Faktor 2016/3

herausgegeben von der sozialistischen jugend wien

www.sj-wien.at heft 03 2016

DIE LINKE JUGENDZEITSCHRIFT FÜR WIEN

. e b a g s u a n e n n i * r Schüle VON SCHÜLER*INNEN FÜR SCHÜLER*INNEN

Die FAKTOR Redaktion verwendet geschlechterbewusste Sprache, um die fehlende Sichtbarkeit von Trans*-, Interpersonen und Menschen, die sich keiner Geschlechtsidentität zugehörig fühlen, aufzuzeigen. Dafür gibt es verschiedene Strategien.

Das “Binnen-I” soll darauf aufmerksam machen, wie sehr nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Sprache von Männern dominiert wird und will Frauen in den Vordergrund rücken.

Der Genderstar, soll zudem den Leser*innen bewusst machen, dass es mehr Geschlechter als männlich/weiblich gibt und sich nicht alle in das starre zweigeschlechtliche Muster einordnen können bzw. wollen.

Er soll zum Überdenken unserer Vorstellungen bezüglich Frauen* und Männern* anregen. Welches Bild habe ich im Kopf, wenn ich „Frau“ lese? Welche Sexualität/Hautfarbe/welchen Körper stelle ich mir vor?

Beim Nachdenken darüber fällt auf, dass wir oft ganz klare, gesellschaftlich geprägte Bilder in unserem Kopf haben. Dabei sind aber alle Menschen unterschiedlich und wollen und lassen sich nicht in solch starre Kategorien einordnen.

faktor nr. 3/2016

Inhalt Redaktion 4 Kommentar der Vorsitzenden 5 Außen

6

Innen

7

Reportage Ökonomisierung von Schulen

8

Frauenpolitischer Kommentar BILDUNG ALS WARE?

8

Sexualkunde 13

News von Rechts Umgang mit Rechtsextremismus

14

Schwerpunkt Schule Die Lehre

16

PROSA 18 Schulbücher 19 Mitbestimmung 22 Zentralmatura 24

SIE SIND ÜBERALL!

19

BEWEGUNG & SPORT

26

Religionsunterricht 25 Sportunterricht 26

Portrait Malala Yousafzai

29

Schulrecht 30 Bildung in Zitaten

31

PORTRAIT: MALALA YOUSAFZAI 29 FAKTOR, Die linke Jugendzeitschrift für Wien 03/16 Medieninhaber: Verein zur Förderung fortschrittlicher Jugendmedienarbeit Herausgeberin: Sozialistische Jugend Wien, Alle: Landstraßer Hauptstraße 96/2, 1030 Wien; office@sj-wien.at; Tel.: 01/7138713 Chefredaktion: Tina Rosenberger (SJ23), Sarah Sulollari (SJ3) MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Fiona Herzog (SJ3), Lea Griesser (SJ3), Lea Strusievici (SJ3), Hakan Can (SJ3), Flora Felix (SJ3), David Gartner (SJ3), Dominique Trappl (SJ7), Martin Gutlederer (SJ9), Lisa Auer (SJ9), Simon Brezina (SJ10), Farzin Weysi (SJ10), Miriam Bonaparte (SJ10), Marlene Mutschmann-Sanchez (SJ13), Magda Bayer (SJ21), Paul Stich (SJ21), Thomas Huber (SJ21), Marina Hanke (SJ21), Bettina Rosenberger (SJ23) Lektorat: Julia Hess Layout: Lucia Bischof Druck: Fair Drucker Ges.m.b.H 3002 Purkersdorf, Wintergasse 52

3

vor

Redaktion Liebe Leser*in, liebe Schüler*innen,

SCHÜLER*INNEN AUSGABE

Bildung bildet das Fundament für ein selbstbestimmtes Leben und kann auch Spaß machen. Doch in der Schule sieht es meist anders aus: hier werden Konkurrenzdenken und Leistung verherrlicht.

Statt Schüler*innen mittels Bildung zum kritischen Nachdenken und Widersprechen zu ermutigen, sollen sie das auswendig lernen, was vermeintlich am Markt „verwertbar“ ist. Die Schule ist kein gesellschaftliches „Vakuum“, sondern ein Spiegelbild der herrschenden Machtverhältnisse. Um das zu erkennen, reicht schon ein Blick in die Schulbücher. Doch selbst wenn diese wieder zugeklappt werden, bleiben Diskriminierungen für viele Schüler*innen spürbar. Rassismus macht auch vor Schulklassen keinen Halt. Auch der Sportunterricht bedeutet meist nicht Spaß an Bewegung zu haben, sondern aufgrund seines Körpers beurteilt zu werden und einer Norm entsprechen zu müssen.

Damit muss Schluss sein! Bildung muss

als Instrument zur Selbstermächtigung vermittelt werden, dazu braucht es auch mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Schule!

Die vorliegende Ausgabe wurde ausschließlich von Schüler*innen verfasst und soll vor allem andere junge Menschen dazu ermutigen, den Stift zur Hand zu nehmen.

Viel Freude beim Lesen!

Deine FAKTOR-Redaktion

Gehört of Gold ent y One Pilots- House Dominique Trappl: Tw tle Number Marina Hanke: Boy - Lit Gr undlos Magda Bayer: Ok kid – – ma rla anchez: Into the wind Marlene Mutschmann-S - Queen Latifa h Lea Griesser: U.N.I.T.Y. om Pla net – Ca lifornia Thomas Huber: Phant voltés - Fäuste hoch Lea Str usievici: Irie Ré arstar - Kein Glück Martin Gutlederer: Dis at - blue boss Lisa Auer: Sampa the gre nd Of Settling Cab for Cutie - The Sou David Gartner: Death south - kings of leon Paul Stich: back down eman – kin ks Miriam Bonaparte: Ap h – Na rben Fiona Herzog: Alligatoa And Sara- Nineteen Sarah Sulollari: Tegan

4

faktor nr. 3/2016

vorwort

Kommentar der Vorsitzenden Text: Marina Hanke

Stellen wir uns vor, ein Staat beschließt (erfreulicher Weise) einen Atomausstieg, Genehmigungen für Atomkraftwerke erlöschen und für weitere Kraftwerke gibt es Laufzeitbegrenzungen. Daraufhin klagt ein großer Energiekonzern, der von der Stilllegung der Kraftwerke betroffen ist, den Staat, da für ihn finanzielle Einbußen damit einhergehen. ...

Die Folge ist ein millionenschweres Verfahren, das aus dem Staatshaushalt finanziert werden muss. Was wie ein warnendes Beispiel, wohin der Kapitalismus führen kann, klingt, ist in Deutschland Realität. Das schwedische Energieunternehmen Vattenfall klagte 2012 die Bundesrepublik nach deren Beschluss des Atomausstiegs vor einem US-Schiedsgericht, dem Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID). Der Streitwert des Verfahrens liegt bei rund 4,7 Milliarden Euro.

Der Rechtsstreit zwischen Vattenfall und Deutschland ist nicht das einzige Verfahren dieser Art, das zurzeit am Laufen ist und hat in den letzten Monaten im Zuge der öffentlichen Debatte rund um die Freihandelsabkommen TTIP und CETA neue Aufmerksamkeit bekommen. Sollten diese beiden Abkommen in der derzeit geplanten Form abgeschlossen werden, könnten Investitionsklagen von Unternehmen gegenüber Staaten bald zum politischen Alltag gehören.

TTIP – Transatlantic Trade and Investment Partnership, ein geplantes Abkommen mit den USA, und CETA – Comprehensive Economic and Trade Agreement mit Kanada, werden seit Monaten von der EU-Kommission verhandelt. Zum Ziel haben beide Abkommen, so gut wie alle „Hürden“ abzubauen, die den Handel zwischen den einzelnen VertragspartnerInnen hemmen. Die Verhandlungen laufen hinter verschlossenen Türen, sodass sogar EU-ParlamentarierInnen nur sehr wenige bis gar keine Informationen zum Verhandlungsstand bekommen. Im Falle von CETA erwog die EU-Kommission sogar

eine Ratifizierung ohne Einbindung nationaler Parlamente. Von Anfang an stand sowohl der intransparente Verhandlungsverlauf, aber vorrangig die Abkommen selbst unter harter Kritik.

Anstatt einen grundlegenden, notwendigen Kurswechsel in der Handelspolitik der Europäischen Union, der soziale, ökologische und nachhaltige Ziele voranstellt, einzuleiten, würde ein Abschluss dieser neuen Handelsabkommen das genaue Gegenteil bewirken. Die Beispiele, welche Verschlechterungen ein Abschluss der Handelsabkommen nach derzeitigem Informationsstand mit sich bringen würde, sind zahlreich. Ein Ausbau der Machtposition multinationaler Konzerne, die Möglichkeit für Konzerne, Staaten zu verklagen, wenn ihre erwarteten künftigen Profite durch bestehende Gesetze eingeschränkt würden, eine Aushöhlung der ArbeitnehmerInnenrechte innerhalb der EU sowie eine massive Schwächung der Gewerkschaften sind nur einige davon. Auch zukünftige Gesetzesprojekte würden unter dem steten Druck stehen, die Gesetze möglichst wirtschaftsfreundlich auszugestalten.

Europaweit gibt es seit längerer Zeit Widerstand gegen die geplanten Abkommen, der im September einen neuen Höhepunkt erreichen wird: am 17.09. findet ein europaweiter Aktionstag gegen TTIP und CETA statt, mit Demonstrationen und Kundgebungen in verschiedensten Ländern. Wenige Tage später, am 21./22.09. soll in Bratislava die Unterzeichnung von CETA durch die europäischen Staaten beschlossen werden.

Eine Unterzeichnung von CETA bereitet den Boden für eine Unterzeichnung von TTIP, die Folgen der Abschlüsse der beiden Abkommen eine Katastrophe. Es ist jetzt einmal mehr unsere Aufgabe, Druck gegen diese Abkommen aufzubauen!

Demo „Gemeinsam stoppen wir CETA und TTIP“, 17.09.2016, Wien Mehr Infos unter www.ttip-stoppen.at

5

außen

Außen Text (v.l.n.r.): 2* Thomas Huber, Lisa Auer Foto (v.l.n.r): Elephant (Gus von Sant), http://origenoticias.com, scottmontreal / flickr.com

LETZTER AUSWEG: AMOKLAUF Mobbing an der Schule, soziale Isolation, Depression, Konflikte mit sich und seiner Umwelt.

Vermehrt sehen Schüler*innen in den letzten Jahren einen Amoklauf an der Schule als letztes Mittel, um ihre Wut und ihre Verzweiflung sichtbar zu machen. Amokläufe passieren in aller Regel nicht spontan. Sie passieren durchgeplant und allfällige Opfer sind meist ausgewählt. Da solche auf den unterschiedlichsten Motiven und Lebensrealitäten beruhen, ist es zwar kaum möglich ein homogenes Täter*innenprofil zu erstellen und individuelle Maßnahmen bereits im Vorfeld zu ergreifen. Doch gibt es sehr wohl generelle Angebote, die zur Prävention beitragen können, wenn sie denn angeboten werden würden.

Die Gefahr, dass Probleme an der Schule für ein Individuum zu viel werden besteht am ehesten dann, wenn es keine greifbare Anlaufstelle bzw. Ansprechperson wie etwa professionelle Schulpsycholog*innen bzw.

Schulsozialarbeiter*innen gibt. Ebenso gibt es die Möglichkeit, Trainings zur Stärkung des persönlichen Selbstbewusstseins oder zur Stärkung der Empathiefähigkeit aller Schüler*innen an der Schule anzubieten.

