Semper Magazin No.4

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Semper ! Magazin

2010 / 11

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Oper, Ballett, Konzert, Junge Szene


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TRAUM


Semper!

Editorial

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Editorial S i lvester in dr esden

Gehören Sie auch zu den regelmäßigen Zuschauern des Silvesterkonzertes im ZDF? Ich sehe das Konzert seit vielen Jahren und verdanke ihm viele unvergessene Konzerteindrücke. Besonders lebhaft erinnere ich mich daran, mit welcher Freude Herbert von Karajan, den ich ab 1979 als Assistent aus unmittelbarer Nähe erlebte, in diesen Konzerten Werke wie Franz von Suppés »Leichte Kavallerie« oder die »Wilhelm Tell«-Ouvertüre dirigierte. Früher einmal standen diese Kompositionen regelmäßig auf den Konzertprogrammen, heute begegnet man ihnen in Konzerten erstklassiger Orchester nur noch relativ selten. Leider. In diesem Jahr wechselt das Silvesterkonzert von Berlin nach Dresden, und bei aller Verbundenheit zu meiner Berliner Heimat freue ich mich sehr für Dresden, meine neue Wirkungsstätte ab 2012. Die Kollegen der Sächsischen Staatskapelle und ich musizieren für Sie einen großen Querschnitt aus der »Lustigen Witwe« von Franz Lehár – eine Operette, die seit langem zu meinen Lieblingswerken gehört. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit diesem Werk Anfang der 80er Jahre als junger Dirigent in das sprichwörtliche »Kalte Wasser« geworfen wurde: Am Badischen Staatstheater in Karlsruhe, an das ich damals als »Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung« engagiert war, durfte ich einige Vorstellungen der »Witwe« dirigieren – natürlich ohne Probe und mit dem wunderbaren Regieeinfall, dass der Dirigent das Werk von einem Flügel aus leiten musste. Damals habe ich hinter dem unbequemen Instrument Blut und Wasser geschwitzt – aber sicher auch eine Menge über den Theaterbetrieb gelernt … Das Silvesterkonzert in der Semperoper dürfte in dieser Hinsicht für mich etwas angenehmer werden. Zumal die fantastische Renée Fleming als Hanna Glawari mit von der Partie ist, die damit zum ersten Mal in Dresden zu erleben sein wird. Hinzu kommen Christopher Maltman, der Sächsische Staatsopernchor und viele wunderbare Sänger des jungen Gesangsensembles der Semperoper, auf die ich mich schon jetzt besonders freue. Sehr herzlich lade ich Sie also ein, den Silvesterabend in oder auch vor der Semperoper zu erleben, wo das Konzert mit leichter Zeitverschiebung auf den Theaterplatz übertragen wird. Oder Sie schalten den Fernseher an, und wir sehen uns auf Ihrem heimischen TV-Bildschirm. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Start in das Musikjahr 2011, das die Staatskapelle und ich übrigens schon wenige Wochen nach dem Silvesterkonzert mit einem Sonderkonzert zum Liszt-Jubiläum würdigen werden.

Christian Thielemann Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden ab 2012


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Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 24

Opernwahnsinn

Pr emier e »Ru sal ka«

Eine musiktheatralische Kolumne »Faust / Margarete«

Regisseur Stefan Herheim im Gespräch Seite 28

Hexen kessel Seite 7

Pa pa ra zzo

Heike Scheeles Bühnenbild zur »Rusalka«

Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

»Ru ssisch e Festwoch en «

Seite 8

Dirigent Vladimir Jurowski im Gespräch

Seite 32

Akt ue lle s Neuigkeiten und Wissenswertes

Seite 35

Pr emier e Oper kon zertan t Seite 10

Tschaikowskys »Iolanta«

Titelgeschichte

ZDF - S i lv e st e rko n ze rt Seite 36

mit der Sächsischen Staatskapelle und Christian Thielemann

Staatskapel l e Konzerte im Dezember und Januar und USA-Tournee

Seite 16

N e ue sp i e lstätt e Seite 40

Premiere »Dido and Aeneas« auf »Semper 2«

Semper ! Men sch en Zehn Fragen an Geschäftsführer Wolfgang Rothe

Seite 18

J ub i lä um Seite 42

100 Jahre »Rosenkavalier«

Imp r essu m, Service Spiel plan

Seite 20

Tickets, Informationen und vieles mehr

G a st sp i e l B a lle tt Tagebuch aus Barcelona

Seite 44

Rätsel Seite 22

Premiere »Dido and Aeneas«

H e f t m i tt e »Faust / Margarete«

Seite 46

Reihe 7, Platz 23 & 24 Rezension zweier Gäste »Gisela!«, November 2010


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn » Fa u st / Mar gar ete«

Ende September 1984, als der französische Staatspräsident Mitterrand und Bundeskanzler Kohl frierend und Händchen haltend alles Böse aus dem deutschfranzösischen Verhältnis exorzierten, wäre beinahe meine Freundschaft mit Werner zerbrochen. Er nämlich glaubte, mit Rachel, einer rothaarigen, französischen Gesangsstudentin, zusammen zu sein, während sie selbst und auch ich das nicht so sahen. Grummelnd zog sich Werner aus dem Opernfreakleben für eine Weile zurück. Ich hingegen tauschte mit Rachel Schallplatten, Bücher, Klavierauszüge und Küsse aus. Sie war wie Baudelaire Wagnerianerin, schätzte wie Mitterrand Ernst Jünger und rezitierte mir meine Lieblingsstellen aus Goethes »Faust« (natürlich die anzüglichen aus der Walpurgisnacht) mit ihrem charmanten Akzent. Sie kannte wie ich weite Passagen aus- und inwendig, und wir erfreuten uns natürlich auch an den verschiedensten musikalischen Versuchen an Goethes Blockbuster-Tragödie. Für Rachel hieß es: Je größer, desto besser – Mahlers »8. Symphonie der Tausend«, Liszts »Faustsymphonie«, aber auch Schuberts, Mussorgskys und selbst Carl Loewes Liedvertonungen fanden ihren Beifall. Der monumentale »Mefistofele« von Boito oder auch Berlioz’ »La damnation de Faust« waren beide in ihrer dramaturgischen Anmaßung ganz nach ihrem Geschmack. Nur ein Werk wurde von meiner rothaarigen Seelenverwandten abgelehnt: Gounods »Faust«. Erstaunlicherweise empfand Rachel diese lyrische Tragödie extrem ungoethisch. Einen nicht geringen Anteil an dieser Haltung hatte ihre Liebe zu Hergés »Tim und Struppi«, dessen Käptn Haddock jedes Mal die Flucht ergreifen will, wenn die übergewichtige Bianca Castafiore die »Juwelenarie« aus Gounods »Faust« anstimmt. Diese Koloraturarie, die Panik bei Haddock und Jaulen bei Struppi auslöst, war für sie das Musterbeispiel für eine misslungene Goethevertonung, und ich schloss mich ihrer Meinung, ohne viel nachzudenken, an. Aber als wir eines Nachts im Spätprogramm »San Francisco«,

einen Spielfilm von 1936 über das große Erdbeben von 1906 sahen, musste ich diese Meinung revidieren. Es gibt in dem Film den wunderbaren »San Francisco«-Song, der inzwischen sogar zur offiziellen Hymne der Stadt wurde, aber es gibt auch etwas ganz anderes: Gounods »Faust«. Und zwar in einer wunderfeinen zehnminütigen Kurzfassung. Jeanette MacDonald singt schlank und wunderbar aussehend das Gretchen, und Tandy MacKenzie, ein aus Hawaii stammender Tenor, der auch viele Hawaiische Lieder aufgenommen hat, gibt den Faust. Die Inszenierung sieht aus wie lebendig gewordene Faust-Stiche von Delacroix. Rampensingen und Stummfilmgesten in wunderbaren Kostümen.

1. Wenn jemand dir deine Oper vermiesen will (ein Finanzausschuss o.ä.), kämpfe dafür! 2. Achte auf Vibrationen in San Francisco. Es könnte ein Erdbeben sein. 3. »Faust« ist auf Französisch am schönsten. (Das hatte schon Meister Goethe selbst nach einer Lektüre von Gérard de Nervals wunderbarer französischer Übersetzung des »Faust« festgestellt.) Wie auch immer. Rachel war ein paar Wochen später verschwunden. Werner und ich mutmaßten, dass einer von uns sie vielleicht geschwängert hatte, aber es stellte sich schließlich nur heraus, dass sie das Singen aufgegeben hatte und stattdessen eine Heilpraktikerlehre in Paris angetreten hatte. Elle est jugée! Elle est sauvée!

»Aber interessanter als das Bühnengeschehen ist das, was im Publikum passiert. In der Loge sitzt kein Geringerer als Clark Gable.« Aber interessanter als das Bühnengeschehen ist das, was im Publikum passiert. In der Loge sitzt nämlich kein Geringerer als Clark Gable. Er spielt einen Barbesitzer, der zum ersten Mal in der Oper ist und eigentlich das Gretchen (Jeanette MacDonald), das noch bei ihm unter Vertrag steht, mit Hilfe eines Polizisten dazu zwingen will, wieder in seinem »Paradise Club« aufzutreten. Etwas grummelig blickt er auf das merkwürdige Geschehen, das sich auf der Bühne abspielt. Aber was dann passiert, ist eine echte Liebeserklärung an die Oper. Mehr und mehr ist Gable fasziniert. Nachdem er schließlich den Polizisten, der das Gretchen von der Bühne holen will, mit einer geraden, trockenen Rechten Backstage zu Boden streckt, setzt er sich zurück in seine Loge und genießt das wunderbare Ende der Oper. Er benutzt quasi seine Faust, um den »Faust« bis zum erlösenden Ende zu erleben. Man kann von dieser Szene mehrere Dinge lernen:

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musiktheater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt inszeniert er demnächst Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. In Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« und in Würzburg die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest!«. Weitere Vorstellungen

»Faust / Margarete« 16., 23., 26. Dezember 2010 1. Januar 2011 18., 28. Juni 2011 1. Juli 2011 Tickets ab 22 Euro


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf Aufbau der Bühne von »La traviata«


Semper !

aktuelles

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Dido in Facebook Damen und Tee a B O- G e w i n n S P i e l 2 0 1 0 / 1 1

Genau genommen gab es beim Damentee Kaffee, aber Damen waren es ganz bestimmt. Gudrun Zwicker, dreifache Abonnentin der Semperoper Dresden (Wochentagsanrecht, Liederabend und Konzert), hatte am Abo-Gewinnspiel teilgenommen und den Damentee mit der Intendantin Ulrike Hessler, inklusive der Torten, gewonnen. Freundinnen ihrer Wahl waren mit von der Partie, und in der illustren Runde blieb kein Dresdner Thema unberührt oder unkommentiert. »Jeden Preis hätte ich mir vorstellen können, nur bei der Komparsenrolle hätte ich gekniffen.«, meinte die studierte Physikerin, die ihr Anrecht seit 1990 besitzt. »Es war ein besonderer Nachmittag.« Über 2000 der insgesamt 8000 Abonnenten haben am Gewinnspiel teilgenommen und konnten Preise gewinnen, die es so nicht zu kaufen gibt. Der Hauptgewinn war ein Wochenende beim Ballettgastspiel in Barcelona. Es steht schon jetzt fest, dass das Preisausschreiben im nächsten Jahr wiederholt wird.

