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herausgegeben von der sozialistischen jugend wien

www.sj-wien.at heft 02 2015

DIE LINKE JUGENDZEITSCHRIFT FÜR WIEN

SCHWERPUNKT: BILDUNG REPORTAGE: VORBILD ANTON-KRIEGER-GASSE AB S. 8 SCHULE, UNI, LEHRE UND NOCH MEHR AB S. 19 WER HAT DIE MACHT? MEDIENKRITIK AB S. 15 MEDIENTHEORIE AB S. 29 Faktor0215.indd 1

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freitag 16:00 Ancore 17:00 Escape Artists 18:00 Leyya 19:00 Prohaska 20:00 Wiener Blond 21:30 Catastrophe and Cure 23:00 DJ Lip synced boy

samstag 15:00 The Art of Fading 16:00 Kingsize Menu 17:00 The BlackBacks 18:00 Animal Machine 19:00 Chili and the Whalekillers 20:00 Shellhouse 21:30 The Boys You Know 23:00 DJ Costa

26.-28. Juni donauinselfest ..

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Buhne 15 -Abgang Reichsbrucke Faktor0215.indd 2

sonntag 13:30 Sacred Heart 14:15 Veil of Deception 15:00 Warcult 15:45 Pain Is 16:30 Catastrofear 17:15 EwigfrĂ–st 18:00 Roadwolf 19:00 Mortal Strike 20:00 Days of Loss 21:00 Harakiri 22:15 Thisis Riot www.sj-wien.at 18.06.15 22:55

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Inhalt Redaktion 4 Kommentar der Vorsitzenden 5 Außen

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Innen

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Reportage Gesamtschule Anton-Krieger-Gasse 8

Frauenpolitischer Kommentar Po-Grapschen 13

SCHEISS SCHULE!

20 News von Rechts Anschläge auf Flüchtlingsheime

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Medienkritik Angriff auf Uni in Garissa 15

Bezirke stellen sich vor SJ Donaustadt SJ Meidling

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Wien Eurovision Song Contest

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Schwerpunkt NEWS VON RECHTS

PORTRAIT: STUART HALL 29

Bildung

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Bildungsökonomisierung

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Lehre

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ÖH Wahl

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Medientheorie Wer hat die Macht?

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Portrait Stuart Hall

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Lehrlingsrechte 30 WER HAT DIE MACHT?

29 Fackelzug in Zahlen

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FAKTOR, Die linke Jugendzeitschrift für Wien 01/15 Medieninhaber: Verein zur Förderung fortschrittlicher Jugendmedienarbeit Herausgeberin: Sozialistische Jugend Wien, Alle: Landstraßer Hauptstraße 96/2, 1030 Wien; office@sj-wien.at; Tel.: 01/7138713 Chefredaktion: Julia Hess (SJ13), Marlis Zederbauer (SJ21) MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Fiona Herzog (SJ3), Ines Erker (SJ10), Roland Plachy (SJ10), Julia Hess (SJ13), Marlene Mutschmann-Sanchez (SJ13), Veronika Schneider (SJ17), Jaqueline Gam (SJ17), Nikolina Franjkic (SJ21), Marlis Zederbauer (SJ21), Marina Hanke (SJ21), Nikola Ilic (SJ21), Lazar Smiljkovic (SJ21), Thomas Huber (SJ21), Bettina Rosenberger (SJ23) Lektorat: Marlis Zederbauer, Julia Hess Cover Foto: Kristina Alexanderson - www.flickr.com Layout: Lucia Bischof Druck: Fair Drucker Ges.m.b.H 3002 Purkersdorf, Wintergasse 52

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vor

Redaktion Liebe Leserin, lieber Leser,

❞ Die FAKTOR Redaktion wünscht euch erholsame Ferien!❝

Die Sommerferien stehen vor der Tür!

Damit neigt sich nicht nur das Semester für StudentInnen, sondern auch das Schuljahr für SchülerInnen dem Ende zu. Eine erfreuliche Tatsache, wie es scheint. Doch nicht für alle.

Für tausende SchülerInnen stand dieses Jahr die berühmt berüchtigte Zentralmatura am Lehrplan, was doch bei nicht wenigen zu Kopfschmerzen bis Panikattacken führte.

Und auch in den Universitäten ging es in den letzten Wochen rund. Es wurde geflyert, diskutiert und (Wahl-)gekämpft, - so vehement, dass so mancher gar mit blauem Auge heimgehen musste (wie eine Rangelei zwischen einem Aktivisten der rechtsextremen Identitären und einer Studentin der Politikwissenschaft zeigte). Aus diesem Anlass heraus hat sich die Redaktion des FAKTOR darauf geeinigt, in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt auf Bildung zu setzen. Von dem Modell der Gesamtschule, über Kritik an der

Zentralmatura, bis hin zu den Wahlen der Österreichischen HochschülerInnenschaft eignet sich diesmal viel Interessantes für die sommerliche Lektüre am Pool oder Strand.

Doch wie wir wissen, gibt es in Österreich auch einen anderen Weg, der in Sachen Bildung eingeschlagen werden kann, und gerne mal außer Acht gelassen wird: die Lehre. Viele junge Menschen, die diesen Bildungsweg gehen, stehen vor großen Problemen, - nicht nur in der Berufsschule, sondern vor allem auch am Arbeitsplatz. Wie diese Probleme aussehen, woher sie kommen und von welchen Rechten Gebrauch gemacht werden kann, um sich vor diesen Problemen zu schützen, findet ihr in der zweiten Hälfte des FAKTOR. Wir wünschen einen schönen Sommer und viel Freude beim Lesen!

Julia & Marlis

Gehört Thomas: Dido – Thank Julia: Mono & Nikitam

you

an – Weil wir Partys lie

La zo: Royal Blood – Ten

ben

Tonne Skeleton

Niko: Prinz Pi – Rost y is a Roland: Ramones – Jud Ma rlis: The Wombats

Punk

– Let’s dance to Joy Di

Ma rlene: Yasmo – Kein

vision

Platz für Zweifel

Ma rina: Fiva - Das Beste

ist noch nicht vorbei

pagne Kisses Ines: Jessie Ware – Cham

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Kommentar

DER VORSITZENDEN

Text: Marina Hanke

Nein zu Rot-Blau!

Der 31.Mai – Tag der Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland – wurde mit Spannung erwartet: Könnten diese beiden Wahlen doch auch bis zu einem gewissen Grad richtungsweisend für weitere Wahlgänge in diesem Jahr, so auch die Landtags- und Gemeinderatswahlen in Wien, werden.

Das Ergebnis war ernüchternd: starke Verluste für die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ auf der einen Seite, auf der anderen Seite massive Zugewinne für die FPÖ.

Parteiobmann Heinz Christian Strache ließ nicht lange mit seinen Schlussfolgerungen auf sich warten: Schon in den ersten Interviews sprach er, voll Übermut angesichts der Wahlergebnisse, von einem vermeintlichen Vorspiel vor allem für die Wiener Wahlen im Herbst. Andere reagierten weniger enthusiastisch: Viele, vor allem VertreterInnen der etablierten (nicht mehr so) Groß-Parteien blieben entsetzt zurück.

Aber sind die Ergebnisse wirklich eine solche Überraschung?

Die FPÖ setzte in beiden Wahlkämpfen auf ihre üblichen Themen: Hetze und Vorurteile schüren gegen MigrantInnen, Angstmacherei vor AsylwerberInnen, Heraufbeschwören von vermeintlichen Sicherheitsproblemen. Von genau diesen Themen wurde dann auch der gesamte Wahlkampf dominiert, denn auch die anderen Parteien nahmen sich dessen an. Anstatt sich in aller Klarheit offensiv gegen eine solche rassistische Partei zu stellen, sprang auch die SPÖ auf den rechten Diskurs mit auf.

Es wurde eine angebliche „Integrationsunwilligkeit“ von MigrantInnen konstatiert und deren Bestrafung gefordert, Debatten über schärfere Grenzkontrollen geführt

und Maßnahmen gesetzt, um die Unterbringung von AsylwerberInnen beispielsweise in Kasernen zu verhindern. Und als wäre das alles noch nicht genug, sprach Hans Niessl im Burgenland schon vor der Wahl von einer möglichen Koalition mit der FPÖ. Eine Einstellung, die auch nach der Wahl nicht aufgegeben wurde – holte sich Niessl bereits am Tag nach der Wahl einen Vorstandsbeschluss seiner Landespartei, eigenmächtig über die Bedingungen der Koalitionsverhandlungen zu bestimmen – um drei Tage nach der Wahl die Rot-Blauen Koalitionsverhandlungen zu besiegeln.

Von einem „Liebäugeln“ mit der FPÖ und ihren Inhalten kann hier keine Rede mehr sein. Eine Koalition mit einer rechtsextremen Partei wie der FPÖ ist nicht nur gegen einen bestehenden Parteitagsbeschluss, sondern ein klarer Verrat am antifaschistischen Grundwert unserer Bewegung.

Niessl sprach von „vielen Gemeinsamkeiten“ und dass „gegenseitiges Vertrauen“ herrsche – mit einer Partei wie der FPÖ kann und darf es aber in einer SPÖ keine Gemeinsamkeiten geben!

Schon seit Jahren dominiert die FPÖ mit ihrer rassistischen Agenda die österreichische Politik. Anderen Parteien, auch der SPÖ, ist es zu verschulden, dass diesem Rassismus nicht genug Einhalt geboten wurde. Statt solidarisch mit allen ArbeiterInnen zu sein und dementsprechend auch für die Rechte von MigrantInnen zu kämpfen, trug die SPÖ den Rassismus weiter mit in die Gesellschaft – wie im burgenländischen Wahlkampf sichtbar wie noch nie wurde.

Diese Entwicklung, die die SJ schon seit Jahren anprangert und bekämpft, muss hier endlich ein Ende haben. Eine RotBlaue Koalition im Burgenland besiegelt den Weg des inhaltlichen Verfalls der Sozialdemokratie. Eine starke linke Kraft innerhalb der Sozialdemokratie muss jetzt endlich gemeinsam dagegen auftreten.

Die gemeinsame Forderung muss daher heißen: Keine Koalition mit der rechtsextremen FPÖ! Es bedeutet, geeint gegen die rechten Tendenzen innerhalb der eigenen Partei aufzutreten. Wir überlassen den Rechten nicht das Feld – schon gar nicht in der SPÖ!

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außen

Außen Text (v.l.n.r.): Tina Rosenberger, Nikolina Franjkic, Julia Hess Foto (v.l.n.r): David Levy (wikipedia.com), Volker Beck (flickr.com), catherinecronin (flickr.com)

COMEBACK EINES EX-DIKTATORS

INTERNATIONALER TAG DER ROMA UND SINTI

Die Präsidentschaftswahlen in Nigeria führten zum Sieg des Oppositionsbündnisses APC (Partei der Fortschrittlichen). Doch angeführt wird das Bündnis ausgerechnet vom ehemaligen Diktator Muhammadu Buhari.

Der 8. April gilt seit 1971 als „Internationaler Tag der Roma und Sinti“. Es ist ein Tag, an dem auf die Geschichte und die derzeitige Situation von Roma und Sinti aufmerksam gemacht werden soll.

Buhari, der sich im Kampf gegen die grassierende Korruption und den blutigen Terror der Boko Haram nun als Hoffnungsträger Nigerias inszeniert, ist alles andere als unumstritten.

Der 72-jährige Präsident bezeichnet sich selbst als „konvertierten Demokraten“. Denn 1983 setzte er als General eine demokratisch gewählte Regierung ab und läutete daraufhin den „Krieg gegen die Disziplinlosigkeit“ ein. Die Verfassung wurde ausgehebelt, kritische Medien wurden unterdrückt und Proteste wurden brutal niedergeschlagen. Im Kampf gegen die Korruption ließ er bis zu 500 Personen festnehmen. Knappe zwei Jahre später wurde er selbst durch einen Putsch entmachtet. Sein aktueller Wahlsieg hängt aber auch mit der Verzweiflung der Bevölkerung zusammen, denn sein Vorgänger Goodluck Jonathan scheiterte im Kampf gegen die Boko Haram fatal. Ob Buhari es schafft den Terror zu beenden, bleibt fraglich.

