das gesamte Forschungsergebnis reicht – so die Gutachter einhellig – über den untersuchten Gegenstand hinaus und dürfte ein Anstoß zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Klangbildern von Orchestern in Geschichte und Gegenwart sein. Die Veröffentli­ chung erfolgt in Kürze.


Semper !

Aktuelles

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Von einem, der auszog Lie d e r a b e n d K la us F lo ri a n Vogt

Unstet, getrieben von Fernweh, der Sehnsucht nach Freiheit, einem ungebundenen Leben ist der Müller­ bursche, dessen unglückliche Liebesgeschichte Franz Schubert in der Blütezeit der Romantik in seinem Liedzyklus »Die schöne Müllerin« beschrieb. Seither sind die zwanzig Lieder von Konzertpodien und aus Liederabendprogrammen nicht mehr wegzudenken und gelten als Inbegriff des romantischen Kunstliedes, das eine neue Ära des virtuosen Liedgesangs einleite­ te, aus dem aber auch immer wieder eine volksliedar­ tige Naivität hervorblinkt. Von einem Leben in vorherbestimmten Bahnen verabschiedete sich auch Klaus Florian Vogt, als er vor zwölf Jahren sein Horn und sein Festengagement beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg an den Nagel hängte, um Sänger zu werden. Von 1998 bis 2003 war er im Dresdner Opernensemble ange­ stellt, seither ist der junge Heldentenor auf den größ­ ten Bühnen weltweit unterwegs und feiert besonders als Wagner-Interpret ungebrochen Erfolge. Am 16. November kehrt der »Schwanenritter« an die Semperoper zurück und zeigt sich in einem Lie­ derabend von seiner lyrischen Seite. Unterstützt wird er dabei von Jobst Schneiderat am Flügel. Liederabend

Franz Schubert »Die schöne Müllerin« Klaus Florian Vogt, Tenor Jobst Schneiderat, Klavier Dienstag, 16. November 2010, 20 Uhr Tickets 29,50 Euro

Tag der offenen Oper Begeister n de Ein bl icke

Am 26. September strömten zirka 4500 Menschen zum Tag der offenen Oper, auf dem Theaterplatz vor der Semperoper bildeten sich zeitweise lange Schlan­ gen. Zahlreiche Höhepunkte wie Technik-Show, öf­ fentliche Probe der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Balletttrainings ermöglichten ungewohnte Einbli­ cke. Eine Bildergalerie auf semperoper.de ruft diese wieder in Erinnerung. Der nächste Tag der offenen Semperoper findet am 11. September 2011 statt.


Matthias Creutziger, Fotograf Tag der offenen Oper: Theaterplatz


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Aktuelles

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The Vertiginous Thrill of Exactitude: Leslie Heylmann & Maximilian Genov


Costin Radu, Fotograf

Nervenkitzel Se mp e rop e r B alle tt i n N e w Yo rk

Mit überwältigendem Erfolg hat das Ballett der Semper­oper sein Debüt in New York gegeben. Die Company trat im Rahmen des seit 2004 jährlich im New York City Center stattfindenden »Fall for Dance«Festivals auf, dessen Programm eine große Bandbreite – vom klassischen Ballett über zeitgenössischen Tanz bis hin zu Hip Hop – umfasst. Ballettdirektor Aaron Watkin ist mehr als zufrieden über den Verlauf des Gastspieles: »Ich war sehr glücklich und gleichzeitig ein wenig überrascht über die große Aufmerksamkeit, die uns in New York zuteil wurde. Schon einen Tag vor unserem Auftritt wurden wir in New Yorker Zei­ tungen als Highlight des Festivals angekündigt. Trotz des hohen Drucks ist es den Tänzern gelungen, eine sehr beeidruckende Vorstellung zu geben, die das Pu­ blikum mit Begeisterung aufnahm. Nach dem Auftritt hatten wir viele Anfragen von Agenten, die uns gern nach Amerika bringen möchten.« Auch die Kritiker teilen seine Begeisterung: »Sie kreiseln, sie springen, sie jagen in wildem Tempo über die Bühne (...). Angespornt vom überhitzten Tempo des Allegro vivace aus Franz Schuberts 8. Sinfonie in c-Moll (...) geraten Anna Merkulova, Leslie Heyl­ mann, Chantelle Kerr, Maximilian Genov und Jón Val­ lejo in jenen mitreißenden Geschwindigkeitsrausch der unverwüstlichen Choreografie William Forsythes aus dem Jahre 1996, die er ›The Vertiginous Thrill of Exactitude‹ nennt und die eine wunderbare, augen­ zwinkernde Verbeugung vor den Vätern der Klassik und Neoklassik ist. Sie hätten ihre Freude daran, wie die Mitglieder der Dresdner Company mit Bravour, absoluter Könnerschaft und individueller Ausstrah­ lung die Sympathien des äußerst differenziert reagie­ renden Publikums im ausverkauften Saal mit seinen 2000 Plätzen gewinnen«, berichtet der Dresdner Tanz­ kritiker Boris Michael Gruhl. Und Roslyn Sulcas von der New York Times fasst zusammen: »The dancers of the Semperoper Ballett (…) did a good job of making the choreography’s difficulties look like a great deal of fun.«

Erste Ränge für Künstler der Semperoper Bilan z der »op er n welt«

Bei der diesjährigen Bilanz der Zeitschrift »Opern­ welt« haben auch die Semperoper Dresden und viele in dieser Spielzeit hier debütierende Künstler erste Ränge belegt. Die Sächsische Staatskapelle Dresden liegt auf Platz zwei als Orchester des Jahres. Franz Schmidts »Notre Dame« fand mehrere Erwähnungen als Wiederentdeckung des Jahres. Stefan Herheim, der in den kommenden fünf Jahren an der Semper­ oper jeweils eine Neuproduktion herausbringen wird, wurde Regisseur des Jahres. Zur Bühnenbildnerin des Jahres wurde Rebecca Ringst gewählt, die das Bühnenbild für die nächste Premiere an der Semperoper, die Dresdner Fassung von Henzes »Gisela! oder: Die merk- und denkwürdi­ gen Wege des Glücks«, entwirft. Auch die »Gisela!«Regisseurin Elisabeth Stöppler fand positive Erwäh­ nung. Gesine Völlm, verantwortlich für die Kostüme der neuen Dresdner »Rusalka«, wurde Kostümbildne­ rin des Jahres. Mehrfaches Lob ging auch an Heike Scheele, die Bühnenbildnerin der neuen »Rusalka«. Ebenso wurde die »Giulio Cesare«-Produktion der ver­ gangenen Spielzeit in den Kategorien Bestes Dirigat und Beste Kostüme hervorgehoben.


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Titelgeschichte

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Alle Wege führen nach Rom, nach Neapel und ebenso viele zum Selbst » G is e la ! od er: D i e mer k - un d den k­wür dig en Wege des Glü cks«


Stefan Ulrich, Autor

Hans Werner Henzes neue Oper erlebt in einer revidierten Fassung für Dresden an der Semperoper ihre Premiere.

»Ich fühle, dass etwas Schönes in der Nähe ist, aber ich kann es nicht sehen, nicht deuten. Eine Empfindung so zart wie der mysteriöse Odem der Liebe.« Wer Gisela, Titel-Heldin der neusten Oper von Hans Werner Henze, so singen hört, wird sich im Verlauf des Werkes rasch überzeugen lassen, dass diese Ahnung mehr Nachhaltigkeit haben wird, als ein kurzer emo­ tionaler Sturm im Wasserglas haben könnte: Dieses »Etwas«, welches die junge Frau noch nicht zu deuten vermag, wird eine Kette von Handlungen auslösen, die sie einerseits weit weg führt von ihrem bis dahin gelebten Leben, sie andererseits aber näher führt – näher zu sich selbst. Der Weg ist das Zi el Gisela, Kunststudentin aus Oberhausen, verreist mit ihrem Verlobten Hanspeter, einem Vulkanologen, nach Neapel. Kaum angekommen, verliebt sich die junge Frau in den Reiseführer und Schauspieler, einen italienischen Existenzialisten namens Gennaro. Mit diesem beginnt Gisela hinter dem Rücken ihres Verlobten eine Affäre, und sie verlassen fluchtartig Italien gen Deutschland; dort, anders als erwartet, werden sie nicht bei Giselas Eltern aufgenommen, und so drängt es sie weiter, nicht wissend, wohin die Reise gehen soll. Immer düsterer werdende Traum-Szenen von Gewalt, Verletzung und Tod pflastern ihren gemeinsam beschrittenen Weg, der sie immer weiter weg führt von der Wirklichkeit, um schließlich eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Der Schöpfer der Fr agen Er vermag immer noch zu verblüffen, der mittlerweile 84jährige Hans Werner Henze, der der Musikwelt mit »Gisela!« eine weitere Oper geschenkt hat, musikalisch wie in ihrer Handlung hochemotional und überraschend in Verlauf und Wen­dungen. Das Werk, im September 2010 in Gladbeck im Rah­men von Ruhr.2010 uraufgeführt, wird nun als eigene Pro­duktion in einer weiterentwickelten Fassung an der Semperoper heraus­kommen – an einem Ort, an dem Henzes Œuvre über die Jahre gepflegt wurde: Bedeutende Werke wie das Ballett »Undine« im Jahre 1989 und die Erfolgsoper »Die Bassariden« im Jahre 1997 standen auf dem Spielplan; vorletzte Spielzeit hatte »L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe« Premiere, be­nannt als ›Ein deutsches Lustspiel. Elf Tableaux aus dem Arabisch­en‹. Verbanden sich hier Motive aus dem Morgen- und Abendland zu einem märchenhaften Reigen, so treffen in Henzes »Gisela!« Kulturen aufeinander, die unter­ schiedlicher und klischeebeladener nicht sein könnten: Wenn also die Deutsche dem Italiener begegnet, so sind Fragen und Konflikte programmiert. Nord trifft Süd, sucht, aber findet weder hier noch dort das Glück und verortet sich neu in einem fragilen Irgendwo, dessen solide Untermauerung noch Zukunftsmusik zu sein scheint. Mi t etwas mehr al s nur e i ner Geschichte im Gepäck Von einer Entwicklung im besten Sinn lässt sich sprechen, wenn man den Weg der Regisseurin Elisabeth Stöppler rückverfolgt, die sich im Jahre 2003 mit ihrer allerersten Arbeit »Das Kind und die Zauberdinge» in semper kleine szene empfahl und sich


