FREUDE Magazin Ausgabe 5 "Wurzel"

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DAS M AGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON S O N N E NTO R Nummer 5 // Februar 2015 // Euro 3,–

Wurzel:

GRATIS

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Hauptsache: Mit der Natur verwachsen Energiefeld: Die Suche nach dem Notwendigen Laufrichtung: Der Ursprung der Technik



INHALT

FREUDE 05 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

Mit sich und anderen verwurzelt sein

Es gibt Dinge, die sich bei Sonnentor regelmäßig wiederholen. Folgenden Satz etwa hören wir – so oder so ähnlich – in Gesprächen mit einer Regelmäßigkeit, als gehöre er zur kosmischen Ordnung des Universums: „Sonnentor ist im Waldviertel daheim? Meine Frau stammt auch aus der Region.“ Dann wieder sind es die eigenen Eltern, die hier ihre Wurzeln haben. Und wieder ein anderes Mal stammen weiter entfernte Verwandte aus der Gegend. Eines aber bleibt dabei immer gleich, die Freude darüber, anknüpfen zu können und sich als Teil des riesigen Wurzelwerks zu erkennen, das die Menschheit miteinander verbindet. Ein unlösbares Gefüge, denn die Welt ist und bleibt ein Dorf. Und das ist auch gut so. Mehr denn je steht das Miteinander wieder im Fokus: Miteinander wollen wir die Welt retten. Gemeinsam wollen wir etwas verändern und dabei zurück zur Natur und zur Wurzel der Menschheit finden. Ein sinnstiftendes Leben und Handeln rückt nach und nach wieder in den Fokus der Gesellschaft. Gutes tun und für andere da sein bedeutet dann, das Urvertrauen in sich und andere wiederzufinden. Generationsübergreifende Unterschiede rücken in dieser neuen Gesellschaftsordnung, die da gerade im Entstehen ist, in den Hintergrund. Jeder bringt etwas ein. Jeder wird gebraucht und jede noch so kleine Verästelung hat ihre Aufgabe. Diese Bewegung zeigt sich in verschiedenen Bereichen: Initiativen, die eine neue Wirtschaftsordnung fordern, oder auch Menschen, die gemeinsam gärtnern und so ihre Verbindung zu unserer nährenden Mutter Erde wiederfinden. Zu geben bereitet Freude. Empathie und Mitgefühl machen glücklich. Lassen auch Sie sich inspirieren und inspirieren Sie andere. Denn nur wer in sich selbst wurzelt, ist dazu in der Lage, anderen Flügel zu schenken. JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer

Wer zu seiner wahren Natur vordringen möchte, sollte auch in derselben danach suchen. Im Grünen liegen unsere Wurzeln und hier fühlen wir uns wohl!

10 KO S T P R O B E

Wenn im Erdreich verborgene Schätze unsere Küchen und Teller erobern, warten vielversprechende Rezepte und Nährstoffwunder.

24 L AU F R I C HTU NG Warum die nachhaltigste Fassadenfarbe eine Blume als Vorbild hat und Leonardo da Vinci von Vögeln fliegen lernen wollte ...

28 SON N E N S E I T E N Aus dem Teekästchen geplaudert: aussichtsreiche Termine, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.

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I MPRE SSUM

In ihrer Arbeit beschäftigt sich die Illustratorin, Designerin und bildende Künstlerin Ana Ventura gerne mit der visuellen Schönheit von Wurzeln. Ihre feinen Zeichnungen zieren Bücher, Postkarten sowie selbstentworfene Dinge aller Art und auch das FREUDE Magazin.

03


04

Text: Agnes Fazekas

KINDER

Fotos: Katja Greco

Man stelle sich vor, wir hätten einen Nervenstrang am Kopf baumeln, mit dessen Hilfe wir an andere Lebewesen andocken könnten. An Tiere, Bäume und Pflanzen, um Informationen auszutauschen. Völkerverständigung auf Augenhöhe gewissermaßen – der Mensch als Teil der Natur statt ihr Kolonialherr.

FREUDE 05 HAU P TSAC H E

WIR WURZEL


Naturerkenntnis heiĂ&#x;t: dein wahres Naturell ausleben


FREUDE 05 HAU P TSAC H E

Naturbegegnung bedeutet: Liebe deine Umwelt wie dich selbst

06


Ganzen sehen und nicht – wie in der westlichen Denkweise IN SEINEM SCIENCE-FICTION-FILM „Avatar“ verdeutlicht üblich – als Gegenpol zur Natur. Das Naturerleben wirkt sich der Regisseur James Cameron die Naturverbundenheit der auf den Menschen aus, da es ihn mit seinen Wurzeln verbindet. Bewohner des Planeten Pandora, der Navi: Über einen Zopf an Die Natur gibt uns einen Sinn. Vor allem, wenn wir sie als schön ihrem Hinterkopf können sie sich jederzeit verwurzeln mit empfinden. Und was unserer Ästhetik entspricht, scheint wiederihrer Welt und leben deshalb in völliger Harmonie. um von der Evolution mitgegeben. Darüber sind sich WissenCameron erschuf sein Völkchen mit der blauen Haut und schaftler einig. Ein üppig grüner Wald signalisiert: Hier gibt es der direkten Schnittstelle zur Umwelt als Gegenbild zu unserem westlichen Kulturkreis, in dem sich mit der SchöpfungsgeWasser, Nahrung, Schutz vor Sonne und Regen. Ist der Wald schichte das Bild eines Menschen etabliert hat, der über der allerdings zu dicht und unwegsam, nehmen wir ihn als bedrohNatur steht. „Macht sie euch untertan und herrschet über lich war. Wir schätzen Übersichtlichkeit und mäßige Vielfalt. die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und „Wo sich unsere Vorfahren zu Urzeiten sicher fühlten, fühlen über das Vieh und über alles Getier, auch wir uns wohl“, sagt der Naturdas auf Erden kriecht.“ Spätestens soziologe Rainer Brämer. Zum 5 SINNLICHE im Industriezeitalter wurde Natur Beispiel in Wassernähe, denn Wasser dann zur reinen Ressource. Nachsichert die Lebensgrundlage. Wieso NATURERFAHRUNGEN: genießen wir den Ausblick von einer dem wir gemerkt haben, dass natürWer sich auf leisen Erhebung ins weite Tal? Weil wir liche Rohstoffe endlich sind und Pfoten durch den Wald den Überblick haben, aus der Ferne unser Leben abhängig ist von Bienen Feinde und Beutetiere erspähen und Bäumen, entfernten wir uns bewegt, wird oft belohnt. Da klopft ein Vogel fast noch weiter von der Natur: Wir Insekten aus einem morschen Stamm, ein Wild- können. „In der Natur begegnet erhoben sie zum Heiligtum. Betreten schwein durchwühlt den Waldboden nach uns auf einer intuitiven, unbewussist tabu. Soziologen nennen es das nahrhaften Bucheckern, ein Käfer huscht emsig ten Gefühlsebene ein Stück von Bambi-Syndrom. Wir verklären über den Trampelpfad. uns selbst: Auch wir wachsen und die Natur und verlieren bei all der wandeln uns“, sagt der Biologe Romantik den Zugang. Man könnte meinen, wir hätten uns völlig entFrisches Moos, und Humanethologe Norbert Jung. koppelt. Zum Glück stimmt das Flechten, Pilze, „Natur bietet Vielfalt, ohne uns zu ermüden, und Intensität, ohne nicht: Denn wir haben eine SchnittBeeren, Tiere, feuchtes Laub, alles hat einen uns zu überfordern. Sie offenbart stelle, auch wenn sie nicht sichteigenen, ganz besonderen Geruch. Wer das ständig Neues und bleibt im Wandel bar ist wie der lange Haarzopf der Navi. Und das ist unsere Psyche. natürliche Duftpotpourri in sich aufnimmt, dem doch konstant. Langzeitstudien aus den USA zeigen, dass die Ichwird im Alltag nichts mehr so schnell „stinken“. Stärke in den letzten fünfzig Jahren WENN ICH AM SCHREIBTISCH kontinuierlich abgenommen hat SITZE, das einzige Grün in meinem Viele und die Abhängigkeit von Trends und Blickfeld das Basilikum vor dem hüten Moden steigt.“ Damit wachse auch Fenster, und mir Natur vorstelle, der unbewusste Angstpegel: Wenn denke ich zuerst an den Wald ein Geheimnis, das sie tief im Wald entdeckt meiner Kindheit. In den Wald gehen haben. Für die einen ist es die Lichtung mit den das Außen wegfällt, was wird dann? „Wir brauchen Natur, um Halt bedeutete, über die Autobahnbesten Himbeersträuchern, für die anderen und Sinn im Leben zu finden. Natur brücke hinter dem Lärmschutzwall der fulminante Schwammerlplatz und manche bleibt, wenn Kulturen verschwinden.“ zu radeln, ein Stück parallel zum wiederum wissen, wo man die süßesten HeiWenn man all den Studien Motorenrauschen und schließlich der letzten Jahre Glauben schenkt, abrupt in einen kleinen Forstweg delbeeren pflücken kann. Eines ist jedenfalls ist die Begegnung mit dieser ästhetiabzubiegen. Ein krasser Gegensatz. klar: Der Wald schmeckt! schen Natur eine Art Allheilmittel: Das Licht blinzelte durch Blätter, Die positiven Auswirkungen sind soZweige und Nadeln, es roch nach Es knarrt, es raschelt, gar messbar – Stresshormone wie Harz und Moos – und es war fast Cortisol verringern sich, Blutdruck still. Dann ging es entweder zu einem es klopft, es pfeift – und Pulsschlag sinken. Angebkleinen Teich, eher einer Pfütze, wer aufmerksam durch Wälder und Wiesen um Kaulquappen zu sammeln, im streift, kann allerlei Töne und Laute vernehmen. lich sollen Krankenhauspatienten in Zimmern mit Blick aufs Grüne Herbst an der Allee Kastanien Es macht Spaß zu raten, was oder wen man schneller genesen als solche, die auf und Bucheckern, oder in die stillgerade gehört hat. Probier es aus ... eine Mauer schauen. Ja, um den gelegte Kiesgrube, um SteineBehandlungsstress zu senken, klopfen zu spielen. Außerdem gab hilft es allein schon, Gemälde mit es einen Bach, den man stauen Da gibt es hohe Naturmotiven zu betrachten. konnte. Wenn ich heute meine Bäume mit glatter „Natur ist Treibstoff für Eltern besuche und im Wald laufen Rinde, kleine, dichte mit vielen Borken. Es gibt unsere Seele“, sagt Richard Ryan, Progehe, ist diese Stimmung sofort Blätter mit Nesseln und solche, die sich bei fessor für Psychologie an der Uniwieder da. Ruhe, Zeitlosigkeit und versität von Rochester. Er hat in eine goldene Euphorie. Ich bin der Berührung zusammenziehen. Es ist durchverschiedenen Studien herausgefunbei mir. Der Wald ist mein Psychoaus spannend, sich durch die Natur zu tasten. den, dass die Auseinandersetzung top. So nennen Wissenschaftler mit ihr nicht nur das Wohlbefinden das Phänomen, wenn sich zwischen steigert, sondern auf Menschen wie ein energetischer DüsenPerson und Natur ein unsichtbares Netz spinnt. Ein Ort, antrieb wirkt, außerdem Gemeinschaftsdenken und Großzügigan dem sich nicht nur Biologisches, sondern auch Seelisches keit anregt. Dass solche Ergebnisse nicht wirklich überraschen, ereignet. Der Wald spricht zu mir. Und das ist halb so esoteliegt vermutlich daran, dass dieses Wissen tief in unserem grünen risch, wie es klingt. Gedächtnis verwurzelt ist. Kein Wunder also, dass es seit einiger DENN AUF DIESES MOMENT setzt die Naturerlebnispädagogik: Zeit auch zwischen Beton und Verkehrsinseln keimt und sprießt. Es begann mit den Guerilla-Gärtnern, die nächtens durch die die Erfahrung, wenn das Selbst und die Welt, Innen und Städte zogen, bewaffnet mit Spaten und Samenbomben, um dem Außen plötzlich korrespondieren, wir uns als Teil des großen