Vor 44 Jahren fand genau an diesem Tag der erste „Welt- Roma- Kongress“ in London statt.

Dieser Kongress ist deshalb so bedeutend, weil sich einerseits die Delegierten gemeinsam für die Selbstbezeichnung „Roma und Sinti“ anstelle diskriminierender Fremdbezeichnungen bekannten und andererseits eine Einigung auf eine gemeinsame Flagge und Hymne zustande kam.

Die Entscheidung fiel auf das Lied „Gelem, gelem", ein Lied, das stets die Geschichte der Roma und Sinti in Erinnerung rufen soll. Diese Geschichte ist geprägt von jahrhundertelanger Verfolgung und Benachteiligung und fand ihren traurigen Höhepunkt im Holocaust, der den Tod von etwa 90% der europäischen Roma und Sinti zur Folge hatte.

Die Diskriminierung von Roma und Sinti findet auch heute noch statt, in jedem europäischen Land. Ihnen wird in vielen Staaten bewusst der Zutritt zu Krankenhäusern und zum Arbeitsmarkt verwehrt, sie erfahren tagtäglich institutionellen und alltäglichen Rassismus und sind sehr häufig Opfer von Verbrechen, die aus Hass begangen werden.

IRLAND SAGT „YES“ Ende Mai stimmte die irische Bevölkerung per Referendum über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ab. Über 60 Prozent sagten Ja. Mit dieser Entscheidung wird eine Änderung der 77 Jahre alten Verfassung möglich, die bislang die Ehe als Bund ausschließlich zwischen Mann und Frau definiert. Bereits seit 2011 können homosexuelle Paare ihre PartnerInnenschaft eintragen lassen, wobei dies aber vor allem in Bezug auf Sozialleistungen oder das Sorgerecht bei Trennungen mit weitaus weniger Rechten verbunden ist als bei einer Ehe. Bis 1993 waren gleichgeschlechtliche Beziehungen in Irland noch strafbar. Für die Abstimmung beim Referendum waren 3,2 Millionen IrInnen zur Stimmabgabe aufgerufen. An die 60.000 im Ausland lebende irische StaatsbürgerInnen kamen in die Heimat zurück geflogen, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Als große Gegnerin und Leiterin der „Nein“-Kampagne musste die katholische Kirche eine Niederlage hinnehmen. Im Vatikan ist sogar die Rede „nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien sondern von einer Niederlage für die Menschheit“.

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Innen Text (v.l.n.r.): Ines Erker, Julia Hess, Veronika Schneider Fotos (v.l.n.r.): oeh.ac.at, Philip Taylor (flickr.com), Madebyr.de (flickr.com)

DEinE StimmE gEStaltEt DiE WaHl #oEH15

Poste deinen Wahlslogan mit dem Hashtag #oeh15, überzeuge die Jury und finde deinen Slogan als Plakat wieder. Einsendungen auch an oeh15@oeh.ac.at

19. – 21. MAI: ÖH WAHLEN

STEUERREFORM: EINE THEMENVERFEHLUNG

325.000 StudentInnen an 72 Hochschulen waren bei der Wahl zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) wahlberechtigt.

Vermögenssteuern, die Bekämpfung der massiven Ungleichverteilung und eine Verschiebung der Steuerlast von Arbeit hin zu Vermögen und Kapital – das waren die groß angekündigten Pläne, die allesamt im Rahmen der Verhandlungen zur Steuerreform gescheitert sind.

Genutzt haben das aber nur ca. 84.000 Menschen, die schließlich auch eine Stimme in einem der zahlreichen Wahllokale abgegeben haben.

Erstmals - seit 2004 von der schwarz/blauen Regierung abgeschafft – konnte die Bundesvertretung wieder direkt gewählt werden. 55 Mandate gab es zu erkämpfen, wovon 16 an die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft (AG), 12 an die jungen Grünen (Gras) und 8 an unsere Schwesternorganisation VSSTÖ gingen. Die restlichen Mandate teilen sich folgendermaßen auf: FLÖ (Unabhängige Fachschaftslisten Österreichs) – 7, JUNOS (Junge Neos) – 6, FEST (Fraktion engagierter Studierender) – 2, und jeweils ein Mandat für die kommunistischen KSV lili und KSV-KJÖ, den rechten RFS und die Spaß-Fraktion Die Liste. Die bisherige ÖH – Exekutive erreicht damit erneut eine knappe Mehrheit und kann ohne die konservative AG die Führung übernehmen. An der Uni Wien, die die meisten Wahlberechtigten umfasst, legte dennoch vor allem die AG zu, und auch die wirtschaftsliberalen JUNOS, die 2013 noch als Julis angetreten waren, konnten hier mehr als zwei Prozent dazu gewinnen. Mehr dazu auf Seite 25 nachzulesen.

Die Regierung einigte sich auf ein Paket von etwa fünf Milliarden Euro, die beinahe gänzlich in die Entlastung der ArbeitnehmerInnen fließen sollen. Von einer Steuerstrukturreform kann jedoch keine Rede sein, die volkswirtschaftliche Komponente scheint weitgehend ausgeblendet. Ursprünglich als Maßnahme für die Stärkung mittlerer und unterer Einkommensgruppen gedacht, beinhaltet die Tarifreform nun u.a. eine weitere Anhebung der Höchstbemessungsgrundlage für den Spitzensteuersatz und leistet somit keinen nennenswerten Beitrag zu einer Verbesserung der Vermögensverteilung in Österreich. Offen bleibt auch die Selbstfinanzierung der Steuerreform. Das wäre durch die Einführung von Vermögenssteuern möglich gewesen, die auch Investitionen in Bildung und Soziales als wichtigen Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft finanzieren hätten können.

ÖSTERREICH RAUCHFREI Ab 2018 wird das Rauchen in sämtlichen Gastronomiebetrieben auch in Österreich verboten sein. Die mediale Aufbauschung ist überraschend, da eine Änderung der bestehenden „typisch österreichischen“ Regelung zu erwarten war.

Zur Erinnerung: 2009 wurde eine Novelle verabschiedet, die es Lokalen unter 50 m2 freistellt, ob sie Rauchen erlauben oder verbieten, aber größeren Einrichtungen eine Trennung der RaucherInnen – und NichtraucherInnenbereiche vorschreibt. Diese Trennung wurde verschieden umgesetzt, oft war es notwendig durch einen RaucherInnenbereich zu gehen, um zur rauchfreien Zone zu gelangen und es gab 15 000 Klagen aufgrund einer Nichteinhaltung des Gesetzes. Die Umbauten der Lokale waren von Seiten der BetreiberInnen mit Kosten verbunden, die sie aber steuerlich absetzen konnten. Einige der BesitzerInnen gehen nun gegen eine neue Regelung auf die Barrikaden, aber auch die FPÖ hat sich des Themas angenommen und propagiert die „Verbotsgesellschaft“.

Argumente, dass ein Rauchverbot in Lokalen die Wirtschaft schädige, konnten u.a. durch den Vergleich mit anderen Ländern widerlegt werden.

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GESAMTSCHULE: SCHULE OHNE KLASSEN? Text: Tina Rosenberger und Marlis Zederbauer

Ein Gespenst geht um in Wien- das Gespenst der Gesamtschule. Bereits seit Jahrzehnten spukt sie in der Üsterreichischen Bildungsdebatte herum. In der Anton- Krieger-Gasse im 23. Bezirk ist die Idee der Gesamtschule bereits umgesetzt. Der FAKTOR war vor Ort und hat sich das Vorzeigeprojekt aus der Nähe angesehen.

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ien. An den gelben Säulen in der Aula hängen Orientierungspläne. Sie sind bitter notwendig, denn das Gebäude ist komplex und verwinkelt. Beim Betreten der Schule entstehen Assoziationen an ein Labyrinth.

Kein Wunder, schließlich sind hier 46 Klassen, sowie weitere Räumlichkeiten untergebracht. So komplex das Schulgebäude auch erscheinen mag, so einfach ist hingegen die Idee, die in der AntonKrieger- Gasse versucht wird, umzusetzen: Kinder sollen nicht im Alter von 10 Jahren selektiert werden und Schulabschlüsse dürfen nicht von der Geldbörse der Eltern abhängen. Die Liesinger Schule bietet somit einen Orientierungsplan für ein egalitäreres Bildungssystem. Aus europäischer Perspektive stellt Österreich in diesem Aspekt einen beschämenden Rekord auf: Denn im Vergleich fällt auf, dass in Österreich die Selektion von Schulkindern schon besonders früh statt findet. Finnland hingegen wird in der Debatte um die Gesamtschule oft als Vorbild angeführt.

Kampf um die Gesamtschule – seit fast 100 Jahren Bereits in den 1920er Jahren setzte sich die Sozialdemokratie in Österreich für die Einführung der gemeinsamen Schule der zehn bis 14-Jährigen ein. Besonders erwähnenswert ist hier Otto Glöckel, der ab 1919 Unterstaatssekretär für Unterricht war. Ganz oben auf seiner Agenda stand neben der Einführung der Gesamtschule auch die Demokratisierung der Schule, sodass SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern gleichermaßen in organisatorischen und inhaltlichen Fragen mitbestim-

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men konnten. In den zwei Jahren seiner Amtszeit – im Sommer 1920 zerbrach die Regierung und die SDAP war fortan nicht mehr Regierungspartei – konnte Glöckel sein Vorhaben jedoch nicht umsetzen.

Die Idee der Gesamtschule wird seit jeher von den Konservativen blockiert. Damals wie heute stellen sie sich gegen Reformen, die allen Kindern gleiche Bildungschancen ermöglichen und erhalten damit Bildung als Privileg für wenige Reiche. Noch heute ist die Wahl der Schule maßgeblich dafür verantwortlich, welche weitere Bildung Kinder erfahren werden: HauptschülerInnen machen seltener Matura als Kinder, die bereits mit zehn Jahren das Gymnasium besuchen und nehmen daher auch seltener ein Studium an einer Universität auf. Dass dieser unterschiedliche Bildungsweg Auswirkungen auf die spätere Berufswahl und das Einkommen hat, liegt auf der Hand. Konkret bedeutet das: Mit zehn Jahren müssen sich Kinder entscheiden, welchen Bildungsweg sie einschlagen und was sie in weiterer Folge arbeiten wollen. Die Meinung der Eltern ist in dem Alter natürlich dominant: Sie entscheiden, ob Hauptschule oder Gymnasium die richtige Wahl für das Kind ist.

Abgesehen davon, dass richtungsweisende Entscheidungen für das Leben dadurch viel zu früh getroffen werden müssen, wird so auch die „Erblichkeit“ der Bildung verstärkt, da für die Kinder meistens ein Bildungsweg ähnlich dem der Eltern gewählt wird.

OTTO GLÖCKEL Otto Glöckel (1874 – 1935) war der große „Schulreformer“ des Roten Wien. Nach seiner Amtszeit in der Bundesregierung konzentrierte er sich auf die Politik der Wiener Kommunalebene. Das Ziel der Wiener Schulreform war die Demokratisierung der Schule und gleiche Bildungschancen für alle Kinder.

❞Bei uns in der Anton-KriegerGasse ist es eigentlich immer das-selbe geblieben. Ob das jetzt Kooperative Mittelschule, oder Wiener Mittelschule, oder Neue Mittelschule geheißen hat.❝

Klassen in der Schule?

Die starke soziale Durchmischung wurde in der Anton-Krieger- Gasse hingegen zum Kennzeichen. „Die Schule sollte

So kommentiert Bannert die Veränderungen, beziehungsweise die Umbenennungen von Konzepten, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben.

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ein Spiegel der Gesellschaft sein: In der Straßenbahn sitzt ja auch der Bauarbeiter neben dem Arzt. Es müssen alle miteinander auskommen.“, meint Brigitte Bannert, die mehr als drei Jahrzehnte an der Schule unterrichtet hat und erst seit ein paar Wochen in Pension ist. Ihrer Schätzung nach beträgt der Anteil an UnterstufenSchülerInnen mit akademischen Eltern knappe 5 %, wenn nicht sogar weniger. Sie ergänzt, dass es sich hierbei meist um eine sehr bewusste Entscheidung der Eltern handelt. Eine Anspielung auf die soziale Kompetenz, die in der Bildungseinrichtung vermittelt wird. Rund ein Drittel der Kinder erfüllen bei der Schulanmeldung nicht die ansonsten erforderliche „AHSReife“. Zum Nichterfüllen dieser vermeintlichen Reife genügt es schon, wenn im Volksschulzeugnis eine Drei in einem Hauptfach aufscheint.

