Semper Magazin No.8

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Semper! Magazin

2010 / 11

8

Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene


Klass i K p icK nicKt O P E N - A I R - K O N Z E R T M I T D E R S T A AT S K A P E L L E D R E S D E N , j O S E P P O N S ( D I R I g E N T ) , j uA n M A N u E L c A Ñ I Z A R E S ( g I TA R R I S T ), E S P E R A N Z A f E R N Á N D E Z ( f L A M E N cO -S ä N g E R I N ) u N D

w w w.g L A E S E R N E M A N u fA K T u R . D E

R A fA E L A c A R R A S cO ( f L A M E N cO -Tä N Z E R I N )

2 5 . J u n i 2 011 | D i e G l äse r n e Man u fakt u r B eGi n n: 20.30 u h r | e i n l ass: 19.00 u h r E I N T R I T T: 5 , – € | K I N D E R u N D j u g E N D L I c h E b I S 1 6 j A h R E E R h A LT E N f R E I E N E I N T R I T T. K A R T E N I M VO R V E R K A u f I N D E R S c h I N K E LwA c h E A M T h E AT E R P L AT Z ( T E L E f O N 0 3 5 1 - 4 9 1 1 7 0 5 ) O D E R I N D E R g L ä S E R N E N M A N u fA K T u R .


Semper!

Editorial

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Editorial Rüc kbl ick u n d Vors chau

Unsere erste Saison hat meine Erwartungen weit übertroffen: Wir hatten 14 Premieren angekündigt, zwölf davon haben Sie bereits erlebt. Ich bin froh und dankbar, dass wir so viel Glück gehabt haben und dass uns speziell unser Dresdner Publikum – anders als von vielen vorausgesagt – mit großer Leidenschaft gefolgt ist. Die Verbindung von Tradition und Gegenwart ist unsere wichtigste Herausforderung. Oper gibt es in Dresden fast so lang, wie die Kunstform existiert. Deshalb hatten wir uns entschlossen, in meiner ersten Spielzeit diese 400 Jahre komplett abzubilden, von einer der ersten Opern überhaupt, der »Krönung der Poppea« von Claudio Monteverdi aus dem Jahr 1642, bis zu Hans Werner Henzes »Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks«, erst 2010 entstanden. Eine Uraufführung also, denn in Dresden sind ja viele große Werke zur Uraufführung gelangt. Das Publikum kam mit Neugier und Interesse, und die Produktion ist bereits für einen wichtigen Preis nominiert. Bei Stefan Herheims erster Dresdner Inszenierung »Rusalka« übersteigt die Nachfrage auch für die nächste Saison die vorhandenen Plätze bei weitem. »Poppea« mit der Capella Sagittariana hat eine begeisterte Fangemeinde gefunden. Das Semperoper Ballett feiert einen Erfolg nach dem anderen, im Klassischen Ballett wie mit der Moderne, mit Forsythe wie mit »Coppélia«. Das Ballett außer Haus, »on the move«, ob im Albertinum, in der Gläsernen Manufaktur oder in Hellerau, hat das Dresdner Tanzpublikum mobilisiert. Mit der noch laufenden Ausstellung »Verstummte Stimmen« beschäftigen wir uns auch mit der radikalen Übernahme der Theater durch die Nazis und deren Kampf gegen die Moderne, der Dresden stark beeinflusst hat. Ganz unerwartet haben Regisseur Torsten Fischer und Dirigent Omer Meir Wellber in »Daphne« inneren Widerstand von Richard Strauss herausgelesen und auf die Bühne gebracht. Kurt Weill musste als Jude Deutschland verlassen. Wir holen ihn mit der späten Dresdner Erstaufführung seiner amerikanischen Oper »Street Scene« zurück in das Theater seines erfolgreichen Beginns 1926. Wir konnten eine neue Spielstätte erschließen, Semper 2, und dort vier sehr unterschiedliche Opern- und Ballettproduktionen zeigen. Der Raum wurde sofort angenommen, gerade von unserem jungen und jugendlichen Publikum, für das unsere neue Sparte Semperoper Junge Szene außerdem ein umfangreiches theaterpädagogisches Programm anbietet: Insgesamt werden wir 20 000 Kinder und junge Leute in dieser ersten Spielzeit erreichen, das erfüllt uns mit echtem Stolz. Ein weiterer Grund zur Freude ist natürlich unser zukünftiger Chefdirigent Christian Thielemann, der in dieser Spielzeit schon ein häufiger Gast war und gemeinsam mit Maurizio Pollini auch noch das vorletzte Symphoniekonzert dieser Spielzeit bestreiten wird. Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie unsere erste Spielzeit bislang so positiv aufgenommen haben, und wünsche Ihnen viel Freude bei den letzten beiden Premieren »Street Scene« und der konzertanten »Anna Bolena« mit Edita Gruberova.

Dr. Ulrike Hessler, Intendantin


Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen. J.N. Nestroy

Semperoper Partner

Projekt Partner

Junges Ensemble Partner

Die Gläserne Manufaktur

Radeberger

von Volkswagen in Dresden

Exportbierbrauerei GmbH

Platin Partner

Semperoper Junge Szene Partner

Die Gläserne Manufaktur

Wöhrl for Kids

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG

von Volkswagen in Dresden Die Dresdentage werden unterstützt durch Silber Partner

Zentrum Mikroelektronik Dresden AG

Dresdner Essenz Die Kostmetikmarke von Li-iL

ENSO Energie Sachsen Ost AG

Fashion Partner

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Silbermann Stil hat Tradition

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Semper!

Inhalt

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Inhalt Seite 6

Seite 28

O p ern wa h n s i n n

11. & 12. Sy mphon iekon zert

Eine musiktheatralische Kolumne »Carmen«

Pollinis Rückkehr und »Der unbekannte Weber«

Seite 7

Seite 32

Pa pa r a z z o

Frau en kirche & Klassik pickn ickt

Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf der Semperoper

In memoriam Sir Charles Mackerras und »Spanische Sommernacht«

Seite 8

Seite 36

A kt ue lles

Staatskapelle

Neuigkeiten und Wissenswertes

Konzerte im Juni und Juli 2011

Seite 13

Seite 38

Titelgeschichte

J azz in der Semperoper

Pre m i ere » St ree t S c e n e « Vom Broadway an die Semperoper und Dresdner Straßenszenen

Deutsche Erstaufführung als Bild-Ton-Spektakel

Seite 40 Seite 18

Semperoper Bal l ett

O p er ko n z erta n t »On the move« in Hellerau »Anna Bolena« mit Edita Gruberova Seite 42 Seite 20

Semper ! Men schen

S e m p er S o i ree »Mezzo-Zauber« in der Semperoper

Zehn Fragen an Capell-Compositeur Johannes Maria Staud

Seite 21

Seite 44

L i e d era b e n d

Impressu m, Serv ice, Spiel plan

Michael Volle begleitet von Helmut Deutsch

Tickets, Informationen und vieles mehr

Seite 22

Seite 46

Wo r k s ho p J un g e S z e n e

R ätsel

»Ich will der Mörder sein«

»Schwanensee«

Seite 26

Seite 50

He f t m i tt e

R ezen sion ein es Gastes

»Cinderella«

»3 Farben Grün«, Mai 2011


Semper!

Eine musiktheatralische Kolumne

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Jürgen R. Weber, Regisseur und Drehbuchautor

Opernwahnsinn »Carmen «

In dem Jahr, in dem sich im Fürstentum Liechtenstein die Männer in einer äußerst knappen Wahl für das Frauenwahlrecht entschieden hatten, absolvierte ich auf dem Kampnagelgelände in Hamburg das Technikpraktikum meines MusiktheaterRegie-Studiums. Das war nicht wirklich spannend, bis Peter Brook mit seiner »Tragédie de Carmen« kam und ich gezwungen war, von der Beleuchterbrücke aus diese »Carmen«-Version wieder und wieder zu sehen. Als guter Wagnerianer fand ich »Carmen« viel zu populär. Für mich war das eher ein Musical als eine ernst zu nehmende Oper. Die Habanera erschien mir nur als Sesamstraßenversion mit der singenden Orange erträglich. Alles in allem roch »Carmen« für mich nach unechter spanischer Folklore und nach der mit dem Gebiss siegesgewiss klappernden Schwiegermutter. Aber Brook ließ mich mit seiner minimalistischen Inszenierung – kleines Orchester, vier Sänger, ein Schauspieler und ein Zirkusrund als Schauplatz – spüren, dass hinter Bizets Oper viel mehr steckt. Am coolsten fand ich die Schlussszene. Meine damalige Theorie, dass Liebe nur eine anstrengende und gefährliche Form einer Sexbeziehung ist, wurde durch Don Josés Mord aus Leidenschaft bestätigt. Natürlich war es völlig schwachsinnig, Carmen umzubringen, und genauso schwachsinnig war es von Carmen, Don José aufs Fieseste zu provozieren, aber man spürte etwas Verlorenes: Leidenschaft! Damals war mein Freund Werner gerade dabei, von seiner Beziehung Steffi verlassen zu werden. Das ganze Drama fand in Steffis Küche, bei einem Tee statt. Das Beziehungsbeendigungsgespräch dauerte länger als Verdis ungestrichener »Don Carlos«. Zum Ende hin versuchte Werner, seine beinahe schon Ex-Freundin betrunken zu machen, um wenigstens noch einmal mit ihr die Matratze zum Quietschen zu bringen. Aber auch das schlug fehl. Werner wurde nun so wütend, dass er nicht nur die Platten, die er ihr geliehen

hatte, mitnahm, sondern auch den Joghurt, den er ein paar Tage vorher gekauft hatte, aus dem Kühlschrank riss und von dannen wankte. Tja, wo waren die ungezügelten, zerstörerischen Emotionen geblieben? Ich lernte »Carmen« über die Jahre immer mehr lieben. Besonders den kurzen Testfilm von MGM mit Rosa Ponselle, der wohl faszinierendsten Sängerin überhaupt. Die Liveaufnahme mit ihr aus der Met aus den 30ern mit Lawrence Tibbet als Escamillo war für mich wie eine Offenbarung. Da ist Carmen authentisch, gefährlich und manchmal wunderbar vulgär. Und da waren natürlich die herrlichen Aufnahmen von Anna Sutter, die Carmen auf

»Sie kratzte ihm die Wange blutig, er schmiss sie in die Alster.« Deutsch sang. Aber wie. Sutter wurde übrigens von ihrem eifersüchtigen Liebhaber, dem Musikwissenschaftler Alois Obrist, erschossen. (Der ungewöhnliche Vertreter seines Standes jagte sich danach selber eine Kugel in den Kopf). Aber auch die »Burlesque on Carmen« von Chaplin, in der er als Don José Carmen an die Wand tanzt, und der »Prénom Carmen« -Film von Godard, in dem die gehandfesselte Carmen in ein Männerurinal pinkeln musste, ließen mich Bizets Schwanengesang immer mehr lieben. Aber bis ich einem Don José im wahren Leben begegnen sollte, mussten einige Jahre vergehen. Ich arbeitete inzwischen als Regisseur fürs Fernsehen. Als ich eine Folge von »Dr. Bruckner ...« drehte, wurde mir mitgeteilt, dass Ingrid van Bergen die Schwiegermutter unseres Protagonisten spielen sollte. Im Team sprach sich das schnell herum. Natürlich war es toll, mit jemandem zu arbeiten, der richtige Hollywoodfilme gedreht hatte. Aber alle, inklusive mir, waren noch mehr von etwas anderem fasziniert. Ingrid van Bergen hatte nach einem Streit ihren Geliebten mit Hilfe einer

38er Smith & Wesson erschossen. Wie war nun diese Frau, die aus der für uns so fernen Welt der tödlichen Leidenschaften kam und die in den Mann, den sie liebte, lieber zwei 9 mm große Kugeln jagte, als ihn gehen zu lassen? Nun, wie wir bald feststellen mussten, war sie eine selbstbewusste, charmante und charismatische Dame. Sie wirkte sicher in sich selbst ruhend und vollständig kontrolliert, eine tolle Schauspielerin ohne Allüren. Im selben Jahr machte Werner mit Biljana, einer serbischen Literaturwissenschaftlerin, Schluss, die er sehr geliebt hatte, die ihn aber mit ihrer Eifersucht verrückt machte. Sie kratzte ihm die Wange blutig, er schmiss sie in die Alster. Immerhin. Vielleicht ist die Art der Trennung ein Gradmesser für die Intensität der Liebe? Aber was weiß ich schon?

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musik­ theater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnenbildner und Komponist. In Würzburg inszeniert er »Die Lustige Witwe«, und in Chemnitz folgt die deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« sowie die Uraufführung des Musicals »Oktoberfest«.

Weitere Vorstellungen

»Carmen« 25., 27. und 30. Juni 2011, Semperoper Dresden Karten ab 27,50 Euro


Eine fotografische Kolumne

Matthias Creutziger, Fotograf Backstage-Einblicke während der Hauptprobe zu »3 Farben Grün«


Semper!

