Nr. 6 Saison 24/25 – Happy Birthday Ravel

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ÜBERSICHT DER SYMBOLE

Diese Institution verfügt über eine Höranlage

Nummerierte Rollstuhlplätze im Vorverkauf erhältlich

Das Sinfonieorchester Basel verwendet geschlechtergerechte Formulierungen und weist Autor*innen bei der Vergabe von Textaufträgen im Vorfeld darauf hin. Es steht den Autor*innen jedoch frei, ihre Texte individuell zu gestalten.

HAPPY BIRTHDAY RAVEL

Liebes Konzertpublikum

Musik hat die einzigartige Fähigkeit, Bindungen zu schaffen – zwischen Menschen, Kulturen sowie auch zwischen verschiedenen Ebenen des Seins. Der aktuelle Konzertabend steht ganz im Zeichen solcher Verbindungen.

Den Auftakt bildet die Uraufführung von Friedemann Treibers Relations. Mit diesem Stück setzt das Sinfonieorchester Basel seine Reihe von Kompositionsaufträgen an Schweizer oder in der Schweiz lebende Komponist*innen fort. Treiber, ein Meister subtiler Komplexität, schöpft alle Motive seines Werks aus einer Urzelle und verknüpft dabei Persönliches mit spirituellen Ebenen. Das Orchester wartet hier mit drei- bis vier facher Bläserbesetzung und grossem Schlagzeug auf sowie mit den im Sinfoniekonzert selten zu hörenden Klangfarben des ‹Cimbalom› genannten ungarischen Hackbretts. Mit einem Werk von Maurice Ravel feiern wir den 150. Geburtstag eines der grossen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Bertrand Chamayou, einer der führenden Ravel-Interpreten unserer Zeit, spielt dessen G-Dur-Klavierkonzert. Hier zeigt uns Ravel, dass seine Kunst weit mehr umfasst als seinen berühmten Boléro : Mit jazzigen Rhythmen, spanischen und baskischen Themen, Zirkusatmosphäre und Anklängen an Igor Strawinskys Ballett Petruschka zeigt dieses Klavierkonzert kaleidoskopartig ganz verschiedene Einflüsse. Chamayous über seinen einstigen Lehrer laufende

direkte Verbindung zu Ravel und sein herausragendes Können versprechen einen besonderen musikalischen Höhepunkt.

Mit Ernest Chaussons selten gespielter Sinfonie in B-Dur erwartet uns schliesslich ein Werk von grosser emotionaler Tiefe und orchestraler Raffinesse. Chaussons Musik balanciert meisterhaft zwischen Licht und Schatten und entfaltet dabei eine stille Dramatik, die in einem intimen, fast meditativen Schluss gipfelt. Das Sinfonieorchester Basel hat die Sinfonie mit seinem Chefdirigenten Ivor Bolton aufgenommen. Die CD erscheint demnächst.

Der französische Dirigent Pierre Bleuse, vielen noch in bester Erinnerung von seinem Konzert im Mai 2023, bei dem tatsächlich Ravels Boléro auf dem Programm stand, ist als Dirigent die perfekte Wahl für diesen Konzertabend. Durch seine Erfahrung mit zeitgenössischer Musik und der grossen sinfonischen Tradition, gepaart mit einer sensiblen Klangauffassung, garantiert Bleuse eine frische, nuancierte und mitreissende Interpretation.

Freuen Sie sich auf einen Abend, der in vielerlei Hinsicht – auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit – musikalische Brücken schlägt.

Der französische Pianist Bertrand Chamayou kehrt mit Ravels Klavierkonzert G-Dur zum Sinfonieorchester Basel zurück.

VORVERKAUF, PREISE UND INFOS

VORVERKAUF

Bider & Tanner – Ihr Kulturhaus in Basel Aeschenvorstadt 2, 4051 Basel +41 (0)61 206 99 96 ticket@biderundtanner.ch

Sinfonieorchester Basel +41 (0)61 272 25 25 ticket@sinfonieorchesterbasel.ch www.sinfonieorchesterbasel.ch

ZUGÄNGLICHKEIT

Das Stadtcasino Basel ist rollstuhlgängig und mit einer Induktionsschleife versehen. Das Mitnehmen von Assistenzhunden ist erlaubt.

PREISE

CHF 110/90/75/55/35

ERMÄSSIGUNGEN

• Junge Menschen in Ausbildung: 50 %

• AHV/IV: CHF 5

• KulturLegi: 50 %

• Mit der Kundenkarte Bider & Tanner: CHF 5

• Begleitpersonen von Menschen, die für den Konzertbesuch eine Begleitung beanspruchen, haben freien Eintritt. Die Anmeldung erfolgt über das Orchesterbüro.

GEHÖRSCHUTZ

Gehörschutz ist an der Abendkasse sowie am Welcome Desk im Foyer des Stadtcasinos Basel erhältlich.

