13Minuten, Nr.10

Page 1

erb eite 5 w e S tb We t a u f

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Die neusten Nachrichten der Sinnvoll Gastro Luzern

Regionale Biersorten im Aufwind

Editorial

Durstig nach Heimat

Liebe Leserinnen und Leser

Gelb, blau oder rot? Auf dem

Etwas vom Schönsten am Frühling ist der Feierabend. Das Feierabendbierchen, um genau zu sein. Mit Freunden draussen sitzen, die Abendsonne geniessen und den Schaum von einem kühlen Blonden blasen – was will man mehr?

Luzerner Biermarkt geht es bunt zu und her. Neben dem Platzhirsch Eichhof buhlen mit immer mehr Erfolg auch kleine regionale Biere um die Gunst

Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber bei einem Bier zählt für mich immer auch die Story dahinter. Klar, das Bier muss mir schmecken. Aber es muss mir auch sympathisch sein. Nur so wird es zu «meinem» Bier.

der Biertrinker. Bier ist mehr als einfach nur ein Getränk – es bedeutet Heimat und Identität. Für immer mehr Bierfreunde ist es wichtig, ein «echtes» Bier aus der Gegend zu trinken. Die Wahl eines Biers wird zur emotionalen Angelegenheit – viele regionale Biersorten profitieren davon. Schweizweit gibt es so viele Klein- und Kleinstbrauereien wie noch nie. Über 400 biersteuerpflichtige Betriebe zählt man heute. Seit 2008 die Luzerner Traditionsbrauerei Eichhof vom Weltkonzern Heineken übernommen wurde, ist auch in Luzern der Biermarkt in Bewegung geraten. Zwei lokale Biersorten – das «Luzerner Bier» und das «Lozärner Bier» – werden immer beliebter. Unterschiedlicher könnten die beiden Biere nicht sein: Während

Die Luzerner Bierkultur lebt: «Lozärner Bier» geht im Littauerboden in die Offensive.

das «Luzerner Bier» aus einem erfolgreichen «Waschküchenexperiment» hervorging und seit jeher mit viel Herzblut im Stadtluzerner Tribschenquartier gebraut wird, war das «Lozärner Bier» bis anhin vor allem ein erfolgreiches Marketingprodukt, das in Zusammenarbeit mit anderen Brauereien in den Kantonen Bern und Schaffhausen gebraut wurde. Nun

aber geht das «Lozärner Bier» mit dem geplanten Bau einer eigenen Brauerei im Littauerboden in die Offensive. Welche Folgen das spektakuläre Millioneninvestment für den Luzerner Biermarkt haben wird, ist noch unklar. Lest den spannenden Hintergrundbericht auf Seite 2 und diskutiert mit uns auf 13minuten.ch über das heisse Thema.

Open-Air-Bar container13 geht in die dritte Saison

Den Sternen zuprosten Ab Mai heisst es wieder: Chill mit Thrill in der Lindenstrasse! Die Vorbereitungen für die

wobenen Luzerner Lindenstrasse, in deinem Rücken Natur pur und hoch über dir der Sternenhimmel. Entspannter abhängen als im container13 kannst du in der Leuchtenstadt nirgendwo.

te. Als besonderes Highlight übertragen wir währen der Fussball-WM sämtliche Spiele auf Big Screens.

Aus gastronomischer Sicht begrüsse ich es sehr, dass vermehrt kleine Brauereien mit Spezialbieren auf den Markt drängen. Schliesslich betreiben wir von der Sinnvoll Gastro ja auch eine Art Nischengastronomie. In der Schweiz haben wir eine Fülle von guten Bieren – viele davon mit einem regionalen Hintergrund. Da macht der Import von ausländischem Bier nur in Spezialfällen wirklich Sinn. Interessant ist, was momentan in Luzern passiert. Dass das «Lozärner Bier» so kräftig vorwärts macht, ist mutig. Ob die Puste reicht? Ich wünsche euch allen einen tollen Frühsommer! Geniesst das eine oder andere Bierchen – warum nicht auf der wunderschönen Sonnenterrase im Hotel Wetterhorn in Hasliberg? Oder im Hotel Alpenblick in Weggis mit fantastischem Blick auf See und Berge? Wer lieber in der Stadt bleiben möchte, dem kann ich einen Besuch unserer wunderschönen Open-AirBar «container13» in der Luzerner Lindenstrasse wärmstens empfehlen.

Es ist die vielleicht aufregendste OpenAir-Bar Luzerns. Die Lage jedenfalls ist unvergleichlich: Zu deinen Füssen das multikulturelle Treiben der mythenum-

Das Programm im container13 verspricht ebenfalls einzigartig zu werden. Um magische Nächte unter freiem Stadthimmel zu zelebrieren, greifen wir auf bewährte Zutaten zurück: heisse Grilladen, kühle Drinks, chillige Sounds, entspannte Leu-

Los geht’s bei schönem Wetter mit einer grossen Eröffnungsparty am Freitag, 9. Mai. Zuerst geben die grossartigen Jack Face & The Rustic Echoes aus Frankreich eines ihrer legendären Live-Konzerte, danach macht DJ Pistolero Pepe im gleis13 die Nacht zum Tag. Mehr über den container13 erfahrt ihr auf Seite 6.

Achtung: Food Waste!

Knigge, Digger!

Tanzen und Schwitzen

Kleiner Stinker

Die Nahrungsmittelverschwendung in der Schweiz ist enorm. Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet im Müll. Was in den Betrieben der Sinnvoll Gastro gegen Abfallberge in der Küche unternommen wird, erfahrt ihr auf: Seiten 2 + 3

SMS tippen, Mails checken, Fotos posten: Im Smartphone-Zeitalter drohen grundsätzlichste Tischmanieren immer mehr auf der Strecke zu bleiben. Warum gemeinsame Mahlzeiten gerade für Digital Kids wichtig sind, erfahrt ihr auf: Seite 5

Booost verpacken Megahits aus der Rock- und Popgeschichte in energiegeladene Reggae-Grooves. Warum ihr das Konzert-Highlight im Hotel Wetterhorn in Hasliberg auf keinen Fall verpassen dürft, lest ihr auf: Seite 6

Knoblauch ist ein grosser Polarisierer. Die einen lieben ihn. Für die andern ist er – Knoblauchfahne sei Dank – eine Zumutung. Ob es für die Verwendung von Knoblauch einen kulinarischen Waffenschein braucht, erfahrt ihr auf: Seite 8

Opening-Party im container13 laufen bereits auf Hochtouren.

Elias Schneider


2 Hintergrund

Nr.10 / Mai-Juni 2014

inuten.ch:er Bier? m 3 1 f u a n e ern er Mitdiskutiic dir ein Luz t is g ti h Wie w

Regionale Biere werden immer beliebter

Noch ist Hopfen und Malz nicht verloren Die internationale Bierindustrie ist geprägt von Konzentgen. Das eröffnet kleinen regionalen Bierbrauereien neue Marktchancen. Auch in Luzern.

