E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
XXXXXX • XXX 1
U M PA R T N
W
6
R
I EM
ER
P
JUN ‘22
ER
I SE E I N FOS AU F
T
E
E
IT
Aussergewöhnlicher Beruf
Wie man Fluglots:in wird
MINT-Berufe ANZEIGE
11 Personen geben Einblick
Geschlechterverteilung
Was sagt die Statistik?
MINT-EDITION MATHEMATIK, INFORMATIK, NATURWISSENSCHAFT UND TECHNIK
Lesen Sie mehr auf smartemployer.ch
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
2 EDITORIAL
SMARTEMPLOYER.CH
Diana Engetschwiler
Den Fachkräftemangel mit neuen Argumenten bekämpfen
D
er Fachkräftemangel in der Schweiz verschärft sich immer weiter, trotz kurzer Erholung im ersten Corona-Jahr. Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT, belegen dabei die Spitzenplätze. Allein in der Informatikbranche rechnet ICT-Berufsbildung Schweiz mit einem Netto-Mangel von 35 800 Fachkräften bis 2028. Bei einem erwarteten Bedarfsanstieg von 117 900 Stellen bliebe also rund jede dritte Stelle unbesetzt. Die potenziellen Folgen dieses Mangels sind weitreichend, von kurzfristig höheren Rekrutierungs- und Outsourcingkosten bis hin zu spürbaren Einbussen der Schweizer Wirtschaftsleistung auf lange Sicht. Erste Schritte zur Linderung dieses Problems sind bereits eingeleitet. So sollen in der Schweiz ausgebildete Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus Drittstaaten in Branchen mit ausgewiesenem Fachkräftemangel künftig unbürokratischer in der Schweiz bleiben können. Doch noch wichtiger als der Blick nach aussen ist der Blick nach innen – auf unseren Nachwuchs. Würden wir es schaffen, mehr Jugendliche und insbesondere junge Frauen für MINT-Berufe zu begeistern, könnte der Fachkräftemangel entschärft werden. Das Problem: MINT-Fächer und -Berufe scheinen für die Jugend nur bedingt attraktiv zu sein. Und der Fachkräftemangel, ein hohes Salär oder Karrieremöglichkeiten sind keine effektiven Argumente, das Interesse für technische Berufe in jungen Menschen zu wecken. Ein Umdenken ist also angesagt in der Art und Weise, wie wir das Themenfeld MINT vermitteln. Das Warum zählt Die Sinnhaftigkeit und der gesellschaftliche Purpose von MINT-Berufen müssen stärker in den Vordergrund rücken. Sie stehen für Innovation und Zukunft, für eine bessere Welt für uns und folgende Generationen. Jugendliche können sich damit stärker identifizieren als mit einer Auflistung von technischen Skills und Anforderungen. Sie müssen eine Verbindung zwischen ihrer Lebensrealität und MINTBerufen herstellen können.
Es ist wichtig, Jugendlichen bereits früh die Verbindungen zur MINT-Welt aufzuzeigen. - Diana Engetschwiler Deputy Managing Director digitalswitzerland
Identifizierung und Repräsentierung Heranwachsende werden durch ihr Umfeld massgeblich geprägt und beeinflusst. Vorbilder in der Familie und im Freundeskreis sind etwa starke Indikatoren für eine spätere Berufswahl - so auch im Bereich MINT. Deswegen ist es essenziell, der Jugend positive Rollenbilder zu vermitteln, um auch das Interesse bei jenen zu wecken, die nicht in einem MINT-geprägten Umfeld aufwachsen. Dies gilt insbesondere für Bevölkerungsgruppen, die in diesem Bereich untervertreten sind. Etwa Frauen: Nur neun bis zwölf Prozent der Informatiklehrstellen und lediglich 20 Prozent der ICT-Stellen sind von Frauen besetzt. Weibliche Vorbilder und Peergruppen schaffen einen Bezugsrahmen und können viel dazu beitragen, Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Viele Talente qualifizieren für MINT-Berufe Ein gängiger Stereotyp ist, dass man ohne herausragende technische Fähigkeiten keine Zukunft im MINT-Bereich hat. Dabei gibt es in diesem Feld zahlreiche Berufe, die Talente erfordern, die ausserhalb der klassischen Skills liegen. Und viele dieser Talente besitzen Jugendliche bereits. Sie erlernen sie im Fussballverein, beim Gaming nach der Schule oder in der Pfadi. Dazu gehören Kreativität, Organisationstalent oder Leadership-Skills. Es ist wichtig, Jugendlichen bereits früh die Verbindungen zur MINT-Welt aufzuzeigen. Organisationen müssen neue Wege gehen, um den Nachwuchs für MINT-Berufe zu gewinnen. Es geht darum, aktiv Massnahmen zu ergreifen, um die Jugend abzuholen: stärkere Vernetzung aller relevanten Player in der MINT- und Nachwuchsförderung, zielgruppengerechte Kommunikation und langfristige, aufeinander aufbauende Projekte für Jugendliche. Nur so kann die Schweiz ihre hohe Innovationskraft beibehalten und sich auch künftig als starken Wirtschaftsstandort behaupten. Text Diana Engetschwiler
04
06
18
20
LESEN SIE MEHR. 04 06 08 12 14 16 18 20 21
Geschlechterverteilung Premium Partner: SATW Testimonials Interview: Anna Maria Blengino Mein aussergewöhnlicher Job Fachkräftemangel ICT Aus- und Weiterbildung Portrait: Stephen Hawking
IMPRESSUM. BUSINESS DEVELOPMENT MANAGER
TATJANA CORVAGLIA COUNTRY MANAGER
PASCAL BUCK PRODUKTIONSLEITUNG
MIRIAM DIBSDALE LAYOUT
ANJA CAVELTI TEXT
LÉA STOCKY, ANDREA TARANTINI, ANDRINA BRODBECK, BARBARA RÜTTIMANN, MORENO OEHNINGER, ELMA PUSPARAJAH TITELBILD
ISTOCKPHOTO.COM DISTRIBUTIONSKANAL
TAGES-ANZEIGER DRUCKEREI
DZZ DRUCKZENTRUM AG
SMART MEDIA AGENCY. GERBERGASSE 5, 8001 ZÜRICH, SCHWEIZ TEL +41 44 258 86 00 INFO@SMARTMEDIAAGENCY.CH REDAKTION@SMARTMEDIAAGENCY.CH SMARTEMPLOYER.CH
Viel Spass beim Lesen!
Tatjana Corvaglia
Business Development Manager ANZEIGE
2022 sind wir zum dritten Mal in Folge als einer der besten Schweizer ICT-Arbeitgeber ausgezeichnet. Mit uns werden die Visionen unserer Mitarbeitenden und Kunden Realität. MAKING VISIONS WORK. www.bbv.ch
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
LONZA GROUP LTD • BRANDREPORT 3
«Wir streben danach, das Arbeiten bei uns möglichst motivierend zu gestalten» Das Unternehmen Lonza ist vielen Menschen aufgrund seines Beitrags im Kampf gegen Covid ein Begriff. Überdies unterstützt Lonza viele Pharmafirmen bei der Entwicklung und Kommerzialisierung von Medikamenten sowie pharmazeutischen Produkten. Wie geht man dabei vor? Und wie lässt sich der enorme Bedarf an Fachkräften decken? «Smart Employer» fragte nach.
Kathryn Gardner
Head of Operational Excellence
Christian Hutter
Head Operations Small-Mid Scale Chemical API
Christian Hutter, Sie verantworten einen Teilbereich «Small Molecules» am Lonza-Standort in Visp. Worum geht es in diesem Fachgebiet? Christian Hutter: Wir sind in der Herstellung von chemischen Pharmawirkstoffen tätig. Dabei handelt es sich um ein spannendes und abwechslungsreiches Feld. Die meisten unserer Wirkstoffe werden für die orale Einnahme produziert und gelangen in diversen Präparaten zur Anwendung. Das Einsatzspektrum ist breit, mit einem Fokus auf Krebsbehandlung. Wir arbeiten generell an Produkten, welche die Gesundheit fördern und unsere Gesellschaft voranbringen, was einen besonders schönen Aspekt meiner Arbeit darstellt. Über welche Stationen verlief Ihr Karriereweg zu Ihrer jetzigen Arbeit? Christian Hutter: Ich habe meine Ingenieurausbildung an der ETH absolviert und weilte für mein Doktorat einige Jahre lang im Ausland. Dort lernte ich, mit verschiedenen Kulturen umzugehen, was mir enorm zusagte und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterliess. Als ich später zu Lonza stiess, war ich zu Beginn im Prozessengineering tätig und arbeitete eine längere Zeit an einem Standort in China. Das war eine prägende Zeit. Später wechselte ich in den Bereich Operations und bin heute Betriebsleiter einer unserer Produktionsanlagen für chemische Wirkstoffe in Visp. Welche aktuellen Entwicklungen oder Trends orten Sie in Ihrem Fachbereich? Christian Hutter: Derzeit sind es vornehmlich operationelle und prozesstechnische Aspekte, die uns beschäftigen. Die Digitalisierung und die damit einhergehende zielgerichtete Automatisierung unserer Abläufe stehen dabei im Zentrum. Wir wollen die neuen Möglichkeiten nutzen, um einerseits mehr Effizienz zu gewinnen und andererseits unsere Datenintegrität noch besser zu gewährleisten. Auch die Optimierung unserer Arbeitssicherheit ist ein zentraler Aspekt unserer Bestrebungen. Letztlich wollen wir alle unsere Prozesse maximal «fliessend» gestalten. Das bedeutet, dass der Weg der Rohstoffe über die verschiedenen Stationen unserer Wertschöpfungskette – von der Produktion bis hin zur Freigabe durch die Qualitätssicherung – zu keiner Zeit ins Stocken geraten soll. Um einen so reibungslosen Betrieb sicherstellen zu können, sind exzellente Prozesse notwendig. Was uns zum Fachgebiet von Kathryn Gardner führt. Welche Aufgaben nehmen Sie als Head of Operational Excellence wahr?
Kathryn Gardner: Ich bezeichne mich selber als Expertin keines Fachgebiets, aber als Person mit ganz viel Erfahrung. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich den Blick von aussen auf die verschiedenen Fachbereiche wahre und so eine neutrale Sicht einbringe. Zuvor war ich im Pharmabereich und insbesondere in Pharma-Fertigungsbetrieben tätig. Dadurch verfüge ich über viel Praxisexpertise und Erfahrung in diesem Feld, was für meine heutige Tätigkeit wesentlich ist: Ich unterstütze die Prozessverantwortlichen der verschiedenen Abteilungen von Lonza dabei, ihre Fertigungsstätten zu optimieren. Dies immer mit dem Ziel vor Augen, dass diese Bereiche möglichst autark, effizient und agil agieren können. Das bedeutet unter anderem, dass wir danach streben, unnötige Abläufe sowie Doppelspurigkeiten auszumerzen und die Mitarbeitenden vor Überforderung zu schützen. Gleichzeitig verfolgen wir das Ziel, keine Arbeits- oder Belastungs-Peaks entstehen zu lassen und das Arbeiten bei uns so motivierend wie möglich zu gestalten. Wir nutzen dafür auch die Tools und Prinzipien des Lean-Managementansatzes und bauen darauf auf. Was bedeutet das konkret? Kathryn Gardner: Vereinfacht gesagt geht es bei Lean darum, Dinge bereits beim ersten Mal richtig zu machen. Dies, indem man eine effektive und effiziente Gestaltung der Wertschöpfungskette anstrebt. Darauf basierend haben wir ein Managementsystem entwickelt, das sich über das gesamte Unternehmen hinweg einsetzen lässt – und nicht nur auf die industrielle Fertigung fokussiert. Mit diesem holistischen Ansatz können wir eine Unternehmenskultur fördern, die Innovationskraft und Diversität stärkt. Wichtig ist dabei die Schaffung eines unternehmerischen
Klimas, das nicht von Angst geprägt wird. Denn operationelle Exzellenz entsteht nur dann, wenn sich Mitarbeitende der einzelnen Fachbereiche trauen, bestehende Probleme proaktiv anzusprechen und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Dann entstehen Lösungen, die wirklich praxistauglich sind. Das klingt nach viel Arbeit. Kathryn Gardner: Das ist es auch (lacht). Aber es zahlt sich mehrfach aus. Dies sehen wir auch am Standort Visp, der viele dieser Prinzipien bereits vollständig verinnerlicht hat: Das Leadership-Team ist offen und handelt agil, sie adressieren Schwierigkeiten aktiv und transparent. Dadurch wird die Belegschaft dazu angehalten, etwaige Fehler in Prozessen offen anzusprechen. Das ist die ideale Ausgangslage, denn wenn wir effiziente Prozesse mit einer offenen Kultur verbinden, befinden wir uns auf dem besten Weg hin zu unternehmerischer Exzellenz. Abteilungen, Teams und Führungspersonen auf diesem Weg zu begleiten, geht sicherlich auch mit Korrekturen und Inputs Ihrerseits einher – was zu Diskussionen oder gar Konflikten führen kann. Kathryn Gardner: Bei meiner Arbeit existiert in der Tat ein gewisses Konfliktpotenzial, da unsere Aufgabe darin besteht, Veränderung einzuleiten. Und das bedeutet häufig, dass man sich aus der Komfortzone herausbewegen muss. Um die Wahrscheinlichkeit für Widerstände zu minimieren, analysieren wir im Vorfeld die Ansprüche und Voraussetzungen sämtlicher Stakeholder eingehend. Zudem ändern wir selbstverständlich keinerlei Abläufe, die der Mitarbeitendensicherheit oder der Qualitätssicherung dienen. Die
Umsetzung der Lean-Prinzipien verlangt von uns viel Einfühlungsvermögen und Coaching, aber letztlich gelangen wir auf diese Weise zum Ziel. Gemeinsam. Der Technologiesektor wird derzeit vom Fachkräftemangel hart getroffen. Wie macht sich dieser bei Lonza bemerkbar? Christian Hutter: Die aktuelle Situation stellt alle Unternehmen in gewisser Hinsicht vor Herausforderungen. Unsere Firma hat in den letzten Jahren ein enormes Wachstum erfahren. Dies hat uns vor die Herausforderung gestellt, dem zusätzlichen Arbeitsaufwand mit mehr Fachleuten zu begegnen. Das war und ist keine leichte Aufgabe. Sie gelingt uns unter anderem deshalb, weil wir enorme Anstrengungen unternommen haben, um die Sinnhaftigkeit sowie den Abwechslungsreichtum unserer Arbeit aufzuzeigen. Ferner profitieren wir von unserer internationalen Ausrichtung: Wir können bei Bedarf Fachleute aus unserem Firmennetzwerk, beispielsweise in den USA oder Singapur, beiziehen oder aus den Nachbarländern der Schweiz rekrutieren. Und zu guter Letzt haben wir gelernt, beim Recruiting agiler und flexibler zu sein: Wir holen uns auch mal Leute aus benachbarten Fachgebieten, die wir dann im Betrieb weiterbilden. Einen weiteren Lösungsweg gegen den Fachkräftemangel sehen Expert:innen in einer erhöhten Diversität. Kathryn Gardner: Das erachten wir ebenfalls als probates Mittel. Am Lonza-Standort in Visp sind wir diesbezüglich bereits hervorragend aufgestellt: Hier arbeiten mittlerweile Menschen aus mehr als 70 Ländern und mit diversen kulturellen Hintergründen. Zudem geben wir uns grosse Mühe, als Arbeitgeberin für Frauen attraktiv zu sein. Christian Hutter: Was uns bereits gut gelingt: Fast ein Drittel unserer Chemikerinnen-Belegschaft besteht aus Frauen und auch in anderen einzelnen Bereichen des Schichtbetriebs ist der Frauenanteil mit 50 Prozent vergleichsweise hoch. Aber natürlich besteht immer Luft nach oben. Mit flexiblen Arbeitsmodellen wie Job-Sharing, gerade auch im Schichtbetrieb, möchten wir ein Arbeitsumfeld schaffen, dass den Bedürfnissen einer diversifizierteren Belegschaft entgegenkommt.
Über Lonza Das Unternehmen begleitet seine Kundschaft im Gesundheitswesen auf dem Weg zur Kommerzialisierung. Zu diesem Zweck arbeiten 16 000 qualifizierte Fachpersonen in einem globalen Netzwerk mit mehr als 30 Standorten, welche die Bereiche Pharma, Biotech und Ernährung abdecken. Durch die Kombination von technologischem Know-how mit erstklassiger Fertigung, wissenschaftlicher Expertise sowie exzellenten Prozessen, unterstützt Lonza seine Partnerunternehmen dabei, innovative Medikamente bereitzustellen, die zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten beitragen. Weitere Informationen unter www.lonza.com
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
4 GESCHLECHTERVERTEILUNG
SMARTEMPLOYER.CH
Die Diskrepanz der Geschlechter im MINT-Bereich Die Geschlechterverteilung im MINT-Bereich sei während des Studiums und im Arbeitsmarkt unausgeglichen. Wie sieht die Statistik aus und wie entsteht diese angebliche Diskrepanz? «Fokus» hat mit Prof. Dr. Elsbeth Stern und Dr. Ralph Schumacher vom MINT-Lernzentrum der ETH Zürich gesprochen, um diesem Dilemma nachzugehen. dazu, dass sich Schüler:innen entscheiden müssen, statt den gleichen Unterricht zu bekommen. So wenden sich leistungsstarke Mädchen, die gut in Naturwissenschaften und Sprachen sind, eher letzteren zu (siehe Grafik 3). Dies beeinflusst wiederum die spätere Studienfachwahl. Wer ein MINT-Schwerpunktfach im Gymnasium hatte, wählt mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein entsprechendes Studienfach. Stern meint, die Vielfalt an universitären Studienfächern müsse noch bekannter gemacht werden, und flexible Möglichkeiten zum Richtungswechsel seien wichtig.
Länder, die einen höheren Gender-Equality-Index haben, weisen einen geringen Frauenanteil in MINT-Berufen und -Studiengängen auf.
Prof. Dr. Elsbeth Stern
Dr. Ralph Schumacher
Fördermassnahmen Schumacher erklärt, welche Massnahmen das MINTDas Dilemma MINT-Bereich im Ausland Lernzentrum nutzt, um Schüler:innen zu fördern und Stern erklärt, dass schon in jungen Jahren KompeInteressanterweise weisen Länder, die einen höheren sie stärker für den MINT-Bereich zu gewinnen. In der tenz- und Interessenunterschiede zwischen den GeGender-Equality-Index haben, wiederum einen gerinLängsschnittforschung der Schweizer MINT-Studie schlechtern beobachtet werden können. Kinder spielen gen Frauenanteil in MINT-Berufen und -Studiengänsei belegt worden, dass Schüler:innen, die frühzeitig im Durchschnitt bereits mit anderen Spielzeugen. gen auf. Stern erklärt, dass dieses Paradox beweist, dass Wissen aufbauen können, dies später zu ihrem VorJungs sind von bewegenden Dingen fasziniert, wobei Gleichberechtigung nicht zu einer grösseren Frauenteil nutzen. So bietet das Lernzentrum einen optiMädchen sich vermehrt mit sozialen Aktivitäten bequote führt, sondern eher die Interessenunterschiemierten Physikunterricht ab der Primarstufe an und schäftigen, beispielsweise mit Puppen oder Pferden. de hervorhebt. So sei auch an der ETH ein grosser weckt das Interesse der jungen Schüler:innen. Des Unterschied in den Spezialanalysen Fachrichtungen beobachtbar. In Oktober 2020 Weiteren soll auf das Verständnis von GrundkonzepDes Weiteren könne auch in der SchuleSpezialanalysen eine DiskreStudiengängen wie Elektrotechnik oder MaschinenOktober 2020 ten fokussiert und erst danach mit der Formalisierung panz im Verständnis in MINT-Fächern beobachtet bau seien mehr Männer vorhanden, wobei Fächer wie begonnen werden – statt eines eintönigen auf das Löwerden. Stern hat jedoch herausgefunden, dass wenn Medizin-Technik interessanter für Frauen seien (siehe sen von Rechenaufgaben ausgerichteten Unterrichts. Schüler:innen frühzeitig Lerngelegenheiten sowie Grafik 2). «Je stärkerNach sichStudienfächern die Naturwissenschaft an könnenführt. bessere Leistungen erzielt von werden. UnterrichtFächer bekommen und so ingefördert werden, dieden Menschen oderDer Problemlösung des-naturwissenschaftliche Begriff MINT fasstorientiert, unterschiedliche zusammen. Nicht allen dies wiederum zu klarerenDadurch Studienpräferenzen Dies passt zu den Resultaten Breda und Fächernangesprochen», sind Frauen gleich führt untervertreten. Kahn und Ginther (2017) für diewerden. USA, dassDasNapp sollten mit Kursprogrammen wiefür derMathematik ETH se Differenzen vermindert Problem seifeststellen,Letztlich to stärker werden Frauen die So zeigen (2019), die dass die Geschlechterunterschiede bei den Interessen sich Frauen vor allem gegen Studiengänge mit einem hohen Mathematikanteil entscheiden. Dies verschwinden, wenn die unterschiedlichen relativen statistisch berücksichtigt werden. Eine Youth Academy einStärken sozialer Kontext für leistungsstardennoch auch die Vielzahl an Fächerangeboten. Wenn ETH-Professorin aus. Dieses Profil der Verteilung sei lässt sich auch in der Schweiz anhand von Daten des Bundesamts für Statistik beobachten (siehe umgekehrte ursächliche Wirkung von Interessen auf Fähigkeiten ist jedoch genauso gut möglich, ke Schüler:innen kreiert und optimierte Materialien Mädchen am neue Angebote wie Sprachen bekommen, zudem überall zu sehen, auch in Ländern einem Box). Die Fächergruppe Life mit Sciences ist bei den Studentinnen beliebtesten, während Frauen wobei anhand der PISA-Erhebungen keine kausale Aussage über die Richtung des Zusammenhangs die zu den mathematiklastigen Fachgruppen Informatik gehören, kaum fokussieren sie und sichTechnik darauf. Kinder bilden schon frühkann. angeboten werden. In diesem Rahmen können sie sich hohen Frauenanteil Studiengänge, im MINT-Bereich. Ein grosgemacht werden wählen. Nur 3.7% aller Studentinnen, 2019 ein Bachelorstudium begonnen haben, ohne Zurückhaltung für MINT-Fächern begeistern. akademisches Selbstkonzept, wobei die Leistung ser Anteil MINT-Mitarbeiterinnen sind in autori-die im Jahrein entscheiden sich für Informatik. Für Männer ist das Bild genau umgekehrt: Informatik und Technik Schwerpunktwahl während des Gymnasiums und Noten im Mittelpunkt stehen. Richtig auseinander tären Staaten vorzufinden. Der Grund dafür sei, dass sind die am häufigsten gewählten MINT-Fächer. Mehr als 16% der Studenten schrieben sich 2019 Eine besondere Bedeutung kommt auch der Schwerpunktwahl während des Gymnasiums zu. Das geht die Schere in der Pubertät, wenn sie das Gymsie mehr Ansehen und Freiheiten haben,ein. aber oftmals Text Elma Pusparajah für ein Informatikstudium Gymnasium ist das erste Mal, dass Schülerinnen und Schüler Kontrolle über die Fächer haben, Oktober 2020 diedie sie belegen möchten. Mehrere Studien konnten dabei der zeigen, dass Spezialisierungsfächer mit nasium besuchen. Die Problematik sieht Expertin gäbe es auch keine guten Alternativen, so die Expertin. Quelle Statistiken Bamert, Justus, Die unterschiedlichen Präferenzen spiegeln sich auch in den Geschlechterverhältnissen in den einem höheren Mathematikanteil einen kausalen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit haben, in der erzwungenen Schwerpunktfachwahl, dies führt Ausserdem sind Naturwissenschaften ideologiefrei. KOF Analysen 2020 (3) jeweiligen Fächern wider. In den Life Sciences lag der Frauenanteil 2019 bei 56.9%, in Technik bei später ein MINT-Studienfach zu studieren (Card and Payne 2017; Dahl, Rooth, and Stenberg 2020b;
D
ie Schweiz weist einen tiefen Anteil von Frauen mit Studienabschlüssen im MINT-Bereich auf, wie die KOF-Analyse der ETH belegt. Demnach waren im Jahr 2017 lediglich 22 Prozent der Studienabgänger:innen Frauen (siehe Grafik 1). Gemäss Stern nehmen diese Zahlen zu, jedoch vorwiegend im Anwendungsbereich. Im Durchschnitt scheint es Interessenunterschiede zu geben: Frauen neigen dazu, sich stärker für Fächer wie Umweltwissenschaften, Medizin oder Biologie zu interessieren. Laut der KOF Analyse hat dieser Unterschied wiederum einen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Einerseits ist in der Schweiz ein Fachkräftemangel vorhanden und Frauen repräsentieren einen ungenutzten Talentpool. Andererseits bieten MINT-Berufe höhere Löhne und aufgrund der UnterverSpezialanalysen tretung der Frauen in diesem Bereich verdienen sie im Allgemeinen weniger als Männer.
