FREUDE Magazin Ausgabe 4 "Rad"

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DAS MAGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON S O N N E NTO R Nummer 4 // August 2014 // Euro 3,–

Rad:

Hauptsache: Das Hamsterrad schlagen Energiefeld: Wenn Lebensmittel reisen Wortwechsel: Radikaler Naturschutz

NEU

IN SPRÖGNITZ

LEIBSPEIS’ & TEE -ZEIT



INHALT

FREUDE 04 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

Umfallen gehört zum Leben einfach dazu

Das erste Mal durfte ich das erfahren, als ich im zarten Alter von fünf Jahren das Fahrrad für mich entdeckt habe. Es war ein Klapprad, das eigentlich viel zu groß für mich war, denn es sollte ja länger halten und auch für die größeren Geschwister von Nutzen sein. Nachdem ich mich in einem Mutakt aufs Fahrrad geschwungen habe, umfiel und wieder aufstand, durfte ich zu der ersten und zu einer der wichtigsten Erkenntnisse meines jungen Daseins kommen: Das Leben kennt keine Fehler. Vielmehr ist jedes Ereignis ein weiterer Schritt, das uns auf den Weg bringt und dazu beiträgt, uns weiterzuentwickeln. Alles, was wir im Leben erfahren, macht uns zu dem, was wir jetzt gerade sind. Jede Erfahrung ist wertvoll. In meinem Leben gab es vier Jahre, die ich ohne Fahrrad bestritten habe. Es waren die vier Jahre meines Angestelltendaseins, in denen ich unter anderem als Bierverkäufer, Reiseleiter und – im Rahmen einer geförderten Stelle – als Koordinator für landwirtschaftliche Sonderkulturen tätig war. Nachdem mein subventionierter Arbeitsvertrag auslief und keine Verlängerung mehr möglich war, spürte ich durchaus Verzweiflung und sah es sogar als Fehler an, jemals diesen Job angenommen zu haben. Letztendlich aber gründete ich in diesem Moment die Firma Sonnentor. Im Nachhinein betrachtet war alles ein kleines Zahnrad im großen System, das mich zu dem Johannes Gutmann machte, der ich geworden bin. Dass ich dabei keine Stützräder zur Verfügung hatte, machte es am Anfang nicht einfacher, dafür aber umso bereichernder. Oft ergibt sich das Gesamtbild erst Jahre später. Die Jahre vor und nach meinen Angestelltenverhältnissen habe ich viele Radtouren unternommen – durch das Waldviertel, die Wachau, Italien, England. Das, was ich am Radfahren immer so geschätzt habe und noch immer schätze, ist, dass man selber lenken, das Tempo bestimmen, neue Perspektiven gewinnen kann. Man ist nie getrieben. Man treibt sich selber an. Genau wie im Leben. J O HAN N E S GUTMAN N Sonnentor Gründer

Wer möchte nicht einfach mal raus aus dem Alltag? Wer dem täglichen Hamsterrad ein Schnippchen schlagen möchte, kann jederzeit und überall damit beginnen!

16 WORT WEC HSE L Die indische Wissenschaftlerin und soziale Aktivistin Vandana Shiva kämpft für eine gesunde Welt „ Jenseits des Wachstums“.

18 ENE RGIEF E LD Der Transport unserer Lebensmittel hinterlässt Spuren, die wir erkennen und bewusst verändern können.

28 SON N E N S E I T E N Aus dem Teekästchen geplaudert: aussichtsreiche Termine, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.

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I MPRE SSUM

Am „Rad der Zeit“ hat diesmal für uns Carlos Stanga gedreht. Der in Berlin und Mailand arbeitende Künstler startete zwar als Architekt, mittlerweile gehört er aber zu den bekanntesten Illustratoren weltweit. Seine Werke wurden bereits mehrfach international ausgezeichnet.

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FREUDE 04 HAU P TSAC H E

a l u n o f e v

D . . e . m n

Hamst

Hamster müssen schnell sein. Das Weglaufen vor Feinden rettet ihnen in freier Wildbahn das Leben. Stehen den flinken Vierbeinern die Weiten der Prärie nicht zur Verfügung, dient das Laufrad als Bewegungsersatz. Es ist ein seltsamer Anblick, wenn das Tier auf seinen kleinen Pfötchen dahinstrampelt und trotzdem nicht vom Fleck kommt. Seltsam vertraut, könnte man sagen, denn auch wir Menschen treten manchmal auf der Stelle. Wer sich im Rad des Lebens stattdessen wohlfühlen und weiterbewegen möchte, der kann jederzeit und allerorts damit anfangen. Der Weg in die Freiheit ist meist nicht so weit, wie man denkt.

ad err da

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Text: Susanne Wolf

Fotos: Katja Greco


Der B端rohamster: Sein nat端rliches Habitat ist der Platz vor dem PC.

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FREUDE 04 HAU P TSAC H E

Der Elternhamster: l채uft oder r채umt meist hinter dem Nachwuchs her.

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„EINES TAGES, BABY, WERDEN WIR ALT SEIN und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“ Julia Engelmann sagt in einem YouTube-Video, das die Studentin und Schauspielerin beim Poetry Slam in Bielefeld zeigt, frei heraus, was sich andere oft nur denken. Das Video wurde beinahe 6 Millionen Mal aufgerufen. Die 21-Jährige traf damit einen Nerv unserer Zeit, sie bringt das Lebensgefühl vieler Menschen auf den Punkt. Denn wer kennt es nicht? Das Gefühl, ein fremdbestimmtes Leben zu führen und permanent unter Druck zu stehen. Verschnaufpausen und Rückzugsmöglichkeiten haben kaum Platz, wenn das Leben lediglich aus durchorganisiertem Alltag besteht. Der Stress ist zum Teil hausgemacht: Zu hohe Ansprüche an sich selbst, das Gefühl, funktionieren und es allen recht machen zu müssen, erzeugen Druck. Wenn dann noch das Bedürfnis dazukommt, gewisse Dinge besitzen zu müssen, um zufrieden zu sein – oder im Vergleich mit anderen bestehen zu können –, verstrickt man sich in einen Teufelskreis aus immer mehr Arbeit und immer weniger Genuss. Irgendwann fühlen Betroffene sich wie ein Rädchen im Getriebe, die wirklich wichtigen Wünsche und Träume werden hintangestellt.

„WENN WIR DANN ALT SIND und unsere Tage knapp, und das wird sowieso passieren, dann erst werden wir kapieren – wir hatten nie was zu verlieren, denn das Leben, das wir führen wollen, das können wir selber wählen.“ Dass es möglich ist, einen völlig anderen Weg zu gehen, beweisen Menschen wie Heidemarie Schwermer: Die 71-Jährige lebt seit 1996 ohne Geld. Die ausgebildete Lehrerin und Psychotherapeutin gründete bereits vor 20 Jahren die „Gib und Nimm“- Zentrale in Dortmund, einen Tauschring, in dem Dienstleistungen, Fähigkeiten und Gegenstände miteinander getauscht und geteilt werden, ohne dass Geld dabei eine Rolle spielt. Der Erfolg des Tauschrings brachte die damalige Lehrerin auf die Idee, es eine Zeit lang ganz ohne Geld zu probieren: Sie gab Arbeit, Wohnung und jeden Besitz auf und hütet seither Häuser und Wohnungen von Gleichgesinnten, die gerade auf Reisen sind. Lebensmittel, die nicht mehr ganz frisch sind, bekommt sie von einem Bioladen, im Gegenzug fegt sie den Laden oder bietet psychologische Beratung an. IHR ANTRIEB? „All mein Tun richtet sich auf eine Welt aus, in der die Menschen ganz anders miteinander umgehen, als es heute geschieht. Eine Welt, in der die Ressourcen geachtet werden, die Würde der Menschen im Mittelpunkt steht, das Einssein gefühlt und gelebt wird“, erzählt Schwermer. „In unserer heutigen Gesellschaft fallen immer mehr Menschen unter die Armutsgrenze und viele leben am Existenzminimum – auch hierzulande. Ich IN DER RUHE möchte diese Menschen LIEGT DIE KRAFT durch meine Art zu leben stärken und ihnen die Angst nehmen, irgendwann in der Gosse zu landen.“ Auf die Frage, ob sie in ihrem Leben ohne Geld jemals etwas vermisst hätte, antwortet die 71-Jährige: „Alles, was Diese Weisheit scheint zeitübergreifend ich wirklich brauchte, und universell zu sein. Der römische kam zu mir. Wenn ich mir Epiker Ovid jedenfalls erkannte etwas wünsche, ist es irgendwann da.“ das schon vor 2000 Jahren.

„ICH WÜRDE GERN SO VIELES TUN. Meine Liste ist so lang, aber ich werd’ eh nie alles schaffen. Also fang’ ich gar nicht an.“ Wer im Alltagstrott feststeckt, glaubt irgendwann nicht mehr daran, etwas in seinem Leben oder im eigenen Umfeld ändern zu können. Job, Familie und andere Pflichten lassen oft wenig Raum für eigene Wünsche. Aus Angst vor Jobverlust oder dem mangelnden Verständnis von Familie und Freunden halten viele an einem Leben fest, das ihnen nicht entspricht. Doch es zahlt sich aus, verborgene Sehnsüchte ans Tageslicht zu holen und sich wenn möglich eine Auszeit zu nehmen: Ein Urlaub ohne Handy und Notebook oder längere Pausen wie Bildungskarenz oder Sabbatical können erste Anstöße für einen Perspektivenwechsel sein. Aber auch kleine Veränderungen helfen dabei, aus dem immer gleichen Alltag auszubrechen: hin und wieder das Auto stehen lassen, um zur Arbeit zu radeln oder zu Fuß zu gehen – und dabei die Umgebung ganz neu entdecken. Am Abend den Computer und das Telefon ausgeschaltet lassen, um lieber einer Beschäftigung nachzugehen, die die Seele streichelt: tanzen gehen, sich mit lieben Freunden treffen, Tagebuch schreiben – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. „Jeder muss für sich selbst herausfinden, was guttut, wie man Energie tanken kann“, erklärt die Psychologin und Psychotherapeutin Anneliese Fuchs, Herausgeberin des Buches „Der Ausbruch aus dem Hamsterrad“. „Das kann ein Spaziergang in der Natur sein, eine Meditation oder ein Saunabesuch.“ Fuchs stellt fest, dass viele Menschen aus Angst, den Job oder Freunde zu verlieren, ein Leben führen, das ihnen nicht entspricht. „In meinen Vorträgen rate ich, mit dem Jammern aufzuhören und stattdessen aufzustehen und etwas zu tun. Jede Art von Erfahrung, auch negative, bringt uns weiter – wir müssen wieder lernen, Fehler zu machen und auch mal Nein zu sagen!“, ist die Psychologin überzeugt.

„Was keine Pause kennt, ist nicht dauerhaft.“

„ALSO LASS UNS DOCH GESCHICHTEN SCHREIBEN, die wir später gern erzählen.“ Auch Michael Hartl und Lisa Pfleger haben sich mit ihrem „Experiment Selbstversorgung“ einen Traum erfüllt. Seit zwei Jahren betreibt das Paar einen Hof im Südburgenland und führt ein Leben im Einklang mit der Natur. „Unser Ziel ist es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, frei von Zwängen und unter Rücksichtnahme auf natürliche Ressourcen“, erklärt Hartl. Als Aussteiger sehen sie sich dennoch nicht, da beide auch ganz gewöhnlichen Brotjobs nachgehen – wenn auch mit stark reduzierter Arbeitszeit. „Ich arbeite 20 Stunden als Unternehmer in der IT-Branche und kann das meiste von zuhause aus erledigen“, erklärt der 32-Jährige. „Wir möchten uns nicht von der Gesellschaft abkapseln, sondern mit ihr gemeinsam an unserer Zukunft arbeiten.“ Lisa Pfleger trägt– man lese und staune – mit selbst gefertigten Hula Hoops zum Haushaltseinkommen bei. „SELBSTVERSORGUNG bedeutet für uns, sich mit allen Mitteln, die wir zum Leben brauchen, so weit wie möglich selbst zu versorgen“ ergänzt die 24-Jährige. „Das gelingt uns im Moment am besten mit dem Anbau von Obst und Gemüse. Es geht uns dabei besonders um naturnahe und nicht-kommerzielle Landwirtschaft.“ Dazu gehört aber auch ein bewusster Lebensstil, bei dem etwa Dinge mit Sorgfalt behandelt werden, um deren Lebensdauer zu verlängern. Und das Paar möchte 07


RAUS AUS DEM ALLTAG:

I C H B I N DAN N MAL WEG!

