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Nutrition

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Frauen im Sport: Geschlechtsspezifische Aspekte in der Sporternährung

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Dr. sc. nat. Joëlle Flück 1, 2, Dr. med. Sabrina Baumgartner 3, Simone Reber 2, 4, Prof. Dr. med. Petra Stute 5

1 Sportmedizin Nottwil, Schweizer ParaplegikerZentrum, Nottwil, Schweiz 2 Swiss Sports Nutrition Society, Affoltern am Albis, Schweiz 3 Frauenklinik, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz 4 Swiss Olympic Medical Center Vidysport, Lausanne, Schweiz 5 Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik, Inselspital Bern, Schweiz

EINLEITUNG

Das Internationale Olympische Komitee hat sich zum Ziel gesetzt, die Frauenbeteiligung an den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 von fast 50% zu erreichen und spricht von den ersten «gender-balanced Olympic Games in history» 1. Doch, was wissen wir in den Sport- und Ernährungswissenschaften in den Bereichen Training, Zyklus und Ernährung im Frauensport? Nur ein kleiner Anteil der wissenschaftlichen Studien wurde mit weiblichen Studienteilnehmern durchgeführt 2. Gründe dafür sind vielschichtig: Zyklusabhängige Faktoren, geringere Leistungsdichte, weniger Studienteilnehmerinnen 2, 3. So ist es aktuell in den wenigsten Fachbereichen möglich, evidenzbasierte Empfehlungen zu formulieren. Häufig dienen Empfehlungen aus Studien, welche mit Männern durchgeführt wurden, als Grundlage für beide Geschlechter. Ziel dieser Zusammenfassung ist, aufzuzeigen, inwiefern sich Athletinnen von Athleten in Bezug auf die Ernährung unterscheiden und in welchen Bereichen weiter geforscht werden muss, um klare Trainings- und Ernährungsempfehlungen für Athletinnen formulieren zu können.

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HORMONELLE VERÄNDERUNGEN WÄHREND DEM MENSTRUATIONSZYKLUS

Durch die hormonellen Veränderungen im Verlauf des Menstruationszyklus entstehen Unterschiede, welche zur Trainingssteuerung wie auch im Bereich der Sporternährung genutzt werden können. Der Zyklus der Frau wird in die follikuläre, die ovulatorische und die luteale Phase unterteilt 4. Der erste Tag der Menstruationsblutung flankiert den Zyklusbeginn. In dieser Zeit wird die Gebärmutterschleimhaut abgestossen. Zeitgleich reifen im Eierstock Follikel unter dem stimulierenden Einfluss von FSH (follikelstimulierendem Hormon) heran, welche im Stande sind Estradiol zu produzieren (Proliferationsphase). Je grösser die heranwachsenden Follikel werden, desto mehr Estradiol können sie produzieren. Dieses Estradiol gelangt in die Blutbahnen und ist verantwortlich für den Anstieg des Serumestradiols in der späten follikulären Phase. Ein komplexer Regelkreis sorgt dafür, dass schlussendlich nur ein Follikel die Fähigkeit zum Eisprung erlangt. Durch den Anstieg der Estradiolkonzentrationen wird nämlich die FSH-Sekretion über eine negative Rückkopplung gehemmt. Der bis zu diesem Zeitpunkt grösste Follikel kann aber trotz sinkender FSH-Konzentrationen weiterwachsen und kristallisiert sich damit zum dominanten Follikel sog. «Graafscher Follikel» heraus. Zeitgleich triggern die erhöhten Estradiolkonzentrationen über eine positive Rückkopplung in der Hypophyse eine verstärkte Ausschüttung von Luteinisierendem Hormon (LH). Diese midzyklisch (14. Zyklustag) steil ansteigenden LH-Konzentrationen (LH-Peak) bewirken sodann beim herangereiften Graafschen Follikel den Eisprung (durchschnittlich 41 Stunden nach Beginn des LH-Anstiegs,