Amokläufe lassen sich nur schwer vermeiden, doch das Risiko lässt sich definitiv reduzieren!

6

UNIÓN DE NIÑOS In Bolivien wurde Kinderarbeit legalisiert. Maßgeblich beteiligt an der Entstehung dieses Gesetzes war die Gewerkschaft der Kinderarbeiter (UNATSBO).

Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas und jedes vierte Kind ist auf eine Arbeit angewiesen, um das Überleben seiner Familie zu sichern. Schätzungen des Arbeitsministeriums zufolge arbeiten rund 850.000 Kinder unter 18 Jahren. Diese sollen etwa ein Zehntel der bolivianischen Wirtschaftsleistung ausmachen. Um Bolivien von seiner extremen Armut bis zum Jahr 2025 zu befreien wurde ein Gesetz beschlossen, welches Kindern ab zehn Jahren unter freiem Willen die Möglichkeit geben soll, einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen.

Kurioserweise trotzen gerade die betroffenen Kinder der internationalen Kritik. Mehr als 10.000 minderjährige Arbeiter*innen haben sich in sogenannten Kindergewerkschaften organisiert. Sie sind lautstark für dieses Gesetz eingetreten, da Kinderarbeit durch ein Verbot nicht verschwinden würde, sondern nur unreguliert, unfair bezahlt und gefährlicher sei, so der Sprecher der UNATSBO. Ebenso Teil dieses Gesetzes ist ein Schutzsystem gegen jede Form der Arbeitsausbeutung.

„ICH WILL KEINE SCHOKOLADE“ (TRUDE HERR) In Mexiko gehen die Menschen insbesondere Lehrer*innen auf die Straße, um sich gegen Privatisierung, Austerität & staatliche Repression zur Wehr zu setzen.

Im Juni 2016 blockierten Lehrer*innen mit Schüler*innen die Autobahn im Bundesstaat Oaxaca. Dabei ging die Polizei skrupellos gegen die Demonstrierenden vor, zerstörte Barrikaden und eröffnete das Feuer. Mindestens sechs Personen kamen ums Leben, drei verschwanden spurlos. Als Antwort auf die unverhältnismäßige Gewalt gegen den Protest kam es zu einer Welle der Solidarität in ganz Mexiko.

Zu den Protesten kam es, weil das Bildungsministerium versucht, die Gewerkschaft zu zerstören und eine Austeritätsreform umzusetzen. Doch mit zunehmender Intensität der Attacken wurde auch der Widerstand der Lehrer*innen und Schüler*innen stärker. Immer mehr werden vor allem junge Menschen durch die offensichtliche Ungleichheit und die Widersprüche des Kapitalismus politisiert und radikalisiert. Momentan kommt es zu regelmäßigen Blockaden und Demonstrationen, obwohl bereits Verhandlungen erzwungen wurden. Mit der richtigen politischen Strategie könnte sich daraus auch ein Kampf gegen das überholte kapitalistische System in Mexiko entwickeln.

faktor nr. 3/2016

innen

Innen Text (v.l.n.r.): Hakan Can, 2* Thomas Huber Fotos (v.l.n.r.): SJ Wien, Joel Kernasenko / Holding Graz, SJÖ

Werde aktiv

GEGEN RECHTS!

SEI LAUT!

deskreis, in deiner Alltag, in deinem Freun Halte dagegen, wenn im verbreitet werden!

Ideen e tisch rassis und Familie rechte

ORGANISIER DICH!

keine rechte le keinen Rassismus und Wir wollen in unserer Schu tungen und vieles en wir Aktionen, Veranstal Hetze. Gemeinsam könn n! mehr auf die Beine stelle

AKTIVGRUPPEN GEGEN RECHTS

OMM MACH MIT UND K N! EFFE TEN TRim HSwählten NÄC Am 24. April 2016 ersten ZUM

Wahldurchgang der Bundespräsidenwann: tInnenwahl 35% der ÖsterreicherInwo: nen den rechtsextremen Burschenschafter Norbert Hofer.

Da viele SchülerInnen dem Rechtsruck nicht einfach zusehen wollten, gründeten sie Aktivgruppen an ihren Schulen und es werden stetig mehr. In Floridsdorf und Favoriten gibt es bereits zwei Gruppen, in denen sich mehr als 30 AktvistInnen regelmäßig treffen. An mehreren anderen Schulen in Wien werden weitere Gruppen nach den Sommerferien durchstarten.

Denn es ist klar, dass jede und jeder Einzelne von der Politik im Land betroffen ist und genau deswegen stellen sich die SchülerInnen gegen rechte Hetze.

Falls Norbert Hofer am 2. Oktober zum Bundespräsidenten gewählt werden sollte, wird sich das auf die gesamte politische Landschaft und auch auf das Schulsystem negativ auswirken. Die Gruppen werden bei ihren Aktivitäten von der SJ Wien mit Räumlichkeiten, Materialien und KnowHow unterstützt. Unsere ReferentInnen treffen sich mit den Gruppen, geben Wissen weiter und diskutieren Strategien gegen rechte Politik.

DIE AUSBILDUNGSPFLICHT

GELD FÜR BILDUNG VON DEN BANKEN?

Zur Vermeidung von frühzeitigem Ausbildungs- und Bildungsabbruch wurde die sogenannte „Ausbildungspflicht“ beschlossen.

Mit der Bildungsmilliarde wurde eine langjährige Forderung der Sozialistischen Jugend in die Tat umgesetzt.

Doch zu welchem Preis?

Laut Erhebungen des Sozialministeriums verlassen jährlich rund 5000 Jugendliche das Bildungssystem, ohne einen höheren Abschluss als den Pflichtschulabschluss erlangt zu haben.

Das beschlossene Gesetz soll sicherstellen, dass jede Person, die die allgemeine Schulpflicht mit Ende des Schuljahres 2016/2017 erfüllt hat, danach auch eine Lehrausbildung, eine Schule, ein freiwilliges soziales Jahr oder eine andere Art von Qualifizierung beginnen kann. Zur Umsetzung sollen Koordinationsstellen eingerichtet, Jugendcoachings erweitert werden und weitere Projekte ins Leben gerufen bzw.

Angebote geschaffen werden. Unterstützung sollen insbesondere jene Jugendliche bekommen, die vier Monate nach Ende einer Pflichtschule keine weiterführende Ausbildung begonnen haben bzw. beginnen konnten. Verwaltungsstrafen im Falle der Nichteinhaltung dieses Gesetzes soll es nur in letzter Konsequenz und in Anlehnung an die allgemeine Schulpflicht geben.

Eine Millarde Euro werden nun dem Bildungsbereich zur Verfügung gestellt. 750 Millionen Euro sind für den Ausbau von ganztägigen Schulformen und Betreuungsangeboten vorgesehen. Jeweils 100 Millionen Euro werden für den Ausbau des Fachhochschulangebots, konkret für 5000 neue FH-Ausbildungsplätze, sowie für Forschung und Entwicklung verwendet werden. 50 Millionen Euro sind für eine Bildungsstiftung vorgesehen, die Innovationen in Kindergärten fördern soll.

Finanziert wird alles durch eine Reform der Bankenabgabe. Als Folge der Bankenrettung durch Steuergelder in der Finanzkrise mussten die Banken bislang jährlich eine Abgabe von 640 Mio. Euro leisten.

Diese wird durch eine Abschlagszahlung von einer Milliarde Euro und einer gesenkten Abgabe von nur mehr 100 Mio. Euro jährlich ersetzt. Dieser Kompromiss führt langfristig, trotz der neuen Infrastruktur in der Bildung, unweigerlich zu großen finanziellen Einbußen.

7

reportage

Bildung als Ware?

WIE DIE SCHULE ZUM LEISTUNGSSPORT WURDE Text: Miriam Bonaparte und Paul Stich

Foto: dmytrok / flickr.com

„Macht dir die Schule Spaß?“ Eine große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in Österreich würde jene Frage mit einem „Nein“ beantworten. Doch woran liegt das? Sollte Lernen nicht eigentlich Freude bereiten? Wir begaben uns auf Spurensuche.

8

faktor nr. 3/2016

D

ienstag, 10.5.2016, 7:00, Florian M. (18, Name geändert) blickt zum letzten Mal in seine Schultasche, um zu überprüfen, ob er alle Utensilien, die er für die heutige Mathematikmatura benötigt, bei sich hat. Zusätzlich zu seiner Nervosität behindert ihn die Tatsache, dass er in der Nacht zuvor mehrmals erbrechen musste. Am Schulweg wiederholt er nochmals die wichtigsten Formeln, die ihm seine Nachhilfelehrerin am Vortag eingeimpft hatte. Ein letztes Mal tief durchatmen: Jetzt geht es los. Jetzt muss er allen beweisen, dass er gut genug ist. Er spürt Panik in sich aufsteigen.

Zwei Wochen später bestätigt sich seine böse Vorahnung, Florian hat es beim ersten Versuch nicht geschafft und investiert in den folgenden Tagen viele weitere Stunden, um bestens für seine anstehende Kompensationsprüfung gewappnet zu sein. Jedoch alles umsonst, aufgrund eines Blackouts wird auch diese zu einer unüberwindbaren Hürde. Was sollen denn jetzt nur seine Eltern und seine Verwandten, mit denen er heute zu Abend essen wollte, von ihm denken? Man sagt ihm, er solle im Herbst wiederkommen, um es ein drittes Mal zu versuchen. Die nächsten beiden Monate werden ihm daher kaum Freude bereiten.

Geschichten wie jene von Florian hört man nicht allzu selten in letzter Zeit. Im Gegensatz zu dem, das viele Erwachsene denken, besteht heutzutage nicht nur bei der Matura ein solcher Druck. Schon in jungen Jahren werden im österreichischen Bildungssystem junge Menschen einzig und allein darüber definiert, inwiefern sie in der Lage sind, gute Noten abzuliefern, beziehungsweise in jeder

reportage

Sekunde ihres Schullebens perfekt zu funktionieren.

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Schule der heutigen Zeit einzig und allein dem Zwecke diene, aus einem Individuum einen funktionierenden Bestandteil des herrschenden Systems zu formen, die Jugendlichen sozusagen „fit für den Markt“ zu machen. Die Einführung der Zentralmatura ist dabei nur die Spitze des Eisberges, in dem Versuch, alle Schülerinnen und Schüler unabhängig ihrer individuellen Interessen und Begabungen, auf ein und dasselbe Wissenslevel zu bringen.

Doch die Frage, woher jener Bildungsansatz kommt, bleibt bestehen.

Das wahre Gesicht der Schule Schon der englische Philosoph und Soziologe Herbert Spencer (1820-1903) stellte im späten 19. Jahrhundert, als der Kapitalismus auf bestem Wege war, die Welt zu erobern, fest, dass das eigentliche Ziel der Ausbildungsinstitute der damaligen Zeit nicht die Vermittlung von Wissen, sondern das Erlernen des Handelns sei.

Knappe eineinhalb Jahrhunderte später scheint sich die Situation noch weiter verschärft zu haben. Schülerinnen und Schülern der gesamten „westlichen Welt“, und somit der durch und durch kapitalistischen Gesellschaftsordnung, werden strikt ausgearbeitete Lehrpläne nähergebracht, die sich in den meisten Fällen als wenig flexibel herausstellen.

NACHHILFE 265.000 Kinder in Österreich brauchen Nachhilfe, davon kommen 50% der Jugendlichen aus Familien, deren monatliches Einkommen bei über 2500 Euro liegt, und nur 13% aus Familien, die einen Monatslohn von unter 1600 Euro beziehen.