Der Urlaub ist für viele die ultimative Auszeit. Einmal im Jahr einfach weg, das Gewohnte hinter sich lassen und Neues entdecken. Ganz einfach, günstig und sogar recht spontan geht das mit dem Fahrrad! Einige Menschen, die mit dem Drahtesel reisen oder Radwandern, haben ihre Erfahrungen dokumentiert. Nützliche Infos und Ideen finden Sie zum Beispiel unter: www.radreise.de, www.adfc.de, www.veloland.ch, www.radtouren.at, www.fahrradurlaub.org

diesen Lebensstil auch anderen nahebringen: Hartl und Pfleger sind dabei, einen Verein für Naturerfahrung und Umweltbewusstsein (Verein Naturbande) aufzubauen, bieten Kurse an und möchten Modelle wie Carsharing oder einen Geräteund Werkzeug-Pool umsetzen. „Es gibt viele Dinge, die nicht jede einzelne Person besitzen muss, sondern die sich wunderbar gemeinsam nutzen lassen!“ Interessierte werden zudem eingeladen, das Leben am Hof kennenzulernen, gegen Kost und Logis mitzuhelfen und sich dabei mit Gleichgesinnten auszutauschen. „LASS UNS AN UNS SELBER GLAUBEN, ist mir egal, ob das verrückt ist.“ Nicht jeder ist in der Lage, sein Leben komplett umzukrempeln. Aber kleine Schritte zu einem nachhaltigen und bewussten Leben kann jeder gehen, der das möchte. „Eine erste Möglichkeit wäre, die Arbeitszeit zu reduzieren“, meint Lisa Pfleger. „Zu schauen, was man wirklich braucht, und zu genießen, was man vor der eigenen Haustür findet.“ Ihr Partner ergänzt: „Jeder kann den Konsumwahn hinter sich lassen, der uns alle so einschränkt. Letztendlich geht es aber darum, eine bewusste Entscheidung zu treffen und diese dann umzusetzen – doch ohne sich dabei unter Druck zu setzen.“ Heidemarie Schwermer rät dazu, mit folgenden Fragen zu beginnen: „WIE WILL ICH WIRKLICH LEBEN? Was brauche ich nicht mehr, kann ich in meinem Alltag weglassen? Es geht um Bewusstsein und um eine Klarheit für das eigene Leben.“ Wachstumskritiker wie der deutsche Ökonom Niko Paech sind ohnehin davon überzeugt, dass das Ende des lediglich auf Wachstum orientierten Wirtschafts- und Gesellschaftssystems gekommen ist. Paech kritisiert in Vorträgen das System, das auf der Plünderung der Natur beruht und mit der sich abzeichnenden Verknappung wichtiger Ressourcen an sein Ende kommt. Der Wirtschaftswissenschaftler lebt ohne Auto und Handy und ernährt sich vegetarisch. Er glaubt wie Heidemarie Schwermer an die Macht des Einzelnen: „Um etwas verändern zu können in der Welt, ist es notwendig, dass jeder Einzelne für sich herausfindet, was er wirklich möchte, was er wirklich braucht und welchen Sinn sein Leben hat“, schreibt die Lebenskünstlerin in ihrem Blog. „Statt wie bisher überwiegend im Außen zu leben, geht es nun darum, auch den Weg nach innen zu entdecken und ihn bewusst zu beschreiten.“ ES GEHT NICHT UM VERZICHT, sondern darum, langfristig ein gutes Leben zu führen. Schwermer ist überzeugt davon, dass die Menschen, die einen bewussten und nachhaltigen Lebensstil bevorzugen, mehr werden: „Die Zahl der Weltverbesserer und Aussteiger wächst, zum Teil unbemerkt von der Masse. Ohne viel Getöse werden kluge Menschen kreativ und beginnen allmählich, eine schöne neue Welt zu schaffen.“ Oder um es mit den Worten Julia Engelmanns zu sagen: „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die unsere sind.“ Zur Autorin: Susanne Wolf erkennt nach einem DolmetschStudium, Ausflügen in verschiedenste Berufssparten und zahlreichen ausgedehnten Reisen ihre wahre Leidenschaft: das Schreiben. In ihren Arbeiten befasst sich die Autorin umfassend mit den Themen Nachhaltigkeit, Ethik und Gesellschaft. Sie macht auf Missstände aufmerksam und schreibt gegen Vorurteile an. 2014 publiziert sie den Ratgeber „Nachhaltig leben. Bewusst kaufen, sinnvoll verwenden, Alternativen zum Wegwerfen“. 08

Rechtzeitig aussteigen: Wenn nichts weitergeht und alles schiefläuft, braucht der Körper eine Pause. Gönnen sie sich das bisschen Auszeit. Gehen Sie einfach kurz an die frische Luft oder sogar eine Runde spazieren. Danach geht es besser. Versprochen! Zudem können wiederkehrende Rituale, eine schlichte Aufzählung der Dinge, die einem guttun, oder sogar Kunstprojekte Wege aus dem Hamsterrad aufzeigen: NEU ORIENTIEREN Um herauszufinden, was uns guttut, kann eine Liste helfen, auf der alles festgehalten wird, was zu unserem Wohlbefinden beiträgt. Wiederkehrende Rituale geben Kraft: der Gute-Nacht-Kuss für die Kinder, eine Umarmung für den Partner, ein paar YogaÜbungen am Morgen. Oder erinnern Sie sich zurück an die Dinge, die Sie als Kind erfüllt haben, als die eigenen Bedürfnisse noch selbstverständlich waren und unsere Seele wusste, was sie braucht. Abends eine Liste mit fünf positiven Erlebnissen des Tages zu machen, kann genauso helfen, eine positive Sichtweise auf das eigene Leben zu erlangen. Notieren Sie auch kleine Dinge wie: das Lächeln eines Fremden oder ein köstliches Essen. KUNSTVOLL AUSGEDRÜCKT Zehn Tage verbrachten die Künstler Alex Schweder und Ward Shelley auf weniger als 50 m2 in einem meterhohen Hamsterrad in New York City. Einer der beiden lebte auf der Innenseite, der andere verbrachte seinen Alltag an der Außenseite des Rades, das mit Betten, einer Küche und einer Toilette ausgestattet war. Die beiden Künstler mussten ihre Bewegungen allerdings aufeinander abstimmen und sich absprechen. Mit der Installation „In Orbit“ wollten Schweder und Shelley auf den Alltag vieler Menschen aufmerksam machen, die sich wie in einem Hamsterrad fühlen, und Kritik an der Schnelllebigkeit unserer modernen Arbeitswelt üben. LINKS Julia Engelmann beim Poetry Slam Bielefeld: www.youtube.com/watch?v=DoxqZWvt7g8 Experiment Selbstversorgung: www.experimentselbstversorgung.net Heidemarie Schwermer: www.heidemarieschwermer.com Verein Naturbande: www.naturbande.org Düringers Ausstieg aus der Komfortzone: www.gueltigestimme.at BUCHTIPPS Der Ausbruch aus dem Hamsterrad. Werkzeuge zur harmonischen und befriedigenden Verbindung von Leben und Arbeit. Anneliese Fuchs und Alexander Kaiser (Hrsg.), Böhlau Verlag Jetzt! Die Kraft der Gegenwart. Eckhart Tolle, Kamphausen Verlag


Der Arbeitshamster: selten ohne B端rotasche oder Aktenkoffer anzutreffen.

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Wir essen mobil!


FREUDE 04 KOST P R O B E

Klar kochen wir gerne selber. Manchmal muss es aber auch anders gehen. Das war schon immer so. Egal ob unterwegs oder geliefert, die schnelle Küche ist keine Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Schon in der Antike aßen die Römer ihre Pasteten und Tintenfische mit Vorliebe in öffentlichen Garküchen und aus Indien stammt der älteste Lieferservice der Welt. TEXT: DORIS NEUBAUER

FOTO: KATHRIN KOSCHITZKI

DIE UHR TICKT. ES HERRSCHT GESCHÄFTIGES TREIBEN. Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Freude darüber ist riechbar. Sie duftet nach Reis, Karotten, Linsenpüree. Szenen wie diese spielen sich täglich in Mumbai ab: Punkt halb eins erhalten 200.000 Berufstätige in der größten indischen Stadt ihr Mittagessen. Gekocht von ihren Müttern oder Frauen und zugestellt vom „besten Logistikunternehmen der Welt“, so das „Forbes Global Magazine“: den Dabbawallahs. Letztere sind vor über 120 Jahren entstanden: aus der Not, denn in Mumbai leben unzählige Ethnien und Glaubensgemeinschaften. Und damit existieren ebenso viele kulinarische Neigungen und religiöse Essensvorschriften. Deshalb kam ein Geschäftsmann auf die Idee, Mittagessen zu liefern. Das Essen wird zuhause gekocht, von Trägern – Dabbawallahs – abgeholt und zu Fuß, per Fahrrad sowie mit dem Zug an den Arbeitsplatz und wieder zurück gebracht. Es ist ein ausgeklügeltes System, über das selbst Wirtschaftswissenschaftler staunen: darüber, dass die Zustellung mittels Buchstaben-, Farb- sowie Zahlen-Codes funktioniert. Vor allem aber darüber, dass von 16 Millionen Essensbehältern nur einer verloren geht oder beim Falschen landet. AUCH IN EUROPA HABEN LIEFERDIENSTE TRADITION: In den 1940er Jahren versorgte die britische Wohlfahrtsorganisation Women’s Voluntary Service pflegebedürftige Menschen mit Nahrhaftem. „Essen auf Rädern“ war geboren. Das Angebot blieb bald nicht mehr nur sozial Bedürftigen vorbehalten. Neue Gesellschaftsstrukturen beeinflussen unser Ess- und Kochverhalten insgesamt. In Mittel- und Westeuropa schrumpfen die Haushaltsgrößen und damit die Zahl der Esser pro Haushalt. Zudem sind wir heute wesentlich mobiler als noch vor 50 Jahren. Betrachtet man die Ergebnisse einer aktuellen market-Umfrage, wächst der Bedarf an Nahrungslieferanten. Zwar schwören 94 Prozent der Österreicher auf eine warme Mahlzeit am Tag, die Zeit und Gelegenheit, selbst am Herd zu stehen oder sich Gedanken über das Essen zu machen, haben nur mehr 38 Prozent täglich. Auf die Eigenschaften bewusst, gesund und nahrhaft wollen wir aber in unserem Speiseplan nicht verzichten. Gut, dass immer mehr Restaurants, aber auch Imbisse und Zusteller zur gesunden Ernährung beitragen möchten. Wie „Erna & Co“: Hinter diesem klingenden Namen steckt „ein knallroter