© Marco Borggreve

HAPPY BIRTHDAY RAVEL

Mi, 19. Februar 2025, 19.30 Uhr

Do, 20. Februar 2025, 19.30 Uhr Stadtcasino Basel, Musiksaal

18.30 Uhr, Musiksaal: Konzerteinführung mit Benjamin Herzog

Friedemann Treiber (*1971)

Relations für grosses Orchester (2025, Uraufführung)

Maurice Ravel (1875 – 1937)

Konzert für Klavier und Orchester G-Dur (1931)

I. Allegramente

II. Adagio assai

III. Presto PAUSE

Ernest Chausson (1855 – 1899)

Sinfonie B-Dur, op. 20 (1890)

I. Lent – Allegro vivo

II. Très lent

III. Animé

Sinfonieorchester Basel

Bertrand Chamayou, Klavier Pierre Bleuse, Leitung

ca. 18’ ca. 20’ ca. 35’

Konzertende: ca. 21.30 Uhr

Klavierkonzert G-Dur

AUFGELOCKERTE BRILLANZ

VON MICHAEL TEGETHOFF Konzerttourneen in den Jahren 1928 und 1929 führten Maurice Ravel nach Spanien, in die Schweiz und nach Österreich sowie nach England, wo er zum Ehrendoktor der Universität Oxford ernannt wurde, und in die Vereinigten Staaten von Amerika. Bei dieser Belastung durch die Reisen ist es verständlich, dass kompositorische Arbeiten erst einmal aufgeschoben wurden. Als Ravel schliesslich an seinem Klavierkonzert in G-Dur zu arbeiten begann, bestellte der Pianist Paul Wittgenstein bei ihm gleichzeitig ein weiteres Konzert.

Wittgenstein hatte im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verloren und gab bei vielen Komponisten Klavierwerke für die linke Hand in Auftrag. Ravel, nun also mit zwei Konzerten beschäftigt, vollendete zunächst das Konzert für die linke Hand . In einem Brief gibt er Auskunft über die beiden sich ergänzenden Projekte: «Die gleichzeitige Planung der beiden Klavierkonzerte war ein interessantes Experiment. Jenes, in dem ich selbst den Solopart spielen werde, ist ein Konzert im echten Sinne des Wortes: ich meine damit, dass es im Geiste der Konzerte von Mozart und Saint-Saëns geschrieben ist. Eine solche Musik sollte meiner Meinung nach aufgelockert und brillant sein und nicht auf Tiefe und dramatische Effekte abzielen. Man hat von bestimmten grossen Klassikern behauptet, ihre Konzerte seien nicht ‹für›, sondern ‹gegen› das Klavier geschrieben. Dem stimme ich gern zu. Ich hatte eigentlich die Absicht, dieses Konzert mit Divertissement zu betiteln. Dann aber meinte ich, dafür liege keine Notwendigkeit vor, weil eben der Titel Concerto hinreichend deutlich sein dürfte. Das Konzert für die linke Hand ist allerdings ganz anders. Die Schreibweise ist nicht so locker. In einem solchen Werk soll im Wesentlichen der Eindruck vermittelt werden, dass das Klangvolumen nicht dünner sei, als in einer Komposition für zwei Hände.

Maurice Ravel in seinem Haus in Montfort-l’Amaury, 1928
© The Picture Art Collection/Alamy
Stock
Foto

Marguerite Long, Solistin der Uraufführung von Ravels Klavierkonzert.

Aus diesem Grunde wählte ich einen Stil, der der feierlicheren Art des traditionellen Konzertes näher liegt.»

Die beiden Klavierkonzerte erscheinen wie zwei ungleiche Geschwister: Der einsätzigen Form des Wittgenstein-Konzerts steht mit dem G-DurKonzert eine Komposition in freier Anlehnung an das klassische Konzert mit seiner Satzfolge schnell – langsam – schnell gegenüber. Das ältere Werk ist dramatisch, das jüngere heiter und optimistisch. Während das Konzert für die linke Hand noch in einer überaus heiklen Kadenz gipfelt, meidet der Komponist in seinem G-Dur-Konzert dieses Relikt aus der überlieferten Konzertform. Wie erwähnt hätte das G-Dur-Konzert eigentlich ‹Divertissement› heissen sollen, was die grossen Unterschiede der Satzcharaktere auch zu rechtfertigen scheinen. Sind die beiden Ecksätze voller Vitalität, so strahlt der langsame Mittelsatz eine ungetrübte Ruhe aus.

Nach dem Peitschenknall zu Beginn des 1. Satzes Allegramente werden nicht weniger als fünf Themen exponiert, die nicht nur der baskischen und der spanischen Musik entlehnt sind, sondern auch Anklänge an den Jazz aufweisen. Ravel hatte Jazzmusik während seiner Amerika-Tournee hautnah studieren können und liess sich von deren Rhythmen und Glissandi in den Bläsern inspirieren. Hinzu kommen in diesem Satz Flattereffekte in den Bläsern, bitonale Momente im Klavierpart und eine brillante Instrumentierung. All das vervollständigt den klanglichen Reiz dieses Eröffnungssatzes.

Das Adagio assai behält ein eintaktiges Bassmodell unbeirrt bis zum Schluss bei. Darüber legt sich eine elegische Melodie, die gelegentlich von der Oberstimme des Klaviers zu den Holzbläsern wechselt. In der Literatur wird gerne auf eine melodische Parallele zum Larghetto aus Mozarts Klarinettenquintett hingewiesen, ferner wurden Vergleiche gezogen zum langsamen Satz dessen Klavierkonzerts c-Moll KV 491 und den Nocturnes von Ravels Lehrer Gabriel Fauré. Was der Satz dabei vor allem ist: originellster Ravel. Das Fina le Presto schliesslich scheint wieder an den Beginn anzuknüpfen, doch kommen hier freche Stilmischungen hinzu, wie etwa deutliche Anklänge an die Zirkusatmosphäre in Strawinskys Ballett Petruschka . Ursprünglich hatte Maurice Ravel bei der Uraufführung seines Klavierkonzerts selbst den Solopart spielen wollen. Diesen Wunsch musste er aufgeben, weil er schon seit längerer Zeit an einem Gehirntumor litt und über entsetzliche Kopfschmerzen klagte. Immerhin konnte der Komponist am 14. Januar 1932 die Uraufführung dirigieren. Solistin war Marguerite Long, der das Werk auch gewidmet ist. Das Konzert für die linke Hand übrigens wurde beinahe zeitgleich uraufgeführt. Es erklang erstmals am 5. Januar 1932 in Wien. Die beiden Klavierkonzerte