ABBAU Insgesamt wurden während der Schwarz-Blauen Regierung in den Jahren 2000-2006 über 5500 Lehrstellen an Pflichtschulen abgebaut.

Wer kennt denn nicht die Situation, wenn sich ein gewünschtes Thema nicht mehr im Unterricht behandeln lässt, da 9

reportage

❞Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln.❝ Herbert Spencer

es sich zeitlich nicht zusätzlich zu dem zu absolvierenden Stoff ausgeht. Schülerinnen und Schülern bleibt daher oft nur die Möglichkeit, sich in ihrer Freizeit mit ebenjenen Themen zu befassen. Unglücklicherweise lässt sich jenes angeeignete Wissen nur in den seltensten Fällen in positive Schulnoten ummünzen.

Schlimmer noch: Oft fehlt sogar die Zeit, sich mit Themen zu beschäftigen, die einen wahrhaftig interessieren, da man zu sehr damit beschäftigt ist, Fakten in- und auswendig zu lernen, die man selbst als unnötig deklariert und nach einer Woche bereits wieder vergessen hat. Man könnte fast meinen, dass die heutige Schule ihre Absolvent*innen nicht zu bilden, sondern legendlich auszubilden versucht.

KAPITALISMUS ist eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die darauf beruht, dass einige wenige über Kapital und Eigentum verfügen, während der Großteil der Weltbevölkerung diesen wenigen Menschen seine Arbeitskraft verkaufen muss.

ZENTRALMATURA In einigen Fächern wurden vor der Einführung der Zentralmatura die Vorbereitungsstunden für den mündlich zu absolvierenden Teil von bis zu 16 auf vier Stunden reduziert. Das entspricht einer Senkung um unfassbare 400%!

10

Das Geschäft mit der Nachhilfe Doch entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass die Entwicklung des Bildungswesens in letzter Zeit im Großen und Ganzen nur Verlierer*innen bringt, gibt es eine Unternehmensgruppe, die von dem vom Unterrichtsministerium vorgegebenen Wandel maßlos profitiert: die Nachhilfeinstitute.

Allein der Marktführer „Lernquadrat“ erwartete 2015 laut Geschäftsführer Konrad Zimmermann einen Jahresumsatz von 8,5 bis 9 Millionen Euro, wie er dem Wirtschaftsblatt in einem am 13.09. 2015 erschienenen Artikel Auskunft gab. Eine Gruppenstunde beispielsweise kostet in jenem Institut 15 Euro pro Person, möchte man jedoch eine Einzelstunde beziehen, sind sogar schon 30 Euro fällig.

Natürlich ist die Frage, wo denn nun das Problem sei, legitim, doch lässt man sich diese Zahlen ein weiteres Mal durch den Kopf gehen, erkennt man die Dramatik.

Dass sich nicht jede Familie regelmäßige Nachhilfe für ihr Kind leisten kann, liegt auf der Hand, was unvermeidlich zur Folge hat, dass Kinder aus zahlungskräftigen Familien einen nicht zu verachtenden Vorteil all jenen gegenüber haben, deren Erziehungsberechtigte nicht auf die gleichen finanziellen Ressourcen zurückgreifen können.

So erhalten nach einem Artikel der Tageszeitung „Die Presse“, vom 25.6.2012, mit dem Titel „265.000 Kinder in Österreich brauchen Nachhilfe“ 50 Prozent aller Jugendlichen aus Familien, deren Einkommen bei über 2500 Euro pro Monat liegen, Nachhilfe, während nur 13 Prozent der Kinder, die aus Familien stammen, in denen jenes Einkommen unter 1600 Euro monatlich liegt, in den Genuss regelmäßiger Nachhilfe kommen. Dies ist auch ein sehr anschauliches Beispiel um die Frage, warum der Bildungsstandard in der Republik derartig vererbbar ist, entsprechend zu beantworten.

Eine Möglichkeit, um jenen, die Nachhilfe benötigen, aber nicht die finanziellen Mittel dazu haben, bestmöglich unter die Arme zu greifen, könnte die flächendeckende Etablierung der Ganztagsschule sein. In dieser hätten nämlich Kinder die Möglichkeit auch am Nachmittag mit ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen den durchgenommenen Stoff zu wiederholen. Dies wäre vor allem für jene Eltern hilfreich, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit nicht ausreichend Zeit oder finanzielle Mittel zu Verfügung haben, um

faktor nr. 3/2016

mit ihren Kindern zu lernen, oder ihnen Nachhilfestunden zu zahlen, um ihnen das gefragte Wissen zu vermitteln.

Ebenso ist die Tatsache, dass eine Schule im Vergleich zu einem Nachhilfeinstitut nicht vorrangig auf ihr Konto zu schauen hat, sondern die nicht profitorientierte Wissensvermittlung in den Vordergrund stellt, nicht von der Hand zu weisen.

Die Lüge der finanziellen Autonomie Ein weiterer Punkt, den es in der Debatte um die Ökonomisierung von Bildung in Österreich zu beachten gilt, ist die viel zitierte Forderung nach kompletter finanzieller Unabhängigkeit der einzelnen Bildungsstandorte dem Staat gegenüber.

Vereinfacht gesagt wird hierbei gefordert, dass Schulen und ähnliche Einrichtungen selbst ihr Budget zusammenstellen und ausfinanzieren können. Kritikerinnen und Kritikern zufolge könnten Schulen so selbst bestimmen, wofür sie wie viel ihres Etats ausgeben. Was auf den ersten Blick nach einer netten Idee klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als akute Gefährdung für das Ziel des Sozialstaats, allen Kindern im Lande dieselbe, qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen.

Müssten Schulen nämlich ihr Budget selbst verwalten, kämen sie früher oder später nicht darum herum, Gebühren als Gegenleistung für den Unterricht einzuheben. Dies wiederum würde zur Folge haben, dass sich die Gesellschaft in einen Teil, der sich Bildung leisten kann und einen, dem diese verwehrt bleiben würde, spaltet. Bildung droht in diesem Modell

reportage

zur Ware zu werden, was die sozialen Ungleichheiten weiter verstärken und sie noch vererbbarer machen würden, als dies ohnehin jetzt schon der Fall ist.

Attacken auf das Bildungssystem Möchte man allerdings herausfinden, wie es denn überhaupt zu einer derartig prekären Situation wie der heutigen kommen konnte, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit.

Maßnahmen wie beispielsweise die Pflichtstundenkürzung 2003 durch die damalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), aufgrund der in allen Hauptschulen, mittleren und höheren Schulen die Unterrichtsstunden teilweise drastisch gekürzt worden sind, ohne die Lehrpläne dementsprechend anzupassen, sind heute ohne Zweifel ein Mitgrund für den steigenden Stress der Absolventinnen und Absolventen von Schulen. Was damals als Entlastung für die Schülerinnen und Schüler verkauft wurde, entpuppt sich nun als Schuss ins eigene Knie.

Insgesamt wurden in den Jahren 20002006 unter der Kanzlerschaft Wolfgang Schüssels (ÖVP) 5500 Lehrstellen an Pflichtschulen abgebaut, dies bedeutet eine Reduktion um die 120.000 Wochenstunden. Jene Mängel wurden bis heute nicht entsprechend korrigiert.

um unfassbare 400%! Dass darunter die Ergebnisse leiden und der Stress zunimmt, ist eine logische Folge, da nun dasselbe Stoffvolumen in Eigenregie und ohne fachliche und pädagogische Unterstützung einstudiert werden muss, was wiederum die Nachhilfeindustrie zu Jubelstürmen ansetzen lässt.

Daher ... …ist in Anbetracht dieser Fakten eines festzuhalten: Finger weg von weiteren Einsparungen oder Autonomisierungen im Bildungsbereich! Denn nur wenn Bildung allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von Einkommen, Herkunft oder sozialem Stand weiterhin gewährleistet werden kann, kann der soziale Friede langfristig gesichert werden.

Das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft, in der jedes Individuum frei von Herkunft oder Einkommen der Eltern auf derselben sozialen Stufe steht, ist außerdem nur durch Wissensvermittlung zu verwirklichen, wie schon der chinesische Philosoph Konfuzius (551 v. Chr.- 479 v. Chr.) andeutete, indem er den Idealzugang zu Bildung als „jenseits aller Standesunterschiede“ bezeichnete.

Die Etablierung eines Zweiklassensystems im Bildungsbereich, das die Gesellschaft tief in ihrer Mitte spalten würde, kann und darf nicht das Ziel sein!

Ebenso wurden vor der Einführung der Zentralmatura die Vorbereitungsstunden für den mündlich zu absolvierenden Teil der neuen Reifeprüfung in einigen Fächern von bis zu 16 auf vier Stunden reduziert. Das entspricht einer Senkung 11

reportage

Interview mit Mag. Andreas Jindra Infolge der Debatte um Schulstress beziehungsweise wie man dagegen vorgehen kann, haben wir uns mit dem Lehrer, Mediator und Personalcoach Mag. Andreas Jindra unterhalten.

MAG. ANDREAS JINDRA

Sehr geehrter Herr Mag. Jindra, vielen Dank dass Sie sich die Zeit nehmen, uns dieses Interview zu geben.

Beginnen wir ganz allgemein: In den letzten Jahren hört man verstärkt von Schülerinnen und Schülern, die unter Stresssituationen leiden und schulisch schwer unter Druck stehen. Wie wäre dies zu erklären?

ist zurzeit Lehrer für Psychologie/ Philosophie und Geschichte am Gymnasium "Bertha von Suttner - Schulschiff" im 21. Wiener Gemeindebezirk. Ebenso ist er freiberuflich als Mediator und Personalcoach tätig und betreibt eine Praxis im 3. Bezirk. Nähere Infos dazu gibt es unter www.andreasjindra.at

Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass mit Stress in diesem Fall meistens der sogenannte Disstress gemeint ist. Dieser bedeutet für ein lernendes Individuum immer, nicht sein individuelles Tempo gehen zu können, also auch fremdbestimmt statt selbstbestimmt lernen zu müssen.

Weitere Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, sind unter anderem die Ideen einiger, Qualität durch vermehrte Quantität des Wissens ersetzen zu wollen und zu können.

Demzufolge werden individuelle Begabungen nicht mehr gefördert. Im Gegenteil, alle Schülerinnen und Schüler werden auf den, mittlerweile europäischen, Durchschnitt getrimmt, was wiederum die Konkurrenz zwischen einzelnen verstärkt, anstatt auf Kooperation aller zu setzen.

Welche Faktoren spielen dabei auch außerhalb der Schule eine Rolle?

Zuallererst ist in diesem Zusammenhang die Tatsache zu nennen, dass die Schüler*innenbewegung in Österreich unglücklicherweise über keine ernstzunehmende Lobby verfügt. Bildungspolitische 12

Entscheidungen werden demnach meistens über ihre Köpfe hinweg getroffen. Ebenso ist meiner Ansicht nach im Zweifel der Kapitalismus als Gesellschaftsform darin involviert, da dieser versucht keine Bildung, sondern vermehrt die Ausbildung für einen immer flexibler werdenden Arbeitsmarkt zu liefern.

Was können Schülerinnen und Schüler bewusst gegen Stresssituationen tun, beziehungsweise was raten Sie dem Umfeld einer betroffenen Person?

Hier gibt es viele differenzierte Programme und Versuche, um eine Lösung für Betroffene zu finden. Generell kann ich nur jedem und jeder, die unter Stresssituationen leiden, raten: Suche deine Stärken und setze sie ein! Finde deine Begabungen und begeistere dich dafür, denn dann weißt du, was dir gut tut! Hast du ein Ziel vor Augen, lassen sich unliebsame Dinge wesentlich besser bewältigen.

