FREUDE Magazin Ausgabe 13 "Ohr"

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DAS MAGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON SO N N E NTO R Nummer 13 // April 2019

Ohr:

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Hauptsache: Hören. Wissen. Und nun? Tun! Kostprobe: Lärm schmeckt unseren Ohren nicht! Energiefeld: Wie uns der Schnabel gewachsen ist



INHALT

FREUDE 13 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

Mit offenen Ohren Ich empfinde unseren Gehörsinn als direkten Pfad zu unseren Emotionen. Musik, das Zwitschern der Vögel oder ein herzhaftes Kinderlachen – all das sind Impulse, die unsere Stimmung und letztlich unser Tun beeinflussen. Die Fähigkeit, seiner Umwelt Gehör zu schenken, ist etwas Besonderes. Wer immer ein offenes Ohr hat, der kommt im Leben weiter. Speziell für die Methode des aktiven Zuhörens sollte man sich mehr Zeit nehmen. Man schenkt dem Gegenüber bewusst Aufmerksamkeit, hört erst mal wertfrei tatsächlich nur zu und überlegt sich nicht schon beim Zuhören „Gegenargumente“, wie wir es sonst meist tun. Ich habe mich immer bemüht zuzuhören, zu lernen und offen zu bleiben, damit bin ich nie stehen geblieben. Wer zuhört, ist auch sozial interessiert und Teil der Gesellschaft. Natürlich gibt es auch jene Menschen, die ihre Ohren verschließen, sie hören auf zu verstehen und erstarren. Meine Mutter hat es leider stets abgelehnt, Hörapparate zu tragen, weil sie nicht alles hören wollte. So hat sie sich gesellschaftlich abgesondert und wurde sehr einsam. Zugegeben: Auch ich sehne mich manchmal nach Ruhe. Wenn es zu viel wird, möchte ich abschalten – vor allem das Smartphone. In solchen Momenten flüchte ich mich am liebsten in den Wald und versuche bewusst der Melodie der Natur zu lauschen. So komme ich zur Ruhe und sammle neue Kraft. Wenn ich zurück bin, fühlt sich mein Geist wieder frei und meine Ohren sind bereit, neue Botschaften zu empfangen. Ich folge dabei stets der Maxime: „Gehört, getan!“ Denn nur wenn wir dem Gehörten Taten folgen lassen, können wir etwas verändern. Das Ergebnis muss nicht die Welt verändern, es kann auch ganz einfach die Hilfe zur Selbsthilfe sein. Jeder Schritt in die richtige Richtung bringt uns voran.

Es gibt Dinge, die haben wir schon tausend Mal gehört. Und doch schieben wir sie endlos vor uns her. Warum bloß? Was tun?

10 KO S T P R O B E Schon gehört? Oder lieber nicht? Was unseren Ohren schmeckt und wann du besser auf Durchzug schalten solltest.

18 ENE RGIEF E LD Ein Schläfchen in Ehren kann niemand ver wehren – zumindest bis der Wecker läutet. Über den selbstverständlichsten Luxus der Welt.

JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer 27 SONNENSEITEN Aus dem Teekästchen geplaudert: Sonniges im Internet, Saatgut vom Frei-Hof und Neues aus Sprögnitz.

34 I M P R E S S U M Wenn irgendwo ein Vogel zwitschert, kann die österreichische Illustratorin Petra Braun einfach nicht weghören. Ihre Liebe zur Natur spiegelt sich in ihren Arbeiten für Zeitschriften, Bücher und Werbung wider. Für FREUDE hat sie einen ganz besonderen Hörgenuss eingefangen. www.petra-braun.com

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FREUDE 13 HAU P TSAC H E

Gehört, Wir hören, wir verstehen – und handeln dennoch anders. Gleichzeitig wissen wir: Nur wer tut, kann auch etwas bewirken. Das gilt für den täglichen Abwasch genauso wie für den Klimawandel. Doch wie können wir festgefahrenen Gewohnheiten und lähmenden Gedanken ein Schnippchen schlagen und mit unserem Wirken die Welt bereichern? Text: Annika Brohm

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Foto: Danny Gys / picturedesk.com

Inspirierend: Schulstreik für das Klima Kleine Taten haben bisweilen eine große Wirkung. Die 16-jährige Greta Thunberg und ihr selbst gemachtes Pappschild standen am Anfang der globalen Bewegung Fridays for Future, die sich für die rasche Umsetzung von Klimazielen stark macht.


Wirkungsvoll: Jeder Tropfen zählt Unmittelbare Betroffenheit hilft uns, ins Tun zu kommen. Eine schwere Dürre brachte etwa die Kapstädter dazu, an einem Strang zu ziehen. Mit Erfolg!

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Foto: Sunday Times / Camera Press / picturedesk.com

FREUDE 13 HAU P TSAC H E


SOLL ICH ES WIRKLICH TUN? Als Caesar den Fluss Rubikon überschritt, änderte er damit den Lauf der Geschichte. Sein Siegeszug im römischen Bürgerkrieg führte ihn über den schmalen Fluss, der sich durch die norditalienische Region Emilia-Romagna windet, unscheinbar und still. Die Symbolkraft des Rubikons ist dafür umso größer. In der Psychologie steht er für den Punkt, an dem man sich zum Handeln entscheidet. Ein Zurück gibt es danach nicht mehr. „Alea iacta est“, soll Caesar in der historischen Nacht am Fluss gesagt haben. „Der Würfel ist gefallen“.

ZWECKMÄSSIG

auf die positiven Effekte zu verschieben“, sagt Daniel Hanss. Wenn wir unseren Blick weg von den Kosten und hin zu unserem individuellen Nutzen richten, steigt unsere Motivation. Elias könnte sich etwa bewusst machen, dass er mit seiner Gewohnheitsänderung nicht nur zum Klimaschutz beiträgt. Er kann die Zeit im Zug zudem zum Lesen nutzen oder ein kurzes Nickerchen machen.

ES KANN HILFREICH SEIN, DEN FOKUS VOM AUF WAND AUF DIE POSITIVEN EFFEK TE Z U VERSCHIEBEN.

EINE FRAGE DER NÄHE. All das setzt jedoch voraus, dass wir die Notwendigkeit verspüren, etwas zu ändern. „Ein Schlüsselwort ist in dem Zusammenhang unser Leidendruck“, Daniel Hanss, Professor für Umweltpsychologie erklärt Renker. Auch dieser sei und Nachhaltigkeit stark mit Emotionen verknüpft. Wenn wir mit unserer aktuellen Situation zuZIELSICHER frieden sind, kommen wir nicht ins Handeln. EIN ZIEL VOR AUGEN. Der Rubikon mag weit von Das erklärt auch, uns entfernt sein, und doch stehen wir immer wieder vor warum wir abstrakte ihm. „Vor jeder Handlung wägen wir, wenn auch nicht Probleme wie immer bewusst, Kosten und Nutzen ab, die dadurch für den Klimawandel uns entstehen“, erklärt die Dortmunder Psychologin gedanklich beiseiteJohanna Renker. Am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung schieben können. war sie unter anderem daran beteiligt, neue Formen „Die Herausfordevon Navigationssystemen zu untersuchen. Wenn wir von rungen sind scheinA nach B kommen wollen, erklärt Renker, zögern wir bar sehr weit von uns nicht lang. Das Navi weist uns die Richtung, wir müssen weg“, sagt Umweltnichts anderes tun, als den Anweisungen zu folgen. An der psychologe Hanss. Diese Johanna Renker, Psychologin nächsten Kreuzung rechts abbiegen, 300 Meter geradeaus, und Distanz sei auf mehreren schon folgt die Erfolgsbestätigung: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Ebenen spürbar. Zum einen geo- Ins Handeln zu kommen fühlt sich in solchen Fällen leicht an, grafisch und zeitlich, weil sich beinahe selbstverständlich. einige Effekte erst in Jahren oder Jahrzehnten zeigen werden. Was ist jedoch, wenn nicht absehbar ist, wie lang der Weg Zum anderen aber auch sozial. Das Problem betrifft nicht sein wird und wie hoch der Aufwand? Wenn unklar ist, welche unbedingt uns und unser Umfeld, sondern andere. Im UmkehrRichtung wir einschlagen sollen und ob wir überhaupt an unser schluss bedeutet das: Wer die Folgen des Klimawandels Ziel gelangen? Besonders bei komplexen Herausforderungen – vor der eigenen Haustür erlebt, ist meist stärker gewillt, etwas wie etwa dem Klimawandel – kann es schwerfallen, unsere Vordagegen zu unternehmen. sätze in die Tat umzusetzen. „Das Wissen ist vorhanden, aber Als das südafrikanische Kapstadt Ende 2017 kurz vor der es ist oft unvollständig und manchmal auch fehlerhaft“, erklärt „Stunde null“ stand, änderten die Einwohner und die Regierung Daniel Hanss, Professor für Umweltpsychologie und Nachhaltigihr Verhalten drastisch. Drei Jahre lang hatte eine schwere Dürre keit in Darmstadt. Es mangele in der Regel nicht an dem Bewusstgeherrscht, der Metropolregion ging das Wasser aus. „Jetzt muss sein, dass wir etwas tun sollten. „Häufig fehlt uns schlichtweg die gehandelt werden“, appellierte die damalige Bürgermeisterin Information, mit welchen Handlungen wir einen Beitrag leisten Patricia de Lille an alle Beteiligten. Schließlich arbeiteten die können“, sagt Hanss. Dabei haben wir im Zeitalter der Vernetzung Behörden der Stadt mit Hochdruck an einer Lösung. Das einen großen Vorteil. Ratschläge sind überall verfügbar, meistens Wasserversorgungssystem der Stadt wird seither neu aufgebaut. sogar kostenlos. Wir können unser inneres Navigationssystem Neben den Regenfällen fußt es nun auf weiteren Säulen wie selbst installieren, indem wir Blogs oder Bücher lesen, Tutorials der Grundwasserentnahme und Entsalzung. Auch die Einwohner schauen und uns von anderen inspirieren lassen – ob offline oder haben reagiert und ihren Wasserverbrauch um knapp 60 Prozent online. „Wir kommen immer dann schnell ins Handeln, wenn wir reduziert. Die Dürre habe Kapstadt eine schwere, aber wichtige ein konkretes Ziel vor Augen haben“, sagt die Psychologin Renker. Lektion erteilt, hat die Wasserbeauftragte Xanthea Limberg der Deutschen Presse-Agentur daraufhin gesagt. FREUDE TREIBT UNS AN. Daran sollten wir uns auch erinnern, wenn die Hürden auf dem Weg nur schwer WEGE ENTSTEHEN DURCHS überwindbar erscheinen. Das gilt besonders dann, wenn GEHEN. Erfahrungen wie diese wir lieb gewonnene Gewohnheiten ändern wollen. verankern sich fest in unserem ZUVERSICHTLICH Sie sind uns vertraut, wir müssen nicht mehr abwägen. Gedächtnis. „Erlebtes prägt uns So sparen wir im Alltag Zeit und Energie, zugleich stärker als etwas, das wir gewinnen wir ein angenehmes Gefühl der Sicherselbst nie wahrgenommen heit. Deshalb fällt es uns schwer, alte Verhaltensoder gespürt haben“, erklärt weisen abzulegen oder uns neue anzueignen. Ein die Psychologin Renker. Beispiel: Elias nimmt sich vor, künftig mit den Das bedeutet jedoch nicht, öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren dass wir nicht auch prävenund sein Auto stehen zu lassen. So will er die tiv ins Handeln kommen Umwelt schonen. Dafür muss er jedoch eine halbe können. Dafür können wir Stunde früher aufstehen, der Zug ist üblicherweise uns die Arbeitsweise unseres Pippi Langstrumpf voll, vielleicht bekommt er keinen Sitzplatz. Warum Gedächtnisses zunutze machen. sollte er diese Mühen auf sich nehmen? „Es kann Wenn wir Informationen nicht hilfreich sein, den Fokus in solchen Fällen vom Aufwand wiederholen, dann verschwinden

WIR KOMMEN IMMER DANN SCHNELL INS HANDELN, WENN WIR EIN KONKRETES Z IEL VOR AUGEN HABEN.

DAS HABEN WIR NOCH NIE PROBIERT, ALSO GEHT ES SICHER GUT.

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VERNETZT UND KOMPLEX –

Wie können wir vernetzt denken und zukunftsfähig handeln? Diese Frage stellt die Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, in den Mittelpunkt. BNE ist ein weltweites Aktionsprogramm, das von der UNESCO ins Leben gerufen wurde. Es möchte jedem Einzelnen ermöglichen, die – oft komplexen – Auswirkungen seiner Taten auf die Welt und künftige Generationen zu verstehen und Entscheidungen ebenso wie Handlungen danach auszurichten. Mehr dazu: www.bne-portal.de

sie nach 20 bis 30 Sekunden aus unserem Kurzzeitgedächtnis. „Dieser Filter schützt uns vor einer Überreizung“, sagt Renker. Wer sich dagegen immer wieder mit einem Thema beschäftigt, bildet neue Verbindungen im Gehirn. Was zunächst nur ein schmaler Trampelpfad ist, festigt sich mit der Zeit. „Je öfter ich diesen Weg gehe, desto schneller festigt er sich“, erklärt Renker. Aus dem Pfad wird eine Straße, aus der Straße schließlich eine Autobahn. So können wir neue Netzwerke bilden und Wissen tief verankern, auch ohne direkt betroffen zu sein.