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Welche Arbeit steckt eigentlich hinter einer Opernproduktion, und wie ist die aktuelle Probenstimmung? »Dido and Aeneas«, die nächste Inszenierung der Semperoper Junge Szene, gewährt diesen Einblick auf der Facebook-Seite. Und kein Geringerer als der künstlerische Leiter selbst lässt Sie an Probenlust und -frust teilhaben. Seit Probenbeginn am 10. November bis zur Premierenfeier am 12. Dezember 2010 berichtet Manfred Weiß mit Fotos und kurzen Statusmeldungen von seiner täglichen Arbeit als Regisseur. Neben der bevorstehenden Premiere hat die neue Sparte noch viel mehr zu bieten und macht theaterpädagogische Aktivitäten und Events virtuell mehrfach erlebbar. die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch


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Anne Baier, Illustration

Aug’ in Aug’ mit Echse und Adler Der Dr esdn er »Rigol etto« au f DVD

Oper ganz nah D i e ne u e B ü h n e » S e mpe r 2 «

So prachtvoll Gottfried Sempers Opernhaus ist, so sehr seine Akustik beglückt – für das nahe, unmittelbare Opernerlebnis, das keinen Orchestergraben überwinden muss und die Atmosphäre des kreativen Schaffensprozesses einschließt, hat die Oper eine neue Spielstätte erschlossen: Semper 2 (Probebühne), eine Bühne im Probengebäude, direkt neben und verbunden mit der Semperoper. Hier rücken die Künstler ganz nah heran, hier trennt kein Guckkasten, hier befinden sich Künstler und Zuschauer auf denselben Brettern, die die Welt bedeuten. Eröffnet wird die neue Spielstätte am 12. Dezember um 12 Uhr mit der Premiere von Purcells »Dido and Aeneas«.

Einer wirkt so abgebrüht und angepasst wie der andere, und doch ist jeder dieser Höflinge anders abgründig: Tierköpfe hat Regisseur Nikolaus Lehnhoff den Hofschranzen des Herzogs von Mantua zum Maskenfest aufgesetzt, jedem ein anderes, bedrohlich glotzendes Konterfei aus dem Reich der Fauna. Und weil die Live-Aufnahme von Verdis »Rigoletto« in der Semperoper Dresden ganz auf Tuchfühlung mit dieser feinen Gesellschaft geht, sich mit dem Zoom ganz dicht an sie heranmacht, findet man sich als Zuschauer schnell inmitten all des Getiers wieder – Aug’ in Aug’ mit Echse und Adler. Berückend, wie klar und strahlend im Kontrast dazu das Wesen der Gilda aufleuchtet. Andreas Morells Bildregie wagt sich direkt ins Zentrum der Handlung vor, umkreist behutsam die Liebesszenen von Gilda und ihrem Herzog. Sie lässt das Drama und die Trauer Rigolettos unmittelbar spüren, indem sie seine Nähe sucht und seine Perspektive einnimmt. Und sie zieht den Zuschauer hinein in die dunkel dräuenden, hoch aufsteigenden marmornen Hallen, die Bühnenbildner Raimund Bauer dem Herzog als Palast geschaffen hat. 137 Minuten lang mitten in Nikolaus Lehnhoffs Inszenierung zu sein, ihre Unheimlichkeit, Unbehaustheit und Tragik intensiv zu erleben, gewährt diese Aufnahme vom Juni 2008. Giuseppe Verdi

Rigoletto Fabio Luisi Inszenierung Nikolaus Lehnhoff Bühnenbild Raimund Bauer Kostüme Bettina Walter Dirigent

Juan Diego Flórez Rigoletto Željko Lučić Gilda Diana Damrau Monterone Markus Marquardt Ceprano Markus Butter Contessa Ceprano Kyung-Hae Kang Marullo Matthias Henneberg Borsa Oliver Ringelhahn Sparafucile Georg Zeppenfeld Maddalena Christa Mayer Giovanna Angela Liebold Duca

Herren des Sächsischen Staatsopernchores Dresden Sächsische Staatskapelle Dresden Bildregie Andreas Morell Live-Aufnahme im Juni 2008, Virgin Classics 2010 (64186894).


Semper !

Titelgeschichte ZDF-Silvesterkonzert

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Mediales Operettenglück Das traditionelle ZDF-Silvesterkonzert findet in diesem Jahr zum ersten Mal in der Dresdner Semperoper statt. Christian Thielemann dirigiert die Sächsische Staatskapelle Dresden.


Tobias Niederschlag, Autor

Es gehört zu Silvester wie Champagnerkorken und Feuerwerk: das traditionelle Silvesterkonzert des ZDF, mit dem der Mainzer Sender seit über 30 Jahren den Silvesterabend klassisch veredelt. 1977 von Herbert von Karajan und den Berliner Philharmonikern als Pendant zum Wiener Neujahrskonzert ins Leben gerufen, hat sich das live übertragene Konzert – neben dem Neujahrskonzert – inzwischen als »das« mediale Großereignis im Bereich der klassischen Musik etabliert. Im Jahr 2010 wird das Konzert nun erstmals nicht aus der Berliner Philharmonie, sondern aus der Dresdner Semperoper übertragen. Deren glanzvolle Architektur sowie das Zusammenwirken von Staatskapelle, Christian Thielemann und einem Gesangsensemble der Extraklasse in Franz Lehárs »Lustiger Witwe« dürften für eine erfolgreiche Neuausrichtung des TV-Klassikers sorgen.

Die Geschichte des ZDF-Silvesterkonzertes ist reich an Höhepunkten, an Bildern, die Fernsehgeschichte geschrieben haben: Seien es die einstigen Teenager Anne-Sophie Mutter und später Jewgenij Kissin, die an der Seite Herbert von Karajans am Silvesterabend ihre Weltkarrieren begannen; oder Claudio Abbado, der in der Nach-Karajan-Ära das Publikum mit der »Berliner Luft« zum Mitsingen animierte; oder sein Nachfolger Sir Simon Rattle, der die Philharmonie mit Bernsteins Musical »On the Town« zum Beben brachte. Diese Bilder gingen um die Welt und wurden von einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen live mitverfolgt. Im Zentrum standen dabei immer die Berliner Philharmoniker, deren einstiger Chef Herbert von Karajan das Ereignis gemeinsam mit Medienmogul Leo Kirch und mit Unterstützung der damals noch allmächtigen Plattenindustrie ins Leben gerufen hatte. Festlich, unterhaltend und besonders sollte es sein, fernab jeglicher »Beethoven 9«-Routine. Und sicher war es auch von besonderer Bedeutung, dass Karajan und seine Berliner – lange vor dem Fall der Mauer – ihre Silvestergrüße alljährlich aus der »isolierten« Philharmonie in die ganze Welt aussandten. Inzwischen hat sich viel verändert, in Berlin und auch andernorts. So beschlossen die Verantwortlichen des ZDF, das Konzert ab 2010, nach Auslaufen des Berliner Vertrages, mit der Sächsischen Staatskapelle aus der Dresdner Semperoper zu übertragen. Die Entscheidung für Dresden, wo Karajans eins-

tiger Protegé Christian Thielemann ab 2012 Chefdirigent wird, rührte nicht zuletzt aus der langen und gewachsenen Zusammenarbeit mit der traditionsreichen Staatskapelle. ZDF-Musikchefin Anca-Monica Pandelea: »Die intensive Zusammenarbeit begann mit dem damaligen Chefdirigenten Giuseppe Sinopoli. Mit ihm haben wir zahlreiche Konzerte in Dresden produziert, Open-Air-Veranstaltungen vor der Semperoper, das 450-jährige Jubiläum der Staatskapelle 1998 und nicht zuletzt die ›Adventliche Festmusik‹ aus der Frauenkirche, die sich inzwischen als eines der erfolgreichsten Formate in unserem Musikprogramm etabliert hat.« Ausschlaggebend war aber schließlich die ECHO Klassik-Preisverleihung im Oktober 2009 in der Semperoper, die zur höchsten Zufriedenheit des Mainzer Senders ablief. »Die musikalische Qualität und natürlich auch die Bilder haben uns begeistert. Das Ambiente der wunderbaren Semperoper ist einfach einmalig«, so Pandelea.

Ein Glü cksfal l fü r Dr esden Die erweiterte Zusammenarbeit in puncto Silvesterkonzert ist auf mehrere Jahre angelegt. Ein Glücksfall in heutigen Zeiten. Dies bekräftigt auch Jan Nast, Orchesterdirektor der Sächsischen Staatskapelle, der an dem Wechsel wesentlichen Anteil hatte. »Ein Ereignis wie das Silvesterkonzert ist für die internationale Ausstrahlung eines Orchesters von kaum zu überschätzender Bedeutung. Es wird weltweit übertragen, dadurch steigen Renommee und Marktwert. Ich bin mir sicher, dass die Kombination ›Christian Thielemann und Staatskapelle Dresden‹ mit diesem medialen Ereignis in der Musikwelt sehr schnell zu einem fest stehenden Begriff wird.« Und natürlich freut sich auch der »Zukünftige« Christian Thielemann auf das Konzert, das er auch als programmatische Herausforderung versteht. »Wir werden uns hierfür zunächst einmal in der ›Leichteren Muse‹ umtun – und das gehört, wenn man es gut macht, bekanntlich zum Allerschwersten! Karajan hatte übrigens auch einen Hang zum leichteren Genre, und ich erinnere mich an Silvesterkonzerte, in denen er mit der ›Wilhelm Tell‹-Ouvertüre oder der ›Leichten Kavallerie‹ alle begeistert hat: das Publikum, das Orchester – und nicht zuletzt auch sich selbst. Es gibt in diesem Bereich eine solche Fülle an toller Literatur, ich freue mich ungeheuer darauf!«

»Lu stige Witwe« in Star besetz ung Thielemann und die »Leichte Muse«? Das mag für viele neu sein, die den deutschen Pultstar mit Wagner, Bruckner oder Richard Strauss in Verbindung bringen. Dabei dürfte Thielemann sehr genau wissen, wovon er spricht. Immerhin hat der gebürtige Berliner zu Beginn seiner Karriere zahlreiche Operetten dirigiert, und seine Liebe zu diesem Repertoire ist seitdem nicht abgeklungen. Beim Dresdner Silvesterkonzert leitet er nun Auszüge aus Franz Lehárs »Lustiger Witwe«, ein Werk, das er zuletzt Anfang der 80er Jahre in Karlsruhe dirigierte und dessen unvergängliche Musik auch den Musikern der Staatskapelle nicht unbekannt ist. Seit 2007 ist die »Witwe« im Repertoire der Semperoper. Thielemann erzählt, dass er bei der Akustikprobe für das Silvesterkonzert gemerkt habe, »in welch besonderer Weise dieses Repertoire der Staatskapelle liegt. Die Eleganz im Klang, dieses niemals Ordinäre, sondern eher Subtile, dazu


Semper!

