Faktor März 2011

P.b.b./erscheinungsort Wien/verlagspostamt 1030/GZ 02Z033801/euro 0,70

FAKTO R DIE LINKE JUGENDZEITSCHRIFT Fร R WIEN 01/11

european

Asian

African

racist

s u a r s u m s i s s ! a n r e f p รถ K n e d s au Herausgegeben von der Sozialistischen Jugend Wien ZVR: 251763927

Kommentar sand im Getriebe

Kultur 3

Inhalt

this is sKA The Rhythm of the Working Class since 1969 22

Internationales coverstory Don't panic - I'm islamic Über Islamophobie, die FPÖ und echte Strategien im Kampf gegen Rassismus 4 "Heast red deitsch mid mia!"

6 Zivilcourage Was ist das?

8 ein stück stoff! Diskussion um das Kopftuch - Ein Kommentar 10

Binationale ehen

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Festung europa

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the long Way of a Dream Apartheid in südafrika

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Bücher Lies doch mal wieder ein Buch... oder vier! - Buchempfehlungen zum Thema Antirassismus/ Rassismus 30

Innen Fremdenunrechtsnovelle - die nächste runde!

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LGBt Homophobie und rassismus

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Poster Fackelzug 2011

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theorie Black Feminism

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Antiziga...Wie bitte?

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FAcKeLZUG! Mit der ersten Faktor-Ausgabe 2011 wollen wir uns und euch inhaltlich auf den heurigen Fackelzug einstimmen!

IMPressUM: Dieser ist wie jedes Jahr am 30. April um 20.00 Uhr FAKTOR, Die linke Jugendzeitschrift für Wien 01/11 Medieninhaber: Verein zur vor der oper und dreht sich 2011 um das thema Förderung fortschrittlicher Jugendmedienarbeit Herausgeberin: Sozialistische Antirassismus.

Jugend Wien, Alle: Landstraßer Hauptstraße 96/2, 1030 Wien; Mail: office@ Das genaue sujet kannst du dem Innenteil sj-wien.at; Tel.: 01/7138713 chefals Poster entnehmen. redaktion: Irini Tzaferis (SJ3) MitarAußerdem befassen wir beiter Innen dieser Ausgabe: uns in dieser Ausgabe mit Marina Hanke (SJ 21), Stefan den themen Islamophobie, Jagsch (SJ 16), Alice Seidl (SJ Kopftuchdebatte, Black 17), Laura Schoch (SJ 7), Stefan Feminism, sprachenpolitik, Historischem und Internationalem.

Diesmal

Minarik (SJ 11), Julia Hess (SJ 13), Robert Slovacek (SJ 16), Katharina Berger (SJ 23), Bettina Rosenberger (SJ 23), Florian Kahofer (SJ 20), Bakri Hallak (SJ 13). Lektorat: Irini Tzaferis Layout: Sascha Obrecht Druck: Klampfer erscheinungsort: Wien.

P.b.b.,

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Wien,

1030

Aufgabepostamt Weiz

viel spaß mit dieser Ausgabe, deine Faktor- redaktion.

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sand im Getriebe Jetzt ist schon wieder was passiert: Die nächste Verschärfung des Fremdenrechts ist beschlossene Sache. Das Paragraphengewirr wird mit einigen neuen Regelungen aufgepeppt, der gordische Knoten damit größer – und (fast) niemand fordert dessen Zerschlagung. Den einzelnen Grauslichkeiten der Verschärfung widmet sich der Artikel von Irini Tzaferis auf den Seiten 12/13 eingehend. Mir geht es hier um eine andere Frage: Was sagt diese Novelle über den Zustand der Regierungsparteien aus?

1.

Der Entwurf stammt aus der Feder von ÖVP-Beamten im Innenministerium. Das Kalkül der Fekter-Partei ist klar: Vom eigenen erbärmlich-korrupten Zustand der Partei ablenken, den Blauen in diesem Bereich das Wasser abgraben. Wird nichts nützen und Strache nur stärker machen, indem seiner Hetze indirekt Recht gegeben wird – aber diese Einsicht ist offenkundig für die handelnden Personen intellektuell out of reach. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch viele führende ÖVPlerInnen aus voller Überzeugung offen rassistisch sind.

2.

Die SPÖ setzt dem kaum Widerstand entgegen, teils aus mangelnder Expertise, teils aus ähnlichem Kalkül.

Einzig die Wiener Landespartei und die SPÖ Oberösterreich haben das Scharfmacher-Paket offen kritisiert. Ansonsten herrscht über die genauen Inhalte der Novellierung und die Tragweite bestimmter Neuregelungen auch in weiten Teilen des SPÖ-Nationalratsklubs offenkundig große Unwissenheit.

3.

Fehlende Diskussionen und Debatten über die wichtigen Themen der Sozialdemokratie (soziale Sicherheit, Schaffung von Arbeitsplätzen, gerechte Steuersysteme, feministische Politik etc.) führen in das inhaltliche Vakuum, das es den ScharfmacherInnen in der eigenen, aber vor allem jenen in der Koalitionspartei ermöglicht, mit absurden Argumentationen weite Teile der Partei in Geiselhaft zu nehmen. Wenn etwa das Prinzip Deutsch-vor-Zuzug als Beitrag zur Frauenbefreiung argumentiert wird, weil diese dann schon vor dem Herkommen Basiskenntnisse haben müssten, die sie hier aufgrund der patriarchalen Familienverhältnisse, in denen ja bekanntlich alle Migrantinnen stecken, nicht erwerben könnten, ist die Selbst-Verwirrung komplettiert.

4.

Raus aus der Misere? Nur, indem Fehler erkannt und korrigiert werden. Dimension und Inhalte neuer Gesetze oder Gesetzesänderungen müssen allen Abgeordneten, die darüber abstimmen sollen, bewusst sein und diskutiert werden können. Das erfordert aber natürlich einen anderen Stil der Regierungspolitik und ein anderes Verständnis von Parlamentarismus, der auch breiten Raum für Abänderungen von Regierungsvorlagen lässt.

Und natürlich auch als Basis breite Debatten in der SPÖ insgesamt – alle Gliederungen der Partei müssen ihr Mitspracherecht artikulieren und auch gegen Widerstände durchfechten. Rückbesinnung auf das Wesentliche: Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit und Solidarität. Und daraus die Tagespolitik ableiten.

Dann kann sich die SPÖ das verlorene Vertrauen vieler Menschen wieder zurückholen.

INNeN KoMMeNtAr coverstory

r a t n e m Kom

von stefan Jagsch

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Don´t panic – I´m islam

Über Islamophobie, die FPÖ und echte Strategi Jedes Jahr am 21. März wird der Internationale Tag gegen Rassismus begangen. Die Organisation Zara hat es sich zur Aufgabe gemacht, jährlich anlässlich dieses Kampftages einen Bericht vorzulegen, der Rassismus in Österreich aufzeigen soll. Auch 2011 ist das passiert. Eine Conclusio: An- und Übergriffe auf Frauen, die ein Kopftuch tragen, haben massiv zugenommen. Dass hierbei ein Zusammenhang mit der aggressiven Politik der FPÖ gegen MuslimInnen besteht, ist klar. In den letzten Jahren hat sich für diese vorherrschende Propaganda ein Begriff etabliert: Islamophobie.

Von Laura Schoch

Die Internationale In den mittlerweile alten EUMitgliedsstaaten ist eine radikale Anti-Islam-Politik mittlerweile zum Standard der Rechten geworden.

Die neue Taktik geht soweit, dass sich die FPÖ, aber auch die Front National oder der Vlaams Belang, mit der rechtskonservativen Regierung Israels im Kampf gegen den Islam solidarisiert haben. Wir wissen, was die Funktionäre der nationalistischen Parteien des letzten Jahrhunderts getan haben und wofür die rechten Recken Europas auch heute noch stehen. Dennoch ist es spannend, sich die neuen Strategien genauer anzusehen.

Sie hetzen gegen Frauen und Männer, die sich von der Mehrheitsgesellschaft absetzen. Und genau diese Mehrheits­ gesellschaft ist in Europa noch immer Weiß und christlich. In osteuropäischen Ländern erlebt die rassistische Politik genauso eine neue Blütezeit, allerdings unterscheiden sich die Strategien der dort werkenden Faschisten: Nachdem es beispielsweise nach Ungarn kaum Zuwanderung gibt, richtet sich die Politik von Viktor Orban und seinen MitstreiterInnen der Fidesz gegen Roma, Juden und Jüdinnen und Homosexuelle. Aber zurück zur sogenannten Islamophobie.

coverstory coverstory

„Islamophobie“ - eigentlich ein merkwürdiger Begriff, er beschreibt Rassismus gegen MuslimInnen. In seiner Definition begreift der Begriff den Islam als einen einheitlichen

Block, in der rassistischen Praxis und deren Ursachen darf Islamophobie allerdings nicht als einheitliches Phänomen gesehen werden. Es gibt keine Formel, die bei der Analyse hilft – in jedem europäischen Land greifen andere Erklärungsmöglichkeiten, die Ursachen müssen hinterfragt und dürfen nicht ohne Bezug auf die Geschichte eines Landes gesehen werden. So kann es sein, dass diese Form von Rassismus in einer Region immer schon Thema war, anlassbezogen entsteht oder sich beispielsweise als Reaktion auf islamistisch-fundamentalistischen Terror entwickelt hat. Islamophobe Politik zeichnet ein Bild von „den MuslimInnen“, die es so eigentlich gar nicht gibt. WissenschafterInnen, die zu dem Thema arbeiten, kennen Diskussionen um den Begriff – sie meinen, wer zu lange über Bezeichnungen und Bedeutungen diskutiert, weicht dem eigentlichen Problem aus.

rt Parks Hört die Signale Wir kennen sie alle, die Wahl­kampf­ slogans der FPÖ. Seit 2004 fallen sie besonders durch islamophoben Rassismus auf, dabei werden die Freiheitlichen immer aggressiver.

Angefangen haben die Blauen mit „Wien darf nicht Istanbul werden“, ein Jahr später polemisierten sie mit „Pummerin statt Muezzin“, später prangte der Spruch „Daham statt Islam“ an den Plakatwänden und im EU-Wahlkampf 2009 lautete die

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Parole „Abendland in Christenhand“.

Im Wiener Wahlkampf, von der FPÖ zur Schlacht um Wien stilisiert, wurde noch ein bisschen tiefer aus den Schmutzkübeln gefischt: „Wir schützen freie Frauen, die SPÖ den Kopftuchzwang“. Die frauenfeindlichste Partei Österreichs, die auch die bekannten aggressiven Männergruppen mitfinanziert, tut so, als würden sie für die Frauenbefreiung kämpfen. Prädikat: Widerlich.

Wie erfolgreich islamophobe Politik gemacht wird, lässt sich gut am Beispiel der in Wien immer öfter aufkommenden „Bürgerinitiativen“, wie jene der Dammstraße im 20.

Wiener Gemeindebezirk, beschreiben. Dort sollte vor nunmehr fast vier Jahren ein schon bestehendes Vereinslokal von ATIB (Avusturya Türkiye Islam Birligi, Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich) ausgebaut werden. In dem umgebauten Gebäude sollten ein Kindergarten, Seminarräume und Dienstwohnungen Platz finden. Schon davor gab es dort eine Gruppe von Menschen, die sich regelmäßig getroffen haben, die „Grätzelgemeinschaft“. Nachdem die Pläne für den Umbau des Kulturzentrums bekannt wurden,

mic

ien für den Kampf gegen Rassismus

Auf zum letzten Gefecht Die Blauen haben es geschafft ein neues Feindbild zu zeichnen und zu verbreiten. Die Menschen nehmen so etwas immer gerne an, haben sie ja eine Menge von Problemen, mit denen sie in vielen Fällen alleine gelassen werden. Vor knapp 10 Jahren mobilisierte die FPÖ gegen Schwarze, die für sie alle DrogendealerInnen sein sollten, heute schüren sie den Hass gegen Migrantinnen, die Kopftücher tragen. Diesen Tendenzen muss die Politik entgegentreten. Erfolgreich ist man im Kampf gegen Rassismus allerdings nicht, wenn man versucht, ihn mit rassistischen Gesetzen zu verhindern.

Das neue Fremdenrechtspaket ist nur eines der Beispiele mit dem RotSchwarz versucht, die FPÖ rechts zu überholen. Dass diese Strategie die Falsche ist, beweist uns regelmäßig die Sonntagsfrage: Strache ist mittlerweile gleich auf mit dem Bundeskanzler. Um die Rechten

wirklich zu stoppen, muss an ganz anderen Hebeln angesetzt werden.

Die Devise lautet Wohlstand und Bildung für alle Menschen, egal ob Mann oder Frau, alt oder jung, Migrantin oder Nichtmigrant. Nur mit sozialistischer/sozialdemokratischer Politik, wie sie schon vor Jahrzehnten funktioniert hat, können rechte Hetzer wie HeinzChristian Strache gebremst werden.

