FREUDE Magazin Ausgabe 17 "Hand"

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DAS M AGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON SO N N E NTO R Nummer 17 // April 2021

Hand:

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Hauptsache: Ich halte dich und du mich? Wortwechsel: Gerald Hüther über sinnvolles Tun Energiefeld: Die schwungvollste aller Welten



INHALT

FREUDE 17 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

Nimm’s in die Hand Als ich startete, war nichts da. Das Einzige, was ich in meinen Händen hatte, war eine Idee, und auf den Schultern lastete der Druck, davon leben zu müssen und meinen Eltern keine Schande zu machen. Da sonst niemand daran glaubte, dass ich es schaffen kann – war die Devise: Tu es selbst! Alles, was wir bewegen und verändern möchten, müssen wir selbst zuerst tun – das war für mich gerade am Beginn eine genauso wichtige Erkenntnis wie: Probieren geht über Studieren. Denn nach zwei Wochen an der Wirtschaftsuniversität in Wien bin ich mit Freude zurück in meine Heimat gekehrt und wusste, dass es für mich nur eine Berufung gibt, bei der ich selbst Hand anlegen kann. Das Knüpfen der Partnerschaften mit den Bio-Bäuerinnen und -Bauern, das Gestalten der Produkte und die Besuche auf den Bauernmärkten – in all diesen Bereichen hatte ich selbst die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Das Glück trägt Arbeitshandschuhe, und wenn man sie richtig einsetzt, kann man damit auch Berge versetzen. Das Schöne ist, wenn es klappt, dann kann man auch andere dafür begeistern. Ihnen die Hand zu reichen und Kooperationen zu starten, kann wiederum neuen Inspirationen Wind in die Segel blasen. Eine Idee weiterzugeben heißt, diese vorzuleben und dabei immer wieder aufs Neue zu zeigen, worauf es wirklich ankommt. Kein Baum wächst unendlich in den Himmel. Wer nur auf schnellen Profit aus ist, wird auf lange Sicht keine Früchte ernten – jene, die erkennen, dass die Maximierung des Sinns einen viel höheren Wert hat, schaffen es, tiefe Wurzeln zu schlagen. Dank diesem Halt können sie auch in stürmischen Zeiten dem Gegenwind trotzen. Eine dieser Wurzeln ist bei SONNENTOR die Handarbeit. Bis heute werden unsere losen Tees per Hand abgepackt. Eine wertvolle Tätigkeit, die Arbeitsplätze sichert und gerade auf den Höfen unserer AnbaupartnerInnen zusätzliche Wertschöpfung schafft und eine einzigartige Qualität sicherstellt.

Viele Errungenschaften der Menschheit sind auf das Füreinander-da-Sein zurückzuführen: Die Macht der Solidarität!

10 KO S T P R O B E Hau rein! So kann man den Zugang unserer Kulinarik-Rubrik zusammenfassen. Es geht ums Essen mit den Händen.

24 ENE RGIEF E LD Schreiben kann die Welt verändern, und wenn die Feder dabei übers Papier kratzt, wirkt das auf Körper und Geist.

27 SONNENSEITEN

JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer

Aus dem Teekästchen geplaudert, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.

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I MPRE SSUM

Die Illustratorin und freischaffende Künstlerin Gina Müller studierte Germanistik und Philosophie. Anschließend besuchte sie die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Für FREUDE hat sie echte Handarbeit geleistet.

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FREUDE 17 HAU P TSAC H E

Hand in

Hand

Manches geht miteinander einfach besser und vieles wird leichter, wenn wir an einem Strang ziehen. Auch sind, so belegen zahlreiche Studien, gemeinsam getroffene Entscheidungen häufig die besseren. Aber was genau hat es mit diesem Miteinander auf sich? Warum brauchen wir Empathie und Mitgefühl für unsere Mitmenschen und auch für uns selbst? Wo, wie und warum hilft es uns auch als Individuum, unseren Mitmenschen die Hand zu reichen? Und welche Rolle spielen Krisen dabei? FREUDE begibt sich auf eine Reise Richtung Anteilnahme und Solidarität. Text: Doris Virág

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Füreinander einstehen! Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Artikel 1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

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Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile! Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute: ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde. Aristoteles, Metaphysik VII 10

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IN DER GESCHICHTE GIBT ES VIELE BEISPIELE FÜR GELUNGENEN SOLIDARISCHEN EINSATZ. Carina Altreiter, Soziologin an der Wirtschaftsuniversität Wien, schreibt daher treffend: „Den Begriff der Solidarität umweht ein Hauch von Pathos und KANN Nostalgie. An ihm hängt das Erbe von sozialen Kämpfen und von Protest, man denke beispielsweise an die ArbeiterInnenbewegung ab dem 19. Jahrhundert, die Emanzipationsbewegung der Frauen oder die Bürgerrechtsbewegungen der USA in den 1950er- und 1960er-Jahren.“ Die gesetzliche Krankenversicherung, das Frauenwahlrecht, viele gesellschaftliche Veränderungen gehen auf solidarische Bewegungen zurück, die gemeinsame Interessen erfolgreich vertreten haben. Der Ursprung des Solidaritätsbegriffes liegt sogar noch weiter zurück – im römischen Recht war damit die geteilte Haftung einer Gruppe gemeint. Solidarität war eine freiwillige Verpflichtung, um gemeinsame Interessen zu verfolgen, später wurde die Idee auch politisch eingesetzt, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Solidarisches Verhalten ist nicht nur durch Altruismus oder Empathie motiviert, es geht eher um eine bestimmte Art von Beziehung zwischen Menschen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen und so auch Verbundenheit untereinander schaffen. Solidarität ist also zielgerichtet und braucht ein gemeinsames Interesse. Doch der große Einsatz vieler einzelner Menschen für eine gemeinsame, gesellschaftliche Kraft fasziniert. Da drängt sich die Frage auf, warum sich bestimmte Gruppen solidarisch verhalten – und unter welchen Bedingungen?

SOLIDARITÄT ...

Menschen vor einer zaungekrönten Mauer. Hinter der nur allzu sichtbaren Grenze steht ein gelbes Haus. Sie winken und rufen einen Namen immer wieder. Ihr Blick richtet sich auf ein Fenster. Ein Video dieser Szene kursiert daraufhin in den sozialen Medien. Es zeigt die SchülerInnen eines Wiener Gymnasiums, die solidarisch für ihre Mitschülerin Tina eintreten. Ein Mädchen, das gemeinsam mit ihrer Familie in den frühen Morgenstunden des darauffolgenden Tages nach Georgien abgeschoben wurde, in ein Land, in dem sie nur zwei ihrer zwölf Lebensjahre verbracht hat. Der Schülersprecher des Gymnasiums Stubenbastei, Theo Haas, beschreibt in einem Fernsehinterview diese Solidaritätsaktion als bewusstes Instrument und ist froh, „dass hier so ein öffentlicher und gesellschaftspolitischer Diskurs entstanden ist“.

DIE GESELLSCHAFT VERÄNDERN

... SICH

POSITIV

TINA WURDE ZURÜCK NACH GEORGIEN GEBRACHT. Wo ihr persönlicher Lebensweg noch hinführt, ist unklar. Und auch was aus der Welle der Entrüstung wird, die ihre MischülerInnen angestoßen haben, kann erst die Zeit zeigen. Zu hoffen ist, dass sich die Situation für Menschen auf der Flucht international langfristig verbessert. Kurzfristig konnte zumindest ein Mädchen erleben, dass ihre Freunde in einer dunklen Stunde zu ihr standen, und eine breite Öffentlichkeit hat dadurch diskutiert, ob und unter welchen Umständen das Abschieben von Unmündigen vertretbar ist. Die Jugendlichen haben demonstriert und sind damit gemeinsam für das Wohlergehen einer Schulkollegin eingetreten. Sie haben eine Welle der Medienberichterstattung ausgelöst und über den Klassenverband hinaus Menschen gefunden, die sich mit ihnen und mit Tina solidarisiert haben.

AUF DIE GESUNDHEIT AUSWIRKEN

CARINA ALTREITER HAT SICH GEMEINSAM MIT KOLLEGEN in einer Studie zu Solidarität in der Gesellschaft intensiv mit dem Thema beschäftigt und viele Interviews mit Menschen in Österreich geführt. „Bei der Entscheidung, sich solidarisch zu verhalten, kommt es zwar schon auf Gerechtigkeitsvorstellungen und auf die Identifikation mit der Gruppe an, man kann also bestimmte Tendenzen beobachten, die sich aus den Biografien der einzelnen Menschen ergeben. Aber aus diesen Voraussetzungen erfolgt keineswegs ein Automatismus zum solidarischen Handeln“, erklärt sie. Vincent August, Soziologe an der Humboldt Universität zu Berlin, nennt vor allem Betroffenheit von einer gemeinsamen Bedrohung als typische Rahmenbedingung für solidarisches Handeln. Davon ausgehend könne die Vorstellung einer Schicksalsgemeinschaft entstehen, die füreinander verantwortlich ist. Von diesem Gefühl der Zusammengehörigkeit leitet man auch eine moralische Pflicht ab, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten. Die Solidarität gestaltet sich – so der Wissenschaftler – anhand der spezifischen Situation, die jeder Einzelne wahrnimmt, daher zeigt sie sich auch stets etwas anders. Liest man im „Duden“ nach, werden dem Begriff „solidarisch“ auch diese zwei Bedeutungen konstatiert, nämlich „mit jemandem übereinstimmend und für ihn einstehend, eintretend“ und „gemeinsam verantwortlich; gegenseitig verpflichtet“. Anfang des Jahres erfüllt eine Gruppe Teenager in der österreichischen Hauptstadt Wien diese Worte mit Inhalt und zeigt, was es bedeuten kann, sich die sprichwörtliche Hand zu reichen und füreinander da zu sein. An einem kalten Tag im Jänner sammeln sich die jungen

DER PSYCHOTHERAPEUT, SUPERVISOR UND COACH PETER STIPPL erklärt, dass Krisen „immer auch die menschlichen Extreme zum Vorschein bringen. So sehen wir zum Beispiel Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Aber auch die positiven Extreme wie Altruismus und Solidarität kommen zum Vorschein und da müssen wir hinschauen.“ Er beruft sich in seiner Erklärung auch auf Viktor Frankl, sozusagen den „Vater des Sinns”, der überzeugt war, dass der Mensch im Grunde hoffnungslos sehnsüchtig ist, etwas Sinnvolles zu tun. Das kann beispielsweise auch ein ehrenamtliches Engagement sein. Auch Peter Stippl ist selbst in zahlreichen Organisationen ehrenamtlich tätig: „Ich zeige zum Beispiel gerade ehrenamtlich einer alten Dame, mit der Videotelefon-Plattform ‚Zoom‘ umzugehen. Das kann sie jetzt gut brauchen, und ich mache das auch gern, denn man schläft ja auch besser, wenn man den ganzen Tag was Gescheites und nicht nur Blödsinn gemacht hat.“ Sich ehrenamtlich zu engagieren bringt Sinn und Kameradschaft. Man kann auch selbst etwas dabei lernen und bekommt oft sogar Anerkennung. Das ist schön und es kann sogar einen positiven Effekt auf die eigene Gesundheit haben (siehe Kasten).