H Ö R E N , DE N KE N, TU N!

KLEINE TATEN, GROSSE WIRKUNG. Fest steht: Nur wer handelt, kann zu einer Veränderung beitragen. „Wir unterschätzen tendenziell, wie viel wir bewirken können“, sagt Renker. Dabei sind es häufig die freiwillig Engagierten, die mit vermeintlich kleinen Aktionen einen großen Beitrag leisten. Allein in Deutschland setzen sich nach Angaben des Bundesfamilienministeriums rund 44 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren für das Allgemeinwohl ein. Auch in Österreich leistet laut Sozialministerium beinahe jeder zweite Einwohner Freiwilligenarbeit. Sie engagieren sich unter anderem in Sport- oder Musikvereinen, bei der Kranken- und Altenpflege oder unterstützen Hilfsorganisationen. So unterschiedlich die Felder sind, so vielfältig sind auch die Motive. Laut einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums ist es der Spaß an ihrer Tätigkeit, der die meisten Engagierten antreibt. Ein weiterer Grund ist der Wunsch, mit anderen Menschen und Generationen zusammenzukommen oder die Gesellschaft mitzugestalten. „Wenn wir unsere Vorsätze umsetzen und das für unser soziales Umfeld sichtbar ist, folgen andere unserem Beispiel möglicherweise“, erklärt Umweltpsychologe Hanss. Folglich wachsen auch unsere Freude, unser Stolz und das Gefühl, nicht allein mit einem Vorhaben zu sein. Wie groß der Einfluss eines Einzelnen sein kann – unabhängig von Alter, Abschluss und Einkommen –, zeigt auch die 16-jährige Schülerin Greta Thunberg aus Schweden. Ganz allein hat sie an einem heißen Sommertag im vergangenen Jahr damit begonnen, ihre Schule zu bestreiken und für den Klimaschutz zu demonstrieren. Mit einem selbst bemalten Pappschild in der Hand und einem unerschütterlichen Willen im Inneren. „Wir müssen selbst aktiv werden“, hat Thunberg in einem Interview mit dem „Spiegel“ gesagt. Inzwischen haben sich Zehntausende Schüler, Studenten, aber auch Erwachsene aus aller Welt der Bewegung „Fridays for Future“ angeschlossen. Von Kanada bis Australien, von Finnland bis in die Schweiz protestieren sie freitags für ein besseres Klima. Den Sprung über die Lücke zu wagen, den sprichwörtlichen Rubikon zu überschreiten, das fällt uns mit Gleichgesinnten leichter. So können auch wir einen Unterschied bewirken, vor allem mit Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen. Nicht allein, nicht von heute auf morgen, vielleicht auch nicht in historischem Ausmaß. Dafür aber gemeinsam, Schritt für Schritt, hin zum Besseren. Ein wenig Zuversicht kann dabei auch nicht schaden. Oder wie Thunbergs Nachbarin Pippi Langstrumpf es ausdrücken würde: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Zur Autorin: Nach einer Hospitanz bei einem Radiosender in Namibia hat Annika Brohm beschlossen, das Schreiben zum Beruf zu machen. Ihre Texte sind in der „Süddeutschen Zeitung“, der „F.A.Z. Woche“ und der „Allgemeinen Zeitung“ in Namibia erschienen. Inzwischen lebt und arbeitet die 26-Jährige in Frankfurt. 08

TRIEBFEDERN FÜR TATKRÄFTIGE TAGE

EIN KLEINER STUPS

Oft brauchen wir einen sanften Schubser, um ins Handeln zu kommen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Richard Thaler und der Rechtswissenschaftler Cass Sunstein haben in diesem Zusammenhang den Begriff des „Nudging“ geprägt, zu Deutsch „Stupsen“. Sie gehen davon aus, dass Menschen immer dann eine kluge Entscheidung treffen, wenn diese zugleich die leichteste ist. Deshalb greifen wir im Supermarkt eher zu Produkten, die auf Augenhöhe platziert sind. Auch im öffentlichen Raum zeigen die sogenannten Nudges Wirkung. Bei einem Experiment in Dänemark wurden etwa grüne Fußabdrücke auf dem Gehweg angebracht, die Richtung Mülleimer führten. Die Passanten wurden so im entscheidenden Moment unmerklich daran erinnert, umweltbewusst zu handeln. Das Ergebnis: Die Vermüllung der Straße konnte um 40 Prozent verringert werden. Mehr Informationen zu diesen Phänomen finden sich im Buch „Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ von Richard Thaler und Cass Sunstein, 2009, Ullstein Verlag, 400 Seiten

EINFACH SMART!

Wer seine Vorsätze geschickt formuliert, setzt diese mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in die Tat um. Die SMART-Formel kann dabei helfen. Das S steht für spezifisch und konkret, man weiß also genau, welche Schritte man für das gewünschte Resultat gehen muss. Das M drückt die Messbarkeit aus. Ein Beispiel: Wer sich das Ziel setzt, sich gesünder zu ernähren, kann nur schwer sagen, wann er diesen Vorsatz tatsächlich erfüllt hat. „Besser wäre es, sich beispielsweise vorzunehmen, jeden Tag ein Stück Obst zu essen“, erklärt die Psychologin Johanna Renker. Wichtig ist auch, dass das Ziel attraktiv erscheint – so steigt die innere Motivation. Zudem sollte man darauf achten, dass man realistische Ziele wählt. Ein gewisser Zeitdruck kann ebenfalls förderlich sein. Setzt man sich einen festen Termin, handelt man entschlossener und effizienter.

ORDNUNG IM KOPF

Wenn wir zu viele Dinge gleichzeitig im Kopf haben, kann es sein, dass wir den Überblick verlieren und vor lauter Gedanken nicht ins Tun kommen. Eine Methode, die in solchen Situationen helfen kann, heißt „Braindump“. Nimm dir zunächst etwa zehn Minuten Zeit, um alle deine Gedanken auf ein Blatt Papier niederzuschreiben. Beginne die Sätze mit Formulierungen wie „Ich muss ...“, „Ich sollte ...“, „Es macht mir Sorgen, dass ...“, „Ich darf auf keinen Fall ...“. Dieser erste Schritt leert den Kopf. Nun geht es ans Gedankensortieren. Lies jeden Punkt sorgfältig durch. Welche Gedanken drehen sich um Dinge, die dir wichtig und dringend sind? Ordne diese Gedanken nach ihrer Priorität. Was kannst du (noch) nicht beeinflussen? Diese Gedanken streiche von der Liste. Wiederholung macht den Meister!


Foto: GĂźven Purtul / Visum / picturedesk.com, istockphoto

FREUDE 13 H A U P T S AC H E

Motivierend: Vorteile zählen Klimaschonendes Verhalten kann das eigene Leben ungemein bereichern. Wer zum Beispiel vom Auto aufs Fahrrad umsteigt, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern steigert Wohlbefinden und Gesundheit durch mehr Bewegung an der frischen Luft.

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FREUDE 13 KOST P R O B E

Ohren

schmaus

24 Stunden täglich ist unser Hörsinn auf Empfang – und ist dabei hochsensibel. Um ganz Ohr sein zu können, wollen unsere Lauscher also gut gefüttert werden. Doch was schmeckt ihnen und wann ist weniger mehr?

S Illustration: Eva Vasari / www.carolineseidler.com

TILLE IST EINE SELTENHEIT. Schon im Mutterleib geht es ganz schön laut zu. Mamas Magengrummeln, das Rauschen ihres Blutkreislaufs, gedämpfte Stimmen – ab der 20. Schwangerschaftswoche kann der Fötus Geräusche wahrnehmen. Der Hörsinn entwickelt sich beim Menschen als Erstes. Von der „Empfangsstation“, der Ohrmuschel, gelangen die Töne in Schallwellen durch den Gehörgang und über den Hörnerv ins Gehirn. Dort werden die Signale „verstanden“ und lösen Reaktionen aus. Bis zu 400.000 Töne kann unser Hörsinn unterscheiden und feststellen, woher sie kommen. Ab dem fünften Monat lernt das Ungeborene, sich die Stimme der Eltern einzuprägen. „Nach der Geburt wirkt das Ohr wie eine Art erweiterte Haut“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christoph Reuter vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, „selbst wenn das Kind die Mutter nicht fühlen, sehen oder riechen kann, weiß es trotzdem, dass sie anwesend ist, sobald es sie hören kann.“ So trägt das Gehör zum Aufbau sowie Festigen emotionaler Bindungen bei. Auch sonst lassen uns akustische Signale kaum kalt. WIR FÜHLEN, WAS WIR HÖREN. Ob Vogelgezwitscher, das Weckerklingeln oder ein Bohrgeräusch – wir fühlen, was wir hören. Erwiesenermaßen. Laut University College London (UCL) ist das Hören von Hörbüchern emotional stimulierender als das Ansehen eines Films. Bei der Wahrnehmung von Reizen bewerte das Gehirn die Umgebung emotional und verankere die Informationen auch entsprechend, weiß Reuter. „Aus diesem Grund können Klänge sehr emotionsgeladene Erinnerungen oder Assoziationen aus der Vergangenheit hervorrufen“, ergänzt der Wissenschaftler. Das gelte besonders für Musik. Ein Musikstück kann glücklich machen oder zu Tode betrüben. Und manchmal beides.

„Es kommt darauf an, wann und für wen was in welchem Kontext erklingt“, so der Experte, „das grauenhafteste Blockflötensolo kann Freudentränen hervorrufen, wenn es vom dreijährigen Sohn kommt. Die wunderbarste Musik kann zur Qual werden, wenn sie zur Folter eingesetzt wird.“ Ein Patentrezept für gute Musik gebe es genauso wenig wie für schlechte. Etwas scheine sich aber herauszukristallisieren: Wenn wir Intervalle und Harmonien hören, Rhythmen und Tonsysteme vertraut klingen, tut das unseren Ohren wohl. BLÄTTERRAUSCHEN UND BREMSENQUIETSCHEN. Dasselbe gelte für Töne aus der Natur. „Es ist anzunehmen, dass Geräusche mit hohen Rauschanteilen, also Blätterrascheln, Wellen als besonders angenehm empfunden werden“, erklärt Christoph Reuter. Während es hierzu noch keine Untersuchungen gibt, hat der Musikwissenschaftler in die Gegenrichtung bereits geforscht. Wandtafelkratzen oder Bremsenquietschen – fiese Geräusche wie diese scheinen etwas gemeinsam zu haben: „Eine Tonhöhe und starke Schallpegel im Spektrum von 2.000 bis 4.000 Hertz. Dies ist ein Bereich, in dem das Ohr besonders gut hört. Starke Amplituden werden hier so gut übertragen, dass es schon beim Hören physisch weh tut.“ LÄRM MACHT KRANK. Unangenehme Geräusche bezeichnen wir als Lärm, ein Wort, das vom italienischen „all’arme“ („zu den Waffen!“) abstammt und mit „Alarm“ verwandt ist. Alarmiert sind laut VCÖ – Mobilität mit Zukunft auch die 1,4 Millionen Österreicher, die sich durch Lärm gestört fühlen. Was als solcher empfunden wird, hängt von Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht oder Nationalität ab. Insgesamt wird Lärm immer lauter: Untersuchungen sprechen in westlichen Industrienationen von einer jährlichen Zunahme von bis zu einem Dezibel. Das hat Konse11