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wurde aus der „Grätzelgemeinschaft“ die „BürgerInneninitiative Damm­ straße“. Die AnrainerInnen waren gegen eine Baustelle im Bezirk und hatten anscheinend Angst um ihre Parkplätze, eigentlich ein recht „normales“ Problem für BezirkspolitikerInnen. Doch dann kam die FPÖ. Den Freiheitlichen ist es gelungen, die „BürgerInneninitiative Dammstraße“ zu unterwandern und zu einem Sprachrohr für ihre menschenfeindlichen Parolen zu machen. Sie übernahmen die Kosten für die Einrichtung der Homepage „moschee-ade.at“ und halfen bei der Organisation von Veranstaltungen.

Die Mobilisierung wurde auch von der ÖVP Brigittenau unterstützt, eine Postwurfsendung wurde von der Volkspartei finanziert. Die Arbeit der FPÖ in der BürgerInneninitiative gipfelte in einer Demonstration, die so schnell nicht mehr vergessen wurde. Strache selbst war vor Ort, mit ihm zig Rechtsextreme. Linke GegendemonstrantInnen wurden von der Polizei eingekesselt, die Parolen der Rechten waren rassistisch, aggressiv und insbesondere islamophob. Demonstriert wurde gegen eine Moschee mit Minarett, erinnern wir uns an den eigentlichen Plan des Vereins ATIB: Den Ausbau eines schon bestehenden Lokals mit einem Kindergarten, von einem Ort der ausschließlich zum Gebet bereit steht mit einem Minarett war niemals die Rede.

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“Heast red deitsch mit m Wenn Sprachen Gegenstand der Politik sind, so wird das Sprachenpolitik genannt. Eine zeitgemäße Sprachenpolitik sollte die Verbreitung der eigenen Sprache im Ausland und die Förderung der Mehrsprachigkeit im Inland zum Ziel haben. Zweiteres wird von den meisten europäischen Nationalstaaten allerdings eher weniger betrieben. Und nicht überall, wo Politik mit Sprache gemacht wird, ist das gleich Sprachenpolitik.

Von Florian Kahofer

Die Verwendung der deutschen Sprache wird von vielen als Maßstab der Integration gesehen. Wer nicht deutsch spricht, gilt als „integrationsunwillig“. Das geht so weit, dass Eltern, die mit ihren Kindern nicht deutsch sprechen, angefeindet werden und dass Sprachverbote an Schule und Arbeitsplatz erlassen werden.

Auch im Fremdenrecht ist die Aufenthaltsbewilligung an Deutschkenntnisse gebunden, und im letzten Fremdenrechtspaket wird verlangt, dass Personen bereits vor der Einreise Deutsch auf einem relativ hohen Niveau beherrschen müssen. Da Saisonkräfte, Mangelberufe und Hochqualifizierte sowie EWR-BürgerInnen davon ausgenommen sind, trifft diese Regelung im Wesentlichen Angehörige von bereits in Österreich legal niedergelassenen Personen. Denn Familienzusammenführung ist mehr oder minder die einzige Möglichkeit – abseits der erwähnten Ausnahmen – der Neuzuwanderung nach Österreich.

spricht, ist eine dauerhafte Partizipation an der Gesellschaft möglich. Allerdings ist die Frage, von wem was verlangt wird und was er/sie bekommt. Sprachkurse sind teuer, und die Kosten dafür werden nur teilweise ersetzt. Die GemeindeWien fördert den Spracherwerb zusätzlich. Was in Österreich aber weniger gefördert wird, ist der Erhalt der eigenen Sprache. Nicht einmal die anerkannten sprachlichen Minderheiten in Österreich haben die vollen Rechte. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die slowenischsprachigen KärntnerInnen. Aber auch andere Minderheiten werden eingeschränkt. Anerkannte Minderheiten haben das Recht auf Unterricht in der Minderheitensprache. Bei Romani gestaltet sich das ­etwas schwierig, da es in Österreich nicht die Möglichkeit gibt, die Sprache der Roma zu studieren.

Neue Sprachen Noch drastischer stellt sich die Situation der neuen Minderheitensprachen in Österreich dar. Unterricht in der Erstsprache ist oft nicht möglich. Das gilt nicht nur für kleinere Sprachgemeinschaften, sondern auch für das Türkische, der zweitgrößten Minderheitensprache in Österreich. Es ist zwar möglich, in Wien Türkisch zu studieren, allerdings ist das Studium eher auf die Lektüre der Osmanischen Texte der Nationalbibliothek ausgelegt als auf das Studium der modernen türkischen Sprache. Außerdem ist im Studium auch eine Zweitsprache vorgesehen. Ein Lehramtsstudium gibt es nicht. Staat und Gesellschaft erwarten sich also einerseits das Erlernen von Deutsch, andererseits ist eine Alphabethisierung in der eigenen Sprache nicht möglich. Dazu kommen oft schwierige Sprachbiographien, die einen Fremdspracherwerb zusätzlich erschweren.

Rund 15-20% der TürkInnen haben aber eine andere

Ahnungslosigkeit oder Zynismus?

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Wie ahnungslos die Verantwortlichen sind, zeigt ein nettes Zitat unserer lieben Ministerin Fekter. Auf die Frage wie denn die MigrantInnen Deutsch lernen sollten, meinte sie, es gäbe in fast jedem Land bereits GoetheInstitute (die Sprachlehrinstitute der BRD, Anm.), und außerdem könne ja auch im Internet Deutsch gelernt werden. Abseits der Tatsache, dass Deutsch in Österreich ein bisschen anders ist, als es wohl an bundesdeutschen Einrichtungen gelehrt würde, ist der Ministerin wohl nicht bewusst, dass das alles Geld kostet: der Kurs, die Fahrt zum Kurs etc. Und auch über die Verfügbarkeit von Internetzugängen in manchen Ländern der Erde sollte sich die Ministerin einmal informieren. Aber vielleicht ist es ja auch nur Zynismus der Regierung, die nicht zugeben will, dass sie nur an bestimmten MigrantInnen interessiert ist: gebildet, wohlhabend und nach Möglichkeit nur auf der Durchreise.

Ich will jetzt sicher nicht dafür plädieren, dass MigrantInnen nicht Deutsch lernen sollen. Deutsch ist schon ein wichtiger Faktor der Integration. Nur wenn eine Minderheit die Sprache der Mehrheitsgesellschaft

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mia!“ Erstsprache als Türkisch. Sprachliche Minderheiten sind aber dem Druck einer Turkisierungspolitik ausgesetzt, das heißt der türkische Staat verfolgt das Ziel, Türkisch als alleinige Sprache durchzusetzen. Eltern geben aus Angst vor Unterdrückung und Verfolgung ihre eigentliche Sprache nicht an die Kinder weiter. Diese Kinder wandern nach Österreich aus und geben wieder nicht die von den Eltern gelernte Sprache weiter, sondern wieder die Sprache der Mehrheitsgesellschaft. Erhebliche Mängel im Spracherwerb sind die Folge. Wenn also gefordert wird, die eigene Sprache im Namen der „Integration“ aufzugeben, dann ist der Effekt eigentlich ein anderer.

MigrantInnen tun sich nicht leichter, Deutsch zu lernen, sondern schwerer.

Genau in dieser Tradition steht die Politik und öffentliche Debatte über Sprache in Österreich. Nicht nur den neuen Minderheiten wird mangelnder Integrationswille vorgeworfen. Selbst den slowenischsprachigen KärntnerInnen wird selbiges unterstellt, und das obwohl Slawen vor den Germanen das heutige Kärnten besiedelt haben, das Deutsche also eigentlich die Sprache der Zuwanderer war. Solange in Österreich Konservative und Reaktionäre das Sagen haben, wird eine mehrsprachige Gesellschaft eine Utopie bleiben. Und dass gerade das Türkische die schlechteste Ausgangslage hat, ist ja kein Zufall.

Zusätzlich zu einer nationalistisch geprägten forcierten Einsprachigkeit, wird das Ansehen des Türkischen auch durch Rassismus, Islamophobie und Eurozentrismus gemindert.

Sprache und Nation

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Geht es wieder nur um Ahnungslosigkeit oder steckt mehr dahinter, wenn versucht wird, MigrantInnen ihrer Sprache zu berauben? Die meisten europäischen Nationalstaaten sind einsprachig konzipiert. Das war nie Realität, aber um die Ideologie des Nationalismus durchzusetzen und den Nationalstaat als Dach für die Entwicklung des Kapitalismus zu ermöglichen, war es notwendig, eine homogene Nationalsprache anzunehmen. Und unter der Flagge des Fortschritts und der Aufklärung wurde mit Gewalt ein einsprachiger Zustand herbeigeführt. Egal ob in Frankreich, Italien oder Großbritannien: eine Nationalsprache wurde festgelegt und Varianten nicht geduldet. Andere Sprachen wurden unterdrückt, deren SprecherInnen wurden enteignet, vertrieben und erschlagen. Alles im Namen des Erwachens der Völker und eines neuen Selbstbewusstsein der BürgerInnen. Aus demselben Grund ist auch in der Türkei die Einsprachigkeit forciert worden, der Völkermord an den ArmenierInnen ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Egal ob unter Franco in Spanien, wo das Katalanische und das Baskische bekämpft wurden, oder unter Stalin in der UdSSR: Wo Nationalisten am Werk waren, hatten es Minderheitensprachen nicht leicht. Noch bevor die Nazis die Jüdinnen und Juden in Osteuropa ermordeten, war es Stalin, der durch brutale Russifizierungspolitik das Jiddische auslöschen wollte.

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Zivilcourage - was ist da Oft lesen oder hören wir von der mangelnden Zivilcourage in Österreich. Aber was ist das eigentlich? Wie kann man einschreiten, wenn Menschen Opfer eines rassistischen Angriffs werden? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund!

Von Sarah Sulollari Jeden Tag erleben wir, wie Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder anderen äußerlichen Merkmalen schlechter behandelt werden.

Rassismus im Alltag ist ein eindeutiger Freiheitsentzug, der bei den Betroffenen oft Unsicherheit oder Minderwertigkeitsgefühle auslöst. Oft denkt man, eigentlich ist das nicht in Ordnung, aber wie soll ich eingreifen? Diese Frage ist sehr berechtigt, da man sich in unserer Gesellschaft nicht viel um Zivilcourage kümmert. Doch für diejenigen, die ein ungutes Gefühl haben, wenn sie Rassismus begegnen, gibt es hier einige Tipps, wann und wie man den Betroffenen (vielleicht auch sich selbst) helfen kann!

Falls du nicht alleine hingehen willst, frag Menschen in der unmittelbaren Umgebung, ob sie mit dir hingehen wollen. Wenn die Situation zu gefährlich erscheint, ruf die Polizei an oder falls du kein Handy dabei hast, frag jemanden ob er oder sie die Polizei anrufen kann. Falls dir so etwas in einem Geschäft oder in öffentlichen Verkehrsmitteln passiert, wende dich an das Personal.

Wenn du auf eine bereits eskalierte Situation triffst, ruf die Polizei und bleib bei der oder dem Betroffenen, bis die Polizei oder die Rettung da sind.

Zusammengefasst ist es in solchen Situationen immer wichtig, einen möglichst kühlen Kopf zu behalten und die Situation nicht eskalieren zu lassen.

Auf der Straße Einerseits beginnt Zivilcourage schon auf der Straße: Wenn du jemanden siehst der/die eine Person aufgrund seiner/ihrer Hautfarbe oder anderen äußeren Merkmalen beleidigt, geh hin und stelle ihn/sie zur Rede! Ganz wichtig ist, dass du ihn oder sie siezen und nicht duzen solltest, damit Menschen in der Umgebung nicht denken, ihr wärt nur FreundInnen, die streiten.

Im eigenen Umfeld Andererseits gibt es Situationen in denen du nachhaltiger eingreifen kannst, beispielsweise in der Schule oder im BekanntInnenkreis.

Falls du die Person, die rassistische Aussagen macht, kennst, versuche mit ihr zu diskutieren und erkläre ihm oder ihr warum es so wichtig ist, Leute nicht mit rassistischem Motiv zu beschimpfen.

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Wenn auch das nichts zur Lösung beiträgt, rede mit ihrem oder seinem Umfeld und versuche sie davon zu überzeugen, dich dabei zu unterstützen, denn je mehr Leute ihn oder sie darauf aufmerksam machen, dass Rassismus nicht fair ist, desto eher wird sie oder er damit aufhören.

Wenn du den oder die BetroffeneN kennst, gibt es viele Organisationen, die helfen können, sei es über den Rechtsweg, in finanzieller Hinsicht oder auch im Beruf. In der Infobox befinden sich alle nützlichen Stellen. die weiterhelfen könnten.

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Auch im Internet kursieren immer wieder rassistische Beschimpfungen in Foren von Tageszeitungen, auf Facebook, und Blogs. Viele glauben, das Internet ist ein vom „echten Leben“ abgetrennter Raum, wo man anonym rassistische Hassparolen verbreiten kann. Die Hemmschwelle ist hier besonders niedrig, da man scheinbar niemanden persönlich und direkt beschimpft, sondern sich an eine unbekannte Masse wendet.