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durchschnittlich 18.4 Stunden nach dem LH-Peak). Nach dem Eisprung bleibt das eigenständige Gelbkörperchen (Corpus luteum) zurück. Währenddessen wandert die Eizelle durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Das Gelbkörperchen hat die Besonderheit, dass es unabhängig vom komplexen hormonellen Regelkreis (Hirnanhangsdrüse) eigenständig Hormone (Progesteron, Östrogen, Androstendioin) produzieren kann. Falls die wanderlustige Eizelle nun zwischenzeitlich von einem Spermium befruchtet wird, tragen diese Hormone zur Aufrechterhaltung der Frühschwangerschaft bei. Damit klettern in der Lutealphase die Progesteronkonzentrationen auf Höchstwerte und die Östrogenkonzentrationen erreichen nochmals ein kleines Zwischenhoch. Solch einen funktionierenden Zyklus kann nicht bei allen Athletinnen beobachtet werden (Abbildung 1), da dieser bei gestörtem Energiestatus rasch aus den Fugen gerät. Man geht davon aus, dass trotz subjektiv normalem Zyklus bei 50% der Athletinnen nicht spürbare Zyklusstörungen vorliegen (z.B. Störung der Lutealphase, ausbleibender Eisprung)5. Davon abzugrenzen sind Athletinnen, welche die Pille zur Verhütung benutzen, und aufgrund dessen erniedrigte Östradiolserumkonzentrationen aufweisen. Ungefähr 50% aller Athletinnen geben an, die Pille zu verwenden (68% kombinierte Pille, 32% Gestagenpille)6. Die obenerwähnten zyklusabhängigen Veränderungen gelten damit explizit für Frauen welche keine kontrazeptive Pille einnehmen. Dennoch gilt es auch zu erwähnen, dass eine Pille einer Athletin situativ den Sportalltag stabilisieren oder erleichtern kann - beispielsweise indem Zyklusbeschwerden und Stimmungsschwankungen (prämenstruelles Syndrom) gelindert werden können. Die Moral der Geschichte? Sowohl das Erleben des Spontanzyklus als auch der Verhütung ist bei jeder Frau individuell. Das Prinzip «One Size Fits All» trifft hier alles andere als zu. Die Athletin soll dazu sensibilisiert werden ihren Körper zu beobachten und entsprechend dieser gewonnenen Erfahrungen das Training und die Ernährung anzupassen. Dies ist der erste wichtige Schritt, um zu verstehen, inwiefern der «Zyklus» überhaupt die Leistung wie auch das Training und die Ernährung der Athletin beeinflussen kann.

PHYSIOLOGISCHE UND LEISTUNGSRELEVANTE ASPEKTE WÄHREND DEM ZYKLUS

Die oben erwähnten hormonellen Veränderungen bei Frauen mit regelmässigen Spontanzyklus bedingen auch Veränderungen in der Leistungsphysiologie. Auf diese möchten wir im folgenden Abschnitt genauer eingehen. Davon ausgenommen sind Athletinnen, die entweder amenorrhoeisch sind oder welche mittels kombinierter Kontrazeptiva verhüten. So ändert sich beispielsweise die Körperkerntemperatur und resultiert in einem Anstieg von 0.3 bis 0.7 °C während der Lutealphase 7. Auch scheint die Schweissfunktion in dieser Phase zu einem späteren Zeitpunkt einzusetzen 7. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Schweissrate in Abhängigkeit mit dem Menstruationszyklus zu messen, um individualisierte Protokolle generieren zu können 8. Auch beim Training oder Wettkämpfen in der Hitze soll dieser Temperaturanstieg in die Kühl- und Trinkprotokolle einbezogen werden.