Bei kaum einem anderen Getränk ist die emotionale Verbundenheit so gross wie beim Bier. Bier ist mehr als einfach nur ein Getränk – es bedeutet Heimat und ein Stück Identität. Entsprechend lebt eine Biermarke von ihrer regionalen Verankerung. Neben dem Bierbrauer werden deshalb Brandmanager und Marketingverantwortliche zu immer wichtigeren Schlüsselfiguren im Biergewerbe. Denn für den Markterfolg ist nicht mehr länger der Biergeschmack das allein entscheidende Kriterium, sondern vermehrt auch das Image, ein «echtes» Bier aus der Gegend zu sein. Feindliche Übernahme In Luzern ist es wie überall in der Schweiz. Die Leute aus der Region hängen an «ihrem» Bier. Als im Frühjahr 2008 die alteingesessene Luzerner Brauerei Eichhof durch den holländischen Weltkonzern Heineken übernommen wurde, war der Unmut in der Bevölkerung entsprechend gross. Auch Jahre nach der viel diskutierten Fusion reagieren viele Luzerner noch immer überaus genervt auf die in ihren Augen «feindliche» Übernahme.

rlich:

Welche Zukunft hat das Bier in Luzern? Auf 13minuten.ch wollen wir es genau wissen: Wird Eichhofbier auch in zehn Jahren noch in Luzern gebraut? Zahlt sich für das «Lozärner Bier» die Grossinvestition in den neuen Standort im Littauerboden wirklich aus? Bleibt das «Luzerner Bier» für immer das kleine aber feine Nischenprodukt für (bier-)kulturell interessierte Stadtluzerner?

rationen und Rationalisierun-

Biertrinker sind in der Regel äusserst umgängliche Typen. Im Gegensatz zu strenggläubigen Weinliebhabern, die die Wahl des richtigen Weins mit quasi religiösem Eifer zur Glaubensfrage erklären, ist der Umgang mit dem Gerstensaft gemeinhin erfrischend unkompliziert. Hauptsache das Blonde ist gut gekühlt! Nur bei einem kennt der Bierfreund keinen Spass. Bei der Herkunft seines Lieblingsgetränks.

eh Je t z t m a l

Lest die Statements von David Schurtenberger (Luzerner Bier), Alain Meyer (Lozärner Bier) und Jan Freitag (Heineken/Eichhof). Uns interessiert aber auch eure Meinung. Diskutiert deshalb mit. Jetzt auf 13minuten.ch. Bierbrauer aus Leidenschaft: David Schurtenberger vom Luzerner Bier.

Als 2013 von Heineken der Entscheid gefällt wurde, Eichhof-Bier künftig in Chur abzufüllen, fühlten sich viele HeinekenSkeptiker in ihrem Misstrauen dem Grosskonzern gegenüber bestätigt. Der Versuch der Konzernleitung, die Schliessung der Flaschenabfüllanlage Luzern nüchtern und emotionslos als «simple Änderung eines produktionstechnischen Vorgangs» zu verkaufen, «die nichts daran ändert, dass Eichhof-Bier auch weiterhin mit Wasser vom Pilatus gebraut wird», kam nicht überall gut an. Ein klares Bekenntnis zur Region sieht in den Augen vieler Luzerner anders aus. Die Rationalisierungen und regionale Entwurzelung der grossen Bierkonzerne, die oft in einem krassen Gegensatz zu den hehren Vorstellungen der Bierkonsumenten stehen, geben regionalen Biersorten Aufwind. Seit einigen Jahren spriessen in der ganzen Schweiz Klein- und Kleinstbrauereien aus dem Boden. Heute gibt es schweizweit über 400 biersteuerpflichtige Brauereien. Vor zwanzig Jahren waren es noch zehnmal weniger. Konkurrenzkampf der Luzerner Biere In Luzern buhlen gleich zwei lokale Biere um die Gunst der Biertrinker. Sie tra-

gen einen fast identischen Namen, was oft für Verwirrung sorgt und sogar schon einen Gang vors Gericht zur Folge hatte. Zum einen ist da das «Luzerner Bier», das seit 2010 im Tribschenquartier gebraut wird. Zum andern gibt es das «Lozärner Bier», das – anders als es sein Name vermuten lässt – in Kooperation mit «Aare Bier» und «Falken Bier» in den Kantonen Bern und Schaff hausen gebraut wird. Dieser Umstand sorgte vielfach für Unverständnis und Ärger – für nicht wenige Luzerner Bierfreunde ist das «Lozärner Bier» eine Mogelpackung. Der Makel des Etikettenschwindels soll nun aber behoben werden. Ab Sommer 2015 soll das «Lozärner Bier» im Littauerboden im ehemaligen John-Lay-Gebäude gebraut werden. Geht die Erfolgsgeschichte weiter? Auch wenn die beiden Luzerner Biere martkanteilsmässig noch immer klar im Schatten von Heineken/Eichhof stehen, konnten sie sich in den letzten Jahren als beliebte Nischenprodukte für bieraffine Luzerner Lokalpatrioten etablieren. Während das «Luzerner Bier» keine aggressive Wachstumsstrategie verfolgt, sich klar auf Stadt und Agglomeration fokussiert und noch immer hauptsächlich

von Mund-zu-Mund-Propaganda lebt, wagt das «Lozärner Bier» mit der Grossinvestition in den neuen Standort einen riskanten Schritt nach vorn. Kann dadurch der bisher noch unbestrittene Platzhirsch Eichhof tatsächlich herausgefordert werden? Am Schluss wird der Markt entscheiden. Die Biertrinker selber werden es sein, die darüber befinden, ob der regionalistische Konsumtrend weitergeht und die Erfolgsgeschichte der regionalen Biere noch um ein paar Kapitel verlängert wird. Wie sieht es bei euch aus? Wie wichtig ist euch ein «echtes» Luzerner Bier? Diskutiert die spannende Frage mit uns auf 13minuten.ch.

Schlauer in 13 Sekunden Europas Spitzenreiter im Bierkonsum sind die Tschechen. Der ProKopf-Verbrauch beträgt im Jahr fast 160 Liter. Die Deutschen und Österreicher folgen mit rund 110 Liter Bierkonsum pro Kopf und Jahr. Die Schweiz belegt mit knapp 60 Litern den 23. Platz.

Die Sinnvoll Gastro setzt ein Zeichen gegen «Food Waste»

Schluss mit der puren Verschwendung Food Waste – auf Deutsch die Verschwendung von Lebensmitteln – wird für die Schweizer Gastronomie immer mehr zum Thema. Mit gezielten Massnahmen versucht die Sinnvoll Gastro, Nahrungsmittelabfälle so weit wie möglich zu vermeiden.

Es sind Zahlen, die uns allen zu denken geben sollten: Rund zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel werden jedes Jahr in der Schweiz weggeworfen. Das entspricht einem Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel. Möchte man die jährlich anfallenden Nahrungsmittelabfälle wegtransportieren, würde man dafür 140'000 Lastwagen brauchen. Aneinandergereiht ergibt das sage und schreibe eine Kolonne von Zürich bis nach Madrid.

Das Bewusstsein für weggeworfene Lebensmittel ist in letzter Zeit in der Schweiz gewachsen. Mit gezielten Infokampagnen wird versucht, die Leute für die Thematik zu sensibilisieren. Die Gastronomie übernimmt dabei eine wichtige Vorreiterrolle, setzt sich doch die Überzeugung mehr und mehr durch, dass die Vermeidung von unnötigen Nahrungsmittelabfällen nicht nur aus ethischen Gründen ein Muss ist, sondern sich auch ökonomisch durchaus lohnen kann.

Abfallberge bekämpfen Als Mitglied des Vereins «United Against Waste» engagieren wir uns von der Sinnvoll Gastro aktiv für eine Reduktion von Food Waste in unseren Betrieben. Überflüssige Lebensmittelabfälle werden mit verschiedenen Mitteln bekämpft: Ein zentraler Punkt ist dabei das beliebte EinMenü-Konzept, das typisch für unsere Betriebe Alpenblick, Wetterhorn, Grottino 1313 und gartenHAUS 1313 ist. Dieses Konzept erlaubt uns eine grösstmögliche


Hintergrund 3

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Lernende in der Gastronomie

Achtung Abbruchgefahr Jeder sechste Lernende starrufliche Karriere als Koch. Rosige Aussichten für die Schweizer Gastronomie, könnte man meinen. Doch die nackten Zahlen täuschen. Koch ist ein Traumberuf. Das denken viele Jugendliche. Nicht weniger als 3'000 Lernende beginnen jedes Jahr in der Schweiz eine entsprechende Lehre. Eine beeindruckende Zahl – nur fünf Lehrberufe sind noch beliebter.