SEHEN

RIECHEN

SCHMECKEN

HÖREN

SPÜREN

07


AUS LIEBE ZUR NATUR:

In the name of Nature: Es ist an der Zeit, sich unserer Verantwortung bewusst zu werden und unseren Lebensraum zu bewahren. Wir haben das Potenzial dazu und müssen es nur noch begreifen, dass wir untrennbar mit der Natur verbunden sind. Menschenzeit. Zerstören oder gestalten? Die entscheidende Epoche unseres Planeten. Von Christian Schwägerl, Riemann Verlag, 320 Seiten

Grau etwas Grün abzutrotzen. Schrebergärtnern in der Stadt ist seitdem en vogue, auch in der Smartphone-Generation. Ganz im Sinne von Richard Louv, der mit seinem Buch „Das letzte Kind im Walde“ vor einigen Jahren für Furore sorgte. Er forderte darin, die Kinder endlich wieder in die Natur zu schicken, statt sie vor den Bildschirmen verkümmern zu lassen. Er glaubt, dass die Zukunft den „Nature Smarts“ gehört: Menschen, die sich mit Hightech genauso gut auskennen wie mit der Natur.

tausendwende einen neuen Begriff geprägt, der Bambi von seinem einsamen Thron holt und das verletzliche Rehkitz mit dem Namen Natur unserer Verantwortung übergibt: Wir leben im „Anthropozän“, dem Zeitalter des Menschen. „Wir müssen dringend zu Hütern und Bewahrern des Erdsystems heranreifen“, sagt Crutzen. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass wir mit allem in Verbindung stehen und damit auch all unsere Taten maßgeblich sind. Genauso wie ein Tautropfen am Morgen oder der sprichwörtliche Flügelschlag des Schmetterlings. Ob mit oder ohne Avatar‘schen Verbindungszopf, erst wenn wir unseren Beitrag zur Erhaltung des großen Ganzen mitverantwortlich leisten, wartet ein Leben in zufriedener Gemeinschaft.

V E R AN TWO R TU NG Ü B E R N E HME N!

VORAUSSETZUNG DAFÜR SEI ALLERDINGS, dass die Natur auch in den urbanen Alltag wächst und wir nicht erst eine Stunde Auto fahren müssen, um ihr einen Besuch abzustatten. Es gehe nicht nur darum, Parks und Grünflächen in die Stadtgestaltung miteinzubeziehen, sondern unseren direkten Lebensraum, die Nachbarschaft, die Hinterhöfe und die Gebäude zu naturieren. Eine Idee, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte, bekommt man, wenn man dem Pariser Botaniker Patrick Blanc auf seinem Feldzug durch die Metropolen folgt: Wo Grund und Boden rar und teuer sind, lässt Blanc die Pflanzen in üppiger Artenfülle die Wand hochgehen wie „Tistou mit dem grünen Daumen“. Von Paris bis Tokio hat er die Fassaden von Verwaltungsgebäuden, Parkhaus-Fluchten, Brücken und Straßenschluchten in wuchernde vertikale Gärten verwandelt, die schön aussehen, Wohlbefinden spenden und zugleich für bessere Luft sorgen. Sein größter Indoor-Garten wächst seit 2012 im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann. Dort können sich die Augen von Passanten mit dem Blick auf 6.000 tropische Pflanzen auf einer 270 Quadratmeter großen Fläche ausruhen. Das nächste Projekt soll die Begrünung einer etwa 500 Meter langen und drei Meter hohen Lärmschutzwand sein, die er mit mehr als 45.000 Pflanzen für den Frankfurter Palmengarten geplant hat. DASS DER TREND zum Garten geht, ist keine neue Erscheinung in der Mensch-Natur-Beziehung. Über die Jahrtausende gesehen, stand der Garten als Erfahrungsraum an allererster Stelle, wie der Historiker Joachim Radkau von der Universität Bielefeld schreibt. „Das verzückte Lob des Gartens ist ein Leitmotiv, das die Kulturen und Epochen der Geschichte übergreift; offenbar hat die Lust am Garten nicht nur mit bestimmten Kulturen, sondern mehr noch mit der menschlichen Natur zu tun.“ Radkau glaubt, dass der Mensch im Umgang mit der Garten-Natur den Einklang mit seiner eigenen Kultur findet. Schließlich war auch das Paradies ein Garten. Und kein Dschungel. Gerade in jüngster Zeit wurde mehr und mehr bewusst, dass es sich bei der romantischen Vorstellung von „Wildnis“ teils um eine Illusion handelt. Selbst viele vermeintliche „Urwälder“ sind von menschlicher Nutzung geprägt. Gerade das, was wir an „Naturlandschaften“ lieben, den Artenreichtum und der anmutige Wechsel von Wald und offener Landschaft, ist zu einem Gutteil ein Ergebnis menschlicher Kultur und kann auch in „Naturschutzgebieten“ nur durch gezielte Eingriffe erhalten werden. Vielleicht müssen wir uns endlich an den Gedanken gewöhnen, dass wir tatsächlich Teil der Natur sind, nicht über und nicht unter ihr stehen. Gerade weil wir sie verändern. Wir bauen unsere Infrastruktur der Straßen und Städte wie Ameisen und Pilze ihre Nährstoff-Netzwerke. NUR HABEN WIR UNS IM LAUFE der Geschichte zum mächtigsten Lebewesen auf diesem Planeten gemausert. In diesem Sinne hat der Chemie-Nobelpreisträger Paul J. Crutzen zur Jahr08

Zur Autorin: Agnes Fazekas lebt als freie Journalistin in München und Tel Aviv. Sie studierte u. a. Ethnologie und Interkulturelle Kommunikation. Unterstützt durch ein Stipendium der Studienstiftung der „Süddeutschen Zeitung“, absolvierte Fazekas 2010 die Ausbildung an der Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl. Ihre Reportagen erschienen in der „Süddeutschen Zeitung“, „Die Zeit“, spiegel.de, „mare“ und „natur“. 2014 erhielt die Journalistin für ihre Arbeit den Meridianund den Andere-Zeiten-Journalistenpreis.

Für Naturforscher: Bücher, die dazu anregen, die Welt anders zu sehen: STRENG GEHEIM Der Mensch ist Teil der Natur, er verändert seine Umgebung und wird umgekehrt auch von ihr geformt. Völlig unberührte Wildnis gibt es wenig, nur hie und da sind ein paar Flecken nahezu unbehelligt vom menschlichen Zutun gewachsen. Wo sich diese sogenannten Urwälder befinden, ist oft nicht genau beschrieben. Denn schließlich will man auch für die Natur einen Rückzugsort bewahren. Wer mehr über Urwälder erfahren möchte, kann hier nachlesen: Urwald – Österreichs letzte wilde Waldparadiese Von Matthias Schickhofer, Brandstätter Verlag, 144 Seiten FLOWER-POWER Tistou ist anders. In der Schule ist das unerwünscht. Man schickt den Jungen nach Hause, wo er eine Gärtnerlehre beginnt und entdeckt, dass er durch bloße Berührung all die Dinge um ihn herum in grüne Pflanzen verwandeln kann. Auch Vaters Waffenfabrik muss schließlich der Realität Platz machen und in die Blumenwirtschaft wechseln. Kanonenläufe, aus denen Blumen wachsen, haben ihren ursprünglichen Zweck verloren. Ein Kinderbuch für Jung und Alt! Tistou mit den grünen Daumen Von Maurice Druon, Deutscher Taschenbuchverlag, 144 Seiten RAUSGEHEN UND WILD SEIN Wann waren Sie zum letzten Mal im Grünen? Wer den nötigen Motivationsschub braucht, kann Richard Louv zurate ziehen. Er weiß um die besondere Wirkung der Natur auf den Menschen. Das Prinzip Natur. Grünes Leben im digitalen Zeitalter Von Richard Louv, Beltz Verlag, 335 Seiten


Naturintegration will: Mutter Erde die Hand reichen



FREUDE 05 KOST P R O B E

Eine kulinarische

SCHATZ SUCHE

W

er seine eigenen Wurzeln und besseren Halt im Leben sucht, sollte einfach mehr Wurzelgemüse essen. Ja, diese These gibt es. Aber man muss gar nicht so weit gehen, um Pastinaken, Rüben, Karotten, Sellerie, Radieschen, Topinambur & Co toll zu finden. Sie sind geballte Nährstoffpakete – oft vom Blatt bis zur Wurzel.

Fotos: StockFood

Ein sonst eher Unterkühlter, der Dubliner Literaturnobelpreisträger Samuel Beckett, machte dem Pastinak in seinem Roman „Erste Liebe“ eine so blumige Liebeserklärung, dass man meinen könnte, der Buchtitel beziehe sich nur auf die knorrigen, gelblich-weißen Wurzeln: „Die Pastinaken schmecken nach Veilchen in meinem Munde. Ich mag die Pastinaken, weil sie nach Veilchen schmecken, und die Veilchen, weil sie nach Pastinaken duften.“ Nun war Beckett Ire, und gerade die haben gemeinsam mit den Engländern seit jeher eine Schwäche für die süßlich-würzigen, dicken Pastinaken, die bis zum 18. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa auf den täglichen Speisezetteln standen. DANN WURDEN SIE VON DEN KARTOFFELN verdrängt. Dem Herzen der Angelsachsen aber sind sie bis heute nah geblieben. Sie essen Pastinaken sogar in Honig kandiert als Dessert und brauen aus ihnen ein süßes, bierartiges Getränk. Dass sich aus gerösteten Pastinaken wie aus Zichorie- oder Löwenzahnwurzeln Kaffeeersatz herstellen lässt, ist da nur mehr ein weiterer Hinweis auf ihre grandiose Vielseitigkeit. Andere Wurzelgemüse, egal ob sie wie Pastinaken, Wurzelpetersilie oder Sellerie aus der Familie der Doldenblütler stammen, wie Rote Rüben zu den Fuchsschwanzgewächsen gehören, wie die Haferwurzel zu den Korbblütlern oder wie Speiserüben und

Radieschen zu den senfölhaltigen Kreuzblütlern, zeigen dieselbe Bandbreite an kulinarischen Möglichkeiten. Längst fristen sie kein vernachlässigtes und von Gourmets naseberümpftes Schattendasein als Arme-Leut’-Breie, Futter fürs liebe Vieh oder Sättigungsbeilage mehr. Was die Französin Evelyne Bloch-Dano in ihrer Gemüsekulturgeschichte „Die Sehnsucht im Herzen der Artischocke“ über Topinambur schreibt, gilt für alle Gemüsewurzeln und -knollen. Sie feiern derzeit „sehr schick“ als alte Sorten fröhliche Urständ’ und tauchen wie die Topinambur „auf den Speisekarten der großen Küchenchefs auf: zusammen mit frischen Trüffeln oder als Beilage zu Seesaibling, alles andere als Schweinefutter!“ Noch dazu: Viele von ihnen sind wochen- und monatelang lagerfähig. Vor allem aber sind sie volle zwölf Monate hindurch verfügbar, und zwar „ohne dass wir sie über Kontinente herankarren müssten“, sagt die Linzer Autorin, Verlegerin und Pflanzenkundige Siegrid Hirsch, die gerade an einem großen „Wurzelbuch“ schreibt. „Die Wurzelgemüsearten wachsen alle bei uns. Wir können sie quasi immer beim nächsten Nachbarn kaufen.“ Das gärtnerische Jahr der Wurzel sieht in etwa so aus: Man beginnt im frühen Frühjahr mit den ersten Radieschen aus dem Folientunnel, setzt fort mit den kugelrunden weißen Mai-Rübchen und ersten Karotten, geht im Juni über zu Roten Rüben, von denen übrigens die länglichen Sorten immer deutlich besser schmecken als die runden, macht den ganzen Sommer über mit den dicken Sellerieknollen weiter, schreitet fort mit Lagerkarotten im September, gräbt im Oktober die ersten Topinamburknollen, Hafer- und Schwarzwurzeln sowie Herbstrübenkugeln aus und wendet sich schließlich im Spätherbst und Winter den Pastinaken zu. EINMAL GEERNTET GILT ES NUR MEHR, all ihre zahlreichen Talente zu fördern: „Wurzelgemüse ist jedenfalls zu schade, um es in der Suppe tot zu kochen und dann wegzuschmeißen“, sagt Irene Schillinger vom „Gasthaus Schillinger“ im niederösterreichischen Großmugl. Im alteingesessenen Gasthaus des Ehepaars Schillinger wird seit vielen Jahren mit größtem Erfolg vegetarisch, seit einiger Zeit ausschließlich vegan gekocht. Und zwar nach klassischen Altwiener Rezepten, und in denen spielen Sellerie, Karotten, Pastinaken, Wurzelpetersilie oder Gelbe Rüben traditionell eine zentrale Rolle. „Sie 11