Anhänger und die Idee, hausgemachte schwäbische Küche direkt auf die Hand zu servieren“, erklären die beiden Gründer Florian Romer und Frédéric Bierbrauer. Mit ihrem sogenannten Food-Truck tingeln die beiden im wöchentlichen Turnus durch Stuttgarter Industriegebiete oder zu Privat- und Firmenfesten, jedenfalls direkt zu ihren potenziellen Kunden. Dabei setzen die selbsternannten „Maultaschenmanager“ ganz bewusst auf regionale Hausmannskost: „Unsere Produkte sind nach dem Rezept unserer Eltern und Großeltern zubereitet“, erklärt Frédéric. Das Konzept des Food-Trucks haben die beiden BWL-Absolventen auf einer Kanadareise kennengelernt. „Das war eine klassische Schnapsidee“, geben die beiden heute zu. Aber die Zeichen stehen voll auf Expansion, ganz aktuell ist Christian Gohl als dritter Mann mit an Bord gegangen. Wo ERNA zu finden ist, kann man online nachlesen oder den pfiffigen Anhänger direkt zu sich bestellen. WÄHREND „ERNA & CO“ noch ein Auto brauchen, um den Anhänger von A nach B zu transportieren, setzt der Wiener Lieferdienst „Rita bringt’s“ auf zwei statt auf vier Räder: Die vegetarischen Mittagsgerichte werden auf Lastenfahrrädern transportiert. Das Besondere am Wiener Start-up ist aber nicht die Zustellung, schließlich liefert das Restaurant „Elefant & Castle“ seit Jahren seine Gerichte per Fahrradbotendienst aus. „Der Unterschied ist sicher unser Gesamtkonzept“, erklärt Mitgründerin Rita Huber. „Die Kombination aus vegetarischem Lieferservice, biologischen Zutaten, selbst gekocht und umweltfreundlicher Lieferung per Rad ist das Spezielle. Außerdem weiß man bei uns, woher das Essen kommt, dass es frisch zubereitet wurde und wer das getan hat!“ Erinnert an die Dabbawallahs, oder? DAS GENUSSVOLL SELBST GEMACHTES SCHNELL BEI DER HAND SEIN KANN, das beweisen auch die Wiener „Wrapstars“. Trotzdem nehmen sich Marko und seine Kollegen in der Küche sogar gerne stundenlang Zeit: „Nur so können wir unsere Wraps dann in weniger als einer Minute an den Kunden bringen.“ Seit 2011 verkauft er mit Kollegen Matthias im Foodtruck hochwertige Suppen und Wraps – oder wie es bei den Wrapstars heißt: „Fast Food ohne Bullshit“. „Naiv wie wir sind, haben wir uns gedacht, jemand muss die Lücke fürs gesunde 11


UMDENKEN:

M I T D E M E SSE N SP I E LT M AN N I C HT . . .

... oder doch? Mit der Android App „Mumbai Ka Dabbawala“ kann man in die Rolle eines indischen Essensausträgers schlüpfen und einmal ausprobieren, wie es ist, für das leibliche Wohl Tausender Menschen verantwortlich zu sein. Erhältlich via play.google.com Ab ins (richtige) Töpfchen: Im österreichischen Online-Shop www.beechange.com kann man ökologisch und fair produzierte Koch- und Essutensilien, Lunchboxen sowie Jausentaschen bestellen. Damit schmeckt das Slow Food gleich noch einmal so gut.

Umwerfend gut: Dass schnelles Essen auch nachhaltig sein kann, das beweist u. a. die Fast-Food-Manufaktur „Rita bringt´ s“ (1), deren Rote Rüben Risotto mit Kürbiskernpesto ganz umweltfreundlich im Papierschachterl daherkommt. In Stuttgart fährt „Erna & Co" (2) Maultaschen direkt zu ihren Essern und in Wien verwöhnen die „Wrapstars“ Marco Erl und Matthias Kroisz (3) eilige Esser aus dem rollenden Food-Truck. Links zu den Angeboten: Rita bringt’s: www.ritabringts.at Erna & Co: www.ernaundco.de langSamfood: www.langsamfood.com Wrapstars: www.wrapstars.at Elefant & Castle: www.elefantcastle.at 1

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Fast Food abdecken und damit die Menschheit retten“, erklärt Marko. Deshalb haben die „Wrapstars“ auch Jamie Olivers Food Revolution Day nach Österreich gebracht. Dabei zeigen sie in Kochkursen für die Kleinen, dass es buchstäblich kinderleicht ist, gesunde und schmackhafte Gerichte zuzubereiten. „Wir möchten, dass jedes Kind versteht, woher Essen kommt und dass es ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens ist“, so der Jungunternehmer. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür gewürzt mit Coolness – wie es zu modernen Weltverbesserern ganz gut passt. DINGE VERÄNDERN, das möchte auch Martina Lang. Mit Rezepten auf ihrer Website genauso wie in Kochworkshops oder Food Coachings. „Wir lieben kochen, sogar sehr“, meint die Gründerin von langSamfood, „aber das Leben hat viele herrliche Dinge zu bieten, dafür muss genügend Zeit bleiben.“ Letztere ist für die Köchin so wertvoll, dass sie sie als Bezahlung annimmt. „Time for Time“ nennt sie das Konzept, bei dem jedes Angebot alternativ mit Zeit abgegolten werden kann. „Noch 12

nehmen wenige Menschen diese Idee in Anspruch, weil es Vorteile hat, einfach mit Geld zu bezahlen“, meint Martina, „und wir schätzen Geld auch. Wir wollen jedoch wieder ein paar Schritte zurück zu diesem ursprünglichen Austausch. Nicht nur, damit es für jeden möglich ist, langSamfood Angebote zu nutzen, sondern auch, damit wir davon profitieren, dass andere uns ihre Zeit schenken.“ Wie von zwei Stunden Stimmtraining, die gegen Kochkurse getauscht wurden. Dass das „Tauschgeschäft“ funktioniert, ist eine von der Köchin selbst provozierte, willkommene Fügung des Schicksals. So jedenfalls würde der Sekretär der Interessensvertretung der Dabbawallahs sagen. Er ist sich nämlich sicher: „Essen zu liefern erzeugt gutes Karma.“ Dass damit nur hausgemachte, gesunde Gerichte gemeint sein können, versteht sich von selbst – nicht nur in Indien . —

Fotos: Rita bringt’s“, Erna & Co, Wrapstars, Istockphoto

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Das neue Magazin über die Natur und das Leben

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Wenn ein Sportwissenschaftler, ein Historiker und ein Stadtplaner zwei Räder von vieren im Mobilitätsdschungel für überflüssig erklären, bedeutet das anders ausgedrückt: Das Auto ist nichts mehr als eine Laune der Geschichte. Wer mit der Zeit gehen will, der sollte jedenfalls dem Zweirad frönen, damit er nicht eines Tages rad(!)los dasteht. 14


Illustrationen: Martin Perscheid, Myriam Heinzel

FREUDE 04 F RAG W ÜR DIG

AM RAD DER ZEIT Dr. Bernhard Hachleitner beschäftigt sich mit Popularkultur und ihren urbanen Räumen. „Fußballspielen“ zum Beispiel ist so ein Thema, dem sich der studierte Historiker mit Leidenschaft und wissenschaftlicher Methode widmet. „Fahrradfahren“ ein anderes. Im Buch „Motor bin ich selbst. 200 Jahre Radfahren in Wien“ publiziert er historisch relevante Text- und Bildbeiträge. Er weiß, was das Fahrrad bewegen kann und wie es Menschen beeinflusst.

ENERGIEWUNDER Es gibt Menschen, die haben Fahrradfahren nicht nur gelernt, sondern es bis ins Detail studiert und erforscht. Dr. Björn Stapelfeldt ist so jemand. Der international anerkannte Experte auf dem Gebiet der Rad-Biomechanik hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sportinstitut der Uni Freiburg ein eigenes Radlabor aufgebaut. Das Testund Betreuungszentrum dient der professionellen Weiterentwicklung von Radfahrern und -herstellern.

RADREVOLUZZER Landschaftsplaner richten unsere Umgebung so ein, dass wir sie gut nutzen und genießen können. Bakk. Mag. Florian Lorenz hat seine Expertise bereits in Hongkong, Shenzhen und New York eingesetzt. Seit 2010 leitet er die Stadtforschung zum Thema urbane Fahrradkulturen bei der NGO Smarter Than Car (STC). Florian Lorenz tut sein Bestes, Verkehrsstrukturen so auszurichten, dass sie zum Nährboden für ambitionierte Fahrradfahrer werden.

FRAGE AN BERNHARD HACHLEITNER:

FRAGE AN BJÖRN STAPELFELDT:

FRAGE AN FLORIAN LORENZ:

Was kann eine Gesellschaft vom Rad lernen?

Haben Radfahrer die Nase vorn?

Steht uns eine RadRevolution bevor?

Die Begeisterung, mit der die frühen Radfahrer von einem völlig neuen Gefühl der Freiheit schwärmten, lässt erahnen, wie viel die Menschen durch die Erfindung des Fahrrads gewonnen haben. Der Radius der individuellen Mobilität hat sich schlagartig vervielfacht – ohne auf die Hilfe eines Pferdes oder einer Maschine angewiesen zu sein. Die Versuche, eine „autogerechte“ Stadt zu schaffen, zeigen dagegen, wie eine Welt ohne Fahrrad aussehen könnte: Sie ist ein menschenfeindlicher Ort, abgestimmt auf die Anforderungen von Kraftfahrzeugen. Vom Fahrrad können wir lernen: Als Werkzeug erfüllt es – anders als eine Maschine – seine Aufgaben ohne zusätzlichen Energieverbrauch, ist billig in der Anschaffung und vor allem im Betrieb. Der Einsatz von (Verkehrs-) Maschinen wird in postindustrialisierten Gesellschaften zunehmend hinterfragt. Das Fahrrad wird wichtiger für die individuelle Mobilität, aber auch den Transport von Gütern. Damit ist es auch in Entwicklungsländern interessant, etwa um Transporte anzubieten, ohne viel Kapital für ein Kraftfahrzeug und fossile Treibstoffe aufbringen zu müssen. Was wiederum kleine, lokale Strukturen stärkt.

Wer schon mal versucht hat, ein Auto mit Muskelkraft in Bewegung zu setzen, der hat den entscheidenden Vorteil des Fahrrads erkannt: Es ist deutlich leichter! Ob man daraus ableiten kann, dass Radfahrer schlauer sind als andere Verkehrsteilnehmer, ist nicht belegt. Gesünder sind sie allemal unterwegs, auch jene, die den Drahtesel nicht zum Sporteln, sondern als Transportmittel nutzen. Der gemeine Radfahrer steht zudem in direktem Kontakt mit der Natur. Er schottet sich von seiner Umwelt nicht ab und ist an der frischen Luft. Radfahrer nehmen Sauerstoff auf, trainieren ihr Herz-Kreislauf-System und – auf schonende Weise – große Muskelgruppen. Zudem sind Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern im Durchschnitt zufriedener als ihre Kollegen. Studien belegen, dass nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Zufriedenheit durch regelmäßige Fahrten zur Arbeit mit dem Rad positiv beeinflusst werden. Auch im Vergleich mit dem Fußgeher hat der Radfahrer einen Vorteil, denn keine andere Fortbewegungsart ermöglicht es, unsere Muskelkraft so ökonomisch in Bewegung umzusetzen. Es ist daher unschlagbar als Fortbewegungsmittel, Fitnessgerät, Gesundheits-Supporter und Glücksbringer.

Ohne die Erfindung des Rades stünden wir heute ziemlich langsam da. Ein Leben, vor allem ein städtisches, ist für mich ohne Fahrrad entsprechend undenkbar. Im 20. Jahrhundert gab es bereits eine bunte Palette an FahrradNutzungen, die lediglich durch das Modell einer autogerechten Stadt verdrängt wurden. Heutzutage wird das Fahrrad vermehrt für alltägliche Wege, aber auch für Transporte und Logistik wiederentdeckt. Wir können das Fahrrad aber auch sehr leicht und ohne viele äußere Bestimmungen dazu verwenden, um uns effizient zu mobilisieren. Damit sind alle Radfahrenden gemeinsam Teil einer Entwicklung, in der die Bürger und Bürgerinnen ihre Städte lebenswerter gestalten. Die Straßen vor unseren Haustüren werden immer öfter nicht mehr als Autobahnen gesehen, sondern als öffentliche Räume, die von einer Auto-zentrierten Nutzung befreit werden. Ich sehe das aber mehr als Evolution denn als Revolution. In dieser Entwicklung, die wir bei Smarter Than Car als Fahrrad-Urbanismus beschrieben, stellen wir mehr Raum für die Nutzung des Fahrrads zur Verfügung. Dadurch beleben wir unsere Städte und machen sie allgemein lebenswerter. 15


DAS RÄDCHEN WEITERDREHEN? Die indische

Umweltaktivistin und Wissenschaftlerin Vandana Shiva fordert einen Paradigmenwechsel: Schließen wir Frieden mit der Erde! Warum das für unsere Zukunft so wichtig ist und wie das funktionieren kann, erklärt sie anhand natürlicher Kreisläufe. Vandana Shiva im Gespräch mit Yvonne Schröder

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FREUDE 04 WOR T W E C H S E L

FREUDE: Frau Shiva, Ihr neues Buch trägt den Titel „Jenseits des Wachstums – warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen.“ Leben wir denn im Krieg mit der Erde?