Abschließende Frage: Was wäre Ihrer Meinung nach die beste Möglichkeit, jenes Problem an der Wurzel zu packen?

Puhhh! Das ist ja wahrhaftig eine äußerst komplexe Frage. (kurze Nachdenkpause) In Kurzform zusammengefasst würde ich sagen, dass es die Leitidee der Bildung sein muss, jede/r nach seinen/ihren Talenten und Begabungen zu fördern und zu fordern. In diesem Sinne reichen einzelne Reformen bei weitem nicht aus. Was wir brauchen, ist ein kompletter Neubau des Bildungswesens in Österreich!

faktor nr. 3/2016

frauenpolitischer kommentar

Seid laut, traut euch was und lasst euch nichts sagen!

Text: Marlene Mutschmann-Sanchez

Interview von der FPK Sprecherin Marlene mit der AKS-Frauensprecherin Laura

L

aura Untner, 19 Jahre alt, ist seit Mai 2016 Bundesfrauen*sprecherin* der Schüler_innenorganisation „Aktion Kritischer Schüler_innen“ (AKS). In Salzburg aufgewachsen engagiert sich Laura seit 2014 aktiv in der AKS. Nun wohnt Laura in Wien und studiert seit dem vergangenen Sommersemester. Wir baten Laura um ein Interview zu Feminismus und Bildungspolitik.

Faktor: Was sind deine Aufgaben als Frauen*sprecherin* einer Schüler_innenorganisation?

Grundsätzlich bin ich für die feministische Arbeit in der AKS Bundesorganisation zuständig. Das bedeutet, dass ich einerseits eine Ansprechperson bei sexistischen Vorfällen bin und andererseits aktiv dafür sorge, dass die AKS FLINT*-Personen (Frauen*, Lesben, inter, non-binary und trans* Personen) fördert und ihnen der Platz in der Organisation eingeräumt wird, den sie in der Gesellschaft oft nicht haben.

Laura ist Bundesfrauen*sprecherin* der Schüler_innenorganisation „Aktion Kritischer Schüler_innen“ (AKS)

Im Konkreten bedeutet das, dass ich durch Bildungsveranstaltungen versuche, feministisches Wissen und Bewusstsein weiterzugeben.

Das kann zum Beispiel ein Anti-Sexismus Workshop an Schulen oder eine Aktion auf der Mariahilferstraße sein.

Ein Projekt, das mir besonders am Herzen liegt, ist der FemSlam der AKS. Der FemSlam wird kommendes Schuljahr zum dritten Mal stattfinden und ist ein geschlossenes Open Mic (=offenes Micro) für FLINT*-Personen.

Das ist jetzt noch lange nicht alles, aber soll einen groben Überblick über meine Arbeit geben.

Faktor: Welche Problemfelder existieren aus feministischer Perspektive im österreichischen Bildungssystem?

Allgemein gibt es noch viel zu tun. Einerseits sind da Rollenbilder in Schulbüchern, die aufgebrochen gehören, eine geschlechtergerechte Formulierung, die alltäglich sein sollte und allgemein Stereotype, die im Unterricht keinen Platz haben dürfen. Andererseits muss es in der Schule den Raum geben, junge Menschen auf sexualisierte Übergriffe zu sensibilisieren und damit einhergehend die Gewaltpräventionsarbeit auszubauen. Schüler_innen können sowohl in als auch außerhalb der Schule oder der Lehrstelle von sexualisierter Gewalt betroffen sein – da darf nicht weggeschaut werden.

Ein neuer Aufklärungsunterricht, der eine gleichberechtigte Darstellung aller (A-)Sexualitäten und Identitäten, sowie weiblicher* und männlicher* Sexualität gewährleistet, ist genauso überfällig wie die freie Wahl des Turnunterrichts, also ob ein_e Schüler_in lieber das „Mädchen- oder Jungenturnen“ besuchen will.

Es braucht außerdem eine 50%-Quote bei der Bestellung von Direktor_innen, besonders im Hinblick auf technische Schulen. Das sind nur einige von vielen Forderungen.

Marlene ist die Sprecherin der Frauenpolitischen Kommission Wien

Faktor: Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, sich politisch zu engagieren? Was willst du insbesondere Schülerinnen* mitgeben?

Ich denke, dass es gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist, sich politisch zu engagieren. Wir befinden uns in einer Phase des Um- und Aufbruchs. Man denke nur an Norbert Hofer oder Donald Trump. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Ungerechtigkeiten an ihre Spitze getrieben und gleichzeitig Menschen vertrieben werden. Wir brauchen eine solidarische, laute, aktive Gesellschaft. Politisch aktiv zu sein bedeutet für mich, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die unseren Alltag und dadurch unser Leben bestimmen.

Es bedeutet, sich mit der Welt zu beschäftigen, in der wir leben und die wir – gemeinsam – verändern können.

Insbesondere Schülerinnen* will ich mitgeben: Seid laut, traut euch was und lasst euch nichts sagen! Verbündet euch, denn gemeinsam können wir noch stärker sein!

13

news von rechts

Was hat dieses Hakenkreuz am Klassentisch zu suchen?

Text: Simon Brezina

Und warum wird über die Habsburger dreimal länger unterrichtet als über den 2. Weltkrieg? Die Sensibilisierung von Jugendlichen in Sachen Nationalsozialismus und Rechtsextremismus lässt oft zu wünschen übrig. Da ist es kein Wunder, wenn gerade in Schulen Grenzen überschritten werden, die sonst stark sanktioniert werden würden.

88 & 18 „88“ steht für die beiden 8ten Buchstaben im Alphabet, „HH“, Abkürzung für Heil Hitler, oder „18“ bzw. „AH“ für Adolf Hitler.

W

er kennt sie nicht, die aufgesprühten Hakenkreuze oder SS Runen an den Unterführungen oder Hauswänden? Neonazis und Rechtsextreme versuchen durch das Sichtbar-Machen der verbotenen Symbolik ihre Ideologie des Hasses und der Menschenfeindlichkeit zu verbreiten. Doch das ist nicht legal. Wenn man ein verbotenes Symbol in der Öffentlichkeit findet, kann man es fotografieren und in der nächsten Polizeistation wegen Wiederbetätigung anzeigen. In Konsequenz muss diese Schmiererei entfernt werden.

Würden wir in Schulen so vorgehen wie im öffentlichen Raum, hätte wahrscheinlich eine große Zahl an Schüler*innen ein Gerichtsverfahren am Hals. Hakenkreuze werden sehr gerne, teils zur Provokation, teils aus Unwissenheit aber manchmal auch aus Überzeugung, auf Tische, Bücher oder auf Wände im Schulklo gemalt.

Hetzerische Sprüche und Neonazi Codes (88/Heil Hitler; 18/Adolf Hitler, usw.) sind oft über Wochen und Monate im Schulgebäude sichtbar.

Neben Schmierereien wird auch der Hitlergruß in der Schule nicht mit dem angemessenen Ernst betrachtet. Immer wieder schafft er es in die Gestik der Schüler*innen, wobei recht klar ist, dass viele die volle Bedeutung dieser Handbewegung nicht verstehen. Genauso wenig

14

wie praktisch kein Hitlergruß ernst gemeint ist, so entstehen die meisten rechten Schmierereien eher weil es „lustig“ ist und nicht weil der/die Schüler*in mit Überzeugung dahinter steht. Doch das macht die Botschaften nicht weniger gefährlich.

Die Macht der Gewohnheit Hakenkreuze und Hitlergrüße sollten eigentlich etwas sehr Alarmierendes sein, wo sie doch an die menschenfeindlichste Zeit der Geschichte erinnern. Doch durch das ständige Konfrontiert-Sein in der Schule entsteht eine Toleranz zu diesen Symbolen und Gesten. Diese Toleranz gilt dann nicht nur den Mitschüler*innen, die herumscherzen, sondern auch den Neonazis und den Rechtsextremen, welche die Symbole bewusst einsetzen. Die Tür zur Salonfähigkeit steht in den Köpfen der Schüler*innen weit offen.

Lernen Sie Geschichte!

Was also tun? Schüler*innen werden nicht von heute auf morgen aufhören, Hakenkreuze auf Tische zu malen. Dafür braucht es einen langen Sensibilisierungsund Bildungsprozess. Ein Großteil weiß wenig bis gar nichts über die Gräuel des Dritten Reichs. Verständlich, wo doch ein Fach sowohl Geschichte als auch politische Bildung abdecken muss – und das bei

faktor nr. 3/2016

einem oft sehr niedrigen Wochenstundenpensum. Zusätzlich ist der Geschichtsunterricht chronologisch gestaltet. Nach dem Mittelalter und der Habsburgerdynastie bleibt manchmal keine Zeit mehr, die Weltkriege, die Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus zu besprechen.

Dabei ist es gerade hier besonders wichtig, sich genügend Zeit zu nehmen, um auch Schlüsse für die Gegenwart ziehen und sozusagen „aus der Geschichte lernen“ zu können.

Unsere Antwort: Widerstand!

news von rechts

Hakenkreuz – melde es der Direktorin!

Hilft das nicht, übermale es! Hitlergrüße, rassistische und antisemitische Aussagen können nur dann zur Gewohnheit werden, wenn es zugelassen wird. Du kannst die Meinung der Mitschüler*innen oft nicht ändern, aber du kannst sie sehr wohl daran hindern, ihre Indifferenz auszuleben. Späße machen nur Spaß, wenn nicht jedes Mal danach zehn Minuten darüber diskutiert wird. Nur durch aktiven Widerstand kann die Toleranz gegenüber rechtsextremem und nationalsozialistischem Gedankengut verhindert werden!

Es liegt in der Verantwortung von allen, gegen die Verbreitung von rechtsextremen Inhalten aufzutreten. Siehst du ein

15

schwerpunkt: schule

Koch oder doch lieber Pilotin?

LEHRE IN ÖSTERREICH Text: Farzin Weysi

BERUFSCHULEN In Wien gibt es 23 Berufsschulen mit insgesamt 20.000 Lehrlingen

W

as möchtest du werden, wenn du mal groß bist? Diese Frage wird einem sowohl als Kind als auch als Jugendlicher oft gestellt. Darauf eine Antwort zu finden, scheint meist einfach. Doch der Weg zu diesem Ziel ist dann wiederum mit vielen Fragen und Hürden verbunden. Will man der nächste Jamie Oliver werden, wird eher eine Lehre als Koch angestrebt, doch will man später einmal Pilot*in werden, ist eine Hochschule mit Matura unausweichlich.

Die grundlegende Frage, die sich Jugendliche bereits im frühen Alter stellen müssen, ist, ob eine Lehre begonnen oder lieber die Oberstufe absolviert wird.

Vieles spricht dafür, sich für eine Lehre zu entscheiden, denn für Jugendliche bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Angefangen in der Tourismusbranche, welche in Wien sehr stark vertreten ist, über handwerkliche Berufe wie Tischlerei oder Mechanik, bis hin zur klassischen Dienstleistung wie die Friseur*innen Ausbildung. Praktisch jede erdenkliche Sparte stellt einen Lehrgang und damit eine spezifische Ausbildung zur Verfügung. Dasselbe Szenario spielt sich auch an den Berufsbildenden Höheren Schulen in Wien ab. Die Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten ist groß, und auch die Art und Weise, ob drei- oder fünfjährig, ob mit Matura oder ohne. Das zeigt, dass es durchaus schwierig ist, eine Entscheidung zu treffen, vor allem für junge Menschen.