© The History Collection/Alamy Stock Foto

gehören zu Ravels letzten grossen Werken. In den verbleibenden sechs Jahren seines Lebens komponierte er so gut wie nichts mehr.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors

Klavierkonzert in G-Dur

BESETZUNG

Soloklavier, Flöte, Piccolo, Oboe, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Pauke, Schlagzeug, Harfe, Streicher

ENTSTEHUNG

1929 – 1931

URAUFFÜHRUNG

Am 14. Januar 1932 in der Pariser Salle Pleyel. Maurice Ravel leitete das Orchestre Lamoureux. Solistin war Marguerite Long.

DAUER

ca. 20 Minuten

RAVELS

«RIESEN SPIELDOSE»

VON MARCO FREI

Für seine Gesamtaufnahme des Klavierwerks von Maurice Ravel wurde Bertrand Chamayou mehrfach ausgezeichnet. Der französische Pianist über seinen ganz persönlichen Bezug zum Klavierkonzert in G-Dur, das er für die kritische RavelAusgabe neu ediert hat.

MF Bertrand Chamayou, für Pierre Boulez war Maurice Ravel 1946 ein Komponist der überholten tonalen Ordnung. Hat er Recht?

BC Ja, aber für mich ist das kein Problem. Ravel war ein Modernist, aber kein Revolutionär. Er tauchte tief ein in die Moderne wie Claude Debussy, Igor Strawinsky oder Béla Bartók, jedoch in seiner eigenen Art – stets mit der Tradition verlinkt. Im Klavierkonzert G-Dur gibt es Polytonalität und Polyrhythmik, zumal im letzten Satz, aber im festen Rahmen tradierter Form und Harmonik. Ravel reizt Grenzen aus, geht aber nicht über sie hinaus.

MF Für den französischen Musikpublizisten Emile Vuillermoz gleicht der Klavierstil Ravels einer «Riesenspieldose mit leuchtenden und kristallenen Klängen». Der Pianist Walter Gieseking meint wiederum, dass Ravel die Möglichkeiten des modernen Klaviers auf die vollkommenste und umfassendste Weise erfasst habe. Ist Ravel hierin ein Revolutionär?

BC Das Bild der ‹Riesenspieldose› ist schön und wahr. Gieseking verehre ich sehr, aber: Im Vergleich zu Franz Liszt ist der Klavierstil Ravels nicht revolutionär. Seine Orchestrierung war revolutionär, im Klavierstil würde ich hier

jedoch eher Bartók nennen oder Karlheinz Stockhausen. Es ist bei Ravel wie bei Olivier Messiaen: Beide haben das Klavier nicht grundsätzlich anders gebraucht als bereits Liszt, so grossartig und eigen ihre Klangsprache auch ist.

MF Wann und wie haben Sie erstmals zum G-Dur-Konzert von Ravel gefunden?

BC Das war relativ spät, etwa vor zwanzig Jahren. Als Teenager habe ich vor allem die Solowerke gespielt. Die zwei Klavierkonzerte sind da ganz anders, zumal beide erst gegen Ende von Ravels Leben entstanden. In seinen Solowerken gibt es zwei zentrale Tendenzen: Liszt und Impressionistisches einerseits und andererseits Neoklassizistisches. In den Klavierkonzerten vermengen sich diese Tendenzen, wobei der Neoklassizismus im G-Dur-Konzert besonders ausgeprägt ist. Ravel sucht hier nach einer, im klassischen Sinn,

vollendeten Form. Eine melodisch lange Phrase wie im Mittelsatz hätte Ravel früher nicht geschrieben.

MF Zu diesem Satz ist oft zu lesen, er sei dem Larghetto aus dem Klarinettenquintett von Wolfgang Amadé Mozart nachempfunden. Überzeugt Sie das?

BC Nicht wirklich. Ravel hatte beim G-Dur-Konzert gewiss zwei zentrale Einflüsse, nämlich Mozart und Camille Saint-Saëns, wie er selber betonte. Welche Werke er konkret meinte, das ist mir aber nicht klar. Der Pianist Vlado Perlemuter, der mit Ravel gearbeitet hatte, und den ich im jungen Alter kennenlernen konnte, sagte mir, dass Ravel zur Zeit der Entstehung seines G-DurKonzerts vor allem die Partitur des 5. Klavierkonzerts von Saint-Saëns auf dem Flügel liegen hatte.

© Marco Borggraeve

MF Sie selbst haben bei Jean-François Heisser, einem Schüler von Perlemuter, studiert. Inwieweit hat das Ihre Sicht auf Ravel geprägt?

BC Im Unterricht haben wir Partituren mit Eintragungen Ravels studiert, die Heisser von Perlemuter geerbt hatte. Mir hat das geholfen, als ich für die Ravel-Neuausgabe die beiden Klavierkonzerte mitediert habe. In der alten Durand-Ausgabe gibt es viele Fehler. Beim Konzert für die linke Hand sind die Unstimmigkeiten ausgeprägter, vor allem in den harmonischen Verläufen.

MF Oft liest man, dass Ravel mit dem G-Dur-Konzert seine eigene ‹Rhapsody in Blue› geschrieben habe – ein Gruss an George Gershwin, mit dem er in New York den seinerzeit modernsten Jazz erlebt hat.