Semper !

Titelgeschichte

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Markus Butter und Regisseurin Elisabeth Stöppler bei den Proben

rasch ihren Platz in der deutschen Opernlandschaft als Regisseurin eroberte; u.a. fand und findet ihr noch nicht abge­ schlossener Britten-Zyklus »Trilogie der Außenseiter« am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen große Beachtung. Nach sieben Jahren zurückgekehrt nach Dresden, führt Elisabeth Stöppler nun erstmals Regie auf der großen Bühne der Semperoper und legt mit ihrer Interpretation der »Gisela!« dar, dass es hier um weit mehr geht als um eine klassische Kulturräume übergreifende Liebes- und Trennungsgeschichte, sondern dass viel existenziellere Themen angesprochen werden, die über Altersgrenzen hinweg ihre Berechtigung behaupten. So führt Elisabeth Stöppler aus: »Das Glück scheint immer genau dort zu sein, wo man nicht oder noch nicht ist. Innerlich heimatlos, begeben sich die Menschen in ›Gisela!‹ auf die Reise, sind unterwegs in die Fremde, weil sie dort etwas vermuten und ersehnen, was es in ihrer unmittelbaren Nähe – zuhause – nicht zu geben scheint. Sie befreien sich vom Alltag, tauchen ein in unbekannte Gefilde und werfen innere und äußere Sicherheiten über Bord. Neben der Frage nach Lebenssinn, nach Glück und Unglück in der Liebe, nach der Grenzerfahrung des Verlassenseins und dem großen Unbekannten, dem Tod, thematisiert ›Gisela!‹ ein wesentliches Merkmal unserer Zeit, in welcher Reisen und das Mobil-Sein in der Welt, das Grenzen-Überschreiten so selbstverständlich

geworden sind. Der Traum vom ›anderen‹ Leben scheint nah und möglich. Die Frage dabei ist, ob Fernweh nicht immer auch Heimweh ist. Denn zu jeder Reise gehört der sehnliche Wunsch, ans Ziel zu gelangen, anzukommen und sich heimisch zu fühlen. Allerdings: Man hat sich immer selbst im Gepäck. Und hängt auf der Reise zwischen den Welten. Die Frage ist also mehr noch: Inwiefern kann man sich tatsächlich selbst ent­ kommen, um endlich bei sich anzukommen? Was, wenn der Rückweg versperrt ist? Heimat ist letztlich wohl doch in einem selbst. Aber wo genau liegt das? Und wann geht der nächste Flug dorthin?« Premiere der Dresdner Fassung

Samstag, 20. November 2010, 18 Uhr weitere Vorstellungen

24., 25., 27., 28. November & 4. Dezember 2010 Jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet im Opernkeller eine kostenlose Einführung statt. Tickets ab 13 Euro


Stefan Ulrich, Gespräch

Die Protagonisten als die Noch-Verlobten Gisela und Hanspeter

»Singen ist mein Leben« Nadja M c h a n ta f, P rotagon isti n vo n »Gis e la ! od e r : D i e m e rk - un d d e n k -­ w ü rdige n We ge d es G lü cks « , im G e sp räc h

Nach der großen Rolle der Lucilla in »Il tutore« von Johann Adolf Hasse folgt schon die nächste Herausforderung: die Titelpartie in Henzes neuster Oper »Gisela!« – zwei in allen Belangen höchst unterschiedliche Werke, zwischen denen etwa 280 Jahre Musik- und Zeitgeschichte liegen: das erste steinalt und fast nie gespielt, das zweite brandneu und für Dresden in einer neuen Fassung bearbeitet. Wie gestaltet sich musikalisch die Vorbereitung auf unbekannte Partien?

Nadja Mchantaf als Gisela auf der Suche nach ihrem Glück

Besonders bei unbekannten oder ganz neuen Werken macht es mir Spaß, auf Entdeckungsreise zu gehen. Das ist viel ursprünglicher, denn ich muss erst einen eigenen Zugang zur jeweiligen Rolle suchen. Ich bin nicht durch Tonaufnahmen vorgeprägt und habe keine Vergleichsmöglichkeit oder Erwartungshaltung. So setze ich mich mit den Noten ans Klavier und erarbeite mir von Grund auf die Partie, musikalisch und inhaltlich. Stück für Stück entwickelt sich das Werk, erschließt sich mir nach und nach. Umso interessanter ist es dann auch, in der ersten Orchesterprobe tatsächlich die Klangdimensionen zu erfassen, die ich mir bis dahin nur vorstellen konnte; das bereichert wiederum meinen Eindruck vom Werk und führt mich tiefer in die Rolle. Für mich gibt es bei Hasse und Henze natürlich viel Unterschiedliches zu entdecken: »Il tutore« scheint sehr einfach komponiert, sehr schlicht und doch sehr virtuos in den Koloraturen. Aber in der Schlichtheit liegt dann auch die Schwierigkeit und zugleich das Schöne – ein kammermusikalisches Werk, bei dem stimmlich jede Kleinigkeit funktio­ nieren muss. Nicht weniger Feinheiten werden für »Gisela!« gefordert, aber die Musik ist großflächiger.


Semper !

Titelgeschichte

Sie geht dafür, dass es Neue Musik ist, einfach ins Ohr, ist sehr gut singbar und funktioniert stets in enger Bindung an den Gesangstext. Dazu entfalten sich ganze Klangwelten im Orchester, die mich emotional ansprechen. Lucilla und Gisela, lassen sich Ähnlichkeiten zwischen den Rollen erkennen? So groß auch die inhaltlichen Unterschiede sind, es handelt sich doch in »Il tutore« wie auch in »Gisela!« jeweils um eine Frau, die Position zu zwei Männern beziehen muss. Beide Frauen brechen auf, wollen etwas Neues, besser gesagt etwas, was ihr jeweils scheinbar vorgezeichnetes Leben so nicht »geplant« hat. Lucilla geht dabei sehr direkt und kokett vor, Gisela dagegen scheint anfangs darauf zu reagieren, was emotional mit ihr geschieht. Erst danach geht sie aktiv einen mutigen Schritt und bricht aus ihrem gewohnten Leben aus. Gisela, könnte sie für Sie eine junge Frau von heute verkörpern?

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Stefan Ulrich, Gespräch

Rollen zu erlernen und anzulegen. Diesbezüg­ lich erfahre ich große Unterstützung und habe einen großen Entwicklungsspielraum. Auf gewisse Weise bin ich schon dort ange­ kommen, wo ich immer hinwollte. Ich identifiziere mich sehr stark mit meinem Beruf, Singen ist mein Leben. Auf dieses Ziel habe ich lange hingearbeitet und hoffe, dass ich in der Zukunft an weiteren Her­ ausforderungen wachsen und darüber viele Glücksmomente erfahren kann.