Titelgeschichte ZDF-Silvesterkonzert

die Flexibilität eines Opernorchesters – dies sind ideale Voraussetzungen, um die Musik Lehárs in all ihren Facetten zum Klingen zu bringen.« Die Wahl für ein Wiener Repertoire, das eine gewisse Nähe zum Neujahrskonzert suggerieren könnte, sei in diesem Jahr aber eher Zufall. »Das wird sich in den nächsten Jahren ändern, wenn auch andere Komponisten, möglicherweise auch aus der reichen Dresdner Tradition, in den Fokus rücken.« Freuen darf sich das Publikum aber nicht nur auf das Orchester und seinen neuen Chefdirigenten. Auch weitere große Namen werden, wie in früheren Silvesterkonzerten, auf der Bühne zu erleben sein: Weltstar Renée Fleming gibt als Hanna Glawari ihr längst überfälliges Dresden-Debüt; und Christopher Maltman, der aktuelle Don Giovanni der Salzburger Festspiele, dürfte auch als Danilo in Dresden nicht nur die Frauenherzen höher schlagen lassen (er springt für den verhinderten Thomas Hampson ein). Dazu kommen die »Stars« des neuen und jungen Ensembles der Semperoper, die auch die kleineren Partien dieser konzertanten »Witwe«-Aufführung zum Ereignis werden lassen. Des Weiteren ist der Staatsopernchor beteiligt, und das Semperoper Ballett wird mit einer glanzvollen Einlage zu erleben sein – das Ganze verspricht also, zu einem Fest für die Ohren und die Augen zu werden.

Üb e rtr ag u ng a uf d e n t h e at e rp lat z Einen entscheidenden Unterschied zu den Konzerten in Berlin und Wien wird es allerdings auch geben: Neben aller Exklusivität soll das Konzertereignis für die Dresdnerinnen und Dresdner auch auf den Theaterplatz vor der Semperoper übertragen werden, wo im Anschluss – wie in den vergangenen Jahren – eine große Silvesterparty steigt. Die Außenübertragungen haben sich in Dresden nicht zuletzt durch den SemperOpernball etabliert, den alljährlich Tausende auf dem Theaterplatz trotz mitunter eisiger Kälte miterleben. Man kann nur hoffen, dass den Besuchern des Silvesterkonzertes spätestens bei »Lippen schweigen« ganz warm ums Herz wird … Eine weitere Neuerung wird es auch im Saal geben: Zum ersten Mal wird in einem Silvesterkonzert auch ein musikalischer Gruß in die Neujahrsstadt Wien entsandt, wenn Christian Thielemann als orchestrale Zugabe den Johann-Strauß-Walzer »An der Elbe« dirigiert – übrigens der letzte Walzer des Wiener Walzerkönigs, mit dem dieser einst auch der langen Walzer­ tradition in der Stadt an der Elbe huldigte.

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Tobias Niederschlag, Autor

Silvesterkonzert der Staatskapelle Dresden Donnerstag, 30. Dezember 2010, 20 Uhr Freitag, 31. Dezember 2010, 17.15 Uhr Semperoper Dirigent

Christian Thielemann Renée Fleming Hanna Glawari Christopher Maltman Graf Danilo Danilowitsch Carolina Ullrich Valencienne Andrej Dunaev Camille du Rossillon Tom Martinsen Baron Mirko Zeta Christoph Pohl Vicomte de Cascada Aaron Pegram Raoul de St. Brioche Sangmin Lee Kromow Ilhun Jung* Bogdanowitsch Timothy Oliver Pritschitsch Valda Wilson* Lolo Stephanie Atanasov Dodo Nadja Mchantaf* Frou-Frou Romy Petrick Clo-Clo Arantza Ezenarro Jou-Jou Gala El Hadidi Margot (*Junges Ensemble) Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Pablo Assante Franz Lehár Auszüge aus »Die lustige Witwe« Am 31. Dezember 2010 um 17.30 Uhr Live-Übertragung im ZDF Ab 19.30 Uhr Übertragung auf den Theaterplatz Ermöglicht durch Radeberger Pilsner — Silvester-Gala mit bean&beluga in der Semperoper ZDF-Silvesterkonzert inklusive Sechs-Gang-Menü von bean&beluga Konzert ab 145 Euro und Menü 295 Euro

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Silvester-Traumpaar: Renée Fleming und Christopher Maltman

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Semper!

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Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

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Semper!

Junge Szene Premiere

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Das »Dido«-Ensemble bei der Probe.

Ganz Alt trifft ganz Neu Z ur P re m i er e »Dido an d Aen eas« d e r S e mpe roper J u n ge Szen e u n d der E rö ffn un g der n eu en Spiel stätte S e mper 2 (PRobebü hn e)


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Kaum, dass »Gisela!« mit ihrer Premiere der neu gegründeten Sparte Semperoper Junge Szene einen würdigen Einstand beschert hat, steht schon das nächste Ereignis an – diesmal in einer anderen, für Aufführungen neu geschaffenen Räumlichkeit: Semper 2 (Probebühne). Die Spielstätte, ursprünglich Probebühne, führt den Zuschauer an einen Ort, an dem Theater nicht »nur« als fertiges Produkt vorgeführt, sondern täglich gemacht, neu erfunden, besprochen, geprobt und diskutiert wird. Diese Grundatmosphäre beherrscht den Raum, der mit der anstehenden Premiere von »Dido and Aeneas« als neue Spielstätte eröffnet wird, deren Produktionen sich an Jung, Alt – und alle Alter dazwischen – gleichermaßen wenden. Es präsentiert sich ein großer, kubusartiger Raum, der alles hat, was ein Theater braucht, ohne sich jedoch als klassische Guckkastenbühne zu offenbaren. So sind Sänger und Zuschauer auch nicht durch einen tiefen und weiten Orchestergraben getrennt; damit vollzieht sich das Theatererlebnis räumlich viel näher und vor allem unmittelbarer. Auch sitzen die Zuschauer auf einer Tribüne, die auf dem gleichen groben Holzboden steht wie das Bühnenbild selbst – Sänger, Musiker und Zuschauer gemeinsam auf den gleichen Brettern, die die Welt bedeuten. Dido and Aeneas: Generation Fantasy Der englische Titel der Oper birgt zwei Namen, die bis heute vor allem mit Mythologie verbunden werden – Dido, sagenhafte Königin von Karthago, und Aeneas, Held aus Troja. Aus gefühlten Urzeiten scheint auch das Werk zu stammen, eine Oper aus dem 17. Jahrhundert, geschaffen von einem englischen Komponisten aus der Barockzeit, Henry Purcell, der hierzulande nicht allzu bekannt ist. Leicht ließe sich glauben, dass hierin kaum die besten Voraussetzungen liegen dürften, junge Menschen neugierig auf Theater zu machen – doch es offenbaren sich Welten in diesem Werk, die bis heute das Publikum ansprechen und weniger fern liegen, als es zunächst den Anschein hat. Zum einen birgt die mythologische Thematik schlichtweg eine spannende Geschichte von Seefahrern, Hexen, Königen, Götterbefehlen und Naturgewalten, die der modernen Fantasy-Generation mit ihren (Film-) Stories Pate gestanden haben könnte. Zum

anderen bietet die konkrete, in der Oper erzählte Geschichte Themen, die über sämtliche Generationen, gesellschaftlichen Unterschiede und Landesgrenzen hinweg bis heute faszinieren: Liebe, (Ent-)Täuschung, Verrat und Intrige, das sind Stoffe, aus denen nicht nur die besten Theaterstücke gestrickt sind, sondern die bisweilen auch das pure menschliche Leben zum Pulsieren bringen. Wenn Kräfte wirken Nach anfänglichem Zögern finden Dido und Aeneas zueinander; eine Liebe, die von ihrer Seite zunächst nicht zugelassen wurde und schließlich doch ausgelebt wird. Eifersucht lässt in Didos Feindin, einer Zauberin, die Begierde wachsen, diese glückliche Verbindung zu zerstören – ihr Plan gelingt: Mittels einer List erzwingt sie Aeneas’ Trennung von seiner Geliebten, was auf die somit getäuschte Dido wirkt, als sei dies seine freie Entscheidung gewesen; darüber zerbricht sie. Auch Aeneas’ späteres Einlenken kann ihre Beziehung nicht mehr retten – unfähig, sich zueinander zu bekennen, scheitern sie aneinander.

»Liebe, (Ent-)Täuschung, Verrat und Intrige, das sind Stoffe, aus denen nicht nur die besten Theaterstücke gestrickt sind, sondern die bisweilen auch das pure menschliche Leben zum Pulsieren bringen.«

Stefan ulrich, autor

einem Sportlerwohnheim. Wenn nun die darin versammelten Mädchen die tragische Geschichte der Dido mit Elisabeth durch- und nachspielen, die wie jene an Liebeskummer leidet, zeigt sich schnell, wie aus dem Versuch, der Freundin über ihren Schmerz zu helfen, ein emotional sehr ernstes Erlebnis wird, bei dem sich die Distanz zum Geschehen verflüchtigt. Alle Beteiligten können nachempfinden, was der leidenden Protagonistin widerfahren ist – erkennen die Macht der Liebe und die Machtlosigkeit, wenn diese zerbricht.

Henry Purcell

Dido and Aeneas Oper in drei Akten In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Fassung in kammermusikalischer Orchesterbesetzung Premiere

Sonntag, 12. Dezember 2010, 12 Uhr weitere vorstellungen

14., 15., 17., 18., 20., 21. Dezember 2010, 19 Uhr 8., 9., 22., 23. Januar 2011, 18 Uhr Semper 2 (Probebühne) tickets ab 5 euro (ermäßigt) / 9 euro

Laura Poe* Manfred Weiß Bühnenbild und Kostüme Ilona Lenk dramaturgie Cecilia Zacconi, Stefan Ulrich Musikalische leitung inszenierung

Stephanie Atanasov Dana Marbach linda (Belinda) Romy Petrick Meredith (1. Hexe, Frau) Susann Vent Judith (2. Hexe, Geist, See) Valda Wilson* Helen (zauberin) Karen Bandelow elisabeth (dido)

Alles Mädchen, oder was? Ob das Werk einst 1689 in einem englischen Mädchenpensionat uraufgeführt wurde, lässt sich heute nicht mehr genau sagen, aber einiges spricht dafür. Wenn, dann wird dies in einem eher privaten Rahmen stattgefunden haben, mit geringen Mitteln, schlicht, aber in höchster Konzentration auf Musik und Spiel. Der Leiter der Jungen Szene und Regisseur Manfred Weiß fand darin seinen Ansatz, dieses »Modell« in eine heutige Situation zu übertragen: Eine Geschichte, die unter Menschen von heute in einer vergleichbaren Situation stattfindet – in einer Jugendherberge, einem Mädcheninternat,

anne (aeneas)

*Mitglied Junges ensemble Semperoper Mit freundlicher unterstützung der Stiftung zur Förderung der Semperoper die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch


Semper!

Oper

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»Die Zeit ist ein sonderbar Ding« 1 0 0 J a h r e »Ros en kaval ier «

»Ein dicker, älterer, anmaßender Freier, vom Vater begünstigt, wird von einem jungen, hübschen, ausgestochen.« Die Handlung, nacherzählt von Richard Strauss

Tiana Lemnitz (Mariandl) und Ludwig Ermold (Ochs) in der Neuinszenierung von Hans Strohbach unter der musikalischen Leitung von Karl Böhm, 1934.


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Nora Schmid, Autorin

1911 Ein Stück Operngeschichte wird geboren: Am 26. Januar 1911 betritt der »Rosenkavalier« in der Regie von Georg Toller und unter musikalischer Leitung des GMD Ernst von Schuch erstmals die Bühne. »Dieser Herr von Schuch! Es ist wunderbar! Den ganzen Opernramsch hat er weggewischt, jetzt ist auf einmal das musikalische Lustspiel da! Man hat keine Worte für diese Tat!« Richard Strauss bei der Uraufführung

Elfriede Weidlich (Sophie) und Christel Goltz (Octavian) in der Neu-

seiner »Komödie mit Musik«

inszenierung von Heinz Arnold, die am 4. November 1948 Premiere

1948

feierte. Die musikalische Leitung hatte Joseph Keilberth inne.

