FREUDE Magazin Ausgabe 9 "Freund"

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DAS MAGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON SO N N E NTO R Nummer 9 // April 2017

Freund:

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Hauptsache: Mit Empathie die Welt gestalten Laufrichtung: Wenn aus Schülern Freunde werden! Wortwechsel: Ein Gespräch mit dem Dalai Lama



INHALT

FREUDE 09 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

„Hallo, ich bin der Hannes!“ Dieser einfache Satz mit einem offenen Lächeln und einem warmen Händedruck hat mir viele Türen geöffnet. Damit begann eine meist rege Kommunikation und der Beginn einer bereichernden Bekanntschaft oder langjährigen Freundschaft war getan. Seit ich denken kann, war ich immer offen und neugierig, Menschen kennenzulernen. Ich schätze das Gefühl, nicht allein zu sein. Zu wissen, da gibt’s jemand, der mich versteht und dem ich wichtig bin. Wesentlich jünger als meine beiden Brüder, bin ich schon als Kind losgezogen und hab’ mir erst mal im Dorf unter den Gleichaltrigen meine Freunde gesucht. Viele dieser Weggefährten habe ich inzwischen aus den Augen verloren. Neue sind dafür dazugekommen. Durch meine Selbstständigkeit habe ich viele Menschen getroffen und gerade in der Anfangszeit von Sonnentor war ich oft bei unseren BioBauern am Hof und aus meinen Besuchen haben sich enge Freundschaften entwickelt, die teilweise bis heute halten. Andere Freunde wieder begleiten uns durch bestimmte Lebensphasen. Und das ist so auch in Ordnung, nicht jeder kann uns ein ganzes Leben lang begleiten. Loslassen ist eine Lektion, die auch hier manchmal Sinn macht und gelernt werden will. Als ich dann später die Welt bereist habe, durfte ich eine großartige Erfahrung machen: Überall habe ich Gleichgesinnte gefunden, Bio-Pioniere der ersten Stunde, zu denen ich bis heute eine tiefe Verbundenheit pflege. Wer über den Tellerrand schaut, findet bald heraus: Überall auf der Welt sind Menschen wie du und ich daheim und Freundschaften überwinden sprachliche und kulturelle Barrieren. Wir lernen voneinander, wir teilen, wir geben und wir bekommen auch viel zurück. Man darf nur nicht vergessen, sich für Neues zu öffnen, dann darf man immer weiter wachsen. Menschlich und unternehmerisch. JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer

Wer den Schatz am Rande des Regenbogens findet, lernt die Kraft der Empathie für sich und andere zu nutzen.

10 KO S T P R O B E Eine wahre Geschichte übers gemeinsame Essen und wie dabei eine ganz besondere Freundschaft entstanden ist.

16 ENE RGIEF E LD Freundschaften verändern sich im Laufe des Lebens. Genauso wie auch wir selbst nicht stehen bleiben, sondern uns entwickeln.

28 SONNENSEITEN Aus dem Teekästchen geplaudert: aussichtsreiche Termine, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.

34 I M P R E S S U M Silja Götz arbeitet als Illustratorin in Madrid. Nach einer Ausbildung in Kommunikationsdesign und Lehrjahren beim renommierten Frauenmagazin „ Allegra“ zog es die Deutsche nach Spanien. Für FREUDE beschreibt sie die Seelenverwandschaft guter Freunde auf bezaubernde Weise.

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FREUDE 09 HAU P TSAC H E

Um an meiner Empathie zu arbeiten, gehe ich, wenn ich Freunde oder Bekannte besuche, zu deren Bücherregalen. Ich suche mit Absicht nicht nach einem Buch, das ich selbst gelesen habe oder von dem ich gehört habe, dass es gut sein soll, sondern ich greife nach dem Buch, das die größte Abneigung in mir auslöst, das Buch, das am weitesten von meinem selbst Erlebten entfernt ist, dann schlage ich es auf und lese es wie ein Kind, mit Neugier und Unbefangenheit. So suche ich nach dem, was unsere Welt ausmacht, und versuche, den Reichtum zu begreifen, der uns alle verbindet: Vielfalt! Text: Mirna Funk

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Die Fähigkeit zur Empathie erlaubt es uns, als Individuen zu existieren und die Vielfalt in der Welt zu schätzen.

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FREUDE 09 HAU P TSAC H E

Empathie kann uns überwältigen, da wir dank dieser Fähigkeit in die Gefühlswelt anderer eintauchen können.

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SEIT ANDERTHALB JAHREN REISE und Absichten unseres Gegenübers verstehen und ICH durch Deutschland und lese aus nachvollziehen. Ersteres lässt uns also einfühlen, im meinem Roman „Winternähe“ vor, anderen Fall geht es ums Eindenken. MIT EMPATHIE der im Juli 2015 erschienen ist. DIE WELT VERÄNDERN: In „Winternähe“ geht es um DIE DRITTE FORM DER EMPATHIE, die EMOTIONALE EMPATHIE die deutsch-jüdische Berlinerin soziale, ermöglicht uns, mit Menschen unterschiedlichster Kulturen und Hintergründe Lola, die sich auf die Suche „Mein Vater sagte immer, er kauft mir in Beziehung zu treten. Hier geht es also um nach ihrer Identität begibt. In ein Fahrrad, wenn ich eine Eins schreibe. die Fähigkeit, in einer pluralistischen Welt, Berlin, Tel Aviv und Bangkok. wo Vielfalt, Buntheit und VerschiedenartigDie meisten, die meinen Ich habe immer absichtlich eine Zwei keit existieren, im alltäglichen Miteinander Roman gelesen haben, finden geschrieben, weil ich wusste, dass er nicht frei und unabhängig zu agieren. Vor allem Lola vor allem eins: „Unergenug Geld hatte.“ Bob Marley träglich“. beim Reisen in ferne Länder werden wir mit Empathie kann überall stattfinden, wo Ich habe Lola aber auch unserer sozialen Empathie konfrontiert, weil Menschen in Beziehung treten. Im nicht als Sympathieträgerin wir dabei in einer radikalen Weise mit entworfen. Ich habe sie nicht einem völlig anderen Gegenüber Kleinen wie im Großen! geschaffen, damit man sich mit ihr konfrontiert werden. Ob identifiziert. Der Leser sollte sich man nun nach New York SOZIALE EMPATHIE gerade NICHT mit ihr identifizieren, fliegt und mit der denn so entsteht keine Empathie. Wenn ich überschwänglichen „ ALLE MENSCHEN SIND mich mit jemandem identifiziere, dann fühle ich mich Freundlichkeit des dieser Person nahe, weil sie Anteile von mir in sich trägt, Amerikaners FREI UND GLEICH AN WÜRDE oder aber ich glaube, Anteile von mir in dieser Person umgehen lernen UND RECHTEN GEBOREN.“ zu entdecken. Aber mir ging es um das Gegenteil. Ich muss, oder nach wollte, dass der Leser lernt, Empathie zu entwickeln und Afrika, um die Egal wie unterschiedlich wir sind, wir alle trotz der Antipathie Lola gegenüber anfängt zu verstehen. Ruhe im Chaos haben denselben Anspruch auf ein Leben in Der Leser sollte die Figur nach und nach ins Herz schließen, zu finden: Ziel Recht und Würde. Die Erklärung der weil er emotional auf ihre Situation reagiert und irgendist und bleibt zu Menschenrechte, erstmals verkündet am wann beginnt zu erahnen, warum Lola so ist, wie sie verstehen, dass 10. Dezember 1948, war eine empathiist. Warum sie zu dieser Person, die man so nervig findet, wir für den sche Meisterleistung. Nutzen wir die geworden ist. anderen auch nur Kraft der Empathie und setzen Die meisten Leser haben es am Ende des Buches genau ein anderer sind. so erlebt und Lola schließlich sogar „ins Herz geschlossen“. Das Das heißt, so merkdie Erklärung in die bedeutet, dass Lola nicht von Anfang an ein Teil des Herzens würdig wir die überTat um! schwängliche Freundlichkeit war, sondern dazuaddiert wurde oder eben integriert. Dass der des Amerikaners finden, so Leser sie als eigenständige Person wahrgenommen und trotzabsurd empfindet er die deutsche Unnahbarkeit. Und gerade dadem lieben gelernt hat. Und genau darum geht es bei echter durch, durch diese Andersartigkeit, können wir voneinander Empathie. Eine Person, die als anders, eigenständig und von lernen. mir getrennt wahrgenommen wird, zu sehen und zu verstehen. All jene, denen dies nicht gelungen ist, all jene, die das Buch DAS PRINZIP DER PERSPEKTIVE. Es lohnt sich, die wegen Lolas Verhalten und Persönlichkeit abbrechen mussten, Perspektive eines anderen einnehmen zu können und damit müssen wohl noch ein bisschen an ihrer Empathie arbeiten. Das Empathie zu empfinden. Doch dazu gehört auch viel Kraft ist gar nicht schlimm. Das müssen wir alle. Denn Empathie ist und die Fähigkeit, außerhalb seiner eigenen Erfahrung zu denken Arbeit. Weil wir leider dazu neigen, zum einen den leichteren und zu fühlen. Im Herbst 2015, dem Flüchtlingsherbst, setzte Weg zu gehen und zum anderen lieber Übereinstimmungen zu man Berliner Abgeordnete in einer Aktion für ein besseres suchen, als Unterschiede anzuerkennen. Aber die Investition Verständnis der Situation Geflüchteter in orangefarbene Schlauchlohnt sich allemal, nicht nur für uns selbst, sondern für uns alle. boote. Und die orangefarbenen Schlauchboote ließ man dann über die Spree schippern. Ziel war, den Abgeordneten das Elend MIT HERZ UND HIRN FÜR EIN GUTES MITEINANDER. und die Schwierigkeiten, die Angst und die Hoffnung der Gemeinhin wird Empathie als Mitgefühl für den anderen Flüchtlinge, die zu Zigtausenden in dieser Zeit über das Mittelverstanden. Das heißt, dass wir Motive, Verhaltensweisen oder meer nach Europa kamen, nahezubringen. Eine die Gefühle unseres Gegenübers nachempfinden können. Empathie-Aktion quasi. Forschungen zeigen aber, dass Empathie und Mitgefühl unterschiedlich sind. Das heißt, sie werden von verschiedenen Dieser Versuch zeigt uns allerlei auf: neuronalen Netzwerken verarbeitet. Aktiv-wohlwollendes Zum einen scheint es unmöglich, KOGNITIVE EMPATHIE Mitgefühl führt zu einem anderen Selbsterleben uns in eine ebensolche Situation als das empathische Miterleiden von fremdem zu versetzen, ohne eine „I HAVE A DREAM“ Schmerz. Mitgefühl kann man eher als „sich sorgen“ Simulation dieser. Zum beschreiben. Es bleibt eine gewisse emotionale anderen ist offensichtlich, Martin Luther King musste eine Schule Distanz. Ich sehe die Gefühle des anderen, verdass dieser klägliche für Schwarze besuchen. Seine Freundstehe sie und bin deswegen einfühlsam. Bei Versuch natürlich nicht schaft zu einem weißen Jungen war in der Empathie schlüpfe ich dagegen in den Körper einmal im Ansatz das Leid Zeiten der Rassentrennung unerwünscht. des anderen. Das kann dazu führen, von dem dieser Menschen nahebrinDoch er träumte von Gleichberechtigen kann. Einfach deshalb, Schmerz eines anderen überwältigt zu werden. gung und wurde zum herausweil die Abgeordneten im Dazu kommt, dass man zwischen drei verschiedenen Empathieformen unterscheiden muss. Es Gegensatz zu den Flüchtlinragendsten Kämpfer der Bürgergen am Abend nach dem gibt die emotionale, die kognitive und die soziale rechtsbewegung. Empathie Schlauchbootabenteuer auf Empathie. Während uns die emotionale Empathie kann zum Umdenken ihren gemütlichen Couchen ermöglicht, nachzuempfinden, was ein anderer fühlt, bewegen! saßen, Chips aßen und die „Tageskönnen wir mithilfe der kognitiven Empathie Gedanken 07


RUNDUM GUT:

G L E I C H B E RE C H TI GT

Im Kreis begegnen sich alle auf Augenhöhe, jeder wird gehört. Manitonquat ist ein Ältester der Wampanoag-Indianer und lehrt den „Weg des Kreises“, eine ursprüngliche und gemeinschaftliche Lebensweise. Wie diese Kreiskultur aussehen kann, beschreibt er etwa im Buch „Der Weg des Kreises“, es gibt Sommercamps und bald soll auch ein Dokumentarfilm zum Thema erscheinen. www.circleway.at, www.circleway.de, www.circlewayfilm.com