...HELFEN, KRISEN ZU BEWÄLTIGEN

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HELFEN

Wer Lust hat, die Ärmel hochzukrempeln, um mit anzupacken, findet bestimmt einen Weg. Engagement tut Geist und Körper gut, egal ob man einmal aushilft oder regelmäßig seine Unterstützung anbietet. NÜTZLICHE LINKS: www.tatendrang.de, www.ngojobs.eu, www.freiwilligenweb.at, www.benevol-jobs.ch, www.freiwilligenmesse.at, www.volunteerlife.eu, www.ehrenamtsboerse.at, www.service-freiwillige.at, www.freiwilligenzentren-tirol.at, www.ulf-ooe.at, www.freiwilligenzentrum-salzburg.at, www.nachhaltigkeit.steiermark.at, www.autark.co.at

SOLIDARISCHES VERHALTEN KANN UNS ALSO SELBST GUTTUN UND AUCH VIEL FÜR DIE GESELLSCHAFT ERREICHEN. Trotz allem muss man auch erkennen, dass solidarisches Engagement auch zu Schwierigkeiten führen kann, sagt Vincent August. Jede Gruppe, die sich solidarisiert, beruft sich auf eine moralische Pflicht und fordert damit auch Konsequenzen ein, wie etwa den eigenen Wohlstand mit Geflüchteten zu teilen. Dabei entstehen aus jenen, die diese moralische Ansicht nicht teilen, auch automatisch Gruppen, die andere Vorstellungen haben, die vielleicht andere Menschen oder Ziele schützenswerter finden und sich deshalb – in den Augen der solidarischen Gruppen – nicht „solidarisch“ verhalten. Das löst Konflikte aus. Nur wenn es gelingt, mit diesen gut umzugehen, stärkt das den sozialen Zusammenhalt, meint Vincent August. Jedes Parlament und jede demokratische Gemeinschaft funktioniert nach diesem Prinzip: Man sucht nach gemeinsam Lösungen für Konflikte, die sich aus verschiedenen Meinungen ergeben. Das bedeutet nicht, dass die Differenzen nicht weiter bestehen, aber nur so kann man dennoch einen gemeinsamen Weg finden.

Zur Autorin: Doris Virág hat Sozial- und Humanökologie studiert und arbeitet am Institut für Soziale Ökologie in Wien, wo sie sich mit Fragen der nachhaltigen Ressourcennutzung beschäftigt. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit schreibt sie als freie Journalistin über Themen rund um Nachhaltigkeit und einen bewussten Lebensstil.

T U T G UT

WIE SICH EINE SOLIDARISCHE GRUPPE FORMIERT, hängt immer von der spezifischen Situation ab. Es ist eine offene Frage, ob sie auch alle Menschen weltweit umfassen könnte. Denn je größer die Gruppe ist, desto weniger Ähnlichkeit und Kontakt besteht zwischen ihren Mitgliedern, zwei wichtige Faktoren für solidarisches Verhalten. Doch wir stehen immer öfter vor Herausforderungen, die uns tatsächlich alle betreffen und uns auch alle fordern. Auch wenn die Bedrohung nicht vollständig gleich verteilt ist, geht sie doch an niemandem gänzlich vorbei – die Folgen des Klimawandels zum Beispiel machen weder an der Staatsgrenze noch vor Reichtum halt. Selbst wenn die Auswirkungen zur Zeit vor allem die Ärmsten und Schwächsten unserer Gesellschaft zu tragen haben. So werden wir doch feststellen müssen, dass wir alle in einem Boot sitzen. Und dass wir besser durchkommen, wenn mehr von uns mitrudern. Interessanterweise hat genau das die derzeitige Corona-Krise gezeigt. Auch wenn wir der damit einhergehenden Maßnahmen müde geworden sind und Fehler gemacht wurden, so ist eines sicher: Das globale Engagement ist beispiellos. Noch nie wurden solche Summen investiert, noch nie wurde so ein wirtschaftlicher Schaden für die Gesundheit und den Schutz schwächerer „Risikogruppen“ in Kauf genommen. Und natürlich geht es dabei nicht nur um andere – wir wollen alle möglichst unbeschadet durch die Krise kommen. Und wenn wir selbst einmal der Risikogruppe angehören, wünschen wir uns auch die Rücksicht von anderen. SOLIDARITÄT KANN ALSO HOFFNUNG GEBEN. Hoffnung, an der wir festhalten dürfen, denn manchmal scheint der Ruf der Menschheit schlechter, als sie tatsächlich ist, wie der Historiker Rutger Bregman unlängst gezeigt hat (siehe Kasten). Und eines ist sicher: Wir werden noch viele Krisen gemeinsam meistern müssen. Der ökologischen Krise zu begegnen wird höchstwahrscheinlich noch weit komplexer und langwieriger sein, als eine Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Auch dieser Herausforderung werden wir nur als Gemeinschaft gut entgegentreten können. Und das sollten wir auch, denn sie ist zu groß und überfordernd für jeden Einzelnen, doch ihre Entschärfung wird auch nicht ohne viele einzelne Mitstreiter gelingen. 8

WAS WIR ÜBER SOLIDARITÄT NOCH NICHT WUSSTEN: SOLIDARITÄT IST BALSAM FÜR DIE SEELE: Anderen zu helfen tut auch einem selbst gut. Man schüttet dabei Glückshormone wie Oxytocin aus, die dem Stresshormon Cortisol entgegenwirken. In Langzeitstudien wurde gezeigt, dass ehrenamtlich Engagierte oft körperlich fitter und zufriedener mit ihrem eigenen Leben sind. Durch ein Ehrenamt kann sich sogar das Sterberisiko reduzieren. (Inagaki et al. 2016, Brown et al. 2009) UNSER ENGAGEMENT: Mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland und 3,3 Millionen Menschen in Österreich engagieren sich als Freiwillige, das ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Die meisten Freiwilligen engagieren sich in Sport- und Turnvereinen. Dahinter folgen Schule und Kindergarten, Kultur und Musik und der soziale Bereich (Deutschland) beziehungsweise Katastrophenhilfe und Rettungsdienst (Österreich). IM GRUNDE GUT: William Goldings Roman „Herr der Fliegen“ ist ein berühmtes und desillusionierendes Beispiel für die Dunkelheit des Herzens, für Egoismus und Konflikte, die eine Gruppe von Kindern in einer Extremsituation an den Tag legt. Doch die Geschichte ist nie passiert. Der Historiker Rutger Bregman hat tatsächlich eine Gruppe von Kindern gefunden, die über ein Jahr auf einer Insel gestrandet waren. Sie haben sich solidarisch organisiert und gemeinsam überlebt. Die Geschichte erzählt er in seinem Buch „Im Grunde gut“.

BUCHTIPP

Unterschiedliche Menschen in Österreich sind über ihre beruflichen Erfahrungen und ihr persönliches Umfeld befragt worden. In den Gesprächen geht es um Sozialleistungen, Zuwanderung, soziale Gerechtigkeit, aber auch um ganz persönliche Erfolge, Sorgen und Nöte. Umkämpfte Solidaritäten. Spaltungslinien in der Gegenwartsgesellschaft von Altreiter, Flecker, Papouschek, Schindler und Schönauer, Promedia Verlag 2019, 200 Seiten, ISBN: 978-3-85371-460-7


FREUDE 17 HAU P TSAC H E

Zusammen ist man weniger allein! Es geht auch darum, dass wir uns kennen, mehr als, dass wir mal einsam waren. Und es geht nicht um das, was uns trennt, sondern um das, was wir gemeinsam haben. Julia Engelmann, Stille Wasser sind attraktiv

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N E S S E

OH N

E

UM

E G E W

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FREUDE 17 KOST P R O B E

Zugreifen und ab in den Mund – so lässt sich fast jedes Essen genießen, ist sich FREUDE -Autor und Kulinarikexperte Tobias Müller sicher. Noch nicht überzeugt? Dann einfach weiterlesen

M M

eine Liebe zum Mit-den-Fingern-Essen hat mit einer Enttäuschung begonnen, in der Bretagne, in einem MeeresfruchtRestaurant. Ich war 20 Jahre alt und ein armer Student, trotzdem hatte ich mit meiner damaligen Freundin das teuerste Gericht auf der Karte bestellt, das „Plateau de fruits de mer“. Der Kellner brachte eine dreistöckige Etagere, gefüllt mit der Pracht des Meeres – Krabben, Langusten, diverse Shrimps, Meeresschnecken, Austern und andere rohe Muscheln –, und ein Tablett, auf dem fast ebenso viele Zangen, Gabeln und andere seltsame Werkzeuge lagen. Wir saßen kurz ratlos und geschockt vor diesen Folterinstrumenten und taten dann unser Bestes, unter den spöttischen Blicken des Kellners, unserem sündhaft teuren Essen damit zu Leibe zu rücken. Eine Stunde später verließen wir das Lokal, blamiert, frustriert, hungrig und merkbar ärmer. Ich habe mir an dem Tag geschworen, nie wieder Meeresfrüchte mit obskurem Besteck zu essen. Stattdessen greife ich seither einfach nach Herzenslust zu, ziehe Schalen mit den Fingern ab, knacke Krabbenschalen oder halte Krebs- wie Hühnerbeine und kaue ebenso unverfroren auf ihnen herum. Und wissen Sie was? Sie schmecken mir seither viel, viel besser. Schnell habe ich dann gemerkt: Das trifft bei Weitem nicht nur auf Meeresfrüchte zu, sondern auf erstaunlich viele Speisen. Mit den Fingern essen ist nämlich zunächst einmal eines: Im höchsten Maße lustvoll.