BC Natürlich schätzte Ravel die Musik Gershwins. Viele Anekdoten und Fotos dokumentieren ihre Begegnungen. Im Manuskript zum G-Dur-Konzert steht an einer Passage die Anmerkung «Gershwin». Ravel hat Gershwin schöpferisch reflektiert, aber nicht im plakativen Sinn, und das betrifft sämtliche Aspekte.

MF Wie meinen Sie das?

BC Es finden sich auch Jazz-Elemente im G-Dur-Konzert, zumal im ersten und letzten Satz. Was aber gerne vergessen wird, ist der baskische Volkston. Bei Ravel empfiehlt es sich, ganz genau hinzuhören und hinter die Fassade, die Maske zu blicken. Es tun sich manchmal wahre Abgründe auf, ganz subtil oder direkt. Wir dürfen nicht vergessen: Seine zwei Klavierkonzerte sind zwischen den Weltkriegen entstanden. Und heute, rund hundert Jahre später? Da scheint der Weltlauf erneut wie ein Tanz auf dem Vulkan.

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«ALS WÄRE PLÖTZLICH LAND IN SICHT»

JS Friedemann Treiber, Ihr neues Werk für das Sinfonieorchester Basel heisst Relations . Das bedeutet so viel wie Verwandtschaften, Beziehungen, Verbindungen. Was ist Ihre Verbindung zum Sinfonieorchester Basel?

FT Vor knapp achtzehn Jahren habe ich ein Stück für Kammerorchester komponiert, das beim Sinfonieorchester Basel auf viel Gefallen stiess. Die Anfrage sodann, ob ich nicht auch einmal für grosses Orchester schreiben möchte, beantwortete ich mit «nichts lieber als das». Und so kam ich zu dieser schönen Gelegenheit.

JS Und wie haben sich all diese Verwandtschaften, Beziehungen, Verbindungen in dem Stück niedergeschlagen?

FT Ich verstehe das Konzept der Verbindungen oder Beziehungen auf drei Ebenen. Auf der musikalischen Ebene habe ich das ganze Stück aus einem einzigen Akkordpaar entwickelt. Alle Klänge des Stücks sind auf irgendeine Weise mit diesen zwei Akkorden verwandt. Die zweite Ebene ist die menschliche. In letzter Zeit sind einige Menschen, die mir nahestanden, gestorben. Mein ehemaliger Geigenlehrer Hansheinz Schneeberger, der Komponist Erik

Oña oder der Schlagzeuger Marc Rebetez. Dies hört man zum Beispiel im Mittelteil. Da erklingt eine rhapsodische Melodie von den Geigen und dem Cimbalom. Das ist eine Art Abgesang, ein Lamento .

JS Und die dritte Ebene?

FT Da geht es um Synchronizität. Das bedeutet, dass eigentlich nicht zusammenhängende Ereignisse auf eine unerklärliche Weise zusammenfallen und somit in Beziehung zueinander stehen. Das wird im Stück nach dem erwähnten Lamento deutlich. Die Melodie dieses Klagegesangs wird zuerst in ein Fugato geführt, das von Akkordeinwürfen begleitet wird. Diese zwei Ebenen driften immer weiter auseinander, bis man das Gefühl hat, dass zwei unabhängige Ströme nebeneinander herlaufen. Das führt zu einer gewissen Desorientierung, als würde man auf hoher See in eine Nebelwand fahren und nicht mehr wissen, was oben und unten ist. Und dann kommen die Ereignisse wieder zusammen, als wäre plötzlich wieder Land in Sicht. Dank dieser, wie aus dem Nichts auftauchenden, unerklärlichen Synchronizität findet man dann wieder Boden unter den Füssen. Es ist, als ob man in einen sicheren Hafen zurückkehrt.

JS Aus der Verbindung wird also eine Rückkehr?

FT Jedenfalls verbindet sich hier die menschliche mit der spirituellen Ebene. Das Stück hatte ja zuerst den Titel Dai colori del ritorno , also ‹Von den Farben der Rückkehr›. Mit Rückkehr meine ich durchaus auch eine geistige Rückkehr in eine Art Einheitsgefühl. Die Menschen, die von uns gegangen sind, kehren auch wieder dahin zurück, woher sie gekommen sind. So verbinden sich diese drei Bedeutungsebenen der Relations –die musikalische, die menschliche und die spirituelle.

JS Ihr Stück wird bei der Uraufführung zusammen mit Ravels Klavierkonzert G-Dur und der B-DurSinfonie von Ernest Chausson erklingen. Gibt es darin auch Anklänge an diese beiden Komponisten?

FT Ja, von der Art der Orchestrierung durchaus. Es ist keine bewusste Anspielung auf Ravel oder Chausson, aber mir

liegt dieser französische Klang sehr nahe. Da ich die Gelegenheit hatte, für das Sinfonieorchester Basel zu komponieren, habe ich diese klangliche Vielfalt und Reichhaltigkeit der grossen Besetzung mit Klavier, Celesta und so weiter gerne ausgenutzt. Als Spezialwunsch meinerseits wird auch noch ein Cimbalom, ein ungarisches Konzerthackbrett, auf der Bühne stehen. Das Instrument ist eine klangliche Brücke, eine ‹Relation›, zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen. Ich glaube, dieses Denken in Klangfarben ist durchaus demjenigen von Maurice Ravel und Ernest Chausson verwandt.