1961 50 Jahre »Rosenkavalier«: 1961 wird Heinz Arnolds Inszenierung wieder ins Repertoire aufgenommen, am Pult der Staatskapelle steht Otmar Suitner.

Der erste von zahlreichen, ausgebuchten »Rosenkavalier«-Sonderzügen, die von Berlin zu den Vorstellungen nach Dresden fuhren, 1911.

»Nach dem ersten Akt ist jetzt jedesmal ein beispielloser Jubel im Theater, ich glaube, wir alle sind mit solcher Liebe und Begeisterung dabei, dass es nicht anders sein kann. Das ist wohl das Schönste, was je geschrieben wurde.« Ernst von Schuch, Dirigent der Uraufführung, über die ersten Vorstellungen des »Rosenkavalier«.

»D e r Ros e n kava li e r« – St u mmf i lm vo n 1 9 2 6 1925 inszeniert Robert Wiene (»Das Cabinet des Dr. Caligari«) den »Rosenkavalier« als Stummfilm, für den Richard Strauss höchstpersönlich seine Opernmusik zu einer rein instrumentalen Fassung umarbeitet und sie von vier auf eindreiviertel Stunden einschmolz. Gedreht wurde u.a. an den Originalschauplätzen in Wien, die Darsteller waren – mit Ausnahme des Ochs’ – keine Sänger, sondern Schauspieler. 80 Jahre nach der Uraufführung wird der Stummfilm erstmals wieder gezeigt: Unter der Leitung von Frank Strobel spielt die Sächsische Staatskapelle zu der musikalisch und szenisch rekonstruierten Fassung von 1926. 1934

»Verjüngt, in unbeschreiblichem Glanz steht der Rosenkavalier wieder vor uns.« (Anzeiger, 28.4.1934)

»Mit tiefer innerer Befriedigung kam ich von den Bühnenproben des jubilierenden Rosenkavaliers nach München zurück; konnte ich doch mit großer Freude feststellen, daß noch die alte Begeisterung für dieses immer junge Werk in Dresden lebendig ist. Der Funke zündete bei allen Beteiligten, möge er überspringen auf das Dresdner Publikum wie in den vergangenen fünfzig Jahren.« Prof. Heinz Arnold über die Proben zur Wiederaufnahme. 1985 »Wir sehen unsere Inszenierung durchaus in der Linie der Dresdner Tradition. Der ›Rosenkavalier‹ gehört nicht zu den Stücken, bei denen man bilderstürmerisch vorgehen sollte.« Regisseur Joachim Herz Nach dem »Freischütz« am Tag zuvor ist der »Rosenkavalier« am 14. Februar 1985 die zweite Premiere im wiedereröffneten Opernhaus. Es dirigiert Hans Vonk. 2000 90 Jahre strapaziert: Für die Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg unter der musikalischen Leitung von Semyon Bychkov wurden die Uraufführungsnoten aufwändig restauriert. Anne Schwanewilms (Marschallin) ist in dieser Inszenierung auch zum 100-jährigen »Rosenkavalier«-Jubiläum in der Semperoper zu erleben am 26. Januar 2011. (Foto: M. Creutziger)


Semper!

Ballett

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Ian Whalen, Fotograf

Aaron, Giselle und Barcelona E i n R e i s e tag e b uch des er sten groSSen Gastspiel s d e r Bal l ettcompan y


Semper!

Ballett

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Mitglieder des Semperoper Ballett, Autoren

1. November

6. November

8. November

Mitarbeiter der Technik, Requisite und die Inspizientin fliegen heute schon nach Barcelona, um alles für die Tour vorzubereiten. Sechs Trucks sind mitsamt Bühnenbild und Kostümen schon vor einer Woche nach Spanien aufgebrochen.

Vor der Premiere: Unsere Intendantin Ulrike Hessler begrüßt Dresdner BallettAbonnenten, die den Hauptpreis des AboGewinnspiels gewonnen haben: eine Wochenend-Reise zu unserer Premiere.

Die ersten Pressemeldungen über unsere Company und das Gastspiel sind heute in Spanien erschienen. Wir haben viel Lob und großen Zuspruch bekommen: »Die Interpretation jedes einzelnen Tänzers des Semperoper Ballett ist großartig und dynamisch« (EL PAÍS); »…eine treffliche Version davon, wie und für wen das Ballett des 21. Jh. sein soll.« (EL MUNDO).

4. November

9. November

9 Uhr – Treffen am Flughafen Dresden, das Semperoper Ballett bricht auf nach Barcelona. Wir sind sehr aufgeregt, schließlich ist es die erste große Tour für unsere Company. Die Tatsache, dass wir David Dawsons »Giselle« aufführen werden, verleiht der Tour umso mehr Bedeutung, da dieses Stück eigens für unsere Company kreiert wurde. Unwetter verzögern den Start, und wir erreichen mit drei Stunden Verspätung Spanien.

Das Gran Teatre del Liceu ist ein eindrucksvolles Theaterhaus voller Geschichte und wurde vor zehn Jahren nach einem verheerenden Brand wiedereröffnet. Der Blick in den historisch rekonstruierten Zuschauerraum ist einfach atemberaubend. Der Saal hat 2300 Sitzplätze. Wir tanzen vor einem fast ausverkauften Haus. Alle Mitarbeiter haben uns tatkräftig unterstützt.

In einer speziellen Matineevorstellung für Schüler tanzen wir vor begeisterten Kindern den 1. Akt von »Giselle«.

23.30 Uhr – Die Premieren (zwei Vorstellungen um 17 und 21.30 Uhr) sind perfekt gelaufen. Vom Publikum gefeiert, spüren wir Aarons ganzen Stolz, als wir mit Ulrike Hessler und David Dawson nach der Vorstellung hinter der Bühne sind. Die Nacht wird für unsere Techniker noch lang: Das Bühnenbild für »Giselle« muss für Alban Bergs Oper »Lulu« in die Unterbühne versenkt werden, um zwei Tage später wieder herauf zu fahren.

15. November

11. November Halbzeit unserer Tournee. Die meiste Zeit verbringen wir im Liceu um die Aufführung weiterzuentwickeln. Die Proben enden niemals wirklich und sind ein ständiger Prozess. Die Vorstellungen sind immer noch ein Abenteuer für uns – Abend für Abend. Wir lieben Barcelona und Barcelona liebt uns!

5. November

Aufgewacht in Barcelona! Unser Hotel liegt nur ein paar Fuß-Minuten vom Gran Teatre del Liceu entfernt, die Straßen sind sehr eng und wirken wie ein Labyrinth. Es gibt so viel zu sehen. Aber zunächst treiben uns Aaron S. Watkin (Ballettdirektor) und David Dawson (Choreograf) auf die morgendliche Probe. Der Probenraum ist fantastisch und bietet vom 7. Stock einen herrlichen Blick auf die katalanische Hauptstadt. Nach der Probe warten Journalisten für Interviews. Abends ist noch die Generalprobe.

Finale: Über 16.000 Spanier haben uns in neun Vorstellungen gefeiert, und noch lange werden wir von diesen Eindrücken zehren. Unsere Tour war ein voller Erfolg und ein aufregender neuer Schritt für das Semperoper Ballett. Voller Wehmut werden wir morgen abreisen, aber auch voller Vorfreude unsere Koffer packen. Dresden erwartet uns!


Semper !

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Autor

»Faust / Margarete« ist am 16., 23., 26. Dezember 2010, am 1. Januar sowie am 16., 28. Juni & 1. Juli 2011 in der Semperoper Dresden zu erleben.


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Matthias Creutziger, Fotograf


Semper!

Oper Premiere

Magischer Realismus im Bühnenbild von »Rusalka«.

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Nora Schmid, Gespräch Karl Forster, Fotograf

Ein Märchenreich in der armen Welt stefan her heim in szen iert »Rusalka«

Rusalka ist eines jener Fabelwesen, in deren mythi­ schen Gewässern viele Literaten gern gefischt haben, mit märchenhaften oder auch psychoanalytischen Fangergebnissen von Hans Christian Andersen über Alexander Puschkin bis hin zu Jean Giraudoux und Ingeborg Bachmann. 1899 verfasste auch der tschechische Dichter Jaroslav Kvapil ein »Rusalka«Libretto, das von der Verwandlung der Nixe Rusalka in ein menschliches, jedoch stummes Wesen erzählt, sowie vom Tod, den sie dem geliebten, treulosen Prinzen bringt. Antonín Dvořák widmete sich 1900 diesem Text und komponierte »Rusalka« wie im Schaffensrausch. An der Semperoper feierte das lyrische Märchen letztmals im Februar 1981 Premiere. Nun befragt der mehrfach als Regisseur des Jahres ausgezeichnete Stefan Herheim die bekannte Geschichte neu. Premiere ist am 11. Dezember. Stefan Herheim, glauben Sie an Märchen? Ich glaube an das Leben, und dazu gehören natür­lich Märchen und alles Märchenhafte. Märchen stellen auf poetisch einfache Weise existenzielle Fragen rund um das Mensch-Sein. Und sie verraten, wie stark unsere Lust auf eine sublime Form des Fremden, des Beängstigenden und Grausamen ist. Es geht um Urmechanismen, die jenseits der Kunst im rationalisierten Leben kaum Beachtung finden. »Rusalka« ist ein Wunschstück von Ihnen. Was muss ein Stück mitbringen, um Sie zu interessieren? Ich bin besonders von Stücken fasziniert, in denen keine vordergründig lineare Dramaturgie vorhanden ist und aus denen keine große Erwarungshaltung bezüglich einer eindeutigen Inszenierungsweise wächst. Solche Stücke problematisieren oft auch ihre eigenen Voraussetzungen, Wesentliches zu vermitteln. »Rusalka« ist defintiv ein solches Stück. Hier kommen für mich die Mechanismen der Oper und dessen, was ich an Oper so liebe, am besten zum Vorschein: Es geht um viel mehr, als man mit Worten


Semper!