Selbst unsere Eltern grübelten damals, welchen Weg sie nehmen sollten. Die meisten entschieden sich für die Lehre

16

und zugleich für die Berufsschule anstatt für die Oberstufe. Doch in der Gegenwart hat sich das Blatt gewendet. Heutzutage versuchen die meisten Jugendlichen, die Oberstufe zu meistern, da die Lehre und in dem Fall auch die Berufsschulen an Attraktivität verloren haben.

Hier liegt ein zentrales Problem. Eine Lehre wird mittlerweile meistens damit assoziiert, dass jemand für eine Oberstufe nicht geeignet sei und quasi den „einfacheren“ Weg nimmt. Doch dieser Grundgedanke entspricht nicht der Realität. Oftmals beeinflussen weitaus gewichtigere Faktoren den zukünftigen Bildungsweg eines bzw. einer Jugendlichen. Sämtliche Studien bestätigen, dass in vielen Fällen der soziale und finanzielle Hintergrund bzw. der Bildungsstatus der Eltern die Entscheidung bestimmen. Es stellt sich die Frage, ob es sich eine Familie leisten kann, dass die Kinder bis zum 18.

Lebensjahr Vollzeit zur Schule gehen und danach eventuell noch weitere 3-8 Jahre in der Universität verbringen, oder ob diese bereits mit 15 Jahren ihr eigenes Gehalt beziehen und damit einen finanziellen Beitrag zum Familienleben beisteuern können. Nur in den wenigsten Fällen hängt die Entscheidung der Schulpflichtigen also allein vom Interesse dieser ab.

Um die Lehre und die Berufsschule wieder attraktiver zu machen, benötigt es einerseits einen massiven Image-Wandel.

Dieser lässt sich auf politischer Ebene leichter vollziehen, indem endlich in das Bildungssystem eingriffen wird. Denn

schwerpunkt: schule

auf der anderen Seite gilt es auch hier, soziale und finanzielle Hürden weitestgehend abzubauen, damit solche wichtigen Entscheidungen, wie sie die 14-jährigen in Österreich treffen müssen, nicht mehr von der Geldbörse der Eltern abhängig sind. Das System „Lehre mit Matura“ sollte beispielsweise für alle problemlos zugänglich sein, damit nach dem Lehrabschluss die Möglichkeit auf ein Studium in Reichweite ist und die Zukunft eines Kindes nicht frühzeitig in Stein gemeißelt wird.

Illustrationen: Das Memo Spiel www.educationbox.at | Stadt Wien

17

schwerpunkt: schule

PROSA

BILDUNG FÜR ALLE IST VIEL MEHR FÜR ALLE! Text: Dominique Trappl

P

ROSA ist die Abkürzung für das „Projekt Schule für Alle“. Dieses wurde von der Bildungsinitiative Österreich im Oktober 2012 geschaffen, mit 10 Mitarbeiter*innen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, all jenen, denen die Erlangung eines Pflichtschulabschlusses erschwert oder verunmöglicht wird, die Möglichkeit zu geben, sich auf diesen vorzubereiten. Dieses Projekt ist dazu da, um eine Lücke im Bildungssystem zu schließen. Im Projekt PROSA werden Basisbildungskurse und Pflichtabschlusskurse für die Zielgruppe junger Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund konzipiert und abgehalten. Das Projekt bietet jungen Asylwerber*innen (Altersgruppe 16+) die Möglichkeit, einen Pflichtschulabschluss zu machen.

Die Teilnehmer*innen werden in drei Semestern auf den Pflichtschulabschluss vorbereitet. Deutsch, Mathematik und Englisch sind die Kernfächer, aber auch Fächer wie Geschichte, politische Bildung und Geographie sind Teil des Lehrplans. Der Unterricht orientiert sich am Lehrplan für die Pflichtschule.

Es werden auch zwei Wahlfächer angeboten, nämlich Natur und Technik oder Gesundheit und Soziales. Deutsch wird als Zweitsprache im Unterricht gehandhabt und an die Tatsache angepasst, dass alle Teilnehmer*innen eine völlig andere Muttersprache haben. Die Abschlussprüfung wird in einer regulären Mitteschule abgelegt.

Beim kompetenzorientierten Lernen werden mit Projektwochen und in Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen Lernformate entwickelt, in denen eine Verknüpfung 18

von Wissen und Fertigkeiten notwendig ist. In umweltpädagogischen Wochen mit dem Verein UASE oder dem „Theater der Unterdrückten Wien“ beziehungsweise mit der Theatergruppe Acting Green versuchen sie die Jugendlichen in einem geschützten Rahmen herauszufordern und zu fördern. Radio, Film, Theater, Gärtnerei und viele andere Dinge führen dazu, dass man Erlerntes in Kontakt mit anderen Menschen ausprobieren und prüfen muss.

PROSA baut auf drei Grundprinzipien, die ineinander greifen, auf, nämlich Unterricht, Sozialarbeit und Nachbarschafts- und Partizipationsarbeit. Der Unterricht wird genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten und unternimmt alles, um den Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. In diesem Projekt gibt es das „Buddysystem“,

dort bieten freiwillige Mitarbeiter*innen Begleitung bei Freizeitaktivitäten wie Musik und Sport an. Die sogenannten Buddys bieten auch Begleitung im Unterricht und bei den Hausübungen, um mit den Teilnehmer*innen Deutsch zu lernen.

PROSA hat ein Modulares System. Das heißt, die Schüler haben flexible Stundenpläne für heterogene Wissens- und Sprachstände. Bis dahin werden sie in bis zu fünf Basisbildungsstufen und bis zu drei Semestern Pflichtschulkurse vom PROSA Gymnasium darauf vorbereitet.

PROSA hat in der Mittelschule in der Rahlgasse im 6. Bezirk und im Abendgymnasium im 21. Bezirk Räumlichkeiten gemietet.

faktor nr. 3/2016

schwerpunkt: schule

Sie sind überall!

SOGAR IN UNSEREN SCHULBÜCHERN. Text: Lea Griesser

Schulbücher sind etwas, womit wir seit Anfang der Volksschule immer konfrontiert sind. Ob für einen schnellen Wissenscheck, für eine Prüfung in der Straßenbahn, bei endlosen Hausaufgaben oder in motivierten Lernphasen in den Ferien. Sie sind ein ständiger Begleiter, gefüllt mit Wissen. Von uns Lernenden sind sie außerdem oft mit sehr hohem Respekt angesehen. Wenn niemand weiterhelfen kann, die richtigen Schulbücher können es dann doch oft.

S

exismus kommt in unserem Alltag fast überall vor und daher ist es naheliegend, dass er sich auch zwischen den Zeilen unserer Schulbücher versteckt. Wenn man sich keine Gedanken darüber macht, ist es meistens gar nicht so offensichtlich. Es gibt aber viele Analysen, die belegen, dass ein Großteil der Schulbücher von Sexismus überhäuft ist. Viele dieser Studien beziehen sich des Öfteren auf Geografie- sowie Geschichtebücher, da diese die Umstände der Welt am meisten erklären und beide in vielen Fällen auf Menschen bezogene Inhalte enthalten. In vielen dieser Bücher erscheinen die gleichen Defizite sehr häufig.

Forderungen zum offeneren Umgang mit Sexualitäten hinaus, gibt es sonst noch einige Dinge, die es zu verbessern gäbe.

Um ein Beispiel zu nennen: In einer aktuellen Schulbuchanalyse aus dem Jahr 2016 bezieht sich die Autorin auf das Schulbuch „Durch die Welt 1“, welches für die 1. Schulstufe einer AHS oder NMS vorgesehen ist. Dieses spricht die Kinder mit zwei Geschlechtern an. Soweit, so gut.

Wenn es dann aber um die Erwähnung der Frau in Personengruppen geht, wird diese eindeutig vernachlässigt. Bei insgesamt 34 Personengruppenbezeichnungen wurden 28 davon nur in männlicher Form verwendet.

Gendern und LGBTQIA+

Und wie ist es mit der Darstellung sowie dem Beruf der Frau?

Als ersten Punkt kann das Gendern [siehe Erklärung am Rand] im Allgemeinen herangezogen werden. Viele Schulbücher versuchen zumindest zwei Geschlechter, also männlich und weiblich, anzusprechen.

Was einerseits zwar schon ein Fortschritt ist, da uns in vielen Bereichen unseres Lebens oft nur die männliche Schreibweise begegnet, doch meistens endet hier die Sensibilität für Geschlechter und das starre heteronormative Mann/Frau Modell wird beibehalten. Das Thema LGBTQIA+ wird in Schulbüchern kaum bis gar nicht erwähnt. Vielen Menschen ist das bis heute auch oft noch kein Begriff. Über die

Nun sehen wir schon, dass es beim Gebrauch von geschlechterbewusster Sprache eine gewisse Problematik gibt.

Wie sieht es dann aber mit der Darstellung oder dem Beruf des weiblichen Geschlechts aus? Als erstes muss mal gesagt werden, dass die Darstellung der Frau oft ziemlich eintönig ist. Das Mädchen wird in unserer Gesellschaft eher passiv dargestellt. In der Analyse des Schulbuches „Durch die Welt 1“ wird aufgezeigt, dass es zumindest in diesem Buch auch so

GENDERN Gendern ist der eingedeutschte englische Begriff für „geschlechtergerechte Sprache“ und bedeutet das Einbeziehen aller Geschlechter beim Reden und Schreiben.

HETERONORMATIVITÄT sieht die Heterosexualität sowie das binäre (zwei) Geschlechterprinzip als die Norm an.

Es wird von nichts Anderem ausgegangen.

LGBTQIA ist der Überbegriff bzw. die Abkürzung für Menschen, deren sexuelleOrientierung oder Identität nicht mit dem heteronormativen Gedanken übereinstimmt.

19

schwerpunkt: schule

ist. Es kommen im Vergleich zu Erwachsenen sowieso weniger Kinder vor. Aber bei einem Mädchen, das darin erwähnt wird, werden gleich alle Klischee erfüllt: sie ist diejenige, die der Mutter im Haushalt beim Kochen und Putzen hilft, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder. Bei Berufen wird es als normal dargestellt, dass die Frau eher auf der traditionellen Schiene bleibt. Wenn die Frau nicht gerade mit der Hausarbeit oder der Versorgung der Kinder beschäftigt ist, muss sie Geld verdienen, um sich selbstständig und unabhängig zu machen. Um ein Beispiel zu geben: In „Durch die Welt 1“ wird in einem Unterkapitel der Weg von einem Rohstoff zum Fertigprodukt bildlich dargestellt. Das Bild zeigt einen Holzfäller sowie eine Tischlerin. Der Holzfäller hat das Holz zur Verfügung und kann es theoretisch verkaufen wie er möchte. Die Tischlerin muss aber mit dem Kauf des Holzes vorher noch einen Verlust machen, um an Gewinn zu kommen. Dieses Beispiel bricht zwar ein wenig das Klischee der traditionellen Frauenberufe auf, aber wenn es aus der vorangegangenen Sichtweise betrachtet wird, können dann doch ein paar fragwürdige Aspekte auftreten.

Die Unterzahl auch in Führungspositionen?

Auch bei der Erstellung und Produktion der Schulbücher gibt es die Gläserne Decke. Was eigentlich nicht sehr verwunderlich ist, denn wieso sollte es diese genau bei Schulbüchern nicht mehr geben. Wenn man jetzt einmal von den Autor*innen absieht, bei denen das „Innen“ wirklich nahezu überflüssig ist, gibt es Großteils nicht einmal eine weibliche

Verlegerin oder eine weibliche Herausgeberin. Die am häufigsten benutzten Schulbücher sind in einer gewissen MännerDomäne entstanden.

