Semper Magazin No.6

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Semper ! Magazin

2010 / 11

6

Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene


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TRAUM


Semper!

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Editorial

Editorial e i n e d e r f rüh e sten u n s er halten en oper n » d i e Krön u n g der Poppea«

Mehr als 350 Jahre ist das Stück alt, beinahe so alt wie die Gattung Oper überhaupt, und doch ist »Die Krönung der Poppea« so aktuell und so berührend, so lebendig und so vielschichtig wie kaum ein anderes Werk. Claudio Monteverdis Oper gehört zur Weltliteratur, wurde aber in der Semperoper­noch nie in einer eigenen Inszenierung präsentiert, obwohl die venezianische Opernschule im Dresden des 17. Jahrhunderts durchaus gepflegt wurde. Es geht um das Leben eines Traumpaares der High Society, doch auch um die Welt der Diener und Angestellten, deren eigene Sehnsüchte, Wünsche, Aufstiegspläne. Den einen gelingt es, ihr Glück zu finden, andere bleiben auf der Strecke. Wir erleben Ehebruch, Mord, Verrat und Inzest, doch am Ende findet die Oper zu einem der schönsten Liebesduette der Musikgeschichte. Die Vielzahl der Rollen ist glänzend besetzt: Neben der amerikanischen Sopranistin Nicole Heaston, die in der Titelrolle debütiert, begegnen Sie zwei neuen Sternen am Countertenorhimmel: Franco Fagioli und Matthew Shaw. Christa Mayer und Georg Zeppenfeld zeigen sich von bisher unbekannten Seiten, wie auch alle anderen bekannten Namen der langen Besetzungsliste. Am Pult der Cappella Sagittariana Dresden, unter diesem Namen gründeten Mitglieder der Staatskapelle Dresden bereits in den 70er Jahren ihr Ensemble für Alte Musik, steht der Barockspezialist Rubén Dubrovsky – Sie finden ein Interview mit ihm in diesem Heft. Florentine Klepper, derzeit Hausregisseurin am Theater Basel, debütiert als Regisseurin an der Semperoper Dresden. Die Staatskapelle Dresden geht auf China-Tour und begeht den 10. Todestag ihres Chefdirigenten Giuseppe Sinopoli mit einem besonderen Konzert unter der Leitung ihres neuen Chefs Christian Thielemann in der Lukaskirche. Das Semperoper Ballett erarbeitet für Semper 2 eine neue Version der »Cinderella« als Beitrag zur Jungen Szene. Obwohl wir bis zum Sommer noch wichtige Premieren vor uns haben, steht die nächste Spielzeit schon vor der Tür. In einem Gespräch zwischen Operndirektor Eytan Pessen, Ballettdirektor Aaron S. Watkin und mir erfahren Sie, was Sie erwartet. Wir freuen uns auf Sie!

Dr. Ulrike Hessler, Intendantin


schech.net | fotos: Jan Gutzeit | Kai­Uwe Schulte­Bunert | Karla arnold

www.musik-in-dresden.de berichtet jeden Tag über das Kultur­ leben der Stadt. Und musikalische Weltenbummler mit Heimweh können die Rezensionen sogar in London, Venedig oder Jenin lesen ... Markus rindt intendant der dresdner sinfoniker

ich fühle mich durch www.musik-in-dresden.de aktuell und auf gutem niveau über das Kulturleben informiert. Den engagierten autoren wünsche ich auch für die kommende zeit den Mut zur Unabhängigkeit. Wolfgang schaller intendant der staatsoperette dresden

Ob in kurzen cD­Besprechungen oder tiefschürfenden interviews; wer beschreibt das Kulturleben schon so interessant wie www.musik-in-dresden.de ? Beim Lesen werde ich immer neugierig auf mehr ... Matthias grünert kantor der dresdner frauenkirche

OffizieLLeR MUnTeRMacHeR VOn MUSiK in DReSDen phoenix-coffeeroasters.coM


Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 24

O p e rn wa h n s i n n

Staat skapel l e o n To u r

Eine musiktheatralische Kolumne »Die Entführung aus dem Serail«

Interview mit Jan Nast

Seite 7

Ts chechi s che R ar itäten

Seite 26

Pa pa ra zz o Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf an der Semperoper

Das Palmsonntagskonzert der Staatskapelle

Seite 28

Staat skapel l e Seite 8

Akt ue lle s

Konzerte im Frühjahr

Neuigkeiten und Wissenswertes Seite 30

L ieder a ben d Seite 10

S p i e lz e i t 2 0 1 1 / 1 2 Interview mit Ulrike Hessler, Eytan Pessen und Aaron S. Watkin

Evelyn Herlitzius

Seite 32

J azz G ala Seite 14

Enrico Rava Quintet

P re m i e re »L’ i n co ro n a z i o n e d i Po p pea« Seite 34

Monteverdi zum Tanzen bringen

Se m per ! Men s chen

Seite 18

Zehn Fragen an den Ersten Solisten Jiří Bubeníček

I nt e rv i e w m i t e i n e m B ut l er Das Bedürfnis zu dienen

Seite 36

Impressum, Service, Spielplan Seite 20

Tickets, Informationen und vieles mehr

P re mi e re » C i n d e re lla « Alles Märchen oder was?

Seite 38

R ät sel Seite 22

»Otello«

H e f t m i tt e »Die Entführung aus dem Serail«

Seite 42

R eihe 7, Platz 23 Rezension eines Gastes »Coppélia«, Februar 2011


Semper !

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn » D i e E n t f ühr u n g au s de m Ser ail «

Als ich zu einer Zeit, als in Tripolis keine Revolution stattfand, mich mit Freund Werner dort in einem kleinen Café traf, um ganz gemütlich eine Shisha zu rauchen, lauschten wir einem pittoresken Musikensemble. Ein Kopte bearbeitete seine Violine, ein Ägypter seine Ut, die Ut ist eine Art orientalische Mandoline, und ein Palästinenser trommelte komplizierte Rhythmen auf der Darbouka. Sie spielten ein orientalisches Stück namens Ya Ana, welches uns merkwürdig bekannt vorkam. Die Melodie war nämlich aus der g-Moll Symphonie von Mozart geklaut. Während ich einfach Urlaub machte, arbeitete Werner an einem Film für die BBC über den Angriff der US-Marines auf Tripolis 1801. Er hatte seine Filmaufnahmen beendet, und wir redeten über alte Zeiten an der Musikhochschule, als ich zum ersten Mal ein Bühnenbild für die Diplominszenierung eines Kommilitonen gemacht hatte. Es war die »Entführung aus dem Serail« gewesen. Aglef Püschel, der Regisseur, hatte die Dialoge komplett umgeschrieben, was zu einem wirklich witzigen Ergebnis führte. Der schönste Teil des Bühnenbildes war eine graue Statue, die in Wirklichkeit eine nackte Kunststudentin war, die vor jeder Vorstellung mit grauer Farbe angemalt wurde. Den begehrten Part des Anmalens bekam damals Werner, der dieser Aufgabe mit Hingabe nachkam. Daran erinnerten wir uns, während wir den orientalisierten Mozarttönen lauschten. Schließlich kam der Geiger, der anscheinend Werner kannte, zu uns. Er sah mich etwas finster an, und Werner bat mich, doch etwas frische Luft zu schnappen. Es hätte nur noch Peter Lorre gefehlt, und die Situation wäre mir wie eine Szene aus Casablanca vorgekommen, in der in schwülen arabischen Bars dunkle Geschäfte getätigt werden. Als ich zurückkam, sagte mir Werner, dass er noch einen Job zu erledigen hätte und dass ich die römischen Ruinen in der Nähe von Gaddafis Geburtsort Misurata alleine besuchen müsste. Erst Jahre später erfuhr ich, worum es bei diesem »Job« in Wirklichkeit gegangen war.

Werner war schon am nächsten Tag in den Jemen geflogen, wo Mariam, die kleine Schwester des Geigers, entführt worden war und als Geisel in dem unübersichtlichen Wüstengebiet bei einem der Stämme festgehalten wurde. Der Stammesführer hegte Interesse, das 12-jährige Mädchen zu einer Nebenfrau zu erwählen. Da sie keine Europäerin oder Amerikanerin war, gab es keine besonderen Anstrengungen der jemenitischen Zentralregierung oder der Saudis hinsichtlich einer Befreiung. Werner war nun über einen Freund für ein Befreiungsteam engagiert worden. Sie hatten herausgefunden, wo Mariam festgehalten wurde. Ein als Waffenhändler verkleideter Araber sollte das Vertrauen der Geiselnehmer gewinnen, mit zwei Begleitern und ohne Blutvergießen die Krieger überwältigen und Mariam nach Hause bringen. Eine echte Entführung aus dem Serail. Werner war als zweiter Mann für den kanadischen Scharfschützen engagiert worden. Aus einer Entfernung von fast 1500 Metern sollten die beiden das Geschehen beobachten und den Rückzug decken. Der Kanadier arbeitete mit einer MacMillan Tac-50, einem hochkalibrigen Scharfschützengewehr, das nicht nur Menschen, sondern auch Jeeps oder Ele-

Ein als Waffenhändler verklei­ deter Araber sollte das Vertrauen der Geiselnehmer gewinnen … fanten zum Halten bringen konnte. Alles ging nach Plan, Mariam war schon in der Hand des »arabischen Belmonte«, bis das Mädchen auf einmal protestierte und zurück zu seinem Entführer wollte. Ein großer und wütender Jemenit, Werner nannte ihn Osmin, nutzte die Verwirrung und erschoss mit einer Kalaschnikow Belmonte. Die zwei Begleiter verschanzten sich mit dem Mädchen, und die anderen Jemeniten fingen an, sich zu bewaffnen. Werner erzählte mir, wie er und der Kanadier nun eingriffen. Es wurden Positionen, Einschläge, Entfernung, Windgeschwin-

digkeit etc. angegeben. Eine kühle, fast wissenschaftliche Art des Tötens. Nachdem der Kanadier Osmin mit einem Kopfschuss kampfunfähig gemacht hatte, »säuberte« er den ganzen Hof. Teilweise sah er nur Mündungsfeuer hinter einer Mauer und schoss mit seiner großkalibrigen Munition durch die Mauer. Werner konnte dann an den Blutspritzern an der Mauer dahinter erkennen, ob das ein Treffer gewesen war. Nach fünf Minuten war der Kampf zu Ende, und die beiden Überlebenden unseres Befreiungsteams machten sich mit dem sich immer noch wehrenden Mädchen aus dem Wüstenstaub. Das Leben ist halt keine Oper.

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musik­ theater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. Am Theater Erfurt feierte er als Regisseur Premiere mit Albert Dietrichs Oper »Robin Hood«. Ein Probentagebuch kann man lesen unter: robinhoodoper.wordpress.com. In Würzburg inszeniert er »Die Lustige Witwe«, und in Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« sowie die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest«. Weitere Vorstellungen

»Die Entführung aus dem Serail« 25., 30. März, 1., 3., 6., 8. und 10. April 2011, Semperoper Dresden Tickets ab 17,50 Euro


Eine fotografische Kolumne

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Matthias Creutziger, Fotograf »Die Krönung der Poppea« Umbau während einer Bühnenprobe


Semper !

