DAS M AGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON SO N N E NTO R Nummer 16 // Oktober 2020
Weg:
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Hauptsache: Wie bleiben wir mobil? Kostprobe: Einpacken und auf Achse genießen Laufrichtung: Auf dem Weg der Wege unterwegs
INHALT
FREUDE 16 SON N E N G R U SS
04 HAU P TSAC H E
Der Weg ist nicht das Ziel Überall dort, wo die Wege ausgetreten sind, weil schon Abertausende vor uns entlanggelaufen sind, können wir keine eigenen Spuren mehr ziehen. Alles ist abgegrast, kahl, wenn nicht sogar asphaltiert. Das ist wie beim Schwammerlsuchen. Wer die bekannten Strecken geht, wird seinen Korb nur schwer füllen, weil schon alles eingesammelt ist. Um Neues zu entdecken, muss man nicht nur die Augen öffnen, sondern seinen eigenen Pfad freimachen, um ihn dann auch tatsächlich zu gehen. Das ist nicht leicht – ganz im Gegenteil, es verlangt viel Mut und Selbstvertrauen. Jede Abzweigung ist eine Entscheidung und man weiß nie, was als Nächstes kommt. Der Weg ist meiner Meinung nach nicht das Ziel – er ist die Möglichkeit. Wir alle haben die Chance, unsere eigenen Spuren zu hinterlassen und so unserem Leben einen Sinn zu geben. Wer das wagt, hat nicht nur ein gutes, sondern ein freudvolles Leben. Damit wir dieses Glück erreichen, müssen wir auch unserem Bauchgefühl vertrauen und dürfen uns nicht ständig von jenen, die in erster Linie wissen, wie es nicht geht, verunsichern lassen. Schluss mit Geboten und Verboten – es gilt, die eigene Balance zu finden. Auch das Tempo, in dem wir unseren Weg gehen, muss passen. Wir können uns schließlich nicht selbst überholen. Stattdessen sollten wir auch mal bewusst entschleunigen. In Sprögnitz werden wir oft ausgelacht, weil wir keinen guten Handyempfang haben. Nach einer halben Stunde fangen die Gäste an, es zu genießen. Als ich klein war, gab es zu Beginn noch gar kein Telefon. Das ist in der heute so stressigen Zeit kaum noch vorstellbar. Ich trage auch bis heute keine Uhr. So behalte ich mir mein natürliches Zeitgefühl. Wir dürfen durch all die technischen Hilfsmittel nicht verlernen, uns selbst zu spüren. Wenn wir uns diese Gabe behalten, schärft sich unser Blick immer wieder aufs Neue und die nächste Abzweigung tut sich von ganz alleine vor uns auf. Dann müssen wir nur noch den nächsten Schritt wagen. JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer
Bitte umsteigen: Wer auf Sharingmodelle, Radfahren und Öffis setzt, kann entschleunigt der Zukunft entgegengehen.
10 KO S T P R O B E Als Wegzehrung ist die Jause geradezu prädestiniert dazu, unterwegs verzehrt zu werden.
24 L AU F R I C HTU NG Wer den Jakobsweg geht, kann von einer besonderen Reise erzählen. Meist ist es die zu sich selbst.
27 SONNENSEITEN Aus dem Teekästchen geplaudert, aussichtsreiche Termine, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.
34 I M P R E S S U M Becky Bolton und Louise Chappell aka „Good Wives and Warriors“ arbeiten seit ihrem Abschluss an der Glasgow School of Art an diversen Kunstprojekten weltweit. Ihre riesigen Wandbilder sind jeden Blick wert. Für FREUDE illustrieren sie ein Kleinod.
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FREUDE 16 HAU P TSAC H E
Machen wir uns auf den
Weg
Aber wie und womit? Es ist eine der größten Fragen unserer Zeit, wie wir Mobilität gestalten. Wir sind so beweglich wie nie zuvor, können in den Urlaub fliegen und sind mit Freunden am anderen Ende der Weltkugel übers Datennetz verbunden. Das bringt große Chancen, aber auch enorme Verantwortung mit sich. Denn egal ob auf dem Land oder mitten in der Stadt, „Mobilität nach menschlicherem Maßstab“ ist ein zentraler Hebel, um eine nachhaltige, klimafreundlichere Zukunft einzuleiten. Illustration: Cecilie and Gilles
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Text: Helmut Wolf
Ja, wir san mitm Radl da! Wer bewusst umweltfreundlich unterwegs ist, wird viel Freude dabei haben.
Driving home for working? Wer die Mรถglichkeit hat, kann im Homeoffice klimaneutral den Arbeitsweg beschreiten.
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TEMPO 20 IN DER INNENSTADT? FUSSGÄNGER UND auf eine ,aktive Mobilität‘, die die Gesunderhaltung fördert und RADFAHRER HABEN VORRANG VOR ANDEREN einen nachhaltigen gesellschaftlichen Nutzen stiftet“, sagt Carsten. „Wir brauchen die große Transformation von VERKEHRSTEILNEHMERN? Was sich nach Stadt, Raum und Mobilität, das hat uns die Zukunftsvision anhört, ist bereits heute UMSTEIGEN Coronakrise klar gemacht“, so Carsten: Realität. In Brüssel wurden im Mai „Weg von einer fossilen Mobilität, die auf 2020 in mehreren Stadtbezirken EIN CARSHARING-AUTO Technik fokussiert ist, hin zu einer Begegnungszonen eingerichtet. ERSETZ T J E NACH Mobilität der Menschen und Bewegung.“ Dem Kfz-Fahrspuren sind in Radwege Auto werde künftig – glaubt der Trendexperte – umgewandelt worden. Ab 2021 soll das SYSTEM BIS immer mehr Straßenraum weggenommen gesamte Brüsseler Stadtgebiet, auch Z U 16 PRIVATE PK WS! werden, zugunsten von Radfahrern, Fußgängeraußerhalb der Ringstraße, zur Tempoww w.vcoe.at Innen und öffentlichem Verkehr. Der 30-Zone werden – mit Ausnahme der großen Verkehrsachsen. Zu-Fußöffentliche Raum werde viele seiner Gehenden und Radfahrenden soll ursprünglichen (urbanen) Funktionen damit „mehr Raum“ gegeben werden. Auch andere Städte wie zurückerhalten – und zum „Ort Sidney, Oslo oder Barcelona setzen auf „mobile Entschleunispontaner Begegnungen und des EINSTEIGEN gung“. In London entsteht derzeit die größte autofreie Zone in Austausches werden“, ist sich einer Hauptstadt. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, Carsten sicher. WIENER ÖFFI- FAHRER forciert gar die Einführung eines Radweges „in jeder Straße“: SPAREN PRO KOPF UND 650 km Post-Lockdown-Radfahrwege. Rund 60.000 – von heute Um die erwünschte VerkehrsJAHR RUND wende auch zu finanzieren, 133.000 – Parkplätzen sollen zugunsten von Radwegen umge1,5 TONNEN CO2 . staltet werden. Maßnahmen, die auch gesundheitspolitisch und schlägt der Verkehrsclub wirtschaftlich sinnvoll sind: Medizinische Studien weisen bis Deutschland (VCD) beispielsweiw ww.blog. zu 25 % weniger Krankheitstage für jene Menschen aus, die se ein „Startgeld grüne Mobilität“ wienerlinien.at mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln. „Städte, deren Mobilität vor: Diese „Grüne Prämie“ könnte auf aktivem Verhalten beruhen, sind gesamtgesellschaftlich für sämtliche Formen umweltschonender Mobilität verwendet werden – erfolgreicher und wohlhabender – und die Bewohner gesünder und zufriedener“, sagt Zukunftsforscher und Stadtgeograf vom Kauf einer BahnCard, eines Abos Stefan Carsten. für öffentliche Nahverkehrsmittel oder eines (E-)Fahrrads oder Lastenrads ebenso wie zur Finanzierung von Car- und BikeNACHHALTIG UMGEDACHT? sharing-Leistungen oder für einen Zuschuss zur Anschaffung Kündigt sich hier bereits die viel zitierte „Mobilitätswende“ an? eines E-Autos. Davon würden Menschen aus allen sozialen Oder zeigt sich hier nur ein temporärer „Post-Corona-Effekt“, Schichten und Altersgruppen profitieren, besonders jene mit der rasch wieder verpuffen wird? geringerem Einkommen. Hier kommt auch die „inklusive Fakt ist: Weltweit entstehen immer mehr alternative MobilitätsMobilität“ ins Spiel. Zukunftsforscher Stefan Carsten sieht in und Verkehrskonzepte. Vor der Pandemie waren es in erster „inklusiven Mobilitätsstrategien“ enormes Potenzial: „Die Linie ökologische und klimaschonende Aspekte, die Verkehrs-, Pandemie hat uns verstehen lassen, dass es Mobilität für alle Wohnbau- und Städteplaner zu mehr NachhaltigkeitsmaßMenschen braucht“, so Carsten. Inklusion bedeutet gleiches nahmen bewogen haben. Nunmehr beschleunigen GesundheitsRecht und gleiche Mobilität für alle: Von der Alleinerzieherin regeln sowie „Social Distancing“-Maßnahmen vermehrt über sozial schwache Gesellschaftsgruppen bis hin zur verkehrs„bewegungsaktive Mobilitätskonzepte“. Das Motto von Londons sicheren Mobilität für Senioren. Dafür brauche es Unterstützung, um die Modelle des Zusammenlebens und der sozialen Bürgermeister Sadiq Khans „Active Travel“-Konzept lautet Praktiken anzuwenden und diese auszuweiten. entsprechend: „Fortbewegung unter körperlicher Betätigung.“ Auch wenn das Auto – besonders im ländlichen Bereich und am JETZT UMDENKEN! Stadtrand – (noch) das meistgenutzte Verkehrsmittel bleibt, so holen Zu-Fuß-Gehen und Fahrradfahren immer mehr auf. „Sollen die Klimaziele erreicht werden, müssten die Investitionen Fast jeder dritte Weg wurde nach dem Lockdown in Deutschland der Politik in Autobahnen und motorisierten Individualverkehr zu Fuß zurückgelegt, hat eine repräsentative Umfrage des sofort eingestellt werden“, spricht sich Harald Frey, Verkehrs„Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung“ (WZB) im experte an der Technischen Universität Wien (TU), klar für Juni 2020 ergeben. Auch das (E-)Fahrrad bewegt sich seit mehr grüne Mobilität aus. Mehr als ein Viertel des Energieverbrauches und aller CO2-Emissionen in Europa werden durch Corona mit neuem Schwung durch alle Gesellschaftsschichten. den Verkehrssektor verursacht. In Wien entfällt alleine ein Nicht ohne Grund: Das Fahrrad gilt als krisenresistentes, klimafreundliches und leistbares Fortbewegungsmittel. Drittel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen nur auf die Parkplatzsuche. Jeder Euro für fossile Verkehrsprojekte müsse WAS IST DAS „NEUE NORMAL“? deshalb mit strengen Auflagen – hinsichtlich Einsparung von CO2-Potenzialen – versehen Nach Meinung führender Experten könnte die viel werden, sagt Frey. Längerfristig zitierte „Verkehrswende“ tatsächlich gelingen: „Wenn wir aus den Erfahrungen lernen und klug brauche es „eine gezielte VerkehrsGELD SPAREN wende“ – und den Ausbau öffentligenug handeln, dann wird dies weitreichende, cher Verkehrsmittel. Millionenpositive Auswirkungen auf die Entwicklung der MIT E- BIKE UND schwere Rettungspakete, wie Arbeitswelt und nachhaltigen Mobilität von morgen CARGO- E- BIKE IST MAN jene für die Fluglinie AUA, seien haben“, sagt Anamaria Cristescu, wissenschaftliche KONKURRENZ LOS ein eindeutig falsches Signal. Mitarbeiterin im Bereich Elektromobilität GÜNSTIG UNTERWEGS! „Diese Gelder fehlen und nachhaltige Mobilität am deutschen w ww.e-bikeinfo.de und schwächen klimafreundliche Fraunhofer IAO/KEIM Anwendungszentrum. Mobilitätsforscher Stefan Carsten sieht bereits viele Städte und Regionen aufgrund des Coronavirus mit einer Neubewertung der Verkehrsstrategie konfrontiert: „Das Auto steht zwar als ‚individueller Schutzraum‘ im Zeichen der Krise höher im Kurs, doch Städte und Regionen setzen immer stärker
Investitionen, wie den Ausbau der Schiene und weiterer Fahrrad- und Öffi-Netze. Umstrittene Projekte, wie die geplante Trassenführung der Linzer Ostumfahrung oder der WaldviertelAutobahn (siehe Info-Box), „sind nicht nur ein ökologisches 7
NUTZEN
Mobilität ohne Autobesitz? Das Konzept „Mobility as a Service“ (MaaS) wird in Skandinavien bereits erfolgreich umgesetzt. Es geht nicht ums Transportmittel, sondern um die „Dienstleistung Mobilität“. Mobility as a Service bezeichnet eine digitale Plattform (App), die dem Nutzer Zugang zu vorhandenen Mobilitätsangeboten wie etwa Sharing-Services gibt. Zusätzliche Funktionen umfassen Echtzeit-Verkehrsinformationen, OnlineTicketing oder Reiseplanung. MaaS-Services in Ö, D und CH unter wegfinder, AnachB, Jelbi, sw-augsburg, yumuv etc.