© Stefan Pangritz

EIN STAMMBAUM DER GESTALTEN

VON FRIEDEMANN TREIBER

Der Titel meines Orchesterwerks Relations hat drei Bedeutungsebenen. Die erste ist eine rein kompositorischmusikalische. ‹ Relations› bedeutet Verwandtschaften, Beziehungen. Das heisst, dass in diesem Werk alle musikalischen Ereignisse auf eine Urzelle, in diesem Falle ein hin und her pendelndes Akkordpaar, zurückgehen. Auch alle daraus sich entwickelnden musikalischen Gestalten stehen in verwandtschaftlichem Bezug. Man könnte fast von einem Stammbaum sprechen. Die näher oder ferner verwandten musikalischen Ereignisse umspannen das ganze Werk.

Die zweite Ebene ist die menschliche. Einige mir nahestehende Menschen sind in den letzten Jahren gestorben. Ihrer wird in diesem Werk gedacht. Das zeigt sich vor allem im dramatischen Mittelteil, der nach einem eruptiven Höhepunkt in einen lamentohaften Abgesang übergeht.

Die dritte Ebene ist eine rein spirituelle. Sie besagt, dass selbst Dinge und Ereignisse, die vordergründig nichts miteinander zu tun haben, doch in Verbindung zueinander stehen und letztendlich alles eine Einheit bildet.

Relations für grosses Orchester

BESETZUNG

3 Flöten, Piccoloflöte, 3 Oboen, Englischhorn, 3 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, grosses Schlagzeug, Pauken, Celesta, Klavier, Harfe, Cimbalom, Streicher

ENTSTEHUNG

2022 – 2024, komponiert im Auftrag des Sinfonieorchesters Basel

URAUFFÜHRUNG

19. Februar 2025 mit dem Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Pierre Bleuse

DAUER

ca. 18 Minuten

Der Komponist und Geiger Friedemann Treiber: «Letztendlich bildet alles eine Einheit.»

© Stefan Pangritz

DER GEIGER ALS DIRIGENT

VON BENJAMIN HERZOG

Pierre Bleuse wurde 1977 in einem Vorort von Paris geboren. Der Vater Komponist, die Mutter Opernsängerin. Nach einem Geigenstudium ging Bleuse nach Finnland und wurde Schüler der Dirigier-Legende Jorma Panula. Ausserdem studierte er Dirigieren bei Laurent Gay an der Haute École de Musique in Genf. Als Geiger spielte er von 2000 bis 2010 als Konzertmeister des Orchestre de Chambre de Toulouse, wo er anschliessend stellvertretender Dirigent wurde. Bleuse war überdies jahrelang Mitglied des 1999 gegründeten Quatuor Satie.

Heute gilt Bleuse als einer der aufregendsten und gefragtesten Orchesterleiter. Im September 2023 wurde er für eine erste Amtszeit von vier Jahren Musikdirektor des Pariser Ensemble intercontemporain und trat damit die Nachfolge von Matthias Pintscher an. Seit 2021 ist Bleuse Chefdirigent des Odense Symphony Orchestra. Ebenfalls seit 2021 ist Bleuse künst lerischer Leiter des renommierten Festival Pablo Casals im französischen Prades.

Zu den Höhepunkten der vergangenen Saison gehörten Einladungen grosser internationaler Orchester, darunter das Royal Concertgebouw Orchestra, das City of Birmingham Symphony Orchestra, das BBC Symphony Orchestra, das Tokyo Symphony Orchestra,

das Orchestre National de Lyon, das Orquesta Nacional de España sowie die Orchester von Alicante und Valencia in Spanien. Bleuse ist sowohl der zeitgenössischen Musik wie auch der Oper eng verbunden. So dirigierte er etwa Hèctor Parras Oper Orgia , inszeniert von Calixto Bieito, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona.

© Marine Pierrot Detry

SIEG DES LICHTS

VON BENJAMIN FRANÇOIS

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben sich nur wenige französische Komponisten für die Sinfonie interessiert. Erste Versuche von Gounod, Bizet und Saint-Saëns sind zu verzeichnen, doch die Statue des ‹Commendatore› Beethoven, dessen Sinfonien François-Antoine Habeneck in der Pariser Société des Concerts du Conservatoire dirigierte, schüchterte die meisten Tonkünstler noch ein, die sich dann eher zum Ballett oder zur Sinfonischen Dichtung hingezogen fühlten. Es war einfacher, sich auf der Opernbühne oder im Varieté-Theater feiern zu lassen, wo Aufführungen Bekanntheit und finanzielle Unabhängigkeit garantierten, während Kammermusik oder Sinfoniekonzerte von einem anspruchsvolleren Publikum bevorzugt wurden.

Nach der Niederlage Frankreichs gegen Preussen im Krieg von 1870/71 begann sich die Musiklandschaft nach und nach zu verändern. Zunehmend wandten sich Komponisten der Instrumentalmusik und der Sinfonie zu, da sie mit ihren deutschen Kollegen mithalten mussten. Im Februar 1871 gründeten einige von ihnen die Société Nationale de Musique. Diese fungierte als Katalysator für das kreative Schaffen, indem sie die Entstehung neuer Werke förderte und es jungen Komponisten ermöglichte, sie

in den noch überwiegend dem deutschen Repertoire zugewandten Musikgesellschaften zu Gehör zu bringen. In Anlehnung an die Musik seines Lehrers César Franck, aber auch an die deutsch-wagnerianische, der Chromatik verpflichtete Orchestertradition sowie auf freundlichen Druck seines Schwagers, des Malers Henry Lerolle, komponierte Ernest Chausson zwischen September 1889 und Dezember 1890 seine Sinfonie in B-Dur op. 20. Dies war sein zweiter Versuch, ‹reine›, absolute Musik zu schreiben. Der Komponist war jedoch von Selbstzweifeln geplagt: «Ich durchlaufe oft und schnell abwechselnde Zustände von Wut, Heiterkeit, Begeisterung und Verzweiflung.» Seine Bemühungen waren dennoch von Erfolg gekrönt, und die Sinfonie wurde am 18. April 1891 an der Société Nationale de Musique unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Im Gegensatz zur d-Moll-Sinfonie seines Lehrers Franck wurde Chaussons Sinfonie recht positiv aufgenommen. Einige erkannten die wahre Persönlichkeit des Komponisten, andere bemängelten dagegen die Verwendung des zyklisch wiederkehrenden Themas. Dies hinderte Konzertveranstalter jedoch nicht daran, das Werk erfolgreich auch in anderen europäischen Hauptstädten zur Aufführung zu bringen, etwa in Berlin mit den Berliner Philharmonikern unter Arthur Nikisch,