Aktuelles

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Titelbild Da s Dres d n er E n se m b le s i ng t » St ree t s c e n e « Das pralle Leben auf der Bühne: Nur wenige Stücke weisen eine derart große Solisten-Besetzung auf wie Kurt Weills Oper »Street Scene«. Diese letzte Opernpremiere der Spielzeit ist eine wahre Semperoper-Produktion, denn mit über 30 Rollen sind 21 Sängerinnen und Sänger des Dresdner Ensembles sowie des Jungen Ensembles besetzt. Die kleinen Stimmen aus den Kinderchören der Semperoper und der Staatsoperette, Schauspieler und Komparsen mimen weitere Charaktere. Für das vom Dach des Verwaltungsgebäudes der Semperoper aus geschossene Foto versammelte sich das Dresdner »Street Scene«-Ensemble dicht an dicht. Weitere Informationen: Titelgeschichte ab Seite 12

Mädchenpensionat in Semper 2 »Dido an d Aen eas« zu m l etzten Mal in dieser Spielz eit Inzwischen hat sie sich bei mehreren Stücken bewährt, die neue Spielstätte Semper 2, die zuvor allein zu Probenzwecken diente. Das erste Mal wurde dort im Dezember 2010 die Neuinszenierung »Dido and Aeneas« gegeben, eine Oper in drei Akten von Henry Purcell. In englischer Sprache, unterstützt durch deutsche Übertitel, beklagen Stephanie Atanasov und Dana Marbach in den Titelpartien gemeinsam mit ihren Freundinnen großen Liebeskummer in den wunderschönen Melodien des bekannten Barockkomponisten Henry Purcell und unterscheiden sich dabei nicht von heutigen Heranwachsenden. Denn Regisseur Manfred Weiß hat die mythologische Grundidee auf unsere Umgebung, eine Jugendherberge oder ein Mädcheninternat, übertragen. »Dido and Aeneas« 11., 12., 13. und 19. Juni 2011 in Semper 2 (Probebühne), Karten ab 5 Euro (Jugendliche), 9 Euro (Abendkasse)


Gipfeltreffen der besonderen Art F i G a ro O p ern ca f é S p e z i a l

Als Prinz Orlofsky und Gabriel von Eisenstein sorgten sie im Februar in mehreren »Fledermaus«-Vorstellungen gemeinsam für beste Unterhaltung des Publikums. Am 5. Juni um 11 Uhr gibt es ein neues Treffen der Mezzosopranistin Barbara Senator mit dem weltweit gefragten Bariton Hans-Joachim Ketelsen – ein Treffen abseits der großen Bühne im Rundfoyer der Semperoper, unkostümiert und unmaskiert. Denn auch bei der letzten Runde des FIGARO Operncafés in dieser Spielzeit gewähren die Künstler neben beruflichen ebenso private Einblicke. Bettina Volksdorf von MDR Figaro moderiert das Gespräch. Doch wenn Sänger sich treffen, wird natürlich nicht nur gesprochen, sondern auch gesungen!

Sonntag, 5. Juni 2011, 11 Uhr im Rundfoyer der Semperoper Tickets 5 Euro Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und am 9. Juli 2011 ab 22 Uhr auf MDR Figaro gesendet. Bereits zum Vormerken: Auch in der nächsten Saison wird es wieder sonntags die Reihe »FIGARO Operncafé Spezial« geben. In Kooperation mit

Jubiläumskonzert 95 J ahre Sin fon iechor Dres den e.V. Mit dem Opernchorkonzert »Liebe, Lieder & Leidenschaft« feiert der Sinfoniechor Dresden e.V. am 19. Juni 2011 auf Schloss Wackerbarth sein 95-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Extrachor der Oper von Karl Maria Pembaur, dem damaligen Chordirektor der Dresdner Hofoper. »Die enthusiastische Mitwirkung der Laiensänger hat in den zurückliegenden Jahren geholfen, so manches Projekt zu realisieren, und die Szene bereichert«, sagt Chordirektor Pablo Assante. Für Konzerte, die außerhalb der Oper stattfinden, arbeitet der Chor seit 2010 mit Maja Sequeira zusammen. Ihr gefallen besonders die Aufgeschlossenheit und die Freude, mit der die Sänger musizieren. Eine der Sängerinnen im Sopran ist Verona Löpelt und gleichzeitig der zweite Chorvorstand des Vereins. Im Alltag ist sie Grundschulleiterin und seit 23 Jahren dabei. »Ich empfinde es jedes Mal wieder als außerordentliches Privileg, gemeinsam mit dem Staatsopernchor auf der Bühne zu stehen und die Arbeit verschiedener Regisseure und Dirigenten hautnah miterleben zu dürfen. Man bekommt einen völlig anderen Blickwinkel, als es Zuhörern und Zuschauern möglich ist.« Nachwuchssänger mit ausgebildeter Stimme, Disziplin und Leidenschaft sind im Chor willkommen. Konzert

»Liebe, Lieder & Leidenschaft« Bestellung unter T 0173 294 3527 und bei www.dresdenticket.de www.sinfoniechor-dresden.de Karten ab 15 Euro im Vorverkauf (10 Euro ermäßigt)


Semper!

Aktuelles

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Verstummte Stimmen zum Klingen bringen

Ausstellung in der Semperoper Dresden und im Staatsschauspiel Dresden

Bis 13. Juli 2011 Öffnungszeiten Semperoper

E i n F o rs c hun g sun d A usst e llun g s projekt Auf der Leinwand dirigiert Fritz Busch die Ouvertüre zu Wagners »Tannhäuser«. Anschließend vollzieht Giuseppe Sinopoli mit seiner Rede zum 450-Jährigen der Sächsischen Staatskapelle Dresden die Rückkehr des 1933 von den Nazis vertriebenen Busch, die Rede wurde 1998 aufgezeichnet. Mit diesen Filmsequenzen wurde am 15. Mai in der Semperoper der Festakt zur Ausstellung »Verstummte Stimmen« eröffnet, die Semperoper und Staatsschauspiel Dresden gemeinsam ausrichten. Die Oper folge mit diesem Forschungs- und Ausstellungsprojekt dem Weg, den Sinopoli mit seinen zu Herzen gehenden Worten bereits eingeschlagen habe, sagte SemperopernIntendantin Ulrike Hessler. »Erinnern ist das Mindeste, was wir tun können«, fügte denn auch der ehemalige Bundesinnenminister und Vorsitzende des Kuratoriums der Ausstellung, Gerhart R. Baum, hinzu. Nach einer Einführung durch den Projektleiter und Historiker Hannes Heer hielt der Familientherapeut und Psychohistoriker Helm Stierlin die Festrede und plädierte als Grundlage einer gelebten Rechtsstaatlichkeit für die Treue jedes Einzelnen zu sich selbst. Die »ZEIT« schreibt über die Ausstellung: »So fügt die Arbeit der Historiker dem Geschichtsbild Dresdens einige neue Facetten hinzu. Die Stadt, sagt Staatsschauspiel-Intendant Wilfried Schulz, sei oft vergangenheitssehnsüchtig – unter Aussparung aller Schmerzpunkte. Theater, sagt er, müsse sich doch als Spiel- und Erinnerungsort produktiv mit seiner Geschichte beschäftigen; erst recht, wenn sie hoch unmoralisch sei.«

bis 1. Juli, Eintritt frei: Montag bis Samstag, 11–13 Uhr, nicht an Feiertagen und am 11., 17., 18., 25., 28., 29. Juni. Bis 13. Juli außerdem in Kombination mit einer Führung von »Semperoper Erleben« sowie mit einem Vorstellungsbesuch in der Semperoper Dresden Öffnungszeiten Staatsschauspiel

Täglich ab 12 Uhr bis nach Vorstellungsende bzw. an vorstellungsfreien Tagen von 12–18 Uhr, Eintritt frei. Weitere Informationen unter www.verstummtestimmen.de Veranstalter: Semperoper Dresden, Staatsschauspiel Dresden In Kooperation mit dem Kunsthaus Raskolnikow e.V. / Galerie Kuratorium: Gerhart Baum (Vorsitzender), Jochen Bohl, Michael Gielen, Dirk Hilbert, Charlotte Knobloch, Gerhard Richter, Matthias Rößler und Christian Thielemann Projektförderung:


Dresden tag

Die Semperoper unterbreitet mit den »Dresdentagen« allen Dresdnern ein besonders attraktives Angebot: Sie erhalten einen Exklusivpreis auf Karten für ausgewählte Veranstaltungen und kommen in den Genuss unvergesslicher Opern- und Ballettabende. Die Karten mit einem Preisvorteil von ca. 50% sind nur in der Schinkelwache am Theaterplatz erhältlich. Saison 2010 / 11

Preisgruppe 1 – 25,75 Euro Preisgruppe 2 – 21,25 Euro Preisgruppe 3 – 17,75 Euro

Nur für Dresdner! E xk lu s ive Pre i svo rt e i le i n der S e m p ero p er Informationen & Tickets Besucherdienst der Semperoper Dresden Schinkelwache, Theaterplatz 2 Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 10–18 Uhr, Samstag / Sonntag / Feiertag: 10–17 Uhr T 0351 4911 705 semperoper.de

»3 Farben Grün« am 24. Mai 2011, »Street Scene« am 21. Juni 2010 Saison 2010 / 11

Preisgruppe 1 – 28,25 Euro Preisgruppe 2 – 25,75 Euro Preisgruppe 3 – 21,25 Euro »Street Scene« am 26. August 2011, »Juwelen« am 29. September 2011, »L’incoronazione di Poppea« am 26. Oktober 2011, »Alcina« am 10. November 2011, »Lulu« am 7. Februar 2012, »Cardillac« am 24. Februar 2012, »Dead Man Walking« am 18. März 2012, »Kraftwerk Tanz« (Ballett) am 12. Mai 2012, »La clemenza di Tito« am 29. Mai 2012

Dresden Spezial

Das »Dresden Spezial« ist ein ganzjähriges besonderes Vorkaufsrecht für alle Dresdner! Die Semperoper hält exklusiv für Kurzentschlossene ein Kontingent für sehr begehrte Vorstellungen bis zum letzten Moment für Dresdner bereit. Der erste Samstag im Monat bietet die einmalige Chance, beim Besucherdienst in der Schinkelwache am Theaterplatz Karten für alle Aufführungen des Folgemonats zu erwerben. Termine zum Vormerken: Saison 2010 / 11 4. Juni 2011, 2. Juli 2011 (für August & September), 3. September 2011, 1. Oktober 2011, 5. November 2011, 3. Dezember 2011, 7. Januar 2012, 4. Februar 2012, 3. März 2012, 7. April 2012, 5. Mai 2012, 2. Juni 2012


Semper!

Titelgeschichte

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Vom Broadwa an die Sempero


Nora Schmid, Autorin Kurt Weill um 1948, Bild

y oper Ku rt W e i l ls »St re e t S c e ne « e r st m al s in D r e sde n

Grundlage von Kurt Weills Oper »Street Scene« ist das gleichnamige, 1929 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete und 1931 verfilmte Schauspiel von Elmer Rice, der auch das Libretto schrieb und in seiner Sozialkritik Bertolt Brecht nahe steht. Langston Hughes, einer der bedeutendsten schwarzen Dichter der USA, steuerte einige der Liedtexte bei. Ähnlichkeiten in der Aussage zwischen »Street Scene« und manchen von Weills früheren europäischen Werken sind nicht zu übersehen. Weill selbst, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft Deutschland im März 1933 verließ, nachdem er gewarnt worden war, dass die Nazis ihn zu verhaften planten, verwirklichte mit »Street Scene« einen großen Wunsch: die Verbindung von Musik und Drama zu Musiktheater im besten Sinne und eine daraus resultierende amerikanische Oper. Vor der Uraufführung am 8. Januar 1947 im Adelphi Theater in New York hängte Weill am Schwarzen Brett einen Brief an das Ensemble aus: »Liebe Freunde, die Premiere heute Abend bringt mir die Erfüllung eines alten Traumes – des Traumes von einem ernsten, dramatischen musikalischen Werk für die Bühne des Broadway, das ein neues Feld für Sänger, Musiker und Komponisten eröffnen könnte. Dieser Traum wird heute Wirklichkeit … Nun liegt alles an Ihnen, und ich wünsche Ihnen, dass Sie heute Abend auf die Bühne gehen mit dem Bewusstsein, eine wichtige Schlacht zu schlagen.« – Das Konzept ging auf, das Premierenpublikum war begeistert, und auch die Reaktionen in der Presse bescheinigten Weills neuem

»Stimmungsmusik und dramatische Musik, Musik einer jungen Liebe, Musik der Leidenschaft und des Todes – und über allem die Musik eines heißen Sommerabends in New York.«

Es ist heiß an diesem Juniabend. Die drückende Hitze treibt die Bewohner eines New Yorker Mietshauses auf die Straße. Und hier wird weiter geschwitzt und gehechelt, aber auch getratscht und getuschelt: über die verheiratete Mrs. Maurrant und ihren Liebhaber Sankey, über die Zwangsräumung bei der allein erziehenden Mrs. Hildebrand, über Jennys erfolgreichen Schulabschluss, übers Kinderkriegen bis hin zum Eiskremgenuss. Kinder spielen und raufen, Teenager kommen in trunken-heiterem Zustand vom Tanzen nach Hause, und Mrs. Maurrants Tochter Rose wird von ihrem Chef Harry Easter umworben: »Gingst du nicht gern an den Broadway und zum Tanzen in die Zanzibar?«, fragt er. Rose aber bleibt standhaft, sie kennt den Preis dieses vermeintlich verlockenden Angebots … In »Street Scene« geben flüchtige Straßenszenen Einblick in das Seelenleben der Bewohner eines multikulturellen Stadtviertels. Im Mittelpunkt steht die Familie Maurrant, die auf den ersten Blick das Bild einer unauffälligen, amerikanischen Durchschnittsfamilie bietet. Doch hinter der Fassade verbirgt sich das Drama des desillusionierten Amerikas, dargestellt an der sensiblen, zwischen Mutterpflichten und Alltagssorgen zerrissenen Anna Maurrant.

Ansatz Erfolg: »Broadways erste richtige Oper« titelten die Zeitungen nach der gelungenen Uraufführung. Am Broadway herrschten damals relativ günstige Voraussetzungen für innovative Arbeit, und da die wenigen amerikanischen Opernhäuser zeitgenössischen Werken kaum eine Chance gaben, war es natürlich, dass Weill und andere ihre künstlerischen Ziele in kommerziellen Theatern zu erreichen versuchten. Was »Street Scene« betrifft, so setzte Weill im Dramatischen auf den fließenden Übergang vom Lied zum gesprochenen Wort und verband verschiedene musikalische Ausdrucksformen zu einem zusammenhängenden Ganzen: »Sobald ich über die Musik zu ›Street Scene‹ nachzudenken begann, entdeckte ich, dass das Stück selbst nach einer großen Vielfalt von Musik verlangte, so wie die Straßen von New York ihrerseits die Musik vieler Länder und Völker aufnehmen. Hier hatte ich eine Gelegenheit, unterschiedliche musikalische Ausdrucksformen zu verwenden, vom populären Song bis zu Opernarien und Ensembles; Stimmungsmusik und dramatische Musik, Musik einer jungen Liebe, Musik der Leidenschaft und des Todes – und über allem die Musik eines heißen Sommerabends in New York.« Und dieser Sommerabend hat es in sich. »Weill entfaltet in ›Street Scene‹ eine Welt, in der sich Alltagsszenen und klaustrophobische Enge der realen Welt mit Sehnsuchtsräumen und Wunschbildern abwechseln«, sagt die junge Regisseurin Bettina Bruinier, die erstmals an der Semperoper arbeitet. »Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen entsteht dabei ein großes Tableau, in dem der menschliche Kreislauf von Geburt, Leben und Tod genauso verhandelt wird wie politische und gesellschaftliche


Semper!