Desaster, sondern auch ein ökonomisches“, sagt der Experte für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik. Frey: „Es ist noch nie gelungen, Transitachsen durch intakte Naturlandschaft zu legen und damit die regionale Wirtschaft zu stimulieren. Die negativen Belastungen durch Autobahnachsen, wie beispielsweise die Tiroler Brenner-Autobahn, zeigen die negativen Auswirkungen seit Jahren auf.“ Weitertun wie bisher, mit alten Instrumenten, werde in Zukunft nicht mehr funktionieren, ist Frey überzeugt. Notwendig sei vielmehr „ein Umlenken der Investitionen in den Umweltverbund – also in den Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr.“ Und: Es brauche ein Ende der Stellplatzverpflichtung (Parkraum für KFZ) in den Bauordnungen sowie die Einführung von Stellplatzgebühren und Versiegelungsabgaben. Auch der Abbau von Subventionen, wie die Pendlerpauschale, die das Hinausziehen in die Peripherie fördern, sollte Teil der Mobilitätswende sein, sagt Astrid Gühnemann vom Institut für Verkehrswesen an der Boku Wien. Parallel dazu brauche es eine Verdichtung leistbarer Wohnräume in Städten und Ortschaften, mitsamt Schaffung familienfreundlicher Grünflächen. Im Fokus sollte die „Nahmobilität“ stehen. Wenn Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Schulen, Ärzte und Arbeitsstelle mit Öffis, Fahrrad oder zu Fuß erreichbar wären, würde die Autoabhängigkeit und damit die „Zwangsmobilität“ (Frey) wegfallen. Forderungen, die wir jedenfalls diskutieren sollten, denn eines scheint sicher: Auch das eigene (Mobilitäts-)Leben wird sich verändern. Daher brauchen wir neue Wege in Form von ökologisch und sozialverträglichen Verkehrskonzepten für Stadt und Land.
Zum Autor: Helmut Wolf ist Journalist, Autor und Netzwerker im Bereich nachhaltiger Lebenskultur. Seit 2013 leitet er als Chefredakteur das Web-Magazin LebensKonzepte.org – die Plattform für Nachhaltigkeit, Umdenken, Kraft und neue Ideen im Bereich Umwelt und Leben.
STAT T BE SI TZE N
HOMEOFFICE UND DIGITALE MOBILITÄT Satellitenaufnahmen aus China und Europa haben es gezeigt: Der Stickstoffdioxid-Gehalt ist während des Lockdowns rasant zurückgegangen. Luft-, Lärm- und Meeresqualität haben sich deutlich verbessert. Dazu beigetragen haben einerseits Quarantänemaßnahmen, andererseits der rasche (erzwungene) Umstieg vieler Unternehmen auf Homeoffice für die Mitarbeiter. Millionen Meetings, Konferenzen, Seminare und Kommunikationsabläufe wurden ins Netz verlagert. „Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein mächtiges Instrument, um eine nachhaltige betriebliche Mobilität voranzutreiben“, sagt Anamaria Cristescu vom Fraunhofer Institut. „Insbesondere kann das Arbeiten im Homeoffice einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, so Cristescu. Homeoffice als Chance zur Bekämpfung der Klimakrise? Ja, aber dafür müssen Regierungen und Unternehmen „die passenden Maßnahmen identifizieren und konsequent umsetzen, um aus der erzwungenen Veränderung den Einstieg in die Transformation zu einer nachhaltigen Mobilität zu entwickeln“, sagt die Mobilitätsexpertin. Dazu zählt auch die „digitale Mobilität“, was mit einem flächendeckenden Breitband-Ausbau besonders im ländlichen Raum einhergehen muss. Digitale Mobilität ermöglicht es schließlich, ortsunabhängig und von zuhause aus am Arbeitsleben teilnehmen zu können. MOBILITÄT MIT ZUKUNFT Bezieht man alle relevanten Aspekte und Entwicklungen der vergangenen Monate und Jahre mit ein, so lässt sich eines sagen: Mobilität der Zukunft sollte die Lebensqualität aller Menschen steigern und gleichzeitig Umwelt und Klima schonen! Dazu braucht es eine groß angelegte Transformation im Verkehrswesen – getragen von Staaten, Unternehmen und der Gesellschaft. Besonders aber braucht es eines: Ein Umdenken im eigenen Mobilitätsverhalten. Schließlich beginnt jede Veränderung beim Einzelnen. Die Zukunft – sie liegt ganz in unserer Hand oder vielmehr unter unseren Füßen. 8
MOBIL AM LAND!
SICHER UNTERWEGS – Warum tut sich das Fahrrad als Verkehrsmittel – trotz hoher Beliebtheit – im ländlichen Raum so schwer? Das Forschungsprojekt „ ANFANG – Nachhaltige Familienmobilität “ hat festgestellt, dass viele Familien das Fahrrad zwar als beliebtes Verkehrsmittel sehen, es im Alltag aber trotzdem wenig genutzt wird. Der Grund? Die Angst vor dem Autoverkehr! Was es braucht? Baulich getrennte Radwege, ein durchgängiges Radwegenetz in der Gemeinde und zu Nachbargemeinden sowie sichere Querungsmöglichkeiten bei Hauptstraßen.
„DIE ERSTE UND LETZTE MEILE“ – Sie gelten oft als Hürde für den Umstieg vom Privatauto auf neue Mobilitätsformen. Beispielsweise: Der Weg vom Wohnort zur Busstation oder vom Bahnhof zum Zielpunkt. Der „ Digibus“ im Salzburger Ort Koppl überwindet diese Erste-letzteMeilensituation. Als selbstfahrender Shuttle ist der Bus in der 3.564 Einwohner zählenden Gemeinde unterwegs. Der sechssitzige Digibus legt die Distanz von 1,4 Kilometern vom Dorfzentrum bis zur nächsten öffentlichen Buslinie zurück, wo es Anschluss an die Stadt Salzburg gibt.
LANDLEBEN 4.0 – Wie gut „digitale Mobilität “ funktionieren kann, zeigt Niederösterreich mit seiner Strategie „Den digitalen Wandel nutzen. Für Land und Leute“. Dabei geht es einerseits um die „Bereitstellung der digitalen Infrastruktur für alle Wohnsitze“, andererseits um ein gesamtheitliches Nachhaltigkeitspaket: Von erneuerbarer Energienutzung über das Laden von E-Fahrzeugen und verkehrsgerechter Schaltung von Ampeln und Signalanlagen bis hin zum energieeffizienten Lichtmanagement. Nutzbar sind diese Dienstleistungen auf sogenannten Smart Streets, die man in den niederösterreichischen Gemeinden Ebreichsdorf, Melk und Vitis findet.
WALDVIERTEL-AUTOBAHN
Eine Autobahn durchs Waldviertel, um die regionale Wirtschaft anzukurbeln? Das 2018 von der niederösterreichischen Landesregierung präsentierte Projekt – eine Verkehrsachse, die Linz mit der Weinviertler Schnellstraße und der Nordautobahn verbinden soll – stößt nicht nur bei Umweltschützern auf immer mehr Kritik. „Schneller Verkehr führt erfahrungsgemäß zum Abfluss von Kaufkraft, während die lokale Wirtschaft leidet“, sagt Harald Frey, Verkehrsexperte der TU Wien. Profitieren würden davon lediglich Transitunternehmen und Großkonzerne. Hinzu kommen Lärm- und Feinstaubbelastung und die Gefährdung der Lebensqualität für die Bevölkerung. Derzeit wird das Projekt einer „strategischen Prüfung“ unterzogen. „Ein zahnloses Instrument, das eine halbe Million Euro kostet und besser in die Schiene investiert wäre“, so Frey.
FREUDE 16 HAU P TSAC H E
Resi, i hol di mit mei'm Traktor ab! Das war früher vielleicht mal so, wer heute was auf sich hält, setzt auf Sharing-Modelle.
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JAUSEN ZEIT
Klassische Wegzehrung – Was in der Kindheit meist als Wurstbrot daherkam, hat mittlerweile viele Gesichter.
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FREUDE 16 KOST P R O B E
Die Jause ist an keinen Ort und keine Tageszeit gebunden. Und trotzdem braucht sie einen Rahmen: Nicht alles eignet sich zum Essen unterwegs – aber alles, was unterwegs gegessen wird, gehört gut verpackt. Kulinarikexpertin und Kochbuchautorin Katharina Seiser liefert Anregungen für Mahlzeiten abseits von Ess- und Gasthaustisch.
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Text: Katharina Seiser
ie waren klein, einzeln in Alufolie eingewickelt und man wusste nicht, ob man eins mit Butter, etwas Estragonsenf und hauchdünn geschnittener ungarischer Salami oder eins mit kaltem Leberkäse und grünen Paprikastreiferln erwischen würde. Sie waren so begehrt, dass ich mich als Sieben- oder Achtjährige kaum beherrschen konnte mit der Frage, wann wir denn endlich die Jausenbrote auspacken dürften. Wir waren gerade erst weggefahren, zu Tante Erna nach Kärnten oder zu Tante Christl und Onkel Hans auf den niederösterreichischen Bergbauernhof. Ich beschloss, mich in meinem Reich, der Rückbank unseres Autos, mit meiner Entourage (meinen Stofftieren) geduldig zu zeigen, und fragte erst nach einer gefühlten Ewigkeit nach dem ersten Jausenbrot. Das war im Hametwald zwischen Bad Hall und Steyr. Erst vor Kurzem habe ich dank Google Maps herausgefunden, wie lange ich damals ausharren konnte: Es waren exakt 1,9 Kilometer – oder drei Fahrminuten – von unserer Garagenausfahrt gerechnet.
Porträtfoto: Joerg Lehmann
Die Jause ist weit mehr als eine Zwischenmahlzeit unterwegs, und sie kann ebenso langweilig wie denkwürdig sein, aber was ist sie eigentlich? In Österreich, meiner Heimat, ist der Begriff vieldeutig, denn es kann das Gabelfrühstück genauso damit gemeint sein wie die Wiener Kaffeejause mit Kuchen, das Pausenbrot in der Schule ebenso wie das Abendessen auf Oberösterreichisch, die Speckjause im Pinzgau ebenso wie die Fruchtschnitte auf der Bergwanderung. In unserem Zusammenhang meinen wir jene Mahlzeiten, die wir nicht zuhause und auch nicht im Gasthaus essen, sondern in der Schule, der Arbeit, auf der Wanderung, der Radltour oder dem Weg von hier nach dort, ganz egal in welchem Land. Allen gemeinsam ist, dass wir das Essen nicht nur von der Küche zum Esstisch tragen und dass wir es meist nicht bei Tisch mit Messer, Gabel, Löffel, sondern im Stehen oder sogar Gehen, auf der Parkbank, im Bahnabteil, in der Bürositzecke, auf der Picknickdecke oder einem Baumstumpf zu uns nehmen. Das stellt Anforderungen an die Speisen – und an deren Verpackung.
Foto: Peter Schmid
Die ersten Jausen suchen wir nicht selbst aus, sie werden für Kindergarten, Ausflüge und Schule für uns gemacht. Je älter wir werden, desto kreativer unser Umgang damit. Wer keine supergesunden Bananen-Cashew- oder Sanddorn-Orangen-Fruchtschnitten mehr sehen kann, tauscht sie gegen das Schinkenwurstbrot mit Gurkerln oder, noch besser, das mit kaltem Schweinsbraten von jener Klassenkameradin, die von einem Bauernhof kommt. Wer jahrelang die immer gleichen Käsebrote mit Apfel essen musste, wird vielleicht später an der Uni den Ausgleich in Form von Zaunerkipferln oder heißen Würstel beim Buffet suchen.