Aktuelles

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Verstummte Stimmen E i n Fo r schu n g s - u n d A usstel lu n g sp roj e kt von Staat sschau spiel u n d Se mpero per Dr es den

Titelbild Nicole Heaston, Sopran

Für sie ist Poppea eine Traumrolle: Nicole Heaston, eine weltweit gefragte Sopranistin, die in ihrer Heimat an Häusern wie der Metropolitan Opera, San Francisco Opera, Houston Grand Opera und Dallas Opera auftrat, aber auch an europäischen Häusern wie in Düsseldorf, Grenoble, der Oper Flandern, in Montpellier, Wien sowie beim Festival in Aix-en-Provence. An der Semperoper feiert sie als Poppea ihr Haus- und Rollendebüt: »Poppea ist eine sinnliche und starke Frau, und Monteverdi hat sie so angelegt, dass alle Facetten ihrer Persönlichkeit perfekt zum Ausdruck kommen.« Das Foto entstand in der von den Dresdnern »Zitronenpresse« genannten Kuppel der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts waren die Dresdner Theater Vorreiter des zeitgenössischen Musiktheaters und des Expressionismus. Andererseits gab es in dieser Zeit in Dresden auch eine starke Gegenbewegung zur Moderne, die von völkisch-antisemitischen Gruppen des Bildungsbürgertums getragen und ab 1930 von der NSDAP übernommen wurde. Diese betrieb 1933 die Vertreibung »jüdischer« und »politisch unliebsamer« Ensemblemitglieder aus den Dresdner Staatstheatern. Gemeinsam präsentieren die Semperoper und das Staats­schauspiel Dresden das Forschungs- und Ausstellungsprojekt »Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ›Juden‹ und den politisch ›Untragbaren‹ aus den Dresdner Theatern 1933 bis 1945« in ihren Foyers. Ein kleinerer Teil rückt die Schicksale von 44 prominenten Künstlern in den Mittelpunkt und wird im Opernkeller zu sehen sein. Der zweite Teil rekonstruiert die Geschichte der Semperoper und des Schauspielhauses in dieser Zeit sowie die Biografien der damals Vertriebenen. Die Projektleitung haben der Kurator Hannes Heer und Jens Hommel inne. Ein Kuratorium, dem Gerhart Baum vorsteht und Landesbischof Jochen Bohl, Michael Gielen, Charlotte Knobloch, Gerhard Richter, Dr. Matthias Rößler und Christian­ Thielemann angehören, begleitet das Projekt. Eröffnet wird die Ausstellung am 15. Mai um 18 Uhr mit einem Festakt in der Semperoper Dresden, den das Ensemble, der Staatsopernchor und Musiker der Staatskapelle sowie Künstler des Staatsschauspiels mitgestalten werden. Vor der Veranstaltung sowie im Anschluss ist ein Rundgang in beiden Häusern möglich.

Ausstellung

vom 15. Mai bis 13. Juli 2011, Eintritt frei. Öffnungszeiten

bis 1. Juli (Foyers Semperoper): Montag–Samstag, 11–13 Uhr, außer an Feiertagen und am 18., 19., 20., 30. Mai sowie am 11., 17., 18., 25., 28., 29. Juni. Zugang über den zwinger­ seitigen Seiteneingang der Semperoper. Außerdem in Kombination mit einer Führung von »Semperoper Erleben« sowie mit einem Vorstellungsbesuch in der Semperoper Dresden (von 2. bis 13. Juli nur noch in diesem Rahmen zu besichtigen). Öffnungszeiten

(Foyer Staatsschauspiel) Täglich ab 12 Uhr bis nach Vorstellungsende bzw. an vorstellungsfreien Tagen von 12–18 Uhr Festakt zur Eröffnung

am 15. Mai 2011, 18 Uhr Semperoper Dresden Tickets 5 Euro Gefördert im Rahmen des Landesprogramms­ »Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz«. Gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz Kooperation mit dem Kunsthaus Raskolnikow

Mit freundlicher Unterstützung


Künstler hautnah FIGARO Operncafé Spezial

Interessante und spannende Begegnungen mit Sängern der Semperoper Dresden verspricht die Reihe »FIGARO Operncafé Spezial«, die die Semperoper gemeinsam mit MDR Figaro veranstaltet. Am Ostermontag, den 25. April geht es nun in die dritte Runde: MDR-Journalistin Bettina Volksdorf empfängt im Rundfoyer der Semperoper die Mezzosopranistin, ehemaliges Ensemblemitglied, und Regisseurin Annette Jahns sowie den Bariton Markus Butter zu einem kurzweiligen Gespräch. Doch wenn Sänger sich treffen, wird natürlich nicht nur gesprochen, sondern auch gesungen! Ostermontag, 25. April 2011, 11 Uhr im Rundfoyer der Semperoper Sendetermin 7. Mai 2011, 22 Uhr Tickets 5 Euro In Kooperation mit

Vorver­ kaufsstart Tickets für die Saison 2011 / 12 erhältlich

Zusatzvor­ stellung »Il tutore« am Ostersamstag

Die neue Reihe »Intermezzo« geht in die Verlängerung: Am 17. April und in einer weiteren Zusatzvorstellung am Ostersamstag, den 23. April präsentiert die Semperoper Dresden die barocke Kurzoper »Il tutore« (Der Vormund) zum letzten Mal in dieser Spielzeit. Intermezzi sind ursprünglich kurzweilige und heitere Stücke, die zwischen den Akten einer ernsten Oper gezeigt wurden. »Il tutore« handelt dabei von einem bis zur Lächerlichkeit verliebten Alten und seinem cleveren Mündel… Mit Tom Quaas, Matthias Henneberg und Nadja Mchantaf. Aufführungen

17. und 23. April 2011, 11 Uhr Tickets 11 Euro

Am 9. März präsentierte Intendantin Dr. Ulrike Hessler auf einer Pressekonferenz ihre zweite Spielzeit, die Saison 2011 / 12. Zeitgleich startete der Vorverkauf für alle veröffentlichten Veranstaltungen im Besucherdienst, online unter semperoper.de oder an allen bekannten CTS-Vorverkaufsstellen. Vielfältige Abonnements und thematische Semperopernpakete bescheren nicht nur einen Preisvorteil, sondern auch die Abwechslung und ein Anrecht auf den eigenen Platz. Der kostenfreie Jahresspielplan und die Abonnement-Broschüre bündeln die wichtigsten Informationen und sind in der Schinkelwache am Theaterplatz, online oder via Post (zzgl. Porto) erhältlich: Semperoper Dresden / Poststelle Theaterplatz 2, 01067 Dresden T 0351 4911 705 E poststelle@semperoper.de Der Konzertplan der Sächsischen Staatskapelle Dresden erscheint am 19. April.


Semper!

Interview

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Aaron S. Watkin, Ulrike Hessler und Eytan Pessen auf der B端hne


Christine Diller, Gespräch

Ein vielfarbiges Haus 1 9 Ne up rod u kt ion e n hat In ten dan tin Ul r ike He ssl er fü r die S p i e lze i t 2 0 1 1 / 1 2 a n g e kü n digt – ein e Z ahl , die sie s elbst m it fr eu dig em Staunen und Stolz erfüllt. Zusammen mit Operndirektor Eytan Pessen u n d B a lle tt d i re ktor Aaron S. Watkin gi bt sie ein en A usb l ic k au f die komme n d e­ S a i son .

Nach welchen Kriterien ist dieser anspruchsvolle Spielplan entstanden, was zeichnet ihn aus? H e s s l e r

Wir sind ja angetreten mit dem Ziel, aus der Tradition des Repertoiretheaters alle Vorteile herauszufiltern. Wir wollen nicht nur die beliebtesten Opern spielen, sondern aus der über 400-jährigen Operngeschichte eine schöne Mischung aus weniger bekannten oder interessanten neuen Stücken und einem zu pflegenden Hauptrepertoire anbieten. So verfolgen wir mit unseren Neuproduktionen auch unsere Programmlinien aus der vergangenen Spielzeit weiter: Wir bringen zwei barocke Opern und zwei slawische Produktionen heraus. Und was wäre die Oper ohne italienische Werke? Wir produzieren zwei Hauptwerke und beginnen, die großen Mozartopern neu zu betrachten. Die Vielzahl der Premieren resultiert natürlich aus der Kreativität des Hauses, aber auch daraus, dass wir neben der Konzertsparte drei produktive Sparten des musikalischen Theaters unterhalten. Die Junge Szene ist neu entstanden und entwickelt sich genauso prächtig wie unser Semperoper Ballett, von der Oper ganz zu schweigen. Zum sehr guten, verdienten Stamm des Ensembles sind in der vergangenen Spielzeit viele neue Sänger hinzugesto­ ßen. Wie hat sich dieses neu zusammen­ gesetzte Ensemble bisher entwickelt?

P e s s e n

Wenn man zum Beispiel derzeit eine Probe für die »Zauberflöte« erlebt, spürt man zwischen neuen und bisherigen Ensemblemitgliedern eine unglaubliche Homogenität. »Gisela!« war nach langer Zeit endlich wieder eine Produktion, die ausschließlich mit Ensemblemitgliedern­besetzt werden

H e s s l e r

konnte. In »L’incoronazione di Poppea« wie in der »Zauberflöte«: Es entsteht eine schöne Einheit, gesanglich wie mitmenschlich. Auch in der »Salome« kürzlich hat sich gezeigt, worin der Vorteil eines vielfarbigen, großen Ensembles liegt: Wir können Haupt- und mittlere Partien wesentlich interessanter besetzen als ein Haus, das nur Gäste engagiert. Daran zeigt sich ganz wunderbar die Qualität des Ensembles, das seinen eigenen Zauber entfalten kann. Das Semperoper Ballett feierte jüngst große Erfolge mit »Coppélia« oder den neuen Formaten »Junge Choreografen« und »On the move«. Ist die Qualität der Company ganz im Bewusstsein der Stadt und des Publikums angekommen?

W a t k i n

Die Qualität ist nicht nur im Bewusstsein des Publikums, sondern auch in der Oper selbst angekommen. Indem wir hinaus in die Stadt gegangen sind und Besucher angesprochen haben, die sonst nicht so leicht den Weg in die Semperoper finden, ist die Company viel bekannter geworden, und die Leute sind stolz auf sie. Aber auch hier im Haus ist die Company viel stärker präsent. Tanz ohne Grenzen, das ist unsere Vision. Mit der Wahl besonderer Orte wie dem Albertinum oder der Gläsernen Manufaktur zeigen wir, dass wir viele Sprachen sprechen. Ich denke, gerade mit solchen Vorstellungen können wir neue Zuschauer auch für weniger bekannte Stücke interessieren. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser ersten gemeinsamen Spielzeit mit dem Spielplan gemacht, was hat sich bewährt, welche Neuerungen wurden notwendig?


Semper!

H e s s l e r

Interview

Es hat sich alles bewährt, wenngleich es mitunter länger dauert, bis sich beim Publikum herumgesprochen hat, was es Interessantes zu sehen gibt. Das zeigte sich besonders an den gewagteren Produktionen. Henzes »Gisela!« etwa war in ihrer letzten Vorstellung schließlich ausverkauft. Auch unsere konzertante »Iolanta« wurde in jeder Vorstellung besser besucht. Ich habe noch nicht ganz verstanden, wie sich in Dresden die öffentliche Meinung bildet, sie hängt offenbar sehr von der Mundpropaganda ab. »Rusalka« zum Beispiel ist weit im Voraus ausverkauft. Das ist offensichtlich eine Art des Theaterspielens, die beim Publikum großen Anklang findet, was unsere Pläne wiederum bestätigt.

