Semper Magazin No.1

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Semper !

Magazin

2010 / 11

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Oper, Ballett, Konzert, Junge Szene


Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

Semperoper Partner Projekt Partner

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Semper!

Editorial

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Editorial J un g , e motion al u n d dr esdn er isch

Wer neu an die Semperoper kommt, darf sich stolz schätzen, ein Kapitel in der langen Geschichte eines der traditionsreichsten und berühmtesten Opernhäuser der Welt aufzuschlagen. Wir wollen versuchen, die scheinbaren Gegensätze Tradition und Erneuerung in unserer künstlerischen Arbeit zu verbinden, Werke der Vergangenheit mit den heutigen Mitteln in unsere­Zeit zu holen und Ihnen, unserem heutigen Publikum und besonders den jungen Menschen, den Zugang zur Musik, zum musikalischen Theater zu erleichtern. Kein radikaler Neu­anfang also, sondern eine behutsame Fortentwicklung der großen Kunstleistungen der Generationen vor uns. Auch das Magazin Semper! hat sich leicht gewandelt: Es wird zukünftig häufiger erscheinen und dadurch aktueller sein. Wir wollen durch das Schlüsselloch der berühmten Silhouette der Semperoper hindurch schauen und Ihnen zeigen, was hinter den Kulissen passiert. Sie werden die Menschen kennenlernen, die in den verschiedensten Berufen in diesem Kraftwerk der Leidenschaft jeden Tag aufs Neue eine Welt erschaffen, die es so außerhalb der Oper nicht gibt, eine Welt mit eigener Logik und einem eigenen Verhältnis zu Raum und Zeit. In dieser neuen Spielzeit schlagen wir in 14 Neuproduktionen die Brücke von Monteverdis »Krönung der Poppea« aus dem Jahr 1642 bis zu Hans Werner Henzes neuer, gerade erst entstehender Oper ­»Gisela! oder: Die denk- und merkwürdigen Wege des Glücks«, um zu entdecken, dass uns beides gleichermaßen bewegt. Wir laden Sie ein, sich von der Musik und der einmaligen Kunstform des musikalischen Theaters verführen und bezaubern zu lassen. Wir, das ist das Ensemble der Semperoper Dresden, das ist die vor mehr als 460 Jahren gegründete Sächsische Staats­kapelle Dresden, das Semperoper Ballett, das Team der Semperoper ­Junge Szene, das sind die vielen kreativen Mitarbeiter in den Werkstätten und im Backstage-Bereich sowie alle anderen Mitarbeiter des Opernhauses. Lernen Sie uns und unsere Arbeit durch unser Magazin Semper! besser kennen. Viel Freude bei der Lektüre.

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Semperoper Dresden


Sparte Person

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19 .S ep te m be r 20 10 28 .N ov em be r 20 10

Semper  Bereich

Rudolf Buchbinder

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interpretiert in sieben SonntagsMatineen in der Semperoper die 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven.

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BUCHBINDERS BEETHOVEN

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Semper!

Inhalt

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Inhaltsverzeichnis Seite 6

Seite 20

Opernwahnsinn

Semper ! Men schen

eine musiktheatralische Kolumne »Il trovatore«

Zehn Fragen an Johannes Wuff-Woesten, Studienleiter und Solorepetitor

Seite 7

Pa pa ra zzo

Seite 22 Titelgeschichte

eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

Die n eu e Sparte Semperoper Junge Szene entgegen aller Opernklischees

Seite 8

Tag d e r o f f e n e n Op e r

Seite 24

die 5–Min u ten –Uhr

Semperoper für Alle! im September

Ein Chronometer im Wandel der Zeit

Seite 9

J azzpo rtr ait Roy Hargrove

Seite 26

D re s d n e r O f f e rt e n

Vom Rohdiamanten zum Jazzlöwen Dresden Tag und Dresden Spezial Seite 28 Seite 10

Imp r essu m, Service Spiel plan

N e u e I n t e n da n z Tickets, Informationen und vieles mehr ein Interview mit Ulrike Hessler, Intendantin der Semperoper Dresden Seite 30

Rätsel Seite 14

D i e zw e i t e Ka rri e re d e r Kost üm e eine Reportage über Leihgaben zur Förderung sozialer Projekte

Gioachino Rossinis Komische Oper »L’italiana in Algeri«

Seite 30

Zahl des Mon ats Seite 18

staatskapelle Von Buchbinder bis Brandauer Konzerte im August / September

Semperoper Ballett im Social Network

Seite 32

R eihe 7, Platz 23 Rezension eines Gastes »Der Rosenkavalier«, Juli 2010


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn Il trovatore (Der Troubadour)

Der EMI Querschnitt des »Trovatore« war eine meiner ersten Opernlangspielplatten. Ich ließ die Diamantennadel wieder und wieder über Manricos Stretta »Di quella pira« tanzen. Was für ein Showstopper! Giuseppe di Stefano, kurz unterbrochen von einer völlig hysterischen Maria Callas, ruft einen italienischen Herrenchor mit Hilfe von zwei hohen C’s zu den Waffen. Um was es wirklich ging, war mir damals sowohl schleierhaft als auch egal.

»… eine Geschichte, die meine Sicht auf den Troubadour für immer verändern sollte.« Als ich die Stretta eines Tages zum ersten Mal live hörte, war ich einigermaßen abgetörnt: Ein nervöser Tenor, dessen Spitzentöne wie die Todesschreie eines rachitischen Erpels klangen. Aber dann, mein zweiter Troubadour: Franco Bonisolli! Er kam, sang und siegte! Seine C’s ließen die Scheinwerfer vibrieren. Und es gab – auch das einmalig – ein Dacapo vor dem Vorhang. Weder der Dirigent noch das Orchester waren davon begeistert – wir Opernfreaks umso mehr. Franco stampfte den Takt mit dem Fuß und der Jubel kannte keine Grenzen.   Nach diesem intensiven Abend gingen mein Freund Werner und ich, wie wir es damals nach Opernbesuchen öfters zu tun pflegten, auf die Reeperbahn, um in einem kleinen, aber feinen Stripteaseclub den Abend geschmackvoll ausklingen zu lassen. Wir diskutierten die sprunghafte, unlogische und völlig übertriebene Handlung, die keiner von uns ernst nehmen konnte. Schließlich kamen wir zu früher Stunde ins Gespräch mit einer der tanzenden Damen, die sich uns als »Anamitra aus Indien« vorstellte. Sie war keineswegs die Tochter eines Maharadschas, sondern eine Roma aus Jugoslawien, also eine »Zigeunerin«, die hier nackt tanzend Geld für ihre weit verzweigte Familie verdiente. Nach-

dem wir ihr einen Drink spendiert hatten (Passen Sie auf, so etwas kann in einem Stripteaseclub teuer werden!), erzählte sie uns eine Geschichte, die meine Sicht auf den »Troubadour« für immer verändern sollte.   Anamitras Familie und andere Roma waren in den 70ern von Tito-Milizionären terrorisiert worden. Zuerst gab es Hausdurchsuchungen, dann wurden die Hunde erschossen, schließlich brannte ein Haus. Dabei kam eine Tante von Anamitra ums Leben. Angeblich verschwand am nächsten Tag einer der beiden kleinen Söhne des verantwortlichen Milizionärs Milos Nusiç. Fast die ganze Romafamilie wanderte später nach Österreich aus.   Ich hätte mich gar nicht mehr­ an ­d ie­s e­ Ge­­schichte erinnert, wenn mich nicht Werner­ über 20 Jahre später daran­ ­e r­i nnert hätte. Während ich mich also vom Opern­freak­ zum Opernklugscheißer gemausert­ hatte, arbeitete Werner für das Österreichische Fernsehen an einem Beitrag­ über österreichische Söldner im Bosnienkrieg. Bei den Recherchen hatte er zufällig ­Anamitra wieder getroffen, die nun ein kleines Café in der Nähe von Salzburg besaß. Sie erzählte ihm das unglaubliche Ende ihrer Familiengeschichte.   1991, noch vor dem Ausbruch des Krieges in Bosnien, war die Tochter ihrer Tante mit ihrem Sohn Django wieder zurück in ihre Heimat gezogen. Django hatte als Moderator bei einem lokalen Radiosender einige Berühmtheit erlangt, als die Feindseligkeiten zwischen den von Ratko Mladić geführten serbischen Truppen und den bosnischen und kroatischen Kräften ausbrachen. Ein Truppenführer tat sich dabei durch besondere Effizienz und Grausamkeit hervor: Slobodan Nusiç, der Sohn jenes Milizionärs, der damals gegen die Zigeuner gewütet hatte.   Inzwischen kämpfte Django in der Armee­ der Republik Bosnien und Herzegow­ina als Offizier gegen die serbischen Truppen. Nach einer serbischen Offensive geriet

Djangos Mutter in Nusiçs Fänge. Der legte sich dann am 29. April 1994 in der Nähe von Tuzla mit UN-Truppen an.   Eine dänische UN-Einheit neutralisierte daraufhin mit Hilfe ihrer sieben deutschen Leopard-1-Panzer eine von Nusiçs Stellungen. Als Django das erfahren hatte, versuchte er mit einem Kommandounternehmen seine Mutter aus Nusiçs Lager zu befreien. Aber Djangos Einheit wurde vernichtet, er selbst geriet in Gefangenschaft und wurde zu Tode gefoltert. Das Gleiche hatte Nusiç mit Djangos Mutter vor. Bevor sie starb, gestand sie ihrem Peiniger, dass Django gar nicht ihr Sohn, sondern Nusiçs Bruder sei, den sie als Rache für den Tod ­ihrer Mutter entführt hatte. Nusiç hatte also gerade seinen eigenen Bruder zu Tode g ­ equält.   Bis auf die Liebesgeschichte waren alle Elemente des »Troubadour« in der Erzählung enthalten. Das Unübersichtliche, Unlogische und Sprunghafte in Verdis dramma lirico kam der Wirklichkeit erschreckend nahe. Nusiç wird vom Haager Internationalen Strafgerichtshof bis zum heutigen Tag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht.