Aber was macht eine gute Jause aus? Zum einen, dass sie der Person schmeckt, für die sie gedacht ist, und keine in eine Jausenbox verpackte Strafe, Diät oder Erziehungsmaßnahme ist. Dann, dass sie frisch zubereitet wurde, nicht nur ein paar Minuten, sondern ein paar Stunden und Kilometer unbeschadet übersteht und dann immer noch zum Essen verleitet. Ein riesiges belegtes Brot, das auseinanderpurzelt, sobald man es aus der Box hebt, ist keine so gute Idee, in Streifen geschnitten geht es viel besser. Lieblose Wurststapel auf trockenem Brot machen vielleicht satt, aber nicht froh. Anleihen kann man sich bei den japanischen Bento-Boxen nehmen. Das sind Boxen mit vielen Unterteilungen, damit sich die einzelnen kleinen Speisen nicht vermischen. Ob man sie wie dort mit Reis, kleinen Fisch- und Fleischspeisen, eingelegten Gemüsen, Salaten und Früchten füllt oder mit uns mehr vertrauten Gerichten und Kleinigkeiten, ist Geschmackssache. Die Jause erfüllt ja auch ganz unterschiedliche Zwecke: In der Schule und bei der Arbeit muss sie Energie liefern, damit man beschwingt weiterlernen, kreativ sein oder körperliche Arbeit leisten kann. Am Berg soll sie kalorienreich sein, damit die Kraft für die ganze Tour reicht. Und wer eine lange Reise vor sich hat, braucht Nervennahrung, ein bisschen Trost und Ablenkung, wenn noch viele Stunden vor einem liegen. 11
Apropos Reisen: Von zuhause weg ist es ja recht einfach, für den passenden Proviant – je nach Tageszeit, Reisedauer und -ziel – zu sorgen. Ich zum Beispiel mache mir bei sehr frühen Verpflichtungen am Vorabend ein Birchermüesli mit frischen Früchten und fülle es in ein Schraubglas. Am Morgen werfe ich noch schnell geröstete Mandeln oder Nüsse drauf und packe mir Löffel und ein Stück Küchenpapier ein, der Grüntee kommt in die Edelstahl-Trinkflasche. Das kann ich im Zug genauso essen wie als Beifahrerin im Auto. Für mittags oder abends eignet sich mein Couscous-Salat für jede Jahreszeit und Temperatur (s. Kasten). Frisches Obst oder Kompott oder ein Stück selbst gebackener Kuchen oder Keks ist ein Muss, denn sonst wird die Verlockung, unterwegs süßen Mist zu essen, groß – und rächt sich immer.
Auch Snacks gehorchen individuellen Vorlieben: Die einen knabbern wahnsinnig gern Mandeln oder Nüsse. Die anderen salzige Cracker. Oder Dörrfeigen. Vielleicht auch winzige Hartwürsterl. An all dem ist nichts verkehrt, wenn sie von bester Qualität, möglichst bio und ohne Aromen oder Geschmacksverstärker sind. Worauf gern vergessen wird, ist, dass sich auch Flüssiges für unterwegs eignet. Und zwar nicht nur Tee aus der Thermoskanne, sondern auch heiße klare Suppe. Von einer Freundin habe ich den Tipp, gutes Bio-Gemüsesuppenpulver für eine Tasse in einem winzigen Ziploc-Beutel mitzunehmen und im Zug oder Flugzeug einfach um kochend heißes Wasser (wie für einen Tee) zu bitten. Nichts tut an einem kühlen Herbst- oder Wintertag wohler als die leicht salzige, heiße Gemüsebrühe im Bauch. Viel besser als der fünfte Kaffee oder die picksüße Limonade.
Was sich dagegen überhaupt nicht als Jause eignet? Speisen, die nur heiß oder eiskalt schmecken – sei es Frittatensuppe oder Schokomousse. Solche, die schnell verderben, weil sie rohe Eier, rohen Fisch oder rohes Fleisch enthalten, Ceviche oder Beef Tatar zum Beispiel, aber auch jene mit Milchprodukten wie Joghurt, Sauerrahm oder Obers. Solche, die zwar nicht gleich verderben, aber rasch unappetitlich aussehen wie Aufstriche mit Topfen oder Mayo, oder ihre Knusprigkeit verlieren wie gebackenes Gemüse oder Fisch. Aber auch da sind individuelle Vorlieben entscheidend. Trotzdem sind pflanzliche Gerichte tendenziell besser mitnehmtauglich.
Die Italiener sind ebenso wie die Dänen meisterlich im Umgang mit Sandwiches. Da kommen verschiedene eingelegte oder gebratene Gemüse und Chutneys dazu, verschiedene Senfarten und Preiselbeeren, Kräuter und knackige Salatblätter, ein Spritzer Zitronensaft oder ein paar Tropfen Chilisauce. Dann eignet sich die ganze Armada an Getreidesalaten, auf Basis von Couscous, Bulgur oder Perlweizen, Getreidereis, Pasta oder altem Brot (zum Beispiel Toskanischer Brotsalat Panzanella), zum Mitnehmen. Gemüse mariniert wie Antipasti oder roh als Sticks mit Hummus oder anderen rein pflanzlichen Dips, die ein paar Stunden ohne Kühlschrank locker wegstecken. Gemüseragouts wie sizilianische Caponata, Letscho, Ratatouille, dazu ein frisches Weckerl vom Lieblingsbäcker unterwegs. Obstsalate, saisonale, gewaschene und auf Küchenpapier in Boxen transportierte Früchte, Kuchen und Lieblingscookies aller Art, zum Schutz vorm Zerbröseln auf Papptellern in ein Butterbrotpapier eingewickelt, mit einem Gummiringerl gesichert. Doch ganz egal, was in die Box kommt: Jede Jause verdient so viel Aufmerksamkeit wie ein Sonntagsessen. 12
R EZEPT VON K ATHAR I NA SEISER FÜR 2–3 PERSON EN:
COUSCOUS-SALAT FÜR ZUHAUSE UND UNTERWEGS Grundzutaten:
250 g Couscous // 2 EL Öl // 300 ml Wasser // 1 TL Salz
Zubereitung:
Mein immerwährender Klassiker ist Couscous, den ich je nach Saison anders kombiniere. Grundrezept für 2–3 Hungrige: Knapp 300 ml Wasser mit 1 EL Öl und 1 TL Salz in einem kleinen Reinderl (mit Deckel) aufkochen. 250 g Couscous einrieseln lassen, mit einer Gabel umrühren und kurz aufkochen lassen. Von der Flamme ziehen und zugedeckt ca. 5 Minuten quellen lassen. Dann wieder auf mittlerer Hitze einschalten, 1 weiteren EL Öl dazu und unter behutsamem Lockern mit der Gabel ca. 3 Minuten fertig garen. In eine weite Schüssel füllen. Je nach Lust und Laune kommen jetzt dazu: gebratenes, blanchiertes, gegrilltes oder geschmortes saisonales Gemüse (Spargel, Erbsen, Navetten, Zucchini, Kohlrabi, Karotten, Mangold, Melanzani, Paprika, Schwarz- oder Grünkohl, Pastinaken, Kohlsprossen ...), evtl. auch ein paar gegarte Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Kichererbsen, Trockenfrüchte wie klein geschnittene Dörrmarillen oder Rosinen, frisches, knackiges Gemüse wie klein geschnittener Stangensellerie, Radieschen oder Frühlingszwiebeln (bei Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln keine Lauchgewächse – aus Rücksicht auf Mitreisende), Petersilie, etwas Liebstöckel oder Zitronenthymian, je nach Gemüse eine gute Prise Zimt, Koriander oder Ras-el-Hanout, vielleicht klein gehackte Salzzitrone oder Chili, und dann viel Dressing aus Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Olivenöl. Couscous frisst Unmengen Dressing, also nicht sparen. Kann man gut am Vorabend machen und am nächsten Tag nur noch einmal umrühren, abschmecken und abfüllen. Erst in der Reiseverpackung gebe ich geröstete Mandelblättchen oder -stifte, Haselnüsse oder Pinienkerne und vielleicht ein paar Granatapfelkerne drauf. Wer mag, kann sich Tahinsauce extra mitnehmen. Guten Appetit – wo auch immer!
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AufUmwegen leben Was tun, wenn der eigene Weg Hürden bereithält, die unüberwindbar sind? Einfach auf andere Pfade ausweichen und die Straßenkarte des Lebens immer wieder neu zeichnen! Für Georg Fraberger ist das Alltag, er ist ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen. Seinen Weg aber hat er gefunden – heute arbeitet er an der Uniklinik für Orthopädie am AKH Wien. Der promovierte Psychologe im Gespräch mit FREUDE-Autor Tiz Schaffer.
FREUDE 16 WOR T W E C H S E L
FREUDE: Herr Fraberger, Sie sind im Laufe Ihres Lebens wahrscheinlich vor Hürden gestanden, die viele Menschen nicht einmal kennen. Was waren die größten Herausforderungen?
GEORG FRABGERER: Jene, von denen ich wusste, ich kann sie bewältigen, aber andere halten das nicht für möglich. Wenn ich gesagt habe, ich bin zwar behindert, aber ich kann arbeiten, dann war es nicht selbstverständlich, das auch zu tun. Ich bin von mehreren Ämtern gewarnt worden, wenn ich zu arbeiten beginne, kann ich einen gewissen Schutz aufgrund der Behinderung nicht mehr in Anspruch nehmen. Oder der Führerschein: Ich wusste, ich kann Auto fahren. Nur andere Leute davon zu überzeugen, war schwer. Man ist also davon ausgegangen, ein Mensch mit Behinderung kann gewisse Dinge einfach nicht?
Genau. Hätte ich am Computer einen verkehrspsychologischen Test machen müssen, dann hätte ich ihn wohl nicht bestanden. Einfach aus rein körperlichen Gründen, weil ich beispielsweise keine Knöpfe drücken kann. Was hat Ihnen geholfen, wenn Sie einmal nicht weiterwussten?
Am meisten geholfen hat mir eine Erfahrung, die ich als junger Bursche gemacht habe, als ich mein erstes Zugticket kaufen wollte. Ich komme an den Schalter und sage, wohin ich fahren möchte. Der Mann am Schalter sagt: Es gibt keinen Waggon für Rollstühle, Sie können nicht fahren, danke, auf Wiedersehen. Aber ich habe in meinem Elternhaus gelernt, dass man nicht aufgeben soll. Ich bin einfach zu einem anderen Bahnhof gefahren, dort wurde mir das Ticket dann verkauft und ich habe es auch in den Zug geschafft.
Sie vertrauen darauf, dass sich immer eine Lösung findet?
WENN MIR EIN WEG VERSPERRT IST, DANN SUCHE ICH MIR EINEN ANDEREN.
Illustration: Lisa Arnberger | missfelidae
Wenn jemand zu Ihnen in die Praxis kommt und sagt: „Herr Doktor, ich möchte meinen Weg gehen, finde ihn aber nicht“ – was werden Sie ihm antworten?
Die wenigsten kommen und sagen, ich finde den Weg nicht. Die meisten sagen, mir wird der Weg versperrt, die Leute mögen mich nicht, ich werde aufgehalten. Sie suchen immer einen Schuldigen. Selbst wenn einem tatsächlich jemand den Weg versperrt, versucht man immer zu verstehen, warum das so ist. Und wenn wir etwas nicht verstehen, tritt Aggression auf. Aggression hat eigentlich die Aufgabe, eine Beziehung zu verbessern. Nur wenn sich Aggression in aggressivem Verhalten äußert, dann ist das kontraproduktiv. Also versuche ich, den Menschen einen positiven Zugang zu ihren Aggressionen zu vermitteln: Versuchen Sie nicht, den anderen zu verstehen, bleiben Sie bei sich. Ihr sprecht anscheinend verschiedene Sprachen. Deshalb würde ich Ihnen raten, Sie suchen sich einen anderen Weg.
Woran liegt es, dass man einander mitunter so gar nicht versteht?
Ich denke, eines der Grundprobleme liegt in dem Satz: Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich. Das Denken ist der Schlüssel zum Verständnis und wir versuchen immer, den anderen zu verstehen. Das war vielleicht im Dreißigjährigen Krieg hilfreich. Heute treffen so viele Kulturen aufeinander, dass es oft gar nicht mehr möglich ist, einander zu verstehen. Ich glaube, es ist vor allem wichtig, dass man sich selbst innerlich versteht, dann muss mich der andere nicht mehr zwingend verstehen. Wenn mir jemand eine Wand baut, sage ich – ob ich es verstehe oder nicht –, ich bin hier nicht willkommen, ich gehe woanders hin. Die meisten Menschen haben gelernt, Entscheidungen auf Basis der Vernunft zu treffen. Sollten wir mehr auf unsere Gefühle hören?
Ich glaube, die Gefühle spielen ohnehin eine viel größere Rolle, als wir denken. Sonst würde niemand mehr ein Auto fahren, das mehr als 70 PS hat. Jedes Bedürfnis, etwa durch Werbung erzeugt, führt zu einer Gefühlsentscheidung: Ah, das könnte ich noch brauchen, damit fühle ich mich komplett. Die Vernunft entspringt der Logik, sie ist ein Konstrukt. Die Vernunft ist etwas, das durch das Denken und logisches Schlussfolgern gestützt wird. Aber man kann nicht logisch erklären, warum man jemanden heiratet. Heute heiraten Menschen rein aufgrund eines Gefühls, das war früher keine Selbstverständlichkeit. Wir können es uns leisten, nicht nur durch Logik unterstützt eine Entscheidung zu treffen. Wenn jemand Musiker werden möchte, kann man nicht sagen, dieser Wunsch ist logisch. Diese Art von Schaffen hat seinen Ursprung nicht im logischen Denken. Was ist noch wichtig, wenn man eine Entscheidung trifft?