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Sie haben bereits die neue Sparte Junge Szene erwähnt. Wie ist Ihre Bilanz nach der ersten Spielzeit? H e s s l e r

In der neuen Spielzeitbroschüre lehnen Sie, Herr Pessen, im Gespräch mit den Theater­ musen ab, der Spielzeit ein Motto zu geben. Warum verzichten Sie lieber darauf? P e s s e n

Ein Motto ist ein dramaturgisches Mittel, um verschiedene Dinge zusammenzubringen. Theater aber ist immer hier und jetzt, für den Theatergänger gibt es zunächst nur diesen einen Abend. Ein Motto wirkt immer ganz cool. Wir könnten etwa sagen, wir machen alle Bearbeitungen des Romeo-und-Julia-Stoffes und würden nach der soundsovielten Aufführung gefragt, ob wir nicht auch einmal eine »Bohème« machen können. Wir haben uns sogar entschieden, nicht einmal »Carmen« oder »Cinderella« jeweils in beiden Sparten, Oper und Ballett, herauszubringen. Ein Motto ist ein Korsett. Wir wollen aber bei jeder Produktion neue Fragen stellen und neue Antworten finden. Das macht mehr Spaß als ein Motto. Eine Neuheit im Ballett ist in der kommen­ den Spielzeit die erste große Ballettwoche im September. Was versprechen und erwarten Sie sich von ihr, Herr Watkin?

P e s s e n

H e s s l

W a t k i n

Es freut mich sehr, dass wir diese Ballettwoche veranstalten können. Sie erzeugt auch internationale Resonanz. Denn selbst wenn wir auf Tournee gehen, können uns viele Leute andernorts nicht sehen. Es haben sich auf unsere Einladung hin schon einige internationale Gäste angekündigt. Genauso ist die Ballettwoche aber auch eine wunderbare Gelegenheit für das Dresdner Publikum, uns noch näher kennenzulernen. Es wird bei uns Gespräche mit den Tänzern geben, Vorträge, öffentliche Proben, Zuschauer können drei unterschiedliche Abende und eine Ballettgala sehen und damit eine Vorstellung von der Bandbreite der Company bekommen.

e r

Wir ziehen eine unglaublich positive Bilanz. Die Akzeptanz ist überwältigend. Der »Gestiefelte Kater« zum Beispiel ist lange im Voraus ausverkauft. Unsere Theaterpädagogen haben neue Kontakte mit Schulklassen und Lehrern geknüpft und könnten noch viel mehr Workshops anbieten. Wir haben ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit »Dido and Aeneas« gemacht, womit wir unsere neue Spielstätte Semper 2 eröffnet haben, eine Produktion für jede Altersgruppe. Hier kann jeder die besondere Nähe zur Bühne genießen. Wir alle sitzen gerne in einem prächtigen Opernhaus, aber dort ist man immer weit entfernt vom Geschehen. In Semper 2 sitzen alle zusammen sehr nah in einem Raum, das ist auch für die Mitwirkenden eine besondere Herausforderung, ist aber auf allen Seiten sehr gut angekommen. Wir glauben an die Kraft des Musiktheaters, auch was die Zukunft angeht. Zwei Opernproduktionen haben die Zuschauer hier in eine unglaubliche Nähe zum Metier gebracht und Neugier in ihnen geweckt. Das ermutigt uns, damit in der nächsten Spielzeit weiter zu machen, auch mit unbekannteren Titeln. Jugendliche sollen nicht Harmlosigkeit in der Oper erleben. Wenn wir kommende Spielzeit im Hygienemuseum spielen, ist es wiederum ein anderer Raum, der unsere Produktion definiert. Er gibt uns die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu kreieren und mit einem größeren, anderen Publikum in Berührung zu kommen. Alle unsere Aktivitäten verbindet, dass wir mit ihnen das Haus stärker öffnen und unsere Arbeit zugänglicher machen. Der Andrang beim »Tag der offenen Oper« war etwa gewaltig. Außerdem gibt es sehr viel mehr Einführungen, offene Proben, sehr viel mehr Vermittlung unserer Arbeit. Es ist wichtig für uns, leicht zugänglich zu sein, aber auch aus dem Haus herauszugehen. Das ist zwar nicht möglich mit der großen Oper, dafür aber mit der Jungen Szene und dem Ballett. In einer Stadt, die so reich ist an kulturellen Institutionen, mit denen man zusammenarbeiten kann, liegt darin eine riesige Chance.


P e s s e n W a t k i n

Die Tatsache, dass wir in diesem Bereich so aktiv geworden sind, hat das Haus regelrecht infiziert. Das Ensemble unterstützt diese Aktivitäten und freut sich auf sie. Die Sänger wissen, dass es für Zuschauer toll ist, sie so nah singen zu hören. In der Company ist es genauso. Ich habe die Produktion »Junge Choreografen« fast vollständig den Tänzern überlassen, und sie haben sich um alle Bereiche selbständig gekümmert, mit Lust und großem Interesse. Das gibt ihnen großes Selbstvertrauen. Je mehr wir ihnen geben, desto mehr wollen sie auch machen. Obwohl sie daneben den täglichen Probenbetrieb absolvieren müssen, sind sie unglaublich inspiriert. Eine Tänzerkarriere ist so kurz, sie wollen deshalb jeden Tag investieren. Wir brauchen aber nicht nur Chancen für junge Tänzer, sondern auch Chancen für unser Publikum, uns näher kennenzulernen, deshalb ist uns Semper 2 auch so wichtig. Was wünschen Sie sich von der kom­ menden Spielzeit, was ist Ihnen persön­ lich ein Anliegen?

H e s s l e r

W a t k i n

Die erste gemeinsame Spielzeit, die jetzt zur Hälfte vergangen ist, haben wir geplant, als wir noch gar nicht am Haus waren. Und es ist erstaunlich, wie schnell wir zusammengewachsen sind. Die kommende Spielzeit richtet sich erstmals nach einem ganz von uns gestalteten Spielplan, in dem wir nicht auf bestehende Strukturen Rücksicht nehmen müssen und gestalterisch noch weiter gehen können. Dieser Prozess fordert seine Zeit, selbst wenn man wie ich ein sehr ungeduldiger Mensch ist. Neue Regietalente müssen sich bewähren, man muss sie erneut beauftragen, Sänger, Tänzer und Dirigenten müssen sich gemeinsam zu dem entwickeln, was unsere Wunschvorstellungen sind. Ich denke, es ist hier etwas Neues geboren worden, wir haben gesehen, was gut funktioniert oder was wir besser machen können, und nun muss dieses Neue reifen und größer werden. Für mich persönlich zeigt sich das auch in unserem »Ballets Russes«Programm, an dem unser ganzes Haus beteiligt ist, alle künstlerischen Abteilungen, die Staatskapelle, der Chor, Sängersolisten und unser Ballett. Sozusagen ein dreidimensionales Projekt, alle unsere Kunstformen kommen darin zusammen.

P e s s e n

H e s s l e r

Ich wünsche mir, dass die Neugier, mit der wir von der Stadt empfangen wurden, bestehen bleibt und unser Ensemble noch mehr Wertschätzung erfährt. Dass eine Symbiose zwischen Ensemble und Zuschauern entsteht und sich gegenseitig Erwartung und Freude aufbauen, sodass das Publikum auch unsere unbekannteren Produktionen besucht. Es lohnt sich, sie zu entdecken. Ich wünsche mir außerdem sehr, dass unsere Bauprojekte, die wir mit unserem Ministerium erarbeitet haben, zügig umgesetzt werden können, etwa der für 2012 geplante Umbau des Gastronomiewürfels zu einer kleinen Spielstätte. Da wir unsere beste Probebühne zeitweilig in den Aufführungsort Semper 2 verwandeln müssen, brauchen wir dringend diese Bühne. Dieser Umbau würde uns sehr helfen, all das, was wir vorhaben, auch schnell zu verwirklichen.


Semper !

Titelgeschichte

14

Monteverdi zum Tanzen bringen


Sophie Becker, Autorin

Mit Claudio Monteverdis 1643 uraufgeführtem Meisterwerk »L’incoronazione di Poppea« begibt sich die Semperoper ganz an den Beginn der Opern­ geschichte­zurück. Über die besonderen Herausforderungen dieser Einstudierung berichtet der Dirigent Rubén Dubrovsky.

Wie findet ein Argentinier polnisch-italienischer Herkunft zur klassischen Musik, insbesondere als Spezialist für historisch informierte Aufführungspraxis?

Als die Spanier im 16. Jahrhundert Südamerika eroberten, vermischte sich in den Andenregionen, wo die Hochkulturen angesiedelt waren, die Musik der Eingeborenen mit der der Eroberer. Diese neue Musik mit südamerikanischen und – von Das liegt näher, als man vielleicht auf den ersten Blick glaubt! Sklaven mitgebrachten – afrikanischen Elementen lebt bis Buenos Aires, wo ich aufgewachsen bin, ist eine Einwandererheute in Form der Volksmusik. Entscheidend aus heutiger Sicht stadt, in der neben Wirtschaftsflüchtlingen auch viele ist die Information über die Spielpraxis, die über Generationen Intellektuelle­eine neue Heimat fanden. Sie ist bis heute sehr hinweg auf diese Weise weitergegeben wurde – und die sich in europäisch geprägt. Meine Familie mütterlicherseits emigrierte den europäischen Traktaten der damaligen Zeit nicht findet. um 1900 aus Italien, die Eltern meines Vaters waren polnische Diese Erfahrung beeinflusst natürlich auch meine HerangehensJuden, die nach dem Ersten Weltkrieg nach Argentinien kamen. weise an Monteverdis »L’incoronazione di Poppea« – ich möchte Die Generation meiner Eltern war die Musik zum Tanzen bringen. die erste, in der eine VermiWenn man heute Monteverdis letzte schung der unterschiedlichen Oper aufführen möchte, sieht man sich Einwanderergruppen selbstvermit dem Problem konfrontiert, dass es ständlich wurde. Bei uns zu keine vom Komponisten autorisierte Hause wurde spanisch gesproFassung gibt, sondern – neben dem chen – aber wenn meine gedruckten Libretto – zwei Handschriften: Großmutter mit meinem Vater Eine stammt aus Neapel, die andere aus stritt, wechselte sie ins Jiddische. Venedig – aber beide wurden vermutlich Meine Mutter war Pianistin, erst knapp zehn Jahre nach der Urauffühdeswegen war es für mich rung, die 1643 stattfand, im Zusammennatürlich, Klavier und dann hang mit Folgevorstellungen aufgeVioloncello zu lernen. Mein Vater schrieben. Nicole Heaston, Rubén Dubrovsky, Franco Fagioli war aber auf dem Land in der Vielleicht sollte ich vorab kurz Nähe von Santa Fé aufgewachsen, beschreiben, wie die Komposition uns deswegen­machte ich auch Volksmusik – ich spielte Charango, überliefert ist. Beide Fassungen bestehen zum größten Teil das ist eine kleine Gitarre, deren Corpus aus dem getrockneten lediglich aus den Singstimmen und einer Basslinie mit Panzer des Gürteltieres besteht. Diese beiden Welten, Klassische spärlicher­Generalbassbezifferung. Ein zweites Element sind und Volksmusik, waren für mich damals komplett getrennt. instrumentale Zwischenspiele, sogenannte Ritornelle. Diese Nach Ende der Schulzeit begann ich Anfang der 90er Jahre ein Ritornelle sind in der venezianischen Handschrift drei-, in der Studium an der Hochschule in Detmold. Ich hörte natürlich viel neapolitanischen vierstimmig. Beide Quellen sind, wie gesagt, Musik, und es gab zwei Schallplatten, die für mich wie eine nicht von Monteverdi selbst – wir müssen ihn uns eher als eine Erleuchtung waren: Eine Aufnahme der Bach-Kantate »Jauchzet Art »Mastermind« vorstellen, der das ganze Projekt überwachte. Gott in allen Landen« mit Emma Kirkby und die Vivaldi-Sonaten Zahlreiche Passagen wurden von anderen Komponisten verfasst, für Violoncello in einer Einspielung von Christophe Coin. Und und bei den späteren Aufführungen, die nach Monteverdis Tod dann, auf einmal, entdeckte ich hörend die Parallelen zwischen stattfanden und auf denen die beiden überlieferten Handeuropäischer Barock- und der Volksmusik meiner Heimat! schriften basieren, sind mit Sicherheit, wie es zu dieser Zeit


Semper !