AUSGEGRABEN:

WAS WU RZE LT AU F U N S E R E N TE LLE RN ...

sind in unserer Küche die Basis für ganz vieles. Für unsere Gemüsefonds genauso wie für Eintöpfe oder die Sauce zu unserem veganen Wildragout. Auch Petersilienwurzelsuppe und Selleriesuppe mit besonders vielen Selleriewürfeln sind Fixstarter“, weiß Frau Schillinger. Und wenn im Frühjahr im hauseigenen Gemüsegarten die Karotten ihr dillkrautartiges Grün aus dem Boden strecken und die Pastinaken ihre fiedrigen Blattrosetten, dann verkocht Irene Schillinger auch das. „Fein püriert gibt es eine fröhliche, hellgrüne Farbe“, lobt sie. Damit wäre man bei einem Aspekt angekommen, der sich erst mehr herumsprechen muss: „Wir essen ja höchstens die Blätter vom Stangensellerie oder die Keimlinge vom Radieschen. In Wirklichkeit könnten wir genauso gut das junge Blattwerk von Roten Rüben, Karotten oder allen Rübenarten essen“, erklärt Siegrid Hirsch. „Man bricht einfach wie beim Salat die beschädigten äußeren Blätter weg und konzentriert sich auf die jungen inneren. Bei den Roten Rüben ist das Blatt besonders gut. Man kann es ohne weiteres nur so als gedünstetes Blattgemüse essen.“ Sozusagen mit Putz und Stingl verzehren lassen sich auch junge Radieschen: Man frittiert sie einfach im Ganzen mitsamt den Blättern. Auch die süßen Blätter der nussig-herben Haferwurzel, die eng mit der Schwarzwurzel verwandt ist und von Oktober bis April aus der Erde geholt werden kann, lassen sich im Frühjahr als Spinat dünsten oder als Salat essen. „MAN DARF NICHT VERGESSEN, dass schon winzige Mengen gesundheitsfördernde Wirkung haben. Was die Wurzel hat, hat das junge Blattwerk zehnfach“, erklärt Siegrid Hirsch. Gerade im Frühling, wenn die oberirdische Pflanze voll im Saft steht. Später dann, wenn das Laub wieder einzieht, sind die Wurzeln die Hauptträger von Vitaminen und Mineralien. Botanisch gesehen sind diese nämlich Speicherorgane, in denen die Pflanze alles hortet, was sie für ihre Entwicklung braucht: Unmengen an Vitaminen, Stärke, Glukosen und besonders viele Mineralstoffe. „Lauter Dinge, die fit machen und das Blut 12

Wer in der Küche selber gerne zur Wurzel greift, kann die im Erdreich verborgenen Schätze zu köstlichsten Speisen veredeln. Inspirationen gibt es mittlerweile viele. Zu finden sind sie in wunderschönen Kochbüchern, in Großmutters Rezeptesammlung oder auch online. Hier zwei kulinarische Tipps: Ofen-Karotten: www.sonnentor.com/ Produkte-Online-Einkaufen/Rezepte/Vegetarisches-Salate/Ofen-Karotten Gemüse-Pommes mit Tomatendip: www.sonnentor.com/Produkte-Online-Einkaufen/ Rezepte/Bio-Bengelchen/Gemuese-Pommes

gesund halten“, weiß die Heilpflanzenexpertin und Botanikerin Hirsch. Die meisten Wurzelgemüsepflanzen sind zweijährig. Das bedeutet: Im ersten Jahr entwickelt sie Wurzeln und Blätter, im zweiten Jahr blüht die Pflanze und bildet Samen. Die Wurzeln aber sind dann holzig und nicht mehr genießbar. LOGISCH: DA HABEN SIE SICH LÄNGST VERAUSGABT, ihre geballten Nährstoffe abgegeben. Für uns, die wir die Wurzeln essen wollen, heißt das: Geerntet werden sie im ersten Jahr. Ein paar Wurzeln lässt man im Boden, auf dass die Pflanze im nächsten Jahr Samen bildet, die man wieder anbauen kann. So geht der Kreislauf. Fachfrau Siegrid Hirsch hat gar noch eine über 3die kulinarischen Segnungen der Wurzelgemüse hinausgehende Theorie: „So wie man Frühjahrskräuter nimmt, um im Frühling neue Kraft zu kriegen, erdet man sich wieder mehr, wenn man mehr Wurzelgemüse isst und ausgräbt.“ Innerer Halt und Lebenskraft wachsen, wenn man öfter Wurzeln isst, so Siegrid Hirsch. Und kräftig sind sie ja, die Gemüsewurzeln. Das weiß jeder, der im Beet schon einmal an ihnen gezogen hat. — Julia Kospach Die Wurzel in der Literatur: Wurzeln und ihre Besonderheiten finden sich nicht nur in der Küche wieder, sondern auch in Büchern. Hier eine kleine Auswahl. Viel Genuss beim Lesen! Von der Schale bis zum Kern. Vegetarische Rezepte, die aufs Ganze gehen von Bernadette Wörndl, Brandstätter Verlag, 208 Seiten Wurzelbuch. Helfer aus dem Untergrund von Siegrid Hirsch, Freya Verlag, 154 Seiten Erscheint im Oktober 2015


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WILDE ZEITEN

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Von Kopfjägern zu Fortschrittsopfern: DER GESETZLOSEN Darién Gap – der gefährlichste ort der Welt Wie Papua-Neuguineas Hochlandvölker die moderne Welt LAND erleben

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Was wurzelt im Verborgenen? Dass Zähne Wurzeln tragen, ist vielen schmerzhaft bewusst. Aber wer hätte gedacht, dass auch Computer mit Wurzeln arbeiten? Ohne sogenanntes Wurzelverzeichnis würden diese technischen Wunderwerke erst gar nicht funktionieren. Und auch Hochhäuser sind ähnlich wie Pflanzen im Boden verankert, erklärt der Experte. Für Statiker gilt der Grundsatz: Was hoch hinaus will, muss sich gut verwurzeln. 14


Foto: David Malan / Getty Images Illustrationen: Sarah Egbert

FREUDE 05 F RAG W ÜR DIG

HOCHHAUSVERSTÄRKER Was Architekten am Reißbrett entwerfen, muss auch tragfähig und stabil gebaut werden. Dafür, dass alles hält, sorgen Statiker und Ziviltechniker wie Dipl.-Ing. Peter Bauer. Als Mitbegründer des Ingenieurbüros Werkraum hat er an der Tragwerksplanung und damit an den Wurzeln von über 1.800 Bauwerken mitgewirkt, von Brücken und Dachausbauten bis hin zu Hochhäusern und einer schwebenden Schiffsanlegestelle in der Wiener Innenstadt.

DATENBAUMHÜTER Als Doktor der Informatik und Spezialist für formale Verifikation untersucht Dr. Matthias Raffelsieper die mathematischen Wurzeln von Computerprogrammen. Neben seiner Forschung am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen sowie an der ETH Zürich ist er Mitgründer des Start-ups Cosibon. Dort entwickelt er gerade einen digitalen Kassenzettel, der unser tägliches Einkaufen revolutionieren soll.

WURZELSEELSORGERIN Wenn DDr. med. Irmgard Simma unseren Zähnen auf die Wurzel fühlt, dann hat ihre Diagnose zumeist auch Hand und Fuß. Als Pionierin und Präsidentin der ganzheitlichen Zahnmedizin und Spezialistin für Mundakupunktur engagiert sich die Bregenzer Zahnärztin seit drei Jahrzehnten für Zahnbehandlungen, die nicht nur Zähne, sondern den Menschen als Ganzes in den Mittelpunkt stellen.

FRAGE AN DIPL.-ING. PETER BAUER:

FRAGE AN DR. MATTHIAS RAFFELSIEPER:

FRAGE AN DDR. MED. IRMGARD SIMMA:

Wie tief wurzelt ein Hochhaus?

Was ist das Wurzelverzeichnis?

Wann wackelt ein Zahn?

Häuser funktionieren ähnlich wie Bäume: Solange sie gerade stehen und ihr Schwerpunkt innerhalb des Grundrisses bleibt, fallen sie nicht um. Durch Wind oder Erdbeben können aber seitliche Lasten entstehen, die nach unten geleitet werden müssen. Dazu werden Hochhäuser entweder tief genug in die Erde eingegraben oder künstlich mit Pfählen verlängert, bis sie in festem Boden stecken. Wie tief ein Hochhaus tatsächlich wurzelt, hängt von der Höhe ab, ebenso von den verwendeten Werkstoffen. So sind etwa Stähle und Beton heute doppelt so fest wie vor 15 Jahren und ermöglichen dadurch immer höhere Bauten. Außerdem braucht man unter der Erde Platz für alles, was ein Gebäude leben lässt: Haustechnik, Parkgaragen, Verkehrsanbindungen. Bei Hochhäusern sind das schnell zehn oder mehr Tiefgeschosse. Manche Hochhäuser werden nach unten hin auch einfach breiter gebaut, oder sie schlagen seitliche Wurzeln – man kann zum Beispiel zwei Hochhäuser direkt nebeneinander auf eine einzige breite Parkgarage stellen. Solche seitlichen Verwurzelungen brauchen aber viel mehr Grund und Boden, und der ist gerade in dicht verbauten Städten sehr begrenzt.

Ein Computer braucht stets einen Startpunkt, von dem aus er loslaufen kann. Dieser Startpunkt ist das Wurzelverzeichnis. Jede Datei und jedes Verzeichnis kann von dort aus über einen Pfad erreicht und abgerufen werden. Hätten wir keine solche Struktur, würden alle Dateien unorganisiert auf einem großen Haufen zusammenliegen. Je nach Betriebssystem gibt es ein oder mehrere Wurzelverzeichnisse. Unter Windows sind Wurzelverzeichnisse mit einem Buchstaben, Doppelpunkt und Backslash gekennzeichnet, z. B. „C:\“. Im Mac beginnt jeder Pfad mit einem Schrägstrich „/“. Alle weiteren Verzeichnisse und Dateien sind darunter eingehängt. Das Wurzelverzeichnis selber ist das einzige Verzeichnis, das in keinem anderen Verzeichnis enthalten ist. Es ist jener Punkt, wo ein sogenannter Datenbaum aus der Erde wächst und sich dann verzweigt. Weil wir Informatiker etwas eigen sind, malen wir diese Datenbäume immer andersrum: oben die Wurzel, darunter wachsen Subbäume, Knoten und Verzweigungen, an denen letztlich sogenannte „Blätter“ hängen, also die Dateien. Es ist eine sehr einfache und elegante Struktur, mit der wir aber hochkomplexe Kombinationen erzeugen können.