Wer hetzerische Online-Beiträge herunterspielt und als „nicht so schlimm“ einordnet, irrt! Diese haben ebenso hetzerisches Potential wie rassistische Äußerungen im Gespräch und auf der Straße. So entwickelt sich in manchen Foren oft eine Eigendynamik, vor allem, wenn diese Äußerungen unwidersprochen bleiben. So kann der Eindruck entstehen, dass es völlig normal ist, Menschen online zu beschimpfen und keine Konsequenzen davon zu tragen. Der Eindruck, man könne gerade wegen der Anonymität des Internets nicht eingreifen, trügt aber. Es ist wichtig, sowohl in Foren als auch in Blogs Stellung zu beziehen, auch wenn man glaubt, es sei sinnlos. Es bietet sich außerdem an, sich direkt an die BetreiberInnen der jeweiligen Website zu wenden, die auch auf Hinweise angewiesen sind, um ihrer Moderationstätigkeit nachkommen zu können. Wie auch im „echten Leben“ gilt online: wer schweigt, stimmt zu!

Im Allgemeinen sollte Zivilcourage ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sein, denn je mehr man zeigt, dass Rassismus und Gewalt nicht Privatsache sind, sondern etwas, was klar im öffentlichen Raum steht, desto eher kann man sie auf effektivstem Weg bekämpfen: vor Ort. Dort wo Rassismus alltäglich passiert und Druck auf die Betroffenen ausübt. Denn nur wenn wir alle gemeinsam für eine bessere Gesellschaft kämpfen, können wir sie tatsächlich verändern.

ox b o f n I Zara Zivilcourage und Antirassismusarbeit Luftbadgasse 14–16 1060 Wien Tel: +43 (1) 929 13 99, Homepage: www.zara.or.at

Weißer Ring Opferberatung Nußdorfer Straße 67 1090 Wien Tel: 0810 955 065, Homepage: www.opfernotruf.at

Caritas- MigrantInnenzentrum Lienfeldergasse 75-79 1160 Wien Tel. 01/310 98 08

Beratungsstelle für MigrantInnen

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Marc-Aurel-Straße 2a / 2 / 10 1010 Wien Homepage: www.migrant.at

coverstory Coverstory

Online

Ein Stück Stoff Diskussionen um das Kopftuch - Ein Kommentar!

Von Laura Schoch

Kopftuch und Burka sind in (fast) ganz Europa gerne gesehener Diskussionspunkt

„Darum: Wehret endlich den Anfängen! Das KopftuchVerbot für Lehrerinnen an deutschen Schulen hat ein Signal gesetzt. Es musste über Jahre gegen die von Islamverbänden unterstützte oder gar initiierte Welle von Prozessen verteidigt werden. Das scheint gelungen zu sein.

Jetzt ist der zweite Schritt fällig: Ein Kopftuch-Verbot für Schülerinnen! Nur dieser konsequente Akt gäbe den kleinen Mädchen aus orthodoxen bis fundamentalistischen Familien endlich die Chance, sich wenigstens innerhalb der Schule frei und gleich bewegen zu können. Ob die Mädchen dann nach der Schule das Kopftuch wieder aufsetzen, das wäre dann ihre Sache – bzw. die der Eltern, solange sie unmündig bzw. abhängig sind.“ (Alice Schwarzer, Emma 2009)

Seit dem „Kopftuch-Urteil“, das in Deutschland am 24.

September 2003 vom Bundesverfassungsgericht gefällt wurde, wird im deutschsprachigen Raum diskutiert: Im Jahr 1999 strebte eine muslimische Lehrerin ihre Einstellung als Beamtin auf Probe in den Schuldienst des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg an. Dies wurde ihr verweigert, weil sie nicht bereit war, während des Unterrichts auf das Tragen eines Kopftuchs zu verzichten. Die Schulbehörde argumentierte: Das Kopftuch sei ein Symbol religiöser Abgrenzung und damit nicht nur ein religiöses Symbol, sondern auch ein politisches.

Daraufhin entschied das Bundesverfassungsgericht, dass ein Verbot für Lehrkräfte, im Unterricht ein Kopftuch zu tragen, im geltenden Recht in Baden-Württemberg nicht zulässig sei, es allerdings einer gesetzlichen Grundlage bedürfe - dazu müssten Landesgesetze geschaffen werden. Auf die Frage, ob das Kopftuch ein politisches Symbol sei - einer der Punkte, auf dem die staatliche Argumentation aufbaute - ging das Verfassungsgericht nicht ein. Die Regelung, die besagt, dass jedes deutsche Bundesland beschließen muss, wie in Fragen zum Kopftuch zu handeln sei, löste heftige Diskussionen im deutschsprachigen Raum aus, die als Startschuss für ein Thema gesehen werden können, das sieben Jahre später noch zur Debatte steht. Mehr als 100 bekannte deutsche Feministinnen verfassten 2003 einen Brief, in dem sie erklärten, dass das Kopftuch als eine „Vorstufe zu Ehrenmorden und Zwangsverheiratungen“ gesehen werden müsse, dass es unzulässig sei, das Kopftuch „nur“ als ein religiöses Symbol zu sehen, sei es doch in erster Linie ein Werkzeug der Frauenunterdrückung und ein politisches Symbol. Mittlerweile steht ein Kopftuchverbot für Schülerinnen im Zentrum der Debatte.

„Wir meinen, dass diese Diskussion nicht allein innerhalb der Mehrheitsgesellschaft geführt werden darf. Es geht nicht um das Kopftuchtragen der Töchter aus der Mehrheitsgesellschaft, sondern aus zugewanderten muslimischen Familien. Ist die Position der Mehrheit der muslimischen Frauen innerhalb dieser Diskussion so unerheblich, dass Sie mit keinem einzigen Wort darauf eingehen, ja sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen? Spüren Sie nicht das Bedürfnis, Ihre Rolle als Fürsorgerin, die Sie im Namen einer Minderheit einnehmen, zu problematisieren?“ (Initiative „Mein Kopftuch“, Redebeitrag 2004)

„Wir müssen den Migrantinnen mit Ausbildung und Jobs alle Möglichkeiten für ein ökonomisch unabhängiges Leben geben. Denn nur dann können die Frauen leichter allfälligem familiärem Druck widerstehen, sich gegen ihren Willen zu verschleiern.“ (Sandra Frauenberger 2007)

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In Österreich fallen Diskussionen zum Thema Kopftuch nicht annähernd so heftig wie in Deutschland oder auch Frankreich aus, dennoch wird das Thema immer wieder zum Thema gemacht – in erster Linie von rechten Parteien. In der Öffentlichkeit diskutieren viele mit – es gibt keine im Parlament vertretene Partei, die sich noch nicht geäußert hat. Bezeichnend ist hier, wie sich die FPÖ im Wien-Wahlkampf geäußert hat („Wir schützen freie Frauen – Die SPÖ den Kopftuchzwang“). Wieviele von denen, die versuchen Stimmung zu machen, es gewagt haben, mit politisch aktiven Frauen, die ein Kopftuch tragen, über die Bedeutung dieses Stück Stoffes zu sprechen, ist fragwürdig.

So war zum Beispiel die Abtreibungspolitik des osmanischen Reiches bis ins 19. Jahrhundert im Vergleich zu der damaligen Situation in den meisten europäischen Staaten sehr fortschrittlich. Während hier Frauen, die abtrieben, mit zumindest langjährigen Gefängnisstrafen konfrontiert waren, gab es im osmanischen Reich eine zumindest theoretische recht liberale Haltung, die Frauen nicht bestrafte. Auch das Ehe- und Scheidungsrecht war zu dieser Zeit dem katholisch-christlichen in vielen Punkten voraus. So hatten auch jüdische oder christliche Frauen im osmanischen Reich die Möglichkeit, sich nach islamischem Recht scheiden zu lassen. Der Zugang dazu war leichter und sie hatten mehr Rechte.

In dieser Debatte werden zu wenige Fragen gestellt: Tragen Frauen das Kopftuch aus Protest gegen Rassismus? Oder weil der Koran es ihnen vorschreibt?

Weil Familienmitglieder sie dazu zwingen? Weil es zu ihrer Identität als Musliminnen gehört, oder ist eine jeweils spezifische Mischung dieser und anderer Motivationen der Grund?

Zu behaupten, dass in Europa Frauenbefreiung Realität sei und „wir“ uns nun an die Arbeit machen müssen um den Schwestern aus dem arabischen Raum ein Leben ohne Unterdrückung zu ermöglichen ist aus mehreren Gründen gefährlich. Hier zählt nicht nur der Punkt, auf den schon eingegangen wurde, sondern auch noch ein weiterer. In Österreich verdienen Frauen noch immer ein drittel weniger als Männer, jede 5. ist von häuslicher Gewalt betroffen, Frauen in Führungspositionen gibt es kaum und es wird ganz offen – im Parlament oder im Fernsehen – über rückschrittliche Gesetzesänderungen, die automatische gemeinsame Obsorge, diskutiert, die feministische Erfolge teilweise zu nichte machen würde.

Da stellt sich natürlich die Frage, wo die „Kämpfer für die Musliminnen“ denn leben, denn von einer antisexistischen Gesellschaft kann in Österreich keine Rede sein.

Die Überwindung von sexistischen Strukturen muss auch hier noch immer das Ziel sein, mit dem Gerede von der vermeintlich befreiten europäischen Frau, kommen wir genau dieser Überwindung sicher keinen Schritt näher.

Vielmehr ist es die Aufgabe die Art und Weise wie über den Köpfen von Kopftuchträgerinnen diskutiert wird neben der Frage, wie antirassistisches und feministisches Handeln verbunden werden kann zu überdenken und stetig zu reflektieren. Denn: wer Sexismus bekämpfen will, darf von Rassismus nicht schweigen - und umgekehrt.

Eine Vielzahl an Weißen Feministinnen und ParteiFunktionären (die wohl meinen hier ihre vermeintlich feministische Haltung beweisen zu müssen) haben es sich zur Aufgabe gemacht, die unterdrückten Schwestern zu befreien oder zumindest Vorraussetzungen für ihre eigenen Kämpfe zu schaffen - auf die Reaktionen der Trägerinnen wird und wurde bisher kaum bis gar nicht eingegangen. Aber was, wenn für sie das Kopftuch und die Befreiung keine Gegensätze sind? Gegenüber denjenigen Frauen, die das Kopftuch nach eigenen Angaben freiwillig tragen, ist die Forderung des Kopftuchverbotes im schlimmsten Fall unterdrückerisch, im besten paternalistisch. Die Interpretationen der Trägerinnen werden ignoriert, das spricht ihnen ein eigenes Urteilsvermögen ab und dort wo das Kopftuch Teil eines Zwangssystems ist, löst ein Verbot keine Probleme - die übrigen Elemente des Systems werden nicht angetastet.

COVerstory coverstory

Die Beschäftigung mit dem Islam aus feministischer Perspektive darf beim Kopftuch nicht aufhören. Gerade wenn man sich auf andere frauenpolitische Aspekte in der Geschichte des Islams, vor allem in den realpolitischen Begebenheiten des osmanischen Reichs, konzentriert, stößt man auf einige Punkte, die als gute Argumentationsgrundlage gegen den Mythos der prinzipiell Frauen unterdrückenden Religion dienen können.

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Fremden(un)rechtsnove Die permanente Verschärfung des Fremdenrechts geht in die nächste Runde und erreicht einen neuen Höhepunkt der Menschenfeindlichkeit. Als „Rot- Weiß- Rot- Card“ getarnt, werden einmal mehr Verschärfungen im Fremdenrecht beschlossen. Und die SPÖ macht fleißig mit.

Von Irini Tzaferis

Die rot-Weiß-rot-card

Mitwirkungspflicht!

Die Rot-Weiß-Rot-Card stellt eine Änderung des AusländerInnenbeschäftigungsgesetzes dar, durch sie wird der Zugang zum Arbeitsmarkt neu geregelt. Nach dem Motto - „rein kommt, wen wir brauchen“ - sollen zukünftig nur noch „hoch qualifizierte Ausländer“, Fachkräfte in Mangelberufen und so genante „Schlüsselkräfte“ Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt erhalten. Mit einem „kriteriengeleiteten Punktesystem“, bei dem erworbene Qualifikationen, Berufserfahrung, deutsche Sprachkenntnisse und Alter bewertet werden, soll Zuwanderung künftig geregelt werden.

Auch im Asylbereich kommt es zu drastischen Änderungen, die mit geltendem Menschenrecht wenig am Hut haben. Die als Mitwirkungspflicht bezeichnete Anwesenheitsverpflichtung für Asylsuchende bedeutet nichts anderes als eine Zwangsinternierung. So müssen Asylsuchende am Beginn ihres Verfahrens eine Woche den Behörden ständig zur Verfügung stehen und dürfen ihre zugewiesene Unterkunft nicht verlassen. Auch das UNOHochkommissariat hält gerade die Anwesenheitspflicht für »besonders bedenklich« und spricht sogar von einer »Haft bei offenen Türen«. Eine regelmäßige richterliche Überprüfung der Schubhaft ist außerdem auch nicht vorgesehen. Erst nach 4 Monaten soll es eine erste richterliche Überprüfung geben.