Titelgeschichte

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völlig normal war, weitere Änderungen vorgenommen worden. Ausgerechnet das berühmte Schlussduett von Poppea und Nerone, »Pur ti miro«, stammt gar nicht von Monteverdi selbst! Aber es ist müßig, sich über die Urheberschaft einzelner Passagen Gedanken zu machen – die Qualität der Komposition spricht für sich selbst. Ob die venezianische oder die neapolitanische Fassung »authentischer« ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler. Wir haben uns im Team, aus rein künstlerischen Gründen, für eine Mischfassung entschieden, wobei wir oft die neapolitanische bevorzugten: Sie ist einfach theatraler und wird dem Libretto besser gerecht. Wie sind Sie nun bei der musikalischen Umsetzung ganz konkret vorgegangen? In einem Wohnzimmer oder kleinen Palais könnte man die »Poppea« mit einem Cembalo und zwei Violinen aufführen, und es wäre dem Ort völlig angemessen. Hat man eine Theorbe dabei, wären die Farben schon reicher. Ist der Raum aber so groß wie die Semperoper, so sollte man auf die gesamte Farbpalette, die die damalige Zeit zu bieten hatte, zurückgreifen. Der kreativste Teil unserer Arbeit hier besteht also darin, im Wechselspiel mit Sängern, Regie und Raum zu entscheiden, welche Continuo-Instrumente wann begleiten. Wir haben uns für folgende Besetzung entschieden: zwei Cembali, eine Orgel, ihre »Streichgeschwister«, die Lirone – eine Art Gambe, bei der aber mehrere Töne gleichzeitig erklingen können – , die Gambe selbst, die größere Violone und ein Violoncello. Dazu kommen Lautenisten, die verschiedene Instrumente wie Chitarrone,

Theorbe oder auch Gitarre spielen. Weiterhin ein Dulzian, sozusagen der Großvater unseres heutigen Fagottes, und eine Harfe. Die Continuo-Gruppe ist räumlich getrennt aufgestellt, um eine dramatischere Charakterisierung der Figuren zu ermöglichen. Alle Instrumente sind miteinander kombinierbar und ihr Einsatz richtet sich nach der Szene: Wenn sich zwei Figuren im Streit anbrüllen wie zum Beispiel Seneca und Nerone, würde ich eine andere Begleitung wählen als für Poppeas Auftritt nach der gemeinsam mit Nerone verbrachten Nacht. Der kreative, improvisierte Anteil der Continuo-Spieler ist sehr hoch! Sie sind wie Maler: Ich kann zu ihnen sagen: »Mal mir einen Sturm« – aber WIE sie es tun, das ist ihre Entscheidung. Fast zur Continuo-Gruppe dazu würde ich den Schlagzeuger zählen, dessen Aufgabe es ist, den populären Charakter der Tänze zu betonen und eine rhythmische Vielfalt zu gewährleisten. Die Oberstimmen – in den Ritornellen und vereinzelt auch in besonders herausgehobenen Szenen – haben wir desweiteren mit zwei Geigen, zwei Blockflöten sowie zwei Zinken besetzt. Das gesamte Orchester ist durch den hochgefahrenen Orchestergraben in die Inszenierung integriert. Das ist wichtig, denn die Herausforderung für unsere hervorragenden Sänger ist bei dieser Musik groß: In den frühen Werken der Operngeschichte besteht durch die ständigen Wechsel zwischen Deklamation und den gesungenen Teilen die Notwendigkeit eines direkten Kontaktes zwischen Sängern und Instrumentalisten, weil beide sich nicht trennen lassen, sondern in Freiheit eng miteinander verflochten sind – es wäre für mich undenkbar, diese Oper aus dem Orchestergraben zu begleiten!

Rubén Dubrovsky


Timothy Oliver mit Rubén Dubrovsky im Gespräch

L’incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea) Oper in einem Prolog und drei Akten In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Amore

Valetto, 2. Soldat, Littore

Christiane Hossfeld

Timothy Oliver

Ottone

Tribune, Famigliare 3

Matthew Shaw

Jeremy Bowes

Poppea

Nicole Heaston

Cappella Sagittariana Dresden

Nerone Musikalische Leitung

Franco Fagioli

Premiere

Rubén Dubrovsky

Arnalta, Famigliare 1

Samstag, 2. April 2011, 18 Uhr

Regie

Rebecca Raffell

Florentine Klepper

Ottavia

Weitere Vorstellungen

Bühnenbild

Christa Mayer

Bastian Trieb

Seneca

Kostüme Licht

Georg Zeppenfeld (2., 5., 9. April, 6., 9. Mai) / Tilmann Rönnebeck (12., 15. April, 26. Mai)

5., 9., 12., 15. April, 6., 9., 26. Mai 2011, jeweils 19 Uhr Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Chalune Seiberth Fabio Antoci

Drusilla

Tickets ab 15,50 Euro

Dramaturgie

Ute Selbig

Sophie Becker

Damigella

T 0351 4911 705 / bestellung@semperoper.de / semperoper.de

Fortuna

Lucano

Vanessa Goikoetxea Roxana Incontrera

Gerald Hupach

Virtù / Pallade

Liberto, 1. Soldat, Famigliare 2

Andrea Ihle

Aaron Pegram

Einführungsmatinee am 27. März 2011 In der neuen Spielstätte der Semperoper Dresden, Semper 2 Tickets 3,50 Euro


Semper!

Interview

Das Bedürfnis zu dienen

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Wie in »Poppea« waren noch um 1700 Diener als Spiegelbild der Herrschaft fester Bestandteil der Opernhandlungen, bis sie als »niedere Schicht« aus den Stücken verbannt wurden. Florentine­Klepper stellt sie in ihren modernen Facetten wieder­auf die Bühne. Denn bis heute­haben sich Dienerberufe in unserer Gesellschaft erhalten. Butler Günther Wolf im Gespräch­über einen Beruf aus dem vorletzten Jahrhundert. Die weißen Handschuhe und den Gehrock hat Günther Wolf nicht extra angezogen, aber ungewohnt zuvorkommend empfängt er mich zum Gespräch, nimmt mir den Mantel ab, bittet mich mit ausgewählter Höflichkeit in sein Arbeitszimmer und serviert umgehend Tee mit Teegebäck, natürlich englisches. Ganz so wie ich ihn mir vorgestellt habe – den Butler. Ein Berufsbild, das eigentlich ins 19. Jahrhundert gehört. Oder?


Anne Gerber, Gespräch

Unsere Gesellschaft ist stolz darauf, das Herren-Diener-Verhältnis abgeschafft zu haben. Ist der Beruf des Butlers da nicht anachronistisch? Dieses »Dienen« sollte man eigentlich in ein anderes Licht rücken. Es ist eine Dienstleistung, für die man allerdings wesentlich mehr Respekt und Achtung erhält als im »öffentlichen« Bereich, wo die Dienstleistung oft mit Füßen getreten wird. Außerdem ist es dem Butler ein inneres Bedürfnis zu dienen. Allerdings gibt man als Butler einer Familie, im Gegensatz zu anderen Dienstleistern, einen großen Teil seiner persönlichen Freiheit ab. Wenn man sich entscheidet, den Beruf des Butlers zu erlernen und auszuüben, entscheidet man sich von A bis Z dafür, dass man sich an eine Familie verkauft und nur für diese Familie da ist. Wenn der Herr etwa nachts um zwei nach Hause kommt, hat man aufzustehen, eventuell noch einen Nachtimbiss zu bereiten oder beim Auskleiden behilflich zu sein. Früh um sieben muss man dann wieder bereit zum Dienst stehen. Die eigene Verwandtschaft und Familie muss man ganz weit hinten ansetzen, zumal sie öfters auch kein Verständnis für diese Berufswahl aufbringt. Und das empfinden Sie nicht als degra­ dierend? Nein, überhaupt nicht. Es wird sehr oft negativ dargestellt, wenn ein Butler irgendwo dient. Aber ich habe nie diese Trennung in Herr und Diener so empfunden, war immer ein vollwertiges Familienmitglied, auch weil ich als Butler einen viel zu großen Einblick in die Privatsphäre habe. Ich weiß, was der Mann tut, was die Frau tut und was die Kinder tun. Der Butler erhält auch Einblick in die Kontoauszüge, beantwortet die Post, sogar Liebesbriefe an die Herrschaft. Insofern ist er eine hohe Respektsperson, außerdem Personalverwalter und im Prinzip das zentrale Büro. Loyalität, eine gewisse Selbstlosigkeit – was zeichnet einen guten Butler noch aus? Er muss neidlos sein. Denn er kann nirgends arbeiten, wenn er neidisch auf die sieben, acht Autos der Familie ist oder dass sich die Frau jeden Tag ein anderes

Kleid anzieht. Diskret muss man natürlich sein, man hat Schweigepflicht auf Lebenszeit. Und natürlich muss die innere Überzeugung zum Dienen da sein und die entwickelt sich erst im Laufe der Zeit, bevor man sich für diesen Beruf entscheidet. Ab welchem Alter ist denn dieser Punkt erreicht? Die Butlerschule in Zeist in den Niederlanden, die renommierteste Schule in Europa, bildet Butler gern ab 35 Jahren aus. Es muss schon eine gewisse Reife da sein, damit der Butler vertrauenswürdig erscheint. Außerdem sollte der angehende Butler bereits vielseitig ausgebildet sein, ich habe z.B. einen kaufmännischen, einen handwerklichen und einen medizinischen Beruf erlernt. Bei so einem Lebenslauf schlägt jeder andere Arbeitgeber die Hände über dem Kopf zusammen, die Butleragenturen hingegen suchen diese Vielfalt. Die Auswahl und die achtwöchige Ausbildung zum Butlerdiplom sind sehr hart, fast militärisch, aber in dieser Zeit merkt man, ob man für den Beruf geeignet ist und z.B. auch mal herablassendes Auftreten hinunterschlucken kann. Gibt es eigentlich auch Butlerinnen? Es werden für Dubais Hotels Butlerinnen ausgebildet, in privaten Haushalten nennt man sie Hausdamen, die sich in erster Linie um die Frauen und Mädchen kümmern und außerdem noch für die Zimmer zuständig sind. Sie haben eine Butlerausbildung wie die Männer, aber bekommen nicht den tiefen Einblick in das Privatgeschehen der Familie. Hier spielen Sicherheitsmaßnahmen eine große Rolle. Eine Frau ist angreifbarer.

Apropos gute Umgangsformen: Sie bie­ ten zur Zeit Stil- und Etikette-Kurse an, aber auch eintägige Butlerdienste. Wird das Angebot genutzt? Die Kurse ja, der Butlerservice eher selten, weil gerade bei den Menschen im Osten zu viel Respekt oder auch eine Scheu herrscht, eine fremde Person in ihren Haushalt eindringen zu lassen, der ihre Ordnung umkrempelt. Manche räumen sogar vorher noch auf. Im Westen geht man damit viel offener um. Es ist sicher auch die Scham, sich von anderen bedienen zu lassen. Ja, aber die legt sich ganz schnell, wenn Sie einmal an den Punkt kommen, an dem Sie Ihre Arbeit so stark in Anspruch nimmt, dass Sie mit dem Haushalt oder z.B. der Vorbereitung einer Party nicht mehr über die Runden kommen. Dann holen Sie sich Hilfe und dann kommt ganz schnell eine Aufgabe zur nächsten dazu. Gibt es denn noch den Butler auf Lebens­ zeit, der mit der Familie alt wird? Wenn alles gut läuft, bleibt der Butler auch nach Ende seines Dienstes, wenn er alt ist, in der Familie, bekommt eine Unterkunft gestellt und kann das neue Personal anleiten. Wenn jetzt eine Familie käme, die mich einstellen möchte und die Harmonie und Sympathie stimmen, würde ich sofort wieder einsteigen. Denn es gibt nur eine Sache, die für den Butlerberuf wirklich vollkommen ist, nämlich: für eine Familie zu dienen.