Ernest Chausson an der Orgel der Église Saint François-Xavier in Paris. Gemälde seines Schwagers Henri Lerolle, 1885. Die Sängerin in der Mitte ist Lerolles Schwägerin Marie Escudier.

bevor sie 1897 erneut in Paris aufgeführt wurde.

Chaussons Sinfonie, die wie diejenige Francks eine dreiteilige Struktur aufweist, ist sehr sorgfältig orchest riert, wobei den Instrumentalsoli eine wichtige Rolle zukommt. Der transparente, rhythmisch agile Duktus wird von einem lyrischen Hauch umspielt. Das wiederkehrende thematische Material – eine einfache grosse Terz – ist absichtlich reduziert, wodurch es an Geschmeidigkeit gewinnt. Die Sinfonie ist ausgenommen schön und in ihrem durchdachten tonalen Verlauf ernsthaft. Sie besitzt also alle Merkmale ‹reiner› Musik, obwohl sie auch die metaphorische Bedeutung eines spirituellen Kampfes erkennen lässt. Denn, ganz in der Art Beethovens, endet sie in ei nem triumphalen Schlusschoral, der den Sieg des Lichts über die Finsternis feiert.

Sinfonie B-Dur op. 20

BESETZUNG

3 Flöten, Piccoloflöte, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Fagotte, 4 Hörner, 4 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, 2 Harfen, Streicher

ENTSTEHUNG

1889 – 1890

URAUFFÜHRUNG

Am 18. April 1891 in der Pariser Salle Érard durch die Société Nationale de Musique unter Leitung des Komponisten

DAUER

ca. 35 Minuten

© Album/Alamy Stock Foto
Ernest-Amédée Chausson, wie er mit vollem Namen hiess. Kolorierter Fotografie, ca. 1880

Das Sinfonieorchester Basel spielte

Ravels Boléro unter der Leitung von Pierre Bleuse am 24. Mai 2023.

INSPIRATION IM KUNSTMUSEUM

VON BENJAMIN HERZOG

Rossana Rossignoli wurde in der Nähe von Verona geboren. Seit Januar 2010 spielt sie als Soloklarinettistin im Sinfonieorchester Basel. Die ersten Tage hier bleiben unvergesslich für sie: eine schreckliche Kälte und viel Schnee!

Rossana Rossignoli lebt in der elsässischen Gemeinde Wentzwiller.

BH Welcher ist Dein Lieblingsort in Basel?

RR Es gibt viele Dinge, die ich an Basel liebe. Es ist eine sehr kulturelle Stadt. Und sie hat eine gewisse Nüchternheit im Stil, was ich sehr schätze. Wenn ich einen Ort auswählen müsste, würde ich die Museen nennen. Es gibt viele davon, und sie sind ausgezeichnet. Das sind Orte, an denen ich mich immer wohlfühle. Und es sind die Orte, die ich gleich aufgesucht habe, als ich in Basel ankam. Darum, weil ich Kunst und Malerei im Besonderen liebe und auch weil ich noch niemanden kannte. In einem Museum fühlt man sich nicht allein! Ausserdem ist ein Museumsbesuch immer sehr inspirierend! Ich fühle mich anschliessend immer erholt.

BH Träumst Du manchmal von Musik?

RR Ja. Normalerweise träume ich von Musik, nachdem ich wegen des Sommerurlaubs oder einer Erkältung, die mich daran hinderte, länger als ein paar Tage nicht gespielt habe. Dann träume ich auch häufig davon, dass das Konzert beginnt, und ich bin nicht einmal in der Lage, mein Rohrblatt an meinem Mundstück zu befestigen. Und ich versuche es, versuche es ... Nichts tun zu können, und mein Solo rückt immer näher – das ist schrecklich! Dann träume ich manchmal auch davon, Trompete

© Pia Clodi, Peaches & Mint

zu spielen, und es funktioniert problemlos, obwohl ich gar nicht Trompete spielen kann.

BH Welche Eigenschaften bewunderst Du an Deinen Kolleg*innen im Orchester?

RR Ich habe Glück, dass ich sehr gute Kolleg*innen habe. Natürlich haben wir nicht zu allen die gleiche Nähe. In einem Orchester spielen so viele verschiedene Menschen, und das ist auch gut so! Aber ich merke immer mehr, dass echte Beziehungen entstehen, die von Vertrauen, Respekt und Wertschätzung geprägt sind. Nach fast fünfzehn Jahren erkenne ich das mit Genugtuung. Da fühle ich mich privilegiert. Und einige meiner Kolleg*innen sind auch wirklich sehr lustig. Wir amüsieren uns oft über unsere Witze.

BH Was war Dein prägendstes Erlebnis mit Chefdirigent Ivor Bolton?

