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Nr.5 / Mai-Juni 2013 / Gratis
Die neusten Nachrichten der Sinnvoll Gastro Luzern / R eussbühl
Wieviel Kultur braucht es in Luzern? Der kleinste gemeinsame Nenner scheint gefunden
Kulturszene Luzern – Wie viel Kompromiss verträgt sie?
Kultur, Bedürfnis oder Generationsproblem? Überall liest und spricht man von Kultur, doch was ist Kultur überhaupt, was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Allge-
Man ist sich eher uneinig auf die Frage: «Wie viel Kultur braucht es in Luzern?» Die Stadt ist bemüht und sucht regelmässig den Kontakt zur Szene. Früher waren die Bemühungen eher etwas Ungeschickt doch mit der «Kulturagenda 2020» hat man wohl den kleinstmöglichsten gemeinsamen Nenner gefunden.
mein versteht man unter Kultur oder kulturellem, die Kunst vom Musizieren oder der Malerei. Die Definition des Begriffes sollte wohl einmal revidiert werden. In der heutigen Zeit hat der Begriff mehr an Breite und Tiefe gewonnen. Durch die spürbare «Individualisierung» des Lebensstils hat unsereiner mehr Bedürfnisse die gedeckt werden wollen. Ein 19 jähriger verspürt Bedürfnisse, welche für unsere etwa älteren Zeitgenossen wiederum nicht verständlich ist. Ein Interessenkonflikt, welcher sich auch auf die Gastronomie auswirkt. Die frühere Hierarchie (die älteren bestimmen) einer Gemeinde ist so auch nicht mehr spürbar. Somit fragt sich hier auch
Die Szene lebt, pulsiert und schreitet Hand in
oftmals welche Ansprüche sind höher ein-
Hand voran. Neustes Beispiel ist die Zwischen-
zuschätzen und weiter zu verfolgen. Die
nutzung des ehemaligen Hallenbades an der Bi-
Jugendlichen fühlen sich eher benachtei-
reggstrasse in Luzern. Obschon einiger Schwie-
ligt da ihre Bedürfnisse meistens hinter
rigkeiten hat sich das Projekt mit eigenem
denen des älteren und etablierteren Kul-
Ausschuss und fundiertem Netzwerk in der Re-
turschaffenden oder politisch einflussrei-
gion gegenüber der Stadt klar positioniert.
cheren Mitbürgers steht.
Anfänglich hiess es, «eine gastronomische Nut-
Die Gastronomie ist ein fester Bestandteil
zung» sei seitens der Stadt nicht erwünscht.
der Kultur und steht mit ihr in einer finan-
Mittlerweile ist aber klar, dass es gastronomi-
ziellen Wechselwirkung. Denn auch hier
schen Umsatz braucht, um die zwei bis drei ent-
läuft ohne die notwendigen finanziellen
standenen 100% Stellen sowie die Betriebskos-
Mittel gar nichts. Ob nun auch eine Dis-
ten langfristig rechtfertigen oder finanzieren zu
kothek mit all ihren «Kollateralschäden»
können.
ein Teil der Kultur ist, kann diskutiert
Etwas weniger finanziellen Druck verspürt man
werden. Dass sie jedoch das Bedürfnis ei-
an der Industriestrasse. Ein langer und intensi-
ner gesamten Generation ist, kann nicht
ver politischer «Kampf» ist gewonnen und so-
dementiert werden!
mit auch die Zukunft im Vergleich zum «Neubad» über mehrere Jahre gesichert. Was nun mit der Industriestrasse aber konkret passieren soll,
Editorial
Infoveranstaltung für Interessierte im Neubad Luzern.
ist noch nicht entschieden. Es gibt viele Anspruchsgruppen mit unterschiedlichen Bedürf-
staltungen erfolgreich durchgeführt werden.
so sieht die Wertschöpfung aktueller Kultur aus.
nissen und das Projekt ist als solches wohl auch
Wer die Entwicklung des Südpols und die Dis-
Wer eine finanzielle «Unabhängigkeit» gegen-
nicht mit einem einzelnen Kulturbetrieb zu um-
kussionen über das «Weiterleben» der Boa im
über Stadt / Sponsoren hat und selbstbewusst
schreiben, sondern eher mit einer Kulturstrasse.
Südpol in den letzten Jahren mitbekommen hat,
auftritt, bekommt, was er will: Wenig Kompro-
Dies führt aber aufgrund der vielen Interessen
weiss, dass es ein harziger Weg war. Luzerner
misse und ein grosses Mass an Freiheit.
wohl oder übel zu mehr Kompromissen als in
Kulturschaffende hatten in der Anfangszeit das
Ob Kultur ohne Kompromisse funktioniert,
einem Ein-Haus-Projekt. Nicht zu vergessen ist
Südpol und die dahinterstehenden politischen
kann nur schwer beurteilt werden. Auf jeden
dabei der politische Auftrag in der Industriestrasse
Entscheide der Stadt an den Pranger gestellt.
Fall ist der Weg auch das Ziel. Der Austausch
günstigen Wohnraum anzubieten.
Im Nachhinein kann man wohl sagen, dass der
untereinander ist ein kreativer Prozess der Lö-
Während im «Neubad» und an der Industriestra-
Entscheid richtig war, professionelle Leute wie
sungsfindung und die Befriedig ung und Mitein-
sse noch diskutiert wird, ist man im Südpol eher
Philippe Bischof oder Christoph Linder ins Boot
bindung von Stakeholdern, Nachbarn und der
im Alltag angekommen. Der Südpol weiss, nach
zu holen, um das Ganze auch interregional und
Stadt. Kultur, die wohl schönste aber auch kom-
einer doch teilweise ziemlich harten Einarbei-
national in die richtige Richtung zu stossen.
plizierteste Nebensache der Welt!
tungszeit in die Luzerner Kulturszene, wie mit
Wie viele Kompromisse diesem Entscheid vor-
Kompromissen umzugehen ist und wie Veran-
aus gegangen sind, kann man nur erahnen. Aber
Die Sinnvoll Gastro ist auch ein Teil der Kulturszene. Auf eine vielfältige Art und Weise wie wir finden. Ich bin der Meinung, dass eine Stadt wie Luzern eine dynamische, breite und tiefe Kultur benötigt, die sich an den Bedürfnissen der Einwohner orientiert und nicht an einzelnen Entscheidungsträgern aus der Politik. Wir sind ready!
Bis bald Philippe Giesser