Dass man wirklich davon überzeugt ist, dass die Entscheidung sinnvoll ist. Und nicht: Die Entscheidung ist das Ergebnis einer logischen Schlussfolgerung. Viele treffen eine Entscheidung auch aus Angst, aus einer Not heraus. Sie suchen dann einen Psychologen auf und sagen, ich möchte meine Entscheidungen auf einer anderen Basis treffen. Sie wollen sich Mut holen, um zu sich stehen zu können. Sie haben einmal gesagt, Mut zum Scheitern sei besonders wichtig. Wie entwickelt man diesen Mut?
Als ich begonnen habe zu studieren, musste ich feststellen, dass das Institut im fünften Stock liegt und nicht barrierefrei ist. Mein erster Besuch endete also vor den Stiegen. Ich bin wieder nachhause und fragte meine Mutter, was ich machen soll. Sie sagt, du probierst es jetzt noch einmal, und wenn dir niemand hilft, dann kommst du wieder – es soll nichts Schlimmeres passieren. Das hat mir sehr geholfen und Mut gegeben. Der Filmklassiker „Harold und Maude“ hat Sie zu Ihrer Karriere inspiriert. Ein junger Mann und eine ältere Frau leben ihre Liebe und missachten dabei gesellschaftliche Konventionen. Soll man seinen Bedürfnissen unbeirrt nachgehen?
Ich würde zuerst fragen, woher kommt dieses Bedürfnis? Und nur wenn es wirklich ein innerer Wunsch ist, würde ich es als Bedürfnis bezeichnen. Sonst würde ich es als Not bezeichnen. Was ein Bedürfnis ist und was eine Not, spielt in der Psychologie eine große Rolle. Freud hat 1895 die 15
ICH BIN HIER,
Wo ist mein Weg? Der eigene Lebensweg ist nicht immer logisch nachvollziehbar, nicht einmal für einen selbst. Der Klinische und Gesundheitspsychologe Georg Fraberger ist den Herausforderungen der Ich-Werdung auf den Grund gegangen. In seinem Buch bespricht er die inneren Konflikte zwischen Körper, Verstand und Herz. Selbst von Geburt an körperlich schwer behindert, beschreibt Fraberger, wie man zwischen diesen drei Kräften Harmonie herstellt. „Wie werde ich Ich?“, Residenz Verlag, 2. Auflage 2017, ISBN: 9783701734047
Psychoanalyse ins Leben gerufen. Bald darauf wurde kritisiert: Nach zehn Jahren Psychoanalyse wissen wir nun endlich, warum es uns schlecht geht. Wir wissen aber noch nicht, wie es uns gut gehen könnte. In diesem Zwiespalt befindet sich jeder Psychologe – das Wissen um ein Problem schafft es noch nicht beiseite. Ich weiß, dass zahlreiche meiner Probleme von der Behinderung herrühren, aber das löst die Probleme nicht. Ich habe vielleicht gelernt, das zu akzeptieren und es mir gar nicht näher anzuschauen. Wenn meine Verdrängung so gut ausgeprägt ist, kann mich das auch froh machen.
Wie viele Menschen braucht man, die an einen glauben?
In Ihrem ersten Buch „Ohne Leib. Mit Seele“ haben Sie sich mit der Frage beschäftigt, was die menschliche Seele ist. Sind Sie einer Antwort nähergekommen?
Das habe ich eigentlich immer gehofft. Nur heute glaube ich, dass man immer ein wenig nachjustieren muss.
IC H STE H ZU MI R
Gute Frage. Ich denke schon und arbeite auch daran, wie man das gut darstellen kann. Als Beispiel: Kinder spüren, ob eine Lehrerin oder ein Lehrer gerecht oder ungerecht ist, und zwar unabhängig von der Kultur. Aber das Kind hat nur ein Gefühl dafür. Ich glaube, dass dieses Gefühl eine Art seelisches Bewusstsein ist. Aber in einer Welt, wo man versucht, alles logisch zu erklären, wird es in den Hintergrund gedrängt. Warum geben wir der Seele so wenig Platz?
Es gibt die grobe Einteilung, dass wir acht Stunden arbeiten, acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit haben sollen. Der Verstand fragt: Ist die Arbeitszeit mehr wert oder das Nichtstun? Und sieht, für das Arbeitengehen bekommen wir Geld. Deshalb fühlen sich die meisten Leute dann erfolgreich, wenn sie 16 Stunden gearbeitet haben und auf Freizeit verzichten. Sie fallen erschöpft ins Bett, denken, wow, heute habe ich viel geleistet. Viele Menschen sind der Meinung, sie tun nichts, wenn sie die Seele baumeln lassen. Weil das eben in der Welt des Verstands nichts zählt. Das lernt man von Kindesbeinen an ...
Ja, leider wird das nicht anders vermittelt. Die Psychologen bzw. Psychiater von früher – Jung, Frankl, Freud oder auch Adler – waren insofern nicht schlecht, als sie auch die Langeweile für wichtig hielten. Sie diente dazu, etwas zu finden, womit man sich beschäftigen möchte, also um ein Interesse zu entwickeln. Bevor einem Kind heute langweilig ist, dreht man den Fernseher auf oder drückt ihm ein elektronisches Gerät in die Hand. Was ist Ihrer Ansicht nach der Schlüssel zur Selbstverwirklichung?
Sie kann nur dann wirklich gelingen, wenn man erfolgreich Beziehungen zu anderen Menschen eingeht und aufbaut. Wenn ich auf Menschen treffe, die wertschätzen, was ich mache, dann werde ich erfolgreich sein. Wenn es niemand wertschätzt, dann werde ich keinen Erfolg haben. Ich kann ein Psychologiestudium mit den besten Noten absolvieren, wenn ich keinen Zugang zu den Menschen finde, dann werde ich meine Praxis bald wieder zusperren müssen. 16
Es gab in meinem Leben viele Menschen, die mich so akzeptiert haben, wie ich bin. Aber es gab abseits meiner Familie nicht viele, die auch tatsächlich an mich geglaubt haben. Es können ein oder zwei Menschen genügen, die einem sagen, du machst das schon. Das kann genügend Kraft geben, um zu sich stehen zu können. Seinen Weg zu gehen ist ein Entwicklungsprozess. Darf man bei diesem Prozess auch auf einen Abschluss hoffen?
HA ROLD UND MA UDE
Wie man auch in der Liebe gesellschaftliche Konventionen selbstbestimmt überwinden kann, lässt sich im Filmklassiker „Harold und Maude“ aus dem Jahr 1971 humorvoll nachvollziehen. Also ab auf die Couch und zusehen, wie Liebe alle Grenzen überwindet. „Harold und Maude“, Regie: Hal Ashby, Drehbuch: Colin Higgins, DVD, 88 Minuten, ASIN: B000065CA5
NANU – WER BIST DENN DU?
Auch Kinder machen sich Gedanken über die eigene Person. Wer mit den Kleinsten darüber philosophieren möchte, wer man ist, kann als Anregung den Kinderbuchklassiker von Mira Lobe miteinbeziehen. Eine kindergerechte Reise zum eigenen Ich. „Das kleine Ich bin ich“ von Mira Lobe, Illustrationen: Susi Weigl, Jungbrunnen Verlag, ISBN: 978-3-7026-4850-3
I FACED IT ALL AND I STOOD TA LL, I DID IT MY WAY!
Das wohl bekannteste Lied des Zu-sich-selbst-Stehens. Interpretiert von vielen, in der wohl bekanntesten Version singt Frank Sinatra, wie jemand mit allen Höhen und Tiefen seinen Weg gegangen ist. Wer also mal zögert, strauchelt oder unsicher ist, kann sich diesen Ohrenschmaus zu Gemüte führen und selbstsicher weitermachen.
Schwedisches DESIGN mit
GRÜNER SEELE WINTER 2020
Stockholm | Est. 1976
Gemusterte Strickjacke aus Lammwolle und recycelter Baumwolle. Gewebte Tunika mit Langettenstichen und einer kleinen Stickerei auf der Brust.
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Portugal
AZU LEJO Dieses Wort bezeichnet die blau-weißen Fliesen, die zahlreiche Gebäude in Portugal zieren und dem Straßenbild ein einzigartiges Flair geben. Es scheint, als konkurriere das Blau der Fliese mit dem des Himmels, und überall dort, wo er sich in den Horizont drängt, mit dem des Atlantiks. Die besondere Glasurtechnik wurde im 8. Jahrhundert von den Mauren übernommen. Einzigartig ist aber nicht nur die Handwerkskunst Portugals, sondern auch das Klima und die Beschaffenheit des Bodens. Die Kombination aus beiden lässt Zitronenverbene, Zitronenthymian, Pfefferminze, Amaranth-Kleeblüten und Lorbeerblätter mit intensivsten Aromen wachsen, auch für SONNENTOR.
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FREUDE 16 U R S P R U N G SZ E U G N I S
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Hält man ein Seidentuch in den Wind, beginnt es sich nach allen Richtungen zu drehen, sich in der Luft zu wiegen, es macht die absurdesten Dinge, als hätte es ein Eigenleben. Es scheint zu tanzen. Es kann ja gar nicht anders. Und genauso ist es bei uns Menschen. Manchmal mßssen wir einfach tanzen und das ist gut so. Text: Susanne Wolf und Claudia Eipeldauer
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FREUDE 16 E N E R G I E F E L D
„Wir tanzen zum Lachen, wir tanzen für die Tränen, wir tanzen für Wahnsinn, wir tanzen für Ängste, wir tanzen für Hoffnungen, wir tanzen für Schreie, wir sind die Tänzer, wir schaffen die Träume.“ Albert Einstein
Tanzen ist vielfältig und kann entsprechend auch die Tür zu einer Welt öffnen, die Diversität ehrt und anerkennt. Man kann allein oder in Gesellschaft tanzen, mit oder ohne Musik, Regeln befolgend oder völlig frei, denn der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Und insgesamt ist Tanzen viel mehr als bloße Bewegung. Es ist ein Lebensgefühl, eine Form des persönlichen Ausdrucks. Es kann hinter verschlossenen Türen helfen, aufgestaute Wut rauszulassen, oder auch die Schüchternsten unter uns dabei unterstützen, mit einem Partner auf Tuchfühlung zu gehen. Und das nicht erst seit gestern. Sich rhythmisch zu bewegen, ist wahrscheinlich genauso alt wie die Menschheit selbst und neben Musik und Malerei eine zeitlose Form des kreativen Ausdrucks. Und mal ehrlich, wer hat noch nie im Leben einmal jede Extremität in eine andere Richtung im wahrsten Sinne des Wortes tanzen lassen? In Indien wird das Ganze gar als heilige Handlung verstanden. In der Hindu-Mythologie zerstört und erschafft die Gottheit Shiva die Welt durch Tanz, und auch in vielen traditionellen afrikanischen Religionen gibt es Tänze, oft begleitet durch den wiederkehrenden Schlag einer oder mehrerer Trommeln, zur Anrufung der Geister. Die Kultur der australischen Aborigines kannte ursprünglich keine Schrift, sondern sie gaben ihr Wissen, ihre Mythen und ihre Gesetze in Form von Tänzen und Liedern, Zeichnungen oder Geschichten weiter; und in der Tradition nordamerikanischer Ureinwohner wird getanzt, um sich für empfangene Gaben wie Licht, Nahrung, Wärme, die Sonne oder Wasser zu bedanken oder um Hilfe zu bitten, wenn sie welche benötigen.