Anatomisch gesehen ist ein Zahn über den Halteapparat mit dem Zahnbett verbunden. Die Zahnwurzel selbst wird durch höchst elastische und sensible Fasern im Knochen gehalten und mit Blutgefäßen versorgt. Ein Zahn ist also in gewissem Maße beweglich, anpassungsfähig und stressresistent. Da sind die Zähne den Pflanzen gar nicht unähnlich. Und wie bei allen Dingen in der Natur darf es auch beim Menschen nie nur um Einzelheiten gehen. Vielmehr spielt das große Ganze eine Rolle. Beim Zahn sind es nie allein Krone, Wurzel, Knochen, Zahnfleisch, Ernährung oder ein gut sitzender Biss. Erst durch das Zusammenspiel all dieser Elemente bleibt ein Zahn lebendig und fest im Leben verankert. Vor allem Stress führt dazu, dass dieses sensible System aus dem Gleichgewicht gerät und „wackelt“. Nächtliches Zähneknirschen und Pressen kann dann zu einem 200 Mal höheren Druck führen als normales Kauen. Zum Schutz vor solchen Überlastungen empfiehlt sich folgende Entspannungsübung: ab und zu das Gesicht ganz fest in einer Grimasse anspannen, danach bewusst locker lassen, mit geschlossenen Lippen und Zunge am Gaumen. Sie werden den Unterschied spüren und freudig lächeln! 15


DIE

WELT

Der Ethnobotaniker und Kulturanthropologe Wolf- Dieter Storl erz채hlt von gigantischen Kommunikationsnetzen unter der Erde, alten Heilmitteln und der Bedeutung der Pflanzen in unterschiedlichen Kulturen.

UNTEN

VON

Wolf-Dieter Storl im Gespr채ch mit Stefanie Platzgummer

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FREUDE 05 WOR T W E C H S E L

FREUDE: Herr Storl, Sie sind in Ihrem Leben viel herumgekommen. Als Sie 11 Jahre alt waren, wanderte Ihre Familie von Sachsen nach Ohio aus. Sie haben viele Reisen unternommen und lebten fast zwei Jahre lang in Indien. Heute wohnen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie im Allgäu. Wo fühlen Sie sich verwurzelt?

WOLF-DIETER STORL: Meine Wurzeln sind dort, wo ich herkomme und wo auch schon meine Vorfahren gelebt haben. Das ist in Sachsen. Aber ich fühle mich mit allen Orten verbunden, an denen ich mich aufhalte. Ich habe mich oft gefragt, wie das möglich ist. Wie kann ich nach Indien gehen oder nach Mexiko und mich sofort zu Hause fühlen? Und wie geht das?

Ich habe herausgefunden, dass es möglich ist, weil ich mich mit den Pflanzen dort verbinde. Die sind ja verwurzelt und sie geben mir das Gefühl, ebenfalls verwurzelt zu sein. Sind es zuallererst die Pflanzen, die Sie an einem neuen Ort willkommen heißen?

So ist das inzwischen. Ich weiß nicht, ob es immer schon so war. Vielleicht schon. Die Pflanzen haben mich immer interessiert. Auch als wir nach Amerika ausgewandert sind, faszinierte mich als Erstes die Natur. Ich war damals ein kleiner Junge. Als wir ankamen, begann gerade der Sommer und die Zikaden zirpten. Sie machten einen Mordskrach, ich kam mir vor wie im Urwald! Es gab auch Schlingpflanzen und Schildkröten und Schlangen. Es begeisterte mich, wie anders dort alles war. Als Ethnobotaniker haben Sie auch heute noch ein ganz besonderes Verhältnis zu Pflanzen. Aber was macht ein Ethnobotaniker eigentlich genau?

Ein Ethnobotaniker fragt danach, wie Menschen unterschiedlicher Ethnien mit Pflanzen umgehen. Jedes Volk hat eine andere Sichtweise. Indianer sehen Pflanzen etwa als „grünes Volk“. Ihre Medizinleute begeben sich manchmal in eine Art Meditation mit der Pflanze und empfangen auf diese Weise Botschaften. Früher hat man auch bei uns geschaut, welcher Heilige sich in welcher Pflanze offenbart. Fast alle Heilpflanzen haben einen Bezug zum Göttlichen, etwa die Barbarakresse oder das Benediktskraut. Einige Giftpflanzen, wie die Tollkirsche, gehörten dem Teufel. Das war das Weltbild. Heute ist das anders. Ein Wissenschaftler hat eine ganz andere Herangehensweise. Er analysiert die Pflanze, nimmt sie auseinander und holt im Labor ihre Wirkstoffe heraus. Er betrachtet die Pflanze als Objekt. Sind Sie also eine Art Übersetzer?

Foto: Katja Greco

Das kann man so sehen. Ich benutze die verschiedenen Kulturen, die ich kennengelernt habe, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir die Natur wieder etwas besser verstehen können. Das gehört zu unserem Sein. Wir haben heute nämlich ein Weltbild, das unser Sein beschränkt. Alles, was wir als Intuition wahrnehmen, wird ignoriert. Es zählen nur die analytisch-naturwissenschaftlich ermittelten Fakten. Natürlich sind diese sehr wichtig. Aber sie beziehen sich nur auf die Materialität. Und das ist eben nicht alles. Es ist so ähnlich wie bei den Pflanzen. Eine Pflanze ist viel mehr als das, was wir von ihr sehen.

und Mineralien, Wassermoleküle, aber auch Botschaften. Denn Pflanzen kommunizieren auch über ihre Wurzeln. Nicht nur mit der eigenen Art, sondern auch mit anderen Arten. Die Wurzelmassen sind dabei gigantisch. Es gab einmal eine Untersuchung von Roggenpflanzen. Wenn man alle Roggenwurzeln zusammenzählt und in eine Linie bringt, dann macht das 10.000 Kilometer aus. Die Wurzeln einer Pflanze verquicken sich auch mit Pilzen und Pilzfäden. Das ist ein richtiges Netzwerk, in Amerika sagt man „Wood Wide Web“ dazu. In der Wurzelwelt herrscht also ein ganz phantastisches Leben. Wurzeln sind aber auch im übertragenen Sinne sehr wichtig. Wir Menschen brauchen Wurzeln. Sie verbinden uns mit unseren Vorfahren. Es gibt ja auch Leute, für die Natur keine bedeutende Rolle im Leben spielt ...

Man kann sein ganzes Leben zum Beispiel auch in virtuellen Welten mit Computer und Fernsehen verbringen. Aber dadurch kommt man nicht zu seinem wirklichen Selbst. Manchmal braucht es dann tatsächlich einen Schicksalsschlag, um zur Besinnung zu kommen. Manche Menschen werden krank. Eine Krankheit ist dabei nicht unbedingt etwas Negatives. Sie ist wie ein strenger Lehrmeister. Schamanen durchleben etwa eine sogenannte Einweihungskrankheit, die sie mit der Beseeltheit der Natur wieder in Kontakt bringt.

„Wir sehen ja nur die Hälfte der Pflanze. Die andere Hälfte, ein genauso wichtiger Teil, sind die Wurzeln. Es ist wie mit dem Leben selbst. Alles, was wir mit unserem Verstand aufnehmen, ist nur ein Teil der Ganzheit.“ Menschen kommunizieren über Worte, Pflanzen über Wurzeln. Gibt es noch weitere Parallelen zwischen uns und den Pflanzen?

Schon Aristoteles meinte, dass Pflanzen wie „umgekehrte Menschen“ seien. Sie tragen ihre Geschlechtsorgane als Blüten nach oben. Ihr Körper, das Grün, dient der Atmung. Wobei auch diese im Vergleich zu uns Menschen umgekehrt funktioniert. Pflanzen brauchen bekanntlich CO2, um ihre Körper überhaupt aufbauen zu können, und sie geben Sauerstoff ab, den wir Menschen wiederum einatmen. Wenn man so will, befindet sich der „Kopf“ der Pflanze, also das steuernde, kommunizierende „Gehirn“, unter der Erde. Pflanzen sind also die umgekehrten Wesen – oder wir Menschen sind umgekehrt. Wir haben uns umgekehrt und vom Kosmos emanzipiert. Deswegen können wir uns als Individuen erleben. Pflanzen können das nicht. Sie leben im kosmischen Zusammenhang mit der Erde. Wir sind hingegen wie kleine Mikrokosmen. Was bedeutet das für unsere Verbindung mit der Natur?

Da denke ich natürlich gleich an die Wurzeln. Sie befinden sich unter der Erde, sind also nicht sichtbar und erfüllen doch ganz wichtige Aufgaben für die Pflanze ...

Friedrich Schiller sagte einmal: „Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren. Was sie willenlos ist, sei du es wollend – das ist’s.“ Die Pflanze ist – ohne es zu wollen – im vollkommenen Einklang mit Himmel und Erde. Wenn wir uns mit dem Universum in Einklang bringen wollen, müssen wir uns bewusst dafür entscheiden. Wir müssen es wollen.

Ja, in ihren Wurzeln ist die Pflanze hochlebendig. Die kleinen Wurzeln und Wurzelhärchen tasten sich wie Sinnesorgane durch den Boden und nehmen alles auf: Nährstoffe wie Phosphate

Das aktuelle Buch: Der Selbstversorger. Das Praxisbuch zum Eigenanbau, Gräfe und Unzer Edition, 192 Seiten

Lesen Sie das gesamte Interview auf www.freude. sonnentor.at

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FREUDE 05 E N E R G I E F E LD

DIE

ESSENZ

DES NOTWENDIGEN

Wer bereit ist, aus der Konsumgesellschaft auszusteigen, wird zur Wurzel des Essenziellen vordringen. Auf die mutigen Aussteiger warten neue Märkte wie Tauschbörsen, Nachbarschaftshilfe oder Zeitgutscheine. Und das Beste daran? Der positive Effekt auf Umwelt, Geldbörse und das soziale Miteinander.

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Kaya, 4 Jahre, wohnt mit ihren Eltern in einem kleinen Apartment in Tokio, Japan. Sie besitzt 30 Kleider, die ihre Mutter selbst genäht hat.

MARIANNE TÄNZELT FROHLOCKEND durch die Wohnung und präsentiert ihren eben erstandenen Rock vor den bewundernden Blicken der Anwesenden. Christina, vormalige Besitzerin des Kleidungsstückes, nickt anerkennend mit dem Kopf: „Jetzt gehört es dir!“ Die private Tauschbörse von Christina Schröder erfreut sich wachsender Beliebtheit. Einmal im Monat stellt die Wienerin ihre Wohnung für Freunde und Bekannte zur Verfügung. „In erster Linie werden Kleider getauscht, aber immer wieder wechseln auch Bücher, Filme oder andere Gebrauchsgegenstände den Besitzer“, erzählt Schröder, die in ihrem Beruf als Pressesprecherin der Entwicklungsorganisation Südwind mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen konfrontiert ist. „Gerade unsere Kleidung wird unter teils menschenunwürdigen Bedingungen in Ländern wie Bangladesch produziert. Indem ich den Kauf von neuer Kleidung verweigere und stattdessen tausche, protestiere ich auf meine Weise dagegen.“ Während sich im Wohnzimmer die Kleider türmen, wird nebenan in der Küche getauscht – völlig frei und nicht Stück gegen Stück. „Es geht um das Überdenken der eigenen Bedürfnisse: Was brauche ich wirklich?“ GEMEINSAM NUTZEN STATT BESITZEN. Mit ihren Kleidertauschpartys liegt Christina Schröder voll im Trend: Sharing Economy, Ko-Konsum oder Collaborative Consumption – viele Bezeichnungen stehen für dieselbe Idee, Dinge gemeinsam zu nutzen statt zu besitzen. Immer mehr Menschen suchen