Hans Werner Henze Gisela! oder: die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks Ein Musiktheater in zwei Akten von Hans Werner Henze, Michael Kerstan und Christian Lehnert Dresdner Fassung

Es gibt zwei Möglichkeiten, das zu beurteilen. Entweder man denkt, ihr dramatisch schneller Aus­ bruch aus ihrer alten Beziehung in die Arme eines südländischen Mannes ist das reinste Klischee, oder man nimmt sie ernst – Gennaro spricht in ihr offenbar eine Sehnsucht an, die sie vielleicht in sich getragen hat, aber nicht ausformulieren konnte: Sehnsucht nach wahrer Liebe, nach Geborgenheit. Vielleicht sieht sie in dem Italiener Gennaro auch die Emotionalität und Leidenschaft, die sie persönlich mit »dem Süden« verbindet. Giselas Lebensweg macht eine unerwartete Wendung. Ob Gennaro der ist, der alles hat, wonach sie sich immer sehnte, das sei dahingestellt. Sicher ist nur, dass, wenn sie etwas findet, es am ehesten sie selbst ist. Da wird Gisela auf einmal ganz menschlich, bekommt etwas, was wir wahrscheinlich alle kennen, die Sehnsucht nach dem Lebensglück. Thematisch gefällt mit daran sehr, dass dieses sämtliche Altersgruppen an­ spricht, denn Verlieben und der Wunsch nach Aus­brechen hat für mich nichts mit Lebensalter, Weisheit oder Erfahrung zu tun, nichts mit Vernunft, nichts mit Ver­stand, sondern geschieht emotional.

Musikalische Leitung

Erik Nielsen Inszenierung

Elisabeth Stöppler Bühnenbild

Rebecca Ringst Kostüme

Frank Lichtenberg Licht

Fabio Antoci Video

Andreas Etter Choreografische Mitarbeit

Ralf Herzog Dramaturgie

Stefan Ulrich Gisela Geldmeier

Nadja Mchantaf Hanspeter Schluckebier

Markus Butter Gennaro Esposito

Giorgio Berrugi Seit letzter Spielzeit sind Sie im Jungen Ensemble der Semperoper. Was bedeutet dies für Sie und Ihre persönliche Entwicklung?

Eine Touristin

Gala El Hadidi Eine andere Touristin

Birgit Fandrey Ich merke, wie ich an den Herausforderungen wachse. Nach der ersten Spielzeit, in der ich bereits Rollen wie Valencienne und Papagena sang, bekomme ich nun die Gelegenheit, mich mit zwei Hauptpartien in Neuproduktionen zu präsentieren. Ich merke, wie ich im Jungen Ensemble gefordert werde, indem ich viele Erfahrungen auf der Bühne sammeln kann. Aber genauso werde ich stark gefördert, etwa durch Korrepetitionsstunden, um musikalisch die

Antonio Scarlatti, Gastwirt / Ein Tourist

Ilhun Jung Ein anderer Tourist

Gerald Hupach Der deutsche Generalkonsul

Peter Lobert Sächsischer Staatsopernchor Dresden Sächsische Staatskapelle Dresden


Semper!

Gastro-Reportage

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Julia Diehlmann, Autorin

Bohnen und Kaviar f端r den Gaumen inszeniert St e fa n H e rm a n n s Cater in g f端 r die Semperop er


Semper !

Gastro-Reportage

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»Die Semperoper und die Herausforderung, Oper kulinarisch zu inter­pretieren, haben mich sofort fasziniert.«

Mit einem erwartungsvollen Glänzen in den Augen stehen sie da, ein gutes Dut­ zend, alle dezent in grau und schwarz gekleidet. Doch es sind keine Sänger, Orchestermusiker oder Tänzer, die sich vor der Vorstellung im zwingerseitigen Vestibül der Semperoper versammelt ha­ ben und dort auf letzte Regieanweisun­ gen warten, sondern die Servicekräfte von bean&beluga (Bohnen & Kaviar). Sie werden an diesem Opernabend alles dafür tun, dass es den Gästen vor der Vorstel­ lung sowie in den Pausen an Nichts fehlt. Markus Dietzschold, der verantwortliche Service-Leiter, gibt dafür die letzten Ein­ weisungen, bespricht kurz Titel und Inhalt der heutigen Oper, »Rigoletto«, geht näher auf die Besonderheiten des Abends ein – in einem der beiden Seitenvestibüle wird beispielsweise eine exklusive Gruppe er­ wartet –, verkündet den voraussichtlichen Beginn der Pause, die Anzahl der vorher zu öffnenden Flaschen und teilt schließ­ lich das Personal für die einzelnen Gastro­ nomiestandorte ein. Danach schwärmen die Kellner in alle Richtungen aus und be­ ginnen leise und konzentriert die Tresen

einzurichten, den Bestand zu zählen, die Gläser in Reih und Glied zu stellen und die kleinen Köstlichkeiten zu drapieren. Noch 45 Minuten sind es bis zur Öff­ nung der Abendkasse. Zur gleichen Zeit, jedoch fast am anderen Ende der Stadt zeigt sich ein ganz ähnliches Bild. Kaum hörbar werden auch hier Gläser poliert, Tische eingedeckt und letzte Vorbereitun­ gen für den Abend getroffen. Etwas lebhaf­ ter geht es in der Küche zu. Kräuter wer­ den geschnitten, Saucen abgeschmeckt, Salate gezupft. Mittendrin und auf den ersten Blick kaum von anderen Köchen zu unterscheiden, Stefan Hermann. Er schaut seinem Team über die Schulter, probiert, würzt hier und da nach oder würdigt das Ergebnis mit einem zufriedenen Blick. Die Gesten sind dezent, aber seine Mitarbei­ ter verstehen sie sofort. »Meine Küche ist eine kleine, gut strukturierte Welt. Jeder hier weiß, was er tut und welche Rolle er im Team hat. Gemeinsam kreieren wir Gesamtkunstwerke, die unsere Gäste in kulinarische Wunderwelten entführen und alle ihre Sinne berühren.«

Dass im bean&beluga seit Jahren auf höchstem Niveau gekocht wird, lässt sich natürlich an dem bereits im ersten Jahr verliehenen Michelin-Stern sowie 17 Punk­ ten im Restaurantführer Gault Millau able­ sen, wirklich erleben kann man es aber nur, wenn man selbst einmal im (Gour­ met-)Restaurant zu Gast war. Hier lassen die klaren Linien der Einrichtung, die edle, aber zurückhaltende Dekoration, der sen­


sible Service und die lebendige Weinkarte viel Raum für Stefan Hermanns Küche, die auf einem solide erlernten Handwerk, einer unbedingten Liebe zu den Produk­ ten und Aromen sowie dem Spaß an ihrer Kombination fußt. »Ich bin ein gradliniger Typ und kein Freund großer Worte, aber ich gebe dem Gast mit jedem Teller ein Stück meiner Seele preis.« Insofern gibt es da durchaus Parallelen zur Oper, und Stefan Hermann vergleicht seine Rolle bei der Kreation eines Gerichtes selbst gern mit der eines Dirigenten. Geschickt arbeitet er die Melodie – den roten Faden eines Gerichtes – heraus, setzt Kontra­ punkte und arrangiert leise und etwas lautere Töne drumherum. ­Heraus kommt eine Symphonie der Aromen, die nicht zuletzt von der Qualität der verwendeten Produkte lebt. Von dieser überzeugt sich Hermann trotz seiner vielfältigen Aktivitä­ ten täglich persönlich, und davon profitiert nicht nur sein Restaurant, sondern auch die Tagesbar, der exklusive Feinkostladen, die Kochschule sowie Pausengastronomie und Kantine der Semperoper. Inspiration holt sich Stefan Hermann, indem er regelmäßig bei Kollegen in Deutschland, aber auch außerhalb der Landesgrenzen zu Gast ist. »Es ist wichtig, dass man über den eigenen Tellerrand hin­ aus schaut. Alles, was ich probiere, weckt meine Leidenschaft und ist die Inspiration, mit der ich Nuancen, Harmonien und Tex­ turen durchdenke, um sie dann mit mei­ ner persönlichen Note zu versehen«. Diese persönlich Note bedeutet für den ehemals jüngsten Sternekoch Deutschlands auch, dass er nicht den schnellen Trends und zeitgeistigen Extravaganzen hinterherläuft, sondern kontinuierlich seine Linie verfolgt: »eine leichte französische Küche mit medi­ terranem Einschlag, gut verträglich und von einer angenehmen Säure getragen, auf hervorragender Qualität, Frische und schonender Zubereitung beruhend«.