GESC H IC HTE N FÜ RS TROMME LFE LL

quenzen – insbesondere für unsere Gesundheit. Jährlich verlieren Europäer durch die Auswirkungen von Lärm mindestens eine Million gesunde Lebensjahre, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Schon Kinder im Mutterleib können beeinträchtigt sein und später unter Merk- und Konzentrationsstörungen, Schlafproblemen sowie Herzkrankheiten leiden. Nicht zu vergessen die Folgen für den Hörsinn selbst: Rund 1,7 Millionen Österreicher sind hörbeeinträchtigt. Tendenz steigend. „Wir merken einen deutlichen Anstieg von Hörproblemen“, bestätigt Neurowissenschaftlerin Dr. Alexandra Kupferberg, „gleichzeitig verdoppelt Hörverlust die Gefahr, an Demenz und Depression zu erkranken.“ Es sei ein schleichender Prozess: Anfangs ist nur das Sprachverstehen in lauten Umgebungen gestört. Mit der Zeit fällt es immer schwerer, Geräusche zu identifizieren und zu lokalisieren. „Man hat Angst, etwas zu verpassen, oder versteht Schönes nicht mehr, wie die Flüstersprache des Partners“, so die Wissenschaftlerin, die sich als Postdoktorandin an der Universität Bern mit dem Thema beschäftigt, „man fühlt sich ausgeschlossen und begibt sich nicht mehr in soziale Situationen.“ Diese Abwärtsspirale wirkt sich negativ auf die psychische wie physische Gesundheit aus. RICHTIG HÖREN LERNEN. Dass es nicht so weit kommt, dazu kann ein Hörgerät beitragen – vorausgesetzt, es wird richtig und regelmäßig verwendet. Genau das ist bei rund 80 Prozent der Schwerhörigen im Alter von 54 bis 75 Jahren nicht der Fall. „Das Hörgerät macht alles lauter – auch Hintergrundgeräusche. Da kann man wahnsinnig werden“, versteht Kupferberg die Abneigung und empfiehlt Geräteanpassung in Kombination mit Hörtraining, „dabei lernt man wieder, Hintergrundgeräusche auszuschalten und die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was wichtig ist.“ Außerdem reaktiviere man das richtige Interpretieren der Signale – eine Fähigkeit, die durchs Fehlen der Höreindrücke verlernt worden ist. „Es ist ein gezieltes Training fürs Gehirn“, so die Neurowissenschaftlerin, die außerdem beim Schweizer KOJ Institut für Gehörtherapie arbeitet, „bei den Ohren selbst können wir nichts tun. So weit ist die Wissenschaft noch nicht. Wir müssen dort ansetzen, wo Verbesserung möglich ist.“ STILL, STILL, STILL. Gleiches gilt in Sachen Prävention. Mittlerweile weiß man, dass Rauchen, Alkohol und bestimmte Medikamente dem Hörsinn schaden. Zusätzlich sind chronische Erkrankungen wie Diabetes Risikofaktoren für unser sensibles Ohr. „Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Schwerhörigkeit ist zwar noch nicht genug untersucht“, ergänzt Kupferberg, „Vitamine und Eisen sind aber sicher wichtig für die Ohren.“ Dasselbe gilt für das Vermeiden von Stress und Lärm. Dazu gehören nicht nur extreme Lautstärken ab 120 Dezibel, auch eine ständige Lärmbelastung ab 80 Dezibel schädigt die Gehörzellen. „So wenig Lärm wie möglich, vor allem über eine längere Zeitspanne, ist die beste Prävention“, rät Kupferberg, gegebenenfalls mit Ohrstöpseln die Schallwellen abzuschwächen. „Stille oder Ruhe ist wichtig“, pflichtet ihr Musikwissenschaftler Reuter bei, „besonders in der heutigen Zeit, in der so viel akustisches Material auf Knopfdruck zur Verfügung steht wie nie zuvor. Ich selbst höre in meiner Freizeit nur sehr wenig Musik.“ Gut, dass wir außerhalb des Mutterleibs ein Wörtchen mitzureden haben. — doris neubauer 12

Hörbücher bringen die Welt ans Ohr und sind einer Umfrage des Hörbuch-Anbieters Audible zufolge beliebter als Social Media. Die Zahl der monatlichen Hörbuch-„Lesenden“ stieg innerhalb von zwei Jahren von 11 Mio. im Jahr 2016 auf 15 Mio. an. Neben Audible (www.audible.de) bieten diese ausgewählten Apps eine vielfältige Auswahl an Hörbüchern: Vorleser.net www.vorleser.net, LibriVox librivox.bookdesign.biz/de, BookBeat www.bookbeat.de, Spotify www.spotify.com/de/

NAHRUNG FÜR DIE OHREN

REZEPTE ZUM REINHÖREN

„KSKSKS“

Dieses Geräusch löst bei einigen Menschen ein angenehmes Kribbeln der Haut aus. „Autonomous Sensory Meridian Response“, kurz ASMR, heißt das Phänomen, das die US-Amerikanerin Jennifer Allen im Februar 2010 gefunden hat und aus dem mittlerweile ein YouTube-Hype geworden ist. Wissenschaftliches dazu findet sich auf www.asmruniversity.com

ENTSPANNENDSTER SONG DER WELT

In Kooperation mit der British Academy of Sound Therapy hat die Band Marconi Union den gefährlichsten, weil entspannendsten Song der Welt komponiert. „Weightless“ beginnt mit 60 Beats pro Minute und verlangsamt sich auf 50 Beats pro Minute. Gleichzeitig wird der Herzschlag der Zuhörer langsamer, Entspannung tritt ein, der Körper wird beruhigt ... perfekt zum Einschlafen, nichts für die Autofahrt! www.marconiunion.bandcamp.com

MUSEUM VERGESSENER GERÄUSCHE

Wissen Sie noch, wie eine Schreibmaschine klingt? Und können Sie sich an das Rattern von Handrührgeräten erinnern? Solchen verschwindenden Geräuschen aus der Vergangenheit haben Sounddesigner ein digitales Museum gewidmet. Von der Kaffeemühle bis zum Kratzen der Plattenspielernadel oder das Rausch-Piepen des Modems – all das können Sie sich auf Conserve the Sound zurück ans Ohr holen. www.conservethesound.de

DAS OHR ISST MIT!

Hohe Töne intensivieren süßen Geschmack, tiefe Töne hingegen harmonieren zu bitteren Speisen, das fanden Wissenschaftler der Universität Oxford heraus. Wird die richtige Musik gespielt, könne sich der Geschmack von Essen um bis zu zehn Prozent intensivieren. Eine Studie der US-Universität Arkansas wiederum zeigt, dass Jazz-Musik zum Mehressen anregen, während bei Hip-Hop der Hunger schneller verfliegen soll. Illustration: Istockphoto

HÖRBUCH-APPS


Schwedisches Design mit grüner Seele

Kakteen und Sukkulenten

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SOMMER 2019

FLIESSENDE PINSELSTRICHE Zu unserem sommerlichen Kleid „Suckulent“ inspirierten uns Mallorcas Gärten und fröhliche Kakteen. Der ideale Kombipartner zu unseren umweltfreundlichen Sommerneuheiten.

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Bettina Reinisch ist eine erfahrene Zuhörerin – nicht nur, weil sie schon seit vielen Jahren als Psychotherapeutin arbeitet. Im Gespräch mit FREUDE erzählt sie, worauf es ankommt, wenn wir für andere ganz Ohr sein möchten, und wie die Kunst des einfühlsamen Zuhörens in unseren Alltag findet. Gespräch: Stefanie Platzgummer

LAUSCH MAL!


FREUDE 13 WOR T W E C H S E L

FREUDE: Warum ist es für Menschen wichtig, gehört zu werden?

BETTINA REINISCH: Um zum Menschen zu werden, brauchen wir die Begegnung mit anderen Menschen. Und um einander zu begegnen, haben wir unsere Sinne. Gehört werden heißt wahrgenommen zu werden. Und wahrgenommen zu werden ist lebensnotwendig. Damit unser Gehirn sich entwickeln kann, brauchen wir Austausch und Rückmeldung. Wir sind ständig damit beschäftigt, Erfahrungen einzuordnen und zu verstehen. Wenn nun eine Erfahrung für mich verwirrend ist, ist es enorm wertvoll, wenn mir jemand gegenübersitzt, der zuhört. Das Gehörtwerden unterstützt innere Klärungsprozesse. Es wäre mir jetzt wichtig zu erfahren, was bei Ihnen angekommen ist. Also, ich habe einerseits gehört, dass es in einer Orientierungsphase besonders wichtig ist, Rückmeldungen zu bekommen. Zum Beispiel, wenn man sich nicht gut auskennt oder versucht, neue Situationen abzustecken. Dann hilft uns das Zuhören dabei, innere Klarheit zu bekommen und uns besser zurechtzufinden.

Genau! Und ganz wichtig ist: Jede Person, die mir zuhört, hilft mir, dass ich selbst klarer werde. Das geht auch mit imaginierten Personen. Wenn ich zum Beispiel einen Vortrag vorbereite, stelle ich mir die Zuhörenden vor. Das hilft mir, dass ich mich bemühe und anstrenge, meine Gedanken klar zu formulieren. Und wenn ich meine Gedanken klar formuliere, kann Kontakt und Beziehung entstehen. Reden und Zuhören ist, als würden wir Brücken zu einander bauen – sofern wir uns darum bemühen, aktiv und einfühlsam zuzuhören. Und um das zu erreichen, ist es am einfachsten, um Rückmeldungen zu bitten – so wie ich es bei Ihnen gerade gemacht habe.

sein, etwa jenes nach Klärung und Orientierung. Vielleicht geht es aber auch um das Bedürfnis, in Kontakt zu kommen mit anderen. Es kann auch sein, dass ich mein Gegenüber als Verbündete für ein Projekt gewinnen möchte. Oder dass ich etwas sage, weil ich konkrete Unterstützung brauche, also das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit grade da ist und ich mir wünsche, dass das gehört wird. Kann ich einfühlsames Zuhören auch lernen? Oder anders gefragt: Worauf kommt es an, wenn ich jemandem wirklich zuhören möchte?

Das eine, was mir sofort einfällt, ist: Üben, üben, üben. Aktiv zuzuhören ist nicht so einfach. Vor allem, wenn man es nicht in der eigenen Familie erfahren hat. Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, hat ein Konzept mit vier Schritten formuliert. Das klingt sehr einfach und es verführt zur Annahme, dass man lediglich diesen vier Schritten folgen müsse, um einfühlsam reden und zuhören zu können. In Wirklichkeit ist es so, wie zum Beispiel beim Klavierspielen-Lernen. Am Anfang klingt es extrem hölzern, doch je öfter man es macht, umso geschmeidiger wird es und plötzlich läuft’s. Die Übung ist also das eine, was es braucht. Zum anderen ist es auch eine Entscheidung: Ich will versuchen, deine Absicht zu verstehen. Das ist etwas anderes als: Ich versuche, dich von meiner Absicht zu überzeugen. Es geht um die Bereitschaft, mit seiner Aufmerksamkeit wirklich beim Gegenüber zu sein. Welchen Unterschied macht es, ob mir eine gute Freundin zuhört oder etwa eine Psychotherapeutin?

Foto: Ryouchin / Getty Images

Im Alltag sind wir von zahllosen Eindrücken umgeben. Erschwert diese regelrechte Reizüberflutung das Zuhören?

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass ich mich außerhalb des Alltagssystems befinde. Es gibt keine Erwartungshaltungen, Bindungen oder inhaltliche VerpflichtunBettina Reinisch braucht Zuhören braucht Rahmenbedingungen. Ich gen gegenüber einem Klienten oder einer zum Zuhören einen Raum, in kann nur dann wirklich gut zuhören, wenn es dem sie sich wohlfühlt. Klientin jenseits des therapeutischen Vertrags. möglichst wenige Außenreize gibt. Förderlich Und dann habe ich natürlich Übung im Zuist ein Raum, in dem ich mich sicher fühle und hören. Und ich weiß, was Menschen brauchen, um nicht gestört werde. Ein Raum, in dem es ruhig ist, sich gut zu entwickeln. Dieses Wissen ist sehr hilfkein Radio oder TV-Gerät läuft. Ich kann auch im Kaffeereich, um Empathie zu entwickeln. Bedürfnisse sind manchmal haus ein Gespräch führen, bei dem ich mich ganz auf die andere auch sehr versteckt. Die meisten Menschen kommen im Person einlasse. Das ist dann, als ob wir unter einer KäseGrunde in Therapie, weil sie sich selbst nicht zuhören können. glocke sitzen würden. Wenn man es schafft, die Reize, die von Sie verstehen sich selbst nicht und können ihre Gefühle nicht außen kommen, auszublenden, ist auch das möglich. Das zuordnen. Wichtigste aber ist die Haltung, mit der ich zuhöre. Da ist es erst mal hilfreich, Zeit und Raum für einen inneren Forschungsprozess zu finden, um sich selbst zuzuhören. Was ist das für eine Haltung? Und zwar – das ist wichtig – bewertungsfrei zuzuhören. Zu erfahren, dass zum Beispiel auch Gefühle wie Wut oder Man versucht, die andere Person in ihren Absichten zu verstehen: Zorn den geliebtesten Menschen gegenüber sein dürfen. Indem Worum geht es ihr, was braucht sie, was sind ihre Bedürfnisse? ich als Psychotherapeutin zuhöre und auch diese Gefühle Hier spielt „Empathie“ eine Rolle – es ist also ein einfühlsames anerkenne und annehme, ermögliche ich es den Klienten und Zuhören. Das unterscheidet sich von der Art des Zuhörens, Klientinnen, ihre Gefühle zu akzeptieren. die wir in der Schule gelernt haben und der ich auch sonst in meinem Leben dauernd begegne. Bei dieser herkömmlichen Art des Zuhörens geht’s ja eher drum, so zu tun, als würde man Es geht also darum, sogenannte negative Gefühle zuzulassen? zuhören. Eigentlich sammelt man aber schon Gegenargumente Ja, das ist ein wichtiger Schritt. Wir neigen dazu, uns zu und hört gar nicht mehr, was der andere sagt – oder gar, was er verurteilen, wenn wir sogenannte negative Gefühle empfinden, braucht. Das kennen wir alle, oder? Diese Art des Zuhörens und dann versuchen wir, diese Gefühle zu unterdrücken und führt nicht zu einem bereichernden Dialog, sondern endet leicht zu verbergen. Günstiger ist es aber, wenn wir versuchen, diese im Streitgespräch. Gefühle zu verstehen. Zu verstehen, was sie uns sagen wollen. Die Idee ist, dass „negative“ Gefühle Hinweise dafür sind, dass Zuhören heißt also, die Bedürfnisse des anderen wahrzunehmen. wichtige Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Ist also auch das Gehörtwerden selbst ein Bedürfnis? In einem Psychotherapieprozess können Menschen lernen, ihre Nein, das Gehörtwerden selbst ist noch kein Bedürfnis, sondern Gefühle und Bewertungen wahrzunehmen und sich selber eine Strategie, mit der ich mir ein dahinterliegendes Bedürfnis zuzuhören, mit dem Ziel, die Bedürfnisse hinter den Gefühlen erfüllen möchte. Das können ganz unterschiedliche Bedürfnisse zu verstehen. 15


FÜ R ALLE E LTE RN

Und welchen Unterschied macht es, ob eine Person zuhört oder mehrere?