Foto: iStockphoto / Radiokukka
KULTURSCHWUNG Dem Tanzen scheint etwas innezuwohnen, das kulturübergreifende Bedeutung hat. Unterschiede in der Art und Weise des Tanzens selbst und der Einbettung in den Alltag gibt es natürlich. Während in lateinamerikanischen Ländern etwa bei jeder erdenklichen Möglichkeit und auch auf der Straße getanzt wird, findet es in der westlichen Gesellschaft eher zu diversen offiziellen Anlässen statt. Das trifft zumindest zu, wenn wir den Tanz als soziale Aktivität betrachten. Gunter Kreutz, Musikwissenschaftler und Direktor des Instituts für Musik an der Universität Oldenburg, beschreibt: „Beim Tanzen mit anderen zählt vor allem die Gemeinschaft und weniger das, was ein Einzelner kann oder nicht kann.“ Tanz ist also auch Beziehung, jedenfalls wenn man sich gemeinsam wiegt, dreht oder sonst wie tänzerisch verausgabt. Der Tango Argentino beschreibt das auf besonders eindrucksvolle Weise. „Das Schönste daran ist die Umarmung“, sagt Heinz Duschanek, Tangotänzer mit Leib und Seele. „Bei jedem Tanz gehst du eine kurze Beziehung mit deiner Partnerin ein, bei der beide sich aufeinander einlassen müssen. Hinspüren ist dabei ganz wichtig – es ist wie eine bewegte Achtsamkeitsübung.“ Das Tangotanzen half dem Wiener, das Scheitern einer Beziehung zu verarbeiten. „Ich litt unter Panikattacken, die beim Tanzen verschwanden.“
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RUNDUM GESUND Dass sich das Tanzen positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist belegt. „Die Studienlage in den letzten Jahren lässt die Annahme zu, dass viele chronisch-neurologische Erkrankungen besser zu bewältigen sind, wenn man für die Patienten Tanzangebote bereithält“, sagt Kreutz. So helfe Tanzen etwa ParkinsonPatienten, ihre motorischen Defizite zu reduzieren. „Das kann sich äußerst positiv auf das Selbstbild auswirken.“ Auch das Demenzrisiko wird durch Paartanzen reduziert, wie eine große Studie der Universität Oldenburg ergab. Wenn man Senioren beobachtet, die mit leuchtenden Augen Foxtrott oder Jive tanzen, wird klar, dass die Bewegung jung und fit hält. „Es ist empirisch belegt, dass ältere Menschen von Tanzkursen erheblich profitieren, mobiler sind, weniger stürzen und lebensmutiger ihre Tage gestalten“, bestätigt Kreutz.
„Auf der Bühne vor dem Publikum wächst jeder über sich hinaus. Jeder hat die Möglichkeit, zu zeigen, was er kann und wer er ist oder sein will. Dadurch können Grenzen im Kopf überwunden werden und das Herz wird direkt angesprochen." Hana Zanin Pauknerová, Obfrau von Ich bin O.K., Künstlerische Leitung Tanzstudio / Auszug aus dem Buch „Ich bin O.K. – Ein Buch über das andere Tanzen"
TANZEN KANN MAN AUCH ALLEINE Wer schon mal in der Gruppe ordentlich geschwoft hat und wem das darüber hinaus auch noch gefallen hat, der wird auch wissen, dass einem durchaus auch das eigene Ich als Tanzpartner genügen kann. Aus purer Freude durch die eigenen vier Wände rocken. Einfach, weil es geht. Oder im Wald durch den Regen tanzen, mit dem Bauch rotieren und die Arme gen Himmel strecken. Die Formen des Tanzes sind unendlich. Wem das gefällt, der wird es immer wieder tun. Freies Tanzen heißt das im Fachjargon. Hana Zanin, Leiterin von „Ich bin O.K.“, sagt: „Profitänzer fokussieren sich oft zu sehr auf die Technik. Die Kombination aus beidem – also freiem Tanz und Technik – ist eine große Bereicherung.“ Der Kultur- und Bildungsverein bietet Tanzkurse an und hat eine Dance Company auf professionellem Niveau gegründet. Mit dabei sind hier Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder persönlichen Voraussetzungen. Egal ob mit Behinderung oder ohne. Hier wird mit und durch Tanz echte Inklusion möglich. AUS DER REIHE TANZEN Tanz kann eben noch mehr, als einem oder mehreren Menschen gleichzeitig eine große Freude bereiten und sie gesund erhalten. Historische und aktuelle Bewegungen beweisen, man kann auch tanzend die Welt verändern. In Harlem, New York, bewegen sich derzeit Menschen aller Hautfarben zum „Dance for George“. Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd gingen weltweit Menschen gegen Rassismus auf die Straße – oder tanzten auf den Straßen. Sie setzten ein Zeichen für all die Opfer rassistischer Gewalt. Tanzen als Zeichen des Widerstands ist nicht neu: Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es die Swing-Jugend, die den Herrschenden mit ihrem selbst entwickelten Tanzstil die Stirn bot. Während der argentinischen Militärdiktatur war der Tango verboten – getanzt wurde dennoch. „Heute verbieten religiöse Fundamentalisten, wo sie an der Macht sind, oft Musik und Tanz“, weiß Gunter Kreutz. „Aber langfristig hat sich noch keine Herrschaft durchgesetzt, die den Tanz verboten hat.“ KINDER MACHEN ES VOR Unbeschwert und ausgelassen zeigen oft die Jüngsten, was Tanzen alles sein kann. Während sich die Erwachsenen mitunter eher im Hintergrund halten und verschämt zur Musik wippen, lassen viele Kinder zur Musik gerne die sprichwörtliche Sau raus. „Kinder bewegen sich sehr gerne zur Musik, nur fördern wir das zu wenig“, meint Gunter Kreutz. „Dass Kinder dabei sehr viel auf unterschiedlichen Ebenen lernen, entgeht uns bei einer oberflächlichen Betrachtung völlig.“ Der Musikwissenschaftler plädiert dafür, musische Aktivitäten zu verdoppeln. „Schule und Bildung dürfen nicht nur kompetitiv, sondern viel mehr kooperativ ausgerichtet sein. Für Letzteres bieten sich Singen, Tanzen und Musik ganz besonders an.“ Also einfach mal wieder alles liegen und stehen lassen und anfangen zu TANZEN. Egal ob allein, in Gesellschaft, mit Regeln oder ohne. Erlaubt ist, was gefällt!
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FUTTER FÜR DIE SEELE
A dance a day keeps the doctor away! Denn nicht nur der eine Apfel am Tag erhält unsere Gesundheit. Auch Tanzen kann erheblich zum Wohlbefinden für Körper, Geist und Seele beitragen. Gunter Kreutz, Professor für Systemische Musikwissenschaft, meint: „Wir sollten mehr tanzen.“ Und er hat sich auf Spurensuche begeben und dem Ganzen ein fundiertes Buch gewidmet. Reinlesen und lostanzen! Tanzen – Glücklich mit Tango, Salsa und Co von Gunter Kreutz, 208 Seiten, Psychosozial Verlag GbR, ISBN-13: 978-3-837-92911-9
GRENZENLOS
Der Fotograf Philipp Horak und die Art Directorin Marion Mayr (grafikum) sind Eltern zweier „Ich bin O.K.“TänzerInnen und wollen mit diesem Buch den Verein feiern. Sie haben Menschen, die „Ich bin O.K.“ angehören, porträtiert und einen Rückblick auf inspirierende und bewegende Jahre geschaffen. Ich bin O.K. – Ein Buch über das andere Tanzen Hollinek Verlag, 224 Seiten, ISBN-13: 978-3-200-06656-4
TANZ DER HORMONE
Bilder des Fotografen Philipp Horak aus dem Buch „Ich bin O.K. – Ein Buch über das andere Tanzen"
Die psychobiologischen Auswirkungen von Musik und Tanzen können auch wissenschaftlich nachgewiesen werden, wie ein Bericht in der Fachzeitschrift „ Music and Medicine“ berichtet. Durch den Vergleich der Speichelproben von Tangotänzern und -tänzerinnen vor und nach dem Tanz konnte herausgefunden werden, das die Kombination aus Musik, Kontakt und Bewegung die Reduktion des Stresshormons Cortisol und den Anstieg des Sexualhormons Testosteron begünstigt.
TIERISCH
Der Kakadu mit dem klingenden Namen Snowball kam 2008 auf den Social-Media-Plattformen zu Ruhm und Ehren, denn der Papagei tanzt! Sogar Forscher haben sich dem Phänomen gewidmet. Aber was auch dahintersteckt, eines scheint jedenfalls sicher: Snowball tanzt unheimlich gern. Ob zu Queen oder Cyndi Lauper, der Kakadu zeigt, wie’s geht. Musik an und abrocken.
RHYTHMISCHER REIGEN
Ballett, Walzer, Foxtrott, Hula, Hip-Hop, Quickstep, Schuhplattler, Haka, Bugako und viele, viele mehr. Tanzformen gibt es wie Sand am Meer. Wer da nicht fündig wird, bleibt eben mit beiden Beinen am Boden. Zuschauen lohnt sich nämlich genauso und wir drücken die Daumen, dass die Coronasituation das bald wieder zulässt. Bei Tanzfestivals wird man fündig: www.impulstanz.com, www.tanzfestival-bielefeld.de, www.steps.ch
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ICH BIN DANN MAL BEI MIR ...
FREUDE 16 L A U F R I C H T U N G
Stets einen Fuß vor den anderen setzen, stetig ein Stückchen weitergehen, hinarbeiten auf ein ganz besonderes Ziel: DAS EIGENE ICH. Tausende machen sich jedes Jahr auf, um den Weg der Wege zu gehen, den Jakobsweg! Nüchtern betrachtet ist diese Pilgerroute lediglich eine seit langer Zeit bestehende Verbindung nach Santiago de Compostela, eine Strecke mit einem Anfangs- und Endpunkt. Und trotzdem ist da mehr. Menschen, die sich aufgemacht haben, den Weg zu beschreiten, erzählen ... Illustration: Jens Rassmus
Text: Tiz Schaffer
ES GIBT EINE SCHMERZHAFTE ERFAHRUNG am Jakobsweg, Letztlich führt der Weg näher an einen Ort, der auf keiner die so gut wie alle Pilgernden teilen: Blasen an den Füßen. Landkarte verzeichnet ist – zu sich selbst. Es ist ein kleines Wunder, dass Liane Tschentscher – sie lebt in Baden bei Wien und arbeitet in einem Architekturbüro – davon DER JAKOBSWEG BLICKT AUF eine bewegte Geschichte verschont bleibt. Vielleicht liegt es daran, dass die 40-Jährige zurück. Eigentlich handelt es sich bei ihm um ein Routennetz, schon vor ihren Pilgerreisen einige Weitwanderwege bewältigt das sich über ganz Europa spannt und in der spanischen hat. Ein zu knappes Gehpensum kann nicht der Grund dafür Stadt Santiago de Compostela zusammenläuft. Nur wenn von sein: Als sie 2015 den Jakobsweg zum zweiten Mal in Angriff dem Jakobsweg die Rede ist, dann ist meist der Camino Francés nimmt, legt sie die fast 800 Kilometer in dreißig Tagen zurück – gemeint. Jene Strecke, die an der französisch-spanischen das sind im Schnitt tägliche Etappen von mehr als 25 Kilometer. Grenze ihren Anfang nimmt, westwärts 800 Kilometer durch Es ist Februar, sie muss sogar Schnee und Hagel trotzen. Selbst den spanischen Norden führt und schließlich bei der Kathedrale für jemanden mit Wandererfahrung ist das kein Spaziergang. von Santiago de Compostela ein Ende findet – dort ruhen Und doch machen sich nicht nur Marscherprobte nach der Legende nach die sterblichen Überreste des Santiago de Compostela auf, oft auch Hochbetagte, heiligen Jakobus, eines der zwölf Apostel. Seine Menschen mit Gebrechen, abenteuerlustige Gebeine sind es, warum sich der Camino Jugendliche oder einfach Menschen wie du und Francés ab dem 11. Jahrhundert zu einer ich. Nicht nur zu Fuß sind die Pilgernden bedeutenden Route der christlichen AUCH EINE unterwegs, man sieht sie auch mit Fahrrad, Pilgerfahrt entwickelt. Doch während Pferd oder Rollstuhl, sogar Dromedare der fromme Mensch im Mittelalter REISE VON TAUSEND sind fotografisch dokumentiert. zumeist Buße tun will, sogar Auftragspilger an seiner statt losschickt, MEILEN FÄNGT ABER WAS TREIBT MENSCHEN finden sich im Rucksack des zeitMIT DEM ERSTEN DAZU, die körperlichen Strapazen eines genössischen Pilgers mehr als nur wochenlangen Fußmarsches auf sich zu religiöse Motive. SCHRIT T AN. nehmen und in einfachen Herbergen, wie sie Laotse entlang des Jakobswegs zahlreich und günstig zu DER WIENER THEATERREGISSEUR Martin finden sind, gemeinsam mit Bettwanzen und Finnland etwa möchte im Jahr 2009 die TrenLautschnarchern zu nächtigen? „Ich wollte mich ganz nung von seinem damaligen Freund verarbeiten. auf mich selbst konzentrieren und durch die körperliche Während der ersten hundert Kilometer läuft er Bewegung mein inneres Gleichgewicht wiederherstellen“, sagt sich so viele Blasen, dass er seinen Füßen geschlossenes Tschentscher und eröffnet damit einen Einblick in das breite Schuhwerk nicht mehr zumuten kann – den Rest des Weges Spektrum der Pilgermotive. Nicht immer ist es die Suche legt der 37-Jährige mit Flip-Flops zurück, an seinem Tagesablauf aber hält er fest: In der Morgendämmerung aufstehen, losnach dem tieferen Sinn des Daseins, auf die sich Wallfahrende begeben. Manche wollen einfach Abstand vom Alltag gewinnen marschieren, am Nachmittag erschöpft sein, Herberge suchen. und das digitale Dauerrauschen auf lautlos stellen, andere „Ich wollte wissen, ob ich eine so lange Strecke alleine und sehnen sich nach innerer Einkehr, vielleicht auch nach einer zu Fuß zurücklegen kann.“ Es gelingt ihm. Denn der Camino gewissen Ursprünglichkeit des Reisens. Erkrankte hoffen Francés, so erzählt er, hält eine Infrastruktur bereit, die es ermöglicht, sich nur auf das Gehen, sich selbst und hin und auf Genesung, Unentschlossene nutzen das „Denkengehen“, wieder auf andere Menschen zu konzentrieren. „Ich konnte einen vom deutschen Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar geprägten Begriff, um danach eine schwierige Entscheidung mit anderen Pilgernden wirklich tiefgehende Gespräche führen. treffen zu können. Und gerade nach Schicksalsschlägen ist Diesen Weg zu gehen hat ja auch etwas von einer Therapie.“ Sieben Jahre später tritt er seine zweite Pilgerreise an und entdie Erwartung groß, dass die seelische Last – durch konstante körperliche Beanspruchung im eigenen Rhythmus – mit schließt sich, dieses Intervall beizubehalten – mit etwas Glück kann man ihm also 2023 wieder auf dem Jakobsweg begegnen. jedem zurückgelegten Kilometer leichter wird. 25
DEN WEG
Aufbrechen, losgehen, den Alltag hinter sich lassen, eine Auszeit nehmen. Das alles wird auch mit den Begriffen Pilgern, Trekking oder Weitwandern assoziiert. Aber wie man es auch dreht und wendet, es geht dabei um Naturerlebnis, körperliche Betätigung und darum, die eigenen Grenzen zu finden. Wer Anregung sucht und sich auch abseits des Jakobswegs wohlfühlt, dem steht eine ganze Welt zur Verfügung. Mehr unter: www.weitwanderwege.com, www.era-ewv-ferp.com, www.wegwandern.ch, www.kompass.de, www.alpenverein.at
DAS PILGERBÜRO IN SANTIAGO DE COMPOSTELA führt fein säuberlich Buch darüber, wie viele Menschen sich jährlich die Urkunde ausstellen lassen, die bezeugt, dass man den Jakobsweg (zumindest die letzten hundert Kilometer) absolviert hat – um sie zu bekommen, muss der Pilgerpass entlang der Strecke immer wieder gestempelt werden. Waren es im Jahr 2000 rund 55.000 Wallfahrende, so kamen im letzten Jahr fast 350.000 Menschen. Warum dieser Anstieg? Es kann nicht allein die Güte sein, die der heilige Jakobus in der Darstellung mit Umhang, Pilgerstab und Hut ausstrahlt – sie vermochte auch nichts daran zu ändern, dass der Jakobsweg unter anderem aufgrund kirchenpolitischer Kontroversen oder dem Aufkommen von Reformation und Humanismus einige Jahrhunderte der Flaute erleben musste. Erst Ende des 20. Jahrhunderts setzt wieder ein Wind des Aufschwungs ein.