Da ist das verbotene Element, das Anrüchige, das dem Mit-den-Fingern-Essen bei uns anhaftet; da ist die schöne, sinnliche Erfahrung,

die direkte Berührung des Essens, die dazukommt, wenn man das Besteck einfach weglässt. Und da ist dieser Akt der Befreiung und Des-sich-gehen-Lassens. Keine störende Schicht Kultur schiebt sich in Form von Besteck zwischen uns und das Objekt unserer Begierde, keine metallenen Zügel der Zivilisation halten uns vor dem herzhaften Zubeißen ab. Wir greifen einfach zu und lassen es uns schmecken. Tief drinnen wissen wir das alle. Wir sagen, dass wir uns alle zehn Finger nach etwas ablecken, wenn uns etwas ganz besonders gut gefällt (der Engländer wird mit seinem „fingerlicking good“ noch deutlicher). Allein in der Küche stecken wir ungeniert Finger in Saucen und Teige, schnappen uns Karotten oder Kohlrabi, oder pflücken saftige

Stücke Fleisch vom Brathuhn, die so viel besser schmecken als alles, was wir später vom Teller essen. Es ist kein Zufall, dass so viele der erfolgreichsten Speisen von Tacos über Burger bis Pizza allesamt mit der Hand gegessen werden.

Aber Vorsicht: Wer einmal aufs Fingeressen gekommen

ist, wird mitunter süchtig. Sicher, Gabeln und anderes Besteck können mitunter sehr hilfreich sein, Kartoffelpüree oder ein Pudding etwa sind schlicht schwer fassbar. Wer aber einmal auf sie verzichtet, merkt schnell: Wir brauchen sie bei Weitem nicht so oft, wie wir denken. Bratkartoffeln und Spargel, Hühnerflügel oder Ripperl sind nur die offensichtliche Spitze des mit den Fingern essbaren Lebensmittelbergs.

Suppen lassen sich genussvoll direkt aus der Schüssel schlürfen, und auch Braten jeglicher Art wurden

jahrhundertelang in handliche Stücke geschnitten. Viele Gemüse wie Brokkoliröschen und Karfiol haben einen natürlichen Griff, andere wie Melanzani oder Zucchini lassen sich in Scheiben schneiden und handlich rollen, Reis und Couscous können zu Bällchen geknetet werden, und selbst Widerspenstiges wie Linsen, Erbsen oder fein gehackte gebratene Pilze kann man immer noch in ein Salat- oder sonstiges Blatt wickeln und als eine Art Taco verspeisen. Selbst Pasta wurde einst selbstverständlich mit den Händen gegessen, wie alte Fotos und Bilder aus ihrer Heimat Neapel beweisen. Ein Bekannter aus Sri Lanka kann sich nicht vorstellen, Curry und Reis mit einem Löffel zu essen – wenn er nicht beides mit den Fingern zu einer für ihn perfekt gewürzten Kugel kneten darf, dann isst er lieber gar nicht (so wie ihm geht es übrigens mehreren Hundert Millionen Menschen auf dem indischen Subkontinent).

Meine Frau weigert sich zu Hause, Salat mit einer Gabel zu essen, weil sie es ungleich lustvoller und praktischer findet, die Blätter anzugreifen und durchs Dressing zu ziehen, als sie mühsam aufzuspießen (die amerikanische Koch- und Slow-Food-Ikone Alice Waters sieht das übrigens genauso). Und für mich gibt es wenig Schöneres, als eine gebratene Taube oder Wachtel mit den Händen zu essen, sodass mir der köstliche Bratensaft über die Finger rinnt. 11


MESSER, GABEL,

Wer sich nicht nur an seinen eigenen Händen erfreut und auch mit anderen Küchengeräten isst und kocht, dem sei das Buch „Am Beispiel der Gabel“ von Bee Wilson ans Herz gelegt. Sie beschreibt, wie der Kochtopf unseren Vorfahren die Zähne gerettet hat, und erzählt über den Kühlschrank, der das Leben der Menschen revolutioniert hat. Bee Wilson: Am Beispiel der Gabel – Eine Geschichte der Koch- und Esswerkzeuge von Insel Verlag 2014, 373 Seiten, ISBN: 978-3-458-17619-0

Wem das pure Vergnügen nicht reicht,

SC H E RE, LIC HT

das Besteck einmal in der Lade zu lassen, den überzeugen vielleicht andere Argumente: Im Ayurveda, der uralten indischen Heilkunde, gilt Essen mit den Fingern als wichtig für die Gesundheit und eine gute Verdauung. Die fünf Finger entsprechen den fünf Elementen, wenn sie beim Essen zusammen und mit dem Essen in Berührung kommen, soll das anregend sein für Körper und Geist. Studien deuten darauf hin, dass das Saugen an den Fingern tatsächlich Nerven aktivieren kann, die wiederum die Verdauung anregen.

Finden Sie unappetitlich oder unhygienisch? Sie können sich etwas zwar in den Mund stecken, es graust Ihnen aber davor, es anzugreifen? Sehen Sie es mal so: Wenn Sie sich vor dem Essen einfach gründlich die Hände waschen, dann können Sie ganz sicher sein, dass diese sauber sind. Wie es hingegen um den Zustand Ihres Bestecks steht, weiß nur der Abwäscher allein – plus vielleicht der Kellner, dem es am Weg zum Tisch hinuntergefallen ist.

Dass selbst feines Benehmen und Mit-den-Fingern-Essen sich gut vertragen können, beweisen Hochkulturen wie jene der alten Römer, Griechen oder Inder, die jahrhunderte- bis jahrtausendelang ohne Besteck ausgekommen sind. Und auch in Europa war es bis vor gar nicht allzu langer Zeit bei Hofe normal, mit den Fingern zu essen. Die Gabel, wie wir sie kennen, ist nämlich das mit Abstand jüngste Mitglied der Besteckfamilie. Sie dürfte mit Maria Argyropoulina erstmals nach Europa gekommen sein, einer Nichte des byzantinischen Kaisers, die 1004 mit dem Dogen von Venedig verheiratet wurde. Als sie beim Hochzeitsmahl mit dem seltsamen Instrument aß, trug ihr das den Spott des lokalen Adels und die Verachtung des Klerus ein.

„Gott hat in seiner Weisheit den Menschen mit einer natürlichen Gabel ausgestattet, seinen Fingern. Es beleidigt Ihn daher, diese Finger beim Essen durch eine künstliche Metallgabel zu ersetzen“, schieb einer von ihnen.

Als sie ein paar Jahre später an der Pest starb, wurde das als Strafe für ihr dekadentes Gabel-Essen gedeutet. Es sollte viele Jahrhunderte dauern, bis die Gabel akzeptiert wurde: Noch als der britische Reisende Thomas Coryat sie 1608 erstmals nach England brachte, wurde er von seinen Zeitgenossen als „Furcifer“, Gabelträger, verspottet. Erst im späten 18. Jahrhundert konnte sie sich in Europa endgültig etablieren, und die Neue Welt, die USA, eroberte sie erst einige Jahrzehnte später. Ich esse mittlerweile auch in Restaurants gern und oft mit den Fingern, wenn Besteck einfach unsinnig ist oder es mit den Fingern besser schmeckt. Kellner- oder sonstige Blicke halten mich nicht davon ab. Das hätte nämlich nur mit Scham zu tun. Und die ist, auch das habe ich damals im bretonischen Meeresfruchtrestaurant gelernt, kein guter Speisenbegleiter. — Tobias Müller 12

VIER MAL FINGERFOOD TO TRY

ARTISCHOCKEN:

Gemüse essen kann nicht lustvoller sein. Wer eine gekochte Artischocke nach und nach mit den Fingern entblättert, wird reich belohnt, wenn er schließlich ihr köstliches Fleisch – das Artischockenherz – am Blattansatz vernaschen darf.

SUSHI:

In Japan ist es ganz normal, Sushi mit den Fingern zu essen, auch und gerade in gehobenen SushiRestaurants. Das macht es auch viel leichter, das Sushi zu wenden und den Fisch in die Sojasauce zu dippen – und nicht den Reis, wie es Europäer zum Entsetzen aller Japaner gern tun.

BL AT TSAL AT:

Schnappen Sie sich einfach einmal ein Salatblatt, statt es mit der Gabel zu erstechen. Das macht es viel leichter, es ins Dressing zu tunken oder die kleinen, zarten Blätter aus der Schüssel zu bekommen, die schließlich am allerbesten sind.

REIS UND CURRY:

Niemand weiß besser, wie man Curry isst, als die Inder – und die essen es immer schon mit den Fingern. Schnappen Sie sich ein wenig Reis und kneten ihn mit Dal und dem Curry (oder mit mehreren Currys) der Wahl zu einem mundgerechten Happen – jeder Bissen wird so zu einem individuell gestalteten Genuss. Shrimps, Langusten und andere Schalentiere: Die Queen kann vielleicht Shrimps und Langusten würdevoll mit Messer und Gabel schälen. Alle anderen Menschen sollten sich und ihren Mitessern einen Gefallen tun und die Finger benutzen. Auch Schneckenzangen und Krabbengabeln sind nicht elegant, sondern albern. Lassen Sie den Unfug und greifen Sie einfach nach dem Schalentier!