Sie haben in drei Familien gearbeitet. Was reizt Sie persönlich an dieser Arbeit, abgesehen von dem Bedürfnis, für andere da zu sein? Dass ich mit Leuten zusammen war, die Achtung und Respekt vor dem Anderen haben, denen Stil und Ästhetik wichtig sind, und sie wissen sich einfach zu benehmen, woran es in unserer Gesellschaft ja sehr mangelt. Und man begleitet die Familie auf Reisen, wobei man Dinge erlebt und Menschen trifft, die man als Normalverbraucher nie zu sehen bekommt.

Günther Wolf ist diplomierter Butler seit 1998. Nach drei Festanstellungen ist er derzeit freischaffend und bietet neben dem Butlerservice zahlreiche Benimm- und Etikettekurse an. An der Semperoper war er bereits mehrmals für eine Schulung des Schließerpersonals engagiert, zuletzt beim Silvesterkonzert 2010.


Semper!

Ballett

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Alles Märchen oder was? Üb er » C i nd e r e l la « , ih r e n Mach e r u nd d i e , di e s i e ta nz t

So zahlreich die Varianten des AschenputtelMärchens auch sein mögen – manch einer spricht von über 400 Versionen – den Kern, dass das Gute über das Böse siegt, haben sie wohl alle gemeinsam. Aber allein darauf lässt sich Stijn Celis’ »Cinde r­ella« sicher nicht reduzieren: Zwar gibt es sie, die unterdrückte Tochter und ihre böse Stiefmutter mitsamt zwei ebenso unsympathischen Stiefschwestern, auch findet das Mädchen schließlich seinen Prinzen. Aber die Interpretation des Choreografen bietet um einiges mehr, als nur Schwarz gegen Weiß zu setzen. Zur farbkräftigen Musik von Sergej Prokofjew und anderen Komponisten erzählt Stijn Celis in seiner Version kein reines Märchen, sondern lässt die Protagonistin »Cinderella« als Mädchen von heute einen Reifungsprozess durchleben, in dem sie lernt, zwischen »Freund und Feind« zu unterscheiden. Sie wächst in einer von Missgunst und Härte geprägten Familie auf, in der ihr jedoch der Vater und die Erinnerung an die verstorbene Mutter einen Weg zu sich selbst ebnen. Auf dieser Entdeckungsreise begegnet sie »ihrem« Prinzen und damit der Liebe, die mit wahren Gefühlen aufwartet und sie in eine neue Welt (ent)führt, in der sie emotional zu Hause ist. Mit seiner packenden Erzählweise von »Cinderella« legt Stijn Celis einen inhaltlich wie choreografisch modernen Zugang zu dem Märchen, welches als Geschichte von heute die Identifikation mit der Protagonistin unabdingbar macht. Erwachsenwerden, persönliche Entfaltung, Erkenntnis, Liebe; nie veraltende Themen, die so poetisch wie glaubhaft in Szene gesetzt werden.

A n n a Merk u lova Erstbesetzung der Titelrolle Cinderella

Sollte man es als Märchen bezeichnen, mit welchen Schritten sich die Coryphée Anna Merkulova innerhalb des Semperoper Ballett entwickelt? Die letzten drei Monate dokumentieren einen gewaltigen Sprung, nun große Hauptrollen zu tanzen – Zweitbesetzung Hauptrolle Swanhilda in »Coppélia« und Erstbesetzung Titelheldin in »Cinderella«. Zudem choreografierte sie für die Jungen Choreografen ihr energetisches »Late… Lost… Living«. Karriereschritte, die wohl kaum als Märchen durchgehen, und so wundert es nicht, dass Anna Merkulova in beruflichen Belangen äußerst diszipliniert und zielgerichtet arbeitet. Sie wurde in Donetsk in der Ukraine geboren, erhielt dort ihre Ballettausbildung und tanzte anschließend als Solistin im Ballett ihrer Heimatstadt, später im Fouette Youth Ballett (Estland), bei Dance Alive und im Bay Area Houston Ballet Theatre (USA), beim Tivoli Pantomimentheater (Dänemark) und seit 2006 im Semper­ oper Ballett; seit 2008 als Coryphée. Sie tanzte Werke von Choreografen unterschiedlichsten Stils wie George Balanchine, Marius Petipa, Aaron S. Watkin, John Cranko, John Neumeier, David Dawson, Jiří Kylián, William Forsythe, Pascal Touzeau, Johan Inger und Jacopo Godani. Einen Ausflug in die Welt des Films unternahm sie für »Giselle« (D. Dawson) im Jahre 2008.


Stefan Ulrich, Autor John Hall, Fotograf

St i jn C e li s Der in Belgien geborene Choreograf erhielt seine Ballett-Ausbildung in Antwerpen und tanzte nach seinem Abschluss u. a. am Royal Ballet of Flanders, am Ballett Zürich als Halbsolist, am Ballet du Grand Théâtre de Genève und am Cullberg Ballett, für welches er bereits 1997 zu choreografieren begann. Nach Beendigung seiner aktiven Tänzerkarriere studierte er Bühnenbild und assistierte Designern wie Jan Verzweyveld, Benoit Dujardin und Ivo van Hove. Zugleich widmete sich Celis verstärkt dem Choreografieren. Er kreierte Arbeiten, u. a. für das Gulbenkian Ballett (Lissabon), Les Grands Ballets Canadiens (Montréal), Cullberg Ballett (Stockholm), Nederlands Dans Theater II (Den Haag) und für die Ballette in Nürnberg, Bern und Mainz. Zwischen 2004 und 2007 war Celis Ballettdirektor am Stadttheater Bern, wo er zahlreiche Werke schuf. Sein »Schwanensee« wurde von »Tanz International« 2006 als innovativste Produktion hervorgehoben. Neuste Werke entstanden in dieser Spielzeit mit Hans Werner Henzes »Undine« am Aalto Ballett in Essen, auch arbeitete er an der Juilliard School in New York. Kommende Aufträge werden ihn u. a. ans Göteborg Ballett und zu Introdans (Holland) führen. Für die Neuadaption von »Cinderella«, eine Kreation ursprünglich für Les Grands Ballets Canadiens, arbeitet Stijn Celis nach »Vertigo Maze« erneut mit dem Semperoper Ballett.

Cinderella Musik

Sergej Prokofjew, u. a. Choreografie & Bühne

Stijn Celis Kostüme

Catherine Voeffray Licht

Christoph Schmädicke Semperoper Ballett Die Musik wird vom Tonträger eingespielt. Premiere

Samstag, 9. April 2011, 18 Uhr Weitere Vorstellungen

10. April, 18 Uhr 16. und 17. April, 16 Uhr 21. April, 18 Uhr 23. April, 15 Uhr 30. April, 18 Uhr 1. Juni, 18 Uhr 2. Juni, 11 Uhr 3. Juni, 19 Uhr 24., 25., 27. und 28. Juni, 18 Uhr Tickets ab 9 Euro


Semper!

Sparte Unterzeile

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Autor

»Die Entführung aus dem Serail« ist am 30. März, 1., 3., 6., 8. und 10. April 2011 in der Semperoper Dresden zu erleben.


Semper!

Sparte Person

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Autor Matthias Creutziger, Fotograf


Semper!

Staatskapelle

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Staatskapelle on Tour Ende März reist die Staatskapelle nach China, mittlerweile zum vierten Mal. Anders als bei den bisherigen Gastspielen im Reich der Mitte steht diese Tournee aber nicht im Verbund mit anderen Destinationen in Fernost, sondern beschränkt­sich ausschließlich auf Kon­ zerte in den Metropolen Schanghai, Guangzhou und Peking. Ob dies auch ein Signal für die Zukunft ist? Dazu äußert sich im Interview Jan Nast, Orchesterdi­ rektor der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

MW

JN

MW

MW

JN

Herr Nast, seit den 1970er Jahren gastiert die Sächsi­ sche Staatskapelle regelmäßig in Japan, im Jahr 2000 präsentierte sich das Orchester auch erstmals in China. Waren Sie damals dabei und – wenn ja – was waren Ihre Eindrücke? Nach meiner Erinnerung war die Staatskapelle erstmals im Januar 2000 zu Gast in China, und zwar mit zwei Konzerten in Peking unter der Leitung von Giu­ seppe Sinopoli. Seitdem gab es zwei weitere Chinagastspiele in den Jahren 2006 mit Myung-Whun Chung und 2009 mit Fabio Luisi. Die kommende Reise wird also unsere vierte China-Tournee sein. Ich kann mich noch sehr gut an die erste Reise erinnern. Sehr aufregend war das damals, und in vielerlei Hinsicht wurde einiges an Improvisationstalent von uns gefordert …

JN

Welche Veränderungen haben Sie innerhalb der letz­ ten zehn Jahre auf dem chinesischen Konzertmarkt wahrgenommen? Ich denke, dass es in Asien kein zweites Land gibt, in dem in der jüngeren Vergangenheit so viele neue Konzert- und Opernhäuser gebaut wurden. Diese Entwicklung ist einzigartig. Und so ist es kein Wunder, dass immer mehr europäische Orchester China ganz aktiv in ihre Tourneeplanungen mit einbeziehen. Umgekehrt machen in Europa in den letzten Jahren immer mehr hochbegabte junge Künstler aus China von sich Reden. Pianisten wie Lang Lang oder Yuja Wang sind nur die prominentesten Beispiele. Die anstehende Tournee ist sicherlich auch insofern besonders, als dass sie sich erstmals explizit auf China konzentriert und keine weiteren Konzerte in anderen asiatischen Ländern mit einbindet. Ist dies auch ein Signal für die zunehmende Bedeutung Chinas als Tourneestandort? Das ist richtig und spricht ganz eindeutig für die fortgeschrittene Entwicklung Chinas als wichtiger Konzertmarkt. Mit Wu Promotion arbeiten wir erstmals auch direkt mit einer chinesischen Agentur zusammen. Im Vergleich zu Japan oder Südkorea muss man aber fairerweise feststellen, dass die Honorare, die derzeit in China gezahlt werden, noch nicht ausreichen, um ein solch aufwändiges Gastspiel profitabel zu gestalten. Dazu bedarf es der Unterstützung von Sponsoren. Wir sind sehr dankbar, dass sich – auch durch die Vermittlung unseres Partners in Dresden – mit Volkswagen Import – The Phaeton ein entsprechender Unterstützer gefunden hat. Ohne dessen Engagement wäre dieses Gastspiel nicht möglich gewesen.