16.4% und in Informatik bei 15.7%.
Joensen and Nielsen 2016).
MINT-Studienfach Grafik Wahrscheinlichkeit, 2: Wahrscheinlichkeit, ein ein MINT-Studienfach zu wählen zu (in % aller in ein Bachelorstudium, 2009–2019) in %Eintritte aller Einritte in ein Bachelorstudium, 2009-2019
Grafik 1: Frauenanteil bei den MINT-Abschlüssen G 4: Frauenanteil bei den MINT-Abschlüssen (OECD-Länder, 2017 oder neuster Eintrag) (OECD-Länder, 2017 oder neuster Eintrag)
Chemie + Life Sciences
100%
Übrige MINT-Fächer
wählen
Wahrscheinlichkeit, ein Schwerpunktfach im Gymnasium Grafik 3: Wahrscheinlichkeit, ein Schwerpunktfach im Gymnasium zu wählen (in % in aller 2012–2018) % Maturitätsabschlüsse, aller Maturitätsabschlüsse, 2012-2018
Bauwesen
Informatik
Technik
Moderne Sprachen
50%
10.0%
25%
5.0%
Alte Sprachen
Biologie + Chemie
Wirtschaft + Recht
Physik + Mathematik
30%
15.0%
75%
Kunst + Musik
zu wählen
20%
10%
0%
Frauen
Frauen
Männer
2018
2016
2014
2018 2012
2016
2014
2018 2012
2016
2014
2018 2012
2016
2014
2018 2012
2016
2014
2018 2012
2016
2014
2012
2019
2017
2015
2013
2011
2009
2019
2017
2015
2013
2011
2009
2019
2017
2015
2013
2011
2009
2019
2017
2015
2013
2011
2009
2019
2017
2015
2013
2011
2009
Polen
Italien
Griechenland
UK
Estland
Portugal
Slowakei
Schweden
Neuseeland
USA
Türkei
Australien
Slowenien
Ungarn
Frankreich
Kanada
Litauen
Lettland
Spanien
Irland
Niederlande
Norwegen
Finnland
Deutschland
Belgien
Österreich
Südkorea
Chile
Schweiz
0.0%
Männer
Eigene Darstellung, Daten von: SHIS, Bundesamt für Statistik
Eigene Darstellung, Daten von: LABB, Bundesamt für Statistik
Seit 2010 hat die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Studentin für einen Studiengang aus den Bereichen Informatik, Technik oder übrige MINT-Fächer entscheidet, etwas zugenommen. Die grösste Zunahme verzeichnen die übrigen MINT-Fächer, wobei die Zunahme auf ein fächerübergreifendes Naturwissenschaftsfach und die Erdwissenschaften zurückführen ist. Beide Fächer weisen keinen besonders hohen Mathematikanteil auf.
Für die Schweiz gibt es noch keine Studie, die diesen kausalen Zusammenhang gezeigt hat. Schülerinnen und Schüler, die im Gymnasium das Schwerpunktfach Physik und Mathematik oder Biologie und Chemie wählen, haben jedoch eine weitaus höhere Wahrscheinlichkeit, später einen MINTStudiengang zu wählen. So fangen ganze 56.3% der Schülerinnen mit einem Schwerpunkt in Physik und Mathematik bzw. 33% der Schülerinnen mit Biologie und Chemie später ein MINT-Studium an. Der Durchschnitt über alle übrigen Schwerpunktfächer liegt bei 13.1%.
Eigene Darstellung, Daten von: UNESCO Institute for Statistics
Angesichts des Fachkräftemangels in der Schweiz ist der tiefe Frauenanteil im MINT-Bereich von Bedeutung. Schweizer Firmen haben Mühe, ausreichend Erwerbstätige mit MINT-Qualifikationen rekrutieren zu können. Frauen repräsentieren einen ungenutzten Talentpool, um die Nachfrage nach MINT-Fachkräften im Inland zu decken. Schon im Jahr 2010 empfahl der Bundesrat daher, Frauen im MINT-Bereich besser zu fördern und es wurden zahlreiche Förderprogramme lanciert.
BRANDREPORT • ITECOR
Die seit 2010 etwas zunehmende Wahrscheinlichkeit von Studentinnen, Informatik oder Technik zu wählen, schlägt sich auch in einem leicht ausgewogeneren Geschlechterverhältnis in den jeweiligen Fachrichtungen nieder. Die Effekte auf das Geschlechterverhältnis fallen jedoch geringer aus, da die Studiengänge gleichzeitig auch bei den Männern beliebter wurden.
Die Förderung von Frauen in der IT-Branche
Das Geschlechterverhältnis im MINT-Bereich hat auch direkte Auswirkungen auf die Geschlechterunterschiede im Arbeitsmarkt. So weisen MINT-Berufe höhere Löhne auf als weniger technische Berufe. Weil Frauen im Vergleich zu Männern im MINT-Bereich untervertreten sind, verdienen sie insgesamt weniger. Die Studienfachwahl hat dabei einen kausalen Effekt auf zukünftige Einkommen. Gemäss Goldin (2006) kann gut ein Drittel des Lohnunterschiedes zwischen Männern und Frauen auf unterschiedliche Ausbildungsentscheidungen zurückgeführt werden.
Wie an der Universität lässt sich jedoch auch bereits im Gymnasium eine geschlechtsspezifische Fächerwahl beobachten, die ebenfalls vor allem in den exakten Wissenschaften ausgeprägt ist: Nur 5% aller Schülerinnen schlossen 2018 die Matur mit einem Schwerpunkt in Physik und Mathematik ab. Bei den Schülern sind es 20%, was in einem Frauenanteil von 25% resultiert. Im Gegensatz dazu schlossen 2018 mehr als 20% der Schülerinnen die Matur mit einem Schwerpunkt in Biologie und Chemie ab, das zweite MINT-Schwerpunktfach.
Itecor, das Beratungsunternehmen für Wirtschaftsinformatik, versteht sich als Schnittstelle zwischen dem Geschäft und der IT-Abteilung. setzt es sich vor allem dafür ein, die Stellung der Frauen im Ingenieurwesen aufzuwerten.
Es lohnt sich daher, einen genaueren Blick auf den Frauenanteil in den in Als Leader in MINT-Studienfächern diesem Bereich der Schweiz zu werfen. Wie hat sich der Anteil über die letzten zehn Jahre entwickelt? Wo wurden Fortschritte erzielt? Was für Erklärungen bieten sich an?
I
Grund betreibt das Unternehmen mehrere Nietecor berät Organisationen dabei, ihre Visionen der 2 digitalen Geschlechterverhältnis in den MINT-Studiengängen Transformation zu verwirklichen, indem derlassungen, um den Bedürfnissen jeden Markes leistungsstarke IT-Dienste in den Bereichen teszugerecht zu werden. Darüber hinaus kümmert Die Anzahl von Studierenden, die ein MINT-Studium beginnen, steigt von Jahr Jahr. Während im Jahr 2010 10 und 373 Neueintritte an den Universitäten und Fachhochschulen Governance Service-Management bereitstellt, soli- esverzeichnet sich mitwurden, der breit gefächerten Expertise um begannen 2019 bereits 13 268 Studierende ein MINT-Studium. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine de digitale Lösungen entwickelt und hochwertige Medie gesamte Entwicklungskette von der BePerson ein MINT-Studium beginnt, stieg ebenfalls von 30.6% im Jahr 2010 auf 34.1% im Jahr 2019. thoden zur Qualitätssicherung und Testung anbietet. ratung bis hin zur Ausführung. Schliesslich ist Innovation für Itecor von zentraler Bedeutung. Das Unternehmen folgt aufmerksam den NeuDurch die Nähe zur Kundschaft und die Bereitschaft zuzuhören, ist Itecor bereit, Firmen heiten der Branche, um der Kundschaft stets schnell und agil zu unterstützen. Aus diesem kompetent einen echten Mehrwert zu bieten. 82
84
Das Familienleben am Arbeitsplatz unterstützen In den letzten Jahren sind zwar immer mehr Frauen in die IT-Branche vorgestossen, doch die Tendenz ist heute rückläufig. Cécile Vermeil, Personalleiterin und Kommunikationsmanagerin bei Itecor, wagt einen Erklärungsversuch des Phänomens: «Der Beruf im Bereich der Beratung und Dienstleistung wird von Frauen noch immer als etwas angesehen, das schwierig mit dem Familienleben zu vereinbaren ist.»
90
Um der Doppelbelastung von Angestellten entgegenzuwirken, implementierte Itecor konkrete Massnahmen. So ist Teilzeitarbeit sowohl für Frauen als auch Männer möglich. «Teilzeitpensen sind in der Tat nicht nur Frauensache», erklärt Cécile Vermeil. Ziel ist, auch Männern Raum für die Familie zu ermöglichen. Ebenso kann der Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub verlängert werden. Als Pionier im Bereich der Gleichstellung von Frauen im Unternehmen versucht Itecor daher, den Geschlechterunterschieden entgegenzuwirken, die bereits in jungen Jahren entstehen. «Wir sind so aufgebaut, dass wir uns gegenseitig unterstützen und hier alle ihren Platz finden. Letztendlich nährt man sich von den Stärken jedes Individuums», resümiert Cécile Vermeil. Weitere Informationen: itecor.com
Text Léa Stocky
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
FASZINATION TECHNIK – BILDXZUG • BRANDREPORT 5
MINT-Workshops für technikfaszinierte Kinder und Jugendliche
TECHNIK-MOBIL
girls-For-mint
MEHR ERFAHREN
MEHR ERFAHREN
MINT-Workshops für Schulklassen auf deinem Pausenplatz
Das Impulsprogramm «Faszination Technik» des Lehrbetriebsverbundes bildxzug sensibilisiert Kinder und Jugendliche für die MINT-Berufe. Bei «girls-for-mint» werden speziell die Mädchen angesprochen. Die Workshops bieten ihnen einen Rahmen zum Experimentieren und Entdecken.
S
chon seit einem Jahr ist das Technik-Mobil unterwegs und begeistert im Rahmen des Impulsprogramms «Faszination Technik» Kinder und Jugendliche zu MINT-Themen. Bereits in sieben verschiedenen Gemeinden wurden auf Schulhausplätzen jeweils eine ganze Woche lang zahlreiche Schüler:innen für Technik begeistert. Weitere Workshops finden seit einiger Zeit auch in anderen Gemeinden des Kantons Zug und etwas darüber hinaus statt. Nebst Workshops für Mädchen und Schulklassen war das Technik-Mobil auch an weiteren Events vor Ort, unter anderem am E-Mobilitätstag, Firmenanlässen und im Rahmen des GGZ-Ferienpasses.
Für clevere Mädchen mit Freude an MINT Am 29. Mai 2021 fand der erste Workshop im Rahmen des Programms «girls-for-mint» im neu umgebauten Technik-Mobil statt. Damals arbeiteten die Mädchen eifrig an den Themen Sketchnotes und Webseiten, seither folgten rund 25 weitere Workshops. In diesen lernten die Girls Spannendes über Calliope, 3-D-Drucker, Löten, Elektronik, Sketchnotes und Webseiten sowie Lego Mindstorm. «Ich würde diesen Workshop weiterempfehlen, weil man in einen Bereich reinschauen kann, den Mädchen sonst nicht so kennen», schwärmt eine der Teilnehmerinnen.
MINT-Workshops für Mädchen der 5. bis 7. Klasse
www.technik-mobil.ch
Header.indd 1
19.04.2022 15:18:34
Landis-Gyr Strasse 1 6300 Zug
041 544 77 00
info@faszinationtechnik.ch
Footer.indd 1
@technikmobil 19.04.2022 15:21:51
Die «girls-for-mint»-Workshops finden in der Freizeit – mittwochnachmittags, samstags und in den Ferien – statt und richten sich ausschliesslich an Mädchen. Die aktuellen Daten werden laufend auf der Webseite aufgeschaltet. Mobil werden Ab sofort können sich Lehrkräfte für einen Workshop auf ihrem Schulgelände anmelden. Jedoch ist das Technik-Mobil auch flexibel einsetzbar und offen für eigene Projektideen rund um das Thema MINT – ob auf dem Firmengelände, Pausenplatz, bei einem Quartiertreffpunkt oder Vereinsanlass. Seien es Technikbegeisterte, die Workshops im Technik-Mobil anbieten möchten, oder Interessierte mit einem Lkw-Führerschein, die das Technik-Mobil von Platz zu Platz verschieben können – bildxzug freut sich auf die Kontaktaufnahme. Die nächsten Technik-Workshops sowie weitere Informationen unter technik-mobil.ch
ROCHE DIAGNOSTICS INTERNATIONAL AG • BRANDREPORT
Eine Lehre voller Abwechslung und bleibender Eindrücke Als eines der führenden Diagnostic- und Pharmaunternehmen der Welt ist Roche auf junge und innovative Talente angewiesen. Wie kontert man da den grassierenden Fachkräftemangel? Indem man die technischen Expertinnen und Experten von morgen selbst ausbildet. «Smart Employer» wollte mehr erfahren. Interview mit Lena Villiger, Lernende Konstruktion mit lehrbegleitender BMS im 1. Lehrjahr, und Lars Vögtle, Lernender Informatik Applikation mit lehrbegleitender BMS im 4. Lehrjahr
D
ie Firma Roche Diagnostics International AG mit Sitz in Rotkreuz gehört zur Division Roche Diagnostics – dem Weltmarktführer in der Invitro Diagnostic. Sie spielt damit eine zentrale Rolle im weltweiten Forschungs-, Entwicklungs-, Produktions- und Servicenetzwerk innerhalb der Unternehmensgruppe. Roche Diagnostics nimmt seine bildungspolitische Verantwortung ernst: Seit über 40 Jahren engagiert sich das Unternehmen aktiv in der Berufsbildung. Zurzeit werden am Standort Rotkreuz 140 Lernende in neun verschiedenen Berufen ausgebildet. In den Bereichen Informatik, Elektronik, Konstruktion, Mediamatik und Labor ist Roche auch als Ausbildungszentrum tätig. Dies bedeutet, dass nebst den eigenen Lernenden auch für Lernende regionaler Firmen Kurse und Ausbildungen angeboten werden. Die MINT-Förderung ist eine weitere Herzensangelegenheit, weshalb man sich stark mit Initiativen, Projekten und Workshops engagiert. Lena, du absolvierst bei Roche Diagnostics eine Lehre im Bereich Konstruktion. Was darf man sich darunter vorstellen? Lena Villiger: Im Allgemeinen besteht meine Aufgabe darin, Einzelteile oder Baugruppen zu planen, zu zeichnen und zu konstruieren. Diese kommen dann in unseren Diagnostic- und Analysesystemen zum Einsatz. In meiner Funktion arbeite ich viel mit anderen Fachpersonen zusammen, darunter Elektroingenieur:innen und Polymechaniker:innen. Wie bist du auf dieses Berufsfeld gestossen und warum hast du dich dafür entschieden? Lena Villiger: Ich habe über Umwege zu diesem spannenden Beruf gefunden. Zuerst schnupperte ich als Floristin sowie als kaufmännische Angestellte – also in zwei Branchen, die viele Frauen anpeilen. Doch beides sagte mir nicht recht zu. Die KV-Schnupperlehre absolvierte ich bei Roche Diagnostics.
mit vielen anderen Lernenden und Gleichaltrigen zusammen. Zum anderen erhält man bei Roche die Möglichkeit, in diverse Abteilungen hineinzuschauen, was enorm abwechslungsreich ist. Lena Villiger: Auch ich empfinde meine Lehre bei Roche als sehr spannend, der Einstieg wird einem, wie von Lars erwähnt, äusserst angenehm gemacht. Zudem sind die Leute im Unternehmen sehr freundlich und man wird gut betreut.
Und obschon mich die KV-Tätigkeit nicht überzeugte, bekam ich einen tollen Eindruck der Firma. Ich recherchierte daraufhin, welche anderen Berufslehren dort angeboten werden und fasste mein Ziel, den Beruf der Konstrukteurin zu erlernen. Lars, du befindest dich, im Gegensatz zu Lena, bereits am Ende deiner Lehrzeit. Lars Vögtle: Das stimmt und die vier Jahre meiner Lehre im Bereich Informatik Applikation waren eine enorm spannende Zeit, auf die ich positiv zurückblicke. Ich durfte viele unterschiedliche Erfahrungen machen und mich in diverse Projekte einbringen. Nicht nur habe ich während meiner Lehre die verschiedenen Abteilungen der Roche kennengelernt, sondern durfte auch mein Betriebssystem wechseln sowie verschiedene Programmiersprachen erlernen. Dabei wurde ich stets von tollen Menschen betreut und begleitet. Was reizt dich an deinem Beruf? Lars Vögtle: Ich erachte das Entwickeln von Software und damit das Finden von Lösungen für neue und relevante Probleme als hochspannend. Und natürlich ist es ein gesuchter und damit sicherer Job. Nach meiner
Lehre werde ich bei der Roche als Applikationsentwickler Informatik weiterbeschäftigt, was mich sehr freut. Dies auch, da ich mein Team sehr schätze. Ihr absolviert beide nebst der Lehre die Berufsmaturität (BMS). Stellt das nicht einen enormen Zusatzstress dar? Lena Villiger: Bisher klappt es einwandfrei, da mein Schulpensum noch nicht höher ist als das der anderen Lernenden. Das wird sich aber ändern, dann stehen wöchentlich drei Tage Schule und zwei Tage arbeiten auf dem Programm. Ich bin zuversichtlich. Lars Vögtle: Bei mir hat sich der Zusatzstress ebenfalls in Grenzen gehalten, den Unterricht habe ich sogar oft als positiven Ausgleich zum Arbeitsalltag empfunden. Würdet ihr jungen Menschen eine Lehre bei der Roche empfehlen? Lars Vögtle: Absolut. Der Einstieg wird für die Lernenden optimal organisiert, was den Übertritt von der obligatorischen Schulzeit in die Lehre erleichtert. Zudem bringt die Grösse des Unternehmens verschiedene Vorteile mit sich. Zum einen ist man
Du engagierst dich auch für die Initiative «girls for mint», Lena. Lena Villiger: Richtig, ich leite dort Kurse, die sich an Mädchen von der fünften bis siebten Klasse richten. Ich stelle ihnen den Beruf der Konstrukteurin vor und gebe ihnen einen Einblick in meine Arbeit. Es ist eine coole und wichtige Sache. Ich bin in meinem Jahrgang das einzige Mädchen in der Konstruktion und denke, das können wir ändern. Von der Lehre in die Anstellung Exzellent ausgebildete und motivierte Mitarbeitende bilden die Basis, auf die Roche aufbaut. Darum geniesst auch die Förderung junger Talente hohe Priorität. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass Roche Diagnostics International AG in Rotkreuz alljährlich ca. 70 Prozent der Lehrabgänger:innen als engagierte Mitarbeitende weiterbeschäftigt. So wirkt man dem Fachkräftemangel mit internem Nachwuchs erfolgreich entgegen. Weitere Informationen finden Sie unter lehre.roche.com www.roche.com
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
6 PREMIUM PARTNER • SATW
SMARTEMPLOYER.CH
Ester Elices
«Es muss uns gelingen, junge Leute für technische Berufe zu begeistern» Es sind die Expertinnen und Experten der technischen Branchen, die mit ihren Innovationen die wichtigen Themen von heute und morgen adressieren, vom Klimawandel bis hin zur Digitalisierung. Doch leider fehlt es an Fachkräften. «Smart Employer» fragte nach, wie man den MINT-Berufen neues Leben einhauchen kann. Interview mit Ester Elices, Programmleiterin Nachwuchsförderung SATW (Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften) Ester Elices, was versteht man genau unter den «MINT-Fächern» und warum sind sie so relevant? Die Abkürzung MINT steht für die vier Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. In diesen Bereichen verbirgt sich eine Vielzahl von zukunftsträchtigen Branchen und spannenden Berufen. Viele davon sind noch viel zu wenig bekannt, einige von ihnen existieren auch noch nicht lange. So waren etwa Cyber-Security-Spezialist:innen vor einigen Jahren noch kaum gefragt – und heute, im Zeitalter der Digitalisierung, erbringen sie essenzielle Dienste. Auch technische Berufsbilder, die schon länger existieren, werden ebenfalls immer relevanter wie Ingenieur:innen, Techniker:innen oder Umweltwissenschaftler:innen. Diese MINT-Berufe sind für den Wirtschaftsstandort Schweiz von enormer Relevanz, weil die Fachleute dieser Disziplinen einen wesentlichen Beitrag für unsere Zukunft leisten. Dementsprechend wichtig ist die Nachwuchsförderung. Was uns zum Thema «Fachkräftemangel» führt. Das stimmt, es besteht in der Tat ein Mangel an jungen Talenten in den MINT-Berufen. Vor allem wird es uns an Ingenieur:innen, Informatikfachleuten sowie Techniker:innen mangeln. Das bedeutet folgerichtig: Es muss uns gelingen, junge Menschen für die technischen Berufe zu begeistern und gleichzeitig Quereinsteiger:innen den Branchenwechsel zu ermöglichen. Zudem dürfen wir das Problem der «Leaky Pipeline» nicht ausser Acht lassen: Frauen, die einen MINT-Beruf erlernt haben, verlassen diesen mittelfristig wieder.
Auch hier müssen wir schauen, dass sich Frauen in ihrem Karriereweg unterstützt fühlen. Dabei stehen auch wir von der SATW in der Verantwortung. Einer der Aufträge, die uns der Bund erteilt hat, besteht in der Förderung des Technikinteresses und -verständnisses in der Bevölkerung, insbesondere bei Jugendlichen. Wo sehen Sie das grösste Verbesserungspotenzial? Noch immer sind vergleichsweise wenige Frauen und Mädchen im technischen Metier tätig. Gemäss Erhebungen von Swissmem liegt der Frauenanteil bei den MINT-Lernenden bei 16 Prozent und auf der Stufe der Fachhochschulen gar nur bei 14 Prozent. Hier besteht grosser Handlungsbedarf. Dass Berufe immer interdisziplinärer werden, ist eine positive Entwicklung. Um aber junge Mädchen für eine technische Karriere zu begeistern, muss man ihnen mehr Kontext bieten. Die grosse Crux besteht darin, dass die Attraktivität der MINT-Berufe nicht hoch genug ist und sich falsche Vorurteile hartnäckig halten. Was lässt sich dagegen tun? Man muss mit der Botschaft, wie zukunftsorientiert und attraktiv der MINT-Bereich ist, das schulische und private Umfeld der Jugendlichen erreichen. Denn die Lehrerschaft, Eltern sowie die Peers haben einen enormen Einfluss auf die Berufswahl junger Menschen. Auch weitere Stakeholder wie ausserschulische Begleitpersonen, Politiker:innen und Interessenvertreter:innen müssen wir von der Sinnhaftigkeit von MINT überzeugen. Letztlich muss es uns gelingen, einen gesellschaftlichen Diskurs dazu anstossen.