SICH SELBST GENAUSO WICHTIG NEHMEN. Auch unsere eigene Andersartigkeit wird durch unsere persönliche Geschichte geprägt. Eine Geschichte, zu der wir nicht einmal selbst einen vollständigen Zugang haben. Und auch nicht haben müssen. Es reicht also, wenn wir uns immer wieder an diese unbekannte Geschichte jedes Einzelnen erinnern. Wir müssen das Geheimnis mitdenken, das uns und die anderen zu dem macht, der wir sind! Diese Erkenntnis fördert das Miteinander, weil wir so zum Beispiel den Mitarbeiter, nennen wir ihn Henrik, der uns mit seiner Großkotzigkeit und Arroganz den letzten Nerv raubt, weniger angreifend empfinden würden. Die Kraft der Empathie lässt uns weicher werden, weil wir uns von der Andersartigkeit des anderen nicht bedroht fühlen müssen. Darüber hinaus dürfen wir auch auf die Empathiefähigkeit unserer Mitmenschen zählen, manchmal sind auch wir Henrik und dürfen das sein. Wesentlich ist es zu erkennen, dass jeder Einzigartig ist und uns genau diese Diversität wiederum eint. Es gibt nicht eine Wahrheit, sondern viele. VIELFALT STATT EINFALT. Solange wir aber glauben, dass unsere Sicht der Dinge zur absoluten Wahrheit erhoben werden muss, haben wir das Prinzip der Unterschiedlichkeit nicht verstanden. Und wir haben das Prinzip der Perspektive nicht verstanden. Wir stehen uns selbst im Weg. Warum müssen wir die Trinkfestigkeit der Russen, die emotionale Kälte der Finnen, die Unpünktlichkeit der Spanier und die Liebe zum Wein der Franzosen ständig werten oder sogar entwerten? Warum glauben wir, dass unser deutscher Ordnungssinn das Nonplusultra ist? Sind nicht alle diese Eigenschaften vielmehr die Farben im Spektrum des Menschseins? Und auch, wenn uns diese Farben manchmal fremd erscheinen oder zu grell, ergeben sie doch am Ende diesen wunderschönen Regenbogen, auf den wir immer warten, wenn die Sonne scheint und es gleichzeitig gewittert. Wenn wir uns und die anderen als Teil des Farbspektrums begreifen, dann kann so etwas wie Zusammengehörigkeit entstehen. Denn ohne die obskuren Eigenschaften der anderen entstünde eben kein Regenbogen. Und das zu verstehen und auch zu fühlen, ist eigentlich schon Empathie. Aber das ist eben nicht so einfach, weil wir dazu neigen, uns über Gemeinsamkeiten zu definieren und über Unterschiedlichkeiten abzugrenzen. Dabei müsste es anders sein: Weil wir 08

alle unterschiedlich sind, haben wir etwas gemein, nämlich unsere Unterschiedlichkeit. Zur Autorin: Die in Deutschland und Israel lebende Journalistin und Autorin Mirna Funk schrieb u. a. für „Neon“, „NIDO“, „Zeit Magazin“ und „Süddeutsche Magazin“. Für ihren Debütroman „Winternähe“ erhält Mirna Funk den Uwe-JohnsonFörderpreis der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft.

„ES GIBT EINEN ORT JENSEITS VON RICHTIG UND FALSCH. DORT BEGEGNEN WI R UNS.“ Dschalal ad- Din al- Rumi, persischer Mystiker

JENSEITS VON GUT UND BÖSE: SELBSTLIEBE Schon in der Bibel steht geschrieben: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Vielleicht die treffendste Aussage über Empathie. Denn wir alle sind es wert, gemocht zu werden, und haben einen Anspruch auf Wertschätzung. Wir können empathisch sein und dürfen Empathie auch für uns in Anspruch nehmen. Wer es schafft, seinem Gegenüber wie auch sich sich selbst gegenüber toleranter zu werden, der wird sich im Miteinander leichter tun.

JENSEITS VON GEWALT: GEWALTFREIE KOMMUNIKATION Im Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg bildet die Vermittlung von Bedürfnissen und Gefühlen die Voraussetzung, Konflikte friedlich und konstruktiv zu lösen. Dafür wird ein Anliegen in vier Schritten geäußert: Der wertfreien Beobachtung folgt ein Gefühl, das wiederum mit einem Bedürfnis zusammenhängt. Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, wird schließlich eine Bitte um eine konkrete Handlung oder ein Wunsch an das Gegenüber formuliert. Einfach mal ausprobieren!

JENSEITS VON WIRKLICHKEIT: PAUL WATZLAWICK „Man kann nicht nicht kommunizieren“: Nach der Theorie des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick konstruiert jedes Individuum seine eigene Realität aufgrund seiner persönlichen Wahrnehmung. Eine objektive Wirklichkeit existiert nicht. Ein Buch zum Kennenlernen seiner Gedanken heißt „Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen: Über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit“ und enthält aufschlussreiche Analysen über das Zusammenleben. Lesenswert!

JENSEITS VOM SPRECHEN: AKTIVES ZUHÖREN Miteinander reden, ohne aneinander vorbeizureden: „Aktives Zuhören“ kann dabei helfen. Die Methode kommt aus der medizinischen Gesprächstherapie und wurde vom amerikanischen Psychotherapeuten Carl Rogers begründet. Wichtigste Voraussetzungen für gelingendes aktives Zuhören sind Empathie, Authentizität und Akzeptanz. Ebenso wichtig: die wohlwollende Grundhaltung, wobei es nicht notwendig ist, einer Meinung zu sein. Der Rest ist Übungssache.

Fotos: Getty Images (2), Stocksy (1)

schau“ guckten. Sie landeten nicht halb tot oder völlig durchgefroren in irgendeinem Auffanglager an einem ihnen völlig unbekannten Ort und hatten auch nicht hilflos dabei zuschauen müssen, wie einer ihrer Angehörigen ertrinkt. Schließlich hat das große Leid schon vor der Überfahrt begonnen und geht nach dieser weiter. Die Überfahrt als solche ist also nur ein winziger Augenblick der gesamten Fluchtgeschichte. Und trotzdem wurde diese Aktion ins Leben gerufen und trotzdem machten die Abgeordneten zahlreich mit. Obwohl es offensichtlich ist, dass diese Simulation eben nur eine Simulation ist. Die Abgeordneten machten mit, weil sie selbst wahrscheinlich die Grenzen ihrer eigenen Empathiefähigkeit fühlten, dass es ihnen nämlich geradezu unmöglich war, das Leid der Geflüchteten nachzuempfinden. Nicht aus Böswilligkeit, sondern weil Empathie, wie eingangs erwähnt, dazu führen kann, von diesem nachempfundenen Leid übermannt zu werden. Demnach stellt uns die Empathie vor zwei große Aufgaben. Zum einen müssen wir die Angst vor emotionaler Überwältigung aushalten und zum anderen müssen wir anerkennen, dass der andere anders ist als wir. Dass sein Verhalten Gründe hat, die wir mitunter niemals erfahren.


FREUDE 09 H A U P T S AC H E

Empathie lässt uns Dinge einfach fühlen, auch ohne zu verstehen. Sogar „Undenkbares“ wie das Empfinden von Tieren.

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WER NICHT GENIESST, IST UNGENIESS BAR

Text: Tobias Müller 10


FREUDE 09 KOST P R O B E

GEMEINSAM SCHMECKT’S

BESSER

W

Wir essen gern miteinander. Beim gemeinsamen Genuss der Mahlzeit sind wir soziale Wesen und wir werden zu Freunden!

enig hat mich bisher in meinem Leben so gerührt wie ein Teller gebratenen Schweinefleischs. Serviert wurde er mir von Dimitri, einem 17-jährigen rumänischen Kirchenfresko-Maler in einem kleinen Dorf im Donaudelta. Meine damalige Freundin und ich hatten uns vorgenommen, die Donau entlang von Wien bis ans Schwarze Meer zu fahren, quer durch ein damals recht desolates Serbien und Rumänien. In Dimitris Dorf hatten wir uns beim Zurückschieben mit dem Auto an einem riesigen Stein, der mitten auf der Straße lag, den Auspuff aufgerissen. Das Auto röhrte bei jedem kleinen Gasgeben schrecklich auf, das ganze Dorf lief zusammen, umringte uns und lachte. Bis Dimitri uns zur Hilfe kam. ER BRACHTE UNS ZUM ÖRTLICHEN Automechaniker und weil der Auspuff erst am nächsten Tag fertig werden würde, lud er uns über Nacht zu sich nach Hause ein. Er lebte mit seiner Familie in einem kleinen Haus mit Plumpsklo im Garten und einem Verschlag, in dem die Familie jedes Jahr ein einziges, recht mageres Schwein mästete. Im Winter wurde es abgestochen und sein Fleisch verarbeitet oder eingefroren. Es diente das ganze folgende Jahr als Vorrat. Der Teller, den Dimitri uns servierte, war dennoch so voll geladen mit Schwein, dass nicht einmal seine Ränder mehr

zu sehen waren. Das Fleisch türmte sich auf, mindestens vier Koteletts und zwei dicke Nackenscheiben hoch. Dazu gab es selbstgemachtes Maisbrot, selbstgemachten Rotwein, und weil wir aus dem Westen kamen und man dort so etwas isst, hatte Dimitris Mutter im örtlichen Geschäft extra Schokoladewaffeln gekauft. Ich habe damals gelernt, dass es auch in Europa furchtbar arme Länder und Menschen gibt, dass hausgemachter Rotwein furchtbare Kopfschmerzen verursachen kann – und was Gastfreundschaft ist. Über viel zu viel Schweinebraten und Rotwein aus ZweiLiter-Coca-Cola-Flaschen waren sich drei Menschen aus sehr verschiedenen Welten nähergekommen. Bis spät in die Nacht aßen und tranken wir in dem kleinen Haus und im Garten, erzählten uns, wie es ist, in Wien zu studieren oder in Rumänien Kirchen zu bemalen, woher wir kamen, wohin wir gehen wollten. Denn Essen und Trinken macht uns nicht nur satt. Im besten Fall macht es die, die es teilen, zu Freunden. ESSEN, FREUNDSCHAFT, SOZIALER ZUSAMMENHALT und Nähe sind untrennbar miteinander verbunden. Schon das erste kulinarische Erlebnis eines Menschen ist eine sehr intime, geteilte Erfahrung: das Stillen. In vielen Kulturen ist es nach wie vor ungewöhnlich, ohne Freunde oder Familie überhaupt zu essen (geh im ländlichen China einmal zu zweit in ein Restaurant und du wirst dich so allein fühlen wie niemals zuvor). 11


S O G E HT'S AU C H

Essenseinladungen gehören rund um die Welt zur elementarsten Form der Gastfreundschaft. WENN WIR ETWAS UNANGENEHMES oder Heikles zu besprechen haben – Friedensverhandlungen, Schwiegermutter-Geburtstag, Kennenlernen des neuen Freunds der Tochter –, dann tun wir das oft bei einem Essen. Ganz so, als ob die gemeinsame Nahrungsaufnahme in der Lage wäre, alles Bedrohliche, Unangenehme zu kontrollieren und zu bannen – eine Mahlzeit, scheint es, ist viel leichter zu teilen als eine Meinung. Das geht so weit, dass diese Magie sogar auf den Akt und den Ort des Kochens abstrahlt: Wie oft sind Sie bei einer Party stundenlang in der Küche gestanden, statt objektiv bequemer im Wohnzimmer zu sitzen? Eben. Diese Verbindung aus Essen und Freundschaft, Kochen und Gemeinschaft mag einerseits ganz pragmatische Gründe haben. Mit vollem Magen sind wir uns erstens sympathischer – der hungrige Grantler verwandelt sich dank einer Mahlzeit in einen ganz passablen Zeitgenossen. Und zweitens: Wer sein Essen teilt, der zeigt, dass er den anderen zumindest nicht vergiften möchte, wer gemeinsam kocht, der beweist genug Vertrauen, um mit dem jeweils anderen und scharfen Messern in einem Raum zu sein. Andererseits aber ist diese Einheit auch über Jahrmillionen gewachsen und evolutionär bedingt. „DIE GETEILTE MAHLZEIT IST KEINE KLEINE SACHE“, schreibt der amerikanische Kulinarik-Journalist Michael Pollan in seinem Buch „Cooked“ daher. „Es ist (…) der Ort, an dem unsere Kinder die Kunst der Konversation lernen und die Grundlagen der Zivilisation: Teilen, Zuhören, Warten, Unterschiede verhandeln, argumentieren, ohne zu beleidigen.“ Und der amerikanische Anthropologe Richard Wrangham geht die Sache in seinem Buch „Feuer fangen“ noch grundlegender an. Er schreibt: „Um das Feuer versammelt, wurden wir langsam zahm.“ Der Affe mag von den Bäumen gestiegen sein, sich aufgerichtet und in der Savanne Gazellen gejagt haben. Aber erst, als er sie gemeinsam mit seinen Zeitgenossen über dem Feuer briet, wurde er zum Menschen. Es war erst das Kochen, dass es unseren Vorfahren erlaubte, überproportional große Gehirne zu entwickeln und uns so aus dem afrikanischen Grasland bis auf den Mond zu führen: Wird Nahrung durch Hitze gegart, wird sie viel leichter verdaulich. Denn im Gegensatz zu Rohkost, versorgt gegartes Fleisch und Gemüse unser riesiges Gehirn mit viel mehr Nährstoffen: Ein Fünftel unseres Tagesenergiebedarfs brauchen moderne Menschen allein für ihr riesiges Denkorgan. Und wer kocht, der isst zusammen und lernt dabei Wichtiges über das Leben in Gemeinschaft. KOCHEN UND GEMEINSAMES ESSEN verlangen Beherrschung, Zurückhaltung, Affektkontrolle. Die Beute muss nach Hause und und in Form gebracht, gegart und schließlich geteilt und verspeist werden. Als sich also die Hominiden erstmals um ein Feuer zum gemeinsamen Mahl versammelten, begann in dieser Sichtweise ein Prozess, der schließlich zu Tischmanieren und Gesellschaftsvertrag führte, zu Dinnerparty, Schneckenzangen und Sozialsystem – oder schlicht und ergreifend zu einem Erlebnis wahrer Gastfreundschaft im Donaudelta. Also: Freunde anrufen, Menü ausdenken und gemeinsam kochen und essen! 12