VANDANA SHIVA: Ja. Die Menschheit führt einen Krieg gegen die Erde – und das auf vielen verschiedenen Ebenen. Zuallererst einmal im Geiste. Die dominante Sicht auf die Welt trennt uns von der Natur, wir leben abgespaltet von den natürlichen Dingen. Ich bezeichne diese Situation als „Öko-Apartheid“, die Erde ist für viele Menschen nur ein toter Gegenstand, der einfach ausgebeutet werden kann, und für die Wirtschaft oft nur ein Objekt, ein Gut, das man besitzt und mit dessen Rohstoffen einfach gehandelt werden kann. Leider bestärkt die Wissenschaft mitunter diese Idee, indem sie die Erde auf ein mechanisches System reduziert. Wir üben permanent Gewalt aus auf die Erde, ihre natürlichen Wachstumsprozesse und auf all ihre unterschiedlichen Lebewesen. Was bedeutet dieser Disput für uns Menschen?

Für die Menschheit bedeutet ein Krieg gegen die Erde dasselbe wie ein Krieg gegen die eigene Spezies – gegen die Bauern und Farmer, gegen Frauen, aber auch gegen die zukünftigen Generationen. Die Rechte der Erde nicht anzuerkennen bedeutet gleichzeitig, auch die Rechte der Menschheit nicht zu tolerieren. Was genau bedeutet es, „Jenseits des Wachstums“ zu leben?

Dieses vorher erwähnte ökonomische Denkmuster wird von der derzeit einzigen Maßeinheit für Wachstum, dem GDP, bestärkt. Gross Domestic Product (GDP) ist der auf dem Weltmarkt gängige Wert für Güter und Dienstleitungen, die innerhalb eines festgelegten Zeitraumes in einem Land produziert werden. Dieser Wert wird auch oft als Basis für den Lebensstandard in einem Land herangezogen. Und genau hier liegt auch der Denkfehler. Inwiefern?

Wenn ein Wald wächst, dann wächst er nicht in GDP. Doch wenn dieser abgeholzt wird, dann geht der GDP nach oben. Wenn Kinder gesund und glücklich in ihrer Familie aufwachsen, dann geht der GDP nicht nach oben – dies geschieht erst, wenn die Kinder Gesundheitsprobleme haben und Medikamente und Behandlung benötigen. Der GDP misst nur den Eintausch von Produkten und Hilfsmitteln, nicht aber, ob es der Erde oder der Menschheit gut geht. Wir müssen jenseits des GDP wachsen, um mit der Erde Frieden zu schließen. Wenn wir die weiße Flagge nun hissen und Frieden mit der Erde schließen wollen, was können wir tun?

Foto: Jonkmanns/laif

Dazu müssen wir zuallererst einmal anerkennen, dass wir ein Teil der Erde sind. Wir dürfen uns nicht von ihr getrennt sehen, sondern müssen verstehen, dass wir Teil des natürlichen Kreislaufes sind. Wir müssen erkennen, dass die Erde lebendig ist, ebenso wie ihre Produkte – und dass ihre produktive und kreative Funktion das Fundament unseres Daseins, aber auch unserer Technologien und Wirtschaft darstellen. Die Erde hat dieselben Rechte wie wir, daher müssen wir beginnen, gewaltfreie wissenschaftliche und wirtschaftliche Systeme für die Produktion und den Verbrauch zu entwickeln und einzusetzen. Das bedeutet vor allem aber auch zu erkennen, dass wir weniger Dinge zum Leben brauchen – und nicht im Überfluss leben. Wir sind also alle Teil eines natürlichen Kreislaufs – des Rades des Lebens! Was bedeutet das im Bezug zur Umwelt?

Ein Rad funktioniert immer im Kreis, das bedeutet auch, dass alles zurückkommt. Diese Weisheit ist auch das Gesetz der Nachhaltigkeit. Mein nächstes Buch „Who really feeds the World“

(noch kein deutscher Titel vorhanden, Anm. der Redaktion) behandelt genau dieses Thema: die Gesetze der Rückkehr oder auch des Umkehrschlusses für ökologische Nachhaltigkeit und Nahrungssicherheit für alle. Im amerikanischen Englisch steht der Begriff „rad“ für jemanden, der besonders extrem – eben radical – agiert. Würden Sie sich selbst und das, was Sie tun, als radikal bezeichnen?

Radikal bedeutet für mich, bis zum Ursprung zu gehen. Und ich mag es, bis zu den Wurzeln zu gehen. Um etwa zu den Wurzeln der Physik zu gelangen, habe ich die Quantentheorie studiert. Um zu den Wurzeln der Quantenphysik zu gelangen, habe ich Philosophie studiert. Um die falschen Ansprüche von großen Gesellschaften und Unternehmen, die behaupten, sie seien die Erfinder und Besitzer von Samen, aufzudecken, habe ich Navdanya, eine organische Bewegung, die auch Samen aufbewahrt, ins Leben gerufen. Letztlich ziehe ich aber nur mit meinen Worten und Lehren in den Krieg, also ohne dabei Menschen oder die Erde zu verletzen. Was halten Sie von der europäischen Kultur und deren Umgang mit den Ressourcen der Erde – etwa im Vergleich zur indischen Kultur?

Am Ende zählen wir alle zu derselben Menschheit. Wir mögen unsere Unterschiede haben, wenn es um das Klima, Essen und auch die Kleidung geht – aber wir alle brauchen sichere und gesunde Nahrung. Und diese muss nachhaltig und in einer biologischen Vielfalt und ökologisch produziert sein, für alle Länder gleichermaßen. Wie wird die Erde in der nahen Zukunft aussehen, wenn wir lernen, Frieden mit ihr zu schließen?

Wenn wir jetzt richtig handeln wollen, müssen wir die Patente für die Samen abschaffen und das Gift von unserem Essen fernhalten. Jeder wird dann bald sicheres, gesundes, nahrhaftes Essen auf dem Teller haben. Wir gründen starke lokale Unternehmen und echte, gelebte Demokratie in den Nationen, um das Dasein für alle zu verbessern. Was bereitet Ihnen Freude?

Ich bin glücklich, wenn ich kreative Ideen habe und diese in Aktionen umwandle, die wiederum richtig sind für die Erde und die Menschen. Ich habe Freude daran, die 2.000 verschiedenen Samen zu sehen, die wir auf der Navdanya Farm gerettet haben. Auch an der „Earth University“, die wir dort ins Leben gerufen haben. Ich bin aber auch einfach glücklich, wenn ich meine Lieben um mich habe. Und ich freue mich, wenn andere glücklich sind. Die Aktivistin: Vandana Shiva wurde 1952 in Indien geboren, ist Physikerin und Philosophin und zählt zu den herausragenden Denkerinnen unserer Zeit, wenn es um die Themen Umwelt, Frauenrechte und dezentralisierte Ökonomie geht. Ihr Wirken als Wissenschaftlerin und Aktivistin wurde mit vielen Preisen gewürdigt, u. a. mit dem Alternativen Nobelpreis. Das aktuelle Buch: Jenseits des Wachstums – warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen von Vandana Shiva, Rotpunktverlag Warum wir das Buch lesen sollten, hat uns Vandana Shiva selbst beantwortet: „Es ist mein persönliches Resümee nach vierzig Jahren Einsatz in der ökologischen Bewegung. Außerdem ist es eine Geschichte, Lesen Sie mehr zu die uns zeigt, wie wir es schaffen können, einen Vandana Shiva friedvollen Paradigmenwechsel durchzusetzen, um auf www.freude. sonnentor.com damit eine bessere Welt für uns zu gestalten.“ 17


SPUR WECHSEL FREUDE 04 E N E R G I E F E LD

Die Wege zwischen Produzent und Verbraucher sind so vielfältig wie die Dinge, die wir als Nahrung zu uns nehmen. Ausgewogen sollten beide sein, die Versorgungsketten und die Ernährung. Denn beide hinterlassen Spuren, die sich ins Gedächtnis der Welt eingraben wie Räder in den Ackerboden. Text: Fabian Faltin

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Illustrationen: Silke Müller


FRÜHER, VIEL FRÜHER, als sich die Menschheit noch vom Jagen und Sammeln ernährte, hinterließ das Essen kaum Spuren. Ein paar abgenagte Knochen hier, ein paar ausgespuckte Kerne dort, mehr nicht. Das änderte sich jedoch, als Sesshaftigkeit, Ackerbau und Viehhaltung neue Essgewohnheiten mit sich brachten. Aus Trampelpfaden wurden echte Wege, aus Handelsrouten befahrbare Straßen zur Versorgung ganzer Städte. Es entstanden Spuren, die die Zeit überdauerten. Bereits 312 v. Chr. begannen Römer mit dem Bau der Via Appia und ahnten wohl noch nicht, dass die „Königin der Straßen“ zwei Jahrtausende später immer noch in Betrieb sein würde. Heute trägt sie die Straßennummer „SS7“, und wer auf ihr in den Italienurlaub fährt, reist somit auch durch die Geschichte der menschlichen Lebensmittelversorgung. Aber die Spurensuche sollte, wie so oft, vor der eigenen Haustüre beginnen.

JEDER, DER AB UND ZU über Wald- und Feldwege wandert, kennt das Bild: zwei Radspuren, und in der Mitte ein Grünstreifen. Vor hundert Jahren sah das jedoch noch ganz anders aus. Damals, als motorisierte Traktoren gerade erst das Licht der Welt erblickten, hatten Feldwege nicht zwei, sondern drei Spuren: links und rechts zwei Radspuren, und in der Mitte ein tierischer Trampelpfad. Dort ging immer das Zugtier, mit dessen Hilfe auch das Feld gepflügt wurde. Den Ackerboden zeichneten damals noch keine Radfurchen, stattdessen gab es Hufabdrücke von Ochse, Pferd oder Esel. Heute verwandelt sich der Feldweg oder die Forststraße rasch wieder zu Asphalt. Das Auto mag es so am liebsten und das Auge des Wanderers erkennt die Zeichen der Zeit. Wo zu fortgeschrittener Stunde viele Autos parken, ist die Gastwirtschaft nicht weit. Vielleicht findet sich in der Nähe auch ein sogenannter „Heuriger“. Hier kann selbst der moderne Großstadtmensch erleben, was Ernährung einmal gewesen sein muss. Eine bäuerliche Stärkung, direkt am Feldrand, einfach nur Brot und Wein, Wurst oder Käse und Gemüse, was immer die Saison hergibt. EINKEHREN. Der Heurige „Baumgartner“ in der Ortschaft Spital, rund 50 Kilometer vor Wien. Hier an einem frühen Samstagabend ist alles so, wie es sein soll: unzählige Tische mit Gästen in heiterem Gespräch, schmackhafter Kümmelbraten, Salat oder Aufstrich auf den Tellern. Von der Decke hängen alte Weinstöcke herab. Es hat das Ende seiner Reise mittlerweile erreicht und spendet heute, mit neuzeitlichen Energiesparlampen bestückt, den Gästen Licht. Die Altchefin Rosa, 79 Jahre jung,

erzählt: „Wir hatten unsere eigene Landwirtschaft, aber nachdem die Maschinen gekommen sind, hat sich’s nicht mehr rentiert.“ Auf die Frage, wann das gewesen sei, erwidert die Pensionistin: „In den Sechzigern. Fünfzehn Jahre habe ich dann in der Zuckerfabrik gearbeitet, für meine Pension.“ Das Gemüse, das die Küche in vielerlei Zubereitungsarten verlässt, kommt heute aber wieder aus Rosas Garten. Spürbar stolz erzählt sie, wie viel vom aufgetischten Essen aus Eigenanbau stammt: „Die Rüben sind unsere, Kraut, Bohnen und Gurken auch. Nur die Schwarzwurzeln, die muss ich zukaufen, aber die Erdäpfel im Salat sind aus’m Garten!“ Der Wein stammt natürlich aus den eigenen Trauben, beim echten Heurigen versteht sich das von selbst.