Meng-Shan Wu, Gespräch

China-Tournee

20. März – 2. April 2011 23. März 2011 Schanghai, Oriental Art Center 24. März 2011 Guangzhou, Guangzhou Opera House 26. März 2011 Peking, National Centre for the Performing Arts 27. März 2011 Peking, National Centre for the Performing Arts Nikolaj Znaider Mengla Huang

Dirigent Violine

MW

JN

MW

JN

Ist es eher Zufall oder eine bewusste Strategie, dass die Sächsische Staatskapelle mit Mengla Huang einen chinesischen Solisten für diese Tournee verpflichtet hat? Ein Zufall ist dies sicherlich nicht. Wir haben auch in der Vergangenheit immer wieder mit chinesischen Solisten zusammengearbeitet und dies überaus erfolgreich. Ich möchte nur an Konzerte mit Lang Lang, Yundi Li oder Mira Wang in Dresden oder auch auf Tournee erinnern. Die Verpflichtung Mengla Huangs, eines der derzeit spannendsten Nachwuchsgeigers überhaupt, ist sicherlich auch eine schöne Referenz an unseren Gastgeber. Zuallererst zählt aber immer die Qualität! Zum Abschluss der Tournee, am 1. April, steht dann ein ganz besonderes Konzert auf dem Programm … Richtig, und dies ist nicht nur ein besonderes Konzert für uns, sondern – in aller Bescheidenheit – ein ganz besonderer Tag für den Kulturstandort Deutschland. Am 1. April öffnet im Chinesischen Nationalmuseum die Ausstellung »Die Kunst der Aufklärung« ihre Tore. Getragen wird diese in der deutschen Museumsgeschichte einmalige Ausstellung von den Staatlichen Kunstsammlungen in Berlin, Dresden und München. Auf mehr als 2.600 qm zeigen die drei Museen eine riesige Auswahl ihrer berühmtesten und wertvollsten Exponate. Musikalischen Glanz erfährt die Ausstellungseröffnung durch ein gemeinsames Konzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit Musikern des Bayerischen Staatsorchesters und der Staatskapelle Berlin. Auf dem Programm steht – in Anlehnung an das Ausstellungsmotto – die dritte Symphonie von Ludwig van Beethoven, die sogenannte »Eroica«. Wir sind sehr froh, dass für die musikalische Leitung der Dirigent Lorin Maazel gewonnen werden konnte.

Ludwig van Beethoven Ouvertüre Nr. 3 zu »Leonore« op. 72 Carl Maria von Weber Ouvertüre zu »Der Freischütz« op. 77 Max Bruch Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26 Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98 Pjotr I. Tschaikowsky Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64 1. April 2011 Peking, The National Museum of China Dirigent

Lorin Maazel

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« Konzert der Sächsischen Staatskapelle­Dresden mit Musikern des Bayerischen Staatsorchesters­ München­und der Staatskapelle Berlin zur Eröffnung der Ausstellung »Die Kunst der Aufklärung« im Chinesischen­Nationalmuseum in Peking In Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und dem National Museum of China


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Staatskapelle

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Tschechische Ra J iří Bělo h láv ek di ri g i e rt da s Pa lmso n n tag sko n zert der staat skapel l e


Tobias Niederschlag, Autor

aritäten Seit jeher genießen böhmische Musiker und Komponisten in der Musikwelt einen besonderen Ruf – als Künstler, die in ihrem Handwerk Intellekt und eine ursprüngliche Musikalität mitein­ ander verbinden. Dies trifft in besonde­ rer Weise auf Jiří Bělohlávek zu, der 2012 die Leitung der Tschechischen Philharmonie übernimmt. Bereits Anfang der 1990er Jahre war er für kurze Zeit Chef des tschechischen Renommierorchesters, daneben startete er eine internationale Karriere. Im diesjährigen Palmsonntagskonzert kehrt er mit Werken aus seiner Heimat ans Pult der Sächsischen Staatskapelle zurück. Jiří Bělohlávek hat die Musikwelt mehr als einmal in Erstaunen versetzt. Zum Beispiel 2005, als er zum Chief Conductor des BBC Symphony Orchestra in London ernannt wurde. Er war damit nicht nur der erste Dirigent, der von der Position des Principal Guest Conductor auf die Chefposition vorrückte, sondern auch der erste nicht englischstämmige Dirigent, der 2007 die »Last Night of the Proms« dirigierte. Neben dem BBC SO ist er heute auch dem Prague Philharmonia Orchestra verbunden, das er 1993 mit privaten Mitteln gründete. Schnell entwickelte sich das Orchester zu einer ernsthaften Konkurrenz für die altehrwürdige Tschechische Philharmonie, die Bělohlávek von 1990 bis 1992 geleitet hatte. Damals entschieden sich die Musiker für einen nichttschechischen Dirigenten (Gerd Albrecht) und ließen Bělohlávek ziehen … Im Dezember

vergangenen Jahres nun wurde bekannt, dass der Dirigent ab 2012 erneut die Leitung der Tschechischen Philharmonie übernehmen und ins Prager Rudolfinum zurückkehren wird – eine weitere Überraschung, die sicher für das künstlerische Profil des Dirigenten spricht. In der Zwischenzeit hat der heute 65-Jährige, der einst bei Sergiu Celibidache studierte, nahezu alle bedeutenden Orchester dirigiert. Regelmäßig gastiert er bei New York Philharmonic, dem Amsterdamer Concertgebouworkest oder, wie erst in der vergangenen Saison, bei den Berliner Philharmonikern. An der Metropolitan Opera oder in Glyndebourne dirigierte er Oper. Immer war dabei – neben seinen vielfältigen anderen Interessen – ein besonderes Engagement für das tschechische Repertoire zu erkennen, das es in seiner ganzen Vielfalt noch immer zu entdecken gilt. Auch bei seinen regelmäßigen Gastspielen am Pult der Staatskapelle Dresden, die er im Januar 1976 erstmals dirigierte, standen in der Regel Werke tschechischer bzw. slawischer Komponisten auf dem Programm. So dirigierte Bělohlávek in den Gedenkkonzerten am 13. Februar bereits zweimal das selten gespielte »Requiem« von Antonín Dvořák (1980 und 2002). Eine Ausnahme bildete in dieser Hinsicht das Palmsonntagskonzert 1983, in dem er mit Beethovens neunter Symphonie allerdings an eine besondere Dresdner Palmsonntags-Tradition anknüpfte. In diesem Jahr nun kehrt Jiří Bělohlávek zu einem weiteren Palmsonntagskonzert in die Semperoper zurück. Dabei hält er erneut Werke aus seiner tschechischen Heimat bereit, die bei uns – trotz der durchaus bekannten Komponistennamen – nur selten zu hören sind: Zu Beginn die vierte Symphonie von Bohuslav Martinů, komponiert 1945 im New Yorker Exil, und zum Abschluss das »Te Deum« von Antonín Dvořák, das 1892 mit großem Erfolg in der

New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt wurde – aber weitgehend unbekannt geblieben ist. Dazwischen erklingt die Orchestersuite aus Leoš Janáčeks Opern-Satire »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, für deren CD-Gesamteinspielung Bělohlávek 2008 mit einem »Gramophone Award« ausgezeichnet wurde. Neben Bělohlávek und der Staatskapelle sind an dem Konzert auch der Sächsische Staatsopernchor sowie zwei auserlesene tschechische Gesangssolisten beteiligt. Sie alle bieten die Möglichkeit zu einer erneuten Auseinandersetzung mit der Musik unseres tschechischen Nachbarn. Vielleicht kann sie weiteres Interesse wecken – es wäre sicher lohnend.

9. Symphoniekonzert Sonntag, 17.4.2011, 20 Uhr Montag, 18.4.2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Palmsonntagskonzert Dirigent Jiří Bělohlávek Sopran Pavla Vykopalová Bariton Jan Martiník Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung

Pablo Assante

Bohuslav Martinů Symphonie Nr. 4 Leoš Janáček Suite aus »Die Ausflüge des Herrn Broucek« Antonín Dvořák »Te Deum« op. 103 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper


Semper!

Staatskapelle

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Vom Capell-Virtuos zum Capell-Compositeur D i e Ko n z e rt e d e r S äc h s i schen Staat skapel l e i m Fr ü hjahr 2011

Jiří Bělohlávek Mihkel Kütson Rudolf Buchbinder

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Auf Einladung der Sächsischen Staatskapelle Dresden

2. Aufführungsabend

Beethoven-Sonatenzyklus mit Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder

Donnerstag, 7. April 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden

Matinee VII

Mihkel Kütson Dirigent Jörg Faßmann Violine

Sonntag, 27. März 2011, 11 Uhr Semperoper Dresden Rudolf Buchbinder Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109 Sonate Nr. 31 As-Dur op. 110 Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden 7. Kammerabend Montag, 4. April 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Kammermusikaustausch mit dem Gewandhausorchester Leipzig

Frank Martin »Pavane couleur du temps« für Streichorchester Darius Milhaud Violinkonzert Nr. 2 op. 263 Joseph Haydn Symphonie Nr. 80 d-Moll Hob. I:80

9. Symphoniekonzert Palmsonntagskonzert Sonntag, 17. April 2011, 20 Uhr Montag, 18. April 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Jiří Bělohlávek Dirigent Pavla Vykopalová Sopran Jan Martiník Bariton Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Pablo Assante Bohuslav Martinů Symphonie Nr. 4 Leoš Janáček Suite aus »Die Ausflüge des Herrn Broucek« Antonín Dvořák »Te Deum« op. 103 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper


Christian Thielemann

Konzert zum 10. Todestag von Giuseppe Sinopoli Benefizkonzert zugunsten der Orchesterakademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden Donnerstag, 21. April 2011, 19.30 Uhr Lukaskirche Dresden

Christoph Eschenbach

Johannes Maria Staud

Staatskapelle im Gespräch

Christian Thieleman Dirigent

Samstag, 30. April 2011, 15 Uhr Oberes Rundfoyer

Richard Strauss »Metamorphosen«, Studie für 23 Solostreicher

Capell-Compositeur 2010 / 11 Johannes Maria Staud Moderation: Tobias Niederschlag

Robert Schumann Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 »Frühlingssymphonie« Eine Veranstaltung der GbR Staatskapelle Dresden Live-Übertragung auf MDR Figaro

10. Symphoniekonzert Sonntag, 1. Mai 2011, 11 Uhr Montag, 2. Mai 2011, 20 Uhr Dienstag, 3. Mai 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Christoph Eschenbach Dirigent Gidon Kremer Violine Leonard Elschenbroich Violoncello Johannes Maria Staud »Tondo«, Preludio für Orchester Uraufführung (2009 / 2010), Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden Robert Schumann Cellokonzert a-Moll op. 129 (1. Mai) Violinkonzert d-Moll op. posth. (2. und 3. Mai) Johannes Brahms Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper


Semper!