Oper Premiere

aussprechen kann. Es braucht Musik! Oper als Gesamtkunstwerk lädt uns auf faszinierende Art und Weise dazu ein, jenseits konstruierter Realitätsund definierter Sprachverhältnisse auf eine Sinnund Identitätssuche zu gehen und dennoch folgende Fragen zu stellen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Mit wem? Und vor allem: Warum? »Rusalka« ist für mich auch reizvoll als eine Oper, die – 1900 komponiert – einerseits höchst anachronistisch, ja nahezu wie ein Medley des romantischen 19. Jahrhunderts klingt, andererseits aber mit einem unheimlich vorausahnenden, tiefenpsychologischen Blick auf die Sorgen der Menschen im 20. Jahrhundert musikdramatisch schielt. 1900 erschien auch Sigmund Freuds berühmte Schrift zur Traumdeutung. Das Jahr 1900 scheint ein Scharnier zwischen den Zeiten zu sein: Es sieht die Tode von Oscar Wilde und Friedrich Nietzsche, die erste Rolltreppe auf der Pariser Weltausstellung, die Quantentheorie von Max Planck, die Uraufführung von Puccinis »Tosca«, die Schallplattenaufnahmen von Caruso und vieles mehr. Vergangenheit und Zukunft fließen ineinander. Meines Erachtens taucht Dvořák selbst recht unbewusst in den Teich seiner Nixe und seines Wassermanns herab. Die dadurch fehlende, psychoanalytische Konsequenz der Dramaturgie, die heute eine inszenatorische Hilfeleistung braucht, verstehe ich als eine Chance, sich diesem Stück als Teil einer lebendigen Kulturgeschichte auf eine ausgesprochen assoziative und suggestive Weise anzunähern. Dvořák schreibt »Rusalka« im Alter von 59 Jahren. Im März 1904, zwei Monate vor seinem Tod, beschreibt er in einem Interview seine Faszination für die Oper und beklagt sich, vornehmlich als Symphoniker, nicht aber als Opernkomponist wahrge­nommen zu werden. Dvořák hatte einen unwahrscheinlichen Erfolg als Symphoniker und ging auf dem Höhepunkt seiner Karriere nach Amerika, wo er unter anderem »Aus einer Neuen Welt« schöpfte. Dass er den darin hörbaren Pionier-Geist aufgibt und sich regel­recht von dieser Welt zurückzieht, wirkt fast wie ein fluchtartiger Reflex, den man mit der stets wach­senden Industrialisierung und der damit verbun­ denen menschlichen Entfremdung in Verbindung bringen kann. Sicher ist, dass Dvořák immer einen zentralen Platz in der Tradition der tschechischen Nationaloper einnehmen wollte, indem er Beiträge lieferte, die das Märchenhafte und Folkloristische pflegen. Als er sich an den heimatlichen Wasserteich seiner Kindertage zurückzog und »Rusalka« in einer Rage, Schnelligkeit und einem Fluss nieder­

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schrieb, hatte er jedenfalls etwas auf dem Herzen, das ihm zurecht einen Platz unter den großen Musikdrama­tikern einbrachte. Was erzählt uns Dvořáks Musik? Durch sie bekommt das von christlichen Moral­ vorstellungen getränkte Libretto Kvapils eine andere Qualität. Das Ganze ist lyrisch gedacht, es passiert eigentlich sehr wenig und die Hand­lung läuft durch die oft wiederholten, sehr ähn­lichen theatralen Situationen Gefahr, redundant zu wirken. Aufgrund der energetischen und vari­ierenden Dynamik der Musik wirkt die Geschichte dennoch hochdramatisch. Diese Partitur wächst aus einer Keimzelle, die um ein einziges Trauma zu kreisen scheint, sich aber in unendlichen Variationen aufspaltet und vermehrt. So bekommt die Variation als strukturelles Prinzip einen bis dahin unbekannten dramaturgischen Stellenwert. Noch vor der ersten Präsentation des sich dann hundertfach modifizierenden RusalkaMotivs sind zu Beginn der Oper zwei Takte zu hören, in denen das schlummernde Wassermann-Motiv erklingt. Auf diesem Boden wächst das ganze Stück, als würde die Frau aus der Rippe des Mannes wie eine »Wunschmagd« entstehen. Durch dieses ständig wiederkehrende Muster im Aufbau der Nummern und Szenen erweist sich die gewählte Perspektive des Erzählten als eine drastisch männliche.

»Oper als Gesamtkunstwerk lädt uns auf faszinierende Art und Weise dazu ein, … auf eine Sinnund Identitätssuche zu gehen.« Ihr eigentlicher Protagonist ist also der Wassermann. Sie holen »Rusalka« in die Moderne und erzählen die Geschichte als Albtraum aus dem Unbewussten eines männlichen Geistes. Das ist richtig. Den Wassermann muss man thea­tra­lisch ins Zentrum rücken, um sichtbar zu machen, wie die Frauengestalten – allen voran Rusalka – eine zwischen femme fatale und femme fragile changierende Katalysator-Funktion für verdrängte und unterdrückte Gedanken, Gefühle und Triebe eines patriarchalischen Machtprinzips haben. Am Urgrund des Wassermanns blubbert es nicht nur resignativ, es kocht und brodelt! Die Figuren in dieser Oper haben alle keine eigentlichen Namen: Rusalka klingt zwar für uns personifiziert, heißt aber nichts anderes als Wasserfrau, genauso ist Ježibaba eine Waldhexe. Hinzu kommen der Wassermann, die fremde Fürstin, der Prinz, die Elfen …


Nora Schmid, Gespräch

Dies ist ein klassisches Prinzip des Märchens. Allein schon über diese Bezeichnungen der Prota­ gonisten und Antagonisten wird klar, welchen emotionalen Stellenwert sie haben. Es geht um ein kollektives Gedächtnis, um ein mythisches, archetypisches, sich ewig bewährendes Identifika­tionsmuster, das den Menschen des Abendlandes eigen ist. Wenn wir vom Wassermann sprechen, reden wir also eigentlich von einem Jedermann oder Biedermann, der den Gefahren des normalen, alltäglichen Lebens ausgesetzt ist. Die Korruption des Geistes, gerade in Bezug auf bürgerliche Ideale wie Aufrichtigkeit, Ehe, Treue, Liebe oder Moral, steht thematisch zentral. Ganz im Bann von elementaren, vom Christen- und Bürgertum verteufelten Trieben, kämpft dieser Jedermann verzweifelt gegen seinen eigenen Verstand. Als würde er sich in der Oberfläche seiner unterdrück­ten Tränen spiegeln und darin ein Zerrbild seines Selbsts erkennen, greift er in diese hinein und begegnet Dämonen, die seine Ohnmacht in Macht zu verwandeln versuchen. Und so erzähle ich letztlich eine ganz andere Geschichte als die der äußeren »Rusalka«Handlung, eine nämlich, in der sich das Märchen spiegelt und nicht umgekehrt. Blickt man auf die internationalen Opernspielpläne, so gibt es aktuell auffallend viele neue »Rusalka«Produktionen. Wie erklären Sie sich das? Das Thema selbst ist von einer märchenhaften Einfachheit und ungebrochener Aktualität – denken Sie nur an den just erschienen, preisgekrönten Film »Ondine« von Neil Jordan. Sie haben ja eingangs schon auf die thematische Fülle in der Literatur verwiesen, der man die Kompositionen von Hoffmann, Lortzing und Henze an die Seite stellen kann. Bei der lyrisch klingenden Umsetzung von Dvořák wirkt eine sentimentale Sehnsucht nach etwas Schlichtem, Nachvollzieh- und Konsu­mierbarem, nach einer Musik, in deren melodiösen Fluss man sich getrost werfen kann. Paradoxer Weise erzeugt aber das, was Dvořáks Musik so erbar­mungslos schön suggeriert, auch eine konstruktive Befremdlichkeit, gerade weil Menschen heute diese Musik anders hören als damals. Der durch Schöngesang sublimierte Abgrund verbotener Sehnsüchte, entspricht ja dem Kern des Dramas selbst, in dem es um die verweigerte Integrität eines empfindsamen Wesens geht, das sich nur Eines wünscht, nämlich Mensch sein zu dürfen.

»Es ist ein suggestives Sinnenreich aus Klängen und Bildern, das wir mit dem Kunstwerk ›Rusalka‹ betreten.«

Sie siedeln die Geschichte von Rusalka und dem Wassermann in einem urbanen Umfeld an. Doch in und mit dieser Stadt passieren auch verrückte, magische Dinge. Ja, was wir hier machen, könnte etwas katego­risch als »magischer Realismus« bezeichnet werden. Zwar bin ich immer bemüht, die Beweggründe der Figuren deutlich darzustellen. Doch traue ich mich, manche Sachen sehr viel komplexer, vielfältiger und symbolträchtiger auszulegen, wissend, dass im Moment der Kunsterfahrung letztlich keine Sichtweise und Wahrheit jenseits der des jeweiligen, individuellen Rezipienten Geltung haben kann. In der Kunst geht es immer um unsere eigene Voraussetzung, Zeichen zu deuten und Bedeutung zu kommunizieren. Das Theater hat die Aufgabe und einmalige Möglichkeiten dazu, Sinn durch Sinnlichkeit zu stiften. Diese Problematik inszenatorisch explizit zu thematisieren, fordert natürlich das Publikum im subjektiven Verfahren des Beobachtens dazu heraus, sich selbst objektiv zu erkennen und zu positionieren. Seltsamer­weise wollen sich viele Zuschauer immer darüber einig sein, was sie erlebt haben, anstelle die Vieldeutigkeiten des Erlebten anzunehmen. Dass die Versuche menschlich sind, das sinnlich Erlebte in Sprache bannen zu wollen, sehen wir ja in »Rusalka« – die in eine Frau verwandelte Wassernixe darf in der Welt nicht sprechen und so verliert sich das Interesse des allzu menschlichen Prinzen. Dabei wird Wittgensteins berühmter Abschluss des »Tractatus« – »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen« – in der Oper ausgehebelt: Es ist nicht der konventionelle Wort-Sprach-Raum, sondern ein suggestives Sinnenreich aus Klängen und Bildern, das wir mit dem Kunstwerk »Rusalka« betreten.


Semper!

Oper Sparte Premiere

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Karl Forster, Fotograf

Hexenkessel und Verwandlungszauber Tanzende Häuserwände, wie Höllenräder rotierende Kirchenfenster, fliegende Nixen, eine Litfasssäule als brodelnder Eingang zur geheimnisvollen Wasserwelt und stampfende Barhocker: In der Märchenwelt von »Rusalka« entwickelt selbst das Bühnenbild ein magisches Eigenleben. Hand in Hand mit Musik und Sprache eröffnet Bühnenbildnerin Heike Scheele suggestive Sinnesreiche auf der Schwelle zwischen Wirklichkeit und (Alb-)Traum.


Semper!

Oper Premiere

Nein, mit Zauberei an sich habe sie sich noch nie beschäftigt, schüttelt Heike Scheele den Kopf. Dennoch ist die Bühnenbildnerin, die gerade mit »Rusalka« an der Semperoper wieder einmal alle Register der Bühnenmaschinerie zieht, fasziniert von der Kunst der Illusion: »Auch wir bringen Magie auf die Bühne, werfen eine Menge Zutaten in einen Hexenkessel und kreieren daraus etwas Neues – ein bisschen wie beim Kochen.« So magisch und experimentell, wie es klingt, entstehen Scheeles fantasievolle bis surreale Arbeiten freilich nicht: »Was wir auf der Bühne machen, ist ja nie Selbstzweck, sondern muss Hand in Hand gehen mit der Musik und der Inszenierung. Im Idealfall ziehen die Bewegungen die Menschen auf der Bühne; oder auch umgekehrt.« Damit das gelingt, sind vor allem Präzision und Teamwork gefragt. Mit Stefan Herheim arbeitete Scheele bereits in zahlreichen Inszenierungen zusammen – ein äußerst produktiver Arbeitsprozess: »Wir werfen uns die Bälle zu, erfinden etwas, überlegen, wie die Ideen mit den technischen Mitteln umsetzbar sind, schließlich müssen Umbauten oft auf die Sekunde genau erfolgen. Dann mache ich einen Modellvorschlag.« Dafür setzt sich Scheele gern in den Zuschauerraum, lässt die Atmosphäre des Hauses auf sich wirken und gewinnt ein Gefühl für Größe und Proportionen der Bühne. Für »Rusalka« saß sie sogar in drei Zuschauerräumen und entwickelte Kulissen, die sowohl in Brüssel als auch Graz und Dresden eingesetzt werden. Eine Kompromisslösung? »Im Gegenteil. Der Raum als Begrenzung fordert dazu heraus, die räumlichen und technischen Voraussetzungen einzubeziehen.« Also werden für die große Bühne der Semperoper zwei zusätzliche Wände eingebaut und die Straße etwas breiter gezogen. Für den überzeugenden Zauber auf allen drei Bühnen sorgt dann der Griff in die »Schatzkiste« der Tricks, die Heike Scheele sich im Laufe der Jahre zusammengesammelt hat. Dabei kommen auch uralte Theaterkniffe immer wieder zum Zuge: Wände, die verschoben werden, ein »Triebwerk«, das in Bewegung gesetzt wird, oder Spiegel, die in »Rusalka« eine besondere Rolle spielen: »Spiegel haben viele Bedeutungen. Zum einen, einfach zu reflektieren, dann als psychoanalytisches Instrument, und schließlich komplettieren sie eine Architektur – scheinbar. Denn wenn sich der Spiegel bewegt, wird die Architektur zerstört und es entsteht ein Spiegelkabinett, in dem man die Menschen doppelt sieht und plötzlich hat man das Gefühl, man schaut in ihre Seelen.« Den Blick in die Psyche auf die Bühne zu stellen, etwa Traumsequenzen durch die Augen des Wassermannes zu sehen, soll auch für den Zuschauer Vorstellungsräume öffnen, ganz individuelle Assoziationen wecken und ihn mit auf die Reise in den surrealen Kosmos der Nixen, Elfen und Wassermänner – und in die eigenen Erfahrungen und Erinnerungen – nehmen. Auch wenn Heike Scheele dafür keine Unterwasserwelt im märchenhaften Sinne in Bilder setzt, beherrscht das nasse Element die Szenerie. Wie Wellenbewegungen schwanken Häuserwände,