Da wird der Tee in der Tasse verrückt: Ausgesuchter Tee zum Essen wird meist lauwarm im Glas serviert. Wer gerne mal was anderes ausprobiert, lässt sich von nuancenreichen Schwarz-, Grün-, Kräuter- oder Früchtetees das verfeinern, was auf dem Teller wartet. www.sonnentor.com/teegenuss Kochen für die Gruft: Menschen können sich bei der Caritas melden und gemeinsam mit Freunden für Obdachlose in der Gruft kochen – zu Mittag und am Abend. Infos und Anmeldungen gibt es auf www.gruft.at

ESSEN MIT FREUNDEN

S PEIS EN Z U TEILEN MACHT VIEL M EHR S PAS S, A LS EINSA M VON SEINEM EIGENEN TELLER Z U ESSEN. HIER EINIGE TIPPS, WIE UND WO MA N BES ONDERS GUT M IT A NDEREN S CHLEMM EN KA NN:

MITTAGSPAUSE:

Über den gemeinsamen Business Lunch das berufliche Netzwerk erweitern? In Kooperation mit dem Karrierenetzwerk LinkedIn schlägt die App Let’s Lunch mögliche Essenspartner und eine zentrale Location vor. Verbreitet sich rasant über die ganze Welt. Probieren! http://letslunch.com

ZUSAMMEN ISST MAN WENIGER ALLEIN:

NACHAHMENSWERT: In München können sich Fremde beim Kochen begegnen. Jeder kann einladen oder teilnehmen, je nach Geschmack. Koch- und Essensbegeisterte finden sich unter www.cooksocial.de 10 Prozent der Teilnahmegebühren gehen an Projekte der Welthungerhilfe. REISEN UND GENIESSEN: Niemand hat bessere Tipps als Einheimische. Wer im Urlaub die ausgetretenen Pfade verlassen möchte, der meldet sich bei Traveling Spoon an. Dort laden Ortsansässige zum Dinner ins eigene Heim. Infos unter: www.travelingspoon.com FAMILIENZEIT: Forscher an der Universität von Illinois haben Daten von über 180.000 Kinder und Jugendlichen ausgewertet und dabei festgestellt, dass sich Familien, die gemeinsam essen, gesünder ernähren.

AUSWÄRTS ESSEN

WIEN – MAMA LIU UND SÖHNE: Hot Pot ist eine Art Fondue, bei dem die Gäste selbst am Tisch ihr eigenes Süppchen kochen. In Wien bietet Mama Liu und Söhne den Spaß an. www.mamaliuandsons.at/ BERLIN – INDUSTRY STANDARD: Die wahrscheinlich besten modernen Tapas der Stadt, alle zum Teilen gedacht. www.industry-standard.de ZÜRICH – FRAU GEROLDS GARTEN: Hier kann man in geselliger Runde perfektes Moitie-Moitie-Fondue mit „Gschwellti“, gekochten heurigen Kartoffeln, und Essiggmüas speisen. www.fraugerold.ch/

Fotos: Stocksy (3)

EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND:


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„Heiligkeit, lieber Freund ...“, beginnt der Journalist Franz Alt ein Gespräch mit dem Dalai Lama, das Wege zu einem friedlichen Miteinander im 21. Jahrhundert aufzeigt. Ein Auszug aus dem Buch „Der Appell des Dalai Lama an die Welt. Ethik ist wichtiger als Religion“ zeigt, dass wir die Schritte dahin nur gemeinsam machen können. 14


FREUDE 09 WOR T W E C H S E L

FRANZ ALT: Täglich rotten wir 150 Tier- und Pflanzenarten aus, wir vergrößern die Wüsten um 50.000 Hektar und blasen 150 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft. Praktisch führen wir einen Dritten Weltkrieg gegen die Natur. Die Religionen haben diese Entwicklung nicht stoppen können. 2014 war global das wärmste Jahr seit der Aufzeichnung der Klimadaten. Die Himalaya-Gletscher und das Eis der Pole schmelzen. Was kann in dieser Situation eine säkulare (weltliche, profane, kirchenunabhängige; Anm. d. Red.) Ethik bewirken und was sind die Grundlagen einer säkularen Ethik?

DALAI LAMA: Achtsamkeit, Bildung, Respekt, Toleranz, Fürsorge und Gewaltlosigkeit. Im letzten Jahrhundert haben wir große materielle Fortschritte erzielt. Das war insgesamt gut. Aber diese materiellen Fortschritte sind es auch, die zur aktuellen Umweltzerstörung geführt haben. Jetzt, im 21. Jahrhundert, müssen wir auf allen Ebenen mehr innere Werte lernen, pflegen und anwenden. Ein realistischer Blick auf die Probleme unserer Zeit, von denen Sie gerade einige aufgezählt haben, zeigt ganz eindeutig, dass wir einen nachhaltigen und universellen Zugang zu Fragen der Ethik, der inneren Werte und der persönlichen Integrität finden müssen – einen Zugang, der uns schließlich Brücken bauen lässt zwischen den kulturellen, ethnischen und religiösen Unterschieden. (...) Wir müssen jetzt lernen, dass die Menschheit eine Familie ist und dass dazu auch Atheisten und die zunehmende Zahl der Agnostiker gehören. Wir alle sind physisch, mental und emotional Brüder und Schwestern. Aber wir legen den Fokus noch viel zu sehr auf unsere Differenzen anstatt auf das, was uns verbindet. Dabei sind wir doch alle auf dieselbe Weise geboren und sterben auf dieselbe Weise. Es ergibt wenig Sinn, mit Stolz auf Nation und Religion auf dem Friedhof zu landen! (An dieser Stelle lacht er lange und laut sein weltbekanntes gurgelndes Dalai-LamaLachen!) Wenn alle sieben Milliarden zunächst das betrachten, was sie eint, und nicht das, was sie trennt, dann hätten alle weniger Stress und weniger Ärger. Wir sollten lernen, dass wir alle Freunde sind. Für mich gibt es keine Feinde, sondern nur Menschen, die ich noch nicht kennengelernt habe. Die jungen Leute von heute haben doch viel mehr Möglichkeiten, sich global kennenzulernen – und diese Chancen sollten sie nutzen, um an einer besseren Welt zu arbeiten. Mitgefühl und Liebe wurden bisher in Erziehung, Ausbildung und Bildung viel zu sehr vernachlässigt. Das können und müssen wir jetzt ändern. (...)

Foto: picturedesk

Bei den sechs Milliarden „Gläubigen“ auf der Welt gibt es – gerade in Europa – viele, die ihre eigene Religion nicht ernst nehmen, im Christentum sprechen wir von sogenannten „Taufscheinchristen“.

Leider gibt es unter den sechs Milliarden „Gläubigen“ auf der Welt viele Korrupte, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Sie haben Recht, lieber Freund, innere Werte müssen das 21. Jahrhundert prägen. Dann wird unser Jahrhundert zum Jahrhundert des Friedens und des Dialogs. (...) Wir wissen heute ganz genau, dass es einem Selbstmord gleichkäme, wenn wir einen Atomkrieg riskieren würden. Allein das zeigt, dass wir alle voneinander abhängig sind und in einer globalisierten Welt eine säkulare Ethik entwickeln müssen. Für eine weltweite säkulare Ethik bedarf es freilich noch weltweiter Forschung. Darüber bin ich mir mit vielen Wissenschaftlern einig, vor allem mit Hirnforschern, Neuropsycho-

logen und Pädagogen. Die moderne neurobiologische Forschung legt nahe, dass sich altruistisches und weniger egoistisches Verhalten für alle lohnt. Menschen müssen sich nicht egoistisch, sie können sich auch altruistisch verhalten, auch das Fremde umfassen und sich am Wohlergehen anderer orientieren. Aber dafür braucht es noch mehr Aufklärung. Je stärker Menschen daran glauben, dass sich auch andere altruistisch verhalten, umso eher tun sie es selbst. Altruismus macht uns einfach glücklicher! (...) Sie setzen sehr auf die moderne Hirnforschung. Warum?

Unser Gehirn ist ein lernendes Organ. Die Neuropsychologie lehrt uns, dass wir unser Hirn trainieren können wie einen Muskel. So können wir bewusst Gutes und Schönes in uns aufnehmen und unser Gehirn positiv beeinflussen und Negatives überwinden. Kraft unseres Geistes können wir unser Hirn zum Besseren verändern. Das sind revolutionäre Fortschritte. Dank dieser Fortschritte wissen wir auch besser als früher, dass Ethik, Mitgefühl und soziales Verhalten uns angeboren sind, aber Religion uns anerzogen ist. Daraus müssen wir Konsequenzen ziehen, auch die Religionen. Ethik geht tiefer und ist natürlicher als Religion. Welche Fragen müssen wir uns stellen, um Mitgefühl weiterentwickeln zu können?

Sind wir aufgeschlossen oder engherzig? Haben wir die Gesamtsituation in Betracht gezogen oder erwägen wir nur einzelne Teilaspekte? Also denken und handeln wir ganzheitlich? Betrachten wir die Dinge nur kurzfristig oder wirklich langfristig? Ist unser Handeln wirklich von aufrichtigem Mitgefühl motiviert? Bleibt unser Mitgefühl auf die eigene Familie oder Freunde beschränkt, mit denen wir uns weitgehend identifizieren können? Wir müssen also nachdenken, nachdenken, nachdenken. Und forschen, forschen, forschen. Ethik hat also im Wesentlichen mit unserem Geisteszustand zu tun und nicht mit der formalen Zugehörigkeit zu einer Religion. Wir müssen unsere Selbstbeschränkung überwinden und den Standpunkt des anderen verstehen. Für dieses Forschungsinteresse bin ich vor 20 Jahren noch belächelt worden. Heute wird es zunehmend anerkannt. Wer Altruismus nicht anerkennt, kann nicht verstehen, wie Politik und Märkte wirklich funktionieren. Im aktuellen Ukraine-Konflikt bedeutet das: Osteuropa braucht Westeuropa und Westeuropa braucht Osteuropa. Also: Redet miteinander. Begreift, dass wir heute im Zeitalter der Globalisierung in einer Welt leben. Das neue Motto muss heißen: Euer Interesse ist unser Interesse. Fundamentalismus ist immer schädlich. Die Konzepte von gestern helfen uns nicht mehr weiter. Gerade für Kinder, also für die Erwachsenen von morgen, ist Ethik wichtiger als Religion. (…) LESENSWERT! Der Appell des Dalai Lama an die Welt „Ethik ist wichtiger als Religion“ von Dalai Lama, Benevento Verlag, 2015, 56 Seiten Der Dalai Lama spricht mit seinem langjährigen Freund, dem deutschen Fernsehjournalisten und Buchautor Franz Alt, über die wichtigsten Fragen unserer Zeit: über Frieden, Umwelt und Religionen, über Mitgefühl und eine Ethik, die Unterschiede überwindet. Das packende Interview wurde in acht Sprachen übersetzt und regt an, über die Grundlagen für ein friedliches 21. Jahrhundert nachzudenken und darüber zu diskutieren.