Hartes Klima, schlechte Betreuung Diese Zahlen lassen auf horchen und verlangen nach Erklärungen. Diese findet man zum Beispiel in einer aufschlussreichen Lehrlingsumfrage, die jedes Jahr durchgeführt wird. Aus dieser Umfrage wird ersichtlich, dass die Hauptgründe für einen Lehrabbruch in den unvorteilhaften Arbeitszeiten sowie in einem oft als rau empfundenen Arbeitsklima liegen. Zudem beklagen viele Lernende eine mangelnde Unterstützung durch den Lehrbetrieb. Viele Lehrmeister in der Gastronomie nehmen sich nach Meinung der Lernenden zu wenig Zeit für ihre Schützlinge.

Die Sinnvoll Gastro bildet aus Vor vier Jahren entschlossen wir uns von der Sinnvoll Gastro zum ersten Mal eine Lernende zur Köchin auszubilden. Auch wir machten die Erfahrung, dass das spezielle Umfeld, das für Gastronomie-Betriebe typisch ist, für die Auszubildenden schwierig sein kann.

tet in der Schweiz seine be-

Die Lage scheint klar: Um den Nachwuchs braucht sich die Schweizer Gastronomie keine Sorgen zu machen! Oder etwa doch? Haben die Jugendlichen nämlich erst einmal mit einer Kochlehre angefangen, bekommt ihre Vorstellung vom Traumberuf schnell ein paar tiefe Kratzer. Jeder fünfte Jugendliche bricht seine Kochlehre im Verlauf der drei Lehrjahre ab. Selbst wer die Lehre erfolgreich angeschlossen hat, bleibt der Gastronomie nicht zwangsläufig erhalten. Nur 55 % der Lernenden sind gewillt, ihre Kochkarriere nach der Lehre fortzusetzen. Die andere Hälfte peilt gleich nach dem Lehrabschluss einen Branchenwechsel an.

Einfach sinnvoll:

Noah Rodriguez beginnt im Sommer seine Lehre als Koch im feRUS, Emmenbrücke.

Das scheint die Folge eines grundsätzlichen Problems zu sein: Die Anforderungen, die das Amt für Berufsbildung an gastronomische Ausbildungsbetriebe stellt, sind sehr klein. Ein Lehrmeister braucht lediglich eine abgeschlossene Berufslehre, zwei Jahre Berufserfahrung und den Nachweis, einen einwöchigen Kurs absolviert zu haben. Unter Umständen bildet also ein 20-jähriger Koch, der selber noch ganz am Anfang seiner beruflichen Lauf bahn steht, einen Lernenden aus. Gerade in einer Branche, wo Lernende aufgrund der unregelmässigen Arbeitszeiten am Abend und an den Wochenenden womöglich ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nicht mehr nachgehen können, wo es in einem von vielen Fluktuationen geprägten Umfeld schwierig ist, dauerhafte Arbeitskollegen zu finden, trägt der Lehrmeister als Bezugsperson eine grosse Verantwortung. Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob derart junge und unerfahrene Köche diese Verantwortung auch tatsächlich übernehmen können. Franziska Kreiliger ist Human Resources Verantwortliche der Sinnvoll Gastro.

Lehrabbruch nach sechs Monaten Anna Michel, unsere Lernende von damals, beendete ihre Lehre nach bereits einem halben Jahr. Viele Gründe, die zusammenkamen, waren dafür verantwortlich. So musste zum Beispiel das Grottino 1313, wo Anna ihre Lehre begann, schon bald wegen einer Komplett-Renovation für mehrere Monate geschlossen werden. Das führte dazu, dass Anna nicht nur den Betrieb wechseln musste, sondern auch ihre Bezugspersonen verlor. Anna fehlte dadurch die nötige Stabilität, die für eine erfolgreiche Lehre wichtig gewesen wäre. Die Verunsicherung wurde immer grösser, was schliesslich zur Entscheidung führte, mit der Lehre aufzuhören. Positiver Blick zurück Trotzdem schaut Anna mit positiven Gefühlen auf ihre Lehrzeit zurück:

Die Tatsache, dass die meisten Gäste ihren Tisch im Voraus reservieren, erleichtert uns glücklicherweise die gute Planung des Einkaufs. Unsere Devise:

Neuer Versuch Vier Jahre nach dem ersten Versuch ist für die Sinnvoll Gastro die Zeit gekommen, einen zweiten Versuch zu wagen. Ab August 2014 bilden wir im feRUS hotel | bar | grill Noah Rodriguez zum Koch aus. Die Vorbereitungen laufen bereits jetzt auf Hochtouren. Sensibilisiert auf die speziellen Anforderungen unserer Branche und die daraus resultierenden Bedürfnisse des Lernenden ist es uns wichtig, alles zu unternehmen, um Noah ein ideales Umfeld für seine berufliche und persönliche Entwicklung zu bieten. Sämtliche Sinnvoll Gastro Stellenangebote findet man auf 13minuten.ch

Anna Michel ist jetzt als Schlosserin sehr zufrieden.

>> Fortsetzung Artikel Seite 2 Flexibilität in der Menügestaltung. Die Erfahrung und das Know-how unserer gut geschulten Köche stellen sicher, dass nur Waren bestellt werden, die auch wirklich gebraucht werden. Die Kreativität unserer Küchencrew sorgt dafür, dass die eingekauften Lebensmittel anschliessend bestmöglich verwertet werden. Aus Rüstabfällen lassen sich beispielsweise fantastische Gemüsebouillons, Gemüsesalze oder Duftsäcklein zubereiten.

«Ich habe während meiner Kochlehre tolle Menschen kennengelernt und viele intensive, stressige aber auch erfüllte Momente erleben dürfen.» Anna hat sich in der Zwischenzeit umorientiert. Sie ist jetzt glücklich als Schlosserin tätig und verschönert die Sinnvoll Gastro Betriebe nunmehr im optischen Bereich. Dem Kochen hat Anna trotzdem nicht den Rücken gekehrt. Im Gegenteil: «Jetzt koche ich mit umso mehr Spass in meiner Freizeit.»

Jetzt auf 13minuten.ch: Die Portionen werden dem wirklichen Hunger unserer Gäste angepasst. Es ist uns wichtig, die Teller nicht schon zum Vornherein sinnlos zu überladen – ein Nachschlag ist für hungrige Gäste aber selbstverständlich jederzeit möglich. Wenn ihr also einmal mit eher kleinem Hunger bei uns einkehren solltet – sagt es uns! Wichtig ist auch die gute Ausstattung unserer Küchen. Die Entwicklung von neuen Küchengeräten schreitet schnell voran. Mit Hilfe von modernen Geräten wie beispielsweise Schockfrostern können gewisse Lebensmittel (Brote, etc.) ohne Qualitätsverlust länger konserviert werden.

Was kannst du persönlich gegen «Food Waste» tun? Die schlechte Nachricht: Die Lebensmittelverschwendung in der Schweiz ist enorm. Die gute Nachricht: Jeder von uns kann etwas dagegen tun. Unser «Food Waste»Spezialist Josef Jans zeigt dir, wie du beim Einkaufen, Lagern und Verwerten von Nahrungsmitteln unnötige Abfälle vermeiden kannst. Unsere Empfehlung: unbedingt lesen! Viel zu viele Lebensmittel landen im Abfall.