Liederabend

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Nora Schmid, Autorin

Von Liebe, Tod und Wetterprognosen Evely n H e r l i tz i us g i b t i h r Li e d e ra b e n d -D ebü t in de r s e m p e rop e r

Sie ist eine der bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen der Gegenwart – Opernliebe und Bühnentod sind ihr bestens vertraut. 1997 gab die gebürtige Osnabrückerin Evelyn Herlitzius als Leonore in »Fidelio« ihr Debüt an der Semperoper Dresden. Seither war sie hier nicht nur als Jenufa, Elisabeth und Venus (»Tannhäuser«), Sieglinde und Brünnhilde im »Ring«, Kundry (»Parsifal«), Salome, Färberin (»Die Frau ohne Schatten«) und Turandot zu erleben, sondern eroberte von Dresden aus auch die internationalen Bühnen. Bei ihrem nächsten Auftritt in der Semperoper bleibt sie, die Hochdramatische, den ewigen Opern- und Lebensthemen treu. Musikalisch widmet sie sich jedoch intimeren Klängen, Farben, Stimmungen und Formen und ist erstmals als Liedsängerin zu erleben. »Lieder, das ist, wo alles herkommt im Gesang«, sagt Evelyn Her­ litzius. »Als Kinder haben uns unsere Mütter­Schlaflieder vorgesungen, später sangen wir zusammen mit unseren Freunden Lieder. Wir hören Lieder im Radio, wir lauschen dem Lied eines Vogels ... Eine meiner ersten – und noch immer heißgeliebten – Schallplatten war eine Aufnahme mit Schubert-Liedern. Lieder zu singen bedeutet daher für mich so etwas wie ein Zurückkommen, einerseits zu dem, was Singen überhaupt ist, nämlich ursprüngliche, direkte Kommunikation mit dem Pianisten und Publikum, und andererseits ein Zurückkommen zu meinen Anfängen als Sängerin.« Gemeinsam mit dem Pianisten Johannes Wulff-Woesten hat Evelyn Herlitzius ein vielschichtiges Programm mit Liedern von Modest P. Mussorgski, Johannes Brahms, Alma Mahler, Alban Berg, Joseph Marx und Richard Strauss zusammengestellt, das die Zuhörer mit auf eine Berg-

und Talfahrt der Emotionen nimmt. Immer wieder kreisen die Lieder um die ewigen Themen von Liebe und Tod, aber nicht nur. »Ich habe vor einiger Zeit ein Interview mit dem hoch gelobten und mittlerweile schon altersweisen Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase gelesen, der sinngemäß sagte: Das Einzige, worüber es sich wirklich lohne, Drehbücher zu schreiben, seien die Liebe, der Tod und das Wetter. Diese Mischung aus tiefer Wahrheit und Flapsigkeit fand ich klasse«, erzählt Evelyn Herlitzius und ergänzt: »Wenn man es mal genau verfolgt, kommen in vielen unserer Lieder Wetter- oder Naturzustandsbeschreibungen vor, um die im Text intendierten Emotionen zu überhöhen. Ich wünsche mir, dass es Johannes Wulff-Woesten und mir an diesem Abend – der überhaupt mein Liederabend-Debüt darstellt! – gelingt, im Sinne eines Mit-Einander mit unseren Zuhörern in Kontakt zu treten.« – Ein Programm also zum Mitfühlen­, Mitleiden, Mitfreuen, Mitlieben und Mitspazieren durch die verschiedensten Wetterlagen des Lebens.

Liederabend

Evelyn Herlitzius, Sopran Johannes Wulff-Woesten, Klavier Dienstag, 29. März 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden T 0351 4911 705 bestellung@semperoper.de semperoper.de Tickets ab 29,50 Euro


Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

Semperoper Partner

Projekt Partner

Junges Ensemble Partner

Die Gläserne Manufaktur

Radeberger

von Volkswagen in Dresden

Exportbierbrauerei GmbH

Platin Partner

Semperoper Junge Szene Partner

Die Gläserne Manufaktur

Wöhrl for Kids

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG

von Volkswagen in Dresden Die Dresdentage werden unterstützt durch Silber Partner

Zentrum Mikroelektronik Dresden AG

Dresdner Essenz Die Kostmetikmarke von Li-iL

ENSO Energie Sachsen Ost AG

Fashion Partner

Techem Energy Services GmbH

Silbermann Stil hat Tradition

Linde-KCA-Dresden GmbH Bronze Partner

Prüssing & Köll Herrenausstatter Novaled AG Schaulust Optik

Werden Sie Partner! Informieren Sie sich unter Sponsoring Andrea Scheithe-Erhardt T__0351-49 11 645 F__0351-49 11 646 sponsoring@semperoper.de


Semper!

Jazz

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Trompetenwunder aus Triest D e r Jazz e r E nr i c o R ava i st m i t d e r Fo rm ati on »New Yor k Days « a m 31. M ä rz z u Ga st i n d e r S e mpero per

Was wäre der italienische Jazz ohne den legendären Trompeter Enrico Rava? Seit über vier Jahrzehnten gilt er als Gigant des europäischen Jazz, als Poet auf seinem Instrument, kurz: als Trompetenwunder aus Triest. Nach ersten pianistischen Auftritten in traditionellen Jazzcombos wechselte Enrico Rava zur Trompete und war schon bald eine treibende Kraft der Free-Scene. Darüber hinaus experimentierte und arbeitete er mit den Größten des Jazz-Genres zusammen und komponierte auch Filmmusik u.a. für Federico Fellini und Bernardo Bertolucci. In den 1990er Jahren konzentrierte er sich auf die italienischen Wurzeln in der Musik und kreierte mit »Rava«, »L’Opera Va« und »Carmen« auf Opernarien basierende Plattenprojekte. Der Startrompeter mit dem noch immer langen, mittlerweile ergrauten Haarschopf hat in den letzten zehn Jahren alle wichtigen Jazzpreise in Europa mitgenommen. Sein eklektisches, abenteuerlich elegantes Spiel ist geprägt von einer überzeugenden Reife, die kühle Stimmungen der Einsamkeit erzeugen kann, um dann plötzlich wieder emotional aufzubrausen und ekstatisch abzuheben. – »Spiel nur die Noten, die unbedingt nötig sind, alle anderen solltest Du zu vermeiden suchen«, lautete einst der Rat des großen brasilianischen Gitarristen, Sängers und Komponisten João Gilberto an seinen Freund Enrico Rava. Das war in den Siebzigerjahren in New York, der Hauptstadt des Jazz. Aus allen Erdteilen pilgern bis heute Jazzmusiker in diesen Schmelztiegel, um sich inspirieren zu lassen. Ende der wilden 1960er zog es auch den 1939 geborenen Enrico Rava in den Big Apple. Dort spielte er mit Archie Shepp, Bill Dixon, Dollar Brand, John Abercrombie und Carla Bley. Er nahm an epochal wichtigen Aufnahmen teil

und gründete seine erste Band unter eigenem Namen. Die dabei gesammelten Eindrücke und Erfahrungen ließen ihn zeitlebens nicht mehr los, auch wenn er zwischenzeitlich in Argentinien und immer wieder in Europa lebte. Mit seiner aktuellen Formation »New York Days«, einer Folge sehr freier und lyrischer Balladen, blickt der inzwischen 72-Jährige melancholisch zurück, ohne jedoch die neugierig machenden Klänge des heutigen New Yorks zu vergessen. Gemeinsam mit seinem transatlantischen »All Star Quintet« scheint er sich dabei auch heute noch an Gilbertos Rat zu halten. Der Tasten-Tausendsassa Stefano Bollani, Gianluca Petrella mit seinem wild-virtuosen Posaunensound sowie Drummer Jeff Ballard und Bassist Larry Grenadier garantieren Spielwitz und Improvisationskunst vom Feinsten. Die Zeitschrift »Stereoplay« spricht in diesem Zusammenhang gar von einem »genialen Meisterwerk«. Rava selbst meint: »Die Schönheit dieser Musik liegt in ihrem Überraschungspotential.« Er deutet damit an, dass ruhige Gelassenheit jederzeit in impulsiven Improvisationen aufbrechen­kann. Und so erstaunt es auch nicht, dass Rava nur die melodischen Linien der Songs sowie seinen Part festgelegt hat. Statt Arrangements zu verteilen­, fordert er seine Mitstreiter auf sich vorzustellen, sie malten gemeinsam ein Gemälde – entstanden ist »New York Days«, eine spannende Hommage an den Big Apple und zugleich ein Hörerlebnis für den entspannten Abend.


Nora Schmid & Matthias Creutziger, Autoren

Jazz in der Semperoper

New York Days Enrico Rava, Trompete Stefano Bollani, Klavier Larry Grenadier, Bass Jeff Ballard, Schlagzeug Gianluca Petrella, Posaune Donnerstag, 31. M채rz 2011, 21 Uhr Tickets unter T 0351 4911705 bestellung@semperoper.de Tickets ab 9 Euro


Semper!

Menschen

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Jiří Bubeníček, Erster Solist im Semperoper Ballett

Zehn Fragen

Jiří Bubeníček, 1974 in Lubin geboren, ist Tscheche und studierte Tanz am Prager Konservatorium. 1993 fand er sein Engagement im Hamburg Ballett und wurde 1997 Erster Solist. Er übernahm alle Hauptrollen­ in John Neumeiers Werken, teils schuf Neumeier eigens Partien für ihn, darunter die ihm auf den Leib geschriebene Rolle des Vaslaw Nijinsky im Ballett »Nijinsky«, das in Hamburg Premiere feierte und ein großer Erfolg wurde. 2006 wechselte er zum Semperoper Ballett. Regelmäßig gastiert er bei den europäischen Ballettcompanys, u.a. an der Opéra National de Paris, wo er mit Etoiles wie Agnès Letestu und Aurélie Dupont tanzte. Für die Partie des Amand in »Die Kameliendame« wurde er 2002 mit dem »Oscar« des Tanzes, dem renommierten »Benois de la Danse«, ausgezeichnet. Als Choreograf hat Jiří Bubeníček viele neue Werke wie »Toccata« für das New York City Ballet, »Le Souffle de l’Esprit« für das Zürcher Ballett, was er auch für Manuel Legris’ Wiener Staatsballett inszenierte, »Outrenoir« für das Chinesische Nationalballett, »Unerreichbare Orte« für das Hamburg Ballett und zuletzt mit riesigem Erfolg »Die Innere Stimme« für das Semperoper Ballett in der Reihe »On the move« im Dresdner Albertinum geschaffen­. In der Semperoper wurde er kürzlich als Franz in »Coppélia« von Presse und Publikum umjubelt.



Semper!

Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336 Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, Christine Diller, stellver­ tretende Leitung Sophie Becker, Matthias Claudi, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Meng-Shan Wu, Kerstin Zeiler Bildnachweis Titel Matthias Creutziger Inhalt Matthias Creutziger außerdem S. 20 unten Rimoon Agaiby S. 21 unten Gregory Batardon S. 26 Clive Bardaj S. 28 Agentur S. 29 rechts Agentur S. 30 Agentur S. 34 Costin Radu Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Bjoern Wolf, Susann Stefanizen Illustration Fons Hickmann M23, Berlin Anne Baier Herstellungsregie Marcus Bräunig Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 3. März 2011

Service, Spielplan, Impressum

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Service

Spielplan

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache.

März

Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de)

So 27 11:00 Beethoven-Sonatenzyklus VII / Rudolf Buchbinder 11:00 Einführungsmatinee L’incoronazione di Poppea 19:00 3 Farben Weiß ³ (Welttheatertag) Mo 28 19:00 Die Zauberflöte 29 20:00 Liederabend: Evelyn Herlitzius Di Die Entführung aus dem Serail Mi 30 19:00 Jazz Gala: Enrico Rava Quintett Do 31 21:00 »New York Days« (Italien / USA)

April

T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de Tickets Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) Karten für die Semper­o per Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden. Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzertabend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren unter semperoper.de zum selbst Ausdrucken. Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: poststelle@semperoper.de

Fr 01 19:00 Die Entführung aus dem Serail Sa 02 18:00 Premiere L’incoronazione di Poppea 1 3 So 03 14:00 Die Entführung aus dem Serail (Familientag) 19:00 Die Entführung aus dem Serail Mo 04 20:00 7. Kammerabend Di 05 19:00 L’incoronazione di Poppea 1 3 (Dresdentag) Mi 06 19:00 Die Entführung aus dem Serail 20:00 2. Aufführungsabend /  Do 07 Mihkel Kütson Fr 08 19:00 Die Entführung aus dem Serail Sa 09 18:00 Premiere Cinderella 19:00 L’incoronazione di Poppea 1 3 So 10 14:00 Die Entführung aus dem Serail (Kinderermäßigung) 18:00 Cinderella 19:00 Die Entführung aus dem Serail Mo 11 19:00 La Bayadère Di 12 19:00 L’incoronazione di Poppea 13 Mi 13 09:00 Gestatten, Monsieur Petipa! 10:15 Gestatten, Monsieur Petipa! 19:00 La Bayadère Do 14 09:00 Gestatten, Monsieur Petipa! 10:15 Gestatten, Monsieur Petipa! 19:00 La Bayadère Fr 15 19:00 L’incoronazione di Poppea 1 3 Sa 16 16:00 Cinderella 19:00 La bohème 1 So 17 11:00 Il tutore 2 16:00 Cinderella 20:00 9. Symphoniekonzert / Jiří Bělohlávek Mo 18 20:00 9. Symphoniekonzert / Jiří Bělohlávek Di 19 19:00 La Bayadère Mi 20 12:30 La Bayadère (Seniorenveranstaltung) 20:00 La bohème 1