„Das war schon immer so“, meint die Wirtin, die sich besonders freut, dass ihre heutigen Gäste nachhaltiges, regional verwurzeltes Essen wieder zu schätzen wissen. WER FÄHRT HIER WEN? So wie eine Mahlzeit am Ende des Feldwegs vom leiblichen Hunger erlösen kann, so ähnlich wird heute am weltweiten Datenhighway die Suche nach Information befriedigt. Eine der unendlich vielen Spuren im Netz führt zu einer Website über alte Landmaschinen. Auf dieser ist in Zahlen ausgedrückt, was die ältere Generation – auch Rosa– noch selbst miterlebt hat: 1957 stieg der Traktorbestand in Österreich auf 78.748 Stück. Bei einer jährlichen Zunahme von etwa 14.000 Traktoren waren es 1962 schon fast doppelt so viele. Heute hält Österreich konstant bei rund 331.000 Traktoren. Hätte sich Rosa oder ihr Mann im Jahre 1960 um etwa 25.000 Schilling einen Traktor geleistet, wäre das wohl der für Kleinbetriebe übliche „Steyr Typ 80“ gewesen. Er wog knapp über eine Tonne, hatte einen 18-PS-Einzylindermotor und einen kleinen, nicht besonders rückenschonenden Freiluftsitz. Wer heute bei einem Oldtimer-Traktortreffen einen solchen „Typ 80“ gemächlich vorbeituckern hört, denkt vor lauter Entzücken wohl eher an ein motorisiertes Kinderpony als an ein Arbeitsgerät. 19


Für Fährtenleser MEHRSPURIG: Wissenschaftlerinnen an der Universität Gießen haben errechnet, dass die rund 4 Prozent der verbrauchten Lebensmittel, die Deutschland aus Übersee importiert, für über 70 Prozent der von allen Lebensmitteln zurückgelegten Kilometer verantwortlich sind! Besonders klimaschädlich sind Transporte mit dem Flugzeug, wobei pro Kilogramm transportiertem Lebensmittel bis zu 170-mal mehr klimawirksame Treibhausgase entstehen als bei einem Schiffstransport. Quelle: Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V. www.ugb.de GEFÄHRTE: Im Jahre 1908 tummelten sich auf US-amerikanischen Straßen gerade mal 200.000 Autos und noch geschätzte 20.000.000 Zugpferde. Wobei Letztere natürlich auch „off-road“ funktionierten. Mittlerweile sind über 250 Millionen Personenfahrzeuge in den Vereinigten Staaten registriert. VOM ROLLENDEN STUHL ZUM EIN KAUFSWAGEN: Der erste Einkaufswagen wurde 1937 eingesetzt, damals noch ein hölzerner Klappstuhl mit vier Rollen an den Beinen. Als die ersten Drahtkorbmodelle in die Läden kamen, musste erst Überzeugungsarbeit geleistet werden: Männer war die Erfindung zu feminin, und Frauen fühlten sich an Kinderwägen erinnert.

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Wobei Ponys, Zugtiere und Kleintraktoren auch heute noch zumindest einen gewichtigen Vorteil hätten: Sie hinterlassen weniger tiefe Spuren. Ein Ackerboden, der zu 60 Prozent aus festen Substanzen besteht, ist schließlich nur bedingt tragfähig. Der Rest besteht aus offenen Poren, die Pflanzen mit Wasser und Luft versorgen – sie wollen möglichst geschont werden. Wo schon ein einfacher Fußtritt eine tiefe Spur hinterlässt, führt das Befahren der Erde mit Traktoren rasch zu schädlichen Bodenverdichtungen. Um das zu verhindern, wird bei modernen 5-Tonnen-Traktoren vor der Feldarbeit eigens der Reifendruck abgesenkt, um das Gewicht möglichst breit zu verteilen. Ein noch raffinierteres Verfahren ist das sogenannte „Controlled Traffic Farming“. Hier hat der Hightech-Bauer in seiner Fahrerkabine nicht mehr das Feld im Blick, sondern nur einen Bildschirm mit roten Spurlinien. Mittels GPSSatellitennavigation und Autopilot können Jahr für Jahr exakt die gleichen Spuren in den Acker gezogen werden, zumindest der Boden dazwischen wird dadurch entlastet. Allen technischen Wundern zum Trotz hinterlässt die maschinelle Landwirtschaft tiefe Spuren und das nicht nur auf zweispurigen Feldwegen. Neben den ökologischen Problemen zeichnen sich auch soziale Auswirkungen ab. Für Rosa führte der Arbeitsweg fortan zur Zuckerfabrik. Sie hatte zumindest eine Alternative. Wo es keine anderen Möglichkeiten gibt, wandert die Jugend oft ab. Ganze Dörfer verblassen so zur Heimat der wenigen Alten, die zurückbleiben. Gemeinsam aber ist es möglich, den Siegeszug der industrialisierten Landwirtschaft Einhalt zu gebieten und mit der richtigen Alternative den entscheidenden Vorteil zu erringen. Die „IG Zugpferde e.V.“ zum Beispiel setzt sich schon seit 1992 für den verstärkten Einsatz tierischer Arbeitskraft ein. Ein solcher Spurwechsel kann mit dazu beitragen, eine nachhaltige und regionale Versorgung auch jenseits vorstädtischer Supermarktkonglomerate zu erhalten.


NACH HAUSE ROLLEN: Zeitgleich mit dem Traktor schickte sich auch eine andere Erfindung an, die Welt zu erobern: der beräderte Einkaufswagen. Das ebenso geniale wie verkaufsfördernde Vehikel ließ sich der amerikanische Supermarktbesitzer Sylvan Goldmann im Jahre 1940 patentieren. Wendig, kompakt und mit einem großen Gitterbauch versehen, rollt es die Regalmeter entlang. Und stellt die einkaufende Menschheit vor die Wahl: Kaffee aus Ecuador, Nudeln aus Italien oder Bio-Eier aus Österreich? Wo die einen die große Vielfalt und globale Genusserlebnisse direkt vor der Haustür zu schätzen wissen, kritisieren andere ein allzu mächtiges Räderwerk: Immerhin werden in Österreich und Deutschland weit mehr als zwei Drittel des Lebensmittelmarktes von nur drei großen Supermarktketten kontrolliert. Doch auch dazu gibt es Alternativen, wenn man bereit ist, sich wieder aufs Rad zu schwingen – das Fahrrad nämlich – und ein wenig querfeldein zu fahren. Diesmal jedoch nicht über Felder, sondern über grüne Ampeln, um scharfe Häuserecken und entlang der immer zahlreicheren Radwege im urbanen Feld, bis vor eine unscheinbare Haustür in der Großstadt. Hier würde wohl niemand ein wahres Kleinod an Lebensmittelladen erwarten. IMMER ÖFTER TUN SICH GROSSSTÄDTER zusammen, um ihren Kühlschrank und einige Kästen für eine kleine Lebensmittel-Kooperative – auch „Foodcoop“ genannt – zur Verfügung zu stellen. Auch hier ist es so. Die Regale sind teils schon leer, teils noch mit Paletten befüllt: saisonales Lagerund Frühlingsgemüse wie Pastinaken, Erdäpfel und Radieschen, Getreide in Papiersäckchen, Honig und Dörrobst, sogar einige Flaschen Bier – alles von kleinen Bio-Bauern aus dem Umland. Im Kühlschrank warten Milchprodukte und Tofu, geliefert von einem veganen Kollektiv. Auf ausgedruckten Listen werden vorbestellte Artikel abgehakt, für das Gemüse

gilt ein fester Liefervertrag. Mitglieder der Foodcoop beziehen fixe „Ernteanteile“ von einem Bauern und übernehmen dabei auch das Risiko für mögliche Ernteausfälle. Das solidarische Prinzip nennt sich „Community Supported Agriculture“. Mittags wird einiges in die Rucksäcke gepackt, damit geht es wieder nach Hause – in diesem Fall eine sechsköpfige Hausgemeinschaft, wo alle von der Foodcoop begeistert sind. „Es ist eine ganz andere Art sich zu ernähren“, meint eine junge Studentin, die auch schon selber am Bauernhof mitgearbeitet hat. „Ich brauche im Winter ja keine Tomaten, und die Karotten müssen auch nicht immer gerade sein.“ Ohne Umschweife beginnt sie, die Erde von den Roten Rüben zu putzen und daraus einen Auflauf zuzubereiten. Wenn im Sommer der Ernteanteil manchmal stark anschwillt, erzählt sie, stehe auch Einkochen wieder an der Tagesordnung. Wird hier das Rad der Zeit wieder zurückgedreht? „Gerade in puncto Nachhaltigkeit können wir wohl einiges aus der Vergangenheit lernen“, ist ihre ältere Mitbewohnerin überzeugt, die gerade frisch gepflückte Schafgarbe aus dem Stadtpark zur Verkostung herumgereicht hat. Schön, wenn man Spuren hinterlässt, die andere gerne weiter nutzen. — 21


Neuseeland

E I N FRE U N D I N DE R SÜ DSE E. Die Berglandschaft Neuseelands soll an die österreichischen Alpen erinnern. Das jedenfalls erzählen Menschen, die beide Länder bereist haben. Aber noch etwas verbindet das Land in der Südsee, das die Maori ihre Heimat nennen, mit dem kleinen Binnenstaat im Herzen Europas: Manuka-Honig. Mit dem gebürtigen Zwettler Bernhard Schneider hat SONNENTOR in Neuseeland einen Partner der besonderen Art gefunden. Einen Freund in der Ferne. Gemeinsam wird im Naturschutzgebiet der wertvolle Manuka-Baumbestand geschützt und weiter ausgebaut. Für Wildbienen entsteht ein Lebensraum, durch den Schutz und Ausbau des Waldes wird außerdem ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Foto: NicksPlace

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FREUDE 04 U R S P R U N G SZ E U G N I S

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FREUDE 04 L AU F R IC H TU NG

Mein

ERSTES Ma

Wer erinnert sich nicht an den Moment, als sie oder er das erste Mal ohne Stützräder oder fürsorgende Helfer losgefahren ist? Das erste Freiheitsgefühl ist oft mit zwei Rädern verbunden.

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RUNDUM BETRACHTET:

RADDICHTE: In der dänischen Hauptstadt liegt der Radfahreranteil bei 36 Prozent, in Deutschland sind es derzeit im Durchschnitt nur 14,5 Prozent. Hier ist allerdings eine große Bandbreite zu verzeichnen, da etwa in München der Anteil fast gleich hoch ist wie in Kopenhagen, in Berlin jedoch nur 12 Prozent der Einwohner das Rad regelmäßig nutzen. In Österreich und der Schweiz liegt der Anteil meist noch unter 10 Prozent. AUTORFREI: Die Fahrradveranstaltung „Critical Mass“ ist mittlerweile ein weltweites Phänomen, bei dem Radfahrer für ein paar Stunden die Straßen einer Stadt für sich beanspruchen. www.criticalmass.at, www.critical-mass-berlin.de, www.facebook.com/CriticalMassZurich ONLINE RADELN in Österreich: www.radlobby.at In der Schweiz: www.pro-velo.ch

DAS RAD U N D SE I N E FAH RE R

FILMTIPP Ein Kurzfilm über den magischen Moment des ersten Fahrerlebnisses. Ein herzlich-mitreißendes Leinwandjuwel! www.veloberlinfilmaward.com

„ICH WAR ZEHN JAHRE ALT und konnte als Einzige in der Klasse noch nicht Rad fahren“, erzählt Irene Weinfurter von Book-a-Cook. Die Bioköchin zum Mieten hat sich nach dieser Erkenntnis kurzerhand an die Nachbarskinder gewandt, die ihr auf einem alten Steyr-Rad das Fahren beigebracht haben. „Da hab’ ich mir dann auch gleich die Gummistiefel ruiniert. Kette war draußen, die Schuhe kaputt und die Eltern wenig erfreut.“ Aber in diesem Moment hatte die Unternehmerin mit Herz für nachhaltige und regionale Küche eine Fähigkeit erlernt, die es ihr heute ermöglicht, „in Wien schneller zu sein als mit dem Auto“, und ihr hilft, „Balance zu halten“.

dass ich jetzt ‚selber‘ fahre, d. h., Papa mich nicht mehr hält, sondern ich tatsächlich alleine radle. Und dann natürlich die erste ‚Ausfahrt‘ mit Mama in den nahe gelegenen Park.“ Aber in ihrer Erinnerung hat es „ewig gedauert“, bis die Stützräder endlich heruntergenommen wurden und sie wirklich losdüsen konnte. Später hat ihr dann das Fahrrad „auf Reisen einzigartig schöne Erinnerungen beschert“. Mit anderen Transportmitteln hätte sie diese „so sicher nicht erlebt, wie z. B. Radeln über die Golden Gate Bridge in San Francisco oder entlang der ‚Garden Route‘ in Südafrika.“ Aber auch nähere Ausflugsziele werden mit dem Rad zum Erlebnis, wie etwa der Neusiedler See.