Weiter erhöht sich während der Lutealphase die Fettoxidation in Ruhe, wie auch der Ruheenergieverbrauch um 2.5 bis 11.5% 9, 10. Parallel wird eine erhöhte Proteinoxidation in Ruhe während der Lutealphase beobachtet 8. Unklar bleibt, ob es während der Lutealphase zu einem Glykogenspareffekt kommt oder nicht. Die Ergebnisse von Devries et al. (2006) deuten jedoch darauf hin, indem sie aufzeigten, dass sich die die Muskelglykogenreserven in der Lutealphasen weniger rasch erschöpfen als in der Follikelphase 11 . Wenn wir uns die Leistungsfähigkeit während dem Zyklus anschauen, so geben 42% der sportlich aktiven Frauen an, dass der Zyklus einen negativen Einfluss auf das Training sowie die Leistungsfähigkeit haben 12. Ähnliche Resultate zeigen die Studien, welche im Review von Carmichael et al. (2021) 4 zusammengefasst sind. McNulty et al. (2020) 13 attestierten gemäss ihren Studienergebnissen vor allem der ersten Zyklushälfte - insbesondere der frühen Follikelphase – eine reduzierte sportliche Leistungsfähigkeit. Dagegen scheint die Kraftleistung in der Follikel- verglichen mit der Lutealphase besser zu sein 4. Dasa et al. (2021) 14 haben dagegen keine Unterschiede in verschiedenen Kraftparametern zwischen Frauen während der Follikel- und der Lutealphase sowie bei Frauen, welche die Pille nehmen, aufgezeigt. Andere Autoren berichten, dass die Maximalkraft in der späten Follikelphase bis zur Ovulation erhöht ist 15. Es wird angenommen, dass die Estradiolspiegel weiter Einfluss auf die Muskelhypertrophie und -regeneration haben. Dadurch kann ein auf den Zyklus angepasstes Training im Kraftbereich sinnvoll sein, vor allem bei Athletinnen, welche schon ihr ganzes Trainingspotenzial ausgereizt haben und im letzten Prozentbereich arbeiten. Weitere gut kontrollierte Studien sind zudem notwendig, um den Einfluss des Zyklus auf die Anpassungen während dem Krafttraining, auf die Leistungsfähigkeit sowie Regeneration noch genauer zu untersuchen.

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UNTERSCHIEDE ZWISCHEN MÄNNERN UND FRAUEN

Auch im Bereich der Körperzusammensetzung sind klare Unterschiede zwischen Männern und Frauen ersichtlich. So haben Männer beispielsweise einen höheren Anteil an fettfreier Masse und einen geringeren Anteil an Fettmasse 16. Zusätzlich nimmt die Knochendichte ab einem Alter von ungefähr 30 Jahren bei beiden Geschlechtern stetig ab 17. Diese Abnahme ist bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Um einer allfälligen Osteopenie oder Osteoporose entgegenzuwirken, ist bei Frauen die Überprüfungen von Ernährungsfaktoren (u.a. Energie, Protein, Kalzium, Vitamin D) zur Aufrechterhaltung einer optimalen Knochengesundheit substanziell.

Tarnopolsky et al. (1990) 18 haben gezeigt, dass Frauen im Unterschied zu Männern bei gleicher sportlicher Belastungsintensität, ihre Energie zu einem grösseren Anteil aus der Fettverbrennung beziehen. Tate und Holtz (1998) 19 beschreiben in ihrem Review, dass nicht alle Studien diesen Effekt nachweisen konnten, eine Tendenz zu einer höheren Fettverbrennung bei Frauen bei gleicher Belastungsintensität besteht. Verschiedene Faktoren wie der Menstruationszyklus, der Östrogenspiegel, die Ernährung oder auch das Fitnesslevel können das Ausmass der Fettverbrennung beeinflussen.

Obwohl die Trainingsmethoden für Frauen und Männer im Krafttraining die gleichen zu sein scheinen, gibt es dennoch Unterschiede in der Muskelphysiologie sowie in den Kraftwerten zwischen Männern und Frauen 15. Frauen haben beispielsweise einen höheren Anteil an Typ I Muskelfasern und dadurch ist die Ermüdung geringer als bei Männern. Der tiefere Anteil an Typ II Muskelfasern und die geringere absolute Muskelmasse führt auch zu einer geringeren Maximalkraft. Die Testosteronkonzentrationen von Frauen betragen 10 % derjenigen von Männern. Hinzu wird bei Männern durch intensive Trainingseinheiten via Aktivierung der Stresshormonachse zusätzlich anabol wirksames Testosteron ausgeschüttet. Dies konnte bei Frauen nicht in diesem Ausmass beobachtet werden 15. Auch während dem Zyklus verändert sich der Testosteronwert bei Frauen nicht gross. Aus diesem Grund sind Athletinnen auf andere wichtige Hormone zur Anregung der Muskelproteinsynthese angewiesen (Bsp. Östrogen und Progesteron). Dies erklärt auch die Wichtigkeit einer «normalen» Hormonfunktion, welche gerade hier auf die Kraftentwicklung aber auch in der Aufrechterhaltung der Knochengesundheit wichtig sind.