Soziales lernen Das Herzstück der Anton-Krieger-Gasse ist die Unterstufe, da die Schule ab der 5. Klasse ein reguläres Oberstufengymnasium ist. Pro Jahrgang gibt es in der Unterstufe sechs Klassen mit jeweils 25 SchülerInnen. Ein wesentliches Merkmal ist die so genannte: „Klassenstunde“.

Diese findet von der 1. bis zur 5. Klasse einmal pro Woche statt und wird vom Klassenvorstand abgehalten. Hier wird SchülerInnen die Möglichkeit gegeben, gruppendynamische Prozesse zu reflektieren. Es geht darum, ihnen den Raum zu geben, Konflikte anzusprechen und auch gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Brigitte Bannert sitzt aufrecht, die Ärmel ihres weiß- grauen Pullover sind aufgekrempelt, mit einer aktiven Gestik betont sie, dass es nicht reicht, wenn

LehrerInnen versuchen, Konfliktsituationen mit einem obligatorischen „vertragt euch jetzt wieder“, zu beenden. Denn: „Du hast im Leben draußen dauernd Konflikte“. Auch sonst nimmt die soziale Kompetenz eine wichtige Rolle ein. Die ehemalige Deutsch-Lehrerin erzählt von Gruppenarbeiten im Deutschunterricht: Die Aufgaben werden erst honoriert, wenn alle fertig sind. So können sich gute SchülerInnen nicht zurücklehnen, sondern werden dazu animiert den anderen zu helfen. Unterrichtsmethoden wie diese lassen sich als klare Kampfansagen an die „Ellbogen-Gesellschaft“ interpretieren.

Es geht nicht darum, ob man selbst am schnellsten oder besten war, sondern um alle. „Lernen ist nicht nur ein Wissenserwerb, sondern ein emotionaler Prozess.“ erzählt Bannert, die auch als SchülerInnenberaterin tätig war. So sind sämtliche psychosomatische Beschwerden auch auf den Druck zurückzuführen. Um diesen zu beschreiben, greift sie auf eine SchwammMetapher zurück und gestikuliert mit den Händen, als würde sie einen Schwamm ausdrücken: Wenn der Schwamm zusammengedrückt wird, kann er viel weniger Wasser aufnehmen. Genauso verhält es sich mit dem Lernverhalten von SchülerInnen. Sobald der Druck nachlässt, können bessere Lernerfolge verbucht werden. Diese Entwicklung lässt sich auch daran beobachten, dass im Laufe der Unterstufe immer wieder SchülerInnen von Gymnasien in die Anton-KriegerGasse wechseln, da sie mit dem ständigen Leistungsdruck nicht zurecht kommen.

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass auch hier in der Unterstufe nach dem Realgymnasiumslehrplan unterrichtet wird. Wenn jedoch in einzelnen Fächern größere Lernschwächen auftreten, gibt es

noch immer die Möglichkeit von „Abstufungen“. Dies bedeutet, dass die SchülerInnen weiterhin in derselben Klasse sind und auch dieselben Aufgaben erfüllen müssen, jedoch ist der Bewertungsmaßstab „milder“ - die „Abstufungen“ werden jedoch auch im Zeugnis vermerkt.

Beslinda hingegen konnte sich nach der Absolvierung der Unterstufe ohne weitere Aufnahmeverfahren für die Oberstufe anmelden. Denn sie brauchte keine „Abstufung“ und somit war ihr Abschlusszeugnis der Unterstufe mit jenem eines Gymnasiums gleichzusetzen. Mittlerweile besucht sie die 7. Klasse. Dass ihre Schule sich von anderen unterscheidet, spielt für sie keine Rolle- für sie ist der Alltag in der Anton-Krieger-Gasse „normal“. Materielle Aspekte, in Form von Smartphones oder Markenkleidung haben nach den Aussagen der 17- Jährigen keinen hohen Stellenwert in der Klasse, dies unterstreicht sie auch durch deutliches Kopfschütteln.

Auch für LehrerInnen ist der Alltag in der Anton-Krieger-Gasse oftmals ein wenig gewöhnungsbedürftig. Das liegt zum Beispiel am praktizierten „Teamteaching“ in der Unterstufe. „Teamteaching“ bedeutet, dass nicht nur der oder die unterrichtende LehrerIn in der Klasse steht, sondern noch eine weitere Lehrperson anwesend ist.

Der oder die zusätzliche LehrerIn unterrichtet die Klasse sonst in einem anderen Fach und kennt sie daher auch. Dadurch kann besser gewährleistet werden, dass auf alle SchülerInnen eingegangen wird.

Eine weitere Besonderheit der AntonKrieger-Gasse sind Planungstreffen. So arbeiten alle LehrerInnen einer Klasse in Teams, die sich meistens alle zwei Wochen treffen. Diese Treffen sind essentiell,

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sowohl um auf die Entwicklungen in der Klasse eingehen, als auch um fächerübergreifende Projekte planen zu können.

Jedoch wurde es im Laufe der Jahrzehnte zunehmend schwieriger diese zu organisieren, da eine Einsparungswelle in den 90er Jahren dazu geführt hat, dass die Planungstreffen nicht mehr als bezahlte Stunden gerechnet werden.

Gründung Anfang der 70er Jahre ist der 23. Bezirk stark gewachsen, durch das Bauen von Siedlungen entstand praktisch eine „Schulraumnot“. Die einzigen Gymnasien im Bezirk waren religiöse Privatschulen und somit mussten viele SchülerInnen auf andere Bezirke ausweichen. Dadurch, dass die Schule neu gebaut wurde, entstand also die Chance, die IGS (Integrierte Gesamtschule) einzuführen- denn die bestehenden AHS wären dazu nicht bereit gewesen.

1974, als die Schule stellenweise noch eine Baustelle war, gab es bereits den 1. Jahrgang der IGS mit drei Klassen. Das Konzept hatte jedoch klare Schwächen. Diese Entwicklungen führten dazu, dass von 1982 bis 1985 der Schulversuch „Neue Mittelschule“ ausgearbeitet und später auch umgesetzt wurde. Das neue Modell führte dazu, dass alle 10 bis 14-Jährigen gemeinsam in einer Klasse unterrichtet wurden und es keine Leistungsgruppen mehr gab. Damals wurde auch die Begrenzung von 25 SchülerInnen pro Klasse beschlossen, sowie die Teamsitzungen und das „Teamteaching“ etabliert.

In den 90er Jahren gab es dann eine Einsparungswelle, die sowohl das „Teamteaching“, als auch die gemeinsamen Planungsstunden stark angriff und auch die Erhöhung auf 30 SchülerInnen pro Klasse wurde immer wieder gefordert.

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Der Kampf ist noch nicht vorbei Doch die offensichtlichen Probleme des derzeitigen Schulsystems werden nicht einfach hingenommen. Seit Anfang der 2000er Jahre ist die Debatte rund um das österreichische Bildungswesen immer wieder entbrannt. Das Thema „Gesamtschule“ steht hier auch immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion. Und langsam scheint sich das Blatt zu wenden: In Vorarlberg wurde kürzlich durch die dortige konservative Regierung beschlossen, in den nächsten zehn Jahren die Gesamtschule umzusetzen. Während von der ÖVP sonst fast ausschließlich gegen die „Gleichmacherei“ durch die Gesamtschule argumentiert wird, hat in Vorarlberg sogar die Volkspartei erkannt, dass die Bildungsungerechtigkeit nur durch eine gemeinsame Schule verringert werden kann.

Eine richtige Gesamtschule ist natürlich nicht allein dadurch gegeben, dass sie „Gesamtschule“ genannt wird. Solange nicht alle Kinder denselben Schultyp besuchen, hat Österreich weiterhin ein differenziertes Schulsystem. Im Gegensatz zu Ländern wie etwa Finnland, wo es für alle sechs bis 14-Jährigen nur einen Schultyp gibt, gibt es in Österreich neben dem Gymnasium und der Hauptschule inzwischen auch die Neue Mittelschule (NMS) und Schulen wie die Anton-Krieger-Gasse, die den Anspruch einer Gesamtschule erfüllen wollen. Die Bildungswege der SchülerInnen werden also immer noch mit zehn Jahren getrennt.

Ein richtiges Gesamtschulsystem muss diese Trennung aufheben. Das Ziel muss also sein, flächendeckend einen Schultyp zu etablieren, der von allen SchülerInnen besucht wird.

SCHWÄCHEN DER IGS Zu Beginn absolvierten die SchülerInnen Einstufungstests. Je nach Abschneiden wurden die SchülerInnen eines Jahrgangs in Deutsch, Englisch und Mathematik in Leistungsgruppen mit drei unterschiedlichen Niveaus eingeteilt.

Also ein klarer Gegensatz zu dem Prinzip, das später etabliert wurde, nämlich, dass gute SchülerInnen Schwächeren helfen. Die Nebenfächer wurden in der regulären Klasse unterrichtet, in der jedoch manchmal bis zu 36 Kinder untergebracht waren.

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OBERSTUFE Ab der 5. Klasse ist die Anton-Krieger-Gasse ein reguläres Oberstufengymnasium mit fünf unterschiedlichen Zweigen. Außerdem gibt es noch die „Übergangsstufe“. Hierbei handelt es sich um ein Angebot, für SchülerInnen, die nach der 4. Klasse noch Schwächen haben. In diesem Jahr können sie Lerninhalte noch mal festigen und werden so auf die Oberstufe vorbereitet.

Dafür reicht es natürlich nicht, allen Gymnasien, Hauptschulen und NMS ein und denselben Namen zu verpassen: Die neue Schule braucht auch neue Inhalte, neue Methoden, neue Strukturen. Ein wichtiges Schlagwort ist – ganz wie vor fast 100 Jahren – Demokratisierung. An den Schulen muss es möglich sein, dass alle Beteiligten, also die LehrerInnen, die SchülerInnen und auch die Eltern Mitspracherecht bei der Gestaltung des Schulalltags haben. LehrerInnen brauchen eine entsprechende Ausbildung, die auf einen Beruf vorbereitet, der mehr ist, als das runterbeten des Lehrplans: Es muss möglich sein, auf jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin einzugehen, um ihre Bedürfnisse zu erkennen und damit arbeiten zu können. Dafür braucht es neben der inhaltlichen Ausbildung auch eine umfassende pädagogische Ausbildung für alle LehrerInnen.

Soziale Unterschiede müssen durch die Schule ausgeglichen werden. Dafür brauchen die Schulen wesentlich mehr Ressourcen: Mehr LehrerInnen, mehr Räumlichkeiten und vor allem: mehr Zeit. Mehr Zeit, die LehrerInnen mit den SchülerInnen verbringen können, um auf etwaige Probleme einzugehen. Dafür ist neben einer Reduktion der SchülerInnenanzahl pro Klasse auch die Einführung der Ganztagsschule zentral. Das bringt zwei Vorteile: Einerseits werden Kinder den ganzen Tag betreut, was vor allem den Familien zu Gute kommt, wo beide Eltern arbeiten gehen müssen. In dieser ganztägig betreuten Zeit ist es zudem möglich, Schule nicht nur mit Lernen, sondern

auch mit Spaß und Freizeit zu verbinden: Dass die Schule der Ort ist, an dem die meisten FreundInnen gefunden werden, wird oft vergessen. Stattdessen erinnern sich die meisten an die Schule als Ort des Leistungsdrucks und der Schikane.

Ein funktionierendes Gesamtschulmodell darf aber die sozialen Aspekte des Schulalltags nicht übersehen. Im Gegenteil ist eine Schule, die auch im sozialen Bereich auf das Leben vorbereitet, die Grundvoraussetzung für eine solidarische Gesellschaft– für das Leben lernen, nicht für die Schule.

Die Veränderung der Schule ist eines der wichtigsten politischen Kampffelder – die Ausgestaltung des Schulsystems ist sehr aussagekräftig für den Zustand eines Landes. Umgekehrt: wer die Schule verändert, ändert auch die Gesellschaft. Für die Einführung einer Gesamtschule zu kämpfen muss also eine der zentralen Forderungen einer linken Organisation sein.