Titelgeschichte

14

Fragen.« So werden in dem groß angelegten Ensemblestück mit über 30 Rollen im Verlauf der Oper unterschiedlichste Haltungen zum »amerikanischen Traum« gezeigt: Enttäuschte, Verhärtete, Überforderte, Gescheiterte, Hoffende und Träumer; jene, die sich abgefunden haben, und jene, die an der Situation zugrunde gehen. »Bei dem liebevoll bis bitteren Blick auf die verschiedenen Figuren, ihre Verständigungsschwierigkeiten und Unterschiedlichkeiten verliert Weill auch nie einen gewissen Grundhumor. Das macht das Stück u.a auch für uns heute noch so reizvoll und fassbar«, ergänzt Bettina Bruinier. Weill selbst sprach »Street Scene« nicht nur besondere Qualitäten zu, sondern sagte voraus, dass das Werk lange nach seinem Tod wieder auf Interesse stoßen werde. – Nun, 64 Jahre nach der Uraufführung, ist »Street Scene« erstmals in Dresden zu erleben. In der Stadt, wo Weill 1926 mit »Der Protagonist« einst seine Karriere als Musiktheaterkomponist begann. Fritz Busch persönlich dirigierte damals die Uraufführung. Das Publikum applaudierte zwanzig Minuten, es gab über vierzig Vorhänge; auch Weill musste sich Kurt Weill, Fritz Busch, Alfred Reucker, Josef Gielen wieder und wieder verbeugen. vor der Semperoper, 1926 Sieben Jahre und zahlreiche Erfolge später hieß es »aus!« für Weills Musik in Deutschland. Wäre die Geschichte anders verlaufen, hätte Weill dann neben vielen, die verstummten, Deutschland womöglich nicht verlassen? Auch die Musikgeschichte wäre anders verlaufen, und vielleicht wären das Wahre und das Schöne keine unüberbrückbaren Gegensätze in der Gegenwartsmusik geworden.

Street Scene In der deutschen Fassung von Stefan Troßbach Musikalische Leitung

Jonathan Darlington Inszenierung

Bettina Bruinier Bühnenbild

Volker Thiele Kostüme

Mareile Krettek Choreografie

Carla Börner Media Artist

Kerstin Polte Licht

David Cunningham Kinderchor Andreas Heinze Dramaturgie

Nora Schmid Anna Maurrant

Sabine Brohm Frank Maurrant

Markus Marquardt Rose Maurrant

Carolina Ullrich Abraham Kaplan

Gerald Hupach Sam Kaplan

Dick McGann

Simeon Esper

Orlando Niz

Shirley Kaplan

Steve Sankey

Susanne Plassmann

Hagen von der Lieth

Henry Davis

Mrs. Hildebrand

Hans-Joachim Ketelsen

Annie Griffin

Harry Easter

Jenny Hildebrand

Premiere

Christoph Pohl

Valda Wilson

Daniel Buchanan

Erstes Kindermädchen

Sonntag, 19. Juni 2011, 18 Uhr

Timothy Oliver

Birgit Fandrey

Greta Fiorentino

Zweites Kindermädchen

Weitere Vorstellungen

Roxana Incontrera

Andrea Ihle

Lippo Fiorentino

Zwei Abschlussschülerinnen

21., 24., 26., 28., 29. Juni und 3. Juli 2011

Aaron Pegram

Vanessa Goikoetxea, Gala El Hadidi

Emma Jones

Angela Liebold George Jones

Matthias Henneberg

Tickets ab 13 Euro Kostenlose Werkeinführung

Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden

45 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Tänzer Komparserie

Einführungsmatinee am 12. Juni 2011 um 11 Uhr in der neuen Spielstätte der Semperoper, Semper 2

Mae Jones

Gala El Hadidi Olga Olsen

Sofi Lorentzen Carl Olsen

Peter Lobert

Sächsische Staatskapelle Dresden

Karten 3,50 Euro


Semper!

Titelgeschichte

15

Christine Diller, Autorin

Straßenszenen K urt Weil l s Oper »Street Scen e« i n d en Ku l issen Dres den s

Schnurgerade rauscht die Straßenbahn den Berg hinauf. Fünf- bis sechsstöckige Plattenbauten reihen sich rechts und links der Gleise auf, dazwischen die Marksteine gemeinschaftlichen Lebens in GorbitzSüd: das Kulturzentrum Club Passage, die Erwerbslosen-Kontaktstelle »Mittelpunkt«, die Job-Börse, der Nachbarschaftshilfeverein an der Ecke, bevor sich der Treppenweg zum Sachsenforum weitet. Hier scheint das Herz des Stadtteils zu schlagen. Die Gorbitzer gehen einkaufen oder ins Elbamare, treffen sich im Konditoreicafé, wo man der Bäckerin beim Teigausrollen zuschauen kann. Zwei ältere Frauen mit Einkaufstrolleys beraten, welchen Kuchen sie heute zu Mittag essen. Die Rollatorendichte draußen ist hoch um diese Uhrzeit. Trotzdem finden die paar Marktstände kaum Beachtung. Auch nicht der Mann mit den Topflappen, Wäscheklammersäckchen und Einkaufsbeuteln. Seine Frau näht und häkelt die Sachen in allen Farbvariationen, er schneidet die Stoffe zu, die er Sportartikelfirmen aus der Gegend abgekauft hat. »Das sind ganz genau sächsische Produkte, da können Se sicher sein«, sagt er, als er mit der Thermoskanne in der Hand vom Klappstuhl unterm Sonnenschirm aufsteht. »Früher konnte man damit mehr verdienen als im Betrieb. Jetzt verkaufe ich manchmal gar nichts. Dabei sind das doch gute kleine Geschenke.« Die nette Mrs. Maurrant würde ihm sicher ab und zu etwas abkaufen auf ihrem Weg zu ihrem Liebhaber, dem Milchmann Sankey. Ihr Mann, der herrschsüchtige Frank, würde ihr jedoch Vorhaltungen machen über das rausgeschmissene Geld. Während Mr. Buchanan vielleicht ein Lätzchen für sein Neugeborenes bestellte beim Topflappenmann, Mr. Fiorentino ihm ein Eis vorbeibrächte, und der Student Sam Kaplan hielte bisweilen ein Schwätzchen mit ihm.

Die Maurrants, Buchanans, Fiorentinos und Kaplans sind keine Gorbitzer, sondern Einwanderer in New York und Figuren in Kurt Weills »Street Scene«. Sie wohnen im selben Mietshaus in einem Kleine-LeuteViertel, und weil es an jenem Tag, an dem die Oper spielt, gar so schwülheiß ist, halten sie sich besonders viel auf der Straße auf. Es wird getratscht, gestritten, gerauft und geträumt. Mrs. Maurrants Tochter Rose zum Beispiel glaubt an eine bessere Zukunft mit ihrem Freund Sam, ohne Zwang und Verbote, wie sie allein schon die Parkordnung der nahen Grünanlage verkündet. Ein Fliederzweig aus einem Gedicht von Walt Whitman wird für die beiden, den Intellektuellen und die Fein-

Ob sich die Figuren aus »Street Scene« auch heute noch so häufig vor dem Mietshaus begegnen würden und so viel zu sagen hätte? sinnige, Musiknärrin wie ihre Mutter, zum Symbol für Freiheit und Selbstverwirklichung. Doch als Maurrant seine Frau und ihren Liebhaber erschießt, begreift Rose sogar die Liebe als Unfreiheit und fängt ein neues Leben ohne Sam an. Ob sich die Figuren aus »Street Scene« auch heute noch so häufig vor dem Mietshaus begegnen würden und so viel zu sagen hätten? Durch Veränderungen der Familienstrukturen, in der Medien- und Unterhaltungsindustrie, auch der Funktion der Straße, die noch stärker als früher (Auto-)Verkehrs- statt Begegnungsort ist, hat in der amerikanischen wie der europäischen Gesellschaft ein allgemeiner Rückzug in Privatheit und Anonymität stattgefunden. Wo aber treffen sich dann die Leute, gerade die älteren und alleinstehenden?

In praxisartigen Räumen mit TauschBüchern im Regal sind drei Tische zum Kaffee eingedeckt. Hier findet gleich der Spielnachmittag des Nachbarschaftshilfevereins statt. Vor zwölf Jahren hat er sich gegründet und zählt seither um die 70 Mitglieder. Hilfe leistet er bei allen alltäglichen und sozialen Problemen, von Geldfragen über Behördengänge bis zur Fußpflege. »Wir wollen, dass die Leute kommen und Gemeinschaft stiften«, sagt Hannelore Tschersich, die stellvertretende Vorsitzende. Deshalb schickt die resolute, weißhaarige Dame ihre fünf ehrenamtlichen »Prachtkerlchen« nur beschränkt auf Hausbesuche. Viele, die zwischen 1976 und 1989 in die Neubauten am Gorbitzer Hang zogen, sind heute im Ruhestand, ihre Kinder leben anderswo. Die Klientel des Vereins sind daher die 50- bis 90-Jährigen. Mit den anderen sozialen Einrichtungen ist er gut vernetzt. »Es geht insgesamt darum, das Straßenleben zu kontrollieren und Vandalismus einzudämmen«, sagt Tschersich. Die Straße als solche gilt in GorbitzSüd, wo 18,5 Prozent der Erwerbsfähigen arbeitslos sind, als Problem-Ort. Und man kann nicht sagen, dass einem das an diesem friedlichen Vormittag verborgen bliebe, auch wenn hier die überirdischen Straßenbahn-Haltestellen belebt und beschaulich sind. Wie klischeehaft erfunden wirkt die sehr junge Frau, die hier gerade am Handy über Geld und Alkohol streitet. Folgt man der Straßenbahn weiter hinauf, gelangt man an den Altgorbitzer Ring, wo neben den Streetworkern das integrative Jugend- und Familienhaus InterWall residiert. »Wir haben einen geschützten Kindertreff, so dass ein Kind nicht bei jedem Wetter auf der Straße spielen muss, es betreut und beobachtet ist«, sagt Antje Georgi, eine der fünf Pädagoginnen. Das


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Titelgeschichte

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»Einstieg freihalten«

Zwei Motive aus dem freien Fotoprojekt »Kyselaki« von Matthias Creutziger: Street-Art-Fotos aus der Dresdner Neustadt.

Besondere an ihrer Einrichtung ist, dass hier Jugendliche aus Gorbitz ihre Freizeit mit geistig Behinderten verbringen, und die kommen sogar vom anderen Ende der Stadt, weil integrative Angebote nicht so zahlreich sind. Bei Fußball, Theaterspiel und Kochen wird der Umgang miteinander gelernt und »der Spott rausgenommen«, wie Georgi sagt, aber auch die Angst und

Wer hier wohnt, hat die Bühne für »Street Scene« quasi vorm Fenster oder im Hinterhof, der aber womöglich schon luxussaniert ist. Unsicherheit der Behinderten und ihrer Eltern. Was auffällt in Gorbitz: Von Ausländern ist so gut wie nie die Rede. Die 3,1 Prozent, die hier leben, vorwiegend Weißrussen, Ungarn und Vietnamesen, verirren sich kaum in die sozialen Einrichtungen. Wer in Dresden die Einwandererkultur und Bevölkerungsdichte aus »Street Scene« sucht, muss auf die andere Elb-Seite in die Äußere Neustadt fahren. Hier ist der Ausländeranteil mit 6,9 Prozent fast doppelt so

hoch wie in Dresden insgesamt (3,9 Prozent), was man schon an der Anzahl der Dönerbuden ablesen kann. Und während sich in Gorbitz 6,6 Einwohner einen Quadratmeter teilen, sind es hier immerhin 14,1. Wer hier wohnt, hat die Bühne für »Street Scene« quasi vorm Fenster oder im Hinterhof, der aber womöglich schon luxussaniert ist. Kinderwägen statt Rollatoren prägen das Straßenbild, und während Sprösslinge mit »Police«- und »Fire Fighter«-Helmen schon ungeduldig mit den Füßen scharren, genießen Eltern mit Pudelmützen vor dem Familienausflug noch ihren fair gehandelten MitnahmeCafé in der Sonne. Die Vielfalt der Stadtteil-Initiativen vermittelt dazu den Eindruck, dass man die spezielle Kultur und Geschichte des Viertels hegt und pflegt. Das alles darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man es auch hier mit einem sozialen Brennpunkt zu tun hat. Mit 9 Prozent entspricht die Arbeitslosenquote dem Dresdner Schnitt von 9,1 Prozent. Auch hier gibt es mit dem Verein Malwina an zentraler Stelle eine Anlaufstelle für soziale Probleme. Und nicht umsonst wird die Gründerin des Kinder- und Jugendprojekts Stoffwechsel, die im Sommer 2009


Matthias Creutziger, Fotograf

verstorbene Sabine Ball, die »Mutter Teresa von Dresden« genannt. Ob Rose und Sam aus »Street Scene« von einem Leben hier träumen, wenn sie an Walt Whitmans Fliederzweig denken? Am zuverlässigsten würden sie diesen wohl in den Gärten auf dem Weißen Hirsch oder in Blasewitz finden. Straßenszenen beschränken sich an einem gewöhnlichen Werktag darauf, dass Schulkinder in große

Ob Rose und Sam aus »Street Scene« von einem Leben hier träumen, wenn sie an Walt Whitmans Fliederzweig denken? Karosserien verladen werden und immer mal wieder Handwerker zu sehen sind, die gerade Gründerzeitvillen sanieren. Auf dem Weißen Hirsch oben treffen sie beim Brotzeitmachen mit flanierenden Touristen in der Feinbäckerei Walther zusammen. Seit Uwe Tellkamp in seinem preisgekrönten DDR-Roman »Der Turm« ein Loblied auf deren Semmeln sang, gehört sie zu den Pilgerstätten aller »Turm«-Spurensu-

»Worte, Wrote Tower«

cher, die neugierig Rißweg und Plattleite entlangwandeln. Auch einen Verschönerungsverein gibt es auf dem »Weißen Hirsch«, gegründet 1876 als Ortsverein. Kümmerte er sich damals um die Ausgestaltung des Kurortes, engagiert er sich heute für die Bewahrung und das Sichtbarmachen seiner glanzvollen Geschichte, für die Sanierung von Bauwerken und Anlagen und die Belebung des Viertels. Vielleicht würden Rose und Sam, hätten sie am Ende von »Street Scene« gemeinsam ihr Mietshaus verlassen, hier das Miteinander finden, das sie kennen und das sich in der Parklandschaft des Weißen Hirsches schnell verliert. Was sie leider nicht mithören können, ist gegen Ende der Oper das Gespräch zweier Kindermädchen, die den Ort des Mordes besichtigen kommen. Dass der Vater säuft und die Mutter fremdgeht, singen sie den Babys ihrer Herrschaft als Schlaflied. Vielleicht hat Rose recht, wenn sie sich nach dem Ausbruch aus den ärmlichen Verhältnissen erst einmal allein und ohne Vorbedingungen auf die Suche danach macht, was Freiheit für sie bedeutet und in welchem Leben, in welchen Straßen sie sie finden kann.