»Dass ich meinen Weg finden konnte, verdanke ich vor allem meiner Großmutter, die wunderbar schwäbisch kochen konnte, sowie Harald Wohlfahrt, der mir gezeigt hat, dass Kochen ein Zusammenspiel von eiserner Disziplin, Fleiß und Liebe zum Essen ist. Darüber hinaus ist Kochen ein Teamsport, und genau dies versuche ich meinen Lehrlingen und Mitarbeitern mit auf den Weg zu geben. Diese perfekte Mischung hat auch die große Kommis­ sion der Gastronomie-Ausschreibung im Dezember 2009 überzeugt. Mit der Semper­oper ist für uns ein neues Projekt hinzugekommen, das wir nur stemmen können, weil wir ein funktionierendes Team haben und weil ich in Schlüssel­ positionen die richtigen Leute habe, die meine Ideen und Überzeugungen weiter tragen.«

Was Hermann reizt, als Gourmetkoch einen Theaterbetrieb wie die Semper­oper vor und hinter den Kulissen mit seinen Kreationen zu beliefern? »Es ist die Atmo­ sphäre der Semperoper, die mich sofort fasziniert hat, und die Herausforderung, Opern kulinarisch zu interpretieren.« »Hänsel und Gretel«, »Der Rosenkavalier« oder »Die Italienerin in Algier« – es gibt kaum eine Oper, die nicht sofort zu Ideen für Fingerfood, Suppen oder Desserts führt. Und während Stefan Hermann noch darüber nachdenkt, wie er diese am wir­ kungsvollsten für das Opernpublikum prä­ sentieren kann, strömen die ersten Gäste ins Opernhaus und genießen seine Krea­ tionen zur heutigen Oper »Rigoletto«.

bean&beluga Reservierungen unter: T 0351 44 00 88 00 bean-and-beluga.de semperoper@bean-and-beluga.de


Semper !

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Autor

Peter Konwitschnys »Tannhäuser« – ab 14. November wieder an der Semperoper Dresden zu sehen.


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Matthias Creutziger, Fotograf


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Figaro Operncafé

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Sopran-Diva trifft TenorAbsahner Ka mme r s ä ng e ri n B a rb a r a Ho ene im G e sp r äc h mit d e m T e no r A n d re j D un a ev

Gesang, gehörte ganz selbstverständlich zu unserem Zuhause. Dennoch war es zunächst nicht meine Absicht, Opernsänger zu werden. Ich sang Rock- und Popmusik in Restaurants und Bars, ganz nach dem Motto: ein bisschen Geld, ein bisschen Spaß. Ich dachte damals, der Rock ’n’ Roll sei mein Schicksal. Aber dann kam es ganz anders … Seit dieser Spielzeit gehören Sie zum Solistenensemble der Semperoper. Was zog Sie hierher? AD

Am 21. November geben sich Barbara Hoene und Andrej Dunaev für das »FIGARO Operncafé Spezial« ein Stelldichein im Rundfoyer der Semperoper. Dramaturgin Nora Schmid traf die beiden vorab in der Kantine. Zum Gespräch erschien die Diva gut gelaunt, mit obligater roter Tasche, rotem Schal und roten Lippen.

Die Semperoper ist ein fantastisches Opernhaus mit einer spannenden Geschichte. Ich mag dieses Gefühl der Tradition, diese besondere Atmosphäre. Und da ist auch etwas, das mich an das Bolschoi Theater in Moskau erinnert. Witzigerweise gab ich hier wie dort mein Hausdebüt als Alfredo in »La traviata«.

Barbara Hoene, ist die Farbe rot Ihr Markenzeichen?

BH

Warum soll ich immer in grau und schwarz rum­ laufen? Die Welt ist grau und schwarz genug, da will ich was dagegen setzen. Rot ist eine Powerfarbe.

BH

Also eine Powerfarbe für eine Powerfrau? So ungefähr, ich fühle mich auch so – immer noch! Seit über vierzig Jahren stehen Sie als Sängerin auf der Bühne. Ist dieser Beruf für Sie Berufung?

BH

Auf alle Fälle. Sänger kann man nur als Berufung betrachten, nicht als Job. Entweder Sänger oder gar nicht. Entweder immer oder nie. Als Mädchen habe ich auch viel getanzt und dann sogar die Hochschulaufnahmeprüfung für Ballett gemacht. Doch mein Vater, der ebenfalls Sänger war, gab mir den guten Rat: »Werde Sängerin, das kannst du länger machen.« Als Tänzerin wäre ich schon lange nicht mehr aktiv. Doch die Tanzausbildung hat mir auch für die Oper und die Bühne an sich viel gebracht: Selbstbewusstsein, Körpergefühl, Haltung, Spannung und Bewegungssicherheit.

Barbara Hoene, Sie haben in Dresden alle großen Sopranpartien gesungen, vom lyrischen Fach bis zum jugendlich-drama­ tischen. Hatten Sie eine Lieblings­rolle? Und was liegt Ihnen näher, brave Rollen oder durchgedrehte Figuren? BH

Andrej Dunaev, Sie sind in Sayanogorsk in Sibirien geboren und ließen sich zunächst als Bajan-Spieler und Chorleiter ausbilden. War es dann ein direkter Weg zum klassischen Sologesang?

Als lyrischer Tenor sind Sie in der Oper der ewige Liebhaber. Gefällt Ihnen dieses Rollenbild? AD

AD

Ich komme aus einer Musikerfamilie. Mein Vater ist Dirigent eines Volkschores. Musik, insbesondere

Jetzt mag ich die Durchgeknallten! Früher war ich mehr die Liebreiche und Liebreizende. Aber auf Dauer wird es langweilig, immer liebreizend zu sein. Doch eine Lieblingspartie ist die Tatjana in »Eugen Onegin« gewesen. Das hing auch mit der unglaub­ lich tollen Inszenierung von Harry Kupfer zusammen. Auch durch eine tolle Inszenierung kann einem eine Rolle sehr ans Herz wachsen.

Ja, das ist jetzt meine Zeit, und ich genieße es, diese Partien und diese Musik zu singen, die direkt ins Herz geht!


Nora Schmid, Gespräch

Und wie ist die ideale Bühnenpartnerschaft? BH

Wenn die Chemie stimmt, wenn man sich, ohne viel zu erklären oder ohne viel zu sagen, auf einer Ebene bewegt und alles automatisch richtig kommt. Das ist wie im normalen Leben, entweder man empfindet es, oder man empfindet es nicht.

Und wie fühlen Sie sich nach einer Vorstellung? AD

Ich zweifle manchmal daran, was ich gemacht habe, und studiere lange einzelnen Phrasen hinterher. Ich bin sehr selbstkritisch, manchmal ist das fast zu viel. Wirklich? Tenöre sind doch nicht so selbstkritisch.

Kennen Sie nach so vielen Auftritten noch Lampenfieber? AD

Da ist natürlich eine Nervosität, aber nur in den ersten Sekunden, und diesen Adrenalinstoß brauche ich auch. Wenn ich dann erkenne, dass die Stimme o.k. ist, muss ich mich selbst vergessen und ganz in der Musik und der Figur aufgehen.

BH

Wie sind denn Tenöre?

BH

Ja, wie sind Tenöre? Maria Callas sagt in dem Stück »Meisterklasse« etwas Wunderbares: »Ein Tenor! Gott schütze uns Soprane vor den Tenören!« Eigentlich liebe ich ja Tenöre, aber wenn die singen, können wir solange in die Garderobe gehen und abwarten bis sie fertig sind. Denn dann haben wir nichts mehr zu sagen auf der Bühne, dann ist sie für uns verloren.

Barbara Hoene

Ohne Tenor kein Opernhaus.

und Andrej Dunaev im Gespräch

AD BH

AD

BH

Es liegt auch an der Musik, dass die Tenöre immer die großen Absahner sind. Tenöre haben die schönsten Arien. Aber Soprane auch. Ich möchte so gerne »Casta Diva« singen … Ich möchte Rodolfo singen! Oder Cavaradossi! Ich glaube in der Tenorstimme ist irgendwas drin, was die Leute emotional besonders erregt. Diese Extremlage der Stimme, die Spannung, die dahinter ist, und die wunderschönen Melodien, die immer die Tenöre gekriegt haben, all das rührt die Leute, viele weinen oder applaudieren begeistert. Apropos, was bedeutet Ihnen Applaus?

BH

Es ist schon was Besonderes, wenn man auf die Bühne raus tritt. Da geht mir immer das Herz auf … AD

AD

Die Bühne ist ein toller energetischer Magnet. Hier entstehen auf wenigen Quadratmetern immer wieder unglaublich geballte Emotionen. Ist das Künstlerdasein auch mit Entbehrungen verbunden?

BH

Na ja, ich kann zum Beispiel an dem Tag, wo ich eine große Partie singe, nicht zwei Stunden in der Sonne liegen. Zudem muss ich viel, sehr viel schlafen und darf vor einer Vorstellung nicht zu viel reden. Es heißt auch immer, man soll davor keine Nüsse essen wegen der Säure. Viele Sänger trinken zum Beispiel einen Rotwein mit Ei oder nehmen Traubenzucker, um sich nochmals einen Stoß zu geben. Generell sollte man nicht zu viel essen, denn wenn der Bauch bis zum Magen voll ist, kann man nicht mehr stützen und somit auch den Atem nicht mehr kontrollieren.