Deutsch-vor-Zuzug Eine der vielen unfassbaren Neuerungen der Novelle ist das Prinzip „Deutsch- vor- Zuzug“. Es besagt, dass Menschen, die nach Österreich kommen wollen, bereits in ihrem Heimatland deutsch in einem von der Republik anerkannten Deutsch-Institut (wie dem Goethe-Institut) lernen müssen. Dass es Gegenden auf der Welt gibt, in denen es keine solchen Einrichtungen gibt, interessiert hier niemanden. Bereits nach zwei Jahren müssen ZuwanderInnen erweiterte Sprachkenntnisse nachweisen. Für die Einbürgerung sind Deutschkenntnisse auf Maturaniveau notwendig, der Erhalt der StaatsbürgerInnen schaft wird somit quasi verunmöglicht.

Das Fazit: Menschen, die seit Jahren schlecht bezahlten Tätigkeiten nachgehen, bleiben in Österreich Menschen zweiter Klasse. Des Weiteren können Menschen, die seit Jahren legal in Österreich leben, aufgrund der NichtVerlängerung der Beschäftigungsbewilligung oder wegen einer Verwaltungsübertretung sofort ausgewiesen werden. Gleichzeitig werden Familienmitglieder von Höchstqualifizierten von dieser Regelung ausgenommen. Das zeigt die unsozialen Motive hinter dieser Verschärfung.

Die ÖvP- Familienpartei? Kinder ins Gefängnis!

Zukünftig soll Schubhaft auch bereits für 16- bis 18-Jährige verhängt werden können, bei denen zuvor das "gelindere Mittel", also die Bekanntgabe der Wohnadresse und regelmäßige persönliche Meldung bei den Behörden, zur Anwendung kam. Das widerspricht der Menschrechtskonvention und auch und vor allem den internationalen Kinderrechten. Dass die Innenministerin grundsätzlich nicht davor zurückschreckt, Kinder und Jugendliche in Schubhaft zu stecken, ist nichts Neues.

coverstory INNeN 12

elle – die nächste runde

Schon im September 2010 zeigte sie, dass es ihr nichts ausmacht, Kinder von bewaffneten Polizisten abholen und in ein Gefängnis bringen zu lassen. Zukünftig soll es in diesem Bereich „Verbesserungen“ geben: Die Verantwortung für Kinder wird von der Politik weg, hin zu den Eltern geschoben. Diese sollen künftig vor die Wahl gestellt werden, ob sie ihre Kinder mit in die Schubhaft nehmen, oder das Sorgerecht dem Jugendamt übertragen wollen. Entscheiden sich die Eltern für die zweite Option, bedeutet das, dass das Jugendamt entscheidet, ob die Kinder mit den Eltern abgeschoben werden oder zu einer Pflegefamilie kommen. Diese zynische und skrupellose Herangehensweise ist der rote Faden in der FekterÖVP-Politik und zeigt, wie ernst es der selbsternannten „Familienpartei“ wirklich ist.

Trotzdem darf die SPÖ nicht aus ihrer Verantwortung genommen werden. Sie macht sich mit der Unterstützung dieser Novelle zur Steigbügelhalterin unmenschlicher Politik. Wenn gleich die SPÖ Wien nicht lange gewartet hat, sich von den Verschärfungen zu distanzieren, bleibt ein sehr schlechter Nachgeschmack in Anbetracht dieser Verschärfungen.

Fakt ist: diese Novellen und Verschärfungen bringen niemanden weiter. Sie bestätigen einzig die FPÖ in ihrer rassistischen Politik und können als Kniefall vor den jahrelangen Kampagnen der FPÖ gedeutet werden. Ein erster wichtiger Schritt muss sein, die Fremdenrechtsagenden aus dem Innenministerium herauszuholen und ein eigenes Integrationsstaatssekretariat zu schaffen. Diese Agenden mit Fragen der öffentlichen Sicherheit zu vermischen, ist höchst fragwürdig.

coverstory INNeN

Es ist eindeutig, was Fekter und die ÖVP damit bezwecken wollen: mit harter, rassistischer Law- and-Order Politik versuchen sie, die FPÖ rechts zu überholen und duellieren sich mit den Freiheitlichen darum, wer die „sozialere Heimatpartei“ ist. Gleichzeitig kritisierte die FPÖ an der Fremdenrechtsnovelle, sie würde nicht weit genug gehen und „Sand in die Augen der österreichischen Bevölkerung streuen“.

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Homophobie und Rassi

„Heast oida ur schwul jetzt hama die U-Bahn ve „Homosexualität ist h ­ eilbar.“ Von Martin A. Konecny

Solche fragwürdigen Aussagen haben die meisten schon mal in der Öffentlichkeit gehört, doch nur wenige hinterfragen sie. Macht man Personen auf ihre homophoben Äußerungen aufmerksam, schlägt einem Aggression oder Unwissen entgegen. Viele Menschen wissen gar nicht, was es bedeutet, in unserer Gesellschaft homosexuell zu sein und welche Probleme sich daraus ergeben können.

Von Bakri Hallak

Homophobie - was ist das?

Homophobie ist eine ­ i rrationale, weil sachlich durch nichts ­ zu begründende Angst vor homo­­ sexuellen Menschen und ihren Lebens­weisen. Daraus entstehende Vorurteile und Zerrbilder, bis hin zu Ekel und Hassgefühlen rufen ­wiederum Ängste und infolgedessen antihomosexuelle Aggression und Gewalt hervor.

Das bedeutet, dass bei ­homophobem Verhalten Angst und Vorurteile ­treibende Kräfte sind. Es besteht Angst vor den homoerotischen Anteilen der eigenen Sexualität, die jeder Mensch besitzt, wie auch Angst vor der möglichen Infragestellung der eigenen Identität.

Offenbar gilt für die meisten Menschen eine Norm, wie man sich zu verhalten, sich zu fühlen oder wie man zu lieben hat. Auf die Idee, diese Norm, auch bekannt als Heteronormativität, zu hinterfragen, kommen die wenigsten.

Was ist Heteronormativität?

LGBT

Heteronormativität ­b eschreibt ein streng dichotomes Geschlechter­ system, in welchem lediglich zwei Geschlechter als zwei Gruppen, die sich gegenseitig ausschließen, akzeptiert sind. Das jeweilige Geschlecht wird mit Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und sexueller Orientierung gleichgesetzt.

Die Heteronormativität lässt keine

anderen Möglichkeiten als ­männlich und weiblich zu.

Inter- bzw. Trans­ s exualität wird dabei einfach nicht beachtet.

Verhaltensweisen werden über das Geschlecht definiert und vorgeben. Aus dieser Logik heraus ergeben sich weibliche und männliche Eigenschaften und beeinflussen Rollen­bilder und die Sprache.

Die Adjektive herrlich und dämlich sind zwei Beispiele dafür. Wenn etwas herrlich ist, dann ist es toll und somit eindeutig positiv besetzt. Im Gegensatz dazu wird dämlich verwendet, um etwas als dumm oder blöd darzustellen. Diese Logik der Heteronormativität bewirkt, dass sich hartnäckig geschlechtsspezifische Vorurteile halten, wie dass Frauen nicht einparken können oder Männer immer stark sein müssen und keine Gefühle zeigen dürfen.

Solche Normen führen zu einer massiven Einengung der eigenen Persönlichkeit und Problemen, da die meisten Menschen sich schon in Situationen wiedergefunden h aben, die dieser Normierung ­ ­w ider­s­prechen.

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Heteronormativität als ausschließliches Denk- und Verhaltenssystem zwängt die Geschlechter in s tarre Korsetts, verhindert die ­ ­innerpsychische Entwicklung (z.B. Intersexualität, Transsexualität), die Entfaltung der individuellen Gesamtpersönlichkeit und die Wahrnehmung der unterschiedlichen Entwicklungsvarianten und Ausdrucksformen der einen menschlichen Sexualität – nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf!“

Was ist Heterosexismus?

Als sich Lesben und Schwule in B ü rg e r re c h t s b e we g u n g e n o r­ gan­­­i sierten, wurde der Begriff Homophobie bald um den Begriff „Heterosexismus“ ergänzt. Damit wollte man - in Parallele zu Begriffen wie Rassismus und Sexismus - auf eine ausgrenzende soziale und kulturelle Ideologie und auf die institutionelle Unterdrückung nichtheterosexueller Menschen und ihrer Lebensweisen hinweisen.

Heterosexismus bedeutet, dass in der Gesellschaft die Heterosexualität als die überlegenere Orientierung gegenüber anderen, wie ­ Homo-, Bi,- Trans-, oder Intersexualität, gesehen wird. Das führt zu einer Stigmatisierung der abweichenden Lebensentwürfe und Verhaltensweisen.

smus

erpasst.“ - „Heast schleich di, du woama...“

Homophobie in den Medien

Heterosexismus erleben wir durch unsere Sozialisation tagtäglich. Wo immer sich Menschen kennen lernen wird automatisch davon ausgegangen, dass das Gegenüber heterosexuell ist. In den Medien werden in den meisten Fällen heterosexuelle Menschen und Paare gezeigt, die für Traumurlaube oder andere Waren werben. Kommen homosexuelle Menschen in der Werbung vor, dann fast immer in klischeehaften Rollenbildern.

Im März wurde bekannt, dass Alfons Haider, s eines Zeichens offen schwuler Entertainer und ­ Fernsehmoderator, in der ORF-Produktion „Dancing Stars“ tanzen sollte. Dies wäre ja nicht das Problem gewesen. Ein kleines Detail, das eine Welle homophober Reaktionen hervorrief, war die Ankündigung, dass Alfons Haider vorhatte mit einem Mann als Tanzpartner die Show zu bestreiten.

Niki Lauda, der den Stein ins Rollen brachte, meinte in einem Interview mit der Tageszeitung Österreich: „Es gibt so was wie gute Traditionen in unserer Kultur – dazu gehört, dass Männer mit Frauen tanzen. Bald kommt die Zeit, da werden wir uns noch alle öffentlich dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind.“ Diese Aussagen lösten in der Öffentlichkeit emotionale Reaktionen aus, von Zustimmung für Niki Laudas h omophobe Sichtweise bis zu erzürnten Gegen­ ­ reaktionen, Kopfschütteln und Boykottaufrufen gegen seine Fluglinie.

Homophobie unter Jugendlichen Gerade unter jungen Männern ist Homophobie sehr stark verbreitet. Dies hängt mit der Pubertät und der damit einhergehenden Identitätsfindung zusammen. Durch die gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit sind diese heranwachsenden Jungen oft starkem Druck ausgesetzt. Die Angst selbst schwul zu sein, bzw. als unmännlich zu gelten, fördert homophobe Äußerungen. Aussagen wie „Das ist ja ur schwul...“ sind unter Jugendlichen stark verbreitet. Damit werden Dinge oder Sachverhalte abwertend beschrieben. Ohne konkreten Bezug wird Homosexualität unhinterfragt mit etwas Negativem gleichgesetzt.

All diese Beispiele zeigen, dass Homophobie ein fixer Bestandteil der Gesellschaft ist. Nichtsdestotrotz gibt es genügend Menschen, die sich für Gleichberechtigung und Akzeptanz in allen Bereichen der Gesellschaft engagieren.

Sei es die Gleichstellung der eingetragenen ParterInnen­ schaft mit der Ehe, oder Regelungen im Sozial- und Pensionsbereich, die auch gleichgeschlechtliche Paare ­miteinbeziehen - es lohnt sich, gegen Ignoranz, Heterosexismus und Diskriminierung aufzustehen und zu kämpfen!

Normen sind konstruiert und somit veränderbar!

Homophobie im Fußball

LGBT coverstory

Homosexualität im Fußball ist bis heute ein Tabu, das nur schwer zu brechen ist. In keiner anderen Sportart liegen machoides Männlichkeitsgehabe und Homophobie so dicht nebeneinander. Mitte März outete sich der Schwedische Profifußballer Anton Hysén und bekannte sich zu seiner Homosexualität. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, da er erst der zweite Fußballer ist, der das in einer laufenden Karriere tat.

Trotz der enthusiastischen Berichterstattung über diesen mutigen Schritt, mussten aufgrund eines Schwalls von Hasspostings Diskussionsforen von Onlinemedien geschlossen werden.

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Black Feminism Die Weiße Frauenbewegung kann auf eine große Anzahl an Errungenschaften zurückblicken, sei es das Wahlrecht, die Möglichkeit des straffreien Schwangerschaftsabbruchs oder den Zugang zur Arbeitswelt. Feministische Theorien machen sichtbar, dass Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen gesamtgesellschaftliche Ursachen haben und dass das kapitalistische System sich auf diese Unterdrückung stützt. Sexismus wurde als zentrale, wesentliche Unterdrückungsform von Frauen definiert, die es zu bekämpfen gilt, um Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern zu erreichen.

Von Marina Hanke

All women are equal?

ist, möglichst viele Kategorien wie Herkunft, Klasse, Geschlecht, Sexualität etc. mit einzubeziehen. Nur wenn das Ineinandergreifen und die Wechselwirkungen von Machtstrukturen analysiert werden, können sie auch bekämpft werden.

Weiße 1 Frauenbewegungen tendieren jedoch dazu, die Situation Schwarzer Frauen mit der Weißer Frauen gleichzusetzen. Die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen, die oft von weit mehr Faktoren als von Sexismus, wie Rassismus und Diskriminierung aufgrund der Klasse, geprägt sind, werden ausgeblendet.