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Oper konzertant

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Sie kommt! G a e ta n o D o n i z e tt i s » A n n a Bol en a« mit E d i ta Gr ub erova a ls T i t el hel din

Muss noch erklärt werden, wer Edita Gruberova ist? Gefeiert als »Phänomen der Koloratur«, »Diva des Belcanto-Gesangs«, Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, Darstellerin in fünf großen Opernverfilmungen, zählt »Donna Edita«, »la Gruberova« zu den bedeutendsten und populärsten Opernstimmen unserer Zeit. Mit der Semperoper ist die Sopranistin seit 1985 verbunden, im Rahmen eines Gastspiels sang sie hier im Jahr der Wiedereröffnung die Zerbinetta. Jene Partie, mit der ihr 1976 unter Karl Böhm der Durchbruch gelang und die ihre nunmehr über dreißigjährige Weltkarriere einläutete. Seither sorgte die »Primadonna assoluta« auch in Dresden bei Kritik und Publikum wieder und wieder für Begeisterungsstürme in den bedeutendsten Belcanto-Partien: der Elvira in »I Puritani«, den Titelrollen in »Beatrice di Tenda«, »Lucia di Lammermoor« und zuletzt im Juni 2010 als Lucrezia Borgia. Neben ihrer »phänomenalen Stimmbeherrschung« (Dresdner Neueste Nachrichten) sind es besonders das Einfühlungsvermögen und der Nuancenreichtum, mit dem sie ihre Figuren gestaltet und auch in konzertanten Aufführungen lebendig werden lässt. Verletzlichkeit und Stolz verbindet sie auch in der Anna Bolena, die seit langem zum Repertoire der Kammersängerin gehört und mit der sie nun erstmals in die Semperoper kommt. König Enrico (Heinrich VIII. von England) will seine zweite Gattin, Anna Bolena, hinrichten lassen, um ihre Vertraute und gleichsam seine Geliebte, Giovanna Seymour, ehelichen und zur Königin machen zu können. Giovannas Bitte und auch das Flehen des Hofes, Annas Leben zu schonen, verstärken nur den Hass des Königs auf seine Frau. Zwar war es Giovanna selbst, die ihre Freundin aus dem ehelichen Bett verdrängte, aber indem sie sich nun vehement für Annas Rettung einsetzt, läuft sie Gefahr, vom skrupellosen König ebenfalls abgeschrieben zu werden … Mit »Anna Bolena« gelang Donizetti im Jahre 1830, als die Oper im Teatro Carcano in Mailand uraufgeführt worden war, der ersehnte internationale Durchbruch. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich dieses Werk europaweit. Im Jahre 1834 wurde Donizettis Meisterwerk erstmals in Dresden gegeben; interessanterweise auch bislang zum letzten Mal. Lange Zeit ist demnach verstrichen, bis »Anna Bolena« nun endlich wieder in Dresden zu erleben ist – Starbesetzung mit Primadonna Gruberova inklusive.

Edita Gruberova in der Semperoper Dresden


Anne Gerber, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

Gaetano Donizetti Anna Bolena

Anna Bolena

Edita Gruberova

Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Enrico

Oper in zwei Akten, konzertante Aufführung. In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Oren Gradus Giovanna Seymour

Sächsische Staatskapelle Dresden

Sonia Ganassi Lord Rochefort

Premiere

Markus Butter

6. Juni 2011, 19.30 Uhr

Musikalische Leitung

Lord Riccardo Percy

Riccardo Frizza

José Bros

Chor

Smeton

10. Juni 2011

Christof Bauer

Stephanie Atanasov

Nur wenige Restkarten an der Abendkasse

Musikalische Einstudierung

Ellen Rissinger

Weitere Aufführung


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Semper Soiree

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Matthias Creutziger, Fotograf

Zauberhafte Mezzo-Koloraturen Was sie schon immer mal sin gen wol lten: Die SoirEe »Mezzo- Zau ber « zeigt die weic h en Mittel stimmen ein mal an ders

Da soll noch einer sagen, der Mezzo sei nur die Stimme zwischen Sopran und Alt!

Dienstag, 28. Juni 2011, 20 Uhr Karten ab 29,50 Euro

Streng genommen ist der Name eine himmelschreiende Untertreibung, wie das Stiefkind unter den Stimmgattungen kommt er daher: der Mezzosopran, von ital. mezzo soprano – ein »halber Sopran«! Mal eher ein tiefer Sopran, mal mehr ein hoher Alt, irgendetwas dazwischen eben. Dabei nimmt dieses Dazwischen den stattlichen Tonumfang von g bis b‘‘ ein, der dramatische Mezzo schwingt sich sogar bis zum c‘‘‘ auf, selbst Koloraturen sind ihm kein Fremdwort, wie etwa für die Rosina im »Barbiere di Siviglia«. Mit seinem vollen, dunkleren Timbre und weiteren Brustregister als beim Sopran wird der Mezzo seit über 400 Jahren nicht nur im kirchlichen Gesang, sondern auch auf der Opernbühne geschätzt: Die geschmeidigen Stimmen geben einer Maddalena aus »Rigoletto«, Amneris in »Aida«, Venus im »Tannhäuser« oder einer Eboli im »Don Carlo« eine ganz besondere Fülle. Die ParadeMezzo-Partie schlechthin ist allerdings die heißblütige »Carmen«. Und dass Mezzosopranistinnen durchaus ihren Mann stehen, beweisen die vielen Hosenrollen, für die sie prädestiniert sind: Cherubino aus dem »Figaro«, Octavian aus dem »Rosenkavalier« und nicht zuletzt der Hänsel. Was die Damen der »goldenen Mitte« stimmdehnend auf der Bühne zaubern können – ob mit oder ohne Flöte, auf jeden Fall mit einem verschmitzten Augenzwinkern – , das präsentieren Anke Vondung, Antigone Papoulkas, Sofi Lorentzen, Gala El Hadidi, Barbara Senator und Rebecca Raffell in der Soiree »MezzoZauber« auf außergewöhnliche Weise. Abrakadabra – lassen Sie sich überraschen!


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Liederabend

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Anne Gerber, Autorin Wilfried Hösl, Fotograf

Mehr als »Schöngesang« Ein roman tisch- dramatischer Lieder ab end mit Michael Vol l e u n d He l mu t Deu tsc h

Helmut Deutsch, Michael Volle

Als »Miniaturopern ohne Kostüme und Bühnenbild« versteht Michael Volle die Lieder, die er gestaltet. »Es kann nicht nur Schöngesang sein, denn was wäre die kunstvollste gesangliche Umsetzung ohne spürbaren Inhalt?« Keine Frage, den passionierten Opernsänger und -darsteller, Träger mehrerer bedeutender Theaterpreise und des Titels »Sänger des Jahres« (Opernwelt 2008), hört man auch in seiner Auffassung von Liederabenden heraus. Für sein Dresdner Programm hat der international bedeutende Bariton passend dazu überwiegend Balladen ausgewählt, Geschichten und Dramen im Bonsai-Format sozusagen. Den ersten Teil des Abends nehmen dabei Kompositionen von Franz Schubert auf Texte von Goethe ein, deren »Purheit« bei gleichzeitiger »Tiefe und Raffinesse« Michael Volle schätzt. Der zweite Teil zollt dem fast vergessenen Meister der Balladenkomposition Carl Loewe Tribut. Noch stark der romantischen Liedkultur verpflichtet, setzte Loewe mythische Stoffe, Heldensagen und Spukgeschichten tonmalerisch, mit psychologischer Feinheit und virtuoser Klavierbegleitung in Musik. »Loewe ist nicht reduzierbar auf seine ›blutigen‹ Balladen, er hat vielmehr Farben und Nuancen in seinen Werken komponiert, was auch in unserer Liedauswahl zu hören sein wird.« Am Klavier unterstützt wird Michael Volle von dem international gefragten und mehrfach ausgezeichneten Pianisten Helmut Deutsch.

Liederabend

Bariton

Michael Volle Bilder von oben nach unten Anke Vondung in »Giulio Cesare in Egitto« als Cesare Sofi Lorentzen in »Falstaff« als Mrs. Quickly Barbara Senator in der »Fledermaus« als Prinz Orlofsky Gala El Hadidi in »Gisela!« als Touristin Antigone Papoulkas in »Hänsel & Gretel« als Hänsel

Franz Schubert

Klavier

Lieder nach Gedichten

Helmut Deutsch

von Goethe

Carl Loewe

Samstag, 2. Juli 2011, 20 Uhr

Lieder und Balladen

Karten ab 29,50 Euro


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Junge Szene Workshop

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Anne Gerber, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

Ich will der Mörder sein Erstmal ig ver an stalteteN die Semperoper J u n ge Szen e u n d das Sächsische Cochl ear Implan t Ce n tru m ein en dre itägigen Workshop fü r Hörgeschädigte

Die Augen des 12-jahrigen Richard funkeln munter hinter seinen Brillenglasern, liebäugeln schon wieder mit der Spielzeugpistole im Requisitenkoffer, mit der er sich gerade den anderen Teilnehmern des Workshops vorgestellt hatte. Die anderen, das sind sieben Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren, deren Betreuerin Dominique Müller und natürlich Jan-Bart DeClercq und Carola Schwab als Theaterpädagogen der Semperoper Junge Szene. Diese haben soeben die kleine Gruppe aufgefordert, sich jeweils in eine Figur aus »Street Scene« hineinzudenken und zusammen ein Standbild aufzubauen. »Ich will der Mörder sein!«, platzt es aus Richard heraus, sobald er die Handlung Kurt Weills Broadway-Oper gelesen hat. Etwas verlegen grinsend post Richard als betrogener Ehemann und Mörder Frank neben »seiner Frau Anna« alias Josefine, die sich standhaft weigert, das »hässliche Ding« anzuziehen, das als Kleid dienen soll. Unter typischem Teenie-Gekicher richten sich schließlich alle in ihren Positionen ein, während Ausschnitte aus der Oper erklingen. Eigentlich ein Bild, wie aus vielen Musiktheaterworkshops, die die Theaterpädagogik der Semperoper seit Beginn der Spielzeit für Schüler anbietet. Und auf den ersten Blick unterscheiden sich die acht auch kaum von anderen Jugendlichen ihres Alters. Erst bei näherem Hinsehen bemerkt man die Hörgeräte an ihren Ohren und den magnetischen, runden Sender an ihrem Hinterkopf: Sie sind Patienten des Sächsischen Cochlear Implant Centrums (SCIC) an der HNO-Klinik des Dresdner Uniklinikums, denen ein Implantat unter der Kopfhaut das Hören ermöglicht. Dennoch muss dieses Hören »erlernt« werden, ist ihre akustische Wahrnehmung eine andere als bei normal Hörenden und deswegen das Erleben und Verarbeiten von Musik für sie besonders anstrengend. Dieser Workshop soll ihnen die Möglichkeit geben, selbstbewusster mit Sprache und Musik umzugehen. So regte Professor Dr. Dirk Mürbe, Ärztlicher Leiter des SCIC, der bei seiner Teilnahme an der Kinderuni in der Semperoper im November 2010 das Angebot der Jungen Szene kennen gelernt hatte, ein Musiktheaterlabor für Hörgeschädigte an. Für die Teilnehmer wie


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Junge Szene Workshop

Laura und ihre grafische Ouvertüre

auch die Veranstalter ist es der erste Workshop dieser Art, der die Theaterpädagogen vor besondere Herausforderungen stellte. Immer wieder feilten sie gemeinsam mit der Sprachheilpädagogin Dominique Müller an der Konzeption und hinterfragten den musikalischen Zusammenhang ihrer Ideen: »Es gibt ja bereits einen Workshop zu ›Street Scene‹, doch für diese Gruppe haben wir den Fokus eher auf die Musikwahrnehmung gelegt als auf die theatrale Umsetzung. Wir wollten damit experimentieren, wie besondere Hörwahrnehmungen ästhetisch umgesetzt werden können.« Dabei sollte auch die Grenze von Sprache und Bewegung überschritten, die Musik sinnlich und visuell erfasst werden. So arbeiteten sie zum ersten Mal mit einer grafischen Partitur, bei der die Schüler ihre Eindrücke von der Musik zuerst beschreiben und dann malen sollten. »Wir hatten schon im Vorfeld die Erfahrung gemacht, dass diese Kinder Höreindrücke besonders klar und plastisch beschreiben können. Diese Begabung wollten wir nutzen.« Tatsächlich ist die Gruppe Feuer und Flamme für die Ouvertüre, möchte sie wieder und wieder hören und verfolgt sogar die Takte im Notenbild. Später stehen sie an Staffeleien in der Sonne auf dem Hof der Werkstätten und bringen mit Pinsel und Fingern ihre Assoziationen aufs Papier, bis die Hände und Schürzen genauso bunt sind wie die fertigen »Gemälde«. Diese werden später als Bühnenbild für eine Szenencollage dienen. Denn bei allem musikalischen Schwerpunkt soll das Theaterspielen nicht vernachlässigt werden, wie JanBart DeClercq betont: »Entscheidend ist das gemeinsame Spiel, das am Ende als fertiges Produkt vor den Eltern präsentiert werden kann.«

