ChemieXtra 4/2021

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UMWELT

Das flĂŒssige Metall im Abwasser

KlĂ€ranlagen halten 96 Prozent des Quecksilbers Jedes Jahr fliessen rund 130 Kilogramm Quecksilber in Schweizer KlĂ€ranlagen. Den Löwenanteil können diese Anlagen aus dem Abwasser herausfiltern. Das zeigt eine Untersuchung des Wasserforschungsinstituts Eawag und des Bundesamts fĂŒr Umwelt (Bafu). Fast dreissig Schweizer KlĂ€ranlagen haben sie unter die Lupe genommen.

Stephanie Schnydrig Âč Quecksilber ist Ă€usserst giftig fĂŒr Mensch und Ökosysteme. Es verdampft sehr schnell, wird in der Luft ĂŒber weite Strecken transportiert und reichert sich in Organismen an. Das Schwermetall ist daher seit Jahrzehnten als ein Schadstoff von globaler Bedeutung bekannt – und in der Schweiz fĂŒr fast alle Anwendungen verboten.

Âč Eawag, DĂŒbendorf

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Eine Quecksilberperle (Mitte) umgeben von rötlichem Zinnober.

Grafik: Michael Berg

Zerbrechen aber beispielsweise alte Thermometer, gelangt nach wie vor Quecksilber ins Abwasser. ReprĂ€sentative Studien, welche Mengen tatsĂ€chlich in KlĂ€ranlagen (ARA) fliessen und wie effektiv diese die giftige Substanz herausfiltern, existierten bisher nicht. Nun zeigen Forscherinnen und Forscher der Eawag in Zusammenarbeit mit dem Bafu in einer Studie in der Zeitschrift «Aqua&Gas», dass Schweizer ARA 96 Prozent des Quecksilbers herausfiltern. In Zahlen ausgedrĂŒckt: Pro Jahr fliessen mit dem Abwasser 130 Kilogramm Quecksilber in die ARA, davon gelangen etwa 5 Kilogramm in BĂ€che und FlĂŒsse. «Verglichen mit der gesamten Menge Quecksilber in Schweizer OberflĂ€chengewĂ€ssern macht der Eintrag aus KlĂ€ranlagen jedoch nur etwa 1,5 bis 3 Prozent aus», sagt Michael Berg, Geochemiker an der Eawag und Mitautor der Studie. Das restliche Quecksilber wird aus diffusen, noch nicht eindeutig identifizierten Quellen in die GewĂ€sser eingetragen; es wird etwa durch atmosphĂ€rischen Transport aus den Ozeanen

Bild: Gemeinfrei

Woher das Quecksilber wohl kommt?

Ermittelte Gesamt-Quecksilber-Frachten der Schweizer ARA und der OberflĂ€chengewĂ€sser. Der Beitrag der ARAs zur schweizerischen Gesamt-Quecksilber-Fracht der OberflĂ€chengewĂ€sser ist mit ungefĂ€hr 1,5–3 % relativ gering. Beispiele potenzieller diffuser Quellen sind atmosphĂ€rische Deposition, Bodenerosion und Abschwemmung – oder historische Quellen wie z. B. Quecksilber in Seesedimenten aus frĂŒheren Ablagerungen.

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