Alternativen zum vorherrschenden Konsumwahn und gehen neue Wege. Die Fragen, die sie sich stellen, lauten: Was macht mich glücklich? Wie lange hält das gute Gefühl an, wenn ich mir etwas kaufe – und wie lange, wenn ich etwas teile? Und: was brauche ich wirklich? Ein reduzierter Lebensstil kann ein tiefes Gefühl der Befriedigung erzeugen, auch wenn uns die Werbung etwas anderes weismachen will. Dabei geht es gar nicht um Verzicht, sondern darum, Prioritäten zu setzen. Wer sich bewusst macht, was wirklich zählt im Leben, kommt weg von den materiellen Bedürfnissen und lernt die kleinen Freuden zu schätzen: ein Kinderlachen, die Umarmung einer Freundin oder einen Waldspaziergang. Und wenn man sich hin und wieder doch etwas leistet, ist die Freude darüber umso größer. Vereine wie „Wir Gemeinsam“ beruhen auf diesem Prinzip der Reduzierung: Ausgehend von der Region Ried im Innkreis wurde ein Netzwerk aufgebaut, in dem Menschen ihre vielfältigen Talente austauschen, um einander zu helfen und unterstützen. Die Mitglieder bieten Tätigkeiten an, die sie gut können, wie etwa Hilfe im Haushalt, Reparaturen oder Massagen, und können dafür zu einem anderen Zeitpunkt ähnliche Dienste in Anspruch nehmen. Das funktioniert mithilfe eines Zeitkontos und von Zeitscheinen, bei denen jede Stunde – egal für welche Tätigkeit – gleich viel wert ist. „Unsere Nachbarschaftshilfe startete 2008 und umfasst derzeit 26 Regionen mit ca. 2.000 Mitgliedern in Oberösterreich und Grenzregionen“, erklärt Tobias Plettenbacher, Obmann des Vereins WIR Gemeinsam. Ähnlich ist das Konzept der Talente Tauschkreise, jedoch werden hier auch Waren im Tausch gegen Dienstleistungen angeboten. „Ich biete regelmäßig Gartenarbeit an und habe dafür eine wunderschöne Obstschüssel aus Keramik erworben“, erzählt Daniela Hödl vom Talente Tauschkreis Wien. Hier geht es auch darum, ungeahnte Talente wie Haareschneiden oder Fotografieren zu entdecken, die in sogenannten „Stunden“, der Währungseinheit des Tauschkreises, abgerechnet werden. „Ich selbst habe mir seit mehreren Jahren kein Kleidungsstück gekauft, da ich lieber tausche“, ergänzt Hödl. „Es ist eine ganz andere Befriedigung, wenn ich mit einem getauschten Teil nach Hause gehe als mit einem gekauften.“ Die 31-Jährige arbeitet bewusst nur Teilzeit, weil ihr andere Dinge und Tätigkeiten wichtiger sind. „Je weniger ich an unserer Konsum- und Wahngesellschaft teilnehme, desto besser geht es mir. Da geht es auch um Unabhängigkeit.“ KONSUM IM WANDEL DER ZEIT. Die Geschichte des Konsums begann vor ca. 300 Jahren, im England des 18. Jahrhunderts. Zu jener Zeit gab es für die Bürger Europas noch Wochen- oder Jahrmärkte, wo sie wichtige Konsumgüter erstehen konnten. Luxusartikel wie feine Stoffe oder Schmuck konnte sich damals nur der wohlhabende Adel leisten. Bald schon kam die erste, in Indien produzierte Baumwollkleidung auf den Markt; Mode wurde leistbar und die Branche produzierte stetig wechselnde Kollektionen. Nach den Weltkriegen und der Weltwirtschaftskrise entstand dann die Art von Konsum, wie wir sie heute kennen: der Massenkonsum. Das 19


Ressourcen teilen und gemeinsam wachsen: REPARIEREN STATT KONSUMIEREN: Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Reparaturund Servicezentrum (R.U.S.Z.), ist eine Ikone der Reparaturszene. Gemäß seinem Credo hat er ein Waschmaschinen-Leasing entwickelt: „Man muss nicht alles besitzen.“ Reparaturen von hochwertigen Geräten betrachtet der rührige Wiener als ein Signal gegen übermäßigen Konsum; im Verkaufsbereich des R.U.S.Z. finden sich zudem gebrauchte Handys, Fernsehgeräte oder Waschmaschinen. „Jedes Kind versteht, dass wir auf unserem Planeten nicht unendliches materielles Wachstum haben können“, ist Eisenriegler überzeugt. www.rusz.at/ MENSCHLICH: Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist laut einer Studie der Universität Lüneburg einer der Beweggründe für den neuen Trend zum Tauschen und Teilen: So haben für 37 Prozent der Befragten alternative Besitzund Konsumformen eine Bedeutung. Etwa ein Viertel davon sind Menschen mit ausgeprägter Sozialorientierung und grundlegendem Nachhaltigkeitsbewusstsein; 14 Prozent der Befragten sind sogenannte Konsumpragmatiker, die sich aus rein praktischen Gründen wie Kostenersparnis dem Trend anschließen. Ein Ergebnis, das auch auf Österreich übertragbar ist: „Da es zwischen den beiden Ländern Ähnlichkeiten bezüglich Umweltbewusstsein der Bevölkerung und der sozioökonomischen Situation gibt, würden bei einer Vergleichsstudie in Österreich ähnliche Werte herauskommen“, meint Studienautor Prof. Dr. Harald Heinrichs, Professor für Nachhaltigkeit und Politik an der Uni Lüneburg. 20

Wirtschaftswunder in Deutschland sorgte dafür, dass Konsumieren nach langen Jahren der Entbehrung und des Hungers schön wie nie war. Heute tun sich durch das Internet wieder ganz neue Kaufoptionen auf – einereits können wir einen Kauf mit einem raschen Klick abschließen, andererseits haben wir die Möglichkeit, uns über Produktionsbedingungen von Herstellern zu informieren und uns über Social Media auszutauschen. Denn immer mehr Konsumenten möchten wissen, woher ihre Ware kommt und unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurde. Das beginnt bei Anbaumethoden in der Landwirtschaft und endet bei Arbeitsbedingungen in der Kleidungs- oder Computerindustrie. Hier steht nicht mehr der reine Lustgewinn beim Kaufen im Vordergrund, sondern die kritische Frage: Welche Auswirkungen hat dieser Kauf auf die Umwelt und die Menschen, die dafür arbeiten? Immer mehr kritische Konsumenten greifen daher zu Biooder Fairtrade-Produkten oder informieren sich über ausbeuterische Unternehmen. Oder kaufen so wenig wie möglich: wie die sogenannten Mülltaucher, die in den Mülltonnen der großen Supermärkte nach einwandfreien Lebensmitteln suchen, die dort entsorgt wurden. Laut einer Studie der Food and Agriculture Organization FAO werden weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen. In Österreich sind es jährlich rund 157.000 Tonnen Essen, die im Müll landen – verpackt und unverpackt. Hier setzt auch das Netzwerk Foodsharing an: Teilnehmer können durch Teilen und Tauschen verhindern,


Ahkôhxet, 8 Jahre, lebt am Amazonas in Brasilien. Von den Älteren seines Stsammes lernt er, Natur und Umwelt respektvoll zu begegnen.

LEIHEN STATT KAUFEN: www.leihdirwas.de www.teilbar.at www.frents.com www.usetwice.at www.snapgoods.com www.neighborgoods.net

TAUSCHEN: www.flohmarkt.at/tauschen www.aufleben.at www.frents.com www.wirgemeinsam.net www.talentetauschkreis.at www.minutocash.org

wurde umgegraben und umzäunt, und in mehreren Hochbeeten werden Kräuter und Gemüse gepflanzt. „Es tut gut zu wissen, woher mein Salat und meine Tomaten kommen“, erzählt Katja Arzberger, Mitbegründerin des Mintzgartens. „Darüber hinaus habe ich hier Freunde gefunden, mit denen ich sonst kaum zusammengekommen wäre.“

dass noch essbare Lebensmittel vernichtet werden. Die Grundidee ist: Menschen teilen Essen, um den Lebensmitteln wieder einen ideellen Wert zu verleihen. GEMEINSCHAFTLICH GÄRTNERN. Michaela und Hans Aufreiter hatten im Frühjahr 2012 die Idee, auf ihrem Bauernhof im Mühlviertel gemeinsam mit Konsumenten Gemüse anzubauen, zu pflegen, zu ernten und gemeinsam einzulagern. Acht Familien nahmen an dem Projekt teil und ernteten im Herbst Erdäpfel, Zwiebeln, Karotten und vieles mehr. „Die Rückmeldungen der Teilnehmer zeigten uns, dass es ihnen wichtig war, frisches und regionales Gemüse zu bekommen“, erzählt Hans Aufreiter. „Aber auch die Wertigkeit und Achtung vor den selbst produzierten Lebensmitteln sind gestiegen.“ Die Aufreiters stellen ihr Wissen über die Zusammenhänge der Natur, über den Anbau von Gemüse oder das Ernten und Einlagern gerne zur Verfügung. MIT ERFOLG: IM FOLGEJAHR nahmen bereits 20 Familien an dem Projekt teil. „Sogar aus den umliegenden Gemeinden kommen Leute zu uns, da es noch zu wenige Bio-Bauern gibt, die ihr Wissen und ihre Felder zur Verfügung stellen.“ Eine Variante des gemeinsamen Gärtnerns ist auch das Urban Gardening: Besonders in Städten werden Gemeinschaftsgärten immer beliebter. Einer davon ist der Mintzgarten am Wiener Nordbahnhofgelände: Ein schmaler Grünstreifen neben der Volksschule

ALTERNATIVEN ZUM GELD. Eine wachsende Zahl an Initiativen und Projekten beschäftigt sich mit alternativen Konsumlösungen wie bargeldlosem Zahlungsverkehr. Die Schweizer WIR-Bank hat als weltweit einzige Bank eine Parallelwährung zum Schweizer Franken, den WIR, eingeführt: „Der WIR (CHW) ist eine Komplementärwährung zum Schweizer Franken und trägt keine Zinsen, um dessen Umlauf zu beschleunigen“, erklärt Peter Bellakovics von der WIR-Bank. „Das System erlaubt es den teilnehmenden KMUs (kleine und mittlere Unternehmen), einander bei Geschäften zu berücksichtigen und damit zusätzlichen Umsatz – sowohl in WIR als auch in Schweizer Franken – zu erzielen.“ Der Deutsche Konstantin Kirsch wiederum erfand die „Minutos“: Beim Beobachten seiner Bienen kam dem Imker die Idee der Zeitgutscheine. „Bienen verhandeln mit den Blüten nicht über die Menge des gesammelten Nektars“, meint Kirsch. Beim Minuto geht es um den Austausch von Produkten und Dienstleistungen, 60 Minutos haben den Wert von einer Stunde qualitativer Leistung. Da die qualitative Arbeitsstunde in Deutschland im Durchschnitt 30 Euro kostet, gilt als Umrechnungskurs 60 Minutos sind gleich 30 Euro. Eine Keramikvase kann so zum Beispiel gegen eine Massage getauscht werden. „Durch die Minutos wächst das gegenseitige Vertrauen und das Interesse an den anderen.“ Wer ein Minuto-Netzwerk gründen möchte, findet auf Kirschs Website dazu alle nötigen Informationen. All diese Initiativen haben eines gemeinsam: ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl. Man tauscht nicht nur Produkte oder Dienstleistungen, sondern auch Erfahrungen aus und lernt dabei Gleichgesinnte kennen. Man könnte es auch mit den Worten zusammenfassen: Gemeinsam sind wir stark. — Susanne Wolf James Mollison, ein in Kenia geborener Fotograf, reiste vier Jahre lang um die Welt und porträtierte Kinderzimmer und ihre jungen Bewohner. Das Ergebnis präsentiert er in dem einzigartigen Buch „Where Children Sleep“, das ein Publikum im Alter von 9 bis 13 Jahren ansprechen will. Mollison möchte mit den Bildern sowie den Geschichten der Kinder und ihrer Umgebung dazu anregen, sich mit der Lebenswelt anderer auseinanderzusetzen. Where Children Sleep, Thames & Hudson, 120 Seiten

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Sri Lanka

E I N LE BE N AM M E E R. Ingwer, der für SONNENTOR verarbeitet wird, gedeiht in nachhaltigen Betrieben auf Sri Lanka. Die Insel im Indischen Ozean ist aber vor allem aus exotischen Bildern bekannt, die Sehnsüchte wecken. Die Wirklichkeit bleibt darauf oft verborgen. Wie die Realität sri-lankischer Pfahlfischer, die im industriell ausgebeuteten Meer kaum noch Beute finden. Jeder von ihnen hat einen Stammsitz, fest im Meeresboden verankert, der sich seit Generationen in Familienbesitz befindet. Das Geld zahlender Touristen, die das Bild mit nach Hause nehmen möchten, ist mittlerweile oft ein nötiges Zubrot. Ob sie mit dem Meer verwurzelt bleiben und ihr Essen auch künftig noch selbst fischen können, wird die Zeit zeigen.