1. Klimakrise 2. 3. Ende des fossilen Zeitalters Für alle, die wissen wollen, wie wir unsere Probleme lösen können.

Magazin 6 Ausgaben im Jahr täglich online

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Aus zweiter Hand Wertschätzen statt ausnutzen – FREUDE stellt fünf Initiativen vor, die nach diesem Credo agieren und dabei mithelfen, eine aussichtsreiche Zukunft zu gestalten. Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen Menschen zusammen und leben so Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen. Illustration: Anne Albert

Kleiderei Eine Robe für eine rauschende Ballnacht oder ein elegantes Outfit für einen geschäftlichen Anlass: Endlos Fesch ist ein Modeverleih für Frauen. „Ich habe früher als Fashionista ständig neue Kleider gekauft, mich jedoch auch im Zuge meiner Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit mit globalen Wertschöpfungsketten beschäftigt“, erzählt Gründerin Karin Kuranda. „Irgendwann wurde mir klar, dass Kleidertauschpartys nicht ausreichen, weil immer noch zu viel neu gekauft wird.“ Gemeinsam mit Jessica Neumann gründete sie 2017 Endlos Fesch und orientierte sich dabei an Fashion Libraries in Skandinavien. Im Angebot sind Kleidungsstücke von heimischen nachhaltigen Designern – „wir legen Wert auf soziale und faire Produktion“ – aber auch Marken wie Armani oder Calvin Klein. „Diese Topdesigner produzieren zwar nicht nachhaltig, aber indem ihre Kleidungsstücke geteilt werden, kann der persönliche CO2-Fußabdruck deutlich gesenkt werden.“ www.endlosfesch.at

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Text: Susanne Wolf

Aufgemöbelt „Immer mehr Kunden bringen alte Möbel zu uns, weil sie sie nicht wegschmeißen wollen“, sagt Sascha Johannik. Gemeinsam mit seiner Partnerin Romana Fürst hat er 2011 das Kellerwerk gegründet – inspiriert von einem zweijährigen Afrika-Aufenthalt. „Dort wird nicht alles neu gekauft, vielmehr geht es darum, alte Sachen zu reparieren oder umzubauen.“ Die gelernten Tischler übernehmen Kundenwünsche, bringen aber auch eigene Ideen in ihre Arbeit ein: Lampen aus Diaprojektoren oder Schmuck aus alten 10-Groschen-Münzen. Die alten Teile erstehen sie auf Flohmärkten oder bei Räumungen. Auch Upcycling-Taschen aus alten Lkw-Planen oder Fahrradschläuchen finden sich im Angebot. „Früher haben wir selbst Taschen angefertigt, jetzt unterstützen wir ein polnisches Designerteam.“ Die ersten zwei Jahre waren schwierig, doch dann nahm das Geschäft Schwung auf – bis Corona kam. „Wir versuchen positiv zu bleiben“, sagt Johannik. „Ich denke, dass Kreislaufwirtschaft die Zukunft ist, gerade weil in dieser Krise viele Menschen sparen müssen.“ www.kellerwerk.at


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Vielzeug „Vor Weihnachten haben wir so viele Spenden bekommen, dass wir aufgrund des Lockdowns einen Stopp einlegen mussten“, sagt Martina Wiener, Sozialpädagogin und Freiwilligenkoordinatorin bei SOS Kinderdorf. Was sagt uns das? Überfluss auf der einen, Mangel auf der anderen Seite. Hier braucht es einen Richtungswechsel, und SOS Ballon, der Sozialmarkt für Spiel- und Kinderwaren von SOS Kinderdorf, ermöglicht einen solchen. Kinderartikel, die in Form von Spenden abgegeben werden, landen nicht im Müll, sondern lassen ein weiteres Paar Kinderaugen strahlen. Einkaufsberechtigt sind Personen mit einem Monatseinkommen bis 1.200 Euro netto monatlich, Paare bis 1.600 Euro. Im SOS Ballon arbeiten 24 ehrenamtliche Helfer im Verkauf und Lager mit, das Geschäft ist auch als Treffpunkt für Nachbarschaftsaustausch, gegenseitige Hilfe und Beratung gedacht. „Bei uns können die Kinder Spielsachen und Instrumente auch ausprobieren“, erzählt Wiener. „Das schönste Kompliment kam von einer Kundin, die sagte, dass es bei uns so entspannt sei, weil niemand von den Kindern verlangt, leise zu sein müssen.“ www.sos-kinderdorf.at/so-hilft-sos/ wo-wir-helfen/europa/oesterreich/ wien/sos-ballon

Fundgrube Die Baubranche trägt zu einem Großteil zum Abfallaufkommen in Österreich bei. Leider werden immer noch viele Bauten abgerissen, ohne einzelne Teile weiterzuverwerten. Das muss sich ändern: „Um unseren Ressourcenverbrauch zu senken, ist ein Umdenken in der Baubranche hin zur Kreislaufwirtschaft notwendig“, sagt Baukarussell-Sprecherin Irene Schanda. Bei Rückbauarbeiten werden einzelne Bauteile demontiert und beim Neubau wieder eingesetzt oder an Privatpersonen weiterverkauft. „Wir betreiben eine Kombination aus Kreislaufwirtschaft und Sozialwirtschaft, auch Social Urban Mining genannt“, erklärt Schanda. Gebäude werden bei diesem Zugang als Rohstoffquellen betrachtet, zum Einsatz kommen vor allem Langzeitarbeitlose und Menschen der Generation 50+. Zum Baukarussell-Netzwerk zählen das Re-Use- und Reparaturnetzwerk RepaNet und die Caritas. Einige Großprojekte konnte das ambitionierte Netzwerk bereits erfolgreich durchführen, darunter den Rückbau des Coca-Cola-Werks in Wien Favoriten. Allein dort konnten 450.000 Kilogramm Abfall vermieden werden. www.baukarussell.at

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FREUDE 17 L A U F R I C H T U N G

Schon William Shakespeare (1564 –1616) wusste:

„UNSER SCHICKSAL HÄNGT NICHT VON DEN STERNEN AB, SONDERN VON UNSEREM HANDELN.“

Tipps für ein langes Leben Die Berliner Help- Kaufhäuser nehmen Sachspenden wie Waschmaschinen, Möbel oder Fernseher an und verkaufen sie zu sehr günstigen Preisen weiter. www.helpberlin.de

Im Vorreiterland Schweden befindet sich das weltweit erste

RECYCLING - EINKAUFS ZENTRUM RETUNA.

Im Angebot finden sich reparierte oder upgecycelte sowie nachhaltig hergestellte Produkte. Auch Workshops und Events rund um Nachhaltigkeit finden im ReTuna statt. www.retuna.se/english

Vintage- Möbel und -Wohnaccessoires gibt es im Leipziger Atelier Feinschliff. www.feinschliff-schmidjoerg.de

Die Plattform Wohin damit? bietet einen Überblick über soziale Einrichtungen in Deutschland, die Sachspenden annehmen. www.wohindamit.org

Teilhaben „Gerade in Zeiten des coronabedingten Homeschoolings hat sich gezeigt, wie unverzichtbar der Besitz eines Computers ist, um nicht auf der Strecke zu bleiben“, meint Peter Bernscherer. Der ehemalige Bauunternehmer hat vor zwei Jahren begonnen, alte Rechner in Eigenregie aufzubereiten und kostenlos weiterzugeben. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie und der Schließung von Schulen stieg auch der Bedarf an Computern und Laptops. Bernscherer gründete den Verein PCs für alle, der gebrauchte Geräte als Spenden entgegennimmt, und bekam rasch Unterstützung von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Die aufbereiteten Computer werden an Schulen, NGOs und auch Einzelpersonen weitergegeben. „2019 gab es in Österreich 1,5 Millionen armutsbetroffene Menschen, jetzt sind es geschätzte 1,7 Millionen. Viele Familien haben kein Geld für Computer“, erzählt der engagierte Vereinsobmann. Mittlerweile wird rund 200 Geräten pro Monat ein neues Leben eingehaucht und damit all jenen geholfen, die sonst nur begrenzte oder gar keine Möglichkeit haben, am digitalen Leben teilzunehmen www.pcsfueralle.at

CARLA SHOPS

Der Einkauf in den der Caritas Österreich unterstützt Hilfsprojekte und bietet Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. www.carla.at

Reparaturanleitungen im Netz. Schritt-für-SchrittAnleitungen für alle: de.ifixit.com

Gebrauchte Computer, neu aufbereitet, gibt es auch bei Refurbed: www.refurbed.at

UPCYCLING-SHOPS IN ÖSTERREICH:

www.global2000.at/upcycling-shops-österreich

Die Facebook-Gruppe Share & Care Wien vernetzt Menschen, die Leistungen oder Güter verschenken möchten. www.facebook.com/groups/shareandcare.vienna

Second Hand Guide Wien: www.global2000.at/second-hand-guide-wien

Ein Blog über Vintage-Mode der 1920erbis 1950er-Jahre: www.vintaliciously.de

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Rumänien

FRE U N DSC HAFT Wie heißt es so schön: „Ein Freund ist jemand, der nach deiner Hand greift, aber dein Herz berührt.“ So war es auch im Jahr 2000, als Csaba Szakás aus Rumänien ans Waldviertler SONNENTOR klopfte, um Teil des Unternehmens zu werden. Aus einem ersten Handschlag wurde schließlich viel mehr. Im Jahr 2002 konnte mit dem Anbau eines halben Hektars Rosen hinter Csabas Haus in Reen begonnen werden. Zwei Jahre später wurde Csabas Hof der erste anerkannte Demeter-Betrieb des Landes, und 2006 startete der SONNENTOR Vertrieb in Rumänien mit einer eigenen Tochterfirma. So wurden – ganz im Sinne von SONNENTOR – Grenzen überwunden und Brücken gebaut!

Foto: Andreea Mercurean


FREUDE 17 U R S P R U N G SZ E U G N I S

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„Es geht nicht darum, möglichst lange zu leben, sondern darum, unsere Lebendigkeit zu erhalten“, sagt Gerald Hüther im Online-Interview mit FREUDE. „Die Lebensfreude muss wieder größer werden!“ Die gute Nachricht: Im Gegensatz zur Lebenszeit können wir es selbst in die Hand nehmen, unsere Lebensfreude zu vermehren!


FREUDE 17 WOR T W E C H S E L

FREUDE: Sehr geehrter Herr Hüther, danke, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen! Erzählen Sie uns doch zunächst ein bisschen von Ihrem beruflichen Weg: Sie sind Neurobiologe und heute hauptsächlich als Autor, Vortragender und Berater tätig. Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit bewirken?

dungen treffen dürfen, die sie bereits überschauen können. Wer als Kind schon kaum Möglichkeiten hatte, eigene Entscheidungen zu treffen, kann auch später im Leben keine treffen.

GERALD HÜTHER: Ursprünglich habe ich Biologie studiert, weil ich mich schon als kleiner Junge in die Vielfalt des Lebendigen verliebt habe. Später habe ich jahrelang als experimenteller Hirnforscher gearbeitet, doch irgendwann ist mir die Molekularbiologie zu eng geworden. Also habe ich mich der neurobiologischen Grundlagenforschung für die Psychiatrie gewidmet und dabei auch begonnen, mich mit dem Körper zu beschäftigen, der an jedem Hirn dranhängt, und auch mit sozialen Fragen. Plötzlich war ich eine Art von Wissenschaftler, für den es keine Disziplin mehr gab, weil das zu ganzheitlich wurde. Also habe ich mich fortan darauf konzentriert, die Erkenntnisse der Hirnforschung für Psychotherapeuten, Lehrer, Politiker und andere Interessierte in eine verständliche Sprache zu übersetzen. Das, was mich antreibt, ist wohl die Tatsache, dass ich nicht einfach tatenlos zugucken kann, wie eine vorübergehend fehlgeleitete Spezies dabei ist, die natürliche Vielfalt des Lebendigen auf diesem Planeten, die über Jahrmillionen gewachsen ist, in kürzester Zeit zu ruinieren. Ich weiß, dass ich das nicht erreichen kann. Aber ich will mein Erdendasein nicht beenden, ohne das zu tun, was ich tun kann, damit wir wieder im Einklang mit der Natur leben.