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»Aber wir müssen nicht singen?«, fragt Eli bange, als es auf der Probebühne 2 an die ersten szenischen Übungen geht. Nein, singen muss niemand. Dafür bleibt manchen erst einmal das Wort im Halse stecken: In kleinen Gruppen sollen sie aus einem Standbild heraus eine Szene improvisieren. Doch die Anspannung fällt, als sie z.B. lernen, wie man eine ordentliche Theaterbackpfeife austeilt und daraufhin überzeugend zu Boden geht, ohne dass der Krankenwagen gerufen werden muss. Bald sind drei Szenen gestellt, sogar in Kostümen und mit Musikuntermalung. Jan-Bart DeClercq ist beeindruckt: »Das Zusammenspiel der Kinder funktioniert besser als bei unseren sonstigen Schülern.« »Hörgeschädigte sind emphatischer und aufmerksamer im Umgang mit anderen. Sie sind es gewohnt, stark auf Mimik und Gestik zu reagieren«, begründet Dominique Müller. Das zeigt sich auch bei der Zusammensetzung der Szenen und Standbilder, die auf ein musikalisches Zeichen hin wechseln sollen. Als Hilfestellung dirigiert Carola Schwab den Einsatz. »Es ist verblüffend: Die Schwerhörigen haben sich nur auf das visuelle Signal konzentriert und die Musik anscheinend fast ausgeblendet.« Die starke Konzentration auf optische Eindrücke bekommen die Theaterpädagogen das gesamte Wochenende lang zu spüren. Stets müssen sie so stehen, dass alle auf ihren Mund sehen können, während sie sprechen. »Die Anweisungen müssen klar und deutlich sein. Wenn die Kinder einmal losstürzen, bekommen sie nicht mehr mit, was man ihnen hinterherruft«, bemerkt Jan-Bart DeClercq selbstkritisch, und Dominique Müller erklärt: »Schwerhörige sind trainiert darin, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie etwas nicht verstehen, um nicht ständig aufzufallen. Oft schalten sie dann einfach ab, statt zu sagen,

Lampenfieber? Eli schaut schon mal durch den Vorhang


Die Theaterpädagogen und Workshopteilnehmer in Aktion

dass sie gerade nicht folgen konnten.« Beim szenischen Spiel allerdings sprudeln sie vor Ideen und selbst als der zweite Workshoptag seinem Ende zugeht, heißt es immer wieder »Wir könnten doch noch ...« Doch morgen ist ja auch noch ein Tag, genau genommen der große Tag, an dem alles bisher Erarbeitete zu einem Ganzen zusammengefügt und den Eltern und Geschwistern präsentiert werden soll. Dafür heißt es noch einmal ordentlich proben. Einige Übergänge sind noch nicht klar, Eli zieht den Vorhang in die falsche Richtung und Laura verwechselt immer noch die Worte »schreiben« und »sprechen« (»Das schreib ich mir jetzt auf die Hand, damit ich es nicht vergesse!«). Zur Erholung gibt es vor dem Mittagessen noch eine kleine Opernführung. Mit großen Augen bestaunen alle die prächtigen Rundfoyers und Vestibüle: »Was das alles gekostet haben muss!« Richtig lebendig werden sie im engen Requisiten-Lager, wo Holzgewehre, stramme Plastik-Heldenbrüste und federleichte Alu-Speere herumgereicht werden. Danach steigt die Spannung: Generalprobe! Und ausnahmsweise gibt es das Premierengeschenk jetzt schon: ein Anti-Lampenfieber-Bonbon und die offizielle Bühnenkleidung, das schwarze Semperoper-T-Shirt. Trotz neuer »Uniform« geht natürlich einiges schief, wie es sich für eine ordentliche Generalprobe gehört. Dafür läuft die Premiere selbst bestens, von Lampenfieber keine Spur, trotz der etwa dreißig Zuschauer. Am Ende werden noch die grafischen Ouvertüren präsentiert, bevor sich alle zum Schlussapplaus verbeugen – dem Publikum hat es offensichtlich gefallen. Und den Teilnehmern selbst? »Das Malen war toll!«,

»Die Opernführung war total spannend!«, »Und dass wir richtig vor Publikum gespielt haben!«, »Das nächste Mal müssen wir unbedingt auch tanzen!«, wünscht sich Lisanne, die im Schauspielhaus im Theaterclub mitspielt. »Und mal auf eine Probe gehen, mit den Sängern sprechen, wie sie an die einzelnen Szenen herangehen.« Ein nächstes Mal wünschen sich auch die Theaterpädagogen und Dominique Müller, die begeistert ist von ihren Schützlingen: »Wir haben während der Konzeption des Workshops so viele Ideen gehabt, die wir wieder verworfen haben und selbst von der letzten Version dachten wir, sie wird zu schwierig. Ich bin überwältigt, mit welch rascher Auffassungsgabe und mit wieviel Enthusiasmus die Schüler alles gemeistert haben.« Und für einige hätte es sogar noch schwieriger sein können, wie für die 16-jährige Josefine, die anregt: »Wir hätten anstelle der Standbilder noch viel mehr sprechen können, das hätte uns stärker gefordert.« Möglichkeiten der Erweiterung rücken jedenfalls schon in absehbare Nähe: Für die kommende Spielzeit wird über ein weiteres Musiktheaterlabor in Kooperation mit dem SCIC Halberstadt nachgedacht. Ob mit ganz neuen oder auch »alten« Teilnehmern ist allerdings noch nicht entschieden. Die kleine Laura jedenfalls möchte sicher wieder dabei sein. Sie blickt verträumt in die Luft und sagt lächelnd: »Mir hat einfach alles gefallen.«


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Sparte Unterzeile

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Autor

»Cinderella« ist am 24., 25., 27. und 28. Juni 2011 in der neuen Spielstätte Semper 2 zum letzten Mal in dieser Spielzeit zu erleben.


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Sparte Person

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Autor Costin Radu, Fotograf


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Staatskapelle 11. Symphoniekonzert

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Wiedersehen mit Brahms C h r i sti a n T h i e le m a n n h o lt M a u r i z i o P o lli n i i m 11. Sy m p h on i e ko n z ert n ac h Dresde n z u r üc k

Wie die Zeit vergeht: Im Dezember 1986, vor nahezu 25 Jahren, war Maurizio Pollini zuletzt mit der Staatskapelle Dresden zu erleben. Seitdem hat sich vieles verändert – politisch, gesellschaftlich, künstlerisch. So wird, was damals niemand ahnen konnte, Christian Thielemann ab 2012 neuer Chefdirigent der Staatskapelle. Pollini kehrt nun nach Dresden zurück und musiziert mit dem neuen Chef das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms. Thielemann dirigiert in diesem Zusammenhang außerdem Brahms’ »Tragische Ouvertüre« und die »Romantische Suite« von Max Reger, die 1912 von der damaligen Dresdner Hofkapelle uraufgeführt wurde.

Pollini mit der Staatskapelle und Herbert Blomstedt, Paris 1981

»Pollinis selbstbewusste Poesie fügte sich nahtlos ein in das partnerschaftliche Musizieren der Philharmoniker unter Thielemann – was sich auch im Finale fortsetzte, dessen Esprit hier nicht nach Brillanz schielte, sondern wie objektiviert wirkte. Ovationen«, schwärmte der Kritiker des Münchner Merkur nach einem Konzert der Münchner Philharmoniker, das Christian Thielemann und Maurizio Pollini im März 2010 erstmals zusammenführte. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Thielemann München verlassen und ab 2012 zur Staatskapelle nach Dresden wechseln würde – und so war es kein Wunder, dass Dirigent und Solist bald auch gemeinsame Pläne für Dresden bekanntgaben. Im 11. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle werden diese nun Wirklichkeit: Pollini und Thielemann musizieren in der Semperoper Johannes Brahms’ erstes Klavierkonzert. Fast 25 Jahre lang war der gebürtige Mailänder, in dessen Klavierspiel sich technische Perfektion in singulärer Weise mit Intellekt und Leidenschaft verbindet, nicht mit der Staatskapelle zu erleben. Dies ist umso erstaunlicher, als Pollini zwischen 1976 und 1986 vielfach mit dem Orchester konzertierte – in einer Zeit, als


Tobias Niederschlag, Autor Wolfgang Wahrig, Philippe Gontier, Fotografen

Maurizio Pollini

es viele westliche Stars nur ins Plattenstudio mit der Staatskapelle zog. Anders Pollini: Er musizierte mit dem Orchester in fünf Konzertperioden in Dresden, zumeist unter Chefdirigent Herbert Blomstedt, und gastierte mit der Kapelle und Blomstedt bzw. deren ehemaligem Chef Kurt Sanderling auch im Pariser Théâtre des ChampsÉlysées. So kamen im Juni 1980 und im Januar 1981 in Paris mit der Staatskapelle innerhalb eines halben Jahres die beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms zur Aufführung (in Dresden spielte Pollini ansonsten auch Konzerte von Mozart, Beethoven und Schumann). Mit dem ersten Brahms-Klavierkonzert kehrt Pollini nun zur Staatskapelle zurück. Dieses Werk, das Brahms viele Mühen kostete und zwischenzeitlich auch ein Symphonieprojekt werden sollte, spielte Pollini bereits bei seinem ersten Auftreten mit der Kapelle im März 1976. In Dresden markiert es jetzt den Beginn einer erneuten intensiven Zusammenarbeit – und auch eines neuen Brahms-Zyklus unter der Leitung von Christian Thielemann, der in den kommenden Jahren mit sämtlichen Symphonien und weiteren Solokonzerten nach und nach anwachsen soll. In dieser Hinsicht konsequent ist demnach auch die

»Tragische Ouvertüre«, die zu Beginn des 11. Symphoniekonzertes erklingt. Zwischen Ouvertüre und Klavierkonzert steht allerdings ein Werk aus der Brahms-Nachfolge: die »Romantische Suite« op. 125 von Max Reger. Reger komponierte die Suite 1912 für die Dresdner Hofkapelle und Ernst von Schuch, der sich intensiv für die Verbreitung seiner Werke eingesetzt hatte. Diese Tradition sollte nach Schuchs Tod auch Fritz Busch, der eng mit Reger befreundet war, erfolgreich fortführen. Die »Romantische Suite«, zu der sich Reger durch Gedichte Joseph von Eichendorffs anregen ließ, fand zunächst großen Zuspruch. So bearbeitete sie Arnold Schönberg in Wien zu einer Kammerensemble-Fassung. Heute ist sie, obwohl eines der orchestralen Hauptwerke des Komponisten, nahezu vergessen. Christian Thielemann setzt mit der Aufführung seine Auseinandersetzung mit vernachlässigten Dresdner Uraufführungswerken fort, die er im Februar 2011 mit der »Faust-Ouvertüre« von Richard Wagner begann und im September 2011 – im 1. Symphoniekonzert der neuen Saison – mit dem Klavierkonzert von Hans Pfitzner fortsetzen wird.

11. Symphoniekonzert Samstag, 11. Juni 2011, 20 Uhr Sonntag, 12. Juni 2011, 11 Uhr Montag, 13. Juni 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Dirigent

Christian Thielemann Klavier

Maurizio Pollini

Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« d-Moll op. 81

Max Reger »Eine romantische Suite« op. 125

Johannes Brahms Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 Fernseh- und Rundfunkmitschnitt durch UNITEL und MDR Figaro Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich


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Staatskapelle 12. Symphoniekonzert

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Der unbekannte Weber D i e Sta at s ka p e lle w ür d i g t ihre n e h e m a l i g e n H o f ka p e llm e i st er mit ein er erst e n W i e d era uf f ühr un g seit 1817

Von Carl Maria von Weber kennt man den »Freischütz« und die Ouvertüren zu »Oberon« und »Euryanthe«, vielleicht noch die »Aufforderung zum Tanz« und die Klarinettenkonzerte. Der Großteil seines Schaffens ist jedoch nahezu vergessen. Zu seinem 225. Geburtstag beleuchtet die Sächsische Staatskapelle Dresden ihren ehemaligen Hofkapellmeister mit zwei Raritäten: Im 12. Symphoniekonzert erklingen zwei unbekannte Werke Webers, darunter eine Festkantate, die seit dem Uraufführungsjahr 1817 nicht mehr gespielt wurde.

Das letzte Symphoniekonzert der laufenden Saison wird Unbekanntes mit Vertrautem verbinden. Es erweist dem Dresdner Hofkapellmeister Carl Maria von Weber die Reverenz zu seinem diesjährigen 225. Geburtstag – das ist zwar kein ganz »rundes« Jubiläum, aber eines, das neben den großen Gedenkveranstaltungen für die Meister Franz Liszt und Gustav Mahler in Dresden keineswegs übergangen werden sollte. Und es wird festlich begangen, denn das Konzert wartet mit einem Programm auf, das selbst für erfahrene Musiker und erst recht für das Publikum Überraschungen bereithält. Wer wusste bisher schon, dass Carl Maria von Weber auch ein Bühnenwerk auf einen italienischen Text geschaffen hat?

Konkret stehen Webers Opus 14 »Der erste Ton« und seine Festa teatrale »L’Accoglienza« auf dem Programm; an Bekanntem erklingt zu Beginn die zweite Symphonie Ludwig van Beethovens. Die Verbindung der Weber-Kompositionen mit einem Werk Beethovens hat dabei durchaus symbolhafte Bedeutung: Die beiden Musiker waren nicht nur persönlich miteinander bekannt, sondern der Wiener Meister schätzte, wie auch aus seinen Conversations-Heften hervorgeht, den Dresdner – und zwar besonders wegen dessen Oper »Der Freischütz«. Webers »Der erste Ton« ist ein frühes Werk aus der Vor-Dresdner Zeit und entzieht sich eigentlich einer Gattungszuordnung (die Bezeichnung als »Kantate« im Werkverzeichnis trifft das Werk nur unzureichend): Eine musikbegleitete Deklamation für einen Sprecher wird umrahmt von einer Ouvertüre und einem Schlusschor. Der Deklamation ist ein Text des Leipziger Musikschriftstellers Friedrich Rochlitz unterlegt, der das Thema »Schöpfungsgeschichte« auf die Musik überträgt. Als Rochlitz und Weber sich später persönlich kennenlernten und anfreundeten, hatte Weber bereits seine Dresdner Kapellmeisterstelle angetreten. »L’Accoglienza« – in Vertretung des Italienischen Hofkapellmeisters 1817, sein erstes Jahr im Dresdner Amt, wurde zu einem der schaffensreichsten in Webers viel zu kurzem Leben. Zum einen galt es, eine riesige organisatorische Arbeit für die Neueinrichtung einer Deut-

schen Oper am Dresdner Hof zu bewältigen; zum anderen war Weber alsbald genötigt, Francesco Morlacchi, seinen Amtskollegen von der Italienischen Oper, zu vertreten, dessen Lungenkrankheit damals schon viel weiter fortgeschritten war als seine eigene und der vom sächsischen König einen Genesungsurlaub in Italien bewilligt bekommen hatte. So ergab es sich, dass Weber nicht nur die Vorstellungen der Italienischen Oper und Morlacchis Anteil an den Musikaufführungen in der Katholischen Hofkirche übernehmen musste, sondern auch einen Kompositionsauftrag, der eigentlich zu Morlacchis Aufgaben gehört hätte.