RR Zu meinen schönsten Erlebnissen mit Ivor gehören unsere Tourneen durch Österreich. Insbesondere diejenige letzten Mai, als wir in Wien und Salzburg auftraten. Das sind magische Orte für alle Musiker*innen. Es war eine grosse Freude, dort zu spielen. Ich hoffe, bald wieder auf eine solche Tournee gehen zu können, denn das ist eine Bereicherung für unser Orchester und in der Folge auch für Basel.

BH Was ist Dein Traum vom Glück?

RR Ich weiss nicht, ob ich das benennen kann. Vielleicht: Weltfrieden. Aber obwohl das wahr ist, ist dieser Wunsch sicherlich zu gross, um auch nur davon zu träumen. Im Kleinen würde ich sagen, dass der Traum vom Glück im Bewusstsein von den Dingen und der Welt liegt. Dem Bewusstsein, dass wir ein Ganzes sind. Wir sollten alles bewusster wahrnehmen, angefangen bei den kleinen Dingen, denn das rückt alles andere ins rechte Licht. Und ganz konkret wäre mein Traum vom Glück,

mit meinem Orchester einmal als Solistin ein Klarinettenkonzert spielen zu dürfen. Wer weiss ...

MUSIK &

X WIE GENERATION X

VON BENJAMIN HERZOG Erstmals tauchte der Begriff ‹Generation X› 1953 in der Zeitschrift Holiday Magazine auf. Der ungarisch-amerikanische Fotograf Robert Capa benutzte ihn für eine Serie von Porträtfotografien. Diese zeigte junge Menschen aus der ganzen Welt, die während des Zweiten Weltkriegs Teenager waren. Nebst den direkt oder indirekt erlebten Schrecken des Krieges vereinte die Porträtierten ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der Begriff ‹Generation X› wurde gut zehn Jahre später von der Journalistin und Autorin Jane Daverson aufgegriffen. In ihrem gleichnamigen Buch porträtierte sie die «rebellische und ungezügelte» britische Jugend. Diesmal waren die Themen Sex, Drogen, Gewalt. 1983 wiederum beschrieb der amerikanische Kulturwissenschaftler Paul Fussell in seinem Buch Class die «X-ler», wie er sie nannte, als eine Generation oder, in seiner Sichtweise eher, Gruppe «unerschrockener und freier» Menschen. Die Generation X war für ihn die «selbstgewählte Aristokratie der Talentierten und Klugen». Was für ein Kompliment! Im heutigen Sprachgebrauch folgen nach einer eher rechnerischen Logik auf die Generation X (die heute 44- bis 59-Jährigen) die Generation Y (28 bis 43 Jahre), auch ‹Millennials› genannt, und als jüngste Gruppe die Generation Z (12 bis 27 Jahre). In einer Statistik hat

ein Schweizer Orchester erfasst, welche dieser Gruppen den grössten Anteil seines Publikums ausmacht. Es ist – keine von ihnen. Vielmehr sind es die sogenannten ‹Babyboomer› (60 bis 75 Jahre alt) mit knapp der Hälfte. An zweiter Stelle, so die Angaben des Orchesters, stünden mit 18 Prozent die Angehörigen der Generation X. Gleichauf mit den ‹Senior*innen› (also den über 75-Jährigen). Die Gen X , wie man sie abkürzend auch bezeichnet, macht also immerhin ein Fünftel des Publikums aus. Die ganz Jungen dagegen, die Generationen Y und Z, haben nur einen Anteil von jeweils etwa 5 Prozent.

Nicht nur Orchester, auch Theater, Museen, Medienhäuser schielen nach jungem Publikum. Angst, den Nachwuchs zu verlieren, steckt dahinter. Auch der im Konzert oder im Theater oft deutlich sichtbare Altersunterschied zwischen Publikum und Ausfüh renden mag hier eine Rolle spielen. Kommt dazu der Legitimationsdruck durch die Politik, Kunst ‹für alle› zu machen. Gemeinhin gehen Politiker* innen mit ihrer, legitimen, Forderung allerdings davon aus, dass klassische Musik elitär sei und nicht dem Ge schmack der Jungen entspreche. Dieser Einschätzung hielt die britische BBC in einem Beitrag 2023 entgegen, dass Klassik bei den Jungen im Gegenteil an Beliebtheit zunehme. Sie berief sich dabei auf eine

Statistik des Royal Philharmonic Orchestra, der zufolge die unter 35-Jährigen (Generation Y) im Vergleich zur nächstälteren Gruppe vermehrt Orchestermusik hörten und auf ihren Social-Media-Kanälen in hoher Zahl klassischen Stars folgten. Unter den hier erwähnten Namen findet sich der polnische Countertenor und Hip-HopTänzer Jakub Józef Orliński, eine französische Geigerin namens Esther Abrami, die sich auf ihren Albumcovers als Geigenprinzessin inszeniert, oder der nigerianisch-amerikanische Bariton Babatunde Akinboboye, der, so in einem Video auf YouTube, in einem Taxi sitzend Rossini singt. Sie alle scharen über Kanäle wie TikTok oder Instagram Hunderttausende junger Fans um sich.

Als Autor dieser Kolumne (und Angehöriger der Generation X) bewundere ich die Lockerheit, mit der diese Künstler*innen (oder das dahintersteckende Management, da bin ich mir nicht ganz sicher) mit dem Begriff ‹Klassik› jonglieren. Figaros Largo al factotum gekonnt auf einen wummernden Hip-Hop-Beat gesetzt? Kein Problem. Butterweich hingegeigte Melodien aus Videospielen oder jazzig-romantische Klavierträumereien, – das sind jedenfalls ähnliche Türöffner wie ich sie selbst als Teenager hatte mit dem Barock-Pop der Gruppe Rondò Veneziano. Hörte man in meinem bürgerlichen

Zuhause Beethovens Klavierkonzerte oder Chopin-Balladen, gerne von Pollini gespielt, so gefiel mir dieser PseudoVivaldi mit Schlagzeugbegleitung daneben genauso gut. So vermutlich, wie erwähnte Instagram-Künstler*innen ihr Publikum heute begeistern: mit einfacher und ‹für alle› zugänglicher Musik .