FAHRRADFAHREN erlebt in den letzten Jahren eine RenaisDAS FAHRRAD ALS URLAUBSBEGLEITER setzt sich sance, nicht zuletzt, weil der Verkehr in den Städten mit immer mehr durch und so haben auch Kreuzfahrt-Anbieter zunehmender Bevölkerung platzsparender werden muss, viele diese Zielgruppe für sich entdeckt. Im Februar nahmen deutsche, aber nicht auf die Individualität des eigenen Fahrzeugs verösterreichische und Schweizer Gäste an der ersten Rennzichten wollen. Städte wie Kopenhagen oder Amsterdam zeigen rad-Kreuzfahrt im Mittelmeer teil. Neben täglichen Radausvor, wie selbst Bankangestellte im Anzug in der Früh ins flügen, u. a. zum Ätna, gehörten auch Vorträge über RadBüro radeln oder Mütter ihre Kinder mit Lastenrädern in fahren sowie Workshops zum Rahmenprogramm am den Kindergarten bringen. Als Kind hat Beate Koller, Schiff. Am meisten wird der sprichwörtliche Geschäftsführerin der Arche Noah, „eine gewisse Drahtesel jedoch weiterhin im Alltag genutzt, autonome Mobilität“ aus dem Fahrradfahren egal ob täglich oder für ausgewählte gewonnen. Sie konnte zwei Fahrräder nützen, Erledigungen. Denn, wie Beate Koller die sie in ihrer Fantasie geschmückt und ANLEITUNG festhält, es ist „im Alltag eine wertvolle mit einer Persönlichkeit versehen hat: FÜR RADFAHRER: Möglichkeit, zu etwas Bewegung zu „In meiner Vorstellung waren diese Räder kommen“. Im Schweizer Kanton Basel dann zwei wilde Pferde.“ „Eine liebe Stadt hat eine Studie ergeben, dass Frau aus dem Ort ging mit mir ein paar schlechte Erfahrungen auf dem Mal zum Platz vor der Hauptschule – ich „Velo“, wie das Fahrrad in der glaube, ich war sechs Jahre alt – dort Schweiz genannt wird, dazu führen, fuhren viele Kinder mit ihren Rädern im dass Kinder und Jugendliche anderen Kreis, und dort habe ich es auch geübt“, Transportmitteln den Vorzug geben. erzählt die Diplom-Biologin. Sie weiß Aber wenn die Eltern sich für diese noch genau, dass dort viele Kinder waren, Fortbewegungsart begeistern können, „auch kleinere, die bereits gut Rad fahren dann springt der Funken der Begeisterung konnten – da habe ich mich ein bisschen geüber. Für all jene, die sich nicht zutrauen, niert, dass ich es noch nicht konnte, und habe dem Nachwuchs selbst das Fahrradfahren fest geübt, bis es ging.“ Heute ist das Rad für Beate beizubringen, gibt es Initiativen, die Kurse für Kinder, Koller, die sich um den Erhalt seltener Pflanzenarten aber auch für Erwachsene anbieten. kümmert, ein Fortbewegungsmittel, wenn sie Termine in der Stadt hat, und ein Freizeitinstrument für Ausflüge mit DASS DIE KINDER von Judith Holofernes, der Frontfrau der der Familie. deutschen Band „Wir sind Helden“, einmal Rad fahren werden, steht fast außer Zweifel. Im Interview mit dem deutschen FÜR DEUTSCHLAND hat der ADAC errechnet, dass rund „Fairkehr“-Magazin erzählte die Sängerin, dass sie ihre Kinder eine Million Erwachsene, die am Land leben, nicht Rad fahren so oft wie möglich am Rad mitnimmt. Die Möglichkeiten kann. Es gebe unterschiedliche Gründe, aber oft ist es die dafür sind vielfältig und reichen vom Kindersitz über Anhänger Herkunft, denn nicht überall auf der Welt gehört Radfahren bis zum Lastenrad, das mit Kindersitzen und Gurten ausgestatzum Kinderalltag. Für viele Menschen in Europa und den USA ist es jedoch fast schon ein Initiationsritus. „Es gehörte zum tet ist. Und eine negative Erfahrung allein bringt Menschen auch Großwerden dazu“, sagt Veronika Stocker, die heute in ihrem nicht davon ab, das Fahrrad stehen zu lassen. Judith Holofernes Geschäft „auferstanden“ in der Neubaugasse in Wien Taschen glaubt eher, dass fehlendes Wissen um einfache Reparaturen verkauft, die vom Arbeitslosen-Projekt „Heidenspass“ aus alten dazu führt, dass das Rad z. B. mit einem platten Reifen im Keller Fahrradschläuchen gemacht sind, oder Gürtel, die einmal als bleibt. Bei Irene Weinfurter scheint es sogar so, dass der LernReifen gedient haben. prozess mit „verbundenen Knien und kaputten Hosen“ den Sie kann sich noch gut an den „unglaublichen Moment“ Ehrgeiz noch weiter angekurbelt hat. Mit einem Augenzwinkern erinnern – „ich glaube, ich war fünf Jahre alt“ –, als ihr Vater erinnert sie sich zurück: „Stützräder? Lächerlich, Kinderkram! das Fahrrad, auf dem sie saß, losgelassen hatte: „Die Gewissheit, Wenn schon, dann ein großes Radl!“ — Barbara Ottawa

Fotos: Corbis, Istockphoto

Aufsitzen, lostreten und frei sein!

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Foto: Joachim Haslinger

Eine Landwirtschaft ohne Innovation des Rades kann sich Altbauer Kurt Kainz nicht vorstellen. Immerhin ist „an jeder Maschine eins dran.“ Auf dem Hof des Demeter-Bauern stand auch lange Zeit ein Drahtesel. „Bevor wir unser erstes Auto kaufen konnten, war’n wir immer mit’m Radl unterwegs. In die nächste Ortschaft zum 26

Fleischhauer, zur Post oder in die Kirche.“ Heute gehe er lieber zu Fuß. Über die vielen Kräuter auf den Feldern der Familie Kainz wacht inzwischen die Schwiegertochter. Kurt Kainz freut sich, dass „sich das Rad weiterdreht“ und bereits die nächste Generation für Sonnentor produziert.


FREUDE 04 AUG E N BLIC K

KU RT KAI N Z

DEMETER-BAUER IN PFAFFENSCHLAG, NIEDERÖSTERREICH

Urgestein der Sonnentor Familie.

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FREUDE 04 SON N E N S E I T E N

SONNENTOR Weihnachtswochenenden: „Weihnachtsstress lass nach!"

Seminare bei SONNENTOR: „ Aus- und Mehrzeit für Geist und Seele“

An den Adventsamstagen verwandelt sich das Sonnentor Erlebnis in eine zauberhafte Christkindlwerkstatt voll köstlicher Überraschungen, während das Kräuterdorf zugedeckt vom Schnee Kraft fürs Frühjahr sammelt. Wandelt man durch die kunterbunte Produktvielfalt regionaler und exotischer Köstlichkeiten sowie handgemachter Geschenke, wird’s einem so richtig warm ums Herz. Weil sich jene stimmungsvolle Vorfreude auftut, die an Weihnachten von früher erinnert. www.sonnentor.com/erlebnis

Genießen Sie die Kraft der Natur in Sprögnitz und entspannen Sie Herz und Hirn im neuen Sonnentor Seminarbereich. Hier wartet die ganze Welt der Kräuter sowie viel Wissenswertes über Ernährung und Gesundheit. Lassen Sie sich von unseren sorgsam ausgewählten Vortragenden inspirieren, erweitern Sie Ihre Vorstellungen über Umwelt, Nachhaltigkeit oder alternatives Wirtschaften und erleben Sie traditionelles Handwerk hautnah. Folder: seminare@sonnentor.at, www.sonnentor.com/seminare

Green Franchise Award „Gemeinsam für eine lebenswerte Welt“

SONNENTOR Zuwachs „Komm vorbei!“

Am 21. Mai 2014 gewinnt Sonnentor den „Green Franchise Award“. Gelobt wird die Bereitschaft, gemeinsam mit Franchisepartnern ökologisch und sozial nachhaltig zu wachsen. Den Preis, eine einzigartige Holzskupltur von Künstlers Albrecht Klink übernimmt Hannes Gutmann in München. Mit der Auszeichnung unterstützt der Deutsche Franchise Verband e.V. (DFV) Unternehmen, die Außerordentliches leisten und die Franchisewirtschaft als Botschafter positiv beeinflussen. Wir gratulieren allen Sonnentor Partnern, Produzenten, Mitarbeitern und Kunden.

Seit Kurzem lächelt die Sonne auch im österreichischen Salzburg und im deutschen Regensburg über zwei brandneuen Sonnentor Läden. Hier finden Sie das vollständige Sortiment der Waldviertler Biomarke. Vom „Gute Laune“ Tee über das Kaffee-Sortiment „Wiener Verführung“ bis hin zur Kinder-Linie „Bio-Bengelchen“ und den „Würz Dich um die Welt“ Verführungen. Reinkommen, ausprobieren und wohlfühlen! Alle Sonnentor Geschäfte finden Sie unter www.sonnentor.com/geschaefte und in diesem Magazin auf Seite 34.

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Auf den Sonnenseiten ...

FREUDE 04 SON N E N S E I T E N

Entdecken Sie Neues und Wissenswertes aus der SONNENTOR Schatzkiste. Genussvolle Produkte, liebenswerte Ideen und aussichtsreiche Termine. REZEPT:

CouscousKräuter-Salat mit Minze

—— FÜR 4 PORTIONEN: 300 g Couscous 1 Karotte, 1 Bd. Rucola 1 Bd. Blattpetersilie 4 Zweige Minze 2 EL Zitronensaft 2 EL Mandelöl, 1 TL Honig 1 TL schwarzer Sesam 1 ½ TL Sonnentor Hildegard Wasser-Gewürz 100 g Kichererbsen, vorgegart und abgetropft 200 g Naturjoghurt 1 EL Sesamsaat 1 EL Limettensaft 2 EL Pinienkerne Meersalz und Pfeffer N E U I M T E ER EGAL

Kühle Kanne – wenn der Wasserkocher Urlaub macht ——

Die Sonne scheint, der Griller glüht und der Sprung in das erfrischende Nass hat Hochsaison. Für heiße Tage, an denen der Wasserkocher Urlaub macht, hat SONNENTOR erfrischend-leichte Sommerfreuden kreiert: Die Pyramidenbeutel der drei zauberhaften Teesorten von Kühle Kanne werden einfach für 20 –25 Min. in kaltes Wasser gegeben. Währenddessen die Seele baumeln lassen und anschließend genießen! FRISCH & SPRITZIG ZU MITTAG: SCHOKOMINZE - ZITRONENVERBENE Die zitronig-minzige, leicht grasige Mischung versetzt jeden im Nu in eine wunderbare Sommerstimmung und schenkt watteweiche Wolkengedanken. Die grün-gelb schimmernde Mischung aus erfrischender Schokominze und zitroniger Verbene entzückt ganz besonders

in Kombination mit frischen Himbeeren, Zitronenscheiben oder Melisse. FRUCHTIG & SCHARF AM NACHMITTAG: ERDBEERE-INGWER Diese Mischung überzeugt nicht nur optisch durch ihre zartrosa Farbe. An heißen Sommernachmittagen schenkt sie mit der leichten Fruchtigkeit der prallen Erdbeeren und der überraschenden Schärfe des Ingwers himmlische Wolke-sieben-Momente. Sonnenkinder verfeinern mit frischen Erdbeeren und Zitronenmelisse aus dem Kräutergarten. Tipp: Anschließend die Pyramide aus dem fertigen Teegetränk fischen, aufreißen und die erfrischenden Köstlichkeiten naschen! MOLLIG & WEICH AM ABEND: SCHWARZTEE-ROIBOOS Herr Schwarztee und Frau Minze vereinen sich in dieser Mischung zu einem Traumpaar, das seinesgleichen sucht. Die bernsteinfarbene Teemischung mit molligem Roiboos, vanilligen Aromen und einem weichen, runden Geschmack überzeugt im Abgang durch die leicht herbe Note vom Schwarztee und der frischen Leichtigkeit der Minze. Gänzlich unwiderstehlich wird der Tee durch frische Orangenscheiben und Minze.