Dr. Ortrun Landmann, Autorin

(gekürzter) »Clemenza di Tito«. Weber oblag die musikalische Leitung, er hatte das Festspiel komponieren und einstudieren müssen und musizierte zuvor auch mit der Kapelle bei der festlichen Mittagstafel im Residenzschloss. Anklänge an den späteren »Oberon«

Der Dresdner Hof feierte nach den einschneidenden Ereignissen der Jahre 1813 bis 1815 (Napoleons Untergang und die »Bestrafung« des sächsischen Königs für dessen Napoleon-Treue mit persönlicher Gefangenschaft und der Abtretung von fast Zweidritteln des kursächsischen Territoriums) erstmals ein großes Fest: Im September 1817 beging man die Vermählung einer Nichte des Königs und des Erbprinzen von Toscana mit Festlichkeiten in Anwesenheit des geladenen sächsischen Adels. Am Abend nach der Prokurationstrauung fand als musikalisches Hauptereignis die Aufführung der Festa teatrale »L’Accoglienza« statt, gefolgt von Mozarts

Die »Accoglienza«, eine symbolische Handlung vom »Empfang« der sächsischen Braut in Florenz und die Würdigung des echten und des Elb-Florenz im Blick auf künftige vielseitige Verbindungen, war in eine optisch aufwendige Inszenierung mit viel Maschinenzauber gekleidet und errang bei ihrer Uraufführung großen Beifall. Weitere Vorstellungen folgten nicht, da die Braut schon am Tag darauf abreiste. Da aber zu jener Zeit das Leipziger Stadttheater als eine Art zweites Haus des Dresdner Hoftheaters fungierte, holte man sich das Dresdner Aufführungsmaterial nach Leipzig und ließ dort vor Jahresende ebenfalls eine Vorstellung folgen. Das gesamte Material scheint dann dort verloren gegangen zu sein, es kehrte nicht nach Dresden zurück, und das Werk wurde vergessen. Jedoch nicht von Weber selbst, der die Fülle seiner musikalischen Ideen und Einfälle später noch nachnutzte, am ausgiebigsten in seinem letzten Werk, dem 1826 in London uraufgeführten »Oberon«. Wer den »Oberon« kennt, wird aus der »L’Accoglienza« bekannte Themen und Melodien heraushören können. Anhand der überlieferten Autographe haben nun Mitarbeiter der Weber-Gesamtausgabe Partituren, Klavierauszüge und Stimmen für die »L’Accoglienza« wie auch für den »Ersten Ton« neu erstellt, die bei den bevorstehenden Wiederaufführungen in der Semperoper erstmals verwendet werden. Ihnen ist in vielerlei Hinsicht sehr zu danken. Freuen wir uns also auf die Begegnung mit zwei unbekannten Weber-Werken, die unter der Leitung von Manfred Honeck mit der Staatskapelle, dem MDR Rundfunkchor und einem ausgewählten Solistenensemble zur Aufführung gelangen. Besonders hervorzuheben ist darunter der gefeierte Dresdner Bassist René Pape, der neben seiner Mitwirkung als Sänger auch die Deklamationspartie im »Ersten Ton« übernehmen wird.

Bild: Ernst Rietschel, Entwurf für das Weber-Denkmal am Dresdner Theaterplatz (um 1853)

12. Symphoniekonzert Sonntag, 3. Juli 2011, 11 Uhr Montag, 4. Juli 2011, 20 Uhr Dienstag, 5. Juli 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Dirigent

Manfred Honeck Bass und Sprecher

René Pape Sopran

Christiane Karg Mezzosopran

Anke Vondung Tenor

Michael Schade MDR Rundfunkchor Leipzig Einstudierung

Howard Arman

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Carl Maria von Weber »Der erste Ton«, Kantate für Sprecher, Chor und Orchester op. 14 »L’Accoglienza«, Festa teatrale für Soli, Chor und Orchester Erste Wiederaufführung seit dem Uraufführungsjahr 1817 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich


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Staatskapelle Konzert in der Frauenkirche II

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In memoriam Sir Charles Mackerras D i e Sta at s ka p e lle un d S i r Ro g er Norrin gton mu si z i ere n i n d er Fra ue n k i r c he M o zarts c- Mol l- Messe i m Gede n k e n a n d e n i m ver g a ngen en J ahr versto r b e n e n D i r i g e n t en

Sir Charles Mackerras im Dresdner Zwinger, April 2008

Es hätte sein letztes Konzert auf dem europäischen Kontinent werden sollen: So hatte es der große Sir Charles Mackerras geplant, nachdem er im April 2008 sein spätes und lange erwartetes Debüt am Pult der Staatskapelle in der Frauenkirche gegeben hatte. An diesen Ort und zu diesem Orchester wollte er im Juni 2011 zurückehren und sich mit Mozarts c-MollMesse in der Fassung von Robert Levin vom europäischen Konzertpublikum verabschieden. Doch das Schicksal wollte es anders: Sir Charles starb im vergangenen Juli nach kurzer schwerer Krankheit mit 84 Jahren in seiner Wahlheimat London. Das Konzert in der Frauenkirche ist ihm nun posthum gewidmet. Am Pult steht mit Sir Roger Norrington ein enger Freund des Verstorbenen und wie dieser ein bedeutender Mozart-Interpret unserer Tage.


Tobias Niederschlag, Autor Matthias Creutziger, Fotograf

Konzert in der Frauenkirche II Samstag, 18. Juni 2011, 20 Uhr Frauenkirche In memoriam Sir Charles Mackerras Dirigent

Sir Roger Norrington Sopran I

Dorothee Mields Sopran II

Ruth Ziesak Tenor

Werner Güra Bass

Christoph Pohl Dresdner Kammerchor Einstudierung

Hans-Christoph Rademann Wolfgang Amadeus Mozart Missa c-Moll KV 427, ergänzt und herausgegeben von Robert D. Levin

Er war ein Maestro, der wahrlich viel erreichte und mit seinen Aufnahmen und musikwissenschaftlichen Erkenntnissen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: Sir Charles Mackerras, geboren 1925 als Sohn australischer Eltern in New York, kam nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Prag und sog dort als Schüler von Václav Talich die tschechische Musiziertradition in sich auf. Sie ließ ihn nicht mehr los: Mackerras wurde einer der führenden Interpreten tschechischer Musik und führte die Werke Leoš Janáčeks zurück ins Repertoire. Ohne seinen bahnbrechenden Janáček-Opernzyklus, den er ab 1976 mit den Wiener Philharmonikern einspielte, wären Janáčeks Werke und seine epochale Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts noch heute außerhalb Tschechiens weitgehend unbekannt. Aber nicht nur bei Janáček, auch bei anderen Komponisten wirkte Sir Charles stilbildend: Etwa in Sachen Händel, dessen »Feuerwerksmusik« er als erster historisch informiert einspielte und dessen Opern er musikwissenschaftlich edierte; auch Schubert, den er von jeglicher Biedermeierlichkeit befreite und dessen Abgründigkeit er in aller Schroffheit offenlegte; oder Brahms, der unter ihm wirklich »fortschrittlich« klang. Und natürlich Mozart, dessen Werke er wie kaum ein anderer in ihrer ganzen Ausdrucksfülle zum Leben brachte. Davon zeugen nicht zuletzt die späten Mozart-Aufnahmen mit dem Scottish Chamber Orchestra, die zu seinem Vermächtnis geworden sind. Nicht ohne Grund wählte Alfred Brendel für seinen letzten Auftritt mit Orchester 2008 Mozart, die Wiener Philharmoniker und Sir Charles Mackerras als Dirigenten. Mozart und Schubert dirigierte Sir Charles auch bei seinem ersten Konzert am Pult der Staatskapelle, das erst im April 2008 in der Dresdner Frauenkirche stattfand. Auf dem Programm standen Mozarts selten gespielte »Vesperae solennes de confessore« (mit dem berühmten »Laudate Dominum«) und Schuberts letztes Orchesterwerk, die Messe in Es-Dur. Auf Anhieb fühlte sich Sir Charles damals in Dresden wohl, und es ist im Nachhinein ein Glücksfall, dass das Konzert mitgeschnitten und beim Label Carus veröffentlicht wurde. »Der Himmel auf Erden«, titelte nach der Veröffentlichung der Rezensent der Stuttgarter Zeitung; inzwischen gilt die Aufnahme bereits als ein Klassiker im Katalog des Labels.

An diesen Erfolg wollte Sir Charles anknüpfen, als er für sein vorsätzlich letztes Konzert im Ausland Dresden, die Staatskapelle und die Frauenkirche wählte, um an diesem symbolträchtigen Ort Mozarts c-Moll-Messe zu musizieren – eines der großen Meisterwerke der abendländlichen Kirchenmusik. Mackerras plante, das unvollendete Werk in der vervollständigten Fassung des Mozart-Spezialisten Robert D. Levin aufzuführen, die 2005 unter Helmuth Rilling in der New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt wurde und in Fachkreisen höchste Anerkennung fand. Mit Dorothee Mields, Ruth Ziesak, Werner Güra und Christoph Pohl konnte ein ideales Mozart-Quartett zusammengestellt werden, dazu der Dresdner Kammerchor in der Einstudierung von Hans-Christoph Rademann, dessen Mitglieder sich bereits sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Altmeister freuten. Zu dieser Zusammenarbeit sollte es nicht mehr kommen. Der Tod riss Sir Charles am 14. Juli 2010 aus vielen Verpflichtungen, für die kurzfristig andere Lösungen gefunden werden mussten. So dirigierte Herbert Blomstedt für ihn die Wiener Philharmoniker bei der Salzburger Mozartwoche, und die Dirigate bei den Berliner Philharmonikern, bei denen er ebenfalls erst spät, 2004, debütiert hatte, übernahm der junge Tscheche Tomáš Netopil. Das Konzert in der Dresdner Frauenkirche dirigiert nun Sir Roger Norrington, der eng mit Sir Charles befreundet war und bereits unmittelbar nach dessen Tod die Aufführungen von Mozarts »Idomeneo« beim Edinburgh Festival übernahm. Die letzte noch offiziell angekündigte Mackerras-Saison geht damit zu Ende. Es wird ein denkwürdiger Abend werden in Erinnerung an einen großen Musiker und kreativen, wissensdurstigen Menschen, der mit seiner Kunst und seinem Wesen viel Glück und Heiterkeit in diese Welt brachte.


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Staatskapelle Klassik picknickt

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Rafaela Carrasco


Matthias Claudi, Autor

Eine spanische Sommernacht F la m e n c o - Mu sik steht im Mittel pu n kt d er v i ert e n A us g a b e d es Open - Air- Kon zerts »Klassik Pickn ickt« vo r d er G lä ser n en Man u faktu r von Vol kswagen

Eine »Spanische Sommernacht« wartet auf die Freunde des Sommer-Open-Airs der Sächsischen Staatskapelle auf den Wiesen vor der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen. Der Gitarrist Cañizares sowie die Flamenco-Künstlerinnen Esperanza Fernández und Rafaela Carrasco, allesamt gebürtige Spanier und absolute Ausnahmevertreter ihres jeweiligen Faches, zünden am 25. Juni 2011 ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse und verwandeln Dresden – zumindest für eine Nacht – zur nördlichsten Stadt der iberischen Halbinsel. Dabei wird auch die Sächsische Staatskapelle Dresden ihr Gespür für spanisches Temperament und südländische Rhythmen unter Beweis stellen. Mit Josep Pons, ebenfalls ein gebürtiger Iberer, hat sie für dieses Repertoire einen besonders prädestinierten Dirigenten verpflichtet. Auf dem Programm stehen zu Beginn vier Tänze aus dem Ballett »Estancia« des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, gefolgt von dem wohl berühmtesten Gitarrenkonzert überhaupt, dem »Concierto de Aranjuez« von Joaquín Rodrigo. Dessen Solopart übernimmt der

Weltklasse-Gitarrist Cañizares, der mit diesem Werk erst unlängst im Europakonzert der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle in Madrid brillierte. Eine Attraktion für die Zuschauer wird die Tänzerin Rafaela Carrasco mit ihrer FlamencoKunst sein, für die sie auch international gefeiert und bewundert wird. Krönender Abschluss dieses Open-Air-Spektakels sind dann die beiden Suiten aus den Balletten »Der Liebeszauber« und »Der Dreispitz« von Manuel de Falla, wobei erstere die Staatskapelle erstmals mit einer echten Flamenco-Sängerin zusammenführen wird. Wenn nun auch noch der Wettergott an diesem Abend mitspielt, könnten die Voraussetzungen für eine unvergessliche »Fiesta« nicht besser sein.

KLASSIK PICKNICKT Samstag, 25. Juni 2011, 20.30 Uhr Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen »Spanische Sommernacht« Dirigent

Josep Pons Gitarre

Cañizares Flamenco-Sängerin

Esperanza Fernández Flamenco-Tänzerin

Rafaela Carrasco Alberto Ginastera Vier Tänze aus dem Ballett »Estancia« op. 8

Joaquín Rodrigo »Concierto de Aranjuez«

Manuel de Falla Suite aus dem Ballett »El amor brujo« Suite Nr. 2 aus dem Ballett »El sombrero de tres picos« Karten zum Preis von 5 Euro sind im Vorverkauf in der Schinkelwache am Theaterplatz (T 0351 4911 705), in der Gläsernen Manufaktur sowie an der Abendkasse erhältlich. Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren haben freien Eintritt. Einlass ab 19 Uhr, Beginn ist um 20.30 Uhr.