Emanzipation auf dem Rücken anderer Die Kritik des Black Feminism liefert wesentliche Anstöße für die Reflexion über die Rolle Weißer Frauen. In zahlreichen Kämpfen konnten Weiße Frauen gewisse Rechte gegenüber Männern erringen. Nicht beachtet wird hierbei aber, dass die Rolle, die Weiße Frauen durch die Verbesserung ihrer Situation aufgrund ihrer Kämpfe ablegen können, von Schwarzen Frauen übernommen wird.

Audre Lorde brachte diese Situation auf den Punkt: „Da sich Weiße feministische Theoretikerinnen nicht mit den Differenzen zwischen Frauen befassen, kümmern sie sich auch nicht um die Tatsache, dass die Frauen, die ihre Häuser putzen und ihre Kinder hüten, während sie selbst Konferenzen über feministische Theorie besuchen, größtenteils arme und farbige Frauen sind.“ Die meisten Frauen gehen heute einer Erwerbsarbeit nach. Die Arbeiten, die im privaten Bereich anfallen, wie Haushaltstätigkeiten, Erziehungs- und Pflegearbeit, werden in der Gesellschaft immer noch als Aufgabe von Frauen gesehen. Staatliche Dienstleistungen, die diese Aufgaben zumindest teilweise übernehmen könnten, werden kontinuierlich zurückgeschraubt, was die Kombination von Erwerbsarbeit und Haushaltsarbeit für viele Frauen verunmöglicht.

Viele bürgerliche Familien sehen als Ausweg aus diesem „Dilemma“ die Beschäftigung einer migrantischen Hausangestellten.

Black Feminism Im Anschluss an die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und die zweite Frauenbewegung entwickelten sich die Theorieansätze des Black Feminism, die neue wichtige Impulse für feministische Debatten setzten.

Die Kritik der Black Feminists richtet sich erstens gegen das verallgemeinernde Denken Weißer Feministinnen, das Rassismus und andere Diskriminierungsformen vernachlässigt. Durch die Annahme, dass Sexismus eine der Hauptformen der Unterdrückung für alle Frauen sei, werden Differenzen zwischen den Frauen und andere Diskriminierungen ausgeblendet.

coverstory Theorie

Zweitens wurde auf die Überschneidungen ­­ und ­Verbindungen ­v erschiedenster Unterdrückungs­ mechanismen aufmerksam gemacht. Eine Person wird nicht in einem Moment aufgrund ihrer Herkunft und im nächsten Moment aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Alle Differenzen zwischen Menschen, wie zum Beispiel Herkunft, Geschlecht und Klasse beeinflussen sich in gegenseitiger Wechselwirkung. Verschiedene Unterdrückungsformen aufgrund dieser Differenzen treten gleichzeitig auf und verstärken sich gegenseitig.

Kimberley Crenshaw prägte den Begriff „intersections“, der sich auf diese Überschneidungen bezieht. Das Konzept der Intersektionalität besagt also, dass es für eine sinnvolle Analyse von Unterdrückung n ­ otwendig

1 „Weiß“ und „Schwarz“ beziehen sich nicht auf die Hautfarbe, sondern werden hier als wissenschaftliche Begriffe verwendet und daher groß geschrieben. „Schwarz“ weist hierbei auf das Abweichen von der Mehrheitsgesellschaft hin und steht in Zusammenhang mit Rassismus und Diskriminierung. Als „Weiß“ werden Angehörige der Mehrheitsgesellschaft bezeichnet, die dadurch bestimmte Privilegien genießen.

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Buchempfehlungen: Patricia Hill Collins (1991): Black Feminist Thought. Knowledge, Consciousness and the Politics of Empowerment. bell hooks (1984): Feminist Theory from Margin to Center

der Staat im Neoliberalismus die Verantwortung nicht mehr trägt.

Als Migrantinnen sind sie gezwungen prekäre, hierarchische Beschäftigungsverhältnisse einzugehen, weil die Ungleichbehandlung am Arbeitsmarkt aufgrund des Ausländer(Innen)beschäftigungsgesetzes und aufenthaltsrechtliche Bestimmungen sie hindern, einer abgesicherten Beschäftigung nachzugehen.

Die beschriebene Situation, die Migrantinnen auf verschiedenen nationalen Arbeitsmärkten vorfinden, die Diskriminierungen, denen sie im informellen Sektor ausgesetzt sind und der Rassismus, dem sie in ihren Arbeitsverhältnissen gegenüberstehen, dienen als Beispiele für die Wichtigkeit, feministische Debatten über Kategorien wie „Klasse“ und „Geschlecht“ hinaus zu denken.

Die Situation in 43,92% (+4%) von für Migrantinnen PASOK, 33,48% der zeigt deutlichNeue die (-8%)Hausarbeit für die konservative Mehrfachunterdrückung Schwarzer Demokratie (ND), 7,54 (-0,6%) für Frauen in sozialer, politischer und die Kommunistische Partei (KKE), wirtschaftlicher auf die 5,63%(+2%) für Hinsicht, die rassistische der Black Feminism aufmerksam „Orthodoxe Volkszusammenkunft“ machen will.

Deborah King präg(LAOS), und 4,60% (-0,4%) für die rate für Linke diese(SYRIZA) Mehrfachbedrohung dikale – das sind die Schwarzer den Begriff der Ergebnisse Frauen der Parlamentswahlen „multiple jeopardies“. vom 4. Oktober 2009.

Die griechische Innenpolitik ist seit Sisters of the unite!

Jahrzehnten vonworld den beiden großen Um den PASOK Anspruch erheben zu Parteien, und ND, bestimmt. können alle Frauen zuFamilien, vertreOder besser gesagt von zwei ten, ist wenigen es notwendig, „Rassen-„ die, mit Unterbrechungen, und Klassenprivilegien inregiedie seit den ‘60ern Griechenland Überlegungen und Forderungen ren: die Clans Papandreou (PASOK) der Frauenbewegung einzuund Karamanlis ls einzigemit Alternative beziehen zu reflektieren.

Nur gegen eineund halbtote Partei, für einen durch die Auseinandersetzung mit Regierungswechsel nutzen. Es war verschiedenen Lebensrealitäten daher vor allem eine Niederlagekönder nen ND. Unterdrückungsmechanismen allumfassend verstanden werden.

Die Geschichte und dieFortschritt Theorien Wie viel gesellschaftlicher Schwarzer Kämpferinnen müssen in dieser Regierung möglich ist, wird sichtbar gemacht und immer sich zeigen.

Schweden gilt miteinals sobezogen werdenVorbild, – Feminismus zialstaatliches daher muss weiß anti-rassistisch sein!

Nur können PASOK immerhin, wo siesoungefähr wir schaffen, gemeinsam gegen hin es will.

Das kann die österreichiherrschende Strukturen aufzutreten sche Sozialdemokratie nicht von sich und sie umzuwerfen! behaupten.

theorie

Migrantinnen, die in der bezahlten Haushaltsarbeit tätig sind, arbeiten im informellen Sektor, der durch die völlige Abwesenheit von ArbeitnehmerInnenrechten gekennzeichnet ist. Das bedeutet, dass gegen Vorenthalten des Arbeitsentgelts, Nichteinhalten von ArbeitnehmerInnenrechten, ­Falschanmeldung ­o der Unter­ anmeldung von der Arbeiterin keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden können. Korrekte Anmeldung, bezahlter Urlaub, Pausen oder eine Sozialversicherung sind nicht die Regel, sondern seltene Ausnahmen – eher kann davon ausgegangen werden, dass die Unkenntnis der Sprache und die soziale Isolation von den ArbeitgeberInnen ausgenutzt werden. Die Folge von prekären Arbeitsverhältnissen, dem Leben in der „Illegalität“ und nicht ausreichenden Sprachkenntnisse sind Abhängigkeitsverhältnisse.

Für den Staat erfüllen diese Frau­­e n ­e ine doppelte günstige Funktion. Einerseits sind sie vom Sozialversicherungssystem ausgeschlossen und verursachen k eine ­ ­ Kosten, andererseits übernehmen sie Aufgaben, für die

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Antiziga…wie bitte?

Der Begriff Antiziganismus bezeichnet eine Feindlichkeit bzw. Abneigung gegenüber Roma und Sinti. Umgangssprachlich ist das Wort „ZigeunerIn“ gebräuchlich, jedoch streng abzulehnen, da diese Bezeichnung einen negativen und rassistischen Unterton hat - Roma und Sinti ist die korrekte Doppelbezeichnung.

Von Alice Seidl

Roma und Sinti wurden im Laufe der Geschichte immer wieder zum Opfer sowohl staatlicher als auch gesellschaftlicher Diskriminierung und Verfolgung, die teils in staatlich legitimiertem Völkermord endete. Die ersten Roma und Sinti gelangen im 15. Jahrhundert nach Europa, wo sie bis ins 18. Jahrhundert wie Vogelfreie behandelt wurden. Wo sie auch versuchten, sich anzusiedeln, wurden sie vertrieben. In Österreich wurden zwischen 1922 und 1925 alle Roma registriert und fotografiert. Während der NS-Zeit wurden Roma und Sinti verfolgt, deportiert und ermordet (Schätzungen gehen von 500.000 Toten aus) – ein Völkermord, der lange Zeit nicht aufgearbeitet und erst 1982 (!) anerkannt wurde.

Am Rand der Gesellschaft

Theorie coverstory

Roma und Sinti leben in vielen Län­ dern an den Rand der Gesell­s chaft gedrängt und wohnen in eigenen Siedlungen und Ghettos, die oft von minderer Qualität und mit schlechter Infrastruktur errichtet wurden.

Die schulische Bildung ihrer Kinder ist oft äußerst mangelhaft, dazu kommt, dass sie lange Zeit traditionelle Berufe ausübten, die heute aufgrund der Modernisierung nicht mehr gebraucht ­werden (z.B. ­K esselflickerInnen, Korb­f lechter­ Innen etc.).

Auch heute noch sind Roma und Sinti von rassistischer Diskriminierung

betroffen, in manchen Teilen der Welt werden sie noch immer verfolgt. In Ungarn, wo ihr Anteil an der Bevölkerung etwa 6-8 Prozent beträgt, betreibt die rechtsradikale Partei Jobbík („Die Besseren“) antiziganistische Hasspropaganda – und hat es damit vor einem Jahr sogar ins Parlament geschafft. Seit geraumer Zeit formieren sich dort ­rechtsextreme Bürgerwehren, eine beispielsweise unter dem Namen „Szebb Jövöért“. Größtenteils Männer, jung und gut ausgebildet, „patrouillieren“ durch Orte, in denen viele Roma und Sinti leben, verbreiten dort Angst und treiben viele Menschen in die Flucht. Häuser werden angezündet und RomaSiedlungen angegriffen, es kommt zu Verletzten und Toten. Zur Zeit läuft ein Prozess gegen vier Männer, die 2008 und 2009 sechs Roma ermordet haben sollen, das Urteil wird diesen Sommer erwartet.

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Auch in anderen Ländern kommt es immer wieder zu Übergriffen auf die Minderheit. So kam es etwa im Mai 2008 zu Ausschreitungen in Neapel, bei denen eine Roma-Siedlung komplett niedergebrannt wurde. Doch rassistische Diskriminierung muss nicht immer primär mit Gewalt verbunden sein, sie kann auch in gesetzlich verankert werden. In der Türkei beispielsweise verbietet das Gesetz die Einwanderung von Roma in das Land. In Frankreich veranlasste Sarkozy die Auflösung und Zwangsräumungen von mehreren Roma-Siedlungen, denen die Abschiebung von mehreren tausend Roma und Sinti folgte.

Sein Beweggrund dazu war politisches Kalkül: er wollte sich WählerInnenstimmen sichern, vor allem weil die rechtsextreme Partei Front National in den Umfragen mit ihrer rassistischen, nationalistischen Ausrichtung immer bessere Ergebnisse erzielt. Bei den französischen Kantonalwahlen Ende Mai war Sarkozys Partei, die konservative UMP, zwar in den meisten Kantonen stimmenstärkste Fraktion, allerdings gewann die Front National auch erheblich an Stimmen dazu. In etwa einem Jahr steht die französische Präsidentschaftswahl an, eine weitere Zuspitzung von Sarkozys Politik ist zu erwarten.

Vorurteile, Klischées, Stereotypen Die Vorstellung von Roma und Sinti als fahrendes NomadInnenvolk ist weder zeitgemäß noch richtig. Es stimmt, dass ein Teil der Minderheit früher von mobilen Gewerben lebte, allerdings wurde der Großteil im Laufe des 20. Jahrhunderts sesshaft.

Als Vertriebene blieb ihnen lange Zeit keine andere Möglichkeit, als vor Gewalt und Verfolgung zu fliehen und deswegen immer wieder ihren Wohnort zu verlegen. Schätzungen gehen heute davon aus, dass der Anteil der dauerhaft reisenden bzw. migrierenden Roma und Sinti weltweit maximal 5% beträgt – was heutzutage nicht bemerkenswert unüblich ist.