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frauenpolitischer kommentar

Zurückrudern:

EIN ÖSTERREICHISCHER NATIONALSPORT. Text: Marlis Zederbauer

Was es bedeutet, dass Pograpschen jetzt doch nicht im Strafgesetz stehen wird.

Mit dem neuen Gesetzesentwurf zur sexualisierten Belästigung hätte Österreich eine Vorreiterinnenrolle einnehmen können: Ein Gesetz, das Frauen das Recht zuspricht, selbst über ihren Körper zu bestimmen. Und dieses Recht im Zweifelsfall auch einklagen zu können. Doch dieser Traum ist scheinbar vorbei. Justizminister Brandstätter hat befunden, dass Pograpschen und ähnliche Formen der Belästigung „im Kriminalrecht schwer zu fassen“ seien.

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as im Kriminalrecht schwer zu fassen scheint, ist im Alltag für viele Männer offensichtlich sehr einfach zu fassen: Mein Bein, meine Hüfte, mein Arsch. Wenn das passiert (und es passiert recht oft), dann kann ich mich aufregen, aber ich darf mich nicht wehren. Wenn mich jemand ohne meinen Willen anfassen will, dann ist das rechtlich in Ordnung. Das ist für mich wirklich nicht zu fassen. Der neue Gesetzesentwurf hätte das ändern können, doch einmal mehr muss sich ein progressiver Vorstoß in der österreichischen Politik dem Willen konservativer frauenfeindlicher Männer beugen, die mit den absurdesten Argumenten dafür sorgen wollen, dass Belästigung in Österreich weiterhin toleriert wird. „Da könnte ja jede daherkommen und mich anzeigen“, maulen die Männer, die sich in ihrem Recht eingeschränkt fühlen, Frauen wie Objekte zu behandeln. „Ob der Popsch hält, was der Blick verspricht.

Das zu erfahren, wird nun bestraft.“, gab einer jener Männer zu bedenken, weil es offensichtlich schwierig ist, mit dem Popsch zu kommunizieren. (Vielleicht kommt er noch drauf, dass an dem Popsch eine Person dranhängt; und dass die Kommunikation mit ihr einfacher als mit dem Popsch ist; wer weiß.)

Dass solche Menschen mehr Aufmerksamkeit bekommen, als diejenigen, die tatsächlich von Diskriminierung betrof-

fen sind, zeigt, wie falsch die ganze Debatte rund um den Gesetzesentwurf geführt wurde. Denn um wen geht es bei diesem Gesetz eigentlich? Es geht nicht um die Männer, die glauben, dass ihnen ein bisschen Spaß weggenommen wird, wenn sie niemanden mehr angreifen dürfen. Es geht nicht um die Frauen, die es vielleicht mögen, auf diese Art und Weise „umgarnt“ zu werden. Es geht nicht darum, dass irgendwer keinen Spaß versteht und es geht nicht darum, dass niemand mehr Spaß haben darf. Es geht um alle Personen, die sich heute in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt fühlen müssen, weil es Menschen gibt, die einfach anfassen, was ihnen gefällt. Es geht um uns, vor allem uns Frauen, die das Recht haben, über sich selbst zu entscheiden. Aber dieses Recht wird uns weiterhin verwehrt.

Wenn das Gesetz, so wie es nun geplant ist, beschlossen wird, wird es weiterhin möglich sein, dass sich Wildfremde dazu entscheiden können, mich anzufassen.

Um mich zu testen. Um zu sehen, ob ich was tauge. Das Gesetz lässt weiterhin zu, dass ich mich wie ein Objekt behandeln lassen muss.

Ich bin kein Objekt. Ich bin eine Frau. Ich bin kein Ausstellungsstück, ich bin kein Vorführwagen – ich bin ein Mensch. Als solcher möchte ich auch behandelt werden. Aber stattdessen muss ich in einer Gesellschaft leben, die eher dran glaubt, dass Männer nicht dazu in der Lage sind,

ihre Triebe im Zaum zu halten, als dass Frauen selbst über ihren Körper bestimmen sollen.

Zurückrudern, wenn die Privilegierten pfeifen: So sieht österreichische Politik aus. Da geht’s nicht um die Rechte von vielen Menschen, sondern darum, dass sich weiterhin einige Wenige über die Rechte der Vielen hinwegsetzen können.

Marlis Zederbauer ist seit Mai 2015 Frauensprecherin der Sozialistischen Jugend Österreich.

UPDATE Nach Redaktionsschluss einigte sich die Regierung auf einen schwachen Kompromiss, wodurch das Pograpschen nun doch im StGB stehen wird.

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news von rechts

Anstieg: Übergriffe auf Flüchtlingsheime Text: Nikolina Franjkic

❞Vor dem Hintergrund dieser europaweiten Allianz des Asylwahns erscheint die Lage hoffnungslos. Doch europaweite Bedrohungen erfordern eine europaweite Gegenwehr. […]❝

www.identitaere-generation.info/ Gestürmte Festung Europa?

Dieses Zitat zeigt die gewalttätige Dimension der Anti-Asyl-Position der Identitären

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nfang April wurde in Tröglitz (Sachsen- Anhalt) ein Brandanschlag auf ein künftiges Asylheim/ Flüchtlingsheim verübt. Das gesamte Dach wurde durch das Feuer zerstört, zwei BewohnerInnen konnten das Haus noch rechtzeitig verlassen. Doch wie kam es zu diesem Brandanschlag?

Rechtsextreme Motive und Konsequenzen Tröglitz ist ein kleiner Ort mit rund 3000 EinwohnerInnen. Als bekannt wurde, dass im Mai 40 Flüchtlinge in einem Wohnhaus untergebracht werden sollen, wurde von den rechten Kräften unmittelbar dagegen mobilisiert. Etwa 150 Personen, darunter Mitglieder der NPD und ihnen nahestehenden Organisationen, veranstalteten monatelang jeden Sonntag Protestzüge durch den Ort.Ortsbürgermeister Markus Nierth sah sich nach Morddrohungen wegen seiner Entscheidung, in Tröglitz Flüchtlinge aufzunehmen, dazu veranlasst sein Amt niederzulegen.

Der von der NPD politisch genutzte Konflikt um das neue Flüchtlingsheim erreichte seinen Höhepunkt in dem Brandanschlag auf ebendieses. Der zuständige Landrat und CDU- Politiker Götz Ulrich kündigte nach der Tat an, weiterhin an den Plänen der Flüchtlingsunterbringung festhalten zu wollen. Auch er blieb daraufhin von Morddrohungen nicht verschont.

Auch in Österreich treten vermehrt Attacken auf Asylheime und Demonstrationen gegen Flüchtlinge auf. Am 6. April kam es zu einem Angriff auf ein Asylheim in Alberschwende, Vorarlberg. Als Tatver-

dächtige gelten fünf Männer, die laut Polizei in der Nacht mehrere Plakate mit der Aufschrift „Wir sind Asyl“ heruntergerissen haben. Sie wurden dabei von zwei UnterstützerInnen der Aktion „Wir sind Asyl“ beobachtet und zur Rede gestellt.

Daraufhin versuchten die Männer in das Asylheim einzudringen, konnten jedoch von den beiden UnterstützerInnen abgehalten werden.

Die fünf Männer werden unter anderem wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und gefährlicher Drohung angeklagt. Da sie alkoholisiert waren, werden keine politischen Motive hinter der Tat vermutet. Dass diese Männer jedoch schon öfter mit rassistischen Aussagen aufgefallen sind, wird außer Acht gelassen.

Politische Ableitungen Die genannten Anschläge auf Asylheime sind nur zwei von vielen in den letzten Wochen. Seit dem Vormarsch von PEGIDA, den Identitären und sogenannten „Bürgerrechtsbewegungen gegen Asylwerberheime“ ist festzuhalten, dass sich solche Anschläge häufen. In Deutschland kam es 2014 zu etwa 150 Angriffen gegen Flüchtlingsheime.

Ein weiterer Umstand ist das systematische Vorgehen dabei, denn viele Brandanschläge geschahen fast zeitgleich und in einem engen räumlichen Umfeld. Wir dürfen nicht zulassen, dass reaktionäre Kräfte Hetze gegen Flüchtlinge betreiben.

Wir müssen uns nun mehr denn je jeglichen rechtsextremen Parolen und Taten in den Weg stellen.

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Alle Toten sind gleich?

EINE MEDIENKRITIK. Text: Tina Rosenberger

Trauer und Fassungslosigkeit beherrschten die Titelseiten. 150 Menschen sind tot. Sie waren an Bord der Germanwings-Maschine. Während der europäische Boulevard noch mit dem Reproduzieren von Verschwörungstheorien beschäftigt war, kamen in Kenia erneut rund 150 Menschen ums Leben.

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chauplatz: Garissa (Kenia). Sie kamen im Morgengrauen. Es waren vier maskierte Männer, die den Campus der Universität stürmten und ein Blutbad anrichteten. Studierende, die keine Koranverse zitieren konnten, wurden erschossen. Anschließend okkupierten die Täter für fast 16 Stunden das Gebäude, bis die Polizei und die Armee es schafften, die Geiselnahme zu beenden. Es waren Attentäter der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab.

Der Terror der Al-Shabaab Die Al-Shabaab, die ursprünglich nur in Somalia aktiv war, verübte bereits in der Vergangenheit öfters Anschläge in Kenia. Die Zahl ist jedoch stark angestiegen, seitdem Kenia im Herbst 2011 Truppen nach Somalia schickte, um dort gemeinsam mit anderen Staaten der Afrikanischen Union die Terrormiliz zu bekämpfen. Für internationales Aufsehen sorgte im Herbst 2013 auch der Angriff auf das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi. Damals starben 67 Menschen. Nach Angaben der kenianischen Regierung sind seit 2012 rund 500 Menschen durch Anschläge der Al-Shabaab gestorben. Seit dem Vorjahr sind die Angriffe vor allem durch die Teilung von MuslimInnen und Nicht- MuslimInnen gekennzeichnet. Wer dem islamischen Glauben angehörte bzw. von wem aufgrund von äußerlichen Merkmalen angenommen wurde, den ethnischen Somalis anzugehören, durfte gehen, wer nicht, wurde umgebracht. Diese Taktik wiederholte sich immer wieder. Außerdem ist die Entwicklung zu verzeichnen, dass die Attentäter nicht mehr aus Somalia kommen, sondern ethnische Somalis sind, die in Kenia leben. Dies führt jedoch auch dazu, dass Angehörige dieser Bevölkerungs-

gruppe pauschal als TerroristInnen inszeniert werden. Bei den durchgeführten Razzien wurden sogar hunderte MuslimInnen und ethnische Somalis festgenommen und später wieder freigelassen, weil sie unschuldig waren.

Die Marginalisierung hat die Wirkung, dass die Al-Shabaab bei der Rekrutierung noch leichteres Spiel hat. Die Lage ist hochgradig komplex.

Um sie wirklich analysieren zu können, benötigt es fundierte Kenntnisse über die politische Landschaft Kenias und insbesondere auch über die instabile Lage Somalias. Die Landkonflikte an der kenianischen Küste, sowie die grassierende Korruption und Armut sind Faktoren, die hierbei nicht unterschätzt werden dürfen.

Wer den Konflikt beschreiben will, muss die politischen und ökonomischen Herrschaftsverhältnisse benennen, Aspekte der Migration berücksichtigen und auf den historischen Kontext verweisen. Doch stattdessen findet die mediale Inszenierung eines Religionskrieges statt.

CHARLIE HEBDO Auch nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo nahm das Medieninteresse kein Ende. Allein im ORF gab es zwischen dem 7. und 11. Jänner 43 Sendungen, die sich dieser Thematik widmeten.

Ortswechsel: Montabaur. Rheinland-Pfalz. Es ist die Heimatstadt von Andreas Lubitz, dem Co-Piloten der abgestürzten GermanwingsMaschine. MedienmitarbeiterInnen belagerten die Stadt. JournalistInnen versuchten hier durch das akribische Ausfragen von BewohnerInnen Antworten zu finden. Doch es sind Fragen, auf die es wahrscheinlich keine Antworten gibt. An der Supermarktkassa wurde versucht, die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche zu ergründen. Es wurden Menschen befragt, die mit Lubitz vermutlich nicht mehr gemeinsam hatten, als dass sie die gleiche Postleitzahl wie seine Eltern haben. Als Anfang April rund 150 Studierende in Garissa ermordet wurden, gab es weder Live-Schaltungen noch Sondersendungen. Alle Toten sind gleich. Aber manche Tote sind gleicher.