Man würde meinen, in unserer digitalisierten Welt sei das Technikinteresse der Jugendlichen inhärent hoch. Untersuchungen zeigen, dass dies zumindest anfangs bei allen Kindern durchaus der Fall ist. Mädchen verlieren dieses Interesse aber mit der Zeit aufgrund von sozialer Prägung, die sich unter anderem auf traditionelle Rollenbilder und ihr Umfeld zurückführen lässt. Das ist schade, da die MINT-Berufe eigentlich perfekt den Werten der jungen Menschen von heute entsprechen: Sie möchten eine nachhaltigere Welt schaffen und einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen. MINT-Berufe bieten ihnen genau das. Deshalb benötigen wir Vorbilder – sowohl Männer als auch Frauen – die das Potenzial von MINT auf positive Art sichtbar machen, die verschiedensten Berufsfacetten aufzeigen und gleichzeitig Vorurteile abbauen. Ein passendes Stichwort dafür ist das SwissTec Ladies Mentoring Programm. Genau, bei diesem neunmonatigen Programm erleben rund 115 Mädchen aus der ganzen Schweiz spannende, technische Berufe hautnah. Sie erhalten dabei Einsicht in Hochschulen sowie Unternehmen und auch Forschungsinstitutionen öffnen ihre Türen. Die Teilnehmerinnen dürfen selbst Hand anlegen, programmieren, löten usw. Dabei treffen sie auch andere Mädchen und sind in einer Gruppe unterwegs. Die Teilnehmerinnen werden von einer Fachfrau aus einem technischen Bereich begleitet, die ihnen über die neun Monate hinweg als Mentorin mit Rat und Tat zur Seite steht. Durch diese persönlichen Begegnungen erlangen die Mädchen
einen neuen Blickwinkel auf verschiedenste Bereiche. Durch den regelmässigen Austausch erleben sie, wie Fachfrauen Leben und Job managen und bauen so persönliche Vorurteile ab. Im September führen wir das Programm zum dritten Mal durch, erstmals auch im Tessin. Die Feedbacks der Teilnehmerinnen und Eltern sind durchwegs positiv. Welche weiteren Initiativen werden in diesem Bereich noch ergriffen? Seit 2007 führen wir jährlich bis zu zwölf «TecDays» durch. Zu diesem Zweck gehen wir mit 40 bis 80 Expertinnen und Experten in die Schulen und bieten Module zu technischen Themen an. Bisher haben wir auf diese Weise über 70 000 Schüler:innen erreicht, auch hierzu fallen die Feedbacks hervorragend aus. Zudem zeigt sich, dass der TecDay die Wahl der Maturandinnen für ein technisches Studium positiv beeinflusst. Nebst diesen Bemühungen ist es uns ein Anliegen, bestehende MINT-Aktivitäten besser zu vernetzen und auch sichtbar zu machen. So erreichen wir, dass mehr Jugendliche – sowie wichtige Stakeholder – darauf aufmerksam werden und auch, dass wir sie besser begleiten, um so nachhaltige Effekte erzielen zu können. Wir arbeiten daran und sind mittlerweile mit über 1000 Unternehmen und Bildungsinstitutionen vernetzt, um dieses Ziel gemeinsam umzusetzen. Denn letztlich stehen wir alle in der Verantwortung, den MINT-Bereich attraktiver zu machen – von den Bildungsinstituten über die Unternehmen bis hin zu den Eltern und politischen Akteur:innen.
H
.C
A IN NM W FO EL W A D W B U .A E N BB ND G TS :
ANZEIGE
>
PRAXISNAHE WEITERBILDUNG FÜR EINE BERUFLICHE ZUKUNFT MIT VIELVERSPRECHENDEN PERSPEKTIVEN > Höhere Fachschule für Technik in Baden und Sursee > Berufsbegleitende Bildungsgänge und Nachdiplomstudien HF > Studienstart: Oktober 2022
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
AXIANS SCHWEIZ AG • BRANDREPORT 7
«Neugierige Frauen werden manchmal zu vorschnell als ‹Gwundernase› eingestuft» Ramona Williams, HR Business Area Partnerin bei Axians in der Schweiz, und Irene Zürcher, Site Engineer bei Axians Schweiz, haben kürzlich über die Herausforderungen bei der Suche nach MINT-Fachkräften und auch Frauen ganz generell referiert. Im Interview geben sie just zu diesen Themen Auskunft. Wie haben Sie die Delegiertenversammlung der BPW Switzerland (Business & Professional Women) erlebt, bei der Axians und Actemium Schweiz Neumitglieder sind? Williams: Wir durften einen Workshop über Frauen in unserem Unternehmen halten, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik tätig sind und über die Wichtigkeit von Diversity in MINT sprechen. Spannend war insbesondere die Tatsache, dass Frauen aus allen Branchen und Hierarchiestufen zusammenkamen und ein sehr interessanter Austausch stattfand. Technische Berufe sind noch immer vielerorts eine Männerdomäne. Wie können wir Mädchen möglichst früh für MINT-Berufe begeistern? Zürcher: Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und konnte schon früh sehr viel ausprobieren. Werken mit Holz und Metall, aber auch Nägeln und Schrauben zählten da zur Tagesordnung. Aus der frühen Kindheit sind mir Lego und Fisher-Price-Spielzeug in guter Erinnerung. Wir hatten zudem stets eine Baustelle zu Hause, damit wurde schon früh mein Interesse am Bauen geweckt.
Irene Zürcher (links) und Ramona Williams
Kam so auch Ihre Begeisterung für Mathematik und Physik? Zürcher: Unbedingt. Aber auch mechanisch-handwerkliche Berufe oder Handarbeit ganz allgemein reizten mich sehr. Denn da steckt viel Logik dahinter. Ich finde, dass heutzutage gerade auch Mädchen alles ausprobieren dürfen und sollten. Auf Bäume klettern, defekte Geräte auseinanderschrauben und Ähnliches hilft für das Verständnis und beseitigt Berührungsängste gegenüber der Technik. Meine Kinder haben so beispielsweise gesehen, wie eine alte Kaffeemühle funktioniert. Was kann hier die Schule tun? Zürcher: Wir haben im Kanton sogenannte Begabtenförderungsprogramme, in denen etwa meine Nichte einen Stuhl bauen kann oder einen 3-D-Drucker bedienen lernt. Solche Workshops müssen viel stärker gefördert werden. Die Berufsmesse kommt in vielen Fällen fast zu spät. Und viele exotische Berufe wie etwa Netzelektriker:in oder IT-Jobs erscheinen auf den ersten Blick wenig attraktiv. Williams: Die MINT-Begeisterung hängt längst nicht nur vom Geschlecht ab, sondern von der Gesellschaft ganz allgemein. Auch das Elternhaus, die Lehrpersonen und Spielgruppen sind schon sehr früh sehr entscheidend. Bereits in den allerersten Lebensjahren starten Kinder mit ihrem Lernprozess – unbewusst durch Beobachtung. Sie nehmen unkritisch und unreflektiert auf, dass es verschiedene Geschlechter gibt, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Das prägt tief und ist später schwer zu überwinden. Hier sind alle Erwachsenen gefordert und nicht nur die Schule. Als Vorbilder müssen wir alle ihnen bereits im Vorschulalter und auch später immer wieder klar zeigen, dass ihre private und berufliche Entwicklung nicht durch ihr Geschlecht
vorbestimmt ist. Viele Berufe sind zudem nicht auf den ersten Blick fassbar. Den Beruf eine:r Automechaniker:in verstehen auch Kleinkinder sehr schnell. Bei einer IT-Fachkraft ist dies ganz anders, weil die Arbeit an einem Server weit weniger sichtbar ist. Zürcher: Heutzutage haben sogar Traktoren immer mehr Elektronik an Bord. Ein:e Mechatroniker:in und Techniker:in Maschinenbau muss heute auch programmieren können. Williams: Spannend ist beispielsweise das Berufsbild «Mediamatiker:in»; diese müssen sich längst nicht mehr nur in kaufmännischen Dingen auskennen, sondern auch in Sachen IT und Marketing. So findet die Diversität ihren Weg auch in den Berufsbildern und entspricht den Anforderungen des Marktes. Gehen Frauen Probleme anders an als Männer? Zürcher: Neugierige Frauen werden manchmal zu vorschnell als «Gwundernase» eingestuft. Das kann Frauen im Alltag hemmen. Bei Männern hingegen wird das meistens positiv als Geschäftsinteresse gedeutet. Solche und ähnliche geschlechtsspezifische Interpretationen müssen wir überwinden, denn auch innerhalb desselben Geschlechts gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Es gibt ja auch das Sprichwort, dass hinter einem starken Mann meist eine noch stärkere Frau steht. Da steckt viel Wahrheit drin, denn es belegt, dass schlussendlich das Team zählt. Ein gutes Team muss alle Fähigkeiten von Mann und Frau beinhalten und alle müssen sich ausgewogen einbringen können. Williams: Die Antwort auf diese Frage ist für mich weniger das Geschlecht, sondern vielmehr der Menschentyp. Die Persönlichkeit, die Erfahrungen, der
Werdegang und die Wahrnehmung sowie die Werte, welche verinnerlicht wurden, spielen eine entscheidende Rolle. Die Erfahrung aus dem privaten wie auch beruflichen Umfeld zeigt leider noch immer, dass eine Frau teilweise auch heutzutage deutlich mehr leisten muss als ein Mann, um dieselbe Anerkennung zu kriegen. Zürcher: Kinderbetreuung wird in unserer Gesellschaft noch zu oft als Frauensache gelebt, dabei ist eine gleichberechtigte aktive Unterstützung der Männer für die Entwicklung sehr wichtig. Frauen wollen und sind heute finanziell unabhängiger und sorgen selbst für ihre Pensionskasse. Wie gehen Sie mit Diversity und Inclusion um? Williams: Diversity ist schnell mal eingeführt, aber letztlich geht es um eine Inclusion, sodass sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen und entfalten können. Alle sollten so arbeiten können, wie es ihren Ausprägungen und Vorlieben am besten entspricht. Was können Sie MINT-Frauen in Ihrer Firma bieten? Williams: Wir setzen nicht nur bei Frauen, sondern bei der gesamten Belegschaft auf Offenheit und Flexibilität. Dabei müssen wir jeden Mitarbeitenden individuell behandeln. So sind etwa die Verschiebung von Freitagen, Teilzeitstellen, Jobsharing oder das Homeoffice in vielen Bereichen problemlos möglich. Auch die Lohngleichheit ist bei uns selbstverständlich. Wir sorgen aktiv dafür, dass alle Mitarbeitenden gleichermassen Zugang zu allen Positionen und Aufgaben haben. So sind spannende und interessante Tätigkeiten für alle zugänglich.
ANZEIGE
Wir coden die Logistik der Zukunft. Mit neusten Technologien und Vollblut-Engineers. Willst du mitgestalten? Dann melde dich noch heute.
maisondu.software/karriere
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
8 TESTIMONIALS
SMARTEMPLOYER.CH
Christine Seidler
Nikoletta Seraidou
Rino Anniballo
Professorin für Urbane Entwicklung und Siedlungsökonomie Leiterin Forschung, Raumplanung und Siedlungsentwicklung Ing. Raumplanung B.Sc HTR FSU SIA / Ökonomin MAS MBA Departement Fachhochschule Graubünden Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
Dipl.Ing (FH) Mechatronik Ingenieurin Projektleitung RCM-Systeme SBB AG Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
Bildungsgangleiter Unternehmensprozesse HF ABB Technikerschule in Baden
«Weil ich damit Lebensqualität schaffen kann. Wir können den Wind nicht ändern – aber die Segel anders setzen. In meinem Beruf lösen wir mithilfe von Ingenieurwissen und KI Probleme, die etwa durch den Klimawandel entstehen: Hitze in den Städten oder Steinschlag in den Bergen. Genau hier kann ich etwas positiv verändern.»
Deborah Müller Ing.Sc.Mat.Dipl.EPF / EMBA Director Innovation and Business Development Beyond Gravity Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
«Wissenschaft und Technik umfasst faszinierende Themen, vom Beobachten und Verstehen der biologischen Naturspektakel bis hin zum Raketenund Satellitenbau, um das All zu erkunden. Die Neugierde und Leidenschaft, etwas selbst zu bauen, zu verstehen, wie es funktioniert und damit der Menschheit die Zukunft zu ermöglichen oder zu erleichtern, ist mein Antrieb.»
«Als Kind sass ich im Auto und sah meinem Vater beim Tanken zu. Ich fragte ihn, warum das Auto fährt, wenn man etwas Flüssiges reinleert. Er konnte mir die Funktionsweise des Verbrennungsmotors nicht erklären. Mich liess dies aber nicht mehr los und so tauchte ich in die Welt der Technik ein – eine Leidenschaft, für die ich heute noch brenne!»
Weshalb haben Sie sich für einen MINT-Beruf entschieden und wie kann dieser die Welt verändern? Diese Frage stellte «Smart Employer» elf Personen aus dem MINT-Bereich.
«Als Bildungsgangleiter für Unternehmensprozesse mit Schwerpunkt auf Betriebstechnik und internationale Logistik kann ich gemeinsam mit meinem praxiserfahrenen Dozententeam etwas für unsere Studierenden in deren Ausund Weiterbildung bewegen. Dabei leiste ich einen Beitrag zur Gesellschaft, Umwelt, Nachhaltigkeit und auch zu innovativen KMU.»
Claudia von Scala Dr. Chem.-Ing. Technology Manager Sustainable Solutions Sulzer Chemtech AG Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
«Ich habe mich für einen Beruf in der MINTBranche entschieden, weil ich Chemie schon immer faszinierend fand und verstehen wollte, woraus Materialien bestehen und wie man neue Substanzen erzeugen kann. Heute kann ich mit meinem Wissen und Erfahrung an neuen Technologien arbeiten, die bei der Lösung der Klimakrise helfen werden.»
Claudia Röösli, Dr.
Andrea Katharina Fuchs
Umberto Annino
MSc ETHZ Group Leader Earth Observation Application and Services Dept. Geographie, Remote Sensing Laboratories Universität Zürich Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
MSc Mechanical Engineering ETH Senior Consultant PROSE AG Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
Principal Cyber Security Consultant InfoGuard AG
«Ich habe den Beruf der Geomatikingenieurin gewählt, da ich gerne in der Natur bin, aber auch von technisch komplexen Systemen fasziniert bin. Das effiziente Erfassen und Beobachten unseres Planeten mit Satelliten erlaubt uns besser zu verstehen, wie die Erde funktioniert und welche Einflüsse wir auf diese haben, um entsprechend effektiv zu handeln.»
«Bewegende Maschinen und Systeme haben mich schon immer interessiert. Im Maschinenbaustudium konnte ich das mit meiner Freude am Rechnen verbinden. In meinem Beruf gestalte ich mit meinem Team die zukünftige, nachhaltige Mobilität, unter anderem mit Themen zum autonomen Fahren und digitalen Lösungen für die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen.»
«Ich habe mich für eine Karriere in der Informationssicherheit entschieden, weil ich damit jeden Tag vor neuen interdisziplinären Herausforderungen stehe und mit meinem Beitrag zur Sicherheit zu einer risikoärmeren Zukunft beisteuern kann.»
Nicole Vogler
Daniel Egli
Anna Maria Blengino
Diplom-Ingenieurin Senior Manager Supply Chain Management RUAG Aerostructures Schweiz AG Mentorin Swiss TecLadies (SATW)
Bildungsgangleiter Energie und Umwelt HF ABB Technikerschule in Baden
MSc Geothechnical Engineering Turin Polytechnic Senior Director IT Strategy and Innovation Sunrise GmbH
«Während meines technischen Studiums habe ich Fähigkeiten erlernt, neue Ideen und Lösungen zu entwickeln, um nachhaltig, effizient und ressourcenschonend zu produzieren, zu wirtschaften und Verantwortung für das Unternehmen, die Mitarbeitenden, die Gesellschaft und die Umwelt zu übernehmen. Dies ist auch mein persönliches Anliegen.»
«Als Energie- und Umweltingenieur kann ich durch die situationsgerechte Anwendung von Technologien, die auf wissenschaftlichen Gesetzen beruhen, zur nachhaltigen Entwicklung unserer Welt beitragen. Durch meine Berufswahl wurde mir zudem bewusst, wie einzigartig unser Planet ist und dass ich durch mein Verhalten die Nachhaltigkeit fördern kann.»
«Der MINT-Sektor war das natürliche Ventil für meine technologische Neugierde, die ich schon als Kind hatte. Die Telekommunikation ist allgegenwärtig, von der Arbeit im Homeoffice bis zum Zugang zu öffentlichen Diensten, aber auch in der Automatisierungs-, Sicherheits- und Unterhaltungsindustrie. Ich glaube, dass meine Arbeit zum Fortschritt in diesem Bereich beiträgt.»
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
DORMAKABA SCHWEIZ AG • BRANDREPORT 9
Die globalen Türöffner – auch für die Karriere Bei dormakaba arbeiten 15 000 Menschen weltweit an der Zukunft moderner Zugangssysteme. Dabei verlässt sich das Unternehmen nicht nur auf seine hochwertigen Schliess- und Sicherheitsanlagen oder die fast 2000 Software- und Produktpatente. Es öffnet auch Türen für die Karrieren der Mitarbeitenden. Interview mit Heidi Beck, Hardwareentwicklerin
Interview mit Layla Gassoumi und Robert Kleger, Softwareentwicklung
Frau Heidi Beck, was macht dormakaba für Sie spannend – und was sind die spezifischen Herausforderungen? Ich weiss nicht, ob jeder Schweizer einen Kaba-Schlüssel am Schlüsselbund hat, doch ich denke, die meisten sind bereits einem unserer Produkte begegnet. Bis ich seinerzeit noch bei »Kaba« startete, hatte mich dies nicht sehr stark interessiert, denn das Wichtigste war ja, dass man eine Tür abschliessen kann, also Zutritt erhält, und dass der Zugang jederzeit reibungslos funktioniert. Nun aber ist mir bewusst, was ein Schlüssel, ein Schloss, ein Beschlag, mechanisch oder mechatronisch-digital, bedeutet. Da ich eigentlich vom Maschinenbau komme, hat mich die Herausforderung in der Mechatronik sehr gereizt. Man beschäftigt sich interdisziplinär mit Mechanik, Elektronik und Informatik. Diese Symbiose finde ich sehr spannend. Die Digitalisierung hat unsere Produkte weiter verändert, um einen smarten und trotzdem sicheren Zutritt zu gewähren. Die Elektronik wird dabei immer kleiner und kann somit in kleinere Gehäuse verbaut werden.
Frau Layla Gassoumi, Herr Robert Kleger, mit welchen spezifischen Herausforderungen sind Sie in Ihren Bereichen konfrontiert? LG: Einerseits haben wir es mit einer sich schnell ändernden Technologie zu tun, andererseits geht es natürlich darum, privates und berufliches Leben in Einklang zu bringen.
Welche Chancen sehen Sie für sich bei dormakaba? dormakaba gibt mir als Mitarbeiterin in jeder Hinsicht die Chance, mich auf meine Stärken bezogen und individuell weiterzuentwickeln. Man wird ermutigt, innovativ und mutig zu sein. Durch die Digitalisierung ist bei neuen Sicherheitssystemen Flexibilität und Vernetzung gefragt, und dies ist eine Herausforderung bei der Entwicklung. dormakaba ist ein globales Unternehmen mit mehr als 15 000 Mitarbeitern weltweit. Es besitzt aber trotzdem eine eher familiäre Kultur. Wie empfinden Sie das? Für mich hat dormakaba auf jeden Fall eine familiäre Kultur – familiär bedeutet ja: freundschaftlich, ungezwungen und vertraut. dormakaba bringt mir in jeglicher Hinsicht Vertrauen entgegen, respektiert und unterstützt mich in meinen Belangen.
RK: Wir entwickeln unsere Software-Produkte eng mit unseren weltweiten Kunden zusammen. Die Herausforderung dabei ist, möglichst allen Kundenwünschen gerecht zu werden und diese in eine intuitiv zu bedienende Software zu integrieren. Steuerungen werden zugleich raffinierter. So können Nutzerinnen und Nutzer schnell Berechtigungen, auch Einmalberechtigungen, über das Smartphone verwalten. Was ist da in Zukunft noch möglich? LG: Ein wichtiger Punkt ist sicher die Einbindung von Künstlicher Intelligenz in die Berechtigungsprozesse. Dazu kommt eine selbstlernende Logik, um vorherige Parameter für Autorisierungsfaktoren zu lesen und auf neue Benutzerinnen und Benutzer anzuwenden. RK: Bisher waren Zutrittssysteme, mit einigen Ausnahmen, eher Insellösungen. Mit der Cloudtechnologie können nun einfacher Schnittstellen angeboten werden, um verschiedene Systeme miteinander zu verbinden. Zum Beispiel Buchungssysteme von Drittanbietern. In Zukunft wird der physische Schlüssel immer mehr durch digitale Medien ersetzt, wie zum Beispiel das Smarphone Wallet. Dadurch können Schlüssel für die eigene Wohnung, den Briefkasten oder sogar das Auto schnell und unkompliziert geteilt und Berechtigungen in Echtzeit erteilt werden. Welche Möglichkeiten hat Ihnen dormakaba bisher zur Unterstützung oder Weiterentwicklung geboten?
dormakaba gibt mir als Mitarbeiterin in jeder Hinsicht die Chance, mich auf meine Stärken bezogen und individuell weiterzuentwickeln.
LG: dormakaba hat mich während und nach meiner Elternzeit enorm unterstützt. Ich habe viel Verständnis für die Bedürfnisse einer frischgebackenen Mutter bekommen. Das hat mir geholfen, die Life-Work-Balance zu finden, die nötig war. Ich wurde ausserdem auch ermutigt, innerhalb des Teams neue Fähigkeiten und Technologien zu erlernen. So konnte ich in verschiedenen Bereichen arbeiten, um mein Wissen und meine Erfahrung anzuwenden. Es gibt eigentlich jeden Tag eine neue, aber erreichbare Herausforderung. RK: dormakaba unterstützt die Mitarbeitenden finanziell bei Aus- und Weiterbildungen. Zudem haben wir die Möglichkeit, an Entwicklerkonferenzen teilzunehmen. Ich habe zum Beispiel am »AWS Summit Switzerland« teilgenommen. Zudem gibt es alle drei Monate einen sogenannten Innovation Sprint, wo wir uns mit neuen Themen befassen können. Interview mit Faterneh Davoudizadeh und Thomas Schaffhauser, Softwarespezialisten. Frau Faterneh Davoudizadeh, Herr Thomas Schaffhauser, Sie installieren die Software direkt beim Kunden. Was sind die spezifischen Herausforderungen, mit denen Sie bei diesen Aufgaben jeden Tag konfrontiert sind? FD: Bei manchen Kunden ist die Situation sehr sensibel und sie wollen deshalb jeden Klick sehen und verstehen. Manchmal kriegt man die notwendigen Rechte nicht rechtzeitig und deswegen dauert der Prozess länger oder verschiebt sich. Am Ende geht aber Sicherheit und Qualität vor Schnelligkeit. TS: Die grösste Herausforderung ist das Einbinden unserer Software in die vom Kunden zur Verfügung gestellte IT-Landschaft. Häufig gibt es viele kundeninterne Richtlinien, die eingehalten werden müssen. Sie installieren die Software auch in sehr sensiblen Bereichen wie Flughäfen oder Militäreinrichtungen. Was sind dort die besonderen Herausforderungen? FD: In diesen Bereichen dürfen selbst die kleinsten Fehler nicht passieren, da jedes Kommen und Gehen von Menschen sehr wichtig ist oder auch ein Sicherheitsrisiko darstellen kann. TS: Die Zusammenarbeit mit der Kunden-IT ist das A und O bei unserem Job. Dies ist eine der grössten Herausforderungen. Bei sensiblen Anlagen ist es extrem spannend, die vielen Spezialfälle zu implementieren. Häufig ist dort eine Installation sehr umfangreich und beinhaltet sehr viele Eigenheiten, die einen Softwarespezialisten sehr fordern.
Was macht diesen Job für Sie persönlich spannend? FD: Durch meine Arbeit lerne ich viele andere Branchen und Systeme und natürlich auch Menschen kennen. TS: Das Gute in der IT-Umgebung ist, dass man jeden Tag etwas Neues lernt und der Job dadurch sehr abwechslungsreich ist.
Heidi Beck
Hardwareentwicklerin
Layla Gassoumi
Softwareentwicklerin
Robert Kleger
Softwareentwickler
Faterneh Davoudizadeh
Softwarespezialistin
Thomas Schaffhauser
Softwarespezialist
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
10 BRANDREPORT • SWISSGRID AG
SMARTEMPLOYER.CH
«Mir war früh klar, dass ich mich dem technischen Bereich widmen wollte» Das Schweizer Stromnetz endet nicht an den Landesgrenzen, sondern ist über tausende Kilometer mit den Netzen Europas verbunden. Die Stabilität dieses Systems sicherzustellen und eine lückenlose Stromversorgung zu gewährleisten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe – die künftig noch komplexer wird. «Smart Employer» sprach mit Asja Derviškadić, Grid Studies Engineer und Expertin bei Swissgrid, die in diesem Bereich eine Schlüsselrolle spielt.