Verschiedene Studien haben die Glykogenspeicherung in der Muskulatur bei Männern und Frauen untersucht. Ursprünglich wurde dabei bei gleicher relativer Kohlenhydratzufuhr pro kg Körpergewicht eine geringere Füllung der Glykogenspeicher bei Frauen beobachtet 20. Weitere Studien 21, 22 konnten später aufzeigen, dass Frauen die gleiche Glykogenspeicherfüllung wie Männer erreichen konnten. Es kann also davon ausgegangen werden, ob mit oder ohne Pille, die Frauen mit ähnlichen Kohlenhydratladeprotokollen den gleichen Füllstatus der Glykogenspeicher erreichen können 23. Wenn es um die Kohlenhydratzufuhr während der Belastung geht, so basiert das gesamte Wissen auf Studien mit männlichen Teilnehmern 23. Aktuell bleibt da deshalb nichts Anderes übrig, als sich an den allgemeinen Empfehlungen zu orientieren.

LEBENSABSCHNITTPHASEN DER FRAU IM LAUFE DER SPORTLICHEN KARRIERE

Frauen durchlaufen in ihrer sportlichen Karriere verschiedene Phasen, welche einen direkten Einfluss auf ihre Gesundheit und ihre Leistungsfähigkeit haben. Während dem Reifeprozess vom Mädchen zur Frau, kommt es durch die hormonelle Veränderung zu einer Gewichtszunahme und zu einer Veränderung des Körperbildes. Gerade bei ästhetischen Sportarten aber auch im Ausdauersport kann dies zu einer Leistungsstagnation führen, bis man sich an die neue Körperkonstitution gewöhnt hat. Dieser Entwicklungsschritt ist auch eine heikle Phase betreffend die Manifestation einer Essstörung. Oft verändern junge Frauen ihre Ernährungsgewohnheiten und reduzieren beispielsweise die Zufuhr von Kohlenhydraten und sie verzichten auf Fleisch oder ernähren sich gar vegan. Es gilt dabei eine bedarfsdeckende Energiezufuhr und ein gesundes Essverhalten zu fördern um ein relatives Energiedefizit vorzubeugen 24. Durch das Eintreten der Menarche (erste Monatsblutung) kommt es zudem auch zu einem erhöhten monatlichen Blutverlust und einem damit verbundenen erhöhten Eisenbedarf 25. Oft führt dies bei jungen Frauen zu einem Eisenmangel mit oder ohne Anämie, welcher die Leistungsfähigkeit beeinflussen kann.

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Im später Verlauf der Karriere einer Sportlerin kann eine Schwangerschaft hormonelle aber auch physische und psychische Veränderungen mit sich bringen. Auf den Athletinnen lastet jeweils ein grosser Druck. Betreuer, Sponsoren, Fans und der eigene Anspruch fordern einen möglichst raschen Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen. Dies bedeutet, dass das durch Schwangerschaft erhöhte Gewicht und das reduzierte Fitnesslevel unter zeitlichem Druck korrigiert werden müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dies stellt eine anspruchsvolle Gratwanderung dar: zum einen muss für die Gewichtsreduktion eine negative Energiebilanz erzielt werden, zum anderen braucht der Körper genügend Energie für die Milchproduktion für das Stillen, für die zunehmende Trainingsintensität, für eine gute Regeneration trotz Schlafmangel und um verletzungsfrei zu bleiben. Dauert eine Karriere lange an, kommt es schlussendlich zu einer erneuten hormonellen Umstellung während der Menopause. In dieser Phase stehen die Energiezufuhr und die Knochengesundheit im Vordergrund. In der Phase besteht ein erhöhtes Risiko, an einer Osteopenie oder einer Osteoporose zu leiden 17. Ernährungsrelevante Faktoren wie beispielsweise die Zufuhr von Protein, Kalzium und Vitamin D sind zu berücksichtigen.

Man kann festhalten, dass es sich lohnt, die Athletinnen in allen verschiedenen Phasen aus ernährungstechnischer Sicht zu begleiten und zu beraten. Nur so können beispielsweise Essstörungen, Ernährungsdefizite oder ein erhöhtes Risiko für Knochendichteverminderungen oder auch hormonelle Störungen verhindert werden.