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bezirke stellen sich vor

SJ Donaustadt A ECHTA DONAUSTÄDTER IS KA RASSIST

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ie SJ Donaustadt ist eine der jüngsten Bezirksgruppen der Sozialistischen Jugend Wien.

Besonders freut uns, dass wir vor allem in den letzten Monaten viele neue AktivistInnen dazugewinnen konnten. Bei unseren wöchentlichen Gruppenabenden beschäftigen wir uns gerne mit internationalen Themen: zum Beispiel die aktuellen Entwicklungen in Ungarn, die Umbrüche in der Türkei, die Situation in Kuba oder soziale Bewegungen in den USA. Einen zweiten Schwerpunkt bilden soziale Problem, etwa die Probleme vieler junger Menschen mit der Wohnungssuche, die Rechte von ArbeitnehmerInnen oder auch ökologische Themen.

GRUPPENABEND Dienstag 19:00 Uhr Erzherzog Karl-Straße 65, 1220 Wien

www.facebook.com/sj.donaustadt

Neben unserer Bildungsarbeit versuchen wir unser Ideal einer gerechteren, freieren und solidarischeren Welt auch durch aktive Kampagnenarbeit im Bezirk umzusetzen: Sei es bei unseren Straßenaktion, durch unsere Verteiltermine vor Schulen, in Parks und Freibädern oder durch unsere aktive Beteiligung an Demonstrationen und Medienaktionen gemeinsam mit GenossInnen aus anderen SJ-Bezirken. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der aktiven Arbeit gegen Rassismus und Faschismus, die in diesem Bezirk leider besonders notwendig ist. Das Motto dieser Kampagne ist „A echta Weana is ka Rassist“ und „Donaustadt ist nazifrei!“.

Die Donaustadt ist flächenmäßig der größte Bezirk Wiens, nur in Favoriten wohnen noch mehr Menschen. Mit rund 170 000 EinwohnerInnen ist der 22. Bezirk nur etwas kleiner als Linz. Kein anderer Bezirk wächst so stark, nirgendwo sonst leben so viele junge Menschen: Viele besuchen eine der über 50 Schulen oder

Text: SJ22

arbeiten als Lehrling, ArbeiterIn oder Angestellte/r in einem der vielen Gewerbe- und Industriebetrieben in der Donaustadt. Da der 22. Bezirk also als klassischer „ArbeiterInnenbezirk“ angesehen werden kann, sind hier viele Menschen von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise besonders betroffen. Damit nehmen auch soziale Probleme immer mehr zu.

Leider finden viele Menschen auf diese Probleme die falschen Antworten: Anstatt die Ursachen in einem kapitalistischen und ungerechten Wirtschaftssystem zu sehen, wächst der Zulauf zu neoliberalen Kräften und rechten Hetzern, die statt wirklichen Lösungsansätzen lieber Sündenböcke präsentieren. Dass die Anliegen der ArbeiterInnen und Angestellten FPÖ & ÖVP im Grunde egal sind, erkennt man an deren Forderungen nach einer Schwächung von ArbeitnehmerInnenrechten, Gewerkschaften und Kollektivverträgen.

Dennoch erreichte die rechte FPÖ im 22.

Bezirk im Jahr 2010 bei der Gemeinderatswahl über 31% der Stimmen.

Als SJ Donaustadt haben wir es uns als Ziel genommen, durch aktive Informationsarbeit viele davon zu überzeugen, dass Hetze gegen andere nicht im Interesse der ArbeitnehmerInnen liegen kann, und nur ein solidarischer und gemeinsamer Kampf für die Rechte und Interessen der ArbeiterInnen und Angestellten zu einer Besserung der Situation führen wird.

Mindestens genauso wichtig ist uns, den Menschen, die von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind, das Gefühl zu geben, hier willkommen zu sein und sich in der Donaustadt wohlzufühlen. A echta Donaustädter is nämlich ka Rassist.

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SJ Meidling JE MEHR WIR SIND, DESTO LAUTER WERDEN WIR!

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port ist Mord“? Nicht bei der Sozialistischen Jugend Meidling! Denn jeden Donnerstag um 18:30 Uhr treffen sich die Aktivistinnen und Aktivisten der SJ Bezirksgruppe Meidling im dritten Stock ohne Lift des Jugendzentrums VZA (Vereinszentrum Aichholzgasse), um über gesellschaftliche und politische Themen zu reden.

Die Sozialistische Jugend Meidling legt großen Wert auf die Bildungsarbeit im Bezirk.

Daher steht an jedem Gruppenabend ein anderes Thema auf dem Programm. Egal ob es das „Kommunistische Manifest“ von Karl Marx ist, ein Referat zu dem Thema der „Alternativen Geldsysteme“ oder über die Neue Rechte und die Identiären, jedes Thema wird angesprochen und diskutiert. Denn nur wenn wir die Welt verstehen, wie sie ist, können wir sie auch ändern.

Neuerdings wird auch versucht, am Anfang jedes Gruppenabends einen Input über eine große politische Frau zu geben. Dies soll dazu führen, dass sich jedeR AktivistIn mit einer der großen Frauen der Politik auseinandersetzt, um ihre Errungenschaften sichtbarer zu machen.

Mindestens einmal im Monat machen wir nach dem inhaltlichen Teil unseres Gruppenabends einen Spieleabend, wo wir dann bis spät in die Nacht die verschiedensten Spiele spielen und großen Spaß haben.

Eine weitere Veranstaltung ist in unserem Bezirk inzwischen überaus beliebt: Im Vorfeld von Halloween lädt die SJ 12 zu ihrem DVDAbend „Happy-Gruseln“ ein, wo wir uns auf Halloween einstimmen und auf die bevorstehenden SJ Parties freuen.

Die SJ Meidling ist in den letzten Monaten sehr gewachsen. Das hat eine neue und große Dynamik in die Gruppe gebracht, was man auch schon auf unserem Bezirksseminar im Dezember 2014 in Bratislava bemerken konnte.

Die SJ 12 macht auch bei Wien-weiten Aktionen mit, wie beispielsweise der Fackelzugkampagne. Hier trifft man uns meistens auf der Meidlinger Hauptstraße am Meidlinger Platzl, wo wir den Knotenpunkt von zwei UBahnstationen für uns nutzen.

Auch sind wir mit unseren kritischen Transparenten beim Maiaufmarsch der SPÖ vertreten. Ob Gemeindebauten oder mehr Geld für Bildung, die AktivistInnen der SJ 12 möchten immer Kritikpunkte aufzeigen, um Probleme sichtbar zu machen und sie zu diskutieren.

Das heurige Jahr stellt uns vor ganz neue Herausforderungen. Wir wollen die Wien-Wahl dafür nutzen, die SJ 12 im Bezirk bekannter zu machen. So planen wir diverse Aktionen auf der Meidlinger Hauptstraße und mehrere Themenschwerpunkte bei unseren Gruppenabenden. Auch steht eine Bezirkskampagne in den Startlöchern. Lasst euch also überraschen! All das soll dazu dienen, dass die SJ weiter wächst. Denn je mehr wir sind, desto lauter werden wir!

GRUPPENABEND Jeden Donnerstag, 18:30 Uhr Aichholzgasse 52, 1120 Wien Sj.meidling@gmail.com

tinyurl.com/sj-meidling

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We are unstoppable!

Text: Marlene Mutschmann-Sanchez und Jaqueline Gam

"Diese Nacht ist all denen gewidmet, die an die Zukunft von Frieden und Freiheit glauben. Wir sind eine Einheit und wir sind nicht zu stoppen,“ sprach die strahlende Conchita Wurst vor einem Jahr nach ihrem überraschenden Sieg beim Eurovision Songcontest. Damit schenkte sie vielen Menschen, die sich der LGBTIQ-Bewegung (englisch, steht für Lesbisch, Schwul, Bi, Transgender, Intersex und Queer) zugehörig fühlen, eine wichtige Botschaft. Daraufhin prahlte beim diesjährigen Songcontest in Wien die ganze Stadt mit ihrer vermeintlichen Toleranz.

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och nehmen wir die rosa-rote Brille der Euphorie einmal ab und betrachten die Situation rund um LGBTIQ* - Rechte in Österreich einmal aus einer nüchternen Perspektive.

Rechtliche Diskriminierung Die eingetragene Partner_innenschaft hat sich 2010 endlich durchgesetzt. Doch wie immer, wenn konservative und rechten Kräfte mitmischen, hatte dieses Gesetz einige diskriminierende Folgen: Zum Beispiel ist der Familienname nicht gleich der Nachname. Homosexuelle Paare haben die Möglichkeit, den gleichen Namen anzunehmen, allerdings wird in ihrem Fall nicht von Familien- sondern von Nachnamen gesprochen. Damit wird ihnen abgesprochen, eine Familie zu sein.

Die Forderung nach einem Ehegesetz auch für homosexuelle Paare ist bis dato nur

eine Forderung, eine baldige Umsetzung ist auch nach den kürzlichen Erfolgen in Irland noch nicht in Sicht.

Ein weiteres lang gefordertes Thema, das jedoch dieses Jahr noch in die Praxis umgesetzt wird: Die Verweigerung des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare wurde vom österreichischen Verfassungsgerichtshof als verfassungswidrig angesehen. Diese gaben daraufhin der Bundesregierung eine Frist von einem Jahr, einen Gesetzesentwurf zu erarbeiten. Natürlich freut man sich über solche Nachrichten, dennoch bleibt der schale Nachgeschmack, dass es anscheinend nur durch ein Gerichtsurteil möglich war, das Recht auf Familienleben umzusetzen.

Und auch – um wieder den Bogen zu Conchita zu spannen – die Diskussion und die Verwirrung rund um Tom Neuwirth und seine Kunstfigur zeigten, dass es in der

Gesellschaft noch viel Aufklärungsbedarf gibt. Es ist fast schon amüsant wie traurig, dass ein paar Haare eine ganze Gesellschaft so derartig in Aufruhr versetzen kann. Ist es jetzt ein Mann oder eine Frau?

Dabei ist es so einfach: Conchita auf der Bühne, Tom im Privatleben. Doch es wird weiter Menschen wie Strache, Lugner und Co. geben, die diskriminierende Aussagen an den Tag legen.

Rise like a Phoenix Wie ein Phoenix aus der Asche, so wurde auch Conchita das politische Symbol für internationale Solidarität für mehr Offenheit und Toleranz. Versuchen wir gemeinsam, die Gesellschaft zu einem offeneren und akzeptierenden Ort für alle zu machen. Es gibt noch viel zu tun, doch: We are unstoppable.

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SCHWERPUNKT:

Bildung

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Scheiß Schule!

-UND WARUM DAS COMMON-SENSE IST Text: Nikola Ilic und Lazar Smiljkovic

Scheiß Schule! Diesen Satz hört man immer wieder von SchülerInnen. Dabei stellt sich die Frage, kann und darf Schule Spaß machen und gibt es Alternativen für das derzeitige Bildungssystem?

PISA „Programme for International Student Assessment (Programm zur internationalen Schülerbewertung)“ ist der Name einer internationalen Schulleistungsuntersuchung. Österreich schneidet bei den PISA-Tests meistens im OECD-Vergleich eher mittelmäßig ab.

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as Schulsystem ist das reinste Chaos. Nicht zu Unrecht behaupten SchülerInnen, das Bildungssystem sei „scheiße“. Eine Schule sollte ein Ort sein, den SchülerInnen gerne besuchen und keiner, in dem man die Minuten bis zum Unterrichtsende zählt.

Anstatt sich mit den Stärken der SchülerInnen zu befassen und diese zu fördern, werden sie immer wieder mit ihren Schwächen konfrontiert. Die SchülerInnen fragt keineR. Diejenigen, die das Bildungssystem reformieren, tun dies über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Österreich investiert viel, bekommt aber relativ wenig dafür heraus, wie die letzten PISA-Studien beweisen.

Zudem sind die LehrerInnen überfordert.