Um zu Rassismus zu kommen!

Auch Rassismus ist in Schulbüchern oft sehr ausgeprägt zu finden. Wieder einmal ist er in Geschichte-sowie Geografiebüchern sehr oft verbreitet, obwohl man es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so schnell erkennt. In dem Buch „Die Anderen im Schulbuch“ von Christa Markom und Heidi Weinhäupl werden Rassismen in einigen Kapiteln angesprochen. Sie stellen Punkte wie die Darstellung der Kolonialisierung oder der Dritten Welt in Frage. Ein genaues Beispiel dazu: In vielen Büchern wird die Bezeichnung „Dritte Welt“ im Zusammenhang von Schwarzafrika erklärt. Zum einen ist der Begriff „Dritte Welt“ sehr abwertend, da alle dritten Weltländer laut westlichen Maßstäben unterentwickelt sind und sie dadurch vollkommen homogenisiert werden. Zum anderen ist auch der Begriff Schwarzafrika kritisch zu sehen.

Verbesserungen und wie frau selbst es besser machen könnte!

Markom und Weinhäupl zeigen einige Beispiele, wie man genau diese Rassismen umgehen könnte. Frau könnte die Bezeichnung Schwarzafrika gegen die genaue Benennung der einzelnen Länder, Städte oder Regionen eintauschen. Wenn mehrere Länder zweckmäßig zusam-

Fotos: Dominik Wagner / flickr.com

mengefasst werden müssen, könnte darauf hingewiesen werden, dass es eine Verallgemeinerung ist und diese sollte dann kritisch hinterfragt werden. Die Autor*innen geben in ihrem Werk auch einige Schulbücher an, in denen diese Art von kritischem Denken, zumindest bei Rassismen, vorhanden ist.

Im Großen und Ganzen kann gesagt werden, dass es viel zu wenig Sensibilisierung in diesen Themen gibt und viele Personen bis heute noch keinen blassen Schimmer haben, wie sehr Schulbücher uns von Anfang an in abwertenden Stereotypen und Klischees denken lassen.

Deswegen ist es umso wichtiger, dass Lehrer*innen lernen ihre Schüler*innen in solchen Themen sensibilisieren.

Wenn diese es nicht können, sollte frau selbst die Mitschüler*innen oder Studienkolleg*innen darauf aufmerksam machen. Denn wir müssen gegen Rassismus und Sexismus ankämpfen, immer und überall, auch in Schulbüchern!

INFO Viele der Studien beziehen sich auf Geografie- sowie Geschichtebücher, da diese die Umstände der Welt am meisten erklären und beide in vielen Fällen auf Menschen bezogenen Inhalt enthalten.

schwerpunkt: schule

Wir wollen mitreden!

EIN KRITISCHER ERFAHRUNGSBERICHT EINER SCHÜLERIN Text: Flora Felix

W

as ist euch eigentlich lieber: wenn ich euch was erzähle und ich schreibe mit, oder wenn ich Zettel austeile und wir besprechen die dann?“. Für mich eine Frage, wie ich sie von Lehrer*innen schon oft gestellt bekommen habe. Ich gehe seit der Volksschule in eine Waldorfschule und bin es gewohnt, dass die Lehrer*innen mit den Schüler*innen arbeiten – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.

Als letztes Schuljahr wieder ein*e neu*e Schüler*innensprecher*in gesucht wurde, formierte sich in meiner Klasse eine Gruppe, die als Liste antreten wollte. Wir wollten alle gemeinsam als Gruppe die Schüler*innen repräsentieren und für sie da sein. Was daraus wurde? Leider nichts.

Und was die Schulsprecherin* schließlich über ihr Amt erzählte, war ebenso schockierend. Denn obwohl im Stundenplan eine Stunde wöchentlich für Dinge wie den Schüler*innenrat, die Besprechung von Projekten oder Redaktionssitzungen der Schüler*innenzeitung vorgesehen war, so lehnte die Lehrer*innenkonferenz jedes Mal aufs Neue ab, dass sich in dieser Stunde der Schüler*innenrat treffen könnte. Eine zu Beginn des Schuljahres motivierte Bewegung schlief schließlich nach wenigen Monaten ein – es war uns Schüler*innen zu mühsam geworden.

Ich treffe mich mit einem ehemaligen Schüler* des BORGs St. Pölten zum Gespräch und er erzählt, dass er nicht einmal weiß, ob es an seiner Schule eine*n Schüler*innensprecher*in gab. An öffentlichen Schulen wissen laut einer Erhebung aus dem Jahr 2012 knapp 40 % der Schüler*innen nicht, ob es an ihrer Schule ein Schüler*innenparlament gibt. „Hin und wieder haben uns die Lehrer schon gefragt, ob wir etwas so oder so machen wollen […] aber das war halt sehr selten.“, kritisiert der Niederösterreicher*.

Wie sollen Schüler*innen „demokratische Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten“ (1,3 allgemeiner Lehrplan der AHS Oberstufe) wahrnehmen, wenn sie

22

faktor nr. 3/2016

nicht einmal davon wissen bzw. diese Wahrnehmung verweigert wird? Könnten Schüler*innen nicht viel besser und leichter lernen, wenn die unterrichtenden Personen sich nach den Kompetenzen der Lernenden richten würden?

An der britischen Summerhill School funktioniert das bereits seit dem Jahr 1921. Hier sind die Erwachsenen Begleiter*innen für die Schüler*innen und unterstützen diese auf ihrem individuellen Weg. Die Schule ist unabhängig und basisdemokratisch – also das Gegenteil von österreichischen Gymnasien. Die Schüler*innen entscheiden sich freiwillig für Aufgaben wie die des Ombudsmanns oder Mitglied in einem der zahlreichen Komitees. Aber funktioniert das wirklich?

Ja. Wer von sich heraus motiviert ist und nicht zu Leistungen gezwungen wird, hat Freude daran. Die Schule gilt nicht als verhasste Pflicht, die zumindest für neun Jahre ertragen werden muss. Für viele Schüler*innen an österreichischen Schulen ist die Schule aber genau das. Dabei könnte die Arbeit auch für Lehrer*innen spannender und interessanter sein, wenn die Schüler*innen von sich heraus lernen wollen. Allerdings ist der Großteil der Ansicht, dass Schüler*innen nicht zu viel mitbestimmen dürfen sollten – sie haben ja schließlich keine Ahnung von dem, was sie brauchen und wissen müssen!

schwerpunkt: schule

keine glücklichen Schüler*innen hervor bringen, sondern nur die Freude am Lernen nehmen! Schüler*innen können sich nicht einmal zwischen Gymnasium, NMS und Hauptschule entscheiden und werden bereits in frühem Alter in Schubladen gesteckt – und das nur auf Grundlage von ein paar Zahlen auf einem Zettel. Dass ich das Privileg habe, mir auszusuchen, wie ich lerne, nämlich auf einer Waldorfschule, weiß ich zu schätzen. Dieses Privileg haben nur Wenige – aber genau das muss geändert werden. Denn jeder Mensch lernt anders und sollte sich daher frei und aus sich heraus für einen eigenen Bildungsweg entscheiden können – unabhängig von Herkunft oder Zahlen auf einem Zettel.

Seit Jahren wird an einer Bildungsreform gearbeitet, die Verbesserungen für Schüler*innen bringen sollte. Was diese bislang gebracht hat? Wenig.

SCHULRECHT Laut dem allgemeinen Lehrplan der AHS Oberstufe müssen den Schüler*innen „demokratische Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten“ eingeräumt werden.

SCHULPARLAMENT An öffentlichen Schulen wissen laut einer Erhebung aus dem Jahr 2012 knapp 40% der Schüler*innen nicht, ob es an ihrer Schule ein Schüler*innenparlament gibt.

Doch Schüler*innen haben sehr wohl Ahnung. Sie wissen, was und wie sie lernen wollen! Und sie wissen, dass trockener Frontalunterricht und Leistungsdruck 23

schwerpunkt: schule

Zentralmatura

DER SCHRECKEN ALLER SCHÜLERINNEN? Text: Magda Bayer

I

n diesem Frühjahr war es so weit, kein*e Maturant*in, egal ob AHS oder BHS war mehr davor gefeit, die ZENTRALMAURA. Ja, so ungefähr wurde dieser „Schrecken“ in den Medien dargestellt, doch wie fielen die Ergebnisse wirklich aus und hatte all dieser Aufwand überhaupt einen Sinn für die Schüler und Schülerinnen?

Der Faktencheck: Die meisten „Nicht Genügend“ gab es, wie erwartet in Mathe: 6,9% haben es letzten Endes nicht geschafft, vor der Kompensationsprüfung lag die Zahl allerdings noch bei 21,8%.

Bundesländerweit gesehen schnitt Vorarlberg vorerst mit 33,2% Fünfern am schlechtesten ab, nach den Kompensationsprüfungen war es jedoch Niederösterreich, mit 9,9% (zuvor 24,5%). In Deutsch (1,1%) und Englisch (2,1%) ging es für die Schüler*innen weitaus besser aus. Wien erzielte übrigens nur in Englisch ein besseres Ergebnis als der Durchschnittswert.

Gender Gap?

WAS MEINST DU? Teil‘ deine Erfahrungen mit uns, sag‘ uns deine Meinung: wie würdest du gerne benotet oder geprüft werden? Diskutier‘ mit uns auf Facebook darüber! https://www. facebook.com/sjwien.at 24

Leider nichts Neues: auch in diesem Fall gab es geschlechterspezifische Unterschiede.

Doppelt so viele männliche als weibliche Kandidat*innen konnten ein „Sehr gut“ in Mathematik erreichen, außerdem hatten bei den Mädchen 10% mehr einen Fünfer (25,4% zu 16,7%). In Deutsch sahnten hingegen die Buben schlechtere Noten ab, wenn auch hier der Unterschied nicht allzu groß war. Im Fach Englisch waren die Ergebnisse etwa gleich.

Aber warum? Immer wieder wird versucht solche Leistungsunterschiede auf biologische Ursachen zu schieben, dafür gibt es allerdings keinerlei Beweise. Kinder werden auch heute noch in bestimmte Stereotypen gedrängt: Jungs sollen mit Bauklötzen spielen, Mäd-

chen mit Puppen. Das Ergebnis? Mädchen werden in ihrem Sozialverhalten gestärkt, Jungs in ihrem räumlichen Denkvermögen.

Und wofür das Alles?

Vergleichbar und kompetenzorientiert?

Eher Gleichmacherei und Druckmacher.

Die Zentralmatura sollte eine ganzheitliche Verbesserung für die Schüler*innen bringen.

Geschafft?

Eher nicht. Vorbereitungsstunden für Schüler*innen wurden stark gekürzt oder komplett gestrichen. Stundenpläne sind nicht aneinander angepasst, jemand der/die eine Mathe – Stunde pro Woche hat, soll die gleiche Prüfung, wie jemand mit drei Stunden schaffen. Vergleichbar macht diese Matura nur Lehrer*innen und Schulen, und das Ganze auf dem Rücken der Schüler*innen. Denn was man im Unterricht nicht erlernt, schlecht oder sogar falsch erklärt bekommt, wird man höchstwahrscheinlich auch bei der Prüfung nicht richtig beantworten können.