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musiktheater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt inszeniert er demnächst Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. In Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« und in Würzburg die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest!«.

Weitere Vorstellungen »Il trovatore«

am 23. September / 9., 15. Oktober 10., 12., 19. November 2010 Semperoper


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf Bauprobe


Semper !

Aktuelles

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Tag der offenen Oper Semperoper für alle!

Von früh bis spät gibt es an diesem Tag Semperoper satt zu erleben: Keine Tür, kein Schloss bleiben verriegelt, sondern öffnen stattdessen den Blick hinter die Kulissen. Magische Verwandlungen gilt es zu erleben, das Handwerk hinter der Kunst zu entdecken und bisher verborgene Räume, Werkstätten und Probebühnen zu erkunden.   Um 11 Uhr sind alle herzlich zur Einführungsmatinee von »Daphne« auf die Probebühne eingeladen, um detailliert über Konzept und Inhalt von Richard Strauss’ bukolischer Tragödie, die erste Premiere dieser Spielzeit, zu erfahren. Aber auch für Kinder gibt es viel zu bestaunen und auszuprobieren. Zeitgleich um 11 Uhr steht eine Familienvorstellung von »Le nozze di Figaro« auf dem Plan. Dabei erhält ein Erwachsener in Begleitung von einem Kind einen Preisvorteil von ca. 50%. Zwei Kinder bis zu 16 Jahren genießen damit kostenfreien Eintritt. Für jedes weitere Kind wird ein Kartenpreis von nur fünf Euro erhoben.   Am Abend präsentiert das internationale Ensemble der Semperoper ­Dresden

zur Semper Soiree Arien und Lieder in Salon-Atmosphäre. Beginn ist 20.30 Uhr. Dazwischen gibt es eine Vielzahl an Programmpunkten, Mitmachangeboten und verschiedensten Kunstgenüssen, die die zahlreichen Talente und Fertigkeiten der Semperopern-Mitarbeiter erfahrbar machen. Fragen Sie, was Sie schon immer einmal zum Opernbetrieb wissen wollten, und profitieren Sie von künstlerischen Erfahrungen aus erster Hand. Ob erstmaliger Besucher oder erfahrener Operngänger – Sie alle sind herzlich eingeladen zum Verweilen und Flanieren!

Tag der offenen Oper:

Sonntag, 26. September, 11–21.30 Uhr Das detaillierte Programm wird rechtzeitig auf semperoper.de veröffentlicht. Der Eintritt ist frei – davon ausgenommen sind die Familienvorstellung »Le nozze di Figaro« und »Semper Soiree«.


Matthias Creutziger, Fotograf

Ei verbibbsch nochemol Dresdner Offerten ab der Spielzeit 2010/11

Die Semperoper ist das Wahrzeichen der Dresdner und ist in traditionsreicher ­(Musik)-Geschichte fest mit der sächsischen Landeshauptstadt verwurzelt. Was liegt da näher, als die Semperoper »ihren« Dresdnern für ganz besondere Anlässe zu öffnen. Mit dieser Saison möchte die Intendantin Dr. Ulrike Hessler die Semper­ oper noch dresdnerischer präsentieren. Allen Beispielen voraus: »Daphne«. Die Oper von Richard Strauss gehört zu den neun seiner Bühnenwerke, die hier uraufgeführt wurden. Neben der Strauss Pflege darf in einer Barockstadt wie Dresden natürlich auch die barocke Note nicht fehlen. Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« und Hasses Intermezzo »Il tutore« sollen an den Erfolg des »Giulio Cesare in Egitto« der letzten Spielzeit anknüpfen. Aber nicht nur der Spielplan, auch die neuen Offerten richten sich exklusiv an die Dresdner.

Dresden Spezial Das »Dresden Spezial« bietet ein besonderes Vorkaufsrecht für alle Dresdner. Für Kurzentschlossene wird ein Kontingent für sehr begehrte Vorstellungen bis zum letzten Moment bereitgehalten. Am ersten Samstag im Monat erhalten Sie die einmalige Chance, beim Besucherdienst in der Schinkelwache Karten für alle Aufführungen des Folgemonats zu erwerben. Reservieren Sie folgende Termine in Ihrem Terminkalender:  4. September 2. Oktober / 6. November 4. Dezember 2010 8. Januar / 5. Februar 5. März  / 2. April  / 7. Mai 4. Juni 2011

Dresden Tag Alle Dresdner erhalten am »Dresden Tag« einen Exklusivpreis für ausgewählte Vorstellungen. Die Anzahl der »Dresden Tage« wurde von fünf auf zehn Vorstellungen verdoppelt; sie sind zugleich als Vorstellung direkt nach der Premiere angesetzt. So können die Dresdner über die neuesten Produktionen der Semperoper gleich mitreden. Die Tickets kosten nur 17,75 Euro bis 25,75 Euro in den besten drei Platzkategorien und sind nur an der Tageskasse (Schinkelwache) erhältlich: Dreamlands (Ballett) 12. September 2010, 19 Uhr Daphne 05. Oktober 2010, 19 Uhr Gisela! oder: Die denk- und merk­ würdigen Wege des Glücks, 24. November 2010, 20 Uhr Rusalka 03. Januar 2011, 19 Uhr Coppélia (Ballett) 08. Februar 2011, 19 Uhr Arabella 02. März 2011, 19.30 Uhr L’incoronazione di Poppea 05. April 2011, 19 Uhr Die Zauberflöte 08. Mai, 14.30 Uhr 3 Farben Grün (Ballett) 24. Mai 2011, 19 Uhr Street Scene 21. Juni 2011, 19 Uhr

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Semper !

Interview Ulrike Hessler

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Die Leidenschaft zum Beruf gemacht Ulrike Hessler Ăźber ihre Liebe zur Oper, zu Dresden und den Reiz, Intendantin der Semperoper zu sein


Christine Diller, Gespräch Matthias Creutziger, Fotograf

Seit 1. August ist Ulrike Hessler Intendantin des traditionsreichen und weltberühmten Hauses und damit die Nachfolgerin Gerd Ueckers. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin war 1984 von Wolfgang Sawallisch an die Bayerische Staatsoper geholt worden, zunächst als Assistentin des Pressesprechers. Von 2006 bis 2008 leitete sie mit Kent ­Nagano kommissarisch das Haus, an dem sie bis Ende der vergangenen Spielzeit Direktorin für Public Relations und Programmentwicklung war.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Besuch in der Semperoper und Ihre Eindrücke erinnern? Das muss im Winter 1990 gewesen sein. Bei Eiseskälte bin ich um die Trümmer der Frauenkirche und die Schlossruine ge­ schlichen. An der Bayerischen Staatsoper hatten wir einen guten Kontakt zur früheren Pressesprecherin der S ­ emper­oper, Ingrid Schubert. Ihre Kollegin Annegudrun Heilmann gab mir eine wunderbare Privatführung, erklärte mir die Rekonstruktion des Hauses und zeigte mir auf der zum Zwinger hin gewandten Seite des Rundfoyers eine Säule, an der man noch sieht, was alt und was neu ist. Eine Million Mark war für den Wiederaufbau gesammelt worden, und mit Schubkarren­ und Handwerkszeug hatte sich die Bevölkerung daran beteiligen­ können. Das alles hat mich wahnsinnig beeindruckt. Was macht für Sie den Reiz aus, gerade an der Semperoper die Intendanz zu übernehmen? Das sind natürlich der Reiz eines traditionsreichen Hauses und die große künstlerische und handwerkliche Kompetenz­seiner Mitarbeiter, die herausragende Professionalität der technischen­ Abteilung und der Werkstätten etwa. Mir scheint, dass hier das Berufsethos noch höher ist als an anderen­­Häusern, die ich kenne. Das liegt vielleicht auch an den un­günstigen­Beding­ ungen, unter denen 40 Jahre lang in Dresden Oper auf die Bühne gebracht wurde, bis vor 25 Jahren endlich wieder die Semper­oper eröffnet werden konnte. Wenn man sich anschaut, was für ein hervorragendes Musiktheater allein bis dahin gemacht worden war, kann man nur voller Bewunderung für diese Dresdner Dramaturgie sein. Die Bereitschaft im Haus jedenfalls ist groß, sich auf die neuen Ideen wie unsere Inter­ mezzi oder die neue Sparte Junge Szene einzulassen. Wir hatten bereits fantastisch vorbereitete Bauproben, bei denen die Freude aller Mitarbeiter zu spüren war. Und wenn ich dann noch, wie kürzlich im Wiener Musikvereinssaal, die Säch­sische Staatskapelle mit Christian Thielemann spielen höre und die Euphorie des Publikums spüre, dann weiß ich, was den großen Reiz ausmacht, an diesem Haus Intendantin zu sein. Ich denke, das ganze Haus hat ein großes Potenzial. Auch für Christian Thielemann gibt es noch Schätze zu heben. Zu Ihrem Konzept zählt die bewusste Pflege eines starken Ensembles. Warum ist Ihnen das wichtig? Die Semperoper hat traditionell ein starkes Ensemble, das zusammen­mit dem hervorragenden Chor und dem wunderbaren Orchester die spezifische Farbe des Hauses ausmacht. Es gibt auf der anderen Seite kaum mehr die so genannten Sängerstars­, die international jedem bekannt sind. Wir haben weniger Sängerpersönlichkeiten als früher, die sich über eine lange Zeit hin an der Spitze halten können und ohne Marketingmaschine­rie bekannt bleiben. Man muss sich fragen, woran das liegt. Sänger müssen sich langsam entwickeln können. Die Semperoper hat


Semper!