Ist das Bildungssystem noch zu retten oder ist es dafür bereits zu spät?

Wissen – Das Kapital der Zukunft Durch Kaiserin Maria Theresia wurde 1771 die Schulpflicht für beide Geschlechter eingeführt. Seitdem hat sich in Österreichs Bildungseinrichtungen vieles verändert.

Heute können wir eine große Bandbreite an Unterrichtsstilen vorweisen, vom klassischen Frontalunterricht bis hin zur Waldorfmethode. Durch welche dieser Lernmethoden jetzt der bessere Lernerfolg erzielt wird, sei dahingestellt. JedeR SchülerIn hat da unterschiedliche Vorlieben, auf die individuell eingegangen werden muss.

Leider ist dem aber nicht so. Politische Handlungen und Einsparungen, wie etwa die Stundenkürzungen und das Zusam-

menlegen von Klassen, schaden den SchülerInnen. Die LehrerInnen können nichts dafür und werden trotzdem als Sündenbocke angeprangert. Das Ergebnis dieser Einsparungen wird uns in Form des PISATests serviert. Europaweit schaffen wir es nicht in die Top-Ten, was man von den skandinavischen Ländern nicht behaupten kann. Das Erfolgsrezept der Schulsysteme Skandinaviens fördert das eigenständige Erarbeiten und Erlernen des Lehrstoffes.

Die SchülerInnen lernen so, das erlernte Wissen nicht nur reproduzierend anwenden zu können sondern auch unbekannte Probleme kreativ zu behandeln. AbsolventInnen, denen nicht alles vorgekaut werden muss, werden am Arbeitsmarkt bevorzugt.

Fazit: Das Kapital unserer Zukunft ist nun mal die Bildung. Wir dürfen nicht leichtsinnig mit ihr umgehen. Versuchen wir doch was Neues!

Waldorf, Montessori, Pestalozzi – WTF? Die Lage in der sich das österreichische Bildungssystem befindet, ist zwar ernst, jedoch nicht hoffnungslos! Es gibt viele alternative Schulformen, die sich etabliert haben und auch in der PISA Studie einen guten Schnitt erzielen. Zu den gängigsten Alternativen der österreichischen Regelschulen zählen Waldorfschulen, Montessori Schulen und Pestalozzischulen. Francesco Avvisati ist seit 2013 Analyst im Pisa-Team und für den Themenbereich „Problemlösung“ zuständig. Im „Standard “ vom 1.

April 2014, erklärte er, wie wichtig die Problemlösekompetenz bei der Pisa Studie ist

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und dass Waldorf- und Montessori Schulen im Test besser abschneiden. Avvisati vermutet, dass die Unterrichtsmethoden in solchen Schulen die Problemlösekompetenz stärker fördert als die Methoden von Regelschulen. Doch wie sehen Unterrichtsmethoden einer Waldorfschule aus?

Waldorfschulen sind Gesamtschulen und werden zu 20% aus der öffentlichen Hand und zu 60-80% von Elternbeiträgen gefördert, jedoch ist das kein Kriterium für das gute Abschneiden bei der Pisa Studie.

Dabei waren nämlich die Unterrichtsmethoden entscheidend. Sie basieren auf zwei wichtigen Grundlagen, einerseits ist es der Epochenunterricht und andererseits der Versuch, den SchülerInnen die Angst vom Lernen zu nehmen. Das angstfreie Lernen wird dadurch bewerkstelligt, indem das Feststellen vom Wissenstand nicht durch das klassische Benotungsmodell sichtbar gemacht wird, sondern durch die korrigierten Arbeiten und die Beurteilungen, welche am Ende angeführt sind. Dadurch ist das Sitzenbleiben aufgrund von schlechten Noten an Waldorfschulen nicht möglich, da es das Ziel der Beurteilungen ist, den Schülerinnen und Eltern zu zeigen, welches Wissen bereits erlangt wurde und wo noch Lernbedarf besteht. Durch den Epochenunterricht wird zusätzlich versucht, einzelne Fächer zu Blockunterrichtsstunden zusammenzufassen, um das intensivere Befassen mit Themen zu ermöglichen. Eine „Epoche“ in einem Fach dauert dabei etwa drei bis vier Wochen zu je zwei Stunden. Dadurch soll die Arbeit der LehrerInnen erleichtert und die Qualität des Lernens für SchülerInnen verbessert werden. Unterrichtsmethoden an Waldorfschulen versuchen die individuellen Stärken von SchülerInnen zu fördern und

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ihnen zu helfen, ihre sozialen Kompetenzen auszuprägen.

Resümee So kanns nicht weiter gehen! Es wird offensichtlich vieles falsch gemacht, wie internationale Vergleiche zeigen. Es hat den Anschein, als würde der Mut für größere Reformen fehlen. Wenn aber in ein Bildungssystem mehr als im internationalen Schnitt investiert wird, jedoch trotzdem in internationalen Tests schlechtere Ergebnisse erzielt werden, muss spätestens dann eingesehen werden, dass sich einiges ändern muss.

Das Ziel muss sein, dass wir ein überschaubares Bildungssystem haben, in dem sich alle einbringen können, um es mitzugestalten. Das bedeutet: Schule demokratisieren! SchülerInnen haben das Recht mitzureden und sollen sich deshalb auch einbringen können. Auch der Unterricht muss reformiert werden: Statt langweiligem Frontalunterricht muss es vor allem darauf ankommen, dass die Bedürfnisse, Fähigkeiten, Talente und Vorlieben von allen berücksichtigt werden. Dafür braucht es mehr Lehrpersonal, gratis Schulunterlagen und zusätzliche Mittel, um Unterricht kreativ gestalten zu können. Genau aus diesem Grund sind auch Maßnahmen, wie etwa Stundenkürzungen, Klassenzusammenlegungen und viele andere bildungspolitische Einsparungen abzulehnen: Das alles führt nur dazu, dass LehrerInnen eine noch größere Betreuungspflicht haben und sich weniger um die einzelnen SchülerInnen kümmern können. Es braucht eine grundlegende Reform des Schulsystems und keine weiteren Einsparungen auf dem Rücken der SchülerInnen.

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Bildung darf nicht oasch werden!

BILDUNG ALS INSTRUMENT DER BEFREIUNG, ODER ALS MITTEL ZUR UNTERDRÜCKUNG? Text: Fiona Herzog

Der Spruch: „Wer nichts weiß, muss alles glauben“, ist nicht nur des Leitmotiv zwei komischer Physiker, die ab und an die Bühnen und Bildschirme dieses Landes bespielen, sondern er formuliert auch treffend warum Bildung unser wichtigstes Gut ist.

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ildung ist der Schlüssel zur Emanzipation, die wichtigste Waffe gegen die herrschende Klasse. Zumindest sollte sie das sein. Der wichtigste Eckpfeiler unserer Bildung ist die Schule.

Dort wird unser Weg geebnet und unsere zukünftige Beziehung zum Lernen und der Aneignung von Wissen geprägt. Wir verbringen dort mindestens 9 Jahre unseres Lebens und lernen dort nicht nur, uns das Volumen einer rotierenden Hyperbel auszurechnen, oder einen richtigen sozialen Umgang mit Mitschüler_innen, sondern auch Konkurrenzfähigkeit und wie wichtig es ist, immer der/die Beste zu sein.

Denn was wir vor allem lernen, ist, wie hart die Welt da draußen ist und dass ein Arbeitsplatz ein Privileg ist, für das man kämpfen muss. Diese Art zu denken wird uns eingetrichtert, bewusst und unbewusst. Wir werden darauf trainiert, in diesem System zu funktionieren, nicht aber es zu hinterfragen.

Das Bildungssystem hat sich in den letzten 70 Jahren kaum geändert. Hie und da ein paar Reformen zur Klassengröße, zu den Schulstunden, oder anderen Kleinigkeiten, die große Veränderung blieb jedoch aus.

Nun wurde aber eine neue Form der Matura eingeführt, die Zentralmatura.

Diese betrifft zwar nur etwa ein Drittel der Schüler_innen, trotzdem beschäftigt sie die Regierung nun schon seit mehreren Jahren. Kein richtiges Konzept, Ahnungslosigkeit beim Lehrpersonal, sowie bei den SchülerInnen sorgten für große Proteste in ganz Österreich.

Die Proteste waren offenbar nicht unbegründet, denn die Einführung der Zentralmatura wurde wirklich um ein Jahr verschoben.

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Die Zentralmatura soll der besseren Vergleichbarkeit dienen, denn bisher war das Niveau der Matura an den verschiedenen Schulen zu unterschiedlich, um daraus auf die tatsächlichen Leistungen schließen zu können.

Das bedeutet aber keineswegs, dass das Niveau an den Schulen insgesamt gehoben wird, sondern lediglich, dass alle Schüler_innen des Landes die gleiche Matura mit der gleichen Fragestellung haben, unabhängig davon, was tatsächlich im Unterricht behandelt wurde.

Das sorgt natürlich für Panik unter Lehrer_innen und Schüler_innen, denn realistischer Weise reicht die Unterrichtszeit nicht aus, um den gesamten Stoff für jedeN ausreichend durchzunehmen.

Woche. Die Folge ist, dass Lehrer_innen weniger Zeit bleibt, sich auf die einzelnen Unterrichtsstunden vorzubereiten und dies bekommen am Ende natürlich die Schüler_innen zu spüren.

All diese „Reformen“ führen nicht zu dem, was Bildung eigentlich können muss, nämlich Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen. Bildung darf junge Menschen nicht zu angepassten Subjekten erziehen, sondern soll vor allem bei der Persönlichkeitsentwicklung helfen und Talente fördern. Schule sollte der Ort sein, wo wir lernen, kritisch zu denken und uns gegenseitig zu helfen, wo wir herausfinden, was wir besonders gut können und nicht, worin wir besonders schlecht sind.

In Ländern mit solchen Systemen der zentralen Prüfungen, war die Folge bisher immer ein Anstieg des „ShadowEducation-Sektor“, also Nachhilfe, zu beobachten. Die können sich allerdings nur Schüler_innen aus sozial besser gestellten Familien leisten. Die Zentralmatura trägt also keineswegs zu mehr Fairness bei.

Auch der neue kompetenzorientierte Unterricht kann daran nichts ändern, denn Unterricht ist einfach unterschiedlich und vor allem vom Lehrpersonal abhängig.

Doch anstatt eben diese zu fördern, wurde ein neues Lehrer_innendienstrecht eingeführt, welches dazu führt, dass Lehrer_innen künftig mehr Wochenstunden unterrichten müssen. Das klingt auf den ersten Blick nicht nach viel, aber rechnet man Vor- und Nachbereitungszeit, Verwaltung der Noten, Besprechungen mit Eltern, etc. mit ein, dann kommt man auf wesentlich mehr Stunden Arbeit pro 23

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Mädchen können mehr?

Text: Marlis Zederbauer

Mit etwa 14 Jahren stellt sich für alle SchülerInnen die Frage: Wie weiter? Viele entscheiden sich dann dafür, einen Lehrberuf zu ergreifen. Obwohl die Entscheidung, welchen Beruf man erlernen möchte, sehr individuell ist und von den Interessen und Talenten jeder/jedes Einzelnen abhängen sollte, fällt doch eines ganz massiv auf: Das Geschlecht hat einen großen Einfluss auf die Wahl des Lehrberufes.

LEHRLINGSRECHTE Lehrlinge haben Rechte! Oft werden Lehrlinge als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Welche Rechte du als Lehrling hast und wie du sie einforderst, erfährst du auf Seite 30!

EQUAL PAY DAY Der Equal Pay Day bezeichnet jedes Jahr den Tag, ab dem Frauen gratis arbeiten. Da die Lohnschere zwischen Frauen und Männern in Österreich ca. 25% beträgt, ist der Tag meistens Anfang Oktober – damit wird symbolisiert, dass Frauen ein Viertel des Jahres gratis arbeiten.

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rauen und Männer sind gleich – das hört man immer wieder. Doch diese Gleichheit offenbart sich in fast allen Lebensbereichen als Schein: so auch in der Arbeitswelt und der Ausbildung.