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FREUDE 09 E N E R G I E F E LD

FREUNDE KOMMEN

& FREUNDE GEHEN

Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Freunde kommen und Freunde gehen, doch nur die wahren Freunde bleiben ein Leben lang!“ Ist das so? Fest steht, dass wir uns im Laufe des Lebens entwickeln, genauso wie unsere Freundschaften. Und das tut uns gut! Text: Susanne Wolf 16

Illustrationen: Sarah Kay


I

M KINDERGARTEN WAR XANDI MEIN BESTER FREUND und ich wusste: später einmal würde ich ihn heiraten. Nun, zwar bin ich heute verheiratet, aber mein Mann heißt Richard. Zuletzt sah ich Xandi mit neun Jahren bei einer Faschingsparty – ich war immer noch ein bisschen in ihn verliebt. Zu jener Zeit war bereits Sylvia meine liebste Freundin, wir spielten im Schulhof Indianer und ich harrte am Marterpfahl aus. Als wir an verschiedene Gymnasien wechselten, verloren wir uns aus den Augen. Es folgten Gisi, Sissy, Bella, Gigy. „La Boum“ lief im Kino, es war die Zeit der pubertären Wirrungen und der ersten Verliebtheit. Wir veranstalteten Partys, zu denen wir die Jungs aus der Nebenklasse einluden, spielten Flaschendrehen und tanzten zu langsamer Musik. Und schütteten einander unsere Herzen aus, wenn unsere Verliebtheit nicht erwidert wurde. UNERSCHÜTTERLICHE LOYALITÄT. Lebenslange Freundschaften sind in unserer rastlosen Zeit selten geworden. Das, was heute gemeinhin unter den Begriff „Lebensabschnittspartner“ fällt, trifft mitunter auch auf Freunde zu: Sobald wir uns verändern und unser Leben eine neue Richtung nimmt, besteht die Gefahr, dass unsere Gefährten uns fremd werden. „Ein neuer Job, eine Partnerschaft oder Kinder können dazu führen, dass

NICHT ALLE FREUNDSCHAFTEN HALTEN EIN LEBEN LANG:

darum, für den anderen da zu sein. Die Jahre vergingen und weitere Freundinnen begleiteten mich auf einer Strecke des Weges: Mit Pia verbrachte ich die Jahre, in denen ich auf der Suche war – nach mir selbst und dem Sinn meines Lebens, von Selbstzweifeln gequält. Mit Sabine vereinte mich der geteilte Schmerz über eine gescheiterte Beziehung, beide hatten wir kleine Kinder. Doch auch diese Freundschaft hielt nur einige Jahre, wir bemerkten immer öfter, dass unsere Werte zu unterschiedlich waren. Und so veränderten sich in dem Maße, in dem ich mich im Laufe meines Lebens weiterentwickelte, auch meine Freundschaften. SICH WIEDERFINDEN. Nicht alle Freundschaften halten ein Leben lang. Häufig hat es mit bestimmten Lebensumständen zu tun, warum sich vertraute Bindungen auch wieder lösen. Manchmal ist es aber nur eine Trennung auf Zeit. Ein und dieselbe Freundschaft kann im Laufe des Lebens auch mal mehr, mal weniger intensiv sein. Peter Rippl, 43, zum Beispiel kennt seinen engsten Freund Werner seit Kindheitstagen. „Wir wurden im Abstand von einer Viertelstunde im selben Krankenhaus geboren“, erzählt der Wiener. Die Eltern waren gut befreundet und die Buben sahen sich regelmäßig, fuhren gemeinsam auf Urlaub. „Ich war ein Einzelkind und Werner war wie ein Bruder für mich.“ In der Jugendzeit verloren die Freunde einander für einige Jahre aus den Augen, weil sie verschiedene Schulen besuchten. Nach der Matura telefonierten sie und knüpften nahtlos an die Zeit vor dem Gymnasium an. „Es war alles so wie früher und wir erlebten gemeinsam unsere Sturm-und-Drang-Zeit.“ Heute sehen Peter und Werner einander oft monatelang nicht, haben aber dennoch ein sehr enges Verhältnis. „Wir können über alles reden und fühlen uns emotional sehr verbunden.“ Auch als Peter seine heutige Frau kennenlernte und weniger Zeit für seinen Freund hatte, war das kein Problem. Werner war natürlich Trauzeuge. NADINE HILMAR, 38, ERZÄHLT über ihre langjährige Freundin Annette Ähnliches: „Unsere Freundschaft funktioniert so gut, weil wir einander gutgesinnt begegnen, aber vor allem keine Erwartungen haben.“ Die zwei wuchsen im Osten Deutschlands im selben Haus auf. Obwohl sich ihre Wege nach der Schule trennten, konnten sie den Kontakt langfristig halten. „Ich bin 2008 nach Wien gezogen, Annette lebte lange Zeit in Mannheim.“ Die besondere Verbindung der beiden blieb bestehen. „Wenn wir nach längerer Zeit telefonieren, kann das auch eine Stunde dauern“, erzählt die Familienbegleiterin und dreifache Mutter. „Eigentlich sind wir sehr unterschiedliche Menschen, aber vielleicht ergänzen wir uns gerade deswegen so gut.“ Psychologin Ölsböck ist davon überzeugt, dass wir uns über gute Freunde selbst entdecken können. „Sie halten uns einen Spiegel vor und lassen uns blinde Flecken eher erkennen.“

FREUNDE sind wie Teebeutel. Manchmal muss man sie einfach ziehen lassen. Freundschaften einschlafen“, weiß Psychologin Natalia Ölsböck und sie erklärt weiter, dass „Frauen wohl eher als Männer dazu neigen, den Kontakt aufrechtzuerhalten“. Und doch sind wir zu Beginn einer Freundschaft oft überzeugt, dass diese ein Leben lang halten wird – vor allem in Kinder- und Jugendtagen. Kinder stellen nichts in Frage, sie halten zu ihren Freunden mit einer unerschütterlichen Loyalität – solange, bis jemand auftaucht, der interessanter ist. Wenn Heranwachsende dann beginnen, sich von ihren Eltern zu lösen, werden Gleichaltrige noch wichtiger. „In der Jugendzeit werden Freundschaften stabiler und inniger“, erklärt Ölsböck. Gleichzeitig gibt es jedoch neue Hürden zu überwinden, etwa wenn die beste Freundin sich den Jungen angelt, in den beide Mädchen verliebt sind. In einer Freundschaft geht es ja gerade auch um Ähnlichkeit, darum, dieselben Dinge und eben auch dieselben Menschen zu mögen. Es ist genau diese Nähe und Vertrautheit, die darüber entscheiden, ob wir eine Person, die wir gerade kennenlernen, sympathisch finden. Sobald die Freundschaft dann entstanden ist, geht es

AUF AUGENHÖHE. Eines habe ich im Laufe der Jahre gelernt: Eine Freundschaft kann nur von Dauer sein, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet. Wenn ich meine Freundin so nehmen 17


TIERISCH GUT:

E I N FRE U N D S C H AF TLI C H E R BL I C K I N D I E FAU NA.

IM REICH DER TIERE: Auch bei unseren vierbeinigen Gefährten scheint es Verhaltensweisen zu geben, die mit dem Begriff „freundschaftlich“ beschrieben werden können. Und wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann immer wieder entdecken, wie auch ungewöhnliche Tierpaare einander zugetan sein können. Dem norwegischen Fotografen Torgeir Berge ist es sogar gelungen, in einer beeindruckenden Fotoreihe die ungewöhnliche Beziehung zwischen seinem Schäferhund und einem jungen Fuchs zu dokumentieren. www.welt.de/vermischtes/article128860862/

kann, wie sie ist, und sie mich mit all meinen Eigenheiten respektiert. Sobald eine Seite sich über die andere stellt und vielleicht gar belehrend wird, sind Konflikte vorprogrammiert. Und: je besser ich mit mir zurechtkam, desto besser funktionierten die Freundschaften. Andreas Salcher hat diesem Punkt in seinem Buch „Ich bin für dich da. Die Kunst der Freundschaft“ ein ganzes Kapitel gewidmet: „Du sollst dir selbst ein guter Freund sein“ nennt er das zehnte und wichtigste Gebot für eine gelingende Freundschaft. NUN BIN ICH IN DER MITTE MEINES LEBENS und merke, dass sich Prioritäten und Werte erneut verschieben. Heute ist es mir wichtiger denn je, Personen in meinem Leben zu haben, denen ich wirklich vertrauen kann – und wenn es nur einige wenige sind. Seit einigen Jahren habe ich zwei gute Freundinnen an meiner Seite. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es jemanden gibt, an den ich mich auch in Zeiten der Krise wenden kann. Aber auch „Freunde“ in sozialen Medien besitzen für mich mittlerweile einen gewissen Stellenwert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich mit manchen Menschen gerne austausche und von diesem Austausch profitiere – selbst wenn ich die Person noch nie gesehen habe. Diese Begegnungen ermöglichen es mir, mich mit völlig neuen Aspekten auseinanderzusetzen, die ich vielleicht noch gar nicht bedacht hatte. Aus manchen virtuellen Freundschaften sind im Laufe der Zeit sogar reale Bekanntschaften entstanden; und auch alte Freunde habe ich in sozialen Netzwerken wiedergefunden. „Es ist zwar wichtig, zwischen der realen und der virtuellen Welt zu unterscheiden“, meint Ölsböck. „Für Menschen, die nicht sehr gesellig sind, kann eine Online-Freundschaft aber eine Alternative für eine reale Beziehung sein.“ FREUND SEIN. Manche Menschen finden schwerer Freunde als andere, sind introvertierter und vielleicht sogar gerne mal alleine. Prinzipiell ist der Mensch aber ein soziales Wesen: Gute Beziehungen wirken sich sogar positiv auf die Gesundheit aus, wie eine Langzeitstudie der Harvard University herausfand (siehe Kasten). Nicht jedem fällt es jedoch leicht, auf andere zuzugehen, und die meisten haben das Gefühl schon einmal erlebt, sich in einem Raum voller Menschen allein und fremd zu fühlen. Vielleicht ist es unser aller Aufgabe, auch auf Menschen zuzugehen, die von anderen gemieden werden oder einsam wirken. Jemanden anzusprechen und dabei das Zünglein an der Waage zu sein, nämlich der Mensch, der Freundschaft anbietet. Wenn die Jahre ins Land ziehen, bleiben oft nur wenige nahestehende Menschen. Für alte Menschen, die ihren Partner verloren haben, kann eine Freundschaft buchstäblich lebensrettend sein. Und es gibt Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu bleiben: etwa in Wohnprojekten, wo Jung und Alt zusammenleben. Oder beim ehrenamtlichen Engagement, zum Beispiel für Flüchtlinge. Und umgekehrt gibt es die Möglichkeit, Menschen zum Beispiel in Altersheimen zu besuchen. Auch wenn wir manchmal gerne für uns sind, ist es nicht immer leicht, alleine zu sein. Wir leben in Gemeinschaft und wollen auch nicht einsam gehen. Wir brauchen Menschen und sind gerne FREUND. — 18

Wenn-sich-Fuchs-und-Hund-ploetzlich-lieb-haben.html BUCHTIPP: Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen von Richard David Precht, Goldmann Verlag, 512 Seiten, ISBN: 978-3442314416 Noch nie sind die Menschen so sensilibilisiert gewesen, was das Leiden der Tiere betrifft, und noch nie haben sie so organisiert Tierleid verursacht. Über das Verhältnis von Mensch und Tier mit spannenden Bezügen zu Religions-, Kultur- und Philosophiegeschichte. Fundiert, klug und leidenschaftlich.