Dann ist man möglicherweise sehr erfolgreich, schreibt gute Noten, steigt auf und macht Karriere. Weil man dann ja alles so machen kann, wie das von einem verlangt wird. Die lebendigen Bedürfnisse aber werden dabei immer weiter unterdrückt. Und zwar so lange, bis sie sich überhaupt nicht mehr melden. Man geht jeden Tag in die Arbeit und leistet als braver Pflichterfüller seinen Dienst ab. Dafür hat man dann Geld und kann sich etwas gönnen. Das wird irgendwann zum Selbstzweck. Viele finden aus dieser Verwicklung nicht mehr heraus und sind dabei auch noch sehr stolz darauf, dass sie das so gut hinbekommen und erfolgreich sind. Die Freude dieser Menschen beschränkt sich auf die Befriedigung von Sekundärbedürfnissen. Sie sind glücklich, wenn sie sich zum Beispiel einen Porsche oder einen Südseeurlaub gönnen können. Aber zu ihren lebendigen Bedürfnissen haben sie keinen Zugang mehr.

Warum gelingt es uns nicht, im Einklang mit der Natur zu leben? Oder anders gefragt: Was läuft schief?

Wir sind Teil der Natur. Aber unsere eigene Lebendigkeit geht uns bei dem Versuch, das Leben zu beherrschen und alles unter Kontrolle zu bringen, verloren. Leistungsanforderungen, Druck und Wettbewerb sind in den vergangenen Jahrzehnten viel schärfer geworden. Von Kindesbeinen an versuchen wir, uns daran anzupassen, damit wir in dieser Welt bestehen können und optimal funktionieren. Diese Anpassungsleistung beginnt schon vor unserer Geburt. Unser Hirn entwickelt sich bereits vorgeburtlich aufgrund von Erfahrungen und aus dem Körper kommenden Signalmustern. Das bedeutet, jeder von uns hat bei seiner Geburt ein ganz individuelles Gehirn, das optimal zu seinem Körper passt. Nach der Geburt geht die Entwicklung anhand der Erfahrungen weiter, die wir in der Familie und mit den engsten Bezugspersonen machen. Das Hirn passt sich an diese Erfahrungen an. Das geht dann immer so weiter. Es werden immer weitere Erfahrungen gemacht, wie man sich verhalten muss, damit man in die Gesellschaft passt. Um in unserer Gesellschaft möglichst gut zu funktionieren, müssen wir aber viele unserer lebendigen Bedürfnisse unterdrücken, etwa das Bedürfnis nach Bewegung, nach Schlaf, Zugehörigkeit und autonomen Gestaltungsmöglichkeiten.

Foto: Michael Liebert

Wie kann ich selbstbestimmt handeln, wenn ich eigentlich die ganze Zeit über von externen Faktoren beeinflusst werde und mich anpasse?

Es gibt Kinder – leider nicht sehr viele –, die in Elternhäusern groß werden, wo sie das Gefühl haben, dass sie so, wie sie sind, richtig sind. Sie müssen sich nicht anstrengen, um ihre Eltern zu gewinnen. Sie werden bedingungslos geliebt. Solche Kinder haben das Gefühl, aus sich selbst heraus bedeutsam genug zu sein, und sind für solche Anpassungsleistungen nicht verfügbar. Das sind dann meistens sehr eigensinnige Kinder. Dafür ist es wichtig, dass bereits Kinder selbst jene Entschei-

Was passiert hingegen, wenn man sich anpasst und die eigenen Bedürfnisse unterdrückt?

Es ist ein großes Glück, wenn ein Mensch, der bereits fast so gut funktioniert wie ein Roboter oder ein Automat, irgendwann in seinem Leben eine Sternstunde erlebt, in der er mit seinen Bedürfnissen wieder in Berührung kommt, mit seiner Sinnlichkeit, Entdeckerfreude und Gestaltungslust, mit seinem Bedürfnis, sich um etwas zu kümmern und für jemanden da zu sein. Wie kann es zu so einer Veränderung kommen?

Ich habe mich viele Jahre lang damit beschäftigt, wie Menschen sich verändern. Es wäre ja dringend notwendig, dass wir unseren Umgang mit der Natur grundsätzlich ändern, wenn wir auch im nächsten Jahrhundert noch leben wollen. Dabei ist mir dann deutlich geworden, dass sich Menschen von außen nicht verändern lassen. Es ist eine Illusion, sich einzubilden, man könnte seinen Lebenspartner, seinen Chef oder seine Eltern verändern. Es kann sich immer nur die betreffende Person selbst verändern. Was man tun kann, ist, ein Umfeld zu bieten, in dem sie die eine oder andere Erfahrung machen kann. Was könnte das zum Beispiel sein?

Um wieder Zugang zu seinen lebendigen Bedürfnissen zu bekommen, ist es notwendig, sich mit etwas Lebendigem zu umgeben. Man könnte also zum Beispiel sagen: Es ist gut, in den Wald zu gehen und sich mit Natur zu umgeben. Die Leute gehen dann in den Wald, aber nur wenige empfinden das tatsächlich als beglückend. Es gibt auch Leute, die latschen durch den Wald und empfinden dabei gar nichts. Das heißt: Auch wenn man jemanden die Gelegenheit bietet, eine bestimmte Erfahrung zu machen, kann es sein, dass sie ihn nicht anspricht. Wenn man weiter darüber nachdenkt, muss man sich also fragen: Gibt es denn irgendetwas, das uns in seiner Lebendigkeit allen so nahe ist, dass es niemanden gibt, 21


DIE FREUDE

MIT DE N HÄN DE N PAC KE N

der nichts damit anfangen kann? Im Grunde liegt die Antwort auf diese Frage ganz nahe. Das Lebendigste, das es gibt, bin ich selber! Das heißt, wenn ich meine lebendigen Bedürfnisse wiederentdecken will, dann muss ich eigentlich nichts weiter tun, als einfach ein bisschen liebevoller mit mir selbst umzugehen. Es geht also darum, liebevoll mit sich selbst umzugehen. Was verändert sich dadurch?

Wenn Sie liebevoll mit sich selbst umgehen, dann essen Sie nichts mehr, was Ihnen nicht guttut. Sie essen nicht an Orten, die ihnen nicht guttun, nicht mit Leuten, die ihnen nicht guttun, und auch nicht zu Zeiten, die ihnen nicht guttun. Und dann kann man das auch noch ausdehnen, es geht nicht nur um die körperliche Nahrung, sondern auch um die geistige Nahrung. Also gucke ich mir diesen Krimi oder diese Diskussionssendung nicht an und schalte den Fernseher einfach mal ab. Das tut mir gut, und dann hole ich vielleicht ein Buch raus oder höre Musik oder mach irgendwas Schönes mit meiner Partnerin – und auf einmal erlebe ich mich wieder als Gestalter meines eigenen Lebens. Auf einmal bin ich wieder der Bestimmer und werde nicht mehr getrieben. Und damit kriegt man das wieder zurück, was man Selbstwirksamkeit nennt. Angenommen, ich schaffe das, bin liebevoll zu mir selbst und werde von einer grundlegenden Freude getragen. Wie wirkt das nach außen?

Es geht Ihnen gut, deshalb fühlen Sie sich auch stärker und lebendiger. Wenn man jemand ist, der mit sich selbst im Reinen ist, kommt man mit anderen Leuten viel besser zurecht und findet viel eher eine gemeinsame Basis. Sie sind netter zu anderen und – da Sie sich selbst so lebendig fühlen – erfreuen sich an allem, was draußen noch alles lebendig ist: der kleine Käfer, das Rotkehlchen oder die Heilkräuter. Dann haben Sie sich nicht verändert, sondern Sie haben sich verwandelt. Verwandelt deshalb, weil Sie dann ganz anders sind als vorher, und nicht nur ein bisschen. Häuser und Waschmaschinen kann man verändern, aber wenn sich bei einem lebendigen Wesen an einer Stelle etwas verändert, dann verändert sich immer der ganze Mensch. Wenn ich einen großen, geschwollenen Zeh hab, leidet der ganze Mensch und nicht nur der Zeh. Und wenn ich auf einmal anfange, liebevoller mit mir umzugehen, dann wirkt sich das auf alles aus. Sogar auf mein Herz-Kreislauf-System und mein Immunsystem. Deshalb ist das dann eine Verwandlung. Was bringt es einer Gesellschaft, wenn sich Leute in dieser Art „verwandeln“, wie Sie es nennen?

Wenn wir langfristig auf diesem Planeten überleben wollen, gibt es wahrscheinlich keine andere Möglichkeit, als dass jeder Mensch auf seine besondere Art und Weise wieder zur Vernunft kommt und sich wieder in seiner ganzen Lebendigkeit erlebt und glücklich darüber ist. Dann kriegen wir eine Bewegung von unten, wo Menschen in ihre eigene Kraft und in ihre eigene Lebendigkeit zurückfinden. Die sind dann kein gutes Opfer mehr für diejenigen, die sie beherrschen und verführen wollen. Jemand, der sich mit sich selber wohlfühlt, steigt darauf nicht ein und braucht dann zum Beispiel auch nicht immer das neueste Tablet. — Stefanie Platzgummer 22

Etwas mit den eigenen Händen tun, kann glücklich machen. Durch den Siegeszug der Industrie gerät der Produktionsprozess oft in Vergessenheit, dabei kann es viel Spaß machen, etwas selbst – mit den eigenen Händen – herzustellen. Möglichkeiten gibt es viele, vom Garteln, Töpfern übers Weben, Färben, Stricken, Filzen oder Malen. Und nicht vergessen: Viele Fehler machen und dabei lernen. Hier ein paar Infoadressen, zum Appetitanregen: www.annajuan.ch, www.zeugfaerberei.at, www.handmadekultur.de

D R E I F R AG E N F Ü R M E H R LE B E N D I G K E IT

WAS IS T M IR WICHTIG? Familie, Freunde oder der Beruf? Was wichtig ist, kann sich im Laufe der Zeit ändern. Ergebnisse des Forschungsverbunds „Interdisziplinäre Werteforschung“ an der Universität Wien geben Einblicke über Werte und Wertewandel in Österreich (www.werteforschung.at). Welche Werte dir besonders wichtig sind, kannst aber nur du selbst beantworten.

