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Erfahrungsbericht Alkohol beim Sport

Sport und Alkohol gehören für viele Menschen eng zusammen. Beim MTV Messenkamp steht die Kiste Bier während des Trainings mittlerweile aber nicht mehr in der Halle, sondern in einer abgeschlossenen Holzkiste im Lagerraum – und wird auch erst nach dem Training angerührt

In bester Gesellschaft

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Positiver Trend: Alkohol spielt im Sport eine immer kleinere Rolle

Mit dem Thema Sport stehen in der Regel zunächst einmal positive Dinge in Verbindung: körperliche Aktivität, Bewegung, Gesundheit. Doch auch eine weitere Sache ist eng damit verknüpft – und scheint angesichts des Fitness-Gedankens nicht so recht in diese Reihe zu passen: der in unserer Gesellschaft fest verankerte Alkohol. In vielen Sportarten spielt dessen Konsum eine Rolle. Jedoch lässt sich seit Jahren ein erfreulicher Trend beobachten. „Nach dem Training schmeckt das Bier am besten“, sagt Peter Voigt. Der Tischtennisspieler des MTV Messenkamp gehört mit seinen 66 Jahren eher zur älteren Riege, kann aber von einem gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Alkohol im Sport berichten. „Früher wurde mehr Bier getrunken als heute, auch schon vor dem Sport. Unsere Altvorderen waren da sogar noch schlimmer als wir. Heute dagegen darf es gerne auch mal ein alkoholfreies Biermischgetränk oder ein Alster sein. In der

jüngeren Generation ist das Bierchen nach dem Sport längst nicht mehr so verankert.“

Die Bedeutung des Alkohols im Sport hat also offenbar abgenommen, insbesondere unter den Sporttreibenden. Wurde das Bier nach dem Training oder dem Spiel früher noch – überspitzt gesagt – kistenweise geleert, gibt es inzwischen eher alkoholfreie oder Mischgetränke. Voigt spricht aus Erfahrung. Er kann diese Entwicklung aus erster Hand nachzeichnen: Beim MTV – beziehungsweise speziell in dessen Tischtennissparte – hatte er 30 Jahre lang das inoffizielle Amt des Bierwarts inne.

„Ich hatte dafür zu sorgen, dass die Jungs nach dem Sport etwas zu trinken hatten“, schildert Voigt. „Drei Jahrzehnte, zweimal Training pro Woche – da kommen ein paar Kisten Bier zusammen.“ Nach einer Verletzung, wegen der er sportlich kürzertreten musste, übernahm er diese Aufgabe von seinem Vorgänger. „Ich wollte mich anderweitig nützlich machen“, sagt er.

Dafür habe sich dieses Amt gut geeignet. Schließlich sei damit auch eine starke soziale Funktion verbunden. „Es ist wichtig, dass immer jemand da ist, dass man miteinander spricht“, sagt Voigt. Der Bierwart stellt dabei gewissermaßen die Grundlage für das gesellige Miteinander sicher. In früheren Zeiten, als zudem noch stundenlang Doppelkopf gespielt wurde, seien dabei regelrecht „Legenden“ entstanden.

So gab es durchaus den einen oder anderen Spieler, der bereits vor dem Tischtennis-Match erst einmal ein Bier trank, um vermeintlich auf Betriebstemperatur zu kommen. „Das ist aber viel disziplinierter geworden“, sagt Voigt. In der Messenkämper Sporthalle werde mittlerweile kein Alkohol mehr getrunken. Hinzu kommt noch der beschriebene Mentalitätswandel in der jüngeren Generation.

Voigt selbst ist seit 43 Jahren ein Teil des MTV Messenkamp. Was ihn dort hält? „Wir sind ein sportverrücktes Dorf, das auch immer wieder sportliche Erfolge feiern kann“, sagt er. Er selbst wohnt gar nicht mehr in Messenkamp, nimmt aber regelmäßig die Anfahrt aus Steinbergen auf sich. „Manchmal braucht ein Verein auch einfach so verrückte Leute.“

Aber nicht nur die Einstellung der jüngeren Sportler hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Auch Voigts ganz persönliche Sicht auf das „Bier danach“ veränderte sich. „Für mich gibt es heute nach dem Training nur noch ein Bier – mehr nicht“, sagt er. Geschadet habe diese Reduzierung nicht. Der Geselligkeit tue dies ebenso keinen Abbruch.

Denn er und seine Teamkollegen gehen nicht der Kaltgetränke wegen zum Sport in ihrem Verein. Vielmehr sind es die Gemeinschaft und die Verbundenheit in ihrer Gruppe, die im Vordergrund stehen und sie Woche für Woche in die Turnhalle und an die Tischtennisplatten ziehen. „Die Halle hier ist mein zweites Zuhause“, sagt Voigt. Und das ist sie unabhängig davon, ob es nach dem Sport nun alkoholfreies Biermischgetränk, Alster oder ein Bier gibt. ■

In der Tischtennissparte des MTV Messenkamp bekleidete Peter Voigt 30 Jahre lang das inoffizielle Amt des Bierwarts. Während des Trainings bleibt er lieber beim klassischen Wasser

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