MACH DICH AUF DEN WEG, UM ZU ...
SU C H E N U N D FI N D E N
AUCH MENSCHEN AUS NICHTEUROPÄISCHEN STAATEN finden Gefallen am Camino Francés. Wie Hyeji Nam, eine gebürtige Südkoreanerin, die heute in Wien als PerformanceKünstlerin lebt. Die 27-Jährige tritt ihre Pilgerreise 2013 an, sie will für eine Zeit aus dem gewohnten Umfeld ausbrechen und alleine sein. „Es war eine außergewöhnliche Erfahrung“, berichtet sie, „ich hatte das Gefühl, auf ganz besondere Weise mit meinem Leben verbunden zu sein. Und zwar unabhängig davon, welche Funktion ich in der Gesellschaft erfülle, was ich studiere, von woher ich komme – es hat nur der Moment gezählt.“ Sie möchte auf alle Fälle wieder pilgern, selbst wenn sie sehen musste, dass die Popularität des Jakobsweges zu einer doch spürbaren touristischen Kommerzialisierung geführt hat. DER ANSTIEG DER PILGERZAHLEN hat vielfältige Gründe. Zu ihnen zählt unter anderem der Beitritt Spaniens zur Europäischen Union, die Ernennung des Jakobswegs zum UNESCOWeltkulturerbe und die Gründung zahlreicher Jakobusgesellschaften. Für einen ordentlichen Schub sorgen zudem die Bücher des Bestseller-Lieferanten Paulo Coelho („Auf dem Jakobsweg“, 1999) und des Entertainers Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg“, 2006). Dass mit dem Pilgeransturm auch vermehrt Souvenirhändler kommen oder Taxifahrer das Gepäck von Wandernden ganz unsportlich zur nächsten Herberge kutschieren, ist nicht verwunderlich. Die „FAZ“ berichtete gar von einem Portugiesen, der als Neo-Auftragspilger für die Beschreitung des Weges nicht wenig Geld nimmt. TROTZDEM, EINES SCHEINT FÜR JEDE ZEIT und ihre Eigenheiten zu stimmen: Wer auf dem Camino Francés Ruhe sucht, der findet sie. Da sind sich alle befragten Pilgerinnen und Pilger einig. Als heute pensioniertem Vorstand einer Regionalbank entgeht natürlich auch Hans Fischer nicht, dass der Jakobsweg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region ist. Seine Begeisterung trübt das nicht, der 62-Jährige hält dem Jakobsweg zehn Jahre hindurch die Treue – 2008 startet er gemeinsam mit einem Freund in Oberösterreich, jedes Jahr nehmen sich die beiden einen Teilabschnitt vor, bis sie schließlich 2017 in Santiago de Compostela ankommen und auf 2.750 zurückgelegte Kilometer stolz sein dürfen. Angesichts dessen, was er sich in den Alltag mitnehmen kann, hat sich die Beharrlichkeit ganz offensichtlich gelohnt. Und das ist: „Vertrauen – Selbstvertrauen, Vertrauen in den eigenen Körper und darauf, dass es immer jemanden gibt, der dir weiterhilft.“ 26
... STAUNEN
Der 29-jährige Ernst Merkinger ging schon zu Fuß von Wien nach Marrakesch. Seine Leidenschaft für Weitwandern, Pilgerreisen, Spiritualität und Mediation teilt er auf seinem Blog. www.ernstjetzt.com
... LESEN
JAKOBSWEG. Geschichte und Kultur einer Pilgerfahrt von Klaus Herbers Wie wurde der Jakobsweg zu dem, was er heute ist? Das erläutert dieser kompakte historische Abriss. C. H. Beck Verlag, 128 Seiten, ISBN: 978-3406535949
... SCHMECKEN
Eier, Zucker, Mandeln, Zimt und Zitronenschale. Der traditionelle spanische Mandelkuchen „TARTA DE SANTIAGO“ benötigt nur wenige Zutaten und das Jakobskreuz zur Zierde.
... FÜHLEN
„DEIN WEG“, Regie: Emilio Estevez Martin Sheen in der Rolle eines Vaters, dessen Sohn am Jakobsweg tödlich verunglückt. Er entschließt sich, mit der Urne im Gepäck, den Weg seines Sohnes zu Ende zu bringen. Einfühlsam, aber nicht kitschig. DVD, 119 Minuten, EAN: 4020628932633
... SINGEN
Quietschfidel wandert es sich mit Musikbegleitung. Egal ob man summt oder laut vor sich hin trällert, ein Lied auf den Lippen kann helfen, Durchhänger oder Schmerzen zu überwinden.
FREUDE 16 AUG E N BLIC K
„Ich erkenne
Weg
den der Natur im Duft unserer
Kräuter.“ Eine erfolgreiche Karriere als Model an den Nagel zu hängen und Landwirtin zu werden ist nicht immer leicht, aber BIO-BÄUERIN ANA LUCIA CHITA ist überzeugt: „Unsere Arbeit führt zu einer anderen Art von Reichtum, sie ist eine der lohnendsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann.“ Ana und ihr Lebensgefährte Daniel Cardoso bauen für SONNENTOR Zitronenthymian an. Selbstverständlich ohne Chemie, im Einklang mit der sie umgebenden Natur und unterstützt von den Frauen im Ort.
AU F GE HT 'S IN DI E W ELT VO N SO NN EN T OR !
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Der Weg der Kräuter
Der Teekessel pfeift am Herd, in der Kanne warten Apfelminze, Käsepappel, Ringelblumen und Kornblumen bereits auf ihren Auftritt. Das heiße Wasser fließt über die getrockneten Blätter und Blüten. Sie werden aufgewirbelt, bei genauer Betrachtung könnte man sogar meinen, sie tanzen vor Freude. Mit jeder Sekunde verändert der Aufguss seine Farbe. Der anfänglich zarte Pastellton wandelt sich in wenigen Minuten in ein intensives Gold. Doch wie kommt es, dass ein paar Kräuter so viel Geschmack in sich tragen? Um dieses Geheimnis zu lüften, müssen wir den Weg der Kräuter bis zu ihren Wurzeln erkunden.
UNSERE TEES TROCKNEN BEI 40 °C BIS ZU DREI TAGE LANG HIER WIRD JE DE BLÜT PER HAND GEP E EINZELN FLÜCKT
KRÄUTERANBAU NICHT JEDER BODEN IST FÜR JEDES KRAUT GEEIGNET. Aus diesem Grund ist für SONNENTOR die Anbauberatung nicht nur der erste, sondern auch einer der wichtigsten Schritte in der Zusammenarbeit mit den Bio-Bäuerinnen und -Bauern, die selbst auch Experimentierfreude, Fingerspitzengefühl und Geduld mitbringen. Oft wird auf kleineren Versuchsflächen getestet, wie gut ein Kraut mit den örtlichen Gegebenheiten harmoniert, bevor es auf einer größeren Fläche gepflanzt wird. Der Anbau von Bio-Kräutern ist sehr arbeitsintensiv. Auf den Feldern wird keine Chemie verwendet, stattdessen ist körperlicher Einsatz gefragt. Selbst auf großen Flächen, wo mit Traktoren gearbeitet werden kann, gibt es Aufgaben, die nur per Hand erledigt werden können. Wie etwa das Entfernen von Beikräutern, die direkt neben dem begehrten Teekraut wachsen. Natürlich gibt es beim Anbau auch eine große Unbekannte, die niemand kontrollieren kann: das Wetter. Starke Trockenheit ist genauso eine Herausforderung wie wochenlanger Regen. In solchen Wetterphasen erfordert es besonderes Geschick, das Beste aus den Pflanzen zu gewinnen. Der richtige Erntezeitpunkt ist wichtig, damit das Kraut den höchstmöglichen Anteil an wertvollen Aromen in sich trägt. Während Apfelminze und Käsepappel von den meisten Bauern maschinell geerntet werden, verlangen die Blumen besondere Aufmerksamkeit. Jede Blüte muss einzeln per Hand gepflückt werden. 28
DIE TROCKNUNG KAUM GESCHNITTEN ODER GEPFLÜCKT, LÄUFT DIE ZEIT. Es ist wichtig, die Pflanzen so rasch wie möglich in die Trocknung zu bringen. Dieser Schritt erfolgt direkt am Hof. Hier gilt: Keine Trocknungsanlage gleicht der anderen. Die AnbaupartnerInnen haben eine Vielzahl an kreativen Lösungen umgesetzt, um für ihre Kräuter den idealen Trocknungsprozess zu schaffen. Ob klassisch in Holzsieben oder in der Hightech-DIY-Anlage – bei etwa 40 Grad Celsius trocknen die Blätter und Blüten je nach Sorte in bis zu drei Tagen.
QUALITÄTSKONTROLLE WENN DIE BIO-BÄUERINNEN UND -BAUERN IHRE GUT GEHÜTETEN SCHÄTZE BEI SONNENTOR anliefern, wird stets eine Probe entnommen und die Qualität kontrolliert. Das ist wichtig, denn auch wenn das Feld noch so gut gepflegt wird, können Umwelteinflüsse einwirken, die mit dem Auge nicht sichtbar sind. Aus diesem Grund werden über 600 verschiedene Parameter mit jedem Test betrachtet. Die Untersuchung erfolgt in einem unabhängigen Labor. Die Ergebnisse bekommt SONNENTOR digital zugeschickt. Nur wenn alles den erforderlichen Standards entspricht, werden die Kräuter weiterverarbeitet. Sollte eine Lieferung nicht als Bio-Produkt verwendet werden können, ist die Ursache dafür häufig Abdrift. So nennt man die Übertragung von Spritzmitteln von einem entfernten Nachbarfeld auf andere Flächen. Die Ursache dafür kann unter anderem Wind sein. Für solche Fälle hat SONNENTOR gemeinsam mit den AnbaupartnerInnen den Verein für eine enkeltaugliche Umwelt gegründet, damit die Betriebe eine Entschädigung bekommen. So ist die Existenz der Bio-Bäuerinnen und -Bauern gesichert.