FRAUENSPEZIFISCHE ERNÄHRUNGSSTRATEGIEN

Energie

Aufgrund der kleineren Körpergrösse, des tieferen Gewichtes wie auch einem tieferen Anteil an fettfreier Masse, ist der Energiebedarf von Athletinnen geringer als jener ihrer männlichen Kollegen 23. Um gesund und reproduktionsfähig zu sein, aber auch für optimale Trainingseffekte und Leistungsfähigkeit ist es für Athletinnen wichtig, dass die Energiezufuhr bedarfsdeckend ist. Gerade bei Athletinnen ist es wichtig, dass Energiebedarf und -zufuhr ausgeglichen sind, damit optimale Trainingsanpassungen, die Gesundheit des weiblichen Körpers wie auch die Leistungsfähigkeit gewährleistet werden können 23. Dass dies jedoch nicht ohne weiteres erreicht wird, sieht man darin, dass 22-58% der Athlet*innen ihren Energiebedarf nicht decken 26, wobei

Athletinnen sehr viel häufiger davon betroffen sind, als Athleten. Um dem vorzubeugen, wird empfohlen, dass Athletinnen individuell, sportartspezifisch in Sporternährung betreut und begleitet werden. Weiter ist es auch wichtig, dass Trainer und Betreuer diese Problematik kennen und wissen, wie damit umzugehen ist. Auch der Einfluss der sozialen Medien auf die physische und psychische Gesundheit darf nicht übersehen werden 27.

Kohlenhydrate

Grundsätzliche wird empfohlen, dass die tägliche Kohlenhydratzufuhr auf den Trainingsinhalt sowie den totalen Trainingsload abgestimmt und angepasst wird 23, 28, 29. Das heisst, dass je nach Dauer und Intensität der Trainingseinheit geringere Mengen an Kohlenhydraten (Bsp. 3-4 g/kg/Tag für einen lockeren Trainingstag) oder grössere Mengen (Bsp. 8-12 g/kg/Tag für einen sehr intensiven Trainingstag) notwendig sind. Da der Zyklus einen Einfluss auf die Appetitregulation, Heisshunger oder auch Magen-Darm-Probleme hat, müssen diese Punkte mitberücksichtigt werden 23. Wie bereits erwähnt sind die Glykogenspeichermöglichkeiten in der Follikelphase allenfalls reduziert. Deshalb wird Athletinnen empfohlen, vor dem Ausdauertraining Kohlenhydrate zuzuführen, um die Kohlenhydratverfügbarkeit zu optimieren 8. Trotzdem scheinen mehr als 50% der Athletinnen regelmässig ein Nüchterntraining durchzuführen 30. Neue Forschungsprojekte sollten bei Athletinnen auch diesen Aspekt genauer untersuchen 23. Bis eine grössere Anzahl neuer Studien mit Athletinnen vorhanden sind, welche die Kohlenhydratzufuhr während der sportlichen Leistung in Abhängigkeit mit dem Trainingsumfang und dem Zyklus untersuchten, gelten für die Athletinnen die gleichen Ernährungsempfehlungen bezüglich Kohlenhydratzufuhr wie für die Athleten. Unklar scheint auch, welche Effekte «Train Low», also Training mit entleerten Glykogenreserven trainieren, bei Frauen auf die Leistungsfähigkeit wie auch auf die Gesundheit sowie Trainingsanpassung haben kann.

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Protein

Aufgrund von einem erhöhten Protein-Turnover, liegt die empfohlene Proteinzufuhr im Sport (1.2 bis 2.0 g/kg/Tag) weit über dem Wert, welcher für die «normale» Bevölkerung (0.8 g/kg/Tag) empfohlen wird 28. Diese sportspezifischen Proteinempfehlungen basieren jedoch vorwiegend auf Studien, welche mit männlichen Studienteilnehmern durchgeführt wurden. Ein aktueller Review fasst die Studien zusammen, welche spezifisch mit Athletinnen durchgeführt wurden, um geschlechterspezifische Empfehlungen machen zu können 31. Für alle untersuchten Kategorien (Ausdauertraining, Krafttraining und intermittierendes Training) liegt die empfohlene Proteinzufuhr innerhalb von 1.2 bis 2.0 g/kg/ Tag. Die Autoren beschreiben auch, dass sich beispielsweise das Aminosäurenprofil im Blut von Frauen, welche hormonell verhüten, von denen, welche einen normalen, regelmässigen Zyklus haben, unterscheidet. Sie vermuten, dass bei Athletinnen mit normalem Zyklus in der Lutealphase, wo Östrogen und Progesteron hoch sind, der Proteinbedarf ansteigt, sich in einer erhöhten Nitrogenausscheidung sowie einem erhöhten Proteinkatabolismus zeigt 31. Inwiefern dies einen Einfluss auf die Proteinzufuhr haben kann, muss in Zukunft noch genauer untersucht werden, bevor zyklusabhängige Empfehlungen gemacht werden können. Moore et al. (2021) 23 schreiben, dass Frauen, welche sich vor allem von pflanzlichen Proteinquellen ernähren, ca. 10% mehr Protein zuführen sollten. Ansonsten nennen auch sie ähnliche Empfehlungen, die auch schon von Thomas et al. (2016) erläutert wurden (4-5 Proteinportionen pro Tag, qualitativ gute Proteinquellen, 0.3 g/kg pro Mahlzeit).