4 Geniessen

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Einfach sinnvoll: Fairtrade- und Bio-Kaffee

Mit gutem Gewissen Kaffee trinken Die Betriebe der Sinnvoll Gastro setzen aus Überzeugung auf biozertifizierten Fairtrade-Kaffee. Davon profitieren nicht nur die Kaffeebauern und die Umwelt, sondern auch die Gäste. Denn die hohe Qualität des Kaffees verspricht Genuss pur. Kaum ein anderes Genussmittel ist so komplex und vielseitig wie der Kaffee. Zahlreiche Varietäten, Auf bereitungsarten und Zubereitungsmöglichkeiten zeichnen ihn aus – unzählige Geschichten ranken sich um ihn. Ganze Epochen wurden

Zu wenig zum Überleben Wer den Herstellungsprozess kennt, weiss, wie aufwändig die Kaffeeproduktion ist. Qualitativ guter Kaffee wird von Hand abgelesen, anschliessend gewaschen, gesäubert und danach getrocknet. Ein Vorgang also, der viele Ressourcen braucht und lange dauert. Pro Kilo Kaffee bekommt der Kaffeebauer in der Regel lediglich zwei bis vier US-Dollar. «Ein Preis, welcher die Kosten nicht deckt», so Strittmatter. Häufig müssen Kaffeebauern deshalb staatlich unterstützt werden, damit sie überleben können. «Ein weiteres Problem ist die Liquidität der Kaffeebauern. Der Kaffeebauer bekommt sein Geld immer sehr spät,» sagt Röstmeister Strittmatter. Das bedeutet,

Fairtrade-Kaffee zusätzlich auf Bio: «Wenn ein Kaffeebauer biologisch produziert, bekommt er mehr für seine Kaffeebohnen. Denn die natürliche Düngung in Schutzwäldern schont nicht nur die Böden, sondern steigert auch die Qualität.» Die Folge: Der Kaffeebauer erhält einen entsprechend höheren Kilopreis. «Wir erkennen bei Fairtrade- und Bio-Kaffee eine klar steigende Tendenz,» freut sich Strittmatter. «Vor allem bei der Gemeinschafts- und Lifestyle-Gastronomie kommt er gut an.» Doch wir wollen nichts schönreden: Letztendlich ist es noch immer der Kunde, welcher den Preis bestimmt. Solange dieser nicht wirklich bereit ist, mehr Geld für einen fair und biologisch produzier-

ten Kaffee auszugeben, ändert sich an der prekären Lage vieler Kaffeebauern nur wenig. Dem stimmt Strittmatter allerdings nur zum Teil zu: «Wenn man es genau betrachtet, sind die Warenkosten vom Kaffee nur ein relativ unbedeutender Faktor beim Endpreis. Die Anschaffung und seriöse Wartung der Kaffeemaschinen in der Gastronomie, sowie die hohen Fixkosten machen hingegen den Löwenanteil aus.» So bleibt zu hoffen, dass möglichst viele «Beizer» beim Einkauf den einen oder anderen Franken mehr investieren und in Zukunft fairen Kaffee einkaufen und servieren. Die Kunden werden das bestimmt goutieren und vielleicht noch einen zweiten Kaffee bestellen.

Der perfekte Espresso Es ist gar nicht so einfach, den Geschmack eines Espressos mit Worten zu beschreiben. Einerseits ist er süss. Andererseits aber auch sauer. Und eine gewisse Bitterkeit hat er ebenfalls. Bei einem richtig guten Espresso stehen diese drei Geschmacksrichtungen zueinander in einem perfekt ausbalancierten Verhältnis. Süss, sauer, bitter Die natürliche Süsse des Kaffees wird bestimmt durch den Auf bereitungsprozess und den Reifegrad der Kaffeekirschen. Die im Kaffee vorhandenen Die «Sinnvoll Gastro»-Baristas setzen auf den biozertifizierten Fairtrade-Kaffee «Fabio» von Hochstrasser. Zweiter von rechts: Röstmeister André Strittmatter

von Kaffee geprägt, viele Länder leben zu grossen Teilen vom Kaffeehandel. Millionen von Menschen rund um den Globus haben mit Kaffee zu tun. Einerseits als Konsumenten und Geniesser, andererseits als Produzenten und Veredler. «Kaffee ist das Genussmittel, das am meisten konsumiert wird», sagt André Strittmatter, Barista-Trainer und Röstmeister bei der Hochstrasser AG in Littau-Luzern. Die ganze Welt schwört auf die Wirkung des koffeinhaltigen Gebräus. Obwohl der Kaffeekonsum weltweit ständig zunimmt, steht es schlecht um den Kaffeemarkt. «Ein Kaffeebauer kann bei den heutigen Marktbedingungen kaum existieren», erklärt Strittmatter.

dass Kaffeebauern im Prinzip ständig verschuldet sind und ihre Mitarbeiter und Zulieferer sich finanziell ebenfalls in Geduld üben müssen. Diesem Missstand tritt die Stiftung «Max Havelaar» entgegen. Kaffeebauern, die sich der Stiftung anschliessen, bekommen das Geld sofort und zu einem garantierten Mindestpreis. Zusätzlich setzt sich die Stiftung «Max Havelaar» vor Ort für die Menschen ein und unterstützt zum Beispiel die Ausbildung von Kindern. Bio lohnt sich Strittmatters Kaffee-Losung lautet: Wenn schon, denn schon! Deshalb setzt er bei

Schlauer in 13 Sekunden - 80 Länder produzieren Kaffee - 50 Milliarden Kaffeebäume liefern jährlich Bohnen für 130 Millionen Sack Kaffee - Pro Jahr kann ein Kaffeebaum 1x geerntet werden. In gewissen Ländern gibt es noch eine zweite, kleinere Nebenernte pro Jahr - 100 Millionen Menschen leben vom Kaffeeanbau - Die Top-10-Anbauländer sind: Brasilien, Vietnam, Indonesien, Kolumbien, Indien, Äthiopien, Peru, Guatemala, Mexico, Honduras - Top-Trinker sind: Finnland, Dänemark, Norwegen - Täglich werden in der Schweiz 2.5 Mio. Tassen Kaffee getrunken

Säuren bilden zur Süsse einen spannenden Kontrast. Diese sogenannten «feinen» Säuren sind entscheidend für den unverwechselbaren Charakter eines Kaffees. Mit Säuren, bei denen man zuerst an einen verstimmten Magen denken muss, haben sie nichts gemeinsam. Im Gegenteil: Für Kenner ist die Komplexität und Vielseitigkeit der vorhandenen Säuren ein wichtiges Kriterium, um die Qualität des Kaffees zu beurteilen. Die Bitterkeit schliesslich beeinflusst massgeblich das Mundgefühl – ebenfalls ein wichtiges Qualitätsmerkmal eines Kaffees. Crema Anders als beim Filterkaffee wird beim Espresso auch die Crema beurteilt. Diese soll im besten Fall haselnussbraun sein und sich möglichst nach dem Vor- und Zurückkippen der

Tasse wieder schliessen. Die Crema sollte sich eine gewisse Zeit auf dem Espresso halten, bevor sie verschwindet. Kaffeemischungen mit RobustaAnteil haben eine voluminösere und länger anhaltende Crema. Körper Unter Körper versteht man den haptischen Eindruck, den ein Kaffee im Mund hinterlässt. Manchmal wird auch von der Textur eines Kaffees gesprochen. Die Bezeichnung Mundgefühl beschreibt sehr gut, was damit gemeint ist. Der Körper ist bei einem Espresso ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Spezielle Ausprägungen sind zum Beispiel die Dickflüssigkeit oder die Viskosität. Hinterlässt der Espresso beim Trinken einen sämigen, öligen Eindruck? Solche Fragen sind wichtig für die Beurteilung eines Espressos. Geschmack Zusammengefasst kann man sagen: Kaffee schmeckt nicht einfach nach Kaffee. Jeder Kaffee hat seine eigenen geschmacklichen Ausrichtungen. So kann er eher nussig, schokoladig oder fruchtig sein. Qualitativ hochstehende Kaffees vereinen verschiedene Geschmacks-Facetten auf subtile Art und Weise. Mangelnde Qualität Gemäss André Strittmatter von der Hochstrasser AG in Littau-Luzern sind acht von zehn Kaffees in Schweizer Restaurants von ungenügender Qualität. Es braucht das nötige Wissen über den Kaffee und dessen Zubereitung, um ein gutes Endprodukt zu erhalten. Wer mehr über dieses interessante Thema erfahren will, kann sich bei der Firma Hochstrasser AG in Littau-Luzern zum Barista ausbilden lassen. Mehr Informationen unter www.hochstrasser.ch.