AUFBEREITUNG PASST DIE QUALITÄT, WERDEN DIE KRÄUTER AUFBEREITET. Dieser Schritt erfolgt direkt bei SONNENTOR in Sprögnitz. So wie bekanntlich die Spreu vom Weizen getrennt wird, werden hier die Blätter von den Stängeln gelöst. Die aussortierten Stängel werden unter anderem als Mulch am SONNENTOR Frei-Hof verwendet. Ziel ist es, in jedem Arbeitsschritt die natürlichen Kreisläufe bestmöglich zu nutzen.
VERPACKUNG
BEI JEDEM TEST WERDEN 600 VERSCHIEDENE PARAMETER KONTROLLIERT
OBERSTES ZIEL DER VERPACKUNG IST ES, die Aromen der Kräuter so gut wie möglich zu schützen, damit sie auch nach mehreren Wochen im Regal noch wie frisch gepflückt schmecken. Für SONNENTOR ist insbesondere auch im Bereich der Verpackungen die Schonung der Umwelt ein wichtiges Anliegen. Aus diesem Grund hat man sich bereits vor über 10 Jahren entschieden, bei den Materialien auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. Die verwendete Folie ist aus Holzfaser und der Karton aus verantwortungsvoller Holzwirtschaft. Hier gilt es, laufend nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um noch mehr Ressourcen zu sparen. Zuletzt konnte etwa die Holzfolie, welche die Teeschachteln umhüllte – dank eines verbesserten Aromaschutzes in der Aufgussbeutelhülle – eingespart werden. Während die Teebeutel im Schwesterbetrieb in Tschechien produziert werden, erfolgt die Abfüllung der losen Kräutertees in Österreich. Die großen Blätter und Blüten werden per Hand in jede Packung abgefüllt. Kein Wunder also, dass der Tee so aromatisch schmeckt. Schließlich handelt es sich um einen gut ausgetüftelten Weg, den die Kräuter zurücklegen, bis sie in unseren Teekannen tanzen. — Marie-Theres Chaloupek
MISCHEREI NACHDEM DIE PRODUKT-ARTISTINNEN nach meist monatelangem Tüfteln und Verkosten eine neue Teerezeptur niederschreiben, wird diese in der Mischerei in den richtigen Teilen an Kräutern vermengt und getestet, ob die Abfüllung funktioniert. Sorgfältig werden dazu die Kräuter aus dem Lager entnommen und gewogen, bevor sie in die Mischtrommel kommen. Der behutsame Umgang ist wichtig, damit die Aromastoffe erhalten bleiben. Ist das Ergebnis erfolgreich, kommt der Tee ins Sortiment. So der Weg, wenn es um den losen Tee geht. Handelt es sich um eine Rezeptur für einen Aufgussbeutel, werden die Rohwaren in den Schwesterbetrieb nach Tschechien gebracht und dort weiterverarbeitet.
GROSSE BLÄTTER UND BLÜTEN WERDEN PER HAND ABGEFÜLLT
J ED ER S CH INTENSIV LUCK ÜBERRASC H EN, LIEBL ICHEN AR T MIT OMEN
HEUTE FÜR MORGEN 2019 gründet SONNENTOR gemeinsam mit seinen AnbaupartnerInnen den Verein für eine enkeltaugliche Umwelt. Mehr unter: www.enkeltaugliche-umwelt.at Fotos: SONNENTOR
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SCHARFE KURVEN & NEUES OUTFIT
Da steppt der Ingbär
HÖR AUF DICH Wenn der Alltag wieder hektisch wird und wir spürbar aus dem Gleichgewicht kommen, sehnen wir uns nach Helferlein, die uns wieder in Balance bringen:
Fenchel, Anis und Kümmel
Dieses bekömmliche Trio sorgt für Unbeschwertheit statt für dicke Luft. Der perfekte Digestif nach deftigen Gerichten. FÜRS BAUCHGEFÜHL
Ingwer ist eine Knolle, die ihre Fans durchaus als Wunder bezeichnen. Nicht ohne Grund, glänzt er doch durch herausragenden Geschmack, feine Schärfe und nicht zuletzt viele Vorteile für das körperliche Wohlbefinden. SONNENTOR füllt ein ganzes Regal mit Köstlichkeiten auf Basis dieser einzigartigen Wurzel. Egal ob als Traubenzucker, der auf der Zunge zergeht, oder als Sirup mit einer zitronigen Note, ob pur im wohlfeilen Doppelkammerbeutel oder lose als Energie-Mischung: Wo Ingbär drauf ist, ist Ingwer drin! INGWER-FANS AUFGEPASST – BEI SONNENTOR REIHEN SICH ZWEI NEUE TEES INS SORTIMENT:
TEMPERAMENTVOLL
Ingwer Kurkuma
Ingwer, Kurkuma und Galgant reichen sich hier die Hand. Eine Mischung, die einheizt und wunderbar zu exotischen Suppen und Currys schmeckt. Abgerundet durch Fenchel und Pfeffer, entwickelt dieser Tee einen vollen Körper, der durch wertvolle Inhaltsstoffe wie Curcumin besticht.
SCHLUMMERTRUNK
Ingwer Ruhe
FENCHEL UND ANIS SORGEN AUCH ALS KALTGEPRESSTE ESSENZ IM ÖL FÜR EIN WOHLIGES EMPFINDEN:
Fenchel Öl
Schon Hildegard von Bingen wusste, Fenchel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Passt gut zu Tomaten, Brot und Fruchtdesserts.
Dieser Tee sorgt für kuschelige Stunden und wohlige Wonne im Körper. Neben Ingwer sorgen Lavendel, Kamille und Hanfblätter für innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Gerösteter Buchweizen rundet den Geschmack ab – so kann jeder Abend beginnen.
IM TEE ODER PUR
Anis Öl
Wärmt von innen und lässt die Schwere im Magen schnell verfliegen. Harmoniert hervorragend mit Keksen, Cocktails, Frucht- und Joghurtdesserts. Passt auch gut in Kaffee.
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ANDREAS KRAML: ANDREAS KRAML UND SEIN TEAM
SONNENTOR FRANCHISE
Partnerschaft auf Augenhöhe Ein SONNENTOR Geschäft zu eröffnen, bedeutet einen Schritt in die Selbstständigkeit. Trotzdem schlägt man einen gemeinsamen Weg ein, als Teil der SONNENTOR Familie.
I
n liebevoll gestalteten Geschäften laden 13 Franchise-PartnerInnen in Österreich und Deutschland dazu ein, SONNENTOR Produkte kennenzulernen, auszuprobieren – und dazu, ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel mit einem oder einer der FranchisepartnerInnen, die sich ganz bewusst dazu entschieden haben, Teil eines Unternehmens zu werden, das naturverbunden und sozial verträglich wirtschaftet. Wobei vor allem die gegenseitige Wertschätzung, die Transparenz und das Miteinander das Franchise-System von SONNENTOR zu etwas Besonderem machen. Ganz nach dem Motto: selbstständig – mit allen damit verbundenen Herausforderungen –, aber niemals alleine. Auch Andreas Kraml, Franchise-Nehmer des neu eröffneten Geschäfts im Kremser Bühl Center, hat sich bewusst dazu entschieden, mehr an einem Ort zu arbeiten und Teil eines regionalen Netzwerkes zu werden: „Ich wollte weg von Plastik, unnötigen Flugmeilen und leeren Kilometern auf Dienstreisen.“ Er setzt, genauso wie SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann, auf Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
„Als Franchisegeber legen wir vollstes Vertrauen in die Selbstständigkeit und die individuellen Fähigkeiten, mit denen sich jede und jeder in unsere SONNENTOR Familie einbringt“, betont Gutmann. SONNENTOR und seine FranchisepartnerInnen sind sich einig: Wer auf Zusammenhalt, Bio und nachhaltiges Wirtschaften setzt, arbeitet in einer zukunftsweisenden Branche! Interessiert?
ALLE INFOS ZU DEN SONNENTOR GESCHÄFTEN UND DEM SONNENTOR FRANCHISE KONZEPT FINDEST DU AUF WWW.SONNENTOR.COM/ GESCHAEFTE
TIPP VON ANDREAS: SCHMECKT AUCH KÖSTLICH AUF EIERNOCKERLN
NEU
AUS DEM TEEKÄSTCHEN GEPLAUDERT WIE WAR DEIN WEG ZU SONNENTOR? Ich bin nicht der klassische Aussteiger, aber nach einer Ewigkeit im Finanzbusiness und 70.000 km Dienstreisen pro Jahr hatte ich wohl genug. Letzten Jänner war ich im Kremser SONNENTOR Laden einkaufen und dachte, das wär’s. Am Montag lese ich dann in der Zeitung, dass sie einen neuen Franchisepartner suchen. Ich hab die Telefonnummer gewählt, zwei Gespräche geführt, das Werk besucht und spontan zugesagt. Im Waldviertel hab ich gesehen, mit welcher Begeisterung die Menschen dort arbeiten, alle sind per Du und keiner rennt griesgrämig herum. Ich bin also über Nacht aus meinem Job ausgestiegen. Jetzt bin ich Jungunternehmer mit 56 Jahren. FRANCHISENEHMER FÜR SONNENTOR, WIE FÜHLT SICH DAS AN? Bei SONNENTOR freut sich wirklich jeder, dass du da bist. Jeder passt auf den anderen auf, jeder hilft jedem, und das geben dir die Menschen auch zu spüren. Ich komme aus einem Multikonzern. In aktiengetriebenen Unternehmen geht es oft vorrangig um die Kosten und nicht so sehr um die Menschen. Bei SONNENTOR dagegen ist jeder Handschlag eine Umarmung! WAS BEDEUTET ES FÜR DICH, LOKAL UND REGIONAL ZU WIRTSCHAFTEN? Ich bin gebürtiger Kremser und die letzten 50 Jahre quasi jeden Tag rausgefahren. Jetzt komm ich endlich zurück. Ich bin gern hier und quatsch gern mit den Leuten. Manchmal rennt man ewig seinem Traum nach, setzt aber die Schritte nicht. Ich hab die Gelegenheit beim Schopf gepackt und bereue keine Sekunde.
Lieblingsgewürz Ob Rührei, Omelette oder Nudelauflauf – im Eierspeisgewürz mit Meersalz ist schon alles drin, was man braucht. Schnittlauch, Kurkuma und Tomate zaubern Farbe auf den Teller und bringen Abwechslung ins Ei-nerlei.
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BACKEN IST AUS TEIG GEFORMTE LIEBE:
Fröhliche Weihna überall …
MEHR REZEPT-IDEEN UNTER WWW.SONNENTOR.COM/ WEIHNACHTSBAECKEREI
... tönet durch die Lüfte froher Schall. Gemeinsam singen, tanzen, Tee trinken und Zeit verbringen. All das bringen Adventzeit und die Feiertage rund um Weihnachten. Und wer sich auf das Wesentliche besinnt, aufs Menschsein, der bekommt bestimmt das größte Geschenk: VIEL LIEBE! ——
Himmlische Vanillekipferl
ZUTATE N:
210 g Butter 280 g glat tes Mehl 100 g geriebene Walnüsse 70 g Staubzucker zum Wälzen:
500 g gesiebter Staubzucker 8 g Vanillezucker ZU BE RE ITU NG : 1. Butter in Würfel schneide n
und mit dem Mehl gemeinsam zerbröse ln; mit Nüs sen und Staubzucker zu einem glat ten Teig verknete n. 2. Eine Stunde im Kühlschrank rasten lassen.
Lebkuchen Zeit
3. Kipferl formen und bei
180 ° ca. 12 Minuten backen. 4. Die Kipferl noch heiß im Staubzucker-VanillezuckerGemisch wälzen. Wer es exotischer mag, kann UNS ER die Kipferl auch in eine m mit geri abohne TIP P verfeinerebetennerStauTonk bzuckerGemisch wälzen.
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Zimt Zauber
Da kommt das Kekserl in der Tasse daher. Wer Zimtsterne mag, wird den Zimt Zauber Tee lieben. Die nussigen Kokosflocken und das süße Brombeerblatt runden das Geschmackserlebnis ab.
Gehört zu Weihnachten wie die Flocke zum Schnee: der Lebkuchen. SONNENTOR hat ihn in eine einzigartige Teemischung verwandelt. Zu den Highlights in der Zutatenliste zählen gerösteter Buchweizen und Buchweizenkraut.
Perfekt
für festliche Anlässe:
WACHOLDERSIRUP
acht
Gin
4 EL Wacholderbeeren 220 g Roh-Rohrzucker Abrieb einer Orange¬ Saft und Abrieb einer Zitrone 250 ml Wasser
ZUBEREITUNG
1 2
ORGAN ERDORF. D S O S - KI N
Guten Rutsch
Der Gewürz Adventkalender lädt dazu ein, die Wartezeit auf den Heiligen Abend geschmackvoll zu verkürzen. Das Kuchenund Keksgewürz mit Zimt, Muskat und Nelken bringt vielleicht einen Tag mit lieben Freunden, die gemeinsam Teig kneten. Das Kurkuma Latte Ingwer Gewürz verführt möglicherweise zu einem heißen Getränk nach dem Winterspaziergang. Mit 24 Fensterchen zum Öffnen.