In den meisten Fällen ist die Aversion gegenüber Roma und Sinti unabhängig von persönlichen Erfahrungen mit ihnen. Vorurteile beruhen auf Pauschalunterstellungen, wie etwa die Annahme, dass Angehörige der Minderheit eine Neigung zu Diebstahl und Betrug hätten. Diese Annahme ist nicht belegbar und stellt eine komplett irrational getroffene Zuschreibung dar. Besonders paradox ist, dass man vom „lustigen Zigeunerleben“ spricht, und im gleichen Zuge Roma und Sinti ausgrenzt.

Ihr Lebensstil, ihre Armut und ihre ver­ m eintliche Einfachheit werden r omantisiert (z.B. die Oper „Car­ ­ men“), gleichzeitig aber doch abgelehnt und in gewisser Weise als barbarisch und unzivilisiert hingestellt. Oft werden ihnen auch magische Fähigkeiten (z.B. Wahrsagerei) unterstellt.

Die Redewendung „wie ein Zigeuner“ bezeichnet abfällig eine schlechte Eigenschaft oder Handlung, selbst wenn sie mit der betreffenden Eigenschaft oder Handlung nicht das Geringste zu tun hat.

Diese Frage lässt sich nur sehr schwerlich beantworten. In dieser Hinsicht sind staatliche Statistiken nämlich äußerst unzuverlässig, da zum Einen nur ein Teil der Minderheit im Besitz einer StaatsbürgerInnenschaft ist und zum Anderen bei amtlichen Erhebungen nicht nach der e ­ thnischen Herkunft gefragt werden darf.

Des Weiteren ist es notwendig, sich selbst zur Ethnie zu bekennen, was aber von vielen Roma und Sinti abgelehnt wird. Zählungen stützen sich meist auf die (oft nur gemutmaßten) Angaben von NachbarInnen, Bekannten etc., was die Zahlen wiederum verfälscht.

Dazu kommt, dass durch Vertreibungen in Folge von BürgerInnenkriegen auch jüngere Zählungen ungültig wurden. Aus diesen Gründen kann man nur schätzen, wie groß die weltweite Zahl an Roma und Sinti ist – ExpertInnen gehen von zwei bis zwölf Millionen Menschen aus.

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theorie coverstory

Wie viele Roma und Sinti gibt es weltweit?

this is sKA! rhythm of the Working class since 1969 sKA! Drei Buchstaben, unzählige Bedeutungen. Für manche stehen sie für ein besonderes Lebensgefühl, einen eigenen „Way of Life“. Für andere steht ska für eine wundervolle und vielfältige Musikszene, die ihre Wurzeln in rhythm'n'Blues, Jazz sowie Gospel hat, und aus welcher sich später der reggae entwickelte. Aber eines eint alle Menschen, die sKA und seine offbeat rhythmen lieben: nämlich die strikte Ablehnung von rassismus und Faschismus.

Doch wo begann das alles? von stefan Minarik

once upon a time in Jamaica...

Black and White dancing together

Ende der 50er Jahre kam der SKA als Produkt einer Rhythm'n'Blues, Jazz und Gospel Welle aus den USA in die Dancehalls Jamaikas. Mit der Unabhängigkeit Jamaikas von England im Jahre 1962 bildete sich eine eigene Musikindustrie für SKA und machte ihn zur ersten jamaikanischen Popularmusik. Markant ist SKA für seinen Offbeat Rhythmus, welcher so klingt als ob man immer ein wenig aus dem Takt wäre. Dies macht jedoch nichts, da die musikalischen Akzente zwischen den Beats (Schlägen) zu finden sind. Klassische Instrumente für den SKA sind neben E-Gitarre, E-Bass und Klavier, die Trompete, das Saxophon sowie die Posaune. Aber auch die elektronische Hammond-Orgel, auch Schweineorgel genannt, findet man bei SKA Bands.

Mit der Unabhängigkeit Jamaikas wanderten viele JamaikanerInnen nach England aus. Mit sich brachten sie den „Way of life“ des SKA. Schnell wurde der heiße Offbeat Rhythmus im eigentlich recht kalten England populär und begeisterte nicht nur die Jugend der jamaikanischen Einwander und Einwanderinnen sondern auch die der englischen ArbeiterInnenklasse.

Bald fanden sich die schwarzen Rude Boys und Rude Girls mit den weißen ArbeiterInnenkinder auf der Tanzfläche, um bis in die Morgenstunden zu tanzen und zu feiern. Mit der Zeit veränderte sich der SKA, man fand neue Rhythmen wie den Rocksteady, der deutlich langsamer gespielt wurde, was angeblich auf eine starke Hitzewelle in Jamaika zurückzuführen ist. Jedoch veränderte sich auch das Publikum, denn die Dancefloors des SKA waren der Geburtsort der Skinheads und Skingirls welche sich aus den jamaikanischen und englischen Jugendlichen bildeten.

KULtUr 22 22

sKA around the World Der SKA und sein „Way of life“ sowie der antirassistische Grundgedanken sind nicht tot zu kriegen.

Nach einem Winterschlaf in den 70er Jahren erwachte der SKA Ende der 70er wieder und begann sich über die Welt zu verbreiten. Seine KünstlerInnen, die über den gesamten Globus touren, um der Jugend draußen zu sagen, dass es egal ist, welche Hautfarbe man hat und einfach Spaß am SKA sowie am Leben haben soll, sind weltweit zu finden. Wer sich nun gerne vom SKA Fieber sowie den Rhythmen anstecken lassen will, sollte Desmond Dekker, Laurel Aitken, The Skatalites, Symarip, The Seven Letters oder The Pyramids auf Google und YouTube suchen.

Schließen will ich mit dem Satz: „If the kids are united they will never be divided“!

verliebt, verlobt, verhaftet Gitterwochen statt Flitterwochen? Wer eine binationale ehe eingeht, wird unter Generalverdacht gestellt, eine scheinehe zu führen. Mediale Aufmerksamkeit wird dem thema kaum gewidmet. Und das, obwohl Menschen in die Illegalität getrieben werden. Denn wie so oft in Österreich gehört Fremdenfeindlichkeit „zum guten ton“. von Bettina rosenberger

Seit 5 Jahren reicht die Ehe nicht mehr als Grund, um in Österreich das Recht auf Aufenthalt zu haben, ein gemeinsames Familienleben zu führen und über einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu verfügen. Doch dem nicht genug, der Wind, der den Betroffenen entgegen wehte, wurde noch rauer. Von nun an war die binationale Ehe eine reine Geldfrage. Denn nur wenn der/die österreichische EhepartnerIn genug Geld verdient, darf überhaupt eine binationale Ehe geschlossen werden.

So werden tausende Menschen schikaniert.

Sie müssen nach Abzug der Miete noch einen Betrag von 1189, 50 Euro vorweisen können. Jedoch verdient nur die Hälfte aller Erwerbstätigen ein Einkommen, das dieser Forderung entspricht.

Für jedes Kind sind zwischen 84 Euro und 120 Euro zu addieren, die Zahl variiert, da in Bundesländern mit Mindestsicherung ein höherer Betrag vorzuweisen ist.

Das Standesamt ist verpflichtet, die Fremdenpolizei von Eheschließungen zwischen Drittstaatenangehörigen und ÖsterreicherInnen zu informieren. Außerdem braucht der/ die EhepartnerIn eine Niederlassungsbewilligung, um ein Aufenthalts- und Arbeitsrecht zu erhalten. Um diese Bewilligung zu beantragen, muss man aber in das Herkunftsland reisen und von dort aus auf eine Entscheidung der österreichischen Behörden warten.

Manchmal dauert dieser Amtsweg auch bis zu zwei Jahren. Auf diese Art und Weise werden Familien getrennt und massiven finanziellen Belastungen ausgesetzt.

Rechtmäßig gestellte Anträge aus dem Jahr 2005 oder den Jahren davor wurden ungültig. Um einen neuen Antrag zu stellen, müssen die Betroffenen nun ins Ausland reisen und dort um eine Niederlassungsbewilligung ansuchen.

AsylwerberInnen müssen dafür aufgrund einer Weisung von den Behörden sogar ihren Asylantrag zurücknehmen, bevor sie um eine Niederlassungsbewilligung ansuchen können, was zur Folge hat, dass sie illegalisiert werden.

Somit können Schubhaft und Abschiebung in unmittelbarer Zukunft folgen. Außerdem müssen auch sie die Prozedur des Antragstellens in ihrem Heimatland, aus dem sie vormals geflohen sind, über sich ergehen lassen.

Mit „Deutsch vor Zuzug“ wird die Festung Österreich im Juli 2011 um einen weiteren Stacheldrahtzaun erweitert.

So müsste es doch im Interesse aller sozialdemokratischen und sozialistischen Organisationen liegen aufzuschreien, denn kein Mensch ist illegal!

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INterNAtIoNALes coverstory

Schon früher mag die Situation nicht leicht gewesen sein, doch das Fremdenrechtsgesetz von 2006 war für viele Familien ein Schlag ins Gesicht. Seitdem wurden noch 9 weitere Fremdenrechtsnovellierungen, die sich an Diskriminierungen und Verschärfungen nahezu übertreffen, verabschiedet. In Österreich sind rund ein Fünftel aller Ehen binational, was verdeutlicht, dass es sich hierbei um keine verschwindend kleine Minderheit handelt, die diskriminiert wird, sondern um einen festen Bestandteil der Gesellschaft. Durch diese ständigen Reformen ist es nur schwer möglich, einen Überblick über die gesetzliche Lage zu haben. Die immer strengeren Auflagen werden damit begründet, dass Scheinehen dringend bekämpft werden müssen. So auch Johann Bezdeka, der ehemalige Leiter der Abteilung für Aufenthalts- und Staatsbürgerschaftswesen: „Irgendetwas mussten wir gegen Scheinehen unternehmen (...)“. So soll es sich wahrscheinlich nur um einen Nebeneffekt handeln, dass es im Jahr 2005 fast 10 000 binationale Eheschließungen gab und 2009 nur noch 6200. Recherchiert man genauer, kann man dieser Argumentation nur noch schwer folgen.

Die Festung Europa Meldungen über gestrandete Boote voll mit Flüchtlingen gibt es immer wieder. In den letzten Wochen war vor allem von der prekären Situation der Flüchtlinge in Griechenland die Rede. Und von dem befürchteten Flüchtlingsstrom aus Nordafrika.

Während die arabische Welt ihre neu gewonnene Freiheit feiert, macht Europa die Schotten dicht. Peinlich. Wie steht es eigentlich um die gemeinsame europäische Asylpolitik?

Von Katharina Berger Die Revolutionen im arabischen Raum und die damit verbundenen Flüchtlingsströme nach Europa rücken das Thema Asylrecht in ganz Europa wieder in den Vordergrund.

Vor allem der derzeitig herrschende Bürgerkrieg in Libyen hat Hundertausende entwurzelt.

Viele können oder wollen in ihren Heimatländern nicht mehr leben und suchen neue Chancen im reichen Europa. Das Grenzland Griechenland stöhnt schon länger unter einer Flüchtlingswelle auf und Italien befürchtet den „Exodus“.

Die europäischen Binnenstaaten wähnen sich derzeit, aufgrund der geltenden inhumanen DublinVerordnung sicher.

internationales

In den letzten Jahren hat die Europäische Union ihre Außengrenzen immer weiter geschlossen. Mit Mauern, Stacheldraht und Gewehre schwingenden Grenzpolizisten versucht man die Festung Europa vor den „bösen“ Flüchtlingen aus dem Rest der Welt zu schützen. Frontex, die europäische Grenzschutzagentur, die seit 2004 existiert, organisiert Einsätze wo sie kann, um den betroffenen Mitgliedsstaaten zu helfen und „Illegale“ wieder zurück in ihre Heimat zu befördern.

Des weiteren hofierte man jahrelang den Diktatoren der arabischen Welt,

damit diese bereits vor den Grenzen Europas den Flüchtlingsstrom möglichst gering hielten. Auf Menschenrechte nahm man dabei wenig Rücksicht.

Und da wäre noch das DublinAbkommen. Dieses Abkommen gehört zu den Maßnahmen einer gemeinsamen europäischen Asylpolitik. Es regelt, welches Land für die Flüchtlinge zuständig ist.

Demnach dürfen Flüchtlinge nur noch einen einzigen Asylantrag in Europa stellen. Dies aber nicht etwa in dem Land ihrer Wahl, sondern nur in jenem Mitgliedsstaat, den sie als erstes betreten haben.

Bis zu einem Asylbescheid dürfen sie dieses Land auch nicht mehr verlassen. Um sie, falls sie illegal in ein anderes EU-Land gelangen konnten, bequem wieder zurückzuschicken, werden ihnen bei der Ankunft Fingerabdrücke zur Identifizierung abgenommen.

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So erklärt sich auch die Situation in Griechenland. Da alle Grenzen dicht gemacht wurden, sahen Flüchtlinge aus Asien und Afrika nur noch die Chance über die Türkei nach Griechenland und somit in die EU zu kommen.

Das Dublin-System verschärft also die Bedingungen für Flüchtlinge weiter, da in dem wirtschaftlich angeschlagenem Land Unterkünfte und ausreichende Versorgung für Flüchtlinge Mangelware sind.