Geniessen 5

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Einheimische Weine werden immer besser

Schweizer Tropfen trumpfen auf Lange Zeit genoss Wein aus der

junge Winzer nutzen heute die ersten Berufsjahre nach der Ausbildung, um in renommierten Betrieben wichtige Erfahrungen zu sammeln – nicht selten auch im Ausland.

Schweiz nicht den besten Ruf. Doch das Image des Schweizer Weins hat sich zum Positiven verändert. Woher kommt das? Bereits seit vielen Jahrhunderten wird in der Schweiz Rebbau betrieben und Wein genossen. Vor allem die Mönche der Klöster kelterten aus den Trauben der Steillagen erstaunlich gute Tropfen. Einige davon erlangten schon bald einen weitherum bekannten Namen – beispielsweise der Dézaley. Mit dem Einmarsch Napoleons kamen viele neue Rebsorten in den helvetischen Staat. Mit ihnen aber leider auch verschiedene Krankheiten, wie zum Beispiel der Mehltau. Die Konkurrenz war damals sowieso schon übermächtig gross. Die Weine aus Italien und Frankreich brillierten mit einem einmalig gehaltvollen und vollmundigen Geschmack – das Resultat klimatischer Wärme und einzigartiger Bodenbeschaffenheit. Vorrausetzungen, die so in der Schweiz nicht in gleichem Mass gegeben sind.

«Sinnvoll Gastro»-Mitarbeiter bei der Wy-

Dieses Know-how, die intensive Pf lege der Reben sowie die klassische Vinifikation sind wichtige Faktoren, die auch in der Schweiz die Herstellung von Spitzenweinen möglich machen. Nur nützt der beste Wein nichts, wenn der Konsument ihn nicht kennt. Deshalb müssen einheimische Winzer heute auch ein grosses Augenmerk auf das Marketing legen. Schliesslich sollen Herr und Frau Schweizer ruhig wissen, wenn beispielsweise ein Zürichseewein in der Blinddegustation einen erstklassigen Bordeauxwein aussticht.

met im Weingut Sitenrain, Meggen.

Bordeaux ausstechen Die letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass eine solide Grundausbildung als Winzer, Leidenschaft für den Wein und nicht zuletzt ein gutes Marketing entscheidende Erfolgsfaktoren sind. Viele

In diesem Sinn: Lasst euch in Zukunft doch einfach mal überraschen, von den charaktervollen Innovationen aus allen Landesteilen der Schweiz. In den Betrieben der Sinnvoll Gastro findet ihr immer eine schöne Auswahl an empfehlenswerten Schweizer Weinen. Prost!

In unserer schnelllebigen Smartphone- und Social-Media-Zeit wird das Essen oft zu einer gehetzten Angelegenheit. Nicht nur der Genuss, sondern auch grundlegende Tischmanieren bleiben immer mehr auf der Strecke. Mittagszeit – ich sitze in einem Restaurant und warte. Fünf Minuten nach dem verabredeten Zeitpunkt erhalte ich ein

Foodporn – Essen vor der Linse. Trend in der Online Community.

SMS, dass sich mein Bekannter «ein bisschen» verspäten wird. Nach einer halben Stunde hetzt er dann endlich ins Restaurant rein – noch immer tippt er vollkonzentriert auf seinem Smartphone herum. «Nur noch kurz die Mails checken», sagt er, während er nebenbei die

Menükarte zu studieren versucht. Während dem ganzen Essen bleibt das Handy auf dem Tisch liegen. Es summt und brummt in regelmässigen Abständen. «Sorry, da muss ich kurz zurückrufen», sagt mein Bekannter – es gilt einen «wichtigen» Termin zu bestätigen. Zwischen Vor- und Hauptspeise verabschiedet sich mein Gegenüber mit seinem Handy kurz nach draussen. «Dauert nur eine Sekunde», entschuldigt er sich. Als der Hauptgang kommt, wird ein Bild des hübsch angerichteten Tellers sofort auf Instagram gepostet. Für ein Dessert bleibt dann leider keine Zeit – der vorher bestätigte Termin ruft. Im Stehen genehmigt sich mein Bekannter noch schnell einen letzten Schluck «Cola zero» und fort ist er. Gesprochen haben wir vielleicht gerade mal zwanzig Worte. Was für ein Frust! Essen braucht Zeit Stress im Alltag, Hektik im Beruf oder einfach wenig Zeit: Dem Essen wird heute oft zu wenig Respekt gezollt. Es hat seine Wichtigkeit verloren. Es «passiert» nebenher – man widmet seine Zeit scheinbar wichtigeren Dingen. Dabei bleibt nicht nur der Genuss auf der Strecke – auch Verdauungsprobleme und Sodbrennen können die Folgen sein. Gerade für Digital Kids ist es wichtig zu lernen, was für einen grossen Wert ge-

gute idee! Weinseminare Für Frauen Kursdaten: 30.4. / 28.5. / 25.6. Über italienische Weine Kursdaten: 14.5. / 11.6. / 9.7. Kursort: Weinkeller im Grottino 1313, Industriestrasse 7, 6005 Luzern Anmeldung: T 041 610 13 13 Brunch im Alpenblick Die beliebten Sonntagsbrunches im Grottino 1313 und feRUS gehen in die Sommerpause. Dafür könnt ihr neu auch im Alpenblick in Weggis wie die Könige frühstücken. Grosse feRUS-Jubiläumsparty 3 Jahre feRUS – das muss gefeiert werden. Mit BBQ und Live Musik Fleisch vom Smoker für den Gaumen und Sound von Dirty Blue Roots für die Ohren. Samstag, 31. Mai 2014. feRUS hotel | grill | bar, Rothenburgstrasse 45, 6020 Emmenbrücke ferus.ch Heuschnaps & Co. Jetzt wieder erhältlich! Entweder in allen Sinnvoll Gastro Betrieben oder über 13minuten.ch

Warum gemeinsame Mahlzeiten wichtig sind

Zu Tisch, Sitte!