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Staatskapelle

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Uraufführung, Wiederaufführung und Spanische Sommernacht Di e Ko nz erte der S äc hs i s c he n Sta at s ka pel l e Dres den im J u n i u n d J u l i 2011

Lawrence Renes Christian Thielemann

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden 11. Symphoniekonzert

Bruno Ganz

8. Kammerabend Staud & Mundry Treffen der Capell-Compositeure

Dienstag, 7. Juni 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden

Samstag, 4. Juni 2011, 20 Uhr Sonntag, 5. Juni 2011, 11 Uhr Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen

Programm und Mitwirkende werden später bekannt gegeben.

Asher Fisch Dirigent Bruno Ganz Sprecher

4. Aufführungsabend

Vocal Concert Dresden Einstudierung: Peter Kopp Johannes Maria Staud »Der Riß durch den Tag«. Monodram für Sprecher und Ensemble [2011] Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Uraufführung Isabel Mundry »Scandello-Verwehungen« für Chor, Ensemble und Bandzuspielung [2009 / 2010] Auftragswerk der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Mittwoch, 22. Juni 2011, 20 Uhr Semperoper Lawrence Renes Dirigent Simon Kalbhenn Violoncello Tōru Takemitsu Requiem für Streicher Camille Saint-Saëns Cellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 Franz Schubert Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«, Bearbeitung für Streichorchester von Gustav Mahler

Samstag, 11. Juni 2011, 20 Uhr Sonntag, 12. Juni 2011, 11 Uhr Montag, 13. Juni 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden Christian Thielemann Dirigent Maurizio Pollini Klavier Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« d-Moll op. 81 Max Reger »Eine romantische Suite« op. 125 Johannes Brahms Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich


Manfred Honeck Sir Roger Norrington

12. Symphoniekonzert Konzert in der Frauenkirche II

Sonntag, 3. Juli 2011, 11 Uhr Montag, 4. Juli 2011, 20 Uhr Dienstag, 5. Juli 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden

Samstag, 18. Juni 2011, 20 Uhr Frauenkirche Rafaela Carrasco

In memoriam Sir Charles Mackerras Sir Roger Norrington Dirigent Dorothee Mields Sopran I Ruth Ziesak Sopran II Werner Güra Tenor Christoph Pohl Bass

Klassik picknickt Samstag, 25. Juni 2011, 20.30 Uhr Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen »Spanische Sommernacht«

Dresdner Kammerchor Einstudierung: Christoph Rademann Wolfgang Amadeus Mozart Missa c-Moll KV 427, ergänzt und herausgegeben von Robert D. Levin

Josep Pons Dirigent Cañizares Gitarre Esperanza Fernández Flamenco-Sängerin Rafaela Carrasco Flamenco-Tänzerin Alberto Ginastera Vier Tänze aus dem Ballett »Estancia« op. 8 Joaquín Rodrigo »Concierto de Aranjuez« Manuel de Falla Suite aus dem Ballett »El amor brujo« Suite Nr. 2 aus dem Ballett »El sombrero de tres picos«

Manfred Honeck Dirigent René Pape Bass Christiane Karg Sopran Anke Vondung Mezzosopran Michael Schade Tenor MDR Rundfunkchor Leipzig Einstudierung: Howard Arman Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Carl Maria von Weber »Der erste Ton«, Kantate für Sprecher, Chor und Orchester op. 14 »L’Accoglienza«, Festa teatrale für Soli, Chor und Orchester Erste Wiederaufführung seit dem Uraufführungsjahr 1817 Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich


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Jazz

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Matthias Creutziger, Autor und Fotograf

Bild-Ton-Spektakel De ut s c he Erstau ffü hru n g von » T h e El ephan t’s Ey e«

Kaum ein anderes Zitat trifft das Experimentierfeld des Jazz so umfassend wie jenes von Julio Cortazar. Es stammt aus dem Roman »Rayuela«. Der Argentinier Cortazar schrieb dieses Buch im Pariser Exil. Er hat treffend umrissen und begriffen, um was es bei dem Phänomen Jazz geht: Es darf keine Grenzen, keine Berührungsängste geben, wenn es um Neuentdeckungen und Kreativität geht. Obwohl inzwischen etabliert und auf den großen Podien der Welt zu Hause, wird bei Konzerten mit anspruchsvollen Musikern immer ein großer Anteil Laborzustand zu finden sein. Auch spielten intermediale Projekte im Jazz immer eine Rolle. In Erinnerung ist noch der atemberaubende Auftritt des Geri Allen Trios mit dem Tänzer Maurice Chestnut 2009 in der Semperoper. »Seine eleganten Bewegungen flossen wie unter Ausschaltung der Schwerkraft und behaupteten sich sowieso stets eins in eins mit der Musik.« (Dresdner Neueste Nachrichten). Als sensationell sind dabei auch die gemeinsamen improvisatorischen Experimente der Maler K.R. Sonderborg oder Claus Weidensdorfer und Jürgen Haufe mit Jazzmusikern zu nennen. Mit Michel Portal, Louis Sclavis, Henri Texier und Christophe Marguet kommt die Crème de la Crème der französischen Jazzgilde nun nach Dresden. Mit dabei aber auch der Fotograf Guy Le Querrec, der vielleicht bekannteste französische Jazzfotograf. Kein anderer besitzt so viel Vertrauen bei den Jazzmusikern der französischen Jazz-Szene wie er. Wunderbare Einblicke in sein Schaffen gewährt der Band »JAZZ de J à ZZ«. Die Anfänge für das Projekt »The Elephant’s Eye« liegen 21 Jahre zurück. 1990 tourte das Trio Aldo Romano, Louis Sclavis und Henri Texier erstmals durch Zentralafrika. 1993 folgte eine zweite Tournee, 1997 eine dritte. Gespielt wurde in Konzerthallen, zu Dorffesten und auf der Straße. Immer mit dabei der Initiator dieser

Reisen, Guy Le Querrec. Inspiriert von den Begegnungen mit Menschen und den griffigen Themen afrikanischer Musik, entstand eine betörend schöne und gleichzeitig sehr erfolgreiche CD-Trilogie »carnet de routes«, »suite africaine« und »african flashback«. Gleichberechtigt platziert wurden dabei im Schuber in einem jeweilig beiliegenden Miniatur-Fotobuch spannende Bilder der Tourneen, aber auch freie Reportage-Impressionen des Fotografen. Der Fotograf Guy wäre nicht der Foto-Poet Guy, gäbe es dafür nicht eine Spielart der Idee. Wie schreibt Cortazar in »Reise um den Tag in 80 Welten«: »… so wie bei Lester (Young) das melodische Schema, durch das er auf die Rückseite des Teppichs stieß, wo dieselben Fäden und dieselben Farben in anderer Weise einschießen«, so ist »The Elephant’s Eye« eine Art logische Fortsetzung dieses optisch-musikalischen Abenteuers. Hier werden die fotografischen Geschichten des Magnum-Fotografen Le Querrec auf eine Leinwand projiziert, unter der das Traum-Quartett agiert. Neben der Galionsfigur Michel Portal, der seine Karriere bei Edith Piaf begann und später in der klassischen Musik als Interpret von Werken von Boulez, Berio und Stockhausen eine ebenso wegweisende Rolle spielte wie im Jazz, ist sein Kollege Louis Sclavis mit dabei. Mit seinem Lyoner Musikerkollektiv zelebrierte wiederum Sclavis in den 1980ern eine Musik, die mit dem Begriff »Imaginäre Folklore« in Zusammenhang gebracht wurde und damit verschmolz. Im Kontext von »The Elephant’s Eye« übernehmen die beiden Bläser die Rolle der subtilen Interpreten der Bilderwelten. Als rhythmischer Motor der Band fungiert das musikalische Tandem Henri Texier und Christophe Marguet. Durch die Berührungen von Bildern und Musik entstehen hierbei unvorhersehbare Synergien und Effekte und münden in ein nie zuvor erlebtes BildTon-Spektakel.

Jazz in der Semperoper

»The Elephant’s Eye« Deutsche Erstaufführung

Guy Le Querrec, Fotografie Michel Portal, Klarinette & Saxofon Louis Sclavis, Klarinette & Saxofon Henri Texier, Kontrabass Christophe Marguet, Schlagzeug Mittwoch, 15. Juni 2011, 21 Uhr Karten ab 9 Euro


jazz ist wie ein vogel, der wandert oder auswandert und einwandert oder weiterwandert, ein 端berdieschrankenspringer, ein zollgrenzenverspotter, ein l辰ufer, der 端berall ist... 端berall, mit der gabe der allgegenwart... in birmingham, in warschau, in mailand, in buenos aires, in genf, in der ganzen welt, er ist unvermeidlich, er ist der regen und das brot und das salz... eine wolke ohne grenzen...

JULIO CORTAZAR


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Semperoper Ballett »On the move«

William Forsythe

The Second Detail Slingerland Pas de deux Pascal Touzeau

No Thumb Jacopo Godani

Spazio-Tempo Es tanzt das Semperoper Ballett Vorstellungen

1. und 2. Juli 2011, 19 Uhr Karten ab 19 Euro (10 Euro ermäßigt)

Eine Kooperation zwischen Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste und dem Semperoper Ballett

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Sophie Becker, Autorin Costin Radu, Fotograf

Semperoper Ballett »On the move « in He l l er au

Zum dritten und letzten Mal in dieser Spielzeit ist das Semperoper Ballett »on the move«. Am 1. und 2. Juli wird die Company im Festspielhaus Hellerau Höhepunkte aus ihrem zeitgenössischen Repertoire präsentieren. William Forsythe ist mit zwei Choreografien vertreten, seinem Erfolgsstück »The Second Detail« und »Slingerland Pas de deux«, einer Premiere beim Semperoper Ballett, getanzt von den beiden ersten Solisten Yumiko Takeshima und Raphaël Coumes-Marquet. Von Pascal Touzeau, mittlerweile Ballettdirektor in Mainz, wird »No Thumb« gezeigt. Touzeau ergründet hier zum »Dona nobis pacem« des lettischen Komponisten Peteris Vasks das Vokabular menschlicher Konversation in all seiner Vielfältigkeit und Tiefe. Dabei verzichtet »No Thumb« bewusst auf eine stringente Handlung zugunsten vieler kleiner, tableauartiger Szenen, die miteinander verbunden, wie in einem Puzzle, sich zu einem neuen Ganzen fügen. Der Italiener Jacopo Godani ist nicht nur ausgebildeter Tänzer, sondern studierte zugleich Visuelle Kunst. In seinen Kreationen, so auch bei »Spazio-Tempo«, verantwortet er neben der Choreografie auch regelmäßig Ausstattung und Licht-Design. Die Musik stammt vom Münchner Duo 48nord, eine Formation für experimentelle elektroakustische Musik, bestehend aus Siegfried Rössert (E- und Kontrabass, Live-Elektronik, Komposition) und Ulrich Müller (E-Gitarre, Live-Elektronik, Komposition). Godanis kraftvolle Gruppenchoreografie begeisterte Publikum und Kritik gleichermaßen. In der Spielzeit 2011 / 12 wird er seine Version von Strawinskys »Sacre« im Rahmen des Ballettabends »Les Ballets Russes – Reloaded« vorstellen.


Semper!

Menschen

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Johannes Maria Staud, Capell-Compositeur

Zehn Fragen

Johannes Maria Staud ist in der Saison 2010 / 11 Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Geboren 1974 in Innsbruck, studierte er in Wien und Berlin und wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet (u.a. Kompositionspreis der Salzburger Osterfestspiele, Paul-Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals). Von 2007 bis 2009 war er Young Composer Fellow des Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst. Auftragswerke schrieb er darüber hinaus auch für die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle, die Wiener Philharmoniker und Daniel Barenboim und das Ensemble Modern Orchestra und Pierre Boulez. Am 4. und 5. Juni 2011 kommt in der Gläsernen Manufaktur sein Monodram »Der Riß durch den Tag« (mit dem Schauspieler Bruno Ganz) zur Uraufführung, im 8. Kammerabend am 7. Juni außerdem sein neues Solofagottstück »Celluloid«.


Mein Morgenritual ist…

Mein Traum vom Glück…

Abschalten kann ich am besten…

Das Unvernünftigste, was ich je getan habe…

Schwach werde ich…

In meiner Hosentasche habe ich…

Mein letzter Lustkauf war…

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es…

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…

Mein Lieblingsort in Dresden…


Semper!

Impressum Herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336 Redaktion Maret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid, Christine Diller, stellver­ tretende Leitung Sophie Becker, Matthias Claudi, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler Bildnachweis Titel Matthias Creutziger S. 11 Agentur S. 12, 14 Archiv S. 30 Staatliche Kunstsammlungen Dresden S. 34 Agentur S. 42 Matthias Creutziger Gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Bjoern Wolf, Raul Kokott Herstellungsregie Marcus Bräunig Druck Druckerei Thieme GmbH Papier Munken Lynx Rough, 100g Multi Art Silk, 200g Anzeigenvertrieb Keck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden Redaktionsschluss für dieses Heft: 20. Mai 2011

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache.