So verwundert es nicht, dass die UNHCR Alarm schlägt und die menschenrechtswidrige Behandlung der Flüchtlinge in den griechischen Lagern anprangert.

Es wurde ein Abschiebestopp nach Griechenland verlangt, doch einige Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, scheinen diesen einfach zu ignorieren.

Man will nun mal keine Flüchtlinge, wie es scheint.

Durch dieses "Management" der europäischen Außengrenzen wird verhindert, dass politische Flüchtlinge die ihnen zustehende Hilfe bekommen.

Das einzig gemeinschaftliche an dieser gemeinsamen europäischen Asylpolitik ist die Abwehr.

Was soll man also tun um die derzeitigen Probleme zu lösen?

Es muss über eine neue, gemeinsame Asylpolitik entschieden werden.

Auch wenn sich hier immer noch die Innenminister der europäischen Staaten quer stellen.

Im Zuge solcher Änderungen muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Situation für Asylsuchende in vielen Mitgliedstaaten unzumutbar sind. In Österreich beispielsweise werden die ohnehin schon strengen Gesetze immer weiter verschärft.

Die Asylverfahren dauern zu lange, AsylwerberInnen müssen jahrelang im Ungewissen leben, weil sie nicht wissen ob sie bleiben dürfen. Am Ende werden sie meist doch brutal abgeschoben. Dieses System ist inhuman.

Das hat die Bevölkerung bereits gemerkt und immer wieder wird versucht mit Demonstrationen gegen Abschiebungen anzugehen – manchmal mit Erfolg.

Die derzeitige Situation der Flüchtlinge in ganz Europa ist ein weiterer Anlass um das System zu Überdenken.

Eine gemeinsame euro­p äische Asylpolitik muss darauf abzielen für gerechte Löhne, soziale Absicherung, Recht auf Bildung und Teilhabe am politischen System im jeweiligen Herkunftsland zu sorgen.

internationales

Die bereits geglückten Revolutionen in Ägypten, Tunesien und auch die Rebellion in Libyen lösen nicht nur Freude aus. Viele nutzen nach jahrzehntelanger Repression das derzeit herrschende Chaos um nach Europa zu fliehen. Dies geschieht vor allem auf dem Weg zur kleinen italienischen Insel Lampedusa. Doch bald wird auch Lampedusa keinen Platz mehr haben, einige Flüchtlinge hat man bereits in Auffanglager auf dem italienischen Festland gebracht. Die italienische Politik hat von Anfang an die Angst geschürt und spricht von einem „Exodus“, sollte nichts gegen den Flüchtlingsstrom unternommen werden.

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The long Way of a Dream

Von Rosa Parks über Martin Luther King zu Bar Mit dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 wurde auch die Sklaverei in den USA offiziell abgeschafft. Mit dem 14. und 15. Zusatzartikel der Verfassung sicherte man allen US-BürgerInnen, egal welcher Hautfarbe und Rasse, gleiche BürgerInnen- und Wahlrechte zu. Dass dies jedoch nur auf dem Papier galt, wurde schnell klar.

Von Stefan Minarik

Weißer Terror durch den Ku-Klux-Klan, sowie diverse Rassentrennungsgesetze, welche in den ehemaligen Südstaaten der USA ab 1876 aufkamen, machten AfroamerikanerInnen in den USA zu BürgerInnen zweiter Klasse. Erst 1955 sollte sich eine Bewegung in den USA formieren, welche gegen die Rassentrennung und für die Gleichberechtigungen der AfroamerikanerInnen eintrat.

Jedoch sollte es noch 54 Jahre dauern, bis es möglich war, dass ein Afroamerikaner Präsident der USA wird. Dies ist die Geschichte des langen Wegs eines Traums.

Erfolg und man erreichte, dass die Rassentrennung für de facto illegal erklärt wurde. Jedoch war, wie so oft, auch hier die Realität nicht im Einklang mit den geltenden Gesetzen der USA. Dies zeigte sich auch bei einem speziellen Fall im Bildungswesen. 1954 erklärte der Oberste Gerichtshof, dass „getrennte Bildungseinrichtungen von Natur aus ungleich“ sind. 1957 verweigerten RassistInnen neun Schwarzen SchülerInnen den Zugang zur bis dahin ausschließlich von Weißen besuchten Little Rock Central High School in Arkansas. Nachdem selbst der Gouverneur sich weigerte den SchülerInnen Zugang zu verschaffen, setzte der damalige Präsident Eisenhower die Nationalgarde des Bundesstaats ein, um den SchülerInnen, auch „Little Rock Nine“ genannt, den Zugang zum Schulgebäude zu ermöglichen.

Der Montgomery Busboykott Rosa Parks bestieg am 1. Dezember den Bus Nr. 2857, sie zahlte den Fahrpreis normal. Jedoch weigerte sie sich einen Platz auf den hinteren Sitzbänken, die für AfroamerikanerInnen vorgesehen waren, einzunehmen.

Stattdessen nahm sie einen Sitzplatz ein, der für Weiße reserviert war. Als sie sich weigerte ihren Platz für einen weißen Mitfahrer freizumachen, wurde sie verhaftet. Die afroamerikanische Bevölkerung Montgomerys boykottierte auf diese Festnahme hin 13 Monate lang das Busunternehmen und protestierte gewaltfrei sowie mit einer Klage bei Gericht gegen den Busunternehmer.

Begründung war, dass die Rassentrennung des Busunternehmens gegen den 14. Zusatzartikel verstoße.

Der Klage wurde stattgegeben, und die afroamerikanische Protestbewegung erlangte landesweite Aufmerksamkeit.

Besonders stach jedoch ihr Anführer hervor, der Baptistenpfarrer Martin Luther King. Seine Strategie war es, den Protest gegen Rassismus und Rassentrennung friedvoll zu gestalten. Hierbei ließ er sich von Mahatma Gandhi inspirieren. Bald wurden Treffen, sogenannte „Sit-In's“, afroamerikanischer Menschen an Plätzen und Orten die nur für Weiße waren zu einer anerkannten Protestform, die bis heute regelmäßig praktiziert wird.

Marsch auf Washington, „I have a dream“

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Mit der Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten änderte sich die Lage für die Bürgerrechtsbewegung schlagartig. Kennedy stand hinter der afroamerikanischen Bevölkerung sowie Kings Bewegung und versicherte, ein Bürgerrechtsgesetz zugunsten der AfroamerikanerInnen im Kongress einzubringen. Um diesen Gesetzesentwurf zu unterstützen, startete Martin Luther King im Sommer 1963 den Marsch auf Washington, an dem 250.000 Schwarze und Weiße teilnahmen. Am Höhepunkt der Veranstaltung hielt King seine berühmte Rede („I have a dream“), welche die Integration der AfroamerikanerInnen in den USA als möglich und erreichbar erscheinen ließ.

1964 wurde das neue Bürgerrechtsgesetz dann auch von Kennedys Nachfolger Johnson unterzeichnet. Dieses Gesetz sicherte AfroamerikanerInnen gleiche Rechte wie den Weißen zu, erklärte diskriminierende Wahltests und die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen für illegal und ebnete den Weg für die Wahlreform von 1965, welche Minderheiten in den USA die Teilnahme an Wahlen endgültig gewährleisten sollte.

Die „Little Rock Nine“ Schnell breitete sich der Protest über die Südstaaten aus. Immer mehr afroamerikanische Menschen wollten nicht mehr BürgerInnen zweiter Klasse sein. Ebenso hatten verschiedene Klagen am Obersten Gerichtshof

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rack Obama

Von Memphis 1968 zu Obama 2009

Doch es besteht Hoffnung, dass in Zukunft auch die letzten Unterschiede und Barrieren fallen werden, und die kommenden Generationen Rassismus als eine der vielen Irrlehren der Menschheit enttarnen und ablehnen werden. Gleichzeitig ist die Existenz von Rassismus natürlich nicht nur eine Frage von p ­ersönlichen Vorurteilen, sondern eine immanent vorhandene, strukturelle Möglichkeit, um Menschen gegeneinander auszuspielen.

Ab Mitte der 60er Jahre begann sich die Bürger­rechts­ bewegung aufzulösen. Die Gesetze zur Gleich­s tell­u ng gab es zwar, doch war deren Umsetzung eine ganz andere, viel problematischere Angelegenheit. So gründete sich 1966 die „Black Power“ Bewegung, welche auf einem radikalen Weg für die Rechte der Schwarzen kämpfen wollte. Berühmte VertreterInnen dieser Bewegung waren die militante „Black Panther Party“. Martin Luther King erkannte, dass der Rassismus kein Phänomen des Südens war, sondern in den ­wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der USA wurzelte. So trat er für eine Revolution des amerikanischen Wertesystems und eine Umverteilung von Macht und Kapital ein. Jedoch sollte er seine Ziele nie verwirklichen können. 1968 fiel er in Memphis einem Attentat zum Opfer. Die Bürgerrechtsbewegung hatte ihre Galionsfigur verloren.

Ein symbolisch wichtiger Schritt war 2009 die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten. Zwar kann man über seine aktuelle Politik unterschiedlicher Meinung sein, doch ist es eine wichtige und vor allem erfreuliche Tatsache, dass 54 Jahre nach Rosa Parks und Martin Luther Kings Kampf für die Gleichberechtigung der 44.

Präsident der USA ein Afroamerikaner ist.

Trotz alledem konnten nach und nach Verbesserungen erwirkt werden. Dennoch blieb eine grundlegende Ungleichbehandlung der Schwarzen in den USA bestehen. Dies merkt man schon darin, dass soziale Differenzen zwischen Schwarz und Weiß nach wie vor vorhanden sind.

Amerika nennt man immer noch „Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ oder „The Land of the free“. Das hat schon eine gewisse Ironie. 1620 flohen Menschen aus Europa vor religiöser Verfolgung nach Amerika, um Freiheit zu finden. Sie kämpften auch gegen England für ihre Unabhängigkeit, und doch galt diese Freiheit nicht für alle. Genozide an den UreinwohnerInnen, die Sklaverei und die Rassentrennung hinterließen Flecken auf dem Weißen Haus. Heute mag vielleicht ein Afroamerikaner Präsident sein, jedoch entscheidet in den USA weiterhin die Hautfarbe über Bildung, Arbeit, Einkommen, Gesundheit, Altersvorsorge und den sozialen Status. Martin Luther Kings Traum ist noch lange nicht Realität.

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Fazit

Apartheid in südafrika Die Geschichte der Apartheid geht zurück bis zur Gründung der südafrikanischen Union zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Nach der Gründung im Jahr 1910 wurden die ersten Gesetze beschlossen, die die rechte der Nicht-Weißen Bevölkerung in südafrika einschränkten. Davon profitierten vor allem die eigentümer der Goldminen des Landes, die einen großen Bedarf an billigen Arbeitskräften hatten. schon damals regte sich Protest gegen die Maßnahme. Der "African National congress" (ANc) gründete sich als Protestorganisation, blieb aber aufgrund des abgeschafften Wahlrechts und des verbots des streikrechts für die nicht-weiße Bevölkerung wenig effektiv und schlecht organisiert. von robert slovacek

Die Ära der Apartheid Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschärften sich die Konflikte und es kam zu massiven Protesten und Streiks der schwarzen Bevölkerung. Die Nationale Partei (NP) kündigte an, Maßnahmen gegen die "schwarze Gefahr" zu ergreifen und gewann die Parlamentswahlen.

Daniel Malan, ein Befürworter einer radikalen Rassentrennung, wurde Premierminister. Den Wahlkampf hatte Malan mit der Forderung nach der Erfüllung seines Traums von einem "weißen Südafrika" bestritten. Dabei prägte er den Begriff Apartheid. Dieser stammt aus dem Afrikaans und bedeutet "Gesondertheit".

INterNAtIoNALes coverstory

In den darauf folgenden Jahren wurden die bestehenden Rassengesetze verschärft. So wurde ein Amt für Rassenklassifizierung gegründet, das die Bevölkerung Südafrika in verschiedene Rassen gliederte.

Zunächst wurde dabei zwischen „Weiß“, „Coloured“, „Asiaten“ und „Bantu“ unterschieden, später wurden weitere Untergruppen definiert. Diese Rassenzugehörigkeit wurde in den Pass eingetragen, der von jedem Menschen in Südafrika stets mitgenommen werden musste. Schwarze mussten zusätzlich noch Arbeits- und Steuernachweise vorzeigen können. Mit diesen Personenkontrollen sollte die räumliche Trennung zwischen der weißen und der Nicht-Weißen Bevölkerung in Südafrika kontrolliert werden.

Die Schwarze Bevölkerung wurde in 10 Homelands einquartiert und in weißen Gegenden nur geduldet, wenn sie dort als Arbeitskraft benötigt wurde. Nicht-Weiße wurden so aus ihren Wohnvierteln vertrieben und die Weißen eigneten sich ihre Immobilien an. Ende der 50er Jahre waren die Stadtzentren generell Weiße Gebiete, an den Stadträndern waren Viertel für Nicht-Weiße entstanden, die sogenannten Townships.