Die Wirkung ist stärker. Eine Person spricht und erlebt, dass ihr mehrere zuhören. Ja, wir sehen dich, wir hören dir zu! Und dann bemerkt die Person, dass sie auf unterschiedliche Menschen ganz unterschiedlich wirkt. Zu meinen Selbsterfahrungsgruppen lade ich auch gerne Leute ein, die sich in Gruppen unsicher fühlen und nichts von sich erzählen wollen. Die hören einfach einmal zu. Und wenn sie sich nach der fünften Sitzung vielleicht doch trauen, etwas zu sagen, erzählen sie oft davon, dass sie allein durch das Zuhören schon viel gelernt, mit nach Hause genommen und für sich genützt oder übersetzt haben. Wenn nun das Zuhören so wertvoll ist – egal ob man selbst zuhört oder ob einem zugehört wird: Wie kann das Zuhören im Alltag wieder stärker kultiviert werden?

Das eine ist, für Rahmenbedingungen zu sorgen und klar zu sagen, was man braucht. Zum Beispiel: „Ich brauche jetzt wirklich dein Ohr, kannst du dein Tablet oder Handy bitte zur Seite legen?“ Zweitens ist es eine gute Sache, immer wieder mal nachzufragen, was beim Gegenüber angekommen ist. Zum Beispiel: „Mir ist es wichtig, dass ich richtig verstanden werde. Würdest du mir sagen, was bei dir gelandet ist?“ Das Dritte ist die Langsamkeit. Sich Zeit zu lassen ist, glaube ich, sehr wichtig. Vielleicht auch einmal von sich aus zu fragen: Darf ich dir sagen, was ich von dir gehört habe? Wenn ich selber formulieren muss, bin ich aktiv. Kann das Zuhören zu einem friedlicheren Miteinander beitragen?

Sicher! Es fördert die Entspannung. Und entspannte Menschen werden kaum gegeneinander in den Krieg ziehen oder kämpfen, denn um kämpfen zu können, muss man angespannt sein. Zuhören trägt gewöhnlich zur Klärung bei. Und damit auch zur Entspannung. Wenn das gelingt, ist das doch ein Beitrag zu einer friedlicheren Welt. Ein kleiner Beitrag vielleicht, aber doch ein Beitrag. Und ein Beleg dafür, dass wir friedlich miteinander umgehen können. Und das finde ich persönlich ermutigend und wertvoll. Zur Person: Bettina Reinisch ist Psychotherapeutin, Supervisorin und Schreibbegleiterin. Sie arbeitet in eigener Praxis in Wien. Sie ist Vorstandsmitglied im Verein „Gewaltfreie Kommunikation Austria“. Mitte der 1980er-Jahre entdeckte sie für sich den Personzentrierten Ansatz von Carl Rogers, in dem sie sich, wie sie sagt, heute „tief verwurzelt“ fühlt.

WIR HÖREN MIT VIER OHREN

Einer Kommunikationstheorie des deutschen Psychologen Friedemann Schulz von Thun folgend hat jede Nachricht vier Seiten. Es liegt an uns, mit welchem „Ohr“ wir sie hören. Wenn zum Beispiel jemand sagt: „Das Fenster ist offen“, hört das „Sachohr“ die reinen Fakten. Das „SelbstoffenbarungsOhr“ versucht herauszuhören, was die Aussage über sein Gegenüber verrät (Ist ihm vielleicht kalt?). Das „BeziehungsOhr“ betrachtet das zwischenmenschliche Verhältnis (ist es eine Kritik?) und das „Appell-Ohr“ fühlt sich aufgefordert, etwas zu tun (Soll ich das Fenster schließen?). 16

Respektvolle Beziehungen: das wünschen wir uns doch alle! Zu unserem Partner, zu unseren Freunden, aber auch zu unseren Kindern. Ein Buch über die Gewaltfreie Kommunikation im Familienalltag, darüber, wie Eltern mit ihren Kindern liebevoll reden und ihnen achtsam zuhören können. Viele Übungen und Inspirationen zeigen mögliche Wege zu einem achtsamen Miteinander auf. Dich durch mein Herz sehen: Gewaltfreie Kommunikation für Eltern von Hanna Brodersen, 2018, tologo Verlag, 322 Seiten

WAS IST GEWALTFREIE KOMMUNIKATION (GFK) ?

Wie kann ich meine Anliegen so rüberbringen, dass ich mein Gegenüber nicht verletze oder manipuliere? Was will mir mein Gesprächspartner eigentlich sagen? Und welche Möglichkeiten habe ich, um einen Streit konstruktiv zu klären? Fragen wie diese beschäftigen den amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg in den 1960er-Jahren. Inspiriert vom Konzept der Gewaltlosigkeit Mahatma Gandhis und geprägt von dem Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers, bei dem er studiert hat, stellt er die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Rosenberg geht davon aus, dass jeder Mensch grundsätzlich zu Kooperation, Respekt und friedlichem Verhalten bereit ist. Darauf aufbauend entwickelt er einen einfachen und für jeden erlernbaren Weg zu einer wertschätzenden Kommunikation. Das Modell besteht aus vier Schritten: Zunächst äußert man eine wertfreie Beobachtung; dann das Gefühl, das durch diese Beobachtung ausgelöst wird, und das Bedürfnis, mit dem es zusammenhängt. Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, wird schließlich eine konkrete Bitte formuliert. Zusammen führen diese vier Schritte zu dem, was Rosenberg als „Giraffensprache“ bezeichnet. Die Giraffe steht symbolisch für die „Sprache des Herzens“, weil sie das Landtier mit dem größten Herzen ist. Mit „Giraffenohren“ zu hören bedeutet in der GFK, sowohl Kritik also auch Lob als konstruktiven Motor annehmen zu können. Als Gegenspieler zur Giraffe wählte Rosenberg den Wolf (im Amerikanischen Original spricht er vom Schakal). Wer mit „Wolfsohren“ hört, nimmt vordergründig Befehle und Kritik wahr und führt diese dann auch aus. Die „Wolfssprache“ ist voller Schuldzuweisungen, Drohungen und Kritik und basiert auf einem hierarchischen Denken. Auch Lob und Komplimente werden von Rosenberg der Wolfssprache zugeordnet, weil sich Personen, die sie aussprechen, – bewusst oder unbewusst – über andere stellen. Die Wolfssprache ist die Sprache, die unseren Alltag dominiert, und steckt voller versteckter Bedürfnisse, die es zu entschlüsseln gilt. Im Grunde geht es in der GFK also darum, die eigenen Bedürfnisse ebenso zu erkennen wie die Bedürfnisse anderer und sie klar zu benennen. Zum Einsatz kommen kann die GFK zum Beispiel in Kindergärten und Schulen, aber auch bei Mediationsgesprächen oder um alltägliche Konflikte zu lösen.

GFK in Österreich: www.gewaltfrei.at in Deutschland: www.gewaltfrei.de

Illustration: Istockphoto

LESESTOFF



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FREUDE 13 E N E R G I E F E L D

EINFACH MAL AUFS OHR HAUEN

Wenn das Gedankenrad sich dreht, klingen unsere Ohren. An Schlaf ist nicht zu denken, die innere Uhr streikt. Dabei wäre es doch so einfach: Loslassen! Aber Zeit ist Geld und zwischen Selbstkontrolle und Produktivitätsanspruch wird das kuschelweiche Lieblingspolster zum raren Luxus. Fotos: Hanna Haböck

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ORHANG ZU, LICHT AUS. Geschafft, endlich Ruhe. Am helllichten Tag? Eine kleine Verschnaufpause zwischendurch ist für Kinder tägliche Routine. Doch spätestens nach dem Schulabschluss gilt: Tagschläfer sind Faulenzer. Dabei ist Müdigkeit ein Grundbedürfnis, keine Schwäche. Das wissen wir alle und doch ist es alles andere als selbstverständlich. Auch Schlafexperte Hans Günter Weeß hält im Vorwort seines jüngsten Ratgebers fest: „Schlaf ist kein Luxus, Schlaf ist lebenswichtig.“ Der Körper kündigt mit Müdigkeit eine kurze Pause an, die er zur Zellregeneration, Emotionsverarbeitung und Muskelentspannung nutzt. VON LERCHEN UND EULEN. Von Mensch zu Mensch weniger verschieden als gemeinhin bekannt ist das Schlafbedürfnis. Schätzte man vor wenigen Jahren noch das individuelle Pensum von Erwachsenen auf vier bis zehn Stunden, weiß die Wissenschaft heute: „Jeder Mensch braucht sieben bis acht Stunden Schlaf“, sagt Dr. Brigitte Holzinger. Sie leitet das Institut für Bewusstseins- und Traumforschung und den Lehrgang Schlafcoaching an der Medizinischen Universität Wien. Größere Unterschiede als bei der Dauer gibt es bei der besten „Betriebszeit“: „Chronotypen variieren stärker. Manche Menschen sind Frühaufsteher, andere kommen erst später am Tag in die Gänge.“ LIDER RUNTER, BEINE HOCH. Was aber die meisten von uns gut kennen, ist das Tief gegen Mittag. Wenn Lider tonnenschwer werden und die Schreibtischplatte plötzlich magisch anziehend wie sonst nur das liebste Kuschelpolster wird. Was passiert hier? Das Biorhythmus-Metronom fährt zur Mittagszeit seinen Takt herunter. Mensch fällt in ein Mittagstief: Die Körpertemperatur sinkt, Müdigkeit macht sich breit, schweres Essen verstärkt das Gefühl. Und nun, was tun? Espresso? Singen? Frischluft und Bewegung?

Text: Claudia Aschour

SIESTA AM ARBEITSPLATZ. NICHTS DERGLEICHEN. „Nur eine kurze Schlafepisode hilft“, rät die Expertin, die diese Beobachtung mit dem Sekundenschlaf vergleicht. „Dem Schlafdruck kommt man nicht aus.“ Deshalb: Zehn, längstens 20 Minuten Lider runter, Beine hoch – und schon sind die Akkus wieder voll. Die positiven Effekte des Nickerchens sind mehrfach belegt. Es macht produktiv, fröhlich und ausgeglichen. Das schnelle Dunkerl unterstützt die Gedächtnisleistung und fördert die Konzentrationsfähigkeit. Sechs Minuten reichen für einen nachweislich gesteigerten Effekt auf Erinnerung und Konzentration, fanden Forscherinnen der Saar-Universität in einer Studie 2015 heraus. Wer zehn Minuten schläft, holt sich einen zweistündigen Leistungskick frei Haus. Arbeitgeber am Puls der Zeit nutzen dieses Wissen längst für sich: Ein Internetriese stellt Ruheräume zur Verfügung, ein anderer hat das 15-Minuten-Schläfchen sogar vertraglich festgeschrieben. Der kurze Zeitausfall wird von überbordender Leistungsfähigkeit locker wettgemacht. EINFACH LOSLASSEN? So wertvoll die kurzen Schlafeinheiten tagsüber sind – regelmäßigen guten Nachtschlaf können sie nicht ausgleichen. Gerade der bereitet immer mehr Menschen immer mehr Probleme. „Die uns vorliegenden Zahlen deuten darauf hin, dass jeder fünfte Erwachsene irgendwann ein Schlafproblem hat“, stellt Holzinger klar. Wie kann das sein? Warum fällt uns etwas, das so einfach wäre, so schwer? Steht das Schlafproblem nicht in direktem Zusammenhang mit einer Erkrankung, ist sich die Wissenschaft einig: „Klassisch bedingt ist eine Ein- und Durchschlafstörung durch ein Hyperarousal, also eine innerliche große Anspannung, die das Loslassen verhindert“, sagt Holzinger. Gesellschaftlich gilt: Wer mehr arbeitet, gilt als dynamisch, fleißig und erfolgreich. Gefährlich für den Schlaf, denn „wer nicht mehr zur Ruhe kommt, findet schwer in den Schlaf“. 19


FOTOKUNST

Die Wiener Fotografin Hanna Haböck hat Menschen beim Schlafen fotografiert. Zwölf Mal hat sie bei ihren Fotomodellen übernachtet und zwischen acht und neun Uhr morgens auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt. So ist es ihr gelungen, diese intimen, zurückgezogenen Momente in ihrer natürlichen Schönheit festzuhalten (siehe Seite 18). Mit dem Titel der Serie „nach acht“ möchte die Künstlerin auf den Schlaf als Luxus hinweisen: „Es ging mir um die Abbildung von Nähe und Ruhe in einer hektischen Zeit.“ www.anzenberger.com

DER INNERE WECKER. Dabei ist der Mensch doch ein Geschöpf der Natur und lebte als solches schon zu Urzeiten in einem Tag-Nacht- und Jahreszeiten-Rhythmus. Im dunklen Winter wurde mehr geschlafen als im leuchtenden Sommer. In der modernen Welt klappt das nicht mehr. Erbarmungslos läutet der Wecker Tag für Tag zur immer gleichen Zeit, ohne Rücksicht auf Einhornträume oder Babyschreinächte. Der Tag-Nacht-Rhythmus von Aktivität und Ruhe ist seit Erfindung der Glühbirne in Vergessenheit geraten. „Wir schätzen den Schlaf nicht mehr“, schreibt Weeß in seinem Buch, Holzinger spricht von einem „verdrängten Schlafbedürfnis“. Und so hat sich in den letzten hundert Jahren die durchschnittliche Nachtschlafzeit um eine Stunde verringert. In der modernen Welt, in der es darum geht, sich in Selbstkontrolle zu üben, um möglichst produktiv Zeit in Geld zu tauschen, lässt sich das Einfachste und Natürlichste also tatsächlich verlernen: Schlafen.