Die Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer zeigt, dass junge Frauen immer noch vorwiegend einen von drei Lehrberufen ergreifen: Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin und Perückenmacherin (Stylistin). Fast 50% aller weiblichen Lehrlinge werden in einem dieser drei Berufe ausgebildet. Diese „typisch weiblichen“ Berufe sind nicht zufällig auch nicht besonders gut bezahlt.

Am gesamten Arbeitsmarkt zeigt sich, dass Berufe, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, wesentlich schlechter entlohnt werden, als Berufe mit hohem Männeranteil. Diese unterschiedliche Entlohnung hat nichts mit Kompetenz, Verantwortung oder körperlicher Belastung, die bei „typisch männlichen“ Berufen vorläge, zu tun: Viele Berufe, die „typisch weiblich“ sind, sind ebenso mit körperlicher Belastung verbunden und verlangen Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein, wie etwa die Krankenpflege.

Stattdessen zeigt sich, dass die historische Lohnentwicklung Frauen und die Berufe, in denen sie arbeiten, immer schon benachteiligt hat: Frauen gelten meist bis heute noch nur als Zuverdienerinnen zum Haushaltseinkommen. Das heißt, die Familie sollte im besten Fall durch das Einkommen des Mannes allein erhalten

werden, damit die Frau zuhause bleiben kann, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern. Diese alten Rollenbilder schlagen sich also ganz eindeutig auch in der direkten Lebensrealität von Frauen nieder: Eben indem sie weniger Gehalt bekommen, als ihnen zusteht. Es gibt immer wieder einzelne Initiativen wie etwa „Mädchen können mehr“ unter anderem vom Frauenministerium und dem AMS, die durch verschiedene Maßnahmen versuchen, junge Frauen dazu zu bringen, andere Ausbildungswege als die „klassischen“ zu ergreifen. Das Ziel soll sein, dass Frauen in die Arbeitswelt der Männer eindringen. Auch wenn es wichtig ist, solche Fördermaßnahmen anzubieten, ändert es jedoch nichts daran, dass die Probleme viel tiefer liegen: Die herrschenden Rollenbilder, denen Männer und Frauen unterworfen sind, haben nicht nur massive Auswirkungen im Bereich der Arbeitsausbildung, sie führen im gesamten weiteren Leben dazu, dass Frauen Benachteiligung gegenüber Männern erfahren – sei es beim Gehalt, in der Frage, ob Kinder gewünscht sind und wer sie dann betreut, wer die Führungsposition im Unternehmen bekommt oder wie viel Pension am Ende bleibt.

Die Auswahl der Lehrberufe ist also nur ein Beispiel, das zeigt, wie sehr sich die Lebensrealitäten von Männern und Frauen unterscheiden können und wir früh bereits die Benachteiligung in der Berufswelt beginnt.

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schwerpunkt: bildung

ÖH? ÖHA! Text: Julia Hess

Vom 19. bis 21. Mai konnte im ganzen Land die neue Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) gewählt werden. Was die ÖH eigentlich macht, welche Aufgaben sie hat und warum man sie wählen sollte, wissen in Österreich nicht besonders viele. Selbst die StudentInnen haben oftmals keine Ahnung.

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ahltag. Im zweiten Stock des Wiener NIG (Neues Institutsgebäude) bildet sich am Gang eine lange Schlange hin zum Wahllokal. Hier warten die StudentInnen der Politikwissenschaft ungeduldig darauf, ihre Stimme abgeben zu können.

Zur gleichen Zeit in Dornbirn erinnern die Gänge der Fachhochschule (FH) Vorarlberg an ein verlassenes Bürogebäude. Am ersten Wahltag haben hier um 12 Uhr nur sage und schreibe acht Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, und auch danach bleib jeglicher Ansturm aus. Insgesamt sah die Wahlbeteiligung 2015 ähnlich schlecht aus wie bereits die Jahre davor. In den letzten Jahrzehnten kam die Zahl der wählenden StudentInnen nie über die 30% Marke, trotz ansteigender Inskriptionen. Wahlberechtigt sind in Österreich mittlerweile fast 325.000 Menschen. Noch im Jahr 2007 waren es erst knapp 200.000, was vor allem daran liegt, dass inzwischen auch Studierende der privaten Universitäten und fast aller Fachhochschulen an der ÖH – Wahl teilnehmen dürfen.

Was wird eigentlich gewählt?

Die Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft setzt sich aus drei Ebenen zusammen: die Studienvertretung (StV), die je nach Anzahl der StudentInnen aus drei bis fünf einzelnen Personen deiner Studienrichtung (zum Beispiel Politikwissenschaft) besteht, und die unmittelbarste Ansprechpartnerin in den jeweiligen Universitätsinstituten darstellt. Die Universitätsvertretung (UV), zusammengesetzt aus Fraktionen, die die höchste Ebene der HochschülerInnenschaft an einer Uni (zum Beispiel Uni Wien) ausmacht und die jeweiligen universitätsspezifischen Interessen ihrer Studierenden vertritt. Und schließlich die

Bundesvertretung (BV), die für die Vertretung aller StudentInnen in ganz Österreich verantwortlich ist. Deren Vorsitzenden und die einzelnen ReferentInnen (es gibt mehrere Referate - sogenannte Organisationseinheiten - zum Beispiel für Sozialpolitik, Öffentlichkeitsarbeit, etc.) vertreten die studentischen Interessen, vor allem gegenüber dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, politischen Parteien, staatlichen Verbänden, sowie der Öffentlichkeit. Dieses Jahr konnte die Bundesvertretung erstmals wieder direkt gewählt werden, nachdem der Wahlmodus unter der schwarz-blauen Regierung 2004 gegen den Willen der Studierenden radikal abgeschafft wurde.

DEinE StimmE gEStaltEt DiE WaHl #oEH15

FORDERUNGEN

Einige Forderungen unserer SchwesternorganiPoste deinen Wahlslogan mit dem Hashtag #oeh15, überze sation VSSTÖ bei der ÖH Wahl 2015:

die Jury und finde deinen Slo

Prekäre Arbeitsverhältnisse abschaffen! als Plakat wieder. Einsendun auch an oeh15@oeh.ac.at ƔƔ Leistbare Studierendenheimplätze schaffen! ƔƔ Pensionsjahre anrechnen! ƔƔ Teilzeitstudium ermöglichen! ƔƔ Faire Verträge für Studi-Jobs schaffen! ƔƔ Gleichwertige Arbeit gleich bezahlen! ƔƔ

Warum sind die Wahlen entscheidend?

Vor allem am letztgenannten Punkt ist bemerkbar, wie wichtig die ÖH als Kampffeld für die Interessen der StudentInnen ist.

Gerade in Zeiten der Sparpolitik brauchen wir jungen Menschen eine starke Vertretung, die gegen geplante Kürzungen im Bildungsbereich argumentiert und auch standhält. Wenn wir weiterhin einen freien Hochschulzugang für alle wollen, dann ist es notwendig, eine linke Bundesvertretung an der Spitze zu haben, die auch genau dafür eintritt. Des Weiteren hört das Leben eines/-r StudentIn nicht mit dem Verlassen des Hörsaals auf. Unipolitik ist Gesellschaftspolitik, und das bedeutet, dass wir jungen Menschen leistbare Wohnungen, gut ausgebaute öffentliche Verbindungen, Möglichkeiten zur Mitbestimmung, usw. brauchen.

Dafür muss eine ÖH da sein und kämpfen!

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theorie

Wer hat die Macht?

EINE AUSEINANDERSETZUNG MIT MEDIENTHEORIE Text: Julia Hess

Immer wieder ist die Rede von einer Macht der Medien. Medien würden uns manipulieren, heißt es, unser Bewusstsein kontrollieren und dadurch unser gesamtes Leben beeinflussen. Das sind Thesen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen, und die auch in vielerlei Hinsicht beweisbar sind. Doch stellt sich die Frage, ob wir Menschen denn dieser Macht tatsächlich so wehrlos ausgeliefert sind; ob wir sämtliche medial vermittelten Botschaften wie ein Schwamm aufsaugen, oder wir doch selbst so ermächtigt sind, um selbst zu entscheiden, welche Inhalte wir annehmen und welche nicht?

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s scheint klar zu sein, dass diejenigen, die die Möglichkeit haben, Medien zu kontrollieren, auch die Macht haben, über mediale Inhalte zu bestimmen und die Medien in ihrem Interesse einzusetzen. Damit kann Hegemonie hergestellt und verfestigt werden, welche wiederum das System der Mächtigen unterstützt. Doch, um der Frage nachzugehen, inwieweit diese Form der Manipulation durch Medien tatsächlich stattfinden kann, muss auch die andere Seite der medialen Kommunikation betrachtet werden.

Die Cultural Studies Im Allgemeinen sind die Cultural Studies ein transdisziplinäres Konzept, das einige verschiedene Forschungsrichtungen und Traditionen, wie beispielsweise neomarxistische, feministische oder auch psychoanalytische Perspektiven, inne hat.

Entstanden im wissenschaftlichen Feld der Kulturwissenschaft, entwickelten sich die Cultural Studies ursprünglich in den 50er Jahren in Groß Britannien im vitalen und intellektuell vielseitigen Milieu der Erwachsenenbildung.

Den ForscherInnen der Cultural Studies ging es immer schon um mehr als die bloße Analyse von Lebenszusammenhängen, sondern nämlich gleichzeitig um eine Veränderung dieser Verhältnisse. Die Cultural Studies hatten damit als machtkritisches Projekt einen interventionistischen Charakter. Die WissenschaftlerInnen stellten sich die Frage, wie Widerstand und in weiterer Folge gesellschaftliche Veränderung möglich sind; wie sich eine sogenannte „Handlungsfähigkeit“ entwickeln kann, - vor allem innerhalb der Gegebenheiten, dass Menschen ständig

theorie

mit Medien und deren hegemonialen Charakter in Verbindung stehen.

Kurz zusammengefasst kann gesagt werden, dass laut Cultural Studies offensichtlich ist, wie ungleich die Macht zwischen verschiedenen Gruppen bzw. Klassen vor allem in Bezug auf Medien verteilt sind, da die Einen die Kontrolle über die Produktionsmittel verfügen und die Anderen nicht. Und obwohl dadurch fast nur die eine Gruppe steuern kann, wie kulturelles Leben vermittelt werden bzw. entstehen soll, sind diejenigen anderen dem nicht hilflos ausgeliefert; sie können gegen die Hegemonie Widerstand leisten.

❞It [media culture] is thus a form of commercial culture and its products are commodities that attempt to attract private profit produced by giant corporations interested in the accumulation of capital.❝

Douglas Kellner, Medienwissenschafter, in: Media Culture. Cultural studies, identity and politics between the modern and the postmodern (1995)

Der/die aktive RezipientIn Einer der bedeutendsten Medienwissenschafter der Cultural Studies war Stuart Hall (weitere Informationen zu seiner Person auf Seite 29).

Seine bekannteste Theorie stellt das „encoding/decoding“- Modell aus den 1970er Jahren dar. Darin analysiert Stuart Hall den Prozess des Rezipierens von medialen Inhalten, um Antworten auf die Frage zu finden, wie viel Einfluss Medien auf die Aufrechterhaltung von hegemonialer Herrschaft haben. Er argumentiert schließlich, dass es „unterschiedliche Dekodierungsweisen“ von „Texten“ gäbe, die dazu führen, dass Medieninhalte auf mehrere verschiedene Arten gelesen, verstanden und interpretiert werden können.

Hall unterscheidet in seinem Modell drei idealtypische Arten, einen Text zu lesen: zum Einen die sogenannte Vorzugs-Lesart („preferred reading“) oder auch „dominant-hegemonic position“ genannt. Durch

HEGEMONIE Die herrschende Klasse im kapitalistischen System verfügt nicht nur über die Produktionsmittel, sondern hat auch die Vormachtstellung im Bewusstsein der Menschen. Diese „Dominanz im Bewusstsein“ wird auf verschiedensten Wegen (z.B. über Medien) hergestellt. Das bedeutet, dass es im Kapitalismus eine ganz bestimmte Weise gibt, wie Wissen konstruiert und auch die Verhältnisse, in denen wir leben, interpretiert werden. Eine Klasse hat damit die Möglichkeit, über eine andere (auch weitaus größere) Klasse zu herrschen, und zwar mit deren mehr oder weniger aktiven Zustimmung.