Foto: Niko Guido

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FREUDE 05 U R S P R U N G SZ E U G N I S

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FREUDE 05 L AU F R IC H TU NG

Lehr meister Der erste Bioniker war Leonardo da Vinci, der bereits im 15. Jahrhundert die Natur als Lehrmeister betrachtete. Er studierte den FlĂźgelschlag der VĂśgel und wollte damit auch den Menschen zum Fliegen bringen. 24


WER HÄTTE ES GEWUSST?

BI ON I K BE GEGN ET U NS OFT I M ALLTAG , N U R IST U NS DAS ME I ST GAR N IC HT BEW USST

Für den Klettverschluss stand eine Pflanze Pate. Natürlich ist hier – nomen est omen – von der Klette die Rede. Und eine Blume inspirierte zur Entwicklung eines ersten Salzstreuer-Modells, das 1920 zum Patent angemeldet wurde. Vorbild war die Mohnkapsel, deren Samen – wie im Streuer das Salz – durch kleine Öffnungen auf den fruchtbaren Boden rieseln. Sogar Tiere inspirieren Bioniker. Anfang der 1990er Jahre wurde eine Folie entwickelt, die nach dem Prinzip der Haihaut funktioniert. Damit bestückte Testflugzeuge haben einen geringeren Treibstoffverbrauch.

Gastautor Werner Nachtigall – Pionier auf dem Gebiet der Bionik – meint: „Wir können die Natur zwar nicht kopieren, aber wir sollten jedenfalls versuchen, so gut wie möglich von ihr zu lernen.“ UNSER HOCHTECHNISIERTES ZEITALTER entfernt uns immer mehr von der Natur – und viele von uns vermissen es gar nicht, das Natürliche. Ein halber Liter Milch kommt ja billig aus dem Supermarkt. Wollten wir auf „natürliche Weise“ an einen halben Liter Milch kommen, müssten wir erst einmal Bäume gerodet, Weiden angelegt und Rinder gezüchtet haben. „Zurück zur Natur“? Bloß das nicht. Jedenfalls nicht so. Und trotzdem hört man ihn immer wieder, diesen schönen Satz von Rousseau. Nur weiß niemand so recht, wie das gehen soll. Die Entwicklung des Menschen in ihrer zivilisatorisch-technologischen Ausprägung ist erkennbar linear, schreitet vom Einfachen zu immer Komplizierterem fort und ähnelt damit in gewisser Weise der biologischen Evolution. Ein Zurück gibt es nicht. Eher ein „Vorwärts zur Natur“. Das ist wünsch- und machbar. Wie ist das gemeint?

Illustration: Emiliano Ponzi

DIE NATUR SCHEUT SICH NICHT vor ungeheurer Komplexität. Man überlege nur einmal, wie sich ein Säuger entwickelt, von der befruchteten Eizelle bis zur Geburt. Das sind höchst komplizierte, ineinander verschlungene Prozesse, gegen die unsere gesamte, derzeit moderne Technologie geradezu verblasst. Die Natur zeigt aber, „dass es geht“. Und wenn die These von der zunehmenden Komplexität in der technologisch-zivilisatorischen Entwicklung der Menschheit stimmt, schimmert da eine gigantische Herausforderung am Horizont: komplexe Systeme zu beherrschen, wie sie in der Natur zumeist gegeben sind, und zwar so störungsarm und im Idealfall störungsfrei, wie die Natur das kann. GIBT ES GRUNDPARAMETER, welche die Arbeit der Natur ganz allgemein beschreiben? Bei genauerem Hinsehen schälen sich manche heraus, ob man nun den Aufbau und den Erhalt eines Körpers betrachtet, die verkoppelten Prozesse der Photosynthese, ein „im Gleichgewicht“ befindliches ökologisches System wie einen Waldrand oder gleich die gesamte belebte Erde. So kann man etwa sagen, greifen wir nur diesen Gesichtspunkt heraus, dass natürliche Systeme selbst erhaltend sind. Nehmen Sie eine Fliege. Alle in ihr ablaufenden Elementarprozesse sind vielfältiger, als es alle Volkswirtschaften zusammengenommen sind. Ihr reibungsloses Zusammenspiel sorgt dafür, dass die Fliege über eine bestimmte Lebenszeit störungsfrei funktioniert, so lange jedenfalls, bis sie sich fortgepflanzt hat. Ich will mit diesem Beispiel nur verdeutlichen, dass es außerordentlich erfolgversprechend ist, komplexe Systeme näher unter die Lupe zu nehmen. Die Fliege ist ein solches und sie hat den Vorteil, „zugänglich“ zu sein. Aber es gibt tausend andere „sich selbst erhaltende“ Vorbilder. Ganz anders als diese arbeiten unsere jetzigen Technologien und Volkswirtschaften. Ihre Einzelparameter sind nicht störungsfrei aufeinander bezogen, und so kommt es zu Blo-

ckaden, bis hin zu Katastrophen und Kriegen. Könnten wir die vermeiden, wenn wir die Natur als Vorbild nehmen? Sicher nicht sofort und nicht vollständig, aber der Weg für stimmigere Technologien der Zukunft wäre vorgegeben. Ich drücke das immer etwa wie folgt aus: MAN MUSS DIE NATUR nicht vergleichen, wenn man technologische Weiterentwicklung anpeilt. Es ist aber außerordentlich unweise, dies nicht zu tun. Die natürliche Evolution hat einen geradezu ungeheuren Erfahrungsschatz an Strukturen, Verfahrensweisen und Entwicklungsprinzipien angehäuft, aus dem man sich bedienen kann. Nicht in Form des sklavischen Kopierens, das wäre unsinnig und würde zu nichts führen. Die Natur gilt es erst einmal ganz allgemein zu erforschen und zu beschreiben, dann kann man die Erkenntnisse in die Technik umsetzen. Das betreibt, neben der Technischen Biologie, die Arbeitsrichtung der „Bionik“. Das kostet freilich Zeit und Geld. Als der Bonner Botaniker Wilhelm Barthlott entdeckt hatte, dass von den Blättern gewisser Pflanzen Tautropfen abrollen und dabei Staubteilchen mitnehmen, war das die Geburtsstunde des berühmten Lotus-Effekts. Es hat aber an die 20 Jahre intensiver Forschung bedurft, diesen Effekt technologisch umzusetzen, etwa in eine nicht verschmutzende Fassadenfarbe. Heute sind Hunderttausende Gebäude in aller Welt mit „Lotusan®“ beschichtet und müssen nicht mehr alle paar Jahre unter Einsatz von chemischen Mitteln gereinigt werden. Es gibt mehrere Tausend derzeit bearbeitete BionikThemen, die nicht so bekannt sind wie der Lotus-Effekt. Sie reichen von Material- und Verfahrenstechniken über Fragen eines optimalen Managements bis hin zur Nachahmung der biologischen Evolution nach Art der Evolutionsstrategie. Schussunempfindliche, leichte Panzerwesten aus künstlicher Spinnenseide sind eines dieser weniger bekannten Beispiele, künstliche Pflanzenhalme auf der Basis resingetränkten Gewebes ein anderes. LETZTERE KÖNNTEN STÜTZSYSTEME aus Metall ersetzen, die zur Herstellung viel Energie verbrauchen. Die allmählich erfolgreichen Versuche einer künstlichen Photosynthese nach Art eines grünen Blatts sind ein drittes BionikBeispiel, eines, das in gar nicht mehr so ferner Zukunft den gesteigerten Energiehunger der Menschheit auf unproblematische Weise decken könnte. Bei all diesen bionischen Untersuchungen gilt es jedenfalls, Prinzipien zu abstrahieren und auf ihre technologische Übertragbarkeit hin abzuklopfen. Direkte Naturkopie ist Unsinn, die Natur lässt sich nicht kopieren, aber die Prinzipien ihrer Vorgehensweisen, sind sie denn erst einmal aufgedeckt, können ganz wesentliche Anregungen geben für eine bessere technologische Gestaltung unserer Zukunft. — Werner Nachtigall 25


Foto: Gerhard Wasserbauer

„Aus der Wurzel kommt die Kraft – in der Landwirtschaft genauso wie im persönlichen Bereich“, sagt Herbert Hansi. Seine Wurzeln hat er im nördlichen Marchfeld, wo er auf 40 Hektar Pfefferminze, Schokominze, Krauseminze und Zitronenmelisse, aber auch Flohsamen, Senf und Linsen anbaut. Vor 25 Jahren hat Bauer Hansi den 26

elterlichen Hof übernommen und 2003 auf „Bio“ umgestellt. Kraft gibt dem engagierten Landwirt vor allem die Familie, seine Frau Renate und die fünfjährige Nicole. „Für unsere Tochter wünsche ich mir, dass unsere Bemühungen nicht umsonst waren.“ Und für sich selbst? „Gesundheit!“


FREUDE 05 AUG E N BLIC K

H E RB E R T HANSI

BIOBAUER IN WEIDEN A. D. MARCH, NIEDERÖSTERREICH

Seit 2005 Mitglied der Sonnentor Familie.

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Die Teepflücker von Dongzhai Auf der Dongzhai-Farm im südchinesischen Yunnan wächst die Teepflanze Camellia sinensis – Ursprung einiger der hochwertigsten Grün- und Weißtees von SONNENTOR. Das 166 Hektar große Fleckchen Erde ist aber noch viel mehr. Hier, im Land der Mitte, wo Arbeitnehmerrechte noch kaum existieren, ist es gelungen, eine Landwirtschaft mit Vorbildfunktion aufzubauen. LANGSAM ROLLT DER GELÄNDEWAGEN über die unbefestigte Schotterstraße, gesäumt von dichtem Regenwald. Er nimmt den Weg den Berg hinauf. Serpentine für Serpentine nähert er sich seinem Ziel, der Dongzhai-Farm. Der Bioteegarten liegt in der südchinesischen Provinz Yunnan auf etwa 1.500 Metern, irgendwo im Nirgendwo. Die nächstgelegene Stadt, Pu’er, ist bekannt für den Anbau des kostbaren Pu’ErhTees und liegt zwei Autostunden entfernt. Hier, auf den Höhen der Wuliang-Berge, erinnert nichts an das bunte Treiben in der chinesischen Millionenstadt. DIE WUNDERBARE VIELFALT IM TEEGARTEN Der 166 Hektar große Teegarten der Dongzhai-Farm ist in Terrassen angelegt. Auf den unzähligen ebenen Flächen gedeiht Camellia sinensis, eine Pflanze, deren Blätter nach geschickter, manueller Verarbeitung in den Variationen Schwarz, Grünoder Weiß die Gaumen von Teeliebhabern vor Ort und in weit entfernten Ländern entzückt. Zwischen den Teesträuchern Donghzais lässt sich aber noch viel mehr entdecken – ein Mikrokosmos der ganz besonderen Art. Da wächst etwa eine Vielfalt an Beikräutern, die nicht überall so gern gesehen und geduldet wird wie hier. Laubbäume überragen hie und da alles Übrige und dienen den empfindlichen Teepflanzen als Schutz vor zu intensiver Sonneneinstrahlung. „Schattenbäume“ werden sie von den fachkundigen Hütern der Gärten vor Ort genannt. Blaue und gelbe Tafeln, eine wirksame Insekten-Abwehr, blitzen aus dem vielen Grün empor. Und inmitten all dieser Diversität taucht immer wieder auch ein Strohhut mit breiter Krempe zwischen den Teepflanzen auf. Er gehört zu einem jener Menschen, die hier auf der Farm leben und arbeiten. DAS LEBEN AUF DER FARM Auf dem Gebiet der Dongzhai-Farm wohnen rund 50 Familien in kleinen, einfach gebauten Häusern. So auch Lou Xin Ying. Vor zehn Jahren ist sie mit ihrer Familie aus dem 320 Kilometer entfernten Nexiang hierhergezogen. Dort war ihr Leben von großer Armut geprägt, es gab weder Strom noch fließendes Wasser. Heute geht es ihr besser. Ihre Kinder besuchen die Schule und werden somit einmal die Möglichkeit haben, 28