Do 21 18:00 Cinderella 19:00 Otello 1 19:30 Konzert zum 10. Todestag von Giuseppe Sinopoli / Christian Thielemann Fr 22 17:00 Tannhäuser Il tutore 2 Sa 23 11:00 15:00 Cinderella 19:00 La bohème 1 So 24 18:00 La Bayadère (Kinderermäßigung) Mo 25 11:00 FIGARO Operncafé Spezial 17:00 Tannhäuser Di 26 19:00 Otello 1 Mi 27 19:00 La bohème 1 Do 28 19:00 La Bayadère Fr 29 19:00 Otello Sa 30 15:00 Staatskapelle im Gespräch / Johannes Maria Staud 18:00 Cinderella 19:00 La bohème 1 (Exklusive Veranstaltung) 1 in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Mai

2 in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

So 01 11:00 10. Symphoniekonzert / Christoph Eschenbach 19:00 Otello 2 Mo 02 20:00 10. Symphoniekonzert / Christoph Eschenbach Di 03 20:00 10. Symphoniekonzert / Christoph Eschenbach 06 19:00 L’incoronazione di Poppea 1 3 Fr Sa 07 19:00 Die Zauberflöte So 08 14:30 Die Zauberflöte (Dresdentag) 19:00 Die Zauberflöte Mo 09 19:00 L’incoronazione di Poppea 1 3 Di 10 19:00 Premiere La gazza ladra (Oper konzertant) 1 Mi 11 19:00 Die Zauberflöte Do 12 21:00 Jazz Special: The New Jack DeJohnette Group (USA) Fr 13 19:00 La gazza ladra (Oper konzertant) 1 Sa 14 19:00 Die Zauberflöte So 15 12:00 La gazza ladra (Oper konzertant) 1 So 15 18:00 Festakt anlässlich der Ausstellung »Verstummte Stimmen«

der Vorstellung im Opernkeller

3 Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Beginn

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

Der Dresdentag wird unterstützt durch

Die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG.

Weitere Informationen unter semperoper.de Änderungen vorbehalten


Semper!

Rätsel

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Rätsel Otello

30.000

Der Mohr Otello ist als Befehlshaber der venezianischen Flotte ein mächtiger Mann und Statthalter Venedigs auf Zypern. Verheiratet ist er mit der venezianischen Edeldame Desdemona. Er kann kämpfen. Aus Schlachten und Naturgewalten geht er siegreich hervor. Doch sein Vertrauen schenkt er dem Falschen, nämlich Jago. Dessen Plan besteht darin, ihn um jeden Preis zu vernichten. Dazu bedient er sich aller, deren Schwächen er kennt und auszunutzen weiß. Der arglose Hauptmann Cassio vertraut Jagos falschen Ratschlägen ebenso wie der in Desdemona­heimlich verliebte Rodrigo. Es gelingt Jago, dem an Minderwertigkeitsgefühlen krankenden Otello die normalen Verhaltensweisen anderer als Betrug zu suggerieren. Er sät den Zweifel an Desdemonas Treue, bis Otello zu ihrem Mörder wird. Als Otello durch Jagos Frau Emilia mit den Tatsachen konfrontiert wird, bringt er sich um.

Z a h l d e s M o n at s

Welches astrologische Phänomen ist am Abendhimmel während des Liebesduettes von Otello und Desdemona zu sehen?

So hoch ist die Auflage der im März erschienenen Saisonbroschüre für die Spielzeit 2011 / 12. Damit stieg die Stückzahl um das Dreifache der bisherigen Jahres­publikationen. Zum ersten Mal seit elf Jahren wird diese auch wieder kostenfrei ausgehändigt. Erhältlich ist sie in der Schinkelwache am Theaterplatz und während der Vorstellungen im Foyer. Außerdem ist sie ebenso kostenlos (zzgl. Porto) bestellbar wie das Semper! Magazin oder der Monatsspielplan unter poststelle@semperoper.de oder schriftlich an Semperoper­ Dresden/Poststelle, Theaterplatz 2, 01067 Dresden.

Welcher berühmte italienische Tenor sang über 400 Mal die Partie des Otello und ließ sich in dessen Kostüm, von seiner Frau handgeschneidert, begraben?

Weitere Vorstellungen

21., 26., 29. April und 1. Mai 2011 Tickets ab 21 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2010/11 Ihrer Wahl, ausgenommen sind Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

15. April 2011

Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoper.de Lösungswort des letzten Rätsels, Heft 5:

Weisefort, heutiges Waterford (Irland) nach St. Ives (Süd-England). Insgesamt wurden 137 Meilen bzw. 255 Kilometer zurückgelegt.

Gewonnen hat

Robert Pattky aus Lauta


Lรถsung


Der Stiftungsrat Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden Vorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Senator h. c. Rudi Häussler Gründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Susanne Häussler, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Dr. Andreas Sperl Geschäftsführer EADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert Vorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Das Kuratorium Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER 4711 Cologne GmbH Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere Ostsächsische Sparkasse Dresden Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG

Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG YIT Germany GmbH Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglieder: Professor Christoph Albrecht Professor Gerd Uecker


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


Semper!

Rezension eines Gastes

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Ralf Lippold, Prozessdesigner und Blogger

Reihe 7, Platz 23 » Co p p él ia«, Fe br u ar 2011

Neulich mittwochs auf zu »Coppélia« durch den Zwingerpark. Am Zwingerteich entlang entschleunigten sich bereits meine Gedanken in Erwartung auf das Kommende. Kaum bin ich in der Semperoper­, umfängt mich auch schon eine ganz besondere Stimmung. Es sollte eine Nacht der Überraschungen werden. Wie dem Programmheft zu entnehmen war, tanzten diesmal Anna Merkulova (Swanhilda) und Jón Vallejo (Franz). Merke: Stets ein Programm vor der Vorstellung erstehen, dann wird vieles der kommenden Stunden klarer werden. Parkett rechts, Tür D – links neben mir Smalltalk auf Russisch, rechts »Wie krieg’ ich bloß mein Handy aus?« Was war gut? Gratulation an Anna Merkulova, die ihr Debüt als Coppélia feierte und das Publikum in ihren Bann zog, und auch an Jón Vallejo (der einem Jiři Bubeníček durchaus ebenbürtig war); ein geradezu fantastisches Bühnenbild, das die Blickwinkel des Publikums jedes Mal aufs Neue herausforderte; die Bühnenillumination durch die Lichttechniker, die es vermochten, immer wieder neue Stimmungen auf die Bühne zu zaubern; eine gelungene Integration der jungen Palucca-Schülerinnen und -Studentinnen; das zu beobachtende Vertrauen der Tänzer untereinander – wenn Chefs in Unternehmen auch solches Vertrauen in ihre Mitarbeiter hätten!

Ballett birgt tiefere Wahrheiten­, die sich mir als Zuschauer nach und nach eröffnen Was war tricky? Nichts, wenn ich mich so recht entsinne, außer dass ich im Parkett der Einzige war, der Standing Ovations feierte und mächtig ins Schwitzen geriet (im Geiste muss ich wohl mitgetanzt haben, ansonsten kenne ich solche Schweißausbrüche nur vom Ultimate Frisbee oder von Vorleseabenden); Ballett birgt tiefere Wahrheiten, die sich mir als Zuschauer erst nach und nach eröffnen (allein das Verstehen der Handlung über Tanz, Musik, Mimik und Gestik ist eine echte Herausforderung, der man sich nicht oft im Alltagsleben stellen muss); wieder einmal die persönliche Komfortzone des Lernens und Verstehens verlassen – wofür ich dem Semperoper Ballett sehr dankbar bin! Was habe ich gelernt? Stets naiv und ohne feste Erwartungen sich in Neues begeben; die Verbindungen zwischen traditionellem Ballett und den allgegenwärtigen Hightech-Entwicklungen in der Welt sind enger als gedacht (Dr. Coppélius hätte auch Ray Kurzweil heißen und Coppélia das Titelbild des aktuellen »Time Magazin« sein können); Jung und Alt lernen am besten gemeinsam (wunderbar, wie die jungen Tanzschülerinnen der Palucca Hochschule für Tanz in das Spiel einbezogen wurden und somit eine Menge von den »alten Hasen« lernten); Ballett ist mehr als nur Tanz (bedingt durch die »untypische« Ausdrucksweise ganz andere Assoziationen beim Zuschauer auslösend).

Next Action? »Cinderella« in Semper 2 (unter diesem Kürzel auch auf twitter.com zu finden) besuchen; mehr Ballett sehen und verstehen (!); weiterhin über Dinge schreiben, die scheinbar nicht zusammengehören – bei genauerem Hinsehen stets neue und überraschende Denk- und Möglichkeitsräume eröffnen; dringend wieder mehr Märchen lesen. Ausführliche Rezension unter http://leanthinkers.blogspot.com/2011/02/coppelialife-is-surprise.html

Ralf Lippold, stets neugieriger Prozessdesigner und Vernetzer, der nicht offensichtliche Verbindungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft ergründet und zu Neuem wandelt. Weitere Vorstellungen

5., 9., 12., 15., 20., 22. und 26. April 2012 Tickets ab 15,50 Euro


DRESDEN SCHOOL OF CULTURE

Master of Arts (M.A.)

KULTUR + MANAGEMENT „Studiengang: Gesamtkunstwerk“

Zulassungsvoraussetzung:  Erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss  Kulturbezogene Berufserfahrungen

Vier weltbekannte Kultureinrichtungen beteiligen sich an diesem Studiengang der Dresden School of Culture:

Studiendauer: 2 Jahre

+ Staatliche Kunstsammlungen Dresden + Sächsische Staatsoper Dresden + Staatsschauspiel Dresden + Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Studienbeginn: jährlich zum Wintersemester im Oktober Abschluss: Master of Arts (M.A.)

Damit ist eine, in dieser Breite künstlerischer Genres bisher nicht existierende Verbindung von akademischem Studium und praktischer Kulturarbeit entwickelt worden. Jede/r Studierende wird die Chance haben, an dem gesamten Prozess eines künstlerischen Projektes (Inszenierung, Ausstellung etc.) in den Partnereinrichtungen beteiligt zu werden.

Wissenschaftlicher Leiter: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg Tel.: +49 351 463 -32887 karl-siegbert.rehberg@tu-dresden.de

Leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Museums-, Theater- und Opernbereich und Spezialisten für die zeitgenössischen Künste sowie Fachwissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik bilden den Lehrkörper. Auf diese Weise ist ein enger Zusammenhang von Studium und akademischer Reflexion einerseits und der Praxis künstlerischer Produktion und Vermittlung andererseits sichergestellt.

Weitere Informationen: Juliane Herber Projektkoordinatorin Tel.: +49 351 463 -37844 juliane.herber@di-uni.de

Ze

tr

Dieser Studiengang ist ZEvA akkreditiert.

i at ale Ev a l u un A k k r d i t i er e

www.dresden-international-university.de

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Das Studienangebot Kultur + Management richtet sich vor allem an Absolventen aus kultur-, sozial-, sprach- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen sowie an Kulturpraktiker, die an einer theoretischen und systematischen Fundierung ihrer Arbeit interessiert sind.

o g s n sund e ag ov ent u r Hann

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Einzigartig in Europa ist der Dresdner Masterstudiengang Kultur + Management. Die FAZ nannte ihn:


Radeberger pilsner Fรถrderer des jungen ensembles


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