Asja Derviškadić
Grid Studies Engineer Swissgrid AG
Asja Derviškadić, wir alle verbrauchen tagtäglich Strom. Wofür benötigen Sie in Ihrem persönlichen Alltag am meisten elektrische Energie? Am meisten Strom verbrauche ich durch meine Internetnutzung. Ich bin täglich online und verwende digitale Tools und Onlineservices in praktisch allen Bereichen meines Lebens: bei der Arbeit, zur Unterhaltung und zur Kommunikation mit meiner Familie. Ein Leben ohne diese Konnektivität wäre für mich äusserst schwierig. Sie beschäftigen sich auch beruflich mit elektrischer Energie: Sie sind als «Grid Studies Engineer» für die Swissgrid AG tätig. Welche Aufgaben umfasst dieser Beruf? Swissgrid betreibt das sogenannte «Übertragungsnetz» der Schweiz. Dieses Höchstspannungsnetz ist rund 6700 Kilometer lang und bildet das Rückgrat unserer sicheren Stromversorgung. Es handelt sich um ein hochgradig komplexes System, welches reibungslos funktionierende Infrastrukturen, permanentes Management der Stromflüsse sowie eine enge Zusammenarbeit mit unseren nationalen und internationalen Partnerunternehmen voraussetzt – und zwar rund um die Uhr. Denn das Übertragungsnetz funktioniert nur dann, wenn Produktion und Verbrauch von Strom im Gleichgewicht sind. Unsere Operateur:innen überwachen das Schweizer Übertragungsnetz und ergreifen die entsprechenden Massnahmen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Dies tun sie auf Basis verschiedener Modelle. Und hier kommen mein Team und ich ins Spiel. Wir erarbeiten Modelle und Simulationen des Netzes für einen kurzfristigen, aber auch längerfristigen Zeithorizont. Dafür nutzen wir modernste technische Mittel, um Studien und Kalkulationen durchzuführen, aus denen wir anschliessend digitale Modelle für das Übertragungsnetz ableiten können. Dabei steht die Beantwortung von Fragen im Fokus wie: Wie wird sich das Höchstspannungsnetz in
den kommenden Tagen, Wochen und Monaten verhalten? Ist die Versorgungssicherheit gewährleistet? Und was würde geschehen, wenn eine oder mehrere essenzielle Anlagen im System ausfielen? Die von uns erarbeiteten Modelle und Simulationen dienen dann den Operateur:innen als Entscheidungsgrundlage und Werkzeug, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Die Nachfrage nach Elektrizität steigt. Welches sind die grossen Herausforderungen und Themen, die Sie heute und morgen beschäftigen werden? Das Stromnetz der Schweiz ist heute massiv komplexer als noch zu seinen Anfangszeiten. Zudem ist es untrennbar mit den Netzen der anderen Länder Zentraleuropas verbunden: Wir sind heute Teil eines Stromproduktionsund Distributionssystems, das sich von Süditalien bis Dänemark und von Portugal bis in die Türkei erstreckt. Dementsprechend setzt ein reibungsloser Betrieb einen enormen Kommunikations- und Koordinationsaufwand voraus. Die bisherigen Prozesse haben sich bewährt, sind aber bereits heute komplex und werden in den kommenden Jahren noch anspruchsvoller. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass wir bei Swissgrid zwar das Schweizer Stromnetz auf der Höchstspannungsebene verantworten, die Distribution der Energie in die Niederspannungsnetze und Haushalte aber von anderen Akteuren übernommen wird. Wir arbeiten bereits heute sehr eng mit den Partnern der unteren Netzebenen zusammen. Diese gute Zusammenarbeit wird in Zukunft noch wichtiger werden. Dies umso mehr, da dezentralisierte Stromproduktion und -lieferung neue Anforderungen an das Netz stellen. Wir agieren also in einem sich kontinuierlich weiterentwickelnden System und müssen innerhalb dieses dynamischen Umfelds jederzeit Stabilität gewährleisten. Wir begegnen diesen Herausforderungen einerseits mit unserer Expertise und Erfahrung sowie andererseits mit neuen datenbasierten Lösungen. Sie haben an der Universität La Sapienza in Rom Ihren Master als Elektroingenieurin absolviert und dann am EPFL ihren Doktorinnentitel (PhD) erlangt. Was veranlasste Sie dazu, diesen Karriereweg einzuschlagen? Ich hegte schon immer eine grosse Leidenschaft für das Ingenieurwesen sowie das Thema Elektrizität. Meine
Eltern sind beide Ingenieur:innen; mein Vater arbeitete im Energiebereich und meine Mutter in der IT. Auch mein älterer Bruder ist als Ingenieur tätig. Doch keiner von ihnen verfügt über einen PhD (lacht). Wie Sie sehen, hatte ich das Glück, in einem Umfeld aufzuwachsen, in dem Technik sowie Technologie positiv besetzt sind und ich Vorbilder hatte, zu denen ich aufschauen konnte. Mir war daher früh klar, dass auch ich mich dem Ingenieurwesen widmen wollte. Zudem wollte ich eine Karriere einschlagen, mit der ich zur Lösung der Klimahrausforderungen beitragen konnte. Wie erleben Sie das Arbeiten bei Swissgrid? Meine Eindrücke sind extrem positiv. Ich bin seit Oktober 2020 bei Swissgrid tätig und konnte es davor kaum erwarten, mein erworbenes Fachwissen praktisch umzusetzen. Das kann ich hier bei Swissgrid tun, was mich enorm motiviert und mit Stolz erfüllt. Zudem schätze ich die Zusammenarbeit sowie den Austausch mit meinen Mitarbeitenden und Teamkamerad:innen. Ein weiterer Pluspunkt ist die internationale und interdisziplinäre Kultur des Unternehmens: Menschen aus allen Kulturen und Backgrounds kommen hier zusammen, um gemeinsam an neuen Lösungen und Ideen zu arbeiten. Die Diversität ist sehr hoch. In meinem Team beispielsweise sind von sieben Personen nur zwei gebürtige Schweizer:innen. Wir verfügen also über einen spannenden Mix, der meines Erachtens die Innovationskraft fördert. Und zu guter Letzt gefällt mir die enge Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen sowie den erstklassigen Bildungsinstitutionen der Schweiz sehr gut. Sie haben die kulturelle Diversität angesprochen. Gleichzeitig ist gerade der Frauenanteil in technischen Branchen nach wie vor eher gering. Wie erleben Sie das in Ihrer täglichen Arbeit – und worauf ist dieser Umstand zurückzuführen? Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass Frauen noch immer schmerzlich untervertreten sind in technischen Berufen. Daher erachte ich es als essenziell, dass wir den gesellschaftlichen Diskurs dazu führen, die Gründe dieses Missstands eruieren und gemeinsam Lösungsansätze finden. Ich selbst hatte wie bereits erwähnt das Glück, mit starken Vorbildern aufzuwachsen. Ich schaute auf zu meiner Mutter, die sich als
Ingenieurin hervortat. Mir wurde niemals das Gefühl vermittelt, Technologie sei nur «etwas für Jungs». Wie verbreitet diese Ansicht aber dennoch ist, realisierte ich, als ich an die Universität kam. Ich war eine von zwei Frauen meines Jahrgangs, während gleichzeitig 60 Männer ihr Studium mit mir bestritten. Was können und müssen Wirtschaft und Gesellschaft Ihres Erachtens tun, um mehr Frauen für technische Branchen zu begeistern? Einen zentralen Faktor stellen weibliche Vorbilder dar. Wir brauchen mehr Ingenieurinnen in Führungspositionen. Unternehmen stehen also in der Verantwortung, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, dass mehr gut ausgebildete Frauen diese Führungsfunktion wahrnehmen können. Als Gesellschaft sind wir wiederum gefordert, das Stigma «Technik ist nur für Buben» endlich hinter uns zu lassen. Das Erlangen eines PhD war für mich nicht nur die Belohnung harter Arbeit, sondern auch eine Art Schutzschild. Ein Schutzschild? Ja, denn leider muss man als Frau in vielen Situationen zusätzlich beweisen, dass man kompetent ist. Der PhD unterstreicht meine Kompetenzen und beugt allfälligen Diskussionen vor. Das sollte nicht notwendig sein. Wenn wir auf wirtschaftlicher, persönlicher sowie gesellschaftlicher Ebene tätig werden, bin ich absolut davon überzeugt, dass wir mehr Frauen in technischen Berufen und Führungspositionen sehen werden. Das ist nicht nur aus Gründen der Fairness und Gleichberechtigung wichtig, sondern auch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der die technischen Branchen besonders betrifft. Bei Swissgrid habe ich in diesem Kontext glücklicherweise ein sehr positives Umfeld vorgefunden.
Über Swissgrid Swissgrid ist als Netzgesellschaft für den Betrieb, die Sicherheit und den Ausbau des Übertragungsnetzes verantwortlich. An verschiedenen Standorten beschäftigt Swissgrid rund 600 hochqualifizierte Mitarbeitende aus 28 Nationen. Bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 fällt dem Unternehmen eine Schlüsselrolle zu: Zusammen mit der Energiebranche, Wirtschaft, Politik und Bevölkerung erarbeitet Swissgrid Lösungen, um das Schweizer Übertragungsnetz nachhaltig und effizient auszubauen. Swissgrid verfügt über einen Frauenanteil von 22 Prozent, was für die Strombranche bereits hoch ist. Weibliche Talente zu gewinnen und von ihren fachlichen und menschlichen Kompetenzen zu profitieren, ist Swissgrid ein grosses Anliegen. Weitere Informationen finden Sie unter www.swissgrid.ch
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
SWISSCOM (SCHWEIZ) AG • BRANDREPORT 11
«Wir spielen den Mitarbeitenden den Ball zu – das Goal müssen sie selbst schiessen» Fehlt es an Fachkräften, dann muss man diese selbst ausbilden und aufbauen. Die Swisscom hat mit ihrem Juniorprogramm innovative Wege eingeschlagen: Sie eröffnet talentierten Berufs- und Quereinsteiger:innen attraktive Karrierechancen in neuen Aufgabenbereichen und Berufsfeldern. Das Konzept zahlt sich aus.
Sabrina Mullis
Head Consulting Backoffice, Tax & Compliance
Matthias Mohler
Head of Data and Analytics Consulting
Timi Osoko
IT-Consultant Banking
Joël Thommen
Data and Analytics Consultant
Sabrina Mullis, Sie haben das Konzept des Juniorprogramms bei der Swisscom im Bereich Banking eingeführt. Warum? Sabrina Mullis: Ich stiess im Sommer 2019 zur Swisscom. Dort konnten wir auf versierte Branchenkenner:innen mit Erfahrung zählen, doch der Bedarf, das Unternehmen
zu verjüngen, zeichnete sich ab. Ein solcher Kulturwandel benötigt Zeit und will gut geplant sein. Die Grundidee des Programms besteht darin, junge Menschen mit interessanten fachlichen Backgrounds ins Unternehmen zu holen – und diese schrittweise mit dem notwendigen Wissen auszustatten, damit sie sich von Junior- zu Senior-Consultants entwickeln. Wir starteten mit fünf Neuzugängen, die wir mittelfristig im Bereich «BankingLösungen» weiterentwickeln wollten. Einige kamen aus der IT-Welt, einige aus dem Bankingumfeld und andere hatten weitreichende Consulting-Erfahrung. Durch diese Mischung können sich die Teammitglieder gegenseitig unterstützen, was nicht nur die Entwicklung fördert, sondern auch eine tolle Gruppendynamik schafft. Timi Osoko, wie erleben Sie das Programm? Timi Osoko: Ich habe im Januar dieses Jahres meine Arbeit bei Swisscom aufgenommen und erlebe meine Zeit hier als sehr inspirierend. Ich war schon vorher im Bereich Software Consulting tätig und befand mich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Mit dem Juniorprogramm ermöglichte man mir, mich fachlich weiterzuentwickeln und meiner Karriere Schub zu verleihen, weswegen ich mich für die Consulting-Stelle bewarb. Letztlich fand ich mich in einem interdisziplinären Team wieder, dessen Mitglieder sich ideal ergänzen. Ich selbst verfüge über Consulting-Erfahrung, andere arbeiteten zuvor im Banking Sektor oder kamen aus der IT-Welt. Sabrina Mullis: Wir strebten bewusst eine solche Mischung an. Dabei sind wir auch offen, wenn es um die Berufserfahrung geht: Manche Kandidat:innen melden sich zum Beispiel nach ihrem Studium bei uns, Timi hingegen stand schon im Berufsleben. Auf diese Weise kombinieren wir die Erfahrungen und die Expertise der Leute. Im Data- und Analytics-Bereich setzt man bereits seit einigen Jahren auf die interne Ausbildung von Mitarbeitenden
durch das Juniorprogramm. Matthias Mohler, wie erleben Sie das? Matthias Mohler: Ich leite den Bereich Data und Analytics bei Swisscom. Mein Mitarbeiter Joël Thommen stiess ebenfalls im Rahmen des Juniorprogramms zu uns und ist heute Senior Consultant sowie stellvertretender Teamleiter. Sein Weg zeigt perfekt auf, worum es beim Juniorprogramm geht: Wir entwickeln die Fachkräfte durch gezielte Betreuungsmassnahmen weiter und ermöglichen ihnen eine attraktive Karriere- sowie Lohnentwicklung. Gerade für unseren Bereich ist das enorm wertvoll. Schliesslich digitalisieren immer mehr Unternehmen ihre Prozesse durchgehend, wobei Data Analytics eine Schlüsselrolle spielt. Wir sind Servicedienstleister im B2B-Bereich und unterstützen unsere Kundschaft bei der Konzeption, der Entwicklung sowie beim Betrieb analytischer Systeme. Dass wir dabei auf junge und innovative Talente wie Joël zählen können, ist ein gewaltiger Vorteil und belegt die Sinnhaftigkeit des Juniorprogramms.
Hintergründen zu neuen Fachkräften in einem spezifischen, zukunftsträchtigen Feld ausbildet. Für mich war es eine Herausforderung, die sich gelohnt hat.
Wie sind Sie zum Programm gekommen? Joël Thommen: Für mich war es ein spannender Quereinstieg, denn ich verfüge über einen betriebswirtschaftlichen Background und komme nicht aus dem Bereich der Informatik. Nach meinem Bachelor in Business Economics absolvierte ich ein einjähriges Praktikum im Bereich Controlling. Dabei erlangte ich SAP-Kenntnisse, auch auf technischer Ebene. Nach meinem Masterabschluss stand ich dann vor der Frage, wie es weitergehen sollte. Ich stiess auf den Swisscom-Stellenbeschrieb für den Data-Analytics-Bereich. Die darin in Aussicht gestellte Verbindung von Technik und Business sowie das Versprechen, mich weiterzuentwickeln, sprachen mich an.
Sabrina Mullis: Wir haben den Vorteil, dass wir ein engagiertes Leadership-Team sind, dem man den notwendigen Raum und das Vertrauen gibt, um neue Wege auszuprobieren. Für uns ist das Juniorprogramm eine Erfolgsgeschichte – und wir sind konstant dabei, das Konzept weiterzuentwickeln. Auch momentan sind wir wieder auf der Suche nach motivierten und interessierten Berufs- und Quereinsteiger:innen.
Wurde das Versprechen eingehalten? Joël Thommen: Absolut! Mir war bewusst, dass ich nicht über das gleiche technische Know-how verfügte wie jemand mit IT-Abschluss. Darum fand ich den Mindset toll, dass man Leute mit unterschiedlichen Skillsets und
Timi Osoko: Ich kann mich diesen Ausführungen vollkommen anschliessen. Ich konnte mir in dieser kurzen Zeit viel Wissen aneignen und bin dank der guten Betreuung in der Lage, mich bereits als Junior effektiv ins Team und für die Kundinnen und Kunden einzubringen. Matthias Mohler: Wir versuchen im Juniorprogramm stets, die goldene Mitte bei den Kandidat:innen zu finden. Wir suchen Leute, die Freude an Teamarbeit haben und mit dem richtigen Spirit das gemeinsame Arbeiten bereichern. Im Gegenzug erhalten sie von uns das fachliche Rüstzeug, auch im Rahmen von Zertifizierungen, um in ihrem neuen Arbeitsfeld zu brillieren. Ich sage es gerne so: Wir spielen den Mitarbeitenden den Ball zu – das Goal müssen sie aber selbst schiessen.
Hast auch du Interesse? Dann bewirb dich online: swisscom.ch/careers. Hast du Fragen? Dann kontaktiere uns auf LinkedIn oder unter my.career@swisscom.com
AXPO • BRANDREPORT
«Wir bauen ein starkes Team für die digitale Transformation» Axpo befindet sich im digitalen Wandel. Es gilt, sich teilweise neu zu erfinden und ein starkes Team aufzustellen. Chief Technology Officer Thomas Gresch spricht im Interview über grosse Herausforderungen, realisierte Innovationen und die Talentförderung beim internationalen Energieunternehmen.
Thomas Gresch
Chief Technology Officer Axpo Holding AG
Herr Thomas Gresch, Sie sind nun seit knapp anderthalb Jahren Chief Technology Officer der Axpo Group. Wie sieht Ihr Fazit aus? Die Energiebranche hat grosse Herausforderungen zu meistern: Die Energiewende in der Schweiz, die globale Klimaveränderung, die breite Auswahl an Energietechnologien, die alle ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen und in eine Balance gebracht werden müssen. Dann die Tatsache, dass Heizungen und Mobilität elektrifiziert werden – in der Branche sagt man dem Sektorenkopplung. Und jetzt natürlich auch noch der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Das bedingt, dass wir in der Lage sein müssen, sehr schnell auf sich verändernde Märkte zu reagieren und dass wir bei der Technologie und Digitalisierung an vorderster Front sein müssen. Das ist genau die Aufgabe, die Sie bei der Axpo übernommen haben. Genau! Und nach anderthalb Jahren kann ich sagen, dass wir gut in Fahrt gekommen sind. Wir sind mit grossem Tempo unterwegs hin zu einer modernen IT und zur Digitalisierung unseres Geschäfts. Sie sind zusammen mit Ihrem Team federführend bei der Planung und Einführung neuer Technologien. Welche Projekte treiben Sie voran? Wir befinden uns mitten in einer grossen IT-Transformation, in der wir uns neu erfinden und aufstellen. Das ist deshalb so spannend, weil wir über extrem viel Expertenwissen im Energiebereich verfügen – dieselbe Qualität an Wissen streben wir nun im Bereich der IT und Digitalisierung an. Es ist deshalb meine grösste Aufgabe, ein starkes
Team zusammenzustellen und mit diesem zusammen die digitale Transformation voranzutreiben.
versuchen wir, diese durch einfache und international anwendbare Vorgänge abzulösen.
Welche Projekte und Innovationen gilt es besonders hervorzuheben? Wir sind mit vielen innovativen Projekten und mit Hochdruck sehr nahe am Markt dabei, die Energiebranche zu digitalisieren. Da gibt es verschiedene eindrückliche Beispiele: Im Bereich Hydroenergie, wo wir das digitale Wasserkraftwerk vorantreiben. Netze, bei denen wir mittels Drohnen Inspektionen durchführen, in unserer Nukleardivision, wo wir den robotergestützten Rückbau in Angriff nehmen und natürlich im Handelsgeschäft, wo wir Machine Learning einsetzen, um bessere Produkte anbieten zu können.
Die Axpo steht für Innovation. Ist sie deshalb auch als Arbeitgeberin derart attraktiv? Natürlich, aber nicht nur deswegen. Wir beschäftigen über 5000 Kolleginnen und Kollegen in mehr als 30 Ländern – ausserdem bringen wir eine Erfahrung mit, die ein Jahrhundert bereits überschritten hat. Wir verfügen über exzellentes Fachwissen in allen Bereichen der Energiewirtschaft – was sowohl für sehr erfahrene Expertinnen und Experten, aber auch für junge Studienabgängerinnen und Studienabgänger ein sehr attraktives Arbeitsumfeld ist.
Und wie innovativ sind die internen Prozesse bei der Axpo? Auch hier machen wir grosse Fortschritte. Teils müssen wir bis zu 20 Jahre alte Prozesse mit fast ebenso vielen Ausprägungen ersetzen. Hier
Und wie arbeitet es sich bei der Axpo? Wir leben eine offene, respektvolle Du-Kultur, bieten flexible Arbeitszeitmodelle – und das auch auf Managementstufe. Unsere Mitarbeitenden können flexibel im Home-Office arbeiten, Jahresarbeitszeit ist möglich, es können auch zusätzliche Ferienwochen
gekauft werden. Doch damit nicht genug: Wir investieren in unsere Mitarbeitenden! Die interne Axpo Academy bietet regelmässig Weiterentwicklungsprogramme an, ausserdem beteiligen wir uns grosszügig an externen Weiterbildungen. Nicht zu vergessen sind die wettbewerbsfähigen Löhne inklusive einer variablen Vergütungskomponente und die grosszügigen Altersvorsorgekonditionen. Und dies alles in einer Branche, die vermutlich über den grössten Hebel verfügt, um den Klimawandel abzubremsen. Auch intern ist es der Axpo ein Anliegen, Know-how weiterzugeben. Wie gestaltet sich das konkret? Nach einem umfassenden Einführungsprogramm für Neue steht die erwähnte Axpo Academy allen Mitarbeitenden offen. Wir bieten eine breite Palette an Kursen und Trainings an – darunter auch flexible E-Learning-Programme. Und das ist erst der Anfang: Neben der zeitlichen und finanziellen Unterstützung gibt es Initiativen wie «Lunch & Learn», massgeschneiderte Entwicklungspläne, Coaching und professionelles Talentmanagement. Und die Engineering Power Conference. Richtig! Diese richtet sich an alle Ingenieurinnen und Ingenieure sowie interessierte Mitarbeitende. Der neue interne Event soll die Vielfalt an Wissen innerhalb des Axpo-Konzerns allen zugänglich machen und im Stil von TED-Talks inspirieren. Über 30 Referate geben Einblick in ganz unterschiedliche Tätigkeitsgebiete. Zwischen den Referaten gibt es interaktive Sessions, wo man sich austauschen und mit Mitarbeitenden vernetzen kann. www.axpo.com
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
12 INTERVIEW • ANNA MARIA BLENGINO
SMARTEMPLOYER.CH
«Industrie und Technologie sind verpflichtet, sich auf eine nachhaltige Zukunft vorzubereiten»
Wie wird der MINT-Sektor in der Schweiz gestärkt? Vor welchen Herausforderungen steht er? Welche Stellung nehmen Frauen in diesem sich weiterentwickelnden Sektor ein? Im Interview beantwortet Anna Maria Blengino, Senior Director IT Strategy and Innovation bei der Sunrise GmbH, die drängendsten Fragen.
Anna Maria Blengino, Sie sind derzeit Senior Director IT Strategy and Innovation bei der Sunrise GmbH. Wie hat Ihre Karriere begonnen? Ich habe mein Geotechnik-Studium an der polytechnischen Universität in Turin abgeschlossen. Danach war ich die ersten sechs Jahre meiner beruflichen Laufbahn im Bereich Bauwesen und Grossprojekte in Italien tätig. Ende der 90er-Jahre wuchs die Telekommunikationsbranche und lockte mit ihren Innovationen. Meine Neugier zog mich schliesslich in diese Branche. Ich kam in die Schweiz und fing meine Karriere ganz bescheiden im technischen Support an. Innerhalb weniger Jahre bin ich in verschiedene Managementfunktionen im IT-Bereich eingestiegen. Dadurch wurde ich mit den unterschiedlichen Anforderungen und Besonderheiten der IT vertraut. Zudem war ich einige Zeit im IT-Banking der UBS tätig und hatte die Möglichkeit, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Seit Anfang letzten Jahres, nach der Übernahme von Sunrise durch Liberty Global und der anschliessenden Konsolidierung mit UPC, habe ich die Position des Senior Director IT Strategy and Innovation inne.
die nicht immer vor Ort rekrutiert werden können. Daher ist unser Mitarbeiterpool multikulturell.
Welche Aufgaben müssen Sie erfüllen? Ich bin für die langfristige strategische Planung der IT-Plattformen unseres Unternehmens zuständig. Aus technischer Sicht wissen wir, wo wir in einem Zeitrahmen von vier bis sechs Jahren sein wollen. Meine Aufgabe ist es daher, den Plan für die Umstrukturierung festzulegen, um unsere Ziele zu erreichen. Jedes Jahr erstellen wir Prognosen, passen die Strategie an und setzen diese um, wobei wir stets die Innovationen der Branche weiter beobachten. Manchmal ist es auch wichtig, das Unternehmen zu «kitzeln»; wir schlagen neue, auf dem Markt entwickelten Ideen als Lösungen vor, die dann als Grundlage dienen, um unseren Kunden neue Dienstleistungen oder Produkte zu präsentieren.