Freunde sind Wegweiser zum wahren Ich

GEMEINSAM STATT EINSAM Ausreden, warum man keine neuen Freunde findet, sind zahlreich: keine Zeit, zu alt, zu schrullig, zu hässlich, zu langweilig etc. Jeder hat irgendwann zumindest einmal im Leben das Gefühl, einsam zu sein. Das kann man eine Zeitlang genießen, aber insgesamt sind wir doch Herdentiere. Also, einfach mal die Stadtzeitung studieren oder das Internet durchforsten und genau das ausprobieren, was man immer schon ausprobieren wollte. Ob Terrarien anlegen, seltene Orchideen züchten oder Bodypainting. In Kursen, Vereinen etc. findet man bestimmt Gleichgesinnte. HILF E ZUR SELBSTHILF E Neben dem zeitweiligen Gefühl, einsam zu sein, gibt es aber auch Menschen, die sich dauerhaft alleine fühlen und die Möglichkeit nicht mehr sehen, in Kontakt zu anderen zu treten. Diese Form der Einsamkeit ist meist die Folge von Sozialphobie oder Kontaktangst. Betroffenen ist es meist unmöglich, ein Gespräch zu beginnen. Gut, dass es dafür mittlerweile professionelle Hilfe gibt. Speziell geschulte Psychologen, spezifische Therapieangebote oder Selbsthilfegruppen können helfen. Anlaufstellen: www.promente-wien.at, www.vssp.de WAS UNS GLÜCKLICH MACHT Sie gehört zu den aufwendigsten Studien, die je durchgeführt wurden. Die sogenannte Grant-Studie. Dabei begleiten Forscher 268 Menschen und zwar, über einen Zeitraum von mittlerweile bereits 70 (!) Jahren, um der Frage auf den Grund zu gehen, was ein zufriedenes Leben ausmacht. Und diese beeindruckende Sammlung von Lebensgeschichten zeigt eines ganz deutlich: Am wichtigsten für Gesundheit und Zufriedenheit sind soziale Bindungen. In einem Wort gesprochen: Freunde. www.hms.harvard.edu/psych/redbook/redbook-family-adult-01.htm


Das Thema Freundschaft hat keine einprägsamer festgehalten als die mittlerweile über 70 - jährige Australierin Sarah Kay, deren Bilder an die Stammbücher aus Kindertagen erinnern. Und manchmal muss Freundschaft so sein: harmonisch und einfach schön.

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Griechenland

Foto: Getty Images

E I N LAN D I N ALLE R M U N DE. Hier gedeihen u. a. SONNENTOR´ s Safran und Oregano in beeindruckender Kulisse zwischen Himmel und Meer. Das Land ist reich beschenkt an Geschmäckern aller Art. Doch spricht man über Griechenland auch, weil es in den letzten Jahren zunehmend unter wirtschaftlichen Druck geraten ist und die Einwohner ihr Möglichstes tun müssen, ihr Land vor dem totalen Ausverkauf zu schützen. Wer dieses wunderschöne Stückchen Erde unterstützen möchte, darf es nicht allein anhand seiner ökonomischen Wachstumsraten messen, sondern muss es als Teil unserer Welt sehen. Denn Grenzen gibt es lediglich in den Köpfen der Menschen, existieren kann man aber nur in Gemeinschaft.

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FREUDE 09 U R S P R U N G SZ E U G N I S

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1 l Rektor Laurence Nodder mit Hund 2 l Moderne Wohnhäuser am Campus 3 l Projektarbeit am UWC Robert Bosch College 4 l Die Schülerinnen Souhaila Abourchid (links) und Lisa Alem-Wakayo 5 l Die Bibliothek wurde früher als Kloster-Speisesaal genutzt

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FREUDE 09 L A U F R I C H T U N G

WE ARE THE WORLD, WE ARE THE CHILDREN

Fotos: Patrick Seeger

In Freiburg im Breisgau steht eine erstaunliche Schule: 200 Jugendliche aus 90 Ländern besuchen das UWC Robert Bosch College. Sie wohnen für zwei Jahre gemeinsam auf dem Gelände eines alten Klosters. Hier lernen sie nicht nur Englisch, Chemie oder Wirtschaft. Sondern auch, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen für einen guten Umgang miteinander – und mit der Natur.

„WAS DENKST DU, WENN DU MORGENS AUFWACHST?“, fragt Souhaila. „Da bin ich müde, da denke ich gar nichts“, antwortet Samu und lacht. Souhaila lacht mit, dann schaut sie Samu fest in die Augen: „Jetzt sag mal, wie sähe eine Liste der Sachen aus, die wichtig sind in deinem Leben? Mir fällt meine Familie ein.“ Samu überlegt einen Moment, dann sagt er: „Ich weiß nicht, Natur ist mir jedenfalls auch ziemlich wichtig.“ Souhaila Abourchid ist 16 Jahre alt, sie kommt aus Marokko, der 18-jährige Samu Fazekas kommt aus Ungarn. Sie sitzen im Klassenzimmer an einem Tisch und überlegen gemeinsam, welche Dinge sie in eine Zeitkapsel packen würden, die im Jahr 3017 geöffnet wird. Gruppenarbeit. „Denkt dran“, erinnert sie Lehrerin Carol Seymour, „die Leute, die die Kapsel öffnen, haben keine Ahnung, warum ihr diese Dinge eingepackt habt …“ Souhaila und Samu reden sich die Köpfe heiß: Über heutige Medien wollen sie den Menschen der Zukunft erzählen, und über den Klimawandel. „Vielleicht sollte ich meinen wunderschönen Laptop voller Informationen in die Kiste packen“, überlegt Souhaila. „Aber gibt es in 1.000 Jahren überhaupt noch Strom, damit die Menschen ihn anschalten können?“

„THEORY OF KNOWLEDGE“ HEISST DAS FACH, Erkenntnistheorie. Wie interpretieren wir, was wir sehen? Wie können wir wissen, was wir wissen? Und warum glauben wir, was wir glauben? Darum gehe es hier, sagt Seymour, die auch Naturwissenschaften unterrichtet: „Mir ist wichtig, dass die Schüler viel über Chemie wissen. Aber noch wichtiger ist, dass sie lernen, kritisch zu denken und gute Bürger zu sein.“ Souhaila und Samu sind Schüler des UWC Robert Bosch Colleges in Freiburg im Breisgau, dem einzigen deutschen von weltweit 17 United World Colleges (UWC). Unterrichtssprache ist Englisch. Vor dem Fenster des Klassenraums erstreckt sich ein Innenhof mit Torbogen. Die Schule ist in einem aufwendig restaurierten ehemaligen Kartäuserkloster untergebracht, am Hang über der Stadt. Unterhalb liegt der Klostergarten aus dem 14. Jahrhundert, etwas weiter sind moderne, schlichte Würfelhäuser versetzt an den Hang gebaut. Hier wohnen die 200 Schüler des UWC, 24 in jedem Haus, immer vier in einem Zimmer. Sie kommen aus 90 Ländern. Auf die Fassaden sind die Nummern der Häuser geschrieben, an jedem in einer anderen Sprache. Souhaila lebt in Haus fünf: „pet“, das ist Bosnisch. 23


SCHULE MIT FORMAT:

DAS U WC RO BE RT BO S C H CO LLE G E BESTNOTE 2016 zeichnet die Stiftung Weltethos das Robert Bosch College in Freiburg für religions-, kulturund nationenübergreifendes Arbeiten aus. www.weltethos.org/ weltethos-schulen/

GESCHICHTSUNTERRICHT: Der deutsche Reformpädagoge Kurt Hahn und der britische Luftmarschall Sir Lawrence Darvall gründeten 1962 das erste United Word College, das Atlantic College in Wales. Damit wollten sie, auch vor dem Hintergrund der Weltkriege und des Kalten Krieges, Verständigung und Toleranz fördern. Hahn gilt auch als einer der Begründer der Erlebnispädagogik; soziale, kreative und sportliche Aktivitäten spielen in seinem Konzept eine wichtige Rolle. Heute gibt es Colleges in 17 Ländern. Die Schüler können in zwei Jahren ein International Baccalaureate Diploma erwerben, eine Art internationales Abitur/Matura. Das Freiburger UWC Robert Bosch College wurde 2012 gegründet.

Hier liegt der Schwerpunkt auf Umweltthemen und der Idee, mit Technik nachhaltige ökologische Entwicklung und Frieden zu fördern. Das Schulkonzept sieht dabei die Vielfalt an Schülern und Schülerinnen als enormes Potential. Denn nur durch gelebte Wertschätzung für Kompromisse kann dazu beigetragen werden, eine Antwort auf die komplexen und globalen Probleme unserer Zeit zu finden. Die laufenden Kosten der Freiburger Schule in Höhe von sechs Millionen Euro jährlich trägt zu 40 % das Bundesland Baden-Württemberg, weitere Unterstützer sind unter anderem die Robert Bosch Stiftung, das Medizintechnik-Unternehmen B. Braun Melsungen und die Stadt Freiburg.

mal halte ich an, schaue mich um und staune immer noch“, MIT GEMÄCHLICHEN SCHRITTEN UMRUNDET Laurence sagt Souhaila, „eine so große Vielfalt an Menschen hatte ich Nodder das Klostergebäude, er hat seinen großen schwarzen Hund vorher noch nie gesehen.“ Warum funktioniert hier das Zusamdabei, der braucht Auslauf. Am Tor bleibt er kurz stehen, wo der Blick über die Ausläufer des Schwarzwalds reicht, über den menleben? „Natürlich gibt es Konflikte“, sagt sie, „aber alle kleinen Fluss Dreisam und die Universitätsstadt Freiburg mit kümmern sich darum, wir setzen uns zusammen auf den Boden ihren knapp 230.000 Einwohnern. Dann kehrt er zurück in sein und diskutieren vielleicht fünf Stunden, ob Donald Trump ein Büro. Der 58-jährige Südafrikaner ist Gründungsrektor des toller Präsident ist.“ Freiburger UWC, seit 2012 ist er hier, davor hat er das UWC in Das findet sie zwar nach fünf Stunden immer noch nicht, Swasiland geleitet. „Ich gehe gerne eine Runde, um mitzubekom„aber ich kann den anderen verstehen, auch wenn ich bei meiner Meinung bleibe.“ Die Schüler werden von unabhängigen men, was passiert“, sagt er. Auch, ob es Konflikte gibt. Um dann Komitees in den Herkunftsländern ausgewählt, Begabung und möglichst nicht einzugreifen: „Meine Aufgabe ist es zu sagen, Engagement sind die Kriterien, Herkunft und Vermögen nicht. hier habt ihr ein Problem, denkt über eine Lösung nach.“ Das ist 70 Prozent der Freiburger Schüler haben ein Vollstipendium, die Idee der United World Colleges: junge Menschen zwischen 16 und 19 Jahren mit den unterschiedlichsten sozialen, religiö25 Prozent werden teilweise unterstützt. „Was hat der junge Mensch mit den Möglichkeiten gemacht, die er bisher in seinem sen, kulturellen Erfahrungen zusammenzubringen. Und ihnen Leben hatte?“, fragt Laurence Nodder zu helfen, sich zu verstehen. Er frage neue und berichtet von einem Jugendlichen Schüler immer, wie sie in ihren zufällig in Swasiland, der sich zwar im Zeitgezusammengestellten Viererzimmern BITTE MERKEN: Entscheidungen treffen, sagt Nodder: „Wie schehen auskannte, aber keine können wir die Welt retten, wenn wir nicht besonders detaillierten Antworten gemeinsam entscheiden können, ob wir geben konnte. „Ich habe ihn gefragt, mit offenem oder geschlossenem Fenster woher er seine Informationen hat, und schlafen?“ er hat erzählt, dass er zweimal die Woche ins übernächste Dorf läuft, weil ES REICHT NICHT, Menschen an einem dort jemand eine Zeitung hat. Der hat Ort zusammenzubringen, sagt Nodder. Es einen Platz bekommen.“ müssen auch Beziehungen entstehen. „Wir strukturieren den Alltag so, dass Menschen DIE VIELFALT TUE DEN DEBATmiteinander zu tun haben.“ Nicht nur im TEN GUT. Das gelte auch für das Unterricht. Auch im monatlichen „Village Thema Nachhaltigkeit, einen SchwerMeeting“, dem Gemeinschaftstreffen auf punkt des Colleges in der insgesamt den Holzstufen des Auditoriums, in dem ökologisch geprägten Stadt Freiburg. Schüler und Lehrer über Partyplanung Die Schüler beschäftigen sich damit sprechen, über fleischfreie Mensa-Tage nicht nur im Unterricht, sie arbeiten und angemessene Reaktionen auf verauch regelmäßig im Klostergarten mit, lorene College-Fahrräder. Bei Projekttagen, haben einen Folientunnel mit Compudie Schüler selber planen. In verpflichtentersteuerung gebaut, erleben die Natur in der Region. Das UWC hat Schüler den kreativen und sozialen Projekten. aus Industriestaaten und Entwicklungsländern, aus Über„Geteilte Aufgaben und Ziele führen zu geteilten Erfahrungen. Und die führen dazu, sich kennenzulernen“, sagt Nodder. schwemmungs- und Dürregebieten. Eine Schülerin aus Somalia, Nicht alle müssen Freunde werden. Aber Wege finden, friedlich deren Familie nur dank der Ziege der Großmutter überzusammenzuleben. lebt habe, rede anders über vegane Ernährung als Schüler aus Deutschland oder den USA. „Das macht unsere Diskussionen real.“ SOUHAILA IST SEIT SEPTEMBER IN FREIBURG, über In ihrem Klassenzimmer haben sich Souhaila und Samu die Weihnachtsferien war sie bei ihrer Familie in Marokko. Ob inzwischen überlegt, das Buch „I Am Malala“ mit in die sie schon Freunde gefunden habe, wollte die Mutter wissen. Zeitkapsel zu tun, die Geschichte der jungen Pakistanerin, die Souhaila hebt die Hände. „Es ist so kompliziert zu erklären“, sagt von den Taliban niedergeschossen wurde und trotzdem weiter sie, „aber es ist viel mehr als das, es fühlt sich so an, als wären die für das Recht auf Bildung kämpft. Sie könne den Menschen der Menschen hier ein Teil von mir, von dem, was ich bin.“ Ihr Vater Zukunft viel über unsere Zeit erzählen. Die Schulstunde ist fast ist Agraringenieur, sie selbst hatte eigentlich den Traum, in den vorbei, da hat Souhaila noch eine Idee, es ist ein Witz unter USA zu studieren – und stieß bei der Recherche zufällig auf die Freunden und doch ihr voller Ernst: „Vielleicht sollten wir das United World Colleges: „Ich weiß noch, dass ich plötzlich fröhlich ganze UWC mit in die Kiste tun“, sagt sie entschieden. „Ich war und meinen Eltern sofort erzählte, dass ich meine Schule möchte, dass die Leute von dieser Schule erfahren.“ — gefunden habe.“ Sie schwankt noch, ob sie auch Ingenieurin thomas goebel werden oder im politisch-sozialen Bereich arbeiten will. „Manch-