Interview Ulrike Hessler

bereits sehr gute Leute im Ensemble, das wir durch weitere interessante Sänger ergänzen. Das Ziel ist, nach den Premieren­ die Arbeit noch zu vertiefen. Wir wollen auch eine engere Bindung zwischen den Sängern und ihrem Publikum erreichen. Es liegt ein großer Reiz darin, diese Couleur locale, zu der neben Chor und Staatskapelle eben auch das Sängerensemble beiträgt, weiterzuentwickeln, weil sie Dresden gut ansteht und man mit ihr künstlerisch sehr viel erreichen kann. Natürlich werden auch wie bisher berühmte Gäste kommen, aber sie sollten zur Semperopernfamilie passen und auch wirklich bei uns arbeiten­ wollen, nicht nur mitnehmen, was sich gerade so ergibt. Oper für junge Leute oder über Generationengrenzen hinweg gibt es immer wieder einmal. Warum nun mit Semperoper Junge Szene eine eigene neue Sparte einrichten? Es gibt in Dresden das Theater Junge Generation, und auch das Staatsschauspiel arbeitet mit Jugendlichen. Aber die Oper hat sich mit diesem Thema noch nicht sehr ausführlich aus­ einandergesetzt. Natürlich ist unsere Aufgabe zunächst einmal die Vermittlung des großen Opernrepertoires an eine nachfolgende Generation. Dabei müssen wir uns klarmachen, dass es kaum noch neue Opern gibt, mit denen wir überhaupt ein Publikum begeistern können, und gleich gar nicht ein ganz junges. ­Darüber hinaus konkurrieren wir sehr stark mit anderen, kommerzielleren Freizeitaktivitäten. Andererseits bietet gerade unsere Kunstform des musikalischen Theaters die Möglichkeit, neue Formen und neue Stoffe so umzusetzen, dass sie junge Leute ansprechen. Dazu müssen wir die Aktivitäten bündeln. Und dafür erscheint es mir notwendig, eine neue Sparte ­einzurichten. Oper auch für junge Leute soll innerhalb des Betriebes keine Nebenaktivität sein, sondern ins Zentrum ­unserer künstlerischen Arbeit und ihrer Vermittlung rücken. ­Diese

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Aktivitäten­lassen übrigens auch ein Netzwerk innerhalb des Hauses entstehen, in dem die Mitarbeiter, die schließlich meistens auch selbst Kinder haben, etwas von ihrem Beruf und ihrer künstlerischen Aktivität weitergeben können. Auch eine solche Interaktion ist als schöner Nebeneffekt für ein Theater wichtig. Haben sich die Frauenfiguren und Regisseurinnen hinterrücks auf den Spielplan geschlichen? Oder steckt eine weibliche Strategie dahinter? Es ist keine Strategie – auch wenn es so aussehen mag! Wir haben einfach nach guten und begabten Künstlern gesucht. Und das waren in der ersten Spielzeit meistens Frauen. Aber man sollte daraus kein Prinzip ableiten. Es wird bei uns selbst­ verständlich­nicht nur Regisseurinnen geben. Und bereits ­ in dieser Saison arbeitet beispielsweise Stefan Herheim hier. Wie wollen Sie den Spagat schaffen, die internationale Strahlkraft der Semperoper zu pflegen und andererseits verstärkt Oper für die Dresdner zu machen? Programmatisch ist das kein Spagat. Wir haben aber in der Ver­marktung neue Ansätze. In den letzten Jahren wurde stark a ­ uf überregionale Gäste gesetzt, und nicht zuletzt dadurch ist die Semperoper in den vergangenen 20 Jahren so eine Erfolgs­ geschichte geworden. Jedes andere Haus muss sehr, sehr große Anstrengungen unternehmen, um ein internationales Publikum zu bekommen, was ja wiederum sehr wichtig für die Stadt ist. Die Konsequenz ist nur, dass man die Vorverkaufsbedingungen für die Dresdner ändern muss, damit sie sich kurzfristiger entscheiden können und nicht anderthalb Jahre im Voraus. Dass sie spontan reagieren können, wenn sie hören, dass »Gisela!« oder Stefan Herheims »Rusalka« toll sind. Denn natürlich muss ein Opernhaus auch eine starke Basis in der eigenen Stadt haben.


Was mögen Sie an Dresden, der Stadt, in die Sie aus privaten Gründen schon seit Jahren pendeln, besonders gern? Dresden ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Das hat auch mit der Lage zu tun. Wenn Sie mich so genau fragen, ist es wohl die Elbe, die ich besonders mag, weil ich noch nie direkt an einem Fluss gewohnt habe. Und weil ich fast nichts schöner finde, als von meiner Terrasse herunter den alten Raddampfern zuzuschauen. Und ich bin immer ganz stolz, wenn ich erkenne, welcher es diesmal ist, die Diesbar oder die Dresden... Na und dann mag ich natürlich dieses Haus, die Semperoper, sehr – ihre Atmosphäre und Akustik und ihr gelungenes Verhältnis aus Nähe und Ferne, das genauso ist, wie ein Opernhaus sein soll. Was betrachten Sie als die größte Herausforderung für die nächsten Jahre unter Ihrer Intendanz? Unsere Zeit gehört ja wirtschaftlich nicht gerade zu den bevorzugtesten. Eine der größten Herausforderungen wird also sein, mithilfe des Rechtsträgers sicherzustellen, dass wir die Arbeitsbedingungen haben, die wir brauchen, um im internationalen Wettbewerb so gut sein zu können, wie man es von uns erwarten darf. Man muss gerade jetzt nach innen und außen vermitteln,­ dass die künstlerische Qualität das Wichtigste ist, dass aber auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Kompetenz als ebenso wichtige Faktoren dazu kommen müssen, um erfolgreich zu sein. War es für Sie ein Traum, Dresden als Ihre zweite Heimat auch zu Ihrer beruflichen Wirkungsstätte zu machen? Ehrlich gesagt, war das nie ein Thema. Mein Werdegang in München war so aufsteigend positiv, dass ich nicht mehr über einen Wechsel nachgedacht habe. Es hat mich daher über­rascht und natürlich sehr gefreut und geehrt, dass man mir die Intendanz angetragen hat.

Wie ist Ihre große Liebe zur Oper eigentlich entstanden? Sie kam aus meiner Familie, wo die Oper sehr präsent war. Meine Eltern hatten immer ein Abonnement in München, und meine Großmutter sang im Chor des Hessischen Staatstheaters in Kassel. Meine erste Oper war natürlich »Hänsel und Gretel«, das war Anfang der 60er-Jahre direkt nach der Wiedereröffnung des Nationaltheaters in München, Brigitte Fassbaender sang den Hänsel – davon habe ich das Programmheft aufgehoben... Das nächste war der »Freischütz«. Während der Schulzeit ging ich immer öfter in die Oper. Und als Studenten fuhren wir dann in der Clique zu den wichtigen europäischen Opern­ häusern ­und erlebten von den Stehplätzen aus die musikalischen Highlights. Die Clique entstand übrigens durch das gemein­same Anstehen.­Denn um Karten für die attraktiven Aufführungen etwa mit Birgit Nilsson oder Carlos Kleiber zu ergattern, musste man ja nächtelang vor der berüchtigten Münchner Kassen­ baracke warten. Es lohnte sich nur zu mehreren, man übernachtete dann im VW Käfer oder wärmte sich im »Wienerwald« auf, was durchaus seinen Unterhaltungswert hatte. So entstanden Opernfreundschaften. Aber ich hätte damals noch nicht gedacht, dass dieses Hobby später mein Beruf werden würde. Was ist für Sie ein idealer Operntag? Ein Tag, an dem sich alle Dinge so umsetzen lassen, wie sie geplant sind, und an dem man keine Absagen hat. An dem eine ideale Besetzung eine meiner Lieblingsopern aufführt, gleichzeitig das Semperoper Ballett einen neuen Abend probt, ich beim Besuch einer Orchesterprobe die Sächsische Staatskapelle mit einem hervorragenden Dirigenten erlebt habe und unterdessen die Neuproduktion etwa von »Street Scene« vorbereitet wird. Kurz: Wenn das ganze Haus produktiv ist und die gemeinsamen Ziele vor Augen hat, wenn alle motiviert sind und sich gegenseitig mit ihrer Motivation anstecken.