Abgesehen davon, was sagen diese Noten denn wirklich aus? Wieviel am Tag zuvor auswendig gelernt werden konnte und am nächsten Tag weniger vergessen wurde? Wie viel Sympathie ein*e Lehrer*in für jemanden empfindet und dementsprechend benotet hat? Wie viel Druck auf den Schultern der Schüler*innen liegt? Wie die Tagesverfassung war?

Deshalb spricht sich die SJ gegen die zentralisierte Matura aus und kämpft vorerst für den Verbleib einer zusätzlichen schriftlichen Beurteilung, in welcher die Stärken und Schwächen der Schüler*innen sinnvoll und hilfreich gelobt und kritisiert werden.

faktor nr. 3/2016

schwerpunkt: schule

Ob Reli oder keine, entscheiden wir alleine!

Text: Fiona Herzog

1933 unterzeichnete der Austrofaschist Engelbert Dollfuß das Konkordat mit der katholischen Kirche und sicherte dieser eine „öffentlich-rechtliche“ Stellung zu, die bis heute mit kleinen Veränderungen gilt.

Dazu gehört einerseits die freie Auslebung des „Kultes“, andererseits geht damit auch der Religionsunterricht im Rahmen von zwei Wochenstunden einher. Bedenklich ist dabei vor allem, dass die Ausgestaltung des Religionsunterricht der jeweiligen religiösen Institution obliegt und so auch die Personalauswahl. Das bedeutet, der Staat hat hier eigentlich keine Möglichkeiten, den Inhalt des Unterrichts mitzubestimmen. So kann der Unterricht vielseitig für die Interessen der religiösen Institutionen genutzt werden, eine kritische Auseinandersetzung ist damit aber alles andere als garantiert. In einer pluralistischen Welt sollte es doch eher um eine „neutrale“ Auseinandersetzung mit Themen gehen, in der alle Meinungen und Weltanschauungen offen diskutiert werden können, solange sie andere nicht einschränken oder gar gänzlich unterdrücken.

Die Lehren von einzelnen Religionen sollen natürlich in unserer Gesellschaft Platz haben, aber sie sollten nicht staatlich organisiert sein, sondern einzig und allein der Kirche obliegen.

Der Staat nimmt sich hier einer ganz essentiellen Aufgabe an, die eigentlich keine Sache des Staates wäre. Durch den Religionsunterricht werden Kinder nach und nach in die Religionen eingeführt und der Glaube wird ihnen so praktisch „anerzogen“. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr haben sie auch keine Möglichkeit selbst zu entscheiden, an welchem bzw. ob sie überhaupt an einem Religionsunterricht teilnehmen möchten. Dabei sollte

es doch für jeden Menschen die Möglichkeit geben, sich mit verschiedenen Interpretationen, Moral- und Weltanschauungen auseinanderzusetzen und selbst zu entscheiden, wie man leben möchte. So ist es vielleicht sinnvoll sich mit Moralvorstellungen von Religionen zu befassen, doch es muss auch Raum sein, sie zu diskutieren, zu hinterfragen und bei gegebenem Anlass davon abzukehren.

Diese Möglichkeit sollte der schon lange geforderte Ethik-Unterricht schaffen, der die meiste Zeit nur als Ersatz-Fach für Schüler*innen ohne religiöses Bekenntnis gedacht war und nun bereits seit 1997 als Schulversuch an einigen Schulen läuft. Ursprünglich ging es mehr um eine versicherungstechnische Frage und das Problem der Beaufsichtigung von Kindern ohne religiöses Bekenntnis, während der Zeit des Religionsunterrichts.

Heute verläuft die Diskussion oft so, als wäre es notwendig auch den Schüler*innen, die keinen Religionsunterricht besuchen, Werte zu vermitteln. Als wären es die Werte unserer Demokratie und einer offenen Gesellschaft, die in Religionen vermittelt würden.

AUSTROFASCHISMUS ist die Bezeichnung für das 1933/34 in Österreich etablierte Herrschaftssystem. Beeinflusst vom italienischen Faschismus Mussolinis, untermauert vom politischen Katholizismus und den Theorien Othmar Spanns, ersetzte der Austrofaschismus die demokratische Verfassung und den Parlamentarismus durch ein autoritäres, ständestaatliches System.

Über göttliche Gebote lohnt es nicht zu streiten, sie lassen sich nicht verändern. Die Lehren werden viel mehr „indoktriniert“, als dass sie zu einer kritischen Auseinandersetzung führen.

Die Einführung des Ethik-Unterrichts wäre deshalb ein gutes und geeignetes Mittel, um junge Menschen zu kritischen, selbstständig denkenden Wesen zu erziehen und sollte deshalb auch für alle Schüler*innen zugänglich werden.

25

schwerpunkt: schule

Bewegung & Sport:

TRAUM UND WIRKLICHKEIT Text: David Gartner und Lea Strusievici

A

bseits von Unterrichtsfächern, in denen man die meiste Zeit still auf dem Platz sitzt, gibt es üblicherweise noch das eine Fach, das Fach, bei dem sich die Meinungen wohl so spalten wie bei Lakritze: „Bewegung und Sport“.

Es wird gehasst wie geliebt, Erwartungen werden nicht erfüllt oder sogar übertroffen. Allein bei dem Gedanken, wofür der Turnunterricht eigentlich da sein sollte und wie er auszusehen hat, scheiden sich die Geister. Die einen sehen ihn als Leistungssport, um sich auszupowern und Aggressionen loszuwerden, während die anderen ihn als netten Ausgleich zum Herumsitzen in der Klasse sehen, indem sie mal ein paar unterschiedliche Sportarten ausprobieren können. Da jede*r Lehrer*in den Unterricht anders gestaltet und unterschiedliche Sportarten mit den Lernenden betreibt, kommt es vor, dass - redet man mit Schüler*innen anderer Schulen oder Klassen über das Fach Turnen – ganz offensichtlich kein Ei dem anderen gleicht.

Der Lehrplan Einen Einblick, wie der Sportunterricht gesetzlich auszusehen hat, bekommt man, wenn ein Blick in den Lehrplan geworfen wird. Grundsätzlich sollen in „Bewegung & Sport“ motorische Fähigkeiten individuell ausgebildet oder verbessert werden. Dabei gilt es, den Schüler*innen verschiedene Sportarten bzw. vielschichtige Arten der Bewegung zu vermitteln. Die Schüler*innen sollen sich der Wichtigkeit des Sports als Ausgleich zu Beruflichem bewusst werden. Die gesunde Seite sei hierbei bedeutend. Ein laut Lehrplan weiterer wichtiger Aspekt sei, den Lernenden beizubringen, Gefahrensituationen zu bewältigen und erste Hilfe 26

zu leisten. Ein kreativer Unterricht, der den Schüler*innen zeige, wie viel Spaß Sport machen kann, mit Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der einzelnen Lernenden und auf ein gutes Miteinander, sei ausschlaggebend. Die Persönlichkeit der Schüler*innen soll gestärkt werden, Selbstvertrauen und Teamfähigkeit seien wichtige zu vermittelnde Eigenschaften. Die Lehrperson soll mit den Schüler*innen über die Entwicklung von Sport und Technik sprechen, und die verteilten Geschlechterrollen im Sport mit den Schüler*innen analysieren.

In der Oberstufe solle mehr Wert auf Weiterentwicklung des Bewegungshandelns in Form von Wettkämpfen und Turnieren gelegt werden. Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer soll mit Hilfe von Fitnessgeräten, Übungen und Spielen verbessert werden. Sportbiologische Grundlagen sollen den Kindern nähergebracht werden. In allen Klassenstufen wird Wert auf einen kreativen und vielseitigen Sportunterricht gelegt, verschiedenste Sportarten und Spiele werden dabei ausprobiert. Taktiken sollen ausgearbeitet und Konflikte gelöst werden, und das an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Voraussetzungen, wobei gleichzeitig ein Umweltbewusstsein beim Sport in der Natur entwickelt werden soll. Die Schüler*innen sollen Herausforderungen suchen, dabei ihre persönlichen Grenzen erfahren und reflektieren.

Die Realität Der Unterricht im eben zusammengefassten Lehrplan der Oberstufe sieht in der Realität meist anders aus. Die Kreativität, die im Lehrplan so hoch gepriesen wird,

Lassen wir das Fach aus den 70ern endlich im Jahr 2016 ankommen

wird der Erfahrung nach ersetzt durch das Wiederholen derselben Übungen, Sportarten und Spiele mit dem Argument, dass ohne routinierte wöchentliche Wiederholung kein Fortschritt zu sehen sei. Generell scheint sich alles um Fortschritt und Verbesserung zu drehen, was ja prinzipiell nichts Schlechtes ist, wäre da nicht ein gewisser Unterton von Zwang in den Stimmen der Lehrkräfte.

So wird meist ein und dieselbe Sportart gespielt, und zwar die, die die Lehrenden aussuchen. Denn auf Individualität und eigene Interessen wird schnell vergessen.

faktor nr. 3/2016

schwerpunkt: schule

❞Jeder ist ein GeFoto: City of Boston Archives

Druck, den sie auf Schüler*innen ausüben. Je schneller man läuft, desto besser wird man benotet. Ist man langsamer, als die Mindestzeitangabe vorschreibt, wird in dem Bereich eine fünf eingetragen.

Auch positives Feedback bleibt oftmals aus. Stattdessen wird der Wettkampf mit den anderen in den Vordergrund gestellt.

Doch dieses ständige Vergleichen führt auch zu einer angespannten Stimmung zwischen den Schüler*innen. Es geht den Schüler*innen plötzlich nicht mehr um Spaß und Zusammenarbeit, eher steht das Gegenüberstellen von Leistungen an oberster Stelle. Nicht selten führt das zu Mobbing und einem schlechteren Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Klassen.

Dass man oft mit mehreren Klassen gemeinsam Turnunterricht hat, trägt dazu bei. Theorie-Unterricht – so wie er im Lehrplan vorgegeben ist – kommt selten bis nie vor. Weder Gefahren beim Sport noch Umweltaspekte oder Geschlechterrollen werden thematisiert. Das Lesen des Lehrplans fühlt sich eher so an, als wäre er eine Liste an Punkten, die nicht im Turnunterricht vorkommen.

Ganz im Gegenteil zu den Vorgaben im Lehrplan scheinen die meisten Lehrer*innen eher mit Druck zu arbeiten.

nie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.❝ Albert Einstein

Oft ist auch zu beobachten, dass Jungs und Mädchen nicht von demselben Fach reden, wenn sich das Gespräch um den Sportunterricht dreht, obwohl sie sogar dieselbe Klasse besuchen. Häufig kommt es vor, dass Burschen die ganze Zeit nur Ballspiele spielen. Besonders oft natürlich Fußball. Mit Äußerungen des Turnlehrers wie: “Ihr schießt wie Mädchen!“ sollte wohl ihr Ehrgeiz geweckt werden. Die Mädchen hingegen dürfen ihr Glück am Reck versuchen. Gut läuft es da nur für die, die auch in einem Turnverein waren.

Der Rest holt sich meist blaue Flecken und jede Menge schlechte Laune.

Die Trennung nach Geschlechtern hat Vor- und Nachteile. Viele Mädchen fühlen sich in ihrem Körper unwohl und sind daher sehr froh darüber, ihn nicht auch Jungs zeigen zu müssen, während sie sich bewegen. So werden wohl auch sexistische Äußerungen vermieden. Aber wäre es nicht sinnvoll, wenn beide Seiten lernten, auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht 27

Foto: Elgin County Archives

zu nehmen? Und warum muss der durchgenommene Stoff so unterschiedlich sein?