Schulregel Nummer

eins Non scholae, sed vitae discimus

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir

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Foto: Gerhard Wasserbauer

Am Kräuterhof der Familie Aufreiter geht es innovativ zu. „Wir probieren viel aus und möchten im Einklang mit den regionalen Bedingungen langsam wachsen“, erzählt Bio-Bäuerin Michaela. Die Mutter von sechs mittlerweile erwachsenen Kindern legt auch viel Wert auf den Austausch mit der Gemeinschaft: Sie nutzen den 26

Maschinenverbund im Ort und sind im Tauschkreis „Wir gemeinsam“ aktiv. „Wir geben Kräuter und erhalten im Gegenzug Zeitgutscheine.“ So bekommt die Bäuerin Hilfe unterschiedlichster Art, ob beim Fensterputzen oder beim Kräuterpflücken – jeder bietet an, was er mag. Schön, wenn Gemeinschaft funktioniert!


FREUDE 09 AUG E N BLIC K

FAM I LI E AU FRE ITE R

BIO-KRÄUTERBAUERN IN ALBERNDORF IN DER RIEDMARK, OBERÖSTERREICH

Seit 2004 im Freundeskreis der Sonnentor Gemeinschaft.

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Wir für uns – Arbeiten bei S onnentor

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HELENE (Team Abfüllung und Verpackung): Ich bin seit 21 Jahren da und wenn’s mir nicht gefallen würde, dann bleibt man nicht so lange, also, es ist wirklich schön hier. Wir haben hier viele Möglichkeiten, alleine die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle, da hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren.

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ESSA (Syrien): Ich bin seit 7 Monaten bei SONNENTOR und hier gefällt es mir, weil alle wie eine Familie sind und mir die Arbeit Spaß macht. Ich mache fast alles, bunt gemischt, von Rohstoffaufbereitung bis Betriebstechnik.

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„Mitunternehmer“, nicht einfach Angestellte, sind sie, die Menschen, die SONNENTOR tragen, und darüber hinaus vor allem eins: WERTvoll. Darauf legt SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann größten Wert, denn WERTschätzung ist für ihn das höchste Gut. Vielleicht arbeitet hier auch deshalb nicht jeder für sich, sondern alle füreinander.

Qian (China, Team Einkauf & Administration, bereitet außerdem den chinesischen Markt auf): Die Arbeitsstimmung ist wirklich gut, die Kollegen freundlich und überhaupt, ich liebe Bioprodukte (lacht). Gesundheit ist mir sehr wichtig.

QIAN

GERHARD (Betriebsführungen): Ich bin hier bei SONNENTOR, seit ich in Pension bin, und quasi Mädchen für alles, mache aber hauptsächlich die Betriebsführungen. Bei SONNENTOR finde ich es super, sonst wäre ich auch nicht da, denn ich sage immer, ich habe den Luxus, dass ich arbeiten DARF und nicht mehr muss. Angefangen beim extrem guten Arbeitsklima, den außergewöhnlichen Sozialleistungen und dem gemeinsamen Mittagessen. Es macht mir Freude, hier mitzutun.


ER NACH SPRÖGNITZ ZU SONNENTOR KOMMT, spürt es sofort, diese spezielle Mischung aus gemeinsamem Schaffen, Pioniergeist und Eigen-Sinn. Nicht zuletzt bilden die Menschen, die dort arbeiten, das Fundament für ein Unternehmen, das besonderes Augenmerk auf ein Miteinander auf Augenhöhe legt. „Uns ist das Persönliche wichtig, wie man sich einbringt, welche Werte man lebt. Wir möchten mit unseren Mitarbeitern auf einer Wellenlänge schwimmen und sorgsam miteinander umgehen. Genau das spürt man dann hier bei uns, diese gute Stimmung“, erzählt Klaus Doppler, der seit 2003 bei Sonnentor ist, bei dem in Sachen Personal viele Fäden zusammenlaufen und der sich als „Talenteförderer“ sieht. Drei wichtige Werte gelten als firmeninternes Leitbild: Eigenverantwortung, Wertschätzung und Begeisterungsfähigkeit, und was da so idealistisch daherkommt, das „hängt nicht nur als schönes Bild an der Wand, das wird auch wirklich so gelebt“, erzählt uns Thomas Steinbauer, der hauptsächlich für die HR Software und das Bewerbermanagement zuständig ist und jährlich zwischen 1.500 und 2.000 Bewerbungen in Empfang nimmt. Edith Sagaster, ebenfalls aus der Personalabteilung, ergänzt: „Unser Anspruch ist: Die Mitarbeiter sollen mit Freude in die Arbeit gehen. Und darum kümmern wir uns auch gemeinschaftlich. Wir achten aufeinander und auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse, wenn zum Beispiel jemand krankheitsbedingt nicht mehr so gut kann: Der wird dann nach Möglichkeit woanders eingesetzt, wo er oder sie gesundheitlich wieder mitkann. Die Leute sind hier keine ArbeitsDIE maschinen und keine Nummern, TALENTE sondern Menschen mit unterschiedFÖRDERER lichsten Anliegen, und dieser Spirit macht es unter anderem so wertvoll, hier zu arbeiten.“ Edith, die sich auch mit drei verschiedenen Kollektivverträgen auseinandersetzt, bemüht sich gemeinsam mit Klaus, Mitarbeitern beste Bedingungen zu bieten, „denn wir wissen, unsere Mitarbeiter passen zu uns, die wollen wir bei uns behalten.“ Karina Zwölfer, die Vierte im Bunde der Talenteförderer, beschäftigt sich mit 150 Zeitmodellen und ist die Spezialistin in Sachen Lohnverrechnung und Zeitmanagement. BENEFITS WIE DAS „Sonnenscheinchen – Kinderbetreuung bei Sonnentor“, aktuell für Mitarbeiter oder die eigene Betriebskantine, in der die Mitarbeiter, kostenfreies Bioessen kredenzt bekommen, „das gönnen wir uns einfach“, erzählt Klaus schmunzelnd. „Ein Mitarbeiter, der immer nur als Kostenfaktor gesehen wird wie in vielen anderen Unternehmen, das ist doch einfach nur daneben. Die Leute hier leisten viel und Gutes.“ Und schlussendlich refinanzieren sich derlei Ausgaben ja wieder.

Grundantrieb ist es, weiterhin hier im Waldviertel zu bleiben und interessante Menschen nach Sprögnitz zu holen – eine wachsende Infrastruktur am Standort ist da nicht verkehrt. HERAUSFORDERUNGEN. Die Personalsituation an das jährliche Wirtschaftswachstum anzupassen und die dafür benötigten MitarbeiterInnen zu finden bzw. die bereits vorhandenen weiterzuentwickeln ist natürlich nicht immer leicht. Zudem, so gibt die Personalabteilung offen zu, ist es herausfordernd, ständig den persönlichen Kontakt und das Gespräch mit den Kollegen zu suchen, Stimmungen wahrzunehmen, bei Konflikten zu reagieren und Lösungen anzubieten. In den meisten Fällen gelingt das, manchmal aber muss auch hier zur Kenntnis genommen werden: „Allen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann“. Trotzdem, aufs partnerschaftliche Miteinander wird größtes Augenmerk gelegt. DAS GESICHT DER MARKE. Einen Mitarbeiter gibt es, den jeder kennt: Unternehmensgründer Johannes Gutmann. Der wie erwartet keine Minute in unserem Gespräch den Chef herauskehrt und auch null Wert darauf legt. „Wenn ich oben sitzen, einen dicken Mercedes fahren und nach unten plärren würde, dann hätte ich’s wirklich vergeigt“, lacht er. „Ich würde mir wünschen, dass meine Leute über mich sagen: Mit dem hat man arbeiten können. Miteinander. Gemeinsam. Der ist nicht abgehoben.“ Mittlerweile hat Sonnentor für ihn „eine Unternehmensqualität, von der ich nicht zu träumen gewagt hätte, eine Kraft, bei der ich spüre: Hier geht’s um Vertrauen. Ich schreib’ meinen Leuten nicht vor, wie sie etwas zu tun haben, wie etwas minutiös passieren muss. Die machen das auch so richtig gut. Und wenn ich dieses Vertrauen nicht gehabt hätte, wäre ich auch über 20 Mitarbeiter nie hinausgekommen.“ Das Vertrauen hat sich wahrlich ausgezahlt, denn mittlerweile gibt’s insgesamt 320 Sonnentor-Mitarbeiter alleine am Standort Sprögnitz. DIE BUNTE VIELFALT INNERHALB DER BELEGSCHAFT ist ein weiterer Baustein der Sonnentor-Philosophie. Auf die Frage nach so etwas wie einer Frauenquote ernte ich herzliches Gelächter in der Runde: „Wir müssen eher schauen, dass die Männer nicht aussterben“, so der einhellige Tenor, denn „zwei Drittel der Belegschaft sind weiblich. Erzwingen kann man das nicht, aber wir haben unser Scherflein dazu beigetragen, dass der Anteil steigt, und das ist schon sehr stimmig so. Übrigens sind wir auch für 50 plus sehr offen, eine Besonderheit, auf die wir stolz sind. Ein Gewinn für alle“, da ist sich die Sonnentor-Personalcrew einig. — eva kaiserseder DIE FREIE REDAKTEURIN EVA KAISERSEDER war einen Tag lang in Sprögnitz zu Besuch und hat sich vor Ort ein Bild davon gemacht, wie das Miteinander bei SONNENTOR funktioniert.

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Aus dem Bauch heraus zufrieden! Wohltuend und bekömmlich: Die NEUEN Wieder Gut! Gewürze Im hektischen Alltag schlägt uns schnell etwas auf den Magen. Stress, unregelmäßiges Essen, zu viele Termine – und schon tut der Bauch weh, ist aufgebläht, auch Kopfschmerzen oder Schlafstörungen können auftreten. Sicher, auf lange Sicht wäre es wichtig, die Stressbelastung zu reduzieren, aber nicht immer geht das so einfach. Mit regelmäßigen Mahlzeiten, die bekömmlich sind, kannst du täglich einen Beitrag leisten und Wohlbefinden fördern. Vor allem dann, wenn du die Heilkraft der Kräuter und Gewürze nutzt. EIN WICHTIGER BEITRAG FÜR DEINE GESUNDHEIT sollte mindestens ein gekochtes Essen pro Tag sein – ob ein warmes Frühstück oder das Mittagessen. Eine gekochte – gut gewürzte – Mahlzeit stärkt das „Nervenkostüm“ und gibt Kraft für den anstrengenden Alltag. Im Frühling können wir beispielsweise unsere Leber mit der

WIEDER GUT! BIO-GEWÜRZ MISCHUNG DITA DETOX entlasten, die Mischung besteht aus klassischen Frühlingskräutern wie Brennnessel, Bärlauch oder Löwenzahn. Die enthaltenen Bitterstoffe regen den Stoffwechsel an und unterstützen dadurch Entgiftungs- und Ausscheidungsvorgänge. „Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“, sagt schon der Volksmund. Bitterstoffe unterstützen Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse und wirken positiv auf das Herz-Kreislauf-System. Zusätzlich wird das Bindegewebe entwässert und das kräftige Grün liefert Chlorophyll für die roten Blutkörperchen. Das verbessert den Sauerstoff-Transport zu den Zellen und erhöht die Konzentrationsfähigkeit in stressigen Zeiten.