Semper!

Reportage

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Christine Diller, Autorin Phoebe Zetzsche, Fotografin Matthias Creutziger, Fotograf

Eine zweite Karriere für Kostüme Wie die Semperoper Dresden m it Leihga ben aus dem Fundus so ziale Projekte fördert

Sie sind König und Königin wie aus dem Bilderbuch: Eine Krone mit großen Zacken und ein weiter Umhang verschaffen Claudius Respekt, in zierlichen Schuhen mit hohen Absätzen stolziert er um seine Gertrud herum, die sich in ihrem Prunkmantel auch sehr gut gefällt. Sie könnten glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage. Wäre da nicht Hamlet, Gertruds Sohn aus erster Ehe, der Geister sieht, Stimmen hört und vom Mord an seinem Vater faselt. Etwas stimmt nicht mit diesem Prinzen von Dänemark, und auch nicht mit diesem Shakespeareschen »Hamlet«. Denn hier wird der Königssohn eingesperrt und seine Ophelia muss sich zur Toilette abmelden. Und all das nur, weil die zwei so gerne picknicken, einander Heirats­anträge machen und Hamlet sich ab und zu in eine dunkle Kiste zurückzieht, wenn es ihm nicht so gut geht. Es sind Menschen mit geistiger und zum Teil auch körperlicher Behinderung, die in einfachen Worten und bezaubernden Bildern spielen, dass sie in die so genannte normale Welt nicht passen, dass deren Regeln sie verstören und dass Hamlet nicht nur liebestoll und ein hoffnungsloser Idealist ist. »Hamlet – Und eben war das Glück so nah« war im Frühjahr auf der Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels im »Club der anders begabten Bürger« zu erleben, wo das ungewöhnliche Projekt von 14. bis 16. Dezember 2010 wieder aufgenommen wird. Es ist die jüngste Arbeit des Werkstattateliers »farbwerk« von Kathleen Roth und Jaqueline Hamann. Seit einigen Jahren arbeiten die beiden unter der Trägerschaft der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen mit „farbwerk“ an Kunst- und


Semper!

Reportage

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Erik Börner

Theaterprojekten mit Menschen mit Behinderung. Während Kathleen Roth mit ­einer Gruppe Teile der »Hamlet«-Textcollage entwickelte, gestaltete Jaqueline ­Hamann Bühne und Kostüme. Auch mit Insassen der Justizvollzugsanstalt Zeithain hat Hamann schon Theater gemacht. Und immer spielten Kostüme aus dem Fundus der Semperoper mit. Im »Hamlet« zum Beispiel der feine Mantel der Königin oder die Gehröcke des wie weiß überzuckerten Barockorchesters mit seiner etwas absurden Musik. Bewusst sind Roth und Hamann inzwischen mit ihren Projekten aus dem geschlossenen System der Behindertenwerkstätten ­heraus und in den öffentlichen Kulturraum ­gegangen. »Dadurch erfahren Menschen mit Behinderung eine Wertschätzung ihrer Stärken, die ihnen sonst nicht zugetraut werden«, sagt Hamann. Professionelle Kostüme sind fürs Spielen in der Öffentlichkeit die Voraussetzung, sie sind aber auch für die Schauspieler ungeheuer wichtig. »Damit wachsen sie über sich hinaus«, erzählt die Kostümbildnerin Jaqueline Hamann, »es werden ganz ­andere Persönlichkeiten aus ihnen, man merkt, dass sie sich schön fühlen«. Dazu kommt, dass manche ihre Lust am Verkleiden, die sich bisweilen auch in der Vorliebe für sehr hohe Schuhe manifestiert, hier einmal richtig ausleben können. ­Manchmal entstehen daraus erst die

­ eschichten für die Bühne. Und vielleicht G sind die Profi-Kostüme auch eine Möglichkeit, Betroffenheitstheater zu vermeiden, denn das ist das allerletzte, was die beiden Theaterfrauen wollen. Der Etat dieser von der öffentlichen Hand geförderten Theaterprojekte ist ­naturgemäß klein, weshalb Hamann auf die Kostümleihe angewiesen ist. Mit dem Entleihen ist die Arbeit der Ausstatterin­jedoch nicht getan. Natürlich muss Hamann die Kostüme umarbeiten, kürzen, enger oder weiter machen oder sich schlaue Kombinationen mit anderen Kleidungsstücken ausdenken. Als sie vor drei Jahren für ein Gefängnis-Projekt zum ersten Mal mit ihrem Anliegen an die Semper­ oper herantrat, stieß sie bei Frauke Schernau, ­K ostümdirektorin der gemeinsamen Werkstätten von Staatsschauspiel und -oper, sofort auf offene Ohren. »Wir

Kathleen Roth & Jaqueline Hamann

­ ekommen ständig viele Anfragen, Kostüb me zu verleihen, aber nur wenigen können wir nachkommen«, sagt Schernau in der ­Schneiderei, wo die Gänge überquellen von bunten, üppigen, fantasievollen Kostümen an langen Garderobenstangen. »Wir prüfen vorher natürlich den Hintergrund. Die Projekte von Frau Hamann fanden wir absolut förderungswürdig, weil sie eine wichtige soziale Funktion haben«, erklärt Schernau. »Auch das ist Teil der Aufgaben und Aktivitäten der Semperoper, dass sie neben ihren Hochglanzproduktionen ein breites Spektrum von Theaterarbeit unterstützt.« Auf Bildern von der Aufführung sah Schernau anschließend, dass die Kostüme »mit Herzblut und Liebe gemacht waren«. Und weil die Zusammenarbeit so professionell ablief, half sie bei der nächsten Inszenierung wieder gerne mit Kostümen aus. »Mir gefällt, dass in der Theaterarbeit mit Strafgefangenen oder Behinderten die üblichen Abgrenzungen aufgehoben werden.« Auch das Kinder-Museum im Deutschen Hygienemuseum profitierte schon vom Opernfundus. Die Leihgaben stammen selbstverständlich aus abgespielten Inszenierungen und sind mitunter zehn, fünfzehn Jahre alt. »Es macht mir einfach Freude, dass diese Kostüme eine zweite Karriere haben und auf diese Weise eine Botschaft weitertragen«, sagt Schernau. »Das ist mir ein Herzensbedürfnis.«


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Semper  BEREICH

SÄCHSISCHE

STAATSKAPELLE

DRESDEN


Semper! Staatskapelle

Konzerte

18

Von Buchbinder bis Brandauer die Konzerte der Sächsischen STaatskapelle im august / septemb er

Herbert Blomstedt Paavo Järvi

1. Symphoniekonzert Sonntag, 22. August 2010, 11 Uhr Montag, 23. August 2010, 20 Uhr Dienstag, 24. August 2010, 20 Uhr Semperoper

Mitsuko Uchida

2. Symphoniekonzert

Paavo Järvi Dirigent Rudolf Buchbinder Klavier

Sonntag, 12 September 2010,  11 Uhr Montag, 13. September 2010, 20 Uhr Dienstag, 14. September 2010, 20 Uhr Semperoper

Erkki-Sven Tüür »Zeitraum« für Orchester [1992] Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67

Sir Colin Davis Dirigent Mitsuko Uchida Klavier Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15

Aufzeichnung durch MDR Figaro Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Keller­ restaurant Gastkonzert beim Musik-Festival Grafenegg 27. August 2010, Grafenegg Auditorium Benefizkonzert für den MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN Görlitz-Zgorzelec 28. August 2010, Görlitz, Jugend­ stilkaufhaus zum Strauß

Christian Gerhaher

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden Sonderkonzert Gustav Mahler Jugendorchester Mittwoch, 8. September 2010, 20 Uhr Semperoper Herbert Blomstedt Dirigent Christian Gerhaher Bariton Gustav Mahler »Lieder eines fahrenden Gesellen« Anton Bruckner Symphonie Nr. 9 d-Moll

Leoš Janáček »Taras Bulba«, Rhapsodie für großes Orchester nach Gogol Jean Sibelius »Tapiola« op. 112 Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Keller­ restaurant Gastkonzert beim Beethovenfest Bonn 19. September 2010, Bonn, Beethovenhalle Sir Colin Davis Dirigent Sergey Khachatryan Violine Ludwig van Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61 Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67


Klaus Maria Brandauer

AHAB Sir Colin Davis

Freitag, 24. September 2010, 20 Uhr Samstag, 25. September 2010, 20 Uhr Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen

Staatskapelle im Gespräch Freitag, 17. September 2010, 16 Uhr Semperoper, Oberes Rundfoyer Zum 100. Geburtstag von Rudolf Kempe

Rudolf Buchbinder

Roundtable mit Cordula Kempe, Sir Colin Davis, Reinhard Ulbricht, Peter Rösel u.a.