Service, Spielplan, Impressum

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Service

Spielplan

Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2 01067 Dresden

Juni

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr* (*Änderungen im Monatsspielplan bzw. auf semperoper.de) T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de Tickets Eventim / CTS-Kartenvorverkauf Über die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = computer ticket service) können Sie im gesamten Bundesgebiet (sowie in Österreich) Karten für die Semper­o per Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de Internet Auf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar. Print@Home Der einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Eintrittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden. Gutschein Mit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzertabend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren unter semperoper.de zum selbst Ausdrucken. Spielplanversand Die Spielzeitbroschüre (zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: poststelle@semperoper.de

Mi 01 18:00 Cinderella 21:00 Klavierrecital Arcadi Volodos (DMF) Do 02 11:00 Cinderella 11:00 Matinee der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden 18:30 Tannhäuser Fr 03 19:00 Cinderella 20:00 Konzert der Berliner Philharmoniker (DMF) Sa 04 19:30 3 Farben Grün 20:00 Staud & Mundry (Gläserne Manufaktur von Volkswagen) So 05 11:00 Staud & Mundry (Gläserne Manufaktur von Volkswagen) 11:00 FIGARO Operncafé Spezial 17:00 Tannhäuser Mo 06 19:30 Premiere Anna Bolena (konzertant) 1 Di 07 20:00 8. Kammerabend Do 09 19:00 Die Zauberflöte Fr 10 19:30 Anna Bolena (konzertant) 1 Sa 11 Öffentliche Probe im Ballettsaal 19:00 Dido and Aeneas 2 20:00 11. Symphoniekonzert/ Christian Thielemann So 12 11:00 11. Symphoniekonzert/ Christian Thielemann 11:00 Einführungsmatinee Street Scene 18:00 Dido and Aeneas 2 19:00 La bohème 1 Mo 13 18:00 Dido and Aeneas 2 20:00 11. Symphoniekonzert/ Christian Thielemann Di 14 19:00 Schwanensee Mi 15 21:00 Jazz Special: Quartett Michel Portal Do 16 19:00 Schwanensee Fr 17 19:00 Schwanensee Sa 18 19:00 La bohème 1 20:00 Konzert in der Frauenkirche II / Sir Roger Norrington So 19 12:00 Dido and Aeneas 2 18:00 Premiere Street Scene 5 Mo 20 19:30 Schwanensee Di 21 19:00 Street Scene 5 Mi 22 20:00 4. Aufführungsabend / Lawrence Renes Do 23 19:00 Schwanensee Fr 24 18:00 Cinderella 19:00 Street Scene 5 Sa 25 18:00 Cinderella 19:00 Carmen 4 20:30 Klassik picknickt


Weitere Informationen unter semperoper.de Änderungen vorbehalten

So 26 11:00 Matinee der Palucca Hochschule für Tanz Dresden 19:30 Street Scene 5 Mo 27 18:00 Cinderella 19:00 Carmen 4 Di 28 14:00 Street Scene 5 18:00 Cinderella 20:00 Mezzo-Zauber Mi 29 19:00 Street Scene 5 Do 30 19:00 Carmen

Juli Fr 01 20:00 20:00 Sa 02 20:00 20:00 So 03 11:00 19:00 Mo 04 20:00 Di 05 20:00

»On the move« in Dresden Hellerau La bohème 1 Liederabend Michael Volle »On the move« in Dresden Hellerau 12. Symphoniekonzert / Manfred Honeck Street Scene 5 12. Symphoniekonzert / Manfred Honeck 12. Symphoniekonzert / Manfred Honeck

Bis zum 5. Juli finden die Werkund Konzerteinführungen aufgrund der Ausstellung »Verstummte Stimmen« im ehemaligen Opernrestaurant (am Zwingerteich) statt.

1 in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln 2 in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln 3 in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln 4 in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln 5 Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung DMF – im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

Der Dresdentag wird unterstützt durch

Die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

Eine Initiative der Rudolf Wöhrl AG.


Semper!

Rätsel

46

Rätsel 650 Z a h l d es M o n at s

650 Jahre zählt der Kinderchor der Semperoper Dresden. So alt sind nämlich alle seine jungen Sängerinnen und Sänger zusammengerechnet. 50 Kindern wird hier die Freude am Singen und Spielen vermittelt, darunter 14 Jungen und 36 Mädchen im Alter zwischen neun und 17 Jahren. An durchschnittlich vier bis sechs Vorstellungen im Monat sind die Kinder beteiligt. Dabei umfassen die vielfältigen szenischen und musikalischen Aufgaben sowohl Mitund selbständiges Singen (deutsch und fremdsprachig) als auch Komparserieauftritte. Außerdem werden stimmbildnerische und musiktheoretische Grundkenntnisse vermittelt. Je nach Spielplan stehen szenische Proben für die Kinder allein oder gemeinsam mit den erwachsenen Kollegen auf dem Plan. Die Kinder verwenden damit einen großen Teil ihrer Zeit, oft auch am Wochenende oder während der Ferien, für das Theater. Die Repertoireliste reicht von Puccinis »La bohème« über Strauss’ »Der Rosenkavalier« bis zu Wagners »Parsifal«. Mit der neuen Sparte Semperoper Junge Szene hat der Kinderchor nun auch eine eigene Inszenierung bekommen: Die Kinderoper »Der gestiefelte Kater« – eine der aufregendsten Produktionen für die jungen Sänger. Hier stehen sie als Erzählerfiguren in einer Hauptrolle auf der Bühne in Semper 2. In der neuen Spielzeit wird der Kinderchor ein eigenes Konzert unter dem Motto »Herrlich ist unsere Welt« auf die Beine stellen. Die Arbeit mit den Kindern betreut seit 1994 Andreas Heinze, Mitglied des Sächsischen Staatsopernchores.

»Der gestiefelte Kater« 2., 4., 6., 7., 9., 10. Juni 2012, Semper 2

Schwanensee Anlässlich der Volljährigkeit von Prinz Siegfried organisiert die Fürstin einen Ball zu seinen Ehren: Ihr Sohn soll standesgemäß heiraten, und ihm soll die Krone übertragen werden. Am Vorabend des Festes lernt der Prinz jedoch die wahre Liebe kennen … »Schwanensee« ist eines der berühmtesten Ballette zur Musik von Peter Tschaikowsky. Seine Uraufführung im Jahre 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater jedoch war damals ein großer Flop, dadurch unbeliebt und wurde vom Spielplan abgesetzt. Die heute so berühmte Inszenierung wurde erst 1895 am Mariinski-Theater in St. Petersburg in der Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanow aufgeführt. Petipa selbst rechnete nicht mit dem Erfolg und traf auch keine Vorkehrungen für die weitere Aufführungspraxis: Weder ließ er die Choreografie Schritt für Schritt notieren, noch traf er Verfügungen über den Umgang mit der Choreografie nach seinem Tod. Erst 1934 gelang mit dem London-Emigranten Nikolai Sergejew überhaupt eine einigermaßen vollständige Aufzeichnung der Version. Die erste Aufführung des Kirow-Balletts »im Westen« musste bis 1969 warten. Wie hieß der Choreograf der Uraufführung? Im Oscar-gekrönten Film »Black Swan« entwarf eine Prima Ballerina des Semperoper Ballett die Trainingskostüme für diesen Hollywoodstreifen. Wie lautet ihr Name?

Weitere Vorstellungen

14., 16., 17., 20., 23. Juni; 18., 19., 20., 25. September sowie am 21. und 23. Oktober 2011 Karten ab 15,50 Euro Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2011 / 12 Ihrer Wahl, ausgenommen sind Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele. Einsendeschluss

30. Juli 2011 Semperoper Dresden Theaterplatz 2 01067 Dresden kommunikation@semperoper.de Lösungswörter des letzten Rätsels, Heft 7:

»Herrlich ist unsere Welt« 24. Juni 2012, Semper 2 1. Juli 2012, Goethe-Theater Bad Lauchstädt 8. Juli 2012, St. Jakobi-Kirche Stollberg

Ach Gott, vom Himmel sieh darein Johann Sebastian Bach Gewonnen hat

Jaroslav Pátek aus Děčin, Tschechien


Lรถsung 1

Lรถsung 2


Der Stiftungsrat Joachim Hoof Vorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse Dresden Vorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Senator h. c. Rudi Häussler Gründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Helma Orosz Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden Heinz H. Pietzsch, Berlin

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus Fischer Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Hans Günther Schappacher Geschäftsführender Gesellschafter Assistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Susanne Häussler, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Ulrike Hessler Intendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Dr. Andreas Sperl Geschäftsführer EADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen Hubbert Vorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen Gerhard Müller Vorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung Sachsen Geschäftsführer der Stiftung, Dresden

Tilman Todenhöfer Geschäftsführender Gesellschafter Robert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Das Kuratorium Ulrich Bäurle GmbH & Co. KG BBBank eG Behringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbH Robert Bosch GmbH BW PARTNER 4711 Cologne GmbH Daimler AG Deutscher Sparkassen-Verlag GmbH Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH Duravit AG EADS Elbe Flugzeugwerke GmbH ENSO Energie Sachsen Ost AG fischerwerke GmbH & Co. KG GARDENA GmbH GEZE GmbH Hilton Dresden Kempinski Hotel Taschenbergpalais KPMG AG Lange Uhren GmbH Leicht Juweliere Ostsächsische Sparkasse Dresden Piepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG

Heinz H. Pietzsch Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG PSD-Projects + Share Development AG Radeberger Exportbierbrauerei GmbH Rheinmetall AG Sachsen Bank Schwäbische Bank AG, Dr. Peter Linder Unternehmensgruppe Schwarz SRH Holding Sparkassen-Versicherung Sachsen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Senator h.c. Erwin Staudt Super Illu Verlag GmbH & Co. KG Vattenfall Europe Mining & Generation VITRA GmbH Deutschland Juwelier Wempe Adolf Würth GmbH & Co. KG YIT Germany GmbH Zentrum Mikroelektronik Dresden AG Ehrenmitglieder: Professor Christoph Albrecht Professor Gerd Uecker


Wer Kunst versteht, versteht es, sie zu fördern Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind mittlerweile­zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der Intendantin Zum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erleben Sie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach Hause Sie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan. Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren über Neuigkeiten.­

Kartenreservierung leicht gemacht Das Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter Freunden Die Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur.

Informationen und Spendenvordrucke Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne 12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax 0351 423 54 55, stiftung.semperoper@sv-sachsen.de, www.stiftung-semperoper.de


Semper!

Rezension eines Gastes

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Peter Zimmermann Staatssekretär und Regierungssprecher des Freistaates Thüringen

Reihe 7, Platz 23 » 3 Fa r ben Grü n «, mai 2 011

Welch’ wunderbare Abende habe ich in diesem Haus schon erlebt! Wie oft bin ich in Wagner, Mendelssohn und Brahms versunken, habe die Staatskapelle bewundert und zuletzt Barenboim, als er, mit dem Friedenspreis ausgezeichnet, Schubert spielte. Wie oft schon hat mich ein freudig ehrfürchtiger Schauer ergriffen, als ich nur die Gänge betrat. Und jetzt das! Es ist Freitagabend nach einer anstrengenden Woche. Um mich herum flanieren die Flakons. Hier und da ein paar JeansTräger mit Einstecktuch, dann aufrechte Herren mit ausladendem Spreizschritt, zweifelsfrei Tänzer im Zivil. Ich stehe in der ersten Pause und einem Dilemma gegenüber. Unmöglich zu schreiben, dass ich die »Smaragde« langweilig fand, die Musik nicht präzise und das Bühnenbild erdrückend. Die letzte halbe Stunde liegt mir im Kopf wie schweres russisches Parfüm. Mir fällt zu Balanchine gar nichts ein, denn mein Frankreich sieht anders aus. Mein Frankreich vor hundert Jahren irgendwie auch. Der Mann hat die Stile verwechselt oder die Jahrzehnte oder beides. Ich höre die Feuilletonisten schon laut aufschreien über soviel Ignoranz. Ich kann es nicht ändern, ich bin einfach in der falschen Vorstellung. Lieber Aaron Watkin: Kein Zugang, tut mir leid. Und nun? Die Hausmarke kühlt ein wenig, ich suche Gespräche. Als ich mich zu erinnern versuche, wann und unter welchen Umständen ich diese Rezension zugesagt habe, sitze ich – auf alles gefasst – schon wieder in der 7. Reihe, Platz 23.

Ein Tisch. Eine Treppe. Eine Stufe. Eine Wand. Karges Licht und schwarze Tiefe. Die Szenerie ist schlicht. Schön. Sehr schön sogar. Die Treppe erinnert mich sofort an Kafka. Die Stufen sind konisch, sie enden im Nichts. Schnelle Bewegungen, ich spüre Aufbruch. Nur einen Augenblick, und ich bin berührt. Mats Ek zieht mich sofort und ganz in seinen Bann mit »Sie war schwarz«.

Mir scheint, als dämmere vor meinen Augen die Menschheitsgeschichte vorüber – unkonkret, aber auf den Punkt. Heroen und Diebe, Gütige und Geile, Fromme und Einfältige und immer auch all diejenigen, die es noch werden wollen. Was für eine einfallsreiche, lebendige und sinnliche Choreografie. Eine Linie, zwei, dann mehr: Ek beschreibt Menschen, zeigt Abgründe und Reflexe, Süchte und Ordnungen. Spielerische Macht, naive Perversion – dies- und jenseits der Wahrnehmung. Mir scheint, als dämmere vor meinen Augen die Menschheitsgeschichte vorüber – unkonkret, aber auf den Punkt. Heroen und Diebe, Gütige und Geile, Fromme und Einfältige und immer auch all diejenigen, die es noch werden wollen. Sie deuten an, täuschen vor, geben oder schlagen zu – heimlich, hinterrücks, doppelbödig und frech. Es liegt Lust in der Luft, Tiefe. Ich denke an die Tänzer – wie viel mehr Energie spüre ich jetzt! Der erste Solist plötzlich nackt auf einer Kante, frivol und durchdrungen in jeder Regung. Ein Hut fliegt, ein Sack tanzt, ein Tisch schwebt – die Linien sind wunderbar klar und fast lyrisch verwoben. Sie treten hervor und lösen sich auf, tänzerisch mit hoher Präzision und immer wieder mit neuen Ideen. Fast einfach muten einige Bilder an, bis zu

dem Augenblick, in dem sie sich geschickt wenden oder verzerren. Begeistert bin ich auf Entdeckung, genieße die Klänge: Abendland, Morgenland, dann Sirenen und Film. Fast unbemerkt kommt der Vorhang. Einen Lichtspalt breit am Ende über dem Boden fährt sie hinfort – schwarz. Voller Sinn und Sinnlichkeit für all jene, die noch ganz bei ihren Sinnen sind. Als Fünfzehnjähriger war ich zum ersten Mal da. Später häufiger. Heute oft. Rhythmischer Applaus in der Semperoper? Nie. Und nun für »Sie war schwarz« acht Vorhänge lang! Bravo. Bravo!

Peter Zimmermann

»3 Farben Grün« Weitere Vorstellung

4. Juni 2011 Semperoper Dresden Karten ab 13 Euro

»Sie war schwarz« ebenso zu erleben in dem mehrteiligen Ballettabend

»Zaubernächte« 16. und 22. September sowie am 5. und 16. Oktober 2011 Karten ab 13 Euro


Dido and Aeneas Henry Purcell In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Aufführungen 11., 12., 13. und 19. Juni 2011 in der neuen Spielstätte Semper 2 Informationen Karten ab 9 Euro Schinkelwache am Theaterplatz T 0351 4911 705 bestellung@semperoper.de semperoper.de


Radeberger pilsner Radeberger pilsner Radeberger pilsner Partner des jungen ensembles

Partner ensembles Partner des des jungen jungen ensembles 124260_RP_Image_ImageTheaterj_210x280.indd 1

26.04.11 17:44


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