Was sind die aktuellen Herausforderungen in diesem Sektor? Im Bereich der Telekommunikation sowie auch allgemein werden wir zunehmend mit der Datennutzung sowie -verwaltung konfrontiert. Wir sind in der Tat datengesteuert und bewegen uns auf eine Zukunft zu, in der immer mehr Daten zur Verbesserung unserer Dienstleistungen genutzt werden. Das Gute ist, dass wir derzeit zu einer geregelten Nutzung und einem strukturierten Konsum übergehen. Die Analysealgorithmen sind weitaus fortgeschrittener und zudem wird endlich grossen Wert auf Sicherheit, Vertraulichkeit und Ethik gelegt, welche die Grundlage für die Datennutzung bilden. Diese Daten werden nicht mehr von einzelnen, isolierten Plattformen bereitgestellt, sondern stammen aus verschiedenen Ökosystemen und werden übergreifend analysiert, um ein einwandfreies Nutzererlebnis zu gewährleisten. Daten werden auch gesammelt, um sie zu monetarisieren. Die Prognosen der Algorithmen der künstlichen Intelligenz werden für das Marketing genutzt, aber auch, um der Kundschaft zu helfen, Störungen vorzubeugen und schneller zu beheben sowie einzigartige und massgeschneiderte Angebote zu unterbreiten. Bis vor Kurzem haben wir über Kundengruppen wie Frauen, Männer, junge oder ältere Menschen gesprochen. Nun reden wir von Sektoren – jeder Kunde ist ein Sektor mit massgeschneiderten Dienstleistungen. Ausserhalb von Dienstleistungsunternehmen wird die Robotik in
Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit? Ich möchte die Ergebnisse meiner Arbeit sehen. Im Fall von Sunrise sind sie jeweils gut ersichtlich. Wenn ich beispielsweise in der Stadt unsere Werbeplakate mit dem Rebranding und neuen Produktangeboten sehe, bin ich sehr stolz darauf. Ich habe das Gefühl, dass sie meine Arbeit repräsentieren. Ich muss auch unsere Vorstandsmitglieder loben, denn sie sind stets offen für neue Ideen, Innovationen und Kreativität. Ein weiterer typischer Aspekt von Sunrise ist das internationale Umfeld. Obwohl es sich um ein Schweizer Unternehmen handelt, ist es sehr spezialisiert und erfordert Qualifikationen und Fähigkeiten,
Mit welchen drei Adjektiven würden Sie den MINT-Sektor in der Schweiz beschreiben? Der MINT-Sektor in der Schweiz ist zweifellos innovativ und von hoher Qualität, aber gleichzeitig zu unattraktiv und nicht für alle zugänglich. Es könnte noch mehr unternommen werden, denn es gibt grosses Potenzial, sowohl in der Anwendung als auch in der Schaffung von Studien- und Arbeitsplätzen. Wie steht es um den MINT-Sektor in der Schweiz? Generell scheint mir, dass der Sektor als «Work in Progress» bezeichnet werden kann. Die einzelnen Unternehmen investieren viel mehr in diese Branche als die Öffentlichkeit. Viele Privatunternehmen unterstützen diese Innovation. Auf der Website vom Bund kann ein Aktionsplan von 2019 bis 2020 eingesehen werden, – der Letzte, der veröffentlicht wurde – der viele interessante Massnahmen enthält. Es wäre jedoch auch interessant zu wissen, inwieweit diese Ziele erreicht wurden.
der Industrie entwickelt, um die Produktionseffizienz zu verbessern, aber auch um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen. Fernsteuerungen und -bedienungen, selbstfahrende Fahrzeuge und Geräte sind weitere Beispiele für Algorithmen, die auf Datenanalysen beruhen. Daher sind Daten die wichtigste Herausforderung. Eine weitere Herausforderung für alle MINT-Fachleute besteht darin, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. Um innovativ zu sein, muss man anders denken und den Status quo infrage stellen. Schliesslich ist noch die Herausforderung der sogenannten vernetzten Dienste zu erwähnen: Informationen werden anderen Diensten zur Verfügung gestellt, um ein umfassendes Erlebnis zu schaffen. Daher werden Allianzen und Partnerschaften zwischen verschiedenen Unternehmen gebildet, damit jedes seinen Beitrag zur Schaffung einer endgültigen Serviceplattform leisten kann. Man baut nicht alles neu auf, sondern nutzt Start-ups und Betriebe mit spezifischen Fähigkeiten, um eine Dienstleistung zu erstellen und anzubieten. Heute versetzen wir die Nutzer in die Lage, mithilfe der angebotenen Plattformen und Dienste ihr eigenes Unternehmen zu gründen und zu betreiben. Im MINT-Bereich besteht unsere Herausforderung daher darin, Lösungen zu entwickeln, die für eine standardisierte Integration mit anderen externen Plattformen offen sind. Oft ist von einem Arbeitskräftemangel in diesem Sektor die Rede. Warum? Die Besetzung offener Stellen in diesem Sektor kann Monate dauern und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist sehr hoch. In diesem Bereich reicht der Schweizer Pool nicht aus. Deshalb kommen viele hoch spezialisierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Zudem gibt es leider noch zu wenige Student:innen in den MINTFachrichtungen. Ausserdem sind Berufswechsel und Neuorientierungen in den MINT-Bereich nicht einfach, vor allem, wenn man seine Fachkenntnisse nicht auf dem neuesten Stand gehalten hat, da der technologische Wandel enorm schnell voranschreitet. Welche Fähigkeiten sind für die Arbeit in diesem Sektor erforderlich? Man muss in der Lage sein, mit neuen Technologien mitzuhalten. Ideal ist eine Mischung aus technischen und administrativen Fähigkeiten. Wir bewegen uns schneller auf eine umfassende digitale Transformation zu, bei der die Grenzen zwischen Technologie
und Wirtschaft immer mehr verwischen. Die Fähigkeit zur Kommunikation ist dabei unerlässlich. Ein Techniker muss in der Lage sein, die Sprache der Wirtschaft zu sprechen sowie in nicht-technischer Sprache auszudrücken. Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Sektor ist die Neugierde. Und schliesslich sind Englischkenntnisse heute eine unabdingbare Voraussetzung für die Arbeit im MINT-Bereich. Welche Rolle spielen dabei Frauen? Die geschlechtsspezifische Diskrepanz ist im MINTSektor immer noch sehr ausgeprägt, obwohl viele Frauen in angesehenen Berufen hervorragende Ergebnisse erzielt haben. Leider scheinen sich nur wenige Mädchen für technische Themen zu begeistern. Es ist schwierig, inmitten der Vorurteile eines immer noch sehr männerdominierten Umfelds an einen beruflichen Aufstieg zu denken. Ausserdem ist es nicht einfach, eine Balance zwischen der Notwendigkeit auf dem Laufenden zu bleiben, lange Arbeitszeiten und dem Familienleben zu finden. Es ist nicht leicht, als Frau im Technologiebereich zu arbeiten und das hohe Arbeitstempo aufrechtzuerhalten. Einmal habe ich zum Beispiel meine Kinder im Kindergarten vergessen (lacht), aber jetzt bin ich stolz auf mich und darauf, was ich erreicht habe, auf meine Kinder und ihre Erfolge. Wie sehen Sie die Zukunft dieses Sektors in der Schweiz? Ich glaube, dass die Entwicklung des MINT-Sektors nicht nur konstant bleiben, sondern sich beschleunigen wird. Wir werden vermehrt zu personalisierten Dienstleistungen übergehen. Robotik und Automatisierung werden stark zunehmen. Ich denke, dass allen der Zugang zu mehr Technologie und Dienste und deren Nutzung ermöglicht wird. Zudem hoffe ich, dass auch die ländlichsten Gebiete von der Digitalisierung profitieren können. Des Weiteren erwarte ich, dass diese Technologiewelle durch Daten, Blockchain, das Metaverse, virtuelle Realität, Bitcoin uns viele weitere Möglichkeiten bieten wird: die Art und Weise zu optimieren, wie wir leben und uns einzigartig fühlen. Meiner Meinung nach wird es stets weitere Herausforderungen und Chancen geben, sich zu verbessern. Ich möchte daher, dass die Technologie unser Leben vereinfacht und gleichzeitig zur Nachhaltigkeit unseres Planeten beiträgt. Der derzeitige Zustand ist teilweise das Ergebnis industrieller Revolutionen. Industrie und Technologie sind verpflichtet, sich auf eine nachhaltige Zukunft vorzubereiten. Interview Andrea Tarantini
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
ENERGIESCHWEIZ • BRANDREPORT 13
Bildungsoffensive Gebäude: Gemeinsam die Energie- und Klimazukunft anpacken Um die energie- und klimapolitischen Ziele des Bundes zu erreichen, ist die Gebäudebranche in den kommenden Jahren stark gefordert. Doch es fehlen dazu immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Ziel der Bildungsoffensive Gebäude ist es, mit vereinten Kräften neue zu gewinnen und bestehende im Beruf zu halten.
D
ie Schweiz soll bis 2050 klimaneutral sein. Auf die Fachleute wartet also viel Arbeit, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen – denn in der Schweiz sind die Gebäude für rund einen Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich. Um diese abzubauen, müssen pro Jahr rund 32 000 fossile Heizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt und über eine Million Gebäude energetisch saniert werden. Nur: Um diese Arbeiten auszuführen, fehlen Tausende von Fachleuten. Der Bund hat deshalb mit der Gebäudebranche eine Bildungsoffensive lanciert, mit dem Ziel, neue Fachkräfte zu gewinnen – aber auch, um die Abwanderung in andere Branchen zu verhindern. Mit vereinten Kräften EnergieSchweiz hat gemeinsam mit Vertreter:innen aus der Gebäude- und Bildungsbranche nach Lösungen gesucht. Dabei wurden die Herausforderungen sowie mögliche zielführende Massnahmen identifiziert und priorisiert. Aus dieser umfassenden Auslegeordnung wurden in der «Roadmap» Handlungsfelder und Schwerpunkte für die Bildungsoffensive abgeleitet – insgesamt sind es 32 Massnahmen. Offensive mit 32 Massnahmen Die Roadmap beinhaltet vier Handlungsfelder. In der formalen Bildung sollen beispielsweise die Ausbildungsinhalte laufend den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst und Lernende durch Ausbildungscoaches unterstützt werden. Zudem soll das Potenzial von Quereinsteigenden besser genutzt werden. Im Bereich der nicht-formalen Bildung soll ein attraktives Weiterbildungsangebot die Fachkräfte auf die Herausforderungen im Gebäudebereich vorbereiten und die Fachkompetenzen stärken. Auch soll eine Verbesserung beim Image und Attraktivität der Branche und der Berufe angestrebt werden, zum Beispiel durch moderne Arbeitszeitmodelle und Frauenförderung. Intensiviert werden soll ausserdem die branchenübergreifende Zusammenarbeit.
«Wir sind Hauptplayer bei den Umsetzungen zur Erreichung der Klimaziele» Viktor Scharegg, Inhaber der G. Brunner Haustechnik AG in Domat/Ems, ist optimistisch für seine Branche und hofft, dass die ehrgeizigen Ziele auch erreicht werden. Herr Viktor Scharegg, im Moment besteht ein regelrechter Run auf Wärmepumpen – die grosse Nachfrage kann nicht befriedigt werden, auch wegen fehlender Bauteile. Welche Rolle spielt dabei der Fachkräftemangel? Ja, das ist tatsächlich eine grosse Herausforderung, derzeit könnten wir das doppelte Auftragsvolumen erledigen – aber für eine Verdoppelung in so kurzer Frist haben wir aktuell leider weder die Zeit noch das Personal. Schweizweit gesehen ist der Fachkräftemangel jedoch nicht allein die Ursache, es fehlt auch zunehmend am Material.
©Shutterstock.com /zVg
Ursache am Fachkräftemangel generell ist auch die Demografie der Gesellschaft in der Schweiz. Die Jungen werden schlicht und einfach immer weniger und diese Situation wird sich in naher Zukunft nicht ändern. Das ist die grosse Herausforderung.
Es ist nicht einfach, junge Leute für die Heizungsbzw. generell Gebäudetechnikbranche zu gewinnen, obwohl unsere Berufe attraktiv und spannend sind und mit den entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten auch grosse Karrierechancen bieten. Aber unsere Branche ist nicht die einzige, es hat überall zu wenig Leute und fehlender Nachwuchs. Ist das Problem hausgemacht oder liegt es generell an der Akademisierung der Gesellschaft? Hausgemacht nur teilweise – man hat die Lehrstellen bisher stets besetzen können und ist davon ausgegangen, dass das immer so bleibt. Es ist meiner Meinung nach auch nicht unbedingt die Akademisierung, sondern eher die Einstellung in der Gesellschaft. Viele Eltern möchten, dass es ihre Kinder mal besser haben sollen als sie, und deshalb nicht in der Werkstatt oder auf dem Bau arbeiten müssen. Da haben die Handwerksberufe einen schweren Stand. Wie begeistern Sie junge Menschen für den Beruf des Heizungsinstallateurs? Indem ich ihnen die Chancen und vielfältigen Möglichkeiten unserer Branche aufzeige. Sie ist immer am Puls der technischen Entwicklung, zukunftsorientiert und spielt auch in der Klimafrage eine sehr wichtige Rolle. Zudem sind die Arbeitsplätze sicher. Und mit der Lehre im Sack gibt es unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten – beispielsweise als Techniker:in Energie und Umwelt oder als Energieberater:in. Auf jeden Fall ist es ein Beruf mit einer grossen Zukunft! Was unternehmen Sie, dass junge Fachleute nicht die Branche wechseln? Wir stellen fest, dass Fachkräfte in unserer Branche vor allem im Alter ab Mitte dreissig abwandern. Sie sind natürlich gesuchte Leute, beispielsweise bei unseren Lieferanten, sie können dort im Innendienst oder im Verkauf eingesetzt werden. Es liegt aber an uns, die Fachleute in unserer Branche zu halten. Mit neuen Arbeitszeitmodellen, die Familie, Freizeit und Beruf vereinbaren lassen. Oder ihnen die Möglichkeit bieten, nicht mehr nur auf der Baustelle zu arbeiten, indem man sie in der Weiterbildung unterstützt – zum Beispiel als Projektleiter. Da bin ich aber für die Zukunft zuversichtlich, denn es bewegt sich seit einiger Zeit etwas in diese Richtung. Was erwarten Sie dabei von der Bildungsoffensive des Bundes? Kommt diese rechtzeitig oder ist es bereits zu spät? Jede Initiative hilft, Bekanntheit ist wichtig und vor allem auch, dass die Öffentlichkeit von unseren Schwierigkeiten – aber auch von unseren Jobs mit Zukunft (siehe toplehrstellen.ch) – erfährt. Das trägt auch dazu bei, das Handwerk generell in ein besseres Licht zu stellen - insbesondere die Berufe in unserer Branche rund um das Gebäude. Denn bei uns lassen sich handwerkliches Geschick und Hightech ideal kombinieren. Ein Blick in die Zukunft: Wie beurteilen Sie die Zukunft Ihrer Branche, auch im Zusammenhang mit der Erreichung der Klimaziele? Was unsere Branche betrifft, bin ich sehr optimistisch. Wir sind Haupt-Player im Rahmen der Umsetzungen
zur Erreichung der Klimaziele. Es gibt viel zu tun für uns und wir sind an vorderster Front dabei. Ich hoffe sehr, dass wir die ambitionierten Ziele auch tatsächlich erreichen. Wir haben keine unbeschränkten Kapazitäten und zunehmend Herausforderungen bei der Materialbeschaffung. Und auch um den Nachwuchs müssen wir uns verstärkt kümmern, denn wir brauchen in Zukunft noch viel mehr und motivierte junge Leute. Das wird wegen der sinkenden Geburtenzahlen eine echte Herausforderung. Aber wir Unternehmer sind es gewohnt, Lösungen zu suchen und mit einer grossen Portion Optimismus die angehenden Herausforderungen anzupacken.
«Ich fände es cool, wenn man durch diese Kampagne unsere Branche mehr ins Bewusstsein der Jugend bringen könnte» Die gesellschaftliche Stellung und das Image des Handwerks müsse generell verbessert werden, meint Christoph Sprecher, Geschäftsführer der greencover ag in Sargans. Herr Christoph Sprecher, Ihre Firma stellt nachhaltige und effiziente Gebäudehüllen her, die Energie sparen und die Umwelt schonen. Welchen Anteil hat dieser Bereich im Rahmen der Klimaziele des Bundes? Der Gebäudepark verbraucht rund 45 Prozent des Endenergiebedarfs der Schweiz, das ist rund ein Viertel des inländischen Treibhausgas-Ausstosses. Ihre Branche hat also ein riesiges Potenzial für die Zukunft – und trotzdem fehlen Ihnen die Fachkräfte. Woran liegt das? Ein Grund dafür ist sicher die gesellschaftliche Stellung und das Image des Handwerks generell. Das ist ein grundsätzliches Problem für das gesamte Gewerbe und vor allem das Handwerk. Im Moment beschäftigen wir bei den Führungskräften, wie beispielsweise den Projektleitern, vor allem Quereinsteiger, die in unsere Branche gewechselt haben, weil sie interessant ist und sichere Arbeitsplätze bietet. Die Herausforderung, junge Menschen für eine Ausbildung zu motivieren, liegt vor allem darin, sie überhaupt zu erreichen. Wir organisieren Tage der offenen Türe, machen Werbung an
Es gibt viel zu tun für uns und wir sind an vorderster Front dabei.
den Schulen, bei den Lehrerinnen und Lehrern. Aber offen gesagt: Das Interesse ist gleich Null. Dazu muss man aber auch sagen, dass es in Ihrer Branche im Solarbereich noch keine Berufslehre gibt? Ja, das ist richtig. Das soll sich aber ändern. Der Branchenverband ist nun daran, eine Berufslehre auf die Beine zu stellen. Wir gehen davon aus, dass wir ab August 2024 die ersten Lehrlinge starten können. Im Moment werden in diesem Bereich vor allem Quereinsteiger wie Fassadenbauer, Dachdecker und Elektromonteure eingesetzt. Wie kann man junge Leute dafür begeistern, einen Beruf in Ihrer Branche zu lernen? Die Branche hat ein riesiges Potenzial und sie ist auf die Zukunft ausgerichtet. Umweltschutz, CO2-Ausstoss, die Klimaziele – das sind alles brandaktuelle Themen. Als Fachkraft kann man mithelfen, diese Probleme zu lösen. Das sind grossartige Chancen. Für die Mitarbeitenden heisst das auch, dass man gute Karrierechancen hat. Was erwarten Sie von der Bildungsoffensive des Bundes? Ich fände es cool, wenn man durch diese Kampagne das Image unserer Branche verbessern und sie mehr ins Bewusstsein der Jugend bringen könnte. So, dass sie sagen: Hier kann ich etwas bewegen, an Projekten für die Zukunft und die Umwelt mitarbeiten. Und auch, dass dank der Vielfältigkeit der Branche und den vielen Weiterbildungsmöglichkeiten eine grosse Karriere möglich ist. Bildungsoffensive Gebäude – Gemeinsam bilden wir Energie- und Klimazukunft EnergieSchweiz hat die Bildungsoffensive Gebäude initiiert und zusammen mit der Gebäudebranche und Bildungsinstitutionen entwickelt. Die gemeinsam erarbeitete Roadmap enthält vier Handlungsfelder und 32 Massnahmen, die dem Fachkräfte- und Kompetenzmangel entgegenwirken. Parallel zu den Aktivitäten in der Deutschschweiz wurde in der Romandie die Roadmap analysiert und gemäss den sprachregionalen Bedürfnissen und Gegebenheiten ergänzt. Verschiedene Branchenvertreter:innen verpflichteten sich so, gemeinsam Lösungen für den Fachkräftemangel zu finden und umzusetzen. Auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga unterstrich die Dringlichkeit des Vorhabens und erklärte, dass der Bundesrat hinter den erarbeiteten Massnahmen stehe. EnergieSchweiz und weitere Bundesämter unterstützen die Branche in der Umsetzung der Massnahmen.
Weitere Informationen: www.energieschweiz.ch
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
14 MEIN AUSSERGEWÖHNLICHER JOB • FLUGLOTSIN
SMARTEMPLOYER.CH
Wie wird man Fluglots:in? Isabelle Escoriza begann im Januar 2013 ihre Ausbildung zur Fluglotsin bei einer Flugsicherungsgesellschaft in Payerne. Im Interview mit «Smart Employer» spricht sie über ihren Beruf und die vielen Vorteile ihrer Ausbildung. Isabelle Escoriza, wofür sind Sie bei der Arbeit zuständig? Ich bin Fluglotsin auf einem Militärflugplatz. Zudem coache ich Personen, die bei uns eine Ausbildung als dipl. Flugverkehrsleiter:in HF beginnen. Um Coach zu werden, muss man mindestens zwei Jahre praktische Erfahrung am jeweiligen Arbeitsplatz gesammelt haben, für den man lizenziert ist. Daraufhin muss eine ungefähr zweiwöchige Ausbildung absolviert werden. Dabei werden einem verschiedene Tools des positiven Coachings vermittelt, um die Lernenden in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Es macht mir grossen Spass, mein Wissen an Menschen weiterzugeben, die in das gleiche Berufsfeld einsteigen möchten. Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten? Die Abwechslung. Jeder Arbeitstag ist aufgrund des Wetters, des Flugverkehrs oder der Jahreszeit anders. Zum Beispiel ist der Verkehr im Sommer immer etwas dichter als am Ende des Jahres. Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie? Für mich bedeutet es, Kenntnisse in den Bereichen Organisation, Planung, Stressbewältigung und Teamarbeit zu erwerben. Diese Fähigkeiten sind auch im täglichen Leben nützlich. Können Sie von Ihrer Ausbildung erzählen? Diese kann im Alter vom 18. bis zum 30. Lebensjahr absolviert werden. Im ersten Jahr eignet man sich
Theoriewissen an und wird durch Simulationen in der Flugsicherung und Luftfahrt trainiert. Möchte man im militärischen Bereich tätig sein, muss man drei zusätzliche Monate Ausbildung absolvieren. Danach folgt das Live-Training im Kontrollturm in Payerne, um die erste Lizenz zu erhalten. Die Ausbildungsdauer variiert je nach Leistung des Schülers, der Schülerin oder nach Flugverkehr. Anschliessend kann man in Payerne eine zweite oder dritte Lizenz erlangen. Während der Ausbildung ist man im Kontrollturm angestellt. Welche Methoden werden in der Ausbildung angewandt? Es wird viel Theorie vermittelt, wodurch man eine Menge Wissen aufnimmt. Anfangs wusste ich nämlich nicht viel über die Luftfahrt. Parallel dazu führt man Simulationen durch, sowohl im Kontrollturm als auch auf dem Radar. Ausserdem gibt es ein On-the-Job-Training, bei dem man von lizenzierten Fluglots:innen begleitet wird. Was sind die Vorteile dieser Ausbildung? Die Ausbildung ist spezifisch und wird vom Unternehmen selbst durchgeführt. Dadurch ist sie auf die Fähigkeiten ausgerichtet, die tatsächlich benötigt werden. Darüber hinaus lernt man eine Menge über den gesamten Luftfahrtsektor. Die Ausbildung als Ganzes ist kurz, und in zwei bis drei Jahren werden die Auszubildenden zu Spezialist:innen in ihrem Bereich.
Welche Eigenschaften sind für diesen Beruf erforderlich? Anpassungsfähigkeit ist besonders wichtig. Man wird täglich mit unterschiedlich schwierigen und manchmal auch unbekannten Situationen konfrontiert. Um darauf reagieren zu können, muss man in der Lage sein, sein Wissen und die zur Verfügung stehenden Tools zu nutzen sowie die individuellen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und an die jeweilige Situation anzupassen. Weiter muss man gut mit Stress umgehen können. Das ist schon während der Ausbildung bei der Ablegung von Prüfungen wichtig. Tritt während der Arbeit eine unerwartete Situation ein, muss man den Stress kontrollieren können. Schliesslich muss man auch teamfähig sein, denn die meiste Zeit arbeitet man mit mehreren Menschen zusammen. Auch wenn jede Person klar definierte Aufgaben hat, müssen all ihre Kolleg:innen sie dabei unterstützen, bestimmte Herausforderungen zu lösen. Inwiefern werden die Fluglots:innen während der Ausbildung betreut? Wir führen regelmässig Prüfungen durch, um unsere Fortschritte zu messen und um zu ermitteln, ob die Ziele erreicht worden sind. Das ermöglicht, das Training und die Simulationen auf die einzelnen Auszubildenden und ihre Bedürfnisse anzupassen.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? Nach der Zertifizierung für die jeweilige Stelle wird man Coach. Danach kann man sich in verschiedenen Positionen weiterentwickeln, zum Beispiel als Ausbildungsleiter:in oder Prozessmanager:in. Alternativ kann man als Lehrperson Auszubildenden in der Schule Grundkenntnisse vermitteln. Es gibt auch viele weitere Berufe in der Luftfahrt, die sich anbieten. Was würden Sie einer Person raten, die gerne Flugverkehrsleiter:in werden möchte? Zu Beginn sollte man sowohl einen zivilen als auch einen militärischen Flugplatz besuchen, da die Arbeitsabläufe dort unterschiedlich sind. So kann man die verschiedenen Facetten des Berufs kennenlernen und den Fluglots:innen Fragen stellen. Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft? In Payerne warten viele neue Challenges auf mich. Der zivile Teil des Flugplatzes wird stetig ausgebaut. Da der Zivilverkehr anders ist als der unserer Militärflugzeuge, bringt dies zusätzliche Herausforderungen mit sich und zwingt mich, auf neue Art und Weise zu arbeiten und zu denken. Gleichzeitig kann ich so meine Kenntnisse und Fähigkeiten verbessern.