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Moderation: Tobias Niederschlag Eintritt: 5 Euro

Beethoven-Sonatenzyklus mit CapellVirtuos Rudolf Buchbinder

Klaus Maria Brandauer Sprecher Sebastian Weigle Dirigent Libor Šíma Komposition Martin Mühleis Gesamtkonzeption, Textbearbeitung, Regie und Produktion »AHAB«, Eine Symphonische BühnenParabel für einen Schauspieler und Orchester nach Motiven des Romans »Moby Dick« von Herman Melville Weltpremiere

Matinee I Sonntag, 19. September 2010, 11 Uhr Semperoper Dresden Rudolf Buchbinder Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 1 f-Moll op. 2 Nr. 1 Sonate Nr. 10 G-Dur op. 14 Nr. 2 Sonate Nr. 13 Es-Dur op. 27 Nr. 1 Sonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2 »Der Sturm« Sonate Nr. 18 Es-Dur op. 31 Nr. 3


Semper!

Menschen

20

Johannes Wulff - Woesten, Studienleiter und Solorepetitor Matthias Creutziger, Fotograf

Zehn Fragen

1966 in Jena geboren, erhielt Johannes Wulff - Woesten Violin-, Klavier- und Kompositionsunterricht an der Musik- bzw. Spezialschule für Musik in Weimar. Nach dem Abitur studierte er Klavier, Dirigieren und Komposition an der dortigen Musikhochschule Franz Liszt. Seit 1991 arbeitet er als Solorepetitor an der Semperoper Dresden, von 1995 bis 2001 als Assistent von Giuseppe Sinopoli (auch in Rom und Mailand) und ab 1996 als Solorepetitor und musikalischer Assistent bei den Bayreuther Festspielen. Seit 2000 ist er Studienleiter an der Semperoper. Seit 1984 kommen seine Kompositionen regelmäßig zur Aufführung: Sein Werk umfasst neben Kammermusik drei Kammeropern von einem Oratorium, eine Sinfonie und ein Klavierkonzert. Er ist außerdem vielseitig tätig als Pianist, Liedbegleiter, Organist, Kammermusikpartner und Hochschullehrer. 2010/11 hat er die musikalische Leitung der Opern-Sonntagsmatinee »Il tutore«, einer neuen Intermezzo-Reihe, in der Semperoper inne.


Mein Morgenritual ist …

Mein Traum vom Glück …

Abschalten kann ich am besten …

Das Unvernünftigste, was ich je getan habe …

Schwach werde ich …

In meiner Hosentasche habe ich …

Mein letzter Lustkauf war …

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es …

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich …

Mein Liebslingort in Dresden …


Semper! Junge Szene

Titelgeschichte

22

»Wir sind nicht der Sandkasten nebenan!« die neue Sparte entgegen des klischees »bürgerlich, teuer, langweilig«

Die Semperoper Junge Szene wird ab der Spielzeit 2010/11 als eigenständige Sparte für frisches Theaterblut an der Sempe­r­oper Dresden sorgen – und setzt dabei auf hohe künstlerische Q ­ ualität und theaterpädagogische Vielfalt. Manfred Weiß, Leiter der neuen Sparte, gibt einen Einblick in seine Begriffe von Jugendtheater und erklärt, was Oper mit Fußball gemein hat.   Bürgerlich, langweilig, teuer. Oder einfach fremd. Für Manfred Weiß sind diese Klischees verantwortlich dafür, dass im Opernsaal noch immer flächendeckend Silberlocken schimmern, ­während sich Kinder und Jugendliche statt vor dem Orchestergraben lieber im Kinosessel, vor dem Computer oder dem Fernseher einrichten.   Vorurteile, die sich leicht revidieren lassen, wie der neue Leiter der blutjungen Sparte Semperoper Junge Szene weiß: »Sobald jemand Musiktheater einmal erleben kann, ist er meist begeistert. Dieses Erlebnis Oper ist ja deshalb so toll, weil es mehr noch als das Schauspiel so viele Dinge in sich vereinigt, über die Sprache und das Spielen auf der Bühne hinaus die Musik, das Bühnenbild, die Kostüme, das Orchester.«   Um diese Schatzkiste mehr jungen Menschen zu öffnen, wird die Junge Szene in der Spielzeit 2010/11 drei eigene In­szen­ ierungen­für das »Anfängerpublikum« auf den Spielplan setzen: »Der gestiefelte Kater« von César A. Cui, Purcells »­ Dido and

Aeneas« und das Ballett »Cinderella« – auf den ersten Blick musikalisch wie inhaltlich recht verschiedene Stücke. Oder? Beim gestiefelten Kater war neben der reizvollen musikalischen­ Bearbeitung der hohe Wiedererkennungswert, ob aus dem Hausmärchenfundus oder als »Shrek«-Publikumsliebling, ­ausschlaggebend: »Da ist es interessant zu fragen: Wie findet­ das bekannte Märchen denn auf der Opernbühne statt?« ­Besonders spannend dürfte das für die Darsteller selbst sein: Das Ensemble wird überwiegend aus Schülern bestehen. »Dido and Aeneas« hingegen scheint mit dem antiken Stoff, der ­abstrakten politischen Handlung und zudem in englischer Sprache nicht besonders geeignet für Opernfrischlinge zu sein. Weiß, der das Stück inszeniert, suchte nach dem individuellen und emotionalen Kern der Geschichte und schälte ein Drama um die erste Liebe und die erste Enttäuschung heraus. Voilà! ­Wie geschaffen für ein junges Publikum.   Und schließlich handelt auch »Cinderella« vom Erwachsen­ werden, das oftmals gar nicht glänzend ist. Dank ihrer ­über­schaubaren Instrumentierung sind die drei Inszenierungen­ außerdem­für das neue Format in der Spielstätte, der P ­ robe­­bühne I prädestiniert: »Dass dort eine ganz andere Nähe für das Publikum zu erleben ist, als wenn man irgendwo im zweiten Rang sitzt, macht das Erlebnis Musiktheater noch einmal auf ganz andere Art schmackhaft.«   Der intimere Rahmen bedeutet allerdings nicht, dass darunter der Anspruch leidet, den Weiß gerade für Jugendtheater­ ­kompromisslos erhebt. »Unser Anliegen ist, dass diese ­Pro­duktionen qualitativ genauso bestehen können wie eine Produktion für die große Bühne. Wir sind nicht der Sandkasten nebenan, wo man sagt, man schickt ein paar Kinder rein, und dann machen wir mal ein bisschen Jugendoper, Freischütz für Kinder oder so.«   Von speziell auf Jugendliche zugeschnittenen Stoffen hält Weiß ebenso wenig, denn für junge Zuschauer interessante Aspekte ließen sich jedem Stück abgewinnen. »Dass sie uns in unserem Dasein beschäftigt, ist es, was wir uns eigentlich von jeder Opernaufführung wünschen.«   Und falls der junge Opernbesucher dennoch zweifelt, die Töne zu hoch sind, die Musik im Ohr schmerzt und die Bühne einem Trümmerfeld gleicht? Das sei wie beim Fußball, erklärt Weiß, denn »wenn ich ein Spiel wirklich verstehen will, muss ich


Anne Gerber, Autorin

Jünger und zugleich generationenübergreifender präsentiert sich die Semperoper auch mit der neuen vierten Sparte Semperoper Junge Szene. Für sie komponierte Hans Werner Henze seine neue Oper »Gisela! oder: Die denk- und merkwürdigen Wege des Glücks«, die im November ihre Premiere auf der großen Bühne erfährt. Drei weitere Neuproduktionen der Jungen Szene finden, eng ans Haus gebunden, auf der Probebühne  I, einer kleineren Spielstätte direkt nebenan, statt.

mich vorher damit beschäftigen: Welche Mannschaften spielen gegeneinander, wie ist die Aufstellung? Dann habe ich Spaß am Spiel. Und das Gleiche ist es mit der Oper.« Starthilfe gibt hier der bunte theaterpädagogische Fächer, den Weiß und sein Team entfalten. Neben schon etablierten Angeboten stehen zu den Premieren der Spielzeit Workshops für Lehrer und Unter­ richtsmaterialien zur Verfügung, die in den kommenden Jahren auf das gesamte Repertoire ausgedehnt werden sollen. Als »Luxusvariante« besteht für einzelne Klassen die Möglichkeit, als »Premierenklassen« je eine Neuproduktion von den ersten Konzeptionsgesprächen über die Probenphasen bis zur Premiere hautnah zu begleiten. Wer bisher auf Fragen wie »Muss ich in der Oper einen Anzug tragen?«, »Wie komme ich billig in die nächste Aufführung?« oder »Wer steht da eigentlich auf der Bühne?« keine Antwort bekam, kann sich zukünftig an die ErOperer seiner Schule wenden, theater- und opernbe­geisterte Schüler, die praktische Tipps zum Thema geben, ab und an einen gemeinsamen Opernbesuch organisieren und diesen mit Hilfe der Pädagogen vorbereiten. Und für die ganz persönliche Betreuung während einer Aufführung plant die Junge Szene »Patenschaften«. »Wir können uns vorstellen, dass leidenschaftliche Opernbesucher mit einem jungen Menschen in Stücke gehen und über so einen persönlichen Kontakt die Begeister­ ung für Oper entsteht. Durch den Austausch lässt sich das Stück auch für den Paten ganz anders erleben, als wenn er allein ist oder mit einem Ehepartner, der die letzten beiden Stunden­ ­geschlafen hat«, erklärt Weiß augenzwinkernd und denkt darüber nach, mit Hilfe der Patenschaften auch sozial benach­ teiligten Jugendlichen einen Theaterbesuch zu ermöglichen.   Denn im Dialog zwischen Inszenierung und Publikum sieht Weiß die zentrale Aufgabe der Jungen Szene: «Nicht nur, dass man Horden von zukünftigen Opernbesuchern heranzieht, ­sondern dass sich für jedes Kind, das Musiktheater bewusst erlebt, ein Türchen öffnet in einer Form, die so in der Schule nicht vorkommt, nämlich Fantasie zu entwickeln, kreativ zu sein. Wir reden immer darüber, wie wichtig Kreativität ist für eine Gesellschaft, aber davon merkst du in der Bildungspolitik nichts. Der Musik- und Kunstunterricht wird immer mehr gestrichen, also all das, wo Kreativität und Fantasie im Denken gefragt ist. Doch um aus den gewohnten Bahnen auszubrechen, brauchst du den Gedanken, den noch keiner gedacht hat.«