WAS BRAUCHE ICH? Mit Bedürfnissen ist das so eine (Ansichts-)Sache: Sind sie Wunsch oder Notwendigkeit? Es kommt drauf an. Nicht nur deshalb lohnt es sich, darüber nachzudenken und eine eigene Definition zu finden. Der „Duden“ allein hilft dabei nämlich nicht wirklich weiter: Bedürfnis, das: 1. Wunsch, Verlangen nach etwas; Gefühl, jemandes, einer Sache zu bedürfen, jemanden, etwas nötig zu haben. 2. [materielle] Lebensnotwendigkeit; etwas, was jemand [unbedingt] zum Leben braucht.

WAS TUT MIR GUT? „Es dürfte überraschen, dass das Thema Selbstfürsorge bereits in der Antike eine Rolle spielte. So motivierte beispielsweise Sokrates die Menschen seiner Zeit, sich um sich selbst zu sorgen“, schreibt Christina Dahl auf ihrer Homepage. Die Diplom-Psychologin beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Selbstfürsorge und hat dazu zahlreiche Publikationen veröffentlicht und hält auch Vorträge sowie Workshops zum Thema. www.christinadahl.de

BUC HTI P P Die Kraft der Liebe: In seinem aktuellen Buch „Lieblosigkeit macht krank“ beschreibt Gerald Hüther anhand der Funktionsweise des Gehirns, wie wir die Selbstheilungskräfte unseres Körpers liebevoll unterstützen können. Verlag Herder, 2021, 176 Seiten, ISBN 978-3451600999 WE BTI P P Inspirationen und Starthilfen für einen liebevolleren Umgang mit sich selbst. www.liebevoll.jetzt


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FREUDE 17 E N E R G I E F E L D

Das Schreiben mit der Hand war Tausende von Jahren unverzichtbar, heute macht ihm der digitale Wandel zu schaffen. Dabei gibt es gute Gründe, seine Handschrift bewusst zu pflegen und so die Welt und sich selbst neu zu erfahren. Kalligrafie und Poesietherapie, Schreibmotorik und Briefe, Lettering und Tagebuch – ein Ausflug in die schwungvollste aller Welten. Illustration: Janina Kepczynski

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Text: Tiz Schaffer

M EHRLICH ZU SEIN, DIESER ARTIKEL WURDE GETIPPT. Klack, klack, klack. Wie sonst hätte er den Weg in dieses Magazin gefunden? Man hätte ihn erst mit der Hand schreiben und dann übertragen können. Nur, wäre das sinnvoll gewesen? Hätten Sie jetzt einen anderen Text vor sich, einen, der besonders anschaulich gegliedert, vielleicht sogar schlauer und interessanter wäre? Eine eindeutige Antwort ist darauf nicht zu geben. Zumindest aber sind sich viele Forschende sicher, dass wir die Welt anders begreifen, wenn wir ihr uns handschriftlich nähern, mehr Areale im Gehirn aktiviert werden, als wenn wir bloß tippen – offenbar spornt das Handschreiben unser Denkorgan an.

die ersten Schriftsysteme. Die Schrift und ihre Trägermaterialien, ob Steintafeln oder Pergament, verändern sich im Laufe der Zeit. Heute schreiben wir hauptsächlich auf … nein, nicht auf Papier. Der digitale Wandel hat dazu geführt, dass unsere Schreibwerkzeuge zumeist im Stifthalter schlummern, während wir immer öfter zu Smartphone & Co. greifen.

EINE ENTWICKLUNG, die viele Bildungsforscher und Pädagogen mit Sorge beobachten, immer wieder ertönt das Lamento, dass Schüler Probleme haben, flüssig und leserlich zu schreiben. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Experten, die davon überzeugt sind, dass wir die digitale Transformation unbeschadet durchlaufen werden. Darüber wird viel gestritten. Das MercatorInstitut der Uni Köln hat vor einiger Zeit den aktuellen DOCH NUR WER MÜHELOS SCHREIBT, Wissensstand unter die Lupe genommen, einschlägige der schreibt auch gerne. Für eine gut funktioStudien ausgewertet und den Faktencheck „Handnierende Handschrift sind drei Aspekte entschrift in der digitalisierten Welt“ veröffentSCHREIB'S scheidend: „Die Lesbarkeit, das Schreiblicht (siehe Kasten S. 26). Wer mit der Hand DIR AUF: tempo und die Ausdauer“, erklärt schreibt, heißt es da, würde Informationen Marianela Diaz Meyer, Leiterin des besser verarbeiten und behalten, ebenso 23. JÄNNER IST bayrischen Schreibmotorik Instituts. dürfte sich der Handschrifterwerb positiv INTERNATIONALER Das Institut widmet sich der Frage, auf die Entwicklung feinmotorischer wie Kinder bestmöglich zu ihrer handund kognitiver Fähigkeiten auswirken. TAG DER schriftlichen Kompetenz kommen. Trotzdem steht die Frage im Raum: Wird HANDSCHRIFT Dabei gehe es nicht um eine schöne Schrift, die Digitalisierung die Handschrift verdrängen? wie Diaz Meyer erläutert, sondern um Der Direktor des Mercator-Instituts gab sich in die Bewegungen, die zur Schrift führen – eben einem Interview gelassen: „Wir haben ja auch nicht um die Schreibmotorik, wie wir es also schaffen, aufgehört zu sprechen, nur weil die Schrift „diese feinen und bedeutungsvollen Spuren auf erfunden wurde.“ dem Papier zu hinterlassen“. Wichtig ist die geschmeidige „Interaktion von 17 Gelenken und mehr als dreißig Muskeln im IM ALLTAG MUSS UNSERE SCHRIFT VOR ALLEM EINES – Hand-Arm-System“ – das erfordere gezieltes Training. „Empfehrasch von der Hand gehen. Wir bekritzeln Post-its und Merklenswert ist vielseitiges Üben, nicht hundert Mal das gleiche zettel, machen Notizen, füllen Formulare aus, manche schreiben Wort in der gleichen Größe schreiben. Besser mal langsam, dann Uni-Klausuren oder der Nachbarin eine Nachricht. Wer unsere schneller schreiben, mit geschlossenen Augen, groß und klein, Schrift liest, wird nicht nur registrieren, was wir schreiben, mit mehr oder weniger Druck. So kann man wahrnehmen, sondern auch, wie wir es schreiben – also unser Schriftbild. Man was anders zu machen ist, damit es leicht von der Hand geht.“ muss kein Verfechter der Grafologie sein, jener umstrittenen Disziplin, die von Schriftproben auf den Charakter schließt, um DIE HANDSCHRIFT IST EINE DER WICHTIGSTEN zu behaupten: Jede Handschrift ist so einzigartig wie ein FingerKULTURTECHNIKEN, die sich der Mensch angeeignet hat. abdruck, immer auf ganz eigene Weise asymmetrisch und AbSie hat es nicht nur ermöglicht, unsere Gedanken dauerhaft bild der emotionalen Verfassung. Einfach gesagt, sie ist etwas festzuhalten, sondern auch unabhängig von Zeit und Ort sehr Persönliches. Menschen, die Briefe mit der Hand schreiben, mit anderen Menschen in Kommunikation zu treten. wissen das, und der gute alte Faltbrief ist dieser Tage wieder Mit Kerbzeichen, wie sie auf prähistorischen Knochenfunden etwas Besonderes. Mit ihm nimmt man ein Stück kuvertierte eingeritzt waren, hat alles begonnen. Erst viel später, rund Wertschätzung entgegen – hat doch derjenige, der diesen Brief fünftausend Jahre vor unserer Zeitrechnung, entwickeln sich auf den Weg brachte, vor allem eines investiert: Zeit. Wer den 25


TAG

F Ü R TAG

Briefkasten leer vorfindet, kann sich selbst ein Freund sein, etwa indem er ein Tagebuch führt und sich so einen Raum öffnet, der nicht nur Erinnerungen konserviert, unendlich viel Platz für Ängste, Banales oder Geniales bietet, sondern gleichzeitig auch das Bewusstsein für die positiven Aspekte des Daseins schärft. Doch viele Menschen tun sich schwer, eine freudvolle Praxis des Schreibens zu entwickeln. SILKE HEIMES KANN DABEI HELFEN, sie ist Autorin, Ärztin und Professorin für Journalistik in Darmstadt. Und sie ist Poesietherapeutin, als solche von der „heilsamen Kraft des Schreibens“ überzeugt. Die 52-Jährige hat zahlreiche Bücher verfasst, die Menschen dabei begleiten, den therapeutischen Effekt des Schreibens für sich zu entdecken, zuletzt etwa „ich schreibe mich gesund“ (siehe Kasten). „Jeder Mensch ist für sein Leben weitgehend kompetent. Nur gibt es Phasen, in denen er diese Kompetenz nicht spürt“, sagt Heimes. Sie setzt nicht zuletzt auf das Moment der Selbstwirksamkeit, also darauf, schreibend zu erfahren, „dass man es selbst ist, der sich heilt, kein Außenstehender“. Seine Wirkung entfalte das Schreiben, indem es Gedanken ordnet, die Auseinandersetzung mit sich selbst forciert, negative Verhaltensmuster offenlegt oder einen Perspektivenwechsel ermöglicht. Wie funktioniert das in der Praxis? Etwa durch simple Schreibimpulse, wie „Als ich heute erwachte …“. Oder man tritt in einen Dialog mit seinen Beschwerden, schreibt dann wieder frei und assoziativ, versucht sich vielleicht an einem Märchen. Wichtig dabei sei, so Heimes, dass man regelmäßig schreibt, darüber reflektiert und seine Leistungsansprüche herunterschraubt: „Wir bewerten uns ständig, meist werten wir uns ab, das kann krank machen. Es geht darum, einen Bereich zu schaffen, in dem wir einfach wir selbst sein können.“ Wer diesen Bereich noch zusätzlich entschleunigen will, der schreibt mit der Hand. AUCH DIE KALLIGRAFIE, DIE KUNST DES SCHÖNEN SCHREIBENS, drosselt die Geschwindigkeit des Alltags – nur so kann sich der meditative Charakter dieses Schreibakts entfalten. „Bei der Kalligrafie vertiefe ich mich und komme bei mir an“, erzählt Claudia Dzengel. Die in Wien lebende Norddeutsche hat die Kalligrafie zu ihrem Beruf gemacht, unterrichtet an verschiedenen Hochschulen, gibt Kurse und hat Bücher für KalligrafieEinsteiger veröffentlicht (siehe Kasten). Die Kalligrafie hat eine lange Tradition, unterscheidet sich je nach Kulturkreis und diente einst etwa dazu, besonders wichtige Texte wie die Bibel zu vervielfältigen. Im Gegensatz zum Lettering, bei dem man an der Gestalt einzelner Buchstaben so lange werkelt, bis man das gewünschte Ergebnis hat, werden die einzelnen Letter bei der Kalligrafie – als Vorlage dienen elegante historische Schriften – mit Feder und Tinte in einem Zug zu Papier gebracht. Die Workshops von Dzengel werden nicht nur etwa von Grafikern oder Kunsttherapeuten besucht, sondern auch von Leuten, die besorgt sind, ihre Handschrift zu verlieren. Die Kalligrafie erlernt man nur mit Anleitung, man sollte zudem bereit sein, fleißig zu üben. „Das muss nicht seitenweise bloß ein Buchstabe sein, das Üben kann abwechslungsreich gestaltet werden – etwa im Kreis schreiben, die Schreibwerkzeuge wechseln oder versuchen, den Charakter seiner persönlichen Handschrift einfließen zu lassen“, erklärt Dzengel. Viel wichtiger als perfekte Ergebnisse, meint sie, sei die Freude dabei. Und das Staunen darüber, „was man alles mit der eigenen Handschrift machen kann.“ 26