Interview Léa Stocky
ANZEIGE
DEIN NEUER ARBEITSPLATZ? Fasziniert dich der Flughafen und Flugzeuge und reizt es dich, ausserordentlichen Kundenservice unter Berücksichtigung der geltenden Sicherheitsvorschriften zu erbringen? Dann bewirb dich jetzt als Luftverkehrsangestellte/r Check-in & Gate oder Ramp Betriebsarbeiter/in bei unseren Rekrutierungspartnern unter: adecco.ch (Stichwortsuche: Swissport) cgs-ltd.com/de/jobs/ coople.com/ch#open
swissport.com
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
FLUGHAFEN ZÜRICH AG • BRANDREPORT 15
Ein Ort, um auch karrieretechnisch abzuheben Der Flughafen Zürich ist die internationale Drehscheibe der Schweiz. Und gleichzeitig ist er so viel mehr als einfach der Ort, an dem Flugzeuge landen und abheben. Für den reibungslosen Betrieb dieser komplexen Infrastruktur sind Hunderte Fachleute aus diversen Disziplinen notwendig. Daraus ergeben sich erstklassige Karrieremöglichkeiten.
Angelica Mack
Senior HR Manager Flughafen Zürich AG
Caroline Zika
Leiterin Berufsbildung / Senior HR Manager Flughafen Zürich AG
Angelica Mack, Caroline Zika, viele Leute bringen mit dem Flughafen Zürich vor allem die aviatischen Berufe in Verbindung. Doch welche weiteren Berufsgruppen sind notwendig, um den Flughafen zu betreiben? Caroline Zika: Die Jobvielfalt bei der Flughafen Zürich AG ist gross: Wir beschäftigen 1700 Personen in über 70 Berufen. Diese lassen sich in sechs verschiedene «Berufswelten» einteilen, namentlich die Welt der IT, der Aviatik, der Technik und Instandhaltung, der Passagierbetreuung, des Real-Estate-Bereichs, des Engineerings und der Office-Berufe. Angelica Mack: Jede Berufswelt trägt ihren Teil dazu bei, dass die Maschinerie «Flughafen» störungsfrei laufen kann. Der Bereich «Engineering» etwa plant und betreibt wichtige Infrastruktursysteme und hält unsere technischen Anlagen in optimalem Zustand. Wir beschäftigen dementsprechend viele Bau- und Energie-Spezialist:innen. Die Bandbreite an Aufgaben bei uns ist enorm gross und
dementsprechend haben wir einen grossen Bedarf an Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen. Das Thema «Nachhaltigkeit» ist bei grossen Infrastrukturen ein brennendes. Caroline Zika: Und natürlich beschäftigt es auch uns. Unsere Fachleute im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt stellen unter anderem sicher, dass wir unsere Prozesse laufend nachhaltig optimieren sowie in der Infrastruktur-Entwicklung ebensolche Gesichtspunkte berücksichtigen. Angelica Mack: Ein gutes Beispiel für die Prozessoptimierung bietet das Enteisen der Flugzeuge: Wir fangen das dabei verwendete Wasser in speziellen Anlagen auf, um es behandeln zu können. Auf diese Weise können wir den hohen Kohlenstoffgehalt negieren. Solche Aufgaben sowie Arbeiten im Kanalunterhalt gehören ins Feld der Entwässerungstechnologien – ein Bereich, in dem wir ausbilden (Entwässerungstechnolog:in EBA oder EFZ) und stets neue Talente suchen. Wie wichtig sind die MINTBerufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) für die Flughafen Zürich AG? Caroline Zika: Die Fachkräfte der MINT-Berufe sind für uns enorm relevant. Denn sie treiben neue, innovative Lösungen voran und machen diese für unsere Fachbereiche nutzbar. Das ist für uns äusserst wichtig, da wir nicht nur heute, sondern auch morgen ein agiler Flughafen sein möchten. Da wir einen langen Planungshorizont aufweisen und uns heute überlegen müssen, welche Infrastrukturen, Anlagen und Technologien der Flughafen Zürich in 10, 20 oder 30 Jahren benötigt, ist es essenziell, dass wir vorausschauend planen. Dafür benötigen wir Mitarbeitende, die vor- und vorausdenken können.
Doch gerade in den technischen Branchen stellt man einen Fachkräftemangel fest. Wie erleben Sie diesen? Caroline Zika: Bei den Lehrstellen ist es derzeit eher anspruchsvoll, Leute für handwerkliche Berufe zu gewinnen. Zwar verfügen viele junge Menschen über technisches Interesse, doch das Image der Handwerksberufe leidet im Vergleich zu den Büroberufen. Hier müssen wir Aufklärung leisten und auf die spannenden Aufgaben und Entwicklungspotenziale aufmerksam machen. Angelica Mack: Auch der für uns wichtige IT-Markt hat sich gewandelt. Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot, weswegen sich schwer Fachleute finden, die exakt dem erforderlichen Profil entsprechen. Diese Situation fordert von uns HR-Fachleuten ein Umdenken: Wenn wir unsere fachlichen Wunschkandidat:innen nicht finden, stellen wir gerne Personen ein, die zu uns passen und vermitteln ihnen die notwendigen fachlichen Kompetenzen im Betrieb. Dementsprechend sind wir auch offen für Bewerbungen von Leuten aus der Sparte «50 plus». Was zeichnet die Flughafen Zürich AG als Arbeits- und Lehrbetrieb aus? Caroline Zika: Eine einzigartige Arbeitsatmosphäre. Der Flughafen Zürich als Arbeitsplatz ist vielfältig, lebendig und hochdynamisch. In der Vergangenheit durften wir mehrfach die Auszeichnung als bester Flughafen und als attraktivste Arbeitgeberin der Schweiz entgegennehmen. Selbst bin ich seit 21 Jahren bei der Flughafen Zürich AG tätig, was sich für mich aber nicht nach einer langen Zeit anfühlt. Im Gegenteil: Ich begann damals in der IT-Abteilung und bin heute in der Berufsbildung und im HR tätig. Die Mitarbeitenden können sich persönlich sowie fachlich in unserem Unternehmen weiterentwickeln.
Angelica Mack: Ich denke ebenfalls, dass uns die aussergewöhnliche Vielfalt auszeichnet. Dass wir als Unternehmen äusserst mitarbeiter:innenfreundlich und sozial sind, ist ein weiteres Pro-Argument. Wir schätzen unsere Mitarbeitenden, schulen benötigtes Fachwissen intern und beteiligen uns gerne an externen Aus- und Weiterbildungen. Wichtig ist uns auch die Vernetzung innerhalb des Unternehmens. Diese fördern wir auch durch die beliebten Mitarbeitendenanlässe. Dies sind nur einige Facetten einer positiven Unternehmenskultur, welche die Flughafen Zürich AG als attraktive Arbeitgeberin zu bieten hat. Nach langem Corona-«Sleep Mode» fahren die Kapazitäten an den Flughäfen weltweit hoch. Welche Auswirkungen hat dies auf Sie und Ihre Fachkräfte? Caroline Zika: Die Atmosphäre kann ich als euphorisch bezeichnen. Unsere Mitarbeitenden sind froh und glücklich, dass nach der coronabedingten Kurzarbeitszeit dieses besondere Brummen von Aktivität wieder spürbar ist. Wir haben das Ende der Coronamassnahmen herbeigesehnt. Nun spüren wir: Die Menschen wollen wieder reisen und tun es auch. So macht arbeiten am Flughafen noch mehr Freude. Weitere Informationen finden Sie unter flughafen-zuerich.ch/de/ unternehmen/jobs/ karriere/stellenangebote
RUAG • BRANDREPORT
Die ideale Praxis-Brücke für Maturandinnen und Maturanden RUAG unterstützt als Technologiepartner die Schweizer Armee mit innovativen Lösungen und Entwicklungen – und hilft ihr so dabei, ihren Schutzauftrag zu erfüllen. Daher ist RUAG auf junge Talente sowie versierte Fachkräfte angewiesen. Doch wie findet man die? Indem man den jungen Menschen entgegenkommt.
D
ie aktuelle geopolitische Lage sorgt auch hierzulande für ein erhöhtes Sicherheitsbewusstsein und -bedürfnis. Die bewaffnete Neutralität der Schweiz rückt wieder vermehrt in den Fokus – und damit auch die Frage, wie die Sicherheitskräfte der Schweiz ausgerüstet und künftig auszurüsten sind. RUAG ist von dieser Entwicklung direkt betroffen: Das ganzheitliche Sicherheitsunternehmen ist ein zentraler Technologiepartner der Schweizer Armee. Dabei stehen Life-Cycle-Management, Betrieb sowie Verfügbarkeit militärischer Systeme im Vordergrund. Das Portfolio von RUAG umfasst Land-, Luft- sowie Kommunikations- und Führungssysteme. Und da für deren Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung gut ausgebildete Fachleute unabdingbar sind, steigt der Bedarf von RUAG an jungen Talenten an. Der Fachkräftemangel macht sich auch hier bemerkbar: Aktuell sind rund 100 Stellen vakant. Dieser Entwicklung wirkt das Unternehmen mit einer hohen Lernenden-Quote entgegen: Knapp zehn Prozent der Belegschaft sind in der Berufslehre. Ein innovativer Ansatz, um mehr junge Menschen für technische Berufe zu begeistern und ihnen den Schritt ins Berufsleben zu erleichtern, ist die «Way-up Lehre»: Dabei erhalten Schülerinnen und Schüler mit Matura-Abschluss die Möglichkeit, eine verkürzte Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) zu absolvieren. Florian Schubkegel hat sich genau dafür entschieden. «Smart Employer» wollte wissen, warum.
Florian Schubkegel
Lernender bei RUAG
Florian, du hast 2020 deine Matura erlangt und machst nun bei RUAG eine verkürzte Berufslehre im Bereich Konstruktion. Wie kam es dazu?
Ich hatte schon immer ein Faible für handwerkliches Arbeiten und Basteln. Nach dem Abschluss meiner Gymnasial-Zeit war mir klar, dass ich diese Fähigkeiten mit einem Hochschulstudium vertiefen wollte. Doch dafür muss man ein einjähriges Praktikum absolvieren. Ich entschied mich stattdessen dafür, lieber eine dreijährige Lehre bei RUAG zu machen. Nicht nur erhalte ich dadurch den eidgenössischen Fähigkeitsausweis, sondern kann mir auch deutlich mehr Berufspraxis und Arbeitserfahrung aneignen. Dies wird mir auch nach dem Studium bei der Stellensuche nützlich sein.
RUAG bietet für mich alles, um mein Know-how und meine Erfahrung weiterzugeben. Es erfüllt mich mit Stolz, ein Teil dieser RUAG-Geschichte zu sein.
Wie hast du von der Way-up Lehre erfahren? Das Konzept kannte ich schon länger von einem Klassenausflug bei RUAG während meiner Zeit am Gymnasium. Als sich meine Schulzeit dann langsam ihrem Ende näherte, tauschte ich mich mit Klassenkameradinnen und -kameraden über unsere Zukunftspläne aus. Dabei erkannte ich, dass ein Lehrabschluss nebst der Matura einen enormen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt darstellen würde. Zudem sehe ich die Berufslehre als eine willkommene Abwechslung vor dem Studienbeginn.
natürlich auch die Arbeitsmaterie: Zum Beispiel bin ich in der grossen Halle bei den Jets tätig und messe für Referenzzwecke die Teile direkt am Flieger aus.
Du wirst zum Konstrukteur ausgebildet. Woran arbeitest du derzeit? Zu Beginn wurden mir im Ausbildungszentrum die Grundlagen der Mechanik beigebracht, indem ich in der Lehrwerkstatt verschiedene Arbeitsaufträge erledigte. Dies stellte einen idealen Einstieg für mich dar. Mittlerweile bin ich Teil der Konstruktionsabteilung und stelle dort Fertigungsmodelle her. Deren Masse und Spezifikationen übertrage ich dann in unser Digitalisierungsprogramm, woraufhin die Maschine dann das entsprechende reale Teil fräst. Spannend ist dabei
- Beat, Master Data Manager
War es der richtige Entscheid für dich, nach dem Gymnasium eine Lehre zu machen? Auf jeden Fall. Auch meine Eltern haben dieses Vorhaben von Anfang an unterstützt. Ich erlebe RUAG als äusserst angenehme Arbeitgeberin: Zu Beginn hatte ich in der Lehrwerkstatt drei Betreuer, konnte also jederzeit Fragen stellen und vom Wissen und der Erfahrung der Mitarbeitenden profitieren. Auch jetzt, wo ich Teil der Konstruktion bin, schätze ich den Austausch im Team sehr. Die Stimmung ist sehr familiär und ich fühle mich wohl im Unternehmen. Wie geht es nun für dich weiter? Meine Lehre dauert noch bis zum Sommer nächsten Jahres. Allerdings besuche ich nur in den ersten beiden Jahren die Berufsschule, ich absolviere das verkürzt. Im dritten Lehrjahr kann ich dann die zwei Tage pro Woche, die bisher für die Berufsschule reserviert waren, für
Ich arbeite gerne bei RUAG, weil es auch im Teilzeitpensum sehr abwechslungsreich ist. - Angelica, Documentation Specialist
mein berufsbegleitendes Studium nutzen: Im September nehme ich mein Maschinenbau-Studium an der Hochschule Luzern auf. Diese Flexibilität, die mir RUAG mit der Way-up Lehre ermöglicht, ist einfach klasse.
Über RUAG RUAG leistet einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Schweiz und setzt sich für souveräne Sicherheit ein. Dafür arbeiten rund 2500 Mitarbeitende jeden Tag an 18 Standorten im In- und Ausland. Als zukunftsorientierter Technologiepartner der Schweizer Armee stehen das Life-Cycle-Management, der Betrieb und die Verfügbarkeit militärischer Systeme für Luft und Land im Vordergrund. Dein Beitrag macht den Unterschied Du weisst, was du willst? Perfekt, denn wir bieten dir den notwendigen Spielraum für deine Ideen und deine Selbstständigkeit. Teile deine Faszination für zukunftsweisende Technologien mit aufgestellten Kolleginnen und Kollegen. Übernimm gemeinsam mit uns Verantwortung und leiste einen wesentlichen Beitrag für die Sicherheit der Schweiz.
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
16 FACHKRÄFTEMANGEL
SMARTEMPLOYER.CH
Fachkräftemangel in der Industrie: Berufsbildung als Lösung Die Zeichen stehen günstig! Der Motor der Schweizer Wirtschaft brummt. Laut Prognosen gehen Expert:innen gar von einem Wirtschaftswachstum aus. Und dies trotz schwierigen Pandemiezeiten. Dabei ist es kein Geheimnis, dass Schweizer Unternehmen, im Speziellen die Schweizer Industrie, dringend Fachkräfte benötigen.
E
ine erfolgreiche Industrie zeichnet sich unter anderem durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Spricht man von qualifizierten Fach- und Führungskräften stehen oft Fachpersonen mit Hochschul- und Fachhochschulabschluss im Vordergrund unseres Denkens. Dabei braucht die Branche ebenso dringend ausgebildete Berufsleute, damit die Schweizer Industrie international wettbewerbsfähig bleiben kann. Wichtigkeit Berufsbildung für Fachkräftenachwuchs Der Löwenanteil an qualifizierten Fach- und Führungskräften, konkret rund 80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Industrie, stammt aus der Berufsbildung. Gemäss Angaben des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) entscheiden sich zwei Drittel der Jugendlichen zurzeit in der Schweiz für eine berufliche Grundbildung und eignen sich dadurch eine solide berufliche Grundlage an. Rund 240 Berufe stehen zur Wahl. Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) bildet dabei derzeit annähernd 20 000 Lernende aus und ist damit eine der grössten Ausbildnerinnen der Schweiz. So wird klar, dass wir für die Zukunft des Bildungsund Wirtschaftsstandortes Schweiz und im Speziellen für die Industrie ständig genügend qualifizierte Fachpersonen aus der Berufsbildung benötigen.
Gründe für den Fachkräftemangel Der Hauptgrund für den Fachkräftemangel liegt in der demografischen Entwicklung. Es werden aktuell mehr Personen pensioniert, als aus dem Nachwuchs nachrücken. Die Alterung verstärkt die Engpässe im Fachkräftebereich. Die schnell zunehmende Digitalisierung erhöht den Stellenwert von MINT-lastigen Berufen. Leider sind die traditionellen Rollenbilder der Geschlechter noch stark in den Köpfen verankert. Die Folge ist eine immer noch zu tiefe Frauenquote in den technischen Berufen, obwohl diese gleich gut von Frauen ausgeübt werden können wie von Männern. Auch in der Industrie ist die Digitalisierung und Automatisierung angekommen. Bereits heute werden grosse Teile von verarbeitenden Prozessen automatisiert. Die Art der Arbeit, die Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten und die Wertschöpfungsketten veränderten sich laufend. Dies wiederum gibt Raum für Kreativität, Eigenverantwortung, Teamwork und Innovation. Diese «neue Industrie» wird neue Berufe anbieten. Die Fachkräfte werden vermehrt auch Überwachung von Produktionen mit übernehmen müssen oder z.B. auch für Bereiche wie IT-Sicherheit und Datenschutz in der innerbetrieblichen Arbeit zuständig sein. Diese Veränderungen erfordern hohe praktisch-technische Fachkenntnisse. So wird mit den Vorurteilen von harter, physischer und schmutziger Arbeit in den Fabriken aufgeräumt werden müssen.
Perspektiven für Jugendliche Grundsätzlich ist der grosse Vorteil einer Berufslehre, dass junge Menschen bereits früh den Einstieg in die Arbeitswelt finden, erste betriebliche Erfahrung sammeln und Verantwortung übernehmen können. Sie eignen sich gleichzeitig direkt am Lernort praktische Kenntnisse an und erhalten in den Berufsfachschulen die theoretische Bildung dazu. Und genau dieses Rundumpaket ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Eine Berufslehre fördert darüber hinaus die Sozialkompetenzen. Wer danach den Bildungsweg über eine Fachhochschule wählt, hat grosse Chancen einen höheren Einstiegslohn zu erhalten, als ein Abgänger klassischer Universitäten. Die Berufsbildung ist ein guter Einstieg in die Arbeitswelt und öffnet viele berufliche Perspektiven. Jeder Abschluss hier bildet die Grundlage für eine Weiterbildung. Sei es, um sich im Beruf zu spezialisieren oder über die höhere Berufsbildung oder über eine Berufsmatur ein Studium an einer Fachhochschule anzutreten. Letztlich ist die Wahl jedoch unbedingt immer individuell zu sehen. Ob über ein Studium oder über die Berufslehre; die Türen sind in der Industrie für zukünftige Fachkräfte weit offen. Und auch auf Seite der Ausbildungsprogramme in der Branche bewegt sich viel. Mit dem Projekt Futuremem werden acht Industrieberufe
ANZEIGE
Mehr entdecken auf
smartemployer.ch #smartemployerMINT
weiterentwickelt, sodass ab 2024 diese Ausbildungen den technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfordernissen angepasst sind. Einfluss der Betriebe selbst Zwar unterstützen Bund, Kantone und weitere Organisationen den Weg der Berufsbildung. Die Verantwortung liegt jedoch vor allem auch bei den Betrieben. Diese können den Jugendlichen ein möglichst attraktives, betriebsinternes Ausbildungsprogramm und Arbeitsumfeld bieten. Mögliche Wege sind, Lernenden bereits früh Verantwortung zu übertragen, sie in betriebswichtige Projekte einzubinden und möglichst vielfältige Einblicke in den Unternehmensalltag zu ermöglichen. Grossbetriebe gehen sogar soweit, Lernenden einen Aufenthalt in einer Auslandsniederlassung zu ermöglichen. Die Fachkräfte sind ein elementarer Teil im Räderwerk der Wirtschaft und sichern nicht nur der Industrie Beschäftigung und Wachstum, sondern sind auch ein Teil des Rückgrates für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Die Überwindung des Fachkräftemangels in der schweizerischen Industrie ist eine der grossen Herausforderungen der kommenden Jahre.
Text Barbara Rüttimann
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
SMARTEMPLOYER.CH
STADLER • BRANDREPORT 17
«Wir bekennen uns klar zum Standort Schweiz» Die Schienenfahrzeuge von Stadler erfreuen sich grosser Beliebtheit und werden in Verkehrsnetzen weltweit eingesetzt. Das liegt auch am erstklassigen System-Engineering. Diesem gehen wir näher auf den Grund – und fragen nach, wie man hohe Qualitätsansprüche trotz Fachkräftemangel erfüllen kann. zuständig. Mittlerweile arbeite ich seit fast 20 Jahren in unterschiedlicher Form für Stadler, früher als externer Berater, heute als Teil des Unternehmens. Langweilig wurde mir dabei noch nie (lacht).
Christian Hassler
Teamleader System Engineering Stadler Rheintal AG
Welche Veränderungen der jüngeren Vergangenheit haben die Arbeit von Ihnen und Ihrem Team geprägt? Christian Hassler: Stadler ist signifikant gewachsen, wodurch auch unsere Projekte neue Dimensionen und Volumina angenommen haben. Das bedeutet für uns, dass wir an mehreren Standorten gleichzeitig produzieren, was einen erhöhten Koordinationsaufwand bedingt. Hier helfen uns neue digitale Tools: So können wir etwa dank universeller Arbeitsplätze von überall her auf das sichere Firmennetzwerk zugreifen, was uns enorme Flexibilität und Agilität verschafft.