Manfred Weiß, Regisseur, Autor und Schauspieler, stand von 2002 bis 2006 der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart als Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer vor und ist Mitbegründer sowie Künstlerischer Leiter von indieOper, einer Initiative für Kreativitätsförderung von Kindern und Jugendlichen. Als Künstlerischer Leiter der Semperoper Junge Szene ab der Spielzeit 2010 / 11 stehen ihm die Theaterpädagogen Carola Schwab und Jan-Bart De Clercq zur Seite.

Premieren Semperoper Junge Szene

Hans Werner Henze Gisela! oder: Die denk- und merkwürdigen Wege des Glücks 20. November 2010 / Semperoper Henry Purcell Dido and Aeneas 12. Dezember 2010 / Probebühne I César A. Cui Der gestiefelte Kater 6. Februar 2011 / Probebühne I Cinderella Choreografie: Stijn Celis; Musik: Sergej Prokofjew 9. April 2011 / Probebühne I weitere Vorstellungen unter semperoper.de


Semper!

Eine technische Reportage

24

Die Fünf – Minuten – Uhr E i n C h ro n omet e r im Wa nd e l d e r Ze it


Stefan Ulrich, Autor Matthias Creutziger, Fotograf

»… und so kam das Uhren-Modell im Jahre 1951 als fachmännisch verpackte Paketsendung aus Honolulu wieder nach Sachsen.«

»Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr.« Als die Marschallin im »Rosenkavalier« diese Hofmannsthalschen Zeilen erstmals zur Uraufführung 1911 in der Semperoper sang, fand sie sich in Einklang mit dem schon seit geraumer Zeit unaufhörlichen Rotieren der Zahlenräder der Fünf-Minuten-Uhr – sichtbar für jeden Zuschauer hoch über dem Bühnenportal der Oper – die, statt das Geheimnis ihrer technischen Finesse preiszugeben, lediglich in zwei Sichtfeldern die fortlaufende Zeit dokumentiert; die Stunde in römischen, die ­Minuten im Fünf-Minuten-Wechsel in arabischen Ziffern – geräuschlos im Fluss, wie von der Marschallin besungen. Allerdings ist der Fünf-Minuten-Uhr auch weniger Poetisches widerfahren, als sie in Verbindung mit der schicksalhaften Geschichte des Hauses zweifach vernichtet wurde; und doch zeigt sie uns heute wieder die Zeit an wie damals, als man die Uhr zum ersten Mal bestaunte: Mit der Fertigstellung des ersten SemperOpernhauses für Dresden im Jahre 1841 wurde der Öffentlichkeit die recht eigenwillige Uhr präsentiert; der sächsische Hof hatte seinem Hofmechanikus Friedrich Gutkaes den Auftrag erteilt, einen »respektablen Chronometer« für die Oper zu kreieren – ein »Kuriosum unter seinen Artgenossen«.­

Diese Uhr wurde beim Opernbrand 1869 mit zerstört. Ein zweites, nach dem Original gefertigtes Exemplar konnte erst nach der Eröffnung des zweiten Opernbaus (1878) im Jahre 1879 präsentiert werden – hergestellt von der Firma Zachariä in Leipzig unter der Leitung von Ludwig Teubner, Königlicher Hofuhrmacher, der ein früherer Mitarbeiter von Friedrich Gutkaes war. Nach leichten technischen Veränderungen im Jahr 1912 durch den Ehrenobermeister Ernst Schmidt wurde im Jahre 1928 durch dessen Sohn Felix Schmidt das ursprüngliche Turmuhrwerk mit Sekundenpendel, das wöchentlich aufgezogen werden musste, ausgetauscht und wie alle Uhren im Opernhaus auf elektrischen Betrieb mit zentraler Steuerung umgestellt. Die Räder im Durchmesser von 160 cm mit ihren Zifferntafeln drehten sich unermüdlich bis zur kriegsbedingten Vernichtung im Jahre 1945. Im Zuge der Planung zum Wiederaufbau der Semperoper wurde auch die ­R ekonstruktion der Fünf-Minuten-Uhr diskutiert. Als eine der wichtigsten Quellen zur Orientierung erwies sich dabei ein

im Jahr 1896 durch Ludwig Teubner und seinem Gesellen Otto Hermann erstelltes Funktions-Modell der Uhr, welches auf eine geradezu abenteuerliche Weise­ nach dem Krieg wieder nach Dresden ­zurückkehrte. Dieser Geselle war vor 1914 nach Hawaii ausgewandert, hatte das Modell mitgenommen und bei einem späteren Dresdenbesuch dem Teubner-Enkel Felix Schmidt die Rücksendung versprochen; und so kam das Uhren-Modell im Jahre 1951 als fachmännisch verpackte Paketsendung aus Honolulu wieder nach Sachsen. 1980 wurde dem MathematischPhysikalischen Salon durch Schmidt das Modell übereignet. (Aufgrund von Sanierungsarbeiten am Gebäude ist eine öffentliche Präsentation der Uhr bis voraussichtlich Ende 2012 leider nicht möglich.) Das Modell stellte einen unverzichtbaren Informationswert für die im Jahr 1980 verfasste Studie zur Rekonstruktion der Uhr dar. Darin sprachen sich die Ingenieure Klaus Ferner und Dr. Harry Julitz für eine Beibehaltung der historischen Konstruktion der Zahlenräder, Lagerung und Fortschaltwerke aus, unter Verwendung eines technisch modernen Antriebes – eine Vermittlung aus Geschichte und Gegenwart. Schließlich fertigte die Firma Turmuhrenbau Ferner in Meißen diese Uhr, die seit der Wiedereröffnung der Semperoper 1985 zuverlässig ihren Dienst tut und den Blick der Besucher aus aller Welt auf sich zieht. Und wenn es still ist im Haus, ist es fast so, als sänge die Marschallin über das ­Rotieren der Zahlenräder der Fünf­Minuten-Uhr: »Manchmal hör ich sie fließen unaufhaltsam.«


Semper!

Portrait Roy Hargrove

26

Vom Roh­diamanten zum Jazzlöwen Roy H a rg rove Quint e t (USA)

Zwischen lupenreinem Jazz und NeoSoul, Swing und HipHop, Latino und ElektrikFunk bewegt sich der just auf der Premiere des Echo Jazz gekrönte Trompeter Roy Hargrove, der sich erfolgreich auch in abenteuerliche Fusionen von Mainstream und Underground wagt. Vor 20 Jahren mischte er sich in der New Yorker Szene unter die »Young Lions« und hat sich seither vom wilden Junglöwen zu einer festen Größe des amerikanischen Modern Jazz entwickelt.

Kein geringerer als Wynton Marsalis entdeckte den inzwischen zweifachen Grammy-Preisträger an dessen High School in Dallas und holte 1987 den damals 17-Jährigen bei einem Konzert in Fort Worth / Texas zu sich auf die Bühne – der erste große Schritt auf dem Weg zur internationalen Karriere. Zwei Jahre später spielte Hargrove sein Debütalbum »Diamond In The Rough« ein; mit dabei die Veteranen Al Foster und John Hicks. Den Titel wählte der aufstrebende Trompeter in Anbetracht seiner gewaltigen Entwicklung äußerst treffend, denn mit seinen 20 Jahren war er tatsächlich ein »ungeschliffener Diamant«, der sehr schnell an hochkarätigem Format gewinnen sollte.   Hargrove brachte nicht nur zahlreiche Alben als Bandleader heraus, er unterbrach für ganze vier Jahre seine Solokarriere, um die Größen der Musikbranche in ihren Projekten zu unterstützen. So musizierte er u.a. mit Herbie Hancock und ­Michael