Von der Seele schreiben ... Ein Tagebuch nimmt jeden Eintrag kritiklos entgegen, in seiner Unbefangenheit ist es dem Menschen ein wahrer Freund. Wer wissen will, was Franz Kafka, Romy Schneider oder Christoph Columbus in ihren Tagebüchern festgehalten haben, der nehme das „Buch der Tagebücher“ zur Hand. Fundstücke von mehr als 160 Persönlichkeiten sind in dieser Anthologie versammelt, wie ein Hausbuch soll sie durch das Jahr begleiten. Rainer Wieland: „,Stand spät auf, legte mich aber dann wieder hin‘. Durch das Jahr mit dem Buch der Tagebücher“, Piper, 2020. ISBN: 978-3-4920-5326-6

Schreiblust

HANDSCHRIFT IN DIGITALEN ZEITEN

Ob und welcher Form wir unsere Handschrift in Zeiten von Tipp & Wisch noch zum Einsatz bringen sollen, wird von Wissenschaftlern leidenschaftlich diskutiert. Fundierte Antworten zu oft gestellten Fragen bietet der Faktencheck „Handschrift in der digitalisierten Welt“ des Mercator-Instituts der Uni Köln. Stimmt es, dass Kinder heute weniger mit der Hand schreiben? Hat das Handschreiben Vorteile gegenüber dem Schreiben mit der Tastatur? Der Faktencheck steht auf der Website des Instituts zum Download bereit. www.mercator-institut-sprachfoerderung.de

SICH GESUND SCHREIBEN

Die deutsche Ärztin und Poesietherapeutin Silke Heimes stellt mit ihrem Buch „ich schreibe mich gesund“ folgendes Rezept aus: Zwölf Wochen lang schreiben, jeden Tag 15 Minuten – und sich danach über mehr körperliches und emotionales Wohlbefinden freuen. Sie dockt dabei an den Psychologen James Pennebaker und das „expressive Schreiben“ an, das Arbeits- und Ausfüllbuch bietet unter anderem grundlegendes Wissen, Fallbeispiele oder tägliche Schreibimpulse zu verschiedenen Themen. Silke Heimes: „ich schreibe mich gesund“, dtv Verlag, 2020. ISBN: 978-3-423-28222-2

K ALLIGRAFIE KINDERLEICHT

Die in Wien lebende Kalligrafin und Designerin Claudia Dzengel nimmt mit ihrem Buch „Kalligrafie ist ein Kinderspiel“ nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene an die Hand und gestaltet den Einstieg in die zeitgenössische Kalligrafie und das moderne Lettering so sanft wie möglich. Man erfährt unter anderem, wie man beide Richtungen kombinieren kann, welche Arbeitsschritte und Materialien vorteilhaft sind, ebenso werden antike Alphabete vorgestellt. Claudia Dzengel: „Kalligrafie ist ein Kinderspiel“, Nilpferd bei G&G Verlag, 2018. ISBN: 978-3-7074-5214-3


FREUDE 17 AUG E N BLIC K

„Meine Hände sind für mich das Mittel, um mit meinem Boden zu kommunizieren.“ „Ein gesunder Boden kooperiert mit der Pflanze und lässt ihr die freie Wahl über die für sie nötige Nährstoffaufnahme“, weiß SONNENTOR BAUER RUDOLF VOTZI. Im niederösterreichischen Marchfeld gedeihen so Koriander, Schwarzkümmel und Gelbsenf für SONNENTOR. Seine Hände sieht er als Arbeitswerkzeug. Im letzten Frühjahr durfte er für seinen Einsatz fürs biologische Wirtschaften die Goldene-Sichel-Auszeichnung entgegennehmen.

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Wir alle sind

SONNENTOR WIR ARBEITEN AUF AUGENHÖHE, SETZEN AUF TRANSPARENTE KOMMUNIKATION UND SIND AUF DU UND DU.

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Meine Mitarbeitenden sind für mich Mit-UnternehmerInnen. Ich schätze die besondere Stärke, die jeder mitbringt – erst dadurch sind wir ein Team ANDRÉIA, FRANCHISEPARTNERIN AUS INNSBRUCK

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Für mich ist die Arbeit mit SONNENTOR die Sonne in meinem Leben, wir sind nicht nur eine Firma, sondern eine große Familie.

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Es regnet Gewürzblüten! Vorhang auf: Die Gewürzblüten haben sich in ein neues Kleid gehüllt. So farbenfroh wie die in den Mischungen enthaltenen Blüten! Entdecke die blumigen Gesamtkunstwerke von „Sonnenkuss“ bis hin zum „Scharfmacher“.

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Zitronen-KokosTarte —— F Ü R D E N TE IG :

250 g Hafermehl 120 g Kokosöl 50 g Kokosblütenzucker 1 Prise Vanillepulver 80 g gemahlene Mandeln 2 Stk. Datteln 1 Prise Ayurvedisches Zaubersalz F Ü R D I E D E KO :

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FÜ R DI E ZITRON E NC REME:

120 ml frischer Zitronensaft 550 g Kokosmilch 180 ml Reissirup 3 TL Agar Agar 40 g Kokosöl 1 TL Kurkuma Latte Vanille 1 EL Maisstärke 3 Tropfen ätherisches Gewürzöl Zitrone 2 Tropfen ätherisches Gewürzöl Ingwer

DURCH DIE BLUME! HANDGEPFLÜCKTE BLÜTENMISCHUNG ZUM DEKORIEREN UND VERSCHENKEN 30

1 / Für den Teig Kokosöl (geschmolzen) mit Kokosblütenzucker und Vanillepulver, gemahlenen Mandeln und Salz mixen. 2 / Datteln mit einer Gabel zerdrücken, mit dem Hafermehl zur Masse geben und gut verrühren. Falls die Masse zu trocken ist, einfach etwas pflanzliche Milch hinzugeben. Teig in eine Folie geben und ca. ½ Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. 3 / Backofen auf 170 °C vorheizen. Ausgekühlte Masse fest in die Tarteform drücken (auch den Rand entlang) und im vorgeheizten Ofen 15-20 Minuten backen. 4 / Masse in der Form vollständig auskühlen lassen. Im Tiefkühler funktioniert das sehr gut – danach lässt sich die Tarte super aus der Form stürzen. 5 / In der Zwischenzeit für die Zitronencreme die Zitronen auspressen und mit den restlichen Zutaten (außer den Ölen) mischen, in einen Topf geben und aufkochen lassen. Creme auf mittlerer Temperatur ein paar Minuten köcheln lassen, bis die Flüssigkeit leicht eindickt. Dabei ständig rühren. Etwas auskühlen lassen und zum Schluss das Zitronen- und Ingweröl untermengen. 6 / Creme in die Tarteform füllen und etwa eine Stunde bei Zimmertemperatur auskühlen lassen. Anschließend für 5–6 Stunden in den Kühlschrank stellen. 7 / Tarte mit Minze, unbehandelten Zitronenscheiben und den bunten Blütenblättern dekorieren.

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Löwenstark

Kaffee mal anders Der Löwenzahn wird auch als Ginseng des Westens bezeichnet, Kraft hat er jedenfalls. Vor allem die Wurzel des Löwenzahns enthält viele Bitterstoffe und verspricht einen anregenden Genuss. Falscher Kaffee Koffein? Nicht die Bohne! Mit gerösteter Löwenzahnwurzel liegen wir zu jeder Zeit richtig, denn dieses bohnenlose Heißgetränk regt uns garantiert nicht auf. Schmeckt malzig und süßlich! Zubereitung Pro Portion 1 – max. 2 TL Geeignet für: Mokka, French Press, Pour Over und Kaffeefilter-Maschinen. TIPP: Schmeckt gut mit (Pflanzen-)Milch!

Auf

Gewürzwolke

Einfach super! Was schon unsere Omas wussten, bestätigt nun auch eine Auszeichnung der weltgrößten Messe für ökologische Konsumgüter: Die Kaffeealternative aus gerösteter Löwenzahnwurzel wurde zum "Best New Product" in der Kategorie Getränke gekürt.

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WÜRZIGE

NEUHEITEN!

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Wer ist

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Egal ob mit oder ohne Nachwuchs, wer eine Auszeit braucht, raus in die Natur möchte, Kräuter entdecken und einen Blick hinter die Kulissen werfen will, ist bei uns im Waldviertler Sprögnitz genau richtig.

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WANN, WIE UND WO:

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1.

Weiche Butter in einer Schüssel mit dem Handmixer aufrühren. Zucker und Vanillezucker zugeben und weiterrühren. Nacheinander die Eier zugeben und jeweils mit dem Mixer einrühren.

2.

Mehl, Backpulver, Lieblingskakao und Salz in einer separaten Schüssel vermengen und zügig unter die restlichen Masse mischen.

3. Die 6 Tassen (oder 12 MuffinFörmchen) ausbuttern und mit Mehl ausstäuben, zur Hälfte mit dem Kuchenteig füllen und bei 175 °C Ober-/Unterhitze und 12 Minuten backen (der Kuchenkern bleibt flüssig). Muffins 10 Minuten backen. 4. Die Kuchen mit Alles Liebe Gewürzblüten und Beeren dekorieren.