entwässernd Stoffwechsel

anregend

WIEDER GUT! BIO-GEWÜRZMISCHUNG KLARA KOPF WENN ES HEKTISCH IST, greifen wir gerne zu Süßspeisen. Bekömmlicher als Schokolade oder Kekse sind Obst, Kompott, Apfelmus oder Smoothie-Bowls mit pürierten Früchten. Traditionell werden Kompotte mit Gewürzen wie Zimt oder Nelken zubereitet. Die Gewürzmischung KLARA KOPF harmoniert gut mit Obstspeisen und liefert auch Anis, Muskat oder Kardamom. Der aromatische Duft sorgt für einen klaren Kopf und hebt die Laune. Stark duftende Gewürze galten seit jeher als Aphrodisiakum, spielten in der Magie und bei rituellen Bräuchen eine große Rolle. Heute wissen wir, dass die in Gewürzen enthaltenen ätherische Öle eine konzentrationsfördernde Wirkung haben, den Geist bei psychischer Belastung stärken und bei Bedarf auch ausgleichen oder harmonisieren. 30

Energiespender


WIEDER GUT! BIO -GEWÜRZ MISCHUNG RUDI RUHE FÜR DEN AUSKLANG eines produktiven Tages sorgen beruhigende Gewürze wie Lavendel oder Salbei. Der immer wieder gern zitierte Lehrsatz der alten Medizinschule von Salerno – „Der, welcher Salbei hat, mich wundert, dass er stirbt“– zeigt die hohe Wertschätzung des Krautes wie auch der lateinische Name Salvia officinalis (salvere = heilen). Lavendel wird in der Naturheilkunde gerne für Teemischungen verwendet. Seine beruhigende, entspannende und schlaffördernde Wirkung entfaltet Lavendel aber auch in Gewürzmischungen. Wie etwa in den Wieder Gut! Varianten von Sonnentor. RUDI RUHE verfeinert dein Abendessen, sei es vegetarisch, eine leichte Suppe oder Fisch/Huhn mit Gemüse. GEWÜRZE & KRÄUTER sind voller Inhaltsstoffe, die unserem Körper helfen, gesund zu bleiben. Sie enthalten Antioxidantien und Phenole, die aggressive Zellteilchen (sogenannte freie Radikale) neutralisieren können. Das beugt Zivilisationskrankheiten vor und vermindert das Risiko für Herzinfarkt- bzw. Schlaganfall. Als besonders antioxidantienreich gelten getrocknetes Basilikum, gemahlene Gewürznelken, Kreuzkümmel, getrockneter Oregano bzw. Petersilie.

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fördernd

ZELLregenerierend

EINFACHE MAHLZEITEN mit Gemüse, Fisch, Fleisch oder Hülsenfrüchten sind mittags ideal als Energietankstelle für den Rest des Tages. Falls du zu den Menschen gehörst, die von Nudelmahlzeiten ins nachmittägliche „Futterkoma“ fallen, dann solltest du mehr auf Gemüse und Eiweiß setzen und bei den Beilagen zu einer kleinen Menge Reis, Kartoffeln oder Getreide greifen. Kräuter und Gewürze sorgen beim Mittagessen neben dem aromatischen Geschmack für eine gute Verdauungskraft – das gibt Energie, ohne zu ermüden. RAINER MAGEN ist mit den mediterranen bzw. heimischen Kräutern wie Rosmarin, Zitronenthymian, Kümmel, Liebstöckl, Salbei, Bohnenkraut und Koriander schmackhaft und bekömmlich. Die darin enthaltenen ätherischen Öle wirken krampflösend, fördern die Durchblutung und unterstützen bei der Fettverdauung.

WIEDER GUT! BIO -GEWÜRZ MISCHUNG IRMA IMUN IN HEKTISCHEN ZEITEN oder beim Jahreszeitenwechsel braucht unser Immunsystem besondere Unterstützung. IRMA IMUN – eine Gewürzmischung mit Kurkuma, Chili, Quendel, Echinacea und Ingwer – sorgt dafür, dass unsere Zellen rasch regenerieren und eine Extraportion Immunkraft bekommen – so haben Stress und Krankheitserreger keine Chance. Die ausgewogene Mischung ist vielfältig einsetzbar für Suppen, Eintöpfe, Nudelsaucen, Fisch- oder Fleischgerichte. Nutze also die Vielfalt der Gewürze, um von einer breiten Palette an gesundheitsfördernden Stoffen zu profitieren!

imun

power ZUM KENNENLERNEN: WIEDER GUT! GEWÜRZ PROBIER MAL! Infos unter: www.sonnentor.com

Zur Autorin: Dr. Claudia Nichterl ist Ernährungswissenschafterin und renommierte Ernährungsberaterin nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (Fünf-Elemente-Ernährung). www.essenz.at. „Der Mund ist das Tor zur Gesundheit. Jeden Tag aufs Neue."

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Unkräuter sterben unter dem Karton ab – so erhält man nach einer reichen Ernte auch gleich eine perfekt vorbereite Anbaufläche fürs Folgejahr.

Neues vom Frei-Hof

Ein bunter Beetmix

Hügelförmig oder als Holzbox, umgegraben oder aufgeschichtet: das knackige Permakultur-Gemüse am SONNENTOR Frei-Hof wächst und gedeiht in einer verblüffenden Vielfalt von Beeten. Auch für den eigenen Garten lässt sich hier genau der richtige Beettyp finden.

ilde Karotten in sonnigen Wiesen, schattige Wälder, wo Pilze sprießen, oder karge Bergwände, an die sich trockenheitsliebende Kräuter klammern: Die Natur ist ebenso reich an vielfältigen Lebensräumen wie an perfekt angepassten Pflanzen und Lebewesen, die darin gedeihen. Warum sollte es in unseren eigenen Gärten anders sein? So unterschiedlich wie die jungen Pflänzchen sind, die sich im Frühjahr auf ein Plätzchen im Garten freuen, so vielfältig können auch die Beete sein, in die wir sie betten. Rund um den Sonnentor Frei-Hof in Sprögnitz kultivieren die Frei-HofBäuerinnen und -Bauern Sigrid Drage, Thomas Meier und Andreas Voglgruber ein buntes Potpourri von Gemüse, Kräutern, Beeren und Stauden in unterschiedlichsten Beeten. BesucherInnen können sie ab April wieder zwischen duftenden Wegen aus getrockneten Pfefferminzstängeln entdecken. Dazu gibt es ein reiches Angebot an Jungpflanzen aus eigener, permakultureller Produktion zum Mitnehmen und Selberernten. Aber wie und wo wachsen unsere kostbaren Jungpflanzen am besten? 32

BEISPIELSWEISE IN EINEM BAUMSCH E I B E N B E ET, das am Frei-Hof auf einer windigen Anhöhe direkt unter einem alten Birnenbaum angelegt wurde. Hier genießen Johannisbeeren den Windschutz und die leichte Beschattung, ebenso wie die alljährliche Laubdecke, die ihre Wurzeln schön feucht hält. Die Birne wiederum freut sich über einen mit Mulch bedeckten Boden, auf der ihr kein gefräßiges Gras Wasser und Nährstoffe streitig macht. Auch Gemüse gedeiht gut unter dem grünen Blätterdach. Salate wachsen hier zwar etwas kleiner als im offenen Freiland, dafür aber mit festeren Köpfen und ohne den Hitzestress, der ihnen bei sommerlichen Temperaturen schnell zu schaffen macht. Wem das Graben und Jäten von Baumscheiben zu mühsam ist, der findet einige Schritte weiter in der Wiese mehrere SCH ICHTMU LCH B E ETE. Dafür wurde einfach eine Lage Karton direkt aufs Gras gelegt und mit einer dicken Schicht Mulchmaterial wie Heu oder Stroh bedeckt. Mühelos können Kartoffeln in den Mulch gesteckt werden, Starkzehrer wie Kürbisse am besten auch noch mit einer Handvoll Kompost. Gras und

EBENSO IN SCHICHTEN angehäuft, jedoch um einiges höher, ist das HÜGELBEET. Zwischen Wiese und Bach wurden dafür Baumstämme und Zweige in einem großen Halbkreis aufgelegt, gefolgt von immer feineren Materialschichten: Rasensoden, Stroh und Laub, Komposterde und zum Abschluss wieder ein Heumulch. Hier ist nun Platz für Mangold, Kohlgemüse, Artischocken und vieles mehr, denn mit Hügeln gewinnt man im Garten einiges an zusätzlicher Fläche. Sie stehen außerdem in einem viel steileren Winkel zur Sonne und werden bei südseitiger Ausrichtung zu regelrechten Sonnenfallen. So gedeihen selbst in einer kühlen Talsenke wärmeliebende Frühkulturen, Basilikum und Paradeiser. NOCH PLATZSPARENDER als ein Hügelbeet sind HOCH B E ETE. Am Frei-Hof werden dafür mobile Holzboxen verwendet, die auch schichtweise befüllt sind. Im Herbst werden sie in den geschützten Innenhof gebracht, wo die Kulturen trotz Kälte noch einige Wochen weiterwachsen können. Das System ist auch gut geeignet für kleinere Gärten und Terrassen, wo auch noch die vertikalen Flächen praktisch genutzt werden können. Etwa um kleine Kräutertöpfe daranzuhängen oder Kapuzinerkresse hinunterwachsen zu lassen. Nachdem die Pflanzen die Materialschichten in 1–2 Jahren „verdaut“ haben, lassen sich die Holzboxen bequem öffnen und man kann besten Kompost daraus ernten – ideales Startmaterial für die nächsten Beetversuche. — Fabian Faltin

BEETFORMEN AM FREI-HOF

BAUMSCHEIBENBEET

SCHICHTMULCHBEET

FREUDE berichtet laufend von den Entwicklungen am Frei-Hof: Derzeit freut sich das gesamte Team über die Auszeichnung mit dem Niederösterreichischen Tourismus-Preis 2016!

HÜGELBEET

HOCHBEET


VOM ICH ZUM DU

Kinderlachen im Kräuterdorf

—— Drei Fragen an die Pädagogin und Initiatorin der betrieblichen Tagesbetreuung von SONNENTOR Edith Gutmann.

DA WÄCHST DIE FREUDE ... VON KLEIN AUF

Tagesbetreuung für den Nachwuchs Für ein funktionierendes Miteinander! Bei SONNENTOR sind Mitarbeiter das wichtigste Gut. Daher bietet das Unternehmen auch die Möglichkeit, Familie und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren. Gleich neben der Eingangstür zum Sonnenscheinchen hängen etwa ein Dutzend Matschhosen auf einem Kleiderständer. Diese brauchen die Kinder jeden Tag, denn das Draußensein wird hier, in der betrieblichen Tagesbetreuung von Sonnentor, großgeschrieben. Schließlich lässt es sich in der Natur nicht nur ausgezeichnet toben, hier kann man auch vieles entdecken und dabei spielerisch lernen. Kreislaufdenken zum Beispiel. Oder Tierspuren lesen. Oder das Besondere im Alltäglichen zu sehen. Der Tag der Sonnenscheinchen beginnt um sieben Uhr, vormittags gibt’s Morgenkreis und um zwölf dann Mittagessen aus dem Bio-Gasthaus Leibspeis. Davor und danach bleibt viel Zeit zum Spielen, Forschen und Entdecken. Wer

malen will, setzt sich an den Tisch und malt, wer toben will, geht in den Bewegungsraum. Und wer müde ist, sucht sich einen ruhigen Platz für ein Nickerchen – im „Baumhaus“ zum Beispiel. Drei Pädagoginnen und eine Betreuerin begleiten abwechselnd die Kinder zwischen ein und sechs Jahren dabei. Viele der Einrichtungsgegenstände sind selbst gemacht, Spielsachen zum Teil vom Flohmarkt, es gibt eine Tauschbörse und eine kleine Bibliothek für die Eltern. Ideen wie diese machen das Sonnenscheinchen zu einem besonderen Ort, an dem Gemeinschaft gelebt wird. Bei der Verleihung des betrieblichen Sozialpreises des Vereins fair-finance wurden diese sonnigen Ideen mit dem 3. Platz belohnt. Da wächst die Freude von klein auf!