BH

Applaus ist der Lohn für die Vorstellung. Durch den Applaus kommt die Energie aus dem Zuschauerraum zurück auf die Bühne. Zugleich ist der Applaus für mich eine Art Barometer, an dem ich auch meine Leistung messe. Das stimmt schon, der Applaus ist die Belohnung. Und eine Belohnung braucht ja schließlich jeder Mensch. Ohne Belohnung, ohne Applaus würden wir, glaube ich, nicht so gerne singen. (lacht verschmitzt) Und, ja, ich hatte immer viel Applaus …

»FIGARO Operncafé Spezial«

Sonntag, 21. November 2010 11 Uhr im Rundfoyer der Semperoper Moderation: Bettina Volksdorf (MDR Figaro) Ticket 5 Euro

Sendetermin 11. Dezember 2010, 22 Uhr In Kooperation mit


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Preisträgerkonzert

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»Unverdorbenes Ideal der Menschlichkeit«

Der ehemalige Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Giuseppe Sinopoli (1946-2001) wurde im Rahmen des 18. Preisträgerkonzertes posthum mit dem Fritz-Busch-Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper ausgezeichnet.


Tobias Niederschlag, Autor

Preisträger und Vertreter der Stiftung. V.l.n.r: Vanessa Goikoetxea, Valda Wilson, Prof. E.h. Senator mult. E.h. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer, Gerhard Müller, Jobst Schneiderat, Joachim Hoof, Gala El Hadidi, Dr. Ulrike Hessler, Ilhun Jung, Jeremy Bowes, Prof. Dipl. Ing. Jürgen Hubbert, Sebastian Römisch

Es war ein Schock für die ganze Musik­ welt, als Giuseppe Sinopoli am 20. April 2001 während einer »Aida«-Vorstellung in der Deutschen Oper Berlin am Pult zu­ sammenbrach und wenige Stunden später – mit erst 54 Jahren – an den Folgen eines Herzinfarktes starb. Große Betroffenheit und Ratlosigkeit löste sein Tod vor allem hier in Dresden aus, wo der Italiener seit 1992 als Chefdirigent der Staatskapelle wirkte und künstlerisch und menschlich eng mit den Musikern zusammengewach­ sen war. Vieles hatte man miteinander er­ reicht, und man hatte große Pläne für die Zukunft: Ab 2003 sollte Sinopoli – gleich­ zeitig mit dem Amtsantritt von Intendant Gerd Uecker – als Generalmusikdirektor der Sächsischen Staatsoper noch umfas­ sendere Aufgaben übernehmen. All dies gehörte nun mit einem Mal der Vergan­ genheit an. Auch heute, fast zehn Jahre nach seinem Tod, ist die Verbundenheit der Dresdner mit dem einstigen Chefdirigenten noch immer groß. Ein Großteil der Kapellmusi­ ker arbeitete noch mit Sinopoli zusammen, viele wurden von ihm engagiert. Zum zehnten Todestag im April 2011 wird sein designierter Nachfolger Christian Thiele­ mann in einem Benefizkonzert im Palais im Großen Garten zwei Werke dirigieren, die Sinopoli besonders am Herzen lagen: Strauss’ »Metamorphosen« und Schu­ manns »Frühlingssymphonie« – das letzte Werk, das Sinopoli noch Anfang April 2001 in Dresden aufführte.

Beim diesjährigen 18. Preisträgerkon­ zert der Stiftung zur Förderung der Sem­ peroper wurde Giuseppe Sinopoli am 24. Oktober 2010, bereits einige Monate vor seinem Todestag, posthum mit dem FritzBusch-Preis ausgezeichnet. 1998 hatte Sinopoli den Festakt zum 450-jährigen Kapelljubiläum gewählt, um den einstigen Dresdner GMD Fritz Busch (1890-1951), der 1933 – ohne Proteste – von den Nazis aus der Semperoper und aus Deutschland vertrieben wurde, in besonderer Weise zu würdigen und ihm späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In seiner bewegen­ den Rede sagte Sinopoli damals: »Seine Musik ist auch unsere Musik. Seine Liebe zur Menschheit ist auch unsere Liebe zu einem unverdorbenen Ideal der Mensch­ lichkeit.« Diese Worte wurden nun beim Preisträ­ gerkonzert noch einmal eingespielt – und sie treffen heute in besonderer Weise auch auf Sinopoli selber zu. Das mit dem Preis verbundene Preis­ geld von 5000 Euro, das Orchestervor­ stand Sebastian Römisch stellvertretend entgegennahm, kommt – ganz im Sinne Sinopolis – der musikalischen Nachwuchs­ förderung zugute: Es dient der Unterstüt­ zung der 2008 neu gegründeten Orches­ terakademie, die im kommenden Jahr nach Sinopoli benannt werden soll.

Unterstützt wurde das 18. Preisträgerkonzert von der Unternehmensgruppe fischer.


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Staatskapelle

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Aus der »Schublade« heraus Jér émi e R h ore r Di rigie rt e rst ma ls Di e Sta at ska pe l l e

Eigentlich gilt der Franzose Jérémie Rhorer als ein Spezialist­für das barocke und früh­klassische Repertoire. Bei seinem Debüt am Pult der Staatskapelle wagt er sich nun in der Frauen­kirche an Werke der Jubilare Robert Schumann und Gustav Mahler.

Junge Dirigenten mit dem Potenzial zu einer internationalen Karriere gibt es ­inzwischen viele. Wenigen jedoch gelingt es, schon früh mit Interpretationen des klassischen und frühklassischen Reper­ toires auf sich aufmerksam zu machen, bei dem es weniger um die große Geste als um das feinsinnige Musizieren geht. Einer die­ ser Wenigen ist der Franzose Jérémie Rho­ rer, der sein Handwerk bei Marc Minkow­ ski und William Christie erlernte und seit einigen Jahren mit seinem OriginalklangEnsemble Le Cercle de l’Harmonie auch außer­halb Frankreichs für Aufsehen sorgt. Den Durchbruch erlebte der 1973 in Paris geborene Rhorer 2006 beim Barock­ festival in Beaune, wo er eine elektrisie­ rende Produktion von Mozarts »Idomeneo« leitete. 2008 wurde er von der französi­ schen Kritik als »Entdeckung des Jahres« gefeiert, inzwischen dirigiert er am Pari­ ser Théâtre des Champs-Élysées ebenso wie bei den Festivals in Aix-en-Provence und in Salzburg. Dabei stehen längst nicht mehr nur Werke aus Barock und Früh­ klassik auf dem Programm: Erst in der vergangenen Saison debütierte er beim Ensemble Modern mit Kompositionen von Kurt Weill. Bei seinem jetzigen Debüt am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden leitet Rohrer in der Frauenkirche Werke der diesjährigen Jubilare Robert Schu­ mann und Gustav Mahler, denen allesamt Texte des Romantikers Friedrich Rückert zugrunde liegen. »Von dieser Programmidee war ich sofort begeistert«, bekennt sich der 37-jäh­


Tobias Niederschlag, Autor

rige Dirigent. »Es ist – auch stilistisch – eine nahe liegende Zusammenstellung, die man aber trotzdem sehr selten findet«. Mit »Adventlied«, »Neujahrslied« und der Motette »Verzweifle nicht im Schmer­ zenstal« erklingen immerhin drei chor­ symphonische Raritäten aus Schumanns Dresdner Zeit, die sogar vielen SchumannKennern nicht geläufig sind. Schumann schrieb sie für seinen damaligen Dresdner Chorgesang-Verein, sprengte aber mit den solistischen und orchestralen Ansprüchen die Möglichkeiten reiner Laien-Ensem­ bles. Ergänzt werden diese Werke nun durch zwei A-cappella-Chöre Schumanns, deren ursprünglich geplante Orchester­ begleitung von dem Schumann-Experten Joachim Draheim stilgerecht rekonstruiert wurde. Mit dem Prager Philharmonischen Chor und den Solisten Magdalena Kožená, Ute Selbig, Timothy Oliver und Georg Zep­ penfeld stehen Rhorer für die Aufführung hochrangige Partner zur Seite. Den Beginn des Konzertes macht aber die berühmteste aller Rückert-Vertonun­ gen: Magdalena Kožená singt die »Rück­ ert-Lieder« von Gustav Mahler und führt damit in die poetische Gefühlswelt des Dichters ein. Auf die Zusammenarbeit mit der tschechischen Mezzosopranistin, die im ZDF-Adventskonzert 2009 erstmals mit der Staatskapelle musizierte, freut sich Rhorer besonders. Vielleicht auch deshalb, weil sie – wie er selbst – die ihr zugeteilte barocke und frühklassische »Schublade« immer wieder gerne und überzeugend verlässt. Jérémie Rhorer