ZUBEREITUNG: Couscous in eine Schüssel füllen und mit der doppelten Menge kochendem Wasser übergießen und zugedeckt 10 Min. quellen lassen. Karotte grob raspeln; Rucola, Petersilie und Minze grob hacken. Kräuter mit Karotte und Couscous vermengen. Dressing: Zitronensaft, Öl, Honig, Sesam und 1 TL Wasser-Gewürz vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kichererbsen mit Joghurt, Sesamsaat, Limettensaft mit einem Stabmixer fein pürieren und mit ½ TL WasserGewürz, Salz und Pfeffer abschmecken. Geröstete Pinienkerne über den Salat streuen.

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Noch mehr FREUDE sowie weiterführende Infos und Links zu den Themen dieser Ausgabe gibt’s unter www.freude.sonnentor.at zu entdecken!

SONNENTOR SALZE IM NEUEN KLEID

Die Essenz der Meere und Berge ——

Nicht umsonst wird Salz als weißes Gold bezeichnet – gab es doch Zeiten, in denen es in manchen Ländern zum selben Preis wie Gold gehandelt wurde. SONNENTOR hat aus Meersalz und jodhaltiger Alge ein neues Salz gezaubert und zu diesem Anlass seine gesamte Salzlinie in ein neues, buntes Kleid gehüllt. DAS NEUE MEERSALZ mit jodhaltiger Alge enthält die Braunalgenart Laminaria Digitata mit einem sehr hohen, natürlichen Jodgehalt. AYURVEDISCHES ZAUBERSALZ aus dem Punjab verwöhnt mit rundem Geschmack und feiner Schärfe, das MEDITERRANE BLÜTENZAUBERSALZ mit Basilikum schmeckt besonders gut zu mediterranen Vorspeisen, und das ALLES LIEBE-BLÜTENZAUBERSALZ verführt das Auge mit bunten Blüten auf einem weißen Salzbeet. Das 12- KRÄUTERSALZ erzeugt einen angenehmen Ausgleich zwischen Salz und aromatischen Kräutern, und das kraftvolle GRILLGEWÜRZSALZ sorgt für intensive Würze.

W I E DE R G UT! K R ÄUTE RTE E M I SC H UNG

Pipifein ——

Die neue Teemischung Pipifein von SONNENTOR hilft, mit natürlichen Kräutern wieder entspannt loslassen zu können, wenn es am stillen Örtchen einmal nicht so läuft. So schnell kann man gar nicht schauen – ist wieder alles pipifein. I M P R E SSUM FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten.

NOCH 24 MAL GENIESSEN

Würzig-weihnachtliche Vorfreuden

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Gemeinsam kochen, essen, sich Zeit nehmen und Geschmackserlebnisse teilen – besinnlicher kann man sich wohl kaum auf Weihnachten freuen. Der neue Gewürz-Adventkalender von SONNENTOR hält für jeden Tag eine köstliche Inspiration zu herrlich einfachen Kochideen bereit. Für wohlschmeckende Wartestunden. 30

Kontakt: Maria Manger Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Chefredaktion: Katja Greco Stellv. Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Konzept, Artdirection & Layout: d.signwerk Kommunikationsagentur, Linz Fotoredaktion: Katja Greco Illustratoren vertreten durch: 2 Agenten, Berlin, und Caroline Seidler, Wien Lektorat: Ewald Schreiber Druck: Gutenberg, Linz Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


FREUDE 04 SON N E N S E I T E N

noch besser zur Geltung bringen möchte, kann sie vor dem Teegenuss im Mörser zerstampfen. So vielfältig wie die Aromen der unterschiedlichen Gewürzteemischungen von Sonnentor sind auch ihre Kombinationsmöglichkeiten am Esstisch. Manche Tees harmonieren besonders gut zu Süßem, andere eher zu deftigen Speisen und wieder andere sind die perfekten Begleiter für ein exotischorientalisches Menü. Eine Einteilung in drei Gruppen hilft bei der Wahl des passenden Tees zum Essen: WÜRZIG - INTENSIVE SCHÄRFE zum Beispiel Ingwer Glückstee, Ingwer Energietee, Ingwer pur Der würzig-scharfe Geschmack des Ingwer verleiht diesen Teemischungen ihren intensiven Charakter. Davon profitieren vor allem süß-würzige Desserts wie Zimt-Mousse oder Lebkuchen-Parfait. Zur Weihnachtszeit munden die wärmenden Tees hervorragend zu Lebkuchen und anderen Leckereien aus der Weihnachtsbäckerei. Und nach einem üppigen Festmahl unterstützen sie die Verdauung.

Würzige Aromen als kraftvolle Essensbegleitung

Tee am Mittagstisch oder gar zum Abendessen? Was für mitteleuropäische Ohren unüblich klingt, ist in vielen asiatischen Kulturen selbstverständlich. Denn die Vielfalt seiner Aromen ist durchaus mit jener des Weines zu vergleichen. Außerdem hat Tee die besondere Eigenschaft, unser Geruchsund Geschmacksempfinden zu sensibilisieren. Geschickt kombiniert, unterstreicht eine Tasse Tee die Feinheiten der Speisen und auch der Kopf bleibt klar. Dieses Mal widmen wir uns den vielfältigen Nuancen des Gewürztees, einer besonders kräftigen und exotischen Essensbegleitung. Sie wärmen von innen, regen die Körpersäfte an und sind deshalb wohltuende Getränke: Gewürztees. In Indien, aber auch in anderen südasiatischen Ländern werden Gewürztees schon seit vielen hundert Jahren getrunken. Die spezielle Wirkung einer jeden Zutat soll Körper und Geist positiv beeinflussen und auch in der ayurvedischen Gesundheitslehre haben Gewürztees einen festen Platz. HERGESTELLT werden die kräftigen Tees traditionell aus Schwarztee und Gewürzen wie Ingwer, Kardamom, Zimt, Nelken, Fenchel und Anis. Im Gegensatz zu ayurvedischen Gewürztees enthalten

viele Gewürztees von Sonnentor keinen Schwarztee. Hier kommen ausschließlich biologische Körnergewürze wie Kümmel, Anis und Fenchel, Fruchtstände wie Muskatnuss und Vanille, Rinden wie Zimt und Rhizome wie Ingwer oder Galant zum Einsatz. IN UNSEREN BREITEN sind die aromatischen Gewürztees vor allem im Winter beliebt. Mit etwas Minze oder Zitrone sind sie aber auch erfrischende, kühle Sommergetränke. Für einen „runden“ Geschmack sorgen wie beim traditionellen Chai etwas Milch oder Sojamilch und ein wenig Honig. Wer das Aroma der unterschiedlichen Gewürze

SÜSSLICH - FRISCHE WÜRZNOTE zum Beispiel Fenchel, Frauen-Gewürztee, Schutzengel-Tee, Konzentrations-Tee, Chai Gewürztraum Ob deftige Speisen, pikante Jausen oder Kuchen und kräftige Desserts – die süßlich-frischen Gewürztees passen zu vielen Gelegenheiten. Das vielfältige Aroma lädt zum Experimentieren ein und auch als milder Digestif sind die Teekreationen aus dieser Familie empfehlenswert. Mehr zum Thema „Tee und das passende Essen“ finden Sie in unserem Teegenussfolder, den Sie in allen SONNENTOR Geschäften gratis erhalten und auf www.sonnentor.com/ teegenuss herunterladen können.

Heiß geliebt und

glücklich vereint.

Teeharmonie für jeden Geschmack.

05331.1 / 12.2012 d.signwerk.com so2234

Gewürztees D O P PE LT E R GEN USS: T EE UN D DAS PASSE N DE E SSE N | TE I L 4

MILD- FRUCHTIGE SCHÄRFE zum Beispiel Ingwer-Sonne, Ingwer-Vanille, Ingwer-Zitrone, Lass die Sonne scheinen Diese fruchtig-zitronigen Teekreationen harmonieren besonders gut mit leichten Fischgerichten und laden auf eine kulinarische Reise in den Orient ein. Ihre milde Schärfe und die fruchtig-zitronige Note passen hervorragend zu orientalischen Speisen wie den marokkanischen Tajines, also Eintöpfen. Auch Speisen aus der Thai-Küche, etwa Pad Thai oder grünes Curry, profitieren von der fruchtigen Essensbegleitung.

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Sind

Wachstum & Nachhaltigkeit vereinbar?

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FREUDE 04 SON N E N S E I T E N

25 Jahre ist es her, dass SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann begann, Kräuter und Gewürze von drei Bio-Bauern zu verkaufen. Heute wirtschaften 150 heimische Landwirte im Vollerwerb für SONNENTOR, zudem stützen 225 Mitarbeiter das Unternehmen im Inland. WELTWEIT HABEN DURCH DEN NACHHALTIGEN BETRIEB über 500 Menschen Arbeit gefunden. Mit dem Erfolg wächst das gesellschaftliche Interesse am alternativ wirtschaftenden Unternehmen aus dem Waldviertel und kritische Stimmen wollen mehr über die Vereinbarkeit von Wachstum und Nachhaltigkeit erfahren. „Zu Recht!“, sagt Manuela Seebacher, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei Sonnentor: „Je größer ein Betrieb ist, desto komplexer werden seine Strukturen. Umso wichtiger ist es, die unternehmerischen Aktivitäten transparent und somit nachvollziehbar darzustellen.“ Der BioSpezialist lasse den prüfenden Blick ins Unternehmen nicht nur gerne zu, vielmehr wünsche man sich das Interesse von außen, denn wir sind davon überzeugt, dass die Kooperation mit der Öffentlichkeit maßgeblich zur betrieblichen Weiterentwicklung beiträgt“, erklärt Seebacher. WERBE-GAG ODER WAHRHEIT? Seit der Gründung 1988 setzt Sonnentor auf behutsames Wachstum. Im Gegensatz zum gegenwärtigen Markt-Diktat von Konkurrenz und Gewinn entschied Johannes Gutmann, sich an den Zielen der nachhaltigen Entwicklung zu orientieren und den unternehmerischen Erfolg am Wohl von Mensch und Natur festzumachen. Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, die Bewahrung von altem Wissen und Traditionen sowie die Förderung regionaler Entwicklung bilden seither die stabile Basis des unternehmerischen Handelns. Um seine Idee voranzutreiben, suchte Netzwerker Gutmann stetig das Gespräch mit Gleichgesinnten, bis er vor einigen Jahren auf Christian Felber traf, den Mit-Initiator der Gemeinwohlökonomie-Bewegung. Der Sonnentor Gründer war beeindruckt vom Konzept, das unter anderem nachhaltiges Unternehmertum in Form einer alternativen Jahresbilanz sicht- und messbar macht, und erkannte zahlreiche Parallelen zur eigenen Philosophie. Mittlerweile ist Sonnentor ein Pionierbetrieb, wenn es um eine gerechte und nachvollziehbare Weitergabe des erwirtschafteten Werts des Unternehmens geht. Seit 2011 liegen bereits drei von externer Seite geprüfte Nachhaltigkeits- und Gemeinwohlberichte vor, die Transparenz in Wort und Zahl liefern. KANN MAN WOHLTÄTIGKEIT ÜBERHAUPT MESSEN? Die Gemeinwohlmatrix analysiert ethische Auswirkungen unternehmerischen Handelns systematisch in 17 Kategorien. Auf dem Prüfstand stehen Menschenwürde, Solidarität und demokratische Mitbestimmung ebenso wie Umweltschutz, Transparenz und soziale Gerechtigkeit, erklärt Seebacher: „In der Matrix sieht man etwa, dass wir 2013 in der Kategorie Gerechte Verteilung des Einkommens 52 von 60 Punkten erreicht haben, hingegen waren es 2012 nur 42 Punkte. Dazu wird im Gemeinwohlbericht erklärt, dass dies durch fallende Einkommensunterschiede zwischen geringstem und höchstem Lohn innerhalb der Firma begründet ist.“ Auch dass der CO2-Fußabdruck durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe und den Einsatz alternativer Energiequellen von 283 t auf 250 t reduziert wurde, geht aus dem Bericht hervor. WAS PASSIERT MIT DEM GEWINN, DEN SONNENTOR ERWIRTSCHAFTET? „Auch dazu gibt es detaillierte Infos,