VIELE WEITERE IDEEN UND PRODUKTE FINDEST DU AUF: WWW.SONNENTOR.COM/BENGELCHEN

HA B F R Ü 0 21 : 2 R S OM M E

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Frida-Fans aller Altersgruppen können das glückliche Huhn auf dem Frei-Hof besuchen.

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IS CHT! W R E Dank deiner Hilfe hat Moritz Huhn Frida wieder!

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Im Bio-Bengelchen Büchlein geht die Suche weiter! 33


Die nächste SINN BEDEUTET FÜR MICH, ETWAS MIT HERZ, HAND UND HIRN ZU TUN UND SEINEN MITMENSCHEN ZU VERTRAUEN!

öffnet Tür und

Tor für ganz viel Sonne! Eintreten und genießen ab Oktober 2021!

Johannes Gutmanns offene Worte

Eine Sinn-Win Situation

I

ch hatte schon immer eine Vision, was mir im Arbeitsalltag wichtig ist: Gesund bleiben, Freude haben und mit Menschen zusammenarbeiten, die meine Werte teilen. Als ich gesehen habe, es funktioniert bei mir, im damals noch kleinen Geschäftsfeld, habe ich gewusst, so wie es mir geht, geht es auch vielen anderen. Viele möchten etwas bewegen. Ich finde bis heute immer wieder Menschen, die sich nicht verbiegen wollen, die selbst Hand anlegen möchten, die in die Gestaltung bzw. in die Kreativität gehen. Sie wollen mitmachen und ihre Ideen einbringen. Ich gehe durch den Betrieb, um zu sehen und zu spüren, wie jede und jeder mit den eigenen Talenten einen Beitrag zu unserem gemeinsamen Erfolg leistet, und wenn ich gebraucht werde, helfe ich immer gerne mit. So geben wir unserem täglichen Tun einen Sinn – und das über Generationen und Grenzen hinweg.

WELTWEITE VERBUNDENHEIT

Auch in Tschechien und Rumänien traf ich auf Leute, die sich weiterentwickeln wollten und nach Gesundheit und Glück streben. Wir haben gemeinsame Ideale und das Ziel, es jeden Tag noch besser zu machen und unsere Ideen erfolgreich in die Zukunft zu bringen. So sind die beiden Tochterunternehmen von SONNENTOR entstanden. Wer auf gute Partnerschaften auf Augenhöhe setzt, kann die Sonne auf der ganzen Welt strahlen lassen.

MIT GEDULD ZUM SINN UND ZUM ERFOLG

Grundvoraussetzung für solche Erfolge ist natürlich eine große Portion Geduld. 34

Diese Fähigkeit braucht es für die Wirtschaft genauso wie für die Sinnfindung. Wer schnell reich werden will, der soll bitte kein Geschäft eröffnen. Die Person geht am besten in ein Casino – da sieht man gleich bei der ersten Karte, wie es um das Glück bestellt ist. Sinn liegt immer im Kleinen und wächst, wenn man das mit Hand, Herz und Hirn langfristig gut macht. Meine Mutter hat mir zu Beginn verboten, Mitarbeitende anzustellen. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar, es wäre zu schnell zu viel geworden. Aus diesem Grund habe ich die Bio-Bäuerinnen und -Bauern versucht zu begeistern, mehr Arbeitsschritte direkt am Hof zu übernehmen – so ist die Idee mit der Verpackung der losen Tees auf den Höfen entstanden, und sie ist geglückt. Bis heute zeichnet diese Besonderheit SONNENTOR aus.

WIR

FÜR GEIST UND SEELE!

Lernen, Erfahren und Begreifen ——

KRÄUTERWANDERN, DIE KRAFT DES WALDES SPÜREN, PERMAKULTUR AUF DEN GRUND GEHEN ODER NATURKOSMETIK ANRÜHREN? In Sprögnitz ist alles möglich! Schau rein und entdecke Dein SEMINAR-PROGRAMM: WWW.SONNENTOR.COM/SEMINARE

I M P R E SSUM

FÜR UNS

Als es dann endlich so weit war und die ersten Arbeitskräfte mich unterstützten, war ich selbst überrascht. Ich hatte ihnen lediglich ein paar Betriebsmittel gegeben mit der Freiheit, es mit bestem Wissen und Gewissen so zu tun, wie es für sie am besten passt. Da sind dann Ideen gekommen, die hätte ich selbst nie gehabt. Ich wusste von diesem Moment an, die Talente jedes Einzelnen sind viel sinnerfüllender, als wenn der Chef alles vorgibt. Erst durch die vielen helfenden Hände und den großen Freiraum ist bei SONNENTOR dieses Vertrauensverhältnis gewachsen. Aus Mitarbeitenden wurden MitunternehmerInnen. Einmal mehr zeigt sich:

#ESGEHTAUCHANDERS

FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten. Das Abonnement kann jederzeit beim Herausgeber gekündigt werden. Kontakt: Kristina Hummel, Marie-Theres Chaloupek Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Gesamtkonzept und Umsetzung: PAPER AFFAIRS Publishers GmbH Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Creative Director: Peter Schmid Artdirection & Layout: Magdalena Hufnagl Lektorat: Ewald Schreiber Illustratorin Gina Müller wird vertreten durch: Caroline Seidler / carolineseidler.com Cover: Stocksy Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


Im Franchise-Team ... gibt es sieben herzliche Talente, die ihre Fähigkeiten gerne dazu nutzen, motivierte JungunternehmerInnen in die Selbstständigkeit zu begleiten. Und zwar vom ersten Telefonat und dann laufend bis hin zur Freundschaft.

MELANIE UND BEATE: DEINE BEGLEITERINNEN IN SACHEN MARKETING

Meist ist es Berndt, der das erste Gespräch führt und bemüht ist, die übersprudelnden Ideen der potenziellen SONNENTOR-FranchisepartnerInnen in Richtung Umsetzung zu denken. „Einige wollen gleich mit der Standortsuche loslegen, andere würden am liebsten umgehend die Geschäftsplanungsrechnung starten“, erzählt Berndt, und: „Alles ist okay!“ Bei SONNENTOR gibt es viel Unterstützung, aber sicher kein Schema F. Das Gründungsteam möchte vielmehr eine langfristige und gute Beziehung aufbauen und ein Service bieten, das für eine Partnerschaft auf Augenhöhe nötig ist.

Wir sind für euch da:

SONNIGE

KERSTIN KREMPELT DEN LADEN UM! IHR STECKENPFERD: LADENBAU

GründungshelferInnen! Mit SONNENTOR gemeinsam starten Interessiert? www.sonnentor.com/franchise JUDITH MANAGT, WAS DAS ZEUG HÄLT: FÜR DICH AUCH DAS GESAMTE SORTIMENT

THOMAS KANN FAST ALLES UND VOR ALLEM GUT MIT ZAHLEN!

BERNDT HÄLT ALS ABTEILUNGSLEITER ALLES GERN ZUSAMMEN!

ANDREAS IST DEIN ANSPRECHPARTNER, WENN ES UM PLANUNG UND TECHNIK GEHT! 35


ZE ITVE RTRE I B – KLATSCHSPI E LE WAS HABEN ALBERT EINSTEIN, FU N KTION I E RE N BARACK OBAMA UND JULIUS CAESAR GEMEINSAM? AUCH H E UTE NOCH : SIE ALLE WAREN/SIND LINKSHÄNDER. Die Kastanien hängen am Baum, Baum, Baum, da gehn wir alle schaun, schaun, schaun. Wir nehmen Tüten mit, mit, mit und sammeln PROBIER DOCH MA L, DEN KLEINEN FINGER sie auf zu dritt, dritt, dritt. Dann gehen wir nach Z U BEUGEN, OHNE DA BEI DEN RINGHaus, Haus, Haus F I N GE R Z U B E W E GE N! K L AP P T N I C H T ? und basteln eine DAS IS T VÖLLIG NORMA L. Maus, Maus, DENN ES IS T EIN UND DERS ELBE Maus. BEGRE I FE N, FÜ M US KEL, DER F ÜR DIE HL BEWEGUNG BEIDER FINGER EN , Z USTÄNDIG IST.

„Das mach ich doch mit links“ -

ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN:

FE LT E

Hand-

N

— TH E BEATLES I WANT TO HOLD YOUR HAND — STEVI E WON DER FEAT. RAPSODY & CORDAE & CH I KA & BUSTA RHYMES CAN’T PUT IT IN THE HANDS OF FATE — MICHAEL JACKSON DU ET WITH AKON HOLD MY HAND — STYX TOO MUCH TIME ON MY HANDS — TH E POI NTER SISTERS SLOW HAND

HA

ZUMIMTAKTKLATSCHEN

ST

FINGERKNACKEN Treibt Mitmenschen vielleicht in den Wahnsinn, ist aber ansonsten unbedenklich. Das bestätigt Forscher David Unger, der 50 Jahre lang mit einer Hand knackte, die andere ließ er ruhen. Nach einem halben Jahrhundert funktionierten beide Hände noch gleich gut.

VERLESEN

HANDLICHES WISSE N:

Fingernägel wachsen viermal so schnell wie Zehennägel. Der Nagel des Mittelfingers wächst am schnellsten. Die Hand selbst verfügt über keine Muskeln, für die Beweglichkeit sorgen die Unterarmmuskeln. Es gibt unter allen Linkshändern mehr Männer als Frauen. Sucht man auf Google nach dem Wort „Hand“, erhält man über 2,5 Milliarden Ergebnisse. K ANN MAN AN EINER HAND (AB)ZÄHLEN:

5 27 36 Finger

Knochen

Gelenke

MIT N U R E I N E R HAN D LÄSST SICH KE I N KNOTE N KN Ü PFE N. AUS DE R MONGOLE I DIE FINGER SIND DER STOLZ DER HAND. AUS DEM SENEGAL

DI E HÄN DE SI N D ES, DI E DAS GLÜCK SCHAFFE N U N D DE N KUMME R VE RTRE I B E N. AUS RUSSLAN D B ESSE R FÜ N F I N DE R HAN D ALS ZE H N U N D DARAU F WARTE N MÜSSE N. AUS GRI EC H E N LAN D DAFÜ R LEGE ICH ME I N E HAN D I NS FE U E R. AUS DE UTSC H LAN D MIT E I N E R HAN D KAN N MAN N ICHT KLATSCH E N. AUS I N DI E N

17.000 Tastzellen

THIS IS A MAN'S WORLD Handtaschen waren ursprünglich ausschließlich Männersache. Erst seit dem 15. Jahrhundert haben auch Frauen ihren Krimskrams in Taschen verwahrt.


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