Flüssigkeit

Während dem Menstruationszyklus werden Durstgefühl und Wasserhaushalt im Körper reguliert 32. Dabei erhöht sich durch die Östrogenkonzentration (späte Follikelphase wie auch Lutealphase) sowie durch das ansteigende Progesteron (Lutealphase) die Wasserretention im Körper. Das Tragen von Stützstrümpfen in der späten Follikelphase und während der Lutealphase kann helfen, die Wassereinlagerungen in den Beinen vorzubeugen. Giersch et al. (2020)32 beschreiben weiter, dass vor allem während der Lutealphase der weibliche Körper eher zu einer Dehydrierung neigt als in den anderen Zyklusphasen. Dass eine Dehydration, also ein Flüssigkeitsmangel, einen negativen Einfluss auf die Ausdauerleistungsfähigkeit hat, ist bekannt 33. Ob die zyklusbedingte Dehydrierung einen Einfluss auf die Zufuhr von Flüssigkeit während dem Sport hat, muss noch weiter untersucht werden.

Mikronährstoffe

Durch den monatlichen Blutverlust ist der Eisenbedarf bei Athletinnen erhöht 25. Erschwerend kommt hinzu, dass zum einen die hohe sportliche Belastung und der dadurch erhöhte Hepcidinspiegel die Eisenaufnahme hemmt. Zum anderen spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle, wobei Frauen weniger häufig eisenreiche Nahrungsmittel wie rotes Fleisch konsumieren und allenfalls einen höheren Anteil von Lebensmitteln haben, welche die Eisenaufnahme hemmen (beispielsweise Kaffee). Auch Kalzium und Vitamin D müssen bei Athletinnen besonders beachtet werden8. Kalzium, welches vorwiegend über Milchprodukte und Mineralwasser zugeführt wird, ist essenziell bei der Regulation der Knochengesundheit. Die Zufuhr ist bei Frauen meist ungenügend. Frauen sind auch häufiger von einem relativen Energiedefizit betroffen und eine verminderte Knochendichte tritt vermehrt auf 34. Eine adäquate Kalziumzufuhr ist dort Teil der Therapie. In diesem Zusammenhang lohnt sich auch die Überprüfung des Vitamin D Status, welcher ebenfalls in Relation mit einer guten Knochendichte und der Knochengesundheit steht. Bei tiefer Knochendichte wird oft eine Kombination von Kalzium und Vitamin D verabreicht.

RELATIVES ENERGIEDEFIZIT IM SPORT

Psychische Belastungen, soziale Medien, Ernährungsverhalten von Freunden oder Familie, Druck, ein gewisses Körperbild zu erreichen, Leistungsdruck oder Perfektionismus wie auch extrem hohe Trainingsbelastungen und -umfänge, dies alles können Gründe für eine zu tiefe Energiezufuhr in Abhängigkeit mit dem Energieverbrauch durch das Training sein 27. Ist dies Verhältnis zu gering, so hat der Körper nicht mehr genügend Energie zur Verfügung, um all seine Körperfunktionen im «normalen» Ausmass aufrecht erhalten zu können 35, 36. Bei Frauen führt dies wie bereits mehrfach erwähnt zu hormonellen Störungen oder gar zum Ausbleiben der Menstruation. Weiter verringert sich die Knochendichte, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Verletzungen führt. Auch sind psychische Auswirkungen (Bsp. Depressionen), gastrointestinale Beschwerden oder Übertraining, Leistungsschwäche und Müdigkeit als Folgeerscheinungen zu erwähnen. Nicht