Einfach sinnvoll:

meinsame Mahlzeiten haben. Sie bieten Raum für Gespräche und fördern das Gemeinschaftsgefühl. Zu merken, dass sich jemand für sie interessiert und ihnen zuhört, gibt den Kids ein Gefühl von Geborgenheit und stärkt das Selbstbewusstsein. Mindestens ein gemeinsames Essen sollte deshalb ein fester Bestandteil des Tagesablaufs sein. Wenn sich jeder nur noch direkt aus dem Kühlschrank oder vor dem Computer verpflegt, geht der Familie ein wichtiges Element verloren. Das gemeinsame Essen hat auch einen erzieherischen Wert. Aufrecht sitzen, das Essen mit dem Besteck zum Mund führen und nicht umgekehrt, nicht mit vollem Mund reden, sitzen bleiben, bis alle fertig sind – wer grundlegende Tischmanieren verinnerlicht hat, beweist nicht nur eine gute Kinderstube, sondern auch soziale Kompetenz. Der gewandte und freundliche Umgang mit Mitmenschen ist deshalb nicht zuletzt Bestandteil eines intelligenten Selbstmarketings. Wer schon früh gelernt hat, mit den Eltern gemeinsam am Tisch zu sitzen, sich zu beherrschen, Geduld zu haben, zuzuhören, zu ref lektieren, zu diskutieren und zu debattieren, dem wird später im Umgang mit anderen Menschen vieles leichter fallen. Nora Kretz ist Marketingassistentin und Mutter von zwei Kindern (drei und fünf Jahre alt)

Wettbewerb Die schlimmsten Knigge-Verfehlungen deines Gegenübers Die Fingernägel am Tisch geschnitten? In die Serviette geschnäuzt und das Ergebnis ausgiebig begutachtet? Das neuste Florian-Ast-Video auf dem Smartphone in voller Lautstärke ohne Kopf hörer gehört? Hast du dich auch schon einmal über ein No-Go deines Tischnachbarn so richtig geärgert? Erzähle uns dein schlimmstes Erlebnis und gewinne einen romantischen Wochenendtrip für zwei Personen nach Weggis, inklusive 4-Gang Überraschungsmenü (ohne Getränke), Übernachtung im Doppelzimmer mit herrlicher Seesicht und reichhaltigem Sonntagsbrunch auf der Panoramaterrasse. Alpenblick hotel&restaurant, Luzernerstrasse 31, 6353 Weggis. Nur am Wochenende (Samstag/ Sonntag) einlösbar. Jetzt mitmachen auf 13minuten.ch


6 Szene

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Open-Air-Saison im container13 geht los

«Kultur auf der Höhe» im Hotel Wetterhorn

Würste grillen – Biere killen Den Hasliberg rocken Heisse Grillpartys und spannen-

strasse hat es in sich.

Hopp Schwiiz Während der Fussball-WM zeigen wir euch alle Spiele live auf Big Screens. Freiluft-Feeling gepaart mit multikulturellem Treiben – besser kann eine Fussball-Atmosphäre kaum sein. Für die Mitternachtsspiele geht’s dann rüber ins gleis13.

Einfach mal einen Abend gediegen verhängen? Der container13 ist der ideale Ort dafür. In den letzten Wochen haben sich «Sinnvoll Gastro»-Beizenbauer und «Patchworker» Heiri Michel und sein Team tüchtig ins Zeug gelegt, um Luzerns steilste Chillout-Zone noch aufregender zu gestalten.

Los geht’s bei schönem Wetter am Freitag, 9. Mai mit Jack Face & The Rustic Echoes (F), die ihren Rockabilly’N’Rhythm’ BluesSound zum Besten geben. Danach legt DJ Pistolero Pepe im gleis13 auf. Weitere Konzerte: Samstag, 24. Mai – Jet Turino. Freitag, 13. Juni – Olgas Bagasch (Master Kunst Ausstellung, HSLU Design&Kunst).

de Fussballübertragungen – die dritte Saison im container13 hoch über der Luzerner Linden-

Kühle Drinks und glühende Kohlen Die typischen Zutaten für eine unvergessliche Open-Air-Nacht hoch über der Lindenstrasse sind jedoch die gleichen geblieben: kühle Drinks, chillige Sounds, entspannte Leute. Und weil wir wissen, dass eine richtige Freiluft-Party ohne den Duft von Grilladen in der Luft nichts wert ist, schmeissen wir für euch jeden Abend den Grill an.

container13 Lindenstrasse 32, 6015 Luzern Öffnungszeiten Mai bis Ende August: Ab dem 9. Mai täglich ab 16 Uhr. Nur bei schönem Wetter. Mehr infos auf container13.ch.

Feiern unter freiem Himmel: die Open-Air-Bar container13.

Das Untergeschoss im Hotel Wetterhorn in Hasliberg hat sich zu einem Geheimtipp in der Schweizer Musikszene gemausert. Schon 81-mal wurde die kleine Bühne von nationalen und internationalen Acts gerockt. Eventmanagerin Claudia Orlando blickt zurück. Kaum zu glauben: Bereits 81-mal hat sich das Untergeschoss im Hotel Wetterhorn in ein pulsierendes Konzertlokal verwandelt. Die Zeit verging wie im Flug – Schweiss und Alkohol flossen in Strömen. Auch wenn einige Wetterhorn-Nächte bereits jetzt legendär sind, kann eines an dieser Stelle klar festgehalten werden: Es wird immer besser! Es ist nicht nur unser Bauchgefühl, dass uns sagt, auf dem Hasliberg auf dem richtigen Weg zu sein. Es sind die vielen begeisterten Reaktionen aus dem Publikum, die durchtanzten Nächte und das eine oder andere feuchte Auge eines Musikliebhabers, die uns Mut machen. Unvergessliche Highlights Unterschiedlichste hochkarätige Musiker gaben sich auf dem Hasliberg die Ehre. Wir sind glücklich und stolz, dass wir unter dem riesigen Wetterhorn-Kronleuchter schon jede Menge unvergesslicher Konzert-Highlights erleben durften. Zum Beispiel unser einjähriges Jubiläum, das wir mit Kult-Musiker Endo Anaconda und seiner Band feierten. Aber auch die Walliserin Sina oder der Jodlerklub Wiesenberg sorgten für grandiose Hühnerhaut-Mo-

mente. Konzerte, die sich unverhofft in rauschende Partys verwandeln, zeigen deutlich, dass Schweizer Musik nach wie vor hoch im Kurs steht. Mit Afrob und Gentleman sorgten auch zwei Gäste mit grosser und internationaler Bühnenerfahrung für Begeisterung. Das eine typische Wetterhorn-Nacht nicht nur ein Fest fürs Publikum ist, sondern auch die Musiker voll und ganz auf ihre Kosten kommen, zeigen mythenumrankte AfterParty-Aktionen, die wohl nur im Wetterhorn möglich sind. Leidenschaftliche Liaison So unterschiedlich sie auch sind – eines haben die meisten Musiker, die bei uns aufgetreten sind, gemeinsam: Sie alle entdeckten den Hasliberger Heuschnaps und zelebrierten die Liebe sogar öffentlich. So geschehen bei den Konzerten von Gustav und Gentleman. Eine leidenschaftliche Liaison, die jeweils sehr schnell aufs Publikum überschwappte. Viel Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen, haben wir nicht. Denn schon steht das Frühlingsprogramm mit vielen neuen Höhepunkten vor der Tür. Bevor ich aber wieder an die Arbeit muss, will ich es auf keinen Fall versäumen, mich bei allen Gästen herzlich zu bedanken. Ohne euch wären wir nicht, was wir sind. Und «Kultur auf der Höhe» wäre nur eine Floskel.

Hotel Wetterhorn Hohfluh, 6083 Hasliberg wetterhorn-hasliberg.ch

Interview mit Andreas Beer, Trompeter von Booost

Schmelztiegel aus Groove und Energie Booost ist einer der momentan energiegeladensten Live-Acts der Schweiz. Das grossartige Musiker-Kollektiv verpackt Welthits aus der Pop- und Rockgeschichte in groovende Reggae-Sounds. Zu sehen am 9. Mai auf der Bühne im Hotel Wetterhorn in Hasliberg. Andreas, Booost ist ein 10-köpfiges Musiker-Kollektiv. Wie habt ihr euch gefunden? Der Kern der Band besteht aus Musikern der 2011 aufgelösten Reggae-Band Moonraisers. Wir hatten damals als Band einen Wahnsinns-Groove zusam-

men – deshalb mussten einige von uns nach dem Moonraisers-Ende einfach weitermachen! Zuerst musste allerdings noch eine neue Frontstimme her. Glücklicherweise kamen wir rasch mit Reggie Saunders zusammen. Wir trafen ihn irgendwo in Zürich, an der Langstrasse. Das hat von der ersten Sekunde an gepasst. Nach einigen Wechseln haben wir mittlerweile eine schlagfertige, extrem groovende Reggae-Truppe zusammen. Wie kommuniziert ihr in der Band? Euer Sänger soll ja nur englisch und der Bassist nur französisch sprechen. Unsere«Amtssprache» ist eigentlich Englisch. Oft wird aber wild gemixt zwischen Englisch und Französisch. Aber schlussendlich regiert bei uns sowieso die Sprache der Musik und die ist international. Die verschiedenen

Mentalitäten zeichnen unsere Band extrem aus. Röstigraben? Nö! Wie organisiert ihr euch für Gigs? Bei 10 Musikern ist das nicht so einfach, oder? Das ist in der Tat immer wieder eine kleine Meisterleistung. Viele von uns sind noch in anderen Projekten tätig. Bei Famara, Swiss Jazz Orchestra, Ritschi, William White etc. Da gilt es Agenden zu koordinieren – eine Heidenbüetz! Manchmal mieten wir für zwei Tage eine Halle oder einen Club und studieren die Shows dann ein. Mit der ganzen technischen Vernetzung ist heute vieles einfacher geworden. Im November ist nach 18-monatiger Studiozeit euer Debut-Album «Booost» erschienen. Was war das für ein Gefühl?

Andreas Beer von Booost.


Szene 7

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Gertrud Carey zu Gast im Ausstellungsraum a13

Begegnungen mit Kunst in der Lindenstrasse den mit ins Atelier genommen und künstlerisch bearbeitet. «Ich will diese Fundstücke wieder zum Leben erwecken», sagt Gertrud Carey. «Die Fundstücke werden gewaschen und geschliffen. Sonst sollen sie aber möglichst naturbelassen bleiben». Doch Gertrud Carey hat noch andere künstlerische Pfeile in ihrem Köcher: «Ich renoviere auch alte Stühle, Lampen und Spiegel, welche ich teilweise auch in Brockenstuben finde.»

Seit bald zwei Jahren sorgt der Ausstellungsraum a13 für viel künstlerisches Flair in der Lindenstrasse. Im Mai und Juni sind Arbeiten der Kunstschaffenden Gertrud Carey zu sehen. Es ist ein künstlerischer Ort der besonderen Art: Das a13 ist sowohl Ausstellungsraum als auch offenes Atelier. Vor allem aber ist es ein Ort in dem ungezwungene Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst ganz ohne Hemmschwellen möglich sind. Das a13 wird Kunstschaffenden jeweils für zwei Monate für wenig Geld vermietet. Die Miete, die sich im eher symbolischen Bereich bewegt, wiederspiegelt die sympathische Grundidee, die hinter dem Raum steht: Das a13 soll eine Bereicherung für die Lindenstrasse sein und möglichst viele Interaktionen mit Besuchern und Anwohnern möglich machen. Ob der Raum als Atelier oder als Ausstellungsraum genutzt wird, können die Kunstschaffenden selber entscheiden. Einzige Nutzungsbedingung: Der Raum muss offen für die Bevölkerung sein.

erhofer.ch, neue Atelier-Räumlichkeiten auf dem ehemaligen Buholz-Areal) kennengelernt.»

Kunst aus Fundstücken Das Konzept des a13 schlug schnell ein. Seit knapp zwei Jahren wird der kleine

Raum von unterschiedlichsten Kunstschaffenden rege benutzt. Für die Monate Mai und Juni hat sich Gertrud Carey im a13 eingenistet. Wie kam es dazu? Angefangen hat alles an einer Metzgete im gartenHAUS 1313. «Ich ging im letzten Herbst mit meinem Mann an die Metzgete und hatte schon vor dem Essen Schwein. Damals sah ich nämlich zum ersten Mal das a13», erzählt Gertrud Carey. «Danach besuchte ich zweimal die Ausstellung von Erika Eckert und habe dort a13-Initiantin Christine Hofer (ateli-

>> Fortsetzung Interview Seite 6

Neue Quartierbeiz im Luzerner Maihofquartier

Mit dem Album haben wir es gleich prominent in die Reggae Charts geschafft – und das mit lauter Coversongs! Es ist ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass das Publikum schätzt, was man macht.

Libelle hilft erwerbslosen Menschen

Am 9. Mai tretet ihr das erste Mal im Wetterhorn auf. Auf was dürfen sich die Gäste am Konzert freuen? Im Wetterhorn wird die Band ganz nah am Publikum sein – darauf freuen wir uns extrem! Schwitzen und tanzen, in eine Wolke aus Groove und Energie eintauchen und zusammen eine unvergessliche Party feiern – was gibt es Besseres? Wie immer gibt es neben klassischem Reggae auch viel Rock-, Pop-, Hip-Hop und Soul-Elemente in unseren Songs. Es wird übrigens die letzte Show sein, in der wir ausschliesslich die Covergeschichten spielen! Ein Grund mehr, den Gig auf keinen Fall zu verpassen! Wie sieht die Zukunft für Booost aus? Momentan sind wir im Studio und arbeiten an unserer ersten Scheibe mit eigenen Songs. Diese Songs werden wir in Zukunft dann natürlich auch vermehrt in unsere Live-Gigs einstreuen.

Inspiration und Grundmaterialien für ihre Kunst holt sich Gertrud Carey in der Natur. Dort hält sie mit Adleraugen Ausschau nach Fundstücken: «Erstaunlich, was die Leute so alles wegwerfen.» Spezialisiert hat sich die Künstlerin auf die Aufbereitung von verschiedensten Holzstücken. Ob aus dem Waldboden gegraben oder am Reussufer entdeckt – passende Stücke wer-

Über die Schultern schauen Gertrud Carey wird im a13 einige ihrer Werke ausstellen. Den Raum will sie aber auch als Atelier nutzen: «Besucher können mir bei der Arbeit zusehen und – wenn die Lust sie packt – sogar auch selber mitmachen.» Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag wird die Künstlerin von 17 bis 20 Uhr in der Lindenstrasse anzutreffen sein. Im a13 werden ihre Kunstwerke auch zum Kauf angeboten: «Wenn jemand ein passendes Stück für sich findet, ist das eine schöne Wertschätzung für meine Arbeit.»

a13 Öffnungszeiten im Mai und Juni: jeweils Di, Do + Sa von 17 – 20 Uhr Ausstellungsraum a13, Lindenstrasse Nr. 30, 6015 Luzern-Reussbühl

Impressum Herausgeberin Sinnvoll Gastro Lindenstrasse 32a 6015 Luzern-Reussbühl +41 41 240 46 34 info@sinnvollgastro.ch www.sinnvollgastro.ch Redaktion Elias Schneider Diego Stocker, textosteron.ch

Noch wird in der Quartierbeiz Libelle fleissig umgebaut.

Libelle heisst die neue Quar tierbeiz an der Luzerner Maihofstrasse 61. Die Libelle ist mehr als einfach ein weiteres Restaurant: Sie ist eine professionell geführ te soziale Unternehmung, die erwerbslosen Menschen mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine Perspektive eröffnet. Hier eignen sie sich Kenntnisse und Fer tigkeiten an, die ihnen bei der künftigen Stellensuche behilflich sind. Sei es bei ihrer Arbeit in der Küche, im Service, hinter dem Buffet oder im Office.

Druck B. Blöchlinger AG, Luzern Auflage 10'000 Exemplare

13 Minuten bei dir

Restaurant Libelle Tag der offenen Tür: Am Samstag, 24. Mai 2014 ist die Bevölkerung zum «Tag der offenen Tür» eingeladen.

Layout Sputnik Sager, Luzern

Öffnungszeiten der Libelle ab 25. Mai: Mo–Do 9–23.30 Uhr, Fr/Sa 9–0.30 Uhr, So 9–18 Uhr www.restaurantlibelle.ch

Willst du das 13 Minuten bei dir im Geschäft auflegen oder verteilen? Dann ruf uns unter 041 240 46 34 an und sichere dir eine schöne Belohnung!


8 Das Letzte

Nr.10 / Mai-Juni 2014

Warum gegen eine Knoblauchfahne nur schwer anzukämpfen ist

Ein Geruch zum Vampire vertreiben Knoblauch macht glücklich. Er ist gesund und lässt jedes Essen unweigerlich ein wenig nach Ferien schmecken. Wenn da bloss nicht die vermaledeite Nebenwirkung namens «ChnobliAtem» wäre. Harmlos und unschuldig sieht sie aus, die Knoblauchzehe. Doch dieser Eindruck täuscht. Der kleinen weissen Knolle wohnen heimtückische Inhaltsstoffe inne, die bei der Verwertung im menschlichen Körper ein olfaktorisches Massaker von geradezu biblischem Ausmass anrichten können. Wer schon einmal von einem Mitmenschen, der sich gerade genüsslich einen Kebabteller mit Extraportion Tsatsiki einverleibt hat, zur Begrüssung zärtlich angehaucht wurde, weiss: Ein Chnobli-Atem ist das Letzte! Vorhof zur Hölle Knoblauch ist der Beni Thurnheer unter den Zutaten: Man verträgt ihn in der Regel nur in geringer Dosierung. Genauso wie der«Schnurri der Nation» einem mit zu viel Dampfgeplauder das schönste Fussballspiel vermiesen kann, macht ein zu grosszügiger Umgang mit Knoblauch aus dem besten Essen eine Zumutung. Zwar nicht zwangsläufig für diejenigen, die das Knoblauchgericht auf dem Teller haben. Dafür für alle anderen. Mundgeruch ist ganz allgemein eine ziemlich unpopuläre Sache. Einen ganz besonders schlechten Ruf geniesst jedoch der Chnobli-Atem. Einer Knoblauchfahne hängt ein würziges Bouquet nach, das beim Menschen unweigerlich die Fluchttriebe weckt. Das ist so, weil in den Knoblauchausdünstungen Schwefelverbindungen enthalten sind, die wir sonst nur von Vulkanausbrüchen, brodelnden Geysiren und – gemäss Hörensagen – dem Vorhof zur Hölle kennen.

Sogar Heuschnaps hilft nicht Besonders fies: Die schwefelhaltige Verbindung Allicin, welche für den typischen Knoblauchgeruch verantwortlich ist, gelangt über Magen und Darm in den Blutkreislauf und schliesslich in die Lungenbläschen. Via Speiseröhre werden die übelriechenden Abbauprodukte an die Atemluft abgegeben, was dazu führt, dass es aus dem Mund riecht, als hätte man an einem Fisch gelutscht. Doch damit nicht genug: Nach einer Weile wird der Knoblauchduft zu allem Überdruss beim Schwitzen noch ein zweites Mal über die Haut abgegeben. Deshalb kann der Genuss von Knoblauch auch Stunden nach der Mahlzeit, auch nach gründlichster Reinigung der Zähne und dem Verzehr einer ganzen Packung Fisherman’s Friend nicht zufriedenstellend verheimlicht werden. Da hilft nach dem Essen auch kein doppelter Heuschnaps vom Hotel Wetterhorn. Da braucht es schon eine ausgiebige Ganzkörperdusche am Tag danach. Eigentlich eine gesunde Sache Auch wenn der Knoblauch ein kleiner Stinker ist – ganz auf ihn verzichten sollte man auf keinen Fall. Denn eigentlich ist er richtig gesund. Dass die regelmässige Einnahme von Knoblauch den Blutdruck senkt und positive Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel hat, scheint wissenschaftlich erwiesen. Aber eben, wenn da bloss nicht die übelriechenden Nebenwirkungen wären. Nicht Anfassen! Der Ärger mit dem Knoblauch beginnt bereits bei der Zubereitung. Es kann nämlich eine ganz schön nervenaufreibende Angelegenheit sein, eine Knoblauchzehe überhaupt erst von der porösen Schale zu befreien, die hartnäckig an der feuchten Oberf läche der Zehe kleben bleibt. Da bereits beim Zerschneiden der Knoblauchzehe die schwefelhaltige Verbindung Allicin

Eine Knoblauchfahne löst nur selten Begeisterungsstürme aus.

freigesetzt wird, führt das dazu, dass man noch am nächsten Morgen, wenn man sich verschlafen die Nase reibt, brutal daran erinnert wird, dass es gestern in Knoblauch gebratene Gambas zu essen gab. Glücklicherweise gibt es gegen Chnobli-Finger ein wirksames Mittel: die Knoblauchzehen nicht anfassen! Statt die Knoblauchzehen mühsam mit dem Messer zu schälen, schmettert man sie mit voller Kraft auf ein Küchenbrett. Danach kippt man die Zehen in einen Behälter und beginnt diesen kräftig und mit Inbrunst zu schütteln, bis sich – oh Wunder! – nach ein paar Sekunden die Knoblauchzehen vollständig von Schalen und Häuten befreit haben. Stumpfe Geheimwaffen Abwehrmassnahmen gegen die Knoblauchfahne sind leider nicht ganz so effizient. Ganz egal, ob man zum Essen ein grosses Glas Milch trinkt, danach ein paar Zartbitter-Schokoladenriegel isst, Zitronenschnitze auslutscht, auf rohem Ingwer oder frischer Petersilie herumkaut oder an einer Meerrettichwurzel knabbert: Der Erfolg stellt sich

Man nehme:

Bagna caoda

meistens nur für kurze Zeit ein – der Knoblauch hat den längeren Atem. Erfolgsversprechender ist es da schon, vor der weiteren Verarbeitung den leicht grünlichen Spross in der Mitte der Knoblauchzehe zu entfernen. Der Knoblauchgenuss kann dadurch tatsächlich von den gröbsten Schockelementen schwefeliger Schärfe befreit werden. Der beste Tipp lautet jedoch: Knoblauch-Gerichte niemals alleine essen! Das gilt ganz besonders für ein romantisches Tête-à-tête – dann klappt es vielleicht sogar mit einem Happy End. Denn wer selbst Knoblauch isst, nimmt den Geruch auch bei andern schon bald nicht mehr wahr. Das hängt mit unseren Geruchsrezeptoren zusammen, die vom eigenen Knoblauch-Atem derart benebelt werden, dass sie das strenge Chnobli-Bukett des Gegenübers nicht mehr vorschriftsgemäss ans Gehirn weiterleiten können. Stattdessen gaukeln sie uns komplizenhaft einen kussfrischen Atem vor, auch wenn er in Wahrheit riecht, als ob man damit Vampire in die Flucht schlagen könnte.

Re z e p

Me h r t e au f 13m i n ut

en .ch

Rezept für 6 Personen Für die Sardellen-Knoblauch-Crème: 5 Knoblauchknollen sauber schälen und in 1 Liter Frischmilch weichkochen (die Milch nimmt dem Knoblauch die Schärfe), abschütten, den Knoblauch zerdrücken, mit Öl und 250g in Salz eingelegten Sardellen zu einer Crème verrühren.

Für Gemüsedips: 2 gelbe Peperoni, 1 Wirsingkohl, 6 Topinambur, 2 gekochte Randen, 6 gedünstete Zwiebeln, 1 gekochter Blumenkohl. Das Gemüse waschen, schälen und in mundgerechte Stäbli schneiden. Das Gemüse auf einer Platte dekorieren und die Sauce separat servieren. Eignet sich auch sehr gut als Brotaufstrich.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.