WIE IST DIE IDEE ZUM SONNENSCHEINCHEN ENTSTANDEN? Der Impuls kam aus einer Mitarbeiterbefragung, in der auch verstärkt der Wunsch nach einer Kinderbetreuung geäußert wurde, und der Tatsache, dass wir bei Sonnentor einen hohen Frauenanteil haben. Wir haben uns damals auch selbst als Eltern gefragt, wie es um die Kinderbetreuungsmöglichkeiten hier in der Gegend steht, welche Möglichkeiten Frauen haben, um nach ihrer Karenz in den Beruf zurückzukehren, und welche Verantwortung dabei auch dem Arbeitgeber zukommt. Wir haben festgestellt, dass es durchaus Lücken gibt, und uns gedacht: „Warum machen wir das für uns nicht einfach selber?“ WI E WÜ R DEST DU E U E R LE ITB I LD I N E I N EM ODE R ZWE I SÄTZE N ZUSAM ME N FASSE N? Unser Sonnenscheinchen ist ein Ort der Familie von Sonnentor, an dem sich Klein und Groß mit Wertschätzung auf gleicher Augenhöhe begegnen, die Natur erkunden und wo Kinder einfach Kinder sein können. Es ist ein wertvolles Miteinander mit viel Raum für alles Mögliche, ein behutsamer Ort, wo Kinder –nach der Familie – ihre ersten Schritte machen und wo auch weniger mehr sein darf. WAS B E DE UTET DAS KON KR ET? Unsere Gruppe bietet Raum für 13 Kinder – Kinder von Mitarbeitern als auch für auswärtige. Dadurch können wir viel spontaner sein und darauf eingehen, was das Kind gerade interessiert. Das Gruppengeschehen und die Beziehungen untereinander sind viel intensiver. Es ist auch viel Raum für Kreativität, für individuelle Gestaltung – nichts Starres oder Vorgegebenes, und dafür braucht es oft nicht viel – etwa beimArbeiten mit Recyclingmaterialien. Auch der Garten vor der Türe ist Teil des Gruppenraums und wird intensiv genutzt. Ich bin unserem Team sehr dankbar, dass die Werte von Sonnentor auch im Sonnenscheinchen so spürbar sind und gelebt werden und dass wir als Eltern ein unglaublich gutes Gefühl dabei haben, wenn unsere Kinder dort begleitet werden.

3. Platz

betrieblicher Sozialpreis

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„Die schnelle Gier hat nur dividieren gelehrt, damit wird es immer weniger, es wird uns zwar mehr versprochen, aber es kommt nicht.“

Mist ist wertvoll und unglaublich interessant: Lese nach und überzeug dich selbst im neuen ab Oktober 2017!

Johannes Gutmanns offene Worte

Im Mittelpunkt steht der Mensch selbst ir können alle einmal nix mitnehmen, das hat mein Vater gesagt. Er war ein einfacher Waldviertler Bauer und ich bin ihm heute noch dankbar dafür. Das Einzige, was wir hierlassen, sind unsere Kinder und was wir ihnen vorgelebt haben. Meine Familie mit meiner Frau Edith und unseren drei kleinen Kindern (1 x 6 Jahre und 2 x 2 Jahre) sind meine Energieräuber und Freude-Tankstellen zugleich. Was leben wir ihnen vor, was spiegeln sie uns zurück? Als die Flüchtlings„krise“ in Traiskirchen für uns nicht mehr auszuhalten war, haben wir gemeinsam beschlossen, unser Haus für eine kleine Flüchtlingsfamilie zu öffnen. Wir wussten nicht, wer kommt, wir wussten nicht, wie die Auswirkungen auf uns direkt sein werden, und wussten auch nicht, wie unser Dorf darauf reagieren wird. Bereits nach einem Jahr wussten wir es. Unsere Familie ist größer geworden, wir haben es nicht bereut, unsere Türen zu öffnen. Mittlerweile hat die syrische Familie den Asylbescheid erhalten und bei Sonnentor zu arbeiten begonnen. Traurig war ich, als ich im Dorf speziell von jungen Menschen viele Vorurteile hören musste. Glücklich bin ich, dass die Integration geklappt hat, danke speziell an Edith und viele andere, die daran geglaubt haben. Auch hier haben uns unsere Kinder geholfen, mit offenen Händen haben sie unsere Gäste begrüßt, ohne Wenn und Aber. KRISEN SCHAFFEN NICHT NUR CHAOS, vielmehr schaffen sie auch Veränderung, und die kann durchaus positiv sein. Wer gestärkt daraus hervorgehen möchte, der denkt weiter, der geht weiter und der findet Gleichgesinnte 34

und FREUNDE! Jahr für Jahr wächst auch der Sonnentor Freundeskreis und wird international immer weiter getragen. 1996 zum Beispiel traf ich in Stuttgart unseren ersten Interessenten aus Japan. Freudig habe ich den Kontakt stets aufrechterhalten. Bis ich mich entschlossen habe, selbst nach Japan zu fliegen, ich wollte wissen, wie es denn so zugeht in der Weltstadt Tokio. Es war überwältigend, was ich sehen durfte: Auch wenn noch so viele Menschen auf einem Platz zusammenleben (über 30 Mio. Menschen), dann kann das gut gehen. Ich durfte sogar ein gemeinsames Essen mit Unternehmenspräsident Saito einnehmen und in gepflegter japanischer Gastfreundschaft lernen, dass in Japan erst dann Geschäfte gemacht werden, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass eine Freundschaft entstanden ist. AUCH ICH HABE MEINEN WEG in Gemeinschaft gefunden und diese Gemeinschaft hat ein anderes Leben mit Freude, Wertschöpfung und Wertschätzung ermöglicht. Denn wir können nur Arbeitsplätze schaffen, wenn wir Kreisläufe aufrechterhalten und wenn wir uns freundschaftlich verbunden bleiben. Die schnelle Gier hat nur dividieren gelehrt, damit wird es aber immer weniger, es wird uns zwar mehr versprochen, aber es kommt nicht.

Würden wir FREUNDSCHAFT auch in der Weltpolitik pflegen, dann würden wir keine Waffenschmieden mehr bauen, sondern nur mehr Gartengeräte machen, um uns zu überlegen, wie wir die besten Lebensmittel ohne Chemie aus dieser einzigartigen Mutter Erde gewinnen.

FR I SC H AUS DE M G ART E N

Bio-Jungpflanzen für den Eigenanbau ——

Egal ob auf dem Balkon oder im eigenen Garten, du kannst dein Obst und Gemüse mit viel Liebe selbst anbauen und ernten. Der SONNENTOR Frei-Hof unterstützt dich dabei mit Bio-Jungpflanzen aus permakultureller Produktion. Diese kannst du einfach online bestellen und sobald die Pflänzchen stark genug für den Transport sind, schickt sie das Frei-Hof Team direkt zu dir nach Hause. Oder du holst dir deine Pflänzchen selber ab: Am 7. Mai 2017 beim Bio-Bengelchen Frühlingsfest kannst du die liebevoll von Hand gezogenen Bio-Jungpflanzen sogar ab Hof kaufen. https://shop.frei-hof.at

I M P R E SSUM FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten. Kontakt: Maria Manger Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Chefredaktion: Katja Greco Stellv. Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Konzept, Artdirection & Layout: d.signwerk Kommunikationsagentur, Linz Illustratoren vertreten durch: Caroline Seidler, Wien und John Sands, Australien Coversujet: Getty Images Lektorat: Ewald Schreiber Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


Geschenke für Freunde

Ein Freund ist jemand, der für einen da ist, wenn alle anderen gehen. Manchmal möchte man diesem besonderen Menschen daher zeigen, wie sehr wir ihn schätzen. Ein kleiner Gedanke, eine Aufmerksamkeit und eine Umarmung freut Geber und Beschenkten gleichermaßen. Was würde deinen Wegbegleiter erfreuen?

Gut

zu wissen

30.7.

LAC H MA L W I E D E R

FÜHL DICH UMARMT

Für die beste Freundin

Schenke ein Lächeln

Goldener Kurkuma Tee Bio-Gewürzteemischung 18 Aufgussbeutel: 3,89 Euro

Geschenkgutscheine Diese sind in allen SONNENTOR Geschäften, im Bio-Gasthaus Leibspeis' und im Webshop erhältlich Im Wert von: 5 Euro und 10 Euro

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Individuelles Tee-Probier mal! 20 Aufgussbeutel zum Selber-Aussuchen nur im Webshop erhältlich ab 4,99 Euro

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INTERNATIONALER TAG DER FREUNDSCHAFT

G ÖN N DIR WAS S Ü S S E S

ICH DENK´ AN DICH

N I MM D I R Z E I T

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Ein kleines Dankeschön

Für Menschen mit Herz

Für Brieffreunde in aller Welt

Alles Liebe Kekse Bio-Dinkelkekse 125 g: 3,79 Euro

Früchtetee Probier mal! Bio-Früchteteemischung 20 Aufgussbeutel: 3,99 Euro

Blütenhäubchen Bio-Gewürz-Blüten-Zucker 60 g in der Streudose: 4,99 Euro

Alles Liebe Gewürz-Blüten-Mischung 30 g in der Streudose: 5,39 Euro

Freuden für Kannentrinker Tee Probier mal! Verschiedene Bio-Teemischungen 12 Kannenbeutel: 5,29 Euro

Dankeschön Tee Bio-Kräuterteemischung 18 Aufgussbeutel: 3,49 Euro

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Alles Liebe Blütenzaubersalz 120 g in der Packung: 3,19 Euro

Geburtstags Tee Bio-Kräuterteemischung 18 Aufgussbeutel: 3,49 Euro


Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen und trotzdem zu uns halten.

Marie von Ebner-Eschenbach ( 1830 – 1916 )

FREUNDSCHAFT 2.0: Laut Brandwatch, einem englischen Social-MediaMonitoring-Unternehmen, lag die durchschnittliche Anzahl an Freunden auf Facebook im Jahr 2016 bei 338.

DAS FREUNDLICHSTE VOLK DER WELT Laut „Travel & Tourism Competitiveness Report 2016“ sind die Isländer das freundlichste Volk der Welt. Islands karge Landschaft und das kühles Klima stehen im starken Gegensatz zur Herzlichkeit der hier lebenden Menschen. Reisende sollten sich darauf einstellen, in Kneipen neue Freunde zu finden, nach Hause eingeladen zu werden und viel Herzlichkeit zu spüren. BE STE F R E U N DE F Ü R I MME R: E R N I E U N D BE RT AUS DE R „ S E SA MSTR A SS E “, M AJA U N D WI LLI AUS „ BI E N E M AJA“, P I P P I L ANGSTRUMP F, AN N I K A U N D TOMMY, DI C K U N D DOOF, A STE R IX U N D OBE LIX , ME I STE R E DE R U N D P UMUC KL

EIN ZEICHEN TIEFER VERBUNDENHEIT Traditionell wurde das Freundschaftsarmband einem Freund oder einer Freundin um das Handgelenk gebunden. Die Person durfte sich in diesem Moment etwas wünschen. Das Band sollte dann so lange getragen werden, bis es von alleine vom Handgelenk fällt. Nur dann geht der Wunsch auch in Erfüllung.

Pech 2Schwefel!

GUTE FRE U N DE GI BT ES Ü B E RALL Sprichwort aus Italien: Wahre Freunde sind wie Melonen, unter hundert findet man nur zwei gute. Sprichwort aus Irland: Ein Fremder ist nur ein Freund, den man noch nicht kennt. Sprichwort aus Frankreich: Ein Freund ist schwer zu finden und leicht zu verlieren. Sprichwort aus Asien: Wenn du einen Freund hast, geh ihn oft besuchen; denn Dornen und Gestrüpp verwachsen den Weg, der nicht begangen wird. Sprichwort aus Indien: Wer einen guten Freund hat, braucht keinen Spiegel.

wie

und

EINE STADT NAMENS FREUND:

Freund war bis 1972 eine kleine, eigenständige Ortschaft im östlichen Aachener Stadtbezirk Brand. Am 1. Januar 1972 wurde Freund zusammen mit Brand aus dem damaligen Kreis Aachen in die Stadt Aachen umstrukturiert.

NAMEN VERBINDEN „Neustadt“ ist ein beliebter Städtename und gerade deshalb Ursprung einer ganz besonderen Beziehung. Denn alle „Neustädte“ zusammen ergeben die größte Städtefreundschaft Europas. Sie umfasst 37 Städte, Gemeinden und Ortsteile mit demselben klingenden Namen. Und das in sieben mitteleuropäischen Ländern, davon 27 in Deutschland, zwei in Österreich, drei in der Tschechischen Republik, zwei in Polen und jeweils eine in den Niederlanden, in Ungarn und in der Slowakischen Republik.

Die Freunde, die man um 4 Uhr morgens anrufen kann, die zählen. Marlene Dietrich (1901 – 1992)

DI E

DREI

SC HÖNSTE N F RE U NDSC HAF TS LI E DE R 1

„Old Friends“

Simon and Garfunkel

2

„You’re My Best Friend“ Queen

3

„Ein Freund, ein guter Freund“

Hans Albers & Heinz Rühmann

Print

SONNENTOR Kräuterhandels GmbH

Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich Telefon +43-2875-7256, office@sonnentor.at www.sonnentor.com www.facebook.com/SONNENTOR

kompensiert Id-Nr. 1762804 www.druckmedien.at


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