Gin
ZUTATEN
TOR SONNEN T MIT Z T Ü T S U NTER ODUKT DIE R P DIE SE M ISATION
Warten aufs Christkind
ohne
3
Zitrone und Orange heiß waschen und die Schale abreiben. Die Zitrone auspressen. Die Wacholderbeeren zerstoßen und mit Wasser, Zucker, Zitronensaft, Zitronen- und Orangenzesten aufkochen und für rund fünf Minuten einköcheln lassen. Den Sirup über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen. Abseihen und in eine saubere Flasche abfüllen.
NEUJAHRSTEE Dieser etwas andere Glücksbringer hinterlässt garantiert nichts außer guter Laune und ein Feuerwerk an Aromen auf dem Gaumen. Mit inspirierenden Sprüchen für alle Glücksritter und Schwein-Haberinnen, die genug von kleinen Plastikfiguren haben und stattdessen auf die Zukunft setzen. PROSIT!
HOLT STERNE VOM HIMMEL
UNSER TIPP Verfeinere deinen Sirup mit einer Prise Pfeffer und einem Tropfen Ingwer Gewürzöl. Anschließend mit Tonic Water aufgießen und mit Eiswürfeln servieren.
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Reichen wir uns die ES IST HÖCHSTE ZEIT, EINGEFAHRENE STRATEGIEN ZU ÜBERDENKEN!
Hand! Gemeinsam und mit viel
geht es leichter! Mehr ab April 2021!
Johannes Gutmanns offene Worte
G
ehen war das erste Fortbewegungsmittel. Am Weg durch die Wildnis folgten wir den Spuren der Tiere und achteten darauf, welche Pfade sie für sich auswählten. Es schien uns richtig, darauf zu vertrauen, dass dieser Weg auch für uns der beste ist. Als die zu überwindenden Distanzen immer größer wurden, fingen die Menschen an, eigene Wege zu erkunden. Je mehr von ihnen unterwegs waren, desto breiter und länger wurden die Straßen. So schnell wie nur möglich von A nach B zu kommen – dieses Ziel brachte einen ganzen Wirtschaftszweig ins Rollen. Die daraus entstandene Industrie scheint uns zu beherrschen. Immer mehr Flächen werden verbaut und damit auch verbraucht, denn unser Boden ist eine endliche Ressource. Wenn wir ihn verschwenden, bringen wir unsere eigene Versorgung in Gefahr.
WIR HABEN NUR DIESE EINE ERDE, ABER DIE WÜRDEN VIELE AM LIEBSTEN ZUR GÄNZE ASPHALTIEREN. UMDENKEN GEFRAGT
Einige haben den Irrsinn bereits erkannt – aus diesem Grund ist das Gehen wieder im Trend. Auch das Pilgern hat in den letzten Jahren einen ungeahnten Zulauf gefeiert. Das Fahren mit dem Rad ist ebenfalls beliebt wie nie. Alles Wege, um die Natur wieder mehr zu spüren. Es gibt zwischen all dem Dreck, Feinstaub und Salz also durchaus einen Hoffnungsfunken. Nichtsdestotrotz werden laufend neue Straßenprojekte diskutiert, wie hierzulande die sogenannte Europa-Spange. Eine Ost-West-Auto34
bahnachse, die auch durchs Waldviertel führt. Solche Projekte werden nur zu gern als Wirtschaftsmotor angepriesen, obwohl die Arbeitsplätze sich nach der Bauphase oftmals wieder in Luft auflösen. An solchen Strecken siedeln sich keine Betriebe mit neuer Wertschöpfung an. Verkehr zieht nur Verkehr an. Zurück bleibt zerstörte Landschaft – und das in Zeiten der Klimakrise, wo wir jeden möglichen Quadratmeter der Natur zurückgeben sollten. Humus aufbauen, Bäume pflanzen und den CO2-Überhang korrigieren – das sollte unser aller Ziel sein.
KILOMETER INS LEERE
In Österreich existieren bereits 254 Kilometer Autobahn pro Million Einwohner. Damit ist das Autobahnnetz im Verhältnis zur Einwohnerzahl um rund 70 Prozent größer als jenes von Deutschland. Der Ausbau einer Autobahn bringt pro Milliarde Euro rund 10.000 Arbeitsplätze. Beim öffentlichen Verkehr bringt eine Milliarde Euro allerdings 16.440 Arbeitsplätze – ein Plus von satten 64,4 Prozent. Höchste Zeit, eingefahrene Strategien umzudenken.
RAUS AUS DER EINBAHNSTRASSE
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns in einer Einbahnstraße befinden und es seit Langem neue Wege braucht. Raus aus dieser Wachstumsmaschinerie. Wir müssen Mobilität neu denken.
TANKEN OHNE ERDÖL, WENIGER INDIVIDUALVERKEHR UND MEHR ÖFFENTLICHE VERBINDUNGEN – ALL DAS KANN TEIL DER LÖSUNG SEIN.
L
ITIO ED N
Wir müssen Mobilität neu denken!
TE IMI D
Tierisch Gut
Best TEAm ——
MIT WEM HÄNGST DU GERN AB? MIT DEINEN KOLLEGEN, DEINER BESTEN FREUNDIN, DEINEM LEBENSPARTNER? Wer auch immer es sein mag, zeig deine Zuneigung mit einer kleinen Geste. Tee zum Beispiel schlürft sich unheimlich gut im Team.
I M P R E SSUM FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten. Das Abonnement kann jederzeit beim Herausgeber gekündigt werden. Kontakt: Kristina Hummel, Marie-Theres Chaloupek Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Gesamtkonzept und Umsetzung: PAPER AFFAIRS Publishers GmbH Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Creative Director: Peter Schmid Artdirection & Layout: Magdalena Hufnagl Lektorat: Ewald Schreiber Illustratoren vertreten durch: 2Agenten / 2agenten.com Cover: Peter Schmid Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht
Auf zu SONNENTOR
Entdecken mit allen Sinnen Spüren, schmecken, riechen und vor allem staunen. Eintauchen in die Welt der Kräuter und Gewürze. Wirf einen Blick hinter die Kulissen von SONNENTOR. Hier gibt es zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes zu entdecken, vom Feld bis in die Tasse!
L AN D LOF T
Leben auf großem Fuß? Nein danke! Wer eine besondere Auszeit sucht, findet sie auch Schlafen im im Kleinen. Zum Beispiel mitten in der Waldviertler Natur. Kräutergar ten Eingebettet in den Permakultur-Garten des hauseigenen Bio-Bauernhofs, bieten die beiden Tiny Houses Anna Apfelminze und Hans Hagebutte alles, was es zum Genießen braucht. Eine bunt eingerichtete Küche lädt mit Tees und Gewürzen von SONNENTOR zum Kochen ein, und im großzügigen Wohn- und Schlafbereich warten gemütliche Stunden vor dem wärmenden Holzofen. Wer möchte, kann sogar den eigenen Energieverbrauch auf dem Tablet verfolgen. Mit einem frischen Frühstück vor der Tür und gemütlichen Abenden mit Punsch am Lagerfeuer lässt sich der Urlaub richtig genießen.
Permakultur
Wachsen und gedeihen: Permakultur am Bio-Bauernhof Auf dem SONNENTOR Bio-Bauernhof lässt sich die Natur im Rhythmus der Jahreszeiten immer wieder entdecken, denn hier entsteht permanent Neues. Egal ob im Frühjahr oder im Herbst, ob an einem heißen Sommertag oder unter einer romantischen Schneedecke – das Thema Selbstversorgung im Einklang mit der Umwelt ist am Frei-Hof stets präsent. Gäste können selbstständig und jederzeit den Garten besuchen und anhand zahlreicher Schautafeln viel erfahren. Das Erlernte kann dann zu Hause, am Balkon, am Fensterbankerl oder im Garten ausprobiert und umgesetzt werden. Denn überall dort, wo die Natur einen Lebensraum findet, kann sie sich holen, was sie braucht, und geben, was sie hat.
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Mehr unter: www.sonnentor.com/ seminare
Ankommen und entspannen: Urlaub im Land-Loft
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Erleben und erfahren: Führungen für Groß und Klein
Wir zeigen dir
SONNENTOR
Es ist der Duft, der einen sofort einnimmt, wenn man die Kräuterhallen von SONNENTOR betritt. Einnehmend verzaubern die getrockneten Kräuter und Gewürze die Nasen der Gäste: Denn egal ob jung oder alt, mit Kind und Kegel, zu zweit oder allein, jeder ist hier willkommen und wird gern mit viel Charme, einem einzigartigen Film und natürlich einem Tässchen Tee durch den Betrieb geführt. Auf alle, die sich gern unter freiem Himmel bewegen, wartet der 7 km lange Kräuterwanderweg zwischen Sprögnitz und Engelbrechts. Kurzweilig und spannend werden hier Geschichten und Mythen zu den wichtigsten heimischen Kräutern erzählt. Perfekt für eine Herbstwanderung.
www.sonne ntor.c erlebnis om/ 35
CHRISTIAN MORGENSTERN (1871 – 1914)
Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben, wird im selben Kreis all sein Leben traben; kommt am Ende hin, wo er hergerückt, hat der Menge Sinn nur noch mehr zerstückt.
IRREN IST MENSCHLICH: In der Renaissance gehörte zu einem groß angelegten Garten auch ein Irrgarten, dessen hohe Hecken die Orientierung auf den aus Sackgassen und geschlossenen Schleifen bestehenden Wegen verwehren.
BE LI E BTE WAN DE RLI E DE R ZUM MITSI NGE N :
Das Wandern ist des Müllers Lust / Hoch auf dem gelben Wagen / Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus / Und jetzt gang i ans Peters Brünnele / Hejo, spann den Wagen an
RÄTSELN
DAS S ICH - VERIRREN IS T HIER M ÖGLICH UND ERW ÜNS CHT.
F OLGT MA N DIES EM, M USS MA N BA LD UM KEHREN. Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. J . W. GO E T H E
G R OS S E
WEGBEGLE ITE R
WISS EN Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen. M A R I A MO N T E S SO R I
GESPROC H E N?
» SEI N EN WEG MACH EN « I M LE BE N VORAN KOM M E N
» DEN WEG DES GERI NGSTEN WI DERSTAN DS GEH EN « ALLE N SC HWI E RIGKE ITE N AUSWE IC H E N
» J EMAN DEM DEN WEG ABSCH N EI DEN « J E MAN DE M, DE N MAN VE RFOLGT, STE LLE N, I N DE M MAN E I N E ABKÜ RZU NG N I M MT
» AU F DEM BESTEN WEG SEI N « OFT I RON ISC H: DU RC H SE I N VE RHALTE N E I N E N U N E RWÜ NSC HTE N ZUSTAN D E RRE IC H E N
» SICH AU F HALBEM WEG TREFFEN «
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Und wer auf dem sprichwörtlichen Holzweg unterwegs ist, irrt ebenso. Waldarbeiter wissen, ein sogenannter Holzweg ist für den Transport von gefällten Bäumen bestimmt.
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H I E R KOM MT ES AU F DI E LÄNGE AN MIT RU N D 30.0 0 0 KI LOMETE RN GI LT DI E SOGE NAN NTE PANAME RICANA ALS LÄNGSTE STRASSE DE R WE LT. SI E RE ICHT VON ALASKA B IS ARGE NTI N I E N U N D FÜ H RT DU RCH 17 STAATE N, SEC HS ZE IT- U N D VI E R KLIMAZON E N. WE R GUT ZU FUSS IST, KAN N DE N GREAT TRAI L B EGE H E N. DE R LÄNGSTE WAN DE RWEG DE R WE LT VE RB I N DET KANADAS OSTKÜSTE MIT VANCOUVE R ISLAN D GAN Z IM WESTE N. SATTE 24.000 KI LOMETE R WARTE N AU F ECHTE AB E NTE U RE R.
E I N E N KOM PROM ISS SC H LI ESSE N
Nur wer sein
ZIEL
kennt, findet den WEG. L AOT S E
ALLE WEGE FÜH RE N NAC H ROM
Diese Redewendung bedeutet, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, ein ersehntes Ziel zu erreichen. Aber was hat die Hauptstadt Italiens damit zu tun? Vielleicht weil Rom in der Antike als Zentrum der Welt galt und Kaiser Augustus 20 v. Chr. auf dem Forum Romanum eine vergoldete Säule aufstellen ließ? Sie enthielt die Entfernung aller Provinzhauptstädte zu Rom. Betrachter hatten vielleicht den Eindruck, dass alle Wege nach Rom führten.