Das nächste Mal: Y wie Yoga

Benno Hunziker, The Saul Zaentz Company

CONCERT & CINEMA KINOERLEBNIS MIT LIVE-MUSIK

AMADEUS

Mi, 19. März 2025, 19.30 Uhr

Stadtcasino Basel, Musiksaal

Amadeus (1984) mit u.a.

Fahrid Murray Abraham, Tom Hulce, Elizabeth Berridge und Simon Callow

Miloš Forman, Regie

Musik u.a. von Mozart, Salieri und Pergolesi

Film in englischer Sprache, mit deutschen Untertiteln

Sinfonieorchester Basel

Chor des Theater Basel Ernst van Tiel, Leitung

PREISE

CHF 90/75/60/40/30

VORVERKAUF

Sinfonieorchester Basel

+41 (0)61 272 25 25 (Di – Fr, 8.30 – 11.30 Uhr)

ticket@sinfonieorchesterbasel.ch

Amadeus erzählt das facettenreiche und widersprüchliche Leben von Wolfgang Amadé Mozart aus der Sicht seines Rivalen Antonio Salieri. Gleich acht Oscars erhielt der Spielfilm direkt nach seinem Kinostart.

KAMMERMUSIK AM PICASSOPLATZ PORTRAITKONZERT

ANDREA LORENZO SCARTAZZINI

Sa, 22.2.2025, 17 Uhr

Probezentrum Picassoplatz

Mitglieder des Sinfonieorchesters

Basel

OPERNPREMIERE TURANDOT

So, 2.3.2025, 18.30 Uhr

Theater Basel

José Miguel Pérez-Sierra, Christof Loy, Sinfonieorchester Basel, Chor und Extrachor des Theater Basel, Statisterie Theater Basel

OPERNPREMIERE DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

Fr, 7.3.2025, 18 Uhr

Theater Basel

Hélio Vida, Tilman aus dem Siepen, Sinfonieorchester Basel

MUSIKVERMITTLUNG KULTURKOMPASS

Mi, 19.3.2025, 15 Uhr

Theater Basel

Mitglieder des Sinfonieorchesters

Basel, Lana Zickgraf

CONCERT & CINEMA AMADEUS

Mi, 19.3.2025, 19.30 Uhr

Stadtcasino Basel

Mitglieder des Sinfonieorchesters

Basel, Chor des Theater Basel, Ernst van Tiel

SINFONIEKONZERT SINFONISCHE REISE

Mi, 26./Do, 27.3.2025, 19.30 Uhr

Stadtcasino Basel

Sinfonieorchester Basel, Behzod Abduraimov, Aziz Shokhakimov

MEGA.MUSIK SCHULKONZERT

Do, 27.3.2025, 10 Uhr

Stadtcasino Basel

Sinfonieorchester Basel

VORVERKAUF (falls nicht anders angegeben)

Bider & Tanner – Ihr Kulturhaus in Basel

Aeschenvorstadt 2, 4051 Basel

+41 (0)61 206 99 96 ticket@biderundtanner.ch www.biderundtanner.ch

Detaillierte Informationen und Online-Verkauf: www.sinfonieorchesterbasel.ch

IMPRESSUM

Sinfonieorchester Basel

Picassoplatz 2 4052 Basel

+41 (0)61 205 00 95 info@sinfonieorchesterbasel.ch www.sinfonieorchesterbasel.ch

Orchesterdirektor: Franziskus Theurillat

Redaktion: Benjamin Herzog

Korrektorat: Ulrich Hechtfischer Gestaltung: Atelier Nord, Basel

Illustrationen: Janine Wiget

Druck: Druckerei Lutz AG

Auflage: 1500 Exemplare

‹ FREUNDESKREIS SINFONIEORCHESTER BASEL ›

MUSIK VERBINDET –FREUNDSCHAFT AUCH

Der Freundeskreis ist eine engagierte Gemeinschaft, die Freude an klassischer Musik sowie eine hohe Wertschätzung gegenüber dem Sinfonieorchester Basel verbindet.

Wir unterstützen die Arbeit der Musiker*innen des Sinfonieorchesters Basel auf vielfältige Weise. Wir tragen dazu bei, in der Stadt und der Region Basel eine positive Atmosphäre und Grundgestimmtheit für das Orchester und das Musikleben zu schaffen. Unser Verein stellt für seine Mitglieder ein reichhaltiges Programm an exklusiven Anlässen mit dem Sinfonieorchester Basel zusammen. Dabei bietet sich die besondere Möglichkeit des direkten Kontakts zu den Musiker*innen. Auch in der aktuellen Spielzeit können wir wieder zu einer Kammermusikreihe einladen – eine aktuelle Vorschau finden Sie auf unserer Website. Als Mitglied erhalten Sie jeweils per Mail Informationen zu den bevorstehenden Anlässen und Angeboten.

Wir heissen Sie sehr herzlich will kommen! Nehmen Sie direkt Kontakt mit uns auf: freundeskreis@sinfonieorchesterbasel.ch oder besuchen Sie unsere Website www.sinfonieorchesterbasel.ch/freundeskreis

ÄLTESTE BISCUIT MANUFAKTUR DER SCHWEIZ

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