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Anne Gerber, Autorin

die sich im blitzblanken Boden wie in einem See spiegeln, bis schließlich die gesamte Bühne spektakulär »geflutet« wird; die verzerrte Realitätswahrnehmung des Wassermannes wird wiederum auf das Bühnenbild projiziert. Mit Liebe zum Detail und voller Finessen lädt es den Zuschauer ein, auch nach dem zweiten und dritten Besuch noch Neues zu entdecken. »Technik und Licht sind eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass sich Abend für Abend der Zauber des Theaters entfaltet. Es ist ein gemeinsamer Weg, ein Abenteuer.« Ein Abenteuer auch noch, wenn sich der Vorhang hebt und der Zuschauer wie ein Kind im Zirkus in eine fantastische Welt der Illusionen eintaucht.

Premiere

Samstag, 11. Dezember 2010, 18 Uhr Weitere Vorstellungen

14., 18., 22., 25. Dezember 2010 3. Januar, 17. & 28. Mai 2011 Tickets ab 21 Euro

Jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet im Opernkeller eine kostenlose Werkeinführung statt. Einführungsmatinee

5. Dezember 2010, 11 Uhr auf Semper 2 (Probebühne) Tickets ab 2,50 Euro

Tomáš Netopil Stefan Herheim Szenische Einstudierung Therese Schmidt Bühnenbild Heike Scheele Kostüme Gesine Völlm Licht Reinhard Traub Video fettFilm (Momme Hinrichs und Torge Møller) Chor Pablo Assante Dramaturgie Wolfgang Willaschek Musikalische Leitung Inszenierung

Zoltán Nyári Marjorie Owens Rusalka Tatiana Monogarova Wassermann Georg Zeppenfeld Ježibaba Tichina Vaughn Erste Elfe Vanessa Goikoetxea* Zweite Elfe Barbara Senator Dritte Elfe Sofi Lorentzen Jäger / Priester Gerald Hupach Metzger Torsten Schäpan Polizist Jeremy Bowes / Friedrich Darge Mr. Low Jun-Seok Bang Mr. High Michael Auenmüller Der Apotheker Bokyoung Kim Der Besserwisser Alexander Schafft Koproduktion mit dem Théâtre de la Monnaie Brüssel und dem Opernhaus Graz (*Junges Ensemble) Prinz

Die fremde Fürstin

Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Semperoper


Der Stiftungsrat Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden Vorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Senator h. c. Rudi Häussler Gründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Susanne Häussler, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Dr. Andreas Sperl Geschäftsführer EADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert Vorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Das Kuratorium Assistenz-Treuhand GmbH Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Roland Berger Strategy Consultants GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais Senator h.c. Siegfried Knüpfer KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere Metering Service Gesellschaft mbH Ostsächsische Sparkasse Dresden

Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank SAP Deutschland AG & Co. KG Schelling & Partner Rechtsanwälte und Notare Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG YIT Germany GmbH Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglieder: Professor Christoph Albrecht Professor Gerd Uecker


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


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Staatskapelle

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Russische Festwochen Vladimir Jurowski dirigiert im Januar Tsch aikowskys ÂťIolantaÂŤ und das 5. Symphoniekonzert der Staatskapelle


Tobias Niederschlag, Gespräch

Dem Dresdner Publikum ist Vladimir Jurowski schon seit längerem als äußerst charismatischer und vielseitiger Dirigent bekannt. Regelmäßig stand der gebürtige Moskauer in den vergangenen Jahren am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden und dirigierte hier ein Repertoire von Bach bis Penderecki. Anfang des neuen Jahres kehrt der weltweit begehrte Chef des London Philharmonic Orchestra mit Hauptwerken der russischen Opern- und Konzertliteratur in die Semperoper zurück. Im Gespräch mit Tobias Niederschlag verrät er, warum er die bevorstehenden Aufführungen als Herzensangelegenheit versteht.

Herr Jurowski, Sie dirigieren nach dem Jahreswechsel in Dresden eine konzertante Oper und ein Symphoniekonzert der Staatskapelle. Freuen Sie sich, einmal wieder etwas länger in der Stadt zu sein, in der Sie ja einmal gelebt haben? Aber klar doch! Und vor allem freue ich mich darauf, die märchenhafte Stimmung der Dresdner Weihnachtszeit wieder zu erleben, noch dazu mit Musik von Tschaikowsky – ein Traum! Mit Tschaikowskys »Iolanta« dirigieren Sie ein Werk, das hierzulande nur relativ selten zu hören ist. Es ist Tschaikowskys letzte Oper – ist es ein verkanntes Meisterwerk? Für mich ist »Iolanta« ganz sicherlich ein spätes Meisterwerk von Tschaikowsky, mit vielen inneren Beziehungen zu seinen anderen Spätwerken – zu »Pique Dame«, »Dornröschen«, dem »Nussknacker« und der »Pathétique«. Außerdem hat die einstige Erfolgsgeschichte dieser Oper in Deutschland begonnen: mit der Hamburger Premiere unter der Leitung von Gustav Mahler. Aufführungen des Einakters finden, wie jetzt auch in Dresden, häufig in konzertanter Form statt. Ist das eine »Notlösung«, oder kommt es vielleicht der dramatischen Ausprägung des Werkes entgegen?

Ich finde, Werke wie »Iolanta« funktionieren fast besser im Konzert als auf der Opernbühne, weil die Musik dabei sehr viel mehr zum Tragen kommt und die etwas problematischen Seiten des Librettos eher in den Schatten treten. Ich finde grundsätzlich, dass Tschaikowskys Spätstil, der hier bisweilen fast oratorienhaft anmutet, eher auf die Konzert- als auf die Opernbühne gehört. Für die Aufführungen in der Semperoper haben Sie ein internationales Sängerensemble zusammengestellt, das höchsten Ansprüchen gerecht werden dürfte. Ja, es ist eine fantastische Besetzung mit wunderbaren Künstlern, von denen einige das Werk bereits mehrfach gesungen haben, auch unter meiner Leitung. Andere wiederum, wie die junge lettische Sopranistin Maija Kovalevska in der Titelpartie, werden mit ihrer Rolle debütieren. Im 5. Symphoniekonzert der Staatskapelle dirigieren Sie ebenfalls Tschaikowsky, das Violinkonzert mit dem Geiger Vadim Repin, dazu die vierte Symphonie von Dmitri Schostakowitsch. Was verbindet Schostakowitsch mit Tschaikowsky?

Schostakowitsch setzt die Linie der russischen Symphonik fort, die zurückgeht auf Tschaikowsky, vor allem auf dessen letzte Symphonien. Es ist eine ganz besondere Art, große symphonische Höhepunkte aufzubauen, die Schostakowitsch von Tschaikowsky übernimmt und weiterentwickelt, aber auch eine spezifische Vorliebe für besondere Orchesterfarben, zum Beispiel eine sehr charakteristische Behandlung der Holz- und Blechbläser. Natürlich geht vieles in der Vierten von Schostakowitsch auf Mahler zurück, aber einiges auch auf Tschaikowsky. Schostakowitschs Vierte ist ein Schlüsselwerk, das Jahre lang in der Schublade lag und nicht gespielt werden durfte. Ist es Schostakowitschs »modernste« Partitur? Sicherlich seine reichste an Experimenten. Und in vielerlei Hinsicht wegweisend für sein Spätwerk. Aufführungen der Symphonie sind noch immer relativ selten, immerhin aber spielte die Staatskapelle 1963 die Deutsche Erstaufführung. Ist es für Sie eine Herzensangelegenheit, die Symphonie jetzt mit der Staatskapelle auch in Paris und Köln zu musizieren? Ja, auf jeden Fall. Ich finde, solche Traditionen müssen unbedingt weiterleben. Außerdem ist 2011 das Jahr, in dem die »Wiederauferstehung« der Vierten genau 50 Jahre zurückliegt, und da freue ich mich besonders, das Werk mit der Staatskapelle nicht nur dem Dresdner Publikum präsentieren zu können!


Semper!

Staatskapelle

5. Symphoniekonzert Samstag, 8. Januar 2011, 20 Uhr Sonntag, 9. Januar 2011, 11 Uhr Montag, 10. Januar 2011, 20 Uhr Semperoper Tickets ab 29 Euro Dirigent

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Sie haben in Dresden bereits die »Leningrader Symphonie« dirigiert, im September hat die Staatskapelle – mit Ihrem Vater Mikhail – in Gohrisch ein neues Schostakowitsch-Festival ins Leben gerufen. Ist sie ein Schostakowitsch-Orchester? Die Staatskapelle ist auf jeden Fall das Orchester mit der längsten und reichsten Schostakowitsch-Tradition in Deutschland.

Vladimir Jurowski Violine

Vadim Repin Pjotr I. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur op. 35 Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43 Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper —

Warum ist Schostakowitsch für uns heute noch immer so aktuell? Die zeitgeschichtlichen Hintergründe seiner Werke liegen ja inzwischen weit zurück. Es gibt Dinge, die sich leider nie ändern – die Bedrohung des Individuums durch die blinde Gewalt des Schicksals oder der Konflikt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Hinzu kommt die dringende Notwendigkeit, die Menschlichkeit in einer zunehmend kälter werdenden Welt zu erhalten … All dies steht im Zentrum von Schostakowitschs Musik. Und deswegen bleibt sie immer aktuell!