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immer liegt eine Essstörung oder ein gestörtes Essverhalten als Ursache vor. Ein weiterer Grund für ein Energiedefizit kann eine erhöhte Zufuhr an Nahrungsfasern und eine damit verbundene verminderte Energiezufuhr aufgrund von Völlegefühl und fehlender Energiedichte sein 37. Fehlende Planung der Nahrungszufuhr kann vor allem bei jungen Athletinnen mit voller Tagesstruktur und Terminkalender ein weiterer Grund sein 38, 39. Wenn Schule, Training und Reisen den ganzen Tag ausfüllen, ist die Planung einer adäquaten Energiezufuhr von hoher Priorität. Gerade in ästhetischen Sportarten wie der Rhythmischen Gymnastik, Kunstturnen oder Eiskunstlaufen wie auch im Ausdauersportbereich (Bsp. Marathon, Strassenradsport) kann das Auftreten von Essstörungen vermehrt beobachtet werden 40-42. Ein interdisziplinäres Team an Fachpersonen aus der Sportmedizin, Sportpsychologie, Sporternährung sowie Sportphysiotherapie ist hilfreich, um dieses relative Energiedefizit zusammen mit der Athletin und allenfalls deren Eltern und Trainer anzugehen und zu therapieren 43. Grundsätzlich müssen dabei alle verschiedenen Einflussfaktoren beachtet werden, wie die Kommunikation mit der Athletin, dem Entkoppeln von Körpergewicht/-bild und Leistungsfähigkeit sowie Leistungsdruck und Perfektionismus, um ein gesundes Umfeld zu schaffen, welche die Athletin in einer gesunden Lebensweise mit adäquater Energiezufuhr bestärkt 44.

EMPFEHLUNGEN FÜR ZUKÜNFTIGE FORSCHUNGSPROJEKTE

Im Vergleich zu Studien, welche mit männlichen Studienteilnehmern durchgeführt wurden, ist die Anzahl der Studien mit Frauen immer noch spärlich, auch wenn in den letzten Jahren eine Veränderung stattgefunden hat. Elliott-Sale et al. (2021) 3 berichten, dass der Einfluss des Östrogens und Progesteron auf die Adaptationsprozesse und das Training bei Athletinnen noch nicht vollständig untersucht und verstanden wurde. Aus diesem Grund gibt es aktuell auch keine gut abgestützten Empfehlungen, was das Training und die Ernährung bei Athletinnen betrifft, die wissenschaftliche Evidenz fehlt.

FAZIT FÜR DIE PRAXIS

Umso wichtiger ist es, dass zukünftig Studien die spezifischen Effekte von Östrogen und Progesteron sowie andere Hormone in Zusammenhang mit Frauen oder dem Alter untersuchen, welche die physiologischen Funktionen beeinflussen können. Elliott-Sale et al. (2021) beschreiben dabei fünf Hauptfaktoren, die hormonelle Veränderungen auslösen können. Namentlich sind dies die natürlichen hormonellen Veränderungen innerhalb des funktionierenden Menstruationszyklus; Krankheiten oder Gesundheitszustände wie Endometriose oder polyzystisches Ovarialsyndrom, tiefe Energieverfügbarkeit, Manipulation des Zyklus durch exogene Hormonzufuhr, Schwangerschaft und Menopause. Diese Hauptfaktoren und deren Einfluss auf den Körper und die physischen und psychischen Funktionen gilt es zu beachten.

• Frauenspezifische Themen ansprechen

• Klären, ob die Athletin hormonell verhütet und falls ja, welches Präparat sie einnimmt

• Zykluslänge (v.a. bei Athletinnen ohne hormonelle

Verhütung) notieren

• Gegebenenfalls Basaltemperatur oder

Hormonkonzentration messen, um die verschiedenen

Zyklusphasen zu ermitteln • Bei Unregelmässigkeiten oder Ausbleiben der Menstruation eine Untersuchung bei der Gynäkologin sowie in der Sportmedizin vereinbaren

• Auf eine ausreichende Energiezufuhr in Abhängigkeit mit dem Trainingsaufwand achten

• Bei Verdacht auf ein relatives Energiedefizit im interdisziplinären Team (Sportmedizin, Sporternährung,

Sportpsychologie, Sportphysiotherapie, Trainer, Athlet,

Eltern) zusammenarbeiten

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