Auch an anderen Orten wurde eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. So durften Angehörige der Nicht-Weißen Bevölkerung nicht dieselben Schulen besuchen wie Weiße, durften nicht dieselben Verkehrsmittel benutzen und sogar für Strände, Brücken und Parkbänke galt eine strikte Rassentrennung.

Des Weiteren wurden Mischehen zwischen Weißen und NichtWeißen und sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und allen anderen Bevölkerungsgruppen verboten und unter Strafe gestellt.

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Widerstand gegen die Apartheid Der ANC re agierte auf diese Ver schärf ung en mit Aufrufen zum zivilen Ungehorsam und veranstaltete 1955 einen Kongress in der Nähe von Johannesburg. Dabei verabschiedeten VertreterInnen der verschiedenen Volksgruppen die "Freedom Charta".

Diese forderte die Gleichstellung aller Volksgruppen. Die Regierung reagierte darauf mit Festnahmen zahlreicher OppositionsführerInnen. Dies führte zur Abspaltung eines Teils des ANC, dem die friedlichen Protestaktionen nun nicht mehr weit genug gingen.

1960 kam es bei einem friedlichen Protest gegen die Apartheidsgesetze in Sharpeville zu einem Mas saker, als die Polizei auf die Demonstra t ion schoss. Es folgten Streik- und Protestwellen, auf die das Apartheidsregime mit einer Verhaftungswelle gegen Oppositionelle und dem Verbot von ANC und einigen anderen Anti-ApartheidGruppen reagierte. Auch der Oppositionelle Nelson Mandela wurde 1962 verhaftet. Mandela, der nach dem Massaker von Sharpeville zum Anführer des bewaffneten Flügels des ANC geworden war, wurde zu le-

Allerdings dauerte es noch bis in die 80er Jahre, bis das Ende der Apartheid in Südafrika begann. Die Unruhen in den Townships wuchsen immer mehr und international stiegen die Sanktionen und Boykotte gegen das Land.

Ende der 80er Jahre wurde die Regierung Südafrikas unter dem Druck mehrerer westlicher Staaten, darunter die USA, zum Nachgeben gezwungen. Nach dem Ende des Kalten Krieges brauchte man das rassistische aber auch antikommunistische Apartheidsregime nicht mehr als Bollwerk gegen den Kommunismus. Das Verbot des ANC und anderer Gruppen wurde aufgehoben und Nelson Mandela wurde aus der Haft entlassen.

Die Regierung und der ANC verhandelten über einen friedlichen Übergang zur Demokratie und eine neue Verfassung. Schließlich stimmte die weiße Bevölkerung in einer Volksabstimmung für die Aufhebung der Apartheid und machte damit den Weg für die ersten allgemeinen Wahlen in Südafrika endgültig frei. Bei diesen Wahlen 1994 wurde Nelson Mandela schließlich zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.

südafrika nach dem ende der Apartheid Nach dem Ende wurden die Regionen Südafrikas neu gegliedert, um Reichtum und Bevölkerung besser zu verteilen und die Homelands zu integrieren.

Die Townships wurden den Städten angeschlossen. Südafrika bekam eine neue Verfassung, vor der jeder Mensch gleichgestellt ist.

Weiters wurde eine Wahrheits- und Versöhnungskommission gegründet.

Diese hatte das Ziel, politisch motivierte Verbrechen während der Zeit der Apartheid zu untersuchen und einen Dialog zwischen Opfern und Tätern zu schaffen.

Die Rassentrennung wurde politisch abgeschafft, allerdings wurde sie in der Realität durch eine soziale Kluft abgelöst, die großteils die gleichen Gebiete betraf. In den ehemaligen Townships leben die ärmsten Menschen, die weiter meist Schwarz sind. Während die wirtschaftliche Liberalisierung nach dem Ende der Apartheid zwar den südafrikanischen Markt für den Weltmarkt öffnete, schaffte man es aber nicht, die sozialen Ungleichheiten der Apartheid zu überwinden. Immer noch sind in Südafrika weit mehr Schwarze Menschen arbeitslos und leben unterhalb der Armutsgrenze als Weiße.

Das Durchschnittseinkommen liegt weit auseinander und der Zugang zu Wohnraum, Bildung, sauberem Trinkwasser oder Strom ist sehr unterschiedlich.

coverstory INterNAtIoNALes

benslanger Haft verurteilt. Dennoch wuchs der Widerstand in den 70er Jahren in Südafrika immer weiter.

Auch der internationale Druck auf das Apartheidsregime wurde größer und die UN-Vollversammlung verabschiedete eine Konvention gegen die Apartheid in Südafrika.

Als es bei einem Aufstand im SouthWest Township, dem Soweto, 1976 zu einem erneuten Massaker kam, breiteten sich die Proteste zu landesweiten Protestaktionen gegen die rassistische Bildungspolitik und das gesamte Apartheidsregime des Landes aus. Die gewaltsame Niederschlagung des Protests führte erneut zu scharfer internationaler Kritik.

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Lies doch mal wieder ei

Buchempfehlungen zum Thema Antirassismus und Politik ie r o e h T : s u eminism cher Frauen is Schwarzer F n a ik r e m afro-a Was ist Rassismus und was unterscheidet ihn eigentlich von anderen Ausgrenzungspraktiken wie Sexismus, Homophobie und Klassendiskriminierung?

Gibt es vielleicht Parallelen oder sogar Verknüpfungen?

Mit einer Auswahl an Essays afroamerikanischer Kritikerinnen gibt Gloria I. Joseph in ihrem Buch „Schwarzer Feminismus: Theorie und Politik afroamerikanischer Frauen“ einen Denkanstoß für Weiße LeserInnen. Als Vertreterin des Schwarzen Feminismus fordert sie eine Auseinandersetzung der westlichen Frauen mit einem unbemerkt einhergehenden Rassismus. Jahrzehntelang konzentrierte sich die Weiße Frauenbewegung ausschließlich auf die vermeintliche Differenz zwischen Frauen und Männern, doch für einen breiteren Feminismus ist es notwendig, sich auch mit „Differenzen“ zwischen Frauen zu beschäftigen. In Gloria Josephs Buch finden sich theoretische Grundlagen für Schwarzen Feminismus, aber auch Texte verschiedener afroamerikanischer Frauen, wie bell hooks, Andreé Nicola Mclaughlin und Patricia Hill Collins, die eine kritische Position gegenüber der Frauenbewegung einnehmen. Sie schreiben über feministische Theorien, die sich mit dem Verhältnis von Rassismus und Feminismus befassen, und darüber, wie sich Weiße Feministinnen ungewollt in Patriarchat, Kapitalismus und Rassismus verstrick(t) en.

Für FeministInnen, die sich kritisch mit Weißem Feminismus auseinandersetzen wollen und auch offen für neue Perspektiven und Theorien sind, stellt dieser Sammelband eine absolute Bereicherung dar.

Doch sollte der/die LeserIn schon ein gewisses Maß an Vorwissen über die Geschichte der Frauenbewegung an sich haben, um die Texte auch wirklich gut verstehen zu können.

Widerstan d s B e we g u ngen. Antir zwischen A assismus lltag & Akt ion Ausgrenzung, Abschiebung, Kriminalisierung von Menschen ohne Papiere. Ähnlich wie in Österreich geht der Staat auch in Deutschland mit MigrantInnen und Flüchtlingen um. So werden diese nicht nur öffentlich schikaniert, man brandmarkt sie einfach als Kriminelle und sperrt sie in Abschiebegefängnisse.

Doch es gibt Menschen, die sich dagegen wehren.

Gruppen, Netzwerke und Kooperationen haben sich gebildet. Gemeinsam gehen sie auf die Straße, machen Aktionen und protestieren gegen diese rassistischen, inhumanen Verhältnisse. Ihre Erfahrungen dabei wurden dokumentiert und schließlich zu einem Band zusammengefasst. „WiderstandsBewegungen.

Antirassismus zwischen Alltag und Aktion“ ist eine Sammlung von Positionen und Berichten antirassistischer AktivistInnen bei ihrer politischen Arbeit.

Sie erzählen von ihren Problemen, Konflikten und Erfolgen während ihres Kampfes für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung; eine Gesellschaft, in der Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle selbstverständlich ist. Doch das Buch ist nicht bloß eine Collage verschiedener Widerstandsformen und Interventionsmöglichkeiten; es ist eine Erläuterung der gesellschaftlichen Bedingungen, die diesen Kampf überhaupt notwendig machen, und nebenbei gibt es auch noch einen kleinen Einblick in die Geschichte der antirassistischen Bewegungen. Mit vielen Fotos versehen ist dieses Buch von besonderer Art, da es nicht nur von Bewegungen erzählt, sondern selbst aus den Bewegungen stammt.

Für alle, die an den Erlebnissen und Erfahrungen deutscher MitkämpferInnen teilhaben wollen, oder auch einfach nur einen kräftigen Motivationsschub brauchen, ideal.

Autorin: Gloria I. Joseph

Bücher

Herausgegeben von: Interface

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in Buch...oder vier!

s/Rassismus! von Julia Hess

Politik ums Kopft

„Daham statt Islam“ und daneben auch noch das grinsende Gesicht von H.C. Strache. Wochenlang warb die FPÖ mit diesem widerlichen Slogan in Wien und leistete damit einen ordentlichen Beitrag zur Islamophobie in Österreich. Doch nicht nur die Rechts-Rechten verstehen sich darin, auch sämtliche Medien und Schulbücher tragen Mitschuld daran, dass ein hauptsächlich negativ konstruiertes Islambild in Österreich besteht. So beschreiben es zumindest die beiden Herausgeber John Bunzl und Farid Hafez in einem der Artikel ihres Sammelbandes „Islamophobie in Österreich“.

Es handelt sich dabei um den ersten Sammelband, der sich mit diesem Thema in Österreich auseinandersetzt und hat u.a. auch deshalb den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2009 verliehen bekommen. Der Band umfasst zahlreiche Artikel von AutorInnen aus den Fachdisziplinen Kommunikationswissenschaft, Theologie, Politik- und Rechtswissenschaft, Islamwissenschaft, sowie aus der Kultur- und Sozialanthropologie. Es handelt sich somit um eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Islamophobie, die zeigt, in wie vielen Lebensbereichen Menschen mit diesem Phänomen konfrontiert sind.

Von Analysen des Islambildes in den österreichischen Schulbüchern, über die Rolle von Islamophobie bei politischen Parteien (mit besonderem Augenmerk auf die FPÖ), bis hin zu konkreteren Fällen, wie das absurde Aufbegehren gegen den Bau eines islamischen Kulturzentrums in Brigittenau vor nicht allzu langer Zeit, reicht das Spektrum der Artikel. Mehrere AutorInnen befassen sich mit Islamophobie in den Medien und analysieren dabei auch eine österreichische Tageszeitung, eine Wochenzeitschrift und einen Blog, deren Ergebnisse alle nicht sehr erfreulich aussehen.

Bunzl und Hafez wollen mit dieser Sammlung an Texten aufzeigen, wie viele verschiedene Facetten der Repräsentation eines zum Großteil negativ besetzten Islambildes in Österreich herum spuken, und dass diese nicht ausschließlich aus rechten Ecken kommen. Es ist wichtig, Augen und Ohren aufzusperren, Probleme zu benennen und aktiv dagegen aufzutreten, und dafür ist der Sammelband ein guter erster Anstoß, vor allem für diejenigen, die noch nicht so viel über das Thema wissen.

uch

Das Kopftuchverbot. Ein Thema, das strittiger kaum noch sein kann; bei dem nicht bloß links und rechts an verschiedene Fronten geraten, sondern auch linke VertreterInnen untereinander. So wird das Kopftuch einerseits als Ausdruck der Unterdrückung und religiös begründeter Ungleichheit von Frauen gesehen, während sich Andere vehement gegen diese Argumentation wehren. KritikerInnen postulieren das Kopftuchverbot als islamophob und einzig als Ergebnis rassistischer Dominanzverhältnisse, in dem muslimische Frauen „zwangsemanzipiert“ und in den Rückzug getrieben werden. Das sind nur zwei von mehreren Meinungen, die in den über 30 Beiträgen des Sammelbandes „Politik ums Kopftuch“ von Autorinnen aus Deutschland, Frankreich, der Türkei und dem Iran argumentiert werden. In Form von Presseerklärungen, Flyern und offenen Briefen nehmen verschiedene Initiativen und Organisationen, wie „mein Kopftuch“, aber auch Einzelpersonen, wie beispielsweise Frida Haugg und Alice Schwarzer, Stellung zum Kopftuchverbot. Die einzelnen Beiträge sind sehr kontrovers und pendeln zwischen Argumentation und Gegenargumentation, was für EinsteigerInnen sehr hilfreich sein kann, da nicht nur eine Meinung als die richtige hoch gepriesen wird. Hin und wieder finden sich einzelne Hintergrundartikel, die verschiedene Aspekte und Positionen näher beleuchten, um Handlungsmöglichkeiten, mit denen Konflikte im „Kopftuchkampf“ überwunden werden könnten, aufzudecken. Das Buch an sich sorgt für viel Diskussionsstoff und ist eine Sammlung an Materialien, die besonders praktisch für Gruppenabende zu dem Thema sind.

Autorin: Katrin Reimer

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Autor: John Bunzl

Bücher

Islamophobie in Österreich