Könige der Nacht

SCHLAFSCHULE. Wer – wieder – besser schlafen will, kann es lernen. Die Expertin rät zu Achtsamkeit: „Wer aktive Tage lebt, geht schlafen, wenn er wirklich müde ist.“ Es gilt Störquellen wie Smartphone oder Fernseher zu erkennen und diese aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Auch Lichtquellen haben im Schlafzimmer nichts verloren. Dunkelheit unterstützt nämlich die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Rollläden und Schlafmasken sind also durchaus sinnvolle Anschaffungen für erholsame Nächte. Dr. Brigitte Holzinger empfiehlt ferner, auf die innere Uhr zu hören: „Schlaf braucht Rhythmus. Wer das respektiert, beugt Problemen wirksam vor.“ Überwiegend gleichbleibende Schlafenszeiten und feste Einschlafrituale helfen beim Einfinden in den Zustand völliger Losgelassenheit und setzen an, wo Schlafpillen nicht hingelangen: bei der Ursache. Verhaltenstraining und Aufklärung häufiger Missverständnisse rund ums Thema helfen beim Sich-Fallenlassen.Was aber tun, wenn wir mitten in der Nacht aufwachen und uns wirre Gedanken plagen, und wir dann einfach nicht mehr einschlafen können?

BLAUES LICHT

„ N AC H AC HT“

MYTHOS „DURCHSCHLAFEN“. Zunächst ein tröstender Gedanke für alle, die nachts mit offenen Augen im Bett sitzen: Nächtliches Aufwachen ist fester Bestandteil unserer Natur. Ein „normales Phänomen“, beruhigt die Expertin. Frisch gebackene Eltern kennen das von ihrem Nachwuchs. Sie verlieren bis zum zweiten Geburtstags des Kindes sechs Monate Schlaf. Acht Stunden Schlaf am Stück sind aber auch für alle anderen ein Mythos. Wir werden viel häufiger wach, als wir denken – bis zu zehn Mal pro Stunde für einige Sekunden. Weil das Kurzzeitgedächtnis im Schlafzustand Pause hat, fehlt morgens die Erinnerung. Wir schlafen nur gefühlt durch. Ins Bewusstsein rückt eine Wachphase erst, wenn sie länger als fünf Minuten dauert. Eine mögliche Lösung für Situationen wie diese bietet der Schlafmediziner Hans-Günter Weeß und animiert zum Test der rosaroten Brille: „Hängen Sie Ihren Träumen nach (...) Freuen Sie sich, dass Sie noch nicht aufstehen müssen. (...) Vertrauen Sie darauf, dass Sie früher oder später ohne Anstrengung wieder einschlafen werden.“ Je entspannter, umso besser und fester der Schlaf. Auch Holzinger empfiehlt eine Portion Optimismus: „Freuen Sie sich auf Ihre Träume. Alle Träume! Denn wer träumt, der schläft.“ 20

SCHLAF GUT MIT KR ÄUTERN! Wenn das Sandmännchen streikt, kann einem das zu schaffen machen. Tipps für erholsame Schlummerstunden – von einer warmen Tasse Tee und ätherischen Ölen über Bewegung an der frischen Luft bis hin zum Abschalten mit Körperpunkten – gibt es auf der Homepage von SONNENTOR. Viele einfache Hausmittel nutzen die entspannende Kraft der Kräuter und sind ganz leicht zum Selbermachen. www.sonnentor.com/schlaftipps Führen abendliches Fernsehen, Smartphone- und Tabletnutzung zu Schlafstörungen? Viele elektronische Geräte haben einen hohen Anteil an blauem Licht. Blaues Licht beeinflusst unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Besonders stark ist das natürliche blaue Licht der Sonne. Ob der vergleichsweise geringe Anteil in Elektrogeräten unseren Biorhythmus ernsthaft beeinflusst, ist nicht endgültig geklärt. Viele Hersteller haben in ihre Geräte mittlerweile einen „Nachtmodus“ mit Blaulichtfilter eingebaut.

SOCIAL JETLAG Medien wirken auf unseren Schlaf. Erhebungen zeigen, dass besonders am Wochenende viele Menschen bis spät in die Nacht in sozialen Netzwerken aktiv sind. Spätes Schlafengehen und langes Ausschlafen am Wochenende verwirren unsere innere Uhr, vor allem in Kombination mit chronischem Schlafmangel unter der Woche. Die Folge wird „Social Jetlag“ genannt und dürfte vielen bekannt sein: Montagmorgen – schlechte Laune und Müdigkeit.

ZUM WEITERLESEN „Schlafcoaching. Wer wach sein will, muss schlafen “ von Brigitte Holzinger, 2013, Goldegg Verlag, 248 Seiten „Schlaf wirkt Wunder. Alles über das wichtigste Drittel unseres Lebens “ von Hans-Günter Weeß, 2018, Droemer Verlag, 336 Seiten


NIMM DIR ZE I T ZUM TR ÄUM E N , ES I ST

DER WEG STERNEN

SEI GESPANNT

ZU D E N

LÜFTE DEIN ZIMMER VOR DEM SCHLAFEN GEHEN!

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Irische Weisheit

Schlummertrunk & Bettgeflüster

WARM BLEIBEN OB HEISSE STEINE, KIRSCHKERNKISSEN ODER WÄRMFLASCHE: WÄRME SORGT FÜR GEBORGENHEIT UND ENTSPANNUNG IM BETT.

ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN:

SCHLAFEN STATT ESSEN

Wer ausreichend schläft, ist weniger hungrig. Dafür sorgt das Sättigungshormon Leptin.

E I N BUC H D E R

TRAUME

Du möchtest dich besser und öfter an deine Träume erinnern? Dann führe doch ein Traumtagebuch und schreibe deine nächtlichen Erlebnisse nach dem Aufwachen nieder.

Portrait: Helmut Karl Lackner / Foto: Istockphoto

DRÜC K DIC H NIC HT

Die meisten von uns lieben sie: die Schlummer-Taste am Handywecker. Doch auf Dauer ver wirr t das „Snoozen“ den Schlafrhythmus: Wir wissen nicht mehr, ob wir wach oder müde sein sollen, wenn morgens der Wecker läutet. Also: Schluss damit!

Spanne deine Muskeln an. Halte die Spannung für etwa zehn Sekunden, dann lass los. Wie fühlt es sich an? Bei der „Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson“ werden unterschiedliche Muskelgruppen nacheinander angespannt und wieder entspannt – von Hand und Unterarm über Nacken und Hals bis zu den Füßen.

MAC H’S DI R SE LBST! Ein Gute-Nacht-Spray lässt sich aus abgekochtem Wasser, geruchsneutralem Alkohol und ätherischen Ölen ganz einfach selber machen. Bewährte Düfte sind zum Beispiel Lavendel, Melisse, Zirbe, Hopfen, Kamille oder Majoran.

NIMM DIR ZEHN MINUTEN ZEIT VOR DEM SCHLAFENGEHEN, UM DEINEN TAG REVUE PASSIEREN ZU LASSEN.


Foto: Mike Powell / Getty Images

FREUDE 13 U R S P R U N G SZ E U G N I S


Neuseeland

DAS GOLD DE R MAORI Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke, ist die Heimat der Maori. Sie wissen um die zahlreichen Schätze ihrer Insel, zu denen auch Manuka, die Südseemyrte, zählt. Seit jeher werden ihre Blätter und Rinde für Gesundheit und Wohlbefinden genutzt, ebenso wie der leuchtende, karamellbraune Honig aus dem Nektar des Manukabaums. Seine wertvollen, wohltuenden Eigenschaften und sein kräftig-würziger Geschmack verzaubern die Sinne und werden heute überall auf der Welt geschätzt – auch im Waldviertel bei SONNENTOR.

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Geh

hearst ? Na

sogamoi !


FREUDE 13 L A U F R I C H T U N G

Erdäpfel, Patschn und hatschen: Wo Dialekt gesprochen wird, fühlen wir uns daheim. Doch es schwingt noch weit mehr mit, wenn wir dem lautmalerischen Singsang lauschen. Unser Redakteur Fabian Faltin ist dem vergnüglichen Spiel der Dialektsprachen quer durch Österreich gefolgt – von Dornbirn und Lustenau im westlichen Vorarlberg bis in den Osten nach Niederösterreich und zum Waldviertler Mundartdichter hoch oben im Norden.

G

LEICH NEBEN DEM FEUERWEHRHAUS hängt die Holztafel, rund und krumm wie eine Kartoffel. Erdäpfel steht da über einer stets offenen Garagentür. Hier, im niederösterreichischen Pixendorf, weiß jeder, was sich dahinter verbirgt: das berühmte Erdäpfelkammerl der Familie Reither. Ein schummriger Raum, in dem die Kartoffeln in aller Ruhe auf ihren Holzpritschen dösen: Omas Salaterdäpfel, Blaue Schweden, die Ditta. Doch dann zündet automatisch das Licht und erhellt auf der Wand folgendes Gedicht:

Text: Fabian Faltin Fotos: Istockphoto (2)

Griaß eich Gott, ihr liaben Leit. Es hot uns wirklich gfreit, dass ihr do einakemma seid. De Erdäpfe stengan scho bereit. Sand a olle Sor tn augschriebn, obgsacklt – je noch Beliebn. Da Preis steht a danebn. Waun’s bittschön s’Göd ins Körberl gebn. Übersetzung siehe Seite 26

Es sind keine aufdringlichen Aktionspreise, keine Verkaufsmusik oder piepsenden Kassen, die uns da zu Ohren kommen. Nur der behäbige Rhythmus eines Mostviertler Dorfdialekts. Als hätte der Reitherbauer eben mal was aus dem Stegreif gedichtet – also hoch zu Ross, mit den Füßen im Stegareif, im Steigeisen. Wie in so vielen Hofläden und alten Wirtshäusern ist man hier als Kunde keineswegs der König. Umso mehr fühlt man sich als Gast geschätzt. Der mündliche Dialekt des Reitherbauern gibt uns sein Ehrenwort, die Preise hat er einfach direkt ins Holz geschnitzt. SO SÜSS UND GESCHMEIDIG kann der Dialekt in unseren Ohren säuseln, dabei aber auch so knorrig und altmodisch klingen. Sehr gern wird er ja auch mit Ursprünglichkeit, Heimat und zeitlosen Traditionen in Verbindung gebracht. Gibt man modernen Politikern das Mikrofon in die Hand, beschwören sie dialektreich ihre uralten Wurzeln. Marketingprofis wissen

längst, wie ein bisserl Dialektsound sogar auf Facebook und Twitter für uriges Lokalkolorit sorgt. Dabei ist Dialekt alles andere als eine aalglatte Botschaft. Er gleicht eher den unförmigen „Erdäpfe“, die krumm, kipferlförmig, mal auch kaputt aus dem Boden kommen – und aus unseren Mündern. Adraubm (Erdrüben) nennt man sie in der Steiermark, Grumbira (Grundbirnen) in Vorarlberg, oder Tuffel (Kartoffel) im Ostfriesischen. Über Generationen werden solche dialektalen Kartoffelwörter immer weiter geköchelt, geschnitzt und in der lokalen Mundart durchgekaut. Sie verändern sich. Manche werden auch gleich zu Schnaps destilliert und verschwinden. Sind ja eh genügend Wortkartoffeln für uns alle da! Erst als ab dem 18. Jahrhundert die Nationalstaaten aus der Taufe gehoben wurden, suchten sie ihre Einheit und Identität auch in einer einheitlichen, „gehobenen“ Sprache. Industrie, Massenmedien und auch das Militär verlangten nach einer standardisierten, für alle verständlichen Schriftsprache. Man entwickelte sogar besonders leicht lernbare „Plansprachen“, wie das 1887 von einem polnischen Augenarzt veröffentlichte Esperanto. „So überhören wir oft die Vielsprachigkeit innerhalb eines Nationalstaats“, erklärt Katrin Kremmel, gebürtige Vorarlbergerin und Doktorandin an der Universität Wien. „POTSCHA! POTSCHA!“, ruft ihre eineinhalbjährige Tochter Luisa begeistert. Ihre Potschn, Patschn oder eben Hausschuhe patschen und klatschen lautstark auf dem Boden. Manche Dialektwörter klingen eindeutig nach dem Geräusch, das wir mit ihnen verbinden. „Onomatopoesie“ oder auch „Lautmalerei“ nennt sich dieses sprachliche Phänomen, bei dem Geräusche in Worte gefasst und dadurch veranschaulicht werden. „Hört ihr? Potscha hat sie gesagt. Nicht Potschi!“, sagt Paul Rigger, Luisas Vater, und nickt zufrieden. Auch er stammt aus Vorarlberg, genauer gesagt aus Dornbirn. Während zwischen Mutter und Tochter Lustenauerisch gesprochen wird, spricht er mit Luisa im Dornbirner Dialekt. Dornbirn und Lustenau liegen beide in Vorarlberg, und zwischen ihnen keine drei Kilometer. Trotzdem bilden sie eigene Sprachinseln, wie das gerade in gebirgigen Regionen häufig der Fall ist. „Der Singsang und die Vokabeln klingen komplett anders, und statt dem Dornbirner ä gibt es das Lustenauer i“, erläutert Paul. Er ist mit diesem ä aufgewachsen, sie mit dem i. Auch wenn Feinheiten wie diese von Außenstehenden oft kaum wahrgenommen werden, innerhalb einer Region verraten sie viel über das Dorf oder das Tal, aus dem der Sprecher stammt. Dialekt signalisiert Zugehörigkeit, aber ebenso wird damit auch 25