Vladimir Jurowski

Vladimir Jurowski Violine

Sergej Krylov Dienstag, 11. Januar 2011, Paris, Théâtre des Champs-Elysées Mittwoch, 12. Januar 2011, Köln, Philharmonie Programm wie 5. Symphoniekonzert

Lyrische Oper in einem Aufzug von Pjotr I. Tschaikowsky In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln Konzertante Aufführung Premiere

Sonntag, 2. Januar 2011, 19 Uhr

Gastkonzerte in Paris und Köln Dirigent

Iolanta (Jolanthe)

Vladimir Jurowski wurde in Moskau als Sohn des Dirigenten Mikhail Jurowski geboren, studierte in seiner Heimatstadt sowie in Dresden und Berlin und hatte seine erste bedeutende Chefposition an der Komischen Oper Berlin. Seit 2001 ist er Music Director des britischen Glyndebourne Festivals, seit 2007 außerdem Principal Conductor des London Philharmonic Orchestra. Mittlerweile gastiert er bei den wichtigsten Symphonieorchestern wie auch an der Metropolitan Opera New York oder am Royal Opera House Covent Garden in London. Mehrfach dirigierte er bereits die Sächsische Staatskapelle Dresden – in Konzerten, Opernvorstellungen und im Aufnahmestudio.

Weitere Vorstellungen

Dienstag, 4. Januar 2011, 19 Uhr Freitag, 7. Januar 2011, 20 Uhr Sonntag, 16. Januar 2011, 19 Uhr Semperoper Tickets ab 11 Euro Musikalische Leitung

Vladimir Jurowski Chor

Christof Bauer Sergei Aleksashkin Christopher Magiera Graf Vaudémont Sergej Kunaev Almerich Artjom Korotkow Ebn-Chakia Vyacheslav Pochapsky Bertram Tomislav Lucic Iolanta Maija Kovalevska Marta Christa Mayer Brigitta Elena Gorshunova Laura Barbara Senator René

Robert

Sächsischer Staatsopernchor Dresden Sächsische Staatskapelle Dresden


Semper!

Premiere Oper konzertant

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anne Gerber, autorin

Wenn Liebe sehend macht t S C Ha i KOwSKy S l etzte OPer »iOlan ta« a lS KO nzertan te au FFü Hr u n G

Die Liebe macht blind, heißt es. Doch Iolanta wird »sehend«, erkennt sich selbst und die Welt um sich herum, als sie sich zum ersten Mal verliebt.

Seit ihrer Kindheit wird die blinde Königstochter vor der Außenwelt versteckt, gehegt und umsorgt in einem verschlossenen Garten, der ihr Geheimnis verbergen soll, von dem sie selbst nichts weiß: Bei Todesstrafe ist es verboten, Iolanta über ihre »Krankheit« aufzuklären. Ist es die reine Liebe des Vaters, sie vor Verspottung und Verachtung durch ihre Mitmenschen zu beschützen? Ist es das Kontrollbedürfnis des Vormundes über das einzige Kind? Oder die Sorge des Königs um die politische Sicherheit und Zukunft seines Reiches? Die Lebenslüge, die Iolanta Geborgenheit geben soll, entfremdet sie den Menschen, drängt sie in die Einsamkeit. Ist Iolanta durch ihre Andersartigkeit automatisch eine Außenseiterin? Oder wird sie erst dadurch zur Außenseiterin, dass sie von ihrer Umwelt – aus falsch verstandener Nächstenliebe – dazu erklärt wird? In dem labilen Konstrukt einer »heilen Welt«, einer Idylle, die auf einer Lüge basiert, laufen immer mehr Fragen ins Leere – das Paradies der Unwissenheit wird für sie zum Goldenen Käfig. Bis die Erkenntnis in Gestalt Vaudémonts naht, der, berauscht von Iolantas Anblick und Wesen, ihr das Geheimnis enthüllt, ihr da-

mit schon das »Licht« bringt, bevor sie ihre Sehkraft zurückerhält: In dem Moment, da sie von ihrer Blindheit erfährt, nimmt Iolanta ihr Schicksal selbstbestimmt in die Hand, bekennt sich als emanzipierte, selbstständige Frau, mit denselben Ansprüchen an das Leben wie jede andere. Für seine letzte Oper griff Pjotr I. Tschaikowsky auf das Drama »Kong Renés Datter« von Henrik Hertz nach Motiven des Märchenautors Hans Christian Andersen zurück. Umgesetzt in einer teils lyrisch-verträumten, romantischen Komposition, kann »Iolanta« den Anklang an Wagner nicht verbergen, weist aber in der feingliedrigen, filigranen Melodik schon zum Symbolismus Debussys. So zeichnet Tschaikowsky seine Protagonistin weder als heroische Kämpferin noch als Opferlamm. Mit ihrer Erkenntnis kommt keine Verdammnis, kein selbstzerstörerischer Seelenkampf, sondern eine neue Erfüllung. Statt genretypischen Intrigen, Verurteilungen, Wahnsinn und Tod entwirft Tschaikowsky, der sich ein Leben lang stigmatisiert fühlte, eine ideale Welt ohne Ausgrenzung. Es ist eine Traumvision – doch Träumen muss im Märchen erlaubt sein. Und jedes Märchen enthält mehr als einen Funken Wahrheit.


Semper!

Staatskapelle

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Blomstedt – Thielemann – Jurowski D i e Ko n z e rt e d e r S ächsi sche n Staatskapel l e im Dezemb er u n d J an u ar

Leif Ove Andsnes

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Herbert Blomstedt

3. Kammerabend 4. Symphoniekonzert Dienstag, 7. Dezember 2010, 20 Uhr Semperoper Christian Münch »in« für Bläserquintett und einen Unsichtbaren (2009), Uraufführung Johannes Paul Thilman Trio Piccolo op. 90 Paul Hindemith Kleine Kammermusik op. 24 Nr. 2

Sonntag, 19. Dezember 2010, 11 Uhr Montag, 20. Dezember 2010, 20 Uhr Dienstag, 21. Dezember 2010, 20 Uhr Semperoper

Renée Fleming

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden 4. Kammerabend

Herbert Blomstedt Dirigent Leif Ove Andsnes Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert c-Moll KV 491

»Melancholie« op. 13

Antonín Dvořák Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70

Ludwig van Beethoven Serenade für Flöte, Violine und Viola D-Dur op. 25

Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper

Montag, 27. Dezember 2010, 20 Uhr Semperoper Programm und Mitwirkende werden noch bekannt gegeben.


Semper!

Staatskapelle

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Rudolf Buchbinder Vladimir Jurowski

Silvesterkonzert der Staatskapelle Dresden

Vadim Repin

5. Symphoniekonzert Donnerstag, 30. Dezember 2010, 20 Uhr Freitag, 31. Dezember 2010, 17.15 Uhr Semperoper Christian Thielemann Dirigent Renée Fleming Hanna Glawari Christopher Maltman Graf Danilo Danilowitsch sowie weitere Solisten Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Pablo Assante Franz Lehár Auszüge aus »Die lustige Witwe« Am 31. Dezember 2010 um 17.30 Uhr Live-Übertragung im ZDF

Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden Beethoven-Sonatenzyklus mit Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder

Samstag, 8. Januar 2011, 20 Uhr Sonntag, 9. Januar 2011, 11 Uhr Montag, 10. Januar 2011, 20 Uhr Semperoper

Matinee III

Vladimir Jurowski Dirigent Vadim Repin Violine

Sonntag, 2. Januar 2011, 11 Uhr Semperoper

Pjotr I. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur op. 35

Rudolf Buchbinder Klavier

Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43

Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 3 C-Dur op. 2 Nr. 3 Sonate Nr. 19 g-Moll op. 49 Nr. 1 Sonate Nr. 26 Es-Dur op. 81a »Les Adieux« Sonate Nr. 7 D-Dur op. 10 Nr. 3 Sonate Nr. 28 A-Dur op. 101

Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper Gastkonzert in Paris 11. Januar 2011, Théâtre des Champs-Elysées Gastkonzert in Köln 12. Januar 2011, Philharmonie


Semper!

Staatskapelle

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Matthias Claudi, Autor

Amerika im Kapellfieber Sta n d i n g Ovat i o n s f ür die Sächs isch e Staatskapel l e

Auf diese Weise feierte das Publikum die Staatskapelle bei allen Konzerten während ihrer ausgedehnten US-Tournee in der Zeit vom 20. Oktober bis 4. November 2010. Unter der Leitung von Daniel Harding musizierte das Orchester mit hochrangigen Solisten – darunter Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder – u.a. in San Francisco, San Diego, Santa Barbara, Philadelphia und Washington. Höhepunkt waren zwei seit Wochen ausverkaufte Konzerte im New Yorker Lincoln Center. Das Foto zeigt die erst vor vier Jahren eingeweihte Segerstrom Hall in Costa Mesa. Akustisch wie auch optisch ein Saal, der keine Konkurrenz scheuen muss und manch deutscher Stadt sicherlich auch nicht schlecht zu Gesicht stehen würde ... Weitere Fotos und Reiseimpressionen im Tourneetagebuch unter www.staatskapelle-dresden.de


Semper!

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Autor


Semper!

Menschen

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Woflgang Rothe Kaufmännischer Geschäftsführer

Zehn Fragen

Wolfgang Rothe, der Kaufmännische Geschäftsführer der Semperoper Dresden, wurde 1960 in Siegburg (Nordrhein-Westfalen) geboren und begann seine berufliche Karriere in der Verwaltung der Stadt Lohmar und bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. in Köln, bevor er zum Theater wechselte. In den 90er-Jahren engagiert als Personalleiter am Theater der Bundeshauptstadt Bonn, wurde er 1998 Verwaltungsdirektor des Stadttheaters Hildesheim GmbH. 2002 wechselte er in selbiger Position an die Oper der Stadt Leipzig. 2005 folgte er dem Ruf nach Dresden und verantwortet seither sämtliche kauf­männischen, infrastrukturellen und juristischen Aufgaben, Sponsoring und damit die Bereiche Verwaltung, Technik und Werkstätten. Die Semperoper Dresden gilt mit einem Einspielergebnis von fast 40 Prozent als eines der effizientesten Theater in Deutschland. Neben seiner Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe für betriebswirtschaftliche Fragen beim Deutschen Bühnenverein bekleidet Wolfgang Rothe verschiedene Lehraufträge für Kulturökonomie und Recht sowie Management kultureller Institutionen.


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Mein Morgenritual ist …

Mein Traum vom Glück…

Abschalten kann ich am besten…

Das Unvernünftigste, was ich je getan habe…

Schwach werde ich…

In meiner Hosentasche habe ich…

Mein letzter Lustkauf war …

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es …

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…

Mein Liebslingort in Dresden…


Semper!

Service, Spielplan, Impressum

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Service Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336 Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, Christine Diller, stellver­ tretende Leitung Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler Staatskapelle: Tobias Niederschlag, Matthias Claudi Bildnachweis Fotos © Matthias Creutziger außerdem S. 12–13 oben: Andrew Eccles S. 12–13 unten: Levon Biss S. 18–19: Archiv S. 34–35: Agentur

Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Gesine Grotrian-Steinweg, Lena Gruschka Illustration Fons Hickmann M23, Berlin Anne Baier Herstellungsregie Marcus Bräunig Bildredaktion Matthias Creutziger, Marcus Bräunig Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 11. November 2010

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache. Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de) T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de

Weihnachtspakete Die per fekte Besch er u ng!

Weihnachten 1 Dienstag, 4.1.2011, 19 Uhr, Iolanta (konzertant)3 Montag, 7.2.2011, 19 Uhr, Die Fledermaus Mittwoch, 9.3.2011, 19 Uhr, Tosca1 Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 145,50 / 131,50 / 103 Euro Tickets Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden. Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) bei allen cts-Vorverkaufsstellen Karten für die Semper­ oper Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzertabend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren unter semperoper.de zum selbst Ausdrucken.