beim Punkt Minimierung der Gewinnausschüttung an Externe“, so Seebacher. In dieser Kategorie erreichte die Firma im Vorjahr bereits zum dritten Mal die Vollpunktezahl, denn Sonnentor schüttet keine Gewinne an Menschen aus, die nicht im Unternehmen arbeiten. „Stattdessen wird Erwirtschaftetes reinvestiert und trägt zur Erhöhung der Eigenkapitalquote bei. Diese liegt mit rund 60 % weit über dem Branchendurchschnitt“, erläutert die Sonnentor-Mitarbeiterin. Die internen Geldmittel ermöglichen unternehmerische Gestaltungsspielräume, etwa werden Lieferanten bei Bedarf vorfinanziert und gemeinnützige Organisationen unterstützt. Zudem können Neuinvestitionen abseits des Finanzmarktes getätigt werden. 2013 etwa wendete man 2,3 Mio. Euro aus Eigenmitteln für den Bau eines Gebäudes am Unternehmensstandort auf, das drei neue Projekte beherbergt. Zum einen investiert Sonnentor weiter in sein sanftes Tourismus-Angebot. Seit Mai 2014 öffnen das Bio-Gasthaus Leibspeis’ und der Teesalon Tee-Zeit Hungrigen und Durstigen die Pforten. Gleichzeitig wurde ein eigenes Seminarzentrum eingeweiht, in dem Sonnentor sein langjähriges Wissen rund um einen nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsstil an Interessierte weitergibt. WIE PROFITIERT DER EINZELNE? „Das Wohl der Mitarbeiter liegt Sonnentor besonders am Herzen“, sagt Seebacher. Neben kostenfreien Weiterbildungsangeboten werden zahlreiche gemeinschaftliche Aktivitäten organisiert. Dazu zählt BusinessYoga ebenso wie das tägliche kollektive Bio-Mittagessen. Besonders stolz ist man in Sprögnitz auf die Eröffnung des Sonnenscheinchens, einer betrieblichen Tagesbetreuung für Kinder zwischen eins und sechs Jahren. Während Sonnentor bereits zuvor zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitrug, etwa durch Gleitzeit-, Teilzeit- und Heimarbeit-Modelle, stellte man im Zuge einer Mitarbeiterbefragung fest, dass der Bedarf für Kinderbetreuung noch nicht gedeckt war. „Unser wichtigstes Ziel war es, unseren Mitarbeitern entgegenzukommen. Gleichzeitig wollten wir ein Zeichen setzen und Pionierarbeit im Waldviertel leisten“, erklärt Edith Gutmann, die vor ihrer Zeit bei Sonnentor als ausgebildete Kindergarten-Pädagogin tätig war. „Auf die Kleinen wird in unserer Gesellschaft zu oft vergessen, sie werden förmlich weg-organisiert! Wir wollen sicherstellen, dass für Eltern und Kinder durch die Arbeit kein Druck entsteht“, ergänzt Gutmann. ... UND DAS KOST’ NIX? „Doch, aber die Kosten werden zum größten Teil von Sonnentor getragen, MitarbeiterInnen steht das Betreuungsangebot umsonst zur Verfügung. Es wird nur ein kleiner Beitrag für Essen und Bastelutensilien eingehoben“, freut sich Gutmann über ihr Herzensprojekt. Damit die Wertschöpfung im Waldviertel bleibt, wurde bei der Errichtung des neuen Gebäudes großteils mit regionalen Anbietern zusammengearbeitet. Zum Einsatz kamen hauptsächlich lokale Rohstoffe. Diese Vorgabe gilt für jedes Bauprojekt bei Sonnentor und auch sie ist Teil der unternehmerischen Ziele, die man bei Interesse in der Gemeinwohlbilanz des PionierUnternehmens nachlesen kann. — martina weinbacher 33


M U ST H AV E S D E R S A I S O N : HE R B ST ZAU B E R

Für Altweibersommergenießer Hildegard Gewürzmischung Die Bodenständige 35 g: 3,59 Euro

BAC K F R E U D E N

Für leidenschaftliche Kekserlausstecher Vanillezucker 50 g: 2,69 Euro

C HR I ST F E ST

L AD E N T I PP:

Die ganze Welt von S onnentor findest Du hier und im gut sortierten Bio-Fachhandel:

Für fröhliche Gemeinsamfeierer Himmlischer Christkindltee 60 g: 3,79 Euro

ÖST E RRE IC H:

Altach Graz Kitzbühel Krems D E U TS C H L AN D : Linz München Linz-Urfahr Regensburg Salzburg Sprögnitz TSC H E C H I E N : St. Pölten Brünn Wels Cejkovice Wien, 1. Wien, 3. Wien, 20. Wiener Neustadt Zwettl ADRESSE N, ÖFFN U NGSZE ITE N U N D WE ITE RE I N FOS FI N DE N SI E AU F

A DV E N T

Für routinierte Kasterlaufreißer Tee-Adventkalender 24 Aufgussbeutel: 4,49 Euro

N E U JA HR

Für einen starken Auftakt Glückstee 50 g: 3,99 Euro

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Wer mit Wurzeln schlägt, wird weiter wachsen. Mehr ab Ende Februar 2015. N U R KE I N E N U M M E R VE RPASSE N! GLE IC H GRATIS ABON N I E RE N: WWW.FRE U DE.SON N E NTOR.COM 34


Die Essenz des Lebens ist der Geschmack der Natur.

Oft reicht schon ein kleiner Augenblick, um Dinge in einem ganz neuen Licht betrachten zu können. In einer Zeit der ständigen Verfügbarkeit ist es besonders wichtig, diesen Kreislauf hin und wieder zu durchbrechen. In Sprögnitz heißen solche Momente des Innehaltens nun „Tee-Zeit“ und werden im gleichnamigen Teesalon liebevoll zelebriert. Alexandra Uedl hat's selbst ausprobiert und teilt ihre Erlebnisse auf www.blindertext.com

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Das Rad, das am lautesten quietscht, bekommt das meiste Fett. Sprichwort

FREIWILLIG IM HAMSTERRAD ? Wie viel Freude

haben Tiere wirklich mit dem Gerät? Um das herauszufinden, stellten Forscher der niederländischen Universität Leiden Laufräder in der freien Natur auf. Sie zeichneten zwei Jahre lang mit einem Bewegungssensor auf, wann sich das Rad drehte, und fotografierten die Läufer mit fest installierten Kameras. Demnach sind Laufräder offenbar auch für die dort lebenden Nager ein echter Renner. Das Angebot wurde gerne genutzt, sogar von Fröschen! Auch die eine oder andere Schnecke habe versucht, eine Runde zu drehen. Die Forscher schlussfolgern, dass Laufen im IM KRE IS GE DRE HT: Hamsterrad durchaus in der Natur von Tieren liegt.

DI E RI ESE N

U NTE R DE N RÄDE RN: –––––– 1

Great Beijing Wheel, China 208 m hoch Bau allerdings 2010 eingestellt

2

Las Vegas High Roller, USA 167 m hoch

3

Singapore Flyer, Singapur 165 m hoch

4

Stern von Nanchang, China 160 m hoch

5

London Eye, England 120 m hoch

KE E P ON

CYCLI NG Die fahrradfreundlichsten Städte der Welt:

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

AMSTE R DAM KOPE N HAGE N UTR ECHT SEVI LLA BOR DEAUX NANTES ANTWE R PE N

DAS QUADRATISCHE RAD: Wäre es möglich, dass ein Fahrzeug mit quadratischen Rädern „richtig“ fahren könnte? Die Antwort ist zugleich ja und nein. JA: Falls die Straße die geeignete Form hat, rollt das Fahrzeug, ohne zu holpern. Die Oberfläche der Straße muss aus Bögen bestehen. Jeder einzelne dieser Bögen bildet eine Kettenlinie. Die Herleitung der Kurvengleichung dieser Bögen ist mathematisch sehr anspruchsvoll. NEIN: Eine genauere Rechnung zeigt, dass für die Insassen eine solche Fahrt äußerst unangenehm wäre. Sie würden die Fahrt kaum ohne Verletzung überstehen. L ÄU F T

RUND

Radgeber

RAUS AUS DEM HAMSTERRAD: GEWÄHRE ERHOLUNG; DER ACKER, DER SICH ERHOLT, GIBT REICHLICH, WAS ER DIR SCHULDET, ZURÜCK. OVID (43 v. Chr. – 17 n. Chr.), EIGENTLICH PUBLIUS OVIDIUS NASO, RÖMISCHER EPIKER / ARBEITE IM AKKORD, DOCH VERGISS DAS INTERMEZZO NICHT! THOMAS WEHNER (*1984) / IMMER, WENN ICH MITTEN IM ALLTAG INNEHALTE UND GEWAHR WERDE, WIE VIEL MIR GESCHENKT IST, WERDEN DIE ZAHLLOSEN SELBSTVERSTÄNDLICHKEITEN ZU EINER QUELLE DES GLÜCKS. GUSTAVE FLAUBERT (1821 – 1880), FRANZÖSISCHER ERZÄHLER UND NOVELLIST / WIR MÜSSEN VON ZEIT ZU ZEIT EINE RAST EINLEGEN UND WARTEN, BIS UNSERE SEELEN UNS WIEDER EINGEHOLT HABEN. INDIANISCHE WEISHEIT / PAUSEN SIND DIE LÖCHER IM KÄSE DES LEBENS. WALTRAUD PUZICHA (1925 – 2013), DEUTSCHE APHORISTIKERIN / WANDERE, WÄHREND DU WEILST! PETER HILLE (1854 – 1904), DEUTSCHER DICHTER, APHORISTIKER UND MYSTISCHER TRÄUMER.

Die bei der Nutzung von Windenergie führenden Nationen (2012):

1: DÄN E MARK 2: SPAN I E N 3: PORTUGAL 4: I RLAN D 5: DE UTSC H LAN D

Abgedreht: ein Rad abhaben | am Rad drehen | unter die Räder kommen | sich im Kreis drehen | das Rad der Zeit anhalten wollen | das Rad neu erfinden | das fünfte Rad am Wagen sein | jemand hat ein Rad locker | das Rad der Zeit zurückdrehen | vom Galgen aufs Rad kommen | ein Rad greift ins andere | das ganz große Rad drehen | alle Räder stehen still | nur ein Rädchen im Getriebe sein | ein Rad schlagen

Die Lösungen dieses Sprichworträtsels finden Sie auf www.freude. sonnentor.com

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IKS-Nr.: 53401-1401-1011


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