selbst zu entscheiden, ob sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten oder eine andere Karriere einschlagen. Auf den hiesigen Teefeldern ist Kinderarbeit verboten. Keine Selbstverständlichkeit in China, wo Familien aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen oft keine andere Wahl haben, als alle Mitglieder – egal wie jung oder alt – in den Produktionsprozess miteinzuspannen. Lou Xing Ying und ihrem Mann aber bleibt ein solches Los erspart. Sie können den Lebensunterhalt für sich und ihre Nachkommen durch die Arbeit auf den Teefeldern bestreiten. DIE ARBEITSWELT VON DONGZHAI Die Aufgabe der Pflücker ist es, die jungen Triebe und Blätter per Hand sorgfältig vom Stamm zu lösen. Bezahlt wird dabei nach Menge und Qualität des Pflückguts. Das Haushaltseinkommen der Familien kann außerdem durch zusätzliche Arbeiten wie das Zusammentragen von Biomasse für die Kompostierung oder das Sammeln von Raupen stabilisiert werden. Das birgt die Möglichkeit, etwaige Schwankungen des Ertrages finanziell auszugleichen. Die Wohnhäuser werden den Familien kostenlos zur Verfügung gestellt, lediglich der Strom muss bezahlt werden. Die Arbeiter leben als Selbstversorger. Rund um ihre Häuser bauen sie das an, was sie zum Leben brauchen. Auf Bäumen wachsen Früchte wie Pfirsiche und Mango. Es gibt Gemüsegärten, Schweine und Hühner. Die Menschen hier besitzen, was sie zum Leben benötigen, und das teilen sie gerne. Besucher werden stets freundlich empfangen – selbstverständlich mit einer Tasse Grünem Tee, serviert in einem Glas. Im Mutterland des Teeanbaus haben gläserne Teegefäße eine lange Tradition, denn nur so kann man die „Teeblätter tanzen sehen“, wenn sie mit brühend heißem Wasser übergossen werden. Immer und immer wieder wird die Tasse neu aufgegossen, ohne die Teeblätter auszuwechseln.


FREUDE 05 SON N E N S E I T E N

Mitautorin Theresa Sterkl ( unten rechts im Bild) konnte bei einem Besuch auf der Donghzai-Farm einen Überblick über das Leben und Arbeiten vor Ort gewinnen. Ihre Zeit verbrachte sie mit den Familien und auf den CamelliaSinensis-Feldern.

Fotos: Sonnentor

FAIRBIOTEA: ÖKOLOGISCHE & SOZIALE STANDARDS Die Dongzhai-Farm ist mit dem „Fairbiotea“-Label zertifiziert. Fairbiotea ist eine private Initiative, die den biologischen Teeanbau transparenter und fairer gestalten will. Eine EUBiozertifizierung sowie eine Zertifizierung durch das National Organic Program, NOP, sind Grundvoraussetzungen, um eine Fairbiotea-Zertifizierung zu erhalten. Daneben gilt eine Reihe von Kriterien, die ökologische Aspekte ebenso berücksichtigen wie soziale. So sieht das Zertifizierungsprogramm ein Bonussystem zur Bezahlung der Mitarbeiter ebenso vor wie das Pflanzen von Schattenbäumen zur Bodenverbesserung und zur Eindämmung von Erosion. Auch das Halten und Züchten von Tieren sowie das Sammeln von organischem Material für die direkte Kompostierung auf den Teefarmen gehören zu den Kriterien. VOM FELD IN DIE TASSE Auf der Dongzhai-Farm werden die Kriterien erfüllt; die Triebe und Blätter, die von Hand in die Umhängekörbe der Arbeiter wandern, wachsen nachhaltig. Die kostbare Rohware wird zudem noch vor Ort, also direkt auf dem Gelände der Dongzhai-Farm, weiterverarbeitet. Aus der Urpflanze Camellia sinensis werden hier elf Teesorten produziert. Die Arbeitsschritte sind je nach Sorte unterschiedlich. Die unterschiedli-

chen und komplexen Vorgänge haben aber eines gemeinsam: In jedem Tee steckt viel Handarbeit. Die Blätter des Green Jade Needle erhalten ihre typische nadelartige Form etwa durch regelmäßiges, händisches Pressen in einer beheizten, wokähnlichen Pfanne. Immer wieder wird der Tee abgekühlt und erneut gepresst. Und auch die lockig eingerollten Blätter des Mao Feng entstehen durch eine spezielle, manuelle Bearbeitung. Erst wenn der Tee den hohen Qualitätsansprüchen der Biofarm genügt, tritt er seine Reise nach Europa mit dem Frachtschiff an und landet in der Sonnentor Zentrale in Sprögnitz. Dort wandert er schließlich in die endgültige Verpackung und wartet darauf, sein volles Aroma zu entfalten. Vielleicht sogar in Deiner Tasse. — Stefanie Platzgummer und Theresa Sterkl Wer mehr über Camellia sinensis und ihre besondere Verarbeitung wissen möchte, kann auf Seite 32 nachlesen. Mehr zum Thema finden Sie auch im Folder „Eine Teepflanze, drei Dimensionen.“. Oder unter www.sonnentor.com/teepflanze Weiterführende Infos über Fairbiotea und die Dongzhai-Farm bietet die Website: www.fairbiotea.de

Die Welt der schwarzen, grünen und weißen Sonnentor Tees

Eine

Teepflanze, drei Dimensionen. Camellia sinensis

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FREUDE 05 SON N E N S E I T E N

Bio-Bengelchen Frühlingsfest: Für Augen, Ohren, Mund und neugierige Nasen

SONNENTOR Kräuterfest: Die kraftvolle Vielfalt der Kräuter erleben

Am 3. Mai 2015 ist es wieder so weit: Sonnentor öffnet seine Tore für Klein und Groß und feiert gemeinsam mit den drei Bio-Bengelchen Constanze, Moritz und Leander ein buntes Frühlingsfest. Im neuen Bio-Bengelchen Garten – gleich neben dem Bio-Gasthaus Leibspeis’– sorgen viele lustige Erlebnisstationen für Spiel und Spaß im Kräuterdorf. Inmitten von Spielwiesen, Naschgärten und Erlebnishütten wird der Frühling zum sonnigen Fest für alle Sinne! www.sonnentor.com/frühlingsfest

Einmal im Jahr, wenn die Kräuter ihre volle Kraft entfalten, lädt Sonnentor zum beliebten Kräuterfest in die duftende Welt nach Sprögnitz. Zu Maria Himmelfahrt am 15. August werden traditionell Kräuter geweiht. Es ist ein Tag der Begegnung und ein Tag der Dankbarkeit für die reichen Gaben der Natur. Sonnentor feiert ihn mit einem vielfältigen Programm und öffnet seine Türen für einen Blick hinter die Kulissen. Auf die Besucher wartet ein spannender Tag voller Erlebnisse, Spaß, Kulinarik und Informationen. www.sonnentor.com/kräuterfest

Tee-Zeit Gespräche: Ein wertvoller Austausch!

SONNENTOR News: Hannes und sein Nachwuchs

Sonnentor Gründer Johannes Gutmann lädt bewundernswerte und inspirierende Menschen zu den Tee-Zeit Gesprächen nach Sprögnitz. Werte und Ideen, die unsere Welt schöner und lebenswerter machen können, finden dabei ebenso Platz wie aktuelle Themen. Gespräche mit dem Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl, dem Kabarettisten Roland Düringer und dem Gärtner Karl Ploberger sind im Internet nachzusehen. Im April dürfen wir uns auf eine Tee-Zeit mit Ruediger Dahlke freuen. www.sonnentor.com/teezeitgespräche

Am 5.11.2014 gab es bei Sonnentor Anlass zur doppelten Freude. An diesem Tag haben Severin und Valentin das Licht der Welt erblickt. Der Nachwuchs der überglücklichen Eltern Edith und Johannes Gutmann und der großen Schwester Lea wurde sehnlich erwartet. Die Eltern wünschen sich, Vorbilder zu sein, und möchten für gute Familienstimmung sorgen: „Eltern geben Kindern Halt und Orientierung, wir legen die Wurzeln für eine gute Zukunft in Vertrauen und Liebe für Umwelt und Mensch.“ Wir wünschen auf diesem Wege Gesundheit und viele sonnige Momente.

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Auf den Sonnenseiten ...

FREUDE 05 SON N E N S E I T E N

Entdecken Sie Neues und Wissenswertes aus der SONNENTOR Schatzkiste. Genussvolle Produkte, nachhaltige Gedanken und aussichtsreiche Termine. REZEPT:

Klare Gemüsesuppe —— FÜR 2 PORTIONEN: 1 Sonnentor Gewürzpyramide für Suppen und Saucen ½ Petersilwurzel 1 Karotte ₁⁄₈ Sellerie 1 kl. Zwiebel etw. Lauch 2 mittelgroße Kartoffeln etw. Öl zum Anschwitzen ein Schuss Weißwein 1½ TL Salz ¾ l Wasser 1 Apfel und Birne

N E U I M G EWÜR ZR EGAL

Handliche Gewürzideen ——

Einige Gewürze verursachen eine wahre Geschmacksexplosion im Mund, wenn wir direkt auf sie draufbeißen. Andere werden mitgekocht und anschließend aus den Gerichten entfernt. Doch oft entpuppt sich die Kräuterfischerei als mühevolle Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Für alle, die darauf verzichten können, hat SONNENTOR die richtige Lösung: vier verschiedene Gewürzmischungen im praktischen Pyramidenbeutel: FÜR FISCH UND ASIATISCHE GERICHTE Diese Gewürzpyramide besticht durch ihren fein-zitronigen Charakter aus weißem Pfeffer, Ingwer, Lemongras und Piment. Sie verleiht zum Beispiel einer Fischsuppe das gewisse Etwas und sucht ihresgleichen, wenn es um Fischspezialitäten und Gerichte aus der asiatischen Küche geht.

FÜR FRUCHTIGE KOMPOSITIONEN Die Akzente von Kardamon, Ingwer, Lemongras und Nelken verleihen dieser Gewürzkomposition ihre einzigartige Note. Die süßwürzige Mischung eignet sich hervorragend zum Verfeinern süßer Leckereien wie Zwetschgenröstern, Pfirsichkompott oder Apfelmus. FÜR SCHMOR- UND WILDGERICHTE Wild- und Schmorgerichte kommen durch kräftig-würzige Aromen erst voll zur Geltung. Lorbeer, Knoblauch, Koriander, Piment, Thymian und Wacholder sind wahre Könige der Würzkunst und passen hervorragend zu festtäglichen Wild- und Schmorgerichten. FÜR SUPPEN UND SAUCEN Die Mischung aus Pfeffer, Liebstöckel, Koriander, Lorbeer und Tomaten ist ein pfiffig-würziger Gaumenschmeichler. Die Gewürzpyramide passt hervorragend zu einem wohlig-warmen Süppchen und auch die Sauce zum Sonntags-Knödel wird damit besonders fein.