Weihnachten 2 Mittwoch, 5.1.2011, 19 Uhr, Carmen2 Montag, 21.2.2011, 20 Uhr, Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt Dirigent: Christian Thielemann Dienstag, 22.3.2011, 19 Uhr, Die Zauberflöte Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 139,50 / 125 / 103,50 Euro

Weihnachten 3 Donnerstag, 6.1.2011, 19 Uhr, Il barbiere di Siviglia1 Donnerstag, 10.2.2011, 19 Uhr, Coppélia Freitag, 25.3.2011, 19 Uhr, Die Entführung aus dem Serail Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 197 / 184,50 / 145,50 Euro

Weihnachten 4 Dienstag, 25.1.2011, 19 Uhr, Die Fledermaus Dienstag, 22.2.2011, 20 Uhr, Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Franz Liszt Dirigent: Christian Thielemann Mittwoch, 30.3.2011, 19 Uhr, Die Entführung aus dem Serail Gesamtpreis pro Person

Preisgruppen 1 – 3, 144 / 129,50 / 108 Euro Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (5 Euro zzgl. Porto), den Monatsspielplan, das Magazin Semper! sowie den Konzertplan der Staatskapelle stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: kommunikation@semperoper.de

Wochentag ca. 30 % Ermäßigung Wochenende ca. 20 % Ermäßigung Sonderkonzert ca. 20 % Ermäßigung


Semper!

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Spielplan dezember

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Januar

20:00 20:00 19:00 11:00 16:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19:00 18:00 12:00 19:00 14:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 19:00 11:00 19:00 19:00 20:00 19:00 20:00 19:00 19:00 18:00 19:00 20:00 19:00 20:00 17:15

1. Aufführungsabend / James Gaffigan Hänsel und Gretel Gisela! Einführungsmatinee Rusalka Hänsel und Gretel (Familientag) Hänsel und Gretel 3. Kammerabend Hänsel und Gretel Weihnachtskonzert mit dem Opernensemble Dornröschen Premiere Rusalka5 Premiere Dido and Aeneas4 Dornröschen Hänsel und Gretel Hänsel und Gretel Rusalka5 Dido and Aeneas4 Dornröschen Dido and Aeneas4 Faust / Margarete2 Dornröschen Dido and Aeneas4 Rusalka5 Dido and Aeneas4 4. Symphoniekonzert / Herbert Blomstedt Dornröschen Dido and Aeneas4 4. Symphoniekonzert / Herbert Blomstedt Dido and Aeneas4 4. Symphoniekonzert / Herbert Blomstedt Rusalka5 Faust / Margarete2 Rusalka5 Faust / Margarete2 4. Kammerabend Il barbiere di Siviglia1 Silvesterkonzert / Christian Thielemann Silvesterkonzert / Christian Thielemann

Sa So

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Faust / Margarete2 Beethoven-Sonatenzyklus mit R. Buchbinder Premiere Iolanta (Oper konzertant)3 Rusalka (Dresdentag) Iolanta (Oper konzertant)3 Carmen2 Il barbiere di Siviglia1 Iolanta (Oper konzertant)3 Dido and Aeneas4 5. Symphoniekonzert / Vladimir Jurowski 5. Symphoniekonzert / Vladimir Jurowski Dido and Aeneas4 Carmen2 5. Symphoniekonzert / Vladimir Jurowski SemperOpernball 2011 Kapelle für Kids Iolanta (Oper konzertant)3 Carmen2 Die Fledermaus Dido and Aeneas4 Carmen2 Tristan und Isolde Dido and Aeneas4 Carmen2 Die Fledermaus Der Rosenkavalier Penthesilea Carmen2 Penthesilea Tristan und Isolde

der dresdentag wird unterstützt durch

1 in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln

die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

2 in französischer Sprache mit deutschen übertiteln 3 in russischer Sprache mit deutschen übertiteln 4 in englischer Sprache mit deutschen übertiteln 5 in tschechischer Sprache mit deutschen übertiteln weitere informationen unter semperoper.de

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

änderungen vorbehalten


Semper!

Rätsel

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Rätsel »Dido and Aeneas«

14 Z a h l d e s M o n at s

14 ErOperer gehen ab sofort gemeinsam mit der Semperoper Junge Szene auf Entdeckungsreise und alle, die Lust verspüren, Musiktheater zu entdecken, werden hiermit eingeladen: Die neue Sparte möchte jungen Menschen die Freude an der sinnlichsten aller Kunstformen, dem Musiktheater, vermitteln und ihre Neugier, Kreativität und Kritikfähigkeit fördern – sie zu ErOPERern machen! Eroperer sind neugierige junge Menschen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die Spaß an Oper, Musik, Theater und Tanz haben und ihre Begeisterung mit anderen teilen möchten. Betreut vom Team der Jungen Szene können sie einen Blick hinter die Kulissen des großen Opernhauses werfen und einen Opernbesuch für ihre ganze Schulklasse organisieren. Geplant sind in regelmäßigen Abständen spannende Mitmach-Workshops, zum Beispiel zur neuen Inszenierung »Dido and Aeneas«, Touren durch die Werkstätten, die Bühnentechnik und das Marketing der Semperoper sowie gemeinsame Ausflüge zu anderen Kulturinstitutionen in und um Dresden.

Wenn die klagende Dido gegen Ende der Oper ihr Lamento »When I am laid in earth« (Wenn ich in der Erde liege) anstimmt, sind bereits die Würfel gefallen: Ein tragisches Geflecht aus Liebe, Pflichtgefühl, Missverständnissen und Intrigen ließ sie zu einer Unglücklichen und Verlassenen werden. Gemeint ist Dido, mythische Königin von Karthago, die sich in den trojanischen Helden Aeneas verliebte, der kriegsbedingt aus Troja geflohen und bei ihr angelandet war. Ihre Liebe, die sich nach anfäng­ lichem Zögern den Weg bahnt, wird jedoch durch den Einfluss böser Mächte zerstört. Dido und Aeneas sind unfähig, dieses zu erkennen, und scheitern aneinander. »Dido and Aeneas« ist Henry Purcells einzige Oper und gilt opern­geschichtlich als singuläres Werk, in dem musikalisch individuelle Züge zu erkennen sind: Es löst sich von barocken Gebärden zugunsten intimer Eindringlichkeit. Die erste beleg­ bare Aufführung 1689 in einem englischen Mädchenpensionat ist Aufhänger für Regisseur Manfred Weiß, das Werk ins Heute eines Internats zu legen. Hier wird nun die Geschichte um das unglücklich verliebte Mädchen Dido von dieser selbst und ihren Freundinnen (durch-)gespielt und erlebbar gemacht. Die Kammeroper, aufgeführt von Sängerinnen des SemperopernEnsembles und von Musikern der Sächsischen Staatskapelle Dresden, wird die neue Spielstätte der Semperoper Dresden einweihen. Wie heißt diese, und welches Ensemblemitglied singt die Titelpartie?

Vorstellungen

12., 14., 15., 17., 18., 20., 21. Dezember 2010 8., 9., 22., 23. Januar 2011 11., 12., 13., 19. Juni 2011 Tickets ab 5 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010 / 11 Ihrer Wahl, ausgenommen Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

3. Januar 2011 T 0351 49 11 559 E theaterpaedagogik@semperoper.de

Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoper.de Lösungswort des letzten Rätsels, Heft 2:

Gütersloh und Margarete Adele Geldmacher. Gewonnen hat:

Renate Jäschke, Scheidt


lรถsung


Semper!

Rezension eines Gastes

Prof. Dr. Maria Lieber und Dr. Christoph Mayer, Institut für Romanistik der TU Dresden

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Reihe 7, Platz 23 & 24 P re m i e re » Gisela!«, Novemb er 2010

Wie haben Sie sich auf den Opernabend eingestimmt? Durch die gemeinsam mit der Semperoper durchgeführte Podiumsdiskussion am 18. November zum Thema »Gisela zwischen Deutschland und Italien«, die wir vom Italien-Zentrum der TU Dresden zusammen mit der Sächsischen Landes-, Universitäts- und Staatsbibliothek Dresden veranstaltet haben und in deren Rahmen Fragen nach der Aktualität der deutsch-italienischen Thematik des Stückes mit Schülern und Studenten besprochen wurden. Besuchen Sie zum ersten Mal die Semperoper? Wenn nein, was haben Sie zuletzt hier gesehen? ML CM

Die Veranstaltung zur Verabschiedung von Prof. Harald Marx (Staatliche Kunstsammlungen Dresden). »Giulio Cesare in Egitto« von Händel und kurz zuvor »Il tutore« von Hasse. Wenn Sie die Wahl hätten, in welche Partie der heute gespielten Oper würden Sie gern einmal schlüpfen, und warum?

ML

CM

In die der Gisela Geldmeier, weil sie für mich eine eigenständige Persönlichkeit entwickelt, indem sie selbständig und frei von allen Konventionen ihre Gefühle einfach auszutesten wagt. In die von Hanspeter Schluckebier, da diese Rolle am meisten Interpretationsspielraum liefert.

Was würden Sie der Regisseurin zu diesem Abend sagen, wenn Sie jetzt die Gelegenheit bekämen? Ihre Interpretation, die an die Stelle der städtischen Räume bewusst mit dem Flughafen einen Nicht-Ort setzt, ist ausgesprochen überzeugend umgesetzt und visuell durch die Filmsequenzen sehr gut unterstützt worden. Damit bekommt die deutsch-italienische Beziehung eine Dimension der Allgemeingültigkeit, die sicherlich Anschluss für alle Opernzuschauer bietet, auch jenseits derjenigen, die sich spezifisch für das Thema Deutschland-Italien interessieren. Was würden Sie dem Komponisten zu seiner Oper sagen? Eine gelungene Verarbeitung seiner eigenen Biografie, die einhergeht mit einer Fülle und Dichte von Motiven und Themenstellungen, die sowohl Jung als auch Alt begeistern können und zum Nachdenken anregen. Besonders das Beharren auf dem Namen Gisela unterstreicht die mehr als fünfzigjährige interkulturelle Zeitspanne der deutsch-italienischen Beziehungen auf innovative Art und Weise. Ein Fazit in einem Satz: Der Italiener – einst Hühnerdieb, nun herzenslieb – oder wie nationale Stereotypen sich wandeln könnten!

Was hat Sie mehr bewegt: die Musik oder die Geschichte? Bewegt hat uns die deutsch-italienische Geschichte, die zahlreiche Anknüpfungen an unsere Forschungsinteressen zur Interkulturalität bietet und sehr dicht die jahrhundertelange Faszination und Problemstellung aufarbeitet. Kulturelle Momente wie die Commedia dell’arte verschmelzen gekonnt in der Darstellung mythischer Gestalten und der Personifikation von Gefühlszuständen.

Prof. Dr. Maria Lieber und Dr. Christoph Mayer Weitere Vorstellung

4. Dezember 2010, 19 Uhr Tickets ab 5 Euro


LONDON SYMPHONY ORCHESTRA DIRIGIERT VON DANIEL HARDING* RUNDFUNKCHOR BERLIN** GELEITET VON SIMON HALSEY

FRANZ

GRUNDHEBER

BENNO

SCHOLLUM

JULIANE

BANSE

REGULA

MÜHLEMANN

MICHAEL

VOLLE

MICHAEL

KÖNIG

RENÉ

PAPE

OLAF

BÄR

NACH DER ROMANTISCHEN OPER VON CARL MARIA VON WEBER

„EINE STIMM- UND BILDGEWALTIGE OPER“ ZDF H

EUTE

AB 23. DEZEMBER NUR IM KINO

JOURNAL


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