Brecker auf der prämierten Aufnahme »Directions In Music: Live At Massey Hall« (2002), begleitete die NeoSoul-Diva Erykah Badu und spielte auf zwei Alben des Rappers Common.   Doch neben all den musikalischen Ausflügen und Experimenten besinnt sich der fulminante Trompeter stets auf die Wurzeln des Jazz und ist dabei durchaus kritisch: »Die Leute schenken dem Jazz heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit«, so Hargrove. »Daran sind die Jazzmusiker zum Teil aber auch selber schuld, da sich einige zu sehr darum bemühen, intellektuell zu erscheinen. Diese Musiker haben dann selbst keinen Spaß, wenn sie ihre Musik spielen, und deshalb kommen dann letztendlich auch weniger Leute zu ihren Konzerten, um sie live spielen zu hören.« Diese Kritik einer überhöhten musikalischen Intellektualisierung ist keine Neuheit in der Geschichte des Jazz. Gegen Mitte der 50er Jahre, ließen sich in der

Jazzwelt zwei profilierte Lager deutlich voneinander unterscheiden. Einerseits das feierlich-intellektualistische Lager, das ästhetisch teils noch an den Cool Jazz anknüpfte und als hochgestochener, überspannter, »musikalischer«, meist formalistischer »weißer« Jazz gebrandmarkt wurde. Diese ehrgeizige, konzertmäßige und großenteils schriftlich festgelegte Musik war auch als »Third Stream Music« bekannt, da sie sich sinngemäß als eine »dritte Strömung« verstand, in der die Musik gebildeter Tradition mit dem Jazz auf verschiedenste Weisen fusionieren sollte. Dem gegenübergestellt war die Musik der »Schwarzen« mit einem überwiegend improvisierten, hitzigen, aggressiven und sehr einfachen Jazz, die aus der ursprünglichen Kraft des Blues den Mut schöpften, weiterzugehen. Diese kraftvolle Musik war es, die in den darauf folgenden Jahren dominieren, die Aufmerksamkeit der Fachpresse und des Jazzpublikums auf


Michaela Angelopoulos, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

sich ziehen und im Zuge einer Neubewertung des Jazz in einer Wiederauferstehung des Bop münden sollte: Der Hard-Bop war geboren, um den die Schlagworte »Neobop«, »funky jazz«, »Hardbop« und »harter Bop« kursierten. Im Zentrum standen nun wieder die Improvisation, der rhythmische »Drive«, die Erregung und das »Blues Feeling«. Kochender Jazz mit »hartem Swing« war angesagt, und der Trompeter Clifford Brown diente Musikern wie Morgan Lee, Donald Byrd oder Freddie Hubbard als glänzendes Vorbild.   Vor diesem Hintergrund und dem seiner eigenen kritischen Stimme überrascht es nicht, dass sich Hargrove in seiner 2008 erschienenen CD-Einspielung »Earfood« des Hard-Bop-Erbes annimmt, wo sich doch eben dieser Hard-Bop aus dem Kontext einer Verlagerung des intellektualisierten Spiels zur rohen Expressivität­ ­herausbildete. Aus dem Geist des Hard-Bop der 50er und 60er Jahre heraus ­erspielt

das Roy Hargrove Quintet diesem nun den Weg in das 21. Jahrhundert. Neben einer fast schon neutralen Sachlichkeit, mit der Hargrove sich auf die Vorläufer des HardBop besinnt, ist der verführerische Gesang seines Horns dennoch reich an Emotionalität und träumerischen Melodien: »Mein Ziel war es, eine Aufnahme zu machen, die von Tradition und Sophistikation durchdrungen ist, aber zugleich den Sinn für melodische Einfachheit wahren sollte.«   Neben den großen Namen der Jazzszene werden auch Jazzbands in die Semperoper ­Dresden eingeladen, die der ­internationalen Jazzwelt eine ganz eigene, un­gewöhn­liche Note geben. Zur Orientierung geben wir »Jazz in der Semperoper« jeweils einen Untertitel: »jazz gala« für die einem breiten Publikum bekannten Formationen, »late night jazz« für die Konzertform, in der Jazzprominenz mit jungen Musikern, die am Beginn einer großen Karriere stehen, zusammen musizieren,

und »jazz special« für Formationen, deren Jazz sich von speziellen Musikrichtungen und Kulturkreisen inspirieren lässt.

Sonntag, 22. August, 20 Uhr Tickethotline 0351 4911705 bestellung@semperoper.de Tickets von 6 – 32.50 € Jazz in der Semperoper

late night jazz Roy Hargrove Quintet Roy Hargrove, Trompete Justin Robinson, Saxofon Jonathan Batiste, Klavier Ameen Saleem, Bass Montez Coleman, Schlagzeug Ein frühzeitiger Besuch lohnt sich! Ab 19 Uhr wird die Dredner Nachwuchs­generation des Jazz ihr Bestes geben und die Foyers der Semperoper zum Swingen bringen.


Semper!

Impressum, Service, Spielplan

28

Impressum Service Herausgeber

Sächsische Staatsoper Dresden

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache

Kartenvorverkauf Internet

Intendantin

Dr. Ulrike Hessler Semper! Magazin der Semperoper Dresden August-September Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 4911336

Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten

Michaela Angelopoulos Sophie Becker Matthias Claudi Christine Diller Corina Ebert Anja Fietzek Anne Gerber Tobias Niederschlag Stefan Ulrich Kerstin Zeiler

jeweils bis zu 9 Karten­ direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Eine Ermäßigung kann nicht gewährt­werden. Print@Home

Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr*

Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskar-

*Änderungen im Monatsspielplan

cher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausge-

bzw. auf semperoper.de

druckt werden. Ein eigener Strichcode garantiert die

Redaktion

Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, stellvertretende Leitung

Auf semperoper.de sind für ausgewählte Vorstellungen

te. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets si-

Echtheit der Karte und ist nur einmal verwertbar. Der Einzelreservierung

0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de

Verkauf wird durch die Firma Tickets.com GmbH zu deren Geschäftsbedingungen angeboten. Bitte beachten Sie, dass Ermäßigungen, Stornierungen und Umbuchungen von Print@Home-Karten nicht möglich

Gruppenreservierung

sind.

T__0351 49 11 718 F__0351 49 11 700 gruppen@semperoper.de

Telefon Innerhalb der Öffnungszeiten des Besucherdienstes besteht die Möglichkeit einer telefonischen Kartenre-

Abendkasse in der Semperoper Dresden

öffnet 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn

servierung. Diese gilt als verbindlich. Ab drei Wochen vor der Aufführung ist eine Zahlung auf Rechnung nicht zu gewährleisten und erfolgt dann ausschließlich in bar

Abendkasse Probebühne / Ballettsaal

oder per Kreditkarte.

öffnet ½ Stunde vor Vorstellungsbeginn Gestaltung

Fons Hickmann M23, Berlin Herstellungsregie

Schriftweg 24 Stunden Informationsservice

Kartenbestellungen werden vom Besucherdienst in

Spielplaninfos / Kartenangebote

brieflicher oder elektronischer Form (Fax und E-Mail)

0351 49 11 740

Marcus Bräunig

entgegen genommen. Eine schriftliche Bestätigung wird Ihnen in Kürze zugestellt.

Faxabruf Spielplan Bildredaktion

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Matthias Creutziger, Marcus Bräunig

Mit einem Gutschein kann ein Opern-, Ballett- oder Aktuelle Spielplaninformationen

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Druckerei Thieme GmbH

Keck & Krellmann Werbeagentur GmbH, Dresden

Konzertabend verschenkt werden,­ ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Die Gutscheine sind im Wert von 20 und 50 Euro erhältlich und können für

Aktuelle Öffnungszeiten Anzeigenvertrieb

Gutscheine

0351 49 11 731

alle Veranstaltungen eingelöst­werden.­Erhältlich sind die Gutscheine an der Tages­kasse. Sie können telefonisch oder elektronisch bestellt oder im Print@HomeVerfahren unter semperoper.de zu Hause selbst ausgedruckt werden. Die Gültigkeit beläuft sich auf drei

Redaktionsschluss

Jahre.

für dieses Heft: 2. August 2010 Kartenversand Bildnachweis

Fotos © Matthias Creutziger

Bereits bezahlte Karten werden Ihnen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zugestellt. Sollte der Zeitraum für den Versand nicht ausreichen, werden die Karten an der

S. 14: Phoebe Zetzsche S. 15 oben: Phoebe Zetzsche S. 18-19: Agentur, Matthias Creutziger S. 22: Privat

Abendkasse im Foyer der Semperoper Dresden auf ­Ihren Namen hinterlegt. Die Karten sollten bis spätestens 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn abgeholt werden.


