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Gegen Mikroplastik hilft nur Vermeidung

Der Abrieb von Autoreifen, Kunstfasern aus Kleidung und Plastikverpackungen von Le bensmitteln: Jeder Mensch verteilt tagtäglich grosse Mengen an grossen und kleinen Kunststoffteilchen in die Umwelt. «Ein Verzicht auf massenhaften Gebrauch von Kunststoffprodukten könnte die Plastikflut in der Umwelt wirkungsvoll eindämmen», sagt Dr. Andreas Köhler, Forscher am Öko-Institut. Plastikrecycling ist zwar wichtig, reicht aber allein nicht aus, um Mikroplastik von der Natur fernzuhalten. «Auch Er satzmaterialien wie bioabbaubare Kunststoffe oder Baumwolltextilien verlagern die Umweltprobleme lediglich, statt sie wirklich zu lösen.» Köhler hat sich gemeinsam mit mehreren Experten des Öko-Instituts im Projekt «Oh ne Plastik leben – aber wie!?» mit den Ursachen des heutigen Massenkonsums von Kunststoffen auseinanderge setzt. Das Projekt analysiert Möglichkeiten und Auswirkungen eines Plastikverzichts in drei Anwendungsgebieten. Dabei wurden auch Erfahrungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern bei der Plastikvermeidung mit in Be tracht gezogen. «Die Plastikverschmutzung der Natur ist unumkehrbar, das Zurückholen von Billionen kleinster Plastikfragmente aus Böden, Flüssen und Meeren kann der Mensch nicht leisten», sagt Projektkoordinator Köhler. «Das wirkliche Ausmass der Schädigung ist momentan noch nicht abschätzbar.» Deshalb ist es jetzt umso dringlicher, die weitere Plastikfreisetzung in die Umwelt deutlich zu vermin dern. Von den meisten Menschen unbemerkt sind Fahrzeugreifen die grössten Verursacher von Kunststoffpartikeln in der Umwelt. Fahren verursacht Reifenabrieb und so gelangen jährlich rund 100000 Tonnen Mikroplastik in Deutschland in die Umwelt – etwa ein Drittel des gesamten Auf kommens. Polymer-Mikrofasern lösen sich beim Benutzen und Waschen aus der synthetischen Kleidung. Etwa 77 Gramm davon setzt jede Person in Deutschland pro Jahr frei. Das Meiste davon landet im Hausstaub und im Waschwasser. Fertiggerichte, Käse- und Wurstaufschnitte sowie Joghurt in Einweg-Verpackungen aus Kunststoff waren ursprünglich für Ausnahmesituationen wie den Ausser-Haus-Verzehr ge dacht. Heute ist die so erzielte

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Empa nimmt Nanomedizin unter die Lupe

Nanopartikel aus Eisen und Silber unter dem Mikroskop. Ein «Kügelchen» ist rund 100 Nanometer klein. Bild: SNI/Unibas

Empa-Forscher um Bernd Nowack von der Abteilung Technologie und Gesellschaft in St.Gallen berechnen die Risiken von Nano-Medikamenten. Das interdisziplinär angelegte Projekt Biorima erarbeitet das Risikomanagement von Nanobiomaterialien für Mensch und Umwelt. Erste Lücken hat Nowack bereits vor einiger Zeit geschlossen, als er mit seinem Team das Risiko von Nano-Goldpartikeln in der Umwelt abschätzte. «Derzeit kann man davon ausgehen, dass Nano-Gold in medizinischen Anwendungen keine Probleme verursacht», so der Forscher. In der neuen Studie analysierte Nowacks Team nun weitere Nanomaterialien, die in der Medizin eingesetzt werden. Interessant sind Partikel zwischen 1 und 100 Nanometern Grösse, weil sie verhältnismässig leicht herzustellen sind und beispielsweise für medizinische Bildgebungsverfahren, antimikrobielle Beschichtungen oder für die Arzneimittelfreisetzung eingesetzt werden können. Unter den bisher verwendeten Substanzen liessen sich aufgrund vorhandener Daten nun erstmals einige häufig verwendete Nanomaterialien untersuchen: Darunter war beispielsweise Nano-Chito san, ein Abkömmling eines natürlich vorkommenden Vielfachzuckers. Weitere analysierte Substanzen waren Polyacrylnitril (PAN), das in der antibakteriellen Therapie genutzt wird, sowie Hydroxyapatit (HAP), ein natürliches Mineral. Bei den Analysen stellte sich heraus, dass Chitosan in seiner herkömmlichen Form, sobald es ins Wasser gelangt, giftiger für Wasser-Mikroorganismen ist als in seiner Nanoform. Nano-Chitosan ist demnach weniger gefährlich für aquatische Lebewesen. Das Nano-Polymer PAN und das mineralische HAP schnitten sogar noch günstiger ab. «Diese Substanzen sind im

Das natürliche Rezeptorbindeprotein der PSA-Phage. Bild: M. Dunne/ETH Zürich

Bequemlichkeit Alltag geworden – zwischen 80 und 90 Prozent aller Lebensmittel gelangen in einer vorbereiteten Form in die Haushalte und produzieren nebenher viel Plastikmüll. Eine Lösung, Plastik zu vermeiden, wäre die Einweg-Verpackungen durch ein System aus unterschiedlich genorm ten Mehrweg-Behältertypen zu ersetzen.

Medienmitteilung Oekoinstitut www.oeko.de

Wasser quasi als nicht toxisch einzustufen», so Nowack. Anders sieht es allerdings für Nano-Silber aus, das in der Medizin für seinen antibakteriellen Effekt geschätzt wird. Was aber bei der Behandlung von Krankheiten erwünscht ist, ist in der Umwelt problematisch: In der Biosphäre wirkt das anorganische Nanomaterial ebenfalls giftig auf Mikroorganismen, die allerdings wichtig für die Balance in einem Ökosystem sein können. Die ermittelten Daten fliessen darüber hinaus in den Prozess der Entwicklung neuer Medikamente ein.

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