VERTRAUTHEIT, URIGKEIT, LUST AM KAUDERWELSCH, am Vermischen und Springen zwischen den Sprachinseln – ist Dialekt vielleicht einfach eine besonders vergnügliche Form des Reisens? Unser aller Freiheit, Sprachgrenzen zu ignorieren und einfach so zu reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist? Fragen wir doch zum Schluss einen, der es wissen sollte: den DerflingerFranz. Er ist ein wenig bekannter Waldviertler Mystiker, dessen weise Worte der ebenfalls im Waldviertel lebende Dialektdichter Wolfgang Kühn im Gedichtband „Des Wetta wiad betta“ veröffentlicht hat. Wie so oft ertönt dabei aus einem einzelnen Dialektbegriff oder einem zufällig gewählten Namen aus dem Waldviertler Telefonbuch gleich eine ganze Lebensphilosophie. Von da Zwinz-Wickerl ist da die Rede, oder da Maier-Miazl, und eben auch dem Derflinger-Franz und seiner Mystik. Doch was genau besagt sie eigentlich? „Ist mir doch wurscht“, antwortet der Derflinger-Franz im ruhigen, wortkargen Rhythmus eines Menschen, der nichts davon hält, in gspreiztm Hochdeutsch gscheit daherzureden. Im Übrigen muss auch er jetzt wieder verreisen, zu jenen fernen Sprachinseln, wo ein ehrliches Wort noch mehr wert ist als alles Gold der Welt. Tja, aber wo finden wir die nur? Da bückt er sich schon, um seine Schuhe zu schnüren, und lächelt wissend:

Is ma wuascht, weu – va Oitnagelberg nach Neinagelberg schniar i meine Schuach und hadsch i übern Berg! Übersetzung siehe rechts

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KUKURUZ UND RIBISEL MUNDART FÜR ANFÄNGER

Für alle, die auch einmal in eine fremde Mundart eintrauchen möchten, hat Langenscheidt eine Serie von Dialekt-Wörterbüchern für Anfänger herausgegeben – von Fränkisch bis Kölsch, von Bairisch bis Sächsisch.

ZUM WEITERLESEN:

„Des Wetta wiad betta: Mundartpoesie“ von Wolfgang Kühn, Edition Va Bene, 20 06, 104 Seiten

GSCHUPFT UND GRANTIG

Die „gschupftn und grantign Geschichten“, die in diesem humorvollen Buch versammelt sind, überzeugen allesamt mit der virtuosen Kunst des Raunzens, Keppelns und Suderns – auf Hochdeutsch. Wo es doch nicht anders geht, da erklärt das mitgelieferte Glossar zum Glück auch, was ein Hascherl und eine Puffn ist.

ZUM NAC HSC H LAGE N

WÖ RT E RBUC H DE R Ö ST E RRE I C H IS C H E N DI AL E KT E Wie sagt man im Kärnten zum Entfernen der Maiskörner vom Kolben? Und was ist ein Neichtl? Antworten auf dialektspezifische Fragen wie diese bietet die OnlinePlattform www.ostarrichi.org

BE I M RE I T H E R-BAU E R N SI E H E SE I T E 2 5 Grüß euch Gott, ihr lieben Leute. Es hat uns wirklich gefreut, dass ihr hier hereingekommen seid. Die Kartoffeln stehen schon bereit. Alle Sorten sind angeschrieben, abgepackt – je nach Belieben. Der Preis steht auch daneben. Wenn Sie bitteschön das Geld ins Körbchen geben.

BE I M DE RF L I N GE R F R AN Z SI E H E LI N K S U NTE N Ist mir egal, wo Von Alt-Nagelberg nach Neu-Nagelberg schnür’ ich meine Schuhe und geh über den Berg!

„ Marillen & Sauerkraut“ von Harald J öllinger, Verlag Kremayr & Scheriau, 2019, 208 Seiten

DEUTSCH – ÖSTERREICHISCH

„Ösa“ ist Isa Stirm, eine Burgenländerin, die seit über zehn Jahren in Frankfurt daheim ist. Die Grafikdesignerin und Winzerstochter sieht sich als Botschafterin für österreichische Lebenskultur, die sie mit viel Leidenschaft in „Wörkshops“ – wie dem „Schimpf-Wörkshop Scheiß di ned an" – weitergibt. www.ösa.at

Illustration: Istockphoto

Fremdes ausgegrenzt. Deshalb ist es Katrin und Paul ein wichtiges Anliegen, solche Schubladen und Sprachgrenzen mit Humor und Weltoffenheit zu überwinden. Heute leben sie beide im 15. Wiener Bezirk, einem globalen Dorf, wo selbstverständlich auch Türkisch, Serbisch oder das äthiopische Amharisch gesprochen werden. „Wer weiß, vielleicht wird Luisa mir ja eines Tages auf Wienerisch, Englisch oder Türkisch antworten“, schmunzelt Katrin. „Für mich schwingt im Lustenauerischen sicherlich Geborgenheit mit, auch etwas Spielerisches. Es ist auch instinktiv die Sprache, in der ich mit Kindern und Tieren rede. Das liegt aber nicht nur am Dialekt, sondern eher daran, dass ich damit aufgewachsen bin“, erklärt Katrin. Paul, der erst im Studium begann, Hochdeutsch zu reden, bestätigt: „Ich fühl mich im Dialekt um kein Haar näher am Käse, beim Bregenzerwald oder den schönen Bergen. Ich bin einfach näher bei mir und meiner Familie. Wenn ich dagegen Hochdeutsch rede, muss mein Gehirn immer eine Zusatzleistung erbringen. Die Evolution mag aber keine Zusatzleistungen.“


FREUDE 13 AUG E N BLIC K

„Traue keinem Ort, an dem kein

Unkraut

wächst.“

Dieses Sprüchlein ist GABRI E LA SC H RE I BE R vor längerer Zeit zu Ohren gekommen – und in Erinnerung geblieben, „weil es so gut zu uns Biobauern passt“. Im Familienbetrieb der Schreibers im niederösterreichischen Steinebrunn bei Drasenhofen werden wertvolle Flohsamen, Fenchel, Kresse und Majoran für SONNENTOR angebaut.

Foto: Gerhard Wasserbauer

AU F GE HT 'S IN DI E W ELT VO N SO NN EN T OR !


DIY-PUTZMITTEL

Rosskastanien, Efeu, Lavendel, Zitrusfrüchte und Essig – fleißige Helfer für den Haushalt – finden wir mitunter sogar vor der eigenen Haustür. Und mit Hilfe dieser natürlichen Substanzen, einer guten Anleitung und ein wenig Geduld kann man Putzmittel selber herstellen. Denn eine gründliche Reinigung klappt auch ohne chemisch-synthetische Hilfsmittel gut. Schont die Haut und unsere Umwelt.

WWW.SONNENTOR.COM/ DIY-PUTZMITTEL

Staun entd selberm

BITTERSTOFFE: EIN GESCHENK FÜR DIE LEBER

Für alle, die ihrer Leber, dem immerhin größten Entgiftungsorgan unseres Körpers, einmal Danke sagen möchten. Eine Hommage an die Bitterstoffe und eine Inspiration, diese wieder in unseren Speiseplan zu integrieren.

Wissenswerte DIY-Anleitungen Gewürze & ä zum Ausprobier

www.sonnen

WWW.SONNENTOR.COM/ BITTERSTOFFE

FRÜHLINGSKÜCHE GANZ IN GRÜN

Brennnessel, Giersch, Gundelrebe und Vogelmiere: Wer bei diesen klingenden Namen an vier Schwestern eines Grimm’schen Märchens denkt, darf gern online weiterlesen. Dafür werden dann alle Sinne belohnt, denn aus diesen Wildkräutern kann man sich märchenhaft-lukullische Frühlingsgerichte auf den Teller zaubern.

WWW.SONNENTOR.COM/ WILDE-FRUEHLINGSKUECHE 28


nen, decken & machen

es, Rezepte und – rund um Kräuter, ätherische Öle – ren für zu Hause!

ntor.com /tipps

9 FRAUENKRÄUTER – FÜR DEINE BESONDEREN TAGE

Frausein ist wunderbar, aber genauso wie das Mannsein bringt es doch die eine oder andere Herausforderung mit sich. Während eines Zyklus schwimmt der Großteil des weiblichen Geschlechts im Wellenbad der Gefühle, mal ganz oben, ein anderes Mal im Tal. Damit das Durchhalten leichter fällt, hat Mutter Natur ein paar Kräuter wachsen lassen. DIY-Tipps für Fußbäder, Sitzbäder, Wickel und eine Tinktur für unterwegs.

WWW.SONNENTOR.COM/ FRAUENKRAEUTER

DIY AFTER SUN

Zugegeben, eine Creme selber anzurühren erfordert ein wenig Mut, Genauigkeit und Geduld. Für die Gebrauchsanweisung braucht man dafür aber kein Doktorat in Chemie, sofern man auf Natur pur und eine gute Anleitung setzt. Hier findest du eine solche für angenehme Abkühlung nach heißen Sonnentagen. Für Einsteiger gibt es auch einfache Rezepte, wie zum Beispiel ein Anti-SunburnerRezept mit Topfen und Gurke.

WWW.SONNENTOR.COM/ DIY-AFTER-SUN

FAMILIEN- FRÜHSTÜCK

Das Frühstück ist die Basis für einen guten Start in den Tag – nicht nur für Erwachsene, auch für Kinder. Das kann Eltern schon mal unter Druck setzen und Druck kann man als Mama oder Papa am Morgen am wenigsten gebrauchen. Somit gibt es einige Tricks und Kniffe, wie man den Start in den Tag als Familie ganz entspannt hinbekommt. Wie so oft im Leben mit Kindern hilft gute Planung und Vorbereitung.

WWW.SONNENTOR.COM/ FAMILIENFRUEHSTUECK

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IMMER EINE GUTE IDEE!

Inspiration mit Würze

UNSERE BEIDEN NEUEN IDEENBOXEN FÜR FRÜHSTÜCK UND LUNCH

Wake me up & Before

you go go! AUCH STÄNDIG AUF DER SUCHE NACH NEUEN EINFÄLLEN FÜR ABWECHSLUNGSREICHE GERICHTE? Die Ideenboxen von SONNENTOR schenken Inspiration für die Küche. Mit „Wake me up“ wird der Frühstückstisch köstlich gedeckt. Muntere Gewürzmischungen wie Klara Kopf und Aladins Kaffeegewürz und aromatische Tees wie Genießen auf der Schokoladenseite oder Tanzen im Teegarten sind perfekt für einen schwungvollen Start in den Tag. „Before you go go!“ liefert Ideen für einen gesunden Lunch to go. Bunte Gewürzmischungen wie Adios Salz, Holy Veggie und Co helfen dabei, Gerichte zu verfeinern. Einfach zu Hause vorbereiten und unterwegs genießen. Auch Tee to go liegt im Trend. Mit den Kannenbeuteln kannst du eine ganze 0,5-Liter-Trinkflasche füllen. JEDE IDEENBOX ENTHÄLT SIEBEN UNTERSCHIEDLICHE GEWÜRZE, DREI TEES, TOLLE REZEPTE UND VIELE TIPPS. EINFACH AUFKLAPPEN, REZEPT AUSSUCHEN UND LOS GEHT’S. www.sonnentor.com/ideenboxen 30

MANCHMAL SOLLTE MAN SICH LIEBER NUDELN ALS SORGEN MACHEN

Rote-BeeteLatte-Porridge ——

F Ü R DAS P O RRI DGE : 100 g Basen Müsli 2 EL Rote Beete Latte 200 ml Mandelmilch 40 ml Apfelsaft 1 EL Zitronensaft 2 EL Heidelbeeren 2 EL Sonnige Grüße® Honig 1 Stk. Äpfel F Ü R DI E DE KO : 2 EL Walnusskerne 2 EL Kokoschips Z U BE RE I T U N G:

1 / Basen Müsli, Mandelmilch, Rote Beete Latte, Apfel- und Zitronensaft in einer Schüssel gut vermischen. 2/ Äpfel mit Schale reiben. Gemeinsam mit Honig und Heidelbeeren unter die MüsliMasse mischen. 3/ Mit Walnusskernen und Kokoschips garnieren. T I P P : Das Basen Müsli kann bereits am Vorabend mit Mandelmilch, Apfel- und Zitronensaft vorbereitet werden. Die Mischung einfach über Nacht einweichen lassen.