Spielplan Eventim / CTS-Kartenvorverkauf

August

Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundes­gebiet (sowie in Österreich) bei allen cts-Vorver­kaufsstellen­Karten für die Semperoper Dresden beziehen.­ Sie können aber auch Ihre T ­ ickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Spielplanversand

Mi 25 Do 26 Fr 27 Sa 28 So 29 Mo 30 Di 31

19:00 19:00 19:00 19:00 14:00 19:00 19:00 13:00

Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) L’italiana in Algeri (Die Italienerin in Algier) Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) L’italiana in Algeri (Die Italienerin in Algier) Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla)

Die Spielzeitbroschüre (5 Euro zzgl. Porto), der Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen

September

gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: Kommunikation und Marketing T 0351 – 49 11 450, kommunikation@semperoper.de

Die Gewinner des Abo Gewinnspiels: Hauptpreis Ein Wochenende in Barcelona (5.-7. November 2010) während des Gastspiels »Giselle« des Semperoper Ballett im Gran Teatre del Liceu. Magdalena Dietrich, Knr. ××××4660 Abendessen & Opernabend Thomas Schneider, Knr. ××××3987 Ein Opernabend hinter dem Vorhang Michael Lenk, Knr. ××××9029 Komparsenrolle Christine Heinke, Knr. ××××0666 Ballettprobe und Vorstellungsbesuch Bettina Vogt, Knr. ××××9574 Besuch der Dekorations- & Kostümwerkstätten Imgart Mannhaupt, Knr. ××××2160 Ein Damentee mit der Intendantin Gudrun Zwicker, Knr. ××××1247 Theaterkostüme Steffi Rentsch, Knr. ××××6450 Theaterrequisiten Dr. Wolfgang Große, Knr. ××××4468

Mi 01 19:00 Do 02 19:00 Fr 03 19:00 Sa 04 17:00 So 05 11:00 So 05 19:30 Mi 08 20:00 Do 09 19:00 Fr 10 19:00 Sa 11 19:00 So 12 11:00 19:00 Mo 13 20:00 Di 14 20:00 Mi 15 18:00 Do 16 19:00 Fr 17 16:00 20:00 Sa 18 19:00 So 19 11:00 19:00 Mo 20 19:00 Di 21 19:00 Do 23 19:00 Fr 24 19:00 20:00 Sa 25 19:00 20:00 So 26 10:00 11:00 11:00 20:30 Mo 27 19:00 Mi 29 14:00 19:00 Do 30 20:00

Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) Schwanensee Schwanensee Der Rosenkavalier Schwanensee Finale des Gesangswettbewerb »Competizione dell’Opera« Gustav Mahler Jugendorchester Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) Dreamlands (Ballettabend) Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) 2. Symphoniekonzert, Sir Colin Davis Dreamlands (Ballettabend) »Dresden Tag« 2. Symphoniekonzert, Sir Colin Davis 2. Symphoniekonzert, Sir Colin Davis Der Rosenkavalier Schwanensee Staatskapelle im Gespräch: Roundtable zum 100. Geburtstag von Rudolf Kempe Dreamlands (Ballettabend) La traviata Beethoven-Sonatenzyklus mit Rudolf Buchbinder, Matinee I Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) La traviata Schwanensee Il trovatore (Der Troubadour) Rigoletto AHAB – Weltpremiere mit Klaus Maria Brandauer La traviata AHAB – mit Klaus Maria Brandauer Tag der offenen Oper Einführungsmatinee Daphne Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) Familienvorstellung Semper Soiree (Liederabend in Salonatmosphäre) La traviata Schwanensee Seniorenveranstaltung Schwanensee 1. Kammerabend

Alle weiteren Termine auf semperoper.de


Semper!

Rätsel

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Rätsel L’ italiana in Algeri

Zahl des Monats 1631 Fans zählt das Semperoper Ballett auf der Social Network-Plattform ­facebook. Freunde der Company genießen hier als auch auf der Videoplattform ­youtube (435 Abonnenten) den Blick hinter die Kulissen, Interviews mit Choreografen oder exklusive Probenfotos und Kommentare der ­Tänzer. www.semperoper.de / facebook-ballett www.semperoper.de / youtube

Mustafa, Bey von Algier, ist seiner Frau Elvira überdrüssig geworden und möchte lieber eine Italienerin. Sein Wunsch scheint sich zu erfüllen, als Isabella als Schiffbrüchige an der Küste strandet. Isabella aber erkennt in Lindoro, einem italienischen Sklaven des Bey, ihren früheren Geliebten. Nach vielen Ver­ wicklungen gelingt es Isabella und Lindoro, mit einer tollkühnen Intrige vor den Augen des Beys zu entkommen – und Mustafa kehrt zu Elvira zurück. Der Stoff der Oper entstand innerhalb von vier Wochen. Am 22. Mai 1813 erlebte das Werk eine triumphale Uraufführung in Venedig. Die Italienerin ist des damals 21-jährigen Rossini erste abendfüllende Opera buffa. In ihr gelingt ihm, wenn nicht die Verbindung, so doch das spannungsvolle Wechselspiel von kapriziösem und nicht selten sarkastischem Scherz und lyrisch-zarter Empfindsamkeit. Aber Rossini ist nicht nur bekannt für seinen Witz, sondern auch für seine Gaumenfreuden. Wie heißt die kulinarische Spezialität, die vom Küchenchef des Pariser Restaurants Maison dorée, Casimir Moisson, nach Rossini benannt worden ist, weil er sie immer genauso bestellt hat?

Vorstellungen

26., 30. September 27., 29. Oktober 03., 05., 07. November 2010 Tickets

ab 11,50 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010 / 11 Ihrer Wahl, ausgenommen Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

12. September 2010


Lรถsungswort


Semper!

Rezension eines Gastes

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Nils Haupt, Leiter Unternehmens­kommunikation Lufthansa Cargo AG, Frankfurt / Main

Reihe 7, Platz 23 »DER ROSENKAVALIER«, Juli 2010

Wie haben Sie sich auf den Opernabend eingestimmt? Wieder einmal kursorisch in die Aufnahme mit Karl Böhm hineingehört. Und ­Texte ­gelesen von Hofmannsthal. Zu seinen­ schönsten gehört für mich »Leben des Le­ bens« : »Verwandlung ist Leben des Lebens, ist das eigentliche Mysterium der schöpfenden Natur; Beharren ist Erstarren und Tod. Wer leben will, der muss über sich selber hinwegkommen, muss sich verwandeln: er muss vergessen. Und dennoch ist ans Beharren, ans Nichtvergessen, an die Treue alle menschliche Würde geknüpft. Dies ist einer von den abgrundtiefen Widersprüchen, über denen das Dasein ­aufgebaut ist.« Besuchen Sie zum ersten Mal die Semperoper? Wenn nein, was haben Sie zu letzt hier gesehen? Mein erster Besuch war – unvergesslich – kurz vor der Währungsunion 1990. Zuletzt sah ich den »Faust« von Charles Gounod im Juni 2010. Eine sehr dichte und in den Bann ziehende Inszenierung. Wenn Sie die Wahl hätten, in welche Partie der heute gespielten Oper würden Sie gern einmal schlüpfen und warum? In die Marschallin – ihrer Liebe, ihrer Wehmut, ihrer menschlichen Größe wegen. Und der unvergleichlichen Reflektion über die Zeit:

Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel, da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen dir und mir, Da fließt sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr... Manchmal hör ich sie fließen – unaufhaltsam. Manchmal steh ich auf mitten in der Nacht und lass die Uhren alle, alle steh’n. Allein man muß sich auch nicht vor ihr fürchten. Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters, der uns alle erschaffen hat.

Jedesmal wieder bewegen mich diese Zeilen in Verbindung mit der kongenialen Strauss´schen Musik ungemein. Ein wunderbares Beispiel für die einmalige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Komponist und Librettist. Was hat Sie mehr bewegt: die Musik oder die Geschichte? Je älter ich werde, desto stärker nimmt die Musik mich ein. Und natürlich auch die Geschichte – aber tendenziell deutlich weniger. Was würden Sie dem Regisseur zu diesem Abend sagen, wenn Sie jetzt die Gelegenheit bekämen? Das war eine inszenatorisch und musikalisch beeindruckende Arbeit. Sie machte und macht dem Ort der Uraufführung, der Semperoper Dresden, alle Ehre. Beeindruckend, dass viele Kernpartien von Mitgliedern des eigenen Ensembles gesungen wurden – und das auf durchweg hohem Niveau. Ein großartiger, in Personenführung, Bühnenbild, Beleuchtung, Kostümen, Orchester- und Solistenleistung konsistenter Abend. Ein Fazit in einem Satz: Opernbesuche können ein Lebenselixier sein. Dieser war es zweifelsohne – trotz mörderischer Hitze.

Weitere Vorstellungen »Der Rosenkavalier«

am 21. August 4., 15. September 2010, 26. Januar 2011


AHAB D I E W E LT P R E M I E R E KLA US MA RI A BR A NDA UER S Ä C H S I S C H E STA ATS K A P E L L E D R E S D E N D I R I G E N T: S E B A ST I A N W E I G L E

W W W.G L A E S E R N E M A N U FA K T U R . D E

F OTO : J I M R A K E T E

2 4 . – 2 5 . 0 9 . 2 0 1 0 | D I E G L Ä S E R N E M A N U FA K T U R


Semper  Bereich

Sparte Person

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Der Stiftungsrat Senator h. c. Rudi Häussler, Stuttgart Gründer und Vorsitzender des Stiftungsrates Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden Ehrenprofessor Senator E.H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Susanne Häussler, Stuttgart

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden

Alfred Sigl, Nürnberg

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert, Sindelfingen Vorsitzender des Kuratoriums

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Das Kuratorium Assistenz-Treuhand GmbH Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Roland Berger Strategy Consultants GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER caverion GmbH Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais Senator h.c. Siegfried Knüpfer KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere

Metering Service Gesellschaft mbH Ostsächsische Sparkasse Dresden Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank SAP Deutschland AG & Co. KG Schelling & Partner Rechtsanwälte und Notare Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglied: Professor Christoph Albrecht


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de



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