Ciara McErlean
Personalbereichsleiterin Stadler Rheintal AG
Gabriela Stuber
Personalbereichsleiterin Stadler Bussnang AG
Christian Hassler, Sie leiten den Bereich System-Engineering bei Stadler. Praktisch Ihr gesamtes Arbeitsleben hat mit dem Bahnverkehr zu tun. Woher stammt diese Faszination? Christian Hassler: Die ist auf eine starke familiäre Prägung zurückzuführen: Sowohl mein Vater als auch Grossvater waren in verschiedenen Funktionen in der Welt der Eisenbahnen tätig. Das Thema fasziniert auch mich seit jeher. Nach meiner Ausbildung als Elektrotechniker begann ich meine Karriere im einzigen bahnnahen Betrieb im Tirol. Dort war ich ebenfalls fürs System-Engineering
Die Schweiz als Hochpreisinsel ist ein schwieriges Pflaster für die industrielle Fertigung. Christian Hassler: Das stimmt, doch Stadler bekennt sich klar zum Standort Schweiz. Wir alle leisten unseren Beitrag, dass wir weiterhin hier produzieren können. Der Teamgedanke steht im Vordergrund und man spürt einen besonderen «Stadler-Spirit» – ein Gefühl von Stolz, sich in diesem Unternehmen für Innovation und nachhaltige Mobilität einsetzen zu können. Natürlich müssen wir hierzulande äusserst effizient arbeiten, weswegen wir vieles in Modulbauweise erstellen. Modulbauweise? Christian Hassler: Wir haben eine bewährte, hochwertige Plattform entwickelt, die als Fundament für alle unsere Fahrzeuge dient. Darauf basierend können wir mit kundenspezifischen Anpassungen individuelle Lösungen in einer enormen Vielfalt erarbeiten. Diese Vielfalt macht auch unsere Arbeit so
interessant: Wir bieten bei Stadler allen Techniker:innen im System-Engineering ein breites sowie extrem abwechslungsreiches Einsatzgebiet. Unsere Techniker:innen betreuen die Projekte während der gesamten Laufzeit, also vom Design bis zur Zulassung, inklusive der notwenigen Testfahrten, persönlich. Der Fachkräftemangel macht sich in den technischen Branchen bemerkbar. Wie wirkt man dem bei Stadler entgegen? Ciara McErlean: Unser Fokus liegt nebst dem Recruiting auch auf der Weiterentwicklung der bestehenden Mitarbeitenden, damit wir offene Fachstellen idealerweise intern besetzen können. Zu diesem Zweck schaffen wir attraktive Karriere-Perspektiven: Nebst der Möglichkeit zum internen Wechsel, bieten wir geeigneten Teammitgliedern auch eine Führungs-, Fach- oder Projektkarrierelaufbahn an. Zudem finanzieren wir externe Weiterbildungen und führen interne Weiterbildungen durch. Parallel zu diesen internen Massnahmen werden wir unsere Marke, ihre Stärken und ihre Authentizität künftig noch stärker nach aussen tragen, um unsere Zielgruppen zu erreichen. Dies tun wir beispielsweise über das Hochschulmarketing sowie verstärkte Präsenz an Messen. Wie hat der Fachkräftemangel das Recruiting verändert? Ciara McErlean: Wir nutzen neue Plattformen, Tools sowie Rekrutierungsformate, um unseren Suchmarkt zu erweitern. Dabei richten wir den Blick auch über die Landesgrenzen hinweg. Das international Employer Branding erhält für uns dadurch einen höheren Stellenwert. Darüber hinaus streben wir an, die Anzahl der Auszubildenden und Lernenden zu erhöhen. Ein weiteres wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel sehen
Fachleute in mehr Diversität. Wie wird das bei Stadler gehandhabt? Gabriela Stuber: Diversität ist ein zentraler Wert unseres Unternehmens. Die verschiedenen fachlichen sowie kulturellen Hintergründe stellen eine Bereicherung dar, die wir zum Nutzen der Firma einsetzen. Dabei leben wir den Grundsatz, dass alle Mitarbeitenden fair und gleichbehandelt werden. Welches sind die künftigen «Hot Topics» im System-Engineering, welche die Stadler-Fachleute von heute und morgen beschäftigen werden? Christian Hassler: Die Energieeffizienz wird ein essenzielles Thema sein. Wir werden uns dem Anspruch stellen müssen, mehr Leute bei geringerem Stromverbrauch von A nach B zu bringen. Interessant werden auch die Fortschritte bei der Batterie-Technik sein, nicht zuletzt im Wasserstoff-Bereich, wo Stadler ebenfalls entwickelnd tätig ist. Zudem werden wir vor der Herausforderung stehen, zwei Stadler-Alleinstellungsmerkmale weiterhin beizubehalten: die Lieferung von hoher Qualität innerhalb der vereinbarten Zeit.
Über Stadler Stadler ist ein Anbieter von Mobilitätslösungen im Schienenfahrzeugbau, Service und Signaltechnik. An mehreren Produktions- und Engineering-Standorten sowie über 70 Servicestandorten arbeiten in der Schweiz und weltweit über 13 000 Mitarbeitende. Weitere Informationen unter www.stadlerrail.com
LIBS • BRANDREPORT
In technischen Berufen fürs Leben lernen Bei einem Beruf geht es nicht nur um Geld. Er bestimmt auch das Lebensgefühl und kann vielfältige Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung bieten. Insbesondere die vielversprechende Welt der Technik stellt eine Vielfalt an Tätigkeiten bereit, um die Zukunft aktiv mitzugestalten. Mit einer Lehre bei libs ist man vorne dabei. Von Anfang an.
D
as Herz von libs schlägt für die industriellen Berufe. Diese Leidenschaft möchte das Ausbildungsunternehmen an Lernende weitergeben, indem es sie auf der ganzen Linie während der Berufsausbildung unterstützt. Zusammen mit über 140 Partnerfirmen der Hightech-Industrie offeriert libs Ausbildungen in 16 technischen und kaufmännischen Berufen an den vier Standorten in Baden, Heerbrugg, Rapperswil und Zürich. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf fachlicher Exzellenz und aktuellem Know-how, sondern auch auf regem Austausch und Vernetzung zwischen den Lernenden, auf Sozialkompetenz sowie auf unternehmerischem Denken und Handeln. Gleichzeitig stehen die Bedürfnisse der Lernenden genauso im Mittelpunkt, wie sie selbst bezeugen können. Interview mit Delia Vetsch, Polymechanikerin EFZ im 2. Lehrjahr Weshalb haben Sie sich für eine Lehre als Polymechanikerin EFZ entschieden? Ich wollte schon immer etwas Handwerkliches machen. Damals war ein Freund von mir
in der Lehre als Konstrukteur bei libs und er hat mir eine Schnupperlehre dort empfohlen. Das habe ich gemacht und es hat mir sehr gefallen. Welche Tätigkeiten gefallen Ihnen am besten? Mir gefällt vor allem das Programmieren. Was ich allgemein an diesem Beruf cool finde, ist, dass man am Ende ein fertiges Teil in der Hand hält, das eine wichtige Rolle in einer Maschine, einem Zug oder sogar einem Flugzeug spielen wird. Gibt es etwas, das Ihnen zuerst Mühe bereitete? Anfangs kam sehr viel Neues auf einmal. Zudem wusste ich schon in der Sekundarschule, dass ich eines von wenigen Mädchen sein werde. Deshalb hatte ich auch etwas Angst, ob ich mich gut in die Gruppe integrieren kann. Glücklicherweise war das alles doch kein Problem. Weshalb haben Sie sich für eine Lehre bei libs entschieden? Zum einen wegen des besagten Freundes. Zum anderen ist es ein grossartiges Konzept. In den ersten zwei Jahren ist man zusammen mit vielen Mitlernenden und danach kann man sich in einem Fachgebiet weiter vertiefen.
Haben Sie Pläne für die Zeit nach der Grundausbildung? Ich werde erst ein, zwei Jahre Berufserfahrung sammeln. Danach werde ich vielleicht die BMS nachholen. Wie bereichert Ihr Beruf die Welt? Die Tätigkeiten sind spannend und ohne die Technik wäre die Industrialisierung nie so weit fortgeschritten. Und es ist auch nicht vorbei, aus dem Technikbereich kommen noch immer unzählige Innovationen, die Industrie, Gesellschaft und Umwelt verbessern. Interview mit Moa Koch, Automatiker EFZ im 2. Lehrjahr Wie haben Sie vom Beruf des Automatikers EFZ erfahren und was hat Sie daran gereizt? Von diesem Beruf habe ich bei der Berufsberatung erfahren. Ich habe mich zusätzlich online informiert und gesehen, dass bei libs noch Schnupperstellen frei waren und ich habe mich sofort angemeldet. Die Schnupperlehre war abwechslungsreich, gut gestaltet und hat mir sehr gut gefallen. Als ich dann während dem Schnuppern die Zusage bekam, war für mich klar, dass ich diesen Beruf machen werde. Was gefällt Ihnen besonders an dieser Ausbildung? Die Abwechslung. Man macht von handwerklicher Arbeit bis zum Programmieren alles. Ein grosser Vorteil ist auch, dass man Einblicke in alle Abteilungen erhält. Gibt es etwas, das sich als anders als erwartet herausstellte? Mir war klar, dass libs ein Ausbildungsbetrieb ist. Trotzdem ist mir aufgefallen, wie sehr die ersten zwei Lehrjahre auf die Grundbildung fokussiert sind. Danach lernt man mit den Partnerfirmen den Arbeitsalltag kennen. Darauf darf ich mich noch freuen. Wie werden Sie von libs unterstützt? Die Lernenden werden in allem unterstützt. Wichtig finde ich die angebotenen Nachhilfemöglichkeiten bei schulischen Problemen. Wenn es in der Schule hapert,
kann man während der Arbeitszeit mit einer Lehrperson alles noch einmal durchgehen. Zudem gibt es auch einen Sozialdienst im Haus, wo man sich für familiäre und private Schwierigkeiten Hilfe holen kann. Welcher Art Person würden Sie den Beruf empfehlen? Ich würde diese Ausbildung allen empfehlen, die Spass, Interesse und eine gewisse Affinität zur Technik mitbringen. Wenn man ein bestimmtes Grundverständnis und einen guten Durchschnitt in den technischen und mathematischen Fächern hat, liegt man richtig. Wie bereichert dein Beruf die Welt? In Firmen gibt es immer mehr Automatisierungssysteme, die gewartet und unterhalten werden müssen. Genau das ist die Aufgabe von Automatiker:innen. Es wird auch in Zukunft ein zunehmend wichtiger Beruf werden. Weitere Infos und Kontakt: marketing@libs.ch
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
18 INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSTECHNIK
SMARTEMPLOYER.CH
Sponsored.
ICT – Berufsfeld der Zukunft In jedem Lebensbereich steckt Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) mit drin. Deshalb werden im Berufsfeld ICT bis ins Jahr 2028 insgesamt 117 900 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Dies garantiert ausgezeichnete Karrierechancen. Berufslehre mit Perspektiven Eine solide Grundbildung (Berufslehre) bildet das Fundament für den Berufseinstieg und ist ein Sprungbrett in eine vielseitige Berufswelt. Wer einen Beruf in der ICT ergreift, wird spannende Aufgaben übernehmen, mit Fachleuten aus verschiedenen Gebieten zusammenarbeiten und im Team neue Lösungen entwickeln. ict-berufsbildung.ch/ict-lehre Zeit für ein Update Wer sich weiterbildet, führt Aufgaben qualifizierter, kompetenter und somit erfolgreicher aus. Die eidgenössischen Abschlüsse der höheren Berufsbildung zeichnen sich durch ihre Praxisnähe sowie die Trennung von Ausbildungsort und Prüfungsinstanz aus, was besonders im höchst sensitiven Security-Bereich ein grosser Vorteil ist. Cyber Security Specialist mit eidgenössischem Fachausweis Cyber Security Specialists sind Spezialist:innen in allen Fragen rund um die Cybersicherheit in Unternehmen und öffentlichen Institutionen. Sie analysieren Bedrohungslagen, decken Schwachstellen auf, leiten Schutzmassnahmen ein und wehren Cyberangriffe ab. Weitere Informationen zu den verschiedenen eidgenössischen Fachausweisen und Diplomen sowie Anbieter von Vorbereitungskursen finden sich hier: ict-weiterbildung.ch
Annemarie Bracher
«Cyber Security ist ein elementarer Bestandteil jedes IT-Fachbereichs» Annemarie Bracher absolvierte eine Lehre als Informatikerin EFZ und erlangte letztes Jahr einen eidgenössischen Fachausweis – und dies als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen, weshalb das Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) mehr Frauen braucht und was sie an der Branche fasziniert. Frau Bracher, was fasziniert Sie an der ICT? Die ICT ist enorm abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere. Ich bin täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert und es gibt immer wieder etwas Neues zu lernen. Welche Eigenschaften muss eine Person für eine Karriere in diesem Berufsfeld mitbringen? Ich sage unseren Lernenden immer, dass man in der IT unter anderem in der Lage sein muss, Dinge nachzuschlagen und sie dann umzusetzen. Aber natürlich muss man auch vernetzt denken können, ein gutes Vorstellungsvermögen hilft dabei sehr. Mit welchem Irrglauben über IT möchten Sie aufräumen? Aus meiner Sicht werden mathematische Kenntnisse überbewertet. Ich war nie gut in Mathematik und arbeite seit mehr als 20 Jahren in der IT-Branche. Im November 2021 haben Sie den eidgenössischen Fachausweis als Cyber Security Specialist erlangt. Wie ist bei Ihnen das Interesse an einer Ausbildung in diesem Bereich aufgekommen? Cybersicherheit ist für mich ein elementarer Bestandteil jedes IT-Fachbereichs. Zuerst wollte ich «nur» eine höhere Ausbildung als Technikerin HF mit Schwerpunkt Digitalisierung absolvieren, um später an einer Berufsfachschule im Nebenamt
IT zu unterrichten. Während meiner Ausbildung bot uns die Schule jedoch an, im fünften und sechsten Semester den Lehrgang Cyber Security Specialist zu belegen. Ich zögerte zunächst, doch entschied mich dann doch dafür. Am Ende war ich die einzige Frau, die den Lehrgang abgeschlossen hat. Darauf bin ich heute sehr stolz. Weshalb haben Sie sich spezifisch für diesen Fachausweis entschieden? Ich habe mich dafür entschieden, da die Ausbildung nur eineinhalb Jahre dauert, aber gleich gewertet wird wie ein Abschluss einer höheren Fachschule und die Themengebiete enorm spannend sind. Zudem bin ich überzeugt, dass Cyber Security in Unternehmen weiterhin zunehmend an Wichtigkeit gewinnen wird. Wie erlebten Sie die Ausbildung und welchen Herausforderungen begegneten Sie dabei? Ein grosser Teil der Ausbildung war der «Hands-on»-Unterricht. Wir absolvierten viele Labs und Capture-the-FlagEvents. Die grösste Herausforderung war, die vielen Tools nicht nur zu kennen, sondern in kurzer Zeit auch möglichst gut praktisch anwenden zu können. Wie war Ihre Erfahrung mit der eidgenössischen Prüfung? Die eidgenössische Prüfung war enorm lang. Das Hacking Lab dauerte fünf, die
Projekte und der betriebswirtschaftliche Teil zwei Stunden und die mündliche Prüfung in Führung und Kommunikation 45 Minuten. Die Zeit für das Hacking Lab war jedoch relativ knapp und verging wie im Flug. Ich hätte noch stundenlang an meinen Reports feilen oder die Labs erneut durchspielen können, bis ich alle Lösungen gefunden hätte. Wie geht es für Sie beruflich weiter und welche Vorteile erfahren Sie dabei aus Ihrem Abschluss? Zurzeit arbeite ich weiterhin für meinen Arbeitgeber als Verantwortliche für die Cloud. In diesem Gebiet kann ich mich in Sachen Sicherheit einbringen und täglich das Wissen nutzen, welches ich bei meiner Ausbildung erworben habe. Ich kann mir gut vorstellen, mich irgendwann noch weiter in Richtung Cyber Security zu vertiefen. Wem würden Sie die Ausbildung empfehlen? Allen, die sich gerne praktisch weiterbilden und denen Cybersicherheit wichtig ist. Ein Problem, das in Ihrem Sektor stark zum Vorschein kommt, ist der vergleichsweise geringe Frauenanteil. Wie beurteilen Sie die Situation? Der Frauenanteil in technischen Berufen liegt in der Schweiz bei ungefähr 18 Prozent – was immer noch sehr tief ist.
Jedoch sind IT-Spezialist:innen überall gesucht, unabhängig vom Geschlecht. Der Fachkräftemangel erstreckt sich von der Softwareentwicklung, dem Systemengineering und -betrieb, der IT-Security und -architektur bis hin zum Projektmanagement beziehungsweise zu agilen Rollen wie Product Owner und Scrum Master. Inwieweit werden Frauen in der ICT gezielt gefördert? Es gibt etliche Bestrebungen, Frauen zu fördern, sei es mit individuellen Coachings oder Mentoringprogrammen. Aber auch gute Vorbilder und Netzwerke, welche sich speziell an Frauen in der IT richten, sind wichtig. Welche weiteren Faktoren machen die Branche für Frauen attraktiv? Flexible Arbeitszeiten, gerade nach Corona wurde dies enorm gelockert. Zudem bin ich davon überzeugt, dass diverse und gut durchmischte Teams mit unterschiedlichen Ansichten bessere Produkte und Dienstleistungen kreieren. Was möchten Sie Frauen in der ICT mitgeben? Ich kann einen Fachausweis sehr empfehlen. Zudem sollten Frauen sich gegenseitig unterstützen und vernetzen, zum Beispiel an einem der Events von belikegrace.ch. Und nicht zuletzt: Seid nicht schüchtern, alle anderen können es nicht besser, sie tun nur so!
ANZEIGE
#entwickle_deine_zukunft
UNSERE MINT ABSCHLÜSSE: ■ ■ ■ ■ ■
WISS
Schulen für Wirtschaft Informatik Immobilien
Dipl. Wirtschaftsinformatiker/in HF Dipl. Techniker/in HF Informatik Eidg. dipl. ICT-Manager/in Wirtschaftsinformatiker/in mit eidg. FA CAS-FH Informatik und Wirtschaftsinformatik
Informiere dich jetzt: www.wiss.ch/angebot WISS Schulen für Wirtschaft Informatik Immobilien AG | Bern | Luzern | St. Gallen | Zürich
SMARTEMPLOYER.CH
ABACUS RESEARCH AG • BRANDREPORT 19
Arbeit soll auch Spass machen Positive Energie entsteht, wenn Mitarbeitende nicht nur als Arbeitskräfte, sondern in ihrer Gesamtheit als Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden – davon ist man bei der Abacus überzeugt. Die inspirierende Arbeitsumgebung im Software-Unternehmen fördert zudem den Teamgeist und die Kreativität.
S
eit der Gründung vor 37 Jahren ist das Ostschweizer Software-Unternehmen Abacus auf Erfolgskurs. Die Zahl der Mitarbeitenden wächst, neue Standorte kommen hinzu und Produkte sowie Technologien werden stetig weiterentwickelt.
Software-Qualität. Ausserdem stelle ich sicher, dass sich die richtigen Leute innerhalb der Firma miteinander austauschen. Kommt hinzu: Wenn immer Software-Entwickler technische Fragen haben, dann bin ich als erste Ansprechperson für diese Anliegen da.
Eine Konstante ist über die Jahre die gleiche geblieben und hat einen grossen Anteil am nachhaltigen Erfolg: Die Unternehmenskultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. «Uns ist wichtig, die Stärken unserer Mitarbeitenden und die Zusammenarbeit zu fördern sowie Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, die Leistung durch Freiraum ermöglichen. Denn davon profitieren letztlich alle: unsere Mitarbeitenden, die Unternehmung sowie unsere Kundinnen und Kunden», so Yvonne Seitz, Head Human Resources und Mitglied der Geschäftsleitung bei Abacus. Ergänzend fügt sie dazu: «Uns ist wichtig, dass Arbeit Spass macht, denn wer mit Passion arbeitet, macht seine Tätigkeit nicht nur lieber, sondern auch besser.»
Was macht dir bei deiner Tätigkeit besonders Freude? Mein Job besteht aus technisch kniffligen Problemstellungen und dem persönlichen Austausch mit Entwicklern, Leads und dem Produktemanagement. Kurz gesagt: Mein Alltag ist äusserst abwechslungsreich. Zudem kann ich zukünftige Softwarelösungen aktiv mitgestalten. Dieses hohe Mass an Eigenverantwortung ist toll.
Menschen im Mittelpunkt Wer Bestleistungen erzielen will, muss gesamtheitlich denken und Mitarbeitende als individuelle Persönlichkeiten und nicht nur als Arbeitskräfte betrachten; davon ist man bei Abacus seit jeher überzeugt. Für die nötige Inspiration sorgt eine aussergewöhnliche Arbeitsumgebung, flache Hierarchien, ein Austausch auf Augenhöhe und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Konkret bedeutet dies: inspirierende und moderne Arbeitsräume, Teamanlässe, ein hauseigener Fitnessraum sowie ein breites Sportangebot wie beispielsweise inhouse durchgeführte Yoga- und Pilatesstunden. Musikalisch orientierte Mitarbeitende rocken gemeinsam in der Abacus-Band und für das leibliche Wohl sorgen sowohl am Standort Wittenbach als auch in Biel eigene Restaurants. In diesen ist das Essen für Mitarbeitende – vom Salatbuffet über frische Pizzen wie abwechslungsreiche Menus – kostenlos. Und wie sich in der Vergangenheit mehrfach gezeigt hat: Nicht selten entstehen diverse Ideen und Innovationen beim gemeinsamen Mittagessen oder bei anderweitigen Teamaktivitäten.
Marc Fritsche
Head of Development
Was machst du genau bei der Abacus? Als Head of Development bin ich verantwortlich für die technische Entwicklung der sogenannten «Business Unit Finance». In meiner täglichen Arbeit kümmere ich mich um die verschiedensten Angelegenheiten: Ich erstelle Prototypen für neue Softwarelösungen und überprüfe regelmässig die
Was gefällt dir an der Abacus? «Alles ist möglich!» Das ist die Einstellung unserer Mitarbeitenden hier. Das motiviert. Alle Kolleginnen und Kollegen begegnen sich stets auf Augenhöhe. Und nicht zu vergessen, das attraktive Arbeitsumfeld mit der Möglichkeit, sportliche Aktivitäten in den Alltag einzubinden. So kann man beispielsweise morgens eine Joggingrunde im Wald drehen oder sich mittags der Pilates-Stunde anschliessen. In einem solchen Umfeld macht es Spass zu arbeiten und sein Bestes zu geben. Was macht die Abacus besonders? Alle, die hier arbeiten, stecken viel Herzblut in die Firma und tragen so zum Erfolg bei. So kann es ab und an auch mal etwas emotionaler zu- und hergehen (lacht). Dafür steht die Abacus aber nie still. Wir haben ein hervorragendes Gespür für die Problemstellungen von Morgen und die entsprechenden Innovationsfelder.
David Mitgutsch
UX/UI-Designer
Was machst du genau bei der Abacus? Ich bin bei der Abacus für das sogenannte Nutzererlebnis zuständig. Daher auch meine Jobbezeichnung: UX steht für User Experience. Was macht dir bei deiner Tätigkeit besonders Freude? Es macht mir Spass, intern diverse Brücken zu schlagen und Mitarbeitende miteinander zu vernetzen. Diese sind nötig, damit sich die Produktverantwortlichen und Entwickler bestmöglich absprechen. Ich stelle also sicher, dass Produktideen gut erfasst werden und hinterfrage diese wenn nötig auch mal kritisch. Danach versuche ich den Entwicklern die Idee so zu «übersetzen», dass unsere Kundinnen und Kunden die Abacus-Anwendung so einfach und so intuitiv wie möglich benutzen können.
Was gefällt dir an der Abacus? Müsste ich die Frage mit einem Wort beantworten, dann wäre das Wort «Entwicklung». Unsere Mitarbeitenden hier haben Entwicklungsmöglichkeiten und dies in die verschiedensten Richtungen. Sie erhalten von ihren Vorgesetzten auch den nötigen Freiraum dafür. Ich schätze diese offene Arbeitskultur und die Haltung, dass die Firma Mehrwert generiert, wenn ihre Mitarbeitenden sich weiterentwickeln. Was macht die Abacus besonders? Dass unsere Produkte im wahrsten Sinne des Wortes Zukunft mitgestalten – schliesslich arbeitet ein Grossteil der Schweizer Unternehmen im KMU-Bereich mit unseren Programmen. Wenn ich dabei mithelfen kann, dass diese Software-Lösungen benutzerfreundliche und barrierefreie Applikationen bereitstellen, macht das unsere Arbeit schon besonders und wertvoll.
Julia Tanner
Software Development Engineer
Was machst du genau bei der Abacus? Ich arbeite an der Entwicklung einer auf Webtechnologie basierten Lösung zur Planung und Budgetierung. Die primäre Zielgruppe dieser Software sind vorerst Gemeinden, die damit ihre Jahresbudgets erstellen. In Zusammenarbeit mit unseren Projektverantwortlichen erarbeiten wir aus Kundenanforderungen innovative Lösungsansätze, welche dann implementiert werden. Was macht dir bei deiner Tätigkeit besonders Freude? Gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, macht mir grossen Spass. Zuerst gilt es, zu verstehen, was genau gewünscht ist – anschliessend geht’s dann ans Tüfteln. Oft stellt sich aber auch die Frage, wie man eine Software programmiert, damit sie die Userinnen und User auch intuitiv verstehen. Zu diesem Zweck tausche ich mich mit den verschiedensten internen Fachpersonen aus und versuche, all diese Perspektiven zu vereinen. Was gefällt dir an der Abacus? Kurz gesagt: das Miteinander! Hier arbeiten so viele tolle Menschen, die zusammen schon unglaublich viel erlebt haben. Ich mag das kollegiale Arbeiten – gerade bei Konzeptbesprechungen, bei der unterschiedliche Blickwinkel zusammenkommen. Daneben schätzte ich auch die einzigartige Unternehmenskultur bei der Abacus: Nur schon das gemeinsame Mittagessen draussen im Sommer schafft eine wunderbare Atmosphäre. Was macht die Abacus besonders? Da kann ich viel aufzählen – unter anderem unsere Benefits. Gemeinsames Essen, das Fitnessangebot
oder die verschiedenen Teamanlässe. Ich schätze es auch, dass wir uns untereinander alle duzen. Nach fast zehn Jahren inklusive der Lehrausbildung hatte ich zudem die Möglichkeit, intern das Team zu wechseln, um mich weiterzuentwickeln. Es war echt schön, wie mich die neuen Kolleginnen und Kollegen mit offenen Armen empfangen haben.