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diese Dekodierungsform ist es möglich, den übermittelten Medieninhalt so zu interpretieren, wie es auch vom/von der SenderIn beabsichtigt war. Das Erzeugen und Stabilisieren von Hegemonie wird hier deutlich sichtbar. Durch die VorzugsLesart erreicht die herrschende Klasse den gewollten Konsens mit den Unterdrückten; sie erlangen deren freiwillige Zustimmung zu ihrer Definition von sozialen und politischen Ereignissen.

Im Gegensatz dazu steht die oppositionelle Lesart („oppositional reading“), während der laut Hall der/die RezipientIn die Inhalte -ganz im Gegenteil als von dem/der SenderIn gewollt- liest und verarbeitet. Die vermittelte Botschaft wird dabei zwar durchaus verstanden, aber schlussendlich so interpretiert, dass der/ die EmpfängerIn sie ablehnt. Grund dafür kann das nicht Übereinstimmen der eigenen Erfahrungen mit hegemonialen Codes sein, oder das Bewusstsein, dass die übermittelte Nachricht in Frage gestellt werden sollte.

Zwischen diesen beiden Polen beschreibt Hall die zweite, ausgehandelte Lesart („negotiated reading“). Diese zeigt uns die grundsätzliche Akzeptanz der RezipientInnen mit medial vorgegebenen Inhalten.

Doch nehmen sie diese nicht wie bei der Vorzugs-Lesart sofort auf, sondern ordnen sie erst einmal in größere Zusammenhänge und in nationale oder übergeordnete Problemlagen ein. Durch das in-Beziehung-setzen mit dem eigenen Interpretationsrahmen, der schließlich sozial, lokal und kulturell geprägt ist, konstruieren die RezipientInnen eine eigene Bedeutung, statt die vorgefertigte zu übernehmen.

Gerade die oppositionelle Lesart zeigt uns, dass wir laut Hall nicht, wie gerne behauptet, herrschenden hegemonialen Strukturen (und somit auch den Absichten der Medien) hilflos ausgeliefert sind.

Bedeutungen können uns nur schwer aufgezwungen werden. Erst was wir RezipientInnen mit den Inhalten anfangen, wie wir damit umgehen, ist ausschlaggebend für die Konstruktion von Bedeutungen.

Überspitzt formuliert bedeutet das: wenn es nicht bereits einen vorgesteckten Bedeutungs-Rahmen gäbe, wären wir fähig, eine Werbung für Mobilfunk-Anbieter so zu interpretieren, als wäre es ein Vorschlag, mal wieder Bananen einzukaufen. Inhalte können demnach auf verschiedene Weise verarbeitet werden, aber die Interpretationsspielräume sind nie gänzlich offen.

Stuart Hall sucht mit seinem Modell einen „Mittelweg“ und ortet auf beiden Seiten, sowohl bei den Medien als auch deren RezipientInnen, Macht.

Eingeschränkte Macht Und doch sind die RezipientInnen nicht so mächtig, dass sie vollkommen frei über ihre Bedeutungskonstruktionen entscheiden könnten. Wichtig ist schließlich auch, welche Faktoren für die jeweilige Lesart von Inhalten ausschlaggebend sind. Denn hier sind die Möglichkeiten auch nicht frei von Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Es bestehen zwar für jeden medialen Inhalt mehrere unterschiedliche Lesarten, doch sind diese stets in kulturelle, soziale und politische Kontexte eingebettet. Faktoren wie die gesellschaftliche oder klassenspezifische Zugehörigkeit, aber auch andere „kulturelle Muster“, wie die Fähigkeiten im Umgang mit Texten können hier ausschlaggebend sein.

In unserem Leben bestehen bestimmte Kontexte, die bereits die Art und Weise des Dekodierens beeinflussen. Diese angeeigneten Bedeutungssysteme setzen unseren Rezeptionsmöglichkeiten Grenzen; geben uns vor, wie wir mediale Inhalte lesen können.

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portrait

Stuart Hall-

EIN ANTIRASSIST IM CLINCH MIT THATCHER Text: Roland Plachy

Stuart Hall, 1932 in Jamaika geboren, lebte in England und wurde zum Vordenker der Neuen Linken. Er entwickelte den Begriff des Postkolonialismus weiter und etablierte mit Thatcherismus eine Beschreibung für ein ganzes Jahrzehnt.

Stuart Hall war das Kind einer britischen Mutter und eines jamaikanischen Vaters.

Diese Kombination, von ihm selbst als Hybridität bezeichnet, war nicht hoch angesehen und Stuart Hall setzte sich sein gesamtes Leben für eine größere Wertschätzung ein. Daraus ergab sich auch sein Interesse am Kolonialismus sowie Postkolonialismus und hier insbesondere für die Schwarze Identität.

Aus dem Sein als Unterdrückte ergibt sich eine homogene Identität inklusive eigenem Selbstverständnis.

Dieses Selbstverständnis erscheint aber nur so lange als gemeinsam, so lange die GegenspielerInnen, die UnterdrückerInnen, da sind. Es existiert daher nur durch das Vorhandensein Beider — der Unterdrückten und der Unterdrücker. Wird die Schwarze Identität ohne dieses Verhältnis analysiert, zerfällt sie. Stuart Hall sieht in ihr die einende, aber oberflächliche Schicht vielfältiger Identitäten. Damit will er die Schwarze Identität nicht herabwürdigen, sondern sieht sie als wesentlichen Faktor für den gemeinsamen Kampf um Unabhängigkeit der Kolonie und — nach Erreichen dieser — für mehr Gleichheit an. Denn die Unterdrückung endet nicht mit dem Erreichen der Unabhängigkeit und damit existiert auch die Schwarze Identität fort. Bis zum Ende seines Lebens kämpfte Stuart Hall gegen Rassismus, ein notwendiger

Kampf, wie momentan in den USA - zuletzt in Baltimore - zu sehen ist.

Stuart Halls Untersuchungen haben zu keiner abgeschlossenen Theorie geführt. Er sah darin auch kein Problem, sondern eine Chance

zu und konzentrieren sich mehr auf Kultur und Gesellschaft, welche im Verhältnis zum ökonomischen Unterbau stark aufgewertet werden. Stuart Hall hat sich daher mehr mit dem ganz normalen Alltag beschäftigt als mit Wirtschaft. Dies hinderte ihn nicht daran, Margaret Thatcher, britische Premierministerin von 1979-90, scharf zu kritisieren. Er verurteilte ihre rigorosen Privatisierungen, das rücksichtslose Brechen von Streiks, das Zerstören gewerkschaftlicher Strukturen und die Demontage des Sozialstaates. Noch mit Tony Blair, dem Nachfolger Thatchers, auf eine linke Wende hoffend, wurde er später einer seiner schärfsten Kritiker.

Blair habe Thatchers Politik besser kaschiert einfach fortgeführt.

Sowohl die Ansätze der Neuen Linken, als auch die Forschung rund um den Postkolonialismus werden auch nach Stuart Halls Tod im Jahr 2014 in der nach ihm benannten Schule fortgesetzt.

GOOD TO KNOW für weitere Forschung.

Neben seiner vielseitigen theoretischen Arbeit engagierte sich Hall auch in der Neuen Linken von 1956. Die Neue Linke gilt als Wegbereiterin der Studierendenproteste der 60iger. Im Gegensatz zu Marx messen die Neuen Linken der Produktionsweise weniger Bedeutung

Homogen = gleich Schwarz: Als politischer Begriff ist mit „Schwarz“ nicht die Hautfarbe gemeint, sondern soll alle nicht-Weißen Unterdrückten bezeichnen Identität bedeutet nach Hall die erzwungene Positionierung eines Selbst im sozialen Raum.

Buchauswahl: „Kulturelle Identität und Diaspora“ und „Was ist ‚schwarz‘ an der popularen schwarzen Kultur?“

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noch fragen?

Welche Rechte haben Lehrlinge?

Text: Thomas Huber

WAS KANN ICH TUN, WENN ICH GEKÜNDIGT WERDE? Innerhalb der dreimonatigen Probezeit zu Beginn der Lehre können sowohl du, als auch dein/e Lehrberechtigte/r das Lehrverhältnis jederzeit und ohne Angabe von Gründen auflösen.

Danach wird es schwieriger: Liegt kein schwerwiegender Grund, wie unentschuldigtes Fernbleiben, Diebstahl etc. vor, kann dein Lehrverhältnis nur unter Einhaltung einer dreimonatigen Frist zum Ende des ersten oder zweiten Lehrjahres außerordentlich aufgelöst werden.

Zuvor ist vom Lehrberechtigten aber ein Mediationsverfahren einzuleiten, in dem Probleme angesprochen werden und zu klären ist, ob und unter welchen Voraussetzungen die Fortsetzung der Lehrausbildung möglich ist.

Du hast das Recht, bei der Auswahl der Mediatorin/des Mediators mitzubestimmen und Personen deines Vertrauens zu den Gesprächen mitzunehmen! Erst wenn

das Mediationsverfahren gescheitert ist, kann das Lehrverhältnis aufgelöst werden. Das AMS hat dann zu gewährleisten, dass du deine Lehre an einem anderen Arbeitsplatz oder in der überbetrieblichen Lehrausbildung fortsetzen kannst.

ICH MUSS MANCHMAL ZEHN STUNDEN AM TAG ARBEITEN. DARF ICH DAS? Hast du dein 18. Lebensjahr noch nicht vollendet und ist es in deinem Kollektivvertrag nicht anders geregelt, darfst du nicht länger als 8 Stunden täglich bzw.

40 Stunden wöchentlich arbeiten und Überstunden sind grundsätzlich verboten.

Solltest du dennoch Überstunden machen müssen, erhältst du einen Zuschlag von 50% zu deinem normalen Stundenlohn.

Wird dir anstelle der Bezahlung Zeitausgleich angeboten, steht dir für z.B. 2 Überstunden ein Zeitausgleich von 3 Stunden zu (+50%). Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest du die Bezahlung der

Überstunden in jedem Fall schriftlich einfordern und deine täglichen Arbeitszeiten (inkl. Pausen) genau aufzeichnen. Ebenso stehen dir als Minderjährige/r zumindest 12 Stunden Ruhezeit nach Arbeitsende zu.

Als volljährige Person gelten für dich die gleichen Bestimmungen wie für Erwachsene, die im Arbeitszeitgesetz und im Kollektivvertrag geregelt sind. Als Ansprechpartnerin für Fragen stehen die ArbeiterInnenkammer und die Österreichische Gewerkschaftsjugend zur Verfügung.

ICH WERDE MITTEN IN DER LEHRAUSBILDUNG MUTTER – WAS JETZT? Auch als Lehrling gelten für dich dieselben Rechte, wie für jede werdende Mutter. Du musst deine Schwangerschaft so rasch wie möglich deiner/m Lehrberechtigten/m bekannt geben.

Danach darfst du keine Überstunden mehr leisten und die wöchentliche

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zahlen

FACKELZUG IN ZAHLEN

Der Fackelzug 2015 war auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Flyer, Schilder und schließlich all die Menschen am Fackelzug zeigten: In Wien ist kein Platz für Rassismus!

Foto: Joel Kernasenko / Holding Graz

Verteilte Flyer:

70.000 #rassismusfrei

Arbeitszeit darf keinesfalls 40 Stunden überschreiten. Darüber hinaus darfst du bestimmte, potenziell gesundheitsschädliche Tätigkeiten nicht mehr oder nur mehr eingeschränkt ausüben. Während der Schutzfrist von 8 Wochen vor und nach der Geburt gilt ein absolutes Beschäftigungsverbot. Bis zu 4 Monate nach der Geburt hast du als Mutter einen besonderen Kündigungsschutz. Nach der Schutzfrist hast du Anspruch auf Karenzzeit bis max. zum 2. Geburtstag deines Kindes, in der ebenfalls ein besonderer Kündigungsschutz besteht.

987

5.500

TeilnehmerInnen am Fackelzug

Aufgehängte Schilder:

200

mal benutzt.

Angezündete Fackeln:

Marker an Wiens Plätzen:

144

98

3.500

Aktionen Tanzende Menschen am Konzert von Mono & Nikitaman:

7.500

Markierung von Rassismusfreien Orten:

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Verein zur Förderung fortschrittlicher Jugendmedienarbeit Verlagspostamt 1030 Wien, P.b.b. GZ 02Z033801

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