Konzert in der Frauenkirche I Samstag, 20. November 2010, 20 Uhr Jérémie Rhorer Dirigent Magdalena Kožená Mezzosopran Ute Selbig Sopran Timothy Oliver Tenor Georg Zeppenfeld Bass Philharmonischer Chor Prag Einstudierung: Lukas Vasilek Gustav Mahler »Rückert-Lieder« Zum 150. Geburtstag des Komponisten Robert Schumann »Der Eidgenossen Nachtwache« »Freiheitslied« op. 62 Nr. 1 und 2, Fassungen mit Orchester von Joachim Draheim »Verzweifle nicht im Schmerzenstal« op. 93 »Adventlied« op. 71 »Neujahrslied« op. 144 Zum 200. Geburtstag des Komponisten In Kooperation mit der Stiftung Frauenkirche Dresden


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Staatskapelle

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Von Kožená bis Netrebko D i e Ko n ze rt e d e r S äc h sischen Staatskapel l e im Novemb er

Dresdner StreichTrio

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden 2. Kammerabend Donnerstag, 18. November 2010, 20 Uhr Semperoper Zum 15-jährigen Bestehen des Dresdner StreichTrios Dresdner StreichTrio: Jörg Faßmann Violine Sebastian Herberg Viola Michael Pfaender Violoncello Ludwig van Beethoven Streichtrio c-Moll op. 9 Nr. 3 Ernst Naumann Streichtrio D-Dur op. 12 Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento für Streichtrio Es-Dur KV 563

Bertrand de Billy Magdalena Kožená

Staatskapelle im Gespräch Konzert in der Frauenkirche I Samstag, 20. November 2010, 20 Uhr Frauenkirche Jérémie Rhorer Dirigent Magdalena Kožená Mezzosopran Ute Selbig Sopran Timothy Oliver Tenor Georg Zeppenfeld Bass Philharmonischer Chor Prag Einstudierung: Lukas Vasilek Gustav Mahler »Rückert-Lieder«

Samstag, 27. November 2010, 15 Uhr Semperoper, Oberes Rundfoyer Der Capell-Virtuos 2010/2011 Rudolf Buchbinder Moderation: Tobias Niederschlag Ticket 5 Euro

Adventliche Festmusik aus Dresden Samstag, 27. November 2010, 18 Uhr Frauenkirche Adventskonzert des ZDF

Robert Schumann »Der Eidgenossen Nachtwache« »Freiheitslied« op. 62 Nr. 1 und 2, Fassungen mit Orchester von Joachim Draheim »Verzweifle nicht im Schmerzenstal« op. 93 »Adventlied« op. 71 »Neujahrslied« op. 144 Aufzeichnung durch MDR Figaro

Bertrand de Billy Dirigent Anna Netrebko Sopran Vittorio Grigolo Tenor sowie weitere Solisten Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Pablo Assante Sendetermin im ZDF: 28. November 2010


James Gaffigan

Anna Netrebko Vittorio Grigolo

Voraufführung »Passionsmusik in der Frauenkirche« Samstag, 27. November 2010, 20.30 Uhr Frauenkirche Bertrand de Billy Dirigent Anna Netrebko Sopran Marianna Pizzolato Mezzosopran Giovanni Battista Pergolesi »Stabat mater« sowie weitere Werke Fernseh-Aufzeichnung durch das ZDF Beide Konzerte sind Veranstaltungen des ZDF in Zusammenarbeit mit der Stiftung Frauenkirche Dresden und der Dresdner Bank Vorverkauf Ticketservice Georg-Treu-Platz 3 Anbau Coselpalais, 1. OG, 01067 Dresden Telefon (0351) 656 06 701 Fax (0351) 656 06 703 E-Mail: ticket@frauenkirche-dresden.de

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden 1. Aufführungsabend

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden Beethoven-Sonatenzyklus mit CapellVirtuos Rudolf Buchbinder

Mittwoch, 1. Dezember 2010, 20 Uhr Semperoper James Gaffigan Dirigent Robert Langbein Horn

Matinee II Sonntag, 28. November, 11 Uhr Semperoper Rudolf Buchbinder Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 5 c-Moll op. 10 Nr. 1 Sonate Nr. 12 As-Dur op. 26 Sonate Nr. 22 F-Dur op. 54 Sonate Nr. 4 Es-Dur op. 7 Sonate Nr. 14 cis-Moll op. 27 Nr. 2 »Mondscheinsonate«

Carl Maria von Weber Ouvertüre zu »Preciosa« Kurt Atterberg Hornkonzert a-Moll op. 28 Johannes Brahms Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11


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Junge Szene

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Wenn aus Schülern junge Bühnenstars werden M usikt h e at e r pädagogik in der Schu l e

Kinder und Jugendliche für Musiktheater begeistern – das ist die Aufgabe der theater­ pädagogischen Abteilung der Jungen Szene, der neu gegründeten Sparte für Kinder, Jugend­liche und Junggebliebene an der Semperoper. Das Junge-Szene-Team stellt sich und seine Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrern vor.

Manfred Weiß, Leiter Junge Szene

Carola Schwab, Theaterpädagogin

Es wuselt, krabbelt, quietscht und schreit im Kulturraum der Geschwister-SchollGrundschule in Freital. Wir besuchen die Klasse 4c und starten ein Musiktheater­ projekt zu César A. Cuis »Der gestiefelte Kater«. Es sind aufgeweckte Schüler, die seit der ersten Klasse Theater spielen. Zum Abschluss der Grundschulzeit soll nun ein Projekt in Kooperation mit der Jungen Szene durchgeführt werden. Bis Februar 2011 werden die Schüler ihre eigene Bühnenversion der Märchenoper erarbeiten und aufführen. Anschließend besuchen sie zum Vergleich die Premiere des »Gestiefelten Katers« am 6. Februar 2011 an der Semperoper. Das Projekt ist eine Mischung aus the­ aterpädagogischer Stückvorbereitung und Vermittlung von künstlerischen, kulturel­ len und sozialen Kompetenzen. Zu Beginn steht ein musikalischer und darstellerischer Grundlagenunterricht auf dem Programm. Die Kinder singen, tanzen, experimentie­ ren mit verschiedenen Körperhaltungen und Bewegungsarten und graben sich durch dunkle imaginäre Tunnel. Schließ­ lich nähern wir uns schrittweise den Figu­ ren des »Gestiefelten Katers«: Wie läuft ein König? Wie klingt die Stimme einer Prin­ zessin? Und was machen Ungeheuer in der Nacht? »Ich bin ein mächtiger König, ihr müsst euch alle verbeugen!«, ruft ein Blondschopf und schreitet durch den Raum. Die Schüler sind voller Tatendrang und Ideenreichtum. Unbemerkt beobach­ tet die Klassenlehrerin, Frau Gamm, das Geschehen am Rande der Spielfläche und sagt später: »Die meisten der Schüler hiel­ ten sich am Anfang sehr zurück. Es ist eine spannende Entwicklung. Als wir das The­ aterlied lernten und das mit leichten Tanz­ schritten auflockerten, war die Zurückhal­ tung aufgebrochen.« Inzwischen hat sich der Kulturraum der Grundschule in einen kleinen Theaterraum verwandelt, und die Theaterstunde mün­


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det in eine kurze Aufführung. Wir rufen gemeinsam: »5-4-3-2-1-Licht!«, es erklingt eine Melodie aus dem »Gestiefelten Kater«, dann betreten mächtige Könige, wun­ derschöne Prinzessinnen, schnurrende Kater und furchteinflößende Ungeheuer die Bühne. Mit einem Applaus wird die erste Theaterstunde mit der Jungen Szene beendet. »Nächste Woche machen wir wieder zwei Stunden Theaterwerkstatt!«, tröstet Frau Gamm ihre Klasse, mit lautem »Juhu«-Geschrei stürmen die Kinder aus dem Kulturraum. In der 121. Mittelschule in DresdenProhlis bleiben uns für eine theaterpäda­ gogische Vorbereitung nur zwei Schulstun­ den. Der Musikneigungskurs für Schüler ab der achten Klasse wird eine Vorstellung von »Gisela! oder: Die merk- und denkwür­ digen Wege des Glücks« besuchen. »Was habt ihr mit uns vor?«, fragt uns argwöh­ nisch eine 14-jährige Schülerin, als wir zu Beginn des Unterrichts den Musiksaal ausräumen, es herrscht eine allgemein abwartende Zurückhaltung unter den Schülern. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie meine Schüler für zeitgenössi­ sches Musiktheater begeistern können«, warnt uns die verantwortliche Musiklehre­ rin, Frau Boschütz, vor. Zugegeben, es ist keine einfache Aufgabe, aber wir wagen das Experiment. Im Workshop sollen darstellerische und szenische Ideen zu »Gisela!« entwickelt und durch die kreative Arbeit ein Zugang zum Stück geschaffen werden. Um Schwel­ lenängste der theaterunerfahrenen Schü­ ler abzubauen, beginnen wir mit einer Sprechgesang-Bewegungs-Kombination, und prompt regnet es Kommentare wie: »Boa, das ist voll anstrengend!« Dabei muss die Arbeit mit »Gisela!« erst noch beginnen. Zunächst beschäftigen wir uns mit den Figuren der Oper, es gilt, sie spie­ lerisch zu erforschen, äußere Merkmale und innere Charakterzüge ­auszuprobieren.