Verbesserungsvorschläge Wie könnte Sportunterricht aussehen, bei dem sich alle wohlfühlen? Eine gute Möglichkeit wäre es, sich in manchen Dingen an den Lehrplan zu halten. Im Theorie-Unterricht könnte man sich einen individuellen Trainingsplan erstellen oder besprechen, welche Gefahren welche Sportart hat und wie damit umgegangen werden soll. Wie einem Sport im Alltag und Entspannungsübungen durch stressige Prüfungsphasen helfen können und wie Ernährung sich auf den Körper auswirkt, wären auch interessante Themen.

Natürlich sollte der Theorie-Unterricht auch in Verbindung mit dem praktischen Teil stehen.

Die Möglichkeit, vieles auszuprobieren und individuell unterschiedlichste Bewegungserfahrungen zu machen, die 28

man auch in der Freizeit umsetzen kann, sollte berücksichtigt werden. Damit alle Schüler*innen Spaß haben, könnte zum Beispiel an Stationen gelernt werden, sodass jede*r frei wählen kann, was er* oder sie* machen möchte. Das wäre auch ohne großen Aufwand umzusetzen. Eine große Besserung gäbe es schon, würde die Stimmung des Turnunterrichts eine positivere sein, und anstatt Druck und Leistung Freiheit und Vielfalt großgeschrieben werden.

Man kann also auch ohne großen finanziellen Aufwand einiges verbessern, doch wenn man möchte, dass wirklich alle angesprochen werden und auch etwas für ihr späteres Leben mitnehmen können, braucht es wohl auch die Bereitschaft, das Budget dafür zu erweitern. Eines steht aber fest: so wie es ist, darf es nicht bleiben.

faktor nr. 3/2016

portrait

Malala im Widerstand Text: Lisa Auer & Martin Gutlederer

Die Bilder vom Schussattentat auf Malala Yousafzai, einer 14jährigen Schülerin aus dem Swat-Tal (Pakistan) und Ikone des Widerstands gegen die Taliban, gingen Oktober 2012 um die Welt.

Die Rache der Taliban konnte grausamer nicht sein. Ein maskierter Mörder stieg in den mit Kindern voll besetzten Bus ein, mit dem sie nach Hause fuhr, identifizierte sie und schoss ihr in den Kopf und in den Hals. Die Taliban bekennen sich zu der Tat. Der Grund: Malala setzte sich für Freiheit, Fortschritt und Sozialismus ein.

Malala Yousafzai wurde bereits drei Jahre vor dem Attentant international berühmt, als sie in einem Blog für BBC ihr Leben unter den fundamentalistischen Taliban beschrieb.

Das Swat-Tal ist die Grenzregion zu Afghanistan und eine Hochburg der Taliban. Malala protestierte damals gegen die Schließung der Schulen für Mädchen durch die islamischen Fundamentalisten. Seither steht sie für den Kampf um das Recht auf Bildung und allgemein die Rechte von Frauen in Pakistan. 2011 wurde sie dafür mit dem pakistanischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Das Swat-Tal wurde aufgrund seiner Nähe zu Afghanistan in einen blutigen Krieg zwischen den Taliban, den USA und der pakistanischen Armee gestürzt. Anfangs kontrollierten die Taliban die Region und brachten der Bevölkerung die Hölle auf Erden. Sie führten die Sharia ein, zwangen die Männer lange Bärte zu tragen, schlossen Schulen und versuchten mit einem Terrorregime die

Bevölkerung in Unwissenheit zu halten.

Wer sich auflehnte, musste mit dem Tod rechnen. Bei einem Zwischenfall töte-

on mittlerweile Lal Salaam („Roter Gruß“) ist.

Allen Gefahren und Schwierigkeiten zum Trotz sind diese Genossen politisch aktiv.

Erst vergangenen Sommer organisierten sie ein marxistisches Seminar mit 225 TeilnehmerInnen. Darunter war auch die damals 14jährige Malala, die als Rednerin auftrat. Voll Selbstvertrauen und Enthusiasmus betonte sie die Notwendigkeit des Kampfes für die gerechte Sache.

Ihren Kampf um ihr Leben auf der Intensivstation gewann sie jedenfalls.

Die Taliban beschuldigen Malala als “pro-westlich”.

Doch sie unterschlagen dabei, dass die 14jährige in gleichem Maße gegen den US-Imperialismus und die korrupte pakistanische Marionettenregierung auftritt. Ein Sprecher om s .c d a der Taliban bezeichnete re th ve Malalas Aktivitäten als a r // b p: eine “Obszönität”.

Wirklich t ht s/ l obszön ist aber eine Gesello ic h N schaftsordnung, die Millionen Jim n: ArbeiterInnen und BäuerInnen in it o ra st Ketten hält und Frauen zu Sklavinnen u Il l verdammt. Wirklich obszön sind Armut, Kinderarbeit und Analphabetismus. Genau dafür stehen diese Fundamentalisten. ten die Taliban in einem Dorf 14 ZivilistInnen und knüpften deren Leichen auf Mittlerweile hat Malala Yousafzai einen Bäume. Nur zwei Dorfbewohner wagten Friedensnobelpreis gewonnen und wird es, die Leichen zu begraben. Später beimmer mehr versucht, von Charity-Organigannen die Beiden, den Widerstand gegen sationen vereinnahmt zu werden. Der Kampf diese Terroristen zu organisieren und um eine gerechte Welt, für den Malala wurden Mitglieder von einer politischen berühmt wurde hat jedoch noch lange nicht Organisation, deren Nachfolgeorganisati- geendet.

29

noch fragen?

Fragen und Antworten zum Schulrecht Foto: Dennis Skley

Text: Sarah Sulollari

PRÜFUNGEN, WAS IST ERLAUBT? (QUELLE: LEISTUNGSBEURTEILUNGSVERORDNUNG § 5) Prüfungen müssen aus mindestens zwei voneinander unabhängigen Fragen bestehen. Sie dürfen in der Unterstufe zehn, in der Oberstufe fünfzehn Minuten dauern.

Auf Fehler, die die weitere Lösung der Arbeit beeinflussen (Folgefehler), müssen Lehrer*innen sofort hinweisen. Über zeitlich weiterzurückliegende durchgenommene Stoffgebiete darf nur Überblicksmäßig geprüft werden.

Am Tag nach drei oder mehreren schulfreien Tagen oder nach einer mehrtägigen Schulveranstaltung darf nicht geprüft werden, ebenso wenig wenn am gleichen Tag eine Schularbeit oder ein standardisierter Test stattfindet. Es darf nicht mehr als zwei Prüfungen für eine*n Schüler*in an einem Tag geben.

Jede*r Schüler*in hat das Recht auf eine Prüfung pro Semester. Die Anmeldung zur Prüfung hat so zeitgerecht zu erfolgen, dass die Durchführung der Prüfung möglich ist.

SCHULARBEITEN, WAS IST ERLAUBT? (QUELLE: LEISTUNGSBEURTEILUNGSVERORDNUNG § 7) Für Schularbeiten muss der Stoff eine Woche vorher bekannt gegeben werden und darf keinen Stoff beinhalten, der erst in den letzten beiden Unterrichtsstunden vor der Schularbeit durchgenommen wurde. Die Schularbeitstermine müssen den Schüler*innen im ersten Semester innerhalb der ersten vier Wochen bekannt gegeben werden, im zweiten Semester innerhalb der ersten zwei Wochen. Schularbeiten dürfen nicht stattfinden (außer bei besonderer Begründung) am Tag nach drei oder mehr schulfreien Tagen ƔƔ am Tag nach einer mehrtägigen Schulveranstaltung ƔƔ wenn am gleichen Tag mehr als eine Schularbeit stattfinden würde ƔƔ wenn innerhalb einer Woche mehr als zwei Schularbeiten stattfinden würden ƔƔ -der Schularbeiten ab der 5.ten Stunde stattfinden würden (es sei denn das Fach findet nur in der fünften Stunde statt) ƔƔ

Wenn ein*e Leher*in eine Prüfung verlangt, muss diese mindestens zwei unterrichtstage vorher bekannt gegeben werden. Der/die Lehrer*in kann, muss aber keine Prüfung von dem/der Schüler*in verlangen.

30

STRAFEN, WAS IST ERLAUBT, WELCHE SIND VERBOTEN? Strafen sind im österreichischen Schulgesetzt verboten, es darf lediglich Gebrauch von Erziehungsmitteln gemacht werden.

Erlaubt ist dabei: Ermutigung, Anerkennung, Lob, Dank, Aufforderung, Zurechtweisung, Aufforderung zur nachträglichen Erfüllung versäumter Pflichten, beratendens bzw. belehrendes Gespräch, beratendens / belehrendes Gespräch unter Einbeziehung der Eltern, Verwarnung, Versetzung in die Parallelklasse durch die Schulleitung (Schüler*innenvertretung hat dabei das Recht auf Mitsprache), Antragstellung auf Ausschluss durch die Schulkonferenz (Schüler*innenvertretung kann auch hier mitabstimmen, die Entscheidung liegt jedoch beim Stadt-/ Landesschulrat) Verboten sind: Prügel, bzw. jede Form der körperlichen Züchtigung, Nachsitzen, Strafarbeiten, Beleidigungen, Kollektivstrafen.

faktor nr. 3/2016

in zitaten

❞Für die einen ist es der Weg zum Erfolg, für die anderen die Waffe gegen Ungerechtigkeit. Bildung kann aus verschiedenen Standpunkten betrachtet werden. Hier findet ihr eine Sammlung an Aussprüchen von bekannten Persönlichkeiten.❝

WAS BEDEUTET BILDUNG? IN ZITATEN.

❞Bildet Euch, denn wir brauchen all Eure Klugheit. Bewegt Euch, denn wir brauchen Eure ganze Begeisterung. Organisiert Euch, denn wir brauchen Eure ganze Kraft.❝ Antonio Gramcsi

❞The extremists were, and they are, afraid of books and pens. The power of education frightens them. They are afraid of women.

Let us pick up our books and pens. They are our most powerful weapons.❝

Barbara Prammer

Albert Einstein

❞Man lernt am schnellsten und besten, indem man andere lehrt.❝ Rosa Luxemburg

❞Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln.❝ Herbert Spencer

❞Der Mensch ist, was er als Mensch sein soll, erst durch Bildung.❝

Malala Yousafzai

❞Leistung darf nie über den Wert von Leben entscheiden ❝

❞Jeder ist ein Genie!

Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.❝

❞Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.❝

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

John F. Kennedy

31

Verein zur Fรถrderung fortschrittlicher Jugendmedienarbeit Verlagspostamt 1030 Wien, P.b.b. GZ 02Z033801

v i t k a e d Wer de aktiv

N E G GE GEGEN ! !

S S T T H H C C E R E R Wer

SEI

!

T U A L I E S LAUT!

kreis, in deiner ltag, in deinem Freundes Al im nn we n, ge ge da Halte en! eskreis, rdnd t we reite verb eu enin Fr e Ide em sch sti de ssi in , ra d ag un llt te A ch im re n wlieen Fami dagegen,

in deiner

Halte Ideen verbreitet werden! he isc ist ss ra d un te ch re Familie

ORGANISIER DICH!

ORGANISIER DICH!

Wir wollen

te Rassismus und keine rech en in ke le hu Sc r re se un Wir wollen in vieles n, Veranstaltungen und ne tio Ak r wi en nn kรถ m Hetze. Gemeinsa keine stelle inehu len!keinen Rassismus und dierBeSc hr au sef re inmeun

re chte taltungen und vieles