Pasta-Gemüse-Salat ——

F Ü R DI E P E N N E : 250 g Penne 0,5 Brokkolikopf 1 Stk. Frühlingszwiebel 1– 2 Stk. Karotten 1 Hand voll Rotkraut Radicchio geschnitten 2 EL Rosinen 2 EL Mandelblättchen 1 TL Adios Salz! Gemüsemischung scharf F Ü R DAS MAN DE L DRE S SI N G : 3 EL Mandelmus etwas Ingwer gemahlen 1 Stk. Limette 3 EL weißer Balsamico-Essig 3 EL Olivenöl 2 EL Sojasauce 2 EL Kokosblütenzucker oder Sonnige Grüße ® Honig Z U BE RE I T U N G:

1 / Leicht gesalzenes Wasser zum Kochen bringen und Penne al dente kochen. 2/ Die Brokkoliröschen kurz in heißem Wasser blanchieren. Frühlingszwiebel hacken. 3/Karotten schälen und in feine Ringe schneiden. Rotkraut oder Radicchio klein schneiden. 4/ Mandelblättchen in einer beschichteten Pfanne ohne Fett rösten. 5/Alle Dressing-Zutaten in einer Schüssel vermischen. Die kühle Pasta mit dem Gemüse und den Rosinen in eine Salatschüssel geben. Vor dem Essen mit dem Dressing marinieren, mit Adios Salz! und Pfeffer würzen und Mandelblättchen darübergeben.


NEUES VOM FREI-HOF

Kleine Samen, große Wirkung

Wo immer wir Samen säen, wird das scheinbar Unmögliche möglich: Aus einem kleinen Körnchen werden ganze Mahlzeiten. Fruchtbares Saatgut ist die Grundlage gesunder Nahrung, die Basis unserer Landwirtschaft. Am Frei-Hof achten wir darauf, dass das noch lange so bleibt.

P

atente auf Saatgut, HybridPflanzen, die nicht weiter vermehrt werden können, und Bauern, die von mächtigen Konzernen abhängig sind: Düstere Aussichten für unser aller Lebensgrundlage. Zum Glück gibt es mutige Stimmen und Pioniere, die sich dafür einsetzen, dass die jahrhundertelange Arbeit von Bauern weltweit erhalten bleibt. Eine von ihnen ist die Wissenschaftlerin, Nobelpreisträgerin und Aktivistin Vandana Shiva. Sie sieht Saatgut als Gemeingut, als Geschenk der Natur, als Quelle unseres Lebens. AUCH AM SONNENTOR FREI-HOF werden über 200 Sorten von Gemüse, Kräutern und Blumen aus eigenem Saatgut vermehrt. „Das Prinzip der Selbstversorgung ist uns hier sehr wichtig, und dazu gehört natürlich auch das Saatgut“, erklärt Frei-Hof-Bäuerin Sigrid Drage. „Alle, die bei uns arbeiten, beschäftigen sich auch intensiv mit der Saatgutgewinnung.“ Bohnen lassen sich ja einfach pflücken, aber Getreidesamen müssen erst gedroschen, Tomatensamen gar im eigenen Saft vergoren werden. Dann wird das Saatgut auf Bettlaken oder am Dachboden getrocknet, in luftdichte Kistchen verpackt und in zwei großen Bauernschränken fürs nächste Jahr eingelagert. Indem wir einen großen Pool an Sorten am Hof kultivieren, können wir gut ausprobieren, was auch im rauen

Waldviertel gedeiht“, berichtet Sigrid. Dabei ist es ihr auch ein großes Anliegen, alte und selten gewordene Gemüsesorten zu erhalten. „In ihrer Vielfalt steckt ein großes Zukunftspotenzial, das wir gerade in Zeiten des Klimawandels dringend benötigen.“ Auch im eigenen Garten oder am Balkon können die robusten alten Sorten ihre Vorzüge ausspielen. Mit guter Beratung und etwas Fingerspitzengefühl lassen sich fast immer Sorten finden, die perfekt zu den eigenen Boden- und Klimaverhältnissen passen. AM FREI-HOF HAT SICH etwa die birnenförmige Tomate „Austin’s Red Pear“ bewährt: Sie ist braunfäuleresistent und bringt trotz kurzer Sommer sogar im Freiland gute Erträge. Wie auch eine besonders robuste und schmackhafte lokale Auslese des weißstieligen Mangolds. Sogenannte Hybride und Ertragssorten, die auf Einheitlichkeit und maximale Erträge gezüchtet werden, mögen im Gegensatz zu solchen alten Sorten zwar kurzzeitig üppiger bestückt sein. Doch dagegen punkten Individualisten wie die Tomate „Rosa Kugel“, die Melanzani „Weißes Ei“ und die süße Kinderpaprika „Hamik“ mit viel breiter gestreuten Erntezeiten. Sie sorgen im Gemüsegarten für laufenden Frischgenuss, ganz ohne den alljährlichen Ernte- und Einkochstress! — fabian faltin

www.sonnen tor.com/frei-

hof

SAATGUT-TIPPS VOM

FREI-HOF

MISCHEN

Mischt man ein bisschen Gartenboden in die Aussaaterde, gewöhnen sich die Jungpflanzen schon früh an ihren zukünftigen Standort.

TAUSCHEN

Wozu Dutzende Samenpackerl bis zum Ablaufdatum horten? Besser tauscht man im Frühjahr, was man gerade (nicht) braucht. Auf Tauschbörsen gibt’s die richtigen Gartentipps gratis dazu.

KAUFEN

Beim Saatgutkauf wählt man alte, nicht hybridisierte Sorten, am besten aus einer lokalen Bio- Produktion. Saatgut vom Frei-Hof gibt’s ab Hof und in ausgewählten SONNENTOR- Shops. Besonders blühfreudig: die trockenheitsresistente Blumenwiesenmischung!

AUCH JUNGPFLANZEN KÖNNEN DIREKT AB FREI-HOF GEKAUFT WERDEN – ODER IM ONLINE SHOP AUF SHOP.FREI-HOF.AT

FEINSTES BIO-SAATGUT

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GESUNDE NAHRUNG OHNE GIFT Einfalt statt Vielfalt? Nein danke! Schmutzige Atemluft? Nein danke! Ackergifte? Nein danke! Wir von SONNENTOR wollen eine zukunftsfähige Landwirtschaft ohne Pestizide und naturbelassene Nahrung für alle. Du auch? Dann sei dabei und pack mit an – gemeinsam können wir mehr bewirken!

WER SIND WIR?

WAS TUN WIR?

WIR SIND UNTERNEHMERINNEN, die für „100 % Bio!“ stehen. Einige von uns zählen sogar zu den Pionieren der BioBewegung. Zusammen bilden wir das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und fordern „Ackergifte? Nein danke!“

WIR INFORMIEREN, FORSCHEN, VERNETZEN und erkunden realistische Lösungswege für die Wirtschaft. Kurz: Wir mischen uns ein, um die notwendige agrarpolitische Wende wirksam zu unterstützen.

WAS WOLLEN WIR?

WIE KANNST DU MITMACHEN?

WIR SETZEN UNS FÜR eine zukunftsfähige Landwirtschaft ein. Dazu gehört, die Vielfalt von Tieren und Pflanzen und ihren Lebensraum langfristig zu sichern, Humus aufzubauen, das Bodenleben zu fördern und den Eintrag von Giften in Boden, Trinkwasser, Atemluft und Lebensmitteln zu verhindern. Wir unterstützen eine bäuerliche Wirtschaft, die den BioBauern ein gutes Auskommen ermöglicht, unabhängig von der globalen Agrarindustrie ist und von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen wird.

SPENDEN HELFEN UNS DABEI, unsere Forschungsvorhaben umzusetzen, und auch, wenn es darum geht, unsere Anliegen nach außen zu tragen. Sehr wertvoll ist aber auch das Verteilen von Infomaterial oder das Organisieren eines Vortrags, einer Dialog-Runde oder einer anderen Aktion. Auch indem du bei Aktionen mitmachst und uns hilfst, unsere Themen in sozialen Netzwerken zu verbreiten, unterstützt du unsere Arbeit.

WARUM IST DAS WICHTIG? ACKERGIFTE SIND WEITER VERBREITET als bisher angenommen. Und sie verbreiten sich sogar über die Luft. Das konnte im Rahmen einer Untersuchung von Baumrinden im Jahr 2018 nachgewiesen werden. Es fanden sich über 100 Wirkstoffe, die über die Luft in die Rinden der Bäume gelangt sein mussten, darunter auch das Pestizid Glyphosat. Dieses dürfte sich laut Zulassungsbehörden gar nicht über die Luft verbreiten. Bei einer vorangegangenen Untersuchung von 2011 Urinproben in Deutschland konnte das Pestizid in 99,6 Prozent der Fälle nachgewiesen werden – auch bei Menschen, die sich vorwiegend biologisch ernähren. 32

WEITERE UNTERSTÜTZUNGSMÖGLICHKEITEN SOWIE INFOS FINDEST DU AUF

WWW.ENKELTAUGLICH.BIO WWW.SONNENTOR.COM/ ACKERGIFTE-NEIN-DANKE

GEMEINSAM ANPACKEN!


SONNENTOR FRANCHISE

Sonnige

Frauenpower Unser SONNENTOR in Innsbruck ist ein lebendiger Ort der Freude – Andréia Feldkircher und ihren vier fabelhaften Mitarbeiterinnen sei Dank!

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ei euch herrscht so eine tolle Atmosphäre, man fühlt sich sofort wohl, wenn man den Shop betritt.“ Dieses Feedback hört Andréia Feldkircher oft – und sie freut sich jedes Mal darüber. „Ich denke, es liegt an der wirklich spürbaren Lebensfreude, die unser Team ausstrahlt“, sagt sie und schwärmt von ihren vier wunderbaren Mitarbeiterinnen. Da verwundert es nicht, dass die vielen treuen Stammkunden nicht nur immer wieder gerne ins Geschäft kommen, um dieses oder jenes zu kaufen. Nein, sie kommen auch, um positive Energie zu tanken. Diese wird auch bei den vielen Veranstaltungen im und rund um das Innsbrucker Sonnentor spürbar. Workshops, Vorträge Tee-Verkostungen und zahlreiche Kooperationen mit Jung und Alt bieten ideale Gelegenheiten für ein lebendiges Miteinander.

DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT war für die gebürtige Brasilianerin ein lang gehegter Traum. „Mit 25 bin ich ohne Deutsch-

kenntnisse der Liebe wegen nach Europa gekommen“, erinnert sie sich. „Vom Erlernen der deutschen Sprache bis zum erfolgreichen Studienabschluss, einem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften, war es ein langer und nicht immer einfacher Weg. Aber aufgeben tut man nur einen Brief!“ Auf der Suche nach Möglichkeiten wurde Andréia bald bewusst, dass ein FranchiseSystem viele Vorteile bringt. Und mit Sonnentor war das sozusagen Liebe auf den ersten Blick: „Arbeiten mit dem Wissen, dass man dabei was Gutes für die Umwelt und für die Mitmenschen tut, hat einen sehr besonderen Wert.“

ALLE INFOS ZU DEN SONNENTOR GESCHÄFTEN UND DEM SONNENTOR FRANCHISE KONZEPT FINDEST DU AUF WWW.SONNENTOR.COM/ GESCHAEFTE

ANDRÉIA FELDKIRCHER LÄSST IN INNSBRUCK DIE SONNE SCHEINEN

ANDRÉIA FELDKIRCHER:

AUS DEM TEEKÄSTCHEN GEPLAUDERT ANDRÉIA, DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WAR FÜR DICH EIN LANG GEHEGTER TRAUM. WARUM? Ich mag diese Art zu arbeiten, es ist mir sehr wichtig, Gestaltungsspielraum zu haben. UND WARUM GERADE BEI SONNENTOR? Die Philosophie von SONNENTOR hat mich von Anfang an fasziniert. Vor allem, dass darauf geschaut wird, dass es den Bauern gut geht. Ich bin in Brasilien auf einem Bauernhof ohne Strom und weit weg von der nächsten Stadt aufgewachsen. Meine Eltern waren also selbst Landwirte, daher finde ich die gegenseitige Wertschätzung wunderbar. IN DEINEM SONNENTOR IN INNSBRUCK GIBT ES BESONDERS VIELE VORTRÄGE ZUM THEMA GESUNDE ERNÄHRUNG UND GESUNDES KOCHEN. BIST DU SELBST AUCH EINE LEIDENSCHAFTLICHE KÖCHIN? Ich koche sehr gerne, am liebsten mit frischem Gemüse. Ich habe auch praktisch alle SONNENTORGewürze daheim. WELCHE GEWÜRZE DÜRFEN IN DEINER KÜCHE NICHT FEHLEN? Die neue Gewürzmischung „Holy Veggie“. Diese ist zwar für Grillgemüse gedacht, passt aber auch zu Salaten und Gemüsepfannen. Ansonsten mache ich meine eigene Currypaste mit Koriandersamen, Sternanis, Kreuzkümmel, Pfeffer, Chili, Kurkuma, Zimt, Macis, Ingwer, Bio-Limetten-Schale, Schalloten, Knoblauch und frischen LemongrasStängeln. Ich mag es sehr, sie selbst zuzubereiten, weil dann weißt du genau, was drinnen ist.