Dominik Langenegger Software Development Engineer Research & Development
Was machst du genau bei der Abacus? Ich kümmere mich um das Design und die Entwicklung von Systemen im Bereich Identity- und Access-Management. Dabei betreibe ich auch Research, wobei ich Trends und Studien analysiere, um daraus neuartige Funktionalitäten zu entwickeln. Ich mag das ganzheitliche Arbeiten. Das heisst, beim Softwareentwicklungsprozess über mehrere Phasen mitzuwirken. Das muss man sich ungefähr so vorstellen: Ich analysiere zuerst die Anforderungen. Darauf basierend konzeptioniere ich dann digitale Lösungen und setze diese um. Daneben kommt es auch vor, dass interne Stellen mit Themen zu mir kommen und wir hierzu Lösungen entwickeln. Was macht dir bei deiner Tätigkeit besonders Freude? Wenn man IT-Systeme miteinander verbinden möchte, kann es schnell ziemlich komplex werden und Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Teilbereichen sind gefragt. Oft muss man in solchen Projekten neue Technologien einsetzen, bei denen man noch keine grossen Erfahrungswerte hat. Wenn es gelingt, unter solchen Gegebenheiten und mit einem interdisziplinären Team eine gute Lösung zu erarbeiten, dann freut mich das besonders! Was gefällt dir an der Abacus? Die Abacus lässt den Mitarbeitenden grosse Eigenverantwortung und Arbeitsautonomie – das merkt man nur schon an den flachen Hierarchien. Das erfordert natürlich auch eine grosse Selbstständigkeit. Manchmal ist das zwar auch eine Challenge, doch schätze ich den Freiraum und das Vertrauen, das man in die Mitarbeitenden setzt, sehr. Was macht die Abacus besonders? Ich mag, dass die Abacus den Fokus auf innovative Lösungen für ihre Kundinnen und Kunden setzt und nicht in erster Linie auf die Gewinnmaximierung. Diese Grundüberzeugung, dass das, was dem Kunden respektive der Kundin effektiv Mehrwert bringt, sich kurz- oder mittelfristig auch wirtschaftlich lohnt, macht die Arbeit nicht nur spannend, sondern auch nachhaltig wertvoll.
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
20 AUS- UND WEITERBILDUNG
SMARTEMPLOYER.CH
Für mehr Frauen in der Forschung Die Untervertretung von Frauen in Forschung und Wissenschaft ist in der Schweiz nach wie vor Realität. Es laufen diverse Bestrebungen, um dies zu ändern.
D
ie Gleichstellung von Mann und Frau ist seit jeher ein wichtiges Anliegen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Dessen Engagement zielt insbesondere darauf ab, eine ausgewogene Vertretung von Frauen in Funktionen, Gremien und in der Forschung zu fördern. Der Frauenmangel entsteht bereits beim Übertritt vom Masterabschluss zum Doktorat. Diesen Schritt machen über ein Drittel mehr Männer als Frauen, wie es auf snf.ch heisst. Der Trend setzt sich im weiteren Lauf der akademischen Karriere fort. Männer schliessen ihre Dissertationen häufiger ab und bleiben der Forschung eher erhalten. Der Anteil an Professorinnen verharrt dagegen auf tiefem Niveau. Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz unterdurchschnittlich ab – daran haben nationale Aktionspläne und Förderungsmassnahmen in den vergangenen Jahren nur wenig geändert. Die Untervertretung der Frauen steht im Gegensatz zum Gesetz und zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung, welche die Chancengleichheit als wichtig erachtet. Auch in der Wirtschaft sind die Vorteile bekannt – zum Beispiel ist erwiesen, dass gemischte Teams bessere Leistungen erbringen. Frauenverlust stoppen Obwohl Frauen an der Universität Freiburg während des Studiums in der Überzahl sind, geht deren Anzahl bis zur Professur deutlich zurück: 60 Prozent der MasterAbsolvierenden, 45 Prozent der Doktorats-Absolvierenden und 20 Prozent der ordinären Professor:innen höherer Kategorien sind davon betroffen. Um diesen Trend zu brechen, bietet die Dienststelle für Gleichstellung Workshops, ein Mentoring-Programm, personalisierte Beratung und Ratgeber an. So hofft man, dem «Verlust» von Frauen mit akademischer Karriere entgegenzuwirken.
Individuelles Coaching Immer mehr Firmen sehen aktuell die Notwendigkeit, insbesondere Frauen darin zu coachen, selbstbewusster aufzutreten und sich selbst besser zu vermarkten. Die gelernte Schauspielerin Anouk Scherer berät etwa seit vielen Jahren Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und gibt Firmenseminare und Workshops in der Schweiz und in Deutschland. Als Dozentin ist Scherer an verschiedenen Schweizer Hochschulen und Institutionen zur Weiterbildung tätig: «Mein Beruf ist der schönste der Welt. Ich darf täglich miterleben, wie sich Menschen weiterentwickeln und persönliche Erfolge erzielen», schreibt sie auf der Homepage ihres Unternehmens. Mit Fachwissen und dank langjähriger Erfahrung bereitet Scherrer Menschen für den grossen Auftritt vor – ob für ein Fernsehinterview oder für die entscheidende Geschäftsleitungssitzung. Eine grosse Inspiration bei der Arbeit ist die Wirkung von Theaterschauspielenden auf ihr Publikum und die besondere Magie der Bühnenpräsenz. Um den Kursteilnehmenden oder Coaches ein möglichst objektives Bild ihrer Aussenwirkung zu vermitteln, wird je nach Kurs auch mit Audio- und oder Videoaufnahmen gearbeitet: «Es ist immer wieder wunderbar, wie sich Interessierte von dieser Erfahrung anstecken lassen und neue, ganzheitliche Ideen mit in ihren Geschäftsalltag nehmen», sagt Scherer. Forschungsförderung nach Gender Mainstreaming Diversität und Chancengleichheit sind wesentliche Qualitätskriterien für den Forschungsstandort Schweiz. Just deshalb hat sich der SNF der Gleichstellung verpflichtet und eine Reihe von Förderungsmassnahmen
ins Leben gerufen, um der Untervertretung von Frauen gezielt entgegenzuwirken. Eine wichtige Leitplanke ist dabei das Prinzip des Gender Mainstreaming. Dabei handelt es sich um eine international erprobte Strategie, Gleichstellung auf allen Ebenen zu verankern. Dabei werden soziale und strukturelle Ungleichheiten von Frauen und Männern zuerst sichtbar gemacht, anschliessend deren Auswirkungen analysiert und schliesslich die Ursachen beseitigt. Das bedeutet, bei allen Entscheidungen, Projekten und Vorhaben die unterschiedliche Lebensrealität von Frauen und Männern im Vorhinein zu berücksichtigen. Mehr Frauenkarrieren In den obersten Führungsetagen sind Frauen immer noch eklatant untervertreten. Damit ist die knappe Mehrheit der Bevölkerung von Einfluss, Macht und Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. In politischen Prozessen werden Anliegen von Frauen vernachlässigt. Berufsfelder, in denen es in erster Linie um Menschen geht und um die sich vor allem Frauen kümmern, sind unterbezahlt und abgewertet. Forschung über und von Frauen fristet ein Nischendasein. Deshalb plädiert die HR-Spezialistin Sibyl Schädeli auf ihrer Homepage für mehr Frauen an der Spitze aller Organisationen: «Es braucht zumindest vorübergehend Quoten, um Gleichstellung herzustellen. Frauen müssen nicht gefördert werden, aber ihre Karrieren sehr wohl. Sie müssen in sämtlichen wichtigen Gremien und in der Politik paritätisch vertreten sein. Ich unterstütze Frauenkarrieren und -netzwerke, verbreite Informationen und Wissen, sorge für Transparenz und bleibe immer hartnäckig, um meinen Beitrag zu leisten. Ich versorge Frauen auf dem Karriereweg jederzeit mit neusten
Erkenntnissen über Führung, Macht- und Statusspiele und biete praktische Tipps und Strategien.» Gleichstellung vorleben Nach dem Vorbild des Gender Mainstreaming ist die Gleichstellung beim SNF als Querschnittsaufgabe und in allen Aufgabenbereichen verankert. Dadurch erhält sie ein adäquates Gewicht. Auch auf institutioneller Ebene setzt der SNF sein Verständnis für Gleichstellung um. Etwa durch einen Frauenanteil im Stiftungsrat von mindestens 40 Prozent, oder indem er eine ausgeglichene Verteilung der Geschlechter auf allen Hierarchiestufen anstrebt. Im Rahmen der Projektförderung führt der SNF zudem jährlich ein Gleichstellungsmonitoring durch, das unter anderem die Erfolgsquoten von Gesuchstellenden analysiert. Eine fast einstimmige Frauensession An der Frauensession im Herbst 2021 wurde etwa eine Motion zur Gleichstellung von Frauen in der Forschung genehmigt. So soll der Bund die Finanzierung der Hochschulen und die Vergabe von Drittmitteln in der Forschungsförderung an Gleichstellungsstandards koppeln. Fast einstimmig nahmen die 246 Frauen in Bern die entsprechende Motion ihrer Wissenschaftskommission an. Der SNF unterstützt diese Forderung. Auch weitere forschungspolitische Anliegen stiessen an der letzten Frauensession auf offene Ohren. So sprachen sich die Frauen für ein nationales Forschungsprogramm zur Gendermedizin aus, das vom SNF durchgeführt werden soll. Ausserdem sollen die Hochschulen mehr Dauerstellen für wissenschaftliche Mitarbeitende schaffen sowie mindestens zwölf neue Professuren für Geschlechterforschung. Keine Frage: Da tut sich was!
BRANDREPORT • FH GRAUBÜNDEN
«Es gilt, Persönlichkeiten mit all den Potenzialen zu erkennen» Kaderpositionen sind mehrheitlich von Männern besetzt. Zwei Studienleiterinnen der Fachhochschule Graubünden sprechen über ihre Erfahrung in Führungspositionen und wie sie Chancengleichheit ermöglichen.
Martina Magdalena Rauch
Dozentin und Studienleiterin, Institut für Management und Weiterbildung (IMW)
Frau Rauch, der Frauenanteil von Dozierenden mit Führungsverantwortung an den Fachhochschulen liegt bei nur 27 Prozent. Sie als Studienleiterin vom EMBA in Digital Technology and Operations sowie EMBA in New Business Development sind eine davon. Wie können Ausbildungsstätte wie die FH Graubünden dies ausgleichen? Ein wesentlicher Faktor, der sich in der Schweiz negativ auf die Fortsetzung der Berufstätigkeit von Frauen in allen Positionen auswirkt, insbesondere aber in Führungspositionen, sind die hohen Preise von Betreuungsplätzen für Kinder in einer Kita. 2021 waren in Schweizer Unternehmen lediglich 17 Prozent aller Führungspositionen im Top-Management mit Frauen besetzt. Auf der mittleren Managementebene waren es 23 Prozent. Insofern liegt der Frauenanteil
bei Dozierenden in Fachhochschulen sogar über dem schweizweiten Durchschnitt. Die FH Graubünden fördert im Rahmen ihrer Diversity-Policy gezielt die Chancengleichheit von Frauen und ermöglicht die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Privatleben für Mitarbeiterinnen, unter anderem durch flexible Studien- und Arbeitszeitmodelle, aber auch durch Mentoring- und Coachingprogramme für Mitarbeiterinnen.
Prof. Dr. Karin Eggert
Dozentin und Studienleiterin, Institut für Management und Weiterbildung (IMW) Prof. Dr. Eggert, Sie sind Studienleiterin vom MAS in Energiewirtschaft, MAS in Business Administration und DAS in Business Administration an der FH Graubünden. «Als zukunftsorientierte Institution fördert die FH Graubünden die Vielfalt und Chancengleichheit und entwickelt die daraus entstehenden Potenziale.» Inwiefern setzen die Weiterbildungsangebote am
Institut für Management und Weiterbildung der FH Graubünden diese Aussage um? Für uns als IMW ist diese Aussage essenziell und eine Selbstverständlichkeit. Im Zentrum unserer Angebote steht die Entwicklung der Fach- und Führungspotenziale unserer Studierenden. Vielfalt ist dabei ein wesentliches Element im Sinne der Förderung der individuellen Persönlichkeiten mit all den vorhandenen Potenzialen, die es zu erkennen und freizusetzen gilt. Darauf sind all unsere Studienangebote gezielt ausgerichtet. Dies bestätigen unsere Studentinnen durch ihre Teilnahme, ihr Verhalten und ihre Erfolge im Studium. Wenn ich über Chancengleichheit beziehungsweise -ungleichheit nachdenke, sind Herausforderungen eher der gesellschaftliche Rahmen und die Bedingungen der Studentinnen in ihrem beruflichen und privaten Umfeld. Der Stellenwert von weiblichen Führungskräften ist eben noch nicht durchgängig hoch. Somit ist Weiterbildung auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit wie bei männlichen Führungskräften. Meine Wahrnehmung ist aber, dass sich diese Situation stetig verbessert und ein Umdenken zur Chancengleichheit voll in Gang ist. Interview Andrina Brodbeck
Treiben Sie Ihre Karriere voran mit einer Weiterbildung an der FH Graubünden: Executive MBA • Digital Technology and Operations • Digital Transformation • General Management • New Business Development • Smart and Digital Marketing Master of Advanced Studies Business Administration eHealth Energiewirtschaft
• • •
Diploma of Advanced Studies Business Administration
•
Certificate of Advanced Studies Projektmanagement Strategy with Impact
• •
www.fhgr.ch/management
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
STEPHEN HAWKING • PORTRAIT 21
Stephen Hawking – Der Popstar unter den Physikern Er galt als einer der klügsten Köpfe der Neuzeit und erlangte durch seine Aussagen und Forschungen Berühmtheit. Aber letztendlich sind es wohl seine einzigartige Krankheit und die damit einhergehende aussergewöhnliche Lebensgeschichte, welche ihn unvergesslich machten. Eine kurze Geschichte über den grössten Wissenschaftler seit Albert Einstein.
- Stephen W. Hawking
A
nno 1942. Am Donnerstag, 8. Januar erblickte Stephen William Hawking das Licht der Welt. Als Sohn des Tropenmediziners Frank Hawking und der Wirtschaftswissenschaftlerin Isobel Hawking. Die Eltern flohen aufgrund des zweiten Weltkrieges vom noblen Londoner Stadtviertel Highgate nach Oxford. Als Stephen acht Jahre alt war, zog die Familie Hawking nach St. Albans, wo er später die berühmte St. Albans Highshool besuchte. Er selbst war kein guter Schüler, wie er später zugab. Obwohl er bereits als Teenager einen Computer aus recycelten Teilen baute, lernte er erst mit acht Jahren richtig lesen. Auch schlechte Noten seien gang und gäbe gewesen. Dem Wunsch seines Vaters, ebenfalls Medizin zu studieren kam Hawking nicht nach. Ihn zog es zur Mathematik. Da dieser Kurs an der Oxford University nicht angeboten wurde, entschied er sich für Physik. Nach dem Bachelor Abschluss wechselte er nach Cambridge und begann am College Trinity Hall seine Promotion in Astronomie und Kosmologie. Bis anhin verlief sein Leben normal, doch das sollte sich schlagartig ändern. Als er mit seiner damaligen Freundin im Gras lag, konnte er plötzlich nicht mehr aufstehen. Und dann kam der Schock: Ärzte diagnostizierten eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – eine nicht heilbare Krankheit des Nervensystems. Sie gaben ihm noch drei bis fünf Jahre zu leben. Dass er aber an einer äusserst langwierigen Form von ALS erkrankt war und noch über 55 Jahre weiterleben sollte, wusste dazumal noch niemand. Schnell verschlechterte sich sein Zustand. Aufgrund erster Lähmungserscheinungen der Hand konnte Stephen Hawking seine Doktorarbeit nicht mehr selbst schreiben. Seit 1968 ist er an seinen Rollstuhl gefesselt. ALS als Motivationsschub Diagnose hin oder her, Hawking liess sich nicht unterkriegen. Sie wirkte eher als Motivationsschub. In seiner Biografie schrieb er dazu: «Wenn man mit seinem baldigen Tod konfrontiert wird, realisiert man erst, wie wertvoll das Leben ist – und was man noch alles tun möchte». Kurz darauf heiratete er seine Jugendliebe Jane Wilde. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Timothy, Robert und Lucy. Mit seiner Tochter zusammen schrieb er später mehrere Kinderbücher. Die Ehe wurde nach 25 Jahren geschieden und er heiratete später seine damalige Pflegerin Elaine Mason. Jane Wilde soll gemäss eigenen Aussagen gegen Ende der Ehe extrem unglücklich gewesen sein und sogar – mit Erlaubnis von Stephen Hawking – eine Affäre geführt haben.
Für die Pflege des Physikers war am Anfang seine Ehefrau Jane zuständig, weil er keine fremde Hilfe annehmen wollte. Erst als er 1985 seine Sprechfähigkeit verlor, erlaubte er, dass Betreuer diesen Job verrichteten. Seine Sprache verlor Hawking aber nicht aufgrund seiner Krankheit ALS, sondern eines Luftröhrenschnitts, der notfallmässig gemacht werden musste, als er an einer Lungenentzündung erkrankte. Danach war er auf einen Sprachcomputer angewiesen. Zuerst konnte er mithilfe einer Software Buchstaben und Kommandos per Knopfdruck auswählen. Obwohl ihm über die Jahre genügend, seiner Stimme sehr ähnlich klingende, Alternativen angeboten wurden, blieb er seiner «Sience-Fiction-Stimme» der Achtzigerjahre treu. Als die Krankheit so weit fortgeschritten war, dass er die Kraft in seinem Daumen verlor, konnte er anhand eines Infrarotsensors an seiner Brille den Computer steuern, indem er seinen Wangenmuskel bewegte. Wissenschaftlicher Überflieger Dies hielt ihn aber nicht davon ab, seinen brillanten Geist zu nutzen. Bekannt wurde er bereits in den
Sachbuchautor und Popstar Letztendlich waren es aber seine populärwissenschaftlichen Publikationen, welche den Physiker der breiten Masse bekannt machten. Er wurde zum Popstar. In seinen Büchern machte er seine Theorien und Forschungen auch für Laien verständlich und führte sie in die bisher nur schwer verständliche Materie des Universums ein. In seinem 1988 erschienen Buch «Eine kurze Geschichte der Zeit» stellte er Theorien zu schwarzen Löchern, zur Quantenmechanik und zur Entstehung des Universums dar. Es wurde schlagartig zum Bestseller und verkaufte sich millionenfach. Doch anfangs tat sich Hawking schwer, die komplexen Themen verständlich zu formulieren. So habe der Herausgeber Kapitel für Kapitel wieder retourniert, weil die Formulierungen kaum nachvollziehbar waren. Anfangs der 2000 Jahre folgten zwei weitere Publikationen.
Bild: NASA/Paul Alers, Public domain, via Wikimedia Commons
Mein Ziel ist einfach. Es ist das vollständige Verstehen des Universums – warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.
1960er-Jahren, als er die Notwendigkeit der Existenz von Singularitäten in der Relativitätstheorie Einsteins bewies, zusammen mit seinem Kollegen Roger Penrose. Er wendete seine Theorie nicht nur auf Schwarze Löcher an, sondern auf das ganze Universum und verhalf somit der noch jungen Urknall-Theorie zum Durchbruch. Seine wichtigste Arbeit, so sagt man, stammt aus dem Jahre 1974 – die «Hawking Strahlung». Hawking stellte fest, indem er die Quantenphysik auf Schwarze Löcher anwendete, dass besagte Löcher mit der Zeit an Masse verlieren. Bis heute konnte sie noch nicht beobachtet werden, änderte aber die allgemein verbreitete Meinung der Wissenschaft, dass Schwarze Löcher Gebilde der Ewigkeit sind. 1979 wurde Hawking Professor für Gravitationsphysik an der Universität Cambridge und von 1979 bis 2009 wurde er auf den renommierten Lehrstuhl für Mathematik berufen – wie einst Isaac Newton.
Bild: NASA/Paul Alers, Public domain, via Wikimedia Commons
SMARTEMPLOYER.CH
Seine Bekanntheit stieg stetig an. Er hielt Vorträge in der ganzen Welt, traf Präsidenten und andere Staatsoberhäupter sowie den Papst. Er wurde Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Überraschend ist dies insofern, da der Wissenschaftler seine Erkenntnisse als Beweis sieht, dass es keinen Gott gebe. Er wirkte überdies in mehreren TV-Serien mit, unter anderem bei den «Simpsons», in «Star Trek» und «Big Bang Theory». Auch sein Leben wurde zweimal verfilmt. Gespielt von Benedict Cumberbatch in der 2004 erschienenen britischen TV-Biografie «Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit» zum einen und zum anderen von Eddie Redmayne. Letzterer wurde für seine Rolle in «Die Entdeckung der Unendlichkeit» mit dem Golden Globe sowie dem Oscar als bester Schauspieler ausgezeichnet. Die schwierige zweite Ehe Doch auch negative Schlagzeilen musste Hawking über sich ergehen lassen. Vor allem in der zweiten Ehe stürzten sich die Medien auf ihn. Mehrere sonderbare Verletzungen und Brüche kamen ans Tageslicht. Schuld daran sollte seine damalige Ehefrau Elaine Mason gewesen sein. Dies meint auch seine Tochter Lucy. Die langjährige Assistentin Hawkings Sue Masey wandte sich an die Medien und bezeichnete Mason als Monster und dass sie unter diesen Umständen nicht weiter für die Familie Hawking arbeiten könne. Sie fügte an, dass die Verletzungen nur dann passierten, wenn Elaine und Stephen alleine waren. Anonyme Helfer meinten sogar, sie seien von der Ehefrau als «Einführungsritual» ins Schlafzimmer des Ehepaares beordert worden, um das Paar dann beim Geschlechtsakt vorzufinden. Der Physiker selbst aber, verweigerte jegliche Aussagen und stritt mehrmals öffentlich ab, dass seine Frau Schuld an seinen Verletzungen sein sollte. Auch nach der Scheidung 2006 hüllte sich Hawking diesbezüglich in Schweigen. «Es war eine grossartige Zeit» Seine letzten Jahre nutzte der Physiker, um auf Problematiken hinzuweisen. So warnte er die Menschheit vor einem selbstverschuldeten Untergang durch Erderwärmung oder durch in der Gentechnik entstandene künstliche Viren. Aber nur dann, wenn es uns nicht gelänge auf andere Himmelskörper zu übersiedeln. Auch sprach er sich gegen die Künstliche Intelligenz aus, denn er befürchtete, dass Maschinen eines Tages klüger werden als ihre Schöpfer. Am 14. März 2018 starb mit Stephen Hawking einer der klügsten Köpfe der Neuzeit. Eine Person, die Unglaubliches erreichte, obwohl sie ohne Hilfe weder schreiben noch sprechen konnte. Er war ein Symbol der Hoffnung. Eine Person, die sich trotz schwerer Krankheit nicht vom Weg abbringen liess und seinen Humor sowie seine Lebensfreude nie verlor. In einer letzten Botschaft, welche von der Universität Cambridge veröffentlicht wurde, meinte Hawking: «Es war eine grossartige Zeit, um am Leben zu sein.» Und er liess es sich auch nicht nehmen, der Menschheit einen letzten Rat mitzugeben: «Schaut zu den Sternen und nicht hinab auf eure Füsse.» Text Moreno Oehninger
Bewirb dich jetzt: Bewirb dich jetzt:
helion.ch/jobs/
helion.ch/jobs
Wer kann dieses schreckliche Ding versenken?
DU. INDEM DU TEIL DER HELION WELT WIRST. Suchst du eine Arbeit mit Sinn und Zukunft? Dann bist du bei uns richtig, bei den Spezialist:innen für Photovoltaik, Wärmepumpen, Stromspeicher und Elektromobilität. Bei uns findest du Teilzeit, Job-Sharing, HomeOffice, Aus- und Weiterbildungen, Arbeitssicherheit ohne Kompromisse und viele weitere Möglichkeiten mit Mehrwert. Gemeinsam schaffen wir Energie für eine neue Welt! #Energiewendemacher:innen
PCM221054_Kraft_Inserat_296_440_V2_CC22.indd 1
27.06.22 09:44