ZUBEREITUNG: Das Gemüse klein schneiden, in etwas Öl anschwitzen und mit einem Schuss Weißwein ablöschen. Den Weißwein etwas einreduzieren lassen und anschließend mit Wasser aufgießen. Die Sonnentor Gewürzpyramide für Suppen und Saucen etwas andrücken und dazugeben. Salzen und etwa 40 min köcheln lassen. Eventuell kurz vor dem Servieren einen frischen Apfel oder eine Birne hineinreiben. TIPP: Die Suppe kann auch püriert werden. ZUBEREITUNGSZEIT: ca. 1 Stunde

GEWÜRZPYRAMIDENPROBIER MAL! Die vier Geschmacksrichtungen zum Verkosten. 31


Noch mehr FREUDE sowie weiterführende Infos und Links zu den Themen dieser Ausgabe gibt’s unter www.freude.sonnentor.at zu entdecken!

DIE WELT DER SCHWARZEN, GRÜNEN UND WEISSEN TEES

Camellia sinensis – drei exquisite Tees aus einer Pflanze ——

Ein feiner Duft umspielt die Nase. Er erinnert an eine leichte Frühlingsbrise, einen strahlenden Sonnentag im August oder an eine zarte Blumenwiese. Die vielfältigen Nuancen der drei neuen, edlen Premiumtees von SONNENTOR offenbaren Teeliebhabern den Zauber einer guten Tasse Tee. Lass Dich vom Aroma verzaubern!

KO STBAR K E I T AUS N I C A RAG UA

Grüner Kaffee ——

ZUBEREITUNG: 8 gehäufte Teelöffel Mao Feng (8 g) mit 1 Liter 90 °C heißem Wasser übergießen und 3 – 4 Minuten ziehen lassen.

Hergestellt aus ungerösteten Kaffeebohnen, duftet Grüner Kaffee nach Heu und Wiese, schmeckt nach frisch gepflückten Erbsen mit süßlich-erdiger Note und eignet sich besonders für Zeiten, in denen man genussvoll verzichten möchte. Ein wahrer Schatz im SONNENTOR Sortiment!

Green Jade Needle: kräftig, herb, facettenreich

I M P R E SSUM

ZUBEREITUNG: 3 Esslöffel Green Jade Needle (10 g) mit 1 Liter 80 – 90 °C heißem Wasser übergießen und 3 – 4 Minuten ziehen lassen.

FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten.

Mao Feng: lieblich, samtig, fein

Eine elfenbeinfarbene Tasse Mao Feng versprüht ein besonders feines Aroma, das an einen lieblich duftenden Frühlingstag erinnert. Die zarten, weißbehaarten Knospen der Teepflanze und ihre jungen, lockig gedrehten Blatttriebe sind ein besonderes Qualitätsmerkmal und verleihen diesem Tee seine unverwechselbare Note.

Die flach gerollten Blätter dieses besonders facettenreichen Tees ähneln in ihrer Form dunkelgrünen Nadeln. In der Tasse entfalten sie ihr intensives, grasig-frisches Aroma – ideal für Liebhaber kräftiger Grüner Tees. Das helle Goldgelb der Tasse weckt die Erinnerung an einen strahlenden Sonnentag.

Darjeeling: blumig, fruchtig, süß

Nur die zartesten und jüngsten Teeblätter werden zur besten Erntezeit im Frühling händisch gepflückt. Sie verleihen einer Tasse dieses First Flush die Farbe der strahlenden Abendsonne am Horizont. Honigsüß und intensiv blumig duftet der feine Darjeeling und bezaubert durch seinen lieblichen, zart-fruchtigen Geschmack mit fein-herbem Abgang. ZUBEREITUNG: 5 Teelöffel Darjeeling (6 g) mit 1 Liter 100 °C heißem Wasser übergießen und 2 Minuten ziehen lassen. Mehr zum Thema finden Sie im Folder „Eine Teepflanze, drei Dimensionen.“ Gratis zu bestellen auf: www.sonnentor.com/teepflanze 32

Kontakt: Maria Manger Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Chefredaktion: Katja Greco Stellv. Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Konzept, Artdirection & Layout: d.signwerk Kommunikationsagentur, Linz Fotoredaktion: Katja Greco Illustratoren vertreten durch: 2 Agenten, Berlin, und Caroline Seidler, Wien Coversujet: Weinberger/Figarophoto/laif Lektorat: Ewald Schreiber Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


eit Anfang 2015 hat Sonnentor erreicht, was das Ziel jedes Unternehmens sein sollte: Das Unternehmen wirtschaftet klimaneutral. Das heißt, die insgesamt 260 Tonnen CO2, die für das Unternehmen zum Beispiel durch Mobilität und Heizung entstehen werden zur Gänze kompensiert. Damit das funktioniert, unterstützt Sonnentor das Projekt CO2 Bindung durch Humusaufbau in der Ökoregion Kaindorf. Dort werden Bauern gefördert, die es schaffen, die Humusbilanz ihrer Böden zu verbessern und somit nachweislich CO2 zu binden. Sonnentor freut sich, dass durch dieses regionale Projekt in Österreich das komplette CO2Aufkommen kompensiert werden kann und somit der natürliche Kreislauf geschlossen ist. Um den Kreis dann nochmal zu schließen werden auch Sonnentor Bauern dazu animiert ins Humusaufbau Projekt einzusteigen. www.sonnentor.com/erlebnis

Komplett klimaneutral!

Stop Freihandels- und Investitionsabkommen TTIP

—— Das Freihandels- und Investitionsabkommen TTIP, abgeschlossen zwischen der EU und den USA, soll die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Die Liste an Kritikpunkten ist lang, das Abkommen dient vor allem den Interessen international agierender Großkonzerne. 250 Organisationen aus fast allen EU-Mitgliedsstaaten haben eine europaweite Bürgerinitiative ins Leben gerufen, um TTIP ebenso wie das CETA-Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada zu stoppen. www.umweltinstitut.org/stop-ttip

Palmöl ade!

—— Palmöl ist fast überall drinnen: in Aufstrichen und Suppenwürzen, in Keksen und Schokolade, ja sogar in Kosmetika und Waschmitteln. Immer mehr Ölpalmen werden gepflanzt. Das Problem dabei: Wo zuvor tropischer Regenwald wuchs, entstehen riesige Monokulturen. Deshalb verzichtet Sonnentor komplett auf Palmöl. Zum Beispiel werden unsere Kekse nun palmölfrei produziert und auch unsere Suppen enthalten PALMÖL Sonnenblumenöl statt Palmfett. Diese sind auch frei von Hefeextrakt. www.sonnentor.com/palmölfrei

FREI

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MUST- HAVES DE R SAISON

OSTERN

F R ÜH L I N GS P UT Z

VAT E RTAG

DRAUSSE N E SSE N

M UT T E RTAG

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Frühlingskuss Kräutertee 80 g: 3,99 Euro

Basen Ausgleich-Tee Doppelkammer beutel: 3,29 Euro

Für Für verliebte entschleuNesterlnigte sucher Aufräumer

Für alle ganz starken Papas

Für genussvolle Picknicker

Für liebe Muttis und Bücher würmer

Wiener Verführung Espresso gemahlen 500 g: 9,89 Euro

Gewürz BlütenProbier mal! 10 Beutel: 4,99 Euro

Buch – Auf der Sonnenseite 24,90 Euro

L ADE N T I P P :

Die ganze Welt von S onnentor findest Du in unseren Geschäften und im gut sortierten Bio-Fachhandel ADRESSE N, ÖFFN U NGSZE ITE N U N D WE ITE RE I N F O S F I N D E ST D U A U F

www.sonnentor.com/geschaefte

sucht nach dem Stein der Weisen. Nachlesen und weiterdenken ab August 2015. N U R KE I N E N U M M E R VE RPASSE N! GLE IC H GRATIS ABON N I E RE N: WWW.FRE U DE.SON N E NTOR.COM 34


Still Deinen Wissensdurst: DAS SONNENTOR SEMINAR ANGEB OT Welch enorme Kraft doch hinter der menschlichen Neugierde steckt: Fantasie, Wissensdurst und Entdeckergeist – all das treibt uns an, macht Spaß und führt ganz nebenbei zu neuen Erkenntnissen. SONNENTOR war schon immer ein Ort für gute Ideen. Jetzt gibt es dazu auch einen wunderbaren Raum und regelmäßige Angebote, sein eigenes Ich weiterzuentwickeln, Neues kennenzulernen und seine Erfahrungen im Austausch mit anderen zu teilen. www.sonnentor.com/erlebnis

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Wer um die Wurzeln seines Lebens weiß, kann seinen Gedanken, Worten und Werken Flügel verleihen. Ernst Ferstl ( *1955 ) , österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker

KOPFARBEIT: Wurzeln stecken nicht nur in der Erde, sondern auch in unseren Köpfen. Aus jeder von ihnen sprießen ein, mitunter auch mehrere Haare. Jede Haarwurzel lebt etwa 6 bis 8 Jahre. Insgesamt enthält eine Haarpracht bis zu 150.000 einzelne Haare. Daraus schließen Fachkundige eine Dichte von ca. 200 Haaren pro Quadratzentimeter. Jeder einzelne „Keratinstengel“ wächst pro Tag etwa 0,33 Millimeter, also rund einen Zentimeter pro Monat. SAG’S DURCH DIE WURZEL: Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens. Federico Fellini, italienischer Filmemacher und Regisseur Zwei Dinge sollen Kinder von Ihren Eltern bekommen: Wurzel und Flügel. J. W. von Goethe

Wurzel werk

GRUNDLAGENFORSCHUNG: In Klagenfurt/Österreich gibt es ein privates Institut, das sich mit dem Sozialleben der Pflanzen und somit auch mit dem Thema Wurzelökologie beschäftigt. Faszinierend: http://wurzelforschung.at

AUSGEGRABE N:

Auch das kleinste Ding hat seine Wurzel in der Unendlichkeit, ist also nicht völlig zu ergründen. Wilhelm Busch, deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller Geistesfrieden hat seine Wurzeln in der Zuneigung und im Mitgefühl. Das verlangt ein sehr hohes Maß an Empfindsamkeit und Gefühl. Dalai Lama Das Holz des Stammes ist nicht besser als das der Wurzel. Japanisches Sprichwort

IN VOLLER LÄNGE: Eine einzige Roggenpflanze besitzt 13 Millionen Wurzelfasern mit einer Gesamtlänge von 600 Kilometern. An jeder Wurzelfaser wachsen etwa 14 Milliarden Wurzelhärchen. Diese Härchen hätten aneinandergereiht eine Länge von 10.600 Kilometer, was der Entfernung zwischen Nord- und Südpol entspricht!

EINE WURZEL KOMMT SELTEN ALLEIN: Forscher haben festgestellt, dass Pflanzen dank ihrer unterirdischen Begleiter kommunizieren und zu Erstaunlichem fähig sind. So können Wurzeln zum Beispiel zwischen ihrer eigenen Art und Fremden unterscheiden. Wachsen zum Beispiel Artgenossen und Verwandte in der Nähe, bilden Pflanzen ihre Wurzeln weniger stark aus, um sich gegenseitig nicht zu schwächen.

R U N DUM

GESU N D

TIEFBAU: Gerade Pflanzen, die extremer Dürre ausgesetzt sind, wachsen in die Tiefe, um dort an Wasser zu kommen. Im Jahr 1960 fanden Bergleute in Arizona/USA Mesquitebäume, deren Wurzeln 52 Meter unter die Erdoberfläche reichten. In Südafrika soll es gar einen Feigenbaum gegeben haben, der 120 Meter tief wurzelte.

An der William Paterson University in New Jersey/ USA wurde der Nährstoffgehalt von 47 Gemüse- und Obstsorten genau untersucht. Folgende Wurzeln überzeugten im Ranking besonders:

1: KOH LRAB I 2: KAROTTE 3: RADI ESCH E N 4: STECKR Ü B E Print

kompensiert Id-Nr. 1440712 www.druckmedien.at


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