KÜHLE KANNE

OrangeBasilikum

Unsere Kühlen Kannen bekommen frische Verstärkung. Zu ErdbeerIngwer und Schokominze-Zitronenverbene gesellt sich neu OrangeBasilikum hinzu. Ein idealer Durstlöscher im Sommer! KÜHLE KANNE FÜR HEISSE TAGE

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Genuss und Essenz sind wie Butter und DURCH GIFTABDRIFT GESCHÄDIGTE BIO-BAUERN SOLLEN DEN WERTVERLUST ERSETZT BEKOMMEN!

Brot: Einfach genial! Mehr dazu im nächsten

ab Oktober 2019!

Johannes Gutmanns offene Worte

Sicher ohne Gift!

S

onnentor wird heuer 31 Jahre jung. Ich bin sehr glücklich, dass wir immer mehr „andersdenkende“ Biobauern in der Sonnentor Familie begrüßen dürfen.

SIE ALLE BEGEISTERN SICH FÜR DIE ARBEIT IM KREISLAUF DER NATUR UND MÜSSEN SICH MITUNTER MUTIGE LÖSUNGEN EINFALLEN LASSEN. Durch den Klimawandel müssen andere Kulturen angebaut werden, durch die Trockenheit ressourcenschonende Bewässerungsmöglichkeiten gefunden werden, oder muss auch mal ein ungewisser Gang vor Gericht in Angriff genommen werden. Schön zu beobachten ist aber auch, dass immer mehr konventionelle Landwirte, für die das Giftspritzen bisher „normal“ war, trotz starker Lobby umdenken und aufgehört haben, sich die eingesetzten Gifte mit „Halbwertszeiten“ schönzureden.

NICHTSDESTOTROTZ WERDEN IN ÖSTERREICH 12.900 TONNEN CHEMISCHE SPRITZMITTEL PRO JAHR AUSGEBRACHT, IN DER EU SIND ES RUND 200.000 TONNEN. Jeder Tropfen dieser Gifte ist eine Bedrohung für die biologische Landwirtschaft. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass die oft verharmlosten „Pflanzenschutzmittel“ nicht nur den Boden belasten, wo direkt gespritzt wurde.

DIE GIFTSTOFFE KÖNNEN DURCH LUFT, NIEDERSCHLAG UND ANDERE NATÜRLICHE PROZESSE WEITLÄUFIG VERTEILT WERDEN. Durch diese Abdrift können auch unbehandelte Flächen, Wasser, Bäume und nicht zuletzt die sorgsam gehegten und 34

gepflegten Felder unserer fleißigen BioBauern verseucht werden. Eine mit Pestizidrückständen zu stark belastete Ernte darf natürlich nicht als bio verkauft werden – durch diese Wertminderung ist aber der Mehraufwand des Biobauern nicht gedeckt. Eine Gefahr, die langfristig sogar die Existenz eines Bauern gefährden kann.

DIE POLITIK FÜHLT SICH HIER NICHT ZUSTÄNDIG, ES GIBT AUCH KEINEN AUSREICHENDEN VERSICHERUNGSSCHUTZ. DESHALB GRÜNDEN WIR GEMEINSAM MIT UNSEREN BIO-BAUERN EINEN EIGENEN VEREIN. Ziel ist es, den durch Spritzmittelabdrift geschädigten Biobauern innerhalb einer Selbsthilfegruppe schnell und unabhängig zu helfen und so ihre Lebensgrundlage zu schützen. Der Verein wird von allen an Sonnentor liefernden Biobauern finanziell unterstützt. Von Abdrift geschädigte und betroffene Biobauern, deren Kräuterernten wegen überhöhter Spritzmittelbelastungen nicht als bio verkäuflich sind, sollen den Wertverlust so weit wie möglich ersetzt bekommen. Zu guter Letzt hab ich auch noch eine gute Nachricht: Es gibt Hoffnung, dass sich auch bei dieser Thematik was tut. Denn ein stark betroffener Bio-Kräuterbauer hatte Kosten und Mühen nicht gescheut und ist vor Gericht gegangen. Nach einem langen Verfahren hat er Schadenersatz zugesprochen bekommen. Der Schaden ist laut Gutachter eindeutig von einem Gifteinsatz des Nachbarn entstanden.

ES GIBT ALSO BEREITS LICHT AM HORIZONT, DER SONNENAUFGANG IST NICHT MEHR AUFZUHALTEN!

SONNIGSÜSSE FRÜHLINGSFREUDE

Sonnentor

Grüne Neune Tee ——

UNSERE NEUE KRÄUTER-FRÜCHTETEEMISCHUNG IST PERFEKT FÜR EINEN GUT GELAUNTEN START IN DEN FRÜHLING. Zutaten wie duftendes Ackerstiefmütterchen aus Österreich, süßliches Buchweizenkraut, lieblicher Steinklee, fruchtige Birne und erfrischender Zitronenthymian machen den Grüne Neune Tee zu einem besonders magischen Sinneserlebnis. I M P R E SSUM FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten. Das Abonnement kann jederzeit beim Herausgeber gekündigt werden. Kontakt: Maria Manger Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Gesamtkonzept und Umsetzung: PAPER AFFAIRS Publishers GmbH Chefredaktion: Katja Greco Stellv. Chefredaktion: Stefanie Platzgummer Creative Director: Peter Schmid Artdirection & Layout: Andrea Grasser Lektorat: Ewald Schreiber Illustratoren vertreten durch: carolineseidler.com Cover: Getty Images Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


Kinder, bei uns ist was los! Wir bei SONNENTOR freuen uns immer Unsere Land-Lofts: über Besuch in Sprögnitz – ganz Auszeit für die ganze Familie besonders über unsere jungen Gäste. „Einfach mal weg, einfach mal bei Sonnenuntergang Spannendes Kräuterwissen und Land-Loft am Lagerfeuer sitzen, einfach mal das Ei von Huhn Abenteuer für alle Sinne bieten zum Schlafen im Adele essen, einfach mal in einer Bettlade übernachten, äutergar ten Kr einfach mal das Gefühl haben, in eine Teepackung gefallen Beispiel unser Bio-Bengelchen zu sein ... einfach mal immer wieder kommen!“, schreibt Garten oder der Erlebnisweg entOlivia Trombitas-Meissel auf ihrem Blog „More is Now“. Gemeinsam mit Mann und drei Kindern hat die Mama-Lifestyle-Bloggerin eine Auszeit lang des verträumten Sprögnitzin unseren Land-Lofts verbracht. Ihre inspirierenden Erlebnisse – vom Bächleins. Und auch sonst gibt Ankommen im Kräuterdorf, Mithelfen und Naschen am Frei-Hof bis zur besten Kürbissuppe der Welt – schildert sie auf es für Kinder und Familien allerlei www.sonnentor.com/ zu entdecken. land-loft#familienurlaub

NEU

FE RIE N C A MLI P2019

15. – 19. JU

Sommer-Feriencamp für Kinder: Raus in die Natur! Eine ganze Woche lang jeden Tag draußen verbringen, durch Wiesen und Wälder streifen, spielen, werken und Kräuter kennenlernen: All das können Kinder bei unserer Natur-AbenteuerWoche in Sprögnitz. Begleitet werden sie dabei von der Kräuter- und Grüne Kosmetik Pädagogin Elisabeth Schaider. Gemeinsam werden Naturmaterialien gesammelt und daraus tolle Dinge gebastelt, die jeder mit nach Hause nehmen kann. Alle dürfen sich auch auf Naturspiele, Outdoor-Abenteuer und gesundes Essen mit viel Obst und Gemüse freuen. VOM 15. BIS 19. JULI FÜR KINDER VON SECHS BIS ZWÖLF JAHREN, JEWEILS VON 8.30 UHR BIS 16.00 UHR, € 200,–

om/ www.sonnentor.c p am nc ie er -f er somm

www.sonnentor.com/ land-loft#familienurlaub

Bio-Bengelchen Frühlingsfest:

Kunterbunter Familienspaß Die Sonne lacht, die Blumen blühen und du willst endlich wieder raus ins Grüne. Eine gute Gelegenheit für dich und deine Familie bietet sich am 5. Mai. Dann steigt bei uns das Bio-Bengelchen Frühlingsfest mit unseren drei Bio-Bengelchen Constanze, Moritz und Leander. Von 11 bis 17 Uhr erwartet euch ein buntes Programm mit Spiel und Spaß an der frischen Luft: Ponyreiten, Schatzsuche und Kistenrutsche, Steckerlbrot backen, Kinderschminken, Führungen für Kinder und Erwachsene durch unsere duftenden Kräuterhallen oder am Frei-Hof und vieles, vieles mehr.

www.son nen fruehling tor.com/ sfest

5. Mai

Bengelch

Fest

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Zwar hören wir gern, was uns’re Meinung bestätigt, aber das Hören bestimmt nicht die Meinung. Johann Wolfgang von Goethe

GANZ OHR

Wer ein absolutes Gehör hat, erkennt beliebige Töne, ohne dafür einen bestimmten Vergleichston zu hören. Das können rund 1% aller Menschen. Im Tierreich haben zum Beispiel Blauwale und Wölfe, aber auch Mäuse, Fledermäuse und Vögel diese erstaunliche Fähigkeit. HÖREN PFLANZEN? Das versuchen Forscher in Studien immer wieder herauszufinden. Israelische Wissenschaftler haben kürzlich entdeckt, dass Nachtkerzen den Zuckeranteil im Nektar erhöhen, wenn sie die Fluggeräusche ihrer wichtigsten Bestäuber, Bienen oder Schmetterlinge, „hören“.

O h r W ÜR M E R 1

„ K AR M A C HA M E LE ON “ VO N C U LT U R E C LU B

2

„ M AR MOR , STE I N U N D E I S E N B R I C HT“ VO N D R A F I D E U T SC H E R

3

„YMC A“ VO N T H E V I L L AG E P E O P L E

4

„ H E Y P I P P I L AN GSTR UM P F “ VO N A S T R I D L I N D G R E N

D AS DAS

GI BT’S I N J E DEM OH R Paukenhöhle — Hammer, Amboss und Steigbügel — Gehörschnecke — Bogengänge

EIN ARABISCHES SPRICHWORT sagt, dass

jedes unserer Worte durch drei Tore gehen sollte, ehe wir es aussprechen. Am ersten Tor fragt der Pförtner: «Ist es wahr?» Am zweiten Tor heißt es: «Ist es notwendig?», und am dritten Tor lautet die Frage: «Ist es auch freundlich?» Ein Meister des Wortes spricht nur das Wesentliche. Ein Meister des Wortes ist gleichzeitig ein Meister des Zuhörens und des Schweigens.

Annette Cramer

GELABER HÖREN Spitz die Ohren, denn mir ist etwas zu Ohren gekommen, das wird auch bei dir nicht auf taube Ohren stoßen: Wer über beide Ohren verliebt ist, wird auch ohne Ohr feige über beide Ohren erröten. Leicht übers Ohr zu hauen sind die, die noch ganz grün hinter den Ohren sind. Und lass dir keinen Floh ins Ohr setzen! Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben!

ZUGE F LÜSTE RT

Spitz die

LOFFEL

ALLE WE LT HÖRT ZU : MONGOLE I : J E F RÜ H E R DU AU FSTE HST, DESTO ME H R SI E HST DU, J E SPÄTE R DU ZU B ETT GE HST, DESTO ME H R HÖRST DU. I N DI E N : SCHENKEN UND GESCHENKE ERHALTEN, SPEISEN UND BEWIRTEN, GEHEIMNISSE BERICHTEN UND HÖREN, DAS SIND DIE MERKMALE DER F RE U N DSCHAFT. I N DIAN ISCH E WE ISH E IT: HÖRE ZU, ODE R DE I N E ZU NGE WI RD DICH TAU B MACH E N. DÄN EMARK: DI E WAH RH E IT ZU SAGE N IST GE FÄH RLICH, SI E ZU HÖRE N U NANGE N E HM. MAROKKO: DE R TAG IST ZUM SE H E N, DI E NACHT ZUM HÖRE N DA. GRI ECH E N LAN D: LASS DE I N H E RZ N U R F Ü R DI EJ E N IGE N SCHLAGEN, DIE ES AUCH HÖREN KÖNNEN. TÜRKEI: GILT ES ZU HÖREN, SE I DE R E RSTE. SE I DE R LETZTE, WE N N ES ZU RE DE N GI LT.

Gib mir Gehör, und ich werde dir Stimme geben. Khalil Gibran

Das Ohr ist der Weg zum Herzen Madeleine de Scudéry

OHRENPIEKSER. Ähnlich wie auf den Fußsohlen und den Handflächen gibt es auch auch am Ohr Reflexzonen zu Körperregionen, Organen und psychischen Vorgängen. Dieser Annahme folgt die Ohr-Akupunktur, eine junge Form der Akupunktur, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts von Frankreich aus entwickelt hat.

OHRENBETÄUBEND Als lautestes Geräusch der Neuzeit gilt jenes eines gigantischen Ausbruchs der indonesischen Vulkaninsel Krakatau im Jahr 1883. Der MegaKnall war 4.800 Kilometer weit zu hören.

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kompensiert Id-Nr. 1768104 www.druckmedien.at


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