Jan-Bart De Clercq, Musik- und Theaterpädagoge

Jan-Bart De Clercq, Autor

Diese Aufgabe verursacht Irritation und scheint für die Schüler irgendwie ein bisschen peinlich zu sein. »Ich will nicht Giselas Freund sein!«, protestiert einer der wenigen Jungs in diesem Kurs. Es ist nicht einfach, trotzdem bleiben die Schü­ ler am Ball und können schließlich ihre Version der Opernfiguren präsentieren. Als nächstes bearbeiten sie in Kleingrup­ pen einen Szenenanfang. Mit Hilfe der Leitfrage, »was würdest Du tun, wenn Du in dieser Situation wärst?«, soll die Szene weiter improvisiert werden. Das fällt den Schülern leichter als die Rollenarbeit, sie sprudeln vor Ideen, und das Interesse am Schicksal der Figuren steigert sich. Zum Abschluss des Workshops prä­ sentieren die Schüler zu Musik von Hans Werner Henze ihre szenischen Ergebnisse und geraten in eine lebhafte und span­ nende Diskussion. Man hat das Gefühl, dass sie ihren ganz eigenen Blick auf das Stück entwickelt haben. Wir entlassen gut gelaunte Schüler, und Frau Boschütz ist zufrieden: »Meine Schüler sind heute über sich hinaus­gewachsen, ich bin sehr stolz!« Lehrerfortbildungen in der Jungen Szene

11. & 15. November 2010, 15 – 17 Uhr César A. Cui »Der gestiefelte Kater« 25. November 2010 15 – 17 Uhr Henry Purcell »Dido and Aeneas« 9. Dezember 2010 15 – 17 Uhr G. Balanchine »Coppélia« Semperoper Junge Szene Theaterpädagogik Carola Schwab & Jan-Bart De Clercq theaterpaedagogik@semperoper.de Toni Friedrich, FSJ Kultur

T 0351 4911 648 & 0351 4911 456


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Menschen

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Hans Werner Henze Komponist

Zehn Fragen

Der 84-jährige Komponist Hans Werner Henze ist inzwischen eine Epochengestalt der zeitgenössischen deutschen und europäischen Musik geworden. Der Weg aus dem westfälischen Lehrerhaushalt in die Opernhäuser und Konzertsäle der Welt begann mit einer musikalischen Ausbildung an der Staats­ musikschule Braunschweig. In den späten 1940er Jahren kam er mit dem Serialismus und den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik in Berührung, denen er nicht uneingeschränkt folgte. Unglücklich über die mangelnde Aufarbeitung des Dritten Reichs in der Nachkriegsrepublik einerseits und den ästhetischen Dogmatismus in der Neuen Musik andererseits, verließ Henze 1953 nach Engagements am Theater Konstanz und am Hessischen Staatstheater Wiesbaden seine Heimat und ließ sich in Italien nieder. 1962 bis 1967 unterhielt er eine Meisterklasse für Komposition am Mozarteum Salzburg, Lehraufträge führten ihn in die USA und nach Kuba. In Köln hatte Henze von 1980 bis 1991 eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik inne. Verpflichtungen als Composer in Residence führten ihn 1983 und 1988 bis 1996 ans Berkshire Music Center in Tanglewood/USA sowie 1991 zu den Berliner Philharmonikern. Bereits 1976 gründete Henze das Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano. Im Jahr 1988 rief er die Münchener Biennale (Internationales Festival für neues Musiktheater) ins Leben, die er bis 1996 leitete.


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Mein Morgenritual ist …

chaotisch und wird täglich anders erfunden. Mein Traum vom Glück…

endete, als ich siebzehn war, und das ist gut so.

Abschalten kann ich am besten…

wenn ich keine Lust habe, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Das Unvernünftigste, was ich je getan habe…

war, einigen Kretins das „Du“ anzubieten. Schwach werde ich…

in der Erinnerung an solche unvernünftigen Missetaten. In meiner Hosentasche habe ich…

mal dies, mal das. Mein letzter Lustkauf war …

der erste.

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es …

recht traurig für mich.

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…

mich danach sehnen, wieder feste Konturen anzunehmen. Mein Liebslingort in Dresden…

ist der Zwinger.


Semper!

Service, Spielplan, Impressum

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Service Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler

Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336

Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, Christine Diller, stellver­ tretende Leitung Julia Diehlmann, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler Bildnachweis S. 14 SXC S. 19–21 Sylke Scholz S. 26 Agentur S. 27 Jürgen Männel S. 28 Alix Laveau S. 30/31 Agentur S. 34 Agentur Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Gesine Grotrian-Steinweg, Bjoern Wolf Illustration Fons Hickmann M23, Berlin Anne Baier Herstellungsregie Marcus Bräunig Bildredaktion Matthias Creutziger, Marcus Bräunig Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 14. Oktober 2010

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache. Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de) T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de

Weihnachtspakete Die per fekte Bescher u ng!

Weihnachten 1 Dienstag, 4.1.2011, 19 Uhr, Iolanta (konzertant)*** Montag, 7.2.2011, 19 Uhr, Die Fledermaus Mittwoch, 9.3.2011, 19 Uhr Tosca* Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 145,50 / 131,50 / 103 Euro Tickets Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = com­ puter ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) bei allen cts-Vorverkaufsstellen Karten für die Semper­ oper Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekom­ men diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Ein­ trittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause ge­ kauft und selbst ausgedruckt werden. Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzert­ abend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren un­ ter semperoper.de zum selbst Ausdrucken. Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (5 Euro zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: kommunikation@semperoper.de

Weihnachten 2 Mittwoch, 5.1.2011, 19 Uhr, Carmen** Montag, 21.2.2011, 20 Uhr Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt Dirigent: Christian Thielemann Dienstag, 22.3.2011, 19 Uhr, Die Zauberflöte Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 139,50 / 125 / 103,50 Euro

Weihnachten 3 Donnerstag, 6.1.2011 19 Uhr Il barbiere di Siviglia* Donnerstag, 10.2.2011, 19 Uhr Coppélia Freitag, 25.3.2011, 19 Uhr Die Entführung aus dem Serail Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 197 / 184,50 / 145,50 Euro

Weihnachten 4 Dienstag, 25.1.2011, 19 Uhr, Die Fledermaus Dienstag, 22.2.2011, 20 Uhr, Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt Dirigent: Christian Thielemann Mittwoch, 30.3.2011, 19 Uhr, Die Entführung aus dem Serail Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 144 / 129,50 / 108 Euro

Wochentag ca. 30 % Ermäßigung Wochenende ca. 20 % Ermäßigung Sonderkonzert ca. 20 % Ermäßigung


Semper!

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Autor

Spielplan November

Mi 03 19:00 Do 04 19:00 Fr 05 19:00 Sa 06 19:00 So 07 11:00 20:00 Mo 08 19:00 Mi 10 19:00 Do 11 20:00 Fr 12 19:00 Sa 13 19:00 So 14 11:00 17:00 Mo 15 19:00 Di 16 20:00 Mi 17 15:00 Do 18 20:00 Fr 19 19:00 Sa 20 18:00 20:00 So 21 11:00 17:00 Mi 24 20:00 Do 25 19:00 Fr 26 19:00 Sa 27 15:00 18:00 19:00 20:30 So 28 11:00 20:00 Mo 29 19:00 Di 30 19:00

Dezember

L’italiana in Algeri Il barbiere di Siviglia L’italiana in Algeri Il barbiere di Siviglia L’italiana in Algeri Soiree mit dem Jungen Ensemble Il barbiere di Siviglia Il trovatore Rigoletto Il trovatore Rigoletto Einführungsmatinee Gisela! Tannhäuser Rigoletto Liederabend: Klaus Florian Vogt Tannhäuser 2. Kammerabend Il trovatore Premiere Gisela! Konzert in der Frauenkirche I Figaro Operncafé Spezial Tannhäuser Gisela! (Dresdentag) Gisela! Hänsel und Gretel Staatskapelle im Gespräch: Rudolf Buchbinder Adventskonzert des ZDF in der Frauenkirche Gisela! Voraufführung »Passionsmusik« in der Frauenkirche Beethoven-Sonatenzyklus mit Rudolf Buchbinder II Gisela! Hänsel und Gretel Hänsel und Gretel

Mi 01 Fr 03 Sa 04 So 05 Mo 06 Di 07 Mi 08 Do 09 Fr 10 Sa 11 So 12 Mo 13 Di 14 Mi 15 Do 16 Fr 17 Sa 18 So 19 Mo 20 Di 21 Mi 22 Do 23 Sa 25 So 26 Mo 27 Di 28 Do 30 Fr 31

20:00 20:00 19:00 11:00 16:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19:00 18:00 12:00 19:00 14:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 11:00 19:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19.00 19:00 18:00 19:00 20:00 19:00 20:00 17:30

1. Aufführungsabend Hänsel und Gretel Gisela! Einführungsmatinee Rusalka Hänsel und Gretel (Familientag) Hänsel und Gretel 3. Kammerabend Hänsel und Gretel Weihnachtskonzert mit dem Ensemble Dornröschen Premiere Rusalka Premiere Dido and Aeneas Dornröschen Hänsel und Gretel Hänsel und Gretel Rusalka Dido and Aeneas Dornröschen Dido and Aeneas Faust / Margarete Dornröschen Dido and Aeneas Rusalka Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert, Herbert Blomstedt Dornröschen Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert, Herbert Blomstedt Dido and Aeneas 4. Symphoniekonzert, Herbert Blomstedt Rusalka Faust / Margarete Rusalka Faust / Margarete 4. Kammerabend Il barbiere di Siviglia Silvesterkonzert, Christian Thielemann Silvesterkonzert, Christian Thielemann

Der Dresdentag wird unterstützt durch *in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln **in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln ***in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln Weitere Informationen unter semperoper.de

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

Änderungen vorbehalten


Semper!

Rätsel

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Rätsel Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks

43,91 Z a h l d e s M o n at s

43,91 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Semperoper Dresden. Genauer gesagt ihrer 805 Mitarbeiter, die täglich dafür Sorge tragen, dass die Vorstellungen rei­ bungslos über die Bühne gehen. Die Mehr­ zahl von ihnen zieht im Hintergrund die Fäden: Insgesamt 18 Abteilungen sind am Gesamtkunstwerk Semperoper beteiligt, darunter die Dramaturgie, die Dekorations­ werkstätten, der Besucherdienst oder die Personalabteilung. Handwerkliche und bautechnische Kunststücke werden in 19 Gewerken geschaffen. Requisite, Beleuch­ tung, Tischlerei, Schlosserei, Schneiderei oder Schuhmacherei widmen sich dem, was die Zuschauer auf der Bühne erleben können, vom Wolkenkratzer bis zum Ker­ zenständer. Um den Nachwuchs für spe­ zielle Theaterberufe wie die Putzmacherei zu sichern, werden sechs Lehrlinge ausge­ bildet – weitere sechs Jugendliche absol­ vieren hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur zur beruflichen Orientierung.

In jedem Abschied liegt ein Anfang. Hans Werner Henze kann davon ein Lied singen, mehr noch: eine Oper. Das von einem der größten Komponisten unserer Zeit für Ruhr.2010 und die Semperoper Dresden erschaffene Musiktheaterstück führt die Protagonistin Gisela vordergründig auf eine Reise von Ober­hausen nach Neapel, ohne dass sie wirklich dort ankommt. Mit 26 Jahren hatte der Komponist Deutschland den Rücken gekehrt und sich seiner Sehnsucht Italien zugewandt. Es war seine persönliche Abrechnung mit Nazi-Deutschland, mit dessen Spießbürgerlichkeit und seiner eigenen Familie, die auch nach mittlerweile 56 Jahren fortwährt. So stecken nicht nur existenzielle Themen des Lebens in seiner »Gisela!«Oper, sondern auch der ganz persönliche Henze. Wo ist Hans Werner Henze geboren, und wie lautet der Mädchenname von Hans Werner Henzes Mutter?

Premiere

20. November 2010 Weitere Vorstellungen

24., 25. 27., 28. November, 4. Dezember 2010 Tickets ab 13 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010 / 11 Ihrer Wahl, ausgenommen Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

30. November 2010

Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoper.de Lösungswort des letzten Rätsels, Heft 2:

Tannhäuser, Eschenbach, Vogelweide, Schreiber, Zweter Gewonnen hat Heidi Walter aus Dresden


Lรถsung


Der Stiftungsrat Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden Vorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Senator h. c. Rudi Häussler Gründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Susanne Häussler, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Dr. Andreas Sperl Geschäftsführer EADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert Vorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Das Kuratorium Assistenz-Treuhand GmbH Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Roland Berger Strategy Consultants GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais Senator h.c. Siegfried Knüpfer KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere Metering Service Gesellschaft mbH Ostsächsische Sparkasse Dresden

Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank SAP Deutschland AG & Co. KG Schelling & Partner Rechtsanwälte und Notare Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG YIT Germany GmbH Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglieder: Professor Christoph Albrecht Professor Gerd Uecker


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


Semper!

Rezension eines Gastes

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Lore Ullmann, 20 Jahre alt, Studentin der Philosophie, Literaturund Kulturwissenschaften an der TU Dresden

Reihe 7, Platz 23 P re mie re » I l tu tor e«, Oktober 2010

Wie haben Sie sich auf ein Intermezzo eingestimmt und was haben Sie erwartet?

Besuchen Sie zum ersten Mal die Semperoper? Wenn nein, welches Stück haben Sie vorher gesehen?

Während ich am Vorabend vor der Premiere von »Daphne« das Gefühl hatte, mir die Handlung durch­ lesen zu müssen, aus Angst, das Stück in der neuen Inszenierung nicht verstehen zu können, bereitete ich mich auf »Il tutore« lediglich mit ein paar Zeilen über das Intermezzo an sich vor. Erwartet habe ich nun ein erfrischendes Stück von einer Stunde. Ein ­wenig ge­ spannt war ich auf die Umsetzung der immer gleichen Besetzung eines Intermezzo, bestehend aus einem ­alten Mann, einem jungen Mädchen und einem Stum­ men, meist ein Diener.

Ja, die Opern »Daphne« und »Il tutore« waren meine ers­ ten Theaterbesuche in dieser Stadt. Ich bin zwar primär wegen meines Studiums nach Dresden gezogen, ich habe mich aber auch ganz bewusst für Dresden als eine Stadt mit vielen Kulturangeboten entschieden. Meine neuen kulturellen Möglichkeiten wollte ich am ersten Wochenen­ de damit voll auskosten. Da ich mich als Neu-­Dresdnerin schon fast in der Pflicht gefühlt habe, eines der berühm­ testen Opernhäuser Deutschlands zu besuchen, war das erste Wochenende meines neuen Lebensabschnittes durchaus erfolgreich.

Ich habe noch nie in meinem Leben so viel in einer Oper gelacht – das hat mich so wundervoll in einen sonnigen Sonntag starten lassen.

Was würden Sie dem Regisseur sagen, wenn Sie die Chance gehabt hätten?

Ich fand die Idee von »Il tutore« aber von Anfang an sehr entzückend. Ein Intermezzo von einer Stunde am Sonntagvormittag und zu diesem Preis: für Schüler und Studenten nur für 5 Euro. Seitdem ich 13 Jahre alt bin, habe ich regelmäßig zu meinen Geburtstagen Theaterabonnements für das Theater meiner Heimat­ stadt Bielefeld bekommen. Ich weiß, dass ich meinen Eltern für diesen Einstieg in die Welt des Theaters sehr dankbar sein kann. So hatte ich nie das Gefühl, dieser Art von Unterhaltung noch nicht gewachsen zu sein. Vor allem die Oper fand ich durch das Zusammenspiel von Musik und Schauspiel immer interessant. Und ge­ nau das ist an dem Stück, wie es jetzt an der Sempero­ per aufgeführt wird, so schön! Es hat sich zur Aufgabe gemacht, den Zuschauer zu unterhalten und gerade jungen Menschen zu zeigen, dass nicht nur das Kino uns entertainen kann, sondern auch die Oper.

Manfred Weiß hat in dem stückbegleitenden Programm­ heft in einem Interview davon gesprochen, dass es dem Team durch die Wahl des Bühnenbildes, eine kleinere Vorbühne näher am Zuschauer, möglich war, »eine neu­ artige Intimität für den Zuschauerraum« zu schaffen. Ich würde ihm sagen, dass mir dieser Aspekt wirklich gut gefallen hat, da er gerade im Hinblick auf die amüsante Inszenierung eine ganz besondere Atmosphäre schuf.   Ein Fazit, ein Satz: Ich habe noch nie in meinem Leben so viel in einer Oper gelacht. Es ist tatsächlich eines der amüsantesten Stücke – das hat mich so wundervoll in einen sonnigen Sonntag starten lassen.

Lore Ullmann Weitere Vorstellung

17. April 2011, 11 Uhr Tickets 11 Euro


Die perfekte Bescherung!

Magie, Musik und Muse in einem Geschenk: Gutscheine und Festtags-Abonnements der Semperoper Dresden. Mehr